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Axel Springer sagte mir einmal: Der Weg eines deutschen Verlegers ...

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„<strong>Axel</strong> <strong>Springer</strong> <strong>sagte</strong> <strong>mir</strong> <strong>einmal</strong>:<br />

<strong>Der</strong> <strong>Weg</strong> <strong>eines</strong> <strong>deutschen</strong> <strong>Verlegers</strong><br />

geht über Jerusalem nach Berlin.<br />

Das war 1983. Sechs Jahre bevor die<br />

Mauer fiel.“ Hubert Burda<br />

München–<br />

Jerusalem<br />

Inhalt des Kapitels 103


Detail aus dem zentralen Wandbild der Cappella Baglioni in der Kirche Santa Maria Maggiore, Pinturicchio, 1500–1501. Als Teil einer<br />

idyllischen Szenerie ist der Zug der Hl. Drei Könige abgebildet, auf dem hohen Berg links vollzieht sich die Verkündung der Hirten


Jüdisches Gemeindezentrum<br />

Ein vitales<br />

und<br />

inspirierendes<br />

Forum<br />

Am 9. November 2006 wurde die Ohel-Jakob-Synagoge und im Frühjahr 2007 das<br />

jüdische Gemeindezentrum am Jakobsplatz in der Münchner Innenstadt eröffnet.<br />

Diese Ereignise wurden in ganz Deutschland als ein Neubeginn des deutschjüdischen<br />

Verhältnisses verstanden. Wie die Präsidentin der Israelischen Kultusgemeinde<br />

München und Oberbayern und damalige Präsidentin des Zentralrats der<br />

Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, erklärte: „Jüdisches Leben sollte auf<br />

keinen Fall länger in den Hinterhöfen oder am Rand der Stadt versteckt bleiben.“<br />

Die Rückkehr der Jüdischen Gemeinde in das Herz der von ihr so geliebten Stadt<br />

München verfolgte Hubert Burda mit großer Anteilnahme. Für die Errichtung des<br />

Gemeindezentrums machte er eine großzügige Spende von einer Million Euro.<br />

<strong>Der</strong> große Versammlungssaal der Gemeinde trägt seinen Namen.<br />

Leben – so steht es in großen Lettern<br />

im Eingangsfoyer des neuen Münchner<br />

jüdischen Gemeindezentrums<br />

geschrieben – ist ein Kernbegriff des<br />

Judentums. Er beschwört die Kraft<br />

der Schöpfung, erinnert aber auch an<br />

die Gefahr, das Leben zu verlieren, eine<br />

Erfahrung, die Juden in der Diaspora<br />

nie verdrängen sollen<br />

Inhalt München des – Kapitels Jerusalem 107 107


„Zwei Völker, beide mit einem<br />

Schicksal, können auf Dauer nicht<br />

einander den Rücken kehren und<br />

aneinander vorbeigehen. Für die<br />

Menschheit kann es etwas bedeuten,<br />

wenn dieser Friede ehrlich, und das<br />

heißt auch ohne Vergesslichkeit,<br />

betrachtet und vorbereitet und, so Gott<br />

will, schließlich geschlossen wird.“<br />

Rabbi Leo Baeck, Düsseldorf 1954<br />

Vor dem Eingang zum Hubert Burda Saal des jüdischen Gemeindezentrums: Die vielen Veranstaltungen der letzten vier<br />

Jahre in diesem Saal, vor allem auch diejenigen, welche von nicht jüdischen Veranstaltern organisiert werden, manifestieren<br />

die Selbst verständlichkeit, mit der das jüdische Gemeindezentrum in der Mitte Münchens angenommen worden ist<br />

Im Juni 1938 wurde die damals<br />

zweitgrößte Synagoge Deutsch ­<br />

lands am Lenbachplatz auf Drängen<br />

des NS-Regimes zerstört. Seit<br />

Mitte der 80er-Jahre des vergangenen<br />

Jahrhunderts gab es innerhalb<br />

der Jüdischen Gemeinde Über legungen,<br />

eine neue Hauptsynagoge<br />

mit Gemeindezentrum am Jakobsplatz<br />

zu errichten. Es war vor allem<br />

die Präsidentin der Gemeinde,<br />

Charl otte Knobloch, die sich diesem<br />

Plan gänzlich verschrieben hatte.<br />

In der zweiten Hälfte der Neunziger<br />

nahm sich der Sache auch der<br />

Münchner Oberbürgermeister Christian<br />

Ude an. Es geschah, was eigentlich<br />

niemand für möglich gehalten<br />

hatte: 2003 begannen die<br />

Bauarbeiten für das geschichtsträchtige<br />

und größte Bauprojekt<br />

einer jüdischen Gemeinde in Europa.<br />

Im November 2006 wurde die<br />

Synagoge, im Frühjahr 2007 das<br />

Gemeindezentrum eröffnet. Für den<br />

Bau des Gemeindezentrums wurde<br />

unter dem Motto „Paten für Toleranz“<br />

von Münchner Bürgern und<br />

Medienhäusern Spenden aufgebracht.<br />

<strong>Weg</strong>en der großzügigen<br />

Spen de des <strong>Verlegers</strong> Hubert Burda<br />

wurde der große Versammlungssaal<br />

nach ihm benannt. Er ist<br />

heute ein gesuchter Ort für kulturelle<br />

und gesellschaftliche Veranstaltungen.<br />

Kurz vor Weihnachten und während<br />

des traditionellen Chanukka-<br />

Festes am 17. Dezember 2009<br />

verlieh die Israelitische Kultusgemeinde<br />

München und Oberbayern<br />

die Ohel-Jakob-Medaille an Hubert<br />

Burda. Sie ehrte ihn damit für seine<br />

Verdienste, die er sich um die jüdische<br />

Gemeinschaft erworben<br />

hatte. Die Laudatio hielt Rachel Salamander,<br />

Publizistin und Leiterin<br />

der Literaturhandlung, der einzigen<br />

jüdischen Buchhandlung in München<br />

und Berlin. Aus ihrer Rede zitieren<br />

wir einige Passagen, die Hubert<br />

Burdas persönliches Verhältnis<br />

zum Judentum charakterisieren:<br />

„Viele von ihnen kennen Hubert<br />

Burda als einen Gesellschaftsmenschen<br />

schlechthin. Ko m mu ­<br />

nikation gehört zu seinem Wesen.<br />

Dass seine Offenheit und Neu ­<br />

gierde allem Denkbaren und Undenkbaren<br />

gegenüber auch beim<br />

Minenfeld ‚Vergangenheitsbewältigung‘<br />

nicht Halt gemacht hat,<br />

unterscheidet ihn wie so vieles<br />

von seinen Zeitgenossen. Er hat<br />

in den beinahe 30 Jahren unserer<br />

Freundschaft immer <strong>Weg</strong>e gefunden,<br />

das Jüdische auf ganz selbstverständliche<br />

Weise mit einzubeziehen,<br />

als sei es das Natür lichste<br />

auf der Welt …<br />

Ich bin <strong>mir</strong> sicher, dass der eine<br />

oder andere aus Burdas Umfeld<br />

sich fragte und fragt, was Hubert<br />

Burda denn dauernd mit den Juden<br />

am Hut habe. Das Jüdische<br />

jedoch, so hat man das Gefühl,<br />

gehört ganz einfach zu seinem Leben<br />

und ist kein Fall von politischer<br />

Vor der Eröffnung der neuen Münchner<br />

Synagoge am 9. November 2006:<br />

der Verleger mit „Bunte“-Chefin<br />

Patricia Riekel, „Focus“-Chefredakteur<br />

Helmut Markwort und der Präsidentin<br />

der Jüdischen Gemeinde von<br />

München und Oberbayern, Charlotte<br />

Knobloch (v.l.)<br />

Correctness. Als Mann der Kunst<br />

und Kultur beschäftigen ihn die<br />

großen Geister, darunter eben auch<br />

jüdische Künstler, Literaten und<br />

Gelehrte. Dennoch bleibt eine Frage:<br />

Wie kommt es, dass ein Deutscher<br />

es schafft, so offenen Umgang<br />

mit dem Jüdischen zu<br />

pfle gen. Das ist ja k<strong>eines</strong>wegs der<br />

Regelfall. Sonst müssten wir uns ja<br />

nicht Jahrzehnte mit dem deutschjüdischen<br />

Thema herumquälen …<br />

Wahr scheinlich hat Hubert Burda in<br />

Sachen Mitgift wohl gleich in mehrfacher<br />

Hinsicht Glück gehabt.<br />

Jeden falls auch, was das deutsche<br />

Erbe betrifft. Als ich Hubert Burda<br />

mit seiner ungezwungenen Art kennenlernte,<br />

wusste ich das noch<br />

nicht. Die bange Frage nach seinem<br />

familiären Hintergrund klärte<br />

sich erst nach und nach. Ich glaube,<br />

auch für ihn. Er selbst kramte<br />

nämlich in seiner Geschichte und<br />

legte <strong>mir</strong> zum Beispiel <strong>eines</strong> Tages<br />

ein Buch über das Schicksal der<br />

Offenburger Juden vor, dessen<br />

Herausgabe er ermöglicht hatte.<br />

Sein selbstverantwortlicher Umgang<br />

befreite mich jedenfalls aus<br />

der Rolle der Schnüfflerin …<br />

Das Elternhaus ist die fundamentale<br />

Schu le des Lebens. Hubert<br />

Burda ist dort schon früh auf die<br />

deutsch-jüdische Tragödie gestoßen<br />

und hat einen Vater erlebt,<br />

dem Menschenliebe eine ganz natürliche<br />

Haltung war. Und Hubert<br />

Burda hat gelernt, sein Erbe als<br />

Ganzes anzunehmen, nicht die genehmen<br />

den unerwünschten Teilen<br />

vorzuziehen und für die Folgen der<br />

<strong>deutschen</strong> Geschichte Verantwortung<br />

zu übernehmen. Viele Menschen<br />

und Einrichtungen ziehen<br />

daraus Gewinn. Er lebt vor, wie das<br />

Zusammenleben von Juden und<br />

Deutschen unverkrampft vollzogen<br />

werden kann. Mit ihm erfüllt sich<br />

Gerschom Scholems ‚Hoffnung auf<br />

Restitution der Sprache zwischen<br />

Deutschen und Juden‘.“<br />

München – Jerusalem 109


Im September 1998 trafen<br />

Lord Weidenfeld (l.),<br />

Hubert Burda und Steven<br />

Spielberg in Berlin<br />

zusammen<br />

Shoah Foundation<br />

Partners in Tolerance<br />

Gegen das Vergessen richtet sich Steven Spielbergs Shoah Foundation,<br />

die weltweit größte Sammlung von Zeitzeugenberichten über den<br />

Holo caust. Hubert Burda Media unterstützte das Projekt und entwickelte<br />

gemeinsam mit der Bertelsmann AG und dem <strong>Axel</strong> <strong>Springer</strong> Verlag Unterrichtsmaterial,<br />

das Heranwachsenden die Shoah nahebringt.<br />

<strong>Der</strong> Verleger (2.v.l.) mit Regisseur<br />

Steven Spielberg (daneben), Michel<br />

Friedmann (3.v.r.) und Mark Wössner<br />

(r.) bei einem Empfang 1998 im<br />

Berliner Schloss Bellevue<br />

In diesem Zusammenhang erschien die CD-ROM „Erinnern für Gegenwart und<br />

Zukunft – Überlebende des Holocaust berichten“. Im Mittelpunkt der Dokumentation<br />

stehen die Erzählungen der beiden jüdischen Überlebenden Irmgard Konrad<br />

und Hans Frankenthal. Anhand ihrer Lebensstationen, Erlebnisse und Erfahrungen<br />

werden die Verfolgung durch das NS-Regime und die Geschichte des<br />

Holocaust dargestellt. Die Berichte wurden zusammengestellt aus dem Interviewmaterial<br />

der Shoah Foundation des US-Regisseurs Steven Spielberg. Das gewaltige,<br />

in nur wenigen Jahren zusammengetragene Archiv mit über 50 000 Interviews<br />

sollte durch modernste Medientechnologie zu einer jedermann zugänglichen<br />

Erfahrungs- und Erinnerungswelt umgeformt werden. Die Medieninitiative „Partners<br />

in Tolerance“, die sich seit 1999 für die Stiftung engagierte, initiierte und<br />

finanzierte die deutsche Version der CD-ROM.<br />

München – Jerusalem 111


Transparenter Neubau:<br />

die Glasfront der Hochschule<br />

für Jüdische<br />

Studien Heidelberg<br />

Netzwerk von Förderern –<br />

Hubert Burda im Gespräch<br />

mit Klaus Tschira, rechts<br />

daneben Josef Ackermann<br />

bei der Grundsteinlegung<br />

Salomon Korn, Maike Kohl-Richter und Altbundeskanzler Helmut Kohl<br />

bei der Eröffnungsfeier (v.l.)<br />

Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg<br />

Talmud und Google<br />

„Das Aktionskomitee unter dem<br />

Vorsitz von Salomon Korn und seine<br />

Mitglieder sammelten 2,15 Millionen<br />

Euro für den Neubau.“ Hubert Burda<br />

<strong>Der</strong> Neubau der 1979 gegründeten Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg eröffnete im September<br />

2009 und versammelt erstmals alle Bereiche von Forschung und Lehre – zuvor auf vier Häuser verteilt –<br />

unter einem Dach. Hubert Burda Media hatte das Projekt unter anderem mit der virtuellen Bibliothek zur<br />

deutsch-jüdischen Geistesgeschichte unterstützt und mit Buchpatenschaften Mittel eingeworben.<br />

Zum 30. Geburtstag gab es für die<br />

Hochschule für Jüdische Studien in<br />

Heidelberg ein besonderes Geschenk:<br />

die Eröffnung <strong>eines</strong> Neubaus<br />

in der historischen Altstadt.<br />

Die lichtdurchflutete Architektur, die<br />

in der Ausführung von Hans-Jörg<br />

Maier Altes und Neues kontrastiert,<br />

fasst Hörsäle, Bibliothek, koschere<br />

Mensa und das Zentralarchiv zur<br />

Erforschung der Geschichte der<br />

Juden in Deutschland in einem Haus<br />

zusammen. Die Entstehung des<br />

Neu baus wurde durch ein Aktionskomitee<br />

unter dem Vorsitz von Salomon<br />

Korn, Vizepräsident des Zentralrats<br />

der Juden in Deutschland,<br />

und Hubert Burda finanziell wie ideell<br />

unterstützt. Dessen Mitglieder,<br />

darunter Friede <strong>Springer</strong>, Stefan<br />

von Holtzbrinck, Klaus Tschira und<br />

Josef Ackermann, treffen sich seitdem<br />

in loser Folge, um den intellektuellen<br />

Austausch auch über die offizielle<br />

Einweihung hinaus zu pflegen.<br />

Den Rei gen der Impulsgeber eröffnete<br />

2007 ein Salongespräch im<br />

Haus von Hubert Burda in München.<br />

2008 lud Klaus Tschira dann<br />

nach Heidelberg in die Villa Bosch<br />

zu ei nem Gedankenaustausch mit<br />

dem Schriftsteller Hans Magnus<br />

Enzensberger ein. Ein Jahr später<br />

war der baden-württembergische<br />

Ministerpräsident Günther Oettinger<br />

im Neu en Schloss zu Stuttgart Gastgeber<br />

<strong>eines</strong> Dinners mit Intendantin<br />

Nike Wagner.<br />

Ein Projekt, das im Rahmen dieser<br />

Initiative entstand, war die Idee einer<br />

virtuellen Bibliothek. In Form<br />

von Buchpatenschaften wurde über<br />

www.virtuelle-juedische-bibliothek.<br />

de eine Online-Bibliothek aufgebaut,<br />

die die deutsch-jüdische Geistes­<br />

geschichte erfahrbar machen und<br />

zugleich die Bibliothek der Hochschule<br />

symbolisch mit aufbauen<br />

sollte. Aus insgesamt 1 500 Werkvorschlägen<br />

jüdischer Dichter, Denker,<br />

Musiker, Maler und Schriftsteller<br />

konnte jeder Besucher der Web site<br />

wählen und mit einer Spende zwischen<br />

50 und 500 Euro als Buchpate<br />

den Neubau unterstützen. „Die<br />

Liste wurde von der von <strong>mir</strong> geschätzten<br />

Rachel Salamander ausgewählt,<br />

und bedeutende Größen<br />

wie Uwe Tellkamp, Yossi Vardi oder<br />

Lord Weidenfeld haben eine Patenschaft<br />

für Bücher übernommen“,<br />

wie Initiator Hubert Burda anlässlich<br />

der Eröffnungsfeier zum Jubiläumssemester<br />

betonte. Auf Initiative von<br />

Altbundeskanzler Helmut Kohl wurden<br />

außerdem Bau-Aktien im Wert<br />

von je 500 Euro verkauft, die der<br />

ehe malige CDU-Chef alle eigenhändig<br />

unterschrieben hatte. Und<br />

die Spender konnten Raumpatenschaften<br />

für den Neubau übernehmen:<br />

Die Räume sind alle nach<br />

deutsch-jüdischen Geistesgrößen<br />

benannt.<br />

Insgesamt hatte das Aktionskomitee<br />

private Mittel in Höhe von 2,15<br />

Millionen Euro für den Neubau und<br />

die Ausstattung der Hochschule<br />

gesammelt. „Dies ist ein Drittel des<br />

gesamten Bauvolumens“, so Burda.<br />

Den Neubau zahlten zu je einem<br />

Drittel der Zentralrat der Juden in<br />

Deutschland, der Bund und das<br />

Land Baden-Württemberg, das der<br />

Hochschule außerdem das über<br />

2000 Quadratmeter große Grundstück<br />

kostenlos überließ. Angefangen<br />

mit 16 Studenten, ist in der<br />

vom Zentralrat der Juden getragenen,<br />

staatlich anerkannten Hochschule<br />

heute Platz für 250 Studierende.<br />

Acht Lehrstühle befassen<br />

sich mit Bibel und Exegese, Talmud<br />

und rabbinischer Literatur, mit Kunst,<br />

Geschichte, hebräischer Literaturund<br />

Sprachwissenschaft, Philosophie<br />

und Geistes geschichte –<br />

nirgendwo sonst in Europa werden<br />

Jüdische Studien in vergleichbarer<br />

Breite angeboten. Und Google ist<br />

für die Studierenden schon längst<br />

eine unerlässliche Quelle.<br />

München – Jerusalem 113


Die Eröffnungsfeier der internationalen<br />

Konferenz „Cool People in the<br />

Hot Desert“ fand 2004 in der David-<br />

Zitadelle in Jerusalem statt<br />

Beer Sheva<br />

High Tech im Land der Bibel<br />

1999 gründete Hubert Burda das „Hubert Burda Center for Innovative Communications“ an d er Ben Gurion University of the Negev in Beer Sheva. Neben der wissenschaftlichen<br />

Lehre und der studentischen Ausbildung fördert das Center den interdisziplinären Austausch und Dialog zu relevanten Zukunftsthemen. Ein besonderer Forschungsschwerpunkt gilt<br />

den Neuen Medien und der digitalen Transformation.<br />

München – Jerusalem 115


In Jerusalem begrüßt der<br />

Schirmherr die Teilnehmer<br />

der zweiten internationalen<br />

Konferenz „Cool People in<br />

the Hot Desert“ 2004. <strong>Der</strong>en<br />

Thema war „Iconic Turn –<br />

die neue Macht der Bilder“<br />

Anzeigenmotiv von Hubert Burda Media in der Sonderbeilage „Gesichter Israels“ der Welt-<br />

Zeitungsgruppe vom Mai 2008 anlässlich des 60. Jahrestags Israels<br />

Das Hubert Burda Center of<br />

Innovative Communications wurde<br />

1999 an der Ben-Gurion-Universität<br />

(BGU) im israelischen Beer Sheva<br />

gegründet. Das Institut verfolgt<br />

das Ziel, den interkulturellen Austausch<br />

zwischen Medienwissenschaftlern,<br />

Praktikern, Unternehmern<br />

und Politikern zu fördern, und legt<br />

dabei einen Schwerpunkt auf die<br />

Neuen Medien. „Israel ist im Bereich<br />

Neue Medien von enormer Bedeutung<br />

für Europa“, begründet Hubert<br />

Burda sein Engagement.<br />

Das akademische Tätigkeitsfeld bein<br />

haltet komparative Studien über<br />

die Zukunft der sogenannten Alten<br />

Medien gegenüber Neuen Medien.<br />

Über den analytischen Vergleich<br />

von Offline- und Online-Medienkonsum<br />

soll erforscht werden, wie sich<br />

die digitale Transformation gestaltet.<br />

Neben der wissenschaftlichen<br />

Lehre und der studentischen Ausbildung<br />

fördert das Institut den interdisziplinären<br />

Austausch zwischen<br />

israelischen und europäischen Wissenschaftlern,<br />

High-Tech-Unternehmern<br />

und Politikern zu gesellschaftlich<br />

relevanten Zukunfts themen – wie<br />

zum Beispiel dem „Iconic Turn“. Zu<br />

den Projekten zählt unter anderem<br />

der GNBlog zur Förderung <strong>eines</strong><br />

Dialoges der Nach barländer Israel,<br />

Palästina, Ägypten, Syrien, Saudi-<br />

Arabien und Iran. Durch die Intensivierung<br />

des materiellen und ideellen<br />

Austausches sollen die reg ionalen<br />

Spannungen und Konflikte entschärft<br />

werden.<br />

Vom 13. bis 15. Mai 2000 hat mit<br />

„Cool People in the Hot Desert“ die<br />

erste große Veranstaltung des Hubert<br />

Burda Centers an der Ben-<br />

Gurion-Universität stattgefunden.<br />

Das Konzept zielte darauf ab, eine<br />

Brücke zu schlagen, damit sich die<br />

führenden Unternehmer deutscher<br />

und israelischer Internet-Start-ups<br />

begegnen können und beginnen<br />

zusammenzuarbeiten. Als deutschisraelisches<br />

Start-up-Forum bot es<br />

die Möglichkeit, sich vor einem internationalen<br />

Publikum zu präsentieren,<br />

neue Kontakte herzustellen<br />

und Ideen auszutauschen. Co-Gastgeber<br />

der Konferenz waren Avishay<br />

Braverman, damals Präsident der<br />

Ben-Gurion-Universität, und der Investor<br />

und Gründer von Mirabilis/<br />

ICG, Yossi Vardi.<br />

Die Erfahrungen in der Wüste Negev<br />

markieren die Geburtsstunde<br />

der Idee, eine internationale Plattform<br />

für digitale Themen zu schaffen.<br />

Sie wurden auf der zweiten<br />

Konferenz von „Cool People in the<br />

Hot Desert“, 2004 in Jerusalem, bekräftigt.<br />

Unter der Schirmherrschaft<br />

von Yossi Vardi und Hubert Burda<br />

wurde diese Vision mit der DLD<br />

(Digital Life Design) seit 2005 alljährlich<br />

in München fortentwickelt<br />

und zu einem Treffpunkt einer neuen,<br />

global orientierten Generation.<br />

München – Jerusalem 117


Jerusalem Film School<br />

Die Schule der Bilder<br />

Die Jerusalemer Hochschule für<br />

Film und Fernsehen – der Name am<br />

Eingang ist in hebräischen Buchstaben<br />

angebracht – ist in einem ehemaligen<br />

Fabrikgebäude untergebracht.<br />

Sie ist mittlerweile die angesehenste<br />

Schule ihrer Art im Nahen Osten<br />

<strong>Der</strong> Jerusalemer Bürgermeister Teddy Kollek (1965–1993) zählt zu<br />

den Gründervätern des Staates Israel. Sein Hauptziel war es,<br />

seine Stadt als kosmopolitisches Zentrum auszubauen. Dafür schuf<br />

er die „Jerusalem Foundation“, in der er Mäzene aus aller Welt<br />

versammelte. Hubert Burda überredete Kollek, sich für ein Projekt<br />

der Stiftung, die Jerusalem Film School, zu engagieren. Sie wurde<br />

Ende 1989 gegründet.<br />

Er wurde am 27. Mai 1911<br />

in Nagyvázsony nahe dem<br />

Plattensee in Österreich-<br />

Ungarn geboren. Von 1918<br />

bis 1934 wuchs Teddy Kollek<br />

in Wien auf. 1935 wanderte<br />

er nach Palästina aus<br />

und wurde einer der herausragenden<br />

zionistischen<br />

Politiker Israels. Von 1965<br />

bis 1993 war er Bürgermeister<br />

von Jerusalem. Dort<br />

starb er am 2. Januar 2007<br />

Im Frühjahr 1990 besichtigte Hubert Burda zusammen mit seinem Freund<br />

Lord Weidenfeld und der damaligen Direktorin der Jerusalem Founda tion,<br />

Ruth Cheshin, ein recht abgetakeltes Fabrikgebäude im Jerusalemer Industriegebiet<br />

Talpiot. Hier hatte sich gerade die neu gegründete Jerusalemer<br />

Filmhochschule niedergelassen. Alles sah nach einem Provisorium<br />

ohne große Zukunft aus. Doch der beredte Grün dungsrektor Renen<br />

Schorr ver stand es hervorragend, die Bedeutung des Fernsehens, des<br />

Films und der Filmindustrie für Israel, den Nahen Osten, ja Europa zu beschwören.<br />

Hubert Burda überzeugte vor allem, dass Schorr ihn bat, etwas<br />

für die öffentliche Aufmerksamkeit der Schule und ihre ersten Studenten<br />

zu tun, nämlich Kurzfilme finanziell zu unterstützen und einen Preis<br />

für Abschluss arbeiten auszuloben. Die vierjährige Unterstützung der<br />

Schule durch den <strong>deutschen</strong> Verleger erwies sich als äußerst erfolgreicher<br />

Anschub. Die Jerusalemer Film- und Fernsehhochschule ist heute<br />

die wichtigste Institution ihrer Art im Nahen Osten. Seit 1996 heißt sie<br />

Sam Spiegel Film & Television School, nach dem gleichnamigen amerikanischen<br />

Filmproduzenten, dessen Familie sich als Hauptmäzen der<br />

Schule engagiert.<br />

München – Jerusalem 119

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