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Spezial
11
Dezember_2012
NOVEMBER_2012
TOMORROWTODAY
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Alpbacher
Technologiegespräche 2013
Erfahrungen und Werte
22.-24.08.2013
Congress Centrum
Alpbach/Tirol
Developing the technologies, methods and tools of tomorrow
➜ HEALTH & ENVIRONMENT
MOLEKULARE SPURENSUCHE IM DIENST
Alpbacher
DER GESUNDHEIT
Biomarker läuten eine neue Ära in der personalisierten Medizin
ein. Das AIT nutzt sie, um komplexe Krankheiten früher identifizieren
zu können.
Technologiegespräche
INNOVATIONEN FÜR DIE NACHHALTIGE
BODENSANIERUNG
Innovative biologisch-chemische In-situ-Verfahren sanieren kontaminierte
Böden nicht nur sanfter zur Umwelt als herkömmliche
Methoden, sondern oft auch beträchtlich kostengünstiger.
➜ MOBILITY
DIE LEICHTE ZUKUNFT DER
ELEKTROMOBILITÄT
Mit seinem interdisziplinären Know-how in den Bereichen elektrische
Antriebstechnik und Leichtbau unterstützt das AIT die
Automobilindustrie bei ihrem Ziel, Elektroautos leichter, sparsamer
und dennoch sicherer zu machen.
Christine Tissot
Head of Mobility Department
am AIT Austrian
Institute of Technology
➜ ENERGY
NACHHALTIGKEIT IM GROSSEN MASSSTAB
Immer mehr Industrie- und Gewerbebetriebe nutzen das hohe
Know-how der Energie-ExpertInnen des AIT, die für Wohngebäude
im Bereich des effizienten und umweltverträglichen Heizens und
Rückblick 2012
Kühlens neue Maßstäbe gesetzt haben.
Alle
➜Ergebnisse SAFETY & SECURITY
vom wichtigsten
Meetingpoint KÜNSTLICHE SEHZELLEN der heimischen
– DEM AUGE
GANZ Technologieszene NAHE
ab Seite 3
AIT-Sensor-SpezialistInnen entwickeln neue optische Sensoren,
die sich das Auge als Vorbild genommen haben. Diese künstlichen
Sehzellen können gleichzeitig helle und dunkle Szenen erfassen
und sind zudem rascher als herkömmliche Kamerasensoren.
Ausblick 2013
➜ FORESIGHT & POLICY DEVELOPMENT
AIT Aufsichtsratsvorsitzender
WISSEN VERBINDET – VERBINDUNG
Hannes Androsch über künftige
Herausforderungen Seite
SCHAFFT WISSEN
16
Über Forschungsnetzwerke erhalten innovierende Organisationen
Zugang zu externen Wissensquellen. WissenschaftlerInnen des
AIT-Department Foresight & Policy Development analysieren
Struktur und Dynamik solcher Netzwerke in Europa.
Foto: Congress Centrum Alpbach
Alpbacher
Technologiegespräche 2012
Vom 23. bis 25. August fanden in
Alpbach die jährlichen Technologiegespräche
statt. Zentraler
Bestandteil des vom AIT Austrian
Institute of Technology und ORF/Ö1
organisierten wichtigsten Meetingpoints
der heimischen Technologieszene
sind traditionell die
einzelnen Arbeitskreise. Lesen Sie
nachfolgend die Ergebnisse aller 13
Diskussionsrunden.
IMPRESSUM. Tomorrow Today ist ein Magazin, das in Form einer Medienkooperation mit dem AIT Austrian Institute of Technology umgesetzt wird. Die redaktionelle
Verantwortung liegt bei Austria Innovativ. Medieninhaber und Verleger_Bohmann Druck und Verlag GesmbH & Co. KG., A-1110 Wien, Leberstr. 122, Tel.: +43 1 740 95-0.
DVR:0408689. Geschäftsführung_Gabriele Ambros, Gerhard Milletich. Herausgeber_AIT Austrian Institute of Technology, Tech Gate Vienna, Donau-City-Straße 1, 1220 Wien,
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Projektmanagement_Daniel Pepl. GrafischesKonzept_Anita Frühwirth/EFFUNDWE. Layout_Markus Frühwirth (REPROMEDIA). Druck_Leykam Druck Ges.m.b.H. & Co KG.
Titelfoto_Congress Centrum Alpbach. Erscheinungsweise_6-mal jährlich. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind
vorbehalten. ISSN 1994-5159 (Print), ISSN 1994-5167 (Online). Gratis Abo via E-Mail_cmc@ait.ac.at.
03
/// Arbeitskreis 1 ///
SCHLÜSSELTECHNOLOGIEN:
ZUKUNFT FÜR EUROPAS JUGEND
Schlüsseltechnologien wie Mikro- und Nanoelektronik
wird eine hohe Bedeutung für Europas
Zukunft als wirtschaftlicher Global Player
zugesprochen. Europa soll durch die Ausrichtung
auf diese Technologien global an Wettbewerbsstärke
gewinnen und Zukunftsmöglichkeiten für
die europäische Jugend erschließen. Welche Ansprüche
ergeben sich daraus? Was kann die Jugend
beitragen und welche Rahmenbedingungen
benötigt sie? Diskutiert wurde das Thema mit
Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Wissenschaft
sowie jungen High-Potentials aus Europa,
Indien und Asien. Sabine Herlitschka, Infineon,
unterstrich als Mitorganisatorin des Arbeitskreises
die wichtige Rolle von Technologie, insbesondere
der Key Enabling Technologies (KETs), für
die Zukunft unserer Gesellschaft. Bala Karunamurthy,
„Center of Competence for Automotive
and Industrial Electronics“ (KAI) zog einen Vergleich
der Forschungslandschaften in Indien und
Europa. Er identifizierte die Kooperation zwischen
privaten und öffentlichen Organisationen
als einen der wichtigsten Innovationstreiber in
Europa. Christian Krieg, SBA Research, unterstrich
die Bedeutung der Freiheit für die Jugend
als Garant für neue Innovationen. Freiheit in
Form von finanzieller Unabhängigkeit und Freiheit
der Bildung schaffen die notwendige Diversität
unter jungen Leuten, um neue Ansätze für
Problemlösungen zu finden.
Dem Thema „Europas Zukunft gestalten – welche
Grundbedingungen benötigt die Jugend“ widmete
sich Jutta Krischan, Absolventin der TU Wien. Sie
ging näher auf die zukunftsträchtigen KETs ein
und sprach über die Voraussetzungen, die junge
WissenschaftlerInnen für die Schaffung von Innovationen
benötigen. Li Min, Infineon, verwies auf
die ähnliche Situation der jungen Generation in Europa
und China. Beide Regionen versuchen, Innovationen
im Energiesektor zu generieren; durch
den starken Trend in Richtung nachhaltiger und
effizienter Energie wird ihrer Meinung nach die
Zahl der Innovationen auf diesem Gebiet in naher
Zukunft deutlich ansteigen. „Eine österreichische
Perspektive“ zum Thema Bildung präsentierte
Sabine Seidler, Rektorin der TU Wien. Eine Gegenüberstellung
der künftigen Bildungspläne der
Europäischen Union und der aktuellen Situation
in Österreich bot die Grundlage für eine kritische
Diskussion der Chancen und Herausforderungen.
In ihrem Vortrag beleuchtete sie die Disparitäten
zwischen dem Status quo und der geplanten Forschungsroadmap
der EU und des künftigen Forschungsprogramms
„Horizon 2020“. Franz Viehböck,
Berndorf, betonte die Wichtigkeit neuer
Technologien auch für reife Industrien (z. B. die
metallverarbeitende Industrie). Darüber hinaus
ging er auf wichtige Schlüsseltechnologien wie
Umwelttechnologie oder Gesundheit im Allgemeinen
näher ein und gab einen Ausblick auf die
künftige Entwicklung Europas. Ke Gong zeigte, in
welchen Schlüsseltechnologien China eine globale
Führungsrolle anstrebt. Unterstützt durch zahlreiche
nationale F&E Programme hat China bereits
jetzt bedeutende Fortschritte erzielt.
Schlussfolgerungen
■■
In der Forschung sollte der Schwerpunkt auf
Forschungsinfrastruktur sowie Förderung
von Talenten liegen, um im Wettkampf um die
besten Köpfe zu bestehen.
■■
Die zentralen Technologien beschäftigen sich
mit Energie und Ressourcen.
■■
Diversität sollte auf allen Ebenen gefördert
werden, um eine attraktive Umgebung für
junge Talente zu schaffen. „Talent Management“
als Schlüssel!
■■
■■
Kooperation sollte auf allen Ebenen gefördert
werden. Public Private Partnerships und die
Zusammenarbeit zwischen Universität und
Wirtschaft sind von großer Bedeutung!
Universitäten sollten vermehrt strategische
Überlegungen anstellen, sich auf ihre Stärkefelder
konzentrieren und definieren, wofür sie
stehen. Jede Universität sollte ihre eigene
unverwechselbare Marke entwickeln.
04
/// Arbeitskreis 2 ///
Chancen und Grenzen von
„Ambient Assisted Living“
Zukunftsthesen:
FotoS: Christian Klobucsar
THESE 1: AAL wird 2020 funktionieren, weil
■■
es gemeinsame Geschäftsmodelle gibt,
■■
das Bewusstsein für AAL in der Gesellschaft
vorhanden ist,
■■
es einen neuen Beruf/Dienstleister gibt, der
die Stakeholder als Vermittler anspricht,
■■
Pilotregionen gezeigt haben, dass der ökomische
Nutzen geben ist,
■■
Einzellösungen zu Gesamtlösungen verknüpfbar
sind.
THESE 2: AAL Lösungen werden sich nur dann
durchsetzen, wenn Sie frühzeitig unter einem
Life-Style-Aspekt vermarktet werden.
Der stetige demografische Wandel verändert
die Alterspyramide in unserem Land dramatisch.
Als Folge dieser zunehmenden Alterung
nehmen unter anderem die chronischen
Erkrankungen zu. Diskutiert wurden die Chancen
und Grenzen der Produkte und Lösungskonzepte
aus dem Bereich „Ambient Assisted Living“
(AAL) wenn es darum geht, die öffentliche
Hand wie auch die Betroffenen bzw. die BürgerInnen
vor diesem
Hintergrund zu entlasten.
Während des Arbeitskreises
wurden
unter der Leitung
der Podiumsteilnehmer-Innen
in vier
thematischen Kleingruppen
Zukunftsthesen
erarbeitet
und anschließend
mittels elektronischer
Abstimmungsgeräte
über
die Plausibilität der
Thesen abgestimmt.
THESE 3: Im Jahr 2020 ist in Neubauten und
Altbauten die technische Basisausstattung für
AAL-An wen dungen vorhanden.
THESE 4: AAL-Leistungen werden zukünftig für
jedermann in einem ökonomisch sinnvollen Kosten-Nutzen-Verhältnis
erwerbbar sein und in einem
Mix von Selbstzahler-, Versicherungs- und
gesetzlicher Leistungen existieren.
05
/// Arbeitskreis 3 ///
Smart City - Der
Mensch im Mittelpunkt
Der Begriff Smart City ist bis dato nicht ausdefiniert.
Somit unterscheidet sich auch die individuelle
Auslegung sowie Vision, Umsetzung und
in welchen Bereichen Städte smart werden wollen
oder können. Aus diesem Grund sprechen wir
auch von individuellen smarten Lösungen für lebendige
Städte mit all ihren Eigenheiten und unterschiedlichen
Rahmenbedingungen.
Besonders wichtig ist, dass eine Smart City nie
ohne Smart Citizen gedacht werden darf, da man
nicht den Fehler begehen soll, eine hochtechnologisierte
Stadt zu bauen, die sich niemand leisten
kann - und in der eigentlich niemand wohnen
will.
Eine Smart City muss aber auch als Bestandsstadt
eine flexible Stadt sein, die nicht nur auf
ihre Bewohner eingehen kann, sondern auch aufgrund
ihrer interdisziplinären Vernetzung, flexibel
in ihrer Struktur sein muss. Hierfür bedarf es
nicht nur, miteinander interagierenden technischen
Lösungen, sondern auch der Abholung der
Bevölkerung auf einer emotionalen Ebene und einer
grundlegenden Bewusstseins- und Verhaltensänderung.
Es geht also um die Integration
von Planungsprozessen in Abstimmung mit den
Bewohnern und zukünftigen Infrastrukturkonsumenten.
Eine Stadt kann (und soll) ihren Energieverbrauch
nicht selbst erzeugen. Wobei aber alle
TeilnehmerInnen mit den Vortragenden übereinstimmten,
war die Überzeugung, dass dies auch
in Zukunft nicht zur Gänze passieren wird. Trotzdem
wird in Zukunft ein steigender Anteil an
Strom und Wärme in den Städten selbst produziert
werden. Methoden und Planung haben sich
hierbei generell verändert und sind komplexer
geworden. Hier steckt vor Allem für die Wirtschaft
in Europa ein enormes Beschäftigungsund
Geschäftspotential.
Was besonders in Zeiten einer Wirtschaftskrise
drängt, ist die Frage der Finanzierung.
Smart City hat zudem mit Informationen zu tun.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass besonders den
Nutzern der Datenschutz wichtig ist. In einer
Stadt in der alles und jeder interagierend vernetzt
ist, wird es unumgänglich sein, dass Daten von
Preis gegeben werden müssen. Essentiell ist dabei,
dass Standards denen wir schon jetzt (eBanking,
bargeldloser Zahlungsverkehr) unser Vertrauen
schenken, auch für zukünftige
Applikationen gelten - und somit die Datensicherheit
gewährleistet ist.
Den Abschluss des Arbeitskreises bildete eine
Gruppenarbeit in der sich drei Gruppen der Aufgabe
stellten, ihre Smart City Vision zu skizzieren.
Dabei wurde unter anderem festgestellt,
dass auf die BürgerInnen große Herausforderungen
zukommen. Zum einen stehen sie vor Entscheidungen,
die unmittelbar auch Widerstand
hervorrufen. Zum anderen sind sie aufgerufen,
selbstverantwortlich die Stadt mitzugestalten.
Für die regierenden PolitikerInnen eine Herausforderung,
die sie bisher zuwenig wahrgenommen
haben.
Für die europäische Wirtschaft bieten die Mega-
Citys in Asien, Südamerika und Afrika große
Chancen, da dort mangels vorhandener Infrastruktur
moderne Systeme leichter zu implementieren
sind.
06
/// Arbeitskreis 4 ///
Demographie und Humankapital
als Chance
für Innovation
Mit den Auswirkungen der demographischen
Entwicklung auf das Humankapital von Unternehmen
beschäftigte sich dieser Arbeitskreis. Da
Humanressourcen als einer der treibenden Wettbewerbsfaktoren
in einer globalisierten Wissensgesellschaft
gelten, sind diese Auswirkungen
durchaus massiv. Um den zukünftigen Wohlfahrtsverlust
aus Wachstumseinbußen zu begrenzen,
ist ein Handeln aller Akteure erforderlich.
Der demographischen Wandel muss jedoch
auch als Chance und Treiber gesellschaftlicher
Innovation begriffen werden. Ziel war es, innovative
Wege zur Bewältigung der demografischen
Herausforderungen für den Erhalt der Innovations-
und Wettbewerbsfähigkeit zu identifizieren
und einer Bewertung zu unterziehen.
Mario Cervantes präsentierte jüngste Studien
der OECD über Innovation einerseits und alternde
Gesellschaften andererseits.
Wolfgang Lutz stellte wegweisende Tools zur demographischen
Analyse vor, die vom Wittgenstein
Centre for Demography and Global Human Capital
entwickelt wurden und mit deren Hilfe die Dynamik
von Populationen im Hinblick auf weitere
wichtige Quellen der Heterogenität, wie Bildungsniveau,
Gesundheitsstatus und Erwerbsquote erfasst
und beschrieben werden kann.
Thieß Petersen zeigte, dass alternde Gesellschaften
zu sinkender Produktivität und damit
auch geringerer Innovation neigen. Gleichzeitig
steigt jedoch der Innovationsbedarf alternder Gesellschaften,
um die internationale Wettbewerbsfähigkeit
gegenüber den aufstrebenden Schwellenländern
sicherstellen zu können.
Margret Wintermantel beschäftigte sich mit Aspekten
der Internationalisierung im Kontext von
Demographie und Innovation. Sie wies darauf hin,
dass bei der Rekrutierung von StudentInnen und
ForscherInnen bereits jetzt ein globaler Wettbewerb
herrscht, in dem internationale Attraktivität
eine wichtige Rolle spielt und dass dieser Wettbewerb
eine Chance für Wandel und Entwicklung
bietet.
Martin Baethges thematisierte die Probleme der
Strategien zur Bewältigung der demographischen
Herausforderungen in Deutschland vor
dem Hintergrund des dort eingeschlagenen
Wegs der industriellen Entwicklung unter Berücksichtigung
jüngster Prognosen von Angebot
und Nachfrage nach Facharbeitskräften bis
2030. Ulrich Schuh gab einen Überblick über
neue Erkenntnisse der volkswirtschaftlichen
Forschung zu den Zusammenhängen zwischen
demographischer Entwicklung einerseits und
Produktivitätswachstum und Innovation andererseits.
07
/// Arbeitskreis 5 ///
Produktionsstandorte
der Zukunft –
Entscheidungsfaktoren,
Chancen und Risiken
Die Zukunft der österreichischen Produktion
ist zu einem großen Ausmaß von einer gezielten
Modernisierung der Produktionsprozesse, von einer
„Intelligenten Produktion“ für neue, wettbewerbsfähige
und nachhaltige Produktion abhängig.
Dazu notwendige Forschung und
Entwicklung in Kooperation mit Wissenschaft und
Industrie ist dabei essentiell. Wettbewerb und
Kostendruck werden weiter zunehmen und im
Besonderen fernöstliche Länder werden ihre
technologischen Fertigkeiten ausbauen.
Gelingt es nicht, eine effiziente, adaptive und intelligente
Produktion zu realisieren, besteht die
Gefahr, dass die Produktion und auch langfristig
die Forschung und Entwicklung abwandern werden.
Der Arbeitskreis versuchte Trends und Entwicklungen
für die Sachgüterindustrie in Österreich,
Europa und weltweit zu erarbeiten und
Maßnahmen zu definieren, wie die öffentliche
Hand darauf angemessen reagieren kann. Im Arbeitskreis
wurde unter anderem die Situation der
Sachgüterindustrie in den drei großen Wirtschaftsräumen
Europa, USA und Asien analysiert.
Österreich hat sich relativ rasch von der Wirtschaftskrise
2009 erholt. Grund dafür ist die auf
Export orientierte heimische Industrie. In diesem
Zusammenhang sind große Leitbetrieben für den
österreichischen Wirtschaftsstandort, als Arbeitgeber
und Partner für KMU und Forschungseinrichtungen,
wichtig.
Eine fundamentale Säule der Wettbewerbsfähigkeit
der heimischen Industrie aus wissenschaftlicher
Sicht stellt die Automatisierung dar. Auch
der Erhalt der Fertigung der Mikro- und Nanoelektronik
in Europa und die dazu notwendige
Beherrschung der technologischen Grundlagen
und Produktionstechniken rücken in Europa
wieder verstärkt in den Vordergrund. Künftig
wird eine weitere Regionalisierung der Produktion
und eine dadurch bedingte effiziente Vernetzung
von F&E mit globalen Forschungszentren
stattfinden. Investitionen der öffentlichen Hand
in Produktionsforschung erfolgt über die vom
BMVIT initiierten und von der FFG abgewickelten
FTI-Initiative „Intelligente Produktion“. Die Beteiligung
der Industrie an der ersten Ausschreibung
des FTI Schwerpunkts „Intelligente Produktion“
war so groß, dass für die zweite
Ausschreibung die Mittel auf insgesamt 70 Millionen
Euro erhöht wurden.
08
/// Arbeitskreis 6 ///
Klettersteig in die wissenschaftliche
Karriere
Der Arbeitskreis war mit jungen WissenschaftlerInnen
auf unterschiedlichen Karrierestufen,
VertreterInnen der Wissenschaftspolitik
und der Forschungsförderung besetzt. Diskutiert
wurde, welche Wege Universitäten, außeruniversitäre
Forschungsinstitutionen und akademische
Ausbildungsstätten jungen Menschen in die wissenschaftliche
Forschung und gegebenenfalls
auch aus der wissenschaftlichen Forschung in
andere Berufsbereiche anbieten können, aber
auch, zu welchen Leistungen junge Menschen im
Wissenschaftssystem bereit sein müssen und
was sie dafür erwarten können. Wissenschaftsminister
Karl Heinz Töchterle wies darauf hin,
dass die Hochschullaufbahn lange Zeit als sehr
komfortabel angesehen werden konnte. Die Herausforderung
heute besteht unter anderem darin,
in unübersichtlichen Karriereverhältnissen das
richtige Maß zwischen Planbarkeit und Flexibilität
zu finden. Christoph Kratky, FWF, stellte
die Metapher des Klettersteiges für die wissenschaftliche
Karriere in Frage: Klettern erfordere
eine Menge an Fähigkeiten und ein klares Ziel,
dieses Ziel sei in planbarer Form in der Wissenschaft
oftmals nicht gegeben. Barbara Weitgruber,
BMWF, wies darauf hin, dass jedes Wissenschaftssystem
danach beurteilt werden
könne, wie es seinen wissenschaftlichen Nachwuchs
fördert. Insofern seien auch die Leistungsvereinbarungen
ein wichtiges Instrument
der Lenkung und Förderung.
Martin Bruder, Uni Konstanz, wies auf die Pro-
blematik des „Kletterns ohne Sicherungsseil“ in
der drittmittelfinanzierten Wissenschaft hin, die
vor allem für den Nachwuchs gegeben sei.
Christiane Hintermann, Ludwig-Boltzmann
Institut, machte auf das Lebensalter als wichtige,
aber problematische Komponente in der Forschungsförderung
aufmerksam. Martina Höckner,
Uni Innsbruck, verwies auf den schwierigen
Weg zwischen Idealismus und realistischer Einschätzung
der Bedingungen wissenschaftlicher
Karrieren. Harald Janovjak, IST Austria, betonte,
dass jeder Tag in der Wissenschaft „eine
kleine Mondlandung“ sei. Er sprach die Notwendigkeit
von engagierten Mentoren und eine offene
„Kündigungskultur“ an.
Die Podiumsdiskussion des Nachmittages wurde
mit einem kritischen Statement von Thomas Köcher,
IMP, zur Überproduktion von Post-Docs im
Verhältnis zur Verfügbarkeit von wissenschaftlichen
Karrierestellen eingeleitet. Danach stellten
Vertreter der Universitäten und außeruniversitärer
Institutionen ihre Karrieremodelle vor und
legten ihre Einschätzung der Karrierehindernisse
für den Nachwuchs im österreichischen Wissenschaftssystem
dar. Laut Helmut Denk, ÖAW,
versucht die Akademie im Zuge ihres Reformprozesses
ein transparentes Karrieremodell für den
wissenschaftlichen Nachwuchs nach dem Motto
„nur die besten Köpfe“ zu entwickeln. Wolfgang
Knoll, AIT, zeigte, wie das AIT für die Förderung
seiner MitarbeiterInnen strategische Partnerschaften
mit der Industrie bildet und einen klaren
Karrierepfad anbietet. Wolfgang Schütz, Med-
Uni Wien, illus trierte die Vorteile des Kollektivvertrages
der Universitäten und dessen Orientierung
am amerikanischen Tenure-System. In den Diskussionen
und Ausführungen wurde deutlich,
dass das Problem der Karriere des wissenschaftlichen
Nachwuchses nicht als ein partikulares
Problem gelöst werden kann, sondern nur im
Rahmen eines kompletten reformativen Prozesses,
der den gesamten Bereich von Wissenschaft,
Forschung und Bildung erfasst.
09
/// Arbeitskreis 7 ///
Schlüsselelemente
erfolgreicher
Innovationskulturen
Im Gegensatz zur propagierten
Innovationskultur,
die auf neue Handlungsweisen
und Prozesse bis
hin zu Geschäftsmodellen
setzt, suchen Menschen
üblicherweise Sicherheit in
vergangenen Erfolgen und
weniger in zukünftigen
Möglichkeiten. Welche
Schlüsselelemente zukünftiger
Innovationskulturen
wird es geben können? Der
Fragestellung, welche
Schlüsselelemente zukünftiger
Innovationskulturen
es künftig geben wird können,
haben sich die Mitglieder des Arbeitskreises
aus ihren unterschiedlichen Hintergründen
und Zugängen zu dieser Thematik gewidmet und
sind zu der Auffassung gekommen, dass es zukünftig
nicht mehr möglich sein wird, Innovation
nicht zu einem Thema für alle Beschäftigten zu
machen. Vielmehr wird gelten, wertvolles Potenzial
zu erschließen, das bislang nicht genügend
beachtet wurde.
Als wesentlich wurden von den Teilnehmenden
des Arbeitskreises folgende kritische Schlüsselelemente
für erfolgreiche Innovationskulturen
erachtet:
■■
■■
■■
■■
■■
■■
Veränderungsbereitschaft
Auswahl der geeigneten Kooperationspartner
Gemeinsame Zielsetzungen/Partizipation aller
Beteiligten unter Berücksichtigung zukünftiger
Markttrends (Marktforschung)
Entwicklung von verlässlichen Strukturen und
Handlungsroutinen mit genauer Definition der
Rollen im gesamten Veränderungsprozess
wechselseitige Akzeptanz/Wertschätzung/Vertrauen
zwischen Kooperationspartnern
offene Kommunikation und Organisation des
Projektes
■■
Freiräume für Mitarbeiter, um kreativ zu sein –
Ideen auch aufgreifen
■■
hohe Frustrationstoleranz
■ ■ „Menschenrecht auf Irrtum“
Auch entstehen Innovationen zunehmend an interdisziplinären
und organisationalen Schnittstellen.
Hier gilt es, entsprechende Strukturen
und auch Funktionen zu entwickeln, um diesen
Entwicklungen gerecht zu werden. Nach Einschätzung
des Arbeitskreises wird sich auch die
Innovationskultur der Zukunft nicht automatisch
einstellen, sie ist vielmehr aktiv zu gestalten im
Rahmen einer reflektierten, individuellen und
ziel orientierten Herangehensweise. Zudem wird
Innovationskultur mehr denn je eine internationale
Dimension adressieren. Denn es bleibt zu
bedenken, dass Innovationskulturen, insbesondere
auch auf Länderebene, historisch gewachsen
und daher schwer änderbar sind.
10
/// Arbeitskreis 8 ///
Lernen durch innovative
Bildungsnetzwerke
Netzwerke sind soziale Konstrukte, die
auf der Basis von Erfahrung und Austausch dazu
beitragen, dass ihre Mitglieder Lösungen und
Handlungsimpulse für die eigenen Herausforderungen
entwickeln. Im Bildungssystem leisten sie
einen wesentlichen Beitrag zur Öffnung für ein
neues Denken, das die SchülerInnen und ihre Zukunft
in den Mittelpunkt stellt.
Damit werden Netzwerke zu Geburtsstätten zukünftiger
Möglichkeiten des Lernens. Wie bringen
sie Systemveränderung in den schulischen
Alltag? Im Arbeitskreis wurden Bildungsnetzwerke
hinsichtlich ihrer Relevanz im Umfeld einer
Schule im Wandel diskutiert.
Harald Katzmair führte in die Welt der Netzwerke
als Orte des Lernens ein. Die Rollendiversität
ist der wichtigste Erfolgsfaktor für innovative
Netzwerke. Die zentrale Erkenntnis aus 15
Jahren Netzwerkanalyse ist: Ambiguitätsfähigkeit
setzt gute Ressourcen voraus. Ressourcen
produzieren Diversität und diese produziert Wert
und Werte. Diesen autokatalytischen Zyklus zwi-
schen Ressourcen, Komplementarität der Rollen
und gemeinsamen Werten gilt es am Leben zu
erhalten.
Michael Schratz präsentierte das konkrete Beispiel
eines Bildungsnetzwerkes. Die Leadership
Academy (LEA) vernetzt Führungskräfte aus den
unterschiedlichen Ebenen des österreichischen
Bildungssystems, damit Reforminitiativen in ihren
Verantwortungsbereichen wachsen können.
Die soziale Architektur der LEA schafft eine innovationsförderliche
Kultur zur Entfaltung der kreativen
Potentiale über Person und Institution.
Großgruppenformate bilden den Rahmen für gemeinsame
Visionen der Schule von Morgen,
Lernpartnerschaft und kollegiales Teamcoaching
unterstützen den Musterwechsel vom Leadership
zum Lernen.
Tanja Westfall-Greiter stellte eine Professionelle
Lerngemeinschaft für die Rolle „LerndesignerIn“
im Bereich der Neuen Mittelschule vor. Es
wurde damit sichtbar, dass die digitale Vernetzung
eine Ergänzung zu realen Begegnungen
war, dass persönliche Treffen zum Aufbau des
Vertrauens und zur Entwicklung der Zusammenarbeit
notwendig waren.
Sonja Gabriel und Michael Wagner nahmen sich
das Lernen der SchülerInnen zum Thema und
zeigten einen Ausblick in eine mögliche Zukunft
von vernetztem Lernen in virtuellen Welten, ähnlich
wie es heute bei Online Games bereits erfolgt.
Peter Labudde berichtete über die Einführung
der Bildungsstandards in der Schweiz und die
Bedeutung, die traditionelle und innovative Netzwerke
bei der Entwicklung der Bildungsstandards
gespielt haben.
Konrad Krainer und Gabriele Khan beschäftigten
sich mit fachbezogenen Bildungsnetzwerken
im Rahmen des Projekts IMST. Konrad Krainer
skizzierte den Aufbau sowie die Entwicklung von
neuen regionalen Netzwerken. Gabriele Khan
stellte als konkretes Beispiel das regionale Netzwerk
Kärnten vor.
11
/// Arbeitskreis 9 ///
Gesucht:
jung,
technisch
begabt,
wissbegierig
Talent, Interesse und vor allem die Neugier
werden unseren Kindern in die Wiege gelegt. Die
heutige junge Generation gehört zudem zu den
Digital Natives.
Der tägliche Gebrauch von modernen Kommunikationsmitteln
ist Routine. Dennoch ist ein Desinteresse
gerade an den technischen Zusammenhängen,
sogar eine gewisse Technikferne
bei Jugendlichen erkennbar. Daher geht es jetzt
darum, bei unseren Kindern wieder die Neugierde
und den Forschergeist zu wecken und ihnen
ein Milieu zu bieten, in dem sie dies ausleben
können.
Ein möglicher Lösungsansatz ist, Kinder und Jugendliche
möglichst früh und umfassend auch
außerschulisch mit der Realität des alltäglichen
Arbeitsumfelds von Technikern und Naturwissenschaftlern
zu konfrontieren.
Eine Vielzahl an Projekten, wie etwa die „Lange
Nacht der Forschung“, die gemeinsam mit Unternehmen
umgesetzt und von Bund und Ländern
gefördert werden, zeigen einen möglichen Weg.
Firmen haben jedoch auch ihren Beitrag zu leisten,
um qualifiziertes, interessiertes Personal
heranzubilden.
Dabei gibt es noch keine einheitliche Vorgangsweise,
Synergien werden zu wenig genutzt und
das Angebot ist viel zu oft wenig bekannt. Außerschulische
Lernangebot, die zum realen Erleben
in Naturwissenschaft und Technik führen, müssen
besser ins bestehende Bildungssystem integriert
werden.
Begleitendes Monitoring und Forschungsarbeit
über die Wirkungsweise der gesetzten Maßnahmen
ist unerlässlich und soll als Entscheidungsgrundlage
für die Finanzierung diverser Projekte
fungieren. Interesse wecken ist der erste Schritt,
danach sind Angebote zu schaffen, besondere Talente
zu fördern und zu fordern.
Ein Erkennen von Begabungen beginnt bereits im
Kindergartenalter und muss in Folge auch in der
Schule weiter gefördert werden. Hierfür ist einerseits
eine allgemeine Aufgeschlossenheit zum
Thema „Talente Kreativität.
Begabung“ generell, ganz besonders für den Bereich
Technologie, nötig, und andererseits das
Engagement und Miteinander von Eltern,
Schule, Forschungsinstituten und der Wirtschaft
unumgänglich.
12
/// Arbeitskreis 10 ///
Smart Governance for
Smart Specialisation
Die geänderten Rahmenbedingungen für
Innovationspolitik in Europas Regionen bildeten
die Grundlage der Vorträge und Diskussionen.
Regionale Innovationspolitik gewinnt zunehmend
an Bedeutung, während gleichzeitig auch
der Bedarf an neuen Ansätzen für die Entwicklung
von Innovationsstrategien und Politikprogrammen
steigt.
Durch diese neuen Herausforderungen werden
auch Innovationen zur Steuerung regionaler Innovationssysteme
immer wichtiger. Diese Entwicklung
erfordert vor allem eine verstärkte
Partizipation regionaler Stakeholder und eine
verbesserte Strategic Policy Intelligence.
Das Setzen von Prioritäten in einem fundierten
Dialog zwischen regionalen Stakeholdern muss
als Ausgangspunkt für diese neuen Ansätze in
der Innovationspolitik betrachtet werden.
Die Definition einer gemeinsamen Vision für die
Zukunft ist essentiell für die erfolgreiche strategische
Entwicklung einer regionalen Innovationspolitik.
Regional Foresight gilt in diesem Zusammenhang
neben Evaluierung und Monitoring
als Grundpfeiler für Strategic Intelligence auf
regionaler Ebene.
Praktische Erfahrungen aus ausgewählten europäischen
Regionen zeigen, dass ein gut koordiniertes
Zusammenspiel der relevanten Stakeholder
aus allen drei Bereichen der regionalen
„Triple Helix“ die zentrale Voraussetzung für
eine erfolgreiche Innovationspolitik darstellt.
Auch wirtschaftlich starke Regionen suchen dabei
Möglichkeiten der Spezialisierung in bestimmten
Nischen an der Schnittstelle zu den
Key Enabling Technologies. Erfolgreiche regionale
Innovationspolitik darf sich nicht nur auf
Leitbetriebe konzentrieren, sondern muss auch
die Bedürfnisse von Klein- und Mittelbetrieben
entsprechend berücksichtigen.
Im Bereich der Partizipation gibt es noch Raum
für Innovationen. Jüngste Entwicklungen wie die
sozialen Medien oder Twitter werden in Zukunft
wahrscheinlich neue Wege eröffnen, um eine
breitere Stakeholderbasis in die Entwicklung regionaler
Innovationsstrategien einzubinden.
Spezielles Know-how und besondere Fähigkeiten
werden nötig sein, um die Jugend zu einer
verstärkten Beteiligung an diesen Prozessen zu
ermutigen.
Die Diskussionen haben gezeigt, dass Strategien
der „Smart Specialisation“ neue vielversprechende
Perspektiven für die strategische Entwicklung
einer regionalen Innovationspolitik bieten,
obwohl angemerkt werden muss, dass
verschiedene Aspekte bereits in einigen europäischen
Regionen erfolgreich in der Praxis angewendet
werden.
Partizipation ist der Schlüssel für nachhaltigen
Erfolg, da sie Stakeholder über die Phase der
Strategieentwicklung hinaus mobilisiert. Dennoch
werden in den kommenden Jahren neue
Formen der Regional Governance zu prüfen
sein.
13
/// Arbeitskreis 11 ///
Medizintechnik:
Herausforderungen
und Chance
Medizinprodukte erfüllen neben den hohen
Ansprüchen von ÄrztInnen und PatientInnen
auch außerordentlich hohe regulatorische und sicherheitstechnische
Anforderungen. Im Gegensatz
zu Medikamenten müssen Medizinprodukte
jedoch keine vorteilhafte Wirkung im Zulassungsprozess
nachweisen.
VertreterInnen aus Industrie, öffentlicher Hand
und Forschung diskutierten im Spannungsfeld
„Innovation – Legislative – Gesundheitsökonomie“
zukünftige gesetzliche Änderungen, Marktchancen
und Eintrittshürden und beleuchteten
dabei technologische und gesellschaftspolitische
Herausforderungen und Chancen der Medizintechnik.
Der Arbeitskreisleiter Univ.-Prof. Dr. Thomas R.
Pieber, stellte in seinem Eröffnungsstatement
fest dass die Abschätzbarkeit der klinischen
Wirksamkeit von Medizinprodukten derzeit noch
sehr schwierig ist.
Denn derzeit gibt es keine systematische Prüfung
von Sicherheit und Wirksamkeit, weder vor,
noch nach der Zulassung. In diesem Zusammenhang
werden immer öfter Register gefordert,
um Behandlungsergebnisse zu dokumentieren
und den Nutzen für die Patienten/innen
evaluieren zu können.
Fazit:
■■
Der Bereich Medizintechnik ist ein hoch reguliertes
und transdisziplinäres Umfeld, das dadurch
sehr viele Herausforderungen, aber auch
hohe Chancen beinhaltet.
■■
Voraussetzung in allen Themenbereichen ist
die gute Kooperation aller beteiligten Forschungsdisziplinen,
die Unterstützung von
Fördergebern, aber auch ein entsprechend
zielgerichtetes, veränderungsfähiges regulatorisches
Umfeld.
■■
■■
■■
■■
■■
Eine Definition zu „Medizinprodukt“ durch den
Gesetzgeber ist wünschenswert.
Register zur Evaluierung des Nutzens der Medizinprodukte
können wesentlich zur Verbesserung
der Medizinprodukte und zur Entscheidung
der Zahler beitragen.
Entwicklung eines finanzierbaren Systems, klinische
Wirksamkeitsprüfungen für Medizinprodukte
durchführen zu können (Beispiel
Deutschland).
Die Einbeziehung von PatientInnenverbänden
und der Zahler (Krankenkassen) in eine frühe
Entwicklungsstufe der Medizinprodukte kann
den Nutzen optimieren.
Die gute Kommunikation der Ergebnisse kann
ein wesentlicher Faktor zur Erzielung der Geldmittel
(Förder-, Kapitalgeber) für die Entwicklung
der Medizinprodukte sein.
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/// Arbeitskreis 12 ///
Cyber-Sicherheit
als kritischer
Stabilitätsfaktor
Cyber-Sicherheit wird zu einem brennenden
Thema. Im Jahr 2020 wird es etwa 20 Milliarden
mit dem Internet verbundene Geräte geben –
PCs, Smartphones, Maschinen in Banken, Spitälern,
Industrieanlagen, Ämtern und natürlich
Privathaushalten. Diese Geräte können durch
Internetangriffe in ihrer Funktionsweise beeinflusst
werden.
Sensible Inhalte können in die Hände unbefugter
Personen geraten. Wie hoch ist die Cyber-Sicherheit
wirklich? Außerdem steigt, z.B. in sozialen
Netzwerken, die Menge bewusst geteilter
persönlicher Inhalte.
Sensible Daten werden in der Cloud abgespeichert.
Durch ACTA soll nun auch der Datenverkehr
kontrolliert werden. Ist das der Beginn des
gläsernen Users? Das war die Ausgangslage für
den Arbeitskreis „Cyber-Sicherheit als kritischer
Stabilitätsfaktor“.
Die wohl eindeutigste Aussage über Qualität und
Verlauf des Workshops war aus dessen Dauer
abzulesen: Trotz Kürzung von Kaffee- wie Mittagspause
musste die Diskussionszeit mehrfach
und erheblich verlängert werden, da es so viele
Fragen, Anregungen und Interventionen aus
dem Publikum gab.
Im Verlauf der Vorträge kristallisierten sich zwei
Meta-Themenkreise heraus, denen das Hauptinteresse
von Panel wie Publikum galt.
Zum einen wurde ein von Prof. Sarah Spiekermann
präsentiertes neuartiges Modell ausführlich
und streckenweise durchwegs kontrovers
diskutiert. Die Kernaussage: Ein nachhaltiges
Konzept einer datenschutzfreundlichen Datenökonomie
braucht die Anerkenntnis von personenbezogenen
Daten als persönliches Eigentum
sowie die Wahlmöglichkeit des Benutzers, diese
Daten anonymisiert für den Datenmarkt bereitzustellen.
Als zweites Metathema entpuppte sich der von
Pascal Gloor angerissene pädagogische Ansatz,
mit dem versuchte wurde, die aufgeworfenen
Fragen zu Verantwortung und Dimensionen
der dringend gebotenen, frühzeitigen Cyber-Security-Pädagogik
zu beantworten.
Was Besetzung und Mindsets des Panels betrifft,
so war es für Publikum wie Moderator
doch einigermaßen erstaunlich, wie hier PiratInnen
und PolizistInnen, CTOs von Telekom-
Marktführern und IT-Security-ExpertInnen mit
einer ausgesprochen diskussionswütigen Audience
interagierten und zu gemeinsamen Perspektiven
fanden, die am Beginn der Diskussion
noch unvereinbar schienen.
Mehr als ein Drittel der Anwesenden ergriffen –
nicht nur einmal – das Wort.
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/// Arbeitskreis 13 ///
Moderne Technologien
und ihre Rolle in
Demokratieprozessen
Mit eindrucksvollen Zahlen demonstrierte
Anton Aschwanden, Google, die Dimensionen,
die die moderne Informationsgesellschaft heute
angenommen hat. Im Frühjahr 2011 gab es bereits
325 Millionen Websites weltweit, pro Minute
werden 100.000 Kurznachrichen über Twitter verbreitet
und 72 Stunden Videos auf YouTube hochgeladen
- eine Fülle, die in früheren Jahrzehnten
undenkbar gewesen wären.
Allerdings schränkte Bernhard Palme, Professor
am Institut für Alte Geschichte, Papyrologie und
Epigraphik der Universität Wien, ein, fehle zunehmend
der Selektionsprozess, der mit den bisherigen
Instrumenten der Massenkommunikation
Hand in Hand ging. Im Bereich der Wissenschaft
sei ein Mangel an kritischer, qualitätsorientierter
Arbeit bereits deutlich merkbar, so Palme. Für
eine funktionierende Cyberdemokratie reiche es
nicht aus, nur Meinungsäußerungen in Foren
oder Sozialen Netzwerken zu posten, so der
Journalist Matthias G. Bernold. Erfolgreich sei,
wer über die beste Organisation verfügt. In den
nächsten Jahren werde sich die Art, wie Politik
funktioniere, grundlegend ändern. Politiker würden
ihren Expertenstatus verlieren und zu Moderatoren
werden.
Als Moderatoren verstehen sich auch die Aktivisten
der Piratenpartei in Österreich. Nach Rodrigo
Jorquera, Mitglied des Bundesvorstandes, stehen
bei der Piratenpartei weniger herkömmliche
politische Positionen im Zentrum, sondern die
Strukturen, wie Beschlüsse gefasst werden.
Diese Form der Politik – „Schwarmintelligenz“
(eine Form von Internet-Basisdemokratie) statt
Parteiprogramm – fand allerdings nicht nur Zustimmung.
Von Basisdemokratie sei in China jedenfalls noch
wenig zu bemerken, so die Moderatorin Cornelia
Vospernik, langjährige ORF-Korrespondentin in
China. Sie schilderte die Strukturen der chinesi-
schen Internet-Zensur aus persönlicher Erfahrung.
Allerdings dürfe man nicht glauben, dass
alle chinesischen Internetnutzer nur am Umsturz
des Systems interessiert seien, ganz im Gegenteil.
Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien
hätten zwar einen wesentlichen Anteil
am Umsturz des politischen Systems in Ägypten
gehabt, berichtete Karim El-Gawhary,
ORF-Korrespondent für den Nahen Osten. Man
dürfe aber nicht vergessen, dass ein Drittel der
Ägypter nicht lesen kann und nur ein Viertel Zugang
zum Internet hat.
Wesentlich für die neue Form der Politik sei es,
die derzeit brennenden Fragen des Datenschutzes
zu klären, waren sich Max Schrems, Gründer
und Aktivist von „europe-v-facebook.org“ und
Gerald Ganzger, Rechtsanwalt, einig. Während
für Schrems vor allem das Vertrauen in die Technologie
wichtig ist, relativierte Ganzger die Hoffnung
auf eine schnelle Klärung der rechtlichen
Situation - das Internet-Recht sei eine permanente
Gratwanderung.
Generalconclusio: Die Art, wie Politik funktioniert,
wird aufgrund der modernen Informationstechnologien
in wenigen Jahren grundlegend anders
aussehen als heute.
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Foto: Milenko Badzic
ALPBACH RELOADED:
TECHNOLOGIEGESPRÄCHE 2.0
/// Tomorrow Today sprach mit AIT Aufsichtsratsvorsitzenden Hannes Androsch,
was aus seiner Sicht den Magnetismus des jährlichen Europäischen Forums
Alpbach ausmacht, wo allfälliger Nachjustierungsbedarf besteht und welche
technologiepolitischen Herausforderungen generell künftig in Alpbach diskutiert
werden sollten. ///
Im Rahmen der Alpbacher Technologiegespräche,
die seit vielen Jahren als zentraler
Höhepunkt der Forschungs-, Technologie- und
Innovationszene vom AIT Austrian Institute of
Technology und dem ORF/Radio Ö1 organisiert
und umgesetzt werden, trafen sich Ende August
mehr als 1.100 EntscheidungsträgerInnen aus
Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zum interdisziplinären
Meinungsaustausch. Unter dem
Thema „Globale Zukunft – Erwartungen an Wissenschaft
und Technologie“ wurden in 13 Arbeitskreisen,
zahlreichen Plenarveranstaltungen und
Sondersitzungen Lösungsansätze für jene Herausforderungen
diskutiert, die als Grand Challenges
der Zukunft festgemacht wurden. Unter
den Vortragenden, die bei den Technologiegesprächen
mögliche Szenarien für globale technologische
und industrielle Entwicklungen zeichneten,
waren auch in diesem Jahr wieder zahlreiche
NobelpreisträgerInnen, leitende Industrielle aus
aller Welt, Mitglieder der Europäischen Kommission
sowie internationale Führungskräfte aus
Wissenschaft und Politik.
Tomorrow Today wollte von AIT Aufsichtsratsvorsitzenden
Hannes Androsch unter anderem wissen,
ob sich nach fast 70 Jahren der „Spirit“ dieser
Veranstaltung überholt hat, oder ob das
Forum aus seiner Sicht nach wie vor dieselbe Bedeutung
hat wie einst.
Herr Aufsichtsratsvorsitzender, Sie kennen das
Forum Alpbach einst und jetzt. Ist dieses Format
noch zeitgemäß, oder orten Sie Nachjustierungsbedarf?
Hannes Androsch: Was den Magnetismus des Forums
ausmacht, ist die Tatsache, dass uns der
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Rahmen dieses kleinen Tiroler Bergdorfes seit vielen
Jahren die Möglichkeit bietet, über Grenzen
von wissenschaftlichen Disziplinen, Staaten und
Weltanschauungen hinweg ins Gespräch zu kommen,
um Neues entstehen zu lassen. Und das
konnte in all den Jahren durch zahlreiche Lösungsansätze,
die auf den Gesprächen in Alpbach
fußen, bewiesen werden. Die Technologiegespräche
in Alpbach haben somit dazu beigetragen,
dass wir in der Forschungsintensität, Innovationskraft
und Dynamik durchaus weitergekommen
sind – zwar noch nicht ans Ende der Fahnenstange,
aber immerhin mit teilweise durchaus beachtlichen
Erfolgen. Klar ist aber auch, dass es
nichts gibt, das nicht mit der Zeit verbesserungsfähig
beziehungsweise anpassungsbedürftig wäre.
Mit Franz Fischler hat das Forum Alpbach jetzt
einen neuen Präsidenten bekommen. Das wäre
in der Regel der ideale Zeitpunkt für allfällig erforderliche
Nachjustierungen. Ist die Grundstruktur
der Technologiegespräche inkl. Plenum,
Arbeitskreise und Seminare aus Ihrer Sicht nach
wie vor das Konzept erster Wahl?
Androsch: Präsident Franz Fischler ist sicherlich
eine gute Wahl. Bei allem, was wir anerkennenderweise
seinem Vorgänger, Erhard Busek, dankend
zuordnen können, sind wir, also das AIT
und ORF/Ö1, die mit dem Forum einen Exklusivvertrag
für die Umsetzung der Technologiegespräche
haben, stark daran interessiert, die internationale
Orientierung dieses Formates noch
stärker voranzutreiben. Ich bin überzeugt, dass
dies mit dem „Europäer“ Fischler rasch umzusetzen
ist. Gleichzeitig sollte auch über ein zusätzliches
Modul nachgedacht werden, wo EntscheidungsträgerInnen
mit jungen Menschen
– also den InnovationstreiberInnen der Zukunft –
auf Augenhöhe miteinander diskutieren können.
Zwar gibt es mit dem Format „Junior Alpbach“
seit 1999 entsprechende Ansätze, die 2007 mit
der „Ö1 Kinderuni Alpbach“ erweitert wurden,
um bei jungen Menschen das Bewusstsein und
das Interesse für Wissenschaft zu fördern, aber
der echte befruchtende Austausch fehlt noch.
Das AIT ist gemeinsam mit dem ORF/Ö1 als Veranstalter
auch für den Inhalt der Technologiegespräche
verantwortlich. Ist das aus Ihrer Sicht
„OK“ oder wünschen Sie sich zusätzliche Partner?
Androsch: Grundsätzlich gilt das Sprichwort: Zu
viele Köche verderben den Brei! In höchstem
Maße begrüßens- und wünschenswert wäre es
jedoch, wenn wir die Industriellenvereinigung
wieder als Partner ins Boot holen könnten. Denn
mit diesem Verantwortungsmix verspreche ich
mir eine noch höhere Trefferquote in der Identifikation
künftiger Herausforderungen.
Inhaltlich war in diesem Jahr auch die Helmholtz-Gemeinschaft
eingebunden. Ist das ebenfalls
ein potenzieller Wunschpartner?
Androsch: Natürlich sind wir sehr daran interessiert,
dass sich aus inhaltlicher Sicht die führenden
Köpfe der Welt in die Alpbacher Technologiegespräche
einbringen. Das ist aber ein von
der Grundstruktur der regionalen Verantwortlichkeit
entkoppeltes Thema. Denn da geht es
vielmehr darum, wie wir das bewährte Format
„Alpbach“ auf eine Metaebene heben können.
Konkret könnte ich mir vorstellen, dass sich die
Idee der Technologiegespräche in der vorhandenen
Struktur und Umsetzung auch in andere
Länder exportieren lässt. Es wäre eine interessante
Herausforderung, in Zusammenarbeit mit
gleich orientierten Forschungseinrichtungen –
beispielsweise in der Schweiz, den Niederlanden,
in Deutschland, aber auch über Europa hinaus
– entsprechende Denk-Plattformen
anzubieten, die dann vernetzt eine enorme
Schlagkraft an Lösungsansätzen für künftige Herausforderungen
zu bieten hätten.
Also Fokussierung auf Internationalisierung als
zentrale Leitlinie des Forums?
Androsch: Aus meiner Sicht ja – in einem noch
höheren Maße, als es bereits jetzt der Fall ist.
Und natürlich auch über Europas Grenzen hinaus.
Themenwechsel: Die AIT-Geschäftsführung
wurde in Alpbach von den Stakeholdern für weitere
fünf Jahre bestätigt, was bedeutet, dass die
gesetzten Maßnahmen auch gegriffen haben.
Macht Sie das als AIT-Aufsichtsratschef nicht ein
wenig stolz? Schließlich fußen zahlreiche Maßnahmen
für den erfolgten Turnaround auch auf
Ihrem Input.
Androsch: Stolz ist das falsche Wort – den überlass
ich lieber den Pfauen. Ja, es ist der AIT-
Mannschaft unter der Führung der beiden Geschäftsführer
Anton Plimon und Wolfgang Knoll
gelungen, das AIT Austrian Institute of Technology
wieder auf stabile tragfähige Säulen zu setzen.
Die Restrukturierung von Österreichs größter
außeruniversitärer Forschungsstätte ist
sogar derart vorbildlich gelungen, dass nun von
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Frau Bundesministerin Doris Bures in Auftrag gegeben
werden konnte, mit dem AIT in Expansion
zu gehen – was wir jetzt können und auch tun werden.
Und ich bin mir sicher, dass wir die dafür erforderlichen
zusätzlichen Mittel auch bekommen
werden. Denn mit dem Ausbau der Internationalisierung
leistet das AIT einen wichtigen Beitrag zur
Erfüllung der Strategie für Forschung, Technologie
und Innovation der Bundesregierung.
Stichwort FTI-Strategie: Zeitgleich mit der Bundesregierung
hat der Forschungsrat unter Ihrem
Vorsitz im Sommer seine Sicht der aktuellen Situation
präsentiert, die sich nicht in allen Punkten
mit jener der Bundesregierung deckt. Wieviel
Spielraum gibt es Ihrer Meinung nach für eine
Nachjustierung dieser FTI-Strategie?
Androsch: Der Forschungsrat hat als Beratungsorgan
der Bundesregierung nicht nur die Aufgabe
sondern auch die Verpflichtung, die zuständigen
Ressorts darauf hinzuweisen, was
erforderlich ist, um die FTI-Strategie sinnvoll
umsetzen zu können. Und wir werden nicht müde
sein, unserem Auftrag zu entsprechen und somit
jene Maßnahmen einzumahnen, die es aus unserer
Sicht jetzt zu setzen gilt. Dabei geht es nicht
nur um mehr Mittel, sondern vor allem auch um
die Verbesserung der Strukturen in vielen Bereichen.
Beispielsweise in der Vermeidung von Parallelstrukturen
und Zersplitterungen und hin zu
mehr Internationalisierung. Zwar heißt es berechtigter
Weise „ohne Geld ka Musi“, aber werden
begrenzte Mittel effizient eingesetzt, führt
dies ebenso zum Ziel.
Es scheint, als ob bei der Vergabe von Forschungsförderungen
für die Politik vor allem
zählt, wie viele private Investitionen bzw. Arbeitsplätze
ein Fördereuro hebelt. Sehen Sie das
auch als zentrales Merkmal für den Standortausbau
im globalen Wettbewerb oder ist das aus
Ihrer Sicht zu kurz gedacht?
Androsch: Es ist ein legitimes Anliegen. Aber es
setzt das Verständnis voraus, dass es einer Sogwirkung
bedarf. Öffentliche Unterstützung ist wegen
seiner Längerfristigkeit die Voraussetzung
dafür, dass die Wirtschaft mit ihrem dem Markt
geschuldeten zwangsläufig engerem Horizont
entsprechend planen und reagieren kann. Wenn
dies nicht gegeben ist, bedient sich die Industrie
ausländischer Einrichtungen – und das können
wir am wenigsten brauchen. Denn es würde den
Brain drain – also das Abwandern der besten
Köpfe ins Ausland – verstärken. Es ist ja bereits
jetzt so, dass Jahr für Jahr 5.000 kluge Köpfe das
Land verlassen. Wir arbeiten daher derzeit mit
Hochdruck an Lösungsmodellen, wie wir diesen
Trend in einen „Brain gain“, umkehren können,
wo also mehr Schlüsselpersonen aus dem Ausland
nach Österreich kommen, als umgekehrt.
Österreich hat jedenfalls innerhalb der OECD-
Länder bereits jetzt eine der höchsten Förderquoten.
Jammern wir also auf hohem Niveau?
Androsch: Das ist einerseits richtig, auf der anderen
Seite soll für uns natürlich nicht der
Durchschnitt als Latte gelten. Wir haben uns
vielmehr an den erfolgreichsten Ländern der
Welt zu orientieren. Unsere Messlatte müssen
Länder wie Schweden, die Niederlande, Schweiz,
Deutschland, die USA, Japan, Singapur und zunehmend
auch China sein. Verfolgen wir keine
ehrgeizigen Ziele, brauchen wir uns am globalen
Wettbewerb erst gar nicht zu beteiligen.
Ist auch für Sie das Erreichen der festgesetzten
Forschungsquote in Stein gemeisselt? Oder, anders
gefragt, liegt der Erfolg oder Misserfolg eines
Forschungsstandortes tatsächlich in erster
Linie am Budget?
Androsch: Es ist nicht der alleinige Maßstab. Mehr
Mittel sind nicht die Sicherheit für Erfolg – aber
ohne geht es eben auch nicht. Fest steht leider,
dass wir unsere zuletzt vorhandene Forschungsförderungsdynamik
in den letzten Jahren mit einer
Stagnation eingetauscht haben. Das ist langfristig
ein tragischer Fehler, der aber auch kurzfristig erheblich
schmerzt. Dass es auch anders geht, haben
beispielsweise die Deutschen oder Schweizer
bewiesen. Sie haben es geschafft, sehr wohl ihre
Budgets zu konsolidieren, ohne bei Bildung, Wissenschaft
und Forschung sowie dem universitären
Sektor sparen zu müssen, sondern – im Gegenteil
– in diesen Bereichen zum Teil sogar mehr Mittel
zur Verfügung zu stellen. Denn sie haben es verstanden,
dass der Konsolidierungsprozess nicht
ohne Wachstum zu erreichen sein wird. Daher gilt
es auch in Österreich, so rasch es geht die Entscheidung
zu treffen, wenig sinnvolle oder ineffiziente
Ausgaben zu streichen und zukunftsorientierte
zu erhöhen. Das sehe ich als die
Verantwortung für die Prioritäten der Politik.
Vielen Dank für das Gespräch!
SAVE THE DATE:
ALPBACHER
TECHNOLOGIEGESPRÄCHE 2013
ERFAHRUNGEN UND WERTE
22.-24.08.2013
Congress Centrum Alpbach/Tirol
Informationen: www.alpbach-technologyforum.com, Auskünfte: claudia.klement@ait.ac.at
Mehr Informationen
über uns finden Sie hier:
Wenn es um bahnbrechende Innovationen geht, ist das AIT Austrian Institute of
Technology der richtige Partner für Ihr Unternehmen: Denn bei uns arbeiten
schon heute die kompetentesten Köpfe Europas an den Tools und Technologien
von morgen, um die Lösungen der Zukunft realisieren zu können.
Mehr über die Zukunft erfahren Sie hier: www.ait.ac.at