5. Wahlperiode Drucksache 5/6203 11.06.2013 Ausschreibungen ...
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Thüringer Landtag<br />
<strong>5.</strong> <strong>Wahlperiode</strong><br />
<strong>Drucksache</strong> 5/<strong>6203</strong><br />
<strong>11.06.2013</strong><br />
K l e i n e A n f r a g e<br />
der Abgeordneten Dr. Lukin (DIE LINKE)<br />
und<br />
A n t w o r t<br />
des Thüringer Ministeriums für Bau, Landesentwickung und Verkehr<br />
<strong>Ausschreibungen</strong> von Regionalnetzen im Schienenverkehr<br />
Die Kleine Anfrage 3018 vom 12. April 2013 hat folgenden Wortlaut:<br />
Die Landesregierung hat in den letzten Jahren eine Reihe von Verkehrsleistungen im Schienenverkehr des<br />
Freistaats ausgeschrieben. Teilweise wurden sie danach an neue Anbieter vergeben, so z. B. das Ostthüringer<br />
Dieselnetz an die Erfurter Bahn und das Saale-Thüringen-Südharz-Netz an die Abellio Rail Mitteldeutschland.<br />
Der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, Claus Weselsky, äußerte am 12. März<br />
2013 in der Mitteldeutschen Zeitung, dass die Mitarbeiter der Abellio deutlich weniger verdienen würden und<br />
schlechtere Arbeitsbedingungen hätten als bei der Deutschen Bahn. Er bemängelte einen Wettbewerb auf<br />
dem Rücken der Mitarbeiter im Regionalverkehr und ein "Sozialdumping", welches im Zuge der Ausschreibung<br />
nicht verhindert würde.<br />
Ich frage die Landesregierung:<br />
1. Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden seit dem Jahr 2000 aufgrund von Neuausschreibungen<br />
des Thüringer Streckennetzes von den neuen Anbietern nach Kenntnis der Landesregierung übernommen<br />
(bitte die einzelnen Netzübernahmen getrennt auflisten)?<br />
2. Zu welchen Bedingungen erfolgte nach Kenntnis der Landesregierung der Betriebsübergang für die<br />
Beschäftigten?<br />
3. Wie viele Arbeitsplätze wurden nach Kenntnis der Landesregierung bei der Deutschen Bahn aufgrund<br />
der Übernahme durch neue Unternehmen aus Thüringen verlagert und wie viele und welche Neueinstellungen<br />
gab es bei den neuen Anbietern?<br />
4. Welche Qualifikation der Beschäftigten der neuen Unternehmen und welche Anforderungen an betriebliche<br />
Aus- und Weiterbildung wurden im Rahmen der <strong>Ausschreibungen</strong> gefordert?<br />
<strong>5.</strong> Wie viele Auszubildende bilden nach Kenntnis der Landesregierung die Unternehmen aus, die die <strong>Ausschreibungen</strong><br />
gewonnen haben (bitte Anzahl und Ausbildungsrichtungen bei den einzelnen Unternehmen<br />
aufführen und mit denen der ehemaligen Betreiber vergleichen)?<br />
6. Werden während der Ausschreibungsverfahren konkrete Aussagen zur Tarifbindung getroffen? Wenn<br />
ja, mit welchen Gewerkschaften hatten die Wettbewerbssieger nach Kenntnis der Landesregierung<br />
Tarifverträge abgeschlossen?<br />
Druck: Thüringer Landtag, 2<strong>5.</strong> Juni 2013
<strong>Drucksache</strong> 5/<strong>6203</strong><br />
Thüringer Landtag - <strong>5.</strong> <strong>Wahlperiode</strong><br />
Das Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwickung und Verkehr hat die Kleine Anfrage namens<br />
der Lan desre gierung mit Schreiben vom 7. Juni 2013 wie folgt beantwortet:<br />
Zu 1.:<br />
Nach Informationen der Erfurter Bahn AG wurden im Zusammenhang mit der Übernahme des Dieselnetzes<br />
Südthüringen durch die Süd-Thüringen-Bahn GmbH im Jahr 2001 cirka 80 Mitarbeiter vom Altbetreiber<br />
übernommen.<br />
Im Zuge der Betriebsaufnahme des Dieselnetzes Ostthüringen durch die Erfurter Bahn GmbH im Jahr 2012<br />
wurden cirka 40 Mitarbeiter vom Altbetreiber übernommen.<br />
Zu 2.:<br />
Nach Kenntnis der Landesregierung hat bei keinem der genannten Betreiberwechsel in Thüringen ein Betriebsübergang<br />
im Sinne des § 613a Bürgerliches Gesetzbuch oder nach der Richtlinie 2001/23/EG stattgefunden.<br />
Es wurden aber jeweils Gespräche des Neubetreibers mit dem Altbetreiber zu Arbeitsplatzangeboten geführt.<br />
Interessierte Mitarbeiter konnten sich dementsprechend bewerben.<br />
Zu 3.:<br />
Nach Informationen der DB Regio AG fielen durch den Verlust des Dieselnetzes Ostthüringen bei der DB<br />
Regio AG insgesamt 210 Arbeitsplätze weg.<br />
Hinsichtlich der Vergabe an die Süd-Thüringen-Bahn GmbH im Jahr 2001 liegen der Landesregierung keine<br />
entsprechenden Informationen vor.<br />
Zu 4.:<br />
Die Eisenbahnverkehrsunternehmen haben in ihren Angeboten jeweils ein Personalkonzept vorzulegen.<br />
In diesem ist u. a. darzustellen, wie eine hohe Servicequalität zum Beispiel durch Schulung und Motivation<br />
der Mitarbeiter erreicht werden kann.<br />
In Bezug auf die Qualifikation der Beschäftigten wird von den Unternehmen gefordert, dass diese Personal<br />
einsetzen, das eine für die Ausübung der Tätigkeiten erforderliche qualifizierte Ausbildung oder einen<br />
gleichwertigen anerkannten Berufsabschluss besitzt und gemäß den jeweils geltenden gesetzlichen Regelungen<br />
für die entsprechenden Anforderungen qualifiziert ist.<br />
Die Eisenbahnverkehrsunternehmen müssen als fachliche Kernkompetenz des Personals Kenntnis von<br />
den Beförderungs bedingungen und einschlägigen Tarifbestimmungen garantieren. Gleiches gilt für die Befähigung<br />
zur Bedienung von Fahrausweisverkaufs- und -kontrolltechnik sowie zur ersten Hilfe in Notsituationen.<br />
Die Triebfahrzeugführer sind auch auf eine energieeffiziente Fahrweise zu schulen.<br />
Darüber hinaus sind jährlich abwechselnd 50 Prozent aller im Bediengebiet eingesetzten Zug- und Servicemitarbeiter<br />
im Rahmen der Qualitätssicherung unternehmensintern zu schulen bzw. weiterzubilden. Dies ist<br />
zu dokumentieren. Hierzu zählen nicht die gesetzlich vorgeschriebenen Schulungen. Der Freistaat behält<br />
sich zu Kontrollzwecken vor, die Schulungsnachweise durch Einsichtnahme zu prüfen und an den Schulungen<br />
des Eisenbahnverkehrsunternehmens oder Dritter teilzunehmen.<br />
Zum Teil werden konkrete Forderungen an die Anzahl der jährlich einzustellenden Auszubildenden gestellt.<br />
Beispielsweise wurde bei der Vergabe des Elektronetzes Saale-Thüringen-Südharz gefordert, dass der Auftragnehmer<br />
jährlich mindestens zwei Auszubildende im Vertragsgebiet neu einstellt.<br />
Zu <strong>5.</strong>:<br />
Nach Information der Erfurter Bahn GmbH bildet das Unternehmen in der Regel einen Auszubildenden pro<br />
Jahr im Bereich Lokführer und ein Auszubildenden pro Jahr im Bereich Mechatroniker aus.<br />
Die DB Regio AG beschäftigt nach eigenen Angaben zurzeit 57 Auszubildende in den Berufsgruppen Mechatroniker<br />
sowie Kauffrau/Kaufmann für Verkehrsservice im 1. bis 3. Ausbildungsjahr.<br />
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Thüringer Landtag - <strong>5.</strong> <strong>Wahlperiode</strong> <strong>Drucksache</strong> 5/<strong>6203</strong><br />
Zu 6.:<br />
Ja; in den der Landesregierung vorliegenden Angebotsunterlagen haben die Bieter Aussagen zur jeweiligen<br />
Tarifbindung getroffen.<br />
Nach Kenntnis der Landesregierung handelt es sich im Wesentlichen um Tarifverträge mit der Eisenbahnund<br />
Verkehrsgewerkschaft und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer.<br />
Carius<br />
Minister<br />
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