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Gastkommentar<br />
Leder – Schmuckstück<br />
oder Arbeitstier<br />
Leder ist aus vielen Bereichen unseres täglichen Lebens<br />
nicht wegzudenken. Allerdings ist es ein teures Material.<br />
Deshalb wird schon seit langem versucht, es durch Kunststoff<br />
zu imitieren und zu ersetzen. Mit Erfolg?<br />
Keine Sattelkammer ist ohne<br />
den typischen Geruch von Leder<br />
denkbar. Und es gibt kaum<br />
einen Menschen, der nicht<br />
täglich Leder mit sich trägt. Sei<br />
es als Schuhwerk, Gürtel, Geldbörse,<br />
Jacke oder Handtasche.<br />
Auch im Sitzen machen wir es<br />
uns gern auf Leder bequem:<br />
auf Polstergarnituren, Stühlen<br />
oder Autositzen.<br />
Leder ist ein teures Material<br />
und durch die Narben und<br />
die unregelmäßige Außenkontur<br />
einer Lederhaut sind die<br />
Verschnittkosten sehr hoch.<br />
Deshalb wurde schon immer<br />
versucht, eine Lederoberfläche<br />
durch ein Substitutionsmaterial<br />
darzustellen. Optisch gelingt<br />
eine solche Imitation den<br />
Herstellern mittlerweile sehr<br />
gut. Und es gibt auch Bereiche,<br />
wo Kunstleder wirklich besser<br />
geeignet ist als Leder, z.B.<br />
bei abriebfesten Schuhsohlen,<br />
reißfesten Treibriemen, wasserfesten<br />
Motorradsitzen oder<br />
Untersuchungsliegen beim<br />
Zahnarzt, die den häufigen Einsatz<br />
von Desinfektionsmitteln<br />
nicht verübeln.<br />
Aber die Atmungsaktivität und<br />
die Wasserdampfdurchlässigkeit<br />
eines Leders werden von<br />
Kunstleder nicht annähernd<br />
erreicht. Und überlegen bleibt<br />
Leder auch dort, wo viele<br />
verschiedene Eigenschaften<br />
gleichzeitig gefordert sind:<br />
reißfest und flexibel, robust<br />
und atmungsaktiv, feuchtigkeitsaufnehmend<br />
und lange<br />
haltbar – und nicht zu vergessen<br />
die besondere Haptik.<br />
Natürlich gibt es auch bei<br />
Leder Qualitätsunterschiede<br />
und einige Anbieter versuchen,<br />
dem unkundigen Endverbraucher<br />
minderwertige Leder<br />
schönzureden. Da werden<br />
z.B. beschichtete Spaltleder<br />
(Veloursleder) ohne nachvollziehbare<br />
Produktbeschreibungen<br />
angeboten. Auch unklare<br />
Materialbezeichnungen sind<br />
im Umlauf. So verbirgt sich<br />
beispielsweise hinter „PU-Leder“<br />
ein folienbeschichtetes<br />
Spaltleder und bei „Pilotenleder“<br />
wurde Spaltleder mit<br />
Textilgewebe beschichtet.<br />
Haben Sie schon einmal die<br />
Bezeichnung „Napalonleder“<br />
gelesen? Dabei handelt es sich<br />
um Kunstleder, mit echtem<br />
Leder hat das nichts zu tun.<br />
Der Begriff „Napalon“ wurde<br />
vermutlich gewählt, um es wie<br />
„Nappaleder“ klingen zu lassen.<br />
Der Verband der Deutschen<br />
Lederindustrie kommt mit<br />
dem Abmahnen der insbesondere<br />
im Internet zunehmenden<br />
Falschdeklarationen, v.a.<br />
im Möbel- und Taschenbereich,<br />
kaum hinterher.<br />
Als Verbraucher fällt es schwer,<br />
die minderwertigen Angebote<br />
von den guten zu unterscheiden.<br />
Daher gilt auch beim<br />
Leder die Empfehlung: Informieren<br />
Sie sich! Fragen Sie<br />
genau nach. Insbesondere bei<br />
sogenannten Schnäppchen<br />
von unbekannten Anbietern<br />
sollte man immer gründlich<br />
prüfen, ob das vermeintlich<br />
günstige Angebot tatsächlich<br />
gleichwertig zu einem etablierten<br />
Markenprodukt ist. Schnell<br />
hört man heraus, ob jemand<br />
nur ein „Weiterverkäufer“ ist,<br />
oder die von ihm angebotenen<br />
Produkte auch fachgerecht erklären<br />
kann und sich mit dem<br />
Thema ausgiebig beschäftigt<br />
hat. Nur ein informierter Kunde<br />
kann gute Entscheidungen<br />
treffen.<br />
Man muss auch nicht immer<br />
den „Rolls Royce“ unter den Ledern<br />
kaufen. Gerade besonders<br />
edle Leder sind oft empfindlicher<br />
als robuste Ware. Jeder<br />
muss für sich entscheiden, ob<br />
das gewünschte Lederobjekt<br />
eher eine Schmuckstück sein<br />
soll oder ein langlebiges Arbeitstier.<br />
Beides kann mit dem<br />
verwandelbaren Rohstoff Leder<br />
erreicht werden. Am Ende<br />
sollte der Kunde ein seinen<br />
Wünschen entsprechendes<br />
Lederobjekt erhalten, an dem<br />
er lange Freude hat. Leder steht<br />
für Natürlichkeit, Schönheit,<br />
Robustheit und Langlebigkeit.<br />
Das soll sich nach einer gründlichen<br />
Auswahl auch immer<br />
bewahrheiten.<br />
Jörg Rausch<br />
Geschäftsführer<br />
Lederzentrum GmbH<br />
(www.lederzentrum.de)<br />
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