Reformation. Macht. Politik - Evangelische Kirche in Deutschland
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STATEMENTS<br />
MEINE REDE<br />
DARUM SETZE ICH MICH FÜR<br />
VERFOLGTE CHRISTEN EIN<br />
VOLKER KAUDER<br />
MEINE<br />
REDE<br />
Jenseits des Protokolls und über Parteigrenzen<br />
h<strong>in</strong>weg: Sechs prom<strong>in</strong>ente <strong>Politik</strong>er und<br />
Christen erzählen, was sie wirklich umtreibt.<br />
Warum sie Andachten im Bundestag halten.<br />
Wieso sie sich mit Mitte dreißig taufen ließen.<br />
Und: Wovon sie träumen<br />
VOLKER KAUDER<br />
ist Vorsitzender der<br />
CDU/CSU-Bundestagsfraktion<br />
und war von<br />
Januar bis Dezember<br />
2005 Generalsekretär<br />
der CDU.<br />
Auch wenn der e<strong>in</strong>e oder andere die konkreten Zahlen für zu<br />
hoch hält, ist unbestritten, dass die Christen die am meisten verfolgte<br />
Religionsgruppe <strong>in</strong> der Welt s<strong>in</strong>d. Das hat zunächst damit<br />
zu tun, dass das Christentum e<strong>in</strong>e universale Religion ist, die<br />
es auf der ganzen Welt gibt. Ich beobachte allerd<strong>in</strong>gs auch, dass<br />
Christen vor allem dort mehr und mehr unter Druck geraten,<br />
wo der Islam an E<strong>in</strong>fluss gew<strong>in</strong>nt. Als Christen, die <strong>in</strong> unserem<br />
Land ihre Religion frei leben können, dürfen wir nicht e<strong>in</strong>fach<br />
nur dankbar für dieses Geschenk se<strong>in</strong>. Ne<strong>in</strong>, wir müssen uns<br />
auch für unsere Glaubensgeschwister <strong>in</strong> der ganzen Welt e<strong>in</strong>setzen,<br />
damit sie ebenfalls <strong>in</strong> den Genuss dieses Grundrechts<br />
kommen.<br />
Ich habe mich schon vor vielen Jahren darüber etwas gewundert,<br />
dass zahlreiche Menschenrechtsverletzungen zu Recht<br />
öffentlich kritisiert werden, dass aber fehlende Religionsfreiheit<br />
selten zu e<strong>in</strong>em großen Thema wurde. Für verfolgte Christen<br />
f<strong>in</strong>g ich mich besonders an zu <strong>in</strong>teressieren, seit ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er<br />
Funktion als Fraktionsvorsitzender auf me<strong>in</strong>en Reisen <strong>in</strong>s Ausland<br />
auch immer Vertreter der christlichen <strong>Kirche</strong>n treffe. Da<br />
wurde schnell deutlich, <strong>in</strong> welchen Ländern dies problemlos geht<br />
und wo jede Menge Probleme bestehen.<br />
Dabei wurde mir auch klar, welche unterschiedlichen Formen<br />
der Verfolgung, Bedrängung und Diskrim<strong>in</strong>ierung es gibt.<br />
Dort, wo die Christen nicht staatlich bedrängt, sondern gesellschaftlich<br />
diskrim<strong>in</strong>iert werden, muss eben der Staat sie davor<br />
schützen. Angemessenen Polizeischutz für Christen anzumahnen,<br />
war beispielsweise <strong>in</strong> Indien durchaus erfolgreich.<br />
Selbstverständlich ist Religionsfreiheit nicht nur e<strong>in</strong> Thema<br />
der Christen. Jeder Mensch hat nach der Allgeme<strong>in</strong>en<br />
Erklärung der Menschenrechte der Vere<strong>in</strong>ten Nationen<br />
e<strong>in</strong>en Anspruch darauf, se<strong>in</strong>e Religion frei leben<br />
zu dürfen. Fast alle Länder dieser Erde haben diese<br />
Konvention anerkannt, und trotzdem halten sich<br />
viele nicht daran. Es ist beklemmend zu erleben,<br />
wie e<strong>in</strong> solch großartiges Dokument der UNO <strong>in</strong><br />
der Praxis immer wieder nicht durchgesetzt werden<br />
kann. Freiheit ist etwas Gigantisches, wonach die Menschen<br />
sich sehnen, vor allem natürlich dann, wenn sie es nicht haben.<br />
Aber es gibt nirgendwo auf der Welt wirkliche Freiheit, wenn es<br />
ke<strong>in</strong>e Religionsfreiheit gibt.<br />
Deshalb setze ich mich für Religionsfreiheit <strong>in</strong> der Welt e<strong>in</strong>.<br />
Me<strong>in</strong> besonderes Augenmerk gilt dabei den verfolgten und bedrängten<br />
Christen, die als unsere Glaubensbrüder und -schwestern<br />
unserer Solidarität, unserer Unterstützung und unseres<br />
Gebets besonders bedürfen.<br />
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FOTO: LENGEMANN/LAIF