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Sachenrecht, Familienrecht, Erbrecht

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o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Grundsätze des <strong>Sachenrecht</strong>s<br />

Publizität<br />

Typenzwang Spezialität Kausale Tradition<br />

Gutgläubiger<br />

Eigentumserwerb<br />

Sachzuordnungen<br />

müssen nach außen<br />

hin erkennbar sein.<br />

Bewegliche Sachen:<br />

Besitz<br />

Unbewegliche Sachen:<br />

Eintragung im<br />

Grundbuch<br />

Es gibt eine<br />

geschlossene<br />

Anzahl von<br />

<strong>Sachenrecht</strong>en:<br />

• Eigentum<br />

• Pfandrecht<br />

• Dienstbarkeit<br />

• Reallast<br />

• Baurecht<br />

Dingliche Rechte<br />

können nur für jede<br />

Sache gesondert<br />

begründet werden und<br />

eben nicht an einer<br />

Sachgesamtheit.<br />

Zur Begründung eines<br />

dinglichen Rechts<br />

bedarf es eines<br />

rechtlichen Titels<br />

(titulus) und auch einer<br />

zulässigen Erwerbsart<br />

(modus).<br />

Titel= zB Kaufvertrag,<br />

Schenkung<br />

Modus= zB Übergabe<br />

Niemand kann mehr<br />

Rechte übertragen als<br />

er selbst hat.<br />

Ausnahme:<br />

Gutgläubiger<br />

Eigentumserwerb<br />

nach § 367 ABGB<br />

Sonderstellung:<br />

• Besitz<br />

Anmerkung: Strikte Trennung zwischen den Begriffen Eigentum und Vermögen:<br />

Jedes Eigentum ist Vermögen, aber nicht jedes Vermögen ist Eigentum.<br />

T5/K1/ 113


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Der Besitz<br />

Besitz und Innehabung<br />

Arten des Besitz<br />

Besitzer<br />

Inhaber<br />

Sachbesitz<br />

Rechtsbesitz<br />

Besitzer ist wer eine<br />

Sache innehat<br />

(corpus) und diese<br />

auch als die seinige<br />

behalten möchte<br />

(animus).<br />

Corpus<br />

Inhaber ist wer eine<br />

Sache tatsächlich in<br />

seiner Macht und<br />

Gewahrsame hat<br />

(corpus).<br />

Corpus<br />

Gegenstand des<br />

Besitzes ist eine<br />

körperliche Sache.<br />

Gegenstand des<br />

Besitzes ist ein<br />

Dauerrecht an der<br />

Sache:<br />

Beispiele<br />

• Mieter<br />

• Pächter<br />

• Entleiher<br />

Animus<br />

Anmerkung: Der Rechtsbesitzer wird rechtlich<br />

einem Sachbesitzer gleichgestellt, gleichwohl<br />

er faktisch nur Inhaber der Sache bleibt.<br />

T5/K2/ 114


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Rechtsmittel gegen die Besitzstörung<br />

Possessorisches Verfahren<br />

Publizianische Klage<br />

„Einfaches“ Besitzstörungsverfahren:<br />

Der echte Besitzer hat nur seinen bisherigen Besitz<br />

und die Störung desselben nachzuweisen.<br />

(§§ 454 - 460 ZPO, § 339 ABGB)<br />

Der Besitzer mit dem relativ besseren Recht zum<br />

Besitz wird in diesem Verfahren ermittelt.<br />

Der rechtmäßige, redliche und echte Besitzer kann<br />

also vom jetzigen Besitzer, der insofern schlechter<br />

qualifiziert ist, die Herausgabe der Sache verlangen<br />

(actio publiciana) (§ 372 ABGB).<br />

Ersitzung<br />

• Bei beweglichen Sachen kann der rechtliche Besitzer nach 3 Jahren Eigentum erlangen (§ 1466 ABGB).<br />

• Bei unbeweglichen Sachen kann der rechtliche Besitzer nach 30 Jahren Eigentum erlangen (§ 1468 ABGB).<br />

T5/K2/ 115


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Eigentum<br />

Definition: Eigentum ist die grundsätzlich unbeschränkte Befugnis über die Sache rechtlich wie auch<br />

tatsächlich zu verfügen und jeden anderen davon auszuschließen (§ 354 ABGB).<br />

Alleineigentum<br />

Die Sache gehört einer einzelnen Person.<br />

Miteigentum zu ideellen Anteilen<br />

Wohnungseigentum<br />

Gesamthandeigentum<br />

Die Sache gehört mehreren Personen. Jedem Miteigentümer steht ein<br />

ideeller Anteil an der gesamten Sache zu. (§§ 825 ff ABGB)<br />

Wohnungseigentum ist eine Sonderform des Miteigentums. Es umfasst<br />

ein ausschließliches Nutzungsrecht an einem Wohnungseigentumsobjekt.<br />

(§ 2 Abs 2 WEG)<br />

Den Eigentümern kommt kein ideeller Anteil wie beim Miteigentum zu.<br />

Es ist stets nur eine gemeinschaftliche Verfügung aller Miteigentümer<br />

möglich.<br />

Beschränkungen des Eigentums:<br />

• Nachbarschaftsrechte<br />

• Ortsunübliche Einwirkungen und störende Pflanzen (§§ 364 Abs 1 Z 2, 422 ABGB)<br />

• Immissionen durch behördlich genehmigte Betriebsanlagen (§ 364a ABGB)<br />

• Öffentlich-rechtliche Beschränkungen<br />

• Baurecht<br />

• Umweltschutz<br />

• Naturschutz<br />

• Tierschutz<br />

T5/K3/ 116


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Eigentumserwerb<br />

Eigentumserwerb<br />

Derivativer<br />

Eigentumserwerb abhängig vom Recht<br />

des Vormannes.<br />

• Übertragung des Eigentums<br />

benötigt Titel und Modus.<br />

(§ 380 ABGB)<br />

Modus<br />

bei beweglichen Sachen durch:<br />

(§§ 426 ff ABGB)<br />

• Übergabe kurzer Hand<br />

• Besitzkonstitut<br />

• Besitzanweisung<br />

• Übergabe durch Versendung<br />

bei unbeweglichen Sachen durch<br />

• Eintragung ins Grundbuch<br />

Originärer<br />

Eigentumserwerb unabhängig vom Recht des<br />

Vormannes.<br />

• Ersitzung<br />

• Gutglaubenserwerb nach § 367 ABGB:<br />

• allgemeine Voraussetzungen (kumulativ):<br />

• bewegliche Sache<br />

• gültiger Titel<br />

• Entgeltlichkeit<br />

• Übergabe<br />

• Gutgläubigkeit<br />

und eine der drei besonderen<br />

Voraussetzungen:<br />

• Erwerb in einer öffentlichen Versteigerung<br />

• von einem Unternehmer im gewöhnlichen<br />

Betrieb seines Unternehmens<br />

• vom Vertrauensmann des Eigentümers<br />

T5/K3/ 117<br />

Sonderfälle<br />

• Eigentumserwerb durch Zuschlag<br />

bei einer Zwangsversteigerung<br />

• Eigentumserwerb durch Zuwachs<br />

(§§ 404 ff ABGB)<br />

• Eigentumserwerb durch<br />

Verarbeitung oder Vereinigung<br />

(§§ 414 ff ABGB)<br />

• Eigentumserwerb durch<br />

Bauführung (§§ 417 ff ABGB)<br />

• Eigentumserwerb durch Zueignung<br />

(§§ 381 ff ABGB)<br />

• Eigentumserwerb durch Fund<br />

(§§ 388 ff ABGB)<br />

• Eigentumserwerb durch<br />

Schatzfund (§§ 398 ff ABGB)


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Klagen aus dem Eigentum<br />

Absoluter Schutz des Eigentums<br />

Eigentumsklage § 366 ABGB<br />

(rei vindicatio)<br />

Eigentumsfreiheitsklage § 523 ABGB<br />

(actio negatoria)<br />

Der nichtbesitzende Eigentümer hat sein Eigentum zu<br />

beweisen.<br />

Der besitzende Eigentümer kann Störungen der Sache<br />

abwehren.<br />

Im Verfahren ist der Nachweis der störenden<br />

Beeinträchtigung und das Eigentum an der Sache zu<br />

erbringen.<br />

Sonstige Klagen aus dem Eigentum<br />

Klage aus dem rechtlich vermuteten Eigentum (§ 372 ABGB)<br />

Eigentumsfeststellungsklage (§ 228 ZPO)<br />

Aussonderungsklage (§ 44 IO)<br />

Widerspruchsklage (= Exszindierungsklage) (§ 37 EO)<br />

Löschungsklage (§ 61 GBG)<br />

T5/K3/ 118


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Pfandrecht<br />

Prinzipien des Pfandrechts<br />

Akzessorietät<br />

Spezialität<br />

Recht an einer<br />

fremden Sache<br />

Publizität<br />

Priorität<br />

Unteilbare<br />

Pfandhaftung<br />

Das Pfandrecht<br />

hängt vom<br />

Entstehen und dem<br />

Bestand der<br />

gesicherten<br />

Forderung ab.<br />

Das Pfandrecht kann<br />

nur an bestimmten<br />

Sachen, nicht aber<br />

am gesamten<br />

Vermögen einer<br />

Person begründet<br />

werden.<br />

Die Sache bleibt<br />

weiterhin im<br />

Eigentum des<br />

Schuldners.<br />

Die Erkennbarkeit des<br />

Pfandrechts muss nach<br />

außen hin ersichtlich sein.<br />

Bei beweglichen Sachen:<br />

• Übergabe der<br />

Pfandsache an den<br />

Pfandgläubiger<br />

Das ältere<br />

Pfandrecht geht<br />

dem jüngeren<br />

Pfandrecht vor und<br />

wird daher<br />

vorrangig befriedigt.<br />

Die gesamte Sache<br />

haftet für die<br />

gesamte Schuld.<br />

Bei unbeweglichen<br />

Sachen:<br />

• Eintragung einer<br />

Hypothek im<br />

Grundbuch<br />

T5/K4/ 119


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Erwerb des Pfandrechts<br />

Voraussetzungen für den Erwerb eines Pfandrechts<br />

Titel<br />

Modus<br />

• Pfandbestellungsvertrag oder<br />

• Gesetzliches Pfandrecht:<br />

− Bestandgeber (§ 1101 ABGB)<br />

− Kommissionär (§ 397 ABGB)<br />

− Spediteur (§ 410 UGB)<br />

− Lagerhalter (§ 421 UGB)<br />

− Frachtführer (§ 440 UGB)<br />

− Rechtsanwalt (§§ 19 Abs 4, 19a RAO)<br />

• Bei beweglichen Sachen:<br />

körperliche Übergabe oder subsidiär<br />

Übergabe durch Zeichen (§ 451 ABGB)<br />

• Bei unbeweglichen Sachen:<br />

Intabulation (Eintragung im Grundbuch)<br />

(§§ 451 ABGB, 13 ff GBG)<br />

• Bei verpfändeten Forderungen:<br />

durch Drittschuldnerverständigung<br />

• Bei gesetzlichen Pfandrechten ersetzt<br />

das Gesetz in der Regel auch den Modus<br />

Pfandverwertung bei Schuldnerverzug<br />

• Gerichtliche Pfandverwertung<br />

• Außergerichtliche Pfandverwertung<br />

• Verwertung bei Liegenschaften<br />

T5/K4/ 120


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Rechte und Pflichten des Pfandgläubigers<br />

Grundlegendes<br />

Gerichtliche<br />

Pfandverwertung<br />

Außergerichtliche<br />

Pfandverwertung<br />

Herausgabe des<br />

Mehrbetrags<br />

Der Pfandgläubiger<br />

darf die<br />

Pfandsache nicht<br />

gebrauchen,<br />

solange die Schuld<br />

nicht fällig ist. Er<br />

muss die<br />

Pfandsache<br />

sorgfältig<br />

verwahren und bei<br />

Bezahlung<br />

zurückstellen.<br />

Gerichtliche<br />

Versteigerung<br />

(§§ 461 ff ABGB)<br />

Befriedigung durch den Verkauf<br />

der Sache (§§ 466a ff ABGB)<br />

• Versteigerung<br />

• Freihändig<br />

Sollte bei der<br />

Pfandverwertung ein<br />

Mehrbetrag erzielt werden,<br />

ist dieser dem<br />

Pfandbesteller heraus zu<br />

geben.<br />

T5/K4/ 121


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Weitere beschränkt dingliche Rechte<br />

Dienstbarkeiten Reallast Baurecht Superädifikat<br />

Dienstbarkeiten sind beschränkt<br />

dingliche Nutzungsrechte an<br />

fremden Sachen deren Eigentümer<br />

verpflichtet ist etwas zu dulden oder<br />

zu unterlassen. (§ 472 ABGB)<br />

• Grunddienstbarkeiten<br />

(Realservitute):<br />

Dienen der besseren Nutzung<br />

des begünstigten Grundstückes<br />

(zB Wege oder Weiderechte)<br />

• Persönliche Dienstbarkeiten<br />

(Personalservitute):<br />

−<br />

Gebrauchsrecht an einer Sache<br />

Dingliche Belastung eines<br />

Grundstückes mit bestimmten<br />

wiederkehrenden<br />

Leistungspflichten (Geld,<br />

Naturalien, Dienste) des<br />

Grundstückeigentümers.<br />

• Grundreallasten<br />

Die Belastung ist an das<br />

Grundstück gebunden.<br />

• Persönliche Reallasten<br />

Der Anspruch auf die Leistung<br />

steht einer bestimmten Person<br />

zu und geht mit dem Tod unter.<br />

Baurecht, ist das dingliche Recht,<br />

auf oder unter der Bodenfläche<br />

eines fremden Grundstückes ein<br />

Bauwerk zu errichten und dieses<br />

im Eigentum zu halten.<br />

• Voraussetzungen:<br />

−<br />

−<br />

−<br />

Baurecht muss auf mindestens<br />

10 Jahre, höchstens aber auf<br />

100 Jahre begründet werden.<br />

Titel: Vertrag<br />

Modus: Eintragung ins<br />

Grundbuch<br />

Es erlaubt die Errichtung eines<br />

Bauwerkes auf einem fremden<br />

Grundstück, wobei entweder<br />

• die Bauweise oder<br />

• die Absicht des Bauführers<br />

das Gebäude samt Grundstück<br />

nur zeitlich begrenzt zu nutzen,<br />

wesentlich ist.<br />

Beispiele: Blumen- oder<br />

Würstelstände, Marktstände<br />

−<br />

Fruchtgenuss/Nießbrauch einer<br />

Sache<br />

T5/K5/ 122


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

<strong>Familienrecht</strong><br />

Ehe- und<br />

Partnerschaftsrecht<br />

Kindschaftsrecht<br />

Recht der<br />

Sachwalterschaft und<br />

Kuratel<br />

ABGB<br />

• Wirkungen der Ehe (§§ 89ff ABGB)<br />

• Ehegüterrecht (§§ 1217ff ABGB)<br />

EheG<br />

• Abschluss der Ehe (§§ 15f EheG)<br />

• Auflösung der Ehe (§§ 20ff ABGB)<br />

EPG<br />

• Begründung der eingetragenen<br />

Partnerschaft (§§ 4ff EPG)<br />

• Auflösung der eingetragenen<br />

Partnerschaft (§§ 13ff EPG)<br />

PersonenstandsG (PStG 2013)<br />

• Zuständigkeit zur Eheschließung bzw<br />

Begründung einer eingetragenen<br />

Partnerschaft (§§ 14 ff PStG 2013)<br />

• Eintragung ins Ehebuch (§ 20 PStG<br />

2013) bzw Partnerschaftsbuch (§ 27<br />

PStG 2013)<br />

ABGB<br />

• Allgemeine Rechte und Pflichten<br />

von Eltern und Kindern (§§ 137 ff<br />

ABGB)<br />

• Abstammung und Ehelichkeit<br />

(§§ 143 ff ABGB und §§ 151 ff<br />

ABGB)<br />

• Rechtsverhältnis zwischen Eltern<br />

und Kindern (§§ 137 ff ABGB und<br />

§§158ff ABGB)<br />

• Annahme an Kindes Statt (§§ 191 ff<br />

ABGB)<br />

T6/K1/ 123<br />

ABGB<br />

Sachwalter<br />

• Sachwalter als gerichtlich bestellter<br />

Vertreter für volljährige, psychisch<br />

kranke oder geistig behinderte<br />

Personen (§ 268 ABGB)<br />

• Bestellung eines Sachwalters<br />

(§§ 273f ABGB)<br />

• Besondere Vorschriften für<br />

Sachwalter (§§ 279ff ABGB)<br />

• Rechte und Pflichten des<br />

Sachwalters (§§ 275ff ABGB)<br />

Kuratel<br />

• Kurator als gerichtlich bestellter<br />

Vertreter in „Sonderfällen“:<br />

• Kollisionskurator (§ 271f ABGB)<br />

• Kurator für Ungeborene<br />

(§ 269 ABGB)<br />

• Abwesenheitskurator<br />

(§ 270 ABGB)


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Obligatorische Zivilehe (§ 15 EheG)<br />

nur für unterschiedlich<br />

geschlechtliche Paare<br />

Formvorschriften der<br />

Eheschließung<br />

• Vertragsschluss unter Mitwirkung<br />

des Standesbeamten des<br />

Trauungsortes<br />

Beachte: Die Ermittlung der Ehefähigkeit<br />

obliegt der Personenstandsbehörde am<br />

Wohnort der Ehepartner (§§ 14 ff PStG<br />

2013).<br />

• Erklärungen müssen persönlich<br />

(keine Stellvertretung)<br />

abgegeben werden.<br />

• Grundsätzlich Anwesenheit von<br />

zwei Zeugen<br />

(§ 18 Abs 2 PStG 2013)<br />

• Trauung kann aber auch ohne<br />

oder mit nur einem Zeugen<br />

vorgenommen werden (§ 18 Abs 3<br />

PStG 2013).<br />

• Beurkundung durch Eintragung in<br />

das Ehebuch<br />

Ehefähigkeit<br />

• Ehegeschäftsfähigkeit (§ 3 EheG)<br />

• Nach den allgemeinen Regeln über<br />

die Geschäftsfähigkeit: vollendetes<br />

18. Lebensjahr<br />

• Beschränkt Geschäftsfähige<br />

benötigen die Zustimmung des<br />

gesetzlichen Vertreters (§ 3 Abs1<br />

EheG) und des Erziehungsberechtigten<br />

(§ 3 Abs 2 EheG).<br />

• Bei Verweigerung kann das Gericht<br />

auf Antrag die Einwilligung<br />

ersetzen.<br />

• Ehemündigkeit (§ 1 EheG)<br />

• Gegeben ab dem vollendeten<br />

18. Lebensjahr<br />

• Ab dem vollendeten 16. Lebensjahr<br />

kann das Gericht eine Person für<br />

ehemündig erklären.<br />

T6/K2/ 124<br />

Eheverbote<br />

• Blutsverwandtschaft (§ 6 EheG)<br />

• „Doppelehe“ (§ 8 EheG)<br />

• Eingetragene Partnerschaft<br />

(§ 9 EheG)<br />

• Adoption (§ 10 EheG)<br />

Entgegen dieser Eheverbote<br />

abgeschlossene Ehen sind für<br />

nichtig zu erklären, aber vorerst<br />

gültig.<br />

Beachte: Das Eheverbot der Adoption<br />

stellt jedoch keinen Nichtigkeitsgrund dar.


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Rechtswirkungen der Ehe 2<br />

Gemeinsame<br />

Haushaltsführung<br />

§ 95f ABGB<br />

Beide Ehegatten sind zur<br />

Mitwirkung an der Haushaltsführung<br />

verpflichtet.<br />

• Ist ein Ehegatte nicht<br />

berufstätig, hat er den<br />

gemeinsamen Haushalt zu<br />

führen.<br />

• Ist der haushaltsführende<br />

Ehegatte einkommenslos,<br />

vertritt er den anderen bei<br />

den Rechtsgeschäften<br />

des täglichen Lebens.<br />

(„Schlüsselgewalt“,<br />

§ 96 ABGB)<br />

Mitwirkung im Erwerb<br />

des anderen<br />

§ 90 Abs 2 ABGB<br />

Ein Ehegatte hat im Erwerb<br />

des anderen mitzuwirken,<br />

sofern ihm dies zumutbar und<br />

nach den Lebensverhältnissen<br />

der Ehegatten üblich ist.<br />

• Der Ehegatte, der im Erwerb<br />

des anderen mitwirkt, hat<br />

Anspruch auf angemessene<br />

Abgeltung (§ 98 ABGB).<br />

• Abweichende<br />

einvernehmliche Regelung<br />

ist zulässig.<br />

T6/K2/ 126<br />

Ehegüterrecht<br />

§§ 1233, 1237 ABGB<br />

Wenn die Ehegatten nichts<br />

anderes vereinbaren, besteht<br />

Gütertrennung:<br />

Die Ehe hat (zunächst) keine<br />

Auswirkung auf bestehende<br />

Eigentumsverhältnisse:<br />

• Jeder Ehegatte behält das<br />

Eigentum an seinen Sachen.<br />

• Jeder Ehegatte wird – mangels<br />

anderer Vereinbarung –<br />

Alleineigentümer dessen, was<br />

er während aufrechter Ehe<br />

erwirbt.<br />

• Beachte: Zu einer Aufteilung<br />

des ehelichen Gebrauchsvermögens<br />

und der<br />

ehelichen Ersparnisse<br />

kommt es aber bei Scheidung.<br />

• Abweichende Regelungen<br />

durch sog. Ehepakte sind<br />

zulässig. Es besteht jedoch<br />

Notariatsaktpflicht.


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Auflösung der Ehe 1<br />

Nichtigerklärung<br />

§§ 20 ff EheG<br />

Aufhebung<br />

§§ 33 ff EheG<br />

Tod eines Ehepartners<br />

§ 1448 ABGB<br />

Beachte: Die Ehe kommt zunächst<br />

gültig zustande.<br />

Nichtigkeitsgründe:<br />

• Schwere Formmängel (§ 21 EheG)<br />

• Geschäftsunfähigkeit (§ 22 EheG)<br />

• Namens- oder<br />

Staatsangehörigkeitsehe (§ 23 EheG)<br />

• „Doppelehe“ (§ 24 EheG)<br />

• eingetr. Partnerschaft (§ 24 EheG)<br />

• Blutsverwandtschaft (§ 25 EheG)<br />

Nichtigerklärung der Ehe auf Antrag<br />

a) des Staatsanwalts im Fall des § 23,<br />

b) des Staatsanwalts oder jeder der EG in<br />

allen anderen Fällen<br />

Rechtsfolgen:<br />

Die Nichtigerklärung wirkt grds ex tunc.<br />

• Ausnahmen:<br />

• Kinder aus für nichtig erklärten Ehen<br />

gelten als ehelich.<br />

• Die Folgen der Scheidung treten, ein<br />

wenn beide EG gutgläubig waren<br />

oder, wenn nur einer gutgläubig<br />

war und der gutgläubige EG NICHT<br />

erklärt, dass er es bei den Folgen<br />

der Nichtigkeit belassen möchte.<br />

Beachte: Die Ehe kommt zunächst<br />

gültig zustande.<br />

Aufhebungsgründe:<br />

• Irrtum<br />

• über die Tatsache, dass eine<br />

Ehe geschlossen wurde<br />

• über die Identität des Partners<br />

• über wesentliche Umstände,<br />

die die Person des Partners<br />

betreffen<br />

• Mangelnde Einwilligung des<br />

gesetzlichen Vertreters<br />

• Arglistige Täuschung oder Drohung<br />

• Wiederverheiratung im Falle<br />

der fälschlichen Todeserklärung des<br />

früheren Ehegatten<br />

Aufhebung auf Antrag des<br />

Ehegatten, dessen Willensbildung<br />

mangelhaft war<br />

Rechtsfolgen:<br />

• Die Aufhebung führt zur Auflösung<br />

der Ehe ex nunc.<br />

• Die Rechtsfolgen der Scheidung treten<br />

ein. (§ 42 EheG Abs 1)<br />

T6/K2/ 127<br />

Der Tod wird idR durch den<br />

ärztlichen Totenschein bewiesen.<br />

Wenn der Beweis des Todes nicht<br />

erbracht werden kann, besteht die<br />

Möglichkeit der Todeserklärung<br />

auf Antrag.<br />

Voraussetzung:<br />

Verschollenheit (§ 1 TEG):<br />

• unbekannter Aufenthalt einer Person,<br />

• nachrichtenlose Abwesenheit und<br />

• ernsthafte Zweifel am Überleben<br />

des Verschollenen<br />

Fristen (§§ 3ff TEG):<br />

Die Verschollenheit muss über einen<br />

gewissen Zeitraum bestehen. Dieser<br />

beträgt grundsätzlich 10 Jahre, verkürzt<br />

sich jedoch, wenn der Verschollene<br />

gewissen gefährlichen Umständen wie<br />

Krieg oder Flugzeugabsturz ausgesetzt<br />

war und seit dem vermisst wird (sog.<br />

Gefahrenverschollenheit).


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Auflösung der Ehe 2<br />

Scheidung<br />

§§ 46ff EheG<br />

Einseitiges<br />

Scheidungsbegehren<br />

§§ 49ff EheG<br />

Einvernehmliche Scheidung<br />

§ 55a EheG<br />

Scheidung wegen<br />

Verschuldens<br />

§ 49 EheG<br />

Zerrüttung der Ehe aufgrund<br />

einer schweren<br />

Eheverfehlung eines der<br />

Ehegatten<br />

zB körperliche Gewalt, Ehebruch,<br />

Verletzung der Unterhaltspflicht<br />

Scheidung aus anderen<br />

Gründen<br />

§ 50ff EheG<br />

Zerrüttung der Ehe<br />

aufgrund objektiv<br />

ehewidrigen Verhaltens<br />

eines der Ehegatten, das<br />

jedoch nicht schuldhaft<br />

gesetzt wird<br />

zB bei Geisteskrankheit<br />

Scheidung wegen<br />

Auflösung der häuslichen<br />

Gemeinschaft<br />

§ 55 EheG<br />

Auflösung der häuslichen<br />

Gemeinschaft<br />

Die häusliche Gemeinschaft muss<br />

seit mindestens 3 Jahren<br />

aufgelöst und die Ehe unheilbar<br />

zerrüttet sein.<br />

Wenn der Kläger die Zerrüttung<br />

überwiegend verschuldet hat, kann<br />

der andere Ehegatte der<br />

Scheidung widersprechen; in<br />

diesem Fall ist dem Scheidungsbegehren<br />

erst stattzugeben, wenn<br />

die häusliche Gemeinschaft<br />

6 Jahre aufgelöst war.<br />

Die Ehepartner stellen einen<br />

gemeinsamen Antrag auf<br />

Scheidung der Ehe.<br />

Weitere Voraussetzungen:<br />

• Aufhebung der ehelichen<br />

Lebensgemeinschaft für<br />

mindestens ein halbes Jahr<br />

• Erklärung der Ehegatten,<br />

dass die Ehe unheilbar zerrüttet<br />

sei<br />

• Einigung über die<br />

wesentlichen<br />

Scheidungsfolgen (schriftlich)<br />

• Obsorge über die Kinder<br />

• Besuchsrecht<br />

• Vermögensrechtliche<br />

Ansprüche/ Unterhalt<br />

T6/K2/ 128


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Scheidungsfolgen<br />

Die Auflösung der Ehe erfolgt bei der Scheidung ex nunc. Mit der Rechtskraft der Scheidung<br />

erlöschen die mit der Eheschließung entstandenen wechselseitigen Rechte und Pflichten der<br />

Ehegatten.<br />

Name der Ehegatten<br />

§ 62 EheG<br />

Aufteilung des<br />

Ehevermögens<br />

§§ 81 ff EheG<br />

Unterhalt<br />

§§ 66 ff EheG<br />

Die Ehegatten behalten<br />

grundsätzlich jenen Namen, den<br />

sie während der Ehe geführt<br />

haben, bei.<br />

Der Ehegatte, dessen Name nicht<br />

der gemeinsame Familienname<br />

war, kann aber auch seinen<br />

früheren rechtmäßig geführten<br />

Namen wieder annehmen. (§ 93a<br />

Abs 2 ABGB)<br />

Die Bestimmung oder<br />

Wiederannahme eines<br />

Familiennamens ist nur einmalig<br />

zulässig (§ 93 b ABGB)<br />

Aufzuteilen sind<br />

• das eheliche<br />

Gebrauchsvermögen<br />

Das sind jene körperlichen Sachen, die<br />

während der Ehe dem Gebrauch beider<br />

Ehepartner gedient haben, u.a. die<br />

Ehewohnung<br />

•die ehelichen Ersparnisse<br />

Dabei handelt es sich um<br />

Wertanlagen, die während der Ehe<br />

angesammelt wurden und die<br />

üblicherweise zur Verwertung<br />

bestimmt sind, zB Geld,<br />

Wertpapiere<br />

Aufteilung nach Billigkeit<br />

Zu berücksichtigen sind:<br />

• Beiträge der Ehegatten<br />

• Wohl der Kinder<br />

•Bei Scheidung wegen<br />

Verschuldens hat der überwiegend<br />

schuldige Ehegatte dem anderen<br />

den angemessenen Unterhalt<br />

zu leisten. Bei gleichem Verschulden<br />

gebührt Unterhalt nach Billigkeit,<br />

zB wegen Notlage eines Ehepartners<br />

• Trifft bei der Scheidung nach<br />

§ 55 EheG den Kläger überwiegendes<br />

Verschulden an der Auflösung der<br />

häuslichen Gemeinschaft, hat der<br />

andere Ehegatte Anspruch auf<br />

Unterhalt wie bei aufrechter Ehe.<br />

•Bei einvernehmlicher Scheidung<br />

richtet sich die Unterhaltspflicht<br />

nach der Scheidungsvereinbarung.<br />

T6/K2/ 129


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Eingetragene Partnerschaft<br />

nur für gleichgeschlechtliche<br />

Paare (§§ 1, 5 Abs 1 Z 1 EPG)<br />

Begründung<br />

Auflösung<br />

Begründungshindernisse<br />

(§ 5 EPG)<br />

• Beide Partner müssen volljährig<br />

sein<br />

• Vertragsschluss vor der zuständigen<br />

Bezirksverwaltungsbehörde (nicht<br />

vor dem Standesamt)<br />

Beachte: Die Behörden können aber die<br />

Möglichkeit für eine feierliche Zeremonie<br />

schaffen.<br />

• Erklärungen müssen persönlich<br />

(keine Stellvertretung) abgegeben<br />

werden<br />

• Es sind keine Zeugen erforderlich<br />

• Beurkundung durch Eintragung in<br />

das Partnerschaftsbuch<br />

Die Bestimmungen des Ehegüterrechts sind auf<br />

eingetragene Partnerschaften sinngemäß<br />

anzuwenden (vgl § 1217 Abs 2 ABGB).<br />

• durch die Gerichte<br />

• Auflösungsgründe entsprechen im<br />

Wesentlichen den Bestimmungen über<br />

Ehescheidung, Aufhebung und<br />

Nichtigkeit der Ehe<br />

• wegen Willensmängeln (§ 14 EPG)<br />

• zB bei Nötigung<br />

• wegen Verschuldens oder wegen<br />

Zerrüttung (§ 15 EPG)<br />

• bei schweren Verfehlungen<br />

• bei 3-jähriger Aufhebung der<br />

häuslichen Gemeinschaft<br />

• Nichtigkeit (§ 19 EPG)<br />

• zB „Doppelpartnerschaft“<br />

T6/K3/ 130<br />

• Ehe oder eingetragene<br />

Partnerschaft (§ 5 Z 2 EheG)<br />

• Blutsverwandtschaft<br />

oder Adoption (§ 5 Z 3 EheG)<br />

Besonderheiten<br />

• die Partner behalten grundsätzlich<br />

ihren Nachnamen<br />

Beachte: Eine Namensänderung ist<br />

jedoch gem § 2 Abs 1 Z 7a iVm § 6<br />

NÄG kostenfrei möglich<br />

• eine medizinisch unterstützte<br />

Fortpflanzung ist unzulässig<br />

(§ 2 Abs 1 FMedG)<br />

•Seit Mitte 2013 ist es möglich ein<br />

leibliches Kind des Partners zu<br />

adoptieren


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Kindschaftsrecht<br />

Mutter<br />

§ 143 ABGB<br />

Vater<br />

§ 144 ABGB<br />

Mutter ist die Frau, die das Kind<br />

geboren hat.<br />

• Ehelichkeitsvermutung<br />

• Vater ist jener Mann, der mit der Mutter im<br />

Zeitpunkt der Geburt verheiratet ist oder<br />

• Als Ehemann der Mutter nicht früher als 300<br />

Tage vor der Geburt des Kindes verstorben<br />

ist.<br />

• Feststellung der Vaterschaft<br />

• Anerkenntnis §§ 145 ff ABGB<br />

Das Anerkenntnis der Vaterschaft erfolgt<br />

durch persönliche Erklärung des Mannes<br />

mittels öffentlicher oder öffentlich<br />

beglaubigter Urkunde.<br />

Beachte: Die Feststellung der Vaterschaft erfolgt<br />

hier lediglich aufgrund der Erklärung des Mannes, ein<br />

Beweis der Vaterschaft ist nicht erforderlich. Mutter<br />

und Kind kommt aber ein Widerspruchsrecht zu.<br />

• Gerichtliche Feststellung der Vaterschaft<br />

§§ 148 ff ABGB<br />

Die Vaterschaft wird aufgrund einer Klage<br />

von Vater oder Kind in einem gerichtlichen<br />

Verfahren T6/K4/ festgestellt. 131 Es findet daher auch<br />

ein Beweisverfahren statt.<br />

Exkurs: Die<br />

Legitimation wurde<br />

durch das KindNamRÄG<br />

2013 aufgehoben.


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Begründung von Kindschaftsverhältnissen<br />

mit der Geburt<br />

durch Adoption<br />

eheliches Kind<br />

•zur Mutter<br />

•zum Ehemann der Mutter<br />

Der Ehemann kann jedoch<br />

Klage auf Feststellung, dass<br />

das Kind nicht von ihm<br />

abstammt, erheben.<br />

Kind mit nicht<br />

verheirateten Eltern<br />

•zur Mutter<br />

•zum Vater nicht mit der<br />

Geburt, sondern<br />

• durch Anerkenntnis<br />

der Vaterschaft<br />

• durch gerichtliche<br />

Feststellung der<br />

Vaterschaft<br />

Eheliche und „uneheliche“ Kinder sind grundsätzlich rechtlich gleichgestellt.<br />

Unterschiede gibt es vor allem bei Familienname und Obsorge.<br />

• Das eheliche Kind erhält den gemeinsamen Familiennamen der Eltern, das<br />

„uneheliche“ jenen der Mutter.<br />

• Mit der Obsorge für das eheliche Kind sind grundsätzlich Vater und Mutter<br />

betraut, mit jener für das uneheliche Kind nur die Mutter. Eine gemeinsame<br />

Obsorge mit dem Vater kann jedoch vor dem Standesbeamten vereinbart werden.<br />

• Annahme eines fremden<br />

Kindes an Kindes Statt<br />

• Schriftlicher Vertrag zwischen<br />

dem/den Annehmenden und<br />

der anzunehmenden Person<br />

(§ 192 ABGB)<br />

Beachte: Handelt es sich bei der<br />

anzunehmenden Person um einen<br />

Minderjährigen, bedarf dieser der<br />

Stellvertretung durch seinen<br />

gesetzlichen Vertreter. Dies ist häufig<br />

der Jugendwohlfahrtsträger, dem<br />

die leiblichen Eltern die Vertretung des<br />

Kindes gem. § 208 ABGB<br />

übertragen.<br />

• Gerichtliche Bewilligung<br />

erforderlich<br />

• Annahme eines Wahlkindes<br />

durch mehrere Personen ist<br />

nur durch Ehegatten (nicht<br />

jedoch durch eingetragene<br />

Partner) zulässig<br />

(§ 191 Abs 2 ABGB)<br />

T6/K4/ 132


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Inhalt des Kindschaftsverhältnisses<br />

Obsorge<br />

§§ 158 ff ABGB<br />

• Die elterliche Obsorge umfasst<br />

• Pflege und Erziehung des Kindes<br />

Dazu gehören die Wahrung des körperlichen<br />

Wohls und der Gesundheit, die Bestimmung des<br />

Aufenthaltsorts, die Aufsicht und die<br />

Förderung der Fähigkeiten.<br />

Der Wille des Kindes ist dabei nach Möglichkeit zu<br />

berücksichtigen.<br />

• Vermögensverwaltung<br />

Die Eltern haben das Vermögen des Kindes<br />

sorgfältig zu verwalten. Maßnahmen, die nicht zum<br />

„ordentlichen Wirtschaftsbetrieb“ gehören,<br />

bedürfen der gerichtlichen Genehmigung.<br />

• Gesetzliche Vertretung<br />

Jeder Elternteil ist berechtigt und verpflichtet, das<br />

minderjährige Kind bei rechtsgeschäftlichen<br />

Handlungen zu vertreten. In wichtigen<br />

Angelegenheiten (wie Änderung des Namens,<br />

Erwerb einer Staatsangehörigkeit, vorzeitige<br />

Lösung eines Ausbildungs- oder Dienstvertrags<br />

des Kindes) muss der andere Elternteil<br />

zustimmen (§ 176 Abs 2 ABGB).<br />

• Die Obsorgepflicht der Eltern endet mit der<br />

Volljährigkeit des Kindes.<br />

Unterhalt<br />

§ 231 ABGB<br />

• Die Eltern müssen nach ihren Kräften zur<br />

Deckung der Bedürfnisse des Kindes<br />

beitragen.<br />

• Kriterien für die Höhe des<br />

Unterhaltsanspruchs:<br />

• Lebensverhältnisse der Eltern<br />

• Anlagen, Fähigkeiten und<br />

Entwicklungsmöglichkeiten des Kindes<br />

• Eigene Einkünfte des Kindes<br />

• Anspruch auf Unterhalt haben Kinder bis<br />

zum Erreichen der Selbsterhaltungsfähigkeit.<br />

Beachte: Dies entspricht nicht dem Erreichen der<br />

Volljährigkeit, sondern kann bereits davor, aber auch<br />

erst zu einem späteren Zeitpunkt (zB idR Abschluss<br />

des Studiums) eintreten. Weiters kann ein bereits<br />

erloschener Unterhaltsanspruch wieder aufleben,<br />

wenn das Kind seine Selbsterhaltungsfähigkeit<br />

verliert.<br />

T6/K4/ 133


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Obsorge anderer Personen für Minderjährige<br />

Eltern, (Großeltern)<br />

§ 145 ABGB<br />

• Die verheirateten Eltern sind<br />

gemeinsam bzw bei<br />

unverheirateten Eltern ist die<br />

Mutter des Kindes zur Obsorge<br />

berechtigt und verpflichtet. Eine<br />

Betrauung des Vaters ist bei<br />

Unverheirateten vor dem<br />

Standesamt möglich (§§ 177<br />

ABGB)<br />

• Sind die Eltern bzw die Mutter zur<br />

Obsorge nicht in der Lage oder ist<br />

sie ihnen entzogen, können die<br />

Großeltern oder (beim<br />

unehelichen Kind) der Vater damit<br />

betraut werden.<br />

Exkurs: Pflegekindschaft<br />

(§§ 184 f ABGB)<br />

Die Pflege und Erziehung eines<br />

Kindes kann auf Pflegeeltern<br />

übertragen werden; die<br />

Vermögensverwaltung und<br />

Vertretung bleiben zunächst beim<br />

Obsorgeberechtigten. Werden sie<br />

diesem entzogen, können damit<br />

ebenfalls die Pflegeeltern betraut<br />

werden.<br />

Andere geeignete<br />

Personen<br />

§ 204 ABGB<br />

• Das Gericht hat eine<br />

andere geeignete Person<br />

mit der Obsorge zu<br />

betrauen.<br />

• „Andere geeignete<br />

Personen“ können andere<br />

Verwandte oder nahe<br />

stehende Personen sein.<br />

• Auswahlkriterium ist in<br />

erster Linie das Wohl des<br />

Kindes; Wünsche von<br />

Kind und Eltern sind zu<br />

berücksichtigen.<br />

T6/K4/ 134<br />

Jugendwohlfahrtsträger<br />

§ 207 ff ABGB<br />

• Die Obsorge ist an den<br />

Jugendwohlfahrtsträger<br />

(Magistrat oder Bezirkshauptmannschaft)<br />

zu<br />

übertragen, wenn eine<br />

Betrauung einer anderen<br />

geeigneten Person nicht<br />

möglich ist.<br />

• Der Jugendwohlfahrtsträger ist<br />

ex lege mit der Obsorge über<br />

im Inland gefundene<br />

Minderjährige betraut, deren<br />

Eltern unbekannt sind.<br />

(§ 207 ABGB)<br />

• Der Jugendwohlfahrtsträger<br />

hat zur Wahrung des Wohls<br />

des Minderjährigen die<br />

notwendigen gerichtlichen<br />

Verfügungen über die<br />

Obsorge zu beantragen.<br />

(§ 211 ABGB)


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Sachwalterschaft und Kuratel<br />

Rechtsgeschäftliche<br />

Vorsorgevollmacht<br />

§§ 284f ff ABGB<br />

• Die Vorsorgevollmacht wird<br />

wirksam, sobald der<br />

Vollmachtgeber zur Besorgung<br />

der in der Vollmacht<br />

angeführten Angelegenheiten<br />

nicht mehr in der Lage ist.<br />

• Der Bevollmächtigte darf in<br />

keiner engen Beziehung zu<br />

jener Krankenanstalt oder<br />

jenem Heim stehen, in dem<br />

sich der Vollmachtgeber aufhält.<br />

• Besondere Formerfordernisse:<br />

• Notariatsakt oder<br />

• Eigenhändig verfasste und<br />

unterschriebene Vollmacht<br />

oder<br />

• Eigenhändig unterschriebene<br />

Vollmacht und Bekräftigung<br />

vor drei Zeugen, dass die<br />

Vollmacht dem Willen des<br />

Erklärenden entspricht<br />

Sachwalterschaft<br />

§§ 268, 279 ff ABGB<br />

• Ein Sachwalter ist für eine volljährige Person<br />

zu bestellen, die aufgrund psychischer<br />

Krankheit oder geistiger Behinderung nicht<br />

in der Lage ist, ihre Angelegenheiten ohne<br />

Gefahr eines Nachteils für sich selbst zu<br />

besorgen. (§ 268 Abs 1 ABGB)<br />

• Die Bestellung ist unzulässig, wenn für die<br />

Besorgung der Angelegenheiten auf andere<br />

Weise vorgesorgt ist.<br />

• Betreuung durch Familie oder<br />

soziale Einrichtungen<br />

• Vorsorgevollmacht<br />

• Auswahl des Sachwalters:<br />

Zu Bestellen ist eine geeignete, dem Betroffenen<br />

nahe stehende Person. Wünsche, die die<br />

behinderte Person vor Verlust der Einsichtsfähigkeit<br />

geäußert hat (sog „Sachwalterverfügung“ ), sind<br />

zu berücksichtigen.<br />

• Umfang der Bestellung:<br />

Ein Sachwalter kann für einzelne, alle oder einen<br />

bestimmten Kreis von Angelegenheiten bestellt<br />

werden. Er hat aber jedenfalls für die gebotene<br />

ärztliche und soziale Betreuung Sorge zu tragen.<br />

(§ 282 ABGB)<br />

T6/K4/ 135<br />

Kuratel<br />

§§ 269 ff ABGB<br />

•Ein Kollisionskurator ist für<br />

Angelegenheiten zu bestellen,<br />

in denen die Interessen eines<br />

Minderjährigen im<br />

Widerspruch zu den<br />

Eigeninteressen seines<br />

gesetzlichen Vertreters stehen.<br />

(§§ 271f ABGB)<br />

•Ein Kurator für Ungeborene<br />

ist zu bestellen, um dessen<br />

Interessen im Zuge eines<br />

Verlassenschaftsverfahrens<br />

oder bei der Durchsetzung<br />

anderer Rechte zu wahren.<br />

(§ 269 ABGB)<br />

•Ein Kurator für Abwesende<br />

oder unbekannte Teilnehmer<br />

an einem Geschäft ist zu<br />

bestellen, wenn diese sonst<br />

keinen Vertreter haben und<br />

ihre Rechte oder die Rechte<br />

Dritter gefährdet sind.<br />

(§ 270 ABGB)


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Zusammenfassung: Stellvertretung<br />

Rechtgeschäftliche<br />

Stellvertretung<br />

• Die rechtsgeschäftliche<br />

Stellvertretung beruht auf dem<br />

Grundsatz der Privatautonomie.<br />

• Sie wird durch rechtsgeschäftliche<br />

Einräumung von Vertretungsmacht,<br />

sog Bevollmächtigung,<br />

begründet.<br />

• Beachte:<br />

Eine rechtsgeschäftliche<br />

Bevollmächtigung liegt auch bei<br />

der Vorsorgevollmacht vor.<br />

Gesetzliche<br />

Stellvertretung<br />

• Die Rechtsordnung nimmt<br />

Personen, die sie als besonders<br />

schutzbedürftig ansieht, die<br />

Fähigkeit, selbst Rechtsgeschäfte<br />

abzuschließen (Beschränkung<br />

der Geschäftsfähigkeit).<br />

• Nicht (voll) geschäftsfähige<br />

Personen erhalten deshalb einen<br />

gesetzlichen Vertreter.<br />

Minderjährige<br />

„Geistig behinderte“<br />

volljährige Personen<br />

Organmäßige<br />

Stellvertretung<br />

• Juristische Personen sind nicht<br />

geschäftsfähig. Sie handeln durch<br />

ihre organschaftlichen<br />

Stellvertreter.<br />

• Organschaftliche Stellvertreter sind<br />

ua<br />

• der Vorstand einer AG<br />

• der Geschäftsführer einer<br />

GmbH<br />

Eltern, (Großeltern)<br />

Andere, mit der<br />

Obsorge betraute<br />

Personen<br />

Jugendwohlfahrtsträger<br />

Sachwalter<br />

Nächste Angehörige<br />

Ist für eine geistig behinderte oder<br />

psychisch kranke Person kein<br />

Sachwalter bestellt, sieht das<br />

Gesetz eine Vertretungsbefugnis<br />

nächster Angehöriger für<br />

Rechtsgeschäfte des täglichen<br />

Lebens vor (§ 284b ff ABGB).<br />

T6/K4/ 136


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

<strong>Erbrecht</strong><br />

<strong>Erbrecht</strong><br />

im objektiven Sinn<br />

… ist die Summe jener Normen, welche<br />

das rechtliche Schicksal des Nachlasses<br />

regeln.<br />

• Es dient der Überleitung des<br />

hinterlassenen Vermögens an die<br />

„Hinterbliebenen“<br />

• Grundsätzlich sind nur private Rechte<br />

und Pflichten davon betroffen.<br />

<strong>Erbrecht</strong><br />

im subjektiven Sinn<br />

… ist die Befugnis, den Nachlass ganz<br />

oder zu einem nach Quoten bestimmten<br />

Teil übertragen zu erhalten.<br />

• Das (subjektive) <strong>Erbrecht</strong> ist ein<br />

(gegenüber jedermann durchsetzbares)<br />

absolutes Erwerbsrecht. Es ist<br />

veräußerlich und vererblich.<br />

• Der Erbe ist Gesamtrechtsnachfolger in<br />

den Nachlass: Alle Rechte und Pflichten<br />

gehen auf ihn über. Somit heißt „erben“<br />

auch „haften“.<br />

T7/K1/ 137


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Grundsätze des <strong>Erbrecht</strong>s<br />

Testierfreiheit Familiennachfolge Heimfallsrecht des Staates<br />

• Abgleitet aus der Privatautonomie<br />

• Sie ermöglicht dem Erblasser nach<br />

seinem Willen über sein Vermögen zu<br />

verfügen<br />

• Es bestehen teilweise<br />

Einschränkungen<br />

• Pflichtteilsrecht für nahe Angehörige<br />

„Noterbrecht“<br />

• Zwingender Mindestanteil des<br />

Nachlass geht an bestimmte Angehörig<br />

• Sofern weder eine letztwillige<br />

Verfügung vorliegt, noch ein Erbe<br />

aufgrund der gesetzlichen Erbfolge<br />

ermittelt werden kann, fällt der<br />

Nachlass an die Republik<br />

Österreich.<br />

T6/K3/ 138


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

<strong>Erbrecht</strong><br />

Erbe Ersatzerbe Nacherbe<br />

Erbe ist, wer in die Rechte und<br />

Pflichten des Erblassers durch<br />

Universalsukzession nachfolgt.<br />

Ersatzerbe ist, wer erben soll,<br />

wenn der „Ersterbe“ die Erbschaft<br />

nicht erlangt.<br />

Nacherbe ist hingegen, wer nach<br />

dem Ersterben erbt. Der<br />

„Ersterbe“ hat also die Erbschaft<br />

bereits erlangt.<br />

Besonderheit: Legat<br />

Mittels Vermächtnis vermacht der Erblass einem Vermächtnisnehmer bzw<br />

„Legatar“ nur einzelne Ansprüche auf bestimmte Sachen oder Rechte.<br />

Legatare sind keine Erben. Man spricht auch von Singularszukzession.<br />

Der Erblasser kann beliebig viele<br />

Zeitgenossen als Nacherben<br />

einsetzen.<br />

Bei zukünftig gezeugten<br />

Personen (Nachkommen), ist die<br />

Auswahl an Nacherben ABER<br />

begrenzt:<br />

• Bei beweglichen Sachen<br />

2 Nacherben<br />

• Bei unbeweglichen Sachen<br />

3 Nacherben<br />

T7/K2/ 139


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Verlassenschaftsverfahren<br />

Verlassenschaftsverfahren<br />

Tod des Erblassers<br />

„Ruhender<br />

Nachlass“<br />

(hereditas iacens)<br />

Annahme der<br />

Erbschaft<br />

Einantwortung<br />

Erbe<br />

Gesamtrechtsnachfolger<br />

Vermächtnisnehmer<br />

(Legatar)<br />

Einzelrechtsnachfolger<br />

• Das Vermögen des<br />

Erblassers „gehört<br />

sich selbst“.<br />

• Dabei handelt es sich<br />

nach hM um eine<br />

juristische Person.<br />

Erbantrittserklärung<br />

§§ 799ff ABGB<br />

Gerichtsbeschluss<br />

§§ 797, 819 ABGB<br />

Universalsukzession<br />

(Universalsukzession)<br />

(Singularsukzession)<br />

Beachte:<br />

Erben heißt<br />

auch haften!<br />

Schuldrechtlicher<br />

Anspruch gegen<br />

den/die Erben.<br />

Unbedingte<br />

Erbantrittserklärung<br />

Bedingte<br />

Erbantrittserklärung<br />

Negative<br />

Erbantrittserklärung<br />

(„Entschlagung“)<br />

T7/K1/ 140


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Rechtsfolgen der Erbantrittserklärung<br />

Unbedingte<br />

Erbantrittserklärung<br />

§ 801 ABGB<br />

Die unbedingte<br />

Erbantrittserklärung ist die<br />

Annahme einer Erbschaft ohne<br />

Haftungsvorbehalt.<br />

Bedingte<br />

Erbantrittserklärung<br />

§ 802 ABGB<br />

Die bedingte Erbantrittserklärung<br />

ist die Annahme einer Erbschaft<br />

mit Haftungsvorbehalt.<br />

Negative<br />

Erbantrittserklärung<br />

(„Entschlagung“)<br />

Als Entschlagung bezeichnet man<br />

die gegenüber dem<br />

Abhandlungsgericht abgegebene<br />

Erklärung, die Erbschaft nicht<br />

anzunehmen.<br />

Rechtsfolgen:<br />

• Der Erbe haftet für<br />

Verbindlichkeiten aus dem<br />

Nachlass unbeschränkt und mit<br />

seinem gesamten Vermögen.<br />

Rechtsfolgen:<br />

• Der Erbe haftet für<br />

Verbindlichkeiten aus dem<br />

Nachlass zwar mit seinem<br />

gesamten Vermögen, aber<br />

begrenzt mit dem Wert des<br />

Vermögens, das er aus dem<br />

Nachlass erhält.<br />

• Bei Abgabe einer bedingten<br />

Erbantrittserklärung muss ein<br />

Inventar errichtet werden.<br />

Beachte: Durch die Inventarisierung<br />

fallen zusätzliche Kosten an.<br />

Rechtsfolgen:<br />

• Der Erbe scheidet „rückwirkend“<br />

aus dem Verlassenschaftsverfahren<br />

aus.<br />

• Die Entschlagung wirkt jedoch<br />

nicht zu Lasten seiner<br />

Nachkommen.<br />

T7/K2/ 141


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

<strong>Erbrecht</strong><br />

Testierfreiheit<br />

Gesetzliche Erbfolge<br />

(Parentelensystem)<br />

Pflichtteilsrecht<br />

(Noterbrecht)<br />

Testierfähigkeit<br />

• Volle Testierfähigkeit besteht<br />

ab dem 18. Lebensjahr (§ 569 ABGB)<br />

• Ab dem 14. Lebensjahr kann ein<br />

Testament durch Erklärung vor<br />

Gericht oder Notar errichtet werden.<br />

Testamentsformen<br />

• Eigenhändiges Testament<br />

(§ 578 ABGB)<br />

Das eigenhändige Testament muss sowohl<br />

eigenhändig geschrieben, als auch<br />

unterschrieben sein.<br />

• Fremdhändiges Testament<br />

(§§ 579ff ABGB)<br />

Das fremdhändige Testament muss vom<br />

Erblasser unterschrieben sein. Weiters muss<br />

er vor 3 Zeugen, die das Testament ebenfalls<br />

unterzeichnen müssen, bekräftigen, dass<br />

es sich bei der Urkunde um seinen letzten<br />

Willen handelt.<br />

• Nottestamente (§ 597 ABGB)<br />

Nottestamentsformen ermöglichen das<br />

Testieren in vereinfachter Form, wenn<br />

unmittelbar die Gefahr droht, dass der<br />

Erblasser stirbt oder seine Testierfähigkeit<br />

verliert (2 Zeugen notwendig).<br />

• Öffentliche Testamente vor Gericht<br />

oder Notar<br />

1. Parentel (§ 732 ABGB)<br />

Abkömmlinge: Kinder;<br />

deren Nachkommen<br />

haben ein Eintrittsrecht<br />

(§ 733 ABGB)<br />

2. Parentel (§ 735 ABGB)<br />

Eltern und deren<br />

Nachkommen<br />

3. Parentel (§ 738 ABGB)<br />

Großeltern und<br />

deren Nachkommen<br />

4. Parentel (§ 741 ABGB)<br />

Urgroßeltern<br />

„Heimfallsrecht“ des Staats<br />

T7/K3-K4/ 142<br />

Ehepartner<br />

(§ 757 ABGB)<br />

eingetr. Partner<br />

(§ 537a ABGB)<br />

⅓<br />

⅔<br />

+ Anteil<br />

vorverstorbener<br />

Geschwister des<br />

Erblassers<br />

⅔<br />

+ Anteil<br />

vorverstorbener<br />

Großeltern des<br />

Erblassers<br />

gesamter<br />

Nachlass<br />

• setzt Nichtvorliegen eines<br />

Enterbungsgrunds voraus<br />

• schuldrechtlicher Anspruch in<br />

Geld gegen den/die Erben<br />

• Höhe:<br />

• Ehepartner bzw eingetragene<br />

Partner und Nachkommen:<br />

50% des gesetzlichen Erbteils<br />

• Vorfahren: ⅓ des gesetzlichen<br />

Erbteils<br />

• Reduktion um weitere 50%<br />

möglich, wenn zwischen<br />

Erblasser und Noterben zu<br />

keiner Zeit ein Naheverhältnis<br />

bestanden hat, wie es<br />

zwischen solchen Verwandten<br />

gewöhnlich besteht (§ 773a<br />

ABGB).<br />

zB Adoptivkind zu den leiblichen<br />

Eltern


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Gesetzliche Ansprüche des Ehegatten bzw des<br />

eingetragenen Partners<br />

Gesetzliches <strong>Erbrecht</strong><br />

§ 757 ABGB,<br />

§ 537a ABGB<br />

Vorausvermächtnis<br />

§ 758 ABGB<br />

Unterhaltsanspruch<br />

gegen die Erben<br />

Umfang des gesetzlichen<br />

<strong>Erbrecht</strong>s hängt von der<br />

vorhandenen Parentel ab.<br />

Konkurrenzverhältnis<br />

• Recht in der Ehewohnung weiter<br />

zu wohnen, und<br />

• die zum ehelichen Haushalt<br />

gehörenden beweglichen Sachen<br />

zu benutzen, soweit sie zu<br />

dessen Fortführung entsprechend<br />

den bisherigen<br />

Lebensverhältnissen erforderlich<br />

sind.<br />

• Unterhaltsanspruch gegen die<br />

Erben wie bei aufrechter Ehe oder<br />

eingetragener Partnerschaft.<br />

• Anspruch besteht nur bis zur<br />

Wiederverheiratung<br />

Besonderheit bei Ehegatten bzw eingetragenen Partnern:<br />

Erbvertrag (§ 1249 ff ABGB)<br />

• Zwischen Ehegatten sowie eingetragenen Partnern kann auch durch Abschluss eines Erbvertrags über Vermögen<br />

letztwillig verfügt werden.<br />

• In der Form eines Notariatsaktes<br />

• Nur bis zu ¾ des Nachlasses<br />

• Entweder dürfen sie sich gegenseitig oder der eine den anderen einsetzen.<br />

T7/K3-K4/ 143


o. Univ.-Prof. DDr. Arthur Weilinger Grundzüge des Rechts WS 2013/14<br />

Ausnahmen vom Pflichtteilsrecht<br />

Vereinbarung eines Erbverzichts<br />

Vorliegen eines Enterbungsgrundes<br />

Vertrag zwischen dem Erblasser<br />

und einem (pflichtteilsberechtigten)<br />

Erbanwärter, in dem letzterer auf<br />

seinen gesetzlichen Erb- bzw<br />

Pflichtteilsanspruch verzichtet.<br />

(§ 551 Satz 1 ABGB)<br />

• Ist nur gültig in der Form eines<br />

Notariatsaktes oder wenn er vor<br />

Gericht protokolliert wurde.<br />

• Sofern keine abweichende<br />

Vereinbarung getroffen wurde,<br />

wirkt der Verzicht auf den<br />

gesamten „Folgestamm“ des<br />

Verzichtenden.<br />

Umfang:<br />

• „gesamtes“ (gesetzliches)<br />

<strong>Erbrecht</strong>, auch auf den<br />

Pflichtteil!<br />

Bei Vorliegen eines<br />

„Enterbungsgrundes“ kann der<br />

Erb- bzw Pflichtteil ganz (oder<br />

teilweise) durch eine letztwillige<br />

Verfügung entzogen werden.<br />

Gründe:<br />

Wenn ein Erbberechtigter<br />

• den Erblasser in Not hilflos<br />

gelassen hat;<br />

• wegen einer oder mehrerer mit<br />

Vorsatz begangener strafbarer<br />

Handlungen zu einer<br />

lebenslangen oder<br />

zwanzigjähriger Freiheitsstrafe<br />

verurteilt worden ist;<br />

• eine „gegen die öffentliche<br />

Sittlichkeit anstößige Lebensart<br />

führt.“ (zB sehr verschuldeter oder<br />

verschwenderischer Noterbe)<br />

T7/K2/ 144

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