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Mit Wugemut und aufgeschlossenem Herzen durch die weite Welt<br />
Abenteuer und Schicksale am Rande der Zeit - Von Marcella d'Arle<br />
t<br />
Erzählungen über ein geheimnisvolles "Blaues Volk" Im Herzen d er<br />
Sahara lassen Marcella d'Arle nicht ruhen, Schon auf einer früheren<br />
Reise war sie Wochen durch die Wüste gestreift, um diesem sagenhaften,<br />
nomadisierenden Berbervolk zu begegnen; doch vergeblich, Nun<br />
jedoch hat die Abenteurerin mehr Glück. In einer kleinen Oase trlftt<br />
sie "Blaue Menschen". Gastlich wird sie von Ihnen aufgenommen, und<br />
nachdem sie Ihre Schuhe abgestreift hat, darf sie eines der blau gefärbten<br />
Zelte betreten, deren Inneres In ein bläuliches Licht getaUCht Ist,<br />
12. Fortsetzung<br />
Die vier Frauen, die vor mir sitzen,<br />
blicken mich aus traurigen Augen<br />
ernst an. Sie sehen anders aus als die<br />
Betllerinnen von Tagonit, als die Tän.<br />
zerinnen von Goulimine, deren blaues<br />
Gesicht wie eine Maske wirkte. Man<br />
hat hier das Gefühl, als gehöre diese<br />
blaue Haut zu ihnen, als ein Teil ihres<br />
Körpers, ihrer Persönlichkeitj als könn·<br />
len sie gar nicht anders sein. Sie<br />
welfen nicht so schön, wenn ihr Gesicht<br />
weiß oder braun oder schwarz<br />
wäre. Ihre schmalen, kleinen Füße<br />
sehen wie lebendige blaue Blumen aus.<br />
"Seid ihr so geboren, mit blauer<br />
Haut?"<br />
"Nein", 5agt die ältere der vier<br />
Frauen, und eines der Mädchen - ihre<br />
Tochter vermutlich, denn sie sicht ihr<br />
sehr ähnliCh - stellt zu meinen Füßen<br />
ein großes silbernes Waschbecken nieder,<br />
das mit blauem Wasser gefüllt ist.<br />
"Du kommst aus den großen Städten,<br />
Nasranija, Christin, und hast sicher<br />
viele Harems und viele Moscheen gesehen,<br />
deren Inneres blau ist. Im ganzen<br />
Orient ist diese Farbe heilig, auch<br />
Maria und der Nazarener trugen blaue<br />
Kleider; es ist die Farbe des H immels,<br />
des Friedens, der Weisheit. Seit vielen<br />
Generationen, seit die WeIL jung war,<br />
leben wir im Schatten, im Lichte dieser<br />
Farbe; unser Waschwasser, unsere<br />
Kleider, unser Zelt, die Luft, in der wir<br />
atmen und leben, alles um uns hat<br />
diese Farbe, die zu uns gehörl.<br />
Am Rande der Sahara und sogar hier<br />
in der Wüste wirst du vielleicht oft<br />
Beduinen sehen, die behaupten, sie<br />
seien Blo!lue Männer; glaube ihnen<br />
nicht. denn wir sind nur noch wenige<br />
auf dieser Welt, und mit jedem Jahr<br />
wird unsere Zahl geringer. Viele heiraten<br />
Berberfrauen oder Negerinnen;<br />
nach unseren Gesetzen gehören sie<br />
dann nicht mehr zu uns. Sie leben eine<br />
Weile in einer Kasbah oder in einem<br />
Dorf. dann sterben sie, denn, wer in<br />
der Sahara geboren wurde, kann ohne<br />
sie nicht leben; doch auch in der Wüste<br />
stirbt der Blaue Mann, der Tod lauert<br />
auf ihn und das Leben vergißt ihn, Es<br />
,#:IIIiOOtimi 14<br />
gibt auf unseren Wegen mehr Gräber<br />
als Wiegen.<br />
Sieh um dich, Nasranija: die Kinder,<br />
die draußen spielen, sind nicht von<br />
unserem Blut; es sind die Kinder unserer<br />
Sk laven, deren Zahl immer größer<br />
wird, In den blauen Zelten aber gibt es<br />
kaum mehr Wiegen, denn der Leib<br />
unserer Frauen ist arm und unfruchtbar<br />
geworden wie eine Oase, deren<br />
Wasser versiegt." Uberzüchtet, kostba r,<br />
unwirklich, wie Treibhausorchideen<br />
sehen diese Kinder der Wüste aus; die<br />
schmalste, die zarteste Inderin ist nicht<br />
so schmal und so zart wie sie,<br />
"Es ist bei uns Sitte, daß j ede Familie,<br />
damit das Blut rein blclbt, fur sich<br />
lebt und sich nicht mit anderen vermischt."<br />
"Ein Blauer Mann d