Elektronischer Sonderdruck für Die interventionelle/endovaskuläre ...
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Tab. 1<br />
Anatomische Voraussetzungen für die EVAR (infrarenales AAA)<br />
Aneurysmahalslänge Min. 15 mm<br />
Aneurysmahalsquerdurchmesser Max. 36 (40) mm<br />
Aortendurchmesser (frei perfundiert) Min. 14 mm<br />
Distale Landungszone, Durchmesser iliakal Max. 25 mm<br />
Distale Landungszone, Länge Min. 10 (20) mm<br />
Zugangsgefäß iliakal, Durchmesser Min. 7 (5) mm<br />
Angulation proximal, Winkel Max. 60 (90)°<br />
Kalksaum proximal, Zirkumferenz betroffen Max. 80%<br />
Thrombus proximaler Hals Max. 40%<br />
A. mesenterica superior, Stenosen Keine<br />
A. renalis, funktionsrelevante Polarterien Keine<br />
EVAR „endovascular aortic repair“, AAA Aortenaneurysma, Min. Minimum, Max. Maximum.<br />
eignen, in Zukunft eher noch weiter ansteigen.<br />
Bei unseren eigenen Patienten (n=258)<br />
betrug in den Jahren 2010–2012 der Anteil<br />
der mittels EVAR letztendlich versorgten<br />
Elektivpatienten 39,5%.<br />
<strong>Die</strong> ausgewählten Stentgraftdurchmesser<br />
sollten im proximalen Bereich<br />
2–5 mm und distal 1–2 mm größer als die<br />
Durchmesser der entsprechenden Gefäßabschnitte<br />
sein. Problematisch kann<br />
sich auch die Bestimmung der adäquaten<br />
Längsausdehnung des Stentgrafts gestalten.<br />
Stentgrafts können bei sehr großen<br />
Aneurysmata sich in das Aneurysma<br />
hineinlegen und somit zu einer Verkürzung<br />
der verfügbaren bzw. effektiven<br />
Längsabdeckung führen. Ferner kann<br />
es bei stark elongierten Aneurysmata zu<br />
einer Aufrichtung und somit Verkürzung<br />
des Aneurysmas durch die Führungsdrähte<br />
kommen. Eine zu lang gewählte<br />
Stentgraftprothese lässt sich intrakorporal<br />
kaum noch verkürzen, eine zu kurz gewählte<br />
kann hingegen modular verlängert<br />
werden. <strong>Die</strong>s führt häufig dazu, dass primär<br />
eher eine etwas zu kurze Stentgraftlänge<br />
ausgewählt wird.<br />
Zugangswege<br />
<strong>Die</strong> technische Vorgehensweise unterscheidet<br />
sich dahingehend, ob ein modulares<br />
Bifurkationssystem, ein sog. Unibodyrohrdesign<br />
oder ein aortomonoiliakales<br />
System zur Anwendung kommt. Als<br />
Standardzugang gilt die Einbringung der<br />
Stentsysteme über die A. femoralis communis.<br />
Bei Bifurkationsmodellen wird<br />
der Hauptkörper meist über die größere<br />
bzw. gerade verlaufende Beckenarterie<br />
eingebracht. Auch sind Knickbildungen<br />
im Bereich der Aortenbifurkation für<br />
die Festlegung des Zugangsweges von Bedeutung<br />
[31]. Im Regelfall sollte die Beckenachse<br />
einen Durchmesser von mindestens<br />
7 mm aufweisen. Ist dies nicht der<br />
Fall, kann auf die Technik des „paving and<br />
cracking“ zurückgegriffen werden [9].<br />
Dabei erfolgt eine mechanische Sprengung<br />
und Bougierung der Beckenachse.<br />
Gegebenenfalls muss zunächst eine Ballonangioplastie<br />
vorgenommen werden.<br />
In Einzelfällen haben wir auch zunächst<br />
einen selbstexpandierenden Nitinolstent<br />
in die Zugangswege implantiert und anschließend<br />
durch diesen Stent das Stentgraftsystem<br />
vorgeführt. Ferner sind heute<br />
Schleusen mit speziellen Beschichtungen<br />
verfügbar, die eine extrem gute Gleitfähigkeit<br />
aufweisen und sich auch durch enge<br />
Gefäßachsen vorschieben lassen. Alternativ,<br />
jedoch mit einer deutlich höheren Invasivität<br />
verbunden, kann die retroperitoneale<br />
Freilegung der Iliakalgefäße mit Anlage<br />
eines sog. Conduits erfolgen. Durch<br />
diese Kunststoffprothese wird dann extraanatomisch<br />
der Stentgraft nach aortal<br />
eingebracht. Hierbei können sich aber Limitationen<br />
bzgl. der Auswahl des Stentgraftsystems<br />
(Länge der iliakalen Schenkel)<br />
ergeben.<br />
In Einzelfällen wurden Zugänge zur<br />
infrarenalen Aorta abdominalis auch<br />
über die A. carotis communis oder sogar<br />
die A. axillaris gewählt. Zur Vermeidung<br />
von Hirnembolien sind jedoch die<br />
hirnversorgenden Gefäße besonders zu<br />
schonen. <strong>Die</strong> letztgenannten Zugangswege<br />
sollten nur in absoluten Ausnahmefällen<br />
und nach umfassender prä<strong>interventionelle</strong>r<br />
Diagnostik und Aufklärung<br />
herangezogen werden. Bei einem extremen<br />
Kinking kann es notwendig sein, einen<br />
Führungsdraht über die A. brachialis<br />
zu platzieren, der über ein Schlingenmanöver<br />
(„gooseneck“, Schwanenhals)<br />
nach femoral ausgeleitet wird. Aufgrund<br />
der beiderseitigen extrakorporalen Fixierung<br />
dieser Drähte gelingt es dann, den<br />
Stentgraft über den femoralen Zugang<br />
einzuführen. Ketelsen et al. [18] empfehlen<br />
bei starkem Kinking der Beckenstrombahn<br />
den Einsatz einer schrittweisen<br />
Doppeldrahttechnik („buddy wire“).<br />
Hierdurch konnten sie auch sehr stark gekrümmte<br />
Beckenachsen aufrichten und<br />
erfolgreich eine EVAR durchführen. Zur<br />
Sondierung des kontralateralen Schenkels<br />
setzen wir meist einen 5-F-Multipurposekatheter<br />
ein. Sekundär kommen Headhunter-<br />
oder Kobrakatheter zur Anwendung.<br />
Bei der Crossoversondierung des<br />
kontralateralen Schenkels verwenden wir<br />
vorzugsweise 4-F-Sidewinder- oder den<br />
sog. RC-Katheter.<br />
Der Zugang zur A. femoralis communis<br />
kann entweder nach operativer Freilegung<br />
oder rein perkutan erfolgen. In den<br />
letzten Jahren wurden zuverlässige perkutane<br />
Naht- und Verschlusssysteme entwickelt,<br />
die den Verschluss auch größerer<br />
Punktionsstellen (bis 22 F) erlauben [11].<br />
Hierbei handelt es sich allerdings derzeit<br />
noch um eine Off-label-Anwendung. <strong>Die</strong><br />
Eingriffe werden in der Regel in Vollnarkose<br />
vorgenommen, obwohl zunehmend<br />
auch Erfahrungen unter Anwendung der<br />
Lokal- oder Spinalanästhesie gesammelt<br />
werden. Nach erfolgreichem, in der Regel<br />
bilateralem Zugang über die Leistenarterie<br />
werden eine Übersichtsarteriographie<br />
angefertigt und der Abgang der Viszeralarterien,<br />
die Lage der Aortenbifurkation<br />
sowie der Abgang der A. iliaca interna<br />
beiderseits markiert. <strong>Die</strong> primäre Sondierung<br />
erfolgt mit weichen, atraumatischen<br />
Drähten. Anschließend erfolgt der<br />
Wechsel auf geeignete Austauschdrähte<br />
(z. B. Amplatz Superstiff, Back-up-Meyer,<br />
Archer, Lunderquist). <strong>Die</strong> Spitze des<br />
Austauschdrahts verbleibt im supradiaphragmalen<br />
Abschnitt der Aorta thoracalis,<br />
jedoch unterhalb des Abgangs der<br />
linken A. subclavia. Wir führen die Intervention<br />
unter systemischer Heparinisierung<br />
(3000–5000 IE Heparin, körpergewichtsadaptiert)<br />
sowie nach intravenöser<br />
Applikation eines Antibiotikums (Einzel-<br />
Der Radiologe 6 · 2013 |<br />
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