âLebenslanges Lernen mit Benachteiligtenâ - am Institut Arbeit und ...
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<strong>Institut</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> Wirtschaft<br />
Universität / <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen<br />
Direktor: Prof. Dr. Rudolf Hickel<br />
Forschungseinheit:<br />
Qualifikationsforschung DIN EN ISO 9001:2000<br />
<strong>und</strong> Kompetenzerwerb Zertifikat: 01 100 030365<br />
„Lebenslanges <strong>Lernen</strong><br />
<strong>mit</strong> Benachteiligten“<br />
Zus<strong>am</strong>menfassung <strong>und</strong> Empfehlungen des BLK-Projektes LeiLa:<br />
„Passagen lebenslangen <strong>Lernen</strong>s in beruflichen Qualifizierungsprozessen<br />
von bildungsbenachteiligten Zielgruppen“<br />
Gerlinde H<strong>am</strong>mer, Christiane Koch, Andreas Witzel (Hrsg.)<br />
Bremen 2005
Projektdaten<br />
Projekt LeiLa<br />
“Passagen lebenslangen <strong>Lernen</strong>s in beruflichen Qualifizierungsprozessen von<br />
bildungsbenachteiligten Zielgruppen” im Modellprogr<strong>am</strong>m "Lebenslanges <strong>Lernen</strong>"<br />
der B<strong>und</strong>-Länder-Kommission für Bildungsplanung <strong>und</strong> Forschungsförderung <strong>und</strong><br />
„Lebenslanges <strong>Lernen</strong> in der Benachteiligtenförderung im Lande Bremen“<br />
Projektförderung<br />
durch das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung,<br />
den Senator für <strong>Arbeit</strong>, Frauen, Ges<strong>und</strong>heit, Jugend <strong>und</strong> Soziales des Landes Bremen,<br />
den Senator für Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft des Landes Bremen<br />
<strong>und</strong> aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds.<br />
Laufzeit 01.04.2000 - 31.12.2004 / 01.03.2001 - 31.12.2004<br />
Projektträger<br />
<strong>Institut</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> Wirtschaft, Universität Bremen / <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen iaw<br />
FVG-Mitte<br />
Postfach 330440<br />
28334 Bremen<br />
in Kooperation <strong>mit</strong> dem <strong>Arbeit</strong>er-Bildungs-Centrum der <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen GmbH (ABC)/<br />
seit Januar 2004 IB-Internationaler B<strong>und</strong> -Bildungszentrum Bremen- IB Freier Träger der Jugend-,<br />
Sozial- <strong>und</strong> Bildungsarbeit e.V.<br />
Kooperationspartner<br />
Schulzentrum der Sek II, Alwin-Lonke-Straße, Bremen<br />
Berufsschule für Metalltechnik, Reiherstraße, Bremen<br />
Wissenschaftliche Beratung<br />
Prof. Dr. Walter Heinz, Dr. Andreas Witzel, Universität Bremen<br />
Projektleitung<br />
Gerlinde H<strong>am</strong>mer, iaw<br />
Wissenschaftliche Mitarbeit<br />
Dr. Christiane Koch, Änne Hildebrandt, iaw<br />
Freie Hansestadt Bremen<br />
Der Senator für Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft<br />
Freie Hansestadt Bremen<br />
Der Senator für <strong>Arbeit</strong>,<br />
Frauen, Ges<strong>und</strong>heit,<br />
Jugend <strong>und</strong> Soziales<br />
EUROPÄISCHE UNION<br />
Europäischer Sozialfonds
Christiane Koch<br />
Lebenslanges <strong>Lernen</strong><br />
<strong>mit</strong> Benachteiligten<br />
Zus<strong>am</strong>menfassung <strong>und</strong> Empfehlungen<br />
des BLK-Projektes LeiLa:<br />
„Passagen lebenslangen <strong>Lernen</strong>s in beruflichen<br />
Qualifizierungsprozessen von<br />
bildungsbenachteiligten Zielgruppen“
2 Abschlussbericht LeiLa<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4<br />
Abstract . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6<br />
1. Das Projekt LeiLa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10<br />
2. Lebenslanges <strong>Lernen</strong>, Medienkompetenz <strong>und</strong> Selbstorganisation<br />
in der berufsbezogenen Qualifizierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12<br />
2.1 Die zeitgemäße Bedeutung der Selbstlernkompetenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13<br />
2.2 Spezifische Defizite Bildungsbenachteiligter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15<br />
2.3 Medienkompetenz in der wissensbasierten Erwerbsgesellschaft . . . . . . . . . . . . . . .16<br />
2.4 Computer <strong>und</strong> Internet: eine Chance zur Entwicklung von Selbstlernkompetenz . .17<br />
3. Die Zielgruppen <strong>und</strong> ihre Voraussetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .19<br />
3.1 Bildungseinstellungen bildungsbenachteiligter Jugendlicher (Passage 1 <strong>und</strong> 2) . . . .20<br />
3.2 Bildungsvoraussetzungen <strong>und</strong> Bildungseinstellungen benachteiligter <strong>und</strong><br />
lernentwöhnter Erwachsener (Passage 3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24<br />
4. Einzelne Lernprojekte <strong>und</strong> sequenzieller Kompetenzaufbau im<br />
Projektbogen von LeiLa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .27<br />
4.1 Mediendidaktischer Ansatz von LeiLa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .28<br />
4.2 Lernprojekt „<strong>Arbeit</strong>swelt - Berufspraktikum: multimediale Selbstlernkompetenz<br />
in der Berufsvorbereitung“ (1. Passage) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .29<br />
4.3 Lernprojekt „Website: eine Homepage für jede(n)“ (2. Passage) . . . . . . . . . . . . . .31<br />
4.4 Lernprojekt „Die Schatzk<strong>am</strong>mer: benachteiligte Jugendliche erstellen<br />
einen Online-Shop“ (2. Passage) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32<br />
4.5 Lernprojekt „Internetrecherche <strong>und</strong> E-Mail-Nutzung zur Entwicklung von<br />
Selbstlernkompetenz“ (3. Passage) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .34<br />
4.6 Sequenzieller Kompetenzaufbau im Projektbogen von LeiLa . . . . . . . . . . . . . . . . .36<br />
4.7 Zum Abschluss von LeiLa: Projekterfahrungen <strong>und</strong> -bewertungen . . . . . . . . . . . . .38
Abschlussbericht LeiLa<br />
3<br />
5. Methodisch-didaktische Schlussfolgerungen: Empfehlungen zur Förderung des<br />
lebenslangen <strong>Lernen</strong>s für benachteiligte Zielgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .40<br />
5.1 Didaktische Methoden zur Entwicklung von Selbstlernkompetenz bei<br />
Bildungsbenachteiligten: Empfehlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .40<br />
5.2 Qualifikation <strong>und</strong> Kooperation der Lernmoderatoren <strong>und</strong> Lernmoderatorinnen:<br />
Empfehlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .42<br />
5.3 Lerninfrastruktur: Empfehlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .43<br />
5.4 Bildungsbeteiligung: Empfehlungen für die berufliche Weiterbildung<br />
benachteiligter Erwachsener . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .44<br />
6. Projektpublikationen <strong>und</strong> Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .46
4 Abschlussbericht LeiLa<br />
Vorwort<br />
"Lebenslanges <strong>Lernen</strong> <strong>mit</strong> Benachteiligten - geht das<br />
denn überhaupt?"<br />
Der Titel dieses Buches - „Lebenslanges <strong>Lernen</strong> <strong>mit</strong> Benachteiligten“ - mag in gewissen<br />
Kreisen die Frage hervor bringen, ob das überhaupt geht. Auf den Ebenen der europäischen,<br />
der nationalen <strong>und</strong> der bremischen Bildungspolitik wird dagegen die Frage gestellt,<br />
wie die Förderung lebenslangen <strong>Lernen</strong>s <strong>mit</strong> Benachteiligten <strong>am</strong> besten gelingt: Sie ist<br />
eingebettet in einen breiten Konsens aller verantwortlichen Akteure <strong>und</strong> Akteurinnen. Dies<br />
zeigen nicht nur die offiziellen Stellungnahmen der Bildungspolitik sondern auch die Vielzahl<br />
der Progr<strong>am</strong>me, die sich die Förderung des lebenslangen <strong>Lernen</strong>s bildungsbenachteiligter<br />
Gruppen zum Anliegen machen - so auch das Progr<strong>am</strong>m „Lebenslanges <strong>Lernen</strong>“ der B<strong>und</strong>-<br />
Länder-Kommission für Bildungsplanung <strong>und</strong> Forschungsförderung (BLK), an dem Bremen<br />
gemeins<strong>am</strong> <strong>mit</strong> den anderen Ländern <strong>und</strong> dem B<strong>und</strong> unter anderem <strong>mit</strong> dem Modellprojekt<br />
„LeiLa“ beteiligt ist.<br />
Die BLK hat <strong>mit</strong> ihrer im Juli 2004 beschlossenen „Strategie für Lebenslanges <strong>Lernen</strong> in der<br />
B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland“ die Aufgabe der Förderung des lebenslangen <strong>Lernen</strong>s <strong>mit</strong><br />
Bildungsbenachteiligten unter dem Stichwort „Chancengerechter Zugang“ wie folgt unterstrichen:<br />
„Der Zugang zu Lebenslangem <strong>Lernen</strong> ist eine entscheidende Voraussetzung für das Leben<br />
in einer auf demokratische Teilhabe ausgerichteten Gesellschaft, in der Persönlichkeitsentwicklung<br />
<strong>und</strong> Wissenserwerb sowie eine sozial verantwortliche Anwendung von Wissen<br />
<strong>und</strong> Kompetenzen immer größere Bedeutung erhalten. Zu keinem Zeitpunkt seiner<br />
Bildungsbiographie darf jemand aus dem Lern- <strong>und</strong> Bildungsprozess ausgeschlossen werden.<br />
Für den Erfolg der neuen Lernkultur sind Rahmenbedingungen erforderlich, die einen<br />
chancengerechten Zugang für alle, insbesondere auch bildungsfernere Menschen, zu den<br />
Möglichkeiten Lebenslangen <strong>Lernen</strong>s eröffnen."<br />
Dieser Aufgabe widmet sich das Modellprojekt „LeiLa“ in besonderer Weise:<br />
• hier wird die Einsicht praktiziert, dass die Gr<strong>und</strong>qualifikationen von Schulabgängern <strong>und</strong><br />
Schulabgängerinnen ohne oder <strong>mit</strong> schlechtem Hauptschulabschluss (<strong>und</strong> da<strong>mit</strong> schlechten<br />
Chancen auf einen Ausbildungsplatz) in Richtung auf Verbesserung ihrer personalen,<br />
sozialen <strong>und</strong> beruflichen Handlungskompetenzen nur durch ein gutes Netzwerk<br />
zwischen Schulen, Betrieben, der Wissenschaft <strong>und</strong> außerschulischen Aus- <strong>und</strong><br />
Weiterbildungseinrichtungen entwickelt werden können;<br />
• <strong>und</strong> es wird der Fokus der Projektarbeit zum lebenslangen <strong>Lernen</strong> auf die Entwicklung<br />
didaktischer Strategien zur Förderung von Selbstlernkompetenz durch das <strong>Arbeit</strong>en <strong>am</strong><br />
Computer <strong>und</strong> <strong>mit</strong> dem Internet gelegt.<br />
„LeiLa“ hat hierfür eine beachtliche Anzahl von Lernprojekten im Zus<strong>am</strong>menwirken von<br />
Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrern, Wissenschaftlerinnen <strong>und</strong> Wissenschaftlern sowie Ausbilderinnen<br />
<strong>und</strong> Ausbildern entwickelt, durchgeführt <strong>und</strong> sorgfältig dokumentiert, deren Einsatz auch in<br />
anderen Feldern der Bildungsarbeit möglich ist - ich denke hier insbesondere an die<br />
Fortbildung der Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer.<br />
Ein gutes Projekt wirkt aber nicht nur nach Innen. Es macht sich auch Gedanken über den<br />
Transfer seiner Erkenntnisse <strong>und</strong> Ergebnisse. „LeiLa“ hat dies getan <strong>mit</strong> den <strong>am</strong> Ende des<br />
Berichts zus<strong>am</strong>men gestellten Empfehlungen. Diese umfassen
Abschlussbericht LeiLa<br />
5<br />
• die methodisch-didaktische Dimension der Bildungsarbeit <strong>mit</strong> besonderen Zielgruppen,<br />
• didaktische Methoden zur Entwicklung der Selbstlernkompetenz Bildungsbenachteiligter,<br />
• Empfehlungen zur Qualifikation <strong>und</strong> Kooperation der Lernmoderatoren <strong>und</strong> Lernmoderatorinnen,<br />
• Empfehlungen zur Lerninfrastruktur <strong>und</strong><br />
• Empfehlungen zur beruflichen Weiterbildung bildungsbenachteiligter Erwachsener.<br />
„LeiLa“ - Veröffentlichungen haben Eingang gef<strong>und</strong>en in die Beratungen der zuständigen<br />
Gremien für die Gestaltung der nationalen <strong>und</strong> europäischen Benachteiligtenförderung. Besonders<br />
hervorzuheben ist dabei, dass die BLK in ihrer „Strategie für Lebenslanges <strong>Lernen</strong><br />
in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland“ aus 212 von den Ländern <strong>und</strong> dem B<strong>und</strong> eingereichten<br />
Projektvorschlägen zur Förderung des lebenslangen <strong>Lernen</strong>s das Projekt „LeiLa“ als<br />
eines der 20 „Good-Practice-Beispiele“ ausgewählt hat.<br />
Wenn „LeiLa“ auf dem erprobten <strong>und</strong> erfolgreichen Wege weiter arbeitet, in neuen Progr<strong>am</strong>men,<br />
<strong>mit</strong> zusätzlichen Zielgruppen <strong>und</strong> Partner/-innen, <strong>und</strong> sich auch andere Länder,<br />
insbesondere aber die B<strong>und</strong>esagentur für <strong>Arbeit</strong> die Zielsetzung, die Förderinstrumente, die<br />
wissenschaftlichen Ergebnisse <strong>und</strong> die Empfehlungen des Projektes zu eigen machen, dann<br />
ist die Förderung des lebenslangen <strong>Lernen</strong>s für bildungsbenachteiligte Zielgruppen ein gutes<br />
Stück voran gekommen.<br />
Claus Schroer<br />
Referatsleiter Weiterbildungsförderung, politische Bildung <strong>und</strong> lebenslanges <strong>Lernen</strong><br />
beim Senator für Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft des Landes Bremen
6 Abschlussbericht LeiLa<br />
Abschlussbericht „LeiLa“ - Abstract<br />
Ausgangspunkt <strong>und</strong> Zielsetzung<br />
Der rasche Wandel in der <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Lebenswelt macht lebenslanges <strong>Lernen</strong> für Alle zur<br />
ständigen Notwendigkeit. Wem es nicht gelingt, seine Qualifikationen auch jenseits der<br />
organisierten Bildung selbsttätig zu erhalten <strong>und</strong> zu aktualisieren, wird perspektivisch von<br />
ökonomischer wie gesellschaftlicher Partizipation abgekoppelt. Das gilt gerade für benachteiligte<br />
Zielgruppen, da ihnen in der Regel wesentliche Gr<strong>und</strong>voraussetzungen fehlen:<br />
Weder verfügen sie über die nötigen Selbstlernkompetenzen noch wissen sie <strong>mit</strong> den für<br />
lebenslanges <strong>Lernen</strong> elementaren Medien Computer <strong>und</strong> Internet umzugehen, sie unterliegen<br />
der digitalen Kluft.<br />
Das Projekt „LeiLa“ hat sich zur Aufgabe gemacht, für die Zielgruppe bildungsbenachteiligter<br />
Personengruppen, insbesondere für Jugendliche in außerschulischer <strong>und</strong> schulischer<br />
beruflicher Ausbildung an der 1. Schwelle <strong>und</strong> für junge Erwachsene, die dem Bildungssystem<br />
entwachsen sind, didaktische Strategien zur nachhaltigen Ver<strong>mit</strong>tlung von<br />
Kompetenzen für lebenslanges <strong>Lernen</strong> zu entwickeln <strong>und</strong> praktisch zu erproben. Dazu<br />
wurden Statusbefragungen zu Lerneinstellungen <strong>und</strong> Lernerwartungen der Zielgruppe<br />
durchgeführt, auf deren Gr<strong>und</strong>lage dann in 3 berufsbiographischen Passagen -<br />
Ausbildungsvorbereitung, Ausbildung <strong>und</strong> berufliche Weiterbildung - exemplarisch<br />
Lernprojekte zur Aneignung von Selbstlern- <strong>und</strong> Medienkompetenz entwickelt wurden.<br />
Die Zielgruppe: (Bildungs-)Benachteiligte<br />
Die Statusbefragungen, die sowohl <strong>mit</strong> benachteiligten Jugendlichen in Ausbildungsvorbereitung<br />
<strong>und</strong> Ausbildung als auch <strong>mit</strong> benachteiligten (jungen) Erwachsenen im<br />
Rahmen einer Nachqualifizierung durchgeführt wurden, haben Hindernisse wie positive<br />
Anknüpfungspunkte für lebenslanges <strong>Lernen</strong> bei der Zielgruppe erbracht. Die meisten<br />
haben im Laufe ihrer Lernbiographie erhebliche Defizite anges<strong>am</strong>melt, sowohl im Bereich<br />
der Kulturtechniken, aber auch auf dem Gebiet der lernrelevanten Schlüsselqualifikationen.<br />
Sie haben zudem wiederholt negative Lernerfahrungen gemacht <strong>und</strong> stehen dem <strong>Lernen</strong><br />
daher vielfach reserviert gegenüber. Das heißt allerdings nicht, dass sie lernunwillig sind.<br />
Ihre Skepsis bezieht sich überwiegend auf die Formen schulischen <strong>Lernen</strong>s, nicht aber auf<br />
das <strong>Lernen</strong> an sich. Im Gegenteil: Es besteht weitgehend Einsicht in die Notwendigkeit <strong>und</strong><br />
Sinnhaftigkeit individuellen Weiterlernens. Prinzipiell vorhandener Spaß <strong>am</strong> <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> ein<br />
prof<strong>und</strong>es Vertrauen in die eigene Lernfähigkeit (bei Gegenständen von individuellem<br />
Interesse) bilden gute Voraussetzungen, um dieser schwierigen <strong>und</strong> heterogenen<br />
Zielgruppe Instrumentarien für lebenslanges <strong>Lernen</strong> verfügbar zu machen.<br />
Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt:<br />
Selbstlernkompetenz <strong>und</strong> Medienkompetenz<br />
Da <strong>mit</strong> dem Ende der Lernpflicht auch die Einbindung der Individuen in Lerninstitutionen<br />
erlischt, gewinnt die sogenannte Selbstlernkompetenz im Kontext lebenslangen <strong>Lernen</strong>s ein<br />
völlig neues Gewicht. Die Fähigkeit zum selbständigen <strong>und</strong> selbstorganisierten<br />
Kompetenzerwerb muss zum Generalthema jeder Wissensver<strong>mit</strong>tlung werden, wenn<br />
Individuen schlussendlich in Bildungsautonomie entlassen werden sollen. Methoden,<br />
Systematik <strong>und</strong> Vorgehensweise im Lernprozess müssen demnach für <strong>Lernen</strong>de neben dem<br />
Erwerb je konkreten Wissens zum Gegenstand der Reflexion gemacht werden.
Abschlussbericht LeiLa<br />
7<br />
In der wiederholten Reflexion der Metaebene findet ein allmählicher Aufbau von<br />
Schlüsselkompetenzen wie Selbstlernkompetenz <strong>und</strong> der dazugehörigen Elemente wie<br />
Methoden- Planungs- <strong>und</strong> Informationskompetenz statt.<br />
Für die Selbstorganisation individuellen <strong>Lernen</strong>s jenseits der organisierten Lernanstalten<br />
gewinnen die digitalen Medien besondere Bedeutung. Als Informations- <strong>und</strong><br />
Kommunikationswerkzeuge des heutigen Wirtschafts- <strong>und</strong> Gesellschaftslebens bilden<br />
Computer <strong>und</strong> speziell das Internet einen wichtigen <strong>und</strong> effizienten Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt<br />
für lebenslanges <strong>Lernen</strong>. Allerdings hängt die Nutzerkompetenz immer noch deutlich vom<br />
Bildungsgrad ab, so dass ein Gegensteuern dringend angezeigt ist, weil <strong>mit</strong> dem Ausmaß<br />
der „digitalen Lücke“ die Berufstauglichkeit signifikant abnimmt.<br />
Die neuen Medien bergen erhebliche Selbstlernpotenziale. Darüber hinaus sind sie gerade<br />
für Zielgruppen <strong>mit</strong> Defiziten <strong>und</strong> Lernvorbehalten ein gut geeignetes Instrument, um<br />
Motivationsbarrieren zu überwinden, um die Selbstlernkompetenz zu fördern <strong>und</strong> zahlreiche<br />
berufspraktisch verwertbare Schlüsselqualifikationen zu generieren. Denn sie ermöglichen<br />
ein <strong>Lernen</strong> jenseits der schulischen Lernformen. Trotz vorhandener Lerndistanz wird<br />
ein erfolgreiches individuelles Erproben <strong>und</strong> Entwickeln der eigenen Fähigkeiten ermöglicht<br />
<strong>und</strong> auch Bildungsungewohnten eröffnet sich die Chance, <strong>Lernen</strong> neu zu erfahren.<br />
Lernprojekte<br />
LeiLa hat für jede seiner Passagen konkrete Lernprojekte entwickelt, die dem Erwerb von<br />
Selbstlern- <strong>und</strong> Medienkompetenz dienen. Jedes Projekt wurde detailliert beschrieben <strong>und</strong><br />
pädagogisch kommentiert.<br />
Internet-Projekt<br />
Praktikumsuche <strong>und</strong><br />
Betriebsrecherche <strong>mit</strong>tels E-Mail<br />
<strong>und</strong> Internet<br />
Medienkompetenz<br />
Handhabung des Internets (Netzrecherchen,<br />
E-Mail)<br />
Personalkompetenz<br />
Identifizieren der eigenen Berufsperspektive<br />
Website-Projekt<br />
Jede/r Jugendliche baut sich eine<br />
eigenen Website<br />
Medienkompetenz<br />
Webdesign, Umsetzung von Inhalt in Gestaltung<br />
Webdesign<br />
Personalkompetenz<br />
Präsentation der eigenen Person (Selbstentwurf)
8 Abschlussbericht LeiLa<br />
Online-Shop-Projekt:<br />
„Die Schatzk<strong>am</strong>mer“<br />
Einrichtung eines Online-Shops im<br />
Te<strong>am</strong><br />
Mediale <strong>und</strong> überfachliche Kompetenzen<br />
Produktpräsentation <strong>und</strong> digitale Bildgestaltung,<br />
Textgestaltung, Formulare <strong>und</strong> Masken,<br />
E-Business <strong>und</strong> Marketing<br />
Methoden- <strong>und</strong> Personalkompetenz<br />
Selbstorganisation von <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>en,<br />
<strong>Arbeit</strong>en in komplexen Zus<strong>am</strong>menhängen,<br />
Kooperation, Erweiterung des fachlichen Horizonts<br />
(Integration mehrerer Berufsfelder)<br />
Zentrale Resultate des Projektes „LeiLa“<br />
Methodik-Didaktik<br />
Diese Lernprojekte von „LeiLa“ bauen aufeinander auf, können aber auch <strong>mit</strong> anderen<br />
Projekten kombiniert werden. Wichtig ist, dem Schlüsselqualifikationsansatz von LeiLa folgend,<br />
dass Kompetenzen wiederholt <strong>und</strong> in wechselnden, vom Einfachen zum Komplexen<br />
fortschreitenden Zus<strong>am</strong>menhängen praktiziert werden müssen, wenn sie zu einer aktiv<br />
abrufbaren Form kristallisieren sollen. Voraussetzung dafür ist, dass der Abbau von<br />
Motivationsbarrieren integraler Projektbestandteil ist, <strong>Lernen</strong> muss für die Teilnehmer <strong>und</strong><br />
Teilnehmerinnen vorbehaltlos möglich sein; das schließt ggf. den Verzicht auf Noten ein.<br />
Internet <strong>und</strong> digitale Medien haben sich als günstige Instrumente zum Erwerb von<br />
Selbstlernkompetenz erwiesen. Als Universalwerkzeuge der wissensbasierten Erwerbsgesellschaft<br />
einerseits, <strong>und</strong> als (bisher noch) weitgehend schulfremde Medien für diese<br />
Zielgruppe jenseits des Notendrucks andererseits, umgehen sie Lernängste, erschließen<br />
zugleich Bildungsbenachteiligten Informationswege <strong>und</strong> ermöglichen auch ihnen eine autonome<br />
Teilhabe an Bildung.<br />
Lernmoderation statt Anleitung<br />
Lehrende müssen sich als Ver<strong>mit</strong>tler <strong>und</strong> Ver<strong>mit</strong>tlerinnen, als Lernmoderation verstehen, die<br />
nicht autoritär sanktionieren, sondern beraten <strong>und</strong> steuern. Dies schließt das Erfahrungslernen<br />
aus Fehlern ausdrücklich ein. Zur Realisierung dieses Prinzips ist eine möglichst flexible<br />
Umgangsweise <strong>mit</strong> den Faktoren Zeit, Ver<strong>mit</strong>tlungsform <strong>und</strong> Lernumgebung ebenso<br />
notwendig wie eine ausgeprägte Kooperationspraxis zwischen den ver<strong>mit</strong>telnden Personen<br />
<strong>und</strong> Professionen (Lehrer <strong>und</strong> Lehrerinnen, Sozialpädagogen <strong>und</strong> Sozialpädagoginnen,<br />
Ausbilder <strong>und</strong> Ausbilderinnen).<br />
Wenn die Nutzung digitaler Medien <strong>und</strong> die Ver<strong>mit</strong>tlung von Medienkompetenz anvisiert<br />
ist, so ist selbstverständliche Voraussetzung, dass das pädagogische Personal in die<br />
Lage versetzt wird, sich auf diesem Feld selbst permanent fortzubilden (medientechnische<br />
Weiterbildung).<br />
Lerninfrastruktur<br />
Mediengestützte Projekte funktionieren nur, wenn die PC-Ausstattung (Hard- wie<br />
Software) nach Qualität wie Quantität ausreichend vorhanden <strong>und</strong> möglichst auf Stand ist.
Abschlussbericht LeiLa<br />
9<br />
Um ein realistisches Abbild lebenslangen <strong>Lernen</strong>s zu geben, ist es wichtig, immer wieder die<br />
Lernorte zu wechseln <strong>und</strong> auch ein Selbstlernen im privaten Umfeld oder auch in bisher<br />
nicht zum <strong>Lernen</strong> genutzten Orten (z.B. Internetcafes) anzustoßen.<br />
Lebenslanges <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> berufliche Weiterbildung Benachteiligter<br />
Bildungsbenachteiligte Personengruppen sind nur selten in beruflicher Weiterbildung, gleich<br />
welcher Art, präsent. Wenn sie als Erwachsene ihr Erwerbsleben nicht als dauerhaft oder<br />
wiederkehrend <strong>Arbeit</strong>slose <strong>mit</strong> sporadischen <strong>und</strong> prekären <strong>Arbeit</strong>sgelegenheiten verleben<br />
sollen, müssen sie systematischer in öffentlich geförderte wie betriebliche Weiterbildungsangebote<br />
integriert werden.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich muss das <strong>Lernen</strong> lernen zum Bestandteil jeder Weiterbildung werden, darüber<br />
hinaus sogar zu einem gesellschaftlichen Thema, das auch <strong>und</strong> gerade Personen <strong>mit</strong><br />
geringer Vorqualifikation <strong>und</strong> einem distanzierten Verhältnis zum <strong>Lernen</strong> offen steht (analog<br />
etwa den regelmäßigen Alphabetisierungsk<strong>am</strong>pagnen). Hier gilt das für die Didaktik,<br />
das pädagogische Arrangement <strong>und</strong> die Lerninfrastruktur bereits Gesagte.<br />
Insbesondere aber sollte bei den heute dem organisierten Lernsystem entwachsenen<br />
Benachteiligten unbedingt bedacht werden, dass ihre Generation überwiegend ohne digitale<br />
Medien aufgewachsen ist <strong>und</strong> weitgehend der digitalen Kluft anheim fällt. Der Erwerb<br />
von Medienkompetenz als Teil von Selbstlernkompetenz kann <strong>und</strong> sollte für sie einen Erfolg<br />
versprechenden Zugang zum lebenslangen <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> da<strong>mit</strong> zum (Wieder-)Anschluss<br />
an die ökonomische <strong>und</strong> gesellschaftliche Entwicklung sein <strong>und</strong> muss daher dringend forciert<br />
werden.
10 Abschlussbericht LeiLa<br />
1. Das Projekt LeiLa<br />
Der ständige Wandel in der <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Lebenswelt macht lebenslanges <strong>Lernen</strong> künftig<br />
zum Erfordernis jeder modernen Berufsbiografie. Auch jenseits von Schule <strong>und</strong> organisierter<br />
Weiterbildung muss der Einzelne ständig an der Anpassung <strong>und</strong> Erweiterung seiner<br />
Qualifikationen arbeiten, um im beruflichen <strong>und</strong> sozialen Kontext nicht abgekoppelt zu<br />
werden. Insbesondere die Nutzung der Selbstlernpotenziale des Internets wird dabei eine<br />
zunehmende Rolle spielen. Wer nicht gelernt hat, selbständig weiter zu lernen; wer nicht in<br />
der Lage ist, sich dabei der neuen Medien zu bedienen, der wird über kurz oder lang den<br />
Anschluss an die Qualifikationsentwicklung verpassen.<br />
Dabei handelt es sich um ein Problem, das sich für bildungsbenachteiligte junge Menschen<br />
in besonderer Schärfe stellt. Diese haben im Laufe ihrer „Schulkarriere“ bereits Lerndefizite<br />
anges<strong>am</strong>melt, die der Aufarbeitung bedürfen. Sie haben auf der anderen Seite wiederholt<br />
negative Lernerfahrungen gemacht <strong>und</strong> stehen dem <strong>Lernen</strong> daher meist sehr reserviert gegenüber.<br />
Initiativen zu entwickeln, um diesen Teufelskreis ein Stück weit aufzubrechen <strong>und</strong><br />
bildungsbenachteiligten Jugendlichen einen neuen Zugang zum <strong>Lernen</strong> zu eröffnen, ist daher<br />
eine zentrale Aufgabe.<br />
Im Zentrum steht die Förderung benachteiligter Zielgruppen <strong>mit</strong> dem Schwerpunkt, die<br />
selbständige Lernkompetenz Bildungsbenachteiligter nachhaltig zu entwickeln <strong>und</strong> zu stärken.<br />
Wege dazu erprobt das Bremer Projekt „LeiLa“: Passagen lebenslangen <strong>Lernen</strong>s in<br />
beruflichen Qualifizierungsprozessen bildungsbenachteiligter Zielgruppen. Es wird vom<br />
Bremer <strong>Institut</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> Wirtschaft (iaw) in Kooperation <strong>mit</strong> dem Bildungszentrum<br />
Bremen des Internationalen B<strong>und</strong>es (IB) 1 sowie zwei beruflichen Schulen in Bremen, der<br />
Berufsschule für Metalltechnik <strong>und</strong> dem Schulzentrum Sek<strong>und</strong>arstufe II an der Alwin-<br />
Lonke-Straße, umgesetzt. „LeiLa“ ist Teil des Modellprogr<strong>am</strong>ms „Lebenslanges <strong>Lernen</strong>“<br />
der B<strong>und</strong>-Länder-Kommission für Bildungsplanung <strong>und</strong> Forschungsförderung. 2<br />
„LeiLa“ zielt darauf, die Lernbereitschaft <strong>und</strong> Lernkompetenz bildungsbenachteiligter Jugendlicher<br />
<strong>und</strong> junger Erwachsener in beruflichen Bildungsprozessen zu fördern. Sie sollen<br />
sich die Fähigkeit aneignen, auch jenseits institutioneller Berufsbildungsangebote selbständig<br />
<strong>und</strong> kontinuierlich zu lernen. Dabei geht es darum, Anknüpfungspunkte zu finden <strong>und</strong><br />
Konzepte zu entwickeln, um bildungsbenachteiligten Zielgruppen in berufsbezogenen<br />
Qualifizierungsprozessen das Interesse an <strong>und</strong> die Fähigkeit zum <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> Weiterlernen<br />
zu ver<strong>mit</strong>teln.<br />
Dabei lässt sich das Projekt von der methodischen Einsicht leiten, dass berufsbezogene<br />
Lern- <strong>und</strong> Qualifizierungsprozesse in lernbiographische Entwicklungsabschnitte <strong>und</strong> da<strong>mit</strong><br />
korrespondierende Übergänge eingebettet sind.<br />
1 vormals <strong>Arbeit</strong>er-Bildungs-Centrum der <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer Bremen (ABC)<br />
2 Das Progr<strong>am</strong>m wird aus Mitteln des B<strong>und</strong>esministeriums für Bildung <strong>und</strong> Forschung, des Europäi-schen Sozialfonds <strong>und</strong> aus<br />
Landes<strong>mit</strong>teln, in diesem Fall aus Mitteln des Senators für Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft des Landes Bremen, gefördert. Ergänzt wird<br />
das Projekt seit März 2001 durch ein ESF-Projekt, „Lebenslanges <strong>Lernen</strong> in der Benachteiligtenförderung im Lande Bremen“,<br />
das durch den Senator für <strong>Arbeit</strong>, Frauen, Ges<strong>und</strong>heit, Jugend <strong>und</strong> Soziales des Landes Bremen kofinanziert wird. Es befasst sich<br />
verstärkt <strong>mit</strong> den speziellen Rahmenbedingungen <strong>und</strong> den Zielgruppen der schulischen Berufsvorbereitung/Gr<strong>und</strong>bildung <strong>und</strong><br />
Ausbildung, der B/BFS <strong>und</strong> BFSq.
Abschlussbericht LeiLa<br />
11<br />
Am Ausgangspunkt steht die Heranführung Bildungsbenachteiligter an eine berufliche Ausbildung<br />
<strong>und</strong> Qualifizierung. Die Aufarbeitung spezieller Defizite, der Abbau von<br />
Motivationsbarrieren <strong>und</strong> die Entwicklung von Lernkompetenz <strong>und</strong> Selbstorganisation bilden<br />
phasentypische Inhalte der Förderung.<br />
Bildungsbenachteiligte Jugendliche, die in einer außerbetrieblichen Ausbildung eine anerkannte<br />
Berufsqualifikation erwerben, werden bei der selbständigen Erweiterung ihrer<br />
Qualifikation unterstützt, um Selbstlernpotenziale zu entfalten, die für ein lebenslanges<br />
<strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> die Bewährung <strong>am</strong> <strong>Arbeit</strong>smarkt unerlässlich sind.<br />
Schließlich zielt LeiLa auf die Förderung Erwachsener <strong>mit</strong> ausgeprägter Bildungsbenachteiligung,<br />
die in einem permanenten Weiterbildungsprozess ihre Berufsqualifikation wechselnden<br />
Anforderungen anpassen müssen <strong>und</strong> daher auf ein gehöriges Quantum Selbstlernkompetenz<br />
angewiesen sind.<br />
Diese drei lernbiographischen Entwicklungsabschnitte fasst das Projekt in den folgenden<br />
berufsbiographischen Passagen zus<strong>am</strong>men:<br />
1. Passage: In berufsorientierenden <strong>und</strong> ausbildungsvorbereitenden Maßnahmen sollen auf<br />
Basis von Lernbedarfsanalysen ausbildungslose Jugendliche besser an den selbständigen<br />
Erwerb des Sach- <strong>und</strong> Orientierungswissens herangeführt werden, das zur Berufsfindung<br />
nötig ist.<br />
2. Passage: Innovative Ver<strong>mit</strong>tlungsstrategien im Rahmen außerbetrieblicher Ausbildungsmaßnahmen<br />
sollen dazu dienen, Auszubildende zur autonomen Beschaffung berufsrelevanter<br />
<strong>und</strong> berufsübergreifender Informationen zu befähigen <strong>und</strong> sie zum selbständigen<br />
Weiterlernen nach Ausbildungsabschluss animieren.<br />
3. Passage: Für berufliche Weiterbildungsmaßnahmen sollen Modelle entwickelt werden,<br />
um (ehemals) Benachteiligten, seien sie beschäftigt oder Beschäftigung suchend, Strategien<br />
der Weiterentwicklung vorhandener Berufskompetenzen an die Hand zu geben.<br />
LeiLa hat jede dieser drei Passagen <strong>mit</strong> spezifischen Einzelprojekten bearbeitet, die konzeptionell<br />
wie didaktisch den Bedürfnissen <strong>und</strong> Erfordernissen der jeweiligen Zielgruppe <strong>und</strong><br />
ihrem Status in der Passage angepasst waren.<br />
In der 1. Passage stand das Projekt „<strong>Arbeit</strong>swelt - Berufspraktikum: multimediale<br />
Selbstlernkompetenz in der Berufsvorbereitung“ im Mittelpunkt. Die Zielsetzung bestand<br />
darin, den Berufswahlprozess sowie die Ausbildungsplatzsuche auch unter Einbeziehung<br />
innovativer Medien, insbesondere PC <strong>und</strong> Internet, zu unterstützen.<br />
In der 2. Passage wurde diese <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> zwei mediengestützten Lernprojekten fortgesetzt.<br />
Das Projekt „Website: Eine Homepage für Jede(n)“ ver<strong>mit</strong>telte den Jugendlichen neben<br />
dem elementaren digitalen Werkzeug für die Erstellung einer eigenen Homepage auch die<br />
erforderliche Autonomie im Umgang <strong>mit</strong> multimedialen Instrumenten in selbstgesteuerten<br />
Lernprozessen. Als weiteres Lernprojekt fügte sich an „Die Schatzk<strong>am</strong>mer: benachteiligte<br />
Jugendliche erstellen einen Online-Shop“. Darin lag gewissermaßen das Gesellenstück in<br />
einem Lernprozess, der ihnen in der 1. Passage das Rüstzeug zum Aufbau autonomer Internetkompetenz<br />
<strong>und</strong> im ersten Projekt der 2. Passage zu fortgeschrittenen digitalen Anwendungen<br />
<strong>mit</strong> auf den Weg gegeben hatte.
12 Abschlussbericht LeiLa<br />
Die 3. Passage schließlich hatte eine andere Zielgruppe als Adressaten, aber dieselben, nun<br />
auf die Gruppe Erwachsener bezogenen, Ziele. Das Projekt „Internetrecherche <strong>und</strong> E-Mail-<br />
Nutzung“ war darauf abgestellt, bildungsbenachteiligte Erwachsene in der Phase beruflicher<br />
Weiterbildung zu unterstützen <strong>und</strong> ver<strong>mit</strong>tels Medienkompetenz Instrumente zum<br />
lebenslangen <strong>Lernen</strong> an die Hand zu geben.<br />
Daneben fanden (soweit dies im vorgegebenen Projektrahmen möglich ist) zur F<strong>und</strong>ierung<br />
dieser praktischen <strong>Arbeit</strong> sowie zur Überprüfung der Lernresultate begleitende<br />
Untersuchungen statt, <strong>mit</strong> deren Hilfe einerseits die <strong>Arbeit</strong>svoraussetzungen von „LeiLa“ -<br />
vorhandene Lernkompetenzen <strong>und</strong> Lerndefizite der Teilnehmer/-innen - sowie die erzielten<br />
Lernerfolge überprüft <strong>und</strong> evaluiert wurden. 3<br />
Insges<strong>am</strong>t lag der Fokus der Projektarbeit zum lebenslangen <strong>Lernen</strong> auf der modellhaften<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Erprobung didaktischer Strategien <strong>und</strong> Ansätze zur Förderung der<br />
Medienkompetenz, die als zeitgemäßes Instrument zur Entwicklung <strong>und</strong> Praktizierung<br />
lebenslangen <strong>Lernen</strong>s begriffen wird.<br />
Zum selbständigen <strong>Lernen</strong> gehört auch die Beherrschung von dafür geeigneten<br />
Medien. Insbesondere die aktive Nutzung von Computer <strong>und</strong> Internet bildet heute einen<br />
wichtigen Schlüssel, <strong>mit</strong> dem ein Zugang zum Wandel von Gesellschaft <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>swelt<br />
gef<strong>und</strong>en werden kann. Der Erwerb von Medienkompetenz, insbesondere das Internet <strong>und</strong><br />
seine Werkzeuge, wurde daher ins Zentrum der Strategien von „LeiLa“ gerückt. 4<br />
In den „LeiLa“-Lernprojekten geht es zentral darum, den Teilnehmer/-innen Handlungswissen<br />
verfügbar zu machen, das sich im Laufe von Ausbildungsvorbereitung/Gr<strong>und</strong>ausbildung<br />
<strong>und</strong> Ausbildung bis hin zur beruflichen Weiterbildung fortentwikkeln<br />
kann. Dabei dient das Internet im Sinne einer handlungsorientierten Pädagogik sowohl<br />
als berufsfachliches Instrument sowie als Informations- <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>s<strong>mit</strong>tel im Kontext der<br />
unterschiedlichen Anforderungen der einzelnen Ausbildungsphasen, ist also in den<br />
Aufgabenkanon von Berufsvorbereitung <strong>und</strong> Ausbildung eingeb<strong>und</strong>en.<br />
2. Lebenslanges <strong>Lernen</strong>, Medienkompetenz <strong>und</strong><br />
Selbstorganisation in der berufsbezogenen Qualifizierung<br />
Die typische Lernbiographie verläuft in unserer Gesellschaft in einer mehrstufigen Sequenz.<br />
Die Gr<strong>und</strong>schule ver<strong>mit</strong>telt wesentlich Kulturtechniken wie das Lesen, Schreiben <strong>und</strong> Rechnen<br />
sowie den demokratischen Wertekanon <strong>und</strong> einige <strong>Arbeit</strong>stugenden. Weiterführende<br />
Schultypen wie die Sek<strong>und</strong>arstufe I <strong>und</strong> II bauen darauf auf. Hier stehen die Vertiefung der<br />
Allgemeinbildung, Fremdsprachen <strong>und</strong> schlüsselqualifikatorische Kompetenzen wie adäquates<br />
Sozialverhalten <strong>und</strong> demokratiekonforme Konfliktlösungsstrategien auf dem Lehrplan.<br />
Während etliche Schulabgänger den Weg zur Universität einschlagen, beginnen<br />
andere <strong>mit</strong> einer beruflichen Ausbildung.<br />
Die skizzierten Ausbildungsbausteine unterliegen alle staatlichen Vorgaben <strong>und</strong> sind entweder<br />
verpflichtend oder staatlich vorgeschriebene Voraussetzung für weitergehende Karrierestufen.<br />
Summa summarum kennt das schulische <strong>und</strong> berufliche Bildungswesen also eine<br />
Lernpflicht, die zeitlich begrenzt ist <strong>und</strong> abbricht, während die Lernnotwendigkeit in einer<br />
wissensbasierten Erwerbsgesellschaft mindestens bis zum Ende eines Erwerbslebens<br />
fortbesteht.<br />
3 Zu den feststellbaren Defiziten <strong>und</strong> Kompetenzen der beiden Gruppen - den Teilnehmer/-innen jeweils einer außer- sowie einer<br />
schulischen Berufsvorbereitung resp. Berufsausbildung - vgl. die bei-den Projekt-Berichte: H<strong>am</strong>mer, Gerlinde/ Grzembke, Gisela/<br />
Koch, Christiane (Hrsg.) Bremen 2001 (1) <strong>und</strong> (2).<br />
4 Daneben gibt es auch andere Anknüpfungspunkte, etwa in der Förderung personal-sozialer Qualifikationen, die vor allem im<br />
schulischen Bereich erprobt werden. H<strong>am</strong>mer, Gerlinde/ Hildebrandt, Änne/ Koch, Christiane (Hrsg.) Bremen 2004 (2).
Abschlussbericht LeiLa<br />
13<br />
Denn die Entsprechung von Ausbildung <strong>und</strong> Erwerbsberuf löst sich im modernen Wirtschaftsleben<br />
zunehmend auf. Sogenannte Patchwork-Biografien treten an ihre Stelle. Ständig<br />
neue Orientierung <strong>und</strong> Qualifizierung für rasch wechselnde Anforderungen sind vonnöten,<br />
um <strong>am</strong> <strong>Arbeit</strong>smarkt bestehen zu können.<br />
<strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> Qualifikationserwerb sind daher nicht mehr ein temporärer Zustand in der Biografie.<br />
Sie werden zu einer permanenten Anforderung. Ihre Erfüllung setzt wesentlich zwei<br />
Dinge voraus. Eine positive Einstellung zum <strong>Lernen</strong> ist unabdingbar, um den kontinuierlichen<br />
Lernprozess erfolgreich zu absolvieren. Das <strong>Lernen</strong> muss als nützliches Instrument der<br />
Lebensbewältigung begriffen <strong>und</strong> eingesetzt werden. Und die lernende Person braucht das<br />
methodische Instrumentarium, um diese Lernprozesse eigeninitiativ <strong>und</strong> selbstgesteuert<br />
vollführen zu können.<br />
2.1 Die zeitgemäße Bedeutung der Selbstlernkompetenz<br />
Da<strong>mit</strong> gewinnt die sogenannte Selbstlernkompetenz ein völlig neues Gewicht. Denn <strong>mit</strong><br />
dem Ende der Lernpflicht erlischt auch die Einbindung der Individuen in Lerninstitutionen.<br />
Weil aber die Notwendigkeit lebenslangen <strong>Lernen</strong>s gleichwohl fortbesteht, muss das<br />
Individuum in eigener Verantwortung <strong>und</strong> ganz autonom das in der Gesellschaft <strong>und</strong><br />
<strong>Arbeit</strong>swelt verlangte Wissen ständig akkumulieren <strong>und</strong> adaptieren. Diese Fähigkeit, die<br />
Kompetenz zum Kompetenzerwerb, muss also selbst zum Gegenstand einer<br />
Wissensver<strong>mit</strong>tlung werden, an deren Ende das Individuum in eine Bildungsautonomie entlassen<br />
werden kann, die diesen N<strong>am</strong>en auch verdient.<br />
Die Selbstlernkompetenz umfasst wesentlich die vier folgenden Dimensionen:<br />
Selbstlernkompetenz<br />
Personale Kompetenzen<br />
Einstellungen der Person zu sich selbst,<br />
zu Anforderungen, Situationen, Personen,<br />
Themen/Gegenständen, z.B. (Selbst-)<br />
Motivation, Selbstreflexion<br />
Methodische Kompetenzen<br />
Fähigkeit, sich systematisch <strong>und</strong> sach /<br />
fachgerecht <strong>mit</strong> Gegenständen <strong>und</strong><br />
Situationen <strong>und</strong> Anforderungen auseinander<br />
zu setzen<br />
Sachlich-überfachliche<br />
Kompetenzen<br />
Verfügung über das Instrumentarium<br />
zur intellektuellen <strong>und</strong>/oder praktischen<br />
Erfassung <strong>und</strong> Handhabung von<br />
Themen/Gegenständen<br />
Soziale Kompetenzen<br />
Fähigkeit zum situationsgerechten<br />
Umgang <strong>mit</strong> anderen Personen<br />
© Koch, BFQ
14 Abschlussbericht LeiLa<br />
Im Zus<strong>am</strong>menhang des Projektes „LeiLa“ spricht Selbstlernkompetenz insbesondere die folgenden<br />
Elemente an:<br />
• Personale Kompetenzen<br />
Die personalen Kompetenzen nehmen ihren Ausgang bei der Fähigkeit des Individuums,<br />
autonome Zielsetzungen vorzunehmen. Darauf gründet die Fähigkeit zur Selbstmotivation.<br />
Während des Lernprozesses sind Selbstreflexion <strong>und</strong> -regulation die Kennzeichen gelungener<br />
Selbststeuerung. Sie mündet schließlich in Entscheidungs- <strong>und</strong> Urteilsfähigkeit. Da<strong>mit</strong><br />
ist der Gr<strong>und</strong>stein gelegt für Kritikfähigkeit, sowohl gegenüber subjektiven Defiziten als<br />
auch objektiven Missständen. Je nach Lage der Dinge ergibt sich daraus die Einstellung der<br />
Flexibilität, die sich akzeptierten wechselnden Erfordernissen anpasst, oder eine<br />
Frustrationstoleranz, die temporär nicht beseitigbare Hemmnisse oder Rückschläge positiv<br />
bewältigt <strong>und</strong> den Erfolgswillen nicht erlahmen lässt.<br />
• Methodische Kompetenzen<br />
Hier sind insbesondere im Zeitalter des Medienpluralismus die Fähigkeit zur Informationsbeschaffung<br />
<strong>und</strong> - selektion zu nennen. Explorative <strong>und</strong> analytische Kompetenz ist vonnöten,<br />
um die Informationsfülle sinnverstehend zu verarbeiten. Dazu ist ein gewisses Maß an<br />
Abstraktionsvermögen nötig, das aus der Fülle verstreuter Materialien <strong>und</strong> Details „des<br />
Pudels Kern“ er<strong>mit</strong>telt <strong>und</strong> so Anhaltspunkte für eigene Zielvorstellungen eruiert. Welche<br />
Schritte auf diesem Weg nacheinander zu absolvieren sind, ergibt sich aus der<br />
Planungskompetenz im konkreten Fall.<br />
• Sachlich-überfachliche Kompetenzen:<br />
Die Informationsverarbeitung setzt ein gewisses Maß an Sprachkompetenz (Orthographie<br />
<strong>und</strong> Gr<strong>am</strong>matik) voraus. Hinzu kommt eine mathematisch-technische Kompetenz. Die modernen<br />
digitalen Werkzeuge, die bei der Informationsbeschaffung <strong>und</strong> -verarbeitung zu Einsatz<br />
kommen, verlangen ihrerseits zu ihrer Beherrschung einen Mindestumfang an Medien<strong>und</strong><br />
Internetkompetenz.<br />
• Soziale Kompetenzen<br />
Kommunikationsfähigkeit ist vonnöten, um einem verständigen Gegenüber die Resultate<br />
selbstgesteuerter Lernprozesse zu über<strong>mit</strong>teln <strong>und</strong> durch ein Feedback Rückschlüsse auf<br />
Tauglichkeit <strong>und</strong> Fortgang des Bildungsprozesses zu ziehen. In diesem permanenten Abgleich<br />
ist Kooperations- <strong>und</strong> Te<strong>am</strong>fähigkeit gefragt.<br />
Das folgende Schaubild macht den schalenförmigen hierarchischen Aufbau der einzelnen<br />
Kompetenzebenen <strong>und</strong> ihren Bezug aufeinander deutlich.
Abschlussbericht LeiLa<br />
15<br />
© Koch, BFQ<br />
2.2 Spezifische Defizite Bildungsbenachteiligter<br />
Von einem Defizit gr<strong>und</strong>sätzlicher Art, das nicht nur Bildungsbenachteiligte trifft, muss man<br />
spätestens seit der PISA-Studie ausgehen.<br />
So stellt z.B. Klaus Klemm als Ergebnis der PISA-Studie fest, „(...)dass ein erschreckend großer<br />
Teil der jungen Menschen schon von dem Tag an, an dem sie der Schulpflicht entwachsen<br />
sind, gr<strong>und</strong>legender Bildung bedarf - sofern sie erwerbstätig werden <strong>und</strong> <strong>am</strong><br />
gesellschaftlichen Leben autonom teilhaben wollen.“ Weiterbildung ist für ihn an der<br />
nachschulischen Schwelle unerlässlich. Sie werde, bevor sie überhaupt lebensbegleitend<br />
werden könne, zur Voraussetzung für den Eintritt in ein selbstständiges Leben. Eine wichtige<br />
Aufgabe der Weiterbildung sei es, den Kreislauf von sozialer <strong>und</strong> ethnischer Herkunft<br />
<strong>und</strong> mangelnden Lebenschancen aufzubrechen. 5<br />
5 Klemm, Klaus: Nach PISA: Die St<strong>und</strong>e der Weiterbildung? In: Plib INFO-Dienst 1/2003, S. 10
16 Abschlussbericht LeiLa<br />
Umso mehr verdienen benachteiligte Jugendliche vor diesem Hintergr<strong>und</strong> besondere Beachtung.<br />
Zum einen weisen sie eine Anzahl sachlicher Defizite auf. In der Mehrzahl der Fälle<br />
werden elementare Kulturtechniken wie das Lesen, Schreiben <strong>und</strong> Rechnen nicht oder nur<br />
unzureichend beherrscht. Eine verständige Kommunikation stößt an Schranken, Konfliktsituationen<br />
werden oft non-verbal mehr eskaliert als gelöst, weil verbale Instrumente eines<br />
auf Konsens angelegten Diskurses kaum verfügbar sind.<br />
Zum anderen haben sie in der Regel negative Schul- <strong>und</strong> Lernerfahrungen internalisiert, die<br />
sich als Motivationsbarriere bemerkbar machen. Häufig genannt wurden bei Befragungen<br />
auch im Projekt LeiLa:<br />
• Theorielastigkeit des Stoffs: Den <strong>Lernen</strong>den bleibt der Bezug zur Praxis <strong>und</strong><br />
Lebenswirklichkeit verschlossen. Die Anwendbarkeit des Gelernten im späteren Beruf ist<br />
nicht absehbar, liegt oftmals, je nach Lehrplan <strong>und</strong> Stoff, auch gar nicht vor.<br />
• Mangelnder Nutzen des Lernstoffs: Weil Schule als Mittel insbesondere für die spätere<br />
berufliche Karriere begriffen wird, wirkt der skizzierte mangelnde Praxisbezug demotivierend.<br />
• Negative Sanktionierung durch Noten <strong>und</strong> Lehrpersonal: Leistungsdefizite werden<br />
nicht behoben, sondern negativ sanktioniert, durch schlechte Noten genauso wie<br />
durch Tadel seitens des Lehrpersonals. Das wirkt in der schulischen Konkurrenz<br />
Gleichaltriger oftmals erniedrigend <strong>und</strong> demotivierend. Wo dennoch <strong>Lernen</strong> stattfindet,<br />
erfolgt es oftmals auf äußeren Druck hin, also ohne innere Überzeugung<br />
<strong>und</strong> Anteilnahme.<br />
• Langeweile im Unterricht: Darin fassen sich die oben genannten Negativurteile zus<strong>am</strong>men.<br />
Sie führen bei vielen <strong>Lernen</strong>den nämlich zu einer inneren Emigration. Mental<br />
vom Lerngeschehen abgekoppelt, folgt man mehr oder weniger interesselos dem<br />
Lernprozess <strong>und</strong> langweilt sich.<br />
Solche Motivations- <strong>und</strong> Lernblockaden müssen aufgebrochen werden, da<strong>mit</strong> den <strong>Lernen</strong>den<br />
die für ihre Erwerbskarriere nötige Selbstlernkompetenz ver<strong>mit</strong>telt werden kann. Sie<br />
finden sich nicht nur bei jugendlichen Benachteiligten, sondern - wenn auch weniger ausgeprägt<br />
- bei lernentwöhnten Erwachsenen, die auf Gr<strong>und</strong> ihrer beruflichen Karriere oder<br />
wegen einer aktuellen zeitweiligen <strong>Arbeit</strong>slosigkeit einer Routine in eingefahrenen Gleisen<br />
gefolgt sind <strong>und</strong> wenig da<strong>mit</strong> befasst waren, sich auf stetig wechselnde neue<br />
Anforderungen in der beruflichen Qualifikation einstellen zu müssen. Insofern haben die<br />
genannten Motivationsbarrieren auch für die Teilnehmer/-innen der dritten Passage der<br />
beruflichen Weiterbildung ihre Bedeutung. Das gilt häufig selbst dann, wenn keine<br />
Benachteiligungen im Sinne der klassischen Definition (fehlender Schul- oder<br />
Berufsabschluss) vorliegen.<br />
2.3 Medienkompetenz<br />
in der wissensbasierten Erwerbsgesellschaft<br />
Für die Notwendigkeit lebenslangen selbstorganisierten <strong>Lernen</strong>s haben die digitalen Medien<br />
ihre besondere Bedeutung. Das Internet <strong>und</strong> die da<strong>mit</strong> verknüpften digitalen Werkzeuge<br />
der Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologie (IuK-Technologien) sind zu einem<br />
wesentlichen Bestandteil des beruflichen, öffentlichen <strong>und</strong> privaten Lebens geworden.
Abschlussbericht LeiLa<br />
17<br />
In der Berufswelt ist die Ausstattung eines <strong>Arbeit</strong>splatzes <strong>mit</strong> einem Personalcomputer s<strong>am</strong>t<br />
Internetzugang fast durchgängig die Regel. Kaufmännische <strong>und</strong> verwaltende Tätigkeiten<br />
werden da<strong>mit</strong> erledigt, Erstellung <strong>und</strong> Versand von Briefen auf elektronischem Wege sind<br />
als E-Mails vertraut. Marktsondierung, Ein - <strong>und</strong> Verkauf bedienen sich oftmals digitaler<br />
Plattformen im E-Business, bei Großunternehmen zum Supply Chain Management fortentwickelt.<br />
Informationsbeschaffung greift <strong>mit</strong>tels Suchmaschinen auf Internetkataloge zurück.<br />
Nach einer Umfrage aus dem Jahre 2000 setzen 76 % der befragten Unternehmen<br />
Internet- <strong>und</strong> PC-Kenntnisse bei der Ausbildungsplatzvergabe voraus. 6 Auch der gewerblich-technische<br />
Bereich, Produktion wie Distribution, wird umfänglich durch die Neuen<br />
Medien gestützt, gelenkt <strong>und</strong> gesteuert. An ihnen kommt kaum ein Beschäftigter heute<br />
vorbei. Neuere Untersuchungen zur Entwicklung der Einfacharbeit haben gezeigt, dass ein<br />
gewisses Maß an Medienkompetenz auch auf den heutigen Hilfsarbeitsplätzen<br />
vonnöten ist. 7<br />
Im öffentlichen Leben setzt sich dieser Trend fort. E-Government heißt das Stichwort. Steuererklärungen<br />
können heute per Internet gemacht werden. Das Online-Banking erspart bei<br />
Überweisungsaufträgen den Gang zur Bank.<br />
Im Privatleben hat <strong>mit</strong> dem PC inzwischen auch längst das Internet die Wohn- <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>szimmer<br />
erobert. Last-Minute-Flüge werden online gebucht, das Reisewetter digital abgefragt,<br />
auf digitalen Auktionen Schnäppchen gemacht. Und wer nicht weiß, wo sich was wie<br />
finden lässt, greift auf Suchmaschinen zurück, die Orientierung bieten. So lässt sich ohne<br />
Übertreibung sagen:<br />
„Offline zu sein ist bereits heute vielfach ein Synonym für Ausgeschlossensein aus dem<br />
Kommunikationszus<strong>am</strong>menhang.“ (Kendzia/Thau, 2000)<br />
Mit dem Grad der Verbreitung dieser medialen Werkzeuge ist allerdings auch ein deutliches<br />
Gefälle bei der Nutzerkompetenz entstanden. Insbesondere das Bildungsgefälle ist ein entscheidender<br />
Faktor. So haben Umfragen ergeben, dass weniger als 10 % der<br />
Hauptschüler/-innen das Internet überhaupt nutzen. Dagegen wissen mehr als 60 % der<br />
Hochschulabsolventinnen <strong>mit</strong> Browsern im Netz zu arbeiten. 8 Hier ist ein Gegensteuern<br />
dringend angezeigt, weil <strong>mit</strong> dem Ausmaß des „digitalen Lochs“ die Berufstauglichkeit<br />
signifikant abnimmt.<br />
Dabei ist gerade das Medium, dessen Beherrschungsdefizit eine große Klientel daran hindert,<br />
den wechselnden innovativen Anforderungen der Berufswelt zu genügen, ein gut<br />
geeignetes Instrument, um Motivationsbarrieren zu überwinden, die Selbstlernkompetenz<br />
zu fördern <strong>und</strong> berufspraktisch verwertbare Schlüsselqualifikationen zu generieren.<br />
2.4 Computer <strong>und</strong> Internet:<br />
eine Chance zur Entwicklung von Selbstlernkompetenz<br />
Der Computer, von dem viele Bildungsbenachteiligte angesichts einer „digitalen Kluft“<br />
abgekoppelt zu werden drohen, bietet neben der Verringerung von Partizipationslücken<br />
zugleich enorme Möglichkeiten, die Selbstlernkompetenz <strong>Lernen</strong>twöhnter zu entwickeln.<br />
Das gilt umso mehr, wenn er in Verbindung <strong>mit</strong> Internet genutzt wird.<br />
6 Vergleiche hierzu Kendzia/Thau, 2000.<br />
7 Loebe/ Severing, 2004<br />
8 Vergleiche hierzu Kubicek/Haslbeck, 2000, S. 165.
18 Abschlussbericht LeiLa<br />
Am Anfang steht die Überwindung von Motivationsbarrieren.<br />
• Die Erlernung der PC-Techniken für die Web-Nutzung kann jenseits der orthodoxen<br />
Bildungsinstitutionen vonstatten gehen. Zeit- <strong>und</strong> Notendruck, positive wie negative<br />
Sanktionierung <strong>und</strong> andere <strong>mit</strong> der schulischen Lernform verknüpfte Faktoren können<br />
sich gegenüber dem Adressaten nicht als Motivationshindernis geltend machen.<br />
• Partizipative <strong>und</strong> selbstgesteuerte Lernprozesse lassen sich leicht realisieren, zumal das<br />
Medium auch spielerische Elemente enthält, an denen sich gewissermaßen spielend lernen<br />
lässt.<br />
• Defizite auf dem Feld des Lesens, Schreibens <strong>und</strong> Rechnens machen sich weniger als<br />
Lernhindernis geltend, wo Prozessabläufe auch <strong>mit</strong> Intuition unter Nutzung von<br />
Symbolen, sogenannten Icons, gesteuert werden können.<br />
Des weiteren gestattet das Internet eine weit gefächerte Autonomie bei der Lernzielsetzung<br />
<strong>und</strong> Erprobung von strategischen Schritten zur Zielerreichung. Quasi en passant werden<br />
dabei bisher wenig ausgebildete Kulturtechniken wie das Lesen, Schreiben <strong>und</strong> Rechnen<br />
angewandt <strong>und</strong> eingeübt, ohne explizit zum Lerngegenstand zu avancieren. So wird Selbstlernkompetenz<br />
gefördert:<br />
• Das Individuum gibt sich zunächst eigene Zielvorgaben: Was will ich im Netz ma-chen,<br />
suchen, erreichen? Die Kompetenzebene der Autonomie wird gestärkt.<br />
• Wie erreiche ich mein Ziel? Welche einzelnen Schritte sind in welcher Reihenfolge warum<br />
zu absolvieren? Das fördert die Planungskompetenz.<br />
• Die Erschließung großer Informationsmengen sowie ihre Filterung <strong>und</strong> Bereinigung um<br />
Red<strong>und</strong>anzen sind Schritte auf dem Weg zur Er<strong>mit</strong>tlung einer ganz präzise defi-nierten<br />
<strong>und</strong> vorab fixierten Information, die man aus dem Internet gewinnen will. Die-ses<br />
Prozedere verlangt sowohl die Kompetenz zur Analyse wie Synthese, um aus der Vielzahl<br />
von Informationen die relevanten auszusortieren <strong>und</strong> diese zu einer sinnvol-len Auskunft<br />
zu synthetisieren. Das stärkt die methodischen Kompetenzen.<br />
• Orthographie <strong>und</strong> Gr<strong>am</strong>matik machen sich zwar weniger als Hindernis beim Einstieg ins<br />
Internet geltend, werden aber gleichwohl nicht zur quantité négligeable degradiert.<br />
Diese unverzichtbaren Kulturtechniken kommen zum Einsatz <strong>und</strong> müssen beherrscht<br />
werden etwa beim zielgenauen Einsatz von Suchmaschinen. So entwickelt sich die sachlich-überfachliche<br />
Kompetenz.<br />
• In partizipativen Lernarrangements können Individuen sich untereinander die Resultate<br />
ihrer Bemühungen im Netz <strong>mit</strong>teilen, <strong>am</strong> Ende noch unter Nutzung der digitalen Post. So<br />
wird die Kommunikations- <strong>und</strong> Te<strong>am</strong>fähigkeit gefördert.<br />
Und schließlich macht die <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> digitalen Werkzeugen auch noch einen handgreiflichen<br />
Nutzen sichtbar, für den sich alle Mühe lohnt. Das wirkt zusätzlich als Motivationsschub. Es<br />
wird nämlich ein berufspraktischer Mehrwert generiert:<br />
• Die Klientel beherrscht <strong>am</strong> Ende des Lernprozesses das Werkzeug Personalcomputer, das<br />
an fast jedem modernen <strong>Arbeit</strong>splatz seine Rolle spielt.
Abschlussbericht LeiLa<br />
19<br />
• Die <strong>Lernen</strong>den verfügen über spezifische Software-Kenntnisse: Sie surfen im Internet, um<br />
Informationen zu gewinnen oder Ein- <strong>und</strong> Verkäufe zu tätigen. Sie versenden <strong>und</strong> empfangen<br />
digitale Post. Sie können Bankgeschäfte oder Behördenakte per Mausklick ausführen.<br />
Sie können Webseiten generieren <strong>und</strong> auch komplexere Progr<strong>am</strong>mstrukturen<br />
handhaben. Ihr Qualifikationsprofil hat deutlich gewonnen, weil alle diese Fertigkeiten<br />
zum Standard des papierlosen Büros, der digitalen Buchhaltung oder der edv-gesteuerten<br />
Lagerverwaltung oder Produktion gehören.<br />
• Die Erfahrung des berufspraktischen Mehrwerts stiftet zugleich die Motivation, den<br />
Prozess lebenslangen <strong>Lernen</strong>s nicht abreißen zu lassen. Er lohnt sich ja.<br />
3. Die Zielgruppen <strong>und</strong> ihre Voraussetzungen<br />
Das Projekt LeiLa hat <strong>mit</strong> zwei Zielgruppen gearbeitet. Für die 1. <strong>und</strong> 2. Passage der berufsvorbereitenden<br />
<strong>und</strong> berufsqualifizierenden Begleitung bestand die untersuchte Zielgruppe<br />
aus 69 Teilnehmern <strong>und</strong> Teilnehmerinnen eines sogenannten „Offenen Gr<strong>und</strong>ausbildungslehrgangs“(OG)<br />
des d<strong>am</strong>aligen <strong>Arbeit</strong>er-Bildungs-Centrums der <strong>Arbeit</strong>nehmerk<strong>am</strong>mer<br />
Bremen (ABC) - jetzt IB-Bildungszentrum Bremen. Die 3. Passage, die sich auf Weiterbildungsförderung<br />
Erwachsener nach Abschluss einer Berufsausbildung bezieht, hatte 48<br />
Teilnehmer zur Zielgruppe, die sich in verschiedenen Umschulungen des gewerblich-technischen<br />
Bereiches befanden. Zur Er<strong>mit</strong>tlung der spezifischen lernbiographischen Voraussetzungen<br />
jeder Gruppe wurde eine wissenschaftliche Erhebung <strong>mit</strong>tels einer<br />
Fragebogenaktion <strong>und</strong> anschließender Evaluation durchgeführt. Da<strong>mit</strong> die Datenerhebung<br />
als hinreichend valide angesehen werden kann, wurde für die empirische Erfassung der<br />
Lernvoraussetzungen <strong>und</strong> -erfahrungen der jugendlichen Teilnehmer/-innen eine<br />
Referenzpopulation befragt. Dabei handelte es sich um Schüler <strong>und</strong> Schüler/-innen einer<br />
Berufseingangsstufe einer Berufsfachschule (B/BFS) in Bremen. Im Folgenden spiegeln wir<br />
die Resultate dieser eingehenden Untersuchung in Kurzform, die ausführlich in zwei Studien<br />
im Projektverlauf vorgelegt wurden. (s. Literaturverzeichnis)<br />
Befragt wurden 69 Teilnehmer/-innen des außerschulischen „Offenen Gr<strong>und</strong>ausbildungslehrganges“<br />
des ABC Bremen, ein Berufsvorbereitungsangebot <strong>mit</strong> flexiblen Ein- <strong>und</strong> Ausstiegsmöglichkeiten<br />
<strong>und</strong> einem relativ breiten Angebot an zu erprobenden Berufen <strong>und</strong><br />
praxisorientierenden Vorbereitungsprojekten. Der Kooperationsträger war auf den gewerblich-technischen<br />
Bereich konzentriert <strong>und</strong> da<strong>mit</strong> auf die entsprechenden Berufsfelder<br />
beschränkt. Kaufmännisch-verwaltende, sozial-pflegerische <strong>und</strong> andere Dienstleistungsfelder<br />
waren nicht abgedeckt <strong>und</strong> konnten daher auch nicht untersucht werden.<br />
Ergänzend fand die Befragung einer Referenzpopulation von Teilnehmer/-innen einer schulischen<br />
Berufsvorbereitung, der Berufseingangsstufe/Berufsfachschule (B/BFS), statt, einem<br />
speziellen Bremer Bildungsgang, der noch schulpflichtigen lernmüden Schülern <strong>und</strong><br />
Schüler/-innen <strong>und</strong> Schulverweigerern den Erwerb des Hauptschulabschlusses <strong>und</strong> eine<br />
gleichzeitige berufliche Gr<strong>und</strong>bildung anbietet - <strong>mit</strong> dem Ziel der Einmündung in eine<br />
berufliche Ausbildung. 9<br />
Je eine B/BFS-Klasse an den beiden <strong>am</strong> Projekt „LeiLa“ beteiligten Bremer Schulen, insges<strong>am</strong>t<br />
20 Schüler/-innen, wurde in Ergänzung zu der Komplettbefragung der Teilnehmer/-<br />
innen des außerschulischen Offenen Gr<strong>und</strong>ausbildungslehrganges des Förderjahres<br />
2000/2001 zu ihren Lerneinstellungen <strong>und</strong> Lernerfahrungen befragt. Die Befragungsergebnisse<br />
geben wir in den wesentlichen Elementen wieder, <strong>und</strong> zwar als relationale<br />
Abbildung zwischen dem Resultat bezüglich der Zielgruppe im OG des ABC sowie der<br />
Referenzpopulation der B/BFS.<br />
9 Eine genaue Beschreibung des bis zu 2jährigen Bildungsganges, dessen 2. Jahr als 1. Ausbildungsjahr - etwa im Rahmen der<br />
Bremer Berufsfachschule <strong>mit</strong> qualifizierendem Abschluss (BFSq), anerkannt werden kann, findet sich bei Kirchner, Klaus:<br />
Der Bildungsgang Berufseingansstufe/Berufsfachschule (B/BFS). Allgemeine <strong>und</strong> berufliche Bildung für Jugendliche. Ms. 1.<br />
Ergänzung, Bremen 1998
20 Abschlussbericht LeiLa<br />
3.1 Bildungseinstellungen bildungsbenachteiligter Jugendlicher<br />
(Passage 1 <strong>und</strong> 2)<br />
83%<br />
Geschlechterverteilung<br />
17%<br />
(nur OG-Teilnehmer/-innen)<br />
Weiblich<br />
Männlich<br />
Was die Geschlechtsverteilung angeht,<br />
liegt der Schwerpunkt der befragten<br />
Zielgruppe eindeutig bei den männlichen<br />
Jugendlichen, da Mädchen bei<br />
ihrer Berufswahl nach wie vor wenig in<br />
die produktions- <strong>und</strong> handwerksorientierten<br />
gewerblichen <strong>und</strong> technischen<br />
Berufe ausweichen, sondern tertiäre<br />
Berufe vorziehen. 10 Dennoch waren<br />
immerhin 12, das sind etwas über 17%,<br />
der Jugendlichen im OG <strong>und</strong> 15% der<br />
B/BBFS-Schüler/-innen, Mädchen. Das<br />
erscheint zunächst wenig, ist aber weitaus<br />
mehr als die Quote der Mädchen in<br />
überwiegend oder ganz von Männern<br />
dominierten Berufen. 11<br />
19%<br />
9%<br />
Altersverteilung<br />
6%<br />
9%<br />
bis 16 Jahre<br />
17-18 Jahre<br />
19-20 Jahre<br />
21-23 Jahre<br />
über 24 J.<br />
(nur OG-Teilnehmer/-innen)<br />
Die Alterstruktur war relativ homogen.<br />
Die meisten Teilnehmer/-innen des OG<br />
(57%) waren zwischen 17 <strong>und</strong> 18<br />
Jahren alt, nur wenige (ca. 9%) waren<br />
16 Jahre <strong>und</strong> jünger, nur 6% älter als<br />
24. Die Schüler/-innen der B/BFS<br />
waren, da noch schulpflichtig, entsprechend<br />
jünger. (zwei Drittel nicht älter als<br />
16 Jahre).<br />
57%<br />
Nationalität<br />
Aussiedler<br />
türkisch<br />
9%<br />
europ. Ausl.<br />
nichteurop.<br />
4%<br />
k.A.<br />
deutsch<br />
74%<br />
(nur OG-Teilnehmer/-innen)<br />
Die Nationalität gab die überwiegende<br />
Mehrheit der Befragten der OG, nämlich<br />
51 Jugendliche, <strong>mit</strong> „deutsch“ an; 6<br />
Jugendliche waren Türke oder Türkin, 2<br />
weitere st<strong>am</strong>mten aus dem europäischen<br />
<strong>und</strong> 3 aus dem nicht europäischen<br />
Ausland. 6 Jugendliche bezeichnen<br />
sich als „russischer“ bzw. „deutschrussischer“<br />
Herkunft, die Anzahl der<br />
jugendlichen Aussiedler/-innen dürfte<br />
aber höher gewesen sein. Die Quote<br />
der Jugendlichen <strong>mit</strong> nicht deutscher<br />
Muttersprache lag in der B/BFS <strong>mit</strong><br />
55% etwas höher.<br />
10 Zum Berufswahlverhalten von Mädchen vgl. u.a. Liesering/Rauch 1996<br />
11 Der Anteil der Mädchen in der vom ABC angebotenen Berufspalette betrug 1998/99 b<strong>und</strong>esweit ganze 3,1%.<br />
Die Quote der jungen Frauen, die eine Ausbildung in sog .“Männerberufen“ absolvieren, stagniert; ihr Anteil in von Männern<br />
dominierten Berufen ist zwischen 1994 <strong>und</strong> 1995 sogar gesunken (von 3,6% auf 3,5%), die Steigerungsquote in überwiegend<br />
von Männern besetzten Berufen hat nach einer kräftigen Zunahme zwischen 1993 <strong>und</strong> 1994 von 2,6% auf 6,2% nur geringfügig<br />
weiter auf 6,3% 1995 zugenommen. (B<strong>und</strong>esminister für Bildung <strong>und</strong> Forschung (Hrsg.):<br />
Berufbildungsbericht 1997, S. 118 <strong>und</strong> 120)
Abschlussbericht LeiLa<br />
21<br />
Die meisten Teilnehmer/-innen des OG (74%) bezogen ihren Lebensunterhalt aus der<br />
Berufsausbildungsbeihilfe (BAB). Außerdem ergänzen in vielen Fällen (52%) die Eltern diese<br />
geringe Beihilfe. Nur von den Eltern, also in f<strong>am</strong>iliär etwas besser situierten Verhältnissen,<br />
lebten 12 dieser Jugendlichen, das sind 17%. Sonstige staatliche Unterstützung k<strong>am</strong> selten<br />
vor: 3 Teilnehmer/-innen lebten (auch) von der Sozialhilfe, 2 bezogen Jugendhilfe<strong>mit</strong>tel <strong>und</strong><br />
4 hatten sonstige zusätzliche Geldquellen, worunter „Taschengeld“ (also Unterstützung<br />
durch die F<strong>am</strong>ilie), „Kindergeld“ (d.h. an die F<strong>am</strong>ilie gezahlte staatliche Unterstützung)<br />
oder auch Nebenjobs wie „Zeitungsaustragen“ verbucht wurden. 12<br />
Das schulische Abschlussniveau der OG-Teilnehmer/-innen lag mehrheitlich im unteren Bereich.<br />
13 Ohne Schulabschluss blieb ein Viertel der Teilnehmer/-innen (17 Jugendliche). 6%<br />
(4 Jugendliche) hatten die Sonderschule <strong>mit</strong> dem Abschluss beendet. Weitere 17% besaßen<br />
den einfachen Hauptschulabschluss (12 Teilnehmer/-innen), 38% der Befragten (26 Teilnehmer/-innen)<br />
den erweiterten Hauptschulabschluss. Insges<strong>am</strong>t hatten also 61% den einfachen<br />
oder qualifizierten Hauptschulabschluss. 14% der Teilnehmer/-innen gaben an, den<br />
Realschulabschluss (10 Jugendliche) gemacht zu haben. Zwei hatten offenbar zeitweise ein<br />
Gymnasium besucht. Die jungen Frauen lagen, wie dies seit den 80er Jahren die Regel ist,<br />
<strong>mit</strong> den höherwertigen Abschlüssen über dem Schulbildungsniveau der männlichen<br />
Geschlechtsgenossen; immerhin 5 (das sind 42%) hatten einen Realschulabschluss (gegenüber<br />
9% der männlichen Befragten). 14 Und es blieben auch nur zwei (17% ) ohne<br />
Schulabschluss, wohingegen die männlichen Befragungsteilnehmer zu 26% keinen<br />
Schulabschluss hatten. Auch die ausländischen Jugendlichen lagen unter dieser Quote: bei<br />
ihnen hatten 18% keinen Abschluss. Das ist etwas mehr als der Durchschnitt der ausländischen<br />
Schulabgänger/-innen in Deutschland im Jahre 1997: d<strong>am</strong>als verließen etwa 17% die<br />
Schule ohne Abschluss. 16<br />
Es zeigt sich also schon an den<br />
Schulabschlüsse<br />
Formaldaten, dass Berufsvorbereitungsmaßnahmen,<br />
wie der von uns als<br />
30<br />
Aktionsfeld gewählte „Offene Gr<strong>und</strong>ausbildungslehrgang“,<br />
das Auffangbecken<br />
für Jugendliche <strong>mit</strong> arbeits-<br />
20<br />
Teiln.<br />
marktlichen oder anderen Benachteiligungen<br />
sind; die Quote der<br />
10<br />
Schulabgänger ohne Abschluss liegt<br />
0<br />
hier je nach Vergleichsgruppe drei bis<br />
HS/RS o.A. SS m.A. Hasa erw. Hasa RS<br />
vier Mal über dem b<strong>und</strong>esdeutschen<br />
(nur OG-Teilnehmer/-innen)<br />
Durchschnitt, der in den Jahren 1999<br />
<strong>und</strong> 2000 jeweils etwa 7% betrug.<br />
12 Es ist anzunehmen, dass solche Zusatzquellen real höher sind, allerdings oft nicht genannt werden.<br />
13 Maßnahmebedingt haben B/BFS-Teilnehmer/-innen keinen Abschluss, allenfalls einen Sonderschulabschluss.<br />
14 Das bestätigt das auch in der Literatur seit gut zwei Jahrzehnten gezeichnete Bild geschlechtstypischer Bildungsverläufe: Mädchen<br />
haben die durchschnittlich besseren Schulabschlüsse, insbesondere in gewerblich-technischen u.a. frauenuntypischen Bereichen<br />
sind sie zudem meist selbstbewusster <strong>und</strong> eigenständiger als ihre männlichen Kollegen, die sich in diesen Berufsfeldern subjektiv<br />
auf bekanntem Terrain befinden. Das entspricht den Ergebnissen der Berufswahlforschung, der zu Folge der Berufswahlprozess bei<br />
jungen Frauen in frauenuntypischen Feldern (selbst-)bewusster abläuft, die sich häufig <strong>mit</strong> besseren schulischen Voraussetzungen<br />
<strong>und</strong> höherer Leistungsfähigkeit ergänzen. Vgl. u.a. B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung (Hrsg.): Thesen zur Erschließung gewerblichtechnischer<br />
Ausbildungsberufe für Mädchen. (Berichte zur beruflichen Bildung H. 98). Berlin 1988<br />
15 Prozentangaben auf eine so kleine Gr<strong>und</strong>ges<strong>am</strong>theit gezogen sollen natürlich nur die Proportionen veranschaulichen <strong>und</strong><br />
Vergleichsmöglichkeiten schaffen, aber keineswegs statistische Verallgemeinerungen sein!<br />
16 vgl. Berufsbildungsbericht 1999, S. 65. Die Zahl muss allerdings wegen der Datenunsicherheit in Bezug auf den tatsächlichen<br />
Anteil an Kindern <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> relativiert werden.
22 Abschlussbericht LeiLa<br />
Bezüglich der Lernerfahrungen hat sich bei den beiden Befragungsgruppen folgendes<br />
Bild ergeben:<br />
Negative Schulerfahrungen<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
OG<br />
B/BFS<br />
langw.Unter.<br />
Theorie/Leistgsdr.<br />
Konkurrenz<br />
Lehrer<br />
sonstiges<br />
keine Probl.<br />
Prozent<br />
Mehrfachnennungen<br />
Beide Gruppen bestätigen, wenn auch <strong>mit</strong> leicht unterschiedlichem Gewicht, dass der bisherige<br />
schulische Lernprozess zu Frustrationen geführt hat, die sich als Motivationsbarrieren<br />
bemerkbar machen können. Die Langeweile im Unterricht sowie die Theorielastigkeit der<br />
Stofffülle rangieren an erster Stelle.<br />
Mit einem Lernunwillen ist das allerdings nicht zu verwechseln. Denn dieselben Gruppen<br />
kennen auch positive Schulerfahrungen:<br />
Positive Schulerfahrungen<br />
70<br />
60<br />
50<br />
Prozent<br />
40<br />
30<br />
20<br />
OG<br />
B/BFS<br />
10<br />
0<br />
Treffpunkt<br />
Nützliches<br />
Wissen<br />
nicht<br />
Zuhause<br />
Lehrer<br />
hilfsbereit<br />
Leistung<br />
zeigen<br />
Nichts war<br />
gut<br />
Mehrfachnennungen
Abschlussbericht LeiLa<br />
23<br />
Schule wird als Ort von Kommunikation begriffen, <strong>und</strong> diese selbst ist bereits ein Medium<br />
selbstarrangierten <strong>Lernen</strong>s, weil das Interesse <strong>am</strong> wechselseitigen Austausch von Informationen<br />
<strong>und</strong> Kenntnissen ein signifikantes Signal für Lernbereitschaft darstellt. Auch die<br />
Vorstellung, nützliches Wissen möge <strong>am</strong> Abschluss einer Ausbildung stehen, belegt diese<br />
Einstellung, weil sie einen individuellen Mehrwert der Bildungsanstrengungen bekannt gibt,<br />
der die Mühe lohnt.<br />
Dieser Nutzen wird auch quantitativ bestätigt:<br />
Nutzen einer Ausbildung<br />
80<br />
70<br />
60<br />
Prozentwerte<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
50<br />
73<br />
49<br />
B/BFS<br />
OG<br />
10<br />
30<br />
0<br />
Ausbildung verbessert <strong>Arbeit</strong>splatzchancen<br />
Mit Ausbildung findet man <strong>Arbeit</strong><br />
Darin liegt wohl auch der Gr<strong>und</strong> dafür, dass Teilnehmer/-innen beider Gruppen in der Befragung<br />
bestätigt haben, dass sie für einen berufsqualifizierenden Nutzen auch außerschulische<br />
Lernanstrengungen auf sich nehmen wollen:<br />
Einstellungen zum außerschulischen <strong>Lernen</strong> im Vergleich<br />
<strong>Lernen</strong> verbessert die<br />
Ausbildungschancen<br />
<strong>Lernen</strong> hilft Defizite<br />
schließen<br />
lieber <strong>Lernen</strong> statt<br />
<strong>Arbeit</strong>en<br />
B/BFS<br />
OG<br />
Job bevorzugt<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Prozentwerte<br />
Schulmüdigkeit heißt also ganz offenk<strong>und</strong>ig nicht Lernmüdigkeit. Auf dieser Voraussetzung<br />
fußt die didaktisch-pädagogische Intervention von LeiLa, die negative Lernerfahrungen<br />
überwinden <strong>und</strong> an positive Potenziale der Probanden anknüpfen will, um ihre<br />
Selbstlernkompetenz zu stärken.
24 Abschlussbericht LeiLa<br />
3.2 Bildungsvoraussetzungen <strong>und</strong> Bildungseinstellungen<br />
benachteiligter <strong>und</strong> lernentwöhnter Erwachsener<br />
(Passage 3)<br />
Diese zweite Zielgruppe bestand aus 48 Befragungsteilnehmern, alles<strong>am</strong>t Teilnehmer verschiedener<br />
Weiterbildungsangebote des Metallbereiches des Projekt-Kooperationspartners<br />
ABC. Da es sich um Maßnahmen im Berufsfeld Metall handelte, besteht die Teilnehmergruppe<br />
nur aus Männern. Erwachsene Frauen finden sich nur äußerst selten in der Berufsbildung<br />
im gewerblich-technischen Bereich.<br />
Der Altersstruktur nach war diese Befragtengruppe mehrheitlich zwischen 25 <strong>und</strong> 35 Jahre<br />
alt. Die Hälfte der Teilnehmer ist in Deutschland aufgewachsen <strong>und</strong> zwei Drittel besaßen die<br />
deutsche Staatsbürgerschaft, was darauf hindeutet, dass die in den Integrationsmaßnahmen<br />
für Jugendliche große Gruppe der ausländischen Bildungsbenachteiligten von den<br />
Berufsbildungsangeboten für Erwachsene kaum noch erfasst werden.<br />
Das schulische Niveau lag bei den erwachsenen Bildungsteilnehmern - erwartungsgemäß -<br />
etwas höher als bei den Schulabgänger/-innen. 50% verfügten über einen Hauptschulabschluss,<br />
fast ein Drittel über den Realschulabschluss; nur 7% hatten keinen schulischen<br />
Abschluss.<br />
3. Passage: Weiterbildung<br />
Schulabschlüsse<br />
ohne Abschl<br />
Hauptschule<br />
Realschule<br />
Fachabitur<br />
4%<br />
9%<br />
7%<br />
k.A.<br />
30%<br />
50%<br />
Weiterbildungsteilnehmer/-innen verfügen i.d.R. über Ausbildungs- <strong>und</strong>/oder <strong>Arbeit</strong>serfahrungen,<br />
so auch die von uns Befragten. Mehr als die Hälfte (54%) hat einmal eine Ausbildung<br />
gemacht, wobei davon etwa die Hälfte (26% der Ges<strong>am</strong>tgruppe) diese abgebrochen<br />
hat. Etwa ein Drittel (28%) der Befragten hat eine Ausbildung beendet. 17<br />
17 Die Aussagen zu den Abschlüssen sind nicht eindeutig, da einige Abschlüsse genannt werden, die keinem abgeschlossenen<br />
Berufsbild entsprechen (z.B. Schweißer).
Abschlussbericht LeiLa<br />
25<br />
Ausbildungserfahrung<br />
(Mehrfachnennungen)<br />
Zahl Nennungen<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
25<br />
Ausbildung<br />
begonnen<br />
Ausbildung<br />
abgebrochen<br />
12 12<br />
keine<br />
Ausbildung<br />
begonnen<br />
Die Zahlen deuten darauf<br />
hin, 18 dass nach der für<br />
benachteiligte Jugendliche<br />
vorgesehenen Förderphase<br />
<strong>mit</strong> zunehmendem Alter<br />
die beruflichen Weiterbildungschancen<br />
für Bildungsbenachteiligte<br />
zu<br />
sinken scheinen; zumindest<br />
finden sich in den untersuchten<br />
abschlussbezogenen<br />
Maßnahmen für<br />
Erwachsene kaum Teilnehmer ohne Schul- <strong>und</strong> auch nur wenige ohne Ausbildungsabschluss.<br />
Die Vermutung, dass bildungsbenachteiligte Erwachsene, wenn sie die „zweite<br />
Chance“ der organisierten Integrationsförderung nicht ergreifen können, vom weiteren<br />
<strong>Lernen</strong> abgekoppelt sind <strong>und</strong> bleiben, wird auch durch die Tatsache gestützt, dass unter den<br />
Untersuchungsbeteiligten kaum einer über nachschulische Weiterbildungserfahrung verfügt.<br />
Drei Viertel der Teilnehmer haben nie an beruflicher Weiterbildung teilgenommen; nur<br />
17% antworteten bei dieser Frage <strong>mit</strong> ja.<br />
Bemerkenswert war die geringe <strong>Arbeit</strong>serfahrung innerhalb der Befragtengruppe. Nur gut<br />
70% (33) verfügten überhaupt über mehr oder weniger ausgeprägte <strong>und</strong> dauerhafte<br />
<strong>Arbeit</strong>serfahrung. 10% (5) haben in ihrem einmal erlernten Beruf eine Zeit lang gearbeitet,<br />
die übrigen Befragten mal mehr, mal weniger lange in wechselnden Hilfs- <strong>und</strong><br />
Anlerntätigkeiten, die typisch für unqualifizierte Männer sind. Immerhin aber ging ein ganzes<br />
Fünftel der Beteiligten nach dem Schulabschluss keiner <strong>Arbeit</strong>, auch keiner einschlägigen<br />
Gelegenheitsarbeit, nach, darunter mehrheitlich Personen <strong>mit</strong> Realschulabschluss<br />
oder Abitur.<br />
(Mehrfachnennungen)<br />
Nutzen der Schule<br />
k.A.<br />
2<br />
Zahl Nennungen<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Nützliches<br />
Wissen<br />
Leistung<br />
zeigen<br />
Treffpunkt<br />
zu Hause<br />
raus<br />
Lehrer<br />
hilfsbereit<br />
Sonstiges<br />
N ichts gut<br />
Relativ niedrige schulische<br />
Vorbildung, Ausbildungslosigkeit,<br />
erstaunlich geringe<br />
<strong>Arbeit</strong>serfahrung <strong>und</strong><br />
häufige <strong>Arbeit</strong>splatzwechsel<br />
kennzeichnen die<br />
Gruppe (bildungs-) benachteiligter<br />
junger Erwachsener.<br />
Zu ihnen gehören<br />
durchaus auch<br />
Abiturient/-innen <strong>und</strong><br />
Studienabbrecher/-innen,<br />
also gut vorqualifizierte<br />
Personengruppen ohne<br />
Berufsabschluss.<br />
18 Angesichts der kleinen Referenzgruppe lassen sich die Daten allenfalls als vorsichtige Trendvermutungen interpretieren.
26 Abschlussbericht LeiLa<br />
Die meisten erwachsenen Befragten haben eine deutlich positivere Erinnerung an schulisches<br />
<strong>Lernen</strong> als die befragten Jugendlichen. Die Mehrheit ist der Auffassung, dass sie dort<br />
nützliche Dinge gelernt hätten, <strong>und</strong> fast ein Drittel fand zudem, man habe zeigen können,<br />
was in einem steckt. (Siehe Tabelle S. 25)<br />
Die Erwachsenen stehen auch den Notwendigkeiten <strong>und</strong> Chancen lebenslangen <strong>Lernen</strong>s<br />
überwiegend aufgeschlossen <strong>und</strong> optimistisch gegenüber. Viele artikulieren einfach Spaß<br />
<strong>und</strong> Interesse <strong>am</strong> <strong>Lernen</strong> (44%), die Mehrheit steht dem dauerhaften Weiterlernen positiv,<br />
aber eher instrumentell gegenüber, indem sie <strong>Lernen</strong> für wichtig halten, um den Anschluss<br />
nicht zu verlieren (37%) <strong>und</strong>/oder um sich bessere Beschäftigungschancen zu verschaffen<br />
(41%).<br />
E inste llung zu lebe nslange m Lerne n<br />
N ase voll vom <strong>Lernen</strong><br />
<strong>Lernen</strong> als Spaß/Möglichkeit<br />
<strong>Lernen</strong> schafft Anschluss<br />
<strong>Lernen</strong> fördert Beschäft.chancen<br />
k.A.<br />
0 5 10 15 20 25<br />
Nennungen<br />
(Mehrfachnennungen)<br />
Bevorzugte Lernmethoden im Vergleich<br />
(Mehrfachnennungen)<br />
Auswendig lernen<br />
Vormachen-Nachmachen<br />
<strong>Lernen</strong> auf Anweisung<br />
Te<strong>am</strong>lernen<br />
Plan nötig<br />
frei gestalteter Lernprozess<br />
Lösungswege selbst<br />
probieren<br />
0 20 40 60 80<br />
Proz ent<br />
WB-o./Hauptsch.<br />
Weiterbildungs-TN<br />
Schulabgänger<br />
Ob wertfrei oder instrumentell, den<br />
Erwachsenen ist (ebenso wie den<br />
meisten Jugendlichen auch) klar, dass<br />
lebenslanges <strong>Lernen</strong> für sie unerlässlich<br />
ist. Diese Gr<strong>und</strong>einstellung liefert zumindest<br />
eine gute Ausgangsposition zur<br />
Ver<strong>mit</strong>tlung von moderner<br />
Lernkompetenz. Hinzu kommt, dass die<br />
befragten erwachsenen Lerner eindeutig<br />
solche Lernmethoden bevorzugen, die<br />
für selbstorganisiertes Weiterlernen<br />
vonnöten sind. Selbst diejenigen ohne<br />
oder <strong>mit</strong> niedriger Schulbildung präferieren<br />
überwiegend selbständige, aktive<br />
<strong>und</strong> explorative Aneignungswege.
Abschlussbericht LeiLa<br />
27<br />
Insges<strong>am</strong>t lässt sich resümieren, dass beide Befragungsgruppen - bildungsbenachteiligte<br />
Jugendliche wie Erwachsene - trotz aller erlebten negativen Lernerfahrung über ausreichend<br />
positive Anknüpfungspunkte verfügen, um ihnen das strategische Rüstzeug für lebenslanges<br />
<strong>Lernen</strong> zu ver<strong>mit</strong>teln. Nur wenige haben das Interesse <strong>am</strong> <strong>Lernen</strong> generell verloren. Die<br />
meisten wissen zu differenzieren zwischen ihren schulischen Lernerfahrungen <strong>und</strong> Lernwegen<br />
<strong>und</strong> den Lernnotwendigkeiten im Beschäftigungssystem, die sie als Voraussetzung<br />
für Partizipation im <strong>Arbeit</strong>sleben erkennen. Und dass es für beide Zielgruppen wichtig ist,<br />
ihnen systematisch Wege zum lebenslangen <strong>Lernen</strong> zu eröffnen, zeigen die „LeiLa“-Status-<br />
Befragungen ebenfalls: Der abstrakte Wille zum Weiterlernen kontrastiert nämlich in<br />
bemerkenswerter Weise <strong>mit</strong> den dafür notwendigen Voraussetzungen, die insbesondere auf<br />
dem Gebiet der für den Ausbau von Lern- <strong>und</strong> Medienkompetenz notwendigen<br />
Schlüsselqualifikationen (etwa Planungs- <strong>und</strong> Informationskompetenz) deutlich mangelhaft<br />
<strong>und</strong> allenfalls rudimentär ausgeprägt sind.<br />
4. Einzelne Lernprojekte <strong>und</strong> sequenzieller<br />
Kompetenzaufbau im Projektbogen von LeiLa<br />
Das Projekt LeiLa hat die drei eingangs skizzierten lernbiographischen Passagen <strong>mit</strong> spezifischen<br />
Einzelprojekten bearbeitet.<br />
In der 1. Passage stand das Projekt „<strong>Arbeit</strong>swelt - Berufspraktikum: multimediale<br />
Selbstlernkompetenz in der Berufsvorbereitung“ im Mittelpunkt. Die Zielsetzung bestand<br />
darin, den Berufswahlprozess sowie die Ausbildungsplatzsuche insbesondere unter<br />
Einbeziehung der Neuen Medien zu unterstützen.<br />
In der 2. Passage wurden Jugendliche in der beruflichen Ausbildung durch zwei weitere Einzelprojekte<br />
gefördert. Das Projekt „Website: Eine Homepage für Jede(n)“ markierte den<br />
Anfang <strong>und</strong> ver<strong>mit</strong>telte den Jugendlichen neben dem elementaren digitalen Werkzeug für<br />
die Erstellung einer eigenen Homepage auch die erforderliche Autonomie im Umgang <strong>mit</strong><br />
multimedialen Instrumenten in selbstgesteuerten Lernprozessen. Als weiteres Lernprojekt<br />
schloss sich an "Die Schatzk<strong>am</strong>mer: benachteiligte Jugendliche erstellen einen Online-<br />
Shop". Zwar ist jedes Einzelprojekt bei entsprechender Vorbereitung selbständig durchführbar.<br />
Dennoch wurden sie im Rahmen von LeiLa so angelegt, dass ein fortschreitender<br />
Kompetenzaufbau innerhalb der 1. <strong>und</strong> 2. Passage stattfindet.<br />
Die 3. Passage schließlich hatte eine andere Zielgruppe als Adressaten. Das Projekt „Internetrecherche<br />
<strong>und</strong> E-Mail-Nutzung“ war darauf abgestellt, bildungsbenachteiligte<br />
Erwachsene <strong>mit</strong> Berufsabschluss in der Phase beruflicher Weiterbildung zu unterstützen.<br />
Alle einzelnen Lernprojekte sind jeweils gesondert in einer Veröffentlichung ausführlich<br />
dokumentiert. (Siehe Projektpuplikationen S. 46) Wir arbeiten an dieser Stelle den Kern<br />
heraus, um den sequenziellen Aufbau der Kompetenzebenen im Ges<strong>am</strong>tprojektverlauf zu<br />
verdeutlichen. Schließlich lassen sich aus dieser Ges<strong>am</strong>tschau wichtige Rückschlüsse für<br />
methodisch-didaktische Empfehlungen für die berufsbezogene Qualifizierung<br />
Bildungsbenachteiligter herleiten, die wir zum Abschluss dieses Berichts formulieren.
28 Abschlussbericht LeiLa<br />
4.1 Mediendidaktischer Ansatz von LeiLa<br />
Im Zentrum aller LeiLa-Lernprojekte stand die Entwicklung von Medienkompetenz als wesentlicher<br />
Bestandteil heutiger Lernkompetenz. Medienkompetenz <strong>und</strong> Benachteiligte, das<br />
war lange Zeit eine Verknüpfung, die als inkompatibel galt. Die Handhabung komplexer<br />
Progr<strong>am</strong>mvorgänge, die Abstraktionsleistung zur Menüführung von Progr<strong>am</strong>mpaketen, die<br />
Unübersichtlichkeit des Internet <strong>und</strong> die Textlastigkeit des Mediums generell galten als<br />
Überforderung. Das hat sich in allen Projektansätzen von „LeiLa“ als falsch erwiesen. Zwar<br />
müssen die Einführungsphasen deutlich intensiviert werden, zwar müssen hier erhebliche<br />
Unterstützungsleistungen durch die Lernmoderation geleistet werden, da wegen der überwiegenden<br />
Medienabstinenz der Zielgruppe („digitale Kluft“) nur wenige bis keine<br />
Vorkenntnisse vorhanden sind. Die jugendlichen, aber auch die erwachsenen Teilnehmer/-<br />
innen wussten <strong>mit</strong> der entsprechenden Unterstützung dann aber trotz aller Schwierigkeiten,<br />
die Medien Computer <strong>und</strong> Internet auch selbständig zu benutzen.<br />
Hinzu kommt, dass im Einsatz der Neuen Medien gerade bei Benachteiligten eine große<br />
Chance steckt, weil ein <strong>Lernen</strong> jenseits der negativ besetzten schulischen Lernerfahrungen<br />
stattfinden kann. 19<br />
<strong>Lernen</strong> <strong>am</strong> Computer <strong>und</strong> im Netz ist <strong>Lernen</strong> jenseits gewohnter schulischer Lernformen.<br />
<strong>Lernen</strong> <strong>mit</strong> anderen Mitteln, anderen Anforderungen, jenseits von Noten <strong>und</strong><br />
Santionen nimmt den Druck, der <strong>mit</strong> schulischem <strong>Lernen</strong> verb<strong>und</strong>en ist.<br />
Getrennt von den herkömmlichen Lerninstitutionen wird ein Medium für positive Lernerfahrungen<br />
genutzt, das für viele Jugendliche <strong>mit</strong> <strong>Lernen</strong> gar nichts zu tun hat, sondern<br />
zumindest z.Zt. noch eine spielerische Komponente beinhaltet. Der Computer ist bei<br />
Jugendlichen meist positiv besetzt, zumindest aber ist er lernvorurteilsfrei.<br />
<strong>Lernen</strong> <strong>am</strong> Computer <strong>und</strong> via Internet ist <strong>Lernen</strong> jenseits der Kulturtechniken, die die<br />
Jugendlichen vielfach <strong>mit</strong> Dauerscheitern assoziieren. Das fördert die Motivation, im<br />
Kontext <strong>mit</strong> Bildung <strong>und</strong> Beruf etwas Neues zu probieren, <strong>und</strong> bringt verschüttete<br />
Lernmotivation wieder hervor.<br />
Technische, multimediale <strong>und</strong> kommunikative Besonderheiten des Mediums spielen beim<br />
Aufbrechen der negativen Lernspirale eine ganz spezielle Rolle: Webbasierte<br />
Lerntätigkeit bietet den Jugendlichen Gelegenheit, sich selbst <strong>am</strong> Abbau der eigenen<br />
Defizite zu schaffen zu machen, sich in einen Selbstlernprozess zu begeben, den sie - <strong>und</strong><br />
niemand sonst - selbst steuern.<br />
Der PC ist ein Werkzeug, <strong>und</strong> als solches kann er vielen Zwecken dienen: der <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong><br />
dem Vergnügen, der Interaktion <strong>und</strong> der Selbstreferenz, der Handlung <strong>und</strong> der Reflexion.<br />
In dieser Vielseitigkeit erfüllt er in nahezu perfekter Form die Anforderungen einer ganzheitlichen<br />
handlungsorientierten Pädagogik: er kann Lern- <strong>und</strong> Handlungsinstrument<br />
zugleich sein. Er spornt zu un<strong>mit</strong>telbarer Benutzung an - gleichgültig ob in spielerischer<br />
oder arbeits-/lernbezogener Absicht. Und wer aktiv <strong>und</strong> selbstständig lernt, lernt<br />
intensiver.<br />
19 Vgl. H<strong>am</strong>mer, Gerlinde / Koch, Christiane. Bremen 2003
Abschlussbericht LeiLa<br />
29<br />
Computer <strong>und</strong> Internet gestütztes <strong>Lernen</strong> fördern professionelle Kommunikations- <strong>und</strong><br />
Kooperationsstrukturen. Gemeins<strong>am</strong>es <strong>Lernen</strong> <strong>am</strong> PC initiiert fast automatisch gruppenbezogene<br />
Lernprozesse; Wissensvorsprünge werden meist sehr bereitwillig weiter gegeben,<br />
Defizite werden oft ungewöhnlich freizügig offenbart <strong>und</strong> Unterstützungsbedarf<br />
aktiv in der Lerngruppe angemeldet. <strong>Arbeit</strong>en im Netz, insbesondere wenn das Medium<br />
E-Mail integriert wird, fördert die Sozialkompetenz.<br />
Computer <strong>und</strong> Internet bewirken ein <strong>Lernen</strong> „en passant“. Neben beabsichtigten ergeben<br />
sich immer wieder nicht intendierte Lerneffekte Beispielsweise professionalisiert das<br />
Medium Netz die Kommunikations- <strong>und</strong> Kooperationsfähigkeit.<br />
Das Internet verlängert die allgemeine Spezifik des computerbasierten <strong>Lernen</strong>s in den un<strong>mit</strong>telbar<br />
lernträchtigen Bereich der Informationsbeschaffung <strong>und</strong> -verarbeitung hinein. Es<br />
wird zum vielseitigen Selbstinformationsmedium. Mit der Nutzung von Computer <strong>und</strong><br />
Internet verwandelt sich Medienkompetenz sozusagen „automatisch“ in Selbstlernkompetenz,<br />
da sich <strong>mit</strong> ihrer Benutzung zugleich methodische Kompetenzen entwickeln, die zum<br />
selbständigen <strong>Lernen</strong> unerlässlich sind.<br />
4.2 Lernprojekt „<strong>Arbeit</strong>swelt - Berufspraktikum: multimediale<br />
Selbstlernkompetenz in der Berufsvorbereitung“<br />
(1. Passage)<br />
Das Lernprojekt „<strong>Arbeit</strong>swelt-Berufspraktikum“ dient der Ausbildungsvorbereitung <strong>und</strong><br />
beruflichen Gr<strong>und</strong>bildung. Es ist, wie gesagt, internetgestützt <strong>und</strong> zielt darauf, den<br />
Berufswahlprozess <strong>und</strong> die Ausbildungsplatzsuche zu unterstützen, indem die ökonomische<br />
Kompetenz in Theorie (regionaler <strong>Arbeit</strong>smarkt <strong>und</strong> verfügbare Berufe) <strong>und</strong> Praxis (moderne<br />
Bewerbungsverfahren <strong>und</strong> betrieblicher Alltag) der Jugendlichen gestärkt wird. Medial<br />
wurden alle Etappen durchgängig durch Computer <strong>und</strong> Internet/ E-Mail-Kommunikation<br />
unterstützt. Sie sind die zentralen <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Kommunikationsinstrumente des Projekts,<br />
das aus vier Bausteinen besteht:<br />
Baustein<br />
Baustein 1<br />
Einführung: Fachspezifisches<br />
Suchen, Finden <strong>und</strong><br />
Kommunizieren im Internet<br />
Ziele<br />
Ver<strong>mit</strong>tlung <strong>und</strong> Erprobung<br />
von Basiswissen zur<br />
Durchführung von Internet-<br />
Recherchen <strong>und</strong> zum<br />
E-Mail-Verkehr<br />
Inhalt<br />
Regionaler <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />
<strong>am</strong> Beispiel der Handwerkersuchmaschine<br />
Bremen<br />
Baustein 2<br />
„Internetcafe“ -<br />
Internetrecherche<br />
Selbständige Erprobung des<br />
Mediums Internet <strong>und</strong> des<br />
Trainings der E-Mail-<br />
Kommunikation<br />
Wandel der <strong>Arbeit</strong>swelt/<br />
<strong>Arbeit</strong>sbedingungen,<br />
Internetrecherche: Was ist<br />
ein Callcenter?
30 Abschlussbericht LeiLa<br />
Baustein<br />
Ziele<br />
Inhalt<br />
Baustein 3<br />
Betriebsakquise<br />
Informationsbeschaffung<br />
<strong>und</strong> Informationstransfer im<br />
Internet<br />
Selbständige Akquisition<br />
eines Praktikumplatzes<br />
(Selektion von Informationen<br />
über konkrete Unternehmen<br />
via Internet,<br />
Betriebsauswahl <strong>und</strong> Online-<br />
Bewerbung)<br />
Baustein 4<br />
Betriebsrecherche<br />
Exploratives Praktikum:<br />
Finden <strong>und</strong> Erproben von<br />
Informationsquellen,<br />
Informationsbeschaffung<br />
<strong>und</strong> -transfer, Erprobung<br />
von E-Mail-gesteuerter<br />
Mehrwegkommunikation im<br />
fachlichen Kontext<br />
Gezielte Erforschung des<br />
Praktikumbetriebes im E-<br />
Mail-Dialog <strong>mit</strong> Tutor/-in<br />
<strong>und</strong> Lerngruppe<br />
An diesem Lernprojekt haben 35 Teilnehmer/-innen des Offenen Gr<strong>und</strong>ausbildung (OG)<br />
teilgenommen. Nicht alle haben das Projekt bis zum Ende absolviert, da der OG Quereinstiege<br />
<strong>und</strong> einen offenen Ausstieg, beispielsweise in betriebliche Ausbildung, vorsieht. Bis<br />
zum Schluss waren 29 Jugendliche an dem Projekt beteiligt, die nach Abschluss der<br />
Maßnahme hinsichtlich ihrer Lernerfahrungen anschließend befragt werden konnten.<br />
Während der erste Baustein Gr<strong>und</strong>lage zur autonomen Handhabung digitaler Werkzeuge<br />
an die Hand gibt, will der zweite Baustein der selbständigen Exploration des Internet ein<br />
Forum bieten. Bildungsbenachteiligte Jugendliche verfügen in der Mehrzahl der Fälle nicht<br />
über einen eigenen PC <strong>und</strong> Räumlichkeiten für ungestörtes <strong>Arbeit</strong>en. Daher bietet sich als<br />
didaktisch-pädagogische Kompensation das Internet-Cafe an. Mit Rücksicht auf die finanzielle<br />
Lage der Beteiligten wurden an alle Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen Gutscheine für<br />
den kostenlosen Besuch ausgewählter Internet-Cafes für jeweils 5x30 Minuten ausgegeben.<br />
Die private Nutzung solcher Offerten galt keineswegs als Missbrauch, weil der interessegeleitete<br />
Gebrauch von PC <strong>und</strong> Internet auch in diesem Fall Motivation <strong>und</strong><br />
Lernfortschritte unterstützt.<br />
Der dritte Baustein knüpft an den ersten an. Hier geht es um eine Sichtung der Handwerker-<br />
Suchmaschine in Bremen, um den Jugendlichen einen zunächst digitalen Zugang zur <strong>Arbeit</strong>swelt<br />
anzubieten, der die Berufswahl unterstützen <strong>und</strong> erleichtern soll.<br />
Der vierte <strong>und</strong> letzte Baustein schließlich wendet die erworbenen Kompetenzen auf die informationelle<br />
Erschließung des jeweiligen Praktikumbetriebes an, in dem die Jugendlichen<br />
ihre berufsvorbereitende Phase absolvieren. Hier geht es um das Suchen <strong>und</strong> Finden von<br />
Informationsquellen im Netz, die Auskünfte über Produktpalette, Leistungsumfang, Ausbildungsberufe,<br />
Beschäftigtenzahl <strong>und</strong> ähnliches im jeweiligen Praktikumbetrieb liefern.
Abschlussbericht LeiLa<br />
31<br />
4.3 Lernprojekt „Website: eine Homepage für jede(n)“<br />
(2. Passage)<br />
Das Website-Projekt fand zu Beginn der zweiten Passage des Projektes "LeiLa" im ersten<br />
Ausbildungsjahr statt. Es baut auf dem Internet-Projekt der Berufsvorbereitung auf, d.h. die<br />
Jugendlichen waren bereits <strong>mit</strong> den Techniken der Internetnutzung vertraut <strong>und</strong> hatten im<br />
Umgang <strong>mit</strong> „Clicks“ <strong>und</strong> „Links“ sowie <strong>mit</strong> Online-Interaktion <strong>und</strong> -Kommunikation<br />
bereits Erfahrungen gemacht.<br />
Das Ziel des Projektes besteht in der Ausrüstung der Probanden <strong>mit</strong> neuen digitalen, praktisch<br />
nutzbaren Kenntnissen. Jede/r Teilnehmer/-in erstellt im Laufe dieses Lernprojektes<br />
eine eigene Website, auf der sich der Urheber der Homepage <strong>mit</strong> seiner beruflichen Qualifikation<br />
<strong>und</strong> - so gewünscht - seiner persönlichen Vita einem interessierten Publikum präsentiert.<br />
Die Erstellung einer eigenen Website im Rahmen der Berufsausbildung <strong>und</strong> die dafür<br />
nötigen Vorbereitungsphasen dienen sowohl der Festigung der <strong>mit</strong> der Berufsentscheidung<br />
neu erworbenen Beruflichkeit der Teilnehmer/-innen als auch der Stabilisierung <strong>und</strong><br />
Formierung der eigenen Individualität.<br />
Die Struktur des Lernprojekts ist in den folgenden Bausteinen niedergelegt:<br />
Baustein<br />
Ziele<br />
Inhalt<br />
Baustein 1<br />
„Präsenz im Netz“- Das<br />
Internet von Innen<br />
Erwerb von Handlungswissen<br />
über den technischen<br />
<strong>und</strong> inhaltlichen Aufbau<br />
von Websites<br />
Interaktives Erforschen<br />
unterschiedlicher Website-<br />
Strukturen, Content-Analyse<br />
Baustein 2<br />
„Was will ich im Internet?“ -<br />
Selfmarketing<br />
Entwicklung der Kompetenz,<br />
Informationen sachbezogen<br />
zu verarbeiten, Erwerb von<br />
Urteils- <strong>und</strong> Entschei-dungskompetenz<br />
in Bezug auf ein<br />
Sachziel: Selbstpräsentation<br />
im Internet<br />
Reflexion der eigenen<br />
Person in ihren beruflichen<br />
<strong>und</strong> privaten Facetten,<br />
Auswahl der Präsenta-tionsthemen<br />
<strong>und</strong> der<br />
Präsentationsform für die<br />
Homepage<br />
Baustein 3<br />
"Meine eigene Homepage"<br />
Baustein 4<br />
„Tipps & Tricks“ -<br />
Gebrauchsanweisung für<br />
anderen Homepage-<br />
Konstrukteure<br />
Erwerb von<br />
Handlungswissen zur<br />
Erstellung einer Homepage<br />
(technisch wie inhaltlich)<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Erprobung<br />
von Informationsver-arbeitungs-<br />
<strong>und</strong><br />
Ver<strong>mit</strong>tlungskompetenz<br />
Vorbereitung, Strukturierung<br />
<strong>und</strong> Herstellung einer eigenen<br />
Homepage für jede(n)<br />
Teilnehmer/-in<br />
Erstellung einer<br />
Handreichung für die<br />
Konstruktion einer<br />
Homepage für andere<br />
Azubis<br />
(Gebrauchsanweisung)
32 Abschlussbericht LeiLa<br />
Vordringliches Lernziel im ersten Projektbaustein ist der Erwerb von Handlungswissen über<br />
den technischen <strong>und</strong> inhaltlichen Aufbau von Websites. Dabei geht es darum, die Gestaltungsprinzipien<br />
einer Site kennen- <strong>und</strong> in Bezug auf ihre Anwendungsmöglichkeiten beurteilen<br />
zu lernen. Das <strong>Lernen</strong> findet auf zwei Ebenen statt: einer eher technisch-gestalterischen<br />
<strong>und</strong> einer inhaltsanalytischen, die sich <strong>mit</strong> dem Verhältnis von Inhalten (Content) <strong>und</strong><br />
Gestalt von Websites befasst.<br />
Im zweiten Baustein sollen wichtige Handlungs- <strong>und</strong> Methodenkompetenzen weiter entwickelt<br />
werden, zunächst die Fähigkeit, Informationen sachbezogen zu beschaffen <strong>und</strong> zu<br />
verarbeiten. Dazu ist Urteils- <strong>und</strong> Entscheidungskompetenz in Bezug auf ein Sachziel erforderlich,<br />
d.h. die Teilnehmer/-innen sollen lernen zu beurteilen, welche Informationen in<br />
welchem Kontext <strong>und</strong> für welchen Mitteilungszweck relevant sind. Und sie werden selbst<br />
Entscheidungen über die „Botschaft“ treffen müssen, die sie über ihre Person im Internet<br />
präsentieren wollen.<br />
Im dritten Baustein steht der Erwerb von Handlungswissen zur Erstellung einer Website im<br />
Zentrum. Dies gilt auf zwei Ebenen:<br />
• Technik, d.h. Beherrschung der Progr<strong>am</strong>manwendungen,<br />
• Content-Transfer, d.h. Umsetzung der insbesondere in Baustein 2 erarbeiteten Präsentationsinhalte.<br />
Dabei spielen wie zuvor die Fähigkeit zur Informationsbeschaffung <strong>und</strong> -verarbeitung,<br />
sowie Planungskompetenz <strong>und</strong> Kreativität eine große Rolle.<br />
Der Baustein ist vergleichsweise anspruchsvoll, weil er die Erarbeitung gleich mehrer Software-Progr<strong>am</strong>me<br />
verlangt. Gearbeitet wurde hauptsächlich <strong>mit</strong> drei Progr<strong>am</strong>men:<br />
• Frontpage-Express (leicht handhabbare, aber sehr abgespeckte Version von Microsoft-<br />
Frontpage)<br />
• Windows-Explorer<br />
• Internet-Explorer <strong>und</strong><br />
• eingeschränkt <strong>mit</strong> Microsoft-Word zur Textverarbeitung bei bereits in anderem Zus<strong>am</strong>menhang<br />
erstellten Textbausteinen.<br />
Der vierte Baustein schließlich will nicht nur Gelerntes resümieren. Der unter didaktischen<br />
Gesichtspunkten entscheidende Gehalt besteht darin, die Transferkompetenz der Jugendlichen<br />
durch einen Rollenwechsel zu entwickeln: Sie werden in diesem Baustein nämlich dazu<br />
angehalten, ein „Handbuch“ für die Produktion einer Homepage zu erstellen, das als Gebrauchanweisung<br />
für andere dienen kann, die ebenfalls eine eigene Website entwerfen<br />
wollen. Die <strong>Lernen</strong>den diktieren dem/der Lernmoderator/-in - ein Stück gelebter Selbstlernkompetenz,<br />
die das Selbstbewusstsein entscheidend hebt.<br />
4.4 Lernprojekt „Die Schatzk<strong>am</strong>mer: benachteiligte Jugendliche<br />
erstellen einen Online-Shop“<br />
(2. Passage)<br />
In diesem Lernprojekt haben Jugendliche des 2. Ausbildungsjahres der außerbetrieblichen<br />
Ausbildung aus dem Material von mehreren Berufsfeldern einen Online-Shop konzipiert, in<br />
dem sie Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen aus den Werkstätten darstellen, bewerben <strong>und</strong> zum<br />
- aus rechtlichen Gründen leider nur - fiktiven Kauf anbieten. Der Einsatz des Online-Shops<br />
„Schatzk<strong>am</strong>mer“ erfordert von den Teilnehmer/-innen relativ umfangreiche EDV-<br />
Vorkenntnisse. Im Fall des Projektes „LeiLa“ waren die bereits beschriebenen Projekte vorausgegangen,<br />
die versucht haben, f<strong>und</strong><strong>am</strong>entale Medienkompetenz zu verankern. Wichtig<br />
dabei ist, dass diese nicht nur den technischen Umgang <strong>mit</strong> dem Werkzeug PC betreffen,<br />
sondern auch publizistische <strong>und</strong> Marketingaspekte einschließen, also Gestaltungsfragen<br />
<strong>und</strong> Zielgruppen-/Nutzer-//K<strong>und</strong>en-Gesichtspunkte einbeziehen.
Abschlussbericht LeiLa<br />
33<br />
Das Projekt „Schatzk<strong>am</strong>mer“ funktioniert nicht voraussetzungslos. Es kann auch durch<br />
andere als die von „LeiLa“ entwickelten Lernprojekte vorbereitet werden, sofern sie bemüht<br />
sind, ein relativ komplexes Qualifikationsgeflecht zu schaffen.<br />
Das Lernprojekt besteht aus sechs Bausteinen:<br />
Baustein<br />
Ziele<br />
Inhalt<br />
Baustein 1<br />
Kick-Off-Veranstaltung:<br />
Projektvorstellung<br />
Baustein 2<br />
Geschäftsvorbereitung<br />
Baustein 3<br />
Anfänge kaufmännischen<br />
<strong>Arbeit</strong>ens<br />
Baustein 4<br />
„Tipps & Tricks“ -<br />
Gebrauchsanweisung für<br />
anderen Homepage-<br />
Konstrukteure<br />
Motivation der Teilnehmer/-<br />
innen<br />
Produktauswahl <strong>und</strong> -<br />
beschreibung für den Shop,<br />
Warenpräsentation - kleine<br />
<strong>Arbeit</strong>sgruppen erproben<br />
das handlungsorientierte<br />
Selbstlernen<br />
ökonomischer <strong>und</strong> rechtlicher<br />
Kompetenzerwerb,<br />
Lernflexibilität stärken durch<br />
Wechsel der Lernformen<br />
(Referat, Kleingruppe) <strong>und</strong><br />
Lernorte<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Erprobung<br />
von innovativen <strong>und</strong> kreativen<br />
Kompetenzen durch<br />
Erarbeitung neuer Kenntnisse:<br />
Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong><br />
Prinzipien des Marketing<br />
Brainstorming zur gemeins<strong>am</strong>en<br />
N<strong>am</strong>ensgebung für den<br />
zu konzipierenden Online-<br />
Shop<br />
Listing aller fertigen<br />
Produkte, digitale<br />
Produktfotos für<br />
Warenkatalog produzieren,<br />
Kostener<strong>mit</strong>tlung<br />
Kalkulation von Ein- <strong>und</strong><br />
Verkaufspreisen, Gr<strong>und</strong>lagen<br />
Vertragsrecht, Allgemeine<br />
Geschäftsbedingungen<br />
(AGB),<br />
Sortimentsverwaltung<br />
Erstellung von Werbetexten<br />
für Shop-Produkte,<br />
Umsetzung in<br />
Produktmasken<br />
Baustein 5<br />
Digitale Werkzeuge für die<br />
Einrichtung des Shops<br />
Baustein 6<br />
Projektabschluss: Eröffnung<br />
des Online-Shops<br />
Kompetenzübergänge<br />
bewältigen an der Schnittstelle<br />
von kaufmännischem<br />
<strong>und</strong> EDV-Wissen, wachsende<br />
Komplexität als eigene<br />
Lernherausforderung<br />
Demonstration des Produkts<br />
in einer Ges<strong>am</strong>tschau:<br />
Stärkung des Selbstwertgefühls<br />
der <strong>Lernen</strong>den, Stolz<br />
auf vollbrachte Leistungen,<br />
Gruppenkommunikation<br />
über das Resultat<br />
Erstellung <strong>und</strong> Bearbeitung<br />
der Produktfotos, <strong>Arbeit</strong>en<br />
<strong>mit</strong> der Software SmartStore,<br />
Erstellung <strong>und</strong> Export von<br />
Daten für das Shop-Angebot<br />
Eröffnung des Shops vor<br />
Publikum, Demonstration<br />
der Funktionen <strong>und</strong> ihrer<br />
Tauglichkeit, E-Business live
34 Abschlussbericht LeiLa<br />
Die Abfolge der Bausteine zeigt, dass dieses Lernprojekt als das mediale „Gesellenstück“<br />
der Projektreihe angesehen werden muss.<br />
Es baut nicht nur auf den allgemeinen Gr<strong>und</strong>lagen der Internetnutzung auf, die Inhalt der<br />
vorhergehenden Veranstaltungen waren. Es führt überdies Teilnehmer in von ihrer Warte<br />
aus betrachtet wissensferne Gebiete ein wie etwa die kaufmännische Kalkulation oder<br />
rechtliche Rahmenbedingungen des Einzelhandels. Die Shop-Gestaltung verlangt darüber<br />
hinaus auch die Erarbeitung neuer digitaler Werkzeuge.<br />
Insges<strong>am</strong>t stellen sich da<strong>mit</strong> auf der Metaebene des Kompetenzerwerbs deutliche gestiegene<br />
Anforderungen ein. Mit der Vielzahl neuer Wissensgebiete steigt die Komplexität des<br />
Lernvorgangs. Ihre Bewältigung setzt voraus, dass die Teilnehmer zur Abstraktion, also geistigen<br />
Trennung der diversen Gebiete ebenso imstande sind wie zu ihrer Synthetisierung.<br />
Denn nur durch ihre Zus<strong>am</strong>menstellung treten die verschiedenen Kenntnisse in den funktionellen<br />
Zus<strong>am</strong>menhang eines Online-Shops.<br />
Es ist dem hohen Motivationsgrad zu verdanken, dass alle Jugendlichen sich dieser Mühe<br />
engagiert unterzogen haben. Einen Online-Shop besuchen, das können im Zeitalter des Internets<br />
viele. Einen solchen Shop machen, das ist schon eine Besonderheit.<br />
Diese Motivation wurde auch nicht durch die Virtualität der „Schatzk<strong>am</strong>mer“ beeinträchtigt.<br />
Aus rechtlichen Gründen (Konkurrenzklausel) konnte das Produkt nicht wirklich kommmerziell<br />
eingesetzt werden. Anders als im Werkstattzus<strong>am</strong>menhang aber, wo die<br />
Produktion für die „Schrottkiste“ nicht selten Unmut hervorruft, war der Elan der<br />
Jugendlichen beim virtuellen E-Business ungebrochen.<br />
4.5 Lernprojekt „Internetrecherche <strong>und</strong> E-Mail-Nutzung zur<br />
Entwicklung von Selbstlernkompetenz“<br />
(3. Passage)<br />
Das Lernprojekt der 3. Passage arbeitet <strong>mit</strong> denselben Zielsetzungen wie die übrigen Projekte:<br />
Ver<strong>mit</strong>tlung von Selbstlernkompetenz, allerdings für eine anderen Zielgruppe:<br />
bildungsbenachteiligte (junge) Erwachsene. Im Rahmen einer beruflichen Weiterbildung<br />
(Umschulungen im Berufsfeld Metall) ging es - analog zu den Zielen des Bausteins des<br />
1. Passage Berufsvorbereitung - darum, kurz vor Maßnahmeabschluss die Schwelle ins<br />
Berufsleben zu unterstützen <strong>und</strong> auf diesem Wege Medien- <strong>und</strong> Selbstlernkompetenz zu<br />
verankern. Das Projekt unterstützt verschiedene Kompetenzebenen:<br />
zum ersten fachliche Qualifikationen (Hardware <strong>und</strong> Software), zum zweiten<br />
Schlüsselqualifikationen (Präsentationsfähigkeit der eigenen Persönlichkeit, Bewerbungsstrategien,<br />
Kommunikationsfähigkeit) <strong>und</strong> zum dritten die Selbstlernkompetenz, die die<br />
Teilnehmer zur autonomen Planung ihrer beruflichen <strong>und</strong> privaten Entwicklung befähigen<br />
soll. Der Weg zu diesem Ziel besteht aus folgenden sechs Bausteinen:<br />
Baustein<br />
Ziele <strong>und</strong> Inhalte<br />
Baustein 1<br />
Vom Nutzen der Internetkompetenz<br />
E-Commerce, E-Government <strong>und</strong> andere<br />
nützliche Dienste: Einführung in die<br />
Bedeutung der digitalen Technik für Beruf<br />
<strong>und</strong> Privatsphäre
Abschlussbericht LeiLa<br />
35<br />
Baustein<br />
Baustein 2<br />
Anlegen einer eigenen<br />
E-Mail-Adresse<br />
Baustein 3<br />
Internetrecherche<br />
Baustein 4<br />
Excel - ein nützliches Werkzeug<br />
Baustein 5<br />
Kurzworkshop<br />
Test<br />
Baustein 6<br />
Kurzworkshop<br />
Bewerbung <strong>und</strong> Vorstellungsgespräch<br />
Ziele <strong>und</strong> Inhalte<br />
netzgestützte <strong>und</strong> stationäre E-Mail-<br />
Adressen, Provider - ihre Leistung <strong>und</strong><br />
Benutzung, Anmeldung einer eigenen<br />
Adresse<br />
Browser <strong>und</strong> ihre Bedienung, Orientierung<br />
im Internet, Homepages <strong>und</strong> Links,<br />
Suchmaschinen <strong>und</strong> ihre Nutzung, optimierte<br />
Suchverfahren, Jobsuche im Internet<br />
Einführung in die Tabellenkalkulation <strong>und</strong><br />
praktische Nutzanwendungen<br />
Simulation eines Einstellungstests <strong>mit</strong><br />
Ernstfallcharakter nach dem Vorbild von<br />
Assessment-Centern<br />
Präsentationsstrategien unter besonderer<br />
Berücksichtigung der eigenen<br />
Berufsbiographie sowie fachlicher <strong>und</strong><br />
überfachlicher Qualifikationen;<br />
Verbesserungspotentiale der eigenen<br />
Bewerbungsmappe<br />
Die einzelnen Bausteine wurden an vier aufeinander folgenden Tagen abgearbeitet, je nach<br />
Gewichtung durch die Teilnehmer auch als Kurzworkshop. Das gilt insbesondere für Baustein<br />
6. Dagegen wurden mehrheitlich die Bausteine favorisiert, die technisch-fachliche<br />
Qualifikationen <strong>und</strong> Selbstlernkompetenzen zum wesentlichen Inhalt hatten. Baustein 3 -<br />
Internetrecherche - wurde in seiner Bedeutung ebenso herausgehoben wie Baustein 4, der<br />
eine neue Software in ihren Gr<strong>und</strong>zügen ver<strong>mit</strong>telt.<br />
Der Kompetenzerwerb in Sachen Internetrecherche <strong>und</strong> E-Mail-Nutzung war hier eng verknüpft<br />
<strong>mit</strong> einem berufspraktischen Mehrwert, der den Teilnehmern in ihrer aktuellen<br />
Situation von Nutzen sein kann. Denn die neuen Kenntnisse wurden sogleich für die Suche<br />
geeigneter Firmen für eine Bewerbung eingesetzt (Internetrecherche). Auf Gr<strong>und</strong>lage dieser<br />
Vorauswahl konnten dann <strong>mit</strong> Hilfe der neu erworbenen E-Mail-Kenntnisse digitale<br />
Anfragen zur Vorbereitung einer Bewerbung formuliert <strong>und</strong> platziert werden. Der letzte<br />
Baustein hat darauf aufbauend die Bewerbung <strong>und</strong> das Vorstellungsgespräch möglichst<br />
dicht <strong>am</strong> Ernstfall simuliert, um die Fähigkeit der Teilnehmer zur Selbstpräsentation<br />
zu stärken.
36 Abschlussbericht LeiLa<br />
4.6 Sequenzieller Kompetenzaufbau im Projektbogen von LeiLa<br />
Die Projekte der 1. <strong>und</strong> 2. Passage so sind konzipiert, dass sie aufeinander aufbauen <strong>und</strong><br />
schrittweise einen Kompetenzaufbau vorantreiben <strong>und</strong> neue Kompetenzebenen in die<br />
<strong>Arbeit</strong> einbeziehen. Das Lernprojekt der 3. Passage knüpft an die Strategien der 1. Passage<br />
an <strong>und</strong> will den Übergang der Teilnehmer/-innen in die nächste Phase, den Kontakt <strong>mit</strong> der<br />
<strong>Arbeit</strong>swelt <strong>und</strong> die <strong>Arbeit</strong>ssuche, unterstützen. Die größere Eigenständigkeit der erwachsenen<br />
Lerner ermöglicht in diesem Projekt einen höheren Kompressionsgrad <strong>und</strong> eine kompaktere<br />
Ver<strong>mit</strong>tlung. In ähnlichen Kontexten <strong>mit</strong> mehr verfügbarer Zeit ließen sich auch die<br />
Projekte der 2. Passage analog in den Erwachsenenbildungsbereich transferieren.<br />
In der Zus<strong>am</strong>menschau lässt sich der Projektbogen der drei Lernprojekte der ersten beiden<br />
Passagen wie folgt darstellen:<br />
Internetprojekt<br />
Websiteprojekt<br />
Medienkompetenz<br />
(Selbst)Lernkompetenz<br />
Online-Shop<br />
Dabei sind die drei Lernprojekte in ihrer Zielrichtung also identisch, in ihrem Kompetenzaufbau<br />
aber differenziert <strong>und</strong> hierarchisch aufeinander bezogen:<br />
Internet-Projekt<br />
Praktikumsuche <strong>und</strong><br />
Betriebsrecherche <strong>mit</strong>tels<br />
E-Mail <strong>und</strong> Internet<br />
Medienkompetenz<br />
Jonglieren <strong>mit</strong> den Möglichkeiten des Internets,<br />
themenbezogenes Surfen <strong>und</strong> Recherchieren im<br />
Netz, E-Mail-Kommunikation<br />
Personalkompetenz<br />
Identifizieren der eigenen Berufsperspektive,<br />
Realisieren von Chancen auf dem Ausbildungs<strong>und</strong><br />
<strong>Arbeit</strong>smarktchancen, lernortübergreifendes<br />
Kooperieren <strong>und</strong> Informieren
Abschlussbericht LeiLa<br />
37<br />
Website-Projekt<br />
Jede/r Jugendliche baut sich eine<br />
eigenen Website<br />
Medienkompetenz<br />
Elemente des Webdesign, Umsetzung von<br />
Inhalt in gestalterische Form, Konzeption<br />
<strong>und</strong> Bau einer eigenen Website, Umgang <strong>mit</strong><br />
komplexer Software<br />
Personalkompetenz<br />
Verortung <strong>und</strong> Präsentation der eigenen Person in<br />
beruflichen wie privaten Aspekten (Selbstentwurf),<br />
Entwicklung von Te<strong>am</strong>fähigkeit<br />
Das Projekt: „Schatzk<strong>am</strong>mer“<br />
Einrichtung eines Online-Shops<br />
im Te<strong>am</strong><br />
Mediale <strong>und</strong> überfachliche Kompetenzen<br />
Erstellung einer marktfähigen Produktpalette,<br />
Entwicklung der Produktpräsentation <strong>und</strong> gestalterische<br />
Umsetzung, d.h.:<br />
• Erstellung <strong>und</strong> Bearbeitung digitaler Bilder<br />
• Professionelle, fachadäquate<br />
(=verkaufsgerechte) Texterstellung<br />
• <strong>Arbeit</strong> <strong>mit</strong> Formularen <strong>und</strong> Masken<br />
• Entwicklung <strong>und</strong> Erprobung professioneller<br />
(geschäftsmäßiger) Kommunikation im Internet<br />
• Praxis des E-Business<br />
Integration anderer Berufsfelder<br />
• kaufmännische Vorbereitung <strong>und</strong> Gestaltung<br />
des Shops (Sortimentsgestaltung <strong>und</strong> -verwaltung,<br />
Gr<strong>und</strong>lagen der Preiskalkulation <strong>und</strong> des<br />
Vertragsrechts) ;<br />
• Marketing: Entwicklung marktgerechter<br />
Produktbeschreibungen etc.<br />
• Professionelle Platzierung im Netz (Progr<strong>am</strong>m<br />
SmartStore)<br />
Methoden- <strong>und</strong> Personalkompetenz<br />
Selbstorganisation von <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>en,<br />
<strong>Arbeit</strong>en an komplexen Zus<strong>am</strong>menhängen,<br />
<strong>Arbeit</strong>steilung <strong>und</strong> Kooperation, Erweiterung des<br />
fachlichen Horizonts
38 Abschlussbericht LeiLa<br />
In der 1. Passage der Berufsvorbereitung <strong>und</strong> -findung konzentriert sich das Lernprojekt 1<br />
„Internet“ auf die beiden Ebene Medien- <strong>und</strong> Personalkompetenz. Elementare Gr<strong>und</strong>lagen<br />
für die Nutzung des Netzes werden gelegt, Surfen <strong>und</strong> E-Mail-Kommunikation als<br />
Werkzeuge entwickelt. Auf der Ebene der Personalkompetenz werden Jugendliche dabei<br />
unterstützt, eigene Berufswünsche <strong>und</strong> -perspektiven zu entdecken <strong>und</strong> zu formulieren.<br />
Lernprojekt 2 „Website“ setzt auf beiden Ebenen auf <strong>und</strong> erweitert die bereits erworbenen<br />
Kenntnisse <strong>und</strong> Techniken. Auf Seiten der Medienkompetenz wird das Webdesign eingeübt.<br />
Dazu ist die Einarbeitung in neue Software nötig, die bereits komplexer gestaltet ist als<br />
etwa das bereits bekannte E-Mail-Progr<strong>am</strong>m. Hier dient die Erweiterung der<br />
Medienkompetenz zugleich der Entwicklung von Planungsautonomie <strong>und</strong> der Fähigkeit zur<br />
Synthetisierung von Einzelschritten. Die Personalkompetenz hat sich im Lernprojekt 1 dazu<br />
vorgearbeitet, eigene Berufsziele zu formulieren. Mit dieser autonomen Zielvorgabe lernen<br />
Jugendliche nun im Fortgang des Lernprojekts 2, die eigene Persönlichkeit zu präsentieren,<br />
um sich <strong>am</strong> Ausbildungs- <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>smarkt empfehlen zu können. Diese wettbewerbsorientierte<br />
Dimension wird zugleich ergänzt um den unverzichtbaren Kompetenzbaustein<br />
Te<strong>am</strong>fähigkeit, der nicht nur in der Berufsvorbereitung, sondern auch im Berufsleben selbst<br />
nötig ist. Das Instrument dazu ist die selbstgesteuerte, aber zielorientierte Gruppenarbeit.<br />
Lernprojekt 3 „Online-Shop“ schließlich geht über die bloße Erweiterung der Medien- <strong>und</strong><br />
Personalkompetenz hinaus <strong>und</strong> erschließt neue Kompetenzebenen. Die Erarbeitung des<br />
Online-Shops verlangt nicht nur mediale Zusatzkenntnisse. Die Shop-Konzeption bedient<br />
sich neuer Software wie SmartStore. Zugleich aber tritt die überfachliche Kompetenzebene<br />
hinzu, weil die Jugendlichen in die verkaufsgerechte Warenpräsentation eingeführt werden.<br />
Sogar die Integration anderer Berufsfelder gehört dazu, weil die Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen<br />
sich <strong>mit</strong> kaufmännischen Fragen der Preiskalkulation <strong>und</strong> des Marketing, aber<br />
auch <strong>mit</strong> rechtlichen Fragen des Einzelhandels auseinandersetzen müssen. Mit der gesteigerten<br />
Komplexität des Stoffs, sowohl nach der Seite der Kompetenzinhalte wie nach der<br />
Seite der Kompetenzebenen, wächst auch die Fähigkeit zur Selbstorganisation. Den Überblick<br />
über die zahlreichen Lerngebiete <strong>und</strong> Facetten des jeweiligen Stoffs behält nur, wer<br />
sich darin wie in einer geordneten Welt bewegen kann, die ihm zugänglich ist, weil er sie<br />
zuvor durchdrungen hat. Insofern ist das vollendete Produkt, der fertige Online-Shop auch<br />
unter dem Gesichtspunkt der Lernmotivation ein Höhepunkt <strong>am</strong> Ende des Projektbogens<br />
der 1. <strong>und</strong> 2. Passage von LeiLa.<br />
4.7 Zum Abschluss von LeiLa:<br />
Projekterfahrungen <strong>und</strong> -bewertungen<br />
Der im Projekt LeiLa angestrebte Kompetenzaufbau erstreckt sich über den ges<strong>am</strong>ten Projektverlauf.<br />
Daher wurde eine Längsschnittbefragung gewählt, um die Entwicklung der<br />
einzelnen Kompetenzbausteinen <strong>und</strong> -ebenen zu eruieren.<br />
Statt einer quasi-statistischen Auswertung der Teilnehmerbefragung (diese Resultate sind in<br />
den Berichten der einzelnen Lernprojekten hinreichend dokumentiert) lassen wir an dieser<br />
Stelle einmal Teilnehmer <strong>und</strong> teilnehmende Pädagogen ungefiltert zu Wort kommen:<br />
• „Ich habe endlich kapiert, was das Internet eigentlich ist <strong>und</strong> viele Fremdwörter gelernt.<br />
Was eine Homepage <strong>und</strong> ein Link ist, woran man eine Internetadresse erkennt <strong>und</strong> eine<br />
E-Maildresse. Wie ich mir eine kostenlose E-Mailadresse einrichten kann.“<br />
• „Ich wusste nichts vom Internet, ich habe ja keinen Computer. Jetzt fühle ich mich richtig<br />
fit, bei meinen Fre<strong>und</strong>en bin ich jetzt der Macker.“<br />
• „Ich weiß jetzt, was man <strong>mit</strong> dem Internet alles machen kann, nicht nur spielen. Ich<br />
kann mir Betriebe raussuchen, kann E-Mails schreiben, Bilder reinkopieren <strong>und</strong> alles so<br />
was. Früher hatte ich davon null Ahnung.“
Abschlussbericht LeiLa<br />
39<br />
• „Ich habe jetzt eine E-Mailadresse, kann russische Zeitungen lesen <strong>und</strong> meinen Verwandten<br />
schreiben. Es geht viel schneller als <strong>mit</strong> der Post.“<br />
• „Ich habe einen Überblick bekommen über verschiedene Suchmaschinen, wie ich sie<br />
benutzen kann, um Informationen zu bekommen. Ich habe mich nicht dafür interessiert,<br />
aber jetzt finde ich schon toll, dass ich da<strong>mit</strong> alle Informationen abrufen kann, die es<br />
auf der Welt gibt.“ 20<br />
So äußerten sich Teilnehmer/-innen des Lernprojekts Internetkompetenz der 1. Passage.<br />
Ein Lehrer resümiert aus einem anderen Projektzus<strong>am</strong>menhang seine Erfahrungen <strong>mit</strong> computergestützter<br />
Kompetenzver<strong>mit</strong>tlung für Bildungsbenachteiligte folgendermaßen:<br />
"Die Schüler/-innen [konnten] dank der technischen Möglichkeiten des PC ein Produkt<br />
[erstellen, das] ziemlich perfekt aussieht. Sie erfahren, dass der PC ein wichtiges Medium<br />
zum <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>en ist, lernen aber auch, dass ohne Lese- <strong>und</strong> Schreibkompetenz<br />
sowie Sinnerfassung von Inhalten die Möglichkeiten der Computernutzung sehr eingeschränkt<br />
sind. Mit dem Projekt haben die Schüler/-innen erfahren, dass es sich lohnt, sich<br />
neues Wissen anzueignen, <strong>und</strong> dass sie das auch schaffen können, obwohl sie sich es vorher<br />
meist nicht zugetraut hatten. Die Erkenntnis, durch <strong>Lernen</strong> auch ein vorzeigbares<br />
Produkt erstellt zu haben, stärkt das Selbstbewusstsein, verschafft ihnen Erfolgserlebnisse,<br />
motiviert dadurch vielleicht zum Weiterlernen <strong>und</strong> leistet im Rahmen dieses Projekts einen<br />
Beitrag zum lebenslangen <strong>Lernen</strong>.“<br />
Insges<strong>am</strong>t bestätigen solche Einzelbef<strong>und</strong>e einen Trend, der sich bei mehr oder weniger<br />
allen Teilnehmern herauskristallisiert hat:<br />
• Motivationsbarrieren konnten beseitigt werden:<br />
Die Erfahrung, dass Jugendliche, die sich für unfähig hielten, nicht nur Wissen erwerben,<br />
sondern da<strong>mit</strong> auch noch nützliche Resultate produzieren können, entkräftet lernhemmmende<br />
falsche Vorbehalte.<br />
• Elementare Kulturtechniken werden durch Medienkompetenz en passant gestärkt:<br />
Das Surfen im Internet oder der E-Mail-Versand nötigen zu korrekter Orthographie <strong>und</strong><br />
Präzision im Umgang <strong>mit</strong> Zahlen <strong>und</strong> Werten. So wird Versäumtes quasi unbemerkt,<br />
gleichwohl wirks<strong>am</strong> nachgeholt.<br />
• Sozialkompetenzen wachsen:<br />
Der gemeins<strong>am</strong>e Diskurs über Fortschritte im Internet schafft Te<strong>am</strong>fähigkeit, der Zugang<br />
zu einer Vielfalt informationeller Quellen eröffnet einen autonom gesteuerten<br />
Kommunikationsprozess. Er kann im Chat-Room oder E-Mail-Versand gleichermaßen<br />
münden.<br />
• Medienkompetenz gewinnt deutlich an Gewicht:<br />
Jugendliche beherrschen <strong>am</strong> Ende das Prinzip des Umgangs <strong>mit</strong> digitalen Medien, könnnen<br />
diese also auch auf andere Prozesse <strong>und</strong> Software-Modellierungen übertragen.<br />
• Selbstlernkompetenz für lebenslanges <strong>Lernen</strong> wird entwickelt:<br />
Die Transferierbarkeit des Gelernten <strong>und</strong> die Transferfähigkeit der <strong>Lernen</strong>den bürgen<br />
dafür, dass die Teilnehmer <strong>mit</strong> einem gediegenen Rüstzeug ausgestattet sind, künftig in<br />
eigener Regie neue Kenntnisse erwerben können, <strong>mit</strong> modernen Medien <strong>und</strong> über<br />
moderne Medien.<br />
• Praxisrelevanz <strong>und</strong> Berufsbezogenheit werden für die Teilnehmer transparent:<br />
Mediengestützte Projekte sind kein Spiel in einer virtuellen Welt abseits der realen.<br />
Weder waren sie so angelegt, noch wurden sie von den Teilnehmer/-innen so erfahren.<br />
Die Resultate werden vielmehr als brauchbare selbsttragende Hilfs<strong>mit</strong>tel für den eigenen<br />
autonomen Weg in die Berufswelt genommen <strong>und</strong> zur Anwendung gebracht.<br />
20 Grzembke/Hagen-Torn/Kirchhoff, (2001)(3), S. 23.
40 Abschlussbericht LeiLa<br />
5. Methodisch-didaktische Schlussfolgerungen:<br />
Empfehlungen zur Förderung des lebenslangen<br />
<strong>Lernen</strong>s für benachteiligte Zielgruppen<br />
Das Projekt LeiLa hat sich von der methodischen Einsicht leiten lassen, dass berufsbezogene<br />
Lern- <strong>und</strong> Qualifizierungsprozesse in lernbiographische Entwicklungsabschnitte <strong>und</strong><br />
da<strong>mit</strong> korrespondierende Übergänge eingebettet sind.<br />
Am Ausgangspunkt steht die Heranführung Bildungsbenachteiligter an eine berufliche<br />
Ausbildung <strong>und</strong> Qualifizierung. Die Aufarbeitung spezieller Defizite, der Abbau von<br />
Motivationsbarrieren <strong>und</strong> die Entwicklung von Lernkompetenz <strong>und</strong> Selbstorganisation bilden<br />
phasentypische Inhalte der Förderung.<br />
Bildungsbenachteiligte Jugendliche, die in einer beruflichen Ausbildung ihre Berufsqualifikation<br />
erwerben, wurden bei der selbständigen Erweiterung ihrer Qualifikation unterstützt,<br />
um Selbstlernpotenziale zu entfalten, die für ein lebenslanges <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> die Bewährung<br />
<strong>am</strong> <strong>Arbeit</strong>smarkt unerlässlich sind.<br />
Schließlich zielte LeiLa auf die Förderung Erwachsener <strong>mit</strong> ausgeprägter Bildungsbenachteiligung,<br />
die in einem permanenten Weiterbildungsprozess ihre Berufsqualifikationen wechselnden<br />
Anforderungen anpassen müssen <strong>und</strong> daher auf ein gehöriges Quantum Selbstlernkompetenz<br />
angewiesen sind.<br />
Diese drei lernbiographischen Entwicklungsabschnitte, Passagen genannt, hat LeiLa durch<br />
vier verschiedene mediengestützte Lernprojekte unterstützt. Die Erfahrungen, die sich dabei<br />
herauskristallisiert haben, lassen sich zu didaktisch-methodischen Empfehlungen verdichten,<br />
die als Handreichung für künftige gleichgerichtete Anstrengungen gelten können.<br />
Die Schlussfolgerungen über didaktisch-methodisch sinnvolle Strategien zur Entfaltung von<br />
Selbstlernkompetenz bei Bildungsbenachteiligten beziehen sich auf die Felder Ver<strong>mit</strong>tlungsmethoden,<br />
Ver<strong>mit</strong>tlungspersonal <strong>und</strong> Lerninfrastruktur.<br />
5.1 Didaktische Methoden zur Entwicklung von Selbstlernkompetenz<br />
bei Bildungsbenachteiligten: Empfehlungen<br />
Im Hinblick auf die spezielle Klientel sollten verbreitete, gleichwohl unzutreffende Fehleinschätzungen<br />
vermieden werden.<br />
1. <strong>Lernen</strong>twöhnung heißt nicht Lernunfähigkeit:<br />
Ob <strong>mit</strong> oder ohne Schulabschluss, zahlreiche Teilnehmer/-innen haben über längere<br />
Zeiträume nicht oder kaum an institutionellen Bildungsprozessen teilgenommen. Der<br />
Umgang <strong>mit</strong> Büchern, modernen Medien ist daher nicht vertraut, Routine schon gar<br />
nicht vorhanden. Aber: Ungewohnt sich in solchen Fällen bestenfalls die Formen des<br />
<strong>Lernen</strong>s, nicht dieses selbst.<br />
2. Lernwiderstände bezeugen keinen Lernunwillen:<br />
Negative Erfahrungen <strong>mit</strong> dem schulischen Lernumfeld, Sanktionen <strong>und</strong> schlechte Noten<br />
mögen Lernblockaden hervorrufen, aber für einen definitiven Lernunwillen steht dergleichen<br />
nicht. Das wird spätestens dann sichtbar, wenn innovativ gesteuerte Lernprozesse<br />
ganz oder vorübergehend ohne Zeit- <strong>und</strong> Notendruck operieren <strong>und</strong> partizipativ organisiert<br />
sind.
Abschlussbericht LeiLa<br />
41<br />
3. Der Abbau von Motivationsbarrieren muss integraler Projektbestandteil sein: Nur wer<br />
seine Vorbehalte gegen Lernprozesse ablegt, kann sich auf ein Projekt <strong>und</strong> seinen Inhalt<br />
wirklich einlassen. Hier muss für die Teilnehmer/-innen deutlich werden, dass sie nicht<br />
nur über die Fähigkeit zu Lernfortschritten verfügen, sondern die Wissenserweiterung<br />
auch einen sichtbaren Nutzen <strong>mit</strong> sich führt. Dies nicht als theoretische Prokl<strong>am</strong>ation,<br />
sondern als praktische organisierte Erfahrung, die sich in der autonomen Herstellung<br />
nützlicher Produkte wie etwa einer eigenen Homepage oder eines Online-Shops niederschlägt.<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> negativer Schulerfahrung ist auch der Verzicht auf eine<br />
Benotung der Resultate - ganz oder vorübergehend - in die didaktischen Überlegungen<br />
einzubeziehen.<br />
4. Eine interaktive Lernzielformulierung stärkt die Subjektorientierung: Der/die<br />
Bildungsbenachteiligte muss spüren, dass es um ihn/sie geht <strong>und</strong> nicht um eine nachträgliche<br />
Dressur, die verpasste Zertifikate ersetzen soll. Bereits in der Vorstellung der<br />
Lernziele sollten die Teilnehmer/-innen eingeb<strong>und</strong>en werden <strong>und</strong> Vorschläge (mindestens)<br />
zur Ausgestaltung unterbreiteter Lernangebote <strong>und</strong> den Ablauf einbringen.<br />
5. Partizipative Lernformen unterstützen die sich entwickelnde Autonomie des <strong>Lernen</strong>den:<br />
Was für den Auftakt gilt, muss auch in der Durchführung des Projekts Bestand haben.<br />
Durch geeignete Lernformen müssen sich die Teilnehmer/-innen in den Bildungsprozess<br />
einbringen können. Neben der Gruppenarbeit bieten sich auch kleine Präsentationen<br />
eigener Ergebnisse vor einem kleinen Plenum aus anderen Teilnehmern <strong>und</strong> Teilnehmerinnen<br />
an, die gemeins<strong>am</strong> <strong>mit</strong> dem/der Vortragenden die Ergebnisse würdigen <strong>und</strong><br />
bewerten.<br />
6. Die Te<strong>am</strong>fähigkeit muss Ergebnis <strong>und</strong> Mittel des Lernprozesses sein: Nicht nur als<br />
Sozialkompetenz ist die Te<strong>am</strong>fähigkeit von großer Bedeutung, weil sie konfliktmindernd<br />
wirkt. Sie bietet auch unter Leistungsgesichtspunkten Vorteile, die den Bildungsbenachteiligten<br />
nahe gebracht werden müssen. Die Gruppe weiß nämlich mehr als der Einzelne.<br />
Wissen an einer Stelle addiert sich zu dem an einer anderen. Die Gruppe gleicht Fehler<br />
aus. Unwissen hier führt nicht ins Maleur, weil es durch Wissen eines oder einer anderen<br />
aufgedeckt <strong>und</strong> korrigiert wird. Die Gruppe fördert die Kreativität. Gedanken, die sich<br />
der Einzelne <strong>und</strong> die Einzelne noch nie gemacht hat, werden präsentiert <strong>und</strong> wecken die<br />
Neugier oder stacheln ein kreatives Fortspinnen an, bis sich etwas ganz Neues entwikkelt<br />
hat.<br />
7. Das <strong>Lernen</strong> sollte vom Einfachen zum Komplexen fortschreiten: Die Vielfalt insbesondere<br />
in einem Projekt <strong>mit</strong> innovativen Medien zwingt zur einer bestimmten Disziplin.<br />
Zunächst geht es um die Beschränkung auf wenige einfache Lernbausteine, um Lernüberforderungen<br />
zu vermeiden. Einübung bis zur Routine sind die Voraussetzung dafür,<br />
auf diesen Gr<strong>und</strong>lagen aufzubauen <strong>und</strong> komplexere Problemstellungen zu bewältigen.<br />
8. Der expemplarische Charakter des Lernvorgangs muss deutlich werden, um die Selbstlernkompetenz<br />
zu stärken: Wer einmal gelernt hat, wie man einen Browser bedient oder<br />
eine Website konstruiert, sollte die davon abstrahierbaren methodischen Strategien<br />
gelernt haben. Die Fähigkeit zur Abstraktion <strong>und</strong> Synthetisierung einzelner Schritte zu<br />
einer Ges<strong>am</strong>tstrategie, das planvolle Fortschreiten vom Einfachen zum Komplexen sind<br />
wesentliche Gr<strong>und</strong>lagen für eine vom speziellen Lerngegenstand abtrennbare<br />
Lernkompetenz, die sich an anderen Gegenständen gleichermaßen bewährt. Das eben ist<br />
der angestrebte Inhalt von Selbstlernkompetenz: Die Teilnehmer/-innen haben das<br />
<strong>Lernen</strong> gelernt.<br />
9. Internet <strong>und</strong> digitale Medien bieten günstige Voraussetzungen für die Entfaltung von<br />
Selbstlernkompetenz: Sie sind einerseits das universale Werkzeug der wissensbasierten<br />
Erwerbsgesellschaft, das aus dem beruflichen Alltag nicht mehr wegzudenken ist.<br />
Andererseits bieten sie gerade für Bildungsbenachteiligte den Zugang zum Universum<br />
der Informationen an, die als Rüstzeug für die berufliche Karriere nötig sind. Die<br />
Fähigkeit, diesen Zugang zur Welt der Informationen zu beherrschen, setzt die<br />
Teilnehmer/-innen instand, jenseits institutioneller Lernformen autonom an Bildung<br />
zu partizipieren.
42 Abschlussbericht LeiLa<br />
5.2 Qualifikation <strong>und</strong> Kooperation der Lernmoderatoren <strong>und</strong><br />
Lernmoderatorinnen: Empfehlungen<br />
Die Didaktik der Lernbegleitung muss im Hinblick auf die spezielle Zielgruppe sowie auf<br />
den besonderen Gegenstand der Medienkompetenz abgestimmt sein. Das bedeutet im<br />
einzelnen:<br />
1. Lehrende müssen sich als Ver<strong>mit</strong>tler/-in, als Lernpartner/-in <strong>und</strong> -Lernmoderator/-in<br />
verstehen <strong>und</strong> präsentieren: Gerade vor dem Hintergr<strong>und</strong> negativer Schulerfahrungen,<br />
bei denen Sanktionen <strong>und</strong> Notengebung auf einem prominenten Rangplatz stehen,<br />
müssen Lern- <strong>und</strong> Versagensängste der Beteiligten schon im Ausgangspunkt vermieden<br />
werden. Jugendliche sollten in der Projektleitung nicht eine sanktionierende Autorität,<br />
sondern eine k<strong>und</strong>ige Beratung sehen können. Dieses didaktische Prinzip schließt weit<br />
mehr als die fre<strong>und</strong>liche Ansprache ein. Die Freiheit, Fehler zu machen, muss ausdrükklich<br />
zugebilligt werden - nicht aus Gnade, sondern aus didaktischer Weitsicht: Gerade<br />
Fehler bieten nämlich, wenn sie nicht Gegenstand der Sanktionierung durch Noten sind,<br />
eine Chance für neue Einsichten.<br />
2. Lernmoderatoren <strong>und</strong> Lernmoderatorinnen müssen einen souveränen Umgang <strong>mit</strong> dem<br />
Faktor Zeit beherrschen: Der schulische institutionelle Lernvorgang stellt alles <strong>Lernen</strong><br />
unter das Diktat der Zeit, <strong>mit</strong> dem Ergebnis, dass viele Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen im vorgegebenen<br />
Zeitrahmen das geforderte Pensum nicht schaffen. Gerade Benachteiligten<br />
<strong>mit</strong> ihren besonderen Wissenslücken, die sich auch auf Kulturtechniken wie das Lesen,<br />
Schreiben <strong>und</strong> Rechnen beziehen, muss diese Vorgabe zumindest vorübergehend erspart<br />
bleiben. Nicht die Zeit diktiert die Dauer des Lernvorgangs, sondern umgekehrt: Der<br />
Lernvorgang <strong>und</strong> die spezifischen Schwierigkeiten des Einzelnen <strong>und</strong> der Einzelnen entscheiden<br />
darüber, wie lange eine Lernprozess dauert. So wird der vorzeitige, durch die<br />
Zeitschranke erzwungene Abbruch vermieden, Lernerfolge können sich auf breiterer<br />
Basis einstellen. Gewiss unterliegt auch ein Projekt einer Zeitvorgabe, so dass eine vollständige<br />
Eliminierung des Zeitrahmens nicht möglich sein wird. Innerhalb dieser Schranke<br />
aber sollte die Lernmoderation in höchstem Maße flexibel agieren <strong>und</strong> den Zeitaufwand<br />
für Teilschritte des Projektes so weit wie irgend möglich vom Wissensfortschritt der<br />
Teilnehmer/-innen abhängig machen, nicht umgekehrt. Im Prinzip sollte das langs<strong>am</strong>ste<br />
Schiff die Fahrt des Geleitzuges bestimmen. (Leistungsstärkere können z.B.<br />
Aufgabenzuwachs im Rahmen einer Binnendifferenzierung erfahren.) Zeitdruck, durchaus<br />
als eigenständige Anforderung <strong>mit</strong> Ernstfallcharakter für die Durchsetzung <strong>am</strong> Ausbildungs-<br />
<strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>smarkt, sollte erst nach Absolvierung der gr<strong>und</strong>legenden Bausteine<br />
für eine gefestigte Selbstlernkompetenz in Betracht gezogen werden.<br />
3. Lernpartner <strong>und</strong> Lernpartnerinnen müssen zu einem flexiblen Wechsel zwischen unterschiedlichen<br />
Lernarrangements fähig sein: Das Lernziel Selbstlernkompetenz verträgt<br />
sich nicht <strong>mit</strong> einem eindimensionalen Lernstil, wie er vielfach in den öffentlichen<br />
Bildungsinstitutionen anzutreffen ist. Der als „Frontalunterricht“ verpönte Dressurakt,<br />
der mehr eintrichtert, als dass er begreiflich macht, ist denkbar ungeeignet, um autonome<br />
Lernprozesse zu initiieren. Wer nur vormacht, was andere nachmachen sollen, ersetzt<br />
nämlich das Wissen um Zus<strong>am</strong>menhänge durch die Kopie von Verhaltensweisen.<br />
Transferfähiges Wissen kommt so nicht zustande. Gegen einen kenntnisreichen Vortrag<br />
des Lernpartners <strong>und</strong> der Lernpartnerin ist dagegen nichts einzuwenden, wenn er den<br />
Teilnehmern <strong>und</strong> Teilnehmerinnen die Chance zum Verstehen lässt, sich für Nachfragen<br />
offen zeigt sowie Kritik <strong>und</strong> Diskussion des Vorgetragenen als Interesse <strong>am</strong><br />
Lernfortschritt nimmt <strong>und</strong> würdigt. Diese pädagogische Gr<strong>und</strong>haltung schließt den<br />
Wechsel zwischen verschiedenen Lernformen ein. Jugendliche müssen in Form von<br />
Gruppenarbeit oder auch Einzelvorträgen in <strong>und</strong> vor Gruppen die Möglichkeit zur<br />
Selbstpräsentation erhalten <strong>und</strong> ihre eigenen Lernresultate auf den Prüfstand der<br />
Allgemeinheit stellen dürfen.
Abschlussbericht LeiLa<br />
43<br />
Das setzt voraus, dass die Lernmoderation nach Inhalt wie Stil so flexibel ist, sich auf die<br />
unterschiedlichen Arrangements einstellen zu können. Wer kenntnisreich spricht, muss<br />
auch gekonnt zuhören <strong>und</strong> beurteilen können, was andere sagen.<br />
4. Lernpartner <strong>und</strong> Lernpartnerinnen müssen sich insbesondere in einem Medienprojekt<br />
fortbilden: Lehrkräfte <strong>und</strong> Ausbildungspersonal verfügen über eine Gr<strong>und</strong>ausbildung in<br />
ihrem jeweiligen Fach. Medienkompetenz umreißt dagegen einen Gegenstand, der sich<br />
als Geflecht unterschiedlich innovativer Wissensgebiete präsentiert, die ihrer Mehrzahl<br />
nach nicht Stoff normierter <strong>und</strong> absolvierter Ausbildungsgänge des Lehrpersonals sind<br />
oder waren. Web-Design oder ähnliche Techniken müssen also vermutlich auch von den<br />
Lernmoderatoren <strong>und</strong> -moderatorinnen neu erlernt werden. Anerkannt als Lernpartner/-<br />
in werden sie nur in dem Maße, wie sie auf diesem Feld auch einen souveränen Wissensvorsprung<br />
vorweisen können, der sie zum Lernberater <strong>und</strong> zur Lernberaterin der<br />
Jugendlichen befähigt. Und hier täusche man sich nicht: Ob <strong>mit</strong> oder ohne<br />
Bildungsbenachteiligung, die sog. „new generation“ ist in eine beispiellose Innovation<br />
auf dem Medienmarkt polyphoner Handys <strong>und</strong> multimedialer PC-Highlights eingeb<strong>und</strong>en.<br />
Das Feld ist also weit, auf dem eine Lernmoderation <strong>mit</strong> Nachfragen rechnen muss.<br />
5. Sozialpädagogische Fachkräfte bilden eine wichtige <strong>und</strong> sinnvolle Lernbegleitung: Der<br />
Bildungsgang <strong>und</strong> -stand Benachteiligter korrespondiert signifikant häufig <strong>mit</strong> einer prekären<br />
häuslichen Situation, die unter Wohn-, Finanz- <strong>und</strong> Betreuungsgesichtspunkten<br />
Mängel aufweist, die sich negativ bei den Teilnehmern <strong>und</strong> Teilnehmerinnen im<br />
Lernprojekt niederschlagen können. Platznot in einem beengten Zuhause, fehlende<br />
Ansprache <strong>und</strong> Unterstützung durch Eltern <strong>und</strong> F<strong>am</strong>ilie, konfligierende Ansprüche aus<br />
dem Kreis der F<strong>am</strong>ilie - alles das kann sich nicht nur zu Motivationsdefiziten, sondern<br />
auch zu praktischen Hemmnissen auswachsen. Neben der Begleitung des Lernprozesses<br />
ist auch hier eine sozialpädagogische Unterstützung angezeigt, die den Jugendlichen bei<br />
der Bewältigung ihrer Situation hilft <strong>und</strong> die im Projekt eingesetzten Fachkräfte entlastet<br />
<strong>und</strong> für ihre eigentliche Aufgabe freistellt.<br />
6. Eine enge Kooperation zwischen Fachkräften <strong>und</strong> sozialpädagogischem Personal ist<br />
Erfolgsbedingung: Haben sich erst einmal häusliche oder private Konflikte soweit fortentwickelt,<br />
dass Fehlzeiten von Teilnehmer/-innen die Regel werden, ist der<br />
Bildungsprozess auf dem schiefen Gleis. Beratung <strong>und</strong> praktische Unterstützung zur<br />
Konfliktbewältigung ist unumgänglich. Konflikte, die in der Projektarbeit für die<br />
Fachkräfte sichtbar werden, müssen von den sozialpädagogische Fachleute aufgegriffen<br />
werden. Und umgekehrt: Schwierigkeiten, die den sozialpädagogischen Fachkräften aus<br />
F<strong>am</strong>ilie <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>eskreis bekannt sind <strong>und</strong> Verhaltensauffälligkeiten im<br />
Projektunterricht auslösen, müssen den Lehrkräften bekannt gemacht werden, um<br />
gemeins<strong>am</strong> pädagogische Interventionen entwickeln zu können.<br />
5.3 Lerninfrastruktur: Empfehlungen<br />
Auch bei dieser letzten Dimension der methodisch-didaktischen Empfehlungen sind Gegenstand<br />
<strong>und</strong> Klientel des Projektes inhaltlich eng verkoppelt. Die Lerninfrastruktur hat auf<br />
beide Gesichtspunkte Rücksicht zu nehmen <strong>und</strong> fördernd zu intervenieren.<br />
1. Eine positive Lernumgebung <strong>und</strong> hochwertige Lernausstattung fördert die Kompetenzentwicklung:<br />
Insbesondere bei einem vergleichsweise anspruchsvollen Medienprojekt<br />
sollte die PC-Ausstattung nach Qualität wie Quantität ausreichend sein. Die verwendete<br />
Software sollte nicht nur aktuell, sondern auch zielgruppenadäquat ausgesucht sein,<br />
weil hyperkomplexe Progr<strong>am</strong>mstrukturen eher lernhinderlich wirken. Schließlich sollten<br />
die Unterrichtsräume ein stressfreies <strong>Lernen</strong> in ruhiger Umgebung ermöglichen <strong>und</strong><br />
möglichst wenig Ablenkung durch Geräuschkulissen <strong>und</strong> andere Quellen produzieren.
44 Abschlussbericht LeiLa<br />
2. Flexibler Wechsel zwischen verkoppelten Lernorten fördert die Souveränität der<br />
<strong>Lernen</strong>den: Schule, Betrieb, Elternhaus - sie bieten alles<strong>am</strong>t je eigentümliche<br />
Lernarrangements, die den <strong>Lernen</strong>den neue Gesichtspunkte <strong>und</strong> Anforderungen eröfffnen.<br />
Der lokale Sprung ist auch ein mentaler Seitenwechsel. So mag in der Schule der<br />
systematische Erwerb neuer digitaler Kenntnisse unter Anleitung <strong>und</strong> Betreuung im<br />
Vordergr<strong>und</strong> stehen. Zuhause, sofern ein PC vorhanden ist, wird das <strong>Lernen</strong> eher zu einer<br />
autonom gesteuerten Expedition in unbekanntes Gelände, die eigene Kreativität <strong>und</strong><br />
Problemlösungskompetenz herausfordert, aber auch neue Schranken sichtbar macht, die<br />
zu wichtigen Anstößen im Projektunterricht für weitere Lernfortschritte werden können.<br />
Der Betrieb schließlich, sofern Jugendliche eine Ausbildung oder ein Praktikum absolvieren,<br />
konfrontiert die <strong>Lernen</strong>den <strong>mit</strong> dem Ernstfall <strong>und</strong> fordert sie zu einer Anforderungen<br />
unterworfenen Anwendung heraus. Gerade der Wechsel zwischen diesen unterschiedlichen<br />
Dimensionen des Lernprozesses erweitert nicht nur die Kenntnisse der<br />
Teilnehmer/-innen , sondern schärft auch ihre Souveränität im Umgang <strong>mit</strong> bereits<br />
erworbenem Wissen.<br />
3. Die Privatsphäre sollte auch <strong>mit</strong> innovativen Mitteln in das Ges<strong>am</strong>tarrangement der<br />
Lerninfrastruktur einbezogen werden: Es ist zwar wünschenswert, aber nicht in jedem<br />
Einzelfall auch Realität, dass Jugendliche in ihrem Zuhause über geeignete Lerninstrumente<br />
<strong>und</strong> -räume verfügen. Nicht jeder <strong>und</strong> jede besitzt einen eigenen PC, <strong>und</strong> viele<br />
haben aufgr<strong>und</strong> beengter Wohnverhältnisse keinen Raum zu Verfügung, in dem sich<br />
ungestört lernen ließe. Dennoch ist die Schaffung von Lernräumen auch im Privaten von<br />
essentieller Bedeutung für das Gelingen des Projektes Selbstlernkompetenz für lebenslanges<br />
<strong>Lernen</strong>. Denn wer auch im privaten Umfeld lernt, lernt selbstinitiiert. Und nur wer<br />
das Gelernte auf diese Weise selbst anwenden, erproben <strong>und</strong> vertiefen kann, bringt es<br />
durch Übung zu wirklicher Routine, die Gr<strong>und</strong>lage jeder Souveränität im Umgang <strong>mit</strong><br />
Wissen ist. Schranken der genanten Art sind aber nicht immer <strong>und</strong> in jedem Fall unüberwindbar.<br />
Internet-Cafes beispielsweise bieten die Möglichkeit, auch dort seine digitalen<br />
Kenntnisse zu vertiefen. Finanzielle Hürden sollten in diesem Fall durch Förder<strong>mit</strong>tel<br />
möglichst überw<strong>und</strong>en werden. Im Projekt LeiLa hat sich die Ausgabe von Gutscheinen<br />
für die Nutzung von Internet-Cafes als Förderinstrument bewährt <strong>und</strong> ist bei den<br />
Teilnehmer/-innen auf ein allgemein positives Echo gestoßen.<br />
5.4 Bildungsbeteiligung: Empfehlungen für die berufliche<br />
Weiterbildung benachteiligter Erwachsener<br />
1. Beteiligung der Zielgruppe an Berufsbildung ist wesentliche Voraussetzung für die<br />
Ver<strong>mit</strong>tlung von Selbstlernkompetenz: Es gibt deutlich zu wenige zuverlässige Informationen<br />
über Ausmaß, Situation <strong>und</strong> Einstellungen der Zielgruppe bildungsbenachteiligter<br />
(junger) Erwachsener, also jener Personengruppe, die den Förderinstrumenten der<br />
Integrationsförderung entwachsen ist <strong>und</strong> keinen verwertbaren Abschluß erworben hat.<br />
Das Gleiche gilt für Personen, die im Rahmen der Integrationsförderung Abschlüsse<br />
erlangt haben <strong>und</strong> an beruflicher Weiterbildung teilnehmen resp. diese selbst initiieren<br />
<strong>und</strong> betreiben müssten. Hier herrscht akuter Forschungs-, Beobachtungs- <strong>und</strong><br />
Handlungs-bedarf, um überhaupt die Voraussetzungen für die Ver<strong>mit</strong>tlung der<br />
Kompetenzen zu lebenslangem <strong>Lernen</strong> für diese Zielgruppe schaffen zu können.<br />
Ansonsten steht zu befürchten, dass <strong>mit</strong> zunehmender zeitlicher Distanz zum organisierten<br />
<strong>Lernen</strong>, die Dichotomie zwischen Lern- <strong>und</strong> Handlungsbefähigten <strong>und</strong><br />
Nichtbefähigten unter den gering qualifizierten Erwachsenen zunimmt. Ein konsequentes<br />
Weiterlernen ist für die Zielgruppe Geringqualifizierter wichtiger denn je. Daher gilt<br />
es, mehr Benachteiligte gezielt <strong>und</strong> systematisch in die öffentlich unterstützte wie in die<br />
betrieblich initiierte berufliche Weiterbildung zu integrieren.
Abschlussbericht LeiLa<br />
45<br />
2. <strong>Lernen</strong> lernen muss zum Gegenstand jeder Weiterbildung werden: Insbesondere muss<br />
die Entwicklung von Selbstlernkompetenz zum expliziten Gegenstand jedweder<br />
Fortbildung in Angebotssegment für Geringqualifizierte werden. Es müssen Lernanlässe<br />
<strong>und</strong> Lernsituationen geschaffen werden, die es der Zielgruppe ermöglichen, die nötige<br />
Sensibilität für lebenslanges <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> die entsprechenden Instrumentarien zu entwikkeln.<br />
Lebenslanges <strong>Lernen</strong> muss in diesem Sinne zum „Mainstre<strong>am</strong>“ der Weiterbildung<br />
werden <strong>und</strong> auch in das Bildungsmarketing aktiv einbezogen werden.<br />
3. Medienkompetenz als Teil der Selbstlernkompetenz entwickeln: Die Neuen Medien sind<br />
heutzutage unerlässlich für lebenslanges <strong>Lernen</strong>. Die Topografie der digitalen Kluft impliziert<br />
die ausgeprägte Medienabstinenz (bildungs-)benachteiligter junger Erwachsener.<br />
Sie wurden zu Schulzeiten noch nicht an Neue Medien herangeführt, konnten die Lücke<br />
wegen fehlender qualifizierter Berufserfahrung im Erwerbsleben nicht schließen <strong>und</strong><br />
haben privat oft weder Gelegenheit noch die nötigen Mittel, um sich selbsttätig<br />
Bestandteile von Medienkompetenz anzueignen. Diese Zielgruppe muss also im Rahmen<br />
der Förderung lebenslangen <strong>Lernen</strong>s an die professionelle Nutzung von Computer <strong>und</strong><br />
Internet als Lern- <strong>und</strong> Wissensmedien herangeführt werden. Sie werden sonst den Rest<br />
ihres noch langen Erwerbslebens den wachsenden Standards <strong>und</strong> Anforderungen der<br />
<strong>Arbeit</strong>swelt nicht folgen können. Daher sollte eine Computerisierungsk<strong>am</strong>pagne analog<br />
der immer wieder gestarteten Alphabetisierungsk<strong>am</strong>pagnen ins Leben gerufen werden,<br />
um bildungsferne Erwachsene zum digitalen <strong>Lernen</strong> zu animieren. Wenn Medienkompetenz<br />
zur Kulturtechnik geworden ist, dann muss man die ges<strong>am</strong>te Bevölkerung,<br />
gleichgültig wie alt, an sie heranführen.
46 Abschlussbericht LeiLa<br />
6. Projektpublikationen<br />
Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung<br />
Forschungsdokumentation beim „<strong>Institut</strong> für <strong>Arbeit</strong>smarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung der BfA“<br />
(CD-Rom)<br />
IZ-Informationszentrum Sozialwissenschaften/ Aufnahme in wiss. Datenbank<br />
unter: www.gesis.org/information/FORIS/recherche<br />
Projektveröffentlichungen 2000-2004<br />
Grzembke, Gisela/ H<strong>am</strong>mer, Gerlinde/ Koch, Christiane (Hrsg.): Wie stehen benachteiligte<br />
Jugendliche zum <strong>Lernen</strong>? Schulerfahrungen, berufliche Zukunftserwartungen<br />
<strong>und</strong> Lernbereitschaft an der 1. Schwelle. IAW Universität Bremen. Bremen 2001(1)<br />
Grzembke, Gisela/ H<strong>am</strong>mer, Gerlinde/ Koch, Christiane (Hrsg.): Wie stehen benachteiligte<br />
Jugendliche zum <strong>Lernen</strong>? (Teil 2) Vergleichende Untersuchung zu<br />
Lerneinstellungen benachteiligter Jugendlicher an der 1. Schwelle. IAW Universität Bremen.<br />
Bremen 2001 (2)<br />
Grzembke, Gisela/ Hagen-Torn, Pieter/ Kirchhoff, Reinhard (Hrsg.): Internetgestützte<br />
didaktische Interventionen <strong>und</strong> ihre Effekte auf die Selbstlernkompetenz. IAW<br />
Universität Bremen. Bremen 2001(3)<br />
H<strong>am</strong>mer, Gerlinde/ Koch, Christiane (Hrsg): „Alle zus<strong>am</strong>men kommen wir vielleicht<br />
selber klar...“ Lebenslanges <strong>Lernen</strong> <strong>mit</strong> Medien- <strong>und</strong> Internetkompetenz für benachteiligte<br />
Jugendliche. Ein Lernprojekt <strong>mit</strong> didaktischem Kommentar <strong>und</strong> ersten Ergebnissen. IAW<br />
Universität Bremen. Bremen 2002<br />
H<strong>am</strong>mer, Gerlinde/ Koch, Christiane (Hrsg.): Benachteiligte Jugendliche erstellen ihre<br />
eigene Website. Ein Lernprojekt <strong>und</strong> sein didaktisches Umfeld. IAW Universität Bremen.<br />
Bremen 2003<br />
Gerlinde H<strong>am</strong>mer, Änne Hildebrandt, Christiane Koch, Claus Schroer, Frank<br />
Grönegreß (Hrsg.): „Kompetenzgr<strong>und</strong>steine für lebenslanges <strong>Lernen</strong> legen-<br />
Empfehlungen des Projektes LeiLa für die Passage der Ausbildungsvorbereitung“. IAW<br />
Universität Bremen. Bremen 2003<br />
H<strong>am</strong>mer, Gerlinde/ Hildebrandt, Änne/ Koch, Christiane (Hrsg.): Die<br />
Schatzk<strong>am</strong>mer- Benachteiligte Jugendliche erstellen einen Online-Shop. Ein mediengestütztes<br />
Lernprojekt <strong>und</strong> sein didaktisches Umfeld. IAW Universität Bremen. Bremen 2004 (1)<br />
H<strong>am</strong>mer, Gerlinde/ Hildebrandt, Änne/ Koch Christiane (Hrsg.): „13“- Dreizehn<br />
Lernprojekte guter Praxis in der Benachteiligtenförderung in Bremen. " IAW Universität<br />
Bremen. Bremen 2004 (2)<br />
H<strong>am</strong>mer, Gerlinde/ Hildebrandt, Änne/ Koch Christiane (Hrsg.): „Lebenslanges<br />
<strong>Lernen</strong> in der beruflichen Weiterbildung“<br />
IAW Universität Bremen. Bremen 2004 (3)
Abschlussbericht LeiLa<br />
47<br />
Beiträge in Fachzeitschriften/ Newslettern/<br />
S<strong>am</strong>melbänden 2002-2004<br />
Koch, Christiane: „Wie stehen benachteiligte Jugendliche an der 1. Schwelle zum<br />
<strong>Lernen</strong>?“ Fachbeitrag in: ibv Informationen für die Beratungs- <strong>und</strong> Ver<strong>mit</strong>tlungsdienste Nr.<br />
42/02 vom 30. Okt. 2002<br />
Koch, Christiane: „<strong>Lernen</strong> muss man können“ in: Durchblick, Zeitschrift für Ausbildung/<br />
Weiterbildung <strong>und</strong> berufliche Integration des heidelberger instituts beruf <strong>und</strong> arbeit GmbH<br />
(hiba)(Hrsg.). 04/2002. Darmstadt 2002<br />
Hildebrandt, Änne: „Passagen lebenslangen <strong>Lernen</strong>s in beruflichen Qualifizierungsprozessen<br />
von bildungsbenachteiligten Zielgruppen“ in: Newsletter No. 03 Lebenslanges<br />
<strong>Lernen</strong>-BLK-Modellversuchsprogr<strong>am</strong>m, DIE (Hrsg.). Bonn 2002<br />
Grzembke, Gisela/ H<strong>am</strong>mer, Gerlinde: „Verbesserung der Berufsorientierung benachteiligter<br />
Jugendlicher“ in: CEDEFOP (Europäisches Zentrum für die Förderung der<br />
Berufsbildung): „Panor<strong>am</strong>a series/64“ :AgoraX - Soziale <strong>und</strong> berufliche Orientierung <strong>und</strong><br />
Beratung, Luxemburg, Amt für <strong>am</strong>tliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften.<br />
Luxemburg 2003<br />
Grzembke, Gisela/ H<strong>am</strong>mer, Gerlinde: „Improving vocational guidance for youngsters<br />
with learning disabilities- report on a project aiming to provide young people with the<br />
compe-tences necessary for lifelong learning“ in: CEDEFOP "panor<strong>am</strong>a series/ 74: Agora<br />
X - Social and vocational guidance, Luxembourg, Office for official publications of the<br />
European Communities. Luxembourg 2003<br />
Hildebrandt, Änne: „Der intergalaktische Maler- Lernbenachteiligte gewinnen Selbstvertrauen<br />
<strong>und</strong> Kompetenzen durch Homepagegestaltung“ in Newsletter No. 4,<br />
Lebenslanges <strong>Lernen</strong>-BLK-Modelversuchsprogr<strong>am</strong>m, DIE (Hrsg.).Bonn 2003<br />
Koch, Christiane: „Die Rolle von Computer <strong>und</strong> Internet als Lernmedien für bildungsbenachteiligte<br />
Zielgruppen“ in: BWP (Hrsg.):B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung, BIBB. 2/2003<br />
Berufsbildung für besondere Zielgruppen. 2003<br />
Koch, Christiane: „Wie stehen benachteiligte Jugendliche an der 1. Schwelle zum<br />
<strong>Lernen</strong>?“ in: direkt 16 / April 2003 (Hrsg.: B<strong>und</strong>esanstalt für <strong>Arbeit</strong>). 2003<br />
H<strong>am</strong>mer, Gerlinde/ Hildebrandt, Änne: „Das Projekt LeiLa <strong>und</strong> die Ver<strong>mit</strong>tlung von<br />
Medienkompetenz für benachteiligte Jugendliche“ in: Über Medien zur beruflichen <strong>und</strong><br />
gesellschaftlichen Orientierung- Erfahrungsbericht aus der Bildungspraxis <strong>mit</strong> benachteiligten<br />
jungen Erwachsenen, <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> Leben -DGB/ VHS, Theo W. Länge, Gunnar Mayr,<br />
Barbara Menke (Hrsg.). Recklinghausen 2004<br />
Apel, Heino: „Lebenslanges <strong>Lernen</strong> in der Wissensgesellschaft - Voraussetzungen <strong>und</strong><br />
Rahmenbedingungen- Länderbericht B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland“, Bericht des BLK-<br />
Progr<strong>am</strong>mträgers LLL (Deutsches <strong>Institut</strong> für Erwachsenenbildung (DIE) beim OECD-CERI<br />
Regionalseminar für deutschsprachige Länder vom 29.09.-2.10.03 in Wien über Lebenslanges<br />
<strong>Lernen</strong> in der Wissensgesellschaft in Wien. Innsbruck 2004<br />
Demnächst erscheint:<br />
H<strong>am</strong>mer, Gerlinde/ Hildebrandt, Änne/ Koch, Christiane: „Neue Medien <strong>und</strong> ihre<br />
Rolle in der Integrationsförderung“ in Lebenslanges <strong>Lernen</strong> <strong>mit</strong> neuen Medien, DIE -<br />
Deutsches <strong>Institut</strong> für Erwachsenenbildung (Hrsg.). Bonn
48 Abschlussbericht LeiLa<br />
LeiLa im Netz<br />
www.iaw.uni-bremen.de/LeiLa, www.konnetti.de, www.forum-bildung.de,<br />
www.blk.lll.de; www.dre<strong>am</strong>-job.org, www.die-bonn.de <strong>und</strong> im Good Practice Center<br />
des BIBB<br />
Ausgewählte Literatur zum Thema<br />
Arnold, Rolf/ Gómez Tutor, Claudia/ K<strong>am</strong>merer, Jutta: Selbst gesteuertes <strong>Lernen</strong> als<br />
Perspektive der beruflichen Bildung. In: BWP 4/2002, S. 32-36<br />
Back, Andrea/ Bendel, Oliver/ Stoller-Schai, Daniel: E-Learning im Unternehmen.<br />
Gr<strong>und</strong>la-gen - Strategien - Methoden - Technologien. Zürich 2001<br />
Baake, Dieter/ Lauffer, Jürgen/ Thomsen, Maja (Hrsg.): Ins Netz gegangen.<br />
Internet <strong>und</strong> Multimedia in der außerschulischen Pädagogik. (Schriften zur Medienpädagogik,<br />
Bd. 29). Bielefeld 1999<br />
Baake, Dieter: Im Datennetz. Medienkompetenz (nicht nur) für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />
als pädagogische Herausforderung. In: Baake/Lauffer/Thomsen (Hrsg.) 1999, S. 14-28<br />
B<strong>und</strong>esinstitut für Berufsbildung (Hrsg.): Kompetenzentwicklung- <strong>Lernen</strong> begleitet<br />
das Le-ben. (Ergebnisse <strong>und</strong> Veröffentlichungen aus dem BIBB). Bonn 2001<br />
B<strong>und</strong>esministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung <strong>und</strong> Technologie<br />
(Hrsg.): Selbstgesteuertes <strong>Lernen</strong>. Möglichkeiten, Beispiele, Lösungsansätze, Probleme.<br />
Bonn 1998<br />
B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung (Hrsg.): Berichtssystem<br />
Weiterbildung VIII. Erste Ergebnisse der Repräsentativbefragung zur Weiterbildungssituation<br />
in Deutschland. Bonn 2001<br />
B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Forschung (Hrsg.): Berichtssystem<br />
Weiterbildung VIII. Integrierter Ges<strong>am</strong>tbericht zur Weiterbildungssituation in Deutschland.<br />
Bonn 2003<br />
Deckers, Joachim: World Wide Web @ School. Nutzung des Internet in der Schule.<br />
<strong>Arbeit</strong>s-hefte Lehrerfortbildung. Gütersloh 1997 (Verlag Bertelsmann Stiftung)<br />
Durchblick 2/2001: Kompetenz im Netz. hiba-Verlag (Hrsg.) Darmstadt 2001<br />
Düx, Sascha: Internet, Gesellschaft <strong>und</strong> Pädagogik. Computernetze als Herausforderung<br />
für Jugendarbeit <strong>und</strong> Schule in Theorie <strong>und</strong> Praxis. München 2000<br />
Engel, Gaby/ Klein, Michael: Eine neue Lernwelt: das Netz als Medium zur<br />
Unterstützung des <strong>Lernen</strong>s. <strong>Arbeit</strong>shefte Lehrerfortbildung. Landesinstitut für Schule <strong>und</strong><br />
Weiterbildung (Hrsg.). Beratungsstelle für Neue Technologien. Gütersloh 1999 (Verlag<br />
Bertelsmann Stiftung)<br />
Erpenbeck, John: Kompetenzentwicklung <strong>und</strong> Weiterbildung Geringqualifizierter. In:<br />
Loebe, Herbert/ Severing, Eckart: Zukunft der einfachen <strong>Arbeit</strong>. Von der Hilfstätigkeit zur<br />
Prozess-dienstleistung. (Hrsg.): Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) gGmbH).<br />
Bielefeld 2004, S. 79-97
Abschlussbericht LeiLa<br />
49<br />
Esser-Krapp, Peter/ Sch<strong>mit</strong>t-Kölzer, Wolfgang: „Nur Dabeisein reicht uns nicht!“<br />
Internet <strong>und</strong> die Benachteiligtenförderung. (=hiba Weiterbildung 10/64). (Hrsg.): hiba-<br />
Verlag. Darmstadt 2000 (<strong>mit</strong> zahlreichen Internet-Adressen zum Thema<br />
Benachteiligtenförderung, Berufsbildung <strong>und</strong> eLearning)<br />
Geißler, Karlheinz A.: Das Urteil lautet „<strong>Lernen</strong> lebenslänglich“. In: Durchblick 3/2000.<br />
hiba-Verlag (Hrsg.), S. 3. Darmstadt 2000<br />
Gertsch, Christian A.: <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> Lehren <strong>mit</strong> Internet. Eine Einführung ins Internet für<br />
das Selbststudium <strong>und</strong> den Unterricht. 2. überarb. Auflage. Aarau 2000<br />
Hertelendi, Bela: Computerpraxis Schritt für Schritt. Das Internet. Protokolle, Dienste <strong>und</strong><br />
Anwendungen. Ein Lehr- <strong>und</strong> Übungsbuch. Verlag Europa-Lern<strong>mit</strong>tel (Hrsg.). Haan-Griuten<br />
2000.<br />
Hirschwald, Barbara, Schwarz, Andreas: Microsoft Internet Explorer 6.0 für Windows.<br />
Arbei-ten <strong>mit</strong> dem Internet. Bildungsmedien IT-Training, Nackenheim 2002<br />
Hutter, Jörg: Kompetenzfeststellung. Ein Weg zur erfolgreichen Ver<strong>mit</strong>tlung in Ausbildung<br />
<strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>. hiba Weiterbildung Bd. 10/73 (Hrsg.). Darmstadt 2004<br />
INBAS (Hrsg.): Neue Lernformen in der beruflichen Integrationsförderung.<br />
Offenbach 2002<br />
K<strong>am</strong>pe, Norbert/ Cordes, Gerd: Zur Ausbildung von Methodenkompetenz; Projektunterlagen<br />
zur systematischen Fehlersuche. <strong>Arbeit</strong>er-Bildungs-Centrum Bremen (Hrsg.).<br />
Modellver-suchsreihe Bd. III, Bremen 1994<br />
Kendzia, Michael/ Thau, Wolfgang: Medienkompetenz für benachteiligte Jugendliche.<br />
In: Jugend - Beruf - Gesellschaft. Zeitschrift für Jugendsozialarbeit. 4/2000. (online unter<br />
www.konnetti.de)<br />
Koch, Christiane: Schlüsselqualifikationen für lernschwache <strong>und</strong> benachteiligte<br />
Jugendliche. Erfahrungen aus dem Modellversuch „BENNO“. Abschlußbericht des<br />
Modellversuchs „BENNO“. Bremen 1997<br />
Koch, Christiane/ Hensge, Kathrin: Muß ein Mensch denn alles können?<br />
Schlüsselqualifikationen. Eine Bestandaufnahme von (berufspädagogischer) Theorie <strong>und</strong><br />
(betrieblicher) Praxis <strong>mit</strong> Perspektiven für die Ausbildung benachteiligter Jugendlicher in<br />
neugeordneten Metallberufen. (Modellversuche zur beruflichen Bildung H. 29). Bonn 1992<br />
Koch, Christiane/Rüb, Herbert/ Schlegel, Wolfgang: Handbuch zur beruflichen<br />
Nachqualifizierung - Neue Wege zum Berufsabschluss. B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong><br />
Forschung (Hrsg.). Bonn 2003 (online: www.berufsabschluss.de)<br />
Kubicek, Herbert/ Haslbeck, Rainer: Wo bleiben die Informatiker <strong>und</strong> Informatikerinnen?<br />
In: Bolder, A./ Heinz, W.A./ Kutscha, G. (Hrsg.): Deregulierung der <strong>Arbeit</strong> -<br />
Pluralisierung der Bildung? Jahrbuch Bildung <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>. Opladen 2001, S. 149-165<br />
Lemay, Laura/ Tyler, Denise: HTML 4 in 21 Tagen. Professioneller Schritt für Schritt<br />
Einstieg ins Web-Publishing. Haar b. München (Markt <strong>und</strong> Technik)
50 Abschlussbericht LeiLa<br />
Liesering, Sabine/ Rauch, Angela (Hrsg.): Hürden im Erwerbsleben. Aspekte beruflicher<br />
Segregation nach Geschlecht. (BeitrAB 198). Nürnberg 1996<br />
Loebe, Herbert/ Severing, Eckart: Zukunft der einfachen <strong>Arbeit</strong>. Von der Hilfstätigkeit<br />
zur Prozessdienstleistung. Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb/ gGmbH) (Hrsg.).<br />
Bielefeld 2004<br />
Monitor Blended Learning. IC eLearning AG (Hrsg.). Ausgabe 1/2001<br />
Neuhaus, Wolfgang/ Rauter, Ulrich: Erfahrungslernen <strong>und</strong> multimediales Gestalten. In:<br />
berufsbildung 51/199), S. 14-16<br />
Neuhaus, Wolfgang: E-Learning in der berufsbegleitenden Nachqualifizierung. INBAS<br />
(Hrsg.). Projekt „Innovative Maßnahmen zur berufsbegleitenden Nachqualifizierung an<strong>und</strong><br />
ungelernter junger Erwachsener“. H<strong>am</strong>burg 2002<br />
Orthmann, Claudia/ Issing, Ludwig J.: Kinder, Jugendliche <strong>und</strong> Internetkompetenz. In:<br />
Groner, Rudolf/Dubi, Miri<strong>am</strong> (Hrsg.): Das Internet <strong>und</strong> die Schule. Bisherige Erfahrungen<br />
<strong>und</strong> Perspektiven für die Zukunft. Bern, Göttingen, Toronto, Seattle 2001<br />
Reinberg, Alexander/ Walwei, Ulrich: Qualifizierungspotential von „Nicht-formal-<br />
Qualifizierten“. IAB-Werkstattbericht 10/2000<br />
Schorb, B.: Stichwort: Medienpädagogik. Zentrum für Erziehungswissenschaft 1 (1998),<br />
S. 7-22<br />
Hirschwald, Barbara/ Schwarz Andreas: Internet. Workshop: Professionelle<br />
Recherchetechniken. Herdt-Verlag (Hrsg.). Nackenheim 2002<br />
Troltsch, K./Lásló, A./ Bardeleben, R. von/ Ulrich, J.G.: Jugendliche ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung - eine Untersuchung des B<strong>und</strong>esinstituts für Berufsbildung<br />
zum Anteil junger Erwachsener ohne Berufsabschluss. Bonn 1999<br />
www.benachteiligtenförderung.de<br />
(Geschichte <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lagen der Benachteiligtenförderung, Fachbeiträge)<br />
www.hg.hdh.bw.schule.de/zusatz.htm (Einführung ins Internet)<br />
www.www-kurs.de (Einführung ins Internet)<br />
www.konnetti.de (Kompetenznetz berufliche Integrationsförderung - Schwerpunktthema:<br />
Medienkompetenz für Benachteiligte)