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Lösungshinweise zur Vorlesung Diskrete Strukturen Blatt 5

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Institut für Algebra, Zahlentheorie<br />

und <strong>Diskrete</strong> Mathematik<br />

Prof. Dr. Marcel Erné, Adrian Pigors<br />

24. Juni 2006<br />

<strong>Lösungshinweise</strong> <strong>zur</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>Diskrete</strong> <strong>Strukturen</strong><br />

<strong>Blatt</strong> 5<br />

Aufgabe 1. Welche der folgenden drei Graphen besitzen einen Hamilton-Kreis? Geben<br />

Sie einen solchen an oder begründen Sie die Nicht-Existenz.<br />

(a) (b) (c)<br />

Lösung (2 + 2 + 6 = 10 Punkte).<br />

(a) Der Graph besitzt einen Hamilton-Kreis, wie die folgende Abbildung zeigt.<br />

(b) Auch dieser Graph besitzt einen Hamilton-Kreis, wie in der folgenden Abbildung zu<br />

erkennen ist.<br />

(c) Der gegebene Graph ist der Petersen-Graph (P 2 M, E) mit einer fünfelementigen<br />

Menge M = {a, b, c, d, e} und<br />

{x, y} ∈ E ⇐⇒ x ∩ y = ∅<br />

1


für alle x, y ∈ P 2 M (linkes Bild). Aus Gründen der Übersichtlichkeit nummerieren<br />

wir seine Knoten mit den Zahlen von 1 bis 10 (rechtes Bild).<br />

ab<br />

2<br />

cd<br />

ae<br />

ce<br />

bc<br />

de<br />

1<br />

9<br />

7<br />

10<br />

3<br />

be<br />

ad<br />

bd<br />

ac<br />

5<br />

6<br />

8<br />

4<br />

Annahme: Der Peterson-Graph hat einen Hamilton-Kreis K. Aufgrund der symmetrischen<br />

Konstruktion des Graphen können wir dann o. B. d. A. voraussetzen, dass<br />

der Pfad (1, 2, 3) das Anfangsstück von K ist. Weil jeder Knoten des Graphen in<br />

der Folge K genau einmal vorkommen muss, ist damit auch (6, 7, 8) bzw. (8, 7, 6)<br />

ein Teilstück von K (denn (2, 7) bzw. (7, 2) kann keines sein, da sonst der Knoten 2<br />

mehrfach vom Hamilton-Kreis K durchlaufen würde).<br />

2<br />

2<br />

1<br />

9<br />

7<br />

10<br />

3<br />

1<br />

9<br />

7<br />

10<br />

3<br />

6<br />

8<br />

6<br />

8<br />

5<br />

1. Fall<br />

4<br />

5<br />

2. Fall<br />

4<br />

1. Fall: Ist nun (3, 4) ein Teilstück von K, so muss dies (mit analogen Begründungen<br />

wie oben) auch für (9, 10, 6) bzw. (6, 10, 9) und somit auch für (4, 5, 1) gelten – ein<br />

Widerspruch, da in diesem Fall das echte Teilstück (1, 2, 3, 4, 5) von K ein Kreis ist,<br />

der nicht alle Ecken des Graphen durchläuft.<br />

2. Fall: Ist dagegen (3, 10) ein Teilstück von K, so muss dies auch für (8, 4, 5) bzw.<br />

(5, 4, 8) und somit für (10, 9, 1) gelten – ein Widerspruch, da nun das echte Teilstück<br />

(1, 2, 3, 10, 9) von K ein Kreis ist, der nicht alle Ecken des Graphen durchläuft.<br />

Folglich besitzt der Peterson-Graph keinen Hamilton-Kreis.<br />

Aufgabe 2. Zeichnen Sie alle (Isomorphietypen von) Graphen mit 5 Knoten, die<br />

(a) 5 Kanten und einen Hamilton-Pfad, aber keinen Hamilton-Kreis haben,<br />

(b) 7 Kanten und eine Gradfolge (d i ) mit d i ≤ i ≤ 2 ⇒ d 5−i ≥ 5 − i haben,<br />

(c) keine solche Gradfolge, aber einen Hamilton-Kreis haben.<br />

2


Lösung (3 + 3 + 4 = 10 Punkte).<br />

(a) Laut Diagramm „Graphen mit 5 Ecken“ aus der <strong>Vorlesung</strong> haben genau die folgenden<br />

drei (Isomorphietypen von) Graphen 5 Kanten und einen Hamilton-Pfad, aber keinen<br />

Hamilton-Kreis.<br />

(b) Wieder erkennt man am Diagramm aus der <strong>Vorlesung</strong>, dass genau die folgenden<br />

beiden (Isomorphietypen von) Graphen 7 Kanten und eine Gradfolge (d i ) mit der<br />

Eigenschaft<br />

(∗) d i ≤ i =⇒ d 5−i ≥ 5 − i (i ∈ {1, 2})<br />

haben.<br />

(2, 2, 3, 3, 4) (2, 3, 3, 3, 3)<br />

Man beachte: Für den ersten dieser Graphen ist beispielsweise d 1 = 2, also ist wegen<br />

2 > 1 die Bedingung (∗) für i = 1 bereits erfüllt!<br />

(c) Mit Hilfe des Diagramms aus der <strong>Vorlesung</strong> ermittelt man, dass von den 8 (Isomorphietypen<br />

von) Graphen mit einem Hamilton-Kreis nur die folgenden eine Gradfolge<br />

besitzen, die nicht die Eigenschaft (∗) aus Teil (b) hat (für die übrigen ist jeweils<br />

d i > i für i ∈ {1, 2}).<br />

(2, 2, 2, 3, 3) (2, 2, 2, 2, 2)<br />

Aufgabe 3. Wir betrachten Graphen mit ungerader Knotenzahl 2k + 1. Hat ein Graph<br />

mit<br />

(a) k Knoten vom Grad k und k + 1 Knoten vom Grad k + 1<br />

(b) k Knoten vom Grad k + 1 und k + 1 Knoten vom Grad k<br />

(c) 2k Knoten vom Grad k und einem Knoten vom Grad 2k<br />

(d) 2k Knoten vom Grad k + 1 und einem Knoten vom Grad 2k<br />

3


stets einen Hamilton-Kreis? (Begründung oder Gegenbeispiel!)<br />

Lösung (3 + 2 + 2 + 3 = 10 Punkte).<br />

(a) Sei G ein Graph mit insgesamt n = 2k + 1 Knoten, davon k Knoten vom Grad k<br />

und k + 1 Knoten vom Grad k + 1. Weiter sei i < n 2 < 2k+2<br />

2<br />

= k + 1, d. h. i ≤ k. Die<br />

Bedingung<br />

d i ≤ i =⇒ d n−i ≥ n − i<br />

für die Gradfolge (d i ) von G ist dann für alle i < k wegen d i = k erfüllt, und für<br />

i = k ist sie wegen d n−i = k + 1 = n − i ebenfalls erfüllt. Nach dem Satz von Chvátal<br />

besitzt G somit einen Hamilton-Kreis.<br />

Anmerkung. Einen solchen Graphen G = (X, E) mit k Knoten vom Grad k und k +1<br />

Knoten vom Grad k + 1 kann es nicht geben, denn andernfalls wäre die Summe<br />

n∑<br />

d i = k 2 + (k + 1) 2<br />

i=1<br />

der Valenzen von G ungerade; nach der Formel<br />

n∑<br />

d i = 2|E|<br />

i=1<br />

ist diese aber immer gerade, Widerspruch.<br />

Die Aussage aus der Aufgabe ist daher trivialerweise richtig.<br />

(b) Nicht jeder Graph mit k Knoten vom Grad k + 1, k + 1 Knoten vom Grad k und<br />

insgesamt 2k + 1 Knoten besitzt einen Hamilton-Kreis, wie das Beispiel<br />

für k = 1 zeigt.<br />

Allgemeiner gilt laut <strong>Vorlesung</strong>, dass der bipartite Graph<br />

K l,m = (l + m, { xy | x ∈ l, y ∈ m })<br />

genau dann einen Hamilton-Kreis besitzt, wenn l = m ist. Für jedes k ∈ N hat also<br />

K k,k+1 zwar k Knoten vom Grad k + 1 und k + 1 Knoten vom Grad k, besitzt aber<br />

keinen Hamilton-Kreis.<br />

K 3,4<br />

4


(c) Nicht jeder Graph mit 2k Knoten vom Grad k, einem Knoten vom Grad 2k und<br />

insgesamt 2k + 1 Knoten besitzt einen Hamilton-Kreis, wie erneut das Beispiel<br />

für k = 1 zeigt.<br />

Allgemeiner hat für jedes k ∈ N der Graph<br />

G k = ( X 1 ∪ X 2 ∪ {x}, P 2 (X 1 ∪ {x}) ∪ P 2 (X 2 ∪ {x}) )<br />

mit |X 1 | = |X 2 | = k und |X 1 ∪ X 2 ∪ {x}| = 2k + 1 zwar 2k Knoten vom Grad k<br />

und einen Knoten vom Grad 2k, aber keinen Hamilton-Kreis. In jedem Kreis in G k<br />

müsste nämlich mindestens zweimal der Knoten x auftreten, damit alle Ecken von<br />

G k durchlaufen würden.<br />

X 1 X 2<br />

x<br />

G 4<br />

(d) Sei k ∈ N und G = (X, E) ein Graph mit n = |X| = 2k + 1. Hat G nun 2k Knoten<br />

vom Grad k + 1 und einen Knoten vom Grad 2k, so ist für jedes x ∈ X der Grad<br />

d(x) ≥ k + 1 > n 2<br />

. Nach dem Satz von Dirac besitzt G dann einen Hamilton-Kreis.<br />

Aufgabe 4. Der Kantengraph eines Graphen G = (X, E) ist der Graph L(G) = (E, K)<br />

mit K = { ef ∈ P 2 E | e ∩ f ≠ ∅ }. Warum ist der Kantengraph<br />

(a) eines n-regulären Graphen (2n − 2)-regulär?<br />

(b) eines Eulerschen Graphen Hamiltonsch?<br />

(c) eines Eulerschen Graphen wieder Eulersch?<br />

Lösung (3 + 3 + 4 = 10 Punkte).<br />

(a) Die Ecken von L(G) = (E, K) sind gerade die Kanten von G = (X, E), und zwei<br />

verschiedene Kanten von G sind in L(G) genau dann adjazent, wenn es eine Ecke<br />

von G gibt, die mit beiden inzidiert. Der Grad d L(G) von xy ∈ E ergibt sich demnach<br />

als<br />

(∗) d L(G) (xy) = (d G (x) − 1) + (d G (y) − 1) = d G (x) + d G (y) − 2<br />

(da die Kante xy im Grad d G von x ∈ X bzw. y ∈ X jeweils gezählt wird, aber nicht<br />

mit sich selbst adjazent ist).<br />

Ist nun der Graph G n-regulär, so gilt nach (∗) für jede Ecke xy ∈ E<br />

d. h. L(G) ist (2n − 2)-regulär.<br />

d L(G) (xy) = n + n − 2 = 2n − 2,<br />

5


(b) Ist der Graph G Eulersch, so gibt es einen Eulerschen Rundweg (x 0 , . . . , x n ) in G,<br />

d. h. K = (x 0 x 1 , x 1 x 2 , . . . , x n−1 x n ) ist ein Kantenzug, in dem jede Kante von G<br />

genau einmal vorkommt, und es ist x 0 = x n . Damit ist K ein Hamilton-Kreis in<br />

L(G), der Kantengraph von G also Hamiltonsch.<br />

(c) Ist der Graph G Eulersch, so ist seine Kantenmenge endlich, und jeder Knoten von<br />

G hat einen geraden Grad. Folglich ist der Kantengraph L(G) endlich, und nach (∗)<br />

in Teil (a) hat auch jeder Knoten von L(G) geraden Grad. Mit Teil (b) ergibt sich<br />

außerdem, dass L(G) zusammenhängend ist, denn ein Hamilton-Kreis liefert insb.<br />

zwischen je zwei Knoten von L(G) einen Weg. Als endlicher zusammenhängender<br />

Graph, dessen Ecken alle gerade Valenz haben, besitzt L(G) laut <strong>Vorlesung</strong> einen<br />

Eulerschen Rundweg, der Kantengraph von G ist also Eulersch.<br />

Aufgabe 5 (Knacky). Warum ist der Kantengraph eines Hamiltonschen Graphen wieder<br />

Hamiltonsch?<br />

Lösung (10 Zusatzpunkte). Sei G = (X, E) ein Hamiltonscher Graph und (x 0 , x 1 , . . . , x n )<br />

ein Hamilton-Kreis in G. Dann ist die Kantenfolge<br />

Z = (x 0 x 1 , x 1 x 2 , . . . , x n−1 x n , x n x 0 , x 0 x 1 )<br />

ein Zykel im endlichen Kantengraphen L(G). Sei ˜Z = (e 0 , e 1 , . . . , e m−1 , e m , e 0 ) ein maximaler<br />

Zykel in L(G), in dem alle Kanten aus Z vorkommen.<br />

Annahme: Es gibt eine Kante x i x j ∈ E, die nicht in ˜Z auftritt. Da x i ∈ X vom<br />

Hamilton-Kreis (x 0 , . . . , x n ) durchlaufen wird, gibt es ein k ∈ {0, . . . , m−1} mit e k = xx i<br />

und e k+1 = x i y für geeignete Knoten x, y ∈ X. Dann ist jedoch<br />

(e 0 , . . . , e k , x i x j , e k+1 , . . . , e m , e 0 )<br />

ein Zykel in L(G), der echt länger ist als ˜Z – im Widerspruch <strong>zur</strong> Maximalität von ˜Z.<br />

Also durchläuft ˜Z bereits alle Ecken des Graphen L(G), und dieser ist demnach Hamiltonsch.<br />

6

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