NKW 2 2013 - Amz.de
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Nkw-Markt austria<br />
Per HuckePack<br />
Per Huckepack auf <strong>de</strong>n Brenner – so könnte einer Studie zufolge künftig <strong>de</strong>r Güterverkehr<br />
auf <strong>de</strong>r Brennerautobahn, <strong>de</strong>r am meisten befahrenen Transitstraße zwischen Italien und Österreich,<br />
ablaufen. Ziel ist es, die CO2-Emissionen drastisch zu reduzieren.<br />
Zukunftsmusik: So könnte einer Studie zufolge in<br />
Zukunft <strong>de</strong>r Lkw-Verkehr am Brenner aussehen.<br />
Ein elektrifiziertes Schlepperfahrzeug nimmt die<br />
Vor<strong>de</strong>rachse <strong>de</strong>s Sattelschleppers und beför<strong>de</strong>rt<br />
das gesamte Gespann quasi „huckepack“ auf<br />
<strong>de</strong>n Brenner.<br />
(Foto: ÖVK)<br />
<strong>de</strong>s Lkw-Zugs müsse das Steuer im Schlepper<br />
übernehmen – und <strong>de</strong>r geschleppte Zug ist<br />
unbemannt. Während jedoch bei <strong>de</strong>n Varianten<br />
1 und 2 Kostenersparnisse für <strong>de</strong>n Frächter<br />
von bis zu 20 Euro pro Alpenüberquerung und<br />
schwerem Sattelzug errechnet wur<strong>de</strong>n – bei<br />
einer gleichzeitigen Reduktion <strong>de</strong>r CO2-Emissionen<br />
von 62 Kilogramm – ist bei Variante 3<br />
<strong>de</strong>r Brenneranstieg höchstens kostenneutral –<br />
wobei allerdings 55 Kilogramm weniger CO2-<br />
Emission anfallen wür<strong>de</strong>n.<br />
voN Lutz LiscHka<br />
Die Brennerautobahn ist die am meisten befahrene<br />
Transitstraße zwischen Italien und Österreich.<br />
Im Jahr 2010 passierten täglich rund<br />
5.200 Lkw und Sattelzugmaschinen mit o<strong>de</strong>r<br />
ohne Anhänger <strong>de</strong>n Brennerpass, was hochgerechnet<br />
rund 1,9 Millionen Lkw pro Jahr ergibt.<br />
Die gesundheitsschädlichen Emissionen,<br />
die vor allem <strong>de</strong>r Anrainer schlucken müssen,<br />
übertreffen trotz vieler Verbesserungsmaßnahmen<br />
im Antriebsstrang <strong>de</strong>r Lkw die zulässigen<br />
Höchstwerte um ein Vielfaches.<br />
aktueLLe studie<br />
Der Österreichische Verein für Kraftfahrzeugtechnik<br />
(ÖVK) hat eine Studie <strong>de</strong>r Technischen<br />
Universität Wien finanziert, um aufzu<strong>de</strong>cken,<br />
ob und wie weit eine Elektrifizierung <strong>de</strong>r Alpenüberquerung<br />
schwerer Brummer eine Entlastung<br />
bringen könnte. Drei Möglichkeiten<br />
wur<strong>de</strong>n dabei unter die Lupe genommen:<br />
• Hybrid-Sattelschlepper mit Stromversorgung<br />
über eine Oberleitung, ähnlich <strong>de</strong>n Stadtbussen,<br />
aber ohne Traktions-Batterie;<br />
• eine Elektro-Zugmaschine, mit <strong>de</strong>r am Fuß<br />
<strong>de</strong>s Brenners <strong>de</strong>r Lkw-Zug umgesattelt wird<br />
und die dann ebenfalls mit einem Gleitbügel<br />
zur Stromversorgung an <strong>de</strong>r Oberleitung<br />
hängt;<br />
• sowie ein eigens bereit gestellter elektrischer<br />
Sattelschlepper für <strong>de</strong>n gesamten Lkw-Zug.<br />
Er nimmt die Vor<strong>de</strong>rachse <strong>de</strong>s Sattelschleppers<br />
auf und schleppt das gesamten Gespann<br />
huckepack über die zum Teil sechsprozentige<br />
Steigung bis in eine Höhe von 1.374 Meter.<br />
„Unter Variante 1 und 2 sind Verringerungen<br />
<strong>de</strong>r CO2-Emission über <strong>de</strong>n Brenner<br />
durch unter <strong>de</strong>n speziellen österreichischen<br />
Bedingungen pro Jahr um etwa 50 Kilotonnen<br />
möglich“, heißt es in <strong>de</strong>r Studie. „Nimmt man<br />
jedoch die <strong>de</strong>utlich ungünstigeren Stromproduktionsbedingungen<br />
mit einem etwa dreifach<br />
so hohen CO2-Emissionsfaktor wie etwa<br />
in Deutschland an, verliert sich <strong>de</strong>r Vorteil<br />
fast vollständig.“ Variante 3 scheine daher am<br />
vielversprechendsten – allerdings nur unter gewissen<br />
Voraussetzungen: Da bei <strong>de</strong>r Bergauffahrt<br />
auch das zusätzliche Gewicht <strong>de</strong>s Schleppers<br />
bewegt wer<strong>de</strong>n muss, ist bei <strong>de</strong>r Talfahrt<br />
ebenfalls <strong>de</strong>r Schleppereinsatz erfor<strong>de</strong>rlich,<br />
um die Rückgewinnung <strong>de</strong>r Energie beim<br />
Bergabbremsen zu ermöglichen. Aus finanziellen<br />
Grün<strong>de</strong>n könne aber kein zweiter Fahrer<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Chauffeur<br />
ÖkoLogiscHe vorteiLe<br />
„Da die nötigen jährlichen Fahrleistungen von<br />
150.000 Kilometern – auf entsprechen<strong>de</strong>n Steigungsstrecken<br />
erbracht – unter Variante 1 und<br />
Variante 2 nicht erfüllbar sein wer<strong>de</strong>n, können<br />
diese Varianten nicht empfohlen wer<strong>de</strong>n“, resümiert<br />
die Studie. „Es wäre eine komplette Neugestaltung<br />
<strong>de</strong>r Logistik im Transportwesen mit<br />
jeweiligem Umsatteln am Fuß <strong>de</strong>r Bergstraße<br />
notwendig, um elektrisch die Steigungsstrecke<br />
zu befahren. Unter optimalen Systembedingungen<br />
– und <strong>de</strong>r Annahme, dass eine ausreichend<br />
große Zahl an Gebirgsautobahnen mit<br />
oberleitungsgeführten Schleppfahrzeugen betrieben<br />
wer<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n Systempreis niedrig zu<br />
halten, und bei Bereitstellung von überwiegend<br />
regenerativ erzeugtem Strom, – kann Variante 3<br />
ökologische Vorteile bringen und finanziell<br />
tragbar sein“, heißt es dort weiter.<br />
Immerhin konnte in <strong>de</strong>r Studie nachgewiesen<br />
wer<strong>de</strong>n, dass durch die elektrische Traktion<br />
etwa 60 Prozent <strong>de</strong>r am Brenner entstehen<strong>de</strong>n<br />
CO2-Emissionen von schweren Nutzfahrzeugen<br />
vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n könnten. Bessere Umweltbedingungen<br />
also für die Anrainer, gleichzeitig<br />
wäre allerdings <strong>de</strong>r österreichische Staat<br />
<strong>de</strong>r große Verlierer: „Dem möglichen individuellen<br />
Vorteil für Frächter am Brenner“, schreibt<br />
die Studie, „stün<strong>de</strong> ein <strong>de</strong>utlicher Mineralölsteuerausfall<br />
mit über zehn Millionen jährlich<br />
gegenüber.“ ◀<br />
52 2-<strong>2013</strong>