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fachteil ofenbau<br />
fachteil ofenbau<br />
ist also zwar ein Gegenentwurf zu den techniklastigen Wohnmaschinen.<br />
Aber es ist keine Absage an die Technik an sich:<br />
Der technische Fortschritt wird genutzt, um in weniger Technik<br />
leben zu dürfen.<br />
Weglassen als Philosophie<br />
Was sich «na-dis-na» zeigt: Das «Holzhaus der Zukunft» ist<br />
ein Kunstwerk des Weglassens. Das Haus verzichtet auf den<br />
betonierten Keller, auf pseudomässige Erkerchen, die nur die<br />
Gebäudehülle schwächen. Verzichtet wird weiter auf übermässige<br />
Fensterfronten. Und komplett weggelassen werden<br />
die Lüftungsinstallationen. Es hat keine Radiatoren, keinen<br />
Haustechnikraum, weil die ganze Haustechnik in einem<br />
Schrank Platz hat. Das so konzipierte Holzhaus ist für Lüftungsinstallateure<br />
und Heizungstechniker der real existierende<br />
Alptraum.<br />
Die Wände sorgen für das Wohnklima<br />
Der Schlüssel zu mehr Natürlichkeit, Wohnlichkeit und Sinnlichkeit<br />
ist die Wand. Denn in der Wand steckt die zentrale<br />
Botschaft. Sie lautet so: «Wenn eine Gebäudehülle ohne jede<br />
Schwachstelle und aus durchwegs natürlichen, lebensfreundlichen<br />
Materialien gebaut wird, dann führen die Eigenschaften<br />
dieser Hülle direkt zu einem gesunden, behaglichen<br />
Wohnklima – ganz ohne aufwändige Haustechnik»<br />
Die Wände des zukunftsträchtigen Holzhauses sind niemals<br />
mit Dampfsperren versiegelt. Sie sind dafür hygroskopisch,<br />
feuchteausgleichend, dampfdurchlässig. Sie nehmen Feuchtigkeit<br />
auf und geben Feuchtigkeit ab. Über eine Tonne Wasser<br />
steckt in der Masse eines modernen Holz-Einfamilienhauses –<br />
ein riesiger, organischer Feuchtigkeitsspeicher also, der lautlos,<br />
stromlos, durchzugslos dafür sorgt, dass die Luftfeuchtigkeit im<br />
Haus immer um die 50 bis 60 Prozent beträgt. Ein Wert, der für<br />
unsere Gesundheit als besonders zuträglich gilt.<br />
Weil das Haus seine eigene, organische «Klimaanlage» ist,<br />
braucht es keine Zwangslüftung. Die künstliche Belüftung würde<br />
die Selbstregulierung des Raumklimas nicht unterstützen,<br />
sondern behindern.<br />
Kluge Vereinfachung<br />
Wir spielen ja hier Puzzle und kein Versteckspiel und müssen darum<br />
nicht lange um den heissen Brei herumreden: Wer heute behauptet,<br />
eine nach streng ökologischen Kriterien gebaute Wand aus natürlichen<br />
Materialien mache die Klimanlage überflüssig, wird selbstverständlich<br />
dem Lager der «minergiekritischen Stimmen» zugeordnet.<br />
Da gebe ich Ihnen recht. Trotzdem mag ich es nicht, mich auf den<br />
Minergiekritiker reduzieren zu lassen. Die Minergie-Wegbereiter haben<br />
viel dazu beigetragen, dass die Debatte über energiesparendes<br />
Bauen und Wohnen entstand. Das «Holzhaus der Zukunft» versteht<br />
sich einfach als grundlegend andere Antwort. Es steht für kluge<br />
Vereinfachung statt für techniklastige Lösungsansätze.<br />
Märchen nicht mehr glauben<br />
Warum stehen erst so wenige «Holzhäuser der Zukunft» in der<br />
Landschaft? Es ist vielleicht wegen des modernen Märchens vom<br />
«Recht auf billige Energie»? Einige behaupten gar, das «Recht<br />
Einfachheit bedeutet eine funktionale Architektur: Zum Beispiel, wenn<br />
eine lange Tischplatte von Wand zu Wand einen Schreibtisch überflüssig<br />
macht …<br />
auf billige Energie» sei ein eigentliches Menschenrecht. Diese<br />
Behauptung ist nicht nur grober Unfug, sie ist auch wahnsinnig<br />
schädlich. Wegen dieses Märchens werden immer noch<br />
Häuser gebaut, die für alle, denen die Zukunft des Planeten<br />
am Herzen liegt, ein Dorn im Auge sein sollten. Nur, weil das<br />
Märchen weiter und weiter erzählt wird, stecken sich viele mit<br />
ihren Kindern in merkwürdige Gebäude aus Materialien, die<br />
lebensfeindlich, aber halt billig sind. Die viel zu billige Energie<br />
machts möglich. Sie zweifeln? Dann vergegenwärtigen Sie sich<br />
bitte der Unmengen an Baustoffen, die beim Rückbau dereinst<br />
als Sondermüll entsorgt werden müssen. Nicht so beim «Holzhaus<br />
der Zukunft». Es entsteht. Es steht. Und wenn es einmal<br />
nicht mehr stehen soll, wirds wieder – zu einem Haufen Holz.<br />
Rücksicht auf die Umgebung<br />
Man kann die Landschaft nicht nur mit sondermüllreichen Billigbauten<br />
zersiedeln, sondern auch mit Holzhäusern. Alleine<br />
mit der Devise «Holz» lässt sich die «Hüslipest» nicht kurieren.<br />
Ein Holzhaus wird erst zum «Holzhaus der Zukunft», wenn<br />
es die Landschaft berücksichtigt: Nicht auf der frisch eingezonten<br />
grünen Wiese, sondern im gewachsenen Quartier, wo<br />
das Holzhaus einen zweifelhaften, mit Öl befeuerten Altbau<br />
ersetzen darf. Und ganz generell gehört zu diesem Holzhaus<br />
gute Architektur. Einen steilen Hang bis zum Gehtnichtmehr<br />
aufzuschütten, um eine topfebene Fläche zu erhalten, auf die<br />
sich dann ein «Ökohäuschen» aus dem Katalog stellen lässt, hat<br />
weder mit Ökologie noch mit guter Architektur etwas zu tun.<br />
Tanja Schlup erzählt über ihr Haus: «Es ist ein Haus, das über seine Einfachheit auch Werte aufzeigt. Den Wert, den einzigen Ofen im Haus mit Holz<br />
einzufeuern. Den Wert, in einem einfachen Haus komfortabel leben zu können.»<br />
…. oder wenn aus einer Nische dank einigen Tablaren ein Büchergestell wird.