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Kanzlei & Persönliches<br />

Kanzleimanagement<br />

Was viele Steuerberater als lästiges und zeitaufwendiges<br />

Pflichtprogramm empfin<strong>de</strong>n,<br />

kann ein sehr wirkungsvolles Instrument<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiterführung sein – davon ist Kanzleiberater<br />

Uwe Saller aus <strong>de</strong>m bayerischen<br />

Forchheim und Mitglied im Steuerberaternetzwerk<br />

Delfi-Net überzeugt. Wenn man<br />

einige Kniffe beachte und <strong>de</strong>m Mitarbeiter<br />

dabei Wertschätzung entgegenbringe, wirke<br />

das Jahresgespräch motivierend und könne<br />

entschei<strong>de</strong>nd zum Kanzleierfolg beitragen.<br />

„Das Jahresgespräch sollte das Jahresevent<br />

für <strong>de</strong>n Mitarbeiter sein“, sagt <strong>de</strong>r Kommunikationsprofi,<br />

„hier wer<strong>de</strong>n seine Arbeitsleistung<br />

und Aufgabenerledigung gewürdigt, die<br />

Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Team und <strong>de</strong>m<br />

Chef honoriert und Entwicklungsmöglichkeiten<br />

besprochen.“ Die meisten Mitarbeiter<br />

wünschten sich eine gute Kommunikationskultur<br />

in <strong>de</strong>r Kanzlei und mehr verbale<br />

Anerkennung, sagt er. „Wir haben bei uns<br />

im Netzwerk eine Mitarbeiterbefragung mit<br />

mehr als 500 Teilnehmern durchgeführt.<br />

Über alle Generationen wünschen sich 90<br />

Prozent <strong>de</strong>r Befragten konstruktive Mitarbeitergespräche.<br />

Die meisten Mitarbeiter beklagen<br />

jedoch, dass in Kanzleien zu wenig gelobt<br />

wird“, so Saller. Auch für die Chefs böten die<br />

Jahresgespräche eine wichtige Chance: „I<strong>de</strong>alerweise<br />

schafft man es, die Bedürfnisse <strong>de</strong>s<br />

Mitarbeiters zu erfahren und Vertrauen aufzubauen.<br />

Das kann die Mitarbeiterbindung<br />

an die Kanzlei enorm stärken.“<br />

Doch wie schafft man es, das Jahresgespräch<br />

erfolgreich zu führen und es nicht zu einem<br />

Gehaltsgespräch wer<strong>de</strong>n zu lassen? Nach<br />

Uwe Sallers Erfahrung verursacht die Angst<br />

vor <strong>de</strong>n Gehaltsfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>n Kanzleichefs am meisten Magendrücken,<br />

wenn sie ins Jahresgespräch gehen. „Gehaltsgespräche<br />

sollten vom Jahresgespräch<br />

bestenfalls entkoppelt wer<strong>de</strong>n“, empfiehlt<br />

er <strong>de</strong>shalb. „Der Steuerberater sollte genügend<br />

Zeit für die Vorbereitung <strong>de</strong>s Gesprächs<br />

einplanen und auch <strong>de</strong>n Mitarbeiter gut auf<br />

das Gespräch vorbereiten. Dann wird auch<br />

dieser wissen, dass es kein Gehaltsgespräch<br />

sein kann.“<br />

Die Vorbereitung<br />

Personalgespräche nehmen mitunter viel<br />

Zeit in Anspruch und sind noch dazu keine<br />

abrechenbaren Stun<strong>de</strong>n. Produktiv sind sie,<br />

sofern gut geführt, aber <strong>de</strong>nnoch. Der größte<br />

Fehler ist oft die mangeln<strong>de</strong> Vorbereitung<br />

kombiniert mit fehlen<strong>de</strong>n Informationen über<br />

<strong>de</strong>n Mitarbeiter über <strong>de</strong>n gesamten Beurteilungszeitraum.<br />

Ohne Langzeitaufzeichnungen wirken kurz<br />

vor <strong>de</strong>m Gespräch aufgetretene Fehler eines<br />

Mitarbeiters als negative Verstärker und<br />

beeinträchtigen die Beurteilung mitunter<br />

erheblich. Die Vorbereitung aufs nächste Mitarbeiterjahresgespräch<br />

beginnt im Prinzip<br />

sofort nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s vorhergehen<strong>de</strong>n<br />

– mit <strong>de</strong>m sukzessiven, strukturierten Sammeln<br />

<strong>de</strong>r nötigten Infos. „Ich empfehle, zu<br />

je<strong>de</strong>m Mitarbeiter einen Ordner o<strong>de</strong>r ein<br />

Notizbuch anzulegen, wo man regelmäßig<br />

übers gesamte Jahr Beobachtungen notiert.“<br />

Tatsächlich hat eine aktuelle Studie zu Mitarbeitergesprächen<br />

<strong>de</strong>r Düsseldorfer Personaldiagnostikfirma<br />

Metaberatung ergeben,<br />

dass die meisten Mitarbeiter die von ihren<br />

Vorgesetzten getroffenen Beurteilungen als<br />

willkürlich empfin<strong>de</strong>n – sie wür<strong>de</strong>n nicht<br />

ihren tatsächlichen Leistungen entsprechen.<br />

Mit langfristiger Dokumentation <strong>de</strong>r Mitarbeiterleistungen<br />

wür<strong>de</strong>n die Beurteilungen<br />

objektiver ausfallen, pflichtet <strong>de</strong>m Delfinet-<br />

Berater auch <strong>de</strong>r Buchautor und Kanzleiberater<br />

WP/StB Carsten Bach aus Köln bei. Zu<br />

einer guten Vorbereitung gehören für ihn<br />

außer<strong>de</strong>m:<br />

Rechtzeitige Einladung <strong>de</strong>s Mitarbeiters<br />

und Terminvereinbarung mit etwa zweiwöchigem<br />

Vorlauf (Datum, Ort, Zeit)<br />

Übergabe benötigter Unterlagen (etwa<br />

leerer Beurteilungsbogen für eine Selbsteinschätzung<br />

und eventuell für die Beurteilung<br />

<strong>de</strong>s Vorgesetzten)<br />

Einholung weiterer Meinungen im Vorfeld<br />

(soweit erfor<strong>de</strong>rlich)<br />

Festlegung <strong>de</strong>r Gesprächsziele, ergänzt um<br />

einen groben Gesprächsleitfa<strong>de</strong>n<br />

Festlegung <strong>de</strong>s Settings für eine angenehme<br />

Atmosphäre<br />

Zusammenstellung <strong>de</strong>r Informationen zur<br />

Person und Einsicht in frühere Unterlagen<br />

Detaillierte Rückschau einschließlich konkreter<br />

Beispiele unter Berücksichtigung<br />

vorliegen<strong>de</strong>r Beurteilungskriterien<br />

Analyse <strong>de</strong>r Beziehungsebene (Klärung<br />

<strong>de</strong>r eigenen Interessenlage und Befindlichkeit<br />

sowie <strong>de</strong>r voraussichtlichen Interessen,<br />

Bedürfnisse und <strong>de</strong>s Selbstbilds <strong>de</strong>s<br />

Mitarbeiters)<br />

Ausblick und Vorschläge für die neue Zielvereinbarung<br />

(abgeleitet aus <strong>de</strong>n Kanzleizielen),<br />

Entwicklungsmöglichkeiten<br />

Die Durchführung<br />

Das Mitarbeiterjahresgespräch laufe in mehreren<br />

Phasen ab, erläutert Carsten Bach.<br />

Neben <strong>de</strong>r Vorbereitung und <strong>de</strong>r Kontaktphase<br />

mit Ankündigung, Einladung und<br />

Terminabstimmung lassen sich <strong>de</strong>mnach im<br />

Gespräch selbst Einleitung (Smalltalk, Nennung<br />

<strong>de</strong>s Gesprächsziels), Kernphase sowie<br />

die Vereinbarungsphase unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Irene Winter<br />

ist ausgebil<strong>de</strong>te<br />

Personalreferentin<br />

und hat sich als freie<br />

Journalistin auf <strong>de</strong>n<br />

Schwerpunkt Personal<br />

spezialisiert.<br />

E-Mail: irene-winter<br />

@freenet.<strong>de</strong><br />

„In <strong>de</strong>r Kernphase entfallen grob 40 Prozent<br />

auf die Vergangenheitsanalyse und<br />

60 Prozent auf die Zukunftsplanung“, sagt<br />

Bach. „Zunächst sollte <strong>de</strong>r Mitarbeiter ausführlich<br />

seine Selbsteinschätzung äußern.<br />

Dann erfolgt die Frem<strong>de</strong>inschätzung durch<br />

<strong>de</strong>n Kanzleichef. Sie sollte mit konkreten<br />

und nachvollziehbaren Beispielen unterlegt<br />

sein. Abweichungen sollten besprochen<br />

wer<strong>de</strong>n. I<strong>de</strong>ntifizierte Lösungen können in<br />

die neue Zielvereinbarung einfließen. In <strong>de</strong>r<br />

Zukunftsplanung geht es um Erwartungen,<br />

die gemeinsame Abstimmung von Zielen und<br />

Festlegung ihrer Priorität sowie <strong>de</strong>r dazugehören<strong>de</strong>n<br />

Kriterien <strong>de</strong>r Erfolgsmessung.“<br />

In <strong>de</strong>r Vereinbarungsphase schließlich<br />

sollten die Ergebnisse <strong>de</strong>s Gesprächs zusammengefasst<br />

und dokumentiert wer<strong>de</strong>n – etwa<br />

im Beurteilungsbogen o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Zielvereinbarung.<br />

Die gemeinsame Unterschrift<br />

besiegelt die Abmachung. Wichtig sei ein<br />

positives Gesprächsen<strong>de</strong> mit Smalltalk und<br />

Ermutigung. „Es sollten keine offenen Fragen,<br />

<strong>de</strong>ren weitere Behandlung nicht geklärt<br />

ist, im Raum stehen bleiben“, empfiehlt Bach.<br />

Nachbereitung<br />

I<strong>de</strong>alerweise erfolgt im Anschluss eine<br />

Nachbereitung <strong>de</strong>s Gesprächs: Wie ist es<br />

verlaufen? Hatte <strong>de</strong>r Mitarbeiter ausreichend<br />

Re<strong>de</strong>zeit? War das Verhältnis zwischen Vergangenheitsanalyse<br />

und Zukunftsplanung<br />

ausgewogen? Was könnte man verbessern?<br />

Die erwähnte Studie von Metaberatung zeigt,<br />

dass 47 Prozent <strong>de</strong>r Befragten die Erfahrung<br />

gemacht haben, die Mitarbeitergespräche<br />

führten zu nichts. Was dort besprochen<br />

wur<strong>de</strong>, sei oft nach kürzester Zeit wie<strong>de</strong>r<br />

vergessen. Hilfreich ist es daher, vom Personalgespräch<br />

ein Protokoll anzufertigen,<br />

das im folgen<strong>de</strong>n Jahr Grundlage für weitere<br />

Gespräche bil<strong>de</strong>t.<br />

Zu<strong>de</strong>m seien regelmäßige Zwischengespräche<br />

motivierend, an <strong>de</strong>n Themen dranzubleiben.<br />

„Auch für Mitarbeiter ist ein Zwischengespräch<br />

oft hilfreich – als Erinnerung<br />

und Ansporn“, sagt Carsten Bach.<br />

42 SteuerConsultant 2 _ 13 www.steuer-consultant.<strong>de</strong>

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