Zur Studie - CARE Deutschland e.V.
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Gleichberechtigung und<br />
Stärkung von Frauen<br />
Wirkung der Arbeit von <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
2005-2012
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | August 2013<br />
Kroatien<br />
Bosnien -<br />
Herzegowina<br />
Serbien<br />
Montenegro<br />
Kosovo<br />
In diesem Bericht bezieht sich die männliche Form immer auch auf weibliche Personen. Auf konsequente Doppelbezeichnung wurde an einigen Stellen aufgrund besserer Lesbarkeit verzichtet.
Inhaltsangabe | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
Inhaltsangabe<br />
2<br />
Vorwort<br />
4<br />
Einleitung<br />
8<br />
Die Ziele<br />
10<br />
13<br />
19<br />
24<br />
28<br />
Veränderungen verstehen<br />
Aufbau einer nachhaltigen Zivilgesellschaft<br />
Verminderung des Gewaltrisikos<br />
Traditionelle Geschlechterrollen verändern<br />
Soziale Integration fördern<br />
34<br />
Die Beteiligung von Frauen am öffentlichen<br />
Leben verbessern<br />
37<br />
Ein Modell der Zusammenarbeit<br />
42<br />
44<br />
45<br />
Danksagung<br />
Abkürzungen<br />
Über <strong>CARE</strong>
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Vorwort<br />
Vorwort<br />
„Ich bin stolz, dass ich es gewagt habe“, sagte eines der Mädchen,<br />
die an einem <strong>CARE</strong>-Projekt teilgenommen hatten. Das<br />
Projekt sollte Roma-Mädchen in Serbien zu einer Ausbildung,<br />
mehr Selbstbewusstsein und einer eigenen Lebensplanung verhelfen.<br />
Sie sagte diesen Satz nach einem Streit mit ihrer Mutter<br />
über ihr Recht zur sexuellen Selbstbestimmung, eine Situation,<br />
wie sie weltweit zwischen vielen Eltern und heranwachsenden<br />
Kindern vorkommt. Es ist nicht die Absicht von <strong>CARE</strong>, Streit<br />
und Unfrieden in Familien zu verursachen. Vielmehr ermutigt<br />
die Organisation Mädchen, selbstbewusst zu sein, für ihre<br />
Rechte einzutreten, traditionelle Ansichten über die Rolle der<br />
Frau in der Gesellschaft infrage zu stellen und ihr Recht wahrzunehmen,<br />
eigene Lebensentscheidungen zu treffen.<br />
<strong>CARE</strong> bekämpft Armut und Benachteiligung auf der ganzen Welt<br />
durch die Stärkung von Frauen und Mädchen, weil wir glauben,<br />
dass ihr großes Potenzial häufig ungenutzt bleibt: das Potenzial,<br />
ihren Lebensunterhalt zu sichern, Entscheidungen zum<br />
Wohle der Gemeinschaft zu treffen und an einer besseren und<br />
gerechteren Gesellschaft mitzuarbeiten. Nicht zuletzt müssen<br />
Frauen und Mädchen auch deswegen gestärkt werden, weil ihnen<br />
immer wieder ihre Rechte verwehrt werden.<br />
In diesem Bericht geht es um <strong>CARE</strong>s Einsatz und Erfolge für<br />
mehr Gleichberechtigung auf dem Balkan in den letzten sieben<br />
Jahren. Unser Ziel ist es, Rechenschaft über unsere Arbeit<br />
abzulegen und zu zeigen, wie wir das Leben der Menschen,<br />
für die wir arbeiten, verändern. Wir möchten die Auswirkungen<br />
der Arbeit von <strong>CARE</strong> und unseren Partnern vorstellen, und<br />
den Prozess der Veränderung, die Methoden und Maßnahmen<br />
dokumentieren. Wir möchten zeigen, dass unsere Arbeit in<br />
den Balkan-Ländern sinnvoll ist, und dass unsere Ansätze und<br />
Wichtige Fakten in diesem Bericht:<br />
<strong>CARE</strong> und seine Partner<br />
unterstützten über<br />
90.000 Menschen<br />
in fünf Ländern der Region<br />
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
arbeitete mit 60<br />
lokalen NROs als direkte<br />
Partner zusammen<br />
100<br />
Mitarbeiter unserer<br />
Partnerorganisationen<br />
schlossen die weiterführende<br />
Schule oder<br />
weiterbildende Kurse ab<br />
645 65.000<br />
Menschen wurden durch<br />
<strong>CARE</strong>-Projekte zu Ausbildern<br />
oder Gruppenleitern<br />
Projektteilnehmer waren unmittelbar an<br />
Aktivitäten zur Bewusstseinsbildung und<br />
Interessenvertretung beteiligt<br />
2
Vorwort | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
Methoden einen sichtbaren Unterschied bewirken konnten.<br />
Gleichzeitig möchten wir auch aus der Analyse lernen um in<br />
unserer zukünftigen Arbeit darauf zurückgreifen zu können.<br />
Die Informationen in diesem Bericht stammen aus einer externen<br />
Evaluation unserer Projekte, einer Prüfung von Projektdokumenten<br />
und Auswertungen, Interviews und Gruppendiskussionen<br />
sowie einer Online-Umfrage zur Erhebung von<br />
quantitativen und qualitativen Daten.<br />
Dieser Bericht richtet sich an ein breites Publikum: an unsere<br />
Partner und andere Beteiligte auf dem Balkan, an gleichgesinnte<br />
NROs in der Region, an <strong>CARE</strong>-Büros in anderen Teilen<br />
der Welt, an unsere Geldgeber und die Medien.<br />
Die Länder, in denen wir arbeiten, sind geprägt von wirtschaftlicher<br />
Instabilität, den Folgen ethnischer Konflikte und<br />
der Kriege der 1990er Jahre, sowie von Ungleichheit der Geschlechter<br />
und der Ausgrenzung von Minderheiten. All diese<br />
Faktoren führten zu vermehrter Armut und Ungerechtigkeit.<br />
Unsere Arbeit fußt auf unserer Partnerschaft mit lokalen zivilgesellschaftlichen<br />
Organisationen, Bürgern und Regierungen,<br />
ohne die kein langfristiger Wandel möglich wäre. Jedes unserer<br />
Projekte gründet auf der Arbeit lokaler Partner. Jeder Erfolg,<br />
den wir in diesem Bericht aufführen, ist vor allem ihr Erfolg.<br />
Dieser Bericht will zeigen, was sie bisher erreichen konnten<br />
und darüber hinaus auch andere ermutigen, diese bedeutende<br />
Arbeit fortzuführen. Viele Frauen und Mädchen auf dem Balkan<br />
benötigen weiterhin Unterstützung, um ihre eigenen Möglichkeiten<br />
wahrnehmen und ein selbstbestimmtes Leben führen<br />
zu können.<br />
Zvjezdana Batkovic, Regionale Programmberaterin,<br />
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
Sherine Ibrahim, Stv. Regionaldirektorin für Programmqualität<br />
Europa/Naher Osten, <strong>CARE</strong> USA<br />
Felix Wolff, Regionaldirektor Balkan,<br />
<strong>CARE</strong> <strong>Deutschland</strong>-Luxemburg<br />
3
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Einleitung<br />
Einleitung<br />
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
<strong>CARE</strong> arbeitet seit 1992 auf dem Balkan und leistete während<br />
des gewaltsamen Zerfalls Jugoslawiens und der darauffolgenden<br />
Kriege humanitäre Hilfe. In der Nachkriegszeit gründeten<br />
sich neue Staaten, die sich heute in einem sozioökonomischen<br />
Übergang befinden. Die Region ist noch immer von wachsender<br />
Armut, sozialer Ungerechtigkeit, wirtschaftlichen Problemen<br />
und politischer Manipulation gekennzeichnet.<br />
Heute unterstützt <strong>CARE</strong> ausgegrenzte und benachteiligte Gruppen<br />
auf dem Balkan, um ihre wirtschaftliche und soziale Situation<br />
zu verbessern. <strong>CARE</strong> engagiert sich mit Maßnahmen zur<br />
Konfliktprävention und Friedensbildung, zur Schaffung nachhaltiger<br />
Lebensgrundlagen, zur Gleichberechtigung und zur<br />
Prävention von Gewalt gegen Frauen.<br />
Dabei ist <strong>CARE</strong> in fünf Ländern der Region aktiv; in Bosnien-<br />
Herzegowina, Serbien, Kroatien, Montenegro und im Kosovo 1 .<br />
Obwohl in den letzten 20 Jahren Fortschritte im Kampf gegen<br />
Armut und Ungleichheit erzielt werden konnten, spielen soziale<br />
Unterschiede und Spannungen als Folge der langjährigen<br />
Konflikte noch immer eine große Rolle. Gleichzeitig schwächen<br />
Korruption und schlechte institutionelle Rahmenbedingungen<br />
die Entwicklung funktionierender staatlicher Strukturen.<br />
Im Zentrum der Arbeit von <strong>CARE</strong> stehen die Gleichberechtigung<br />
der Geschlechter und die Stärkung von Mädchen und<br />
Frauen. Die durchgeführten Projekte und Maßnahmen auf dem<br />
Balkan sollen gleichzeitig eine Stärkung von Frauen und Minderheiten<br />
bewirken. So wird beispielsweise der Aufbau einer<br />
starken Zivilgesellschaft unterstützt, die eine aktive Rolle im<br />
sozialen und politischen Leben spielt. Wir arbeiten mit lokalen<br />
zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammen, damit<br />
sie die betreffenden Gemeinschaften besser unterstützen, eine<br />
bessere Verbindung zur lokalen Regierung aufbauen und in Zukunft<br />
ohne die Unterstützung von <strong>CARE</strong> erfolgreich und wirksam<br />
arbeiten können.<br />
Herausforderungen auf dem Balkan<br />
<strong>CARE</strong> kämpft für die Gleichberechtigung der Geschlechter, die<br />
Rechte ethnischer Minderheiten und anderer sozial oder wirtschaftlich<br />
ausgegrenzter Gruppen auf dem Balkan, vor allem<br />
für die Rechte von Frauen und Mädchen. Sie sind besonders<br />
häufig Opfer von sozialer Ausgrenzung, Diskriminierung, Gewalt<br />
und Armut. In besonderer Weise gilt dies für Frauen und<br />
Mädchen der Roma, die in der gesamten Region noch immer<br />
auf Ablehnung und Diskriminierung stoßen.<br />
Obwohl die Rechte von Frauen und Minderheiten im Allgemeinen<br />
durch Gesetze geschützt sind, bleibt deren Einhaltung und<br />
Umsetzung in vielen Fällen aus. Der Balkan erfährt seit einiger<br />
Zeit eine Wiederbelebung traditioneller und patriarchalischer<br />
Normen und Verhaltensweisen über die Grenzen sozialer, religiöser<br />
und ethnischer Gruppen hinaus. Höhere Arbeitslo-<br />
Die Brücke über den Fluss Ibar verbindet und trennt zugleich die Stadt Mitrovica im Kosovo – ein Symbol der ethnischen Konflikte auf dem Balkan.<br />
1<br />
Unter UNSCR 1244/99<br />
4
Einleitung | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
sigkeit unter Frauen, starke Lohnunterschiede zwischen den<br />
Geschlechtern, eine steigende Anzahl weiblich geführter Haushalte<br />
und der Zusammenbruch unterstützender Strukturen zur<br />
Teilnahme am öffentlichen Leben zeigen, dass diese Entwicklung<br />
die Gleichberechtigung von Frauen und Mädchen, aber<br />
auch die Weiterentwicklung der Demokratie und Wirtschaft in<br />
der Region, insgesamt gefährdet. Ein aktives politisches Engagement<br />
von Frauen auf lokaler wie nationaler Ebene bleibt in<br />
der Region gering.<br />
Ein anderes, weitverbreitetes Problem sind Vorurteile und<br />
Feindseligkeiten gegenüber Minderheiten. Besonders Roma<br />
sind von Diskriminierung und Ausgrenzung in jedem Gesellschaftsbereich<br />
betroffen, sei es im Gesundheitswesen, im<br />
Zugang zu Bildung oder dem Arbeitsmarkt. Roma-Frauen und<br />
-Mädchen sind besonders von Armut und Vorurteilen betroffen,<br />
da sie außerhalb wie auch innerhalb ihrer Gemeinschaften<br />
unter Benachteiligung und Ausgrenzung leiden. Traditionelle<br />
patriarchalische Verhaltensweisen resultieren für Frauen in der<br />
Regel in einem geringen Bildungsniveau und in wirtschaftlicher<br />
Abhängigkeit von Männern. Mehrere Projekte von <strong>CARE</strong><br />
auf dem Balkan arbeiten deshalb mit Roma-Gemeinschaften<br />
zusammen, um soziale Ungerechtigkeiten zu beseitigen. Daneben<br />
setzt sich <strong>CARE</strong> dafür ein, dass die Rechte von Frauen und<br />
Mädchen durch Gesetze, Behörden und Institutionen entsprechend<br />
geschützt werden.<br />
Die heutige Generation junger Männer auf dem Balkan sieht<br />
sich ebenfalls mit Schwierigkeiten konfrontiert, die aus den<br />
jahrelangen Konflikten in der Region entstanden sind. Tradierte<br />
Vorstellungen von Männlichkeit sowie Veränderungen der<br />
soziokulturellen und politischen Identität beeinflussen sowohl<br />
ihr Erfahren von als auch ihre Einstellung zu Gewalt. Dabei<br />
spielt es keine Rolle, ob es sich um Gewalt gegen Frauen, gegenüber<br />
Gleichaltrigen, um homophobe oder fremdenfeindliche<br />
Gewalt handelt. <strong>CARE</strong> arbeitet gemeinsam mit Männern<br />
und Jungen für eine gerechtere Gesellschaft, die auf der Achtung<br />
der Menschenrechte basiert. Wir haben die Notwendigkeit<br />
erkannt, mit und für Jugendliche zu arbeiten und richten einen<br />
besonderen Fokus auf Jungen und Männer. Anhand neuer Bildungsmethoden<br />
fördern wir entsprechend die Gleichberechtigung<br />
der Geschlechter, eine gesunde Lebensweise und gewaltloses<br />
Verhalten.<br />
Warum dieser Bericht?<br />
Die letzten sieben Jahre hinweg standen Gleichberechtigung<br />
und die Stärkung von Frauen im Mittelpunkt der Arbeit von<br />
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan. <strong>CARE</strong> legt bei der Armutsbekämpfung<br />
weltweit einen besonderen Schwerpunkt auf die Stärkung von<br />
Frauen und Mädchen. Auf dem Balkan richten wir seit einiger<br />
Zeit unsere Arbeit nach einem programmatischen statt einem<br />
projektbasierten Ansatz aus 2 . Unsere 2010 entwickelte län-<br />
2<br />
Der programmatische Ansatz richtet die Prioritäten unserer Organisation neu aus, um eine dauerhafte Wirkung zu erreichen und die tiefer liegenden Ursachen von Armut zu bekämpfen. Er wurde von <strong>CARE</strong> entwickelt, um<br />
unsere Ziele und die dafür nötigen langfristigen Veränderungen besser erreichen und dokumentieren zu können. Ein ‘Programm’ ist ein zusammenhängendes Geflecht von Maßnahmen und Initiativen, das ein längerfristiges<br />
Engagement für eine benachteiligte, ausgegrenzte oder gefährdete Gruppe darstellt, um eine umfassende und dauerhafte Wirkung zu erzielen.<br />
5
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Einleitung<br />
gerfristige Strategie für die Region konzentriert sich auf die<br />
beiden Kernthemen Gleichberechtigung der Geschlechter und<br />
soziale sowie wirtschaftliche Integration.<br />
Nach dieser Strategie soll unsere Arbeit nicht nur Ergebnisse in<br />
einzelnen Projekten erzielen, sondern darüber hinaus zu einem<br />
umfassenden sozialen Wandel beitragen. Dieses Ziel verfolgt<br />
<strong>CARE</strong> gemeinsam mit lokalen und internationalen Organisationen<br />
sowie engagierten Einzelpersonen. Der vorliegende Bericht<br />
befasst sich damit, was wir in diesem Gesamtzusammenhang<br />
erreichen konnten und erreichen können. Wir wollen die<br />
großartige Arbeit unserer lokalen Partner vorstellen, ihnen ein<br />
Forum bieten, ihren Beitrag darstellen und ihren Einsatz für<br />
gerechte Gesellschaften würdigen.<br />
Es ist uns wichtig zu verstehen, wie unsere Arbeit zu positivem<br />
Wandel beiträgt, um für unsere zukünftige Arbeit daraus lernen<br />
zu können. Mit diesem Bericht wollen wir unseren Einsatz und<br />
Beitrag für die Gleichstellung von Männern und Frauen auf dem<br />
Balkan schildern. Indem wir dieses Wissen mit unseren Partnern,<br />
Unterstützern und der Öffentlichkeit teilen, wollen wir<br />
zeigen, dass positive Veränderungen möglich sind, auch wenn<br />
sie Zeit benötigen.<br />
<strong>CARE</strong>s Programm zur Gleichstellung<br />
von Männern und Frauen<br />
<strong>CARE</strong> setzt sich für bessere Lebenschancen und soziale<br />
Gerechtigkeit für Frauen und Mädchen ein, die durch<br />
Gewalt, Benachteiligung und Armut gefährdet sind. Wir<br />
stärken und unterstützen regionale, nationale und lokale<br />
zivilgesellschaftliche Organisationen und Netzwerke<br />
und helfen ihnen, Gleichberechtigung und Vielfalt<br />
zu fördern und die Zukunft der Region zu gestalten.<br />
<strong>CARE</strong>s Programm zur Gleichstellung von<br />
Männern und Frauen<br />
fördert die Vielfalt und Gewaltfreiheit durch die Stärkung lokaler<br />
und regionaler Akteure und durch die Schaffung von Möglichkeiten<br />
zur Innovation, Mitwirkung, Bildung, Kooperation<br />
und Interessenvertretung. Dabei ist die Zusammenarbeit mit<br />
Frauenrechtsgruppen, Organisationen für Jugend- und Minderheitenrechte,<br />
Netzwerken gegen Menschenhandel, Regierungsinstitutionen<br />
und den Medien für unsere Arbeit unerlässlich.<br />
Jungen und Mädchen verdienen gleiche Chancen in ihrem Leben.<br />
6
Einleitung | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
Frauen und Männer können nur durch gemeinsames und respektvolles Zusammenleben positive Veränderungen bewirken.<br />
Das Ziel des Programms ist die Schaffung von Chancen und sozialer<br />
Gerechtigkeit für Frauen und Mädchen. Durch verbesserte<br />
Kenntnisse der lokalen Zivilgesellschaft hofft <strong>CARE</strong>, zu einer<br />
umfassenden Durchsetzung bestehender Gesetze gegen Diskriminierung<br />
und Gewalt gegen Frauen beitragen zu können. Außerdem<br />
müssen sich Einstellungen und Verhaltensweisen der<br />
Menschen in Bezug auf Gleichberechtigung positiv verändern<br />
und mehr wirtschaftliche und gesellschaftliche Möglichkeiten<br />
und Beteiligung für sozial benachteiligte Frauen und Mädchen<br />
geschaffen werden.<br />
<strong>CARE</strong> erwartet, dass sein Engagement zu einem Rückgang geschlechtsspezifischer<br />
Gewalt, der Bereitstellung angemessener<br />
psychosozialer Hilfe für Überlebende sexualisierter Gewalt und<br />
besseren Bildungs- und Arbeitschancen führen wird. Außerdem<br />
werden Wege gefunden, Präventionsmaßnahmen gegen Gewalt<br />
und Diskriminierung in das staatliche Bildungssystem zu integrieren.<br />
<strong>CARE</strong> arbeitet für die wachsende Achtung der Frauenrechte in<br />
der Bevölkerung und die Bereitschaft, sich ernsthaft mit Themen<br />
wie Diskriminierung und den Problemen benachteiligter<br />
Bevölkerungsgruppen auseinanderzusetzen. Ziel sind zukunftsorientierte<br />
und demokratischere Gesellschaften auf dem Balkan.<br />
7
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Die Ziele<br />
Die Ziele: <strong>CARE</strong>s Programm zu Gleichberechtigung<br />
und Stärkung von Frauen<br />
<strong>CARE</strong> wählte für die Analyse in diesem Bericht insgesamt 17<br />
Projekte zur Gleichberechtigung und Stärkung von Frauen aus.<br />
Acht dieser Projekte wurden in einem Land umgesetzt, neun<br />
sind regionale Programme, die in drei oder vier Ländern verwirklicht<br />
wurden. Die Mehrzahl der Projekte wurde über einen<br />
Zeitraum von drei bis vier Jahren mit folgenden Zielsetzungen<br />
umgesetzt:<br />
• Verminderung von geschlechtsspezifischer Gewalt, Schaffung<br />
eines positiven Umfelds für die Achtung der Menschenrechte<br />
von Frauen und die Zunahme von Gleichberechtigung durch<br />
lokale Frauenorganisationen – ein zweijähriges Projekt in Bosnien-Herzegowina,<br />
Serbien und Kroatien.<br />
• Verbesserung der Fähigkeiten lokaler Organisationen und<br />
Netzwerke, auf Fälle von Menschenhandel zu reagieren und<br />
sich für notwendige Gesetzesänderungen einzusetzen, eine<br />
Stärkung regionaler Zusammenarbeit von NROs und Behörden<br />
sowie Aufklärung über Gefahren des Menschenhandels unter<br />
den sozial schwächsten Gemeinschaften – drei dreijährige Zyklen<br />
nationaler Projekte, durchgeführt in Kroatien, Serbien und<br />
Montenegro gefolgt von sechs zwei- bis dreijährigen regionalen<br />
Initiativen in Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Serbien und<br />
Montenegro.<br />
• Schaffung eines zukunftsfähigen und politisch aktiven Frauennetzwerks<br />
sowie Stärkung lokaler Partnerorganisationen –<br />
ein dreijähriges Projekt in Bosnien-Herzegowina.<br />
zur Verbesserung wirtschaftlicher Sicherheit, politischer Beteiligung<br />
und ihres Zugangs zum Bildungs- und Gesundheitswesen.<br />
Eine dreijährige regionale Initiative konzentrierte sich auf<br />
die Stärkung lokaler Roma-Frauenorganisationen in den Bereichen<br />
Antidiskriminierung, Bildung, Aufklärungsarbeit, Vernetzung<br />
und verbesserte Zusammenarbeit mit der Regierung.<br />
• Unterstützung männlicher Jugendlicher zwischen 13 und 19<br />
Jahren durch die Young Men Initiative, einen positiven Einfluss<br />
auf Gleichaltrige auszuüben und gegen geschlechtsspezifische<br />
Gewalt vorzugehen. Seit 2006 hilft dieses Programm Jugendlichen<br />
bei der Entwicklung von Einstellungen und Verhaltensweisen,<br />
die Gleichberechtigung unterstützen, eine gesunde<br />
Lebensweise fördern und gewalttätigem Verhalten gegenüber<br />
Frauen und Gleichaltrigen entgegenwirken.<br />
Bekämpfung der Armut durch<br />
Gleichberechtigung<br />
Ein langfristiger Schwerpunkt von <strong>CARE</strong>s Arbeit im<br />
Kampf gegen Armut ist erhöhte Gleichberechtigung<br />
durch die Unterstützung von einkommensschwachen<br />
Frauen und Mädchen. Die in diesem Bericht festgehaltenen<br />
positiven Veränderungen sollen zur Erreichung<br />
der Ziele von <strong>CARE</strong> beitragen und wertvolle Lernmöglichkeiten<br />
für die internationale Gemeinschaft bieten.<br />
• Schutz und Verteidigung der Rechte von Frauen und Mädchen<br />
aus Roma-, Ashkali- und ägyptischen Gemeinden mittels vielfältiger<br />
Ansätze. Im Norden Serbiens arbeitete <strong>CARE</strong> zusammen<br />
mit Roma-Schülern, NROs, Gemeinden und Arbeitsvermittlungen<br />
daran, Roma-Gemeinschaften bei ihrer Integration in die<br />
Gesellschaft zu bestärken und half Roma-Mädchen, die weiterführende<br />
Schule abzuschließen. Im südlichen Serbien lag<br />
der Schwerpunkt auf der Unterstützung von Flüchtlingen und<br />
Roma durch Bildung und verbesserten Zugang zu Dienstleistungen<br />
und Informationen, wie sie ihre sexuelle und reproduktive<br />
Gesundheit schützen können. Im Kosovo unterstützte <strong>CARE</strong><br />
Roma, Ashkali und Ägypter durch ein zweijähriges Programm<br />
Frauen und Mädchen stehen im Zentrum von <strong>CARE</strong>s Kampf gegen Armut und Diskriminierung.<br />
8
Die Ziele | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
<strong>CARE</strong>s Arbeit zu Gleichberechtigung und Stärkung von Frauen in Zahlen 3<br />
1.3 Mio.€<br />
für Aufklärungsarbeit<br />
und Interessenvertretung<br />
6.6 Mio.€<br />
Direktinvestition für die<br />
Umsetzung von Projekten<br />
800.000€<br />
für Forschung und<br />
<strong>Studie</strong>n<br />
1.2 Mio.€ 3.3 Mio.€<br />
für nationales und regionales<br />
‚Netzwerken‘<br />
für finanzielle Unterstützung<br />
an Partner<br />
<strong>CARE</strong> arbeitet besonders mit jungen Menschen, um Diskriminierung zu überwinden.<br />
3<br />
Die hier genannten Daten bezüglich Leistungsempfängern und finanziellen Investitionen beziehen sich auf den Zeitraum von 2005 bis 2011; der Kontext, Inhalt und Erfolg, der im Bericht beschrieben ist,<br />
jedoch auch auf 2012.<br />
9
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Veränderungen verstehen<br />
Veränderungen und ihre<br />
Hintergründe verstehen<br />
Das Ziel dieser Analyse war es, herauszufinden, was die bedeutendsten<br />
Veränderungen waren, die durch <strong>CARE</strong>s Arbeit erreicht<br />
wurden, wie sie eingetreten sind und warum. Wir wollten überprüfen,<br />
welche Rolle <strong>CARE</strong> bei der Herbeiführung solcher Veränderungen<br />
spielen kann. Um die Projekte und ihre Ergebnisse zu<br />
analysieren, haben wir verschiedene Bereiche des Wandels definiert.<br />
Diese Bereiche dienten als Basis zur Datenerhebung und<br />
Analyse und bilden den strukturellen Rahmen dieses Berichts.<br />
Der erste Bereich des Wandels ist <strong>CARE</strong>s Mitwirkung an der Entstehung<br />
einer zukunftsfähigen Zivilgesellschaft auf dem Balkan.<br />
Hierbei wird die Rolle von <strong>CARE</strong> bei der Unterstützung zivilgesellschaftlicher<br />
Organisationen untersucht sowie der Einfluss bei<br />
der Entwicklung persönlicher und organisatorischer Führungsqualitäten,<br />
der Realisierung von Wissenstransfers und der Schaffung<br />
lokaler wie regionaler Netzwerke. Außerdem wird die Rolle<br />
bei der Verbesserung der Nachhaltigkeit von Organisationen und<br />
Netzwerken sowie beim Auf- und Ausbau der Zusammenarbeit<br />
mit politischen Entscheidungsträgern und Institutionen analysiert.<br />
Der zweite Bereich des Wandels behandelt die Verminderung<br />
des Gewaltrisikos gegenüber Frauen. Dies umfasst sowohl die<br />
Arbeit, die <strong>CARE</strong> leistet, um Einstellungen zu Geschlecht und<br />
Die Länder des Balkans befinden sich im Umbruch - aber die Last der Vergangenheit wiegt schwer.<br />
10
Veränderungen verstehen | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
Gewalt zu verändern als auch die Unterstützung zivilgesellschaftlicher<br />
Organisationen beim Kampf gegen den Menschenhandel<br />
auf dem Balkan. Dieser Abschnitt untersucht zudem das<br />
Problem von Gewalt unter Gleichaltrigen und die gemeinsame<br />
Anstrengung von staatlichen Institutionen und der Zivilgesellschaft,<br />
Gewalt und Konflikte in der Region zu vermindern.<br />
Der dritte Bereich des Wandels traditioneller Geschlechterrollen<br />
befasst sich mit Wahrnehmungen, Stereotypen, Normen<br />
und politischer Rahmensetzung in Bezug auf das soziale Geschlecht.<br />
Dabei liegt der Schwerpunkt auf Geschlechterrollen<br />
und Traditionen in der Roma-Gemeinschaft, besonders<br />
im Einfluss auf junge Roma-Frauen. Daneben werden Rollen<br />
und Identitäten untersucht, die gemeinhin mit Männlichkeit<br />
in Verbindung gebracht werden. Diese Themen haben direkten<br />
Einfluss auf die Chancen von Frauen und Mädchen, ihre<br />
persönliche Entwicklung, ihre Bildung, ihr Einkommen, ihre<br />
soziale Stellung innerhalb der Gemeinschaft und geschlechtsspezifische<br />
Gewalt.<br />
Der vierte Bereich beschäftigt sich mit der Förderung sozialer<br />
Integration und Akzeptanz. Insbesondere wird <strong>CARE</strong>s Mitwirkung<br />
bei der Integration ausgegrenzter und sozial schwacher<br />
Gruppen, wie etwa von Minderheiten, untersucht. Darüber hinaus<br />
beinhaltet er <strong>CARE</strong>s Beitrag zu Frieden und Versöhnung<br />
auf dem Balkan.<br />
Der fünfte Bereich behandelt die Beteiligung von Frauen am<br />
politischen und öffentlichen Leben und untersucht, wie <strong>CARE</strong><br />
sich dafür eingesetzt hat, die Mitwirkung und Repräsentation<br />
von Frauen zu garantieren.<br />
Da die untersuchten Projekte mit unterschiedlichen Zielgruppen,<br />
in unterschiedlichen Gebieten und über unterschiedliche<br />
Teilnahme von<br />
Frauen am<br />
politischen und<br />
öffentlichen<br />
Leben<br />
Traditionelle<br />
Geschlechterrollen<br />
wandeln<br />
Gewaltrisiko<br />
vermindern<br />
Eine starke<br />
Zivilgesellschaft<br />
aufbauen<br />
Handlung<br />
Beziehungen<br />
Struktur<br />
Soziale<br />
Integration<br />
fördern, soziale<br />
Eingliederung<br />
ermöglichen<br />
11
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Veränderungen verstehen<br />
Zeitspannen hinweg umgesetzt wurden, sind die genannten<br />
Bereiche in drei Ebenen des Wandels unterteilt. Diese drei<br />
Ebenen folgen einem Analyserahmen, den <strong>CARE</strong> International<br />
bereits in früheren Untersuchungen zur Auswirkung seiner Programme<br />
zur Stärkung von Frauen genutzt hat 4 .<br />
Handlung:<br />
Die persönliche Ebene, einschließlich Selbstwahrnehmung,<br />
Wissen, persönlicher Ziele, Fähigkeiten und Handlungen. Hierunter<br />
fallen zudem die Rolle der Frau im Haushalt und ihr gesellschaftliches<br />
Engagement. Diese Ebene beurteilt, inwieweit<br />
Frauen sich auf persönliche Einschätzungen verlassen, eigene<br />
Entscheidungen treffen und umsetzen. Aus dieser Perspektive<br />
bedeutet Stärkung, dass sozial schwache Frauen selbstbestimmt<br />
ihre persönliche Entwicklung realisieren.<br />
Beziehungen:<br />
Sich sozialen Akteuren anschließen, Bindungen aufbauen, in<br />
Interessengruppen gemeinsame Aktionen und gegenseitige Hilfe<br />
organisieren, um Frauen individuell zu mobilisieren, Strukturen<br />
zu verändern und Rechte sowie die Sicherung von Lebensgrundlagen<br />
einzufordern.<br />
Struktur:<br />
Das Umfeld, das die Möglichkeiten von Frauen mitbestimmt –<br />
das gesetzliche, institutionelle und politische Umfeld, der normative<br />
Rahmen, traditionelle und familiäre Konventionen sowie<br />
die juristischen Systeme und der Zugang zu diesen. Dies beinhaltet<br />
neben gesellschaftlichen auch im Privaten akzeptierte<br />
Formen von Machtverteilung und Dominanz sowie anerkannte<br />
Gesellschaftsordnungen.<br />
Dieser Bericht gibt Aussagen und Erzählungen von Projektteilnehmern,<br />
Vertretern von Partnerorganisationen und staatlichen<br />
Akteuren der gesamten Region und damit dem unterschiedlichen<br />
Erleben des Wandels ein Forum.<br />
Tanja und ihre Töchter sind Roma und sich einig: Ohne Bildung keine Zukunft.<br />
4<br />
Die strategische Auswirkungsanalyse ist eine gründliche Untersuchung zur Beurteilung des Einflusses von <strong>CARE</strong>, über ein bestimmtes Projekt oder einen Arbeitsbereich hinaus, auf die zugrundeliegenden Ursachen weltweiter<br />
Armut und sozialer Ungerechtigkeit. http://pqdl.care.org/sii/default.aspx<br />
12
Aufbau einer nachhaltigen Zivilgesellschaft | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
Aufbau einer nachhaltigen<br />
Zivilgesellschaft auf dem Balkan<br />
<strong>CARE</strong> arbeitet eng mit zivilgesellschaftlichen Organisationen<br />
zusammen und übernimmt dabei die Rolle des Vermittlers, Koordinators,<br />
Ratgebers und Förderers. Dabei geht <strong>CARE</strong> strategische<br />
Partnerschaften mit Organisationen ein, die sich Gleichberechtigung<br />
und sozialer Integration in gleicher Weise verpflichtet<br />
fühlen. <strong>CARE</strong>s Kooperation mit den Partnern ist ein Schlüsselfaktor<br />
allen Engagements auf dem Balkan und unabdingbar zum<br />
Erreichen nachhaltiger Ergebnisse. Dieser Aspekt wird im Allgemeinen<br />
als wichtigster Beitrag von <strong>CARE</strong>s Arbeit gesehen.<br />
„Eine der größten Errungenschaften von <strong>CARE</strong>s Arbeit auf dem<br />
Balkan ist die Stärkung der lokalen Zivilgesellschaft. <strong>CARE</strong> hat<br />
uns geholfen, unsere eigenen Fähigkeiten zu verbessern und unsere<br />
Arbeit effizienter zu gestalten – das führt in unseren Ländern<br />
zu nachhaltigem Wandel.”<br />
Dr. Natko Geres, Leiter der Jugend-Partnerorganisation Status M in Zagreb, Kroatien<br />
Während wir mit unseren Partnern auf Projektziele hinarbeiten,<br />
werden Wissen und Erfahrungen auf die Partnerorganisationen<br />
übertragen, und deren langfristige Entwicklung und ihr<br />
jeweiliger Einfluss unterstützt. <strong>CARE</strong> investiert in diese Partnerschaften;<br />
dies hat zur Folge, dass wiederum mittels unserer<br />
Partner ein Wissenstransfer in Gang gesetzt und so andere<br />
Organisationen gefördert werden. <strong>CARE</strong> bringt Organisationen<br />
aus verschiedenen Bereichen zusammen, ermöglicht den Austausch<br />
von Wissen und Erfahrung und trägt so zur Entwicklung<br />
der Zivilgesellschaft in der gesamten Region bei.<br />
<strong>CARE</strong> arbeitet seit Langem mit unterschiedlichen Partnern zusammen.<br />
Dazu zählen neben etablierten Organisationen mit<br />
guten Verbindungen zu lokalen und nationalen Entscheidungsträgern<br />
auch unerfahrene Institutionen. <strong>CARE</strong> passt seine Vorgehensweise<br />
diesen unterschiedlichen Voraussetzungen an und<br />
erkennt den Wert erfahrener Organisationen, die <strong>CARE</strong>s Arbeitsmodell<br />
übertragen und für Organisationen in anderen Regionen<br />
zugänglich machen können.<br />
„Einer von <strong>CARE</strong>s größten Erfolgen ist die Förderung lokaler NROs<br />
und Basisorganisationen. <strong>CARE</strong> schafft für sie Möglichkeiten,<br />
ihre Arbeit für und mit den Menschen in ihren Gemeinden zu<br />
verbessern, innovativ und kreativ zu sein. Zu sehen, wie diese<br />
Partner organisatorisch und professionell wachsen, ist der Beweis<br />
dafür, dass <strong>CARE</strong> effektiv arbeitet und den richtigen Ansatz<br />
verfolgt.” Marina Starcevic Cviko, Projektmanagerin, <strong>CARE</strong> Serbien<br />
<strong>CARE</strong>s Mitarbeiter kommen fast ausschließlich aus der Region<br />
und sind mit deren Kontext und Herausforderungen vertraut.<br />
Die meisten sind im öffentlichen Leben selbst aktiv und en-<br />
Wandel durch Beratung und<br />
Wissensvermittlung<br />
<strong>CARE</strong> arbeitet mit lokalen Organisationen zusammen,<br />
da sie ein Schlüsselfaktor für langfristigen Wandel auf<br />
dem Balkan sind. Wir sehen unsere Rolle darin, Partner<br />
bei der Verwirklichung gemeinsamer Ziele zu unterstützen<br />
und zu bestärken. Diese Partnerschaften vervielfachen<br />
<strong>CARE</strong>s Einfluss auf Armutsverminderung und den<br />
Schutz von Frauenrechten auf dem Balkan.<br />
Positive Veränderung ist immer das Ergebnis von guter Zusammenarbeit.<br />
13
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Aufbau einer nachhaltigen Zivilgesellschaft<br />
gagieren sich auf unterschiedliche Weise. Sie identifizieren<br />
sich mit den Anliegen, für die <strong>CARE</strong> arbeitet – eine wichtige<br />
Voraussetzung für gute Beziehungen zu unseren Partnerorganisationen.<br />
Die Fähigkeiten der Zivilgesellschaft stärken<br />
<strong>CARE</strong> hat über 100 Mitarbeiter von Partnerorganisationen<br />
bei der Verbesserung ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten durch<br />
formale und nicht-formale Bildung unterstützt. Dies ist ein<br />
Schlüsselelement zum Erreichen einer nachhaltigen Zivilgesellschaft<br />
und von langfristigen Veränderungen in der Region.<br />
Wir ermutigen unsere Kollegen, Schulabschlüsse zu machen<br />
und sich in Bereichen wie Informationstechnologie, Fremdsprachen,<br />
Verwaltungs-, Finanz- oder Projektmanagement weiterzubilden.<br />
Durch <strong>CARE</strong>s Engagement auf dem Balkan haben<br />
bereits 645 Frauen, Mädchen und junge Männer an Schulungen<br />
zur Prävention von sexualisierter Gewalt und Menschenhandel<br />
teilgenommen. Hierdurch sind sie selbst zu Ausbildern und<br />
Gruppenleitern und damit zu treibenden Kräften des gesellschaftlichen<br />
Wandels geworden und werden von ihren Familien,<br />
Organisationen und Gemeinschaften als Vorbilder anerkannt.<br />
„<strong>CARE</strong>s Partnerorganisation Forum Zena (Frauenforum) hat die<br />
lokale Gemeinschaft sehr unterstützt – sie übernahmen die Arbeit<br />
der lokalen Regierung und bauten eine Brücke zwischen Bürgern<br />
und kommunalen Beamten. Ihre Projekte sind authentisch und<br />
glaubwürdig. Die Gemeinde vertraut ihren Einschätzungen und ihrer<br />
Arbeit.“ Miodrag Loncarevic, stellvertretender Vorsitzender der Gemeindeversammlung<br />
von Bratunac, Bosnien-Herzegowina<br />
<strong>CARE</strong> verbesserte auch die organisatorischen Fähigkeiten seiner<br />
Partner, was letztlich zu einer Steigerung der Wertschätzung<br />
führt, die diese vor Ort genießen. Dabei arbeitet <strong>CARE</strong><br />
mit jüngeren und weniger erfahrenen Nichtregierungsorganisationen,<br />
um ihnen Qualitätsstandards, erprobte Herangehensweisen<br />
und Grundsätze des Netzwerkens näher zu bringen.<br />
Hierdurch haben sich die Fähigkeiten, die Wahrnehmung durch<br />
die Öffentlichkeit und die Effektivität von Partnern nachweislich<br />
verbessert. <strong>CARE</strong> befähigte auch seine erfahrenen Partnerorganisationen,<br />
ihre Kenntnisse zu erweitern, die Qualität<br />
ihrer Dienstleistungen zu verbessern und ihre Stellung in den<br />
Gemeinden zu stärken. Gleichzeitig werden sie ermutigt, ihren<br />
Arbeitsbereich auf andere Gebiete auszudehnen. Diese Partner<br />
werden in der Folge ebenfalls als Experten in ihren Bereichen<br />
und als treibende Kräfte des Wandels anerkannt. <strong>CARE</strong> setzte<br />
sich zudem für gute Beziehungen zwischen seinen Partnerorganisationen<br />
und lokalen wie nationalen Behörden ein.<br />
„Mit der Hilfe von <strong>CARE</strong> konnten wir die weiterführende Schule<br />
abschließen. Jetzt fühlen wir uns selbst qualifiziert, wenn wir<br />
mit Kollegen oder den Mädchen aus unserer Gemeinschaft sprechen.<br />
Wir gehen mit gutem Beispiel voran – Bildung und ein<br />
Schulabschluss sind wichtig. Am Anfang haben wir uns für unser<br />
Bildungsniveau geschämt und versuchten in Gesprächen immer,<br />
dieses Thema zu vermeiden. Heute ist alles ganz anders: Wir<br />
wollen an der Universität studieren!“<br />
Fatima Naza, Zentrum für Roma Initiativen, Niksic, Montenegro<br />
<strong>CARE</strong> hat seine Partner dazu befähigt, als Organisation stabiler<br />
und transparenter zu werden und gegenüber den Menschen<br />
Rechenschaft abzulegen, die sie vertreten. Viele Partnerorganisationen<br />
berichteten, dass ihnen <strong>CARE</strong>s hoher Qualitätsanspruch<br />
geholfen hat, ihre eigenen Fähigkeiten auszubauen und<br />
professioneller und effizienter zu arbeiten.<br />
„Die Zusammenarbeit mit <strong>CARE</strong> hat uns dabei geholfen, von<br />
anderen Geldgebern als Partner anerkannt zu werden. Gerade<br />
haben wir einen Vertrag mit Caritas unterzeichnet, die unsere<br />
Kampagne zur reproduktiven Gesundheit unterstützen, und wir<br />
erwarten bald die Unterstützung für einen weiteren Projektantrag.“<br />
Vesna Cvetkovic, Nexus, Vranje, Serbien<br />
Verbesserung des Netzwerkens und der<br />
Zusammenarbeit von zivilgesellschaftlichen<br />
Organisationen<br />
In einem Interview erklärt Nela Pamukovic vom Netzwerk PET-<br />
RA gegen Menschenhandel in Zagreb, Kroatien, was sie an der<br />
Zusammenarbeit mit <strong>CARE</strong> als am wichtigsten erachtet:<br />
„<strong>CARE</strong> unterstützte uns bei der Verbesserung der regionalen<br />
Zusammenarbeit mit anderen lokalen Frauen-NROs und Netzwerken<br />
gegen Menschenhandel. Dies half uns, voneinander zu<br />
lernen, Erfahrungen auszutauschen und die Bedürfnisse von<br />
14
Aufbau einer nachhaltigen Zivilgesellschaft | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
Frauen, die innerhalb der Region verschleppt werden, besser zu<br />
verstehen. Nun arbeiten wir mit nationalen Regierungen und<br />
internationalen Behörden zusammen, um nachzuvollziehen,<br />
wie Frauen über die Grenzen geschafft werden. <strong>CARE</strong> brachte<br />
uns auch mit dem regionalen Roma-Netzwerk in Verbindung,<br />
was sich ebenfalls als sehr nützlich erwies.“<br />
<strong>CARE</strong> hat zur verbesserten Zusammenarbeit zwischen lokalen<br />
Organisationen beigetragen, die sich für unterschiedliche, sich<br />
ergänzende Themen einsetzen. Zusammen können sie dringende<br />
Forderungen zu bestimmten Aspekten besser vorantreiben.<br />
In Zagreb arbeitete <strong>CARE</strong> mit CESI (Zentrum für Bildung, Beratung<br />
und Forschung) zusammen gegen sexualisierte Gewalt.<br />
Anfangs waren die meisten vorwiegend feministisch geprägten<br />
Frauen-Organisationen nicht bereit, zu diesem Thema mit Männern<br />
zu diskutieren. CESI hingegen war offen für neue Ideen<br />
und Methoden, welche die Arbeit mit Jungen und Männern<br />
beinhaltete und damit ihre Wirkung erhöhte. Als <strong>CARE</strong> seine<br />
Young Men Initiative einführte, war sein wichtigster Partner<br />
in Kroatien die Kroatische Gesellschaft für HIV (CAHIV), eine<br />
auf Gesundheitsthemen spezialisierte NRO, die sich mit der<br />
Ungleichheit der Geschlechter beschäftigte. Während des Programms<br />
gründeten Mitarbeiter der Kroatischen Gesellschaft für<br />
HIV eine neue Jugendorganisation in Zagreb mit dem Namen<br />
Status M, die sich auf die Arbeit mit Jungen und Männern<br />
konzentrierte. <strong>CARE</strong> ermöglichte eine für beide Seiten fruchtbare<br />
Zusammenarbeit für die Prävention von Gewalt gegen<br />
Frauen. Heute setzen sich diese Organisationen gemeinsam für<br />
die Einführung von Gesundheits- und Sexualkundeunterricht<br />
in Schulen ein. Zudem betonen sie die Bedeutung der Beteiligung<br />
junger Männer an Programmen zu Gleichberechtigung<br />
und Gewaltpräventionsmaßnahmen. Es sind neue Diskussionen<br />
entstanden, Väter und männliche Erzieher miteinzubeziehen<br />
und gemeinsam Maßnahmen zu entwickeln.<br />
<strong>CARE</strong> hat die drei nationalen Netzwerke gegen<br />
Menschenhandel in Bosnien-Herzegowina, Serbien und<br />
Kroatien, zu denen insgesamt 44 lokale Frauenorganisationen<br />
gehören, maßgeblich unterstützt. Daneben<br />
wirkte <strong>CARE</strong> an der Entwicklung und dem Ausbau des<br />
ersten Roma-Netzwerks in Montenegro mit. In Bosnien-<br />
Herzegowina unterstützte <strong>CARE</strong> die Gründung des<br />
ersten Netzwerks von Roma-Frauen, das heute neun<br />
Roma-Frauenorganisationen umfasst und auf nationaler<br />
Ebene zunehmend Anerkennung erfährt.<br />
Lokales Engagement ist eine Grundvoraussetzung für nachhaltige Veränderungen.<br />
15
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Aufbau einer nachhaltigen Zivilgesellschaft<br />
<strong>CARE</strong> sieht es als besonders zielführend an, in die Zusammenarbeit<br />
von NROs innerhalb nationaler Netzwerke zu investieren.<br />
Über viele Jahre hinweg spielte <strong>CARE</strong> mit technischer und<br />
finanzieller Unterstützung eine entscheidende Rolle bei der<br />
Wiederbelebung des bosnischen Netzwerks gegen Menschenhandel<br />
(RING). Heute ist das Netzwerk offiziell registriert, hat<br />
zwölf aktive Mitgliedsorganisationen und wird vor allem mit<br />
der Kampagnenarbeit gegen Menschenhandel in Verbindung<br />
gebracht. Das Europäische Projekt zum Politikdialog wertete<br />
RING als Netzwerk mit der zweitstärksten Leistungsfähigkeit<br />
unter 40 bosnischen Netzwerken.<br />
<strong>CARE</strong> verbesserte und intensivierte die Zusammenarbeit zwischen<br />
seinen Partnern und Regierungsinstitutionen. Mit unseren Partnern<br />
arbeiten wir an einer besseren Nutzung von Forschungsdaten<br />
für eine auf Tatsachen basierende Interessenvertretung.<br />
Dadurch stehen die Lobbyarbeit und auch die Zusammenarbeit<br />
mit Behörden auf einer soliden und professionellen Grundlage.<br />
Unsere Partner arbeiten nun enger mit Regierungsinstitutionen<br />
zusammen, um langfristige Veränderungen zu bewirken. Diese<br />
Arbeit wird auch von Regierungsvertretern geschätzt, da sie auf<br />
fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung beruht. Vertreter<br />
von über 15 Partnerorganisationen sind in den letzten Jahren<br />
anerkannte Mitglieder von Arbeitsgruppen und Beratergremien<br />
von Regierungen auf lokaler und nationaler Ebene geworden.<br />
„<strong>CARE</strong> hat uns mit Informationen und Kontakten geholfen – sie<br />
brachten uns mit Organisationen auf der ganzen Welt zusammen,<br />
was ohne diese Unterstützung einfach nicht passiert wäre.<br />
Sie verschafften uns Zugang zu anderen Netzwerken, national<br />
wie international.“ Natasa Bijelic, CESI, Zagreb, Kroatien<br />
„Wir können jetzt viel besser mit den Medien umgehen. Wir werden<br />
öfter im Fernsehen gezeigt und sind daher als Organisation<br />
viel präsenter geworden. Das hat uns dabei geholfen, andere Organisationen<br />
zum Aufgreifen des Themas geschlechtsspezifische<br />
Gewalt zu beeinflussen.” Sanja Cesar, CESI, Zagreb, Kroatien<br />
<strong>CARE</strong> fördert Netzwerke und vermittelt grenzübergreifende<br />
Kontakte zwischen zivilgesellschaftlichen Organisationen auf<br />
regionaler und internationaler Ebene. So unterstützt <strong>CARE</strong> den<br />
Kampf gegen Menschenhandel und Organisationen, die sich für<br />
Roma-Frauen sowie gegen sexualisierte Gewalt einsetzen. Auf<br />
internationaler Ebene sind die Young Men Initiative und ihre<br />
Partner Teil von MenEngage geworden, einer globalen Allianz<br />
von NROs und UN-Organisationen, die Jungen und Männer bei<br />
der Umsetzung von Gleichberechtigung und Gewaltprävention<br />
einbinden will. Eine von <strong>CARE</strong>s Schlüsselstrategien ist die Vernetzung<br />
zivilgesellschaftlicher Organisationen untereinander<br />
und mit politischen Entscheidungsträgern. <strong>CARE</strong> hat daran<br />
mitgewirkt, nützliche Verbindungen zwischen Partnerorganisationen<br />
und lokalen und nationalen Behörden wie der Polizei,<br />
der Justiz, Schulen, Sozialarbeitern und öffentlichen Gesundheitszentren<br />
zu schaffen.<br />
<strong>CARE</strong> arbeitet gemeinsam mit den Medien an der Verbesserung<br />
ihrer Wahrnehmung von Problemen in den Gemeinden und ermutigt<br />
sie zu professioneller und sensibler Berichterstattung.<br />
Gleichzeitig versucht <strong>CARE</strong>, die Öffentlichkeitswirkung seiner<br />
Arbeit und die seiner Partner zu erhöhen. Wir unterstützen unsere<br />
Partner zudem in der Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit<br />
und der Kommunikation mit den Medien. <strong>CARE</strong> hat zahlreiche<br />
Aufklärungsfilme, Dokumentationen und Video-Clips produziert.<br />
Darüber hinaus wurden öffentliche Kampagnen organisiert, um<br />
das Bewusstsein für Gleichberechtigung, die Stärkung von Frauen<br />
und soziale Inklusion zu erweitern 5 .<br />
„Unsere Wahrnehmung durch die Institutionen verändert sich.<br />
Wir werden nicht mehr als Staatsfeinde angesehen.”<br />
Tamara Vukasovic, ASTRA, Belgrad, Serbien<br />
<strong>CARE</strong> unterstützt lokale Organisationen durch Schulungen in verschiedenen Themenbereichen.<br />
5<br />
Hier sind einige Beispiele dieser Arbeit:<br />
Die Dokumentation Meine Schule – Meine Chance (2012) behandelt das Thema der Bildung für Roma-Mädchen in Serbien. Meine Schule, Meine Chance: http://www.youtube.com/watch?v=NZ8Ic5hrNUo<br />
Der Video-Clip Ich bin eine Roma-Frau (2010) ist Teil unserer regionalen Kampagne für die Stärkung von Roma-Frauen. Ich bin eine Roma Frau: http://www.youtube.com/watch?v=KgWMj5ULlmw<br />
Die Dokumentation Sei ein Mann – Ändere die Regeln (2012) erzählt die persönlichen Geschichten drei junger Männer. http://www.youtube.com/watch?v=ZdXCdFOprAk&feature=youtu.be<br />
16
Aufbau einer nachhaltigen Zivilgesellschaft | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
Das Bildungsprogramm des Unabhängigen<br />
Frauenzentrums (AWC)<br />
– Aktionsbeispiel<br />
<strong>CARE</strong> und seine Partnerorganisationen haben gemeinsam ein Programm gegen sexualisierte Gewalt entwickelt.<br />
Das Unabhängige Frauenzentrum (Autonomous Women’s Center,<br />
AWC), eine Organisation, die in Belgrad tätig ist, war von 2006-<br />
2008 <strong>CARE</strong>s Partner bei der Umsetzung eines regionalen Projekts<br />
gegen sexualisierte Gewalt. Mit <strong>CARE</strong>s Unterstützung entwickelte<br />
die Organisation das Bildungsprogramm Kreni Od Sebe<br />
(Beginn' mit Dir selbst) gegen geschlechtsspezifische Gewalt<br />
und zur Prävention von Gewalt unter Jugendlichen. Dabei orientierte<br />
sich das Frauenzentrum an der kroatischen Organisation<br />
Zentrum für Bildung, Beratung und Forschung, die ebenfalls als<br />
Projektpartner in Kroatien tätig war. Das Frauenzentrum lud die<br />
kroatische Organisation ein, Workshops für ihre Teamleiter zu<br />
veranstalten, um sie so in weiteren Arbeitsbereichen zu schulen.<br />
Heute entwickelt das Frauenzentrum Programme auf Grundlage<br />
eigener Erfahrungen und dem Wissen anderer Organisationen.<br />
Kreni Od Sebe soll dabei Einstellungen zu Geschlechterrollen<br />
und zu Gewalt unter jungen Männern und Frauen verändern.<br />
<strong>CARE</strong> unterstützte das Frauenzentrum bei der strategischen<br />
Entwicklung des Programms, einschließlich eines „Mappings“<br />
im Bereich der Gewaltprävention. Diese Zuordnung führte zu<br />
der Erkenntnis einer wirkungsvolleren Gewaltprävention, wenn<br />
diese im Ansatz nicht allein auf die Arbeit mit Jugendlichen<br />
ausgerichtet ist, sondern das ganze Bildungssystem miteinbezieht.<br />
Das Zentrum hat sich als seriöse Organisation mit neuen<br />
Arbeitsmethoden einen Namen gemacht, was in der Folge dazu<br />
führte, dass die Provinzverwaltung für Arbeit und Gleichberechtigung<br />
der serbischen Provinz Vojvodina sie beauftragt hat, ein<br />
Schulungsprogramm für Gruppenleiter („Peer Educators“) in<br />
allen weiterführenden Schulen der Provinz durchzuführen. Das<br />
Frauenzentrum weitet hierdurch seine Arbeit zu geschlechtsspezifischer<br />
Gewalt auf alle 45 Gemeinden der Provinz aus, zudem<br />
nahm das serbische Ministerium für Jugend und Sport die Methoden<br />
in seine nationale Arbeitsgruppe für eine Strategie für<br />
Jugend in Serbien auf. Die Organisation vergrößert damit ihren<br />
Einfluss auf lokaler und nationaler Ebene, um häusliche Gewalt<br />
zu verhindern und die Jugend dabei zu unterstützen, Veränderungen<br />
in ihren Gemeinschaften zu vollziehen.<br />
17
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Aufbau einer nachhaltigen Zivilgesellschaft<br />
Wie ich die Leiterin einer NRO für<br />
Roma-Frauen wurde – eine persönliche Geschichte<br />
jekten vor Ort. Bald wurde ich selbst zur Trainerin. Zum ersten<br />
Mal in meinem Leben fühlte ich mich beachtet und geschätzt,<br />
und das hat mein Leben für immer verändert. Nur sechs Jahre<br />
nach meinem ersten Kurs gründeten meine Freundin Fatima<br />
Naza und ich die erste NRO für Roma-Frauen. Gemeinsam kämpfen<br />
wir gegen die Diskriminierung sowohl in der Gesellschaft<br />
als auch innerhalb der Familie und arbeiten für eine bessere<br />
gesellschaftliche Stellung von Roma- und Ägypter-Frauen und<br />
-Kindern in Montenegro.<br />
Fana Delija aus Niksic.<br />
„Ich bin Fana Delija, eine 32 Jahre alte, unverheiratete Frau<br />
und gehöre zur Minderheit der Ägypter 6 . Ich bin Koordinatorin<br />
für die NRO Center for Roma Initiatives, die sich für die<br />
Rechte von Roma-Frauen stark macht. Mit meinen Eltern und<br />
Geschwistern lebe ich in einer Siedlung für Roma und Ägypter<br />
in Niksic, Montenegro. Wenn man in meiner Gemeinschaft sowohl<br />
zu einer ethnischen Minderheit gehört als auch eine Frau<br />
ist, bedeutet das nur eins: dass Diskriminierung und Widerstand<br />
doppelt so hart ausfallen, sobald du versuchst, den Teufelskreis<br />
der traditionellen Frauenrolle zu durchbrechen. Mädchen sollen<br />
früh einen Roma oder Ägypter heiraten, der von ihren Familien<br />
für sie ausgesucht wird. Bis dahin wird vor allem darauf Wert<br />
gelegt, dass sie ihre Jungfräulichkeit nicht verlieren. Als Roma-<br />
Frau soll man gehorchen, möglichst unsichtbar sein und sich<br />
nicht einmischen. Oft schließen Mädchen noch nicht einmal<br />
die Grundschule erfolgreich ab, da Bildung als nutzlos für ihr<br />
weiteres Leben gilt. Die Roma sind die am meisten marginalisierte<br />
Minderheit Europas und verfügen über den niedrigsten<br />
Bildungsstand und die höchste Arbeitslosenrate.<br />
Im Jahr 2000 begann ich, Kurse über Frauenrechte zu besuchen,<br />
die von der lokalen Organisation SOS Hotline Niksic und dem<br />
Roma Center Project organisiert wurden. Danach arbeitete ich<br />
als Putzfrau bei der Organisation und beteiligte mich an Pro-<br />
Unsere Organisation Center for Roma Initiatives begann im Jahr<br />
2008 mit <strong>CARE</strong> zusammenzuarbeiten. Gemeinsam entwickelten<br />
wir eine Strategie, um Roma-Mädchen beim Schulbesuch zu unterstützen.<br />
Während des gesamten Projektes stand uns <strong>CARE</strong><br />
stets helfend zur Seite. Durch <strong>CARE</strong>s Roma Women Regional<br />
Empowerment Project konnte ich die weiterführende Schule<br />
besuchen und Englisch-, Computer- sowie Management-Kurse<br />
belegen. So konnte ich meine Fähigkeiten erweitern und auch<br />
unser Organisationsprofil stärken. Ich wurde die erste Frau aus<br />
der Roma- und Ägypter-Gemeinschaft, die als Mitglied in der<br />
Arbeitsgruppe der Regierung an der nationalen Strategie zur<br />
Verbesserung der Lebenssituation von Roma und Ägyptern mitarbeitete.<br />
Zudem war ich die erste Frau unserer Minderheit, die<br />
je zu einer Parlamentssitzung eingeladen wurde. Am 08. März<br />
2012, dem Internationalen Frauentag, setzte ich mich öffentlich<br />
vor dem Premierminister und den Parlamentsabgeordneten<br />
für Frauen aus Minderheitengruppen ein.<br />
Im gleichen Jahr wurden Fatima und ich mit dem Preis des<br />
Anna Lindh Memorial Funds im Bereich der Frauenbeteiligung<br />
und Führung ausgezeichnet. Unsere Arbeit stößt nun auf größere<br />
Anerkennung seitens der Roma- und Ägyptergemeinschaft,<br />
lokaler und internationaler Institutionen und der allgemeinen<br />
Öffentlichkeit. Wir sehen schon erste Veränderungen, und ich<br />
habe nicht die Absicht, jetzt aufzuhören. Dank der Unterstützung<br />
von <strong>CARE</strong> weiß ich heute, dass ich jedem auf Augenhöhe<br />
begegnen und stolz darauf sein kann, eine Ägypter-Frau zu<br />
sein. Ich bin unabhängig, selbstsicher und habe feste Ziele vor<br />
Augen. In näherer Zukunft möchte ich an der Universität Jura<br />
studieren und danach Abgeordnete des montenegrinischen Parlaments<br />
werden.“<br />
6<br />
Die große Gruppe der Roma auf dem Balkan ist unterteilt in Gruppen, sie sich selbst entweder als „Roma“, „Ashkali“ oder auch als „Ägypter“ bezeichnen.<br />
Diese drei Gruppen unterschieden sich hinsichtlich Religion und Sprache, leben aber unter ähnlichen Verhältnissen am Rande der Gesellschaft und werden stark ausgegrenzt.<br />
18
Verminderung des Gewaltrisikos | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
Verminderung des Gewaltrisikos<br />
Ein zentraler Punkt in der Projektarbeit von <strong>CARE</strong> ist Gewaltprävention.<br />
Diese zielt besonders auf Maßnahmen zur Verhinderung<br />
geschlechtsspezifischer Gewalt. Überwacht wird die<br />
Umsetzung dieser Maßnahmen von Frauen- und Jugendorganisationen,<br />
den Initiativen gegen Menschenhandel und <strong>CARE</strong>s<br />
Projekten zur Stärkung von Roma-Frauen.<br />
<strong>CARE</strong> arbeitet eng mit seinen Partnern zusammen, um eine<br />
Veränderung der Einstellung zu geschlechtsspezifischer Gewalt<br />
auf dem Balkan zu erreichen. Vollzogen werden diese Bemühungen<br />
auf der persönlichen, gemeinschaftlichen und politischen<br />
Ebene. Durch verschiedene Formen von Gewalt bedroht<br />
sind vor allem Frauen und Mädchen, die über geringe Bildung<br />
verfügen und von Ausgrenzung betroffen sind. Neben häuslicher<br />
Gewalt sind zudem Menschenhandel und Gewalt unter<br />
Gleichaltrigen zu nennen. Häusliche Gewalt ist in der Region<br />
weitverbreitet und wird häufig nicht zur Anzeige gebracht. Zudem<br />
werden Frauen und Mädchen durch Menschenhandel oft<br />
sexuell ausgebeutet. Die Gewalt unter jungen Männern nimmt<br />
zu, was zu Einstellungen und Verhaltensweisen führt, die sich<br />
negativ auf ihre Familien und die Gemeinschaft auswirken 7 .<br />
Die Bekämpfung sexualisierter Gewalt<br />
auf der politischen Ebene<br />
<strong>CARE</strong> hat sich gemeinsam mit seinen Partnern in den letzten<br />
Jahren darauf konzentriert, geschlechtsspezifische Gewalt mit<br />
Sexualisierte Gewalt bleibt ein weit verbreitetes Problem in den Ländern des Balkans.<br />
7<br />
Eine überregionale Erhebung von <strong>CARE</strong> fand heraus, dass 34-55 Prozent der jungen Männer einen anderen Jugendlichen mindestens einmal bedroht hatten, 75-90 Prozent glaubten, dass sie ihre ‘Ehre’ verteidigen<br />
müssten, wenn sie beleidigt würden und 25-33 Prozent gaben an, schon einmal als Teil einer Gruppe an einem Gewaltakt beteiligt gewesen zu sein.<br />
19
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Verminderung des Gewaltrisikos<br />
Gesetzen, Richtlinien und Verfahrensweisen gegen Menschenhandel<br />
zu bekämpfen. Die Partner von <strong>CARE</strong> arbeiteten eng<br />
mit der Polizei zusammen, um diese dabei zu unterstützen,<br />
Fälle von Menschenhandel zu erkennen. Als eine Folge von<br />
<strong>CARE</strong>s Arbeit in Bosnien-Herzegowina sind Mitglieder des bosnischen<br />
Netzwerks RING gegen Menschenhandel in allen staatlichen<br />
Stellen vertreten, die mit Menschenhandel betraut sind.<br />
RING ist nun auch Mitglied der nationalen Arbeitsgruppe zum<br />
Kampf gegen Menschenhandel und begleitet die Entwicklung<br />
von Gesetzesentwürfen der Regierung zu einer verbesserten<br />
rechtlichen Stellung für Opfer von Frauenhandel. In Kroatien<br />
half <strong>CARE</strong>s Partner PETRA, das kroatische Netzwerk gegen<br />
Menschenhandel, ein Regelwerk für kroatische Behörden zum<br />
Umgang mit Menschenhandel zu erstellen. Zugleich beobachten<br />
die Mitglieder des Netzwerks Verbesserungen in der Gesetzeslage.<br />
Viele der Organisationen, die sich mit diesem Thema<br />
befassen, betonen die Bedeutung des Austauschs innerhalb<br />
regionaler Netzwerke zur besseren Umsetzung von Vorschriften<br />
gegen Menschenhandel.<br />
<strong>CARE</strong> hat mehr als ein Dutzend regionale Konferenzen zu Gewalt<br />
gegen Frauen, Menschenhandel und Gewaltbereitschaft<br />
unter jungen Männern sowie zur Stärkung von Roma-Frauen<br />
organisiert. Dabei wurden Vertreter der Zivilgesellschaft und<br />
der Regierungen der Region zusammengebracht, um voneinander<br />
zu lernen und besser zusammenzuarbeiten.<br />
Ergebnisse der Arbeit auf politischer Ebene<br />
Das öffentliche Eintreten von <strong>CARE</strong> und seinen Partnern für<br />
wichtige Themen hat zu einem höheren Engagement der Regierung<br />
und einer verbesserten Zusammenarbeit mit Organisationen<br />
der Zivilgesellschaft geführt. Unsere Partner berichten<br />
von einer verbesserten Kommunikation mit Behörden, und Regierungsvertreter<br />
wenden sich vermehrt an lokale Organisationen<br />
zur Unterstützung im Kampf gegen Menschenhandel und<br />
sexuelle Ausbeutung. So hat sich PETRA in Kroatien erfolgreich<br />
für eine Änderung im Strafgesetzbuch eingesetzt, die die strafrechtliche<br />
Verfolgung der Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen<br />
von verschleppten Frauen ermöglicht. Dies war das<br />
erste Mal, dass der Begriff „Menschenhandel“ in einem Gesetz<br />
in der Region erwähnt wurde.<br />
Ein weiteres Beispiel ist die Einsatzgruppe gegen Menschenhandel,<br />
die von LARA gegründet wurde, um die Zusammenarbeit<br />
mit lokaler Polizei und Grenzpolizei, Sozialarbeitern und<br />
anderen staatlichen Stellen zu verbessern. Mit der Hilfe von<br />
<strong>CARE</strong> wurde LARA die erste NRO im östlichen Bosnien-Herzegowina,<br />
die mit der Grenzpolizei zusammenarbeitet, um auf<br />
Fälle von Menschenhandel besser reagieren zu können. Dies<br />
ermöglicht es Behörden, Opfer zu befragen und sie als solche<br />
anzuerkennen, die nächsten Schritte einzuleiten und sie mit<br />
der notwendigen Hilfe zu versorgen. Das Modell von LARA wird<br />
nun an anderen Stellen übernommen, sodass es solche Einsatzgruppen<br />
heute in vier Regionen Bosnien-Herzegowinas gibt.<br />
Regionale Kommunikation zu verbessern und grenzüberschreitende<br />
Zusammenarbeit mit Institutionen gegen Menschenhandel<br />
zu ermöglichen, ist ein wichtiges Element in der Arbeit von<br />
<strong>CARE</strong> und seinen Partnern. Vertreter von Regierungen und Zivilgesellschaften<br />
der Region bestätigen, dass <strong>CARE</strong>s Partnerorganisationen<br />
einen wichtigen und wertvollen Beitrag im Kampf<br />
gegen Menschenhandel leisten.<br />
<strong>CARE</strong> hilft seinen Partnern auch, enge Verbindungen zu Polizei<br />
und Ministerien aufzubauen. Insbesondere in Kroatien, wo<br />
Polizeibeamte das von <strong>CARE</strong>s Young Men Initiative entwickelte<br />
M Programm in gemeinsamen Schulungen für junge Menschen<br />
anwenden. Dieses Handbuch wurde von uns und unseren Partnern<br />
in Schulen entwickelt und stellt eine wichtige Möglichkeit<br />
dar, die Einstellungen unter Jungen, jungen Männern und in<br />
verschiedenen Institutionen zu beeinflussen.<br />
Program M:<br />
M Manual<br />
<strong>CARE</strong>s M Programm stellt traditionelle Auffassungen von Männlichkeit infrage.<br />
A Training Manual for Educators and Youth Workers<br />
20
Verminderung des Gewaltrisikos | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
Das M Programm wurde von der Arbeit lateinamerikanischer<br />
Organisationen beeinflusst und<br />
von <strong>CARE</strong> International und unserer Partnerorganisation<br />
Promundo in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern an<br />
den Kontext des westlichen Balkan angepasst. Es handelt<br />
sich dabei um ein Schulungshandbuch, das Gleichberechtigung<br />
und eine gesunde Lebensweise unter jungen Männern<br />
fördern will. Als ein Mittel zum Aufbau wichtiger<br />
Kompetenzen thematisiert es soziale Konstruktionen von<br />
Männlichkeit und stellt diese infrage. In Zusammenarbeit<br />
mit <strong>CARE</strong> hat das kroatische Innenministerium Spezialeinheiten<br />
und Polizeibeamte mit dem M Programm zur<br />
Prävention gegen sexualisierte Gewalt geschult. In Zusammenarbeit<br />
mit dem kroatischen Bildungsministerium<br />
erarbeitete <strong>CARE</strong> eine gekürzte Fassung des Handbuchs<br />
für den Sexualkundeunterricht in Grundschulen, mit dem<br />
Ziel der Vorbeugung von sexualisierter Gewalt.<br />
Initiativen gegen sexualisierte Gewalt<br />
<strong>CARE</strong> und seine Partner haben besonders mit Roma-Frauen daran<br />
gearbeitet, sexualisierte Gewalt zu erkennen und sowohl<br />
individuell als auch in der Gemeinschaft damit umzugehen. In<br />
den Worten einer Roma aus Bosnien-Herzegowina: „Erst als ich<br />
Schulungen zu Gewaltprävention und Frauenrechten besuchte,<br />
wurde mir klar, dass mein Mann kein Recht hat mich zu<br />
schlagen. Meine Tochter wurde von ihrem Mann, einem Trinker,<br />
verprügelt. Ich sagte ihm, dass ich die Polizei rufen werde,<br />
wenn er sie noch mal anfasst. Jetzt weiß ich, an wen ich mich<br />
wenden und wie ich meine Familie beschützen kann.“<br />
Roma-Frauen, mit denen <strong>CARE</strong> und seine Partner zusammengearbeitet<br />
haben, erkennen verschiedene Formen der Gewalt und<br />
wissen um ihr Recht. Sie wissen auch, an wen sie sich im Falle<br />
häuslicher Gewalt wenden können. <strong>CARE</strong> achtet darauf, dass<br />
nicht nur Frauen über sexualisierte Gewalt aufgeklärt werden,<br />
sondern dass Männer in Aufklärungsaktionen und Dialogen in<br />
der Gemeinschaft eingebunden werden. Frauen sehen bereits<br />
erste positive Veränderungen im Verhalten ihrer Männer, in ihren<br />
Familien und in ihren Gemeinden.<br />
„Einer der Vortragenden am heutigen Tag ist unser Schüler, aber<br />
er ist heute als Gruppenleiter einer Partnerorganisation von<br />
<strong>CARE</strong> gekommen. Heute arbeiten wir als Kollegen zusammen an<br />
dieser Lehrer-Fortbildung. Vor einigen Jahren war er selbst noch<br />
gewalttätig, aber er veränderte sich durch seine Teilnahme an<br />
dem Be A Man Club in der Schule. Jetzt ist er der Erzieher, mit<br />
Einstellungen, die genau das Gegenteil von denen sind, die er<br />
vorher hatte.“<br />
Tatjana Mergl, Schulpsychologin, Faust Vranic Schule, Zagreb, Kroatien<br />
<strong>CARE</strong> arbeitet mit jungen Männern, um ihr Selbstbewusstsein<br />
zu stärken und ihre Einstellungen, ihr Verhalten und ihren<br />
Umgang mit anderen zu verändern. Wir bearbeiten das Thema<br />
Gewalt in technischen Schulen und Berufsschulen mit Jungen<br />
und jungen Männern. Die jungen Männer berichten, dass sich<br />
ihr Denken und Verhalten ändert, und sie zu neuer Kraft und<br />
Respekt für sich selbst gefunden haben. Sie werden nun von<br />
Gleichaltrigen und Lehrern anders wahrgenommen. Die Jungen<br />
hören auf, sich zu schlagen und werden für andere zu Vorbildern<br />
für einen veränderten Lebensstil. Dieser neue Lebensstil<br />
beinhaltet Gewaltfreiheit, Respekt gegenüber Frauen, manchmal<br />
der Verzicht auf das Rauchen und der Wunsch, erfolgreich<br />
in der Schule zu sein. Sie werden von Gleichaltrigen für ihre<br />
Reife und ihr Wissen respektiert.<br />
Dieser Wandel breitet sich in den Projektorten aus. Es gibt<br />
weniger Gewalt unter Gleichaltrigen, mehr Respekt füreinander<br />
und die Teilnehmer haben ein höheres Selbstbewusstsein. Die<br />
Jungen und jungen Männer beschreiben sich selbst als „verändert“.<br />
Sie denken positiver über andere Jungen und Mädchen<br />
und beschreiben ausführlich, wie sich ihr Verhalten und ihre<br />
Einstellungen zu Gleichberechtigung und Männlichkeit gewandelt<br />
haben. Diese jungen Männer wurden zu Führungspersönlichkeiten<br />
in ihrer Gemeinde und sie engagieren sich freiwillig<br />
bei lokalen NROs, um für andere Jungen ein Vorbild zu sein.<br />
Auch Eltern und Lehrer bemerken, wie sich das Verhalten der<br />
Jungen verändert und sie besser in der Schule werden. <strong>CARE</strong><br />
arbeitet derzeit mit den Bildungsministerien von Bosnien-Herzegowina,<br />
Kroatien, Serbien und dem Kosovo und hofft, das<br />
Programm in einer größeren Anzahl von Schulen in allen vier<br />
Ländern einführen zu können.<br />
21
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Verminderung des Gewaltrisikos<br />
LARA, Bekämpfung von Gewalt durch<br />
institutionellen Wandel – Aktionsbeispiel<br />
LARA ist eine Frauenorganisation in Bosnien-Herzegowina, die<br />
sich für den Schutz von Frauen vor jedweder Form von Gewalt<br />
einsetzt. Zudem ist LARA ein bedeutendes Mitglied des RING-<br />
Netzwerks gegen Menschenhandel. Im Rahmen der Projekte von<br />
<strong>CARE</strong> setzten sich LARA- und RING-Mitglieder für maßgeblichen<br />
institutionellen Wandel innerhalb des rechtlichen Rahmens für<br />
eine Veränderung im Verhalten der Polizei, den Zentren für soziale<br />
Fürsorge und der Justiz ein. Ein großes Hindernis im Kampf<br />
gegen Menschenhandel war, dass die Gerichte minderjährige<br />
Opfer von Menschenhandel nicht als „Kinder“ einstuften. Die<br />
kontinuierliche Lobbyarbeit von LARA und anderen Mitgliedern<br />
des Netzwerks brachte jedoch 2010 den Wandel. Zunächst in<br />
Form einer entsprechenden Überarbeitung des Strafgesetzbuch,<br />
später durch die Annahme der „Vorschriften zur Behandlung<br />
der Opfer von Menschenhandel“ und zuletzt durch geänderte<br />
Handlungsvorschriften für Sozialämter, die Opfer von Menschenhandel<br />
effektiver unterstützen können. Die Abläufe sind nun<br />
klar definiert: Die Zentren, die Polizei und andere Institutionen<br />
sind besser mit der Problematik vertraut und verstehen die Notwendigkeit,<br />
schnell zu handeln. Sie verfügen über einen klaren<br />
strukturellen Rahmen für entsprechende Reaktionen. Dadurch<br />
sind Mädchen und Frauen nun stärker in das Gesellschaftssystem<br />
eingebunden, was das Recht auf Krankenversicherung und<br />
den Zugang zu sozialer Unterstützung beinhaltet. Ein wichtiger<br />
Schritt war die Übertragung der Verantwortung von kommunalen<br />
auf nationale Behörden, gegen Menschenhandel vorzugehen.<br />
LARA übte zudem Druck auf lokale Sozialbehörden aus, der<br />
Rechtsprechung gemäß zu handeln und häusliche Gewalt zu verhindern.<br />
Es wurde ein Team von Sozialarbeitern gebildet, das dabei<br />
hilft, Opfer von häuslicher Gewalt zu beschützen, Statistiken<br />
verwaltet und einen Verhaltenskodex zum Schutz vor häuslicher<br />
Gewalt erstellte. Im Jahr 2006 setzte sich LARA erfolgreich für<br />
die Änderung im Strafgesetzbuch der Republika Srpska ein, eine<br />
der beiden Verwaltungseinheiten des Landes, die Menschenhandel<br />
nun als Straftat anerkennt.<br />
Mara Radovanovic ist die Gründerin von LARA und engagierte Kämpferin gegen Menschenhandel.<br />
22
Verminderung des Gewaltrisikos | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
Lernen, ein besserer Mann zu sein<br />
– eine persönliche Geschichte<br />
ein Kind bin, und häufig trug ich dazu bei, dass sich Fußballspiele<br />
in regelrechte Schlachten verwandelten. In mir und um<br />
mich herum war viel zu viel Gewalt und negative Energie, und<br />
damals konnte ich mir nicht vorstellen, dass mein Leben auch<br />
anders aussehen könnte.<br />
Emir Piric aus Sarajevo.<br />
„Ich heiße Emir und gehe in die weiterführende Schule in<br />
Sarajevo, Bosnien-Herzegowina. Meine früheren Lehrer und<br />
Mitschüler würden mich garantiert als „schwierigen Fall“ bezeichnen.<br />
Sowohl in als auch außerhalb der Schule hatte ich<br />
viele Probleme mit meinem Verhalten. Weil ich mich in der<br />
Schule langweilte, schwänzte ich dauernd und ich geriet oft in<br />
Schlägereien und große Schwierigkeiten. Wenn ich mit meinen<br />
Freunden zusammen war, stand ich oft im Mittelpunkt, weil ich<br />
Dinge tat, die andere nicht wagten. Ich spiele Fußball seit ich<br />
Der Wendepunkt kam, als ich in der Schule dem Be a Man Club<br />
des <strong>CARE</strong>-Projekts Young Men Initiative beitrat. Was ich dort<br />
lernte, ließ mich viele meiner Ansichten hinterfragen und ich<br />
merkte, wie schädlich sie für mich und meine Freunde waren.<br />
Irgendwann fragte ich mich, welche Art Mann ich eigentlich<br />
sein wollte und wie genau meine Rolle und Verantwortung in<br />
der Gesellschaft aussah. Jetzt weiß ich, wie kindisch und dumm<br />
mein früheres Verhalten war. Veränderung kommt nicht über<br />
Nacht, aber es ist ein sehr lehrreicher und motivierender Prozess,<br />
ein besserer Mensch zu werden. Jeder macht Fehler. Aber<br />
wenn du dich selbst kennenlernen und andere besser verstehen<br />
willst, wirst du klüger, lernst dich zu kontrollieren und Konflikte<br />
zu vermeiden. Für mich war es eine Offenbarung, als ich merkte,<br />
dass wir alle die Kraft haben, uns zu verändern.<br />
Anstatt mich zu prügeln und für Ärger zu sorgen, nutze ich<br />
jetzt meine Zeit, um mich so weiterzuentwickeln, wie es mir<br />
die Gruppenleiter des Projekts zeigten. Ich möchte mit anderen<br />
jungen Menschen arbeiten, die so wie ich vom Weg abgekommen<br />
sind und nur jemanden brauchen, der an sie glaubt. Heute<br />
bin ich ein besserer Schüler, ein besserer Freund, ein viel besserer<br />
Mitspieler und ich hoffe, einmal ein besserer Mann zu sein.“<br />
Jungen lernen unterschiedliche männliche Rollenbilder kennen.<br />
23
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Traditionelle Geschlechterrollen verändern<br />
Traditionelle Geschlechterrollen verändern<br />
Ein traditionelles Verständnis von unterschiedlichen Rollen für<br />
Frauen und Männer ist in allen ethnischen Gruppen auf dem<br />
Balkan weitverbreitet. Häufig hindert es Frauen daran, ihr Potenzial<br />
voll auszuschöpfen und für ihre Rechte einzutreten.<br />
<strong>CARE</strong> hat sich dazu verpflichtet, mit verschiedenen Ansätzen<br />
und Strategien traditionelle Geschlechterrollen auf dem Balkan<br />
langfristig zu verändern. Innerhalb der Roma-Gemeinschaften<br />
existieren oft besonders ausgeprägte traditionelle Ansichten<br />
über die Rollen der Geschlechter, die es für Roma-Frauen und<br />
-Mädchen schwer oder unmöglich machen, Zugang zu Bildung<br />
zu erhalten und eigenständige Entscheidungen für sich und<br />
ihre Familien zu treffen. Schon im jungen Alter verlassen Roma-Mädchen<br />
die Schule, um zu heiraten und Hausfrauen und<br />
Mütter zu werden. Im Gegensatz dazu werden Jungen in allen<br />
Gruppen oft dahingehend erzogen, aggressiv zu sein und<br />
miteinander zu konkurrieren, um sie auf ihre Rolle in der Gesellschaft<br />
vorzubereiten. Junge Männer, die Verständnis und<br />
Respekt für Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen<br />
zeigen, werden oft von ihren Familien und Gleichaltrigen als<br />
unmännlich verspottet.<br />
Bis 2011 erreichte <strong>CARE</strong> über<br />
3.000 10.000<br />
Roma-Frauen<br />
und -Mädchen<br />
Jungen und<br />
junge Männer<br />
mit Programmen zum Wandel<br />
traditioneller Geschlechterrollen.<br />
<strong>CARE</strong> arbeitet deswegen für einen nachhaltigen und längerfristigen<br />
Wandel im Leben von Frauen, Mädchen, Jungen und<br />
jungen Männern, insbesondere in ihrer Denk- und Verhaltensweise,<br />
wie sie von anderen wahrgenommen werden und wie sie<br />
andere beeinflussen. In diesem Themenfeld werden wir unsere<br />
Zusammenarbeit mit Frauen- und Jugendorganisationen sowie<br />
Regierungen ausbauen.<br />
Individueller und persönlicher Wandel<br />
<strong>CARE</strong>s Arbeit mit Roma-Gemeinschaften hat sowohl Frauen als<br />
auch Männern geholfen, ein positiveres Selbstbild zu entwickeln<br />
und traditionelle Geschlechterrollen infrage zu stellen.<br />
Durch ein Lebenshilfeprogramm wurden Roma-Frauen zu Aktivitäten<br />
auch außerhalb ihrer Gemeinschaften ermutigt. Sie bekamen<br />
die Möglichkeit, an Trainings teilzunehmen, die Schule abzuschließen<br />
und sich in ihren Gemeinden zu engagieren. Durch<br />
einen offenen Dialog kennen Roma-Frauen nun ihre Rechte und<br />
Pflichten als gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft.<br />
„Mein Mann unterstützt mich jetzt, was er früher nicht tat. Früher<br />
musste ich tun, was er sagte, bis es mir einfach zu viel<br />
wurde. Ich lernte, wie ich ihn dazu bringen konnte, seine Einstellung<br />
zu ändern. Ihm wurde irgendwann klar, dass er mir<br />
nicht die Arbeit verbieten kann, und jetzt arbeite ich. Er hat<br />
sogar unseren Nachbarn überzeugt, seine Frau auch einen Job<br />
annehmen zu lassen.“ Eine Roma-Teilnehmerin aus Montenegro<br />
Junge Menschen gewinnen durch <strong>CARE</strong>s Arbeit Selbstbewusstsein<br />
und beginnen, ihre traditionellen Rollen in der Gemeinschaft<br />
anders zu sehen. Junge Männer und Frauen hinterfragen<br />
bestehende Muster und Verhaltensweisen und lehnen die<br />
Ungleichheit der Geschlechter und traditionelle Vorstellungen<br />
von Männlichkeit ab. Junge Menschen distanzieren sich von<br />
gewalttätigem Verhalten und zeigen Akzeptanz und Respekt<br />
gegenüber Menschen mit anderer sexueller Orientierung oder<br />
anderem kulturellen und ethnischen Hintergrund.<br />
„Als ich meine Jungfräulichkeit verlor, erzählte ich das eine Zeit<br />
lang niemandem. Aber als meine Mutter mich danach fragte,<br />
erzählte ich es ihr, und sie schlug mich. Es war furchtbar, als<br />
19-Jährige geohrfeigt zu werden. Meine Mutter glaubte, dass ich<br />
noch zu jung war, um Sex zu haben. Aber ich bin stolz, dass ich<br />
mich getraut habe, es ihr zu sagen.“ Eine Roma-Teilnehmerin aus Serbien<br />
Roma-Mädchen berichten, dass ihre Einstellung zu Bildung und<br />
Schule sich geändert hat und sie mehr Selbst- und Verantwortungsbewusstsein<br />
haben. Sie erkennen Benachteiligung und<br />
treten für ihre Rechte ein. Junge Frauen lassen zunehmend<br />
traditionelle Geschlechterrollen hinter sich, die verlangen,<br />
24
Traditionelle Geschlechterrollen verändern | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
sich zum Schutz ihrer Ehre von der Gesellschaft abzuschotten.<br />
<strong>CARE</strong> arbeitet auch mit Eltern, um deren Haltung zu Bildung<br />
für Mädchen zu ändern. Eltern erlauben ihren Töchtern jetzt,<br />
weiterführende Schulen zu besuchen und schätzen auch den<br />
Wert ihrer eigenen Bildung anders ein, wie das Projekt Zweite<br />
Chance für die Schule 8 für erwachsene Roma zeigt. Junge Frauen<br />
und Männer fühlen sich durch diese Veränderungen optimistischer<br />
und stärker und wollen ihre Zukunft mit dem Besuch<br />
von weiterführenden Schulen und dem Eintritt ins Arbeitsleben<br />
selbst gestalten.<br />
„Ich wäre jetzt verheiratet, wenn ich nicht im <strong>CARE</strong>-Projekt mitgemacht<br />
hätte! Ich wollte schon immer Anwältin werden, und<br />
jetzt weiß ich, dass ich meine Ausbildung abschließen kann.“<br />
Roma-Mädchen, Projektteilnehmerin, Serbien<br />
Eine der bedeutendsten Veränderungen, über die Teilnehmer<br />
von <strong>CARE</strong>-Projekten sprechen, ist das Gefühl, selbst zum Vorbild<br />
für andere werden und Strukturen in der Gemeinschaft<br />
beeinflussen zu können. Weibliche Teilnehmer erzählten, dass<br />
sich durch ihre Erfahrungen in den Projekten ihre Einstellungen<br />
und ihr ganzes Weltbild veränderten. Roma-Frauen berichteten,<br />
dass sie zwar lernten ihre Rechte einzufordern, jedoch<br />
auch merkten, dass dies häufig mit einer größeren Verantwortung<br />
anderen gegenüber einhergeht, der sie gerecht werden<br />
müssen. Viele berichten, dass sie zu starken Fürsprechern für<br />
die Rechte von Roma-Frauen wurden, sowohl in ihren Gemeinschaften<br />
als auch darüber hinaus. Um derartige Prozesse in<br />
Ganz zu setzen, arbeitet <strong>CARE</strong> häufig mit der Methode der<br />
„Peer Education“, der Vermittlung von Wissen und Erfahrung<br />
durch gleichrangige oder gleichaltrige Mitglieder der jeweiligen<br />
Zielgruppe. Besonders die jüngeren unter diesen Trainern<br />
und Gruppenleitern haben selbst ihre Einstellungen und Verhaltensweisen<br />
verändert und sprechen nun offen und mit Überzeugung<br />
in ihrem jeweiligen Umfeld darüber und werden hierfür<br />
respektiert. Diese jungen Menschen werden zum Schlüssel<br />
des Wandels in ihrer Gemeinschaft, da sie ihre Überzeugung<br />
vorleben, dabei Führungsqualität zeigen und sich erfolgreich<br />
bei Behörden für Belange ihrer Gemeinden einsetzen.<br />
<strong>CARE</strong> unterstützte aktive Frauen und Männer dabei, Einfluss zu<br />
erlangen und auch von Behörden anerkannt zu werden. Wenn<br />
Frauen ihre Sicht auf Geschlechterrollen und Gleichberechtigung<br />
verändern, beginnen sie häufig, sich stärker bei Schulen<br />
und anderen Institutionen für ihre Überzeugungen einzusetzen.<br />
Roma-Mädchen, die selbst weiterführende Schulen besuchen,<br />
engagieren sich in NROs, wo sie über die Bedeutung<br />
der Aufnahme von Roma-Mädchen in Bildungsprogramme und<br />
-strategien sprechen können.<br />
Zunehmend arbeiten Roma-Frauen- und Jugendorganisationen<br />
mit anderen Gruppen in nationalen oder regionalen Netzwerken<br />
zusammen, wodurch beide Seiten profitieren. Durch den<br />
Austausch in den Netzwerken vervielfachen sie ihre Kenntnisse<br />
und Fähigkeiten. So können sie sich erfolgreicher bei Institutionen<br />
und Regierungen für die Rechte von Roma-Frauen und<br />
-Mädchen einsetzen.<br />
Ein gutes Beispiel für Wandel ist auch die regionale Kampagne<br />
„Sei ein Mann: Ändere die Regeln“ der Young Men Initiative.<br />
Sie hinterfragt die herrschenden Normen von Männlichkeit und<br />
die Rolle von Männern im Haushalt, in der Schule und der Gemeinschaft.<br />
Die Kampagne wirbt dafür, dass junge Männer ihre<br />
Eltern etwa beim Kochen oder Putzen unterstützen. Die Kampagne<br />
wirbt zudem für gleichberechtigte Partnerschaften, zum<br />
Beispiel durch die Betonung offener Kommunikation und den<br />
Ausschluss von Gewalt. Die Kampagne beinhaltet Aktivitäten<br />
in Schulen und Gemeinden, die Jugendliche miteinbeziehen<br />
und zu Engagement ermutigen. Hierzu zählen zum Beispiel<br />
selbstgeschriebene Stücke, die nach der interaktiven Methode<br />
des Forum-Theaters aufgeführt werden, von Jugendlichen gedrehte<br />
Filme und Social Media-Aktivitäten. Junge Männer, die<br />
an der Kampagne teilgenommen hatten, zeigten in einer Untersuchung<br />
erheblich fortschrittlichere Einstellungen zu Gleichberechtigung<br />
als diejenigen, die nicht teilgenommen hatten.<br />
Junge Roma setzen sich beim Theaterspielen mit traditionellen Geschlechterrollen auseinander.<br />
8<br />
Zweite Chance ist ein von der EU finanziertes und von dem serbischen Bildungsministerium umgesetztes Projekt, das grundlegende berufliche Bildung für Erwachsene anbietet. <strong>CARE</strong>s Arbeit mit Roma-Eltern half ihnen,<br />
nicht nur die Bildung ihrer Kinder wertzuschätzen sondern auch ihre eigene weiterzuverfolgen.<br />
25
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Traditionelle Geschlechterrollen verändern<br />
Bildung und Roma-Mädchen – Aktionsbeispiel<br />
<strong>CARE</strong> hat zahlreiche Projekte durchgeführt, die Roma-Frauen<br />
und -Mädchen als Zielgruppe hatten und die mit Roma-Frauenorganisationen<br />
und ihren Netzwerken zusammenarbeiteten 9 .<br />
Zwei dieser Projekte konzentrierten sich auf Veränderungen für<br />
einzelne Roma-Mädchen, ihre Gemeinschaften und Schulen.<br />
Wir beeinflussten das Denken der Mädchen und ihres direkten<br />
Umfelds bis hin zu den Institutionen, die für Bildung und soziale<br />
Integration der Roma verantwortlich sind. Wir brachten<br />
Roma-Mädchen mit Organisationen und staatlichen Stellen in<br />
Verbindung, die Verantwortung für ihr Recht auf Schulbildung<br />
übernahmen und ihnen halfen, eine Schulbildung zu erhalten.<br />
<strong>CARE</strong> war eine der ersten Organisationen auf dem Balkan, die die<br />
Bildungschancen von Roma-Mädchen vergrößerten.<br />
Für die betroffenen Mädchen hat sich das Leben stark verändert<br />
– sie besuchen die weiterführende Schule. Jetzt ist es „cool“<br />
zur Schule zu gehen, und manche schreiben sich sogar an der<br />
Universität ein. Die Mädchen nutzen nun die Freiheit, sich Wissen<br />
auf formellen und informellen Bildungswegen anzueignen.<br />
Diese Freiheit bedeutet Unabhängigkeit, und die Mädchen bewegen<br />
sich nun viel freier innerhalb und außerhalb ihrer Gemeinschaften.<br />
Sie treffen ihre eigenen Entscheidungen, wählen ihre<br />
Partner selbst aus und übernehmen die Verantwortung für ihre<br />
sexuelle Gesundheit und Familienplanung. Sie sind zu Vorbildern<br />
geworden und werden von anderen Roma-Mädchen als „anders“<br />
wahrgenommen. Sie wissen, dass andere Mädchen zu ihnen aufschauen<br />
und äußern ihre Meinung zu Bildungsthemen innerhalb<br />
ihrer Gemeinden und darüber hinaus. Durch Schulungen, Treffen<br />
mit Betreuern, <strong>Studie</strong>nreisen, Theateraufführungen, lokale Aktionen<br />
und Medienberichte rücken diese Mädchen stärker in das<br />
öffentliche Bewusstsein.<br />
Staatliche Institutionen und Schulen haben damit begonnen,<br />
ähnliche Projekte zu finanzieren und führen nun Statistiken<br />
über den Schulbesuch von Roma-Mädchen und -Jungen. Roma-<br />
Mädchen werden in strategischen Dokumenten auf lokaler- und<br />
Provinzebene berücksichtigt, und Institutionen sind ihnen besser<br />
zugänglich. <strong>CARE</strong>s Partnerorganisation Humanitäres Zentrum<br />
Novi Sad (NSHC) in Serbien wurde eine wichtige Anlaufstelle<br />
und Informationsquelle für die Stadtverwaltung. Die Stadt Novi<br />
Sad bat sie an der Erstellung des städtischen Aktionsplans für<br />
Roma-Frauen mitzuarbeiten. NSHC ist mittlerweile als Experte<br />
für die Weiterbildung in Roma-Gemeinschaften anerkannt, und<br />
Behörden und andere Institutionen wenden sich regelmäßig mit<br />
der Bitte um Beratung und Informationen an die Organisation.<br />
Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie Organisationen traditionelle<br />
Geschlechterrollen nachhaltig beeinflussen können.<br />
Auch die Eltern der Mädchen haben sich spürbar verändert und<br />
kommen nun den Bedürfnissen der Mädchen eher nach. Anstatt<br />
Widerstand wird den Mädchen nun die Freiheit zur Teilnahme an<br />
Veranstaltungen außerhalb der Roma-Siedlungen gegeben. Dabei<br />
zeigen Eltern, die selbst an Projekten teilgenommen haben,<br />
ein größeres Verständnis als die übrigen. Eine bedeutende Veränderung<br />
ist, dass Eltern der Bildung von Mädchen und Jungen<br />
zunehmend die gleiche Bedeutung beimessen.<br />
Junge Roma führen ein Theaterstück zu Bildung und zivilgesellschaftlichem Engagement auf.<br />
9<br />
Regional: Stärkung der Roma-Frauen; Bosnien-Herzegowina: Stärkung der Roma-Frauen; Serbien: Chancen und Möglichkeiten für Roma-Mädchen; Bildung für Roma-Mädchen.<br />
26
Traditionelle Geschlechterrollen verändern | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
Geschlechternormen:<br />
Davor und danach – eine persönliche Geschichte<br />
Für die Budi Musko-Clubs („Sei ein Mann“) ist ein Mann ein Mann, wenn er respektvoll mit seinen Mitmenschen umgeht: „Sei ein Mann- ändere die Regeln!”<br />
„Mein Name ist Mislav Mihael Mandir und ich bin 23 Jahre alt.<br />
Als ich mich 2007 an <strong>CARE</strong>s erstem Forschungsprojekt über<br />
Männlichkeit und Geschlechterrollen beteiligte, war ich gerade<br />
17 und ging noch zur Schule. Damals dachte ich, die Erziehung<br />
der Kinder und häusliche Arbeiten wie Kochen, Putzen und Bügeln<br />
wären Frauensache. Ich hätte mir nie vorstellen können,<br />
eine Frau zu heiraten, die mehr verdient als ich. Um ein richtiger<br />
Mann zu sein – so glaubte ich – müsse man sich prügeln<br />
und Alkohol trinken.<br />
bereits, wie sich mein Verhalten auf das meiner Freunde und<br />
Kollegen auswirkt. Wenn du deinen eigenen, festen Standpunkt<br />
hast, für den du dich einsetzt und den du anderen klarmachen<br />
kannst, dann hören dir die Leute auch zu. Meine Familie und<br />
meine engsten Freunde sind sehr stolz und ermutigen mich,<br />
weiter für eine Veränderung in unserer Gesellschaft zu arbeiten.<br />
Heute weiß ich, dass ich ein besserer Vater für meine Kinder<br />
sein werde.“<br />
Als ich begann, bei <strong>CARE</strong>s Young Men Initiative mitzuarbeiten,<br />
erkannte ich, dass traditionelle Geschlechternormen und Rollenbilder<br />
tief in unserer Gesellschaft verwurzelt sind und sich<br />
negativ auswirken. Zuerst war ich ein Teilnehmer des Projekts,<br />
später wurde ich jedoch Gruppenleiter und Trainer. Heute bin<br />
ich Programmkoordinator der Partnerorganisation Status M in<br />
Zagreb, Kroatien. Die Arbeit von <strong>CARE</strong> hat meine Sichtweise<br />
stark verändert, und durch meine Beteiligung an ihrer Arbeit<br />
bin ich zu einem besseren Menschen geworden. Ich respektiere<br />
die Menschen wie sie sind und sehe jeden als gleichwertig<br />
an. Ich helfe mehr im Haushalt, schlage mich nicht und muss<br />
meine Männlichkeit niemandem beweisen. Die Beziehung mit<br />
meiner Freundin basiert auf gegenseitiger Wertschätzung und<br />
offenen, ehrlichen Gesprächen. Die Fähigkeiten, die ich im Projekt<br />
erlernt habe, helfen mir noch heute im Beruflichen wie Privatem.<br />
Ich behandle meine Kolleginnen mit Respekt und sehe<br />
Mislav Mandir aus Zagreb.<br />
27
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Soziale Integration fördern<br />
Soziale Integration fördern<br />
<strong>CARE</strong>s Einsatz für die Integration ausgegrenzter Gruppen und<br />
sozial schwacher Menschen in die Gesellschaft ist fester Bestandteil<br />
unserer Arbeit zur Förderung von Gleichberechtigung.<br />
Auf dem Balkan haben wir mit der Roma-Gemeinschaft und<br />
anderen Minderheiten zusammengearbeitet, Überlebende von<br />
Menschenhandel und Gewalt sowie ausgegrenzte junge Männer<br />
bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft unterstützt.<br />
Wir arbeiten auf verschiedene Arten mit unseren Partnerorganisationen<br />
zusammen, um soziale Integration in Institutionen<br />
und Gemeinschaften voranzutreiben.<br />
<strong>CARE</strong> hat die soziale Eingliederung junger Mädchen und Frauen<br />
durch die Bildung starker Netzwerke gefördert, die sich für<br />
Minderheiten einsetzen. Ein Beispiel hierfür ist die Bildung<br />
einer Lobbygruppe, die sich aus Mitgliedern verschiedener Organisationen<br />
zusammensetzt und sich für das Recht von Roma-Mädchen<br />
einsetzt, die Schule besuchen und abschließen<br />
zu können. Diese Gruppe ist mit ihren Methoden und Ansätzen<br />
ein Vorbild für viele andere Organisationen. Sie besuchen<br />
Schulen und sprechen mit Schulverwaltungen oder organisieren<br />
Veranstaltungen, auf denen <strong>Studie</strong>n vorgestellt werden, die<br />
die Bedeutung von Bildung für Mädchen belegen. Zu diesem<br />
Zweck hat die Gruppe selbst Untersuchungen zu Anzahl und<br />
Alter von Kindern durchgeführt, die Schulen besuchen könnten<br />
im Vergleich zu denen, die tatsächlich Schulen besuchen.<br />
Mit solchen Daten werden Schulangestellte, Psychologen und<br />
Pädagogen auf Mängel aufmerksam gemacht. Unsere Partner<br />
unterstützen Roma-Mädchen auch beim Erwerb offizieller Dokumente<br />
wie dem Personalausweis oder beim Abschluss einer<br />
Krankenversicherung. Zudem arbeiten wir mit Behörden zusammen,<br />
um rechtliche und administrative Hilfe für die Mädchen<br />
bei der Einschreibung an Schulen sicherzustellen. <strong>CARE</strong>s<br />
Partner arbeiten in der Provinz Vojvodina in Serbien an einem<br />
neuen Registrierungsverfahren für Roma-Mädchen im Bildungssystem,<br />
mit dem Ziel, dass dieses Pilotprogramm bald<br />
auch in anderen Regionen Anwendung finden soll.<br />
Im Sinne der Integrationshilfe durch den Zugang zu wichtigen<br />
Dienstleistungen hat unser Partner Better Future mit öffentlicher<br />
Lobbyarbeit in Tuzla (Bosnien-Herzegowina) das Gesundheitssystem<br />
für Roma-Frauen zugänglich gemacht. Die Gemeinde<br />
übernimmt nun die Kosten für die medizinische Versorgung<br />
von Frauen, die über keine amtlichen Dokumente verfügen.<br />
Ein weiteres Beispiel ist der Erfolg unserer Partnerorganisationen<br />
LARA und MEDICA, die behördliche Abläufe für Überlebende<br />
häuslicher Gewalt in Bosnien-Herzegowina vereinfachten.<br />
Durch standardisierte Abläufe wurde die Zusammenarbeit<br />
zwischen Sozialarbeitern, der Polizei und NROs bei Fällen von<br />
häuslicher Gewalt geregelt. Nun können sich Opfer an diese<br />
Behörden wenden, die sich anschließend in Absprache mit anderen<br />
zuständigen Stellen des jeweiligen Falles annehmen.<br />
Ein weiterer Aspekt in <strong>CARE</strong>s Arbeit zu sozialer Inklusion ist<br />
die Unterstützung für Überlebende von Menschenhandel, denen<br />
geholfen wird, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren,<br />
sowie Arbeit zur Prävention. <strong>CARE</strong> hat gemeinsam mit der<br />
NRO ASTRA in Belgrad ein Unterstützungszentrum für Überlebende<br />
und gefährdete Personen eingerichtet. Spezialisten<br />
unterstützen hier Betroffene und führen zudem Präventionsund<br />
Aufklärungsmaßnahmen gegen Menschenhandel durch.<br />
Mädchen verschiedener ethnischer Gruppen diskutieren Rollenbilder und Integration.<br />
28
Soziale Integration fördern | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
Das Zentrum hilft Überlebenden beim Neuanfang und der Wiedereingliederung<br />
in die Gesellschaft, um aus dem Teufelskreis<br />
auszubrechen, in dem sich viele Betroffene befinden. Mit der<br />
Hilfe von <strong>CARE</strong> ist das Zentrum bekannter geworden und erreicht<br />
mehr betroffene und gefährdete Frauen und Mädchen.<br />
Auch der Zugang zu Sozialämtern und zum Gesundheitswesen<br />
ist für Überlebende einfacher geworden.<br />
Durch die Arbeit von <strong>CARE</strong> und seinen Partnern werden ausgegrenzte<br />
Personen selbst zu Akteuren ihrer Eingliederung.<br />
<strong>CARE</strong> führte in Südserbien ein Projekt durch, um Flüchtlingen<br />
und Roma-Frauen und -Jugendlichen besseren Zugang zu sexueller<br />
und reproduktiver Gesundheitsvorsorge zu ermöglichen.<br />
Es wurden 44 Gesundheitsvermittler und 30 Gemeindeaktivisten<br />
geschult, die meisten von ihnen sind selbst Roma. Diese<br />
Vertreter werden als Experten für sexuelle und reproduktive<br />
Gesundheitsvorsorge anerkannt und erleichtern Mitgliedern ihrer<br />
Gemeinschaft den Zugang zum Gesundheitswesen. Sie sind<br />
Vertreter des Wandels, die ihre Arbeit zusammen mit lokalen<br />
Gesundheitszentren und NROs auch dann fortsetzen, wenn die<br />
Projekte von <strong>CARE</strong> bereits abgeschlossen sind.<br />
<strong>CARE</strong> hat viele Roma-Frauen dabei unterstützt, zu Akteuren<br />
sozialer Inklusion zu werden. Zu Beginn von <strong>CARE</strong>s Arbeit auf<br />
dem Balkan gab es nur ein oder zwei Roma-Frauenorganisationen<br />
pro Land, die sich mit sozialer Eingliederung beschäftigten.<br />
In den letzten sieben Jahren sind daraus 15 bedeutende<br />
Organisationen geworden, die sich lokal, national und regional<br />
für ihre Gemeinschaften engagieren. <strong>CARE</strong> half vielen von<br />
ihnen, Verbindungen zu Behörden, Staatsanwälten und Parlamentsmitgliedern<br />
aufzubauen und so wichtige Netzwerke zum<br />
Schutz und zur Förderung von Frauenrechten zu schaffen.<br />
„Bis ich mich vor Kurzem an der Universität einschrieb, sprach<br />
mein Vater nur mit meinem Bruder über einen Schulabschluss.<br />
Ich kam immer erst an zweiter Stelle, und wenn mein Vater<br />
sagte: ‚Mein Sohn wird die Schule abschließen’, fügte ich hinzu:<br />
‚und deine Tochter!‘ Mit der Hilfe von <strong>CARE</strong> erkannte ich, dass<br />
der Besuch der Universität für mich möglich ist!“<br />
Roma-Teilnehmerin, Vojvodina, Serbien<br />
<strong>CARE</strong> ist sich dessen bewusst, dass die Einstellung junger Menschen<br />
ein Schlüssel zu einer verbesserten zukünftigen Integration<br />
ausgegrenzter Gemeinschaften ist. Als Resultat haben wir<br />
mit Roma-Mädchen im nördlichen Serbien daran gearbeitet, ihr<br />
Selbstbild positiv zu verändern sowie ihre Art, mit den traditionellen<br />
Geschlechterrollen und Schwierigkeiten im Schulsystem<br />
umzugehen. Die Mädchen berichten nun ihren Familien<br />
von ihren Ausbildungsplänen und treffen Entscheidungen für<br />
ihre Zukunft. <strong>CARE</strong> arbeitet auch mit ausgegrenzten Jungen<br />
und jungen Männern zusammen, um unsoziales Verhalten und<br />
Isolation zu vermindern. Die Young Men Initiative bekämpft<br />
Gewalt und geschlechtsspezifische Rollenbilder, die zu sozialer<br />
Ausgrenzung führen. <strong>CARE</strong> arbeitet zunehmend mit Jungen<br />
und jungen Männern der Roma-Gemeinschaften, um Gleichberechtigung<br />
und soziale Eingliederung zu fördern.<br />
„<strong>CARE</strong> hat uns dabei geholfen, unseren Einfluss zu vergrößern.<br />
Wir nehmen teil an der Entwicklung aller wichtigen politischen<br />
Entscheidungen, die Roma-Frauen in Serbien betreffen. Wir sind<br />
in Beratungsgremien auf höchster Ebene eingebunden und wirken<br />
an Empfehlungen für die Regierung mit.“<br />
Djurdjica Ergic, Koordinatorin von Bibija<br />
<strong>CARE</strong>s Arbeit zu sozialer Eingliederung zielte auch darauf ab,<br />
dass Vertreter von Frauenorganisationen und Minderheiten wesentlich<br />
an der Bildung sozialer Strukturen, an Abläufen und<br />
Verfahren beteiligt werden, und dass die Belange von Roma-<br />
Frauen und -Mädchen auf der öffentlichen Agenda bleiben.<br />
Unsere Partner in der Zivilgesellschaft arbeiten kontinuierlich<br />
an einer Verbesserung der Zusammenarbeit mit Regierungen<br />
und Institutionen. Ein Beleg hierfür ist, dass vier unserer Partnerorganisationen,<br />
die Roma-Frauen repräsentieren, in verschiedenen<br />
Ländern an der Entwicklung und Überarbeitung der<br />
nationalen Strategien und Pläne zur Eingliederung der Roma<br />
beteiligt waren. <strong>CARE</strong>s Partner sind anerkannte Verteidiger von<br />
Minderheitenrechten auf dem Balkan und sind für ihre Qualität,<br />
Professionalität und öffentliche Fürsprache bekannt. Diese<br />
Organisationen beeinflussen nicht nur die Debatte auf nationalen<br />
und regionalen Konferenzen. Sie trugen beim Ausschuss<br />
der Vereinten Nationen zur Beseitigung der Benachteiligung<br />
von Frauen 2011 auch zu internationalen Bemühungen bei, indem<br />
sie die Situation von Roma-, Ashkali- und Ägypter-Frauen<br />
zum Gegenstand machten.<br />
29
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Soziale Integration fördern<br />
Versöhnung und Frieden<br />
Die Region, die noch vor kurzem Schauplatz von Kriegen war,<br />
ist ein Schmelztiegel von Menschen mit unterschiedlichem<br />
ethnischen und religiösen Hintergrund, die auf engem Raum<br />
zusammen leben. Daher ist Versöhnung weiterhin ein Schwerpunkt<br />
von <strong>CARE</strong>s Arbeit. Obwohl Versöhnungs- und Friedensarbeit<br />
nicht das explizite Ziel der für diesen Bericht analysierten<br />
Projekte war, bleibt sie ein durchgängiges und wichtiges Thema<br />
jeder <strong>CARE</strong>-Initiative in der Region.<br />
Die Menschen ungeachtet ihrer ethnischen und religiösen Unterschiede<br />
für Themen zu interessieren, die sie alle betreffen,<br />
wie etwa Gewalt in der Familie, Jugendgewalt oder Frauenhandel,<br />
hat oft Auswirkungen, die über die ursprünglich beabsichtigten<br />
hinausgehen. Diskussionen und Kommunikation in<br />
den Projekten hat nicht nur zur Lösung vieler konkreter Probleme<br />
beigetragen, sondern auch Brücken der Verständigung,<br />
des Vertrauens und der Zusammenarbeit zwischen Menschen<br />
aus verschiedenen Gruppen geschlagen. Dies gilt nicht nur für<br />
Partnerorganisationen und Projektteilnehmer, sondern auch<br />
für Vertreter von Regierungen. Viele von ihnen berichteten,<br />
dass sie auf <strong>CARE</strong>-Veranstaltungen zum ersten Mal seit dem<br />
Ende der Kriege Städte der Nachbarländer besucht und dort die<br />
jeweiligen politischen Funktionsträger getroffen hatten. Auf<br />
diese Art führen Zusammenarbeit sowie Erfahrungs- und Wissensaustausch<br />
zu Kontakt und Versöhnung.<br />
Die Sommerlager der Young Men Initiative waren ein wichtiger<br />
Beitrag zum Versöhnungsprozess. Teilnehmer waren Schuljungen,<br />
die während oder kurz nach den Kriegen geboren wurden<br />
und verschiedenen Nationalitäten und Religionszugehörigkeiten<br />
entstammen. Viele von ihnen sahen Serben, Muslime und<br />
Kroaten zum ersten Mal an einem Ort versammelt. Sie diskutierten<br />
ihre Vorstellungen von „Männlichkeit“, lernten neue<br />
Strategien um Gruppenzwang zu begegnen, tauschten Erfahrungen<br />
im Umgang mit Gewalt aus und verbrachten den Alltag<br />
zusammen. Waren anfangs die historischen Trennlinien noch<br />
sichtbar, so verabschiedeten sich die Jungen am Ende der Veranstaltungen<br />
von neuen Freunden mit unterschiedlichen Hintergründen.<br />
Sie haben ihre Einstellungen und Verhaltensweisen<br />
gegenüber anderen Nationalitäten und Religionen verändert.<br />
„Ich habe heute viele Freunde an Orten, an denen ich nicht<br />
erwartet hätte, Freundschaften zu knüpfen. Freunde, die Völkern<br />
angehören, mit denen wir Krieg geführt haben. Sie werden meine<br />
Freunde bleiben.“<br />
Junger Mann, Teilnehmer des Sommercamps<br />
Lange Zeit gab es nur wenige Frauenorganisationen, die als<br />
Friedensstifter im östlichen Bosnien-Herzegowina tätig waren.<br />
<strong>CARE</strong>s erster Partner in diesem Gebiet war das Forum<br />
Zena (Frauenforum). Diese NRO arbeitet in einem Gebiet, das<br />
vom Krieg schwer gezeichnet ist und wo die Gräben zwischen<br />
den Volksgruppen seither besonders tief sind. Serbische Frauen,<br />
die in der Organisation aktiv waren, wurden in ihren Gemeinden<br />
als Verräterinnen bezeichnet, wenn sie an Treffen in<br />
Sarajevo oder Tuzla teilnahmen. Frauen kamen heimlich zum<br />
Forum Zena. Der bosnisch-serbische Gemeindevorsitzende von<br />
Bratunac erkannte die Richtigkeit der Arbeit des Forums und<br />
fragte die Organisation in einem Gespräch: „Warum kann ich<br />
nicht zum muslimischen Friedhof gehen und Blumen niederlegen,<br />
wenn ihr dies schon seit Jahren tut?“ Vor drei Jahren<br />
begannen er und eine Delegation der Gemeinde, regelmäßig<br />
Blumen zum muslimischen Friedhof zu bringen.<br />
„Frauen fühlen sich hier jetzt sicher. Am Anfang haben sie sich<br />
noch versteckt und kamen nur heimlich. Wir waren die erste Organisation,<br />
in der sich serbische und bosnische Frauen begegnen<br />
konnten. Viele von ihnen haben Söhne verloren, sie haben das<br />
Gleiche durchgemacht. Sie verstehen sich. Sie umarmen einander.<br />
Ohne uns hätten sie nie Gelegenheit gehabt, sich zu begegnen.“<br />
Mitglied des Frauenforums, Bratunac, Bosnien-Herzegowina<br />
Die Kriege haben tiefe Wunden und Bitterkeit hinterlassen: Denkmal in Srebrenica.<br />
30
Soziale Integration fördern | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
Gêzim Hoti, Leiter von Health for All<br />
„Unsere ersten Schritte haben wir mit <strong>CARE</strong> gemacht”<br />
– Aktionsbeispiel<br />
hat sich geändert, als wir mit <strong>CARE</strong> zusammengearbeitet haben.<br />
Wir können durch <strong>CARE</strong> auf eigenen Beinen stehen. Das<br />
Team von <strong>CARE</strong> Kosovo hat uns mit allem unterstützt, was wir<br />
brauchten, um eine starke Organisation zu werden. Besonders<br />
hilfreich waren die Schulungen mit international angesehenen<br />
Ärzten aus Pristina, die organisiert wurden. Menschen aus den<br />
RAE-Gemeinden wurden über HIV/AIDS und Familienplanung<br />
informiert, zum Beispiel darüber, dass Frauen während der<br />
Schwangerschaft gesund leben sollten und über tägliche Hygiene.<br />
Die Teilnehmer wurden dann als offizielle Gesundheitstrainer<br />
zertifiziert und führen nun ihrerseits Schulungen durch. Sie besuchen<br />
außerdem regelmäßig Familien und informieren sie über<br />
Hygiene und Gesundheit.<br />
Gezim Hoti aus Fushe Kosova.<br />
„Die meisten sogenannten RAE – Roma, Ashkali und Ägypter<br />
– im Kosovo leben unter sich in heruntergekommenen Straßenzügen<br />
und Vierteln. Sie haben nur eingeschränkten Zugang zum<br />
Bildungs- und Gesundheitssystem. Für sie ist es nicht leicht,<br />
Arbeit oder eine richtige Wohnung zu bekommen. Die meisten<br />
von ihnen wohnen in kleinen, provisorischen Unterkünften ohne<br />
fließendes Wasser oder ausreichende Sanitäranlagen. Die Kinder<br />
spielen auf den Straßen auf riesigen, brennenden Abfallhaufen.<br />
Wegen der schlechten hygienischen Bedingungen breiten sich<br />
Krankheiten schnell aus.<br />
Ich selbst bin Ashkali und weiß wie es ist, am Rande der Gesellschaft<br />
aufzuwachsen. Im Jahr 2003 habe ich deshalb die<br />
Organisation Health for All (Gesundheit für alle) gegründet. Unser<br />
Ziel ist es, die schlechte Gesundheitsversorgung in den RAE-<br />
Gemeinden hier in Fushe Kosove zu verbessern. 5.000 Menschen<br />
leben dort. Als wir vor zehn Jahren angefangen haben, hatten<br />
wir viele Pläne und Visionen, aber nur wenige Mittel zur Verfügung.<br />
Wir wollten viel bewegen, hatten aber sehr beschränkte<br />
Möglichkeiten, wenn es um Personal und Geld ging. Doch das<br />
Das Projekt mit <strong>CARE</strong> endete 2009. Doch auch heute, vier Jahre<br />
später, sind die meisten Ausbilder noch aktiv. Das Wissen ist<br />
noch vorhanden. Gerade für Frauen ist es wichtig, sichere Orte<br />
zu haben um über sensible Gesundheitsthemen zu sprechen. Am<br />
Anfang waren die Männer in unserer Gemeinde zurückhaltend,<br />
als wir mit Schachteln mit Kondomen zu ihrem Haus kamen,<br />
um bessere Familienplanung zu ermöglichen. Jetzt, einige Jahre<br />
später, kommen sie freiwillig, um ihre Schublade aufzufüllen.<br />
Auch Frauen besuchen uns, wenn sie Fragen haben. Während wir<br />
sie anfangs fast suchen mussten, kommen sie jetzt von selbst<br />
und stellen Fragen relativ offen. Sie wissen, dass wir in unserem<br />
Büro sind, um sie zu unterstützen. <strong>CARE</strong> hat uns geholfen, zu<br />
wachsen. Wir haben unsere ersten Schritte mit <strong>CARE</strong> gemacht<br />
und seitdem nicht aufgehört zu laufen. Selbst wenn es Fälle von<br />
häuslicher Gewalt gibt, kontaktieren uns Frauen und wir versuchen<br />
zu vermitteln.<br />
Außerdem hat <strong>CARE</strong> uns eine Tür geöffnet, und wir konnten uns<br />
mit anderen RAE-Organisationen auf dem Balkan verbinden. Wir<br />
tauschen Ideen aus und werben für unsere gemeinsamen Interessen<br />
und Bedürfnisse. Mich macht besonders stolz, dass auch<br />
einige Frauen aus der Gemeinde Gesundheitstrainerinnen geworden<br />
sind. Zum Beispiel Haxhene Gashi. Sie hat nicht viel über<br />
Gesundheitsthemen gewusst, als wir sie das erste Mal besucht<br />
haben. Heute informiert sie ihre Nachbarn über Krankheiten und<br />
Hygiene. Was wir vor einigen Jahren von <strong>CARE</strong> gelernt haben, ist<br />
noch immer die Grundlage unserer Arbeit heute.“<br />
31
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Soziale Integration fördern<br />
Jetzt weiß ich, wie meine Träume<br />
wahr werden können – eine persönliche Geschichte<br />
Der Wandel setzte vor vier Jahren ein, als ich bei <strong>CARE</strong>s Projekt<br />
Chances and Choices for Roma Girls mitmachte. Das Projekt ermutigt<br />
Roma-Mädchen, mit ihrer Ausbildung fortzufahren, die<br />
Schule abzuschließen und die Universität zu besuchen. Besonders<br />
gerne mochte ich die Beratung. Ein Psychotherapeut veranstaltete<br />
mit uns Gruppengespräche und Einzelberatung. Ich<br />
lernte sehr viel über mich selbst, wie Bildung mein Leben verändern<br />
und wie ich mir Zeit gut einteilen kann. Ich entdeckte<br />
meine eigenen Stärken, wurde selbstbewusster und setzte klare<br />
Ziele für die Zukunft. Jetzt weiß ich, was ich erreichen kann.<br />
Vor noch nicht allzu langer Zeit hätte ich die meisten dieser<br />
Ideen für bloßes Wunschdenken und alberne Träume gehalten,<br />
nicht für echte Möglichkeiten.<br />
Sladjana Knezevic aus Novi Sad.<br />
„Ich bin Sladjana Knezevic, eine 19-jährige Roma und ich lebe<br />
in einer Roma-Siedlung in den Randgebieten der Stadt Novi Sad<br />
im Norden Serbiens. Ich hatte eine schwere Kindheit, und wir<br />
waren sehr arm. Als ich klein war ließ sich meine Mutter von<br />
meinem Vater scheiden, da er die meiste Zeit betrunken war.<br />
Meine Mutter starb bei einem Verkehrsunfall als ich 14 war, und<br />
nur zwei Jahre später verlor ich auch meinen Vater. Zusammen<br />
mit meinem kleinen Bruder wuchs ich bei meiner Großmutter<br />
und der Familie meiner Schwester auf. Ich weiß heute nicht<br />
mehr, wie ich es schaffte die Grundschule abzuschließen, aber<br />
ich war froh, als es endlich vorbei war. Ich wollte auf keinen<br />
Fall weiter zur Schule gehen, aber meine Großmutter setzte sich<br />
dafür ein, dass ich es doch tat. Ich meldete mich zwar an, brach<br />
die weiterführende Schule aber immer wieder ab. Ich wusste<br />
nichts über den Wert und die Bedeutung von Bildung, und ich<br />
war mit ganz anderen Problemen beschäftigt.<br />
Fast alle Mädchen des Projektes sind wieder zur Schule gegangen<br />
oder haben sich an der Universität eingeschrieben. Keine<br />
von uns hat früh geheiratet. Ich habe vor Kurzem einen Antrag<br />
abgelehnt, da Heiraten für mich im Moment nicht infrage<br />
kommt. Wir haben alle gelernt, unser Leben selbst zu bestimmen.<br />
Ohne das Projekt und die Hilfe von <strong>CARE</strong> wäre keine von<br />
uns so weit gekommen. Ich gehe zur weiterführenden Schule,<br />
und ich bin glücklich. Ich bin älter als meine Mitschüler und<br />
das ist nicht immer einfach, aber das kümmert mich nicht. Ich<br />
habe Träume, und ich weiß jetzt, wie sie in Erfüllung gehen<br />
können.“<br />
In der Provinz Vojvodina gelten 67,7 Prozent<br />
der 29.000 Roma als arm, 18,9 Prozent sogar<br />
als sehr arm. Rund 80 Prozent der Roma gehen keiner<br />
geregelten Arbeit nach. Roma sind im Bildungssystem<br />
noch immer unterrepräsentiert und die Zahl der Schulabbrecher<br />
ist hoch. Laut Provinzbehörden (2008) besuchten<br />
22,6 Prozent der Roma-Frauen nie eine Grundschule,<br />
25,2 Prozent nur die Grundschule und nur 16,3<br />
Prozent schlossen die weiterführende Schule ab. Laut<br />
UNICEF (2005) heiraten 45,9 Prozent der Roma-Frauen<br />
in Serbien vor dem 18. Lebensjahr und 12,4 Prozent vor<br />
dem 15 10 .<br />
10<br />
Die Informationen beruhen auf einem Interview mit Marija Aleksandrovic, die im Bildungssekretariat ein Stipendien-Projekt für Roma-Schüler leitete.<br />
32
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Die Beteiligung von Frauen am öffentlichen Leben verbessern<br />
Die Beteiligung von Frauen am<br />
öffentlichen Leben verbessern<br />
Gleichberechtigung, langfristige Entwicklung und Frieden können<br />
nur mit der aktiven Beteiligung von Frauen erreicht werden,<br />
und ihre Anliegen müssen auf allen Ebenen des Entscheidungsprozesses<br />
berücksichtigt werden. <strong>CARE</strong> hat sich deshalb<br />
dafür eingesetzt, dass die Rechte von Frauen Beachtung finden<br />
und Frauen an Entscheidungen beteiligt werden, die ihr Leben<br />
beeinflussen.<br />
<strong>CARE</strong> unterstützte Frauen dabei, sich in der Politik zu engagieren.<br />
Unsere Partnerorganisation Frauenforum in der Stadt<br />
Bratunac in Bosnien-Herzegowina war dabei ein sehr wichtiger<br />
Akteur. Die heutige Vorsitzende der Kommission für Gleichberechtigung<br />
führt ihre ersten Schritte in der Politik direkt auf<br />
die Arbeit des Forums zurück. Das Forum arbeitet mit mehreren<br />
Organisationen zusammen, um die Zahl der aktiven Frauen<br />
in der Politik zu erhöhen. Partner sind dabei die Gemeinde<br />
Bratunac, das Gender-Zentrum der Republika Srpska und das<br />
Gender-Büro des Staates.<br />
Im Oktober 2012 unterstützte <strong>CARE</strong> fünf Roma-Frauen, die zu<br />
den Kommunalwahlen in Bosnien-Herzegowina antraten, zwei<br />
als unabhängige Kandidatinnen und drei als Vertreterinnen ihrer<br />
Partei. Obwohl keine von ihnen die Wahl gewann und noch<br />
nie eine Roma auf kommunaler Ebene gewählt wurde 11 , bedeutet<br />
der Antritt dieser Frauen einen großen Schritt bei der Überwindung<br />
sozialer und rechtlicher Hindernisse der Beteiligung<br />
von Frauen am Entscheidungsfindungsprozess in der Region.<br />
Auch <strong>CARE</strong>s Partner konzentrierten sich darauf, die Beteiligung<br />
von Roma-Frauen in Entscheidungsgremien zu ermöglichen.<br />
Im Jahr 2010 unterstützte <strong>CARE</strong> zwei Partnerorganisationen<br />
in Serbien und Bosnien-Herzegowina mit finanziellen Mitteln,<br />
um die Beteiligung von Roma-Frauen an Entscheidungsprozessen<br />
zu verbessern. Unsere serbische Partnerorganisation<br />
Roma-Frauenzentrum Bibija arbeitete an der Beteiligung von<br />
Roma-Frauen in Gleichstellungsgremien auf lokaler und nationaler<br />
Ebene. Als Ergebnis wurde die Vorsitzende von Bibija<br />
in den Nationalen Rat für Gleichstellungsfragen gewählt, und<br />
eine Mitarbeiterin wurde Teil der Kommission für Gleichberechtigung<br />
in einer Gemeinde von Belgrad. Bibija gab außerdem<br />
ihre Arbeitserfahrungen in der Interessenvertretung durch die<br />
Unterstützung ihres Kampagnenpartners Romani Cikna, einer<br />
Roma-Frauenorganisation aus der Stadt Krusevac, weiter. Romani<br />
Cikna wurde daraufhin Mitglied des Gremiums für Gleichberechtigung<br />
in der Gemeinde.<br />
„In dem Projekt von <strong>CARE</strong> lernten wir zu recherchieren. Als wir<br />
Informationen zur Beteiligung von Roma-Frauen am politischen<br />
Entscheidungsprozess sammelten, wurde uns klar, dass wir eine<br />
Kontaktperson auf lokaler Ebene brauchten, die uns repräsentierte.<br />
Also haben wir Roma-Frauen dabei unterstützt, unsere<br />
Vertreterinnen auf lokaler Ebene zu werden.“<br />
Mirsad Bajramovic, Better Future, Tuzla, Bosnien-Herzegowina<br />
<strong>CARE</strong>s Partner in Bosnien-Herzegowina, Better Future, beteiligte<br />
Bürger mittels einer Unterschriftensammlung mit dem<br />
Ziel an ihrer Kampagne, Roma-Frauen in den lokalen Gemeinderäten<br />
eine Stimme zu geben. Better Future mobilisierte<br />
1.463 Menschen sich an dieser bis dahin einzigartigen Kampagne<br />
zu beteiligen. Daraufhin wurden zwei Roma-Frauen in<br />
den lokalen Gemeinderat der Stadt Tuzla gewählt. Innerhalb<br />
des nächsten Jahres wurden durch die kontinuierliche Arbeit<br />
und das Engagement unserer Partner zehn Roma-Frauen in die<br />
lokalen Gemeinderäte beider Länder gewählt.<br />
In den letzten Jahren arbeitete <strong>CARE</strong> mit seinen Partnern an<br />
der Erhebung stichhaltiger Informationen, um die Interessen<br />
von Roma-Frauen besser vertreten zu können. Um herauszufinden,<br />
ob Roma-Frauen in nationalen Gesetzen berücksichtigt<br />
werden, gab <strong>CARE</strong> einen Bericht zur Analyse nationaler Gesetze<br />
in den vier Ländern der Region in Auftrag 12 . Der Bericht,<br />
der eine regionale <strong>Studie</strong> und länderspezifische Ausführungen<br />
enthält, wurde von unseren Partnern zur Interessenvertretung<br />
genutzt. Unsere Partner führten mit professioneller<br />
Unterstützung zudem zwei Forschungsprojekte durch, die die<br />
Abbruchquote von Roma-Mädchen an Grundschulen und die<br />
politische Beteiligung von Roma-Frauen in öffentlichen und<br />
beratenden Gremien untersuchten. Diese Projekte mündeten<br />
in Kampagnen, die auf die Situation aufmerksam machten und<br />
die Roma-Gemeinschaften, die Öffentlichkeit und die Regierung<br />
mobilisierten. <strong>CARE</strong> setzt die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen<br />
Roma-Organisationen fort, um diese Informationen<br />
zur Lobbyarbeit in Hinsicht auf lokale Regierungen<br />
zu nutzen.<br />
11<br />
Zusätzlich bietet das Gesetz von Bosnien-Herzegowina keine rechtliche Möglichkeit für Roma, auf höherer Regierungsebene gewählt zu werden. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte urteilte 2009, dass die<br />
Verfassung und die Wahlgesetze dahingehend geändert werden sollten, jedoch hat die Regierung bislang nichts unternommen.<br />
12<br />
Der Bericht „National Policies Towards Roma Women in the Western Balkans“ (2011) wurde von Stephan Müller geschrieben.<br />
34
Die Beteiligung von Frauen am öffentlichen Leben verbessern | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
Die Verbesserung der Teilnahme von Frauen<br />
am öffentlichen Leben:<br />
Die unvermeidliche Bibija – Aktionsbeispiel<br />
Video zur regionalen Kampagnen „Ich bin eine Roma“.<br />
Bibija Koordinator Djurdjica Ergic aus Belgrad.<br />
Bibija fordert Zugang für Roma Frauen zu den staatlichen Gleichstellungsgremien.<br />
Über den Zeitraum der letzten sechs Jahre hat <strong>CARE</strong> das Roma-<br />
Frauenzentrum Bibija in Belgrad, Serbien, dabei unterstützt,<br />
stärker, präsenter und aktiver zu werden. In ihrem Entwurf eines<br />
Alternativberichts für CEDAW 13 widmeten sie Roma-Frauen einen<br />
eigenen Abschnitt, und andere Organisationen wie Better<br />
Future in Bosnien-Herzegowina sowie das Zentrum für Roma-<br />
Initiativen in Montenegro taten es ihnen gleich. „An uns kommt<br />
man nicht vorbei – wir sind an der Entwicklung aller politischen<br />
Entscheidungen zu Roma-Frauen in Serbien beteiligt“, erzählt<br />
Djurdjica Ergic. Das Zentrum verfügt über ein hohes Maß an Informationen,<br />
seine Mitglieder werden als Experten angesehen<br />
und nehmen an Beratungsgruppen der Regierung für Gleichberechtigung<br />
teil. Mit ihren Kampagnen hat Bibija erfolgreich die<br />
Teilnahme von Roma-Frauen im nationalen und lokalen Rat für<br />
Gleichberechtigung verstärkt. Daneben wurde die Organisation<br />
zum Mitglied des nationalen Rates, lokaler Kommissionen für<br />
Gleichberechtigung und des serbischen Teams für soziale Integration<br />
ernannt. <strong>CARE</strong>s Partnerorganisation ist zu einer führenden<br />
Organisation geworden, die ihrerseits andere dabei unterstützt,<br />
Roma-Gemeinschaften zu erreichen und sich dafür einzusetzen,<br />
dass Roma-Frauen an Entscheidungsprozessen teilhaben.<br />
13<br />
Das Committee for the Elimination of All Forms of Discrimination against Women (CEDAW) ist ein UN-Ausschuss, der die UN-Konvention zur Beseitigung der Diskriminierung von Frauen überwacht und die offiziellen<br />
Regierungsberichte prüft, die die Unterzeichnerstaaten der Konvention regelmäßig vorlegen. Organisationen der Zivilgesellschaft legen in der Regel „Alternativberichte“ vor, in denen sie den Fortschritt bei der Umsetzung<br />
der Konvention aus ihrer Sicht darlegen, die sich meist deutlich von der offiziellen Berichtsversion unterschieden.<br />
35
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Die Beteiligung von Frauen am öffentlichen Leben verbessern<br />
Indira Bajramovic, Vorsitzende von<br />
Better Future – eine perönliche Geschichte<br />
Indira Bajramovic spricht mit Frauen in einer Roma-Siedlung.<br />
„Ich bin die erste weibliche Roma-Aktivistin in Bosnien-Herzegowina,<br />
die Roma-Frauen dazu aufforderte, für ihre Rechte<br />
zu kämpfen. Ich gründete die erste Organisation für Roma-<br />
Frauen, Better Future, und werde inzwischen von der Gesellschaft<br />
als Führungspersönlichkeit anerkannt. Es war schon immer<br />
schwer für mich zu ertragen, wie Roma-Frauen behandelt<br />
werden. Nicht nur von Roma-Männern, sondern auch von der<br />
Bevölkerungsmehrheit und von den Behörden. Sie schauen auf<br />
uns herab, lachen uns aus und demütigen uns. Als eine der wenigen<br />
Roma-Frauen mit abgeschlossener Schulbildung in den<br />
1990er Jahren versuchte ich, daran etwas zu ändern. Ich wusste,<br />
dass es Gesetze zum Schutz von Frauen gab, aber ich wusste<br />
nicht, wie sie lauteten oder wie ich sie zum Schutz unserer<br />
Rechte einsetzen konnte. Ich engagierte mich in einer Roma-<br />
Organisation unserer Stadt, die von Männern geführt wurde.<br />
Roma-Männer waren damals die einzigen, die sich um Probleme<br />
der Roma-Gemeinschaften kümmerten. Als Frau wurde von<br />
mir erwartet, dass ich Kaffee kochte und das Büro sauber hielt.<br />
Aber auch bei den Projekten half ich mit. Bald begannen sich<br />
hilfesuchende Roma-Frauen an mich zu wenden, und ich erkannte<br />
die Notwendigkeit einer Organisation für Frauen.<br />
Im Jahr 2001 gründete ich die erste Vereinigung von Roma-<br />
Frauen mit dem Namen Better Future. Ich hatte sehr viel von<br />
den Besuchen in den Roma-Siedlungen und den Gesprächen<br />
mit Roma-Frauen über Eigenverantwortung gelernt. Unsere<br />
Mitgliederzahl wuchs, und immer mehr Freiwillige schlossen<br />
sich uns an. Auch Frauen, die selbst keine Roma waren, kamen<br />
und wollten wissen, wie sie etwas Gutes für sich, ihre Familie<br />
und ihre Gemeinschaft bewirken könnten. <strong>CARE</strong> hat Better Future<br />
über die Jahre in vielerlei Hinsicht unterstützt. Wir haben<br />
gemeinsam an Projekten gearbeitet, finanzielle Hilfe bei der<br />
Entwicklung der Organisation und seiner Leitung erhalten und<br />
unsere Bekanntheit unter Roma-Frauen, Behörden und Medien<br />
gesteigert. Wir gründeten Success, das erste informelle Netzwerk<br />
für Roma-Frauen in Bosnien-Herzegowina mit neun Mitgliedsorganisationen<br />
aus dem ganzen Land. Heute setzen wir<br />
uns für die Anliegen von Roma-Frauen ein und stellen eine<br />
Verbindung zwischen Gemeinschaften und der lokalen Regierung<br />
her.<br />
Trotz des Widerstands einiger Roma-Männer ließ ich mich 2008<br />
und 2012 als unabhängige Kandidatin für die Wahl der Gemeindeversammlung<br />
von Tuzla aufstellen. Ich war die erste Roma,<br />
die für ein öffentliches Amt kandidierte, und auch, wenn ich<br />
bisher nicht erfolgreich war, gebe ich nicht auf.<br />
Mit der Unterstützung des Netzwerks der Roma-Frauen und<br />
Regierungsinstitutionen sprach sich Better Future für die<br />
Einführung einer Frauenquote von 30 Prozent im nationalen<br />
Roma-Ausschuss aus. Diesem Beratungsgremium der Regierung<br />
gehörten bis Oktober 2012 überhaupt keine Roma-Frauen an.<br />
Heute sind vier Roma-Frauen im Ausschuss vertreten, und ich<br />
wurde zur Vorsitzenden des Gremiums gewählt.<br />
<strong>CARE</strong> hat Better Future über viele Jahre hinweg unterstützt,<br />
sodass wir nun die Stärke haben, die Stimme aller Roma-Frauen<br />
zu sein. Wir bringen Gemeinschaften mit Entscheidungsträgern<br />
zusammen und setzen uns für nachhaltige und positive<br />
Veränderungen in den Roma-Gemeinschaften ein.“<br />
36
Ein Modell der Zusammenarbeit | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
Ein Modell der Zusammenarbeit –<br />
<strong>CARE</strong>s Partnerschaftsansatz<br />
<strong>CARE</strong>s Modell der Zusammenarbeit mit Partnern und Programmteilnehmern<br />
hat sich im Laufe der Zeit entwickelt. Während<br />
wir zunächst vor allem Mittel und technische Investitionen für<br />
unsere Partner bereitstellten, betonen wir nun besonders die<br />
Bedeutung der Vernetzung und Zusammenarbeit mit gleichgesinnten<br />
NROs und die Kommunikation unserer Partner mit<br />
Regierungen und Behörden. Zudem nutzen wir die Informationen,<br />
die wir aus unserer Arbeit gewinnen, um Lobbyarbeit für<br />
Veränderungen zu leisten.<br />
<strong>CARE</strong>s Partnerschaftsethos<br />
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan entwickelt gemeinsam mit<br />
seinen Partnern Strategien, um unsere Arbeit im Kampf<br />
gegen Armut und geschlechtsspezifische Ungleichheiten<br />
wirksamer zu machen. Wir geben unseren Partnern die<br />
Mittel, die sie brauchen, auch wenn wir anschließend<br />
eine untergeordnete Rolle spielen. Unser flexibler, langfristiger<br />
Partnerschaftsansatz ermöglicht es uns, unsere<br />
Partner beim Erreichen unserer gemeinsamen Ziele zu<br />
unterstützen und unsere Zusammenarbeit im Laufe der<br />
Zeit weiterzuentwickeln. Wir sind kreativ in unseren Ansätzen<br />
und berücksichtigen die Bedürfnisse, Unterschiede<br />
und Stärken jeder unserer Partnerorganisationen.<br />
Fähigkeiten ausbauen<br />
<strong>CARE</strong> stärkt seine Partnerorganisationen und versetzt sie in<br />
die Lage, besser auf die Bedürfnisse ihrer Zielgruppen einzugehen<br />
und Frauen und Minderheiten der Region effektiv und<br />
professionell zu unterstützen. Wir fördern Mitarbeiter unserer<br />
Partnerorganisationen, sodass sie zu aktiven Gestaltern von<br />
Veränderungen werden können. Zugleich helfen wir unseren<br />
Partnern, ihre Arbeitsweise durch organisatorische Weiterentwicklung,<br />
Planung und Management zu optimieren.<br />
Kenntnisse und Fähigkeiten von<br />
Mitarbeitern in Organisationen<br />
<strong>CARE</strong> pflegt zu seinen Partnerorganisationen eine vertrauensvolle,<br />
professionelle und respektvolle Beziehung. In einer<br />
Umfrage für diesen Bericht sprachen unsere Partner über die<br />
Fähigkeiten und Expertise, die sie durch die Arbeit mit <strong>CARE</strong><br />
gewonnen haben, und sie heben hervor, dass <strong>CARE</strong> die persönliche<br />
Entwicklung seiner Kollegen in den Partnerorganisationen<br />
unterstützt. Den größten Effekt erzielten wir mit direkter<br />
Betreuung und Unterstützung durch <strong>CARE</strong>s Fachleute. Durch<br />
die Weiterbildung einzelner Mitarbeiter sind unsere Partner in<br />
der Lage, das Gelernte an andere Organisationen und Personen<br />
weiterzugeben, mit denen sie kooperieren. In unserer professionellen<br />
Finanz- und Projektverwaltung steht den Partnern eine<br />
große Basis an Wissen und Erfahrung zur Verfügung, von der<br />
sie lernen. Wir bieten maßgeschneiderte Unterstützung, die jeweils<br />
genau auf die bei den Partnern vorhandenen Fähigkeiten<br />
und Erfahrungen abgestimmt ist.<br />
Wachstum und Entwicklung der<br />
Partnerorganisationen<br />
<strong>CARE</strong> bietet Trainings an, in denen die Partner lernen, Projekte<br />
effektiv zu leiten und die Wirkung ihrer Arbeit zu verbessern. Wir<br />
helfen unseren Partnerorganisationen, ihr Engagement durch<br />
Organisationsstrukturen und gute Rechenschaftslegung zu ergänzen.<br />
Anstatt nur auf eigene Intervention zu setzen, arbeiten<br />
immer mehr unserer Partner eng mit Behörden zusammen, um<br />
systematisch langfristigen Wandel herbeizuführen. Dies bedeutet,<br />
dass Organisationen ihre Arbeitsweise ändern, ihren Einfluss<br />
verstärken und auf zahlreiche Kooperationspartner verweisen<br />
können. Der strukturelle Ansatz des Wandels, den unsere<br />
Partner in der gesamten Region verbreiten, ist für den Kampf<br />
gegen Armut und Ausgrenzung auf dem Balkan wesentlich.<br />
Weitergabe von Wissen durch<br />
Netzwerken und Dialog<br />
<strong>CARE</strong> bekämpft Armut auf dem Balkan durch die Weitergabe<br />
von Wissen, Erfahrung und Methoden innerhalb nationaler und<br />
regionaler Netzwerke. Hierdurch ist es möglich, innovative und<br />
erfolgreiche Lösungen über Grenzen hinweg weiterzugeben<br />
und neue Koalitionen und Kooperationen zu entwickeln. Wir<br />
sehen die Entwicklung von Netzwerken als langfristigen Prozess<br />
und streben den Ausbau der Fähigkeiten aller beteiligten<br />
Organisationen sowie die Verbesserung unserer gemeinsamen<br />
Arbeit der Interessenvertretung an. Unsere Partner veröffentlichen<br />
gemeinsame Erklärungen, verfassen gemeinsame Petitionen<br />
an Regierungen und arbeiten in Aufklärungskampagnen<br />
37
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Ein Modell der Zusammenarbeit<br />
zusammen. Dies hilft sowohl einzelnen Mitarbeitern als auch<br />
den Organisationen als Ganzes, Fähigkeiten zu verbessern und<br />
engere Verbindungen zu knüpfen. So übernehmen unsere Partner<br />
mehr Verantwortung bei der Planung von nationalen und<br />
regionalen Initiativen in immer geringerer Abhängigkeit von<br />
<strong>CARE</strong>.<br />
„<strong>CARE</strong> brachte uns mit Partnern in Indien zusammen, die ebenfalls<br />
für Verbesserungen für ausgegrenzte Frauen und Mädchen<br />
arbeiteten. Durch diese Partnerschaft gewannen wir Erfahrungen<br />
und Kenntnisse, die uns dabei halfen, serbische Frauen und<br />
Mädchen zu erreichen.“<br />
Roma-Aktivistin, Novi Sad, Chances and Choices und Serbia Roma Girls<br />
Wir unterscheiden zwei Arten von Netzwerkarbeit, von denen<br />
unsere Partner auf lokaler, nationaler und regionaler Ebene<br />
profitieren. Die erste ist die Verknüpfung von NROs untereinander,<br />
bei dem NROs im gleichen Themengebiet zusammenarbeiten.<br />
Dies führt neben der Stärkung der Zivilgesellschaft zu<br />
wirkungsvolleren Ergebnissen und zur Versöhnung der Volksgruppen<br />
durch vertrauensvolle Beziehungen. Die zweite Art<br />
des Netzwerkens ist die Organisation von Verbindungen von<br />
Partnern und Akteuren mit Behörden, Institutionen und Experten,<br />
so dass die Institutionen besser und effektiver zusammenarbeiten<br />
können.<br />
„Die Kollegen von <strong>CARE</strong> arbeiten präzise und detailliert. Sie sind<br />
nicht oberflächlich – sie sind sehr engagiert und ernsthaft in<br />
ihrer Arbeitsweise, aber auch sehr anspruchsvoll und fordernd<br />
gegenüber den Partnern.“ Vojkan Arsic, Center E8, Belgrad, Serbien<br />
Veränderung durch Interessenvertretung<br />
<strong>CARE</strong>s rechtebasierter Ansatz ist bewusst auf das Erreichen der<br />
Mindestbedingungen für ein Leben in Würde ausgerichtet. Wir<br />
versuchen dies zu erreichen, indem wir die Ursachen für Armut<br />
und Ausgrenzung offenlegen und mit unterschiedlichen<br />
Ansätzen wie Einflussnahme und Lobbyarbeit darauf reagieren.<br />
Unsere Arbeit hat geholfen, die strukturellen Beziehungen<br />
zwischen ausgegrenzten Gruppen (wie Roma-Frauen und -Mädchen,<br />
Frauen im Allgemeinen und benachteiligten Jungen) und<br />
Behörden auf unterschiedlichen Ebenen zu verändern. Dies hat<br />
dazu beigetragen, die Regierungsführung in Gemeinden und<br />
Institutionen zu verbessern und deren Aufmerksamkeit auf<br />
Themen zu lenken, die uns wichtig sind. Zu diesen Themen<br />
zählen Schulbildung für Roma-Mädchen, Gleichberechtigung<br />
in Schulen, die Repräsentation von Frauen in Entscheidungsstrukturen<br />
sowie geschlechtsspezifische Gewalt und Menschenhandel.<br />
Was Partner und Programmteilnehmer<br />
über <strong>CARE</strong> denken<br />
<strong>CARE</strong> hat eine Online-Umfrage durchgeführt und Partner, Programmteilnehmer<br />
und Regierungsvertreter gebeten, anonym<br />
eine Reihe von Fragen zu <strong>CARE</strong>s Arbeitsweise und Ansatz zu<br />
beantworten. Die Umfrage umfasste 28 Fragen nach der Einschätzung<br />
der Befragten bezüglich der allgemeinen Qualität<br />
von <strong>CARE</strong>s Arbeit zu Gleichberechtigung und der Stärkung von<br />
Frauen. Daneben wurde nach Erfahrungen und Einschätzungen<br />
zu <strong>CARE</strong>s Arbeitsbeziehungen zu verschiedenen Akteuren und<br />
Interessengruppen gefragt.<br />
Von 160 kontaktierten Personen erhielten wir 116 anonyme<br />
Antworten, darunter 69 weibliche und 31 männliche Teilnehmer.<br />
Etwa 56 Prozent waren Mitarbeiter von <strong>CARE</strong>s direkten<br />
Partnerorganisationen, 32,5 Prozent waren Projektteilnehmer<br />
und 11,4 Prozent lokale und nationale Regierungsvertreter.<br />
61 Befragte (52,6 Prozent) arbeiteten zwischen zwei und fünf<br />
Jahren mit <strong>CARE</strong> zusammen, 30 Befragte (25,9 Prozent) über<br />
fünf Jahre.<br />
Unsere Partner betonten, dass <strong>CARE</strong>s langfristiges und kontinuierliches<br />
Engagement eine entscheidende Hilfe für ihre<br />
Entwicklung und ihre Identifizierung mit den Projekten und<br />
deren Ergebnissen war. Viele Partner merkten an, dass <strong>CARE</strong> die<br />
Gemeinschaften und Organisationen langfristig begleitet und<br />
stark in Menschen und Beziehungen investiert, um gemeinsam<br />
nachhaltige Lösungen für soziale Probleme zu finden. Zusammen<br />
engagieren wir uns gegen Diskriminierung, verteidigen<br />
die Rechte von Frauen und Mädchen und bekämpfen Armut.<br />
Zusammen erreichen wir einen langfristigen und nachhaltigen<br />
Wandel auf dem Balkan.<br />
38
Ein Modell der Zusammenarbeit | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
Ergebnisse der Online-Umfrage zu <strong>CARE</strong>s Arbeit<br />
Qualität der Beziehungen:<br />
88,9<br />
90,7<br />
80,4<br />
93,3<br />
75,2<br />
Die Zusammen-<br />
Es besteht gute<br />
<strong>CARE</strong> hält sich<br />
<strong>CARE</strong> verbessert<br />
<strong>CARE</strong> teilt<br />
arbeit mit <strong>CARE</strong><br />
Zusammenarbeit mit<br />
an Fristen und<br />
Fähigkeiten von<br />
Informationen<br />
ist wichtig für<br />
<strong>CARE</strong>-Mitarbeitern<br />
Zusagen<br />
Organisationen<br />
mit anderen<br />
Beteiligte<br />
73,8<br />
83,3<br />
84,9<br />
86,1<br />
insgesamt<br />
(100 %)<br />
stimme zu (in %)<br />
<strong>CARE</strong>s Beteiligung<br />
<strong>CARE</strong> respektiert<br />
<strong>CARE</strong> verbessert<br />
<strong>CARE</strong> behandelt<br />
hat einen Mehrwert<br />
und schätzt die<br />
Fähigkeiten von<br />
seine Partner gut<br />
für Projekte und<br />
Arbeit der Partner<br />
Einzelnen<br />
Partner<br />
Allgemeine Qualität von <strong>CARE</strong>s Arbeit:<br />
82,5<br />
92,2<br />
87,1<br />
80,2<br />
81,6<br />
Aufbau von<br />
Relevanz für<br />
Aufbau und Unter-<br />
Gleichberechtigung<br />
Aufbau und Unter-<br />
Partnerschaften<br />
lokalen Kontext<br />
stützung nationaler<br />
und Stärkung von<br />
stützung regionaler<br />
und Bedarf<br />
Netzwerke<br />
Frauen<br />
Netzwerke<br />
insgesamt (100%)<br />
sehr gut und<br />
hervorragend (in %)<br />
39
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Ein Modell der Zusammenarbeit<br />
Entwicklung und Wirkungsweise von <strong>CARE</strong>s Rolle und Ansatz<br />
in der Arbeit mit Partnern und Beteiligten auf dem Balkan<br />
Faktenbasierte Interessenvertretung und Lobbyarbeit von und zu Rechten<br />
und Verantwortung für Frauen und Mädchen auf dem Balkan<br />
Nationale und regionale Netzwerkarbeit und das Herstellen<br />
von Verbindungen zwischen Basisorganisationen und politischen<br />
Entscheidungsstrukturen<br />
Zusammenarbeit und Dialog über Frauenund<br />
Mädchenrechte jenseits nationaler<br />
und ethnischer Grenzen ermöglichen<br />
Schulungen anbieten und Fähigkeiten<br />
ausbauen, Ansätze erproben, gemeinsam<br />
Wissen generieren<br />
Initiativen auf Gemeindeebene<br />
aufgrund lokaler Kontextanalyse<br />
und vorrangiger Bedürfnisse,<br />
kontinuierliches Lernen<br />
Hohe Wirkung Mittlere Wirkung Kleine Wirkung Mittlere Wirkung Hohe Wirkung<br />
40
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Danksagung<br />
Danksagung<br />
Unterstützer<br />
In den letzten sieben Jahren wurde die Umsetzung von <strong>CARE</strong>-Projekten durch eine Reihe von Geldgebern unterstützt. Dafür<br />
und für die Anerkennung und das Vertrauen sind wir sehr dankbar. Ihre großzügige Unterstützung ermöglicht es <strong>CARE</strong>, seine<br />
Bemühungen für Gleichberechtigung und soziale Inklusion in der Region fortzusetzen. Diese Geldgeber sind neben anderen: die<br />
Europäische Union, die deutsche Bundesregierung, das norwegische Außenministerium, die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit,<br />
die privaten Stiftungen Howard G. Buffet, MOTT, die OAK Stiftung und der Patsy Collins Fonds.<br />
Koordination und Redaktion:<br />
Zvjezdana Batkovic, Sherine Ibrahim, Felix Wolff<br />
Die Auswertung 14 , die zu diesem Bericht führte, beinhaltete<br />
Projektdokumente und -auswertungen, eine große Anzahl von<br />
Interviews und Gruppendiskussionen sowie eine Online-Umfrage<br />
zum Erheben von quantitativen und qualitativen Daten.<br />
Wir danken unseren Partnerorganisationen, den Mitarbeitern<br />
von lokalen Behörden und Institutionen sowie allen Projektteilnehmern,<br />
die zu diesem Bericht beigetragen haben.<br />
Wir möchten uns ebenfalls bei allen <strong>CARE</strong>-Mitarbeitern bedanken,<br />
die in unterschiedlichen Stadien an der Erstellung dieses<br />
Berichts beteiligt waren: Sumka Bucan, John Crownover, Vesna<br />
Jovanovic, Susanne Knoke, Dubravka Kovacevic, Jasna Kronja,<br />
Besnik Leka, Jadranka Milicevic, Mihane Nartile Salihu Bala,<br />
Dragan Peric, Sasa Petkovic, Marijana Serer, Marina Starcevic<br />
Cviko, Zorica Trifunovic.<br />
<strong>CARE</strong> möchte auch den Gutachtern danken, die den Initialworkshop<br />
zur Entwicklung dieses Berichts vorbereitet und organisiert<br />
haben: Suzana Kunac, Sandra Bencic and Gordana<br />
Obradovic aus Zagreb.<br />
<strong>CARE</strong> dankt Ana Popovicki Capin und Jim Newkirk aus Belgrad<br />
für ihre Recherche und Analysearbeit, die als wesentliche<br />
Grundlage für diesen Bericht diente.<br />
Untersuchungen wurden an zwölf Orten in fünf Ländern durchgeführt,<br />
bei denen wir mit 139 Menschen sprachen, von denen<br />
47 Mitglieder von Partnerorganisationen, 53 Programmteilnehmer,<br />
27 Regierungsvertreter und zwölf <strong>CARE</strong>-Mitarbeiter waren.<br />
Wir kontaktierten insgesamt 19 Partnerorganisationen zur Mitwirkung<br />
an diesem Bericht.<br />
Die Entwicklung des Berichts wurde ermöglicht durch finanzielle<br />
Unterstützung durch <strong>CARE</strong> USA, <strong>CARE</strong> Norwegen und <strong>CARE</strong><br />
<strong>Deutschland</strong>-Luxemburg.<br />
Kreative Koordination: Johanna Mitscherlich, <strong>CARE</strong> <strong>Deutschland</strong>-Luxemburg<br />
Lektorat: Henk Syring<br />
Layout/Design:<br />
, Marketingagentur, Dietzenbach<br />
Fotonachweis: Claudia Adolphs (Titelseite, Seiten 3, 4, 5, 7,<br />
8, 10, 27, 28, 41, 44), Johanna Mitscherlich (Seiten 6, 12,<br />
16, 31), Vedran Budimir (Seiten 9, 26, 35), Center E8 (Seite<br />
13), Center for Roma Initiatives (Seiten 15, 18), Autonomous<br />
Women’s House (Seite 17), PETRA AT Network member:<br />
Women’s Room (Seite 19), Smart Kolektiv (Seite 20), Stephan<br />
Trappe (Seite 22), Felix Wolff (Seite 25), Sandra Bulling (Seiten<br />
30, 33, 43, 45), Novi Sad Humanitarian Center (Seite 32),<br />
Romedia Foundation (Seite 35), Anders Nordstoga (Seite 36).<br />
14<br />
Die Ergebnisse dieses Berichts basieren auf der Analyse und den Empfehlungen, die im internen Bericht ‘A Study on Evidence of Change on Gender Equality and Women Empowerment 2005 – 2012 for <strong>CARE</strong> in the Balkans’,<br />
der im Zeitraum März bis Juli 2012 von den Gutachtern Ana Popovicki und Jim Newkirk verfasst wurde.<br />
42
Danksagung | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
<strong>CARE</strong> Partnerorganisationen, Netzwerke und Institutionen, die zu diesem Bericht beigetragen haben<br />
• Partnerorganisationen:<br />
1. Association for Sexual and Reproductive Health ‘XY’, 13. Promundo, Washington DC Office, USA<br />
Sarajevo, Bosnia and Herzegovina<br />
14. RING Anti-trafficking Network, Bosnia and Herzegovina<br />
2. ASTRA Anti-trafficking Action, Belgrade, Serbia<br />
15. Roma Women Association Better Future (Bolja Buducnost),<br />
3. Autonomous Women Center (AWC), Belgrade, Serbia<br />
Tuzla, Bosnia and Herzegovina<br />
4. Bibija - Roma Women Center, Belgrade, Serbia<br />
16. Roma Women Network Success (Uspjeh), Bosnia and<br />
5. Center for Education, Counselling and Research (CESI), Herzegovina<br />
Zagreb, Croatia<br />
17. Roma Women Network FIRST (Prva), Montenegro<br />
6. Center for Women War Victims ROSA, Zagreb, Croatia 18. Romani Cikna, Krusevac, Serbia<br />
7. Center for Roma Initiatives (CRI), Niksic, Montenegro 19. SMART Kolektiv, Belgrade, Serbia<br />
8. Forum of Women (Forum zena) Bratunac, Bosnia and 20. Women Association MAJA Kravica, Bosnia and Herzegovina<br />
Herzegovina<br />
21. Women Organization LARA, Bijelina, Bosnia and<br />
9. Medica Zenica, Bosnia and Herzegovina<br />
Herzegovina<br />
10. NGO Nexus, Vranje, Serbia<br />
22. Youth Organization Center E8, Belgrade, Serbia<br />
11. Novi Sad Humanitarian Center (NSHC), Novi Sad, Serbia 23. Youth Organization Status M, Zagreb, Croatia<br />
12. PETRA Anti-trafficking Network, Croatia<br />
• Netzwerke und Institutionen:<br />
24. Becej Municipality, Vojvodina, Serbia<br />
25. Border Police Unit, Bosnia and Herzegovina<br />
26. Bratunac Municipality, Bosnia and Herzegovina<br />
27. Center for Socail Work, Bjeljina, Bosnia and Herzegovina<br />
28. Center for Social Work, Nikšic, Montenegro<br />
29. Center for Social Work, Tuzla, Bosnia and Herzegovina<br />
30. Gender Equality Institute, Vojvodina, Serbia<br />
31. High School Faust Vrancic, Zagreb, Croatia<br />
32. Ministry for Human and Minority Rights, Montenegro<br />
33. Ministry of Education, Violence Prevention Unit, Belgrade,<br />
Serbia<br />
34. Ministry of Education, Vojvodina, Serbia<br />
35. Ministry of Health, Tuzla Canton, Bosnia and Herzegovina<br />
36. NGO Your Rights, Bosnia and Herzegovina<br />
37. OSCE, Tuzla, Bosnia and Herzegovina<br />
38. Police Administration, Nikšic, Montenegro<br />
39. Police Department of Tuzla Canton, Bosnia and<br />
Herzegovina<br />
40. Primary School Milena Lajovic, Nikšic, Montenegro<br />
43
<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Abkürzungen<br />
Abkürzungen<br />
ASTRA Aktion gegen Menschenhandel, Serbien<br />
AWC Unabhängiges Frauenzentrum, Serbien<br />
CAHIV Kroatische Gesellschaft für HIV<br />
<strong>CARE</strong> Cooperative for Assistance and Relief Everywhere<br />
CEDAW Ausschuss der Vereinten Nationen zur UN-Konvention<br />
zur Beseitigung der Diskriminierung von Frauen<br />
(UN Committee on the Elimination of Discrimination Against Women)<br />
CESI Zentrum für Bildung, Beratung und Forschung, Kroatien<br />
EU Europäische Union<br />
NRO Nicht-Regierungsorganisation<br />
NSHC Humanitäres Zentrum Novi Sad, Serbien<br />
RAE Roma, Ashkali und Ägypter (Roma, Ashkali, Egyptian)<br />
UNICEF Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen<br />
(United Nations Children’s Fund)<br />
YMI Young Men Initiative<br />
44
Über <strong>CARE</strong> | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />
Über <strong>CARE</strong><br />
<strong>CARE</strong> wurde 1945 in den USA gegründet, um Armut und Hunger<br />
in Europa mit über 100 Millionen <strong>CARE</strong>-Paketen zu lindern.<br />
Allein in <strong>Deutschland</strong> wurden damals 10 Millionen <strong>CARE</strong>-Pakete<br />
verteilt. Heute setzt sich <strong>CARE</strong> in über 80 Ländern mit<br />
überwiegend einheimischen Kräften für die Überwindung von<br />
Not, Armut und Ausgrenzung ein und beteiligt insbesondere<br />
Frauen und Mädchen. <strong>CARE</strong> hat Beraterstatus bei den Vereinten<br />
Nationen und hilft unabhängig von politischer Anschauung,<br />
religiösem Bekenntnis oder ethnischer Herkunft. Für seine<br />
sorgfältige Verwendung von Spendengeldern erhält <strong>CARE</strong><br />
<strong>Deutschland</strong>-Luxemburg schon seit Jahren das DZI-Spendensiegel<br />
und hat 2012 beim Transparenzpreis den 2. Platz belegt.<br />
Im vergangenen Jahr hat <strong>CARE</strong> über 83 Millionen Menschen<br />
weltweit unterstützt. Mehr Informationen unter www.care.de<br />
45
<strong>CARE</strong> <strong>Deutschland</strong>-Luxemburg e.V.<br />
Dreizehnmorgenweg 6<br />
53175 Bonn<br />
Tel.: (0228) 975 63-0, Fax: -51<br />
E-Mail: info@care.de<br />
www.care.de<br />
<strong>CARE</strong> in Luxemburg<br />
43, Bd. du Prince Henri<br />
L-1724 Luxembourg<br />
Tel.: (+352) 26 2030-60, Fax: -91<br />
E-Mail: info@care.lu<br />
www.care.lu<br />
Ihre Hilfe kommt an!<br />
Spendenkonto: 4 40 40, Sparkasse KölnBonn<br />
Bankleitzahl: 370 501 98<br />
IBAN: DE 93 37050198 0000 0440 40<br />
BIC: COLSDE33<br />
Online-Spenden: www.care.de/spenden-helfen/<br />
Geprüft und empfohlen: Das DZI-Spendensiegel bescheinigt <strong>CARE</strong> Jahr für Jahr den effizienten und gewissenhaften<br />
Einsatz der anvertrauten Gelder. 2012 wurde <strong>CARE</strong> zum dritten Mal durch den PwC-Transparenzpreis<br />
ausgezeichnet und belegte im Ranking der weltweit 100 besten Nichtregierungsorganisationen des Magazins<br />
„The Global Journal“ Platz sieben. <strong>CARE</strong> ist Mitglied der Initiative Transparente Zivilgesellschaft.<br />
2. Platz