20.01.2014 Aufrufe

Zur Studie - CARE Deutschland e.V.

Zur Studie - CARE Deutschland e.V.

Zur Studie - CARE Deutschland e.V.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Gleichberechtigung und<br />

Stärkung von Frauen<br />

Wirkung der Arbeit von <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

2005-2012


<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | August 2013<br />

Kroatien<br />

Bosnien -<br />

Herzegowina<br />

Serbien<br />

Montenegro<br />

Kosovo<br />

In diesem Bericht bezieht sich die männliche Form immer auch auf weibliche Personen. Auf konsequente Doppelbezeichnung wurde an einigen Stellen aufgrund besserer Lesbarkeit verzichtet.


Inhaltsangabe | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

Inhaltsangabe<br />

2<br />

Vorwort<br />

4<br />

Einleitung<br />

8<br />

Die Ziele<br />

10<br />

13<br />

19<br />

24<br />

28<br />

Veränderungen verstehen<br />

Aufbau einer nachhaltigen Zivilgesellschaft<br />

Verminderung des Gewaltrisikos<br />

Traditionelle Geschlechterrollen verändern<br />

Soziale Integration fördern<br />

34<br />

Die Beteiligung von Frauen am öffentlichen<br />

Leben verbessern<br />

37<br />

Ein Modell der Zusammenarbeit<br />

42<br />

44<br />

45<br />

Danksagung<br />

Abkürzungen<br />

Über <strong>CARE</strong>


<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Vorwort<br />

Vorwort<br />

„Ich bin stolz, dass ich es gewagt habe“, sagte eines der Mädchen,<br />

die an einem <strong>CARE</strong>-Projekt teilgenommen hatten. Das<br />

Projekt sollte Roma-Mädchen in Serbien zu einer Ausbildung,<br />

mehr Selbstbewusstsein und einer eigenen Lebensplanung verhelfen.<br />

Sie sagte diesen Satz nach einem Streit mit ihrer Mutter<br />

über ihr Recht zur sexuellen Selbstbestimmung, eine Situation,<br />

wie sie weltweit zwischen vielen Eltern und heranwachsenden<br />

Kindern vorkommt. Es ist nicht die Absicht von <strong>CARE</strong>, Streit<br />

und Unfrieden in Familien zu verursachen. Vielmehr ermutigt<br />

die Organisation Mädchen, selbstbewusst zu sein, für ihre<br />

Rechte einzutreten, traditionelle Ansichten über die Rolle der<br />

Frau in der Gesellschaft infrage zu stellen und ihr Recht wahrzunehmen,<br />

eigene Lebensentscheidungen zu treffen.<br />

<strong>CARE</strong> bekämpft Armut und Benachteiligung auf der ganzen Welt<br />

durch die Stärkung von Frauen und Mädchen, weil wir glauben,<br />

dass ihr großes Potenzial häufig ungenutzt bleibt: das Potenzial,<br />

ihren Lebensunterhalt zu sichern, Entscheidungen zum<br />

Wohle der Gemeinschaft zu treffen und an einer besseren und<br />

gerechteren Gesellschaft mitzuarbeiten. Nicht zuletzt müssen<br />

Frauen und Mädchen auch deswegen gestärkt werden, weil ihnen<br />

immer wieder ihre Rechte verwehrt werden.<br />

In diesem Bericht geht es um <strong>CARE</strong>s Einsatz und Erfolge für<br />

mehr Gleichberechtigung auf dem Balkan in den letzten sieben<br />

Jahren. Unser Ziel ist es, Rechenschaft über unsere Arbeit<br />

abzulegen und zu zeigen, wie wir das Leben der Menschen,<br />

für die wir arbeiten, verändern. Wir möchten die Auswirkungen<br />

der Arbeit von <strong>CARE</strong> und unseren Partnern vorstellen, und<br />

den Prozess der Veränderung, die Methoden und Maßnahmen<br />

dokumentieren. Wir möchten zeigen, dass unsere Arbeit in<br />

den Balkan-Ländern sinnvoll ist, und dass unsere Ansätze und<br />

Wichtige Fakten in diesem Bericht:<br />

<strong>CARE</strong> und seine Partner<br />

unterstützten über<br />

90.000 Menschen<br />

in fünf Ländern der Region<br />

<strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

arbeitete mit 60<br />

lokalen NROs als direkte<br />

Partner zusammen<br />

100<br />

Mitarbeiter unserer<br />

Partnerorganisationen<br />

schlossen die weiterführende<br />

Schule oder<br />

weiterbildende Kurse ab<br />

645 65.000<br />

Menschen wurden durch<br />

<strong>CARE</strong>-Projekte zu Ausbildern<br />

oder Gruppenleitern<br />

Projektteilnehmer waren unmittelbar an<br />

Aktivitäten zur Bewusstseinsbildung und<br />

Interessenvertretung beteiligt<br />

2


Vorwort | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

Methoden einen sichtbaren Unterschied bewirken konnten.<br />

Gleichzeitig möchten wir auch aus der Analyse lernen um in<br />

unserer zukünftigen Arbeit darauf zurückgreifen zu können.<br />

Die Informationen in diesem Bericht stammen aus einer externen<br />

Evaluation unserer Projekte, einer Prüfung von Projektdokumenten<br />

und Auswertungen, Interviews und Gruppendiskussionen<br />

sowie einer Online-Umfrage zur Erhebung von<br />

quantitativen und qualitativen Daten.<br />

Dieser Bericht richtet sich an ein breites Publikum: an unsere<br />

Partner und andere Beteiligte auf dem Balkan, an gleichgesinnte<br />

NROs in der Region, an <strong>CARE</strong>-Büros in anderen Teilen<br />

der Welt, an unsere Geldgeber und die Medien.<br />

Die Länder, in denen wir arbeiten, sind geprägt von wirtschaftlicher<br />

Instabilität, den Folgen ethnischer Konflikte und<br />

der Kriege der 1990er Jahre, sowie von Ungleichheit der Geschlechter<br />

und der Ausgrenzung von Minderheiten. All diese<br />

Faktoren führten zu vermehrter Armut und Ungerechtigkeit.<br />

Unsere Arbeit fußt auf unserer Partnerschaft mit lokalen zivilgesellschaftlichen<br />

Organisationen, Bürgern und Regierungen,<br />

ohne die kein langfristiger Wandel möglich wäre. Jedes unserer<br />

Projekte gründet auf der Arbeit lokaler Partner. Jeder Erfolg,<br />

den wir in diesem Bericht aufführen, ist vor allem ihr Erfolg.<br />

Dieser Bericht will zeigen, was sie bisher erreichen konnten<br />

und darüber hinaus auch andere ermutigen, diese bedeutende<br />

Arbeit fortzuführen. Viele Frauen und Mädchen auf dem Balkan<br />

benötigen weiterhin Unterstützung, um ihre eigenen Möglichkeiten<br />

wahrnehmen und ein selbstbestimmtes Leben führen<br />

zu können.<br />

Zvjezdana Batkovic, Regionale Programmberaterin,<br />

<strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

Sherine Ibrahim, Stv. Regionaldirektorin für Programmqualität<br />

Europa/Naher Osten, <strong>CARE</strong> USA<br />

Felix Wolff, Regionaldirektor Balkan,<br />

<strong>CARE</strong> <strong>Deutschland</strong>-Luxemburg<br />

3


<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Einleitung<br />

Einleitung<br />

<strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

<strong>CARE</strong> arbeitet seit 1992 auf dem Balkan und leistete während<br />

des gewaltsamen Zerfalls Jugoslawiens und der darauffolgenden<br />

Kriege humanitäre Hilfe. In der Nachkriegszeit gründeten<br />

sich neue Staaten, die sich heute in einem sozioökonomischen<br />

Übergang befinden. Die Region ist noch immer von wachsender<br />

Armut, sozialer Ungerechtigkeit, wirtschaftlichen Problemen<br />

und politischer Manipulation gekennzeichnet.<br />

Heute unterstützt <strong>CARE</strong> ausgegrenzte und benachteiligte Gruppen<br />

auf dem Balkan, um ihre wirtschaftliche und soziale Situation<br />

zu verbessern. <strong>CARE</strong> engagiert sich mit Maßnahmen zur<br />

Konfliktprävention und Friedensbildung, zur Schaffung nachhaltiger<br />

Lebensgrundlagen, zur Gleichberechtigung und zur<br />

Prävention von Gewalt gegen Frauen.<br />

Dabei ist <strong>CARE</strong> in fünf Ländern der Region aktiv; in Bosnien-<br />

Herzegowina, Serbien, Kroatien, Montenegro und im Kosovo 1 .<br />

Obwohl in den letzten 20 Jahren Fortschritte im Kampf gegen<br />

Armut und Ungleichheit erzielt werden konnten, spielen soziale<br />

Unterschiede und Spannungen als Folge der langjährigen<br />

Konflikte noch immer eine große Rolle. Gleichzeitig schwächen<br />

Korruption und schlechte institutionelle Rahmenbedingungen<br />

die Entwicklung funktionierender staatlicher Strukturen.<br />

Im Zentrum der Arbeit von <strong>CARE</strong> stehen die Gleichberechtigung<br />

der Geschlechter und die Stärkung von Mädchen und<br />

Frauen. Die durchgeführten Projekte und Maßnahmen auf dem<br />

Balkan sollen gleichzeitig eine Stärkung von Frauen und Minderheiten<br />

bewirken. So wird beispielsweise der Aufbau einer<br />

starken Zivilgesellschaft unterstützt, die eine aktive Rolle im<br />

sozialen und politischen Leben spielt. Wir arbeiten mit lokalen<br />

zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammen, damit<br />

sie die betreffenden Gemeinschaften besser unterstützen, eine<br />

bessere Verbindung zur lokalen Regierung aufbauen und in Zukunft<br />

ohne die Unterstützung von <strong>CARE</strong> erfolgreich und wirksam<br />

arbeiten können.<br />

Herausforderungen auf dem Balkan<br />

<strong>CARE</strong> kämpft für die Gleichberechtigung der Geschlechter, die<br />

Rechte ethnischer Minderheiten und anderer sozial oder wirtschaftlich<br />

ausgegrenzter Gruppen auf dem Balkan, vor allem<br />

für die Rechte von Frauen und Mädchen. Sie sind besonders<br />

häufig Opfer von sozialer Ausgrenzung, Diskriminierung, Gewalt<br />

und Armut. In besonderer Weise gilt dies für Frauen und<br />

Mädchen der Roma, die in der gesamten Region noch immer<br />

auf Ablehnung und Diskriminierung stoßen.<br />

Obwohl die Rechte von Frauen und Minderheiten im Allgemeinen<br />

durch Gesetze geschützt sind, bleibt deren Einhaltung und<br />

Umsetzung in vielen Fällen aus. Der Balkan erfährt seit einiger<br />

Zeit eine Wiederbelebung traditioneller und patriarchalischer<br />

Normen und Verhaltensweisen über die Grenzen sozialer, religiöser<br />

und ethnischer Gruppen hinaus. Höhere Arbeitslo-<br />

Die Brücke über den Fluss Ibar verbindet und trennt zugleich die Stadt Mitrovica im Kosovo – ein Symbol der ethnischen Konflikte auf dem Balkan.<br />

1<br />

Unter UNSCR 1244/99<br />

4


Einleitung | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

sigkeit unter Frauen, starke Lohnunterschiede zwischen den<br />

Geschlechtern, eine steigende Anzahl weiblich geführter Haushalte<br />

und der Zusammenbruch unterstützender Strukturen zur<br />

Teilnahme am öffentlichen Leben zeigen, dass diese Entwicklung<br />

die Gleichberechtigung von Frauen und Mädchen, aber<br />

auch die Weiterentwicklung der Demokratie und Wirtschaft in<br />

der Region, insgesamt gefährdet. Ein aktives politisches Engagement<br />

von Frauen auf lokaler wie nationaler Ebene bleibt in<br />

der Region gering.<br />

Ein anderes, weitverbreitetes Problem sind Vorurteile und<br />

Feindseligkeiten gegenüber Minderheiten. Besonders Roma<br />

sind von Diskriminierung und Ausgrenzung in jedem Gesellschaftsbereich<br />

betroffen, sei es im Gesundheitswesen, im<br />

Zugang zu Bildung oder dem Arbeitsmarkt. Roma-Frauen und<br />

-Mädchen sind besonders von Armut und Vorurteilen betroffen,<br />

da sie außerhalb wie auch innerhalb ihrer Gemeinschaften<br />

unter Benachteiligung und Ausgrenzung leiden. Traditionelle<br />

patriarchalische Verhaltensweisen resultieren für Frauen in der<br />

Regel in einem geringen Bildungsniveau und in wirtschaftlicher<br />

Abhängigkeit von Männern. Mehrere Projekte von <strong>CARE</strong><br />

auf dem Balkan arbeiten deshalb mit Roma-Gemeinschaften<br />

zusammen, um soziale Ungerechtigkeiten zu beseitigen. Daneben<br />

setzt sich <strong>CARE</strong> dafür ein, dass die Rechte von Frauen und<br />

Mädchen durch Gesetze, Behörden und Institutionen entsprechend<br />

geschützt werden.<br />

Die heutige Generation junger Männer auf dem Balkan sieht<br />

sich ebenfalls mit Schwierigkeiten konfrontiert, die aus den<br />

jahrelangen Konflikten in der Region entstanden sind. Tradierte<br />

Vorstellungen von Männlichkeit sowie Veränderungen der<br />

soziokulturellen und politischen Identität beeinflussen sowohl<br />

ihr Erfahren von als auch ihre Einstellung zu Gewalt. Dabei<br />

spielt es keine Rolle, ob es sich um Gewalt gegen Frauen, gegenüber<br />

Gleichaltrigen, um homophobe oder fremdenfeindliche<br />

Gewalt handelt. <strong>CARE</strong> arbeitet gemeinsam mit Männern<br />

und Jungen für eine gerechtere Gesellschaft, die auf der Achtung<br />

der Menschenrechte basiert. Wir haben die Notwendigkeit<br />

erkannt, mit und für Jugendliche zu arbeiten und richten einen<br />

besonderen Fokus auf Jungen und Männer. Anhand neuer Bildungsmethoden<br />

fördern wir entsprechend die Gleichberechtigung<br />

der Geschlechter, eine gesunde Lebensweise und gewaltloses<br />

Verhalten.<br />

Warum dieser Bericht?<br />

Die letzten sieben Jahre hinweg standen Gleichberechtigung<br />

und die Stärkung von Frauen im Mittelpunkt der Arbeit von<br />

<strong>CARE</strong> auf dem Balkan. <strong>CARE</strong> legt bei der Armutsbekämpfung<br />

weltweit einen besonderen Schwerpunkt auf die Stärkung von<br />

Frauen und Mädchen. Auf dem Balkan richten wir seit einiger<br />

Zeit unsere Arbeit nach einem programmatischen statt einem<br />

projektbasierten Ansatz aus 2 . Unsere 2010 entwickelte län-<br />

2<br />

Der programmatische Ansatz richtet die Prioritäten unserer Organisation neu aus, um eine dauerhafte Wirkung zu erreichen und die tiefer liegenden Ursachen von Armut zu bekämpfen. Er wurde von <strong>CARE</strong> entwickelt, um<br />

unsere Ziele und die dafür nötigen langfristigen Veränderungen besser erreichen und dokumentieren zu können. Ein ‘Programm’ ist ein zusammenhängendes Geflecht von Maßnahmen und Initiativen, das ein längerfristiges<br />

Engagement für eine benachteiligte, ausgegrenzte oder gefährdete Gruppe darstellt, um eine umfassende und dauerhafte Wirkung zu erzielen.<br />

5


<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Einleitung<br />

gerfristige Strategie für die Region konzentriert sich auf die<br />

beiden Kernthemen Gleichberechtigung der Geschlechter und<br />

soziale sowie wirtschaftliche Integration.<br />

Nach dieser Strategie soll unsere Arbeit nicht nur Ergebnisse in<br />

einzelnen Projekten erzielen, sondern darüber hinaus zu einem<br />

umfassenden sozialen Wandel beitragen. Dieses Ziel verfolgt<br />

<strong>CARE</strong> gemeinsam mit lokalen und internationalen Organisationen<br />

sowie engagierten Einzelpersonen. Der vorliegende Bericht<br />

befasst sich damit, was wir in diesem Gesamtzusammenhang<br />

erreichen konnten und erreichen können. Wir wollen die<br />

großartige Arbeit unserer lokalen Partner vorstellen, ihnen ein<br />

Forum bieten, ihren Beitrag darstellen und ihren Einsatz für<br />

gerechte Gesellschaften würdigen.<br />

Es ist uns wichtig zu verstehen, wie unsere Arbeit zu positivem<br />

Wandel beiträgt, um für unsere zukünftige Arbeit daraus lernen<br />

zu können. Mit diesem Bericht wollen wir unseren Einsatz und<br />

Beitrag für die Gleichstellung von Männern und Frauen auf dem<br />

Balkan schildern. Indem wir dieses Wissen mit unseren Partnern,<br />

Unterstützern und der Öffentlichkeit teilen, wollen wir<br />

zeigen, dass positive Veränderungen möglich sind, auch wenn<br />

sie Zeit benötigen.<br />

<strong>CARE</strong>s Programm zur Gleichstellung<br />

von Männern und Frauen<br />

<strong>CARE</strong> setzt sich für bessere Lebenschancen und soziale<br />

Gerechtigkeit für Frauen und Mädchen ein, die durch<br />

Gewalt, Benachteiligung und Armut gefährdet sind. Wir<br />

stärken und unterstützen regionale, nationale und lokale<br />

zivilgesellschaftliche Organisationen und Netzwerke<br />

und helfen ihnen, Gleichberechtigung und Vielfalt<br />

zu fördern und die Zukunft der Region zu gestalten.<br />

<strong>CARE</strong>s Programm zur Gleichstellung von<br />

Männern und Frauen<br />

fördert die Vielfalt und Gewaltfreiheit durch die Stärkung lokaler<br />

und regionaler Akteure und durch die Schaffung von Möglichkeiten<br />

zur Innovation, Mitwirkung, Bildung, Kooperation<br />

und Interessenvertretung. Dabei ist die Zusammenarbeit mit<br />

Frauenrechtsgruppen, Organisationen für Jugend- und Minderheitenrechte,<br />

Netzwerken gegen Menschenhandel, Regierungsinstitutionen<br />

und den Medien für unsere Arbeit unerlässlich.<br />

Jungen und Mädchen verdienen gleiche Chancen in ihrem Leben.<br />

6


Einleitung | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

Frauen und Männer können nur durch gemeinsames und respektvolles Zusammenleben positive Veränderungen bewirken.<br />

Das Ziel des Programms ist die Schaffung von Chancen und sozialer<br />

Gerechtigkeit für Frauen und Mädchen. Durch verbesserte<br />

Kenntnisse der lokalen Zivilgesellschaft hofft <strong>CARE</strong>, zu einer<br />

umfassenden Durchsetzung bestehender Gesetze gegen Diskriminierung<br />

und Gewalt gegen Frauen beitragen zu können. Außerdem<br />

müssen sich Einstellungen und Verhaltensweisen der<br />

Menschen in Bezug auf Gleichberechtigung positiv verändern<br />

und mehr wirtschaftliche und gesellschaftliche Möglichkeiten<br />

und Beteiligung für sozial benachteiligte Frauen und Mädchen<br />

geschaffen werden.<br />

<strong>CARE</strong> erwartet, dass sein Engagement zu einem Rückgang geschlechtsspezifischer<br />

Gewalt, der Bereitstellung angemessener<br />

psychosozialer Hilfe für Überlebende sexualisierter Gewalt und<br />

besseren Bildungs- und Arbeitschancen führen wird. Außerdem<br />

werden Wege gefunden, Präventionsmaßnahmen gegen Gewalt<br />

und Diskriminierung in das staatliche Bildungssystem zu integrieren.<br />

<strong>CARE</strong> arbeitet für die wachsende Achtung der Frauenrechte in<br />

der Bevölkerung und die Bereitschaft, sich ernsthaft mit Themen<br />

wie Diskriminierung und den Problemen benachteiligter<br />

Bevölkerungsgruppen auseinanderzusetzen. Ziel sind zukunftsorientierte<br />

und demokratischere Gesellschaften auf dem Balkan.<br />

7


<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Die Ziele<br />

Die Ziele: <strong>CARE</strong>s Programm zu Gleichberechtigung<br />

und Stärkung von Frauen<br />

<strong>CARE</strong> wählte für die Analyse in diesem Bericht insgesamt 17<br />

Projekte zur Gleichberechtigung und Stärkung von Frauen aus.<br />

Acht dieser Projekte wurden in einem Land umgesetzt, neun<br />

sind regionale Programme, die in drei oder vier Ländern verwirklicht<br />

wurden. Die Mehrzahl der Projekte wurde über einen<br />

Zeitraum von drei bis vier Jahren mit folgenden Zielsetzungen<br />

umgesetzt:<br />

• Verminderung von geschlechtsspezifischer Gewalt, Schaffung<br />

eines positiven Umfelds für die Achtung der Menschenrechte<br />

von Frauen und die Zunahme von Gleichberechtigung durch<br />

lokale Frauenorganisationen – ein zweijähriges Projekt in Bosnien-Herzegowina,<br />

Serbien und Kroatien.<br />

• Verbesserung der Fähigkeiten lokaler Organisationen und<br />

Netzwerke, auf Fälle von Menschenhandel zu reagieren und<br />

sich für notwendige Gesetzesänderungen einzusetzen, eine<br />

Stärkung regionaler Zusammenarbeit von NROs und Behörden<br />

sowie Aufklärung über Gefahren des Menschenhandels unter<br />

den sozial schwächsten Gemeinschaften – drei dreijährige Zyklen<br />

nationaler Projekte, durchgeführt in Kroatien, Serbien und<br />

Montenegro gefolgt von sechs zwei- bis dreijährigen regionalen<br />

Initiativen in Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Serbien und<br />

Montenegro.<br />

• Schaffung eines zukunftsfähigen und politisch aktiven Frauennetzwerks<br />

sowie Stärkung lokaler Partnerorganisationen –<br />

ein dreijähriges Projekt in Bosnien-Herzegowina.<br />

zur Verbesserung wirtschaftlicher Sicherheit, politischer Beteiligung<br />

und ihres Zugangs zum Bildungs- und Gesundheitswesen.<br />

Eine dreijährige regionale Initiative konzentrierte sich auf<br />

die Stärkung lokaler Roma-Frauenorganisationen in den Bereichen<br />

Antidiskriminierung, Bildung, Aufklärungsarbeit, Vernetzung<br />

und verbesserte Zusammenarbeit mit der Regierung.<br />

• Unterstützung männlicher Jugendlicher zwischen 13 und 19<br />

Jahren durch die Young Men Initiative, einen positiven Einfluss<br />

auf Gleichaltrige auszuüben und gegen geschlechtsspezifische<br />

Gewalt vorzugehen. Seit 2006 hilft dieses Programm Jugendlichen<br />

bei der Entwicklung von Einstellungen und Verhaltensweisen,<br />

die Gleichberechtigung unterstützen, eine gesunde<br />

Lebensweise fördern und gewalttätigem Verhalten gegenüber<br />

Frauen und Gleichaltrigen entgegenwirken.<br />

Bekämpfung der Armut durch<br />

Gleichberechtigung<br />

Ein langfristiger Schwerpunkt von <strong>CARE</strong>s Arbeit im<br />

Kampf gegen Armut ist erhöhte Gleichberechtigung<br />

durch die Unterstützung von einkommensschwachen<br />

Frauen und Mädchen. Die in diesem Bericht festgehaltenen<br />

positiven Veränderungen sollen zur Erreichung<br />

der Ziele von <strong>CARE</strong> beitragen und wertvolle Lernmöglichkeiten<br />

für die internationale Gemeinschaft bieten.<br />

• Schutz und Verteidigung der Rechte von Frauen und Mädchen<br />

aus Roma-, Ashkali- und ägyptischen Gemeinden mittels vielfältiger<br />

Ansätze. Im Norden Serbiens arbeitete <strong>CARE</strong> zusammen<br />

mit Roma-Schülern, NROs, Gemeinden und Arbeitsvermittlungen<br />

daran, Roma-Gemeinschaften bei ihrer Integration in die<br />

Gesellschaft zu bestärken und half Roma-Mädchen, die weiterführende<br />

Schule abzuschließen. Im südlichen Serbien lag<br />

der Schwerpunkt auf der Unterstützung von Flüchtlingen und<br />

Roma durch Bildung und verbesserten Zugang zu Dienstleistungen<br />

und Informationen, wie sie ihre sexuelle und reproduktive<br />

Gesundheit schützen können. Im Kosovo unterstützte <strong>CARE</strong><br />

Roma, Ashkali und Ägypter durch ein zweijähriges Programm<br />

Frauen und Mädchen stehen im Zentrum von <strong>CARE</strong>s Kampf gegen Armut und Diskriminierung.<br />

8


Die Ziele | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

<strong>CARE</strong>s Arbeit zu Gleichberechtigung und Stärkung von Frauen in Zahlen 3<br />

1.3 Mio.€<br />

für Aufklärungsarbeit<br />

und Interessenvertretung<br />

6.6 Mio.€<br />

Direktinvestition für die<br />

Umsetzung von Projekten<br />

800.000€<br />

für Forschung und<br />

<strong>Studie</strong>n<br />

1.2 Mio.€ 3.3 Mio.€<br />

für nationales und regionales<br />

‚Netzwerken‘<br />

für finanzielle Unterstützung<br />

an Partner<br />

<strong>CARE</strong> arbeitet besonders mit jungen Menschen, um Diskriminierung zu überwinden.<br />

3<br />

Die hier genannten Daten bezüglich Leistungsempfängern und finanziellen Investitionen beziehen sich auf den Zeitraum von 2005 bis 2011; der Kontext, Inhalt und Erfolg, der im Bericht beschrieben ist,<br />

jedoch auch auf 2012.<br />

9


<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Veränderungen verstehen<br />

Veränderungen und ihre<br />

Hintergründe verstehen<br />

Das Ziel dieser Analyse war es, herauszufinden, was die bedeutendsten<br />

Veränderungen waren, die durch <strong>CARE</strong>s Arbeit erreicht<br />

wurden, wie sie eingetreten sind und warum. Wir wollten überprüfen,<br />

welche Rolle <strong>CARE</strong> bei der Herbeiführung solcher Veränderungen<br />

spielen kann. Um die Projekte und ihre Ergebnisse zu<br />

analysieren, haben wir verschiedene Bereiche des Wandels definiert.<br />

Diese Bereiche dienten als Basis zur Datenerhebung und<br />

Analyse und bilden den strukturellen Rahmen dieses Berichts.<br />

Der erste Bereich des Wandels ist <strong>CARE</strong>s Mitwirkung an der Entstehung<br />

einer zukunftsfähigen Zivilgesellschaft auf dem Balkan.<br />

Hierbei wird die Rolle von <strong>CARE</strong> bei der Unterstützung zivilgesellschaftlicher<br />

Organisationen untersucht sowie der Einfluss bei<br />

der Entwicklung persönlicher und organisatorischer Führungsqualitäten,<br />

der Realisierung von Wissenstransfers und der Schaffung<br />

lokaler wie regionaler Netzwerke. Außerdem wird die Rolle<br />

bei der Verbesserung der Nachhaltigkeit von Organisationen und<br />

Netzwerken sowie beim Auf- und Ausbau der Zusammenarbeit<br />

mit politischen Entscheidungsträgern und Institutionen analysiert.<br />

Der zweite Bereich des Wandels behandelt die Verminderung<br />

des Gewaltrisikos gegenüber Frauen. Dies umfasst sowohl die<br />

Arbeit, die <strong>CARE</strong> leistet, um Einstellungen zu Geschlecht und<br />

Die Länder des Balkans befinden sich im Umbruch - aber die Last der Vergangenheit wiegt schwer.<br />

10


Veränderungen verstehen | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

Gewalt zu verändern als auch die Unterstützung zivilgesellschaftlicher<br />

Organisationen beim Kampf gegen den Menschenhandel<br />

auf dem Balkan. Dieser Abschnitt untersucht zudem das<br />

Problem von Gewalt unter Gleichaltrigen und die gemeinsame<br />

Anstrengung von staatlichen Institutionen und der Zivilgesellschaft,<br />

Gewalt und Konflikte in der Region zu vermindern.<br />

Der dritte Bereich des Wandels traditioneller Geschlechterrollen<br />

befasst sich mit Wahrnehmungen, Stereotypen, Normen<br />

und politischer Rahmensetzung in Bezug auf das soziale Geschlecht.<br />

Dabei liegt der Schwerpunkt auf Geschlechterrollen<br />

und Traditionen in der Roma-Gemeinschaft, besonders<br />

im Einfluss auf junge Roma-Frauen. Daneben werden Rollen<br />

und Identitäten untersucht, die gemeinhin mit Männlichkeit<br />

in Verbindung gebracht werden. Diese Themen haben direkten<br />

Einfluss auf die Chancen von Frauen und Mädchen, ihre<br />

persönliche Entwicklung, ihre Bildung, ihr Einkommen, ihre<br />

soziale Stellung innerhalb der Gemeinschaft und geschlechtsspezifische<br />

Gewalt.<br />

Der vierte Bereich beschäftigt sich mit der Förderung sozialer<br />

Integration und Akzeptanz. Insbesondere wird <strong>CARE</strong>s Mitwirkung<br />

bei der Integration ausgegrenzter und sozial schwacher<br />

Gruppen, wie etwa von Minderheiten, untersucht. Darüber hinaus<br />

beinhaltet er <strong>CARE</strong>s Beitrag zu Frieden und Versöhnung<br />

auf dem Balkan.<br />

Der fünfte Bereich behandelt die Beteiligung von Frauen am<br />

politischen und öffentlichen Leben und untersucht, wie <strong>CARE</strong><br />

sich dafür eingesetzt hat, die Mitwirkung und Repräsentation<br />

von Frauen zu garantieren.<br />

Da die untersuchten Projekte mit unterschiedlichen Zielgruppen,<br />

in unterschiedlichen Gebieten und über unterschiedliche<br />

Teilnahme von<br />

Frauen am<br />

politischen und<br />

öffentlichen<br />

Leben<br />

Traditionelle<br />

Geschlechterrollen<br />

wandeln<br />

Gewaltrisiko<br />

vermindern<br />

Eine starke<br />

Zivilgesellschaft<br />

aufbauen<br />

Handlung<br />

Beziehungen<br />

Struktur<br />

Soziale<br />

Integration<br />

fördern, soziale<br />

Eingliederung<br />

ermöglichen<br />

11


<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Veränderungen verstehen<br />

Zeitspannen hinweg umgesetzt wurden, sind die genannten<br />

Bereiche in drei Ebenen des Wandels unterteilt. Diese drei<br />

Ebenen folgen einem Analyserahmen, den <strong>CARE</strong> International<br />

bereits in früheren Untersuchungen zur Auswirkung seiner Programme<br />

zur Stärkung von Frauen genutzt hat 4 .<br />

Handlung:<br />

Die persönliche Ebene, einschließlich Selbstwahrnehmung,<br />

Wissen, persönlicher Ziele, Fähigkeiten und Handlungen. Hierunter<br />

fallen zudem die Rolle der Frau im Haushalt und ihr gesellschaftliches<br />

Engagement. Diese Ebene beurteilt, inwieweit<br />

Frauen sich auf persönliche Einschätzungen verlassen, eigene<br />

Entscheidungen treffen und umsetzen. Aus dieser Perspektive<br />

bedeutet Stärkung, dass sozial schwache Frauen selbstbestimmt<br />

ihre persönliche Entwicklung realisieren.<br />

Beziehungen:<br />

Sich sozialen Akteuren anschließen, Bindungen aufbauen, in<br />

Interessengruppen gemeinsame Aktionen und gegenseitige Hilfe<br />

organisieren, um Frauen individuell zu mobilisieren, Strukturen<br />

zu verändern und Rechte sowie die Sicherung von Lebensgrundlagen<br />

einzufordern.<br />

Struktur:<br />

Das Umfeld, das die Möglichkeiten von Frauen mitbestimmt –<br />

das gesetzliche, institutionelle und politische Umfeld, der normative<br />

Rahmen, traditionelle und familiäre Konventionen sowie<br />

die juristischen Systeme und der Zugang zu diesen. Dies beinhaltet<br />

neben gesellschaftlichen auch im Privaten akzeptierte<br />

Formen von Machtverteilung und Dominanz sowie anerkannte<br />

Gesellschaftsordnungen.<br />

Dieser Bericht gibt Aussagen und Erzählungen von Projektteilnehmern,<br />

Vertretern von Partnerorganisationen und staatlichen<br />

Akteuren der gesamten Region und damit dem unterschiedlichen<br />

Erleben des Wandels ein Forum.<br />

Tanja und ihre Töchter sind Roma und sich einig: Ohne Bildung keine Zukunft.<br />

4<br />

Die strategische Auswirkungsanalyse ist eine gründliche Untersuchung zur Beurteilung des Einflusses von <strong>CARE</strong>, über ein bestimmtes Projekt oder einen Arbeitsbereich hinaus, auf die zugrundeliegenden Ursachen weltweiter<br />

Armut und sozialer Ungerechtigkeit. http://pqdl.care.org/sii/default.aspx<br />

12


Aufbau einer nachhaltigen Zivilgesellschaft | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

Aufbau einer nachhaltigen<br />

Zivilgesellschaft auf dem Balkan<br />

<strong>CARE</strong> arbeitet eng mit zivilgesellschaftlichen Organisationen<br />

zusammen und übernimmt dabei die Rolle des Vermittlers, Koordinators,<br />

Ratgebers und Förderers. Dabei geht <strong>CARE</strong> strategische<br />

Partnerschaften mit Organisationen ein, die sich Gleichberechtigung<br />

und sozialer Integration in gleicher Weise verpflichtet<br />

fühlen. <strong>CARE</strong>s Kooperation mit den Partnern ist ein Schlüsselfaktor<br />

allen Engagements auf dem Balkan und unabdingbar zum<br />

Erreichen nachhaltiger Ergebnisse. Dieser Aspekt wird im Allgemeinen<br />

als wichtigster Beitrag von <strong>CARE</strong>s Arbeit gesehen.<br />

„Eine der größten Errungenschaften von <strong>CARE</strong>s Arbeit auf dem<br />

Balkan ist die Stärkung der lokalen Zivilgesellschaft. <strong>CARE</strong> hat<br />

uns geholfen, unsere eigenen Fähigkeiten zu verbessern und unsere<br />

Arbeit effizienter zu gestalten – das führt in unseren Ländern<br />

zu nachhaltigem Wandel.”<br />

Dr. Natko Geres, Leiter der Jugend-Partnerorganisation Status M in Zagreb, Kroatien<br />

Während wir mit unseren Partnern auf Projektziele hinarbeiten,<br />

werden Wissen und Erfahrungen auf die Partnerorganisationen<br />

übertragen, und deren langfristige Entwicklung und ihr<br />

jeweiliger Einfluss unterstützt. <strong>CARE</strong> investiert in diese Partnerschaften;<br />

dies hat zur Folge, dass wiederum mittels unserer<br />

Partner ein Wissenstransfer in Gang gesetzt und so andere<br />

Organisationen gefördert werden. <strong>CARE</strong> bringt Organisationen<br />

aus verschiedenen Bereichen zusammen, ermöglicht den Austausch<br />

von Wissen und Erfahrung und trägt so zur Entwicklung<br />

der Zivilgesellschaft in der gesamten Region bei.<br />

<strong>CARE</strong> arbeitet seit Langem mit unterschiedlichen Partnern zusammen.<br />

Dazu zählen neben etablierten Organisationen mit<br />

guten Verbindungen zu lokalen und nationalen Entscheidungsträgern<br />

auch unerfahrene Institutionen. <strong>CARE</strong> passt seine Vorgehensweise<br />

diesen unterschiedlichen Voraussetzungen an und<br />

erkennt den Wert erfahrener Organisationen, die <strong>CARE</strong>s Arbeitsmodell<br />

übertragen und für Organisationen in anderen Regionen<br />

zugänglich machen können.<br />

„Einer von <strong>CARE</strong>s größten Erfolgen ist die Förderung lokaler NROs<br />

und Basisorganisationen. <strong>CARE</strong> schafft für sie Möglichkeiten,<br />

ihre Arbeit für und mit den Menschen in ihren Gemeinden zu<br />

verbessern, innovativ und kreativ zu sein. Zu sehen, wie diese<br />

Partner organisatorisch und professionell wachsen, ist der Beweis<br />

dafür, dass <strong>CARE</strong> effektiv arbeitet und den richtigen Ansatz<br />

verfolgt.” Marina Starcevic Cviko, Projektmanagerin, <strong>CARE</strong> Serbien<br />

<strong>CARE</strong>s Mitarbeiter kommen fast ausschließlich aus der Region<br />

und sind mit deren Kontext und Herausforderungen vertraut.<br />

Die meisten sind im öffentlichen Leben selbst aktiv und en-<br />

Wandel durch Beratung und<br />

Wissensvermittlung<br />

<strong>CARE</strong> arbeitet mit lokalen Organisationen zusammen,<br />

da sie ein Schlüsselfaktor für langfristigen Wandel auf<br />

dem Balkan sind. Wir sehen unsere Rolle darin, Partner<br />

bei der Verwirklichung gemeinsamer Ziele zu unterstützen<br />

und zu bestärken. Diese Partnerschaften vervielfachen<br />

<strong>CARE</strong>s Einfluss auf Armutsverminderung und den<br />

Schutz von Frauenrechten auf dem Balkan.<br />

Positive Veränderung ist immer das Ergebnis von guter Zusammenarbeit.<br />

13


<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Aufbau einer nachhaltigen Zivilgesellschaft<br />

gagieren sich auf unterschiedliche Weise. Sie identifizieren<br />

sich mit den Anliegen, für die <strong>CARE</strong> arbeitet – eine wichtige<br />

Voraussetzung für gute Beziehungen zu unseren Partnerorganisationen.<br />

Die Fähigkeiten der Zivilgesellschaft stärken<br />

<strong>CARE</strong> hat über 100 Mitarbeiter von Partnerorganisationen<br />

bei der Verbesserung ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten durch<br />

formale und nicht-formale Bildung unterstützt. Dies ist ein<br />

Schlüsselelement zum Erreichen einer nachhaltigen Zivilgesellschaft<br />

und von langfristigen Veränderungen in der Region.<br />

Wir ermutigen unsere Kollegen, Schulabschlüsse zu machen<br />

und sich in Bereichen wie Informationstechnologie, Fremdsprachen,<br />

Verwaltungs-, Finanz- oder Projektmanagement weiterzubilden.<br />

Durch <strong>CARE</strong>s Engagement auf dem Balkan haben<br />

bereits 645 Frauen, Mädchen und junge Männer an Schulungen<br />

zur Prävention von sexualisierter Gewalt und Menschenhandel<br />

teilgenommen. Hierdurch sind sie selbst zu Ausbildern und<br />

Gruppenleitern und damit zu treibenden Kräften des gesellschaftlichen<br />

Wandels geworden und werden von ihren Familien,<br />

Organisationen und Gemeinschaften als Vorbilder anerkannt.<br />

„<strong>CARE</strong>s Partnerorganisation Forum Zena (Frauenforum) hat die<br />

lokale Gemeinschaft sehr unterstützt – sie übernahmen die Arbeit<br />

der lokalen Regierung und bauten eine Brücke zwischen Bürgern<br />

und kommunalen Beamten. Ihre Projekte sind authentisch und<br />

glaubwürdig. Die Gemeinde vertraut ihren Einschätzungen und ihrer<br />

Arbeit.“ Miodrag Loncarevic, stellvertretender Vorsitzender der Gemeindeversammlung<br />

von Bratunac, Bosnien-Herzegowina<br />

<strong>CARE</strong> verbesserte auch die organisatorischen Fähigkeiten seiner<br />

Partner, was letztlich zu einer Steigerung der Wertschätzung<br />

führt, die diese vor Ort genießen. Dabei arbeitet <strong>CARE</strong><br />

mit jüngeren und weniger erfahrenen Nichtregierungsorganisationen,<br />

um ihnen Qualitätsstandards, erprobte Herangehensweisen<br />

und Grundsätze des Netzwerkens näher zu bringen.<br />

Hierdurch haben sich die Fähigkeiten, die Wahrnehmung durch<br />

die Öffentlichkeit und die Effektivität von Partnern nachweislich<br />

verbessert. <strong>CARE</strong> befähigte auch seine erfahrenen Partnerorganisationen,<br />

ihre Kenntnisse zu erweitern, die Qualität<br />

ihrer Dienstleistungen zu verbessern und ihre Stellung in den<br />

Gemeinden zu stärken. Gleichzeitig werden sie ermutigt, ihren<br />

Arbeitsbereich auf andere Gebiete auszudehnen. Diese Partner<br />

werden in der Folge ebenfalls als Experten in ihren Bereichen<br />

und als treibende Kräfte des Wandels anerkannt. <strong>CARE</strong> setzte<br />

sich zudem für gute Beziehungen zwischen seinen Partnerorganisationen<br />

und lokalen wie nationalen Behörden ein.<br />

„Mit der Hilfe von <strong>CARE</strong> konnten wir die weiterführende Schule<br />

abschließen. Jetzt fühlen wir uns selbst qualifiziert, wenn wir<br />

mit Kollegen oder den Mädchen aus unserer Gemeinschaft sprechen.<br />

Wir gehen mit gutem Beispiel voran – Bildung und ein<br />

Schulabschluss sind wichtig. Am Anfang haben wir uns für unser<br />

Bildungsniveau geschämt und versuchten in Gesprächen immer,<br />

dieses Thema zu vermeiden. Heute ist alles ganz anders: Wir<br />

wollen an der Universität studieren!“<br />

Fatima Naza, Zentrum für Roma Initiativen, Niksic, Montenegro<br />

<strong>CARE</strong> hat seine Partner dazu befähigt, als Organisation stabiler<br />

und transparenter zu werden und gegenüber den Menschen<br />

Rechenschaft abzulegen, die sie vertreten. Viele Partnerorganisationen<br />

berichteten, dass ihnen <strong>CARE</strong>s hoher Qualitätsanspruch<br />

geholfen hat, ihre eigenen Fähigkeiten auszubauen und<br />

professioneller und effizienter zu arbeiten.<br />

„Die Zusammenarbeit mit <strong>CARE</strong> hat uns dabei geholfen, von<br />

anderen Geldgebern als Partner anerkannt zu werden. Gerade<br />

haben wir einen Vertrag mit Caritas unterzeichnet, die unsere<br />

Kampagne zur reproduktiven Gesundheit unterstützen, und wir<br />

erwarten bald die Unterstützung für einen weiteren Projektantrag.“<br />

Vesna Cvetkovic, Nexus, Vranje, Serbien<br />

Verbesserung des Netzwerkens und der<br />

Zusammenarbeit von zivilgesellschaftlichen<br />

Organisationen<br />

In einem Interview erklärt Nela Pamukovic vom Netzwerk PET-<br />

RA gegen Menschenhandel in Zagreb, Kroatien, was sie an der<br />

Zusammenarbeit mit <strong>CARE</strong> als am wichtigsten erachtet:<br />

„<strong>CARE</strong> unterstützte uns bei der Verbesserung der regionalen<br />

Zusammenarbeit mit anderen lokalen Frauen-NROs und Netzwerken<br />

gegen Menschenhandel. Dies half uns, voneinander zu<br />

lernen, Erfahrungen auszutauschen und die Bedürfnisse von<br />

14


Aufbau einer nachhaltigen Zivilgesellschaft | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

Frauen, die innerhalb der Region verschleppt werden, besser zu<br />

verstehen. Nun arbeiten wir mit nationalen Regierungen und<br />

internationalen Behörden zusammen, um nachzuvollziehen,<br />

wie Frauen über die Grenzen geschafft werden. <strong>CARE</strong> brachte<br />

uns auch mit dem regionalen Roma-Netzwerk in Verbindung,<br />

was sich ebenfalls als sehr nützlich erwies.“<br />

<strong>CARE</strong> hat zur verbesserten Zusammenarbeit zwischen lokalen<br />

Organisationen beigetragen, die sich für unterschiedliche, sich<br />

ergänzende Themen einsetzen. Zusammen können sie dringende<br />

Forderungen zu bestimmten Aspekten besser vorantreiben.<br />

In Zagreb arbeitete <strong>CARE</strong> mit CESI (Zentrum für Bildung, Beratung<br />

und Forschung) zusammen gegen sexualisierte Gewalt.<br />

Anfangs waren die meisten vorwiegend feministisch geprägten<br />

Frauen-Organisationen nicht bereit, zu diesem Thema mit Männern<br />

zu diskutieren. CESI hingegen war offen für neue Ideen<br />

und Methoden, welche die Arbeit mit Jungen und Männern<br />

beinhaltete und damit ihre Wirkung erhöhte. Als <strong>CARE</strong> seine<br />

Young Men Initiative einführte, war sein wichtigster Partner<br />

in Kroatien die Kroatische Gesellschaft für HIV (CAHIV), eine<br />

auf Gesundheitsthemen spezialisierte NRO, die sich mit der<br />

Ungleichheit der Geschlechter beschäftigte. Während des Programms<br />

gründeten Mitarbeiter der Kroatischen Gesellschaft für<br />

HIV eine neue Jugendorganisation in Zagreb mit dem Namen<br />

Status M, die sich auf die Arbeit mit Jungen und Männern<br />

konzentrierte. <strong>CARE</strong> ermöglichte eine für beide Seiten fruchtbare<br />

Zusammenarbeit für die Prävention von Gewalt gegen<br />

Frauen. Heute setzen sich diese Organisationen gemeinsam für<br />

die Einführung von Gesundheits- und Sexualkundeunterricht<br />

in Schulen ein. Zudem betonen sie die Bedeutung der Beteiligung<br />

junger Männer an Programmen zu Gleichberechtigung<br />

und Gewaltpräventionsmaßnahmen. Es sind neue Diskussionen<br />

entstanden, Väter und männliche Erzieher miteinzubeziehen<br />

und gemeinsam Maßnahmen zu entwickeln.<br />

<strong>CARE</strong> hat die drei nationalen Netzwerke gegen<br />

Menschenhandel in Bosnien-Herzegowina, Serbien und<br />

Kroatien, zu denen insgesamt 44 lokale Frauenorganisationen<br />

gehören, maßgeblich unterstützt. Daneben<br />

wirkte <strong>CARE</strong> an der Entwicklung und dem Ausbau des<br />

ersten Roma-Netzwerks in Montenegro mit. In Bosnien-<br />

Herzegowina unterstützte <strong>CARE</strong> die Gründung des<br />

ersten Netzwerks von Roma-Frauen, das heute neun<br />

Roma-Frauenorganisationen umfasst und auf nationaler<br />

Ebene zunehmend Anerkennung erfährt.<br />

Lokales Engagement ist eine Grundvoraussetzung für nachhaltige Veränderungen.<br />

15


<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Aufbau einer nachhaltigen Zivilgesellschaft<br />

<strong>CARE</strong> sieht es als besonders zielführend an, in die Zusammenarbeit<br />

von NROs innerhalb nationaler Netzwerke zu investieren.<br />

Über viele Jahre hinweg spielte <strong>CARE</strong> mit technischer und<br />

finanzieller Unterstützung eine entscheidende Rolle bei der<br />

Wiederbelebung des bosnischen Netzwerks gegen Menschenhandel<br />

(RING). Heute ist das Netzwerk offiziell registriert, hat<br />

zwölf aktive Mitgliedsorganisationen und wird vor allem mit<br />

der Kampagnenarbeit gegen Menschenhandel in Verbindung<br />

gebracht. Das Europäische Projekt zum Politikdialog wertete<br />

RING als Netzwerk mit der zweitstärksten Leistungsfähigkeit<br />

unter 40 bosnischen Netzwerken.<br />

<strong>CARE</strong> verbesserte und intensivierte die Zusammenarbeit zwischen<br />

seinen Partnern und Regierungsinstitutionen. Mit unseren Partnern<br />

arbeiten wir an einer besseren Nutzung von Forschungsdaten<br />

für eine auf Tatsachen basierende Interessenvertretung.<br />

Dadurch stehen die Lobbyarbeit und auch die Zusammenarbeit<br />

mit Behörden auf einer soliden und professionellen Grundlage.<br />

Unsere Partner arbeiten nun enger mit Regierungsinstitutionen<br />

zusammen, um langfristige Veränderungen zu bewirken. Diese<br />

Arbeit wird auch von Regierungsvertretern geschätzt, da sie auf<br />

fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung beruht. Vertreter<br />

von über 15 Partnerorganisationen sind in den letzten Jahren<br />

anerkannte Mitglieder von Arbeitsgruppen und Beratergremien<br />

von Regierungen auf lokaler und nationaler Ebene geworden.<br />

„<strong>CARE</strong> hat uns mit Informationen und Kontakten geholfen – sie<br />

brachten uns mit Organisationen auf der ganzen Welt zusammen,<br />

was ohne diese Unterstützung einfach nicht passiert wäre.<br />

Sie verschafften uns Zugang zu anderen Netzwerken, national<br />

wie international.“ Natasa Bijelic, CESI, Zagreb, Kroatien<br />

„Wir können jetzt viel besser mit den Medien umgehen. Wir werden<br />

öfter im Fernsehen gezeigt und sind daher als Organisation<br />

viel präsenter geworden. Das hat uns dabei geholfen, andere Organisationen<br />

zum Aufgreifen des Themas geschlechtsspezifische<br />

Gewalt zu beeinflussen.” Sanja Cesar, CESI, Zagreb, Kroatien<br />

<strong>CARE</strong> fördert Netzwerke und vermittelt grenzübergreifende<br />

Kontakte zwischen zivilgesellschaftlichen Organisationen auf<br />

regionaler und internationaler Ebene. So unterstützt <strong>CARE</strong> den<br />

Kampf gegen Menschenhandel und Organisationen, die sich für<br />

Roma-Frauen sowie gegen sexualisierte Gewalt einsetzen. Auf<br />

internationaler Ebene sind die Young Men Initiative und ihre<br />

Partner Teil von MenEngage geworden, einer globalen Allianz<br />

von NROs und UN-Organisationen, die Jungen und Männer bei<br />

der Umsetzung von Gleichberechtigung und Gewaltprävention<br />

einbinden will. Eine von <strong>CARE</strong>s Schlüsselstrategien ist die Vernetzung<br />

zivilgesellschaftlicher Organisationen untereinander<br />

und mit politischen Entscheidungsträgern. <strong>CARE</strong> hat daran<br />

mitgewirkt, nützliche Verbindungen zwischen Partnerorganisationen<br />

und lokalen und nationalen Behörden wie der Polizei,<br />

der Justiz, Schulen, Sozialarbeitern und öffentlichen Gesundheitszentren<br />

zu schaffen.<br />

<strong>CARE</strong> arbeitet gemeinsam mit den Medien an der Verbesserung<br />

ihrer Wahrnehmung von Problemen in den Gemeinden und ermutigt<br />

sie zu professioneller und sensibler Berichterstattung.<br />

Gleichzeitig versucht <strong>CARE</strong>, die Öffentlichkeitswirkung seiner<br />

Arbeit und die seiner Partner zu erhöhen. Wir unterstützen unsere<br />

Partner zudem in der Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit<br />

und der Kommunikation mit den Medien. <strong>CARE</strong> hat zahlreiche<br />

Aufklärungsfilme, Dokumentationen und Video-Clips produziert.<br />

Darüber hinaus wurden öffentliche Kampagnen organisiert, um<br />

das Bewusstsein für Gleichberechtigung, die Stärkung von Frauen<br />

und soziale Inklusion zu erweitern 5 .<br />

„Unsere Wahrnehmung durch die Institutionen verändert sich.<br />

Wir werden nicht mehr als Staatsfeinde angesehen.”<br />

Tamara Vukasovic, ASTRA, Belgrad, Serbien<br />

<strong>CARE</strong> unterstützt lokale Organisationen durch Schulungen in verschiedenen Themenbereichen.<br />

5<br />

Hier sind einige Beispiele dieser Arbeit:<br />

Die Dokumentation Meine Schule – Meine Chance (2012) behandelt das Thema der Bildung für Roma-Mädchen in Serbien. Meine Schule, Meine Chance: http://www.youtube.com/watch?v=NZ8Ic5hrNUo<br />

Der Video-Clip Ich bin eine Roma-Frau (2010) ist Teil unserer regionalen Kampagne für die Stärkung von Roma-Frauen. Ich bin eine Roma Frau: http://www.youtube.com/watch?v=KgWMj5ULlmw<br />

Die Dokumentation Sei ein Mann – Ändere die Regeln (2012) erzählt die persönlichen Geschichten drei junger Männer. http://www.youtube.com/watch?v=ZdXCdFOprAk&feature=youtu.be<br />

16


Aufbau einer nachhaltigen Zivilgesellschaft | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

Das Bildungsprogramm des Unabhängigen<br />

Frauenzentrums (AWC)<br />

– Aktionsbeispiel<br />

<strong>CARE</strong> und seine Partnerorganisationen haben gemeinsam ein Programm gegen sexualisierte Gewalt entwickelt.<br />

Das Unabhängige Frauenzentrum (Autonomous Women’s Center,<br />

AWC), eine Organisation, die in Belgrad tätig ist, war von 2006-<br />

2008 <strong>CARE</strong>s Partner bei der Umsetzung eines regionalen Projekts<br />

gegen sexualisierte Gewalt. Mit <strong>CARE</strong>s Unterstützung entwickelte<br />

die Organisation das Bildungsprogramm Kreni Od Sebe<br />

(Beginn' mit Dir selbst) gegen geschlechtsspezifische Gewalt<br />

und zur Prävention von Gewalt unter Jugendlichen. Dabei orientierte<br />

sich das Frauenzentrum an der kroatischen Organisation<br />

Zentrum für Bildung, Beratung und Forschung, die ebenfalls als<br />

Projektpartner in Kroatien tätig war. Das Frauenzentrum lud die<br />

kroatische Organisation ein, Workshops für ihre Teamleiter zu<br />

veranstalten, um sie so in weiteren Arbeitsbereichen zu schulen.<br />

Heute entwickelt das Frauenzentrum Programme auf Grundlage<br />

eigener Erfahrungen und dem Wissen anderer Organisationen.<br />

Kreni Od Sebe soll dabei Einstellungen zu Geschlechterrollen<br />

und zu Gewalt unter jungen Männern und Frauen verändern.<br />

<strong>CARE</strong> unterstützte das Frauenzentrum bei der strategischen<br />

Entwicklung des Programms, einschließlich eines „Mappings“<br />

im Bereich der Gewaltprävention. Diese Zuordnung führte zu<br />

der Erkenntnis einer wirkungsvolleren Gewaltprävention, wenn<br />

diese im Ansatz nicht allein auf die Arbeit mit Jugendlichen<br />

ausgerichtet ist, sondern das ganze Bildungssystem miteinbezieht.<br />

Das Zentrum hat sich als seriöse Organisation mit neuen<br />

Arbeitsmethoden einen Namen gemacht, was in der Folge dazu<br />

führte, dass die Provinzverwaltung für Arbeit und Gleichberechtigung<br />

der serbischen Provinz Vojvodina sie beauftragt hat, ein<br />

Schulungsprogramm für Gruppenleiter („Peer Educators“) in<br />

allen weiterführenden Schulen der Provinz durchzuführen. Das<br />

Frauenzentrum weitet hierdurch seine Arbeit zu geschlechtsspezifischer<br />

Gewalt auf alle 45 Gemeinden der Provinz aus, zudem<br />

nahm das serbische Ministerium für Jugend und Sport die Methoden<br />

in seine nationale Arbeitsgruppe für eine Strategie für<br />

Jugend in Serbien auf. Die Organisation vergrößert damit ihren<br />

Einfluss auf lokaler und nationaler Ebene, um häusliche Gewalt<br />

zu verhindern und die Jugend dabei zu unterstützen, Veränderungen<br />

in ihren Gemeinschaften zu vollziehen.<br />

17


<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Aufbau einer nachhaltigen Zivilgesellschaft<br />

Wie ich die Leiterin einer NRO für<br />

Roma-Frauen wurde – eine persönliche Geschichte<br />

jekten vor Ort. Bald wurde ich selbst zur Trainerin. Zum ersten<br />

Mal in meinem Leben fühlte ich mich beachtet und geschätzt,<br />

und das hat mein Leben für immer verändert. Nur sechs Jahre<br />

nach meinem ersten Kurs gründeten meine Freundin Fatima<br />

Naza und ich die erste NRO für Roma-Frauen. Gemeinsam kämpfen<br />

wir gegen die Diskriminierung sowohl in der Gesellschaft<br />

als auch innerhalb der Familie und arbeiten für eine bessere<br />

gesellschaftliche Stellung von Roma- und Ägypter-Frauen und<br />

-Kindern in Montenegro.<br />

Fana Delija aus Niksic.<br />

„Ich bin Fana Delija, eine 32 Jahre alte, unverheiratete Frau<br />

und gehöre zur Minderheit der Ägypter 6 . Ich bin Koordinatorin<br />

für die NRO Center for Roma Initiatives, die sich für die<br />

Rechte von Roma-Frauen stark macht. Mit meinen Eltern und<br />

Geschwistern lebe ich in einer Siedlung für Roma und Ägypter<br />

in Niksic, Montenegro. Wenn man in meiner Gemeinschaft sowohl<br />

zu einer ethnischen Minderheit gehört als auch eine Frau<br />

ist, bedeutet das nur eins: dass Diskriminierung und Widerstand<br />

doppelt so hart ausfallen, sobald du versuchst, den Teufelskreis<br />

der traditionellen Frauenrolle zu durchbrechen. Mädchen sollen<br />

früh einen Roma oder Ägypter heiraten, der von ihren Familien<br />

für sie ausgesucht wird. Bis dahin wird vor allem darauf Wert<br />

gelegt, dass sie ihre Jungfräulichkeit nicht verlieren. Als Roma-<br />

Frau soll man gehorchen, möglichst unsichtbar sein und sich<br />

nicht einmischen. Oft schließen Mädchen noch nicht einmal<br />

die Grundschule erfolgreich ab, da Bildung als nutzlos für ihr<br />

weiteres Leben gilt. Die Roma sind die am meisten marginalisierte<br />

Minderheit Europas und verfügen über den niedrigsten<br />

Bildungsstand und die höchste Arbeitslosenrate.<br />

Im Jahr 2000 begann ich, Kurse über Frauenrechte zu besuchen,<br />

die von der lokalen Organisation SOS Hotline Niksic und dem<br />

Roma Center Project organisiert wurden. Danach arbeitete ich<br />

als Putzfrau bei der Organisation und beteiligte mich an Pro-<br />

Unsere Organisation Center for Roma Initiatives begann im Jahr<br />

2008 mit <strong>CARE</strong> zusammenzuarbeiten. Gemeinsam entwickelten<br />

wir eine Strategie, um Roma-Mädchen beim Schulbesuch zu unterstützen.<br />

Während des gesamten Projektes stand uns <strong>CARE</strong><br />

stets helfend zur Seite. Durch <strong>CARE</strong>s Roma Women Regional<br />

Empowerment Project konnte ich die weiterführende Schule<br />

besuchen und Englisch-, Computer- sowie Management-Kurse<br />

belegen. So konnte ich meine Fähigkeiten erweitern und auch<br />

unser Organisationsprofil stärken. Ich wurde die erste Frau aus<br />

der Roma- und Ägypter-Gemeinschaft, die als Mitglied in der<br />

Arbeitsgruppe der Regierung an der nationalen Strategie zur<br />

Verbesserung der Lebenssituation von Roma und Ägyptern mitarbeitete.<br />

Zudem war ich die erste Frau unserer Minderheit, die<br />

je zu einer Parlamentssitzung eingeladen wurde. Am 08. März<br />

2012, dem Internationalen Frauentag, setzte ich mich öffentlich<br />

vor dem Premierminister und den Parlamentsabgeordneten<br />

für Frauen aus Minderheitengruppen ein.<br />

Im gleichen Jahr wurden Fatima und ich mit dem Preis des<br />

Anna Lindh Memorial Funds im Bereich der Frauenbeteiligung<br />

und Führung ausgezeichnet. Unsere Arbeit stößt nun auf größere<br />

Anerkennung seitens der Roma- und Ägyptergemeinschaft,<br />

lokaler und internationaler Institutionen und der allgemeinen<br />

Öffentlichkeit. Wir sehen schon erste Veränderungen, und ich<br />

habe nicht die Absicht, jetzt aufzuhören. Dank der Unterstützung<br />

von <strong>CARE</strong> weiß ich heute, dass ich jedem auf Augenhöhe<br />

begegnen und stolz darauf sein kann, eine Ägypter-Frau zu<br />

sein. Ich bin unabhängig, selbstsicher und habe feste Ziele vor<br />

Augen. In näherer Zukunft möchte ich an der Universität Jura<br />

studieren und danach Abgeordnete des montenegrinischen Parlaments<br />

werden.“<br />

6<br />

Die große Gruppe der Roma auf dem Balkan ist unterteilt in Gruppen, sie sich selbst entweder als „Roma“, „Ashkali“ oder auch als „Ägypter“ bezeichnen.<br />

Diese drei Gruppen unterschieden sich hinsichtlich Religion und Sprache, leben aber unter ähnlichen Verhältnissen am Rande der Gesellschaft und werden stark ausgegrenzt.<br />

18


Verminderung des Gewaltrisikos | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

Verminderung des Gewaltrisikos<br />

Ein zentraler Punkt in der Projektarbeit von <strong>CARE</strong> ist Gewaltprävention.<br />

Diese zielt besonders auf Maßnahmen zur Verhinderung<br />

geschlechtsspezifischer Gewalt. Überwacht wird die<br />

Umsetzung dieser Maßnahmen von Frauen- und Jugendorganisationen,<br />

den Initiativen gegen Menschenhandel und <strong>CARE</strong>s<br />

Projekten zur Stärkung von Roma-Frauen.<br />

<strong>CARE</strong> arbeitet eng mit seinen Partnern zusammen, um eine<br />

Veränderung der Einstellung zu geschlechtsspezifischer Gewalt<br />

auf dem Balkan zu erreichen. Vollzogen werden diese Bemühungen<br />

auf der persönlichen, gemeinschaftlichen und politischen<br />

Ebene. Durch verschiedene Formen von Gewalt bedroht<br />

sind vor allem Frauen und Mädchen, die über geringe Bildung<br />

verfügen und von Ausgrenzung betroffen sind. Neben häuslicher<br />

Gewalt sind zudem Menschenhandel und Gewalt unter<br />

Gleichaltrigen zu nennen. Häusliche Gewalt ist in der Region<br />

weitverbreitet und wird häufig nicht zur Anzeige gebracht. Zudem<br />

werden Frauen und Mädchen durch Menschenhandel oft<br />

sexuell ausgebeutet. Die Gewalt unter jungen Männern nimmt<br />

zu, was zu Einstellungen und Verhaltensweisen führt, die sich<br />

negativ auf ihre Familien und die Gemeinschaft auswirken 7 .<br />

Die Bekämpfung sexualisierter Gewalt<br />

auf der politischen Ebene<br />

<strong>CARE</strong> hat sich gemeinsam mit seinen Partnern in den letzten<br />

Jahren darauf konzentriert, geschlechtsspezifische Gewalt mit<br />

Sexualisierte Gewalt bleibt ein weit verbreitetes Problem in den Ländern des Balkans.<br />

7<br />

Eine überregionale Erhebung von <strong>CARE</strong> fand heraus, dass 34-55 Prozent der jungen Männer einen anderen Jugendlichen mindestens einmal bedroht hatten, 75-90 Prozent glaubten, dass sie ihre ‘Ehre’ verteidigen<br />

müssten, wenn sie beleidigt würden und 25-33 Prozent gaben an, schon einmal als Teil einer Gruppe an einem Gewaltakt beteiligt gewesen zu sein.<br />

19


<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Verminderung des Gewaltrisikos<br />

Gesetzen, Richtlinien und Verfahrensweisen gegen Menschenhandel<br />

zu bekämpfen. Die Partner von <strong>CARE</strong> arbeiteten eng<br />

mit der Polizei zusammen, um diese dabei zu unterstützen,<br />

Fälle von Menschenhandel zu erkennen. Als eine Folge von<br />

<strong>CARE</strong>s Arbeit in Bosnien-Herzegowina sind Mitglieder des bosnischen<br />

Netzwerks RING gegen Menschenhandel in allen staatlichen<br />

Stellen vertreten, die mit Menschenhandel betraut sind.<br />

RING ist nun auch Mitglied der nationalen Arbeitsgruppe zum<br />

Kampf gegen Menschenhandel und begleitet die Entwicklung<br />

von Gesetzesentwürfen der Regierung zu einer verbesserten<br />

rechtlichen Stellung für Opfer von Frauenhandel. In Kroatien<br />

half <strong>CARE</strong>s Partner PETRA, das kroatische Netzwerk gegen<br />

Menschenhandel, ein Regelwerk für kroatische Behörden zum<br />

Umgang mit Menschenhandel zu erstellen. Zugleich beobachten<br />

die Mitglieder des Netzwerks Verbesserungen in der Gesetzeslage.<br />

Viele der Organisationen, die sich mit diesem Thema<br />

befassen, betonen die Bedeutung des Austauschs innerhalb<br />

regionaler Netzwerke zur besseren Umsetzung von Vorschriften<br />

gegen Menschenhandel.<br />

<strong>CARE</strong> hat mehr als ein Dutzend regionale Konferenzen zu Gewalt<br />

gegen Frauen, Menschenhandel und Gewaltbereitschaft<br />

unter jungen Männern sowie zur Stärkung von Roma-Frauen<br />

organisiert. Dabei wurden Vertreter der Zivilgesellschaft und<br />

der Regierungen der Region zusammengebracht, um voneinander<br />

zu lernen und besser zusammenzuarbeiten.<br />

Ergebnisse der Arbeit auf politischer Ebene<br />

Das öffentliche Eintreten von <strong>CARE</strong> und seinen Partnern für<br />

wichtige Themen hat zu einem höheren Engagement der Regierung<br />

und einer verbesserten Zusammenarbeit mit Organisationen<br />

der Zivilgesellschaft geführt. Unsere Partner berichten<br />

von einer verbesserten Kommunikation mit Behörden, und Regierungsvertreter<br />

wenden sich vermehrt an lokale Organisationen<br />

zur Unterstützung im Kampf gegen Menschenhandel und<br />

sexuelle Ausbeutung. So hat sich PETRA in Kroatien erfolgreich<br />

für eine Änderung im Strafgesetzbuch eingesetzt, die die strafrechtliche<br />

Verfolgung der Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen<br />

von verschleppten Frauen ermöglicht. Dies war das<br />

erste Mal, dass der Begriff „Menschenhandel“ in einem Gesetz<br />

in der Region erwähnt wurde.<br />

Ein weiteres Beispiel ist die Einsatzgruppe gegen Menschenhandel,<br />

die von LARA gegründet wurde, um die Zusammenarbeit<br />

mit lokaler Polizei und Grenzpolizei, Sozialarbeitern und<br />

anderen staatlichen Stellen zu verbessern. Mit der Hilfe von<br />

<strong>CARE</strong> wurde LARA die erste NRO im östlichen Bosnien-Herzegowina,<br />

die mit der Grenzpolizei zusammenarbeitet, um auf<br />

Fälle von Menschenhandel besser reagieren zu können. Dies<br />

ermöglicht es Behörden, Opfer zu befragen und sie als solche<br />

anzuerkennen, die nächsten Schritte einzuleiten und sie mit<br />

der notwendigen Hilfe zu versorgen. Das Modell von LARA wird<br />

nun an anderen Stellen übernommen, sodass es solche Einsatzgruppen<br />

heute in vier Regionen Bosnien-Herzegowinas gibt.<br />

Regionale Kommunikation zu verbessern und grenzüberschreitende<br />

Zusammenarbeit mit Institutionen gegen Menschenhandel<br />

zu ermöglichen, ist ein wichtiges Element in der Arbeit von<br />

<strong>CARE</strong> und seinen Partnern. Vertreter von Regierungen und Zivilgesellschaften<br />

der Region bestätigen, dass <strong>CARE</strong>s Partnerorganisationen<br />

einen wichtigen und wertvollen Beitrag im Kampf<br />

gegen Menschenhandel leisten.<br />

<strong>CARE</strong> hilft seinen Partnern auch, enge Verbindungen zu Polizei<br />

und Ministerien aufzubauen. Insbesondere in Kroatien, wo<br />

Polizeibeamte das von <strong>CARE</strong>s Young Men Initiative entwickelte<br />

M Programm in gemeinsamen Schulungen für junge Menschen<br />

anwenden. Dieses Handbuch wurde von uns und unseren Partnern<br />

in Schulen entwickelt und stellt eine wichtige Möglichkeit<br />

dar, die Einstellungen unter Jungen, jungen Männern und in<br />

verschiedenen Institutionen zu beeinflussen.<br />

Program M:<br />

M Manual<br />

<strong>CARE</strong>s M Programm stellt traditionelle Auffassungen von Männlichkeit infrage.<br />

A Training Manual for Educators and Youth Workers<br />

20


Verminderung des Gewaltrisikos | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

Das M Programm wurde von der Arbeit lateinamerikanischer<br />

Organisationen beeinflusst und<br />

von <strong>CARE</strong> International und unserer Partnerorganisation<br />

Promundo in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern an<br />

den Kontext des westlichen Balkan angepasst. Es handelt<br />

sich dabei um ein Schulungshandbuch, das Gleichberechtigung<br />

und eine gesunde Lebensweise unter jungen Männern<br />

fördern will. Als ein Mittel zum Aufbau wichtiger<br />

Kompetenzen thematisiert es soziale Konstruktionen von<br />

Männlichkeit und stellt diese infrage. In Zusammenarbeit<br />

mit <strong>CARE</strong> hat das kroatische Innenministerium Spezialeinheiten<br />

und Polizeibeamte mit dem M Programm zur<br />

Prävention gegen sexualisierte Gewalt geschult. In Zusammenarbeit<br />

mit dem kroatischen Bildungsministerium<br />

erarbeitete <strong>CARE</strong> eine gekürzte Fassung des Handbuchs<br />

für den Sexualkundeunterricht in Grundschulen, mit dem<br />

Ziel der Vorbeugung von sexualisierter Gewalt.<br />

Initiativen gegen sexualisierte Gewalt<br />

<strong>CARE</strong> und seine Partner haben besonders mit Roma-Frauen daran<br />

gearbeitet, sexualisierte Gewalt zu erkennen und sowohl<br />

individuell als auch in der Gemeinschaft damit umzugehen. In<br />

den Worten einer Roma aus Bosnien-Herzegowina: „Erst als ich<br />

Schulungen zu Gewaltprävention und Frauenrechten besuchte,<br />

wurde mir klar, dass mein Mann kein Recht hat mich zu<br />

schlagen. Meine Tochter wurde von ihrem Mann, einem Trinker,<br />

verprügelt. Ich sagte ihm, dass ich die Polizei rufen werde,<br />

wenn er sie noch mal anfasst. Jetzt weiß ich, an wen ich mich<br />

wenden und wie ich meine Familie beschützen kann.“<br />

Roma-Frauen, mit denen <strong>CARE</strong> und seine Partner zusammengearbeitet<br />

haben, erkennen verschiedene Formen der Gewalt und<br />

wissen um ihr Recht. Sie wissen auch, an wen sie sich im Falle<br />

häuslicher Gewalt wenden können. <strong>CARE</strong> achtet darauf, dass<br />

nicht nur Frauen über sexualisierte Gewalt aufgeklärt werden,<br />

sondern dass Männer in Aufklärungsaktionen und Dialogen in<br />

der Gemeinschaft eingebunden werden. Frauen sehen bereits<br />

erste positive Veränderungen im Verhalten ihrer Männer, in ihren<br />

Familien und in ihren Gemeinden.<br />

„Einer der Vortragenden am heutigen Tag ist unser Schüler, aber<br />

er ist heute als Gruppenleiter einer Partnerorganisation von<br />

<strong>CARE</strong> gekommen. Heute arbeiten wir als Kollegen zusammen an<br />

dieser Lehrer-Fortbildung. Vor einigen Jahren war er selbst noch<br />

gewalttätig, aber er veränderte sich durch seine Teilnahme an<br />

dem Be A Man Club in der Schule. Jetzt ist er der Erzieher, mit<br />

Einstellungen, die genau das Gegenteil von denen sind, die er<br />

vorher hatte.“<br />

Tatjana Mergl, Schulpsychologin, Faust Vranic Schule, Zagreb, Kroatien<br />

<strong>CARE</strong> arbeitet mit jungen Männern, um ihr Selbstbewusstsein<br />

zu stärken und ihre Einstellungen, ihr Verhalten und ihren<br />

Umgang mit anderen zu verändern. Wir bearbeiten das Thema<br />

Gewalt in technischen Schulen und Berufsschulen mit Jungen<br />

und jungen Männern. Die jungen Männer berichten, dass sich<br />

ihr Denken und Verhalten ändert, und sie zu neuer Kraft und<br />

Respekt für sich selbst gefunden haben. Sie werden nun von<br />

Gleichaltrigen und Lehrern anders wahrgenommen. Die Jungen<br />

hören auf, sich zu schlagen und werden für andere zu Vorbildern<br />

für einen veränderten Lebensstil. Dieser neue Lebensstil<br />

beinhaltet Gewaltfreiheit, Respekt gegenüber Frauen, manchmal<br />

der Verzicht auf das Rauchen und der Wunsch, erfolgreich<br />

in der Schule zu sein. Sie werden von Gleichaltrigen für ihre<br />

Reife und ihr Wissen respektiert.<br />

Dieser Wandel breitet sich in den Projektorten aus. Es gibt<br />

weniger Gewalt unter Gleichaltrigen, mehr Respekt füreinander<br />

und die Teilnehmer haben ein höheres Selbstbewusstsein. Die<br />

Jungen und jungen Männer beschreiben sich selbst als „verändert“.<br />

Sie denken positiver über andere Jungen und Mädchen<br />

und beschreiben ausführlich, wie sich ihr Verhalten und ihre<br />

Einstellungen zu Gleichberechtigung und Männlichkeit gewandelt<br />

haben. Diese jungen Männer wurden zu Führungspersönlichkeiten<br />

in ihrer Gemeinde und sie engagieren sich freiwillig<br />

bei lokalen NROs, um für andere Jungen ein Vorbild zu sein.<br />

Auch Eltern und Lehrer bemerken, wie sich das Verhalten der<br />

Jungen verändert und sie besser in der Schule werden. <strong>CARE</strong><br />

arbeitet derzeit mit den Bildungsministerien von Bosnien-Herzegowina,<br />

Kroatien, Serbien und dem Kosovo und hofft, das<br />

Programm in einer größeren Anzahl von Schulen in allen vier<br />

Ländern einführen zu können.<br />

21


<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Verminderung des Gewaltrisikos<br />

LARA, Bekämpfung von Gewalt durch<br />

institutionellen Wandel – Aktionsbeispiel<br />

LARA ist eine Frauenorganisation in Bosnien-Herzegowina, die<br />

sich für den Schutz von Frauen vor jedweder Form von Gewalt<br />

einsetzt. Zudem ist LARA ein bedeutendes Mitglied des RING-<br />

Netzwerks gegen Menschenhandel. Im Rahmen der Projekte von<br />

<strong>CARE</strong> setzten sich LARA- und RING-Mitglieder für maßgeblichen<br />

institutionellen Wandel innerhalb des rechtlichen Rahmens für<br />

eine Veränderung im Verhalten der Polizei, den Zentren für soziale<br />

Fürsorge und der Justiz ein. Ein großes Hindernis im Kampf<br />

gegen Menschenhandel war, dass die Gerichte minderjährige<br />

Opfer von Menschenhandel nicht als „Kinder“ einstuften. Die<br />

kontinuierliche Lobbyarbeit von LARA und anderen Mitgliedern<br />

des Netzwerks brachte jedoch 2010 den Wandel. Zunächst in<br />

Form einer entsprechenden Überarbeitung des Strafgesetzbuch,<br />

später durch die Annahme der „Vorschriften zur Behandlung<br />

der Opfer von Menschenhandel“ und zuletzt durch geänderte<br />

Handlungsvorschriften für Sozialämter, die Opfer von Menschenhandel<br />

effektiver unterstützen können. Die Abläufe sind nun<br />

klar definiert: Die Zentren, die Polizei und andere Institutionen<br />

sind besser mit der Problematik vertraut und verstehen die Notwendigkeit,<br />

schnell zu handeln. Sie verfügen über einen klaren<br />

strukturellen Rahmen für entsprechende Reaktionen. Dadurch<br />

sind Mädchen und Frauen nun stärker in das Gesellschaftssystem<br />

eingebunden, was das Recht auf Krankenversicherung und<br />

den Zugang zu sozialer Unterstützung beinhaltet. Ein wichtiger<br />

Schritt war die Übertragung der Verantwortung von kommunalen<br />

auf nationale Behörden, gegen Menschenhandel vorzugehen.<br />

LARA übte zudem Druck auf lokale Sozialbehörden aus, der<br />

Rechtsprechung gemäß zu handeln und häusliche Gewalt zu verhindern.<br />

Es wurde ein Team von Sozialarbeitern gebildet, das dabei<br />

hilft, Opfer von häuslicher Gewalt zu beschützen, Statistiken<br />

verwaltet und einen Verhaltenskodex zum Schutz vor häuslicher<br />

Gewalt erstellte. Im Jahr 2006 setzte sich LARA erfolgreich für<br />

die Änderung im Strafgesetzbuch der Republika Srpska ein, eine<br />

der beiden Verwaltungseinheiten des Landes, die Menschenhandel<br />

nun als Straftat anerkennt.<br />

Mara Radovanovic ist die Gründerin von LARA und engagierte Kämpferin gegen Menschenhandel.<br />

22


Verminderung des Gewaltrisikos | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

Lernen, ein besserer Mann zu sein<br />

– eine persönliche Geschichte<br />

ein Kind bin, und häufig trug ich dazu bei, dass sich Fußballspiele<br />

in regelrechte Schlachten verwandelten. In mir und um<br />

mich herum war viel zu viel Gewalt und negative Energie, und<br />

damals konnte ich mir nicht vorstellen, dass mein Leben auch<br />

anders aussehen könnte.<br />

Emir Piric aus Sarajevo.<br />

„Ich heiße Emir und gehe in die weiterführende Schule in<br />

Sarajevo, Bosnien-Herzegowina. Meine früheren Lehrer und<br />

Mitschüler würden mich garantiert als „schwierigen Fall“ bezeichnen.<br />

Sowohl in als auch außerhalb der Schule hatte ich<br />

viele Probleme mit meinem Verhalten. Weil ich mich in der<br />

Schule langweilte, schwänzte ich dauernd und ich geriet oft in<br />

Schlägereien und große Schwierigkeiten. Wenn ich mit meinen<br />

Freunden zusammen war, stand ich oft im Mittelpunkt, weil ich<br />

Dinge tat, die andere nicht wagten. Ich spiele Fußball seit ich<br />

Der Wendepunkt kam, als ich in der Schule dem Be a Man Club<br />

des <strong>CARE</strong>-Projekts Young Men Initiative beitrat. Was ich dort<br />

lernte, ließ mich viele meiner Ansichten hinterfragen und ich<br />

merkte, wie schädlich sie für mich und meine Freunde waren.<br />

Irgendwann fragte ich mich, welche Art Mann ich eigentlich<br />

sein wollte und wie genau meine Rolle und Verantwortung in<br />

der Gesellschaft aussah. Jetzt weiß ich, wie kindisch und dumm<br />

mein früheres Verhalten war. Veränderung kommt nicht über<br />

Nacht, aber es ist ein sehr lehrreicher und motivierender Prozess,<br />

ein besserer Mensch zu werden. Jeder macht Fehler. Aber<br />

wenn du dich selbst kennenlernen und andere besser verstehen<br />

willst, wirst du klüger, lernst dich zu kontrollieren und Konflikte<br />

zu vermeiden. Für mich war es eine Offenbarung, als ich merkte,<br />

dass wir alle die Kraft haben, uns zu verändern.<br />

Anstatt mich zu prügeln und für Ärger zu sorgen, nutze ich<br />

jetzt meine Zeit, um mich so weiterzuentwickeln, wie es mir<br />

die Gruppenleiter des Projekts zeigten. Ich möchte mit anderen<br />

jungen Menschen arbeiten, die so wie ich vom Weg abgekommen<br />

sind und nur jemanden brauchen, der an sie glaubt. Heute<br />

bin ich ein besserer Schüler, ein besserer Freund, ein viel besserer<br />

Mitspieler und ich hoffe, einmal ein besserer Mann zu sein.“<br />

Jungen lernen unterschiedliche männliche Rollenbilder kennen.<br />

23


<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Traditionelle Geschlechterrollen verändern<br />

Traditionelle Geschlechterrollen verändern<br />

Ein traditionelles Verständnis von unterschiedlichen Rollen für<br />

Frauen und Männer ist in allen ethnischen Gruppen auf dem<br />

Balkan weitverbreitet. Häufig hindert es Frauen daran, ihr Potenzial<br />

voll auszuschöpfen und für ihre Rechte einzutreten.<br />

<strong>CARE</strong> hat sich dazu verpflichtet, mit verschiedenen Ansätzen<br />

und Strategien traditionelle Geschlechterrollen auf dem Balkan<br />

langfristig zu verändern. Innerhalb der Roma-Gemeinschaften<br />

existieren oft besonders ausgeprägte traditionelle Ansichten<br />

über die Rollen der Geschlechter, die es für Roma-Frauen und<br />

-Mädchen schwer oder unmöglich machen, Zugang zu Bildung<br />

zu erhalten und eigenständige Entscheidungen für sich und<br />

ihre Familien zu treffen. Schon im jungen Alter verlassen Roma-Mädchen<br />

die Schule, um zu heiraten und Hausfrauen und<br />

Mütter zu werden. Im Gegensatz dazu werden Jungen in allen<br />

Gruppen oft dahingehend erzogen, aggressiv zu sein und<br />

miteinander zu konkurrieren, um sie auf ihre Rolle in der Gesellschaft<br />

vorzubereiten. Junge Männer, die Verständnis und<br />

Respekt für Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen<br />

zeigen, werden oft von ihren Familien und Gleichaltrigen als<br />

unmännlich verspottet.<br />

Bis 2011 erreichte <strong>CARE</strong> über<br />

3.000 10.000<br />

Roma-Frauen<br />

und -Mädchen<br />

Jungen und<br />

junge Männer<br />

mit Programmen zum Wandel<br />

traditioneller Geschlechterrollen.<br />

<strong>CARE</strong> arbeitet deswegen für einen nachhaltigen und längerfristigen<br />

Wandel im Leben von Frauen, Mädchen, Jungen und<br />

jungen Männern, insbesondere in ihrer Denk- und Verhaltensweise,<br />

wie sie von anderen wahrgenommen werden und wie sie<br />

andere beeinflussen. In diesem Themenfeld werden wir unsere<br />

Zusammenarbeit mit Frauen- und Jugendorganisationen sowie<br />

Regierungen ausbauen.<br />

Individueller und persönlicher Wandel<br />

<strong>CARE</strong>s Arbeit mit Roma-Gemeinschaften hat sowohl Frauen als<br />

auch Männern geholfen, ein positiveres Selbstbild zu entwickeln<br />

und traditionelle Geschlechterrollen infrage zu stellen.<br />

Durch ein Lebenshilfeprogramm wurden Roma-Frauen zu Aktivitäten<br />

auch außerhalb ihrer Gemeinschaften ermutigt. Sie bekamen<br />

die Möglichkeit, an Trainings teilzunehmen, die Schule abzuschließen<br />

und sich in ihren Gemeinden zu engagieren. Durch<br />

einen offenen Dialog kennen Roma-Frauen nun ihre Rechte und<br />

Pflichten als gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft.<br />

„Mein Mann unterstützt mich jetzt, was er früher nicht tat. Früher<br />

musste ich tun, was er sagte, bis es mir einfach zu viel<br />

wurde. Ich lernte, wie ich ihn dazu bringen konnte, seine Einstellung<br />

zu ändern. Ihm wurde irgendwann klar, dass er mir<br />

nicht die Arbeit verbieten kann, und jetzt arbeite ich. Er hat<br />

sogar unseren Nachbarn überzeugt, seine Frau auch einen Job<br />

annehmen zu lassen.“ Eine Roma-Teilnehmerin aus Montenegro<br />

Junge Menschen gewinnen durch <strong>CARE</strong>s Arbeit Selbstbewusstsein<br />

und beginnen, ihre traditionellen Rollen in der Gemeinschaft<br />

anders zu sehen. Junge Männer und Frauen hinterfragen<br />

bestehende Muster und Verhaltensweisen und lehnen die<br />

Ungleichheit der Geschlechter und traditionelle Vorstellungen<br />

von Männlichkeit ab. Junge Menschen distanzieren sich von<br />

gewalttätigem Verhalten und zeigen Akzeptanz und Respekt<br />

gegenüber Menschen mit anderer sexueller Orientierung oder<br />

anderem kulturellen und ethnischen Hintergrund.<br />

„Als ich meine Jungfräulichkeit verlor, erzählte ich das eine Zeit<br />

lang niemandem. Aber als meine Mutter mich danach fragte,<br />

erzählte ich es ihr, und sie schlug mich. Es war furchtbar, als<br />

19-Jährige geohrfeigt zu werden. Meine Mutter glaubte, dass ich<br />

noch zu jung war, um Sex zu haben. Aber ich bin stolz, dass ich<br />

mich getraut habe, es ihr zu sagen.“ Eine Roma-Teilnehmerin aus Serbien<br />

Roma-Mädchen berichten, dass ihre Einstellung zu Bildung und<br />

Schule sich geändert hat und sie mehr Selbst- und Verantwortungsbewusstsein<br />

haben. Sie erkennen Benachteiligung und<br />

treten für ihre Rechte ein. Junge Frauen lassen zunehmend<br />

traditionelle Geschlechterrollen hinter sich, die verlangen,<br />

24


Traditionelle Geschlechterrollen verändern | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

sich zum Schutz ihrer Ehre von der Gesellschaft abzuschotten.<br />

<strong>CARE</strong> arbeitet auch mit Eltern, um deren Haltung zu Bildung<br />

für Mädchen zu ändern. Eltern erlauben ihren Töchtern jetzt,<br />

weiterführende Schulen zu besuchen und schätzen auch den<br />

Wert ihrer eigenen Bildung anders ein, wie das Projekt Zweite<br />

Chance für die Schule 8 für erwachsene Roma zeigt. Junge Frauen<br />

und Männer fühlen sich durch diese Veränderungen optimistischer<br />

und stärker und wollen ihre Zukunft mit dem Besuch<br />

von weiterführenden Schulen und dem Eintritt ins Arbeitsleben<br />

selbst gestalten.<br />

„Ich wäre jetzt verheiratet, wenn ich nicht im <strong>CARE</strong>-Projekt mitgemacht<br />

hätte! Ich wollte schon immer Anwältin werden, und<br />

jetzt weiß ich, dass ich meine Ausbildung abschließen kann.“<br />

Roma-Mädchen, Projektteilnehmerin, Serbien<br />

Eine der bedeutendsten Veränderungen, über die Teilnehmer<br />

von <strong>CARE</strong>-Projekten sprechen, ist das Gefühl, selbst zum Vorbild<br />

für andere werden und Strukturen in der Gemeinschaft<br />

beeinflussen zu können. Weibliche Teilnehmer erzählten, dass<br />

sich durch ihre Erfahrungen in den Projekten ihre Einstellungen<br />

und ihr ganzes Weltbild veränderten. Roma-Frauen berichteten,<br />

dass sie zwar lernten ihre Rechte einzufordern, jedoch<br />

auch merkten, dass dies häufig mit einer größeren Verantwortung<br />

anderen gegenüber einhergeht, der sie gerecht werden<br />

müssen. Viele berichten, dass sie zu starken Fürsprechern für<br />

die Rechte von Roma-Frauen wurden, sowohl in ihren Gemeinschaften<br />

als auch darüber hinaus. Um derartige Prozesse in<br />

Ganz zu setzen, arbeitet <strong>CARE</strong> häufig mit der Methode der<br />

„Peer Education“, der Vermittlung von Wissen und Erfahrung<br />

durch gleichrangige oder gleichaltrige Mitglieder der jeweiligen<br />

Zielgruppe. Besonders die jüngeren unter diesen Trainern<br />

und Gruppenleitern haben selbst ihre Einstellungen und Verhaltensweisen<br />

verändert und sprechen nun offen und mit Überzeugung<br />

in ihrem jeweiligen Umfeld darüber und werden hierfür<br />

respektiert. Diese jungen Menschen werden zum Schlüssel<br />

des Wandels in ihrer Gemeinschaft, da sie ihre Überzeugung<br />

vorleben, dabei Führungsqualität zeigen und sich erfolgreich<br />

bei Behörden für Belange ihrer Gemeinden einsetzen.<br />

<strong>CARE</strong> unterstützte aktive Frauen und Männer dabei, Einfluss zu<br />

erlangen und auch von Behörden anerkannt zu werden. Wenn<br />

Frauen ihre Sicht auf Geschlechterrollen und Gleichberechtigung<br />

verändern, beginnen sie häufig, sich stärker bei Schulen<br />

und anderen Institutionen für ihre Überzeugungen einzusetzen.<br />

Roma-Mädchen, die selbst weiterführende Schulen besuchen,<br />

engagieren sich in NROs, wo sie über die Bedeutung<br />

der Aufnahme von Roma-Mädchen in Bildungsprogramme und<br />

-strategien sprechen können.<br />

Zunehmend arbeiten Roma-Frauen- und Jugendorganisationen<br />

mit anderen Gruppen in nationalen oder regionalen Netzwerken<br />

zusammen, wodurch beide Seiten profitieren. Durch den<br />

Austausch in den Netzwerken vervielfachen sie ihre Kenntnisse<br />

und Fähigkeiten. So können sie sich erfolgreicher bei Institutionen<br />

und Regierungen für die Rechte von Roma-Frauen und<br />

-Mädchen einsetzen.<br />

Ein gutes Beispiel für Wandel ist auch die regionale Kampagne<br />

„Sei ein Mann: Ändere die Regeln“ der Young Men Initiative.<br />

Sie hinterfragt die herrschenden Normen von Männlichkeit und<br />

die Rolle von Männern im Haushalt, in der Schule und der Gemeinschaft.<br />

Die Kampagne wirbt dafür, dass junge Männer ihre<br />

Eltern etwa beim Kochen oder Putzen unterstützen. Die Kampagne<br />

wirbt zudem für gleichberechtigte Partnerschaften, zum<br />

Beispiel durch die Betonung offener Kommunikation und den<br />

Ausschluss von Gewalt. Die Kampagne beinhaltet Aktivitäten<br />

in Schulen und Gemeinden, die Jugendliche miteinbeziehen<br />

und zu Engagement ermutigen. Hierzu zählen zum Beispiel<br />

selbstgeschriebene Stücke, die nach der interaktiven Methode<br />

des Forum-Theaters aufgeführt werden, von Jugendlichen gedrehte<br />

Filme und Social Media-Aktivitäten. Junge Männer, die<br />

an der Kampagne teilgenommen hatten, zeigten in einer Untersuchung<br />

erheblich fortschrittlichere Einstellungen zu Gleichberechtigung<br />

als diejenigen, die nicht teilgenommen hatten.<br />

Junge Roma setzen sich beim Theaterspielen mit traditionellen Geschlechterrollen auseinander.<br />

8<br />

Zweite Chance ist ein von der EU finanziertes und von dem serbischen Bildungsministerium umgesetztes Projekt, das grundlegende berufliche Bildung für Erwachsene anbietet. <strong>CARE</strong>s Arbeit mit Roma-Eltern half ihnen,<br />

nicht nur die Bildung ihrer Kinder wertzuschätzen sondern auch ihre eigene weiterzuverfolgen.<br />

25


<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Traditionelle Geschlechterrollen verändern<br />

Bildung und Roma-Mädchen – Aktionsbeispiel<br />

<strong>CARE</strong> hat zahlreiche Projekte durchgeführt, die Roma-Frauen<br />

und -Mädchen als Zielgruppe hatten und die mit Roma-Frauenorganisationen<br />

und ihren Netzwerken zusammenarbeiteten 9 .<br />

Zwei dieser Projekte konzentrierten sich auf Veränderungen für<br />

einzelne Roma-Mädchen, ihre Gemeinschaften und Schulen.<br />

Wir beeinflussten das Denken der Mädchen und ihres direkten<br />

Umfelds bis hin zu den Institutionen, die für Bildung und soziale<br />

Integration der Roma verantwortlich sind. Wir brachten<br />

Roma-Mädchen mit Organisationen und staatlichen Stellen in<br />

Verbindung, die Verantwortung für ihr Recht auf Schulbildung<br />

übernahmen und ihnen halfen, eine Schulbildung zu erhalten.<br />

<strong>CARE</strong> war eine der ersten Organisationen auf dem Balkan, die die<br />

Bildungschancen von Roma-Mädchen vergrößerten.<br />

Für die betroffenen Mädchen hat sich das Leben stark verändert<br />

– sie besuchen die weiterführende Schule. Jetzt ist es „cool“<br />

zur Schule zu gehen, und manche schreiben sich sogar an der<br />

Universität ein. Die Mädchen nutzen nun die Freiheit, sich Wissen<br />

auf formellen und informellen Bildungswegen anzueignen.<br />

Diese Freiheit bedeutet Unabhängigkeit, und die Mädchen bewegen<br />

sich nun viel freier innerhalb und außerhalb ihrer Gemeinschaften.<br />

Sie treffen ihre eigenen Entscheidungen, wählen ihre<br />

Partner selbst aus und übernehmen die Verantwortung für ihre<br />

sexuelle Gesundheit und Familienplanung. Sie sind zu Vorbildern<br />

geworden und werden von anderen Roma-Mädchen als „anders“<br />

wahrgenommen. Sie wissen, dass andere Mädchen zu ihnen aufschauen<br />

und äußern ihre Meinung zu Bildungsthemen innerhalb<br />

ihrer Gemeinden und darüber hinaus. Durch Schulungen, Treffen<br />

mit Betreuern, <strong>Studie</strong>nreisen, Theateraufführungen, lokale Aktionen<br />

und Medienberichte rücken diese Mädchen stärker in das<br />

öffentliche Bewusstsein.<br />

Staatliche Institutionen und Schulen haben damit begonnen,<br />

ähnliche Projekte zu finanzieren und führen nun Statistiken<br />

über den Schulbesuch von Roma-Mädchen und -Jungen. Roma-<br />

Mädchen werden in strategischen Dokumenten auf lokaler- und<br />

Provinzebene berücksichtigt, und Institutionen sind ihnen besser<br />

zugänglich. <strong>CARE</strong>s Partnerorganisation Humanitäres Zentrum<br />

Novi Sad (NSHC) in Serbien wurde eine wichtige Anlaufstelle<br />

und Informationsquelle für die Stadtverwaltung. Die Stadt Novi<br />

Sad bat sie an der Erstellung des städtischen Aktionsplans für<br />

Roma-Frauen mitzuarbeiten. NSHC ist mittlerweile als Experte<br />

für die Weiterbildung in Roma-Gemeinschaften anerkannt, und<br />

Behörden und andere Institutionen wenden sich regelmäßig mit<br />

der Bitte um Beratung und Informationen an die Organisation.<br />

Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie Organisationen traditionelle<br />

Geschlechterrollen nachhaltig beeinflussen können.<br />

Auch die Eltern der Mädchen haben sich spürbar verändert und<br />

kommen nun den Bedürfnissen der Mädchen eher nach. Anstatt<br />

Widerstand wird den Mädchen nun die Freiheit zur Teilnahme an<br />

Veranstaltungen außerhalb der Roma-Siedlungen gegeben. Dabei<br />

zeigen Eltern, die selbst an Projekten teilgenommen haben,<br />

ein größeres Verständnis als die übrigen. Eine bedeutende Veränderung<br />

ist, dass Eltern der Bildung von Mädchen und Jungen<br />

zunehmend die gleiche Bedeutung beimessen.<br />

Junge Roma führen ein Theaterstück zu Bildung und zivilgesellschaftlichem Engagement auf.<br />

9<br />

Regional: Stärkung der Roma-Frauen; Bosnien-Herzegowina: Stärkung der Roma-Frauen; Serbien: Chancen und Möglichkeiten für Roma-Mädchen; Bildung für Roma-Mädchen.<br />

26


Traditionelle Geschlechterrollen verändern | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

Geschlechternormen:<br />

Davor und danach – eine persönliche Geschichte<br />

Für die Budi Musko-Clubs („Sei ein Mann“) ist ein Mann ein Mann, wenn er respektvoll mit seinen Mitmenschen umgeht: „Sei ein Mann- ändere die Regeln!”<br />

„Mein Name ist Mislav Mihael Mandir und ich bin 23 Jahre alt.<br />

Als ich mich 2007 an <strong>CARE</strong>s erstem Forschungsprojekt über<br />

Männlichkeit und Geschlechterrollen beteiligte, war ich gerade<br />

17 und ging noch zur Schule. Damals dachte ich, die Erziehung<br />

der Kinder und häusliche Arbeiten wie Kochen, Putzen und Bügeln<br />

wären Frauensache. Ich hätte mir nie vorstellen können,<br />

eine Frau zu heiraten, die mehr verdient als ich. Um ein richtiger<br />

Mann zu sein – so glaubte ich – müsse man sich prügeln<br />

und Alkohol trinken.<br />

bereits, wie sich mein Verhalten auf das meiner Freunde und<br />

Kollegen auswirkt. Wenn du deinen eigenen, festen Standpunkt<br />

hast, für den du dich einsetzt und den du anderen klarmachen<br />

kannst, dann hören dir die Leute auch zu. Meine Familie und<br />

meine engsten Freunde sind sehr stolz und ermutigen mich,<br />

weiter für eine Veränderung in unserer Gesellschaft zu arbeiten.<br />

Heute weiß ich, dass ich ein besserer Vater für meine Kinder<br />

sein werde.“<br />

Als ich begann, bei <strong>CARE</strong>s Young Men Initiative mitzuarbeiten,<br />

erkannte ich, dass traditionelle Geschlechternormen und Rollenbilder<br />

tief in unserer Gesellschaft verwurzelt sind und sich<br />

negativ auswirken. Zuerst war ich ein Teilnehmer des Projekts,<br />

später wurde ich jedoch Gruppenleiter und Trainer. Heute bin<br />

ich Programmkoordinator der Partnerorganisation Status M in<br />

Zagreb, Kroatien. Die Arbeit von <strong>CARE</strong> hat meine Sichtweise<br />

stark verändert, und durch meine Beteiligung an ihrer Arbeit<br />

bin ich zu einem besseren Menschen geworden. Ich respektiere<br />

die Menschen wie sie sind und sehe jeden als gleichwertig<br />

an. Ich helfe mehr im Haushalt, schlage mich nicht und muss<br />

meine Männlichkeit niemandem beweisen. Die Beziehung mit<br />

meiner Freundin basiert auf gegenseitiger Wertschätzung und<br />

offenen, ehrlichen Gesprächen. Die Fähigkeiten, die ich im Projekt<br />

erlernt habe, helfen mir noch heute im Beruflichen wie Privatem.<br />

Ich behandle meine Kolleginnen mit Respekt und sehe<br />

Mislav Mandir aus Zagreb.<br />

27


<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Soziale Integration fördern<br />

Soziale Integration fördern<br />

<strong>CARE</strong>s Einsatz für die Integration ausgegrenzter Gruppen und<br />

sozial schwacher Menschen in die Gesellschaft ist fester Bestandteil<br />

unserer Arbeit zur Förderung von Gleichberechtigung.<br />

Auf dem Balkan haben wir mit der Roma-Gemeinschaft und<br />

anderen Minderheiten zusammengearbeitet, Überlebende von<br />

Menschenhandel und Gewalt sowie ausgegrenzte junge Männer<br />

bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft unterstützt.<br />

Wir arbeiten auf verschiedene Arten mit unseren Partnerorganisationen<br />

zusammen, um soziale Integration in Institutionen<br />

und Gemeinschaften voranzutreiben.<br />

<strong>CARE</strong> hat die soziale Eingliederung junger Mädchen und Frauen<br />

durch die Bildung starker Netzwerke gefördert, die sich für<br />

Minderheiten einsetzen. Ein Beispiel hierfür ist die Bildung<br />

einer Lobbygruppe, die sich aus Mitgliedern verschiedener Organisationen<br />

zusammensetzt und sich für das Recht von Roma-Mädchen<br />

einsetzt, die Schule besuchen und abschließen<br />

zu können. Diese Gruppe ist mit ihren Methoden und Ansätzen<br />

ein Vorbild für viele andere Organisationen. Sie besuchen<br />

Schulen und sprechen mit Schulverwaltungen oder organisieren<br />

Veranstaltungen, auf denen <strong>Studie</strong>n vorgestellt werden, die<br />

die Bedeutung von Bildung für Mädchen belegen. Zu diesem<br />

Zweck hat die Gruppe selbst Untersuchungen zu Anzahl und<br />

Alter von Kindern durchgeführt, die Schulen besuchen könnten<br />

im Vergleich zu denen, die tatsächlich Schulen besuchen.<br />

Mit solchen Daten werden Schulangestellte, Psychologen und<br />

Pädagogen auf Mängel aufmerksam gemacht. Unsere Partner<br />

unterstützen Roma-Mädchen auch beim Erwerb offizieller Dokumente<br />

wie dem Personalausweis oder beim Abschluss einer<br />

Krankenversicherung. Zudem arbeiten wir mit Behörden zusammen,<br />

um rechtliche und administrative Hilfe für die Mädchen<br />

bei der Einschreibung an Schulen sicherzustellen. <strong>CARE</strong>s<br />

Partner arbeiten in der Provinz Vojvodina in Serbien an einem<br />

neuen Registrierungsverfahren für Roma-Mädchen im Bildungssystem,<br />

mit dem Ziel, dass dieses Pilotprogramm bald<br />

auch in anderen Regionen Anwendung finden soll.<br />

Im Sinne der Integrationshilfe durch den Zugang zu wichtigen<br />

Dienstleistungen hat unser Partner Better Future mit öffentlicher<br />

Lobbyarbeit in Tuzla (Bosnien-Herzegowina) das Gesundheitssystem<br />

für Roma-Frauen zugänglich gemacht. Die Gemeinde<br />

übernimmt nun die Kosten für die medizinische Versorgung<br />

von Frauen, die über keine amtlichen Dokumente verfügen.<br />

Ein weiteres Beispiel ist der Erfolg unserer Partnerorganisationen<br />

LARA und MEDICA, die behördliche Abläufe für Überlebende<br />

häuslicher Gewalt in Bosnien-Herzegowina vereinfachten.<br />

Durch standardisierte Abläufe wurde die Zusammenarbeit<br />

zwischen Sozialarbeitern, der Polizei und NROs bei Fällen von<br />

häuslicher Gewalt geregelt. Nun können sich Opfer an diese<br />

Behörden wenden, die sich anschließend in Absprache mit anderen<br />

zuständigen Stellen des jeweiligen Falles annehmen.<br />

Ein weiterer Aspekt in <strong>CARE</strong>s Arbeit zu sozialer Inklusion ist<br />

die Unterstützung für Überlebende von Menschenhandel, denen<br />

geholfen wird, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren,<br />

sowie Arbeit zur Prävention. <strong>CARE</strong> hat gemeinsam mit der<br />

NRO ASTRA in Belgrad ein Unterstützungszentrum für Überlebende<br />

und gefährdete Personen eingerichtet. Spezialisten<br />

unterstützen hier Betroffene und führen zudem Präventionsund<br />

Aufklärungsmaßnahmen gegen Menschenhandel durch.<br />

Mädchen verschiedener ethnischer Gruppen diskutieren Rollenbilder und Integration.<br />

28


Soziale Integration fördern | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

Das Zentrum hilft Überlebenden beim Neuanfang und der Wiedereingliederung<br />

in die Gesellschaft, um aus dem Teufelskreis<br />

auszubrechen, in dem sich viele Betroffene befinden. Mit der<br />

Hilfe von <strong>CARE</strong> ist das Zentrum bekannter geworden und erreicht<br />

mehr betroffene und gefährdete Frauen und Mädchen.<br />

Auch der Zugang zu Sozialämtern und zum Gesundheitswesen<br />

ist für Überlebende einfacher geworden.<br />

Durch die Arbeit von <strong>CARE</strong> und seinen Partnern werden ausgegrenzte<br />

Personen selbst zu Akteuren ihrer Eingliederung.<br />

<strong>CARE</strong> führte in Südserbien ein Projekt durch, um Flüchtlingen<br />

und Roma-Frauen und -Jugendlichen besseren Zugang zu sexueller<br />

und reproduktiver Gesundheitsvorsorge zu ermöglichen.<br />

Es wurden 44 Gesundheitsvermittler und 30 Gemeindeaktivisten<br />

geschult, die meisten von ihnen sind selbst Roma. Diese<br />

Vertreter werden als Experten für sexuelle und reproduktive<br />

Gesundheitsvorsorge anerkannt und erleichtern Mitgliedern ihrer<br />

Gemeinschaft den Zugang zum Gesundheitswesen. Sie sind<br />

Vertreter des Wandels, die ihre Arbeit zusammen mit lokalen<br />

Gesundheitszentren und NROs auch dann fortsetzen, wenn die<br />

Projekte von <strong>CARE</strong> bereits abgeschlossen sind.<br />

<strong>CARE</strong> hat viele Roma-Frauen dabei unterstützt, zu Akteuren<br />

sozialer Inklusion zu werden. Zu Beginn von <strong>CARE</strong>s Arbeit auf<br />

dem Balkan gab es nur ein oder zwei Roma-Frauenorganisationen<br />

pro Land, die sich mit sozialer Eingliederung beschäftigten.<br />

In den letzten sieben Jahren sind daraus 15 bedeutende<br />

Organisationen geworden, die sich lokal, national und regional<br />

für ihre Gemeinschaften engagieren. <strong>CARE</strong> half vielen von<br />

ihnen, Verbindungen zu Behörden, Staatsanwälten und Parlamentsmitgliedern<br />

aufzubauen und so wichtige Netzwerke zum<br />

Schutz und zur Förderung von Frauenrechten zu schaffen.<br />

„Bis ich mich vor Kurzem an der Universität einschrieb, sprach<br />

mein Vater nur mit meinem Bruder über einen Schulabschluss.<br />

Ich kam immer erst an zweiter Stelle, und wenn mein Vater<br />

sagte: ‚Mein Sohn wird die Schule abschließen’, fügte ich hinzu:<br />

‚und deine Tochter!‘ Mit der Hilfe von <strong>CARE</strong> erkannte ich, dass<br />

der Besuch der Universität für mich möglich ist!“<br />

Roma-Teilnehmerin, Vojvodina, Serbien<br />

<strong>CARE</strong> ist sich dessen bewusst, dass die Einstellung junger Menschen<br />

ein Schlüssel zu einer verbesserten zukünftigen Integration<br />

ausgegrenzter Gemeinschaften ist. Als Resultat haben wir<br />

mit Roma-Mädchen im nördlichen Serbien daran gearbeitet, ihr<br />

Selbstbild positiv zu verändern sowie ihre Art, mit den traditionellen<br />

Geschlechterrollen und Schwierigkeiten im Schulsystem<br />

umzugehen. Die Mädchen berichten nun ihren Familien<br />

von ihren Ausbildungsplänen und treffen Entscheidungen für<br />

ihre Zukunft. <strong>CARE</strong> arbeitet auch mit ausgegrenzten Jungen<br />

und jungen Männern zusammen, um unsoziales Verhalten und<br />

Isolation zu vermindern. Die Young Men Initiative bekämpft<br />

Gewalt und geschlechtsspezifische Rollenbilder, die zu sozialer<br />

Ausgrenzung führen. <strong>CARE</strong> arbeitet zunehmend mit Jungen<br />

und jungen Männern der Roma-Gemeinschaften, um Gleichberechtigung<br />

und soziale Eingliederung zu fördern.<br />

„<strong>CARE</strong> hat uns dabei geholfen, unseren Einfluss zu vergrößern.<br />

Wir nehmen teil an der Entwicklung aller wichtigen politischen<br />

Entscheidungen, die Roma-Frauen in Serbien betreffen. Wir sind<br />

in Beratungsgremien auf höchster Ebene eingebunden und wirken<br />

an Empfehlungen für die Regierung mit.“<br />

Djurdjica Ergic, Koordinatorin von Bibija<br />

<strong>CARE</strong>s Arbeit zu sozialer Eingliederung zielte auch darauf ab,<br />

dass Vertreter von Frauenorganisationen und Minderheiten wesentlich<br />

an der Bildung sozialer Strukturen, an Abläufen und<br />

Verfahren beteiligt werden, und dass die Belange von Roma-<br />

Frauen und -Mädchen auf der öffentlichen Agenda bleiben.<br />

Unsere Partner in der Zivilgesellschaft arbeiten kontinuierlich<br />

an einer Verbesserung der Zusammenarbeit mit Regierungen<br />

und Institutionen. Ein Beleg hierfür ist, dass vier unserer Partnerorganisationen,<br />

die Roma-Frauen repräsentieren, in verschiedenen<br />

Ländern an der Entwicklung und Überarbeitung der<br />

nationalen Strategien und Pläne zur Eingliederung der Roma<br />

beteiligt waren. <strong>CARE</strong>s Partner sind anerkannte Verteidiger von<br />

Minderheitenrechten auf dem Balkan und sind für ihre Qualität,<br />

Professionalität und öffentliche Fürsprache bekannt. Diese<br />

Organisationen beeinflussen nicht nur die Debatte auf nationalen<br />

und regionalen Konferenzen. Sie trugen beim Ausschuss<br />

der Vereinten Nationen zur Beseitigung der Benachteiligung<br />

von Frauen 2011 auch zu internationalen Bemühungen bei, indem<br />

sie die Situation von Roma-, Ashkali- und Ägypter-Frauen<br />

zum Gegenstand machten.<br />

29


<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Soziale Integration fördern<br />

Versöhnung und Frieden<br />

Die Region, die noch vor kurzem Schauplatz von Kriegen war,<br />

ist ein Schmelztiegel von Menschen mit unterschiedlichem<br />

ethnischen und religiösen Hintergrund, die auf engem Raum<br />

zusammen leben. Daher ist Versöhnung weiterhin ein Schwerpunkt<br />

von <strong>CARE</strong>s Arbeit. Obwohl Versöhnungs- und Friedensarbeit<br />

nicht das explizite Ziel der für diesen Bericht analysierten<br />

Projekte war, bleibt sie ein durchgängiges und wichtiges Thema<br />

jeder <strong>CARE</strong>-Initiative in der Region.<br />

Die Menschen ungeachtet ihrer ethnischen und religiösen Unterschiede<br />

für Themen zu interessieren, die sie alle betreffen,<br />

wie etwa Gewalt in der Familie, Jugendgewalt oder Frauenhandel,<br />

hat oft Auswirkungen, die über die ursprünglich beabsichtigten<br />

hinausgehen. Diskussionen und Kommunikation in<br />

den Projekten hat nicht nur zur Lösung vieler konkreter Probleme<br />

beigetragen, sondern auch Brücken der Verständigung,<br />

des Vertrauens und der Zusammenarbeit zwischen Menschen<br />

aus verschiedenen Gruppen geschlagen. Dies gilt nicht nur für<br />

Partnerorganisationen und Projektteilnehmer, sondern auch<br />

für Vertreter von Regierungen. Viele von ihnen berichteten,<br />

dass sie auf <strong>CARE</strong>-Veranstaltungen zum ersten Mal seit dem<br />

Ende der Kriege Städte der Nachbarländer besucht und dort die<br />

jeweiligen politischen Funktionsträger getroffen hatten. Auf<br />

diese Art führen Zusammenarbeit sowie Erfahrungs- und Wissensaustausch<br />

zu Kontakt und Versöhnung.<br />

Die Sommerlager der Young Men Initiative waren ein wichtiger<br />

Beitrag zum Versöhnungsprozess. Teilnehmer waren Schuljungen,<br />

die während oder kurz nach den Kriegen geboren wurden<br />

und verschiedenen Nationalitäten und Religionszugehörigkeiten<br />

entstammen. Viele von ihnen sahen Serben, Muslime und<br />

Kroaten zum ersten Mal an einem Ort versammelt. Sie diskutierten<br />

ihre Vorstellungen von „Männlichkeit“, lernten neue<br />

Strategien um Gruppenzwang zu begegnen, tauschten Erfahrungen<br />

im Umgang mit Gewalt aus und verbrachten den Alltag<br />

zusammen. Waren anfangs die historischen Trennlinien noch<br />

sichtbar, so verabschiedeten sich die Jungen am Ende der Veranstaltungen<br />

von neuen Freunden mit unterschiedlichen Hintergründen.<br />

Sie haben ihre Einstellungen und Verhaltensweisen<br />

gegenüber anderen Nationalitäten und Religionen verändert.<br />

„Ich habe heute viele Freunde an Orten, an denen ich nicht<br />

erwartet hätte, Freundschaften zu knüpfen. Freunde, die Völkern<br />

angehören, mit denen wir Krieg geführt haben. Sie werden meine<br />

Freunde bleiben.“<br />

Junger Mann, Teilnehmer des Sommercamps<br />

Lange Zeit gab es nur wenige Frauenorganisationen, die als<br />

Friedensstifter im östlichen Bosnien-Herzegowina tätig waren.<br />

<strong>CARE</strong>s erster Partner in diesem Gebiet war das Forum<br />

Zena (Frauenforum). Diese NRO arbeitet in einem Gebiet, das<br />

vom Krieg schwer gezeichnet ist und wo die Gräben zwischen<br />

den Volksgruppen seither besonders tief sind. Serbische Frauen,<br />

die in der Organisation aktiv waren, wurden in ihren Gemeinden<br />

als Verräterinnen bezeichnet, wenn sie an Treffen in<br />

Sarajevo oder Tuzla teilnahmen. Frauen kamen heimlich zum<br />

Forum Zena. Der bosnisch-serbische Gemeindevorsitzende von<br />

Bratunac erkannte die Richtigkeit der Arbeit des Forums und<br />

fragte die Organisation in einem Gespräch: „Warum kann ich<br />

nicht zum muslimischen Friedhof gehen und Blumen niederlegen,<br />

wenn ihr dies schon seit Jahren tut?“ Vor drei Jahren<br />

begannen er und eine Delegation der Gemeinde, regelmäßig<br />

Blumen zum muslimischen Friedhof zu bringen.<br />

„Frauen fühlen sich hier jetzt sicher. Am Anfang haben sie sich<br />

noch versteckt und kamen nur heimlich. Wir waren die erste Organisation,<br />

in der sich serbische und bosnische Frauen begegnen<br />

konnten. Viele von ihnen haben Söhne verloren, sie haben das<br />

Gleiche durchgemacht. Sie verstehen sich. Sie umarmen einander.<br />

Ohne uns hätten sie nie Gelegenheit gehabt, sich zu begegnen.“<br />

Mitglied des Frauenforums, Bratunac, Bosnien-Herzegowina<br />

Die Kriege haben tiefe Wunden und Bitterkeit hinterlassen: Denkmal in Srebrenica.<br />

30


Soziale Integration fördern | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

Gêzim Hoti, Leiter von Health for All<br />

„Unsere ersten Schritte haben wir mit <strong>CARE</strong> gemacht”<br />

– Aktionsbeispiel<br />

hat sich geändert, als wir mit <strong>CARE</strong> zusammengearbeitet haben.<br />

Wir können durch <strong>CARE</strong> auf eigenen Beinen stehen. Das<br />

Team von <strong>CARE</strong> Kosovo hat uns mit allem unterstützt, was wir<br />

brauchten, um eine starke Organisation zu werden. Besonders<br />

hilfreich waren die Schulungen mit international angesehenen<br />

Ärzten aus Pristina, die organisiert wurden. Menschen aus den<br />

RAE-Gemeinden wurden über HIV/AIDS und Familienplanung<br />

informiert, zum Beispiel darüber, dass Frauen während der<br />

Schwangerschaft gesund leben sollten und über tägliche Hygiene.<br />

Die Teilnehmer wurden dann als offizielle Gesundheitstrainer<br />

zertifiziert und führen nun ihrerseits Schulungen durch. Sie besuchen<br />

außerdem regelmäßig Familien und informieren sie über<br />

Hygiene und Gesundheit.<br />

Gezim Hoti aus Fushe Kosova.<br />

„Die meisten sogenannten RAE – Roma, Ashkali und Ägypter<br />

– im Kosovo leben unter sich in heruntergekommenen Straßenzügen<br />

und Vierteln. Sie haben nur eingeschränkten Zugang zum<br />

Bildungs- und Gesundheitssystem. Für sie ist es nicht leicht,<br />

Arbeit oder eine richtige Wohnung zu bekommen. Die meisten<br />

von ihnen wohnen in kleinen, provisorischen Unterkünften ohne<br />

fließendes Wasser oder ausreichende Sanitäranlagen. Die Kinder<br />

spielen auf den Straßen auf riesigen, brennenden Abfallhaufen.<br />

Wegen der schlechten hygienischen Bedingungen breiten sich<br />

Krankheiten schnell aus.<br />

Ich selbst bin Ashkali und weiß wie es ist, am Rande der Gesellschaft<br />

aufzuwachsen. Im Jahr 2003 habe ich deshalb die<br />

Organisation Health for All (Gesundheit für alle) gegründet. Unser<br />

Ziel ist es, die schlechte Gesundheitsversorgung in den RAE-<br />

Gemeinden hier in Fushe Kosove zu verbessern. 5.000 Menschen<br />

leben dort. Als wir vor zehn Jahren angefangen haben, hatten<br />

wir viele Pläne und Visionen, aber nur wenige Mittel zur Verfügung.<br />

Wir wollten viel bewegen, hatten aber sehr beschränkte<br />

Möglichkeiten, wenn es um Personal und Geld ging. Doch das<br />

Das Projekt mit <strong>CARE</strong> endete 2009. Doch auch heute, vier Jahre<br />

später, sind die meisten Ausbilder noch aktiv. Das Wissen ist<br />

noch vorhanden. Gerade für Frauen ist es wichtig, sichere Orte<br />

zu haben um über sensible Gesundheitsthemen zu sprechen. Am<br />

Anfang waren die Männer in unserer Gemeinde zurückhaltend,<br />

als wir mit Schachteln mit Kondomen zu ihrem Haus kamen,<br />

um bessere Familienplanung zu ermöglichen. Jetzt, einige Jahre<br />

später, kommen sie freiwillig, um ihre Schublade aufzufüllen.<br />

Auch Frauen besuchen uns, wenn sie Fragen haben. Während wir<br />

sie anfangs fast suchen mussten, kommen sie jetzt von selbst<br />

und stellen Fragen relativ offen. Sie wissen, dass wir in unserem<br />

Büro sind, um sie zu unterstützen. <strong>CARE</strong> hat uns geholfen, zu<br />

wachsen. Wir haben unsere ersten Schritte mit <strong>CARE</strong> gemacht<br />

und seitdem nicht aufgehört zu laufen. Selbst wenn es Fälle von<br />

häuslicher Gewalt gibt, kontaktieren uns Frauen und wir versuchen<br />

zu vermitteln.<br />

Außerdem hat <strong>CARE</strong> uns eine Tür geöffnet, und wir konnten uns<br />

mit anderen RAE-Organisationen auf dem Balkan verbinden. Wir<br />

tauschen Ideen aus und werben für unsere gemeinsamen Interessen<br />

und Bedürfnisse. Mich macht besonders stolz, dass auch<br />

einige Frauen aus der Gemeinde Gesundheitstrainerinnen geworden<br />

sind. Zum Beispiel Haxhene Gashi. Sie hat nicht viel über<br />

Gesundheitsthemen gewusst, als wir sie das erste Mal besucht<br />

haben. Heute informiert sie ihre Nachbarn über Krankheiten und<br />

Hygiene. Was wir vor einigen Jahren von <strong>CARE</strong> gelernt haben, ist<br />

noch immer die Grundlage unserer Arbeit heute.“<br />

31


<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Soziale Integration fördern<br />

Jetzt weiß ich, wie meine Träume<br />

wahr werden können – eine persönliche Geschichte<br />

Der Wandel setzte vor vier Jahren ein, als ich bei <strong>CARE</strong>s Projekt<br />

Chances and Choices for Roma Girls mitmachte. Das Projekt ermutigt<br />

Roma-Mädchen, mit ihrer Ausbildung fortzufahren, die<br />

Schule abzuschließen und die Universität zu besuchen. Besonders<br />

gerne mochte ich die Beratung. Ein Psychotherapeut veranstaltete<br />

mit uns Gruppengespräche und Einzelberatung. Ich<br />

lernte sehr viel über mich selbst, wie Bildung mein Leben verändern<br />

und wie ich mir Zeit gut einteilen kann. Ich entdeckte<br />

meine eigenen Stärken, wurde selbstbewusster und setzte klare<br />

Ziele für die Zukunft. Jetzt weiß ich, was ich erreichen kann.<br />

Vor noch nicht allzu langer Zeit hätte ich die meisten dieser<br />

Ideen für bloßes Wunschdenken und alberne Träume gehalten,<br />

nicht für echte Möglichkeiten.<br />

Sladjana Knezevic aus Novi Sad.<br />

„Ich bin Sladjana Knezevic, eine 19-jährige Roma und ich lebe<br />

in einer Roma-Siedlung in den Randgebieten der Stadt Novi Sad<br />

im Norden Serbiens. Ich hatte eine schwere Kindheit, und wir<br />

waren sehr arm. Als ich klein war ließ sich meine Mutter von<br />

meinem Vater scheiden, da er die meiste Zeit betrunken war.<br />

Meine Mutter starb bei einem Verkehrsunfall als ich 14 war, und<br />

nur zwei Jahre später verlor ich auch meinen Vater. Zusammen<br />

mit meinem kleinen Bruder wuchs ich bei meiner Großmutter<br />

und der Familie meiner Schwester auf. Ich weiß heute nicht<br />

mehr, wie ich es schaffte die Grundschule abzuschließen, aber<br />

ich war froh, als es endlich vorbei war. Ich wollte auf keinen<br />

Fall weiter zur Schule gehen, aber meine Großmutter setzte sich<br />

dafür ein, dass ich es doch tat. Ich meldete mich zwar an, brach<br />

die weiterführende Schule aber immer wieder ab. Ich wusste<br />

nichts über den Wert und die Bedeutung von Bildung, und ich<br />

war mit ganz anderen Problemen beschäftigt.<br />

Fast alle Mädchen des Projektes sind wieder zur Schule gegangen<br />

oder haben sich an der Universität eingeschrieben. Keine<br />

von uns hat früh geheiratet. Ich habe vor Kurzem einen Antrag<br />

abgelehnt, da Heiraten für mich im Moment nicht infrage<br />

kommt. Wir haben alle gelernt, unser Leben selbst zu bestimmen.<br />

Ohne das Projekt und die Hilfe von <strong>CARE</strong> wäre keine von<br />

uns so weit gekommen. Ich gehe zur weiterführenden Schule,<br />

und ich bin glücklich. Ich bin älter als meine Mitschüler und<br />

das ist nicht immer einfach, aber das kümmert mich nicht. Ich<br />

habe Träume, und ich weiß jetzt, wie sie in Erfüllung gehen<br />

können.“<br />

In der Provinz Vojvodina gelten 67,7 Prozent<br />

der 29.000 Roma als arm, 18,9 Prozent sogar<br />

als sehr arm. Rund 80 Prozent der Roma gehen keiner<br />

geregelten Arbeit nach. Roma sind im Bildungssystem<br />

noch immer unterrepräsentiert und die Zahl der Schulabbrecher<br />

ist hoch. Laut Provinzbehörden (2008) besuchten<br />

22,6 Prozent der Roma-Frauen nie eine Grundschule,<br />

25,2 Prozent nur die Grundschule und nur 16,3<br />

Prozent schlossen die weiterführende Schule ab. Laut<br />

UNICEF (2005) heiraten 45,9 Prozent der Roma-Frauen<br />

in Serbien vor dem 18. Lebensjahr und 12,4 Prozent vor<br />

dem 15 10 .<br />

10<br />

Die Informationen beruhen auf einem Interview mit Marija Aleksandrovic, die im Bildungssekretariat ein Stipendien-Projekt für Roma-Schüler leitete.<br />

32


<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Die Beteiligung von Frauen am öffentlichen Leben verbessern<br />

Die Beteiligung von Frauen am<br />

öffentlichen Leben verbessern<br />

Gleichberechtigung, langfristige Entwicklung und Frieden können<br />

nur mit der aktiven Beteiligung von Frauen erreicht werden,<br />

und ihre Anliegen müssen auf allen Ebenen des Entscheidungsprozesses<br />

berücksichtigt werden. <strong>CARE</strong> hat sich deshalb<br />

dafür eingesetzt, dass die Rechte von Frauen Beachtung finden<br />

und Frauen an Entscheidungen beteiligt werden, die ihr Leben<br />

beeinflussen.<br />

<strong>CARE</strong> unterstützte Frauen dabei, sich in der Politik zu engagieren.<br />

Unsere Partnerorganisation Frauenforum in der Stadt<br />

Bratunac in Bosnien-Herzegowina war dabei ein sehr wichtiger<br />

Akteur. Die heutige Vorsitzende der Kommission für Gleichberechtigung<br />

führt ihre ersten Schritte in der Politik direkt auf<br />

die Arbeit des Forums zurück. Das Forum arbeitet mit mehreren<br />

Organisationen zusammen, um die Zahl der aktiven Frauen<br />

in der Politik zu erhöhen. Partner sind dabei die Gemeinde<br />

Bratunac, das Gender-Zentrum der Republika Srpska und das<br />

Gender-Büro des Staates.<br />

Im Oktober 2012 unterstützte <strong>CARE</strong> fünf Roma-Frauen, die zu<br />

den Kommunalwahlen in Bosnien-Herzegowina antraten, zwei<br />

als unabhängige Kandidatinnen und drei als Vertreterinnen ihrer<br />

Partei. Obwohl keine von ihnen die Wahl gewann und noch<br />

nie eine Roma auf kommunaler Ebene gewählt wurde 11 , bedeutet<br />

der Antritt dieser Frauen einen großen Schritt bei der Überwindung<br />

sozialer und rechtlicher Hindernisse der Beteiligung<br />

von Frauen am Entscheidungsfindungsprozess in der Region.<br />

Auch <strong>CARE</strong>s Partner konzentrierten sich darauf, die Beteiligung<br />

von Roma-Frauen in Entscheidungsgremien zu ermöglichen.<br />

Im Jahr 2010 unterstützte <strong>CARE</strong> zwei Partnerorganisationen<br />

in Serbien und Bosnien-Herzegowina mit finanziellen Mitteln,<br />

um die Beteiligung von Roma-Frauen an Entscheidungsprozessen<br />

zu verbessern. Unsere serbische Partnerorganisation<br />

Roma-Frauenzentrum Bibija arbeitete an der Beteiligung von<br />

Roma-Frauen in Gleichstellungsgremien auf lokaler und nationaler<br />

Ebene. Als Ergebnis wurde die Vorsitzende von Bibija<br />

in den Nationalen Rat für Gleichstellungsfragen gewählt, und<br />

eine Mitarbeiterin wurde Teil der Kommission für Gleichberechtigung<br />

in einer Gemeinde von Belgrad. Bibija gab außerdem<br />

ihre Arbeitserfahrungen in der Interessenvertretung durch die<br />

Unterstützung ihres Kampagnenpartners Romani Cikna, einer<br />

Roma-Frauenorganisation aus der Stadt Krusevac, weiter. Romani<br />

Cikna wurde daraufhin Mitglied des Gremiums für Gleichberechtigung<br />

in der Gemeinde.<br />

„In dem Projekt von <strong>CARE</strong> lernten wir zu recherchieren. Als wir<br />

Informationen zur Beteiligung von Roma-Frauen am politischen<br />

Entscheidungsprozess sammelten, wurde uns klar, dass wir eine<br />

Kontaktperson auf lokaler Ebene brauchten, die uns repräsentierte.<br />

Also haben wir Roma-Frauen dabei unterstützt, unsere<br />

Vertreterinnen auf lokaler Ebene zu werden.“<br />

Mirsad Bajramovic, Better Future, Tuzla, Bosnien-Herzegowina<br />

<strong>CARE</strong>s Partner in Bosnien-Herzegowina, Better Future, beteiligte<br />

Bürger mittels einer Unterschriftensammlung mit dem<br />

Ziel an ihrer Kampagne, Roma-Frauen in den lokalen Gemeinderäten<br />

eine Stimme zu geben. Better Future mobilisierte<br />

1.463 Menschen sich an dieser bis dahin einzigartigen Kampagne<br />

zu beteiligen. Daraufhin wurden zwei Roma-Frauen in<br />

den lokalen Gemeinderat der Stadt Tuzla gewählt. Innerhalb<br />

des nächsten Jahres wurden durch die kontinuierliche Arbeit<br />

und das Engagement unserer Partner zehn Roma-Frauen in die<br />

lokalen Gemeinderäte beider Länder gewählt.<br />

In den letzten Jahren arbeitete <strong>CARE</strong> mit seinen Partnern an<br />

der Erhebung stichhaltiger Informationen, um die Interessen<br />

von Roma-Frauen besser vertreten zu können. Um herauszufinden,<br />

ob Roma-Frauen in nationalen Gesetzen berücksichtigt<br />

werden, gab <strong>CARE</strong> einen Bericht zur Analyse nationaler Gesetze<br />

in den vier Ländern der Region in Auftrag 12 . Der Bericht,<br />

der eine regionale <strong>Studie</strong> und länderspezifische Ausführungen<br />

enthält, wurde von unseren Partnern zur Interessenvertretung<br />

genutzt. Unsere Partner führten mit professioneller<br />

Unterstützung zudem zwei Forschungsprojekte durch, die die<br />

Abbruchquote von Roma-Mädchen an Grundschulen und die<br />

politische Beteiligung von Roma-Frauen in öffentlichen und<br />

beratenden Gremien untersuchten. Diese Projekte mündeten<br />

in Kampagnen, die auf die Situation aufmerksam machten und<br />

die Roma-Gemeinschaften, die Öffentlichkeit und die Regierung<br />

mobilisierten. <strong>CARE</strong> setzt die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen<br />

Roma-Organisationen fort, um diese Informationen<br />

zur Lobbyarbeit in Hinsicht auf lokale Regierungen<br />

zu nutzen.<br />

11<br />

Zusätzlich bietet das Gesetz von Bosnien-Herzegowina keine rechtliche Möglichkeit für Roma, auf höherer Regierungsebene gewählt zu werden. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte urteilte 2009, dass die<br />

Verfassung und die Wahlgesetze dahingehend geändert werden sollten, jedoch hat die Regierung bislang nichts unternommen.<br />

12<br />

Der Bericht „National Policies Towards Roma Women in the Western Balkans“ (2011) wurde von Stephan Müller geschrieben.<br />

34


Die Beteiligung von Frauen am öffentlichen Leben verbessern | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

Die Verbesserung der Teilnahme von Frauen<br />

am öffentlichen Leben:<br />

Die unvermeidliche Bibija – Aktionsbeispiel<br />

Video zur regionalen Kampagnen „Ich bin eine Roma“.<br />

Bibija Koordinator Djurdjica Ergic aus Belgrad.<br />

Bibija fordert Zugang für Roma Frauen zu den staatlichen Gleichstellungsgremien.<br />

Über den Zeitraum der letzten sechs Jahre hat <strong>CARE</strong> das Roma-<br />

Frauenzentrum Bibija in Belgrad, Serbien, dabei unterstützt,<br />

stärker, präsenter und aktiver zu werden. In ihrem Entwurf eines<br />

Alternativberichts für CEDAW 13 widmeten sie Roma-Frauen einen<br />

eigenen Abschnitt, und andere Organisationen wie Better<br />

Future in Bosnien-Herzegowina sowie das Zentrum für Roma-<br />

Initiativen in Montenegro taten es ihnen gleich. „An uns kommt<br />

man nicht vorbei – wir sind an der Entwicklung aller politischen<br />

Entscheidungen zu Roma-Frauen in Serbien beteiligt“, erzählt<br />

Djurdjica Ergic. Das Zentrum verfügt über ein hohes Maß an Informationen,<br />

seine Mitglieder werden als Experten angesehen<br />

und nehmen an Beratungsgruppen der Regierung für Gleichberechtigung<br />

teil. Mit ihren Kampagnen hat Bibija erfolgreich die<br />

Teilnahme von Roma-Frauen im nationalen und lokalen Rat für<br />

Gleichberechtigung verstärkt. Daneben wurde die Organisation<br />

zum Mitglied des nationalen Rates, lokaler Kommissionen für<br />

Gleichberechtigung und des serbischen Teams für soziale Integration<br />

ernannt. <strong>CARE</strong>s Partnerorganisation ist zu einer führenden<br />

Organisation geworden, die ihrerseits andere dabei unterstützt,<br />

Roma-Gemeinschaften zu erreichen und sich dafür einzusetzen,<br />

dass Roma-Frauen an Entscheidungsprozessen teilhaben.<br />

13<br />

Das Committee for the Elimination of All Forms of Discrimination against Women (CEDAW) ist ein UN-Ausschuss, der die UN-Konvention zur Beseitigung der Diskriminierung von Frauen überwacht und die offiziellen<br />

Regierungsberichte prüft, die die Unterzeichnerstaaten der Konvention regelmäßig vorlegen. Organisationen der Zivilgesellschaft legen in der Regel „Alternativberichte“ vor, in denen sie den Fortschritt bei der Umsetzung<br />

der Konvention aus ihrer Sicht darlegen, die sich meist deutlich von der offiziellen Berichtsversion unterschieden.<br />

35


<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Die Beteiligung von Frauen am öffentlichen Leben verbessern<br />

Indira Bajramovic, Vorsitzende von<br />

Better Future – eine perönliche Geschichte<br />

Indira Bajramovic spricht mit Frauen in einer Roma-Siedlung.<br />

„Ich bin die erste weibliche Roma-Aktivistin in Bosnien-Herzegowina,<br />

die Roma-Frauen dazu aufforderte, für ihre Rechte<br />

zu kämpfen. Ich gründete die erste Organisation für Roma-<br />

Frauen, Better Future, und werde inzwischen von der Gesellschaft<br />

als Führungspersönlichkeit anerkannt. Es war schon immer<br />

schwer für mich zu ertragen, wie Roma-Frauen behandelt<br />

werden. Nicht nur von Roma-Männern, sondern auch von der<br />

Bevölkerungsmehrheit und von den Behörden. Sie schauen auf<br />

uns herab, lachen uns aus und demütigen uns. Als eine der wenigen<br />

Roma-Frauen mit abgeschlossener Schulbildung in den<br />

1990er Jahren versuchte ich, daran etwas zu ändern. Ich wusste,<br />

dass es Gesetze zum Schutz von Frauen gab, aber ich wusste<br />

nicht, wie sie lauteten oder wie ich sie zum Schutz unserer<br />

Rechte einsetzen konnte. Ich engagierte mich in einer Roma-<br />

Organisation unserer Stadt, die von Männern geführt wurde.<br />

Roma-Männer waren damals die einzigen, die sich um Probleme<br />

der Roma-Gemeinschaften kümmerten. Als Frau wurde von<br />

mir erwartet, dass ich Kaffee kochte und das Büro sauber hielt.<br />

Aber auch bei den Projekten half ich mit. Bald begannen sich<br />

hilfesuchende Roma-Frauen an mich zu wenden, und ich erkannte<br />

die Notwendigkeit einer Organisation für Frauen.<br />

Im Jahr 2001 gründete ich die erste Vereinigung von Roma-<br />

Frauen mit dem Namen Better Future. Ich hatte sehr viel von<br />

den Besuchen in den Roma-Siedlungen und den Gesprächen<br />

mit Roma-Frauen über Eigenverantwortung gelernt. Unsere<br />

Mitgliederzahl wuchs, und immer mehr Freiwillige schlossen<br />

sich uns an. Auch Frauen, die selbst keine Roma waren, kamen<br />

und wollten wissen, wie sie etwas Gutes für sich, ihre Familie<br />

und ihre Gemeinschaft bewirken könnten. <strong>CARE</strong> hat Better Future<br />

über die Jahre in vielerlei Hinsicht unterstützt. Wir haben<br />

gemeinsam an Projekten gearbeitet, finanzielle Hilfe bei der<br />

Entwicklung der Organisation und seiner Leitung erhalten und<br />

unsere Bekanntheit unter Roma-Frauen, Behörden und Medien<br />

gesteigert. Wir gründeten Success, das erste informelle Netzwerk<br />

für Roma-Frauen in Bosnien-Herzegowina mit neun Mitgliedsorganisationen<br />

aus dem ganzen Land. Heute setzen wir<br />

uns für die Anliegen von Roma-Frauen ein und stellen eine<br />

Verbindung zwischen Gemeinschaften und der lokalen Regierung<br />

her.<br />

Trotz des Widerstands einiger Roma-Männer ließ ich mich 2008<br />

und 2012 als unabhängige Kandidatin für die Wahl der Gemeindeversammlung<br />

von Tuzla aufstellen. Ich war die erste Roma,<br />

die für ein öffentliches Amt kandidierte, und auch, wenn ich<br />

bisher nicht erfolgreich war, gebe ich nicht auf.<br />

Mit der Unterstützung des Netzwerks der Roma-Frauen und<br />

Regierungsinstitutionen sprach sich Better Future für die<br />

Einführung einer Frauenquote von 30 Prozent im nationalen<br />

Roma-Ausschuss aus. Diesem Beratungsgremium der Regierung<br />

gehörten bis Oktober 2012 überhaupt keine Roma-Frauen an.<br />

Heute sind vier Roma-Frauen im Ausschuss vertreten, und ich<br />

wurde zur Vorsitzenden des Gremiums gewählt.<br />

<strong>CARE</strong> hat Better Future über viele Jahre hinweg unterstützt,<br />

sodass wir nun die Stärke haben, die Stimme aller Roma-Frauen<br />

zu sein. Wir bringen Gemeinschaften mit Entscheidungsträgern<br />

zusammen und setzen uns für nachhaltige und positive<br />

Veränderungen in den Roma-Gemeinschaften ein.“<br />

36


Ein Modell der Zusammenarbeit | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

Ein Modell der Zusammenarbeit –<br />

<strong>CARE</strong>s Partnerschaftsansatz<br />

<strong>CARE</strong>s Modell der Zusammenarbeit mit Partnern und Programmteilnehmern<br />

hat sich im Laufe der Zeit entwickelt. Während<br />

wir zunächst vor allem Mittel und technische Investitionen für<br />

unsere Partner bereitstellten, betonen wir nun besonders die<br />

Bedeutung der Vernetzung und Zusammenarbeit mit gleichgesinnten<br />

NROs und die Kommunikation unserer Partner mit<br />

Regierungen und Behörden. Zudem nutzen wir die Informationen,<br />

die wir aus unserer Arbeit gewinnen, um Lobbyarbeit für<br />

Veränderungen zu leisten.<br />

<strong>CARE</strong>s Partnerschaftsethos<br />

<strong>CARE</strong> auf dem Balkan entwickelt gemeinsam mit<br />

seinen Partnern Strategien, um unsere Arbeit im Kampf<br />

gegen Armut und geschlechtsspezifische Ungleichheiten<br />

wirksamer zu machen. Wir geben unseren Partnern die<br />

Mittel, die sie brauchen, auch wenn wir anschließend<br />

eine untergeordnete Rolle spielen. Unser flexibler, langfristiger<br />

Partnerschaftsansatz ermöglicht es uns, unsere<br />

Partner beim Erreichen unserer gemeinsamen Ziele zu<br />

unterstützen und unsere Zusammenarbeit im Laufe der<br />

Zeit weiterzuentwickeln. Wir sind kreativ in unseren Ansätzen<br />

und berücksichtigen die Bedürfnisse, Unterschiede<br />

und Stärken jeder unserer Partnerorganisationen.<br />

Fähigkeiten ausbauen<br />

<strong>CARE</strong> stärkt seine Partnerorganisationen und versetzt sie in<br />

die Lage, besser auf die Bedürfnisse ihrer Zielgruppen einzugehen<br />

und Frauen und Minderheiten der Region effektiv und<br />

professionell zu unterstützen. Wir fördern Mitarbeiter unserer<br />

Partnerorganisationen, sodass sie zu aktiven Gestaltern von<br />

Veränderungen werden können. Zugleich helfen wir unseren<br />

Partnern, ihre Arbeitsweise durch organisatorische Weiterentwicklung,<br />

Planung und Management zu optimieren.<br />

Kenntnisse und Fähigkeiten von<br />

Mitarbeitern in Organisationen<br />

<strong>CARE</strong> pflegt zu seinen Partnerorganisationen eine vertrauensvolle,<br />

professionelle und respektvolle Beziehung. In einer<br />

Umfrage für diesen Bericht sprachen unsere Partner über die<br />

Fähigkeiten und Expertise, die sie durch die Arbeit mit <strong>CARE</strong><br />

gewonnen haben, und sie heben hervor, dass <strong>CARE</strong> die persönliche<br />

Entwicklung seiner Kollegen in den Partnerorganisationen<br />

unterstützt. Den größten Effekt erzielten wir mit direkter<br />

Betreuung und Unterstützung durch <strong>CARE</strong>s Fachleute. Durch<br />

die Weiterbildung einzelner Mitarbeiter sind unsere Partner in<br />

der Lage, das Gelernte an andere Organisationen und Personen<br />

weiterzugeben, mit denen sie kooperieren. In unserer professionellen<br />

Finanz- und Projektverwaltung steht den Partnern eine<br />

große Basis an Wissen und Erfahrung zur Verfügung, von der<br />

sie lernen. Wir bieten maßgeschneiderte Unterstützung, die jeweils<br />

genau auf die bei den Partnern vorhandenen Fähigkeiten<br />

und Erfahrungen abgestimmt ist.<br />

Wachstum und Entwicklung der<br />

Partnerorganisationen<br />

<strong>CARE</strong> bietet Trainings an, in denen die Partner lernen, Projekte<br />

effektiv zu leiten und die Wirkung ihrer Arbeit zu verbessern. Wir<br />

helfen unseren Partnerorganisationen, ihr Engagement durch<br />

Organisationsstrukturen und gute Rechenschaftslegung zu ergänzen.<br />

Anstatt nur auf eigene Intervention zu setzen, arbeiten<br />

immer mehr unserer Partner eng mit Behörden zusammen, um<br />

systematisch langfristigen Wandel herbeizuführen. Dies bedeutet,<br />

dass Organisationen ihre Arbeitsweise ändern, ihren Einfluss<br />

verstärken und auf zahlreiche Kooperationspartner verweisen<br />

können. Der strukturelle Ansatz des Wandels, den unsere<br />

Partner in der gesamten Region verbreiten, ist für den Kampf<br />

gegen Armut und Ausgrenzung auf dem Balkan wesentlich.<br />

Weitergabe von Wissen durch<br />

Netzwerken und Dialog<br />

<strong>CARE</strong> bekämpft Armut auf dem Balkan durch die Weitergabe<br />

von Wissen, Erfahrung und Methoden innerhalb nationaler und<br />

regionaler Netzwerke. Hierdurch ist es möglich, innovative und<br />

erfolgreiche Lösungen über Grenzen hinweg weiterzugeben<br />

und neue Koalitionen und Kooperationen zu entwickeln. Wir<br />

sehen die Entwicklung von Netzwerken als langfristigen Prozess<br />

und streben den Ausbau der Fähigkeiten aller beteiligten<br />

Organisationen sowie die Verbesserung unserer gemeinsamen<br />

Arbeit der Interessenvertretung an. Unsere Partner veröffentlichen<br />

gemeinsame Erklärungen, verfassen gemeinsame Petitionen<br />

an Regierungen und arbeiten in Aufklärungskampagnen<br />

37


<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Ein Modell der Zusammenarbeit<br />

zusammen. Dies hilft sowohl einzelnen Mitarbeitern als auch<br />

den Organisationen als Ganzes, Fähigkeiten zu verbessern und<br />

engere Verbindungen zu knüpfen. So übernehmen unsere Partner<br />

mehr Verantwortung bei der Planung von nationalen und<br />

regionalen Initiativen in immer geringerer Abhängigkeit von<br />

<strong>CARE</strong>.<br />

„<strong>CARE</strong> brachte uns mit Partnern in Indien zusammen, die ebenfalls<br />

für Verbesserungen für ausgegrenzte Frauen und Mädchen<br />

arbeiteten. Durch diese Partnerschaft gewannen wir Erfahrungen<br />

und Kenntnisse, die uns dabei halfen, serbische Frauen und<br />

Mädchen zu erreichen.“<br />

Roma-Aktivistin, Novi Sad, Chances and Choices und Serbia Roma Girls<br />

Wir unterscheiden zwei Arten von Netzwerkarbeit, von denen<br />

unsere Partner auf lokaler, nationaler und regionaler Ebene<br />

profitieren. Die erste ist die Verknüpfung von NROs untereinander,<br />

bei dem NROs im gleichen Themengebiet zusammenarbeiten.<br />

Dies führt neben der Stärkung der Zivilgesellschaft zu<br />

wirkungsvolleren Ergebnissen und zur Versöhnung der Volksgruppen<br />

durch vertrauensvolle Beziehungen. Die zweite Art<br />

des Netzwerkens ist die Organisation von Verbindungen von<br />

Partnern und Akteuren mit Behörden, Institutionen und Experten,<br />

so dass die Institutionen besser und effektiver zusammenarbeiten<br />

können.<br />

„Die Kollegen von <strong>CARE</strong> arbeiten präzise und detailliert. Sie sind<br />

nicht oberflächlich – sie sind sehr engagiert und ernsthaft in<br />

ihrer Arbeitsweise, aber auch sehr anspruchsvoll und fordernd<br />

gegenüber den Partnern.“ Vojkan Arsic, Center E8, Belgrad, Serbien<br />

Veränderung durch Interessenvertretung<br />

<strong>CARE</strong>s rechtebasierter Ansatz ist bewusst auf das Erreichen der<br />

Mindestbedingungen für ein Leben in Würde ausgerichtet. Wir<br />

versuchen dies zu erreichen, indem wir die Ursachen für Armut<br />

und Ausgrenzung offenlegen und mit unterschiedlichen<br />

Ansätzen wie Einflussnahme und Lobbyarbeit darauf reagieren.<br />

Unsere Arbeit hat geholfen, die strukturellen Beziehungen<br />

zwischen ausgegrenzten Gruppen (wie Roma-Frauen und -Mädchen,<br />

Frauen im Allgemeinen und benachteiligten Jungen) und<br />

Behörden auf unterschiedlichen Ebenen zu verändern. Dies hat<br />

dazu beigetragen, die Regierungsführung in Gemeinden und<br />

Institutionen zu verbessern und deren Aufmerksamkeit auf<br />

Themen zu lenken, die uns wichtig sind. Zu diesen Themen<br />

zählen Schulbildung für Roma-Mädchen, Gleichberechtigung<br />

in Schulen, die Repräsentation von Frauen in Entscheidungsstrukturen<br />

sowie geschlechtsspezifische Gewalt und Menschenhandel.<br />

Was Partner und Programmteilnehmer<br />

über <strong>CARE</strong> denken<br />

<strong>CARE</strong> hat eine Online-Umfrage durchgeführt und Partner, Programmteilnehmer<br />

und Regierungsvertreter gebeten, anonym<br />

eine Reihe von Fragen zu <strong>CARE</strong>s Arbeitsweise und Ansatz zu<br />

beantworten. Die Umfrage umfasste 28 Fragen nach der Einschätzung<br />

der Befragten bezüglich der allgemeinen Qualität<br />

von <strong>CARE</strong>s Arbeit zu Gleichberechtigung und der Stärkung von<br />

Frauen. Daneben wurde nach Erfahrungen und Einschätzungen<br />

zu <strong>CARE</strong>s Arbeitsbeziehungen zu verschiedenen Akteuren und<br />

Interessengruppen gefragt.<br />

Von 160 kontaktierten Personen erhielten wir 116 anonyme<br />

Antworten, darunter 69 weibliche und 31 männliche Teilnehmer.<br />

Etwa 56 Prozent waren Mitarbeiter von <strong>CARE</strong>s direkten<br />

Partnerorganisationen, 32,5 Prozent waren Projektteilnehmer<br />

und 11,4 Prozent lokale und nationale Regierungsvertreter.<br />

61 Befragte (52,6 Prozent) arbeiteten zwischen zwei und fünf<br />

Jahren mit <strong>CARE</strong> zusammen, 30 Befragte (25,9 Prozent) über<br />

fünf Jahre.<br />

Unsere Partner betonten, dass <strong>CARE</strong>s langfristiges und kontinuierliches<br />

Engagement eine entscheidende Hilfe für ihre<br />

Entwicklung und ihre Identifizierung mit den Projekten und<br />

deren Ergebnissen war. Viele Partner merkten an, dass <strong>CARE</strong> die<br />

Gemeinschaften und Organisationen langfristig begleitet und<br />

stark in Menschen und Beziehungen investiert, um gemeinsam<br />

nachhaltige Lösungen für soziale Probleme zu finden. Zusammen<br />

engagieren wir uns gegen Diskriminierung, verteidigen<br />

die Rechte von Frauen und Mädchen und bekämpfen Armut.<br />

Zusammen erreichen wir einen langfristigen und nachhaltigen<br />

Wandel auf dem Balkan.<br />

38


Ein Modell der Zusammenarbeit | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

Ergebnisse der Online-Umfrage zu <strong>CARE</strong>s Arbeit<br />

Qualität der Beziehungen:<br />

88,9<br />

90,7<br />

80,4<br />

93,3<br />

75,2<br />

Die Zusammen-<br />

Es besteht gute<br />

<strong>CARE</strong> hält sich<br />

<strong>CARE</strong> verbessert<br />

<strong>CARE</strong> teilt<br />

arbeit mit <strong>CARE</strong><br />

Zusammenarbeit mit<br />

an Fristen und<br />

Fähigkeiten von<br />

Informationen<br />

ist wichtig für<br />

<strong>CARE</strong>-Mitarbeitern<br />

Zusagen<br />

Organisationen<br />

mit anderen<br />

Beteiligte<br />

73,8<br />

83,3<br />

84,9<br />

86,1<br />

insgesamt<br />

(100 %)<br />

stimme zu (in %)<br />

<strong>CARE</strong>s Beteiligung<br />

<strong>CARE</strong> respektiert<br />

<strong>CARE</strong> verbessert<br />

<strong>CARE</strong> behandelt<br />

hat einen Mehrwert<br />

und schätzt die<br />

Fähigkeiten von<br />

seine Partner gut<br />

für Projekte und<br />

Arbeit der Partner<br />

Einzelnen<br />

Partner<br />

Allgemeine Qualität von <strong>CARE</strong>s Arbeit:<br />

82,5<br />

92,2<br />

87,1<br />

80,2<br />

81,6<br />

Aufbau von<br />

Relevanz für<br />

Aufbau und Unter-<br />

Gleichberechtigung<br />

Aufbau und Unter-<br />

Partnerschaften<br />

lokalen Kontext<br />

stützung nationaler<br />

und Stärkung von<br />

stützung regionaler<br />

und Bedarf<br />

Netzwerke<br />

Frauen<br />

Netzwerke<br />

insgesamt (100%)<br />

sehr gut und<br />

hervorragend (in %)<br />

39


<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Ein Modell der Zusammenarbeit<br />

Entwicklung und Wirkungsweise von <strong>CARE</strong>s Rolle und Ansatz<br />

in der Arbeit mit Partnern und Beteiligten auf dem Balkan<br />

Faktenbasierte Interessenvertretung und Lobbyarbeit von und zu Rechten<br />

und Verantwortung für Frauen und Mädchen auf dem Balkan<br />

Nationale und regionale Netzwerkarbeit und das Herstellen<br />

von Verbindungen zwischen Basisorganisationen und politischen<br />

Entscheidungsstrukturen<br />

Zusammenarbeit und Dialog über Frauenund<br />

Mädchenrechte jenseits nationaler<br />

und ethnischer Grenzen ermöglichen<br />

Schulungen anbieten und Fähigkeiten<br />

ausbauen, Ansätze erproben, gemeinsam<br />

Wissen generieren<br />

Initiativen auf Gemeindeebene<br />

aufgrund lokaler Kontextanalyse<br />

und vorrangiger Bedürfnisse,<br />

kontinuierliches Lernen<br />

Hohe Wirkung Mittlere Wirkung Kleine Wirkung Mittlere Wirkung Hohe Wirkung<br />

40


<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Danksagung<br />

Danksagung<br />

Unterstützer<br />

In den letzten sieben Jahren wurde die Umsetzung von <strong>CARE</strong>-Projekten durch eine Reihe von Geldgebern unterstützt. Dafür<br />

und für die Anerkennung und das Vertrauen sind wir sehr dankbar. Ihre großzügige Unterstützung ermöglicht es <strong>CARE</strong>, seine<br />

Bemühungen für Gleichberechtigung und soziale Inklusion in der Region fortzusetzen. Diese Geldgeber sind neben anderen: die<br />

Europäische Union, die deutsche Bundesregierung, das norwegische Außenministerium, die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit,<br />

die privaten Stiftungen Howard G. Buffet, MOTT, die OAK Stiftung und der Patsy Collins Fonds.<br />

Koordination und Redaktion:<br />

Zvjezdana Batkovic, Sherine Ibrahim, Felix Wolff<br />

Die Auswertung 14 , die zu diesem Bericht führte, beinhaltete<br />

Projektdokumente und -auswertungen, eine große Anzahl von<br />

Interviews und Gruppendiskussionen sowie eine Online-Umfrage<br />

zum Erheben von quantitativen und qualitativen Daten.<br />

Wir danken unseren Partnerorganisationen, den Mitarbeitern<br />

von lokalen Behörden und Institutionen sowie allen Projektteilnehmern,<br />

die zu diesem Bericht beigetragen haben.<br />

Wir möchten uns ebenfalls bei allen <strong>CARE</strong>-Mitarbeitern bedanken,<br />

die in unterschiedlichen Stadien an der Erstellung dieses<br />

Berichts beteiligt waren: Sumka Bucan, John Crownover, Vesna<br />

Jovanovic, Susanne Knoke, Dubravka Kovacevic, Jasna Kronja,<br />

Besnik Leka, Jadranka Milicevic, Mihane Nartile Salihu Bala,<br />

Dragan Peric, Sasa Petkovic, Marijana Serer, Marina Starcevic<br />

Cviko, Zorica Trifunovic.<br />

<strong>CARE</strong> möchte auch den Gutachtern danken, die den Initialworkshop<br />

zur Entwicklung dieses Berichts vorbereitet und organisiert<br />

haben: Suzana Kunac, Sandra Bencic and Gordana<br />

Obradovic aus Zagreb.<br />

<strong>CARE</strong> dankt Ana Popovicki Capin und Jim Newkirk aus Belgrad<br />

für ihre Recherche und Analysearbeit, die als wesentliche<br />

Grundlage für diesen Bericht diente.<br />

Untersuchungen wurden an zwölf Orten in fünf Ländern durchgeführt,<br />

bei denen wir mit 139 Menschen sprachen, von denen<br />

47 Mitglieder von Partnerorganisationen, 53 Programmteilnehmer,<br />

27 Regierungsvertreter und zwölf <strong>CARE</strong>-Mitarbeiter waren.<br />

Wir kontaktierten insgesamt 19 Partnerorganisationen zur Mitwirkung<br />

an diesem Bericht.<br />

Die Entwicklung des Berichts wurde ermöglicht durch finanzielle<br />

Unterstützung durch <strong>CARE</strong> USA, <strong>CARE</strong> Norwegen und <strong>CARE</strong><br />

<strong>Deutschland</strong>-Luxemburg.<br />

Kreative Koordination: Johanna Mitscherlich, <strong>CARE</strong> <strong>Deutschland</strong>-Luxemburg<br />

Lektorat: Henk Syring<br />

Layout/Design:<br />

, Marketingagentur, Dietzenbach<br />

Fotonachweis: Claudia Adolphs (Titelseite, Seiten 3, 4, 5, 7,<br />

8, 10, 27, 28, 41, 44), Johanna Mitscherlich (Seiten 6, 12,<br />

16, 31), Vedran Budimir (Seiten 9, 26, 35), Center E8 (Seite<br />

13), Center for Roma Initiatives (Seiten 15, 18), Autonomous<br />

Women’s House (Seite 17), PETRA AT Network member:<br />

Women’s Room (Seite 19), Smart Kolektiv (Seite 20), Stephan<br />

Trappe (Seite 22), Felix Wolff (Seite 25), Sandra Bulling (Seiten<br />

30, 33, 43, 45), Novi Sad Humanitarian Center (Seite 32),<br />

Romedia Foundation (Seite 35), Anders Nordstoga (Seite 36).<br />

14<br />

Die Ergebnisse dieses Berichts basieren auf der Analyse und den Empfehlungen, die im internen Bericht ‘A Study on Evidence of Change on Gender Equality and Women Empowerment 2005 – 2012 for <strong>CARE</strong> in the Balkans’,<br />

der im Zeitraum März bis Juli 2012 von den Gutachtern Ana Popovicki und Jim Newkirk verfasst wurde.<br />

42


Danksagung | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

<strong>CARE</strong> Partnerorganisationen, Netzwerke und Institutionen, die zu diesem Bericht beigetragen haben<br />

• Partnerorganisationen:<br />

1. Association for Sexual and Reproductive Health ‘XY’, 13. Promundo, Washington DC Office, USA<br />

Sarajevo, Bosnia and Herzegovina<br />

14. RING Anti-trafficking Network, Bosnia and Herzegovina<br />

2. ASTRA Anti-trafficking Action, Belgrade, Serbia<br />

15. Roma Women Association Better Future (Bolja Buducnost),<br />

3. Autonomous Women Center (AWC), Belgrade, Serbia<br />

Tuzla, Bosnia and Herzegovina<br />

4. Bibija - Roma Women Center, Belgrade, Serbia<br />

16. Roma Women Network Success (Uspjeh), Bosnia and<br />

5. Center for Education, Counselling and Research (CESI), Herzegovina<br />

Zagreb, Croatia<br />

17. Roma Women Network FIRST (Prva), Montenegro<br />

6. Center for Women War Victims ROSA, Zagreb, Croatia 18. Romani Cikna, Krusevac, Serbia<br />

7. Center for Roma Initiatives (CRI), Niksic, Montenegro 19. SMART Kolektiv, Belgrade, Serbia<br />

8. Forum of Women (Forum zena) Bratunac, Bosnia and 20. Women Association MAJA Kravica, Bosnia and Herzegovina<br />

Herzegovina<br />

21. Women Organization LARA, Bijelina, Bosnia and<br />

9. Medica Zenica, Bosnia and Herzegovina<br />

Herzegovina<br />

10. NGO Nexus, Vranje, Serbia<br />

22. Youth Organization Center E8, Belgrade, Serbia<br />

11. Novi Sad Humanitarian Center (NSHC), Novi Sad, Serbia 23. Youth Organization Status M, Zagreb, Croatia<br />

12. PETRA Anti-trafficking Network, Croatia<br />

• Netzwerke und Institutionen:<br />

24. Becej Municipality, Vojvodina, Serbia<br />

25. Border Police Unit, Bosnia and Herzegovina<br />

26. Bratunac Municipality, Bosnia and Herzegovina<br />

27. Center for Socail Work, Bjeljina, Bosnia and Herzegovina<br />

28. Center for Social Work, Nikšic, Montenegro<br />

29. Center for Social Work, Tuzla, Bosnia and Herzegovina<br />

30. Gender Equality Institute, Vojvodina, Serbia<br />

31. High School Faust Vrancic, Zagreb, Croatia<br />

32. Ministry for Human and Minority Rights, Montenegro<br />

33. Ministry of Education, Violence Prevention Unit, Belgrade,<br />

Serbia<br />

34. Ministry of Education, Vojvodina, Serbia<br />

35. Ministry of Health, Tuzla Canton, Bosnia and Herzegovina<br />

36. NGO Your Rights, Bosnia and Herzegovina<br />

37. OSCE, Tuzla, Bosnia and Herzegovina<br />

38. Police Administration, Nikšic, Montenegro<br />

39. Police Department of Tuzla Canton, Bosnia and<br />

Herzegovina<br />

40. Primary School Milena Lajovic, Nikšic, Montenegro<br />

43


<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Abkürzungen<br />

Abkürzungen<br />

ASTRA Aktion gegen Menschenhandel, Serbien<br />

AWC Unabhängiges Frauenzentrum, Serbien<br />

CAHIV Kroatische Gesellschaft für HIV<br />

<strong>CARE</strong> Cooperative for Assistance and Relief Everywhere<br />

CEDAW Ausschuss der Vereinten Nationen zur UN-Konvention<br />

zur Beseitigung der Diskriminierung von Frauen<br />

(UN Committee on the Elimination of Discrimination Against Women)<br />

CESI Zentrum für Bildung, Beratung und Forschung, Kroatien<br />

EU Europäische Union<br />

NRO Nicht-Regierungsorganisation<br />

NSHC Humanitäres Zentrum Novi Sad, Serbien<br />

RAE Roma, Ashkali und Ägypter (Roma, Ashkali, Egyptian)<br />

UNICEF Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen<br />

(United Nations Children’s Fund)<br />

YMI Young Men Initiative<br />

44


Über <strong>CARE</strong> | <strong>CARE</strong> auf dem Balkan<br />

Über <strong>CARE</strong><br />

<strong>CARE</strong> wurde 1945 in den USA gegründet, um Armut und Hunger<br />

in Europa mit über 100 Millionen <strong>CARE</strong>-Paketen zu lindern.<br />

Allein in <strong>Deutschland</strong> wurden damals 10 Millionen <strong>CARE</strong>-Pakete<br />

verteilt. Heute setzt sich <strong>CARE</strong> in über 80 Ländern mit<br />

überwiegend einheimischen Kräften für die Überwindung von<br />

Not, Armut und Ausgrenzung ein und beteiligt insbesondere<br />

Frauen und Mädchen. <strong>CARE</strong> hat Beraterstatus bei den Vereinten<br />

Nationen und hilft unabhängig von politischer Anschauung,<br />

religiösem Bekenntnis oder ethnischer Herkunft. Für seine<br />

sorgfältige Verwendung von Spendengeldern erhält <strong>CARE</strong><br />

<strong>Deutschland</strong>-Luxemburg schon seit Jahren das DZI-Spendensiegel<br />

und hat 2012 beim Transparenzpreis den 2. Platz belegt.<br />

Im vergangenen Jahr hat <strong>CARE</strong> über 83 Millionen Menschen<br />

weltweit unterstützt. Mehr Informationen unter www.care.de<br />

45


<strong>CARE</strong> <strong>Deutschland</strong>-Luxemburg e.V.<br />

Dreizehnmorgenweg 6<br />

53175 Bonn<br />

Tel.: (0228) 975 63-0, Fax: -51<br />

E-Mail: info@care.de<br />

www.care.de<br />

<strong>CARE</strong> in Luxemburg<br />

43, Bd. du Prince Henri<br />

L-1724 Luxembourg<br />

Tel.: (+352) 26 2030-60, Fax: -91<br />

E-Mail: info@care.lu<br />

www.care.lu<br />

Ihre Hilfe kommt an!<br />

Spendenkonto: 4 40 40, Sparkasse KölnBonn<br />

Bankleitzahl: 370 501 98<br />

IBAN: DE 93 37050198 0000 0440 40<br />

BIC: COLSDE33<br />

Online-Spenden: www.care.de/spenden-helfen/<br />

Geprüft und empfohlen: Das DZI-Spendensiegel bescheinigt <strong>CARE</strong> Jahr für Jahr den effizienten und gewissenhaften<br />

Einsatz der anvertrauten Gelder. 2012 wurde <strong>CARE</strong> zum dritten Mal durch den PwC-Transparenzpreis<br />

ausgezeichnet und belegte im Ranking der weltweit 100 besten Nichtregierungsorganisationen des Magazins<br />

„The Global Journal“ Platz sieben. <strong>CARE</strong> ist Mitglied der Initiative Transparente Zivilgesellschaft.<br />

2. Platz

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!