Zur Studie - CARE Deutschland e.V.
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<strong>CARE</strong> auf dem Balkan | Soziale Integration fördern<br />
Jetzt weiß ich, wie meine Träume<br />
wahr werden können – eine persönliche Geschichte<br />
Der Wandel setzte vor vier Jahren ein, als ich bei <strong>CARE</strong>s Projekt<br />
Chances and Choices for Roma Girls mitmachte. Das Projekt ermutigt<br />
Roma-Mädchen, mit ihrer Ausbildung fortzufahren, die<br />
Schule abzuschließen und die Universität zu besuchen. Besonders<br />
gerne mochte ich die Beratung. Ein Psychotherapeut veranstaltete<br />
mit uns Gruppengespräche und Einzelberatung. Ich<br />
lernte sehr viel über mich selbst, wie Bildung mein Leben verändern<br />
und wie ich mir Zeit gut einteilen kann. Ich entdeckte<br />
meine eigenen Stärken, wurde selbstbewusster und setzte klare<br />
Ziele für die Zukunft. Jetzt weiß ich, was ich erreichen kann.<br />
Vor noch nicht allzu langer Zeit hätte ich die meisten dieser<br />
Ideen für bloßes Wunschdenken und alberne Träume gehalten,<br />
nicht für echte Möglichkeiten.<br />
Sladjana Knezevic aus Novi Sad.<br />
„Ich bin Sladjana Knezevic, eine 19-jährige Roma und ich lebe<br />
in einer Roma-Siedlung in den Randgebieten der Stadt Novi Sad<br />
im Norden Serbiens. Ich hatte eine schwere Kindheit, und wir<br />
waren sehr arm. Als ich klein war ließ sich meine Mutter von<br />
meinem Vater scheiden, da er die meiste Zeit betrunken war.<br />
Meine Mutter starb bei einem Verkehrsunfall als ich 14 war, und<br />
nur zwei Jahre später verlor ich auch meinen Vater. Zusammen<br />
mit meinem kleinen Bruder wuchs ich bei meiner Großmutter<br />
und der Familie meiner Schwester auf. Ich weiß heute nicht<br />
mehr, wie ich es schaffte die Grundschule abzuschließen, aber<br />
ich war froh, als es endlich vorbei war. Ich wollte auf keinen<br />
Fall weiter zur Schule gehen, aber meine Großmutter setzte sich<br />
dafür ein, dass ich es doch tat. Ich meldete mich zwar an, brach<br />
die weiterführende Schule aber immer wieder ab. Ich wusste<br />
nichts über den Wert und die Bedeutung von Bildung, und ich<br />
war mit ganz anderen Problemen beschäftigt.<br />
Fast alle Mädchen des Projektes sind wieder zur Schule gegangen<br />
oder haben sich an der Universität eingeschrieben. Keine<br />
von uns hat früh geheiratet. Ich habe vor Kurzem einen Antrag<br />
abgelehnt, da Heiraten für mich im Moment nicht infrage<br />
kommt. Wir haben alle gelernt, unser Leben selbst zu bestimmen.<br />
Ohne das Projekt und die Hilfe von <strong>CARE</strong> wäre keine von<br />
uns so weit gekommen. Ich gehe zur weiterführenden Schule,<br />
und ich bin glücklich. Ich bin älter als meine Mitschüler und<br />
das ist nicht immer einfach, aber das kümmert mich nicht. Ich<br />
habe Träume, und ich weiß jetzt, wie sie in Erfüllung gehen<br />
können.“<br />
In der Provinz Vojvodina gelten 67,7 Prozent<br />
der 29.000 Roma als arm, 18,9 Prozent sogar<br />
als sehr arm. Rund 80 Prozent der Roma gehen keiner<br />
geregelten Arbeit nach. Roma sind im Bildungssystem<br />
noch immer unterrepräsentiert und die Zahl der Schulabbrecher<br />
ist hoch. Laut Provinzbehörden (2008) besuchten<br />
22,6 Prozent der Roma-Frauen nie eine Grundschule,<br />
25,2 Prozent nur die Grundschule und nur 16,3<br />
Prozent schlossen die weiterführende Schule ab. Laut<br />
UNICEF (2005) heiraten 45,9 Prozent der Roma-Frauen<br />
in Serbien vor dem 18. Lebensjahr und 12,4 Prozent vor<br />
dem 15 10 .<br />
10<br />
Die Informationen beruhen auf einem Interview mit Marija Aleksandrovic, die im Bildungssekretariat ein Stipendien-Projekt für Roma-Schüler leitete.<br />
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