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Artikel über Hafner in Steinach ,20. März 2010 im Straubinger Tagblatt

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<strong>Artikel</strong> <strong>im</strong> Straub<strong>in</strong>ger <strong>Tagblatt</strong> am 10. <strong>März</strong> <strong>2010</strong>


<strong>Artikel</strong> <strong>im</strong> Straub<strong>in</strong>ger <strong>Tagblatt</strong> am 10. <strong>März</strong> <strong>2010</strong><br />

zum besseren Lesen hier nochmal:<br />

Hoher Besuch fand sich am bundesweiten „5. Tag der offenen Töpferei" <strong>in</strong> der Keramikwerkstatt von<br />

Kathar<strong>in</strong>a Heus<strong>in</strong>ger und Mart<strong>in</strong> Waubke „Auf der Spek" e<strong>in</strong>: Dr. Werner Endres, Keramikfachmannund<br />

deutschlandweit bekannt aus der Sendung „Kunst und Krempl", nahm zu verschiedenen Exponaten aus dem Nachlass<br />

der ehemali¬gen <strong>Hafner</strong>ei .Ech<strong>in</strong>ger <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>ach Stellung.<br />

Zuvor referierte der Ste<strong>in</strong>acher He<strong>im</strong>atfor¬scher Hans Agste<strong>in</strong>er <strong>über</strong> das <strong>Hafner</strong>-Handwerk und <strong>über</strong> bedeutsame<br />

Keramikfunde <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de Ste<strong>in</strong>ach. Im Detail berichtete er <strong>über</strong> die Keramik „Das<br />

letzte Abendmahl", das Jakob Ech<strong>in</strong>ger, dem letzten <strong>Hafner</strong> <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>ach, zugeschrieben wird.<br />

Agste<strong>in</strong>er lenkte das Interesse der Besucher auf zahlreiche Ähnlichkeiten des „Abendmahls" von Ech<strong>in</strong>ger<br />

mit der klassizistischen Schnitzerei „Das letzte Abendmahl" am Hochaltar <strong>in</strong> der Klosterkirche von Azlburg<br />

des Straub<strong>in</strong>ger Künstlers Franz Xaver Keller. Zweifellos habe Jakob Ech<strong>in</strong>ger diese Darstellung<br />

gekannt.<br />

Interessant sei auch, dass Ste<strong>in</strong>ach bis Ende des 19. Jahrhunderts e<strong>in</strong> <strong>Hafner</strong>zentrum war mit e<strong>in</strong>er <strong>Hafner</strong>gasse<br />

und zehn Töpfereien. Jakob Ech<strong>in</strong>ger sei der Letzte se<strong>in</strong>er Zunft gewesen und dank der großen Bedeutung<br />

des Keramikgeschirrs wohl sehr wohlhabend. Kurz g<strong>in</strong>g Agste<strong>in</strong>er auch auf bedeutsame Funde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

1997 durch Zufall entdeckten Abfallgrube be<strong>im</strong> ehe¬maligen Gasthaus Zur Krone e<strong>in</strong>. Hier handele es sich um<br />

zwei restaurierte, mittelalterlich Gefäße aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, die vom Kreisarchäologen<br />

Dr. Ludwig Husty kürzlich an die Geme<strong>in</strong>de Ste<strong>in</strong>ach <strong>über</strong>geben worden waren und e<strong>in</strong>en Platz <strong>im</strong><br />

Ste<strong>in</strong>acher Rathaus gefunden haben.<br />

E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Geschichte des Krön<strong>in</strong>ger Geschirrs gab Töpfermeister Mart<strong>in</strong> Waubke. Diese Keramiken<br />

aus dem Krön<strong>in</strong>g, e<strong>in</strong>em Gebiet zwischen Landshut, D<strong>in</strong>golf<strong>in</strong>g und Vilsbiburg, hätten e<strong>in</strong>e ge¬wisse Ähnlichkeit<br />

mit den Töpfer¬waren der <strong>Hafner</strong>ei Ech<strong>in</strong>ger, me<strong>in</strong>¬te Waubke.<br />

Die Familien Ech<strong>in</strong>ger und S<strong>im</strong>¬mel hatten e<strong>in</strong>ige Töpferarbeiten aus der Werkstatt ihres Vorfahren Jakob<br />

Ech<strong>in</strong>ger zur Best<strong>im</strong>mung mitgebracht. Besonders gefiel e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Hausaltar mit drehbarem Tabernakel, mit<br />

dem die Enkelk<strong>in</strong>der spielen durften. E<strong>in</strong> Nachweis für die Urheberschaft von Töpferwaren aus der Werkstatt<br />

Ech<strong>in</strong>ger, selbst bei Besitz<strong>über</strong>nahme durch Erben, sei heute jedoch schwer zu führen, erklärte Dr. Werner<br />

Endres.<br />

Äußerst bedauerlich sei es, dass es ke<strong>in</strong>e schriftlichen Überlieferungen zu den Arbeiten und zur Arbeitsweise<br />

der <strong>Hafner</strong> mehr gebe und sehr vieles verschollen sei. Grundlagen des Töpferhandwerks <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de<br />

Ste<strong>in</strong>ach seien mit Sicherheit die reichen Ton- und Lehmvorkommen gewesen, auch der Name „Auf der<br />

Spek" deute darauf h<strong>in</strong>.<br />

Keramikgeschirr sei bis zur Erf<strong>in</strong>dung der Eisentöpfe als Massenware viel produziert und <strong>im</strong> weiten Umkreis<br />

<strong>im</strong> Land vertrieben worden. Mit Sicherheit stammten jedoch e<strong>in</strong>e Blumenampel mit fe<strong>in</strong> gearbeiteter Oberfläche<br />

und e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er. hellblau glasierter Weihwasserkessel von Ja¬kob Ech<strong>in</strong>ger, erklärte Endres. Mit der<br />

blauen Glasur sei der verwendete braune Ton aus Ech<strong>in</strong>gers Werkstatt „weggeleugnet" worden.<br />

Trotz der Initialen JE auf e<strong>in</strong>er Heiligenfigur und e<strong>in</strong>em Uhrenständer aus Keramik bestehen Zweifel an der<br />

Herkunft aus der Werkstatt Ech<strong>in</strong>gers, sagte Endres. Er berichtete von der Massenproduktion der Töpferwaren<br />

bis <strong>in</strong> das 19. Jahrhundert h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, erzählte von den Töpfertransporten auf riesigen Schleppzügen und<br />

eigens angefertigten „Kre<strong>in</strong>zerwagen" und <strong>über</strong> die Technik des Brennens und Glasie¬rens. Mit se<strong>in</strong>en schier<br />

unerschöpflichen Kenntnissen rund um <strong>Hafner</strong>ei und Keramik schlug Endres die Zuhörer <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Bann und<br />

stellte sich allen Fragen.erö

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