Begleitheft für den Heimatlehrpfad der Stadt Unterschleißheim
Begleitheft für den Heimatlehrpfad der Stadt Unterschleißheim
Begleitheft für den Heimatlehrpfad der Stadt Unterschleißheim
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Dieser <strong>Heimatlehrpfad</strong> soll Ihnen zeigen, wie alt und doch interessant<br />
die Geschichte unserer <strong>Stadt</strong> ist.<br />
Sie können <strong>den</strong> Pfad in zwei Stun<strong>den</strong> begehen, können sich es<br />
aber auch in Teilabschnitte einteilen.<br />
Wir wer<strong>den</strong> gerne mit Ihnen gehen und können Ihnen dann sicher<br />
noch etwas Hintergrundwissen vermitteln.<br />
Dieses Heft soll Ihnen ein Pfadbegleiter sein.<br />
Sicher können Sie in unserem Museum mehr über die <strong>Stadt</strong>geschichte<br />
erfahren.<br />
Besuchen Sie uns.<br />
<strong>Begleitheft</strong> für <strong>den</strong><br />
<strong>Heimatlehrpfad</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Stadt</strong> Unterschleißheim<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Stadt</strong> Unterschleißheim Forum<br />
Verantwortlich: Wolfgang Christoph
Rathausplatz 1<br />
Eingang gegenüber <strong>der</strong> Post<br />
Unsere Öffnungszeiten:<br />
Dienstag von 9.00—12.00 Uhr<br />
Donnerstag von 16.00—19.00 Uhr<br />
Je<strong>den</strong> ersten Sonntag im Monat von 13.00—16.00 Uhr<br />
Schulen, Gruppen und Vereine gerne auch zu an<strong>der</strong>en Zeiten<br />
nach telefonischer Vereinbarung.<br />
Tel. Museum: 310 09 266<br />
Tel. privat Wolfgang Christoph: 310 63 43<br />
e-mail: wchristoph@ush.bayern.de<br />
27
und wenn Sie noch mehr wissen wollen ...<br />
Im Museum wird anhand von Fundstücken und vielen ergänzen<strong>den</strong><br />
Materialien die Entwicklung unserer Heimat gezeigt.<br />
Chronologisch beginnen wir bei <strong>der</strong> Geologie, zeigen Techniken<br />
<strong>der</strong> Werkzeugherstellung und des Hausbaus in <strong>der</strong><br />
Steinzeit, beschreiben die erste Siedlung aus <strong>der</strong> Bronzezeit<br />
und <strong>der</strong> Kelten und belegen durch Funde die Anwesenheit<br />
<strong>der</strong> Römer.<br />
Die Bajuwaren führen uns weiter zu <strong>den</strong> Urkun<strong>den</strong>, <strong>der</strong> Ersterwähnung<br />
von Schleißheim!<br />
Im zweiten großen Teil des Museums wird das schnelle<br />
Wachstum von Unterschleißheim mit Lohhof rund um die<br />
Bezirksstraße veranschaulicht. Auch die Landwirtschaft<br />
nimmt einen großem Bereich ein. Weitere Themen sich<br />
Flucht– und Vertreibung, Hausarbeit mit einer eigenen<br />
Waschküche und Küche, Handwerker wie Schuhmacher,<br />
Zimmermann und Schmied. Flachsverarbeitung und sogar<br />
die Techniken <strong>der</strong> Fotografie und des Computers erhielten<br />
einen Platz.<br />
Haben wir Sie neugierig gemacht?<br />
Kommen Sie vorbei!<br />
Der Eintritt ist kostenlos!<br />
Verehrte Bürger,<br />
die <strong>Stadt</strong> eröffnet in Kürze einen <strong>Heimatlehrpfad</strong>. Dieser<br />
führt Sie, liebe Bürger, durch unser <strong>Stadt</strong>gebiet.<br />
Dabei berührt dieser Lehrpfad fast alle wichtigen historischen<br />
Stellen. Dort steht dann eine Tafel und berichtet über<br />
<strong>den</strong> jeweiligen Hintergrund.<br />
Dieses <strong>Begleitheft</strong> ermöglicht es Ihnen, Ihre spezielle Geschichtswan<strong>der</strong>ung<br />
so zu gestalten, wie es Ihnen passt.<br />
Dass Ihnen dies alles Freude macht und für Sie interessant<br />
wird, wünscht Ihnen ganz herzlich<br />
Ihr Bürgermeister<br />
Projekte mit Schulklassen:<br />
Steinzeittechniken ausprobieren.<br />
Waschen anno dazumal.<br />
26
1 Der Rathausplatz<br />
18 Edith-Stein-Schule<br />
Blin<strong>den</strong>- und Sehbehin<strong>der</strong>tenzentrum Südbayern<br />
Das gesamte Gelände des Rathausplatzes w ar bis 1803 klösterlicher<br />
Besitz und wurde als Ackerland vom Schattenhofer<br />
bis in die 70-er Jahre bewirtschaftet.<br />
Der Zickzackbalken in unserem <strong>Stadt</strong>wappen deutet dies<br />
bildlich an.<br />
1983 w urde mit dem Bau des Rat- und Bürgerhauses begonnen<br />
und am 4. Mai 1985 feierte man die Eröffnung des Gebäudekomplexes<br />
mit einem Festzug ins neue Ortszentrum.<br />
1985 beging man hier die 1200 Jahr-Feier mit einem großen<br />
Festakt und einer Ausstellung über die Geschichte Unterschleißheims.<br />
Im Milleniumsjahr, 2000 wurde im großen Festsaal unsere<br />
Gemeinde zur <strong>Stadt</strong> erhoben.<br />
Eine lange Tradition bildet die Grundlage für das Zentrum:<br />
Bereits im Jahre 1885 wurde <strong>der</strong> Träger <strong>der</strong> Einrichtung, <strong>der</strong><br />
Verein für Sehgeschädigtenerziehung e.V. in Augsburg gegründet<br />
mit dem Ziel, blinde und sehbehin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong> und<br />
Jugendliche auf ein weitestgehend selbständiges Leben in<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft vorzubereiten.<br />
Im Jahre 1976 haben <strong>der</strong> Verein und die Bezirke Ober- und<br />
Nie<strong>der</strong>bayern sowie Schwaben das großzügige Angebot von<br />
Unterschleißheim als neuen Standort angenommen. Für die<br />
Planung und Bebauung des 35.000 qm großen Areals zeichnet<br />
sich <strong>der</strong> Architekt Alexan<strong>der</strong> Pagenstecher verantwortlich.<br />
Seit dem Herbst 1983 wer<strong>den</strong> hier sehbehin<strong>der</strong>te und seit<br />
dem Jahr 2000 auch blinde Kin<strong>der</strong> und Jugendliche in einer<br />
Grund- und Hauptschule, sowie in einer Realschule geför<strong>der</strong>t.<br />
Zusätzlich befin<strong>den</strong> sich auf dem Areal eine heilpädagogische<br />
Tagesstätte, ein Heim und eine schulvorbereitende<br />
Einrichtung.<br />
Unterschleißheim ist als behin<strong>der</strong>tenfreundliche <strong>Stadt</strong> bekannt.<br />
An mehreren Instituten und Einrichtungen wer<strong>den</strong><br />
<strong>der</strong>zeit 700 Behin<strong>der</strong>te betreut.<br />
4<br />
25
19 St. Valentin<br />
2 Der S-Bahn Haltepunkt<br />
Auf dem Grundstück Ecke Nelken-Sportplatzstraße stand<br />
früher die kleine St. Valentins-Kapelle, die zum Freisinger<br />
Domstift gehörte.<br />
Da die Verehrung des hl. Valentin bereits im 8/9 Jh. einsetzte,<br />
kann eine sehr frühe Errichtung des Gotteshauses angenommen<br />
wer<strong>den</strong>. Im Bistumsverzeichnis des 16.Jh. wird die<br />
Kapelle ,,ad campos“, also in <strong>den</strong> Fel<strong>der</strong>n, bezeichnet. Sie<br />
besaß zwei Altäre. Der Hochaltar war <strong>den</strong> Vierzehn Nothelfern<br />
und <strong>der</strong> Seitenaltar dem hl. Valentin geweiht.<br />
Vom Dorfe her führte ein Weg hinaus zu <strong>den</strong> Fel<strong>der</strong>n. Im Zuge<br />
<strong>der</strong> Säkularisation verfiel unsere Kapelle und wurde 1814<br />
abgerissen. Die Kapelle gab <strong>der</strong> umliegen<strong>den</strong> Flur, dem<br />
Dritt- o<strong>der</strong> Valentinsfeld, ihren Namen.<br />
In <strong>den</strong> 60-er Jahren entstand hier die sogenannte Stockersiedlung,<br />
die ihren Namen vom Grundeigentümer herleitet.<br />
Auf dieser Strecke <strong>der</strong> alten Bayerischen Ostbahnen verkehrten<br />
ab dem 3. November 1858 Züge in Richtung Landshut<br />
und später zur Donau.<br />
Die Strecke wurde 1898 zweigleisig ausgebaut und 1925<br />
elektrifiziert. Die erste S-Bahn als Teil des öffentlichen Nahverkehrs<br />
im damals neu errichteten Münchner Verkehrs- und<br />
Tarifverbundes hielt hier im November 1973.<br />
Etwa 200 m westlich an <strong>der</strong> Siriusstraße wurde eine merowingische<br />
Spatha (7. Jh.) gefun<strong>den</strong>. Sie war Besitztum eines<br />
sogenannten „Freien“. Vermutet wird auch dort <strong>der</strong> Grafenhof.<br />
Das nahe Klosterfeld gehörte früher verschie<strong>den</strong>en klösterlichen<br />
Grundeigentümern.<br />
24<br />
5
3 Neue Kirche St. Ulrich<br />
18 Unterschleißheim<br />
die größte Schulstadt im Landkreis<br />
Die Kirche und das Pfarrzentrum wur<strong>den</strong> von 1984-86 nach<br />
Plänen des Architekten Hans Maurer gebaut. Die Einweihung<br />
und die Erhebung zur Pfarrei erfolgten am 17. Juli<br />
1986. Die Bronzerotunde über dem Altar wurde von dem<br />
Künstler Josef Hamberger geschaffen und zeigt ein Lamm,<br />
umgeben von vielen Sternen und Kreuzen. Sie symbolisiert<br />
so das Motto dieser Pfarrei: „Gott ist mitten unter uns“. An<br />
<strong>der</strong> Seitenwand zur Sakristei ist die Statue des Hl. Ulrich zu<br />
sehen.<br />
Der Tabernakel von Blasius Gerg und ein Beichtraum befin<strong>den</strong><br />
sich in <strong>der</strong> Seitenkapelle, an die sich die Taufkapelle<br />
anschließt.<br />
Die mo<strong>der</strong>ne Orgel <strong>der</strong> Firma Sandtner wurde 2001 eingeweiht.<br />
Sie hat 3.700 Pfeifen und 24 Register.<br />
Zum Pfarrzentrum gehören das Pfarrheim, Jugendheim,<br />
Pfarrhaus, <strong>der</strong> Pfarreikin<strong>der</strong>garten und die Caritas-<br />
Sozialstation. Vor dem Pfarrhaus steht <strong>der</strong> Ulrichsbrunnen<br />
zu Ehren des Pfarrpatrons. In dem 31 m hohen Kirchturm<br />
hängen drei Glocken, die die Namen „St. Ulrich“,<br />
„Gottesmutter Maria“ und „Don Bosco“ tragen.<br />
Die Kommune kann 2007 auf 140 Jahre Schulgeschichte zurück<br />
blicken. Wie die Quellen belegen, herrschte vor jedem<br />
Schulhausbau akute Schulraumnot. Die Finanzierung <strong>der</strong> Vorhaben<br />
sowie die Standortsuche für die neuen Schulen führten<br />
in <strong>den</strong> Ratsgremien stets zu erbittert geführten Debatten. Trotzdem<br />
konnten fast alle Bauvorhaben durchgeführt wer<strong>den</strong>:<br />
1867 Volksschule an <strong>der</strong> Hauptstraße,<br />
1888 Erweiterung durch Anbau,<br />
1931 Volksschule am Hackeranger,<br />
1957 Volksschule an <strong>der</strong> Johann-Schmid-Straße,<br />
1963 Erweiterung zum 1.Bildungszentrum mit Kin<strong>der</strong>garten,<br />
Hort, Mehrzweckhalle und Freizeitheim,<br />
1971 Erweiterung durch Hauptschultrakt,<br />
1974 Grundschule an <strong>der</strong> Raiffeisenstraße,<br />
1992 Grundschule an <strong>der</strong> Ganghofer Straße.<br />
Ein geplanter Schulbau fiel 1938 dem Krieg zum Opfer. Das<br />
gemeindliche Angebot wird ergänzt durch Realschule, Gymnasium,<br />
Son<strong>der</strong>pädagogisches För<strong>der</strong>zentrum, Blin<strong>den</strong>- und<br />
Sehbehin<strong>der</strong>tenzentrum und Montessori Schule in jeweils<br />
an<strong>der</strong>er Trägerschaft.<br />
6<br />
23
17 Die Genezareth-Kirche<br />
4 An <strong>der</strong> Hauptstraße<br />
Seit dem Jahre 1937 stellen wir die<br />
ersten evangelischen Mitbürger in<br />
Unterschleißheim fest. Die Gottesdienste<br />
wur<strong>den</strong> anfangs in <strong>der</strong> Alten<br />
St. Ulrichskirche und später im<br />
Gang <strong>der</strong> neuen Lohhofer Schule<br />
gefeiert.<br />
Der Name <strong>der</strong> Kirche, soll an die<br />
große Angst <strong>der</strong> Jünger beim Sturm<br />
auf dem See Genezareth erinnern.<br />
Auf dieses Ereignis weist auch das<br />
Altargemälde, das Angela Gsaenger<br />
schuf, hin. Hier tritt Jesus in das Boot zu seinen Jüngern. Die<br />
schöne Fenster-Rose <strong>der</strong> Kirche steht genau zur Fichtenstraße.<br />
Die Kirche wurde nach <strong>den</strong> Plänen von Kirchenbaurat W.<br />
Becker errichtet. Die Grundsteinlegung<br />
erfolgte am 24. September<br />
1961. Die Weihe nahm Kirchendekan<br />
H. Schmidt am 1. Advent 1962<br />
unter großer Beteiligung <strong>der</strong> evangelischen<br />
Geistlichkeit und gesamten<br />
Bevölkerung vor. Am 6. November<br />
1977 wurde die Kirche Pfarrstelle.<br />
Zum Reformationsfest erfolgte<br />
die Verleihung an <strong>den</strong> 1. Pfarrer.<br />
Neben <strong>der</strong> Kirche steht das Pfarrheim,<br />
das am 24. September 1978<br />
eingeweiht wurde. Die mo<strong>der</strong>ne<br />
Skulptur stellt die ersten Menschen<br />
dar.<br />
Von hier bis zum ehemaligen Gemeindehaus lagen die Söl<strong>den</strong>.<br />
An <strong>der</strong> Abzweigung zur Keltenschanze befand sich seit<br />
1913 ein Kesselhaus zur Wasserversorgung <strong>der</strong> Gemeinde.<br />
Im Haus gegenüber befand sich die 1. Limona<strong>den</strong>fabrikation<br />
des Dorfes. Franz Xaver Drexler hatte die Aufgabe, im Kesselhaus<br />
am Abend um 11.00 Uhr <strong>den</strong> Strom <strong>der</strong> Pumpe abzustellen<br />
und am Morgen um 5.00 Uhr wie<strong>der</strong> anzustellen.<br />
Im Bereich zur Landshuter Straße konnten etliche bajuwarische<br />
Bauernhäuser freigelegt wer<strong>den</strong>, in <strong>den</strong>en sich Hausgrundrisse,<br />
Keramikscherben und menschliche Bestattungen<br />
fan<strong>den</strong>.<br />
22<br />
7
5 An <strong>der</strong> Landshuter Straße<br />
16 Der „Lohhof“<br />
Ursprung des gleichnamigen <strong>Stadt</strong>teiles<br />
Hier lagen auf <strong>der</strong> Westseite zwei sich überschnei<strong>den</strong>de<br />
Moorufersiedlungen aus <strong>der</strong> Hallstattzeit (750 bis 500<br />
v. Chr.). In unmittelbarer Nähe entdeckte man einen Brunnen<br />
aus <strong>der</strong> Keltenzeit.<br />
Auf <strong>der</strong> Ostseite befand sich eine keltische Siedlung aus <strong>der</strong><br />
Latènezeit (500 bis 15 v.<br />
Chr.). Es wur<strong>den</strong> etliche<br />
Hausgrundrisse, Gefäßreste,<br />
Brunnenfassungen<br />
und<br />
eine keltische<br />
Tierkopffibel gefun<strong>den</strong>.<br />
Bereits für 470<br />
n. Chr. ist typisch<br />
germanische<br />
Keramik<br />
festgestellt wor<strong>den</strong>,<br />
ein für unsere<br />
Gegend sehr früher<br />
Fund.<br />
An dieser Stelle befand sich <strong>der</strong> Lohhof, <strong>der</strong> hier bis zu seinem<br />
Abriss 1978 stand. Das bäuerliche Anwesen wird erstmals<br />
im Jahre 1476 als Besitz des Klosters In<strong>der</strong>sdorf genannt.<br />
Es befand sich in einem lichten Gehölz mit Strauchund<br />
Grasbewuchs, dem Lohwald, dessen spärliche Reste<br />
heute noch vorhan<strong>den</strong> sind.<br />
Im dreißigjährigen Krieg wurde <strong>der</strong> Hof verwüstet und lag öd.<br />
Aus dem Jahre 1812 stammt die erste Beschreibung. Zahlreiche<br />
Eigentümer bewirtschafteten <strong>den</strong> Lohhof. 1829 erwarb<br />
ihn Generalleutnant von Jordan und seine Ehefrau. Der<br />
General stand in königlich-bayerischen Diensten und hatte<br />
sich bei <strong>der</strong> Belagerung Kufsteins große Verdienste erworben.<br />
Er beantragte für sein Eigentum 1833 die Namensumwidmung<br />
in Maxfeldhof.<br />
Im Jahre 1916 erwarb <strong>der</strong> Fabrikant und Erfin<strong>der</strong> Fritz Lochmann<br />
<strong>den</strong> Hof. Er plante die „Gartenstadt Lohhof“ mit Straßen,<br />
Wasserleitung und Sportplatz. Er verkaufte ab 1929<br />
baureife Parzellen. Daraus entstand <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>teil Lohhof.<br />
8<br />
21
15 Pfarrkirche St. Korbinian<br />
6 An <strong>der</strong> Burg<br />
Die Pfarrkirche ist dem hl. Korbinian geweiht, dem ersten<br />
Bischof von Freising und Patron des Erzbistums München<br />
und Freising (+ um 730 n. Chr.). Das nach alter Tradition<br />
streng nach Osten ausgerichtete Gotteshaus wurde vom Architekten<br />
Georg M. Kronenbitter geplant und am 28. Oktober<br />
1951 durch Weihbischof Neuhäusler geweiht. Seit 1958 ist<br />
Lohhof eine selbständige Pfarrei.<br />
Die Kirche erhielt 1981 eine neue Orgel. Das Apsisgemälde<br />
von 1984 (Edzard Seeger) zeigt Christus bei seiner Wie<strong>der</strong>kunft<br />
am Ende <strong>der</strong> Zeiten. Die gegenständliche Ausstattung<br />
aus Bronze und Stein (1984-1999) stammt von <strong>der</strong> Bildhauerin<br />
Christine Stadler. Vier neugegossene Glocken erklangen<br />
erstmals am Kirchweihfest 1998; die größte (Christusglocke)<br />
wiegt 1.450 kg.<br />
Hier errichteten Leute aus <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>en Beamtenschaft eine<br />
kleine Holzburg mit zwei umlaufen<strong>den</strong> Gräben, einen so bezeichneten<br />
Wasserburgstall.<br />
Lediglich einige Palisa<strong>den</strong>reste und unzählige Scherben aus<br />
dem 11. Jh. und Bo<strong>den</strong>spuren zeugen von diesem frühen<br />
Sitz eines vermuteten Ortsadels.<br />
Neben <strong>der</strong> Burg lagen die Wirtschaftsgebäude und wohl seit<br />
<strong>der</strong> Neuzeit eine zweigeschossige Mühle. Zahlreiche Mühlsteinreste,<br />
Ziegel und tief in <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> eingerammte Eichenpfähle<br />
sind Bew eise für die Mühle.<br />
Ganz in <strong>der</strong> Nähe befand sich wohl auch eine Dorfschmiede,<br />
wie uns Eisenreste, sogenannte Luppen zeigen.<br />
20<br />
9
7 Das Ballhausforum<br />
14 Altes Rathaus<br />
Das mo<strong>der</strong>ne Sport-, Kultur- und Kongresszentrum Ballhausforum<br />
befindet sich in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> ehemaligen Krautgärten,<br />
einer Form genossenschaftlichen Bo<strong>den</strong>besitzes, <strong>der</strong> aus<br />
<strong>der</strong> mittelalterlichen Allmende stammte.<br />
Unmittelbar, ja praktisch unter dem Ballhausforum fand man<br />
mehrere Hochäcker aus <strong>der</strong> Bajuwarenzeit. Aufgrund des<br />
schlechten Bo<strong>den</strong>s am Rande des Dachauer Mooses und<br />
auch wegen <strong>der</strong> großen Pflüge zog man <strong>den</strong> Humus zu hügelartigen<br />
Wällen zusammen. So erhöhte sich die Fruchtbarkeit.<br />
Neben <strong>den</strong> Äckern konnten die Reste von 23 Jungrin<strong>der</strong>n<br />
freigelegt wer<strong>den</strong>. Es handelt sich wohl um einen „Viehfall“<br />
als eine Seuche des Klauenviehes (1792).<br />
Bevor das alte Rathaus im Jahre 1953 errichtet wurde, befand<br />
sich die Gemeindeverwaltung in <strong>der</strong> Schule gegenüber<br />
<strong>der</strong> Alten St. Ulrichs-Kirche.<br />
Das 1. Unterschleißheimer Rathaus - heute Altes Rathaus<br />
genannt - w urde am 1. Juni 1953 eingeweiht. Das Grundstück<br />
wurde um vier DM pro qm von <strong>der</strong> Kirche erworben.<br />
Beim Bau des Rathauses veranschlagte Bürgermeister Johann<br />
Schmid für reine Baukosten 90.000 DM, also 45 DM<br />
pro Kubikmeter umbauten Raum.<br />
Bürgermeister Johann Schmid, <strong>der</strong> 1945 von <strong>den</strong> Amerikanern<br />
eingesetzt und 1946 mit großer Mehrheit gewählt wurde,<br />
übergab das Rathaus im Rahmen eines Festaktes seiner<br />
Bestimmung.<br />
Gegenüber steht die Gastwirtschaft „Drei Lin<strong>den</strong>“, in dieser<br />
wur<strong>den</strong> in <strong>den</strong> ersten Wochen nach dem Kriege die ersten<br />
Heimatvertriebenen einquartiert.<br />
10<br />
19
12 Das erste Schulhaus<br />
eine einmalige Gemeinschaftsleistung<br />
8 An <strong>der</strong> Ganghofer Schule<br />
1. September 1867:<br />
Schuleinweihung!<br />
Schulverw eser<br />
Franz Henkel unterrichtete<br />
28 Werktagsschüler<br />
in dem<br />
40 qm großen Klassenzimmer<br />
im ersten<br />
Stock.<br />
Die Lehrerwohnung<br />
befand sich im Parterre.<br />
Vergessen die zahlreichen Beschlüsse <strong>der</strong> 28 Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Gemeindeversammlung die Streitereien um Finanzierung<br />
und Grundstückskauf. Da 1864 die Versammlung uneins<br />
war, erwarb <strong>der</strong> Gemeindeausschuss unter seinem Vorsteher<br />
Jakob Ecker das Schulgrundstück ohne Beschluss.<br />
Die Bausumme in Höhe von 3.500 Gul<strong>den</strong> überfor<strong>der</strong>te die<br />
Gemeinde. Alle Bew ohner leisteten Hand- und Spanndienste.<br />
Die Umlagenkasse zahlte 1.670 Gul<strong>den</strong>. Der Fehlbetrag<br />
von 1.000 Gul<strong>den</strong> wurde über ein Darlehen <strong>der</strong> Bauern Josef<br />
Schuster und Johann Graf gedeckt. Gemeindlicher Schul<strong>den</strong>dienst:<br />
20 Jahre lang 50 Gul<strong>den</strong> mit Verzinsung.<br />
Der Jahreslohn für <strong>den</strong> Lehrer betrug 300 Gul<strong>den</strong> 21 Kreuzer.<br />
Kein Wun<strong>der</strong> also, dass neben <strong>der</strong> Freude auch Sorgen<br />
und Ängste die 300 Dorfbewohner bewegten.<br />
Die Schulanlage befindet sich auf dem sogenannten Felleno<strong>der</strong><br />
Fohlengarten, einer Flur, die von <strong>den</strong> Bauern für die<br />
Nachtweide ihrer Pferde benutzt wurde. Gleich neben <strong>der</strong><br />
Schule konnten zwei Urnenbestattungen aus <strong>der</strong> mittleren<br />
Bronzezeit (um 1500 v. Chr.) freigelegt und geborgen wer<strong>den</strong>.<br />
In Zuge des schnellen Baufortschritts beim Bau <strong>der</strong> Schule<br />
gelang es doch, noch Pfostenspuren unbestimmter Zeitstellung<br />
festzustellen.<br />
Unweit fan<strong>den</strong> die Archäologen auch die Reste <strong>der</strong> Ausrüstung<br />
zweier Soldaten aus dem zweiten Weltkrieg, die sich<br />
hier in <strong>den</strong> letzten Kriegstagen (28/29. April 1945) ihrer Uniform<br />
und ihrer Munition entledigt hatten.<br />
18<br />
11
9 Der Neuwirt<br />
ein Treffpunkt <strong>der</strong> neuen Bürgerschaft<br />
12 Der Alte Wirt<br />
Mittelpunkt <strong>der</strong> Dorfgemeinschaft<br />
Dem Fentwirt, wie er nach dem letzten Wirt, Franz Fent, genannt<br />
wurde, schlug 2002 die letzte Stunde. Heute erinnert<br />
in <strong>der</strong> neuen Wohnanlage nichts mehr an einen <strong>der</strong> ältesten<br />
Höfe, <strong>den</strong> Humplhof, <strong>der</strong> bereits um 1300 erwähnt wird.<br />
Eröffnet wurde das zweite Wirtshaus am Ort im Jahre 1873,<br />
als Georg Franz als Besitzer des Humpl die Erlaubnis erhielt,<br />
in seiner Wohnstube Bier zu zapfen und zu verkaufen, allerdings<br />
keinen Branntwein. Das Geschäft ging sehr gut. Arbeiter,<br />
Handwerker, Geschäftsleute, Händler, Gewerbetreibende,<br />
Dienstboten und ganz normale Bürger zählten zu <strong>den</strong><br />
Gästen. Sie waren im Nachbarwirtshaus, in dem die Bauern<br />
und Grundbesitzer zusammen kamen, nur geduldet. Um <strong>den</strong><br />
Gästewünschen gerecht wer<strong>den</strong> zu können, erbaute Franz,<br />
<strong>der</strong> von 1875 - 1887 Bürgermeister war, im Jahre 1885 <strong>den</strong><br />
stattlichen Bau, dem er <strong>den</strong> Namen Neuwirt gab.<br />
Neben <strong>der</strong> Gaststube verfügte er im Obergeschoß über einen<br />
großen Saal mit Bühne und Tanzbo<strong>den</strong>. In dem beliebten<br />
Gasthaus fan<strong>den</strong> bis in die 60-er Jahre des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
zahlreiche Feste und Feierlichkeiten statt.<br />
Das Wirtshaus ist in <strong>der</strong> Schenkung des Grafen von Scheyern<br />
1180 zu vermuten. Die Taferngerechtigkeit ist 1510 bezeugt.<br />
Der Wirt durfte Bier, Wein und Branntwein ausschenken,<br />
Speisen servieren, Gäste beherbergen, Stallungen vermieten<br />
und Wan<strong>der</strong>gesellen aufnehmen.<br />
Nur hier durften Dorffeste des Kirchenjahrs, Feiern wie<br />
Stuhlfest, Hochzeit und Leichenschmaus durchgeführt wer<strong>den</strong>.<br />
Hier beriet viele Jahrhun<strong>der</strong>te die Dorfgemeinschaft und<br />
fan<strong>den</strong> 1818 die ersten Wahlen statt. Bis 1867 versammelte<br />
sich die Gemeindeversammlung und tagte <strong>der</strong> Gemeindeausschuss<br />
unter Vorsitz des Bürgermeisters, <strong>den</strong> von 1894 -<br />
1919 Peter Schuster hieß. Hier verkehrten vornehmlich<br />
Landwirte, die durch die Säkularisation zu Grundeigentümern<br />
gewor<strong>den</strong> waren.<br />
Nach <strong>der</strong> Eröffnung des Neuwirts wurde aus dem Wirt <strong>der</strong><br />
„Alte Wirt“. 1920 brannte das Haus vollständig ab. Das jetzige<br />
Gebäude wurde 1922/23 errichtet Das Gasthaus befindet<br />
sich seit 1862 in Familienbesitz.<br />
12<br />
17
11 Die Alte Kirche St. Ulrich<br />
10 Das Bauerndorf<br />
Sie ist das Gotteshaus <strong>der</strong> Urpfarrei, die als Kuratie viele<br />
Jahrhun<strong>der</strong>te dem Pfarrer von Garching unterstand. Die<br />
Fundamente <strong>der</strong> Kirche stammen aus dem 12. Jh. Ursprünglich<br />
war sie eine kleine Saalkirche und mit einem Sattelturm<br />
versehen. Im 19. Jh. wur<strong>den</strong> die Sakristei, die Seitenkapellen<br />
und <strong>der</strong> Eingang angebaut.<br />
Innen, an <strong>der</strong> rechten Kirchenseite segnet ein Bischof - wohl<br />
<strong>der</strong> hl. Valentin - die Gläubigen. In <strong>der</strong> rechten Seitenkapelle<br />
befindet sich das Krieger<strong>den</strong>kmal mit einer Pieta aus dem<br />
Jahre 1635. Gegenüber steht <strong>der</strong> H1. Martin auf dem Seitenaltar.<br />
In <strong>der</strong> linken Kirchenmauer erkennt man einen Geißelheiland,<br />
während am linken Seitenaltar die HI. Familie dargestellt<br />
ist. Den Altarraum flankieren die bayerischen Heiligen<br />
Florian und Sebastian. Links und rechts des Tabernakels am<br />
Hochalter, <strong>der</strong> 1894 geweiht wurde, sind die bei<strong>den</strong> Kirchenpatrone<br />
Hl. Ulrich und HI. Stephan zu sehen. Der kircheneigene<br />
Friedhof wird von einer Mauer umgeben, die schon im<br />
17. Jh. in <strong>den</strong> Annalen erwähnt wird.<br />
Großenschleißheim, wie unser Ort hieß, war seit seiner<br />
Gründung ein Bauerndorf. Es bestand bereits um 1485 aus<br />
24 Herdstätten: 4 Bauern (ganze Höfe), 6 Huber (halbe Höfe)<br />
und 14 Söl<strong>den</strong>. Die Söldner waren meist Hofarbeiter und<br />
siedelten entwe<strong>der</strong> auf dem Grund ihres Dienstherren o<strong>der</strong><br />
am Ende des Straßendorfes. Sie besaßen in <strong>der</strong> Regel nur<br />
Haus und Garten.<br />
Verwaltungsmäßig gehörte es zum Landgericht in Dachau<br />
und hier zum Amte Feldmoching (auf'n Gefild). Alle landwirtschaftlichen<br />
Besitzungen gehörten klösterlichen Eigentümern<br />
und hatten Grundlasten, w ie Zins und Gilt, sowie Fronarbeiten<br />
auf dem herzoglichen Hofe Schleißheim zu leisten.<br />
So hatten z.B. die Landw irte, die zum Kloster Weihenstephan<br />
gehörten, an Martini (11. November) in Mallertshofen<br />
ihre Naturalabgaben zu erbringen. Im Neuen Schloß hatten<br />
die Landwirte Scharwerksdienste zu leisten.<br />
16<br />
13
14 15