Der Umwelt zuliebe - HKM Hüttenwerke Krupp Mannesmann GmbH
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04 • 2013<br />
Magazin für die Mitarbeiter der <strong>HKM</strong><br />
Magazin für die Mitarbeiter der <strong>HKM</strong><br />
Zwei <strong>Umwelt</strong>projekte<br />
für die Sinteranlage:<br />
<strong>Der</strong> <strong>Umwelt</strong><br />
<strong>zuliebe</strong><br />
Seite 4
2,3 2,6 0,0 0,0 1,7 5,1 5,1 4,3 4,0 4,5 4,3 4,7 4,7<br />
Neues<br />
Ziel<br />
2013:<br />
3,5<br />
NOV DEZ JAN FEB MÄRZ APRIL MAI JUNI JULI AUG SEP OKT NOV<br />
[ 4,7* ] Verletzungshäufigkeit bei <strong>HKM</strong> bis November 2013!<br />
* Anzahl/Häufigkeit der Betriebsunfälle ab 1 Ausfalltag<br />
pro 1 Mio. verfahrener Arbeitsstunden<br />
#Kompetenz <br />
Internationales Hochöfnertreffen<br />
bei <strong>HKM</strong><br />
Erfahrungsaustausch unter Kollegen<br />
„Die Gesellschafter glauben 8<br />
an die Zukunft der Hütte.“<br />
Interview mit dem <strong>HKM</strong>-Aufsichtsratsvorsitzenden<br />
Wolfgang Eging<br />
Richtig handeln, wenn’s brennt 14<br />
Best Practice – Brandschutz-Lehrgang<br />
Sprechende Waggons 20<br />
Einsatz von RFID bei Kalkanlieferung<br />
Moderatoren im Einsatz 24<br />
Safety First<br />
Keine Ausnahme für Büros 28<br />
KVP bei TI – 5S-Kampagne<br />
weiter fortgesetzt<br />
Jetzt sind die Mitarbeiter dran 34<br />
Energiemanagement auf<br />
dem Vormarsch<br />
Ein weiterer Schritt in Richtung Zukunft 36<br />
Claus-Anlage in Betrieb genommen<br />
Kunden und Partner <br />
<strong>Der</strong> Hüttenspatz 2<br />
Industrie zum Anfassen 23<br />
Lange Nacht der Industrie<br />
7<br />
Kunst auf der Hütte 46<br />
90 Jahre Duisburger Künstlerbund<br />
Mit Füßen getreten 48<br />
Produkte aus <strong>HKM</strong>-Stahl<br />
<strong>Umwelt</strong> <br />
<strong>Der</strong> <strong>Umwelt</strong> <strong>zuliebe</strong> 4<br />
Zwei <strong>Umwelt</strong>projekte für die Sinteranlage<br />
In allen Bereichen aktiv 19<br />
Die Abteilung Integriertes<br />
Managementsystem (TU-I)<br />
Mitarbeiter <br />
Weil Transparenz Verständnis schafft 11<br />
Neue Controllingschulungen<br />
<strong>HKM</strong>-Frauen legen los 12<br />
Frauen bei <strong>HKM</strong><br />
Mit Zuversicht ins neue Jahr 13<br />
Kolumne des Betriebsrats<br />
Hauptsache Abwechslung 16<br />
Mitarbeiter stellen ihren Alltag vor<br />
Appetithappen für die grauen Zellen 18<br />
Neu im nächsten Jahr<br />
Lernsnacks bei <strong>HKM</strong><br />
Weil jeder eine zweite Chance verdient 26<br />
Förderung junger Menschen<br />
Interessant und breit gefächert 27<br />
Azubi-Kolumne über die Ausbildung<br />
von Speditionskaufleuten<br />
Fit fürs Leben 30<br />
Ein Jahr <strong>HKM</strong>-Betriebssport<br />
Nadeln und Urkunden für <strong>HKM</strong>-Sportler 31<br />
100 Jahre Deutsches Sportabzeichen<br />
„Zurzeit bin ich noch ein Lernender.“ 32<br />
Neuer Stahlwerkschef Chris Lindner<br />
Ausgezeichnete Azubis 33<br />
Unter den Kammer- und Landesbesten<br />
Kreativität zum Anfassen 38<br />
Kreativtrainings bei den Azubis<br />
Fuchs & Bärmann 39<br />
Aus einem Guss 40<br />
Familienfest von Personalabteilung<br />
und Werksicherheit<br />
Aus der Not eine Tugend gemacht 42<br />
Eigene Ausgebildete auf<br />
Produktionsarbeitsplätzen<br />
In Bewegung bleiben 43<br />
Sport am Arbeitsplatz<br />
Eine predigende Ministerpräsidentin 44<br />
Barbarafeier 2013<br />
Eine Bootsfahrt als Dankeschön 46<br />
Anheizen der Koksofenbatterie 1<br />
gefeiert<br />
Jubilare 47<br />
Austritte, Altersteilzeit, <br />
Freistellungsphase<br />
47<br />
Wir gedenken 47<br />
Hallo zusammen,<br />
bei meinen Rundflügen über das Hüttengelände<br />
bin ich zuletzt des öfteren auf den<br />
Fensterbrettern der Sozialgebäude, um mir<br />
das Gefieder aufzuwärmen. Bei dem, was mir<br />
dort so zugetragen wurde, blieb mir sprichwörtlich<br />
die Spucke weg. Da werden in frisch<br />
renovierten Gebäuden Duschköpfe und Armaturen<br />
geklaut, Wände beschmiert, Klobrillen<br />
und Waschbecken zerstört. Das ist Sachbeschädigung,<br />
hochgradig unsozial und kann<br />
doch nicht im Sinne all der Kollegen sein, die<br />
die Gebäude bestimmungsgemäß nutzen<br />
wollen. Oder sollen die Sozialräume künftig<br />
wie die vandalismussicheren Autobahntoiletten<br />
aussehen, nur weil einige wenige ausrasten?<br />
– Wohl kaum!<br />
Ich kann mich immer noch aufregen, wenn<br />
ich bloß daran denke. Dennoch: Macht’s mal<br />
gut, kommt gesund durch die kalte Jahreszeit<br />
und erkältet Euch nicht. Aber da war doch<br />
noch was? – Ach ja: Frohe Weihnachten und<br />
einen guten Rutsch wünscht Euch<br />
<strong>Der</strong> Hüttenspatz<br />
PS: Mir kann man auch schreiben.<br />
E-Mails lese und schreibe ich unter:<br />
huettenspatz@hkm.de
04 • 2013 3<br />
Vorwort a<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
passend zu den vor uns liegenden Weihnachtstagen<br />
und dem anstehenden Jahreswechsel<br />
können auch wir heute mit einer „Frohen<br />
Botschaft“ aufwarten: Auch im kommenden<br />
Jahr wird auf der Hütte laut Planung der<br />
Gesellschafter Vollauslastung herrschen, was<br />
bedeutet, dass wir mehr als fünf Millionen<br />
Tonnen Stahl erzeugen werden. Wir sehen<br />
darin das hohe Vertrauen, das die Gesellschafter<br />
in uns und unseren Standort setzen, bestätigt.<br />
Das ist gut für die Hütte, gut für die<br />
Zukunft der Hütte und gut für die Arbeitsplätze<br />
auf der Hütte.<br />
Allerdings darf die positive Sicht auf das<br />
kommende Jahr nicht den Blick verstellen auf<br />
einige Schwachpunkte, die sich in den zurückliegenden<br />
Monaten offenbart haben. So ist<br />
etwa der Grad der Arbeitssicherheit in einigen<br />
Anlagen schlichtweg unbefriedigend, was<br />
unsichere Zustände und unsichere Handlungen<br />
anbetrifft. Um es in Zahlen auszudrücken:<br />
Stand heute sind 21 Unfälle und damit eine<br />
Unfallhäufigkeit, die nicht das wiedergibt, was<br />
wir wirklich können. Wir sind besser! Und das<br />
werden wir in 2014 auch beweisen!<br />
Allerdings müssen wir das auch beweisen,<br />
so wie die Unfallhäufigkeit bei der <strong>HKM</strong> stieg<br />
ist die Produktion gesunken. Dieser Zusammenhang<br />
ist deutlich zu erkennen. Es geht hier<br />
nicht um außerordentliche Ereignisse oder Störungen,<br />
sondern um den Normalbetrieb. Auch<br />
hier sind wir unter Niveau, auch hier sind wir<br />
eigentlich besser. Das haben wir bereits 2012<br />
unter Beweis gestellt und das werden wir 2014<br />
erneut tun.<br />
Auch an anderer Stelle müssen wir etwas<br />
tun. So gibt es beispielsweise Abteilungen, die<br />
einen überdurchschnittlich hohen Krankenstand<br />
aufweisen. Und dabei handelt es sich<br />
Weiß-Gott-Nicht um Abteilungen, in denen<br />
leistungsgewandelte Kolleginnen und Kollegen<br />
arbeiten. Hier wollen wir helfen. So wie<br />
wir nicht akzeptieren, dass Mitarbeiter verletzt<br />
von der Arbeit nach Hause zurückkehren,<br />
so können wir auch nicht hinnehmen, dass<br />
jemand krank von der Arbeit kommt. Wir werden<br />
uns daher dort, wo höhere Krankenstände<br />
sind, die physische und psychische Belastung,<br />
aber auch das professionelle Verhalten der<br />
Führungs kräfte einmal genauer ansehen. Wir<br />
erhoffen uns davon nicht zuletzt<br />
Erkenntnisse über Maßnahmen,<br />
mit denen wir die<br />
Situation verbessern können.<br />
In diesem Zusammenhang<br />
gilt aber auch: Es gibt bei uns<br />
Null-Toleranz für Missbrauch,<br />
wie etwa angekündigte<br />
Krankenscheine bei Schichtverlegung.<br />
Das wollen und<br />
das werden wir nicht dulden.<br />
Ein weiterer wichtiger<br />
Punkt im zurückliegenden Jahr ist, dass wir<br />
an der Arbeitsorganisation in verschiedenen<br />
Bereichen Veränderungen vornehmen. Es geht<br />
um eine übertrieben zu kleinteilige Arbeitsteilung.<br />
Die bauen wir zurück – in der Adjustage,<br />
der Kokerei und an anderen Stellen passiert<br />
das schon. Dabei geht es nicht darum, den Einzel-Arbeitsplatz<br />
abzuschaffen, sondern dort<br />
Arbeitsinhalte zu ergänzen, wo es notwendig<br />
ist. Wir machen das mit Augenmaß und in<br />
dem konservativen Sinne, das Gute zu bewahren.<br />
Außerdem werden wir selbstverständlich<br />
dort, wo durch Monotonie und übertriebene<br />
Arbeitsteilung Einzel-Arbeitsplätze wegfallen,<br />
über Qualifizierungsmaßnahmen auch etwas<br />
am Geld tun.<br />
Liebe Leserin und lieber Leser,<br />
ich bin überzeugt, dass auch in Zukunft Premiumstähle<br />
wie die von <strong>HKM</strong> in Deutschland<br />
und in Europa erfolgreich produziert werden<br />
können. Das setzt allerdings voraus, dass uns<br />
die Politik das auch machen lässt und uns<br />
nicht mit Sonderabgaben überzieht, die uns<br />
im Wettbewerb unter Wasser ziehen.<br />
Wir bei <strong>HKM</strong> werden jedenfalls mit unserer<br />
tollen Truppe auch in 2014 selbstbewusst<br />
aufspielen und unseren Gesellschaftern zeigen,<br />
was wir können.<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und<br />
Ihren Familien auch im Namen der gesamten<br />
<strong>HKM</strong>-Geschäftsführung schöne Feiertage und<br />
einen guten Rutsch ins neue Jahr.<br />
Ihr<br />
Peter Gasse
4 04 • 2013<br />
<strong>Umwelt</strong> a Zwei <strong>Umwelt</strong>projekte für die Sinteranlage:<br />
<strong>Der</strong> <strong>Umwelt</strong> <strong>zuliebe</strong><br />
<strong>Der</strong> <strong>Umwelt</strong>schutz ist <strong>HKM</strong> von jeher ein Anliegen.<br />
Vieles ist in der Vergangenheit daher<br />
bereits unternommen worden, um den gesetzlichen<br />
Vorgaben, aber auch den eigenen<br />
Ansprüchen gerecht zu werden. Jetzt stehen<br />
wieder zwei Großprojekte an, die fast ausnahmelos<br />
dem <strong>Umwelt</strong>schutz zugutekommen.<br />
Für rund 50 Millionen Euro wird die<br />
Sinteranlage in den kommenden Jahren mit<br />
zwei neuen zusätzlichen Filteranlagen ausgerüstet,<br />
um die Staubbelastung im Umfeld<br />
der Hütte auf ein Minimum zu reduzieren.<br />
Imposante Erscheinung:<br />
die Sinteranlage aus der Vogelperspektive.<br />
Staub ist allerdings nicht gleich Staub. Während<br />
der „grobe“ Staubniederschlag eher<br />
als Belästigung empfunden wird, ist der in<br />
kleinen und kleinsten Partikeln in der Luft<br />
schwebende Feinstaub gesundheitsschädlich.<br />
Schon viel unternommen<br />
Seit 2006 wurden beim Staubniederschlag<br />
an den 14 Messstellen rund um die Hütte<br />
keinerlei Überschreitungen des gesetzlich<br />
vorgeschriebenen Grenzwertes festgestellt.<br />
Auch beim Feinstaub wird der Grenzwert<br />
schon seit Jahren eingehalten. Im Vergleich<br />
zu anderen Hüttenwerken steht <strong>HKM</strong> damit<br />
bereits sehr gut da. Was allerdings nicht von<br />
ungefähr kommt. Durch zahlreiche und zum<br />
Teil auch sehr umfangreiche Maßnahmen<br />
hat man in den letzten Jahren dafür gesorgt,<br />
dass es rund um die Hütte in Sachen<br />
<strong>Umwelt</strong> immer besser wurde.<br />
Entstaubung auch heute schon<br />
vorhanden<br />
Auch die Sinteranlage ist – trotz der anstehenden<br />
Großinvestitionen in <strong>Umwelt</strong>schutzprojekte<br />
– bereits heute mit Entstaubungsanlagen<br />
ausgestattet, und zwar mit<br />
einer Band- und einer Raumentstaubung.<br />
Dazu eine kurze Erklärung. Die Sinteranlage<br />
muss man sich vorstellen wie ein Band mit<br />
(Wander-)Rosten. Es ist etwa 100 Meter<br />
lang und 4,20 Meter breit und verfügt somit<br />
über eine Fläche von 420 Quadratmetern.<br />
Auf den Rosten befindet sich im Wesentlichen<br />
eine Mischung aus Erz, Koksgrus als<br />
Brennstoff und Kalk als Bindemittel. Diese<br />
Mischung wird zunächst gezündet und<br />
durch eine unter dem Band anliegende<br />
Saugung bei rund 1.100 Grad einmal durchgebrannt.<br />
Dabei bewegt sich das Band etwa<br />
vier Meter pro Minute, so dass der ganze<br />
Sinterprozess ungefähr eine halbe Stunde<br />
dauert. Das Ergebnis ist ein stückiges Material<br />
– der Sinter –, ein optimiertes Material,
04 • 2013 5<br />
Die Vertreter der drei an den <strong>Umwelt</strong> schutzprojekten<br />
beteiligten Abteilungen (v.l.):<br />
Peter Goemans (Neubau), Robert Liebisch<br />
(Sinteranlage), Daniel Bouwhuis (<strong>Umwelt</strong>schutz),<br />
Bernd Klöpper und Marcus Poggel (beide<br />
Neubau) sowie Christiane Riedel (Sinteranlage).<br />
das für den Einsatz im Hochofen gebraucht<br />
wird. Zur Entstaubung werden bei diesem<br />
Prozess zwei Anlagen eingesetzt: eine<br />
Raum entstaubungsanlage mit Elektrofilter,<br />
die ausschließlich mit Staub beladene Luft<br />
aus den Sinterkühlern, den Sieb- und Mahlanlagen<br />
sowie Bandübergaben reinigt, sowie<br />
eine Bandentstaubungsanlage, in der<br />
das Prozessgas aus der Absaugung des<br />
Sinterbandes durch einen Elektrofilter von<br />
Schadstoffen und Staub befreit wird.<br />
Verschärfte Grenzwerte<br />
bis 2020<br />
entstaubung werden 40 Milligramm pro<br />
Kubikmeter ab 2016 und zehn Milligramm<br />
pro Kubikmeter ab 2020 vorgeschrieben.<br />
Während es sich bei der Bandentstaubung<br />
um ein reines <strong>Umwelt</strong>projekt handelt, besitzt<br />
die Raumentstaubung auch eine wirtschaftliche<br />
Komponente. Schon jetzt wäre<br />
die Sinteranlage nämlich technisch in der<br />
Lage, die bereits erreichte derzeitige Genehmigungsgrenze<br />
von 4,9 Millionen Tonnen<br />
Fertigsinter pro Jahr zu überschreiten. Was<br />
nicht zu mehr, dafür aber zu preiswerterem<br />
Roheisen führt. Denn: „Wir können dadurch<br />
das Verhältnis der Hochofen-Einsatzstoffe<br />
Sinter und Pellets in Richtung Sinter verändern<br />
und werden dadurch unabhängiger<br />
von den Preisbindungsmechanismen bei<br />
Pellets“, erklärt Robert Liebisch. Allerdings<br />
braucht es dazu aus genehmigungsrechtlicher<br />
Sicht eine erweiterte Raumentstaubung<br />
an den Drehkühlern, um bis zu sechs<br />
Millionen Tonnen Fertigsinter pro Jahr anstreben<br />
zu können. Und genau die wird jetzt<br />
in Angriff genommen.<br />
Riesige und komplexe Anlagen<br />
Sowohl im Hinblick auf den wirtschaftlichen<br />
Aspekt als auch hinsichtlich der 2020<br />
in Kraft tretenden Grenzwerte hat sich<br />
<strong>HKM</strong> bereits heute zur Umsetzung der beiden<br />
Projekte entschlossen. „Wir können die<br />
erste, bis 2016 zu erreichende Grenzwertabsenkung<br />
für die Bandentstaubung durch<br />
kleinere Maßnahmen zwar noch stemmen,<br />
aber für die ab 2020 geltenden zehn Milligramm<br />
pro Kubikmeter haben wir mit dem<br />
bestehenden Elektrofilter keine Chance<br />
mehr “, sagt Daniel Bouwhuis vom Bereich<br />
<strong>Umwelt</strong>schutz. Deshalb der Entschluss, sich<br />
mit dem Thema der Prozessgasreinigung<br />
schon vorzeitig auseinanderzusetzen. Und<br />
so gewaltig hört sich das Ganze – mal abgesehen<br />
von den Investitionen in Höhe von<br />
etwa 50 Millionen Euro – ja auch zunächst<br />
einmal gar nicht an. Schließlich sind für die<br />
zusätzliche Entstaubung „nur“ ein Elektrofilter<br />
für die Raum- sowie ein Gewebefilter<br />
plus Rauchgasreinigung für die Bandentstaubung<br />
erforderlich. In Wahrheit verbergen<br />
sich dahinter allerdings riesige und auf<br />
die Rauchgasreinigung bezogen verfahrenstechnisch<br />
komplexe Anlagen.<br />
<strong>Der</strong> Anfang ist bereits gemacht<br />
Nicht zuletzt deshalb haben die Neubauabteilung<br />
und die Sinteranlage bereits mit den<br />
Bandentstaubung (neu)<br />
Bandentstaubung (neu)<br />
Raumentstaubung (neu)<br />
Raumentstaubung (neu)<br />
Überblick:<br />
Die grafische<br />
Darstellung<br />
zeigt den Ablauf<br />
der Sinteranlage<br />
sowie die Anund<br />
Zuordnung<br />
der neuen<br />
E n t s t a u b u n g s -<br />
anlagen.<br />
Bandentstaubung<br />
(neu)<br />
E-Filter<br />
(neu)<br />
E-Filter<br />
Sintermaschine<br />
Gebläse<br />
E-Filter<br />
Bislang konnten mit diesen beiden Einrichtungen<br />
die Grenzwerte von jeweils 50 Milligramm<br />
Staub pro Kubikmeter Luft eingehalten<br />
werden. Doch nun stehen schrittweise<br />
Verschärfungen an. So werden die Grenzwerte<br />
der Raumentstaubung ab 2016 auf 30<br />
Milligramm pro Kubikmeter für bestehende<br />
Filter und auf 20 Milligramm pro Kubikmeter<br />
für neue Filter gesenkt. Bei der Band-<br />
Wärmetauscher
6 04 • 2013<br />
Planungen begonnen. „Bis Ende dieses Jahres<br />
wollen wir die Beauftragung für das Detail-<br />
Engineering der Kanäle und des Stahlbaus der<br />
zweiten Raumentstaubungsanlage<br />
abgeschlossen haben, schließlich<br />
soll die Anlage bereits im 4. Quartal<br />
2015 in Betrieb genommen werden“,<br />
sagt Marcus Poggel von der Neuabteilung.<br />
„Wir waren uns hier lange nicht sicher,<br />
welcher Filter zum Einsatz kommen soll“, erklärt<br />
Christiane Riedel, die für Filterprojekte<br />
in der Sinteranlage zuständig ist. „Erst nach<br />
Abschluss der Voruntersuchungen war klar,<br />
dass ein Elektrofilter die richtige Variante für<br />
die zweite Raumentstaubung ist.“ Zumindest<br />
für diese Anlage sind die Hausaufgaben also<br />
gemacht. Nicht ganz so weit ist man bei der<br />
Bandentstaubung. Hier ist aber klar, dass ein<br />
Gewebefilter benötigt wird um den Grenzwert<br />
von zehn Milligramm Staub pro Kubikmeter<br />
einhalten zu können.<br />
Jede Menge offene Fragen<br />
Überhaupt ist mit vielen Überlegungen zu<br />
den Projekten bereits im vorigen Jahr gestartet<br />
worden, schließlich mussten jede<br />
Menge Fragen geklärt werden. Solche, die<br />
sich auf die einzusetzende Technik bezogen,<br />
aber auch solche, die den <strong>Umwelt</strong>schutz<br />
und natürlich auch die Errichtung der Anlagen<br />
betrafen. Die Herausforderung dieser<br />
konzertierten Aktion von Sinteranlage, <strong>Umwelt</strong>schutz<br />
und Neubauabteilung besteht<br />
unter anderem in der Bereitstellung der erforderlichen<br />
Ressourcen. Und damit ist nicht<br />
Geld gemeint, denn das wurde bereits bewilligt.<br />
Vielmehr geht es darum, genügend<br />
Leute für all die Tätigkeiten wie Planung,<br />
Montage oder Abnahme zu haben. Zumal<br />
3D-Modell des Kühlers der Sinteranlage<br />
erzeugt aus einem Laserscan<br />
die Projekte parallel zueinander bearbeitet<br />
werden sollen und die Produktion davon<br />
so wenig wie möglich beeinträchtigt werden<br />
darf. Ein anderes Problem ist, den für<br />
die Anlagen benötigten Platz zu schaffen,<br />
und der ist enorm. Allein für die Bandentstaubung<br />
werden etwa 3.000 Quadratmeter<br />
gebraucht, was der Größe eines halben<br />
Fußballplatzes entspricht. Zwar gibt sich die<br />
Anlage für die Raumentstaubung etwas bescheidener.<br />
Rund 1.000 Quadratmeter wird<br />
aber auch sie in Beschlag nehmen. Ganz abgesehen<br />
davon, „dass wir auch noch einen<br />
Platz für die Vormontage brauchen“, merkt<br />
Marcus Poggel an.<br />
Baustart noch in 2014<br />
Nicht minder wichtig ist die Frage nach der<br />
Verfügbarkeit der Firmen, mit denen die Projekte<br />
realisiert werden. Ein technisches Konzept<br />
für Entstaubungsanlagen und Rauchgasreinigungen<br />
ist dort zwar bereits vorhanden,<br />
doch muss das noch auf die individuellen<br />
Anforderungen und lokalen Gegebenheiten<br />
angepasst werden. So oder so, bei jeder Anlage<br />
handelt es sich letztlich um ein Unikat,<br />
für das etwa ein Jahr Bauzeit veranschlagt<br />
werden muss. Wobei das noch im Vorfeld<br />
durchzuführende Engineering noch einmal<br />
mit acht Monaten zu Buche schlägt. Für alle<br />
Beteiligten ist deshalb klar, dass der Start<br />
noch in 2014 erfolgen muss. Den Anfang wird<br />
dabei das Projekt zweite Raumentstaubung<br />
machen. Überlappungen – darüber ist man<br />
sich bei der Neubauabteilung klar – werden<br />
nicht immer zu vermeiden sein, sollen aber<br />
so gering wie möglich gehalten werden. „Wir<br />
werden mit der Montage der Bandentstaubung<br />
wahrscheinlich erst anfangen, wenn<br />
wir die zweite Raumentstaubung in Betrieb<br />
genommen haben“, sagt Marcus Poggel.<br />
Für eine noch<br />
sauberere <strong>Umwelt</strong><br />
Am Gelingen der beiden Projekte hat dabei<br />
niemand Zweifel, schließlich hat man<br />
bei der Kokereierweiterung gerade erst gezeigt,<br />
wozu die Hütte in der Lage ist. Und<br />
so steht trotz zahlreicher Unwägbarkeiten<br />
und jeder Menge Arbeit schon jetzt das Ergebnis<br />
im Vordergrund, das in absehbarer<br />
Zeit erreicht werden wird: eine Sinteranlage,<br />
die lange vor der vorgeschriebenen Zeit<br />
die Grenzwerte erfüllen und für eine noch<br />
sauberere <strong>Umwelt</strong> rund um die Hütte sorgen<br />
wird. Und eine Sinteranlage, die <strong>HKM</strong><br />
durch die Produktion von noch mehr Sinter<br />
wirtschaftlich ein Stück unabhängiger vom<br />
Rohstoffmarkt macht. Was wiederum der<br />
Wettbewerbsfähigkeit und Standortsicherung<br />
zugutekommt. Insgesamt also 50 Millionen<br />
Euro, die gut angelegt sind.<br />
3D-Modell der Voruntersuchungen<br />
für die 2. Raumentstaubung.
04 • 2013 7<br />
Betriebsbesichtigung<br />
des VDEh-Fachausschusses<br />
Hochofenverfahren<br />
Kompetenz a Erfahrungsaustausch unter Kollegen:<br />
Internationales<br />
Hochöfnertreffen bei <strong>HKM</strong><br />
Zu einem Erfahrungsaustausch trafen sich<br />
am 8. und 9. Oktober 2013 europäische<br />
Hochofenkollegen bei <strong>HKM</strong>. Dieses Treffen<br />
findet im Rahmen des Verfahrensausschusses<br />
des VDEh jährlich jeweils in einem anderen<br />
Werk statt. In diesem Jahr stand das<br />
Thema „Produktivitätssteigerung von Hochöfen“<br />
auf der Agenda. Hier nimmt <strong>HKM</strong> im<br />
Vergleich mit anderen Hochofenwerken<br />
eine Spitzenposi tion ein.<br />
<strong>Der</strong> Startschuss für den Erfahrungsaustausch<br />
fiel am Nachmittag nach einer Besichtigung<br />
der KMTE-Anlage auf der Franz<br />
Haniel 14. Mit einem „anderen Blickwinkel“<br />
auf die Hütte und den TKSE-Hafen mit Hüttenwerk<br />
wurde hier in zwangloser Runde<br />
eine vertrauensvolle Basis für die anstehenden<br />
Gespräche geschaffen. Besonders wichtig<br />
ist die Einführung junger Mitarbeiter in<br />
den internationalen Kreis der Fachleute. „In<br />
vergleichbaren Veranstaltungen ist schon<br />
oft der Grundstein für eine Vertrauensbasis<br />
unter Kollegen gelegt worden, die oft ein<br />
ganzes Arbeitsleben anhält“, weiß Jürgen<br />
Gertz, Prozessleiter Hochofen, aus eigener<br />
Erfahrung.<br />
Auf dem Workshop am folgenden Tag<br />
berichteten die Kollegen über verschiedene<br />
Wege und Möglichkeiten, mit bestehenden<br />
Hochofenanlagen eine noch höhere Produktionsleistung<br />
zu erreichen. Dabei sind die<br />
Randbedingungen jedes Hochofenwerks anders.<br />
Auch für <strong>HKM</strong> waren einige Anregungen<br />
dabei, die weiter geprüft werden. Mit<br />
einer Betriebsbesichtigung der Hochöfen<br />
ging die Veranstaltung schließlich zu Ende.<br />
Diskussionen vor<br />
der KMTE-Anlage<br />
„Leinen los“ –<br />
Hochöfner auf Großer Fahrt<br />
mit der Haniel 14
8 04 • 2013<br />
Kompetenz a Interview mit dem <strong>HKM</strong>-Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Eging:<br />
„Die Gesellschafter glauben an<br />
die Zukunft der Hütte.“<br />
Und warum spürt <strong>HKM</strong> von dieser Situation<br />
nichts?<br />
Weil <strong>HKM</strong> ein anderes Kostenverrechnungs-<br />
Preismodell mit den Gesellschaftern vereinbart<br />
hat. Durch die so genannte Abnahmeverpflichtung<br />
der Gesellschafter wird bei<br />
<strong>HKM</strong> stets ein ausgeglichenes Ergebnis ausgewiesen.<br />
Dennoch oder gerade deshalb gilt<br />
auch für <strong>HKM</strong>, als Teil der gesamten Wertschöpfungskette,<br />
alle Anstrengungen zu<br />
Kostensenkungen zu unternehmen. Die Hütte<br />
darf und kann dabei nicht außen vor bleiben.<br />
Deshalb erwarten wir hier vergleichbare<br />
Maßnahmen wie bei den Gesellschaftern,<br />
die ja bekanntlich bereits erhebliche Kostensenkungsinitiativen<br />
eingeleitet haben.<br />
Überkapazitäten in Europa, rund ein Drittel<br />
weniger Stahlverbrauch als noch vor dem<br />
Krisenjahr 2008 sowie zusätzliche Belastungen<br />
durch die Energiewende: Die deutsche<br />
Stahlindustrie durchlebt schwere Zeiten und<br />
steht vor einer ungewissen Zukunft. Bei<br />
<strong>HKM</strong> allerdings herrscht in diesem Jahr Vollauslastung,<br />
und die Hütte blickt auch dem<br />
neuen Jahr eher positiv entgegen. Um Licht<br />
in das Stahldunkel zu bringen und die<br />
vermeintlichen Widersprüche aufzuklären,<br />
haben wir einmal den <strong>HKM</strong>-Aufsichts ratsvorsitzenden<br />
Wolfgang Eging befragt: nach<br />
der speziellen Situation bei <strong>HKM</strong>, aber auch<br />
nach den allgemeinen Bedingungen in der<br />
Stahlindustrie.<br />
Wir bei <strong>HKM</strong>: Herr Eging, bei <strong>HKM</strong> herrscht<br />
derzeit Vollauslastung, die Stimmung ist<br />
gut. Lässt sich das auf die gesamte deutsche<br />
Stahlindustrie übertragen?<br />
Wolfgang Eging: Sicherlich nicht. <strong>HKM</strong> befindet<br />
sich in einer Sondersituation, denn<br />
das Unternehmen hat von den Problemen<br />
der Gesellschafter – etwa den Stillständen<br />
der Hochöfen bei Thyssen<strong>Krupp</strong> Steel und<br />
Salzgitter sowie dem verzögerten Hochfahren<br />
eines Elektroofens bei Vallourec – profitiert.<br />
Demgegenüber leidet einer der großen<br />
Stahlabnehmer von <strong>HKM</strong>, der Salzgitter-Unternehmensbereich<br />
Röhren, seit dem<br />
Frühjahr dieses Jahres unter gravierender<br />
Unterbeschäftigung. Glücklicherweise ist es<br />
gelungen, diese Mengenausfälle zu kompensieren,<br />
sodass keine negativen Auswirkungen<br />
auf die Beschäftigung bei <strong>HKM</strong> zu<br />
verzeichnen waren.<br />
Unterbeschäftigung oder gar Kurzarbeit<br />
wie beim Großrohrhersteller Europipe sind<br />
aber doch momentan eher die Ausnahme.<br />
Es ist richtig, dass die übrigen Stahlerzeuger<br />
in Deutschland derzeit recht gut beschäftigt<br />
sind. Aber Beschäftigung ist das eine – Ergebnis<br />
das andere. Denn anders als bei <strong>HKM</strong>, die<br />
ihre gesamten Kosten durch die Gesellschafter<br />
erstattet bekommt, stehen die Produkte<br />
der Gesellschafter auch auf Basis der Vormaterialkosten<br />
der <strong>HKM</strong> im weltweiten Preiswettbewerb.<br />
<strong>Der</strong>zeit decken die erzielbaren<br />
Preise nicht die Ist-Kosten, was zu erheblichen<br />
Verlusten führt. Die Ergebnislage ist<br />
aufgrund des Drucks auf die Verkaufspreise<br />
unbefriedigend bis dramatisch schlecht.<br />
Nun könnte man diese Vereinbarung aus<br />
Sicht der Gesellschafter ja auch als Belastung<br />
betrachten und sie kurzerhand ändern.<br />
Kann <strong>HKM</strong> weiterhin auf die Gesellschafter<br />
vertrauen?<br />
Wenn Sie sich einmal die Investitionen anschauen,<br />
die in den letzten Jahren bei <strong>HKM</strong><br />
getätigt worden sind, dann beantwortet<br />
das Ihre Frage schon fast von selbst. Ohne<br />
Vertrauen in die <strong>HKM</strong> wären die Kohlemahlund<br />
Einblasanlage, die Kokereierweiterung<br />
oder auch die derzeitigen Investitionen in<br />
die Sinteranlage kaum getätigt worden. All<br />
das zeigt, dass die Gesellschafter an die Zukunft<br />
der Hütte glauben.<br />
Dann lassen Sie uns doch einmal einen<br />
Blick auf die gesamte deutsche Stahlindustrie<br />
werfen. Mit welchen Schwierigkeiten<br />
hat sie heute hauptsächlich zu kämpfen:<br />
eher mit einem konjunkturell bedingten<br />
Nachfrage-Rückgang oder mit veränderten<br />
und erschwerten politischen Rahmenbedingungen?<br />
Die jetzige wirtschaftliche Situation hat viel<br />
mit den Anstrengungen zur Bankenrettung<br />
in Kombination mit den hohen Staatsver-
04 • 2013 9<br />
schuldungen einiger Länder zu tun. Daraus<br />
hat sich letztlich eine veritable europäische<br />
Wirtschaftskrise entwickelt, die schließlich<br />
auch die Industrie stark in Mitleidenschaft<br />
gezogen hat. In Südeuropa beispielsweise<br />
ist die Nachfrage nahezu komplett weggebrochen.<br />
Daneben sind aber auch die politischen,<br />
insbesondere die energiepolitischen<br />
Rahmenbedingungen in Deutschland eine<br />
große Belastung. Wir haben hier und in der<br />
EU Sonderbelastungen, die unsere internationalen<br />
Wettbewerber nicht haben. Mit<br />
Blick auf die <strong>Umwelt</strong>belastungen wird es<br />
der Welt aber nicht helfen, wenn in China<br />
statt in Deutschland Kapazitäten erhalten<br />
bleiben.<br />
Es findet also ein Wettbewerb unter ungleichen<br />
Bedingungen statt, oder?<br />
Ja und ich möchte Ihnen das auch einmal<br />
verdeutlichen. Bei <strong>HKM</strong> entstehen bei der<br />
Erzeugung von einem Kilogramm Stahlbramme<br />
mit hohem technologischem Aufwand<br />
Vollkosten in Höhe von etwa 50 Cent,<br />
der den derzeitigen <strong>Umwelt</strong>auflagen und<br />
Energiekosten Rechnung trägt. <strong>Der</strong>artige<br />
Zusatzkosten entstehen beispielsweise in<br />
China nicht, führen bei uns aber zu erheblichen<br />
Kostennachteilen gegenüber den<br />
Wettbewerbern.<br />
Das führt uns nahezu zwangsläufig zur<br />
Ener giewende und dem damit verbundenen<br />
Gesetz für Erneuerbare Energien (EEG). Wie<br />
gravierend wirkt sich das alles auf die Zukunft<br />
der deutschen Stahlindustrie aus?<br />
bezahlten und sicheren Arbeitsplätzen sein<br />
oder nicht?<br />
Ist denn – wie es erst kürzlich TKS-Chef<br />
Hiesinger formulierte – bei Kappung der<br />
EEG-Vergünstigungen tatsächlich der Standort<br />
Deutschland in Gefahr und was steht<br />
dann auf dem Spiel?<br />
Nehmen wir doch noch einmal das Beispiel<br />
<strong>HKM</strong>. Für die <strong>HKM</strong> stehen ganz konkret zusätzliche<br />
Kosten von jährlich 65 Millionen<br />
Euro allein aus der EEG-Umlage in Diskussion.<br />
Das sind umgerechnet mehr als elf Euro<br />
pro Tonne. Damit wird die Stahlerzeugung<br />
in Deutschland in Frage gestellt, denn der<br />
Wettbewerb spielt sich – wie ich ja bereits<br />
dargelegt habe – im Cent-Bereich ab. Aber<br />
nicht nur Stahl, sondern alle energieintensiven<br />
Branchen sind massiv betroffen, wenn<br />
die Energiekosten weiter steigen. Und das<br />
würde unweigerlich Arbeitsplätze kosten<br />
und die ja bereits laufende De-Industrialisierung<br />
weiter beschleunigen.<br />
Nun ist aber gerade in der Stahlindustrie<br />
eine leichte Erholung zu erkennen. Im Oktober<br />
hat sich die Rohstahlerzeugung in<br />
Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um<br />
zwei Prozent auf 3,76 Millionen Tonnen<br />
und damit den zweiten Monat in Folge erhöht.<br />
Lässt sich daraus der Trend zu einem<br />
vorsichtigen Aufschwung ableiten?<br />
Ich möchte es einmal so ausdrücken: Es ist<br />
ein Licht zu sehen, aber leider ist es nicht das<br />
Licht am Ende des Tunnels. Es gibt Indikatoren,<br />
die eine Belebung der Konjunktur signalisieren.<br />
Ob dies dauerhaft und nachhaltig<br />
sein wird, hängt von vielen Faktoren ab. Da<br />
die eben genannten Energieprobleme in<br />
Europa noch nicht gelöst sind, sollte man<br />
derzeit mit Prognosen zurückhaltend sein.<br />
Dennoch meint der Chef der Mittal Steel<br />
Company, Lakshmi Mittal, dass auch global<br />
betrachtet die Talsohle für die Stahlindustrie<br />
durchschritten ist. Würden Sie dem<br />
zustimmen?<br />
Wenn es gut läuft, könnten wir uns in drei<br />
bis vier Jahren aus der Krise herausgearbeitet<br />
haben. Doch wenn wir Pech haben, dauern<br />
die Schwierigkeiten noch länger an. Eine<br />
vergleichbare Situation hatten wir ja schon<br />
Ende der 70er- bis Anfang der 80er-Jahre.<br />
Wir sollten uns davon aber nicht bange machen<br />
lassen, sondern uns offensiv auf die<br />
verschärften Rahmenbedingungen mit entsprechenden<br />
Anpassungsmaßnahmen einstellen.<br />
Aber es geht ja nicht nur um verschärfte<br />
Rahmenbedingungen, es gibt auch weltweite<br />
Überkapazitäten.<br />
Das ist richtig. Weltweit sind im Markt rund<br />
400 bis 500 Millionen Tonnen strukturelle<br />
Überkapazitäten vorhanden. Allein in Europa<br />
haben wir etwa 40 Millionen ungenutzte<br />
Kapazitäten. Das entspricht in etwa der gesamten<br />
Jahreserzeugung in Deutschland.<br />
Die Stahlbranche hat sich hier sehr eindeutig<br />
positioniert. International wettbewerbsfähige<br />
Energiekosten sind von essenzieller<br />
Wichtigkeit für uns, denn daraus resultierende<br />
Wettbewerbsnachteile können nicht<br />
an anderer Stelle kompensiert werden. Vielmehr<br />
führen sie mittel- bis langfristig zur<br />
Abwanderung energieintensiver Industrien.<br />
Bezahlbare Energie ist die Grundvoraussetzung<br />
jeder wettbewerbsfähigen industriellen<br />
Erzeugung, was übrigens auch ein Blick<br />
in die Vergangenheit zeigt. So ist etwa mit<br />
dem Abbau der Kohle die industrielle Basis<br />
für das Ruhrgebiet entstanden. Die politischen<br />
Entscheidungsträger müssen sich<br />
dessen sehr bewusst sein. Soll Deutschland<br />
auch in Zukunft ein Industrieland mit gut
10 04 • 2013<br />
Und was muss vor diesem Hintergrund generell<br />
geschehen, damit sich die Lage für<br />
die deutsche Stahlindustrie verbessert?<br />
Zwei Dinge. Zum einen brauchen wir einen<br />
europaweiten Abbau der strukturellen<br />
Überkapazitäten. Es darf einfach nicht sein,<br />
dass Stahlhersteller, die – aus welchen Gründen<br />
auch immer – nicht wettbewerbsfähig<br />
sind, durch öffentliche Mittel oder EU-Garantien<br />
künstlich am Leben gehalten werden.<br />
Zum anderen brauchen wir verlässliche<br />
und stabile Rahmenbedingungen in Bezug<br />
auf wettbewerbsfähige Energiekosten. Und<br />
da ist die Politik gefragt und gefordert.<br />
Die Gesellschafter der <strong>HKM</strong> – Thyssen<strong>Krupp</strong><br />
und Salzgitter – haben in diesem Jahr hohe<br />
Verluste eingefahren, gleichzeitig steigt<br />
der Aktienkurs. Wie passt das zusammen?<br />
Ohne im Detail auf die Situation der Gesellschafter<br />
einzugehen, gilt grundsätzlich, dass<br />
die Börse zukunftsbezogen handelt. Für uns<br />
heißt das, dass die Erwartungen des Kapitalmarktes<br />
in unsere Unternehmen sehr<br />
hoch sind. Hier werden wir beweisen müssen,<br />
dass wir diese erfüllen können. Ob und<br />
inwieweit uns die Konjunktur dabei helfen<br />
wird, lässt sich derzeit abschließend noch<br />
nicht einschätzen.<br />
Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen<br />
für die deutsche Stahlindustrie<br />
– jetzt und in der Zukunft?<br />
Wir müssen in jeder Beziehung wettbewerbsfähig<br />
bleiben. Das gilt für den Ausbau<br />
unserer Innovationsfähigkeit, das gilt aber<br />
auch für die absolute Sicherstellung der geforderten<br />
Qualität und eine wettbewerbsfähige<br />
Kostensituation. Noch sind wir in vielen<br />
Punkten im weltweiten Wettbewerb<br />
führend, was auch die Lieferung von Großrohren<br />
etwa für Nord Stream in der Ostsee<br />
und Ichthys in Australien zeigen.<br />
Lassen Sie uns noch einmal kurz auf <strong>HKM</strong><br />
und ihre Sondersituation zu sprechen kommen.<br />
Einige Mitarbeiter sorgen sich, dass<br />
man – wenn es einmal hart auf hart kommen<br />
wird – als Beteiligungsgesellschaft<br />
weniger Wert sein könnte als direkte Töch<br />
ter. Was sagen Sie diesen besorgten Mitarbeitern?<br />
Diese Frage ist berechtigt, stellt sich aber<br />
gleichermaßen umgekehrt für die Mitarbeiter<br />
in den Gesellschafter-Unternehmen. Die<br />
Aufgabe der <strong>HKM</strong> ist die Versorgung der Gesellschafter<br />
mit Vormaterial zu optimalen<br />
Kosten. Dazu investieren die Gesellschafter<br />
große Beträge in die Zukunft der <strong>HKM</strong>.<br />
Für die bevorstehenden Festtage sowie für<br />
das neue Jahr gelten den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern der <strong>HKM</strong> und ihren Familien<br />
meine besten Wünsche. Glückauf!
04 • 2013 11<br />
Mitarbeiter a Neue Controllingschulungen:<br />
Weil Transparenz<br />
Verständnis schafft<br />
Fünf Jahre sind seit den letzten Controllingschulungen<br />
vergangen, die – damals noch<br />
mit externen Beratern – durch die Krise 2009<br />
ihr Ende fanden. Grund genug, um nach so<br />
langer Zeit die vielen zum Teil neuen Kollegen<br />
in die <strong>HKM</strong>-Zahlenwelt einzuführen, nur<br />
diesmal ohne fremde Unterstützung.<br />
In Eigenregie hatten die Controller ein Schulungsprogramm<br />
entwickelt, das in zwei Blöcken<br />
stattfindet. Start war im November.<br />
Kostenrechnung im Mittelpunkt<br />
Anfang November startete die erste Schulung<br />
mit 15 Teilnehmern. In Block 1 begann<br />
Gerrit Volmer (Leiter FG zentrales Betriebscontrolling<br />
TS) mit den Grundlagen der<br />
Kostenstellenrechnung, den Unterschieden<br />
zwischen Ist-, Soll- und Plankosten sowie<br />
der Vorstellung der diversen Kostenberichte<br />
bei <strong>HKM</strong>. Im Anschluss daran macht Ersin<br />
Aydin (Leiter FG Betriebscontrolling vor Ort<br />
TS) die Teilnehmer mit der Kostenträgerrechnung<br />
vertraut. Dabei wurde durch die<br />
vielen unterschiedlichen Planungsmodelle<br />
deutlich, wie stark die Verbindung zwischen<br />
Technik und Controlling ist. Zum Abschluss<br />
des Tages schloss Miriam Zeller (Leiterin FG<br />
Unternehmensplanung) den Kreis der Kostenrechnung,<br />
indem sie veranschaulichte,<br />
wie sich aus der Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung<br />
letztendlich die Verrechnungspreise<br />
für die <strong>HKM</strong>-Stahlgüten ergeben.<br />
Darüber hinaus stellte sie die Analysen<br />
der monatlichen Ergebnisse der <strong>HKM</strong> vor.<br />
Maßnahmen und<br />
Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />
Knapp eine Woche später ging auch der<br />
zweite Block an den Start. Hier informiert<br />
Sarah Driesen (Leiterin Betriebscontrolling<br />
TI) die Teilnehmer zunächst umfassend über<br />
das Thema „Maßnahmen“. Im Fokus standen<br />
hier die unterschiedlichen Maßnahmenarten<br />
und welche jeweiligen Besonderheiten<br />
bei deren Beantragung zu beachten<br />
sind. Zu guter Letzt erläuterte Ersin Aydin<br />
den Zuhörern, wie eine Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />
aufgebaut ist und welche unterschiedlichen<br />
Formen es gibt.<br />
Mehr Anmeldungen als<br />
erwartet<br />
Hatten die Organisatoren zunächst mit etwa<br />
50 Teilnehmern gerechnet, zeigte sich<br />
anhand der ersten Rückmeldungen schnell,<br />
dass diese Prognose viel zu gering war. Rund<br />
200 Anmeldungen liegen derzeit sehr zur<br />
Freude der Veranstalter vor, sodass sich die<br />
Schulungsreihe noch bis weit ins nächste<br />
Jahr hinziehen wird. Da bei Redaktionsschluss<br />
die ersten Schulungen beendet waren,<br />
möchten die Organisatoren die Möglichkeit<br />
nutzen, sich bei allen Teilnehmern<br />
für das umfangreiche Feedback und die gute<br />
Mitarbeit zu bedanken. Und natürlich<br />
hoffen sie, durch die konstruktiven Anregungen<br />
die zukünftigen Schulungstermine<br />
noch interessanter gestalten zu können.<br />
Ersin Aydin und Gerrit Volmer<br />
erläutern die einzelnen Stufen<br />
der Kostenträgerrechnung
12 04 • 2013<br />
Die Vorbereitungsgruppe plant den 16.1.2014:<br />
(v.l.) Anja Best, Gabriele vom Ende,<br />
Christiane Riedel, Katrina Steindor, Karin Aust<br />
Nicht im Bild: Roswitha Becker, Silke Schwarten<br />
Mitarbeiter a Frauen bei <strong>HKM</strong>:<br />
<strong>HKM</strong>-Frauen legen los<br />
Zugegeben, es hat etwas gedauert. Aber<br />
am 16. Januar 2014 ist es endlich so weit: An<br />
diesem Tag sind alle <strong>HKM</strong>-Frauen zu einem<br />
Treffen in der Halle der Kranführerschule<br />
(ELB) eingeladen. Alle Frauen? – Ja, alle ca.<br />
200 Mitarbeiterinnen! „Was soll das denn?“<br />
werden sich jetzt viele womöglich fragen.<br />
Deshalb an dieser Stelle ein kleiner Rückblick<br />
darauf, wie alles anfing.<br />
Ausgangspunkt war eigentlich der jährliche<br />
„Girls‘ Day“ bei <strong>HKM</strong>. Zwar war man sich<br />
einig darüber, dass es richtig ist, auf junge<br />
Frauen zuzugehen und sie für das Hüttenwerk<br />
zu interessieren. Zugleich stellte sich<br />
aber auch die Frage: Was wissen wir eigentlich<br />
über die Themen der Frauen, die bereits<br />
bei uns arbeiten?<br />
Bestandsaufnahme<br />
Die Erkenntnis aus diesen und anderen<br />
Überlegungen: Wenn <strong>HKM</strong> mehr Frauen<br />
für sich gewinnen will, dann sind Rückmeldungen<br />
darüber erforderlich, was im betrieblichen<br />
Alltag gut läuft und wo noch<br />
Handlungsbedarf besteht. Die daraufhin<br />
initiierte Podiumsdiskussion im Juli dieses<br />
Jahres bestätigte die Vermutung: Frauen<br />
haben viele unterschiedliche Themen und<br />
Anliegen, allerdings weiß man auf der Hütte<br />
insgesamt zu wenig darüber. Angesichts<br />
dessen entstanden erste Ideen wie etwa die<br />
Gründung eines Netzwerkes, aber auch kon-<br />
krete Vorschläge, wie sich der betriebliche sollten die Möglichkeit haben, sich einmal<br />
Alltag und der tägliche Umgang miteinander<br />
verändern lassen. Ein Problem dabei: Die die diese Frauen interessieren, sollten da-<br />
persönlich kennen zu lernen. Alle Themen,<br />
„Datenlage“ ist dünn. Das heißt, <strong>HKM</strong> kann bei zur Sprache gebracht werden können.<br />
sich immer noch nur auf Vermutungen und „Nichts leichter als das, machen wir doch<br />
einige wenige Aussagen stützen. Und: Viele eine Open-Space-Veranstaltung“, war die<br />
Frauen arbeiten „verstreut“ in den unterschiedlichsten<br />
Bereichen und kennen sich ar 2014 stattfinden: Zum ersten Mal in der<br />
Antwort. Und genau das wird am 16. Janu-<br />
oft nicht.<br />
Geschichte des Hüttenwerks – also seit<br />
„Open-Space-Veranstaltung“<br />
Vor diesem Hintergrund trafen sich ein paar<br />
Frauen aus verschiedenen Bereichen des<br />
Unternehmens und diskutierten. Ein Ergebnis<br />
dieser Diskussion: Alle Frauen bei <strong>HKM</strong><br />
Frauen bei <strong>HKM</strong>: das Treffen<br />
mehr als 100 Jahren – sind alle Frauen des<br />
Unternehmens eingeladen, ihre Themen zu<br />
nennen und zu besprechen. Die Ergebnisse<br />
des Tages werden zusammengestellt und<br />
weiter bearbeitet – dann mit Unterstützung<br />
der hoffentlich zahlreichen „Stimmen“ der<br />
Frauen bei <strong>HKM</strong>.<br />
Wahrscheinlich werden sich jetzt viele fragen, wie das denn überhaupt funktionieren<br />
soll – alle Frauen der <strong>HKM</strong> treffen sich? Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Vorbereitungsgruppe<br />
bestehend aus Karin Aust, Roswitha Becker, Anja Best, Gabriele vom Ende,<br />
Christiane Riedel, Silke Schwarten und Katrina Steindor, die sich um vieles gekümmert<br />
haben. Unter anderem darum:<br />
Alle Frauen wurden persönlich eingeladen mit den wichtigsten Informationen:<br />
Treffen 16. Januar 2014 von 10 bis 16 Uhr in der ELB-Halle (Kranfahrerschule) mit<br />
Verpflegung.<br />
Bitte die Rückmeldung bezüglich der Teilnahme nicht vergessen!<br />
Alle Führungskräfte sind informiert und um Unterstützung wegen Teilnahme<br />
gebeten worden.<br />
Fragen beantworten Gabriele vom Ende (Tel. 2916) und Karin Aust (Tel. 1866)
04 • 2013 13<br />
Mitarbeiter Kolumne des Betriebsrats:<br />
Mit Zuversicht ins neue Jahr<br />
Auch wenn sich der November mit zahlreichen<br />
Störungen nicht so ganz in das insgesamt<br />
gute Bild einfügt, kann <strong>HKM</strong> doch auf<br />
ein erfolgreiches Jahr 2013 zurückblicken.<br />
Und der vorsichtige Blick in die Zukunft fällt<br />
ebenfalls positiv aus. „Bei der Produktionsplanung<br />
gehen wir bis einschließlich Februar<br />
von einer Vollauslastung aus“, sagt Betriebsratsvorsitzender<br />
Uli Kimpel, der allerdings<br />
auch weiß, dass wie bei allen Prognosen<br />
auch diese mit Vorsicht zu genießen ist.<br />
Nicht allein, weil die Preise eher schlecht<br />
sind. Auch die Lage der Gesellschafter ist<br />
nicht gerade zum Besten bestellt. „Wir<br />
schauen mit etwas Sorge auf unsere Mütter<br />
und hoffen, dass die dort aufgelegten Zukunftsprogramme<br />
‚Salzgitter 2015‘ und ‚Big<br />
Reloaded‘ bei TKS schon recht bald Wirkung<br />
zeigen“, so der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende<br />
Norbert Keller.<br />
Vor diesem Hintergrund zeigt sich der Betriebsrat<br />
froh und zufrieden, dass die Hütte<br />
in 2013 trotz aller Unwägbarkeiten gut ausgelastet<br />
war, keine Programme von den Gesellschaftern<br />
berücksichtigt werden mussten<br />
und das <strong>HKM</strong>-Flex-Programm zum Ausgleich<br />
von Produktionsschwankungen ohne<br />
Stellenabbau über die Bühne gegangen ist.<br />
Mit Blick auf die Zukunft bekräftigt Uli<br />
Kimpel: „Wir werden auch weiterhin alles<br />
daran setzen, dass <strong>HKM</strong> als Ganzes zum<br />
Kerngeschäft unserer Gesellschafter gehört.“<br />
Angesichts der im März anstehenden<br />
Wahlen blickt der <strong>HKM</strong>-Betriebsrat aber<br />
nicht nur auf das Jahr 2013, sondern auf<br />
die gesamte Legislaturperiode zurück. Und<br />
dabei gibt es einiges vorzuweisen. So ist es<br />
beispielsweise gelungen, PSP abzuschaffen<br />
und zahlreiche, inzwischen funktionierende<br />
Organisationsänderungen unter anderem<br />
bei TS und TR durchzuführen. Auch der Erhalt<br />
der Adjustage in den eigenen Händen<br />
kann als Erfolg gewertet werden, selbst<br />
wenn das beim Hafen nicht geklappt hat.<br />
Dafür ist es dort gelungen, allen Mitarbeitern<br />
adäquate Arbeitsplätze anzubieten.<br />
Zu Recht stolz ist der Betriebsrat darauf,<br />
dass man bis heute insgesamt ca. 230 Leiharbeitern<br />
Stammarbeitsplätze hat anbieten<br />
können. Und der Betriebsrat bleibt weiter<br />
am Ball. Schon jetzt hätten es wesentlich<br />
mehr sein können, wenn man nicht Kollegen<br />
von Innoxum hätte übernehmen müssen.<br />
Aber: „Wir stehen weiter voll dahinter,<br />
Mitarbeiter von Konzerntöchtern bei uns zu<br />
integrieren“, betont Norbert Keller und fügt<br />
hinzu: „Das zeichnet die Stahlindustrie aus,<br />
dass man in guten wie in schlechten Zeiten<br />
zusammensteht.“<br />
Gute Zeiten kommen auch auf die Auszubildenden<br />
zu, für die gemeinsam mit der<br />
IG Metall eine Regelung zur unbefristeten<br />
Übernahme im Tarifvertrag verankert werden<br />
konnte. In diesem Zusammenhang hebt<br />
Uli Kimpel noch einmal die Bedeutung der<br />
Gewerkschaft für <strong>HKM</strong> hervor. „Bei allem,<br />
was die Mütter für uns leisten, ist es auch<br />
wichtig, was die IG Metall als Organisation<br />
tut und wie sie uns unterstützt.“ Zu erwähnen<br />
ist sicherlich auch, dass <strong>HKM</strong> beim<br />
Deutschen Betriebsrätepreis Bronze für das<br />
Thema „Migration und Gleichstellung im<br />
Betrieb“ erhalten hat. Was zeigt, dass die<br />
Leistungen des Betriebsrats auch außerhalb<br />
der Hütte gewürdigt werden.<br />
Nun werfen die Neuwahlen im März<br />
bereits ihre Schatten voraus, bei denen der<br />
Betriebsrat ganz auf Persönlichkeitswahl<br />
setzt. In die bevorstehende Weihnachtszeit<br />
und den Jahreswechsel gehen Uli Kimpel<br />
und Nobert Keller dabei nicht, ohne an<br />
die Mitarbeiter und Familien der Firmen zu<br />
denken, die wie Schienentechnik, ISE oder<br />
Didier in diesem Jahr schließen mussten.<br />
„Ihnen und natürlich allen unseren Kolleginnen<br />
und Kollegen auf der Hütte wünschen<br />
wir im Namen des gesamten Betriebsrats<br />
ein ruhiges und friedvolles Weihnachtsfest<br />
und einen guten Rutsch ins neue Jahr.“
14 04 • 2013<br />
Kompetenz a Best Practice – Brandschutz-Lehrgang:<br />
Richtig handeln, wenn’s brennt<br />
Kaum ein Feuer ist bereits bei seiner Entstehung<br />
ein großer Brand. Aber es kann sehr<br />
schnell dazu werden. Das Zeitfenster, in dem<br />
gehandelt werden kann, ist daher ungeheuer<br />
klein. Umso besser, wenn man im Falle<br />
des Falles weiß, was zu tun ist. Für den<br />
Bereich TU war das jedenfalls der Grund,<br />
warum sie einen Brandschutz-Lehrgang mitmachen<br />
wollte. Am besten einen, der neben<br />
Theorie auch eine gehörige Portion Praxis<br />
vermittelt. Etwa im Umgang mit Feuerlöschern.<br />
Bei <strong>HKM</strong> stieß dieser Wunsch auf offene<br />
Ohren. Nicht zuletzt deshalb, weil laut Unfallverhütungsvorschrift<br />
(UVV) der Berufsgenossenschaft<br />
(BGV) „der Unternehmer<br />
eine ausreichende Anzahl von Versicherten<br />
durch Unterweisung und Übung im<br />
Umgang mit Feuerlöscheinrichtungen zur<br />
Bekämpfung von Entstehungsbränden vertraut<br />
zu machen hat.“<br />
Ausgewiesener Fachmann<br />
<strong>Der</strong> richtige Ansprechpartner für solche<br />
Lehrgänge ist auf der Hütte Michael Zielasko.<br />
<strong>Der</strong> heutige Mitarbeiter der <strong>HKM</strong>-Berufsbildung<br />
ist im Bereich Weiterbildung tätig<br />
und gleich aus mehreren Gründen geradezu<br />
prädestiniert für Aufklärung in Sachen<br />
Brandschutz. Zum einen ist er bereits seit<br />
40 Jahren auf der Hütte, zum anderen war<br />
er bis Anfang 2012 selbst 27 Jahre lang bei<br />
der Werkfeuerwehr tätig. Oder anders ausgedrückt:<br />
<strong>Der</strong> Mann weiß, wovon er spricht.<br />
So gut wie alle Lehrgänge, die in irgendeiner<br />
Weise mit der Feuerwehr zu tun haben, werden<br />
daher von ihm abgewickelt. Angefangen<br />
beim Atemschutz-Lehrgang über den<br />
inzwischen kombinierten Evakuierungs- und<br />
Brandschutz-Lehrgang bis hin zur Schulung<br />
im Umgang mit Feuerlöschern. Während<br />
dabei Atemschutz sowie Evakuierung und<br />
Brandschutz regelmäßig stattfinden, werden<br />
andere Lehrgänge nach Bedarf durchgeführt.<br />
Und ständig hat es Michael Zielasko<br />
dabei mit unterschiedlichen Teilnehmern<br />
und unterschiedlichen Erfahrungen zu tun.<br />
„Die einen zucken bereits beim Entzünden<br />
einer offenen Flamme zusammen, andere<br />
Kollegen etwa aus dem Stahlwerk sind ganz<br />
anderes gewohnt und zeigen sich dementsprechend<br />
unbeeindruckt“, weiß Michael<br />
Zielasko, der seine Lehrgänge an die unterschiedlichen<br />
Erfahrungen und Erwartungen<br />
anpasst.<br />
Seminarteilnehmer bei der praktischen Löschübung
04 • 2013 15<br />
Zusammenarbeit<br />
mit der Feuerwehr<br />
Beide Zielgruppen will und muss der Brandexperte<br />
aber erreichen, was ihm mit dem<br />
voran gestellten theoretischen Teil bestens<br />
gelingt. Wenn es etwa darum geht, was<br />
alles machbar ist, bevor die Feuerwehr eintrifft.<br />
Das beginnt bei der sofortigen und<br />
korrekten Alarmierung der Feuerwehr auch<br />
schon bei kleinen Bränden. „Die Illusion,<br />
das vielleicht selbst in den Griff zu bekommen,<br />
ist oftmals trügerisch“, warnt Michael<br />
Zielasko. Er weiß, dass die Feuerwehr lieber<br />
einmal vergeblich ausrückt, als zu spät zu<br />
kommen. Denn wie bereits gesagt: Selbst<br />
aus einem kleinen Entstehungsbrand kann<br />
in rasender Geschwindigkeit ein Großbrand<br />
werden. Wie schnell das gehen kann, führt<br />
der ehemalige Feuerwehrmann den Teilnehmern<br />
anhand kurzer Filmchen vor, die jedes<br />
Mal aufs Neue Eindruck hinterlassen. Umso<br />
wichtiger ist es zu wissen, wie man im Fall<br />
des Falles mit der Feuerwehr zusammenarbeiten<br />
sollte. Etwa genau schildern, wo und<br />
was passiert ist, Hindernisse aus dem Wege<br />
räumen oder die Feuerwehr beim Eintreffen<br />
einweisen. Alles, um schnelle Hilfe möglich<br />
zu machen.<br />
Bewusstsein schaffen<br />
Bei den insgesamt 25 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern, die sich auf die zwei jeweils<br />
zweieinhalb Stunden dauernden Lehrgänge<br />
aufgeteilt hatten, kam sowohl der theoretische<br />
wie auch der nachfolgende praktische<br />
Teil gut an. Wobei Michael Zielasko gerade<br />
beim Umgang mit den Feuerlöschern weniger<br />
Wert auf die Erklärung legt, wie die<br />
verschiedenen Typen nun konstruiert sind.<br />
Viel wichtiger ist ihm, dass die Teilnehmer<br />
die erklärenden Piktogramme auf den Löschern<br />
verstehen und natürlich auch einmal<br />
mit einem CO 2 -Löscher Löschversuche machen.<br />
Grundsätzlich geht es ihm darum, Bewusstsein<br />
zu schaffen. Für Zusammenhänge<br />
wie etwa bezüglich der Zusammenarbeit<br />
mit der Feuerwehr, aber auch für scheinbar<br />
Banales. „Wenn jeder nach dem Lehrgang<br />
mit offeneren Augen durchs Unternehmen<br />
geht, sich merkt, wo Feuerlöscher angebracht<br />
sind und auch mal einen Blick drauf<br />
wirft, wie die funktionieren, ist schon viel<br />
erreicht.“ Um all das zu vermitteln, sind<br />
zweieinhalb Stunden fast schon zu kurz.<br />
Den TU-Teilnehmern hat es trotzdem etwas<br />
gebracht. Sie fühlen sich nun wesentlich<br />
besser informiert und vorbereitet. Nicht<br />
nur durch den praktischen Teil, sondern<br />
auch durch die vielen Erklärungen. Und weil<br />
man Michael Zielasko das Engagement um<br />
die Sache anmerkt. Wie sagte doch ein Teilnehmer:<br />
„Man spürt, dass der Mann für die<br />
Sache brennt.“ Was im Zusammenhang mit<br />
Brandschutz-Lehrgängen sicherlich nicht<br />
der schlechteste Vergleich ist.
16 04 • 2013<br />
Alltag bei der<br />
Werksicherheit<br />
Name:<br />
Hannelore Ziegler<br />
Alter:<br />
31 Jahre<br />
Familienstand:<br />
ledig (aber in festen Händen)<br />
Ausbildung:<br />
Bauingenieurin<br />
Heutige Tätigkeit:<br />
Leiterin Werkschutz<br />
Bei <strong>HKM</strong> seit:<br />
1. Oktober 2013<br />
Mitarbeiter Mitarbeiter stellen ihren Alltag vor:<br />
Hauptsache Abwechslung<br />
Es ist ein weiter, rund 10.000 Kilometer langer<br />
Weg von Porto Alegre im Süden Brasiliens<br />
bis nach Duisburg. Hannelore Ziegler<br />
hat ihn dennoch geschafft. Nicht ohne Umwege<br />
und auch nicht mit dem direkten Ziel<br />
Huckingen. Aber das macht nichts. Ihr schon<br />
gar nicht, denn die 31-Jährige liebt die Abwechslung,<br />
ist offen für neue Herausforderungen<br />
und neue Ziele. Und ist deshalb als<br />
neue Leiterin des Werkschutzes bei <strong>HKM</strong> genau<br />
an der richtigen Adresse.<br />
Dass sie dort keine leichte Aufgabe erwartet,<br />
darüber macht sich die gebürtige Brasilianerin<br />
keine Illusionen. Zumal sie gleich<br />
drei vermeintliche Handicaps mitbringt. „Ich<br />
bin jung, weiblich und Ausländerin“, zählt<br />
sie auf und lacht dabei. Weil sie das direkt<br />
zu Beginn ihrem immerhin 50-köpfigen<br />
Team gesagt und damit vielleicht vielen den<br />
Wind aus den Segeln genommen hat.<br />
Studienbeginn mit 16<br />
<strong>Der</strong> Optimismus, mit dem Hannelore Ziegler<br />
an ihre neue Aufgabe heran geht, ist typisch<br />
für sie. „Ich bin ein eher offener und lockerer<br />
Typ“, sagt sie. Nicht zuletzt auch ein Ergebnis<br />
vieler verschiedener Erfahrungen. Bereits<br />
mit 16 Jahren entscheidet sich Hannelore<br />
Ziegler nach mehreren übersprungenen<br />
Klassen für ein Studium des Bauingenieurwesens<br />
und eifert damit ihrem deutschen Zustandes zu überlegen, wie man dorthin<br />
begleiten, nach Aufnahme des Ist- und Soll-<br />
Vater nach. „<strong>Der</strong> war selbst Bauingenieur gelangt“, skizziert sie ihre Vorstellungen.<br />
und ständig in weltweite Projekte eingebunden“,<br />
erzählt sie. Die Familie ist in dieses<br />
Als Bauingenieurin glaubte sie, diese Vor-<br />
Wechselspiel eingebunden, lebt mal in Brasilien,<br />
dann wieder in Orlando, Florida, oder<br />
auch in London. Während ihre Schwester<br />
von diesem unsteten Leben genervt ist und<br />
heute nach wie vor in Brasilien als praktizierende<br />
Ärztin arbeitet, begeistert sich Hannelore<br />
Ziegler für den permanenten Wechsel,<br />
für fremde Kulturen und Sprachen. Heute<br />
spricht sie neben Portugiesisch auch<br />
Englisch, Deutsch Französisch, Italienisch<br />
und Spanisch, wobei sie das Deutsch ihrem<br />
Vater und das Italienisch ihrer Mutter zu<br />
verdanken hat. „Aber alles nicht perfekt“, Vorbereitung von Brandschutzkonzepten<br />
schränkt sie gleich ein und verweist auf ih-<br />
ren Akzent und das – ihrer Meinung nach –<br />
eher mittelprächtige Deutsch. Womit sie ihr<br />
Licht allerdings eher unter den Scheffel<br />
stellt, denn davon ist auch bei genauem<br />
Hinhören kaum etwas zu merken.<br />
Deutschland als Stippvisite<br />
Das väterliche Vorbild allein war es aber<br />
nicht, was Hannelore Ziegler zu einem<br />
Ingenieur-Studium bewog. „Ich mag es, et-<br />
was von der Planung bis zur Umsetzung zu Gespräch mit Teamkollege am Tor 1
04 • 2013 17<br />
stellungen umsetzen zu können. Genauso<br />
wie den Wunsch, eines Tages nach<br />
Deutschland zu gehen. Die Umsetzung<br />
dieses Wunsches ergibt sich, als ihr Vater<br />
beschließt, seinen Ruhestand in der<br />
hessischen Heimat zu verbringen. Neben<br />
ihrer Mutter kommt auch Tochter Hannelore<br />
mit, die ihr Studium inzwischen abgeschlossen<br />
hat. In Deutschland startet<br />
sie bei einer kleinen Beratungsfirma ins<br />
Berufsleben, das vorwiegend Logistikplanungen<br />
für das Verteidigungsministerium<br />
durchführt. Wieder ist Hannelore Ziegler<br />
viel unterwegs, arbeitet vor allem oft in<br />
Brüssel. Obwohl das ihrer Neigung nach<br />
Abwechslung entspricht, bewirbt sie sich<br />
weiter. „Ich wollte zu einem großen Unternehmen,<br />
das weltweit tätig ist.“ Fündig<br />
wird sie bei Thyssen<strong>Krupp</strong> Steel, was<br />
auch in umgekehrter Weise gilt, denn das<br />
Unternehmen sucht einen portugiesisch<br />
sprechenden Ingenieur für sein Stahlwerk<br />
in Brasilien. Aus dem Deutschland-<br />
Aufenthalt wird so nur eine Stippvisite. Im<br />
Jahr 2006 kehrt Hannelore Ziegler wieder in<br />
ihr Geburtsland zurück und bleibt dort auch<br />
die nächsten vier Jahre.<br />
Reizvolles Angebot<br />
Test des Besucheranmeldesystems am Tor 4<br />
Leitung von Arbeitskreisen<br />
Die Aufgaben von Hannelore Ziegler beim<br />
Aufbau des Stahlwerks sind für eine junge<br />
Ingenieurin allerdings auch reizvoll. Zunächst<br />
hat sie die Bauleitung für Brücken,<br />
Straßen und Drainagen, später kommen<br />
auch Gebäude hinzu. Sie selbst nutzt die<br />
Zeit für Trainings und Weiterbildung, hat<br />
aber eben auch Gelegenheit zu zeigen, was<br />
sie kann. Kein Wunder, dass der Stahlwerksbau<br />
für sie und ihr weiteres Berufsleben ein<br />
nahezu perfektes Projekt war, von dem sie<br />
im Jahr 2010 wieder nach Deutschland zurückkehrt.<br />
Ihr neuer Job bei TKS ist in der<br />
Werkssicherheit, vornehmlich beim vorbeugenden<br />
Brandschutz. Später folgt die Teamleitung<br />
des Bereichs Sicherheitstechnik, bei<br />
der sie unter anderem für Leitstellen, technische<br />
Anlagen und Fahrzeuge zuständig<br />
ist. Trotzdem verspürt sie erneut den<br />
Wunsch nach Veränderungen, nach neuen<br />
Aufgaben und Herausforderungen. Genau<br />
zu diesem Zeitpunkt ist <strong>HKM</strong> auf der Suche<br />
nach einer neuen Leitung für den Werkschutz.<br />
Auch um Wilhelm Schulte-Werflinghoff<br />
bei der Umstrukturierung und Neuaufstellung<br />
seines Bereichs Werksicherheit zu<br />
unterstützen. <strong>HKM</strong>-Personalchef Jens Loock<br />
ruft in dieser Sache bei TKS an und der damalige<br />
Direktor von Hannelore Ziegler gibt<br />
ihr diese Information weiter. <strong>Der</strong> ist <strong>HKM</strong><br />
durchaus schon ein Begriff, „schließlich habe<br />
ich schon in Brasilien Kollegen gehabt,<br />
die von der Hütte kamen.“ Einziger Knackpunkt<br />
zu dem Zeitpunkt: Sie hat auch ein<br />
anderes Angebot vorliegen, dass sie wieder<br />
hinaus in die weite Welt führen würde. Es<br />
ist letztlich ihr Freund, der ihr im Hinblick<br />
auf eine zukünftige Familienplanung zum<br />
Bleiben rät. Und zur Annahme des <strong>HKM</strong>-<br />
Angebots.<br />
Kommunikativ,<br />
aber auch konsequent<br />
Mindestens ebenso überzeugend wie ihr<br />
Freund war allerdings auch Jens Loock, sagt<br />
Hannelore Ziegler. „Er hat mir viel und ausschließlich<br />
Positives über <strong>HKM</strong> erzählt, mir<br />
meine künftigen Aufgaben, aber auch die<br />
hier üblichen kurzen Wege und die vielen<br />
zwischenmenschlichen Aspekte in den glühendsten<br />
Farben geschildert.“ Wie sie heute<br />
weiß, hat der Personalchef nicht zu viel versprochen.<br />
Tatsächlich, so hat sie inzwischen<br />
festgestellt, herrschen auf der Hütte Transparenz<br />
sowie Offenheit und Ehrlichkeit.<br />
Und man ist offen für neue Ideen, was Hannelore<br />
Ziegler nur Recht ist, denn: „Natürlich<br />
bringe ich als jemand, der von draußen<br />
kommt, andere Ideen mit und versuche<br />
diese auch umzusetzen.“ Nicht gegen das<br />
Team, sondern gemeinsam mit ihm. Das ist<br />
ihr wichtig. Von Beginn an hat sie ihre Kooperationsbereitschaft<br />
angeboten, fragt<br />
bei den Frühbesprechungen nach Problemen<br />
und versucht, den Kontakt mit ihren<br />
Mitarbeitern zu intensivieren. Und da bei<br />
insgesamt 50 Mitarbeitern auch unterschiedliche<br />
Problemfelder existieren, hat<br />
sie auch schon mehrere Arbeitskreise unter<br />
anderem auch für Prozesse und Abläufe gegründet.<br />
„Ich will nicht die Chefin herauskehren,<br />
sondern durch Leistung überzeugen“,<br />
betont Hannelore Ziegler, die jede<br />
Idee zunächst einmal zur Diskussion stellt.<br />
Die aber auch, wenn es sein muss, Entscheidungen<br />
trifft und dabei sehr konsequent<br />
sein kann. „Wenn jemand nicht mitzieht,<br />
muss er auch die Konsequenzen spüren.“<br />
Rundum zufrieden<br />
Das Aufgabenfeld, das sie zu beackern hat,<br />
ist beachtlich. In ihre Zuständigkeit fallen<br />
Tor- und Kontrolldienst, Technik, Unternehmerkontrolle,<br />
Wiegedienst, Ausweiswesen,<br />
Besucheranmeldung sowie Ein- und Ausfahrgenehmigungen.<br />
Bei all dem muss sie<br />
sehen, dass die Prozesse und Abläufe stimmen,<br />
Betriebe und Fremdfirmen zufriedengestellt<br />
und die Mitarbeiter nicht zu sehr<br />
belastet sind. Zugleich gilt es, die aktuellen<br />
Strukturen an die heutigen Erfordernisse<br />
anzupassen und neue zu schaffen. Ein wichtiges<br />
Anliegen ist ihr zudem, den Kommunikationsstil<br />
zu verbessern, die Zufriedenheit<br />
der Mitarbeiter zu erhöhen, die Kundenorientierung<br />
zu steigern sowie klare Regeln<br />
und Abläufe für die Betriebe und Externe zu<br />
schaffen. All das kann und wird nicht von<br />
heute auf morgen geschehen, das ist auch<br />
ihr klar. Aber über kurz oder lang soll das<br />
schon umgesetzt werden. Dafür steht sie<br />
und dafür setzt sie sich ein. Momentan vielleicht<br />
noch eher lieb und freundlich, aber:<br />
„Ich gebe Ziele vor und erwarte auch, dass<br />
die erfüllt werden“, lässt sie an der Ernsthaftigkeit<br />
ihres Vorhabens keinen Zweifel. Fair,<br />
aber konsequent ist ihr Motto, ihren Füh-
18 04 • 2013<br />
rungsstil beschreibt sie als kommunikativ,<br />
zuhörend und aufs Team ausgerichtet. Sie<br />
selbst will sich und die vielen Erfahrungen<br />
aus unterschiedlichen Ländern mit einbringen,<br />
sich in den Dienst der Sache stellen.<br />
Temperamentvoll, wie sie nun einmal ist,<br />
aber auch diszipliniert. Bisher, so sagt Hannelore<br />
Ziegler, ist sie jedenfalls mit ihrem<br />
Job mehr als zufrieden, auch weil sie nicht<br />
jeden Tag das Gleiche macht. Vor allem auch<br />
deshalb, weil sie stark in die Neuaufstellung<br />
der Werksicherheit eingebunden ist, dafür<br />
unter anderem Organisationskonzepte entwickelt<br />
sowie Arbeitskreise einberuft und<br />
leitet. Die für sie so wichtige Abwechslung<br />
findet sie also auf der Hütte, wo sie sich<br />
bereits rundum wohlfühlt und auch ihre<br />
Be teiligung am Frauen-Netzwerk schon angekündigt<br />
hat. Entspannung findet die<br />
Deutsch-Brasilianerin neben Reisen, Joggen<br />
und Tauchen vor allem in der Familie. Durch<br />
regelmäßige Besuche ihrer Mutter und<br />
Schwester, die beide wieder oder noch in<br />
Brasilien leben. Und natürlich bei ihrem<br />
Freund. Ihr größtes persönliches Ziel ist<br />
denn auch die Gründung einer eigenen Familie.<br />
Selbstverständlich mit Kindern. Und<br />
weiterhin im Beruf, denn den will sie auf<br />
keinen Fall aufgeben. „Ich komme jeden<br />
Morgen mit Freude hierhin, weil ich sowohl<br />
zuhause als auch hier Energie tanken kann“,<br />
sagt sie. Und das soll noch für eine ganze<br />
Weile auch so bleiben.<br />
Mitarbeiter a Neu im nächsten Jahr: Lernsnacks bei <strong>HKM</strong>:<br />
Appetithappen für die<br />
grauen Zellen<br />
Ab kommendem Jahr werden in der Berufsbildung<br />
sogenannte Lernsnacks angeboten.<br />
Dabei handelt es sich um rund zweistündige<br />
Schulungen in Form von E-Learning oder<br />
Präsenzseminaren zu den verschiedensten<br />
Themen und mit einer kleinen Teilnehmerzahl<br />
von ungefähr sechs Personen.<br />
Lernsnacks stellen eine noch recht neue<br />
Form des Lernens dar, die auch Mikrolernen<br />
genannt wird.<br />
Weniger ist manchmal mehr<br />
Im weitesten Sinne entspricht Mikrolernen<br />
der Art und Weise, wie viele Menschen heutzutage<br />
im Alltag lernen. Wissen entsteht<br />
hier meist ebenfalls in kleinen Einheiten,<br />
die aus verschiedenen Informationen und<br />
praktischen Übungen oder auch aus dem<br />
Austausch mit anderen bestehen. Die modernen<br />
Web 2.0 Anwendungen wie Wikis,<br />
Blogs, Foren, Produktbewertungen, Videos,<br />
soziale Netzwerke usw. sind Beispiele dafür,<br />
wie (kollektives) Wissen heutzutage – in<br />
kurze und spezifische Portionen unterteilt –<br />
angeboten wird.<br />
Lernsnacks bieten viele Vorteile<br />
Durch Lernsnacks kann also passgenauer<br />
und mit weniger zeitlicher Belastung gelernt<br />
werden. Zudem lassen sich damit Wartezeiten<br />
auf Schulungen verkürzen. Und die<br />
neuen Kenntnisse sind aufgrund ihrer geringeren<br />
Anzahl viel leichter in der Praxis<br />
umzusetzen. Sicherlich können Lernsnacks<br />
mehrtägige Schulungen nicht vollständig<br />
ersetzen. Aber sie bieten eine tolle Möglichkeit,<br />
kurz und knapp die wichtigsten<br />
Inhalte zu einem aktuellen Thema kennenzulernen.<br />
Alle können teilnehmen<br />
und sich einbringen<br />
Teilnehmen können alle, die zu einem<br />
Thema einen Bildungsbedarf haben.<br />
Die ersten Termine für Lernsnacks wird<br />
es im Januar 2014 geben. Da sich das<br />
Angebot jedoch erst im Aufbau befindet,<br />
lohnt es sich im nächsten Jahr<br />
mehr denn je, immer wieder mal kurz<br />
im Intranet bei den Schulungsangeboten<br />
vorbeizuschauen. Zudem sind alle<br />
<strong>HKM</strong>-Mitarbeiter eingeladen, an der<br />
Themenauswahl mitzuwirken. Damit die<br />
Lernsnacks richtig erfolgreich werden, ist es<br />
nämlich entscheidend, dass sich die Themen<br />
am aktuellen Bedarf und den Wünschen der<br />
Mitarbeiter orientieren. Deshalb haben Sie<br />
ab sofort im Intranet unter News die Möglichkeit<br />
– passend zur Weihnachtszeit – einen<br />
Wunschzettel für Lernsnacks auszufüllen.<br />
Adresse für den Wunschzettel: Berufsbildung,<br />
Stefanie Flick. Natürlich können<br />
Sie Ihre Ideen auch per Telefon, Brief oder<br />
Email an Stefanie Flick (Tel.: 1716) oder ihre<br />
Kollegen von der Weiterbildung senden
Das Team TU-I: Abteilungsleiterin<br />
Katherina Schneider mit ihren Kollegen<br />
Ralf Przetak (links) und Ismael Carneiro.<br />
04 • 2013 19<br />
Dass Katherina Schneider, Ismael Carneiro<br />
und Ralf Przetak nicht aus dem Büro heraus<br />
kommen, davon kann keine Rede sein.<br />
Das Gegenteil ist vielmehr der Fall: Die drei<br />
kommen rum auf der Hütte, schließlich sind<br />
sie in allen Unternehmensbereichen aktiv.<br />
So vielfältig wie das Aufgabenspektrum<br />
ist dabei auch ihr Ausbildungshintergrund.<br />
Abteilungsleiterin Katherina Schneider ist<br />
Werkstoff-Ingenieurin und ausgebildete<br />
Sicherheitsfachkraft, Ralf Przetak Ingenieur<br />
für Sicherheitstechnik und Diplom-Kaufmann<br />
Ismael Carneiro, der vor drei Jahren<br />
dazu gestoßen ist, hat Wirtschaftswissenschaften<br />
studiert. Außerdem hat er gerade<br />
seine Auditorenschulung erfolgreich abgeschlossen<br />
und kann nun noch besser seine<br />
beiden Kollegen unterstützen. Denn auch<br />
die sind ausgebildete Auditoren für alle<br />
Fachbereiche Arbeitsschutz, Qualität und<br />
<strong>Umwelt</strong>.<br />
Bezogen auf ihre räumliche Zuordnung<br />
pflegen die Drei dabei eine Art Insel-Dasein.<br />
Denn während ein Großteil ihres Bereichs<br />
<strong>Umwelt</strong>schutz (TU) in der Verwaltung 3 am<br />
Stahlwerk wohnt, haben sie ihren Sitz in der<br />
Verwaltung 1. Was wenig mit Separatismus,<br />
dafür umso mehr mit der Vergangenheit zu<br />
tun hat. Schließlich gehörte die Abteilung<br />
Integriertes Management (TU-I) in früheren<br />
Zeiten einmal zur Produktionswirtschaft, die<br />
vor einigen Jahren mit dem <strong>Umwelt</strong>schutz<br />
zusammengeführt wurde.<br />
<strong>Umwelt</strong> a Die Abteilung Integriertes Managementsystem (TU-I):<br />
In allen Bereichen aktiv<br />
Schwerpunkt Audits<br />
Dass die Drei dennoch auf der Hütte bekannt<br />
sind wie die berühmten bunten Hunde, hängt<br />
mit ihren umfangreichen Aufgaben zusammen,<br />
bei denen die Planung, Vorbereitung und<br />
Abwicklung interner wie externer Audits den<br />
wichtigsten Schwerpunkt bilden. Denn die<br />
müssen nun einmal gemacht werden. Sei es<br />
um die Normen- und Gesellschafteranforderungen<br />
zu erfüllen, sei es, um die zum Verkauf<br />
der Produkte erforderlichen Zertifikate zu bekommen.<br />
„Wir haben das seit einigen Jahren<br />
praxisorientierter aufgezogen und spielen<br />
im Rahmen eines internen Audits etwa ein<br />
<strong>Umwelt</strong>ereignis oder eine Störung wie etwa<br />
einen Brand durch“, erklärt Ismael Carneiro.<br />
Laut Feedback der Betriebe ist das als eine<br />
Art jährlicher „Hausputz“ eine nützliche Angelegenheit.<br />
Fallstudien in Kombination mit<br />
einem allgemeinem Teil machen dabei aus<br />
dem trockenen Audit ein praxisorientiertes<br />
Erlebnis. So soll beispielsweise in Erfahrung<br />
gebracht werden, ob bei einem Brand alle<br />
Mitarbeiter über den Betrieblichen Alarmplan<br />
informiert waren oder ob alle erforderlichen<br />
Brandschutz- und Sicherheitsmaßnahmen<br />
durchgeführt wurden. Etwa sechs bis sieben<br />
solcher Fallstudien hat TU-I bislang erstellt,<br />
weitere sollen folgen. Zumindest dann, wenn<br />
Zeit dafür ist, denn auch sonst bleibt noch einiges<br />
zu tun. So begleitet TU-I auch Kunden<br />
und Lieferanten in NRW und ganz Deutschland,<br />
muss zur Beurteilung eines Lieferanten<br />
aber auch schon einmal bis nach Schottland<br />
reisen. Darüber hinaus sind sie für die Aufrechterhaltung<br />
von Produktzulassungen zuständig,<br />
damit Produkte verkauft werden<br />
können oder begleiten ISO-Zertifizierungen.<br />
Neue Entwicklungen<br />
<strong>Der</strong> Bekanntheitsgrad der drei TU-I’ler hängt<br />
aber auch damit zusammen, dass sie für viele<br />
Mitarbeiter die erste Anlaufstelle für das Informationssystem<br />
IMIS sind. „Wenn jemand<br />
nicht weiß, wie er seinen Zwischenfallbericht<br />
anlegen soll, ruft er bei uns an“, erklärt Abteilungsleiterin<br />
Katherina Schneider. „Schließlich<br />
sind wir für die Bereitstellung von IMIS<br />
zuständig und arbeiten ständig daran, IMIS<br />
in seiner Funktion für die Betriebe zu verbessern.“<br />
Die neueste Entwicklung, die auch<br />
von den Betrieben gut angenommen wird,<br />
ist die gerade neu eingeführte Unterweisungssystematik.<br />
Zu verstehen ist darunter<br />
eine EDV-Unterstützung zur Erleichterung<br />
der SGA-Arbeit durch Bereitstellung einer Jahresplanung,<br />
der Unterweisungsinhalte sowie<br />
des SGA-Protokolls. Geführt wird das System<br />
von TU-I, inhaltlich aktualisiert von den jeweiligen<br />
Fachabteilungen. „Inzwischen hat sich<br />
das Ganze zu einem Selbstläufer entwickelt“,<br />
sagt Ralf Przetak. Für die Drei von TU-I aber<br />
kein Problem, schließlich verstehen sie sich<br />
dabei, wie auch bei allen anderen Aufgaben<br />
als Dienstleister. Und das ist auch das Selbstverständnis<br />
von TU-I.
20 04 • 2013<br />
Kompetenz Einsatz von RFID bei Kalkanlieferung:<br />
Sprechende Waggons<br />
Nein, so richtig sprechen die Eisenbahnwaggons,<br />
die im täglichen Umlauf Kalk an die<br />
Sinteranlage und das Stahlwerk liefern, natürlich<br />
nicht. Aber sie kommunizieren, geben<br />
Auskunft über ihre Position und in<br />
Verbindung mit einer Computerdatenbank<br />
noch vieles mehr. Auf diese Weise sorgen sie<br />
so für mehr Transparenz und bessere Abläufe<br />
in der gesamten Logistik.<br />
Ihre kommunikativen Fähigkeiten erhalten<br />
die ansonsten eher stummen Waggons<br />
durch jeweils zwei an ihnen angebrachte<br />
Kästchen, in denen sich sogenannte RFID-<br />
Chips befinden. RFID steht für Radio-Frequency<br />
Identification, was so viel heißt wie<br />
„Identifizierung mit Hilfe elektromagnetischer<br />
Wellen“. Im Gegensatz zu passiven<br />
Chips, die erst durch ein elektromagnetisches<br />
Feld aktiviert werden, senden die an<br />
den Waggons angebrachten aktiven Chips<br />
permanent Signale aus. Und das bis zu 30<br />
Jahre lang, wenn nötig. Die gesendeten<br />
Identifikationssignale werden von entsprechend<br />
platzierten Antennen empfangen<br />
und weiter an einen Computer geleitet, der<br />
diese Signale in festgelegten zeitlichen Abständen<br />
per Funk zu einem Rechenzentrum<br />
schickt. Doch der Reihe nach.<br />
Tägliche Kalkanlieferungen<br />
Rund 640.000 Tonnen Kalksteinsand werden<br />
jährlich aus Flandersbach per Eisenbahnwaggon<br />
in die Möllervorbereitung geliefert.<br />
Zusammen mit Feinerz und Koksgrus<br />
wird dieser Kalksandstein als Mischung in<br />
den Mischbetten der Möllervorbereitung<br />
sowie in der Zudosierung als „Feintuning“<br />
zu diesem Mischgut eingesetzt, um die Sinterchemie<br />
schlussendlich einzustellen. Auch<br />
das Stahlwerk benötigt für den Konverterprozess<br />
dringend Weich- sowie Hardbranntkalk,<br />
der ebenfalls mit Waggons aus Flandersbach<br />
angeliefert wird. Da sich die Kalksorten<br />
zwischen der Sinteranlage und dem<br />
Stahlwerk grundlegend unterscheiden und<br />
die Verladung auch in unterschiedlichen<br />
Waggontypen durchgeführt wird, stehen<br />
unterschiedliche Waggonpools zur Verfügung.<br />
Für die Anlieferung von Kalksteinsand<br />
in die Möllervorbereitung stehen insgesamt<br />
Quittierung der<br />
entladenen Waggons<br />
über ein Touch-Panel<br />
direkt an der<br />
Entladeposition<br />
45 sogenannte Falns-Waggons zur Verfügung,<br />
die sich in einem permanenten Umlauf<br />
befinden. Befinden müssen, denn ohne<br />
den dringend benötigten Kalksteinsand<br />
läuft in der Sinteranlage nichts.<br />
Zwei Züge pro Tag<br />
Aufgrund der Trassenverfügbarkeit des vorhandenen<br />
Schienennetzes fahren pro Tag<br />
zwei Züge von Flandersbach zur Hütte nach<br />
Huckingen. Für die Sinteranlage bedeutet<br />
dies, dass ein Zug mit 1.200 Tonnen (20<br />
Waggons) und ein Zug abends mit 600 Tonnen<br />
(10 Waggons) Kalksteinsand angeliefert<br />
werden. Anlaufpunkt ist bei <strong>HKM</strong> das Tor 2<br />
und dann das Stellwerk Mitte, wo die Kalkwaggons<br />
von einer Lok eines internen Logis-
04 • 2013 21<br />
RFID-Sender an der Längsseite eines Kalkwaggons<br />
Soft-Terminal für eine einfache aber genaue Erfassung der Anlieferungsund<br />
Entladesituation der Kalkwaggons<br />
tikdienstleisters abgeholt werden. Die Lok<br />
verteilt die Kalkwaggons einmal in Richtung<br />
Stahlwerk und anschließend in Richtung<br />
Sinteranlage. Klar, dass dabei alle logistischen<br />
Abläufe und damit verbundene Zeitvorgaben,<br />
sprich: der Fahrplan, stimmen<br />
müssen, um nicht irgendwo in dem gesamten<br />
Logistikpozess Verspätungen oder im<br />
schlimmsten Fall sogar Minderanlieferungsmengen<br />
in Kauf nehmen zu müssen. Doch<br />
genau daran haperte es in der Vergangenheit,<br />
vielmehr war ein unruhiger und instabiler<br />
Logistikprozess die Regel. Hauptursache<br />
dafür war, dass das bis dato angewandte<br />
Informationssystem passiver Natur war.<br />
Es gab nur Informationen über den Verbleib<br />
des Zuges preis, der schon auf der Hütte<br />
war, weiß Holger Nikisch, Teamleiter Rohstoffdisposition<br />
in der Möllervorbereitung.<br />
„Da mussten die Disponenten ständig nachsehen,<br />
ob der Zug schon da ist oder nicht.“<br />
Anders ausgedrückt: Es gab keine durchgehenden<br />
Kenntnisse über die Waggonverteilung<br />
in Echtzeit und über die Grenzen der<br />
Hütte hinaus. Zugleich war die Zuordnung<br />
der Verursachung von Verspätungen oder<br />
Minderanlieferungsmengen sehr zeitaufwändig<br />
und schwierig.<br />
Transparentes Meldesystem<br />
erforderlich<br />
Erste Ansätze zur Verbesserung der instabilen<br />
Logistik sowie zur klaren Zuordnung<br />
von Verantwortlichkeiten startete Holger<br />
Nikisch im Juli vorigen Jahres. In zunächst<br />
wöchentlichen, später dann monatlichen<br />
Gesprächen wurden die logistischen Abläufe<br />
ausgewertet, Fehl- oder Mindermengenanlieferungen<br />
verursachergerecht zugeordnet<br />
und vieles mehr. Mit dem entscheidenden<br />
Nachteil, dass die Zuordnungen teilweise bei<br />
überlagerten Ereignissen interpretierbar waren.<br />
„Bei allen Logistikbeteiligten – vom<br />
Kalkzulieferer, über den externen und internen<br />
Logistikdienstleister bis hin zu unserer<br />
Verkehrswirtschaft und der Möllervorbereitung<br />
– herrschte Einigkeit darüber, dass<br />
wir ein objektives und transparentes Meldeund<br />
Informationssystem benötigen“, erinnert<br />
sich Holger Nikisch. Die Idee für das<br />
RFID-Waggonverfolgungs-Projekt war geboren.<br />
Im November 2012 wurde in enger Zusammenarbeit<br />
mit der Firma Orbit mit dem<br />
Aufbau eines Waggonverfolgungssystems<br />
beim Hauptzulieferer für Kalk und <strong>HKM</strong><br />
begonnen. Herzstück des Systems sind die<br />
bereits erwähnten, an jedem Waggon angebrachten<br />
RFID-Chips sowie Empfangsantennen,<br />
die zunächst an der Beladestation, an<br />
der Gleisharfe auf dem Kalkzulieferer-Gelände<br />
sowie am Tiefbunker der Möllervorbereitung<br />
installiert wurden. In einer zweiten<br />
Phase wurde bei <strong>HKM</strong> auch das Tor 2, das<br />
Stellwerk Mitte und die Entladestation am<br />
Tiefbunker des Stahlwerks, sowie bei Rheinkalk<br />
das Werk Hönnetal mit Empfangsantennen<br />
ausgestattet, womit der Aufbau der<br />
Infrastruktur abgeschlossen wäre.<br />
Alle Daten im Orbit-System<br />
Doch was bringt das Ganze nun in der Praxis?<br />
– Jede Menge, weiß Holger Nikisch,<br />
nämlich „die volle Transparenz über den betroffenen<br />
Gesamt- und Teillogistikprozess.“<br />
Ganz einfach deshalb, weil sich die Waggons<br />
nach ihrer Beladung bei Rheinkalk ab- und<br />
beim Eintreffen am Tiefbunker der Möllervorbereitung<br />
bzw. an Tor 2 und am Stellwerk<br />
Mitte per RFID-Chip wieder im Orbit-System<br />
anmelden. Mehr noch: Sämtliche Zug-Informationen<br />
etwa über Kalkmenge und -sorte,<br />
Anzahl der Waggons, Beladung und Versandstart<br />
und vieles mehr sind über die<br />
Auftragsnummer im Orbit-System gespeichert<br />
und zu jedem Zeitpunkt aktuell. Und<br />
weil vor der Beladung der Waggons mit<br />
Kalk auch das Leergewicht (Tara-Ge-<br />
Outstation für die kabellose Weiterleitung<br />
der erfassten RFID-Signale von<br />
anwesenden Kalkwaggons an das<br />
Orbit-System
22 04 • 2013<br />
Zugriff auf das Orbit-System über Internet<br />
Zustandserfassung (z. B. Defekt, Voll / Leer…) der Waggons im Orbit-System<br />
wicht) in das System eingespeist wird, kann<br />
<strong>HKM</strong> bei der Entladung auch genaue Angaben<br />
über Minderlieferung durch Materialanbackungen<br />
in den Waggons machen. „Wenn<br />
wir heute bei der Beladung feststellen, dass<br />
zwei Tonnen an Waggonkapazität fehlen,<br />
erhalten wir in der Möllervorbereitung diese<br />
Information bei Eintreffen der Waggons sowohl<br />
im Rückmeldeterminal vor Ort am<br />
Tiefbunker als auch im Orbit-System. Dann<br />
werden die Waggons direkt bei der nächsten<br />
Entladung auf dem Tiefbunker gereinigt“,<br />
erklärt Holger Nikisch. In den meisten<br />
Fällen lösen sich dann die Anbackungen,<br />
womit die volle Beladekapazität des Waggons<br />
wiederhergestellt ist. Auch Unklarheiten<br />
über die genauen Zeitpunkte der Zugabholung<br />
am Stellwerk Mitte oder nach der<br />
Entladung an der Möllervorbereitung durch<br />
den internen Logistikdienstleister gehören<br />
der Vergangenheit an. Denn während die<br />
Waggons ihre Ankunft am Stellwerk selbst<br />
durchfunken, melden die Mitarbeiter der<br />
Möllervorbereitung den Abschluss der Entladung<br />
per Touchscreen am Tiefbunker ins<br />
Orbit-System zurück und die Disponenten<br />
können den Teilzug bzw. die Waggons zur<br />
Abholung bei dem internen Logistikdienstleister<br />
anmelden.<br />
Jede Menge Pluspunkte<br />
Die Vorteile des Systems liegen auf der<br />
Hand. <strong>Der</strong> gesamte Logistikprozess wird unter<br />
anderem durch Reduzierung von unnötigen<br />
Warte- und Leerlauf-, sowie Be- und<br />
Entladezeiten oder auch durch ausreichend<br />
vorhandene Leerwaggons optimiert und<br />
stabilisiert. Zugleich sind Abweichungen des<br />
Soll-Fahrplans durch Störungen und andere<br />
nicht planbare Ereignisse nahezu in Echtzeit<br />
zu erkennen, so dass sofort Gegenmaßnahmen<br />
eingeleitet werden können. Die Reduzierung<br />
des Arbeitsaufwandes, vor allem<br />
bei den Disponenten von <strong>HKM</strong> und Rheinkalk<br />
sind weitere Pluspunkte. Gleiches gilt<br />
für die nun mögliche objektive Zuordnung<br />
von Minderanlieferungsmengen und damit<br />
eine verursachergerechte Zuordnung von<br />
Kosten. Nicht zu vergessen, dass durch die<br />
Information über eingesetzte und defekte<br />
Waggons auch die Verfügbarkeit erhöht<br />
werden kann.<br />
Weitere Optimierungen in<br />
Planung<br />
Natürlich ist noch nicht alles abgeschlossen,<br />
bleibt noch einiges zu tun. „Wir sind jetzt<br />
vor allem damit beschäftigt, die Prozessabbildung<br />
im Orbit-System zu optimieren,<br />
Kinderkrankheiten zu finden und zu eliminieren.<br />
Außerdem wollen wir mit dem vorhandenen<br />
Werkzeug, sprich dem RFID-Waggonverfolgungssystem,<br />
den Logistikprozess<br />
insgesamt weiter verbessern“, sagt Holger<br />
Nikisch. Dazu gehört unter anderem, die<br />
Analysemöglichkeiten des Orbit-Systems<br />
weiter auszubauen und Kommunikationsstrukturen<br />
zwischen den Logistikteilnehmern<br />
zu hinterlegen. Mit den gewonnenen<br />
Erkenntnissen sollen die vorhandenen Kapazitäten<br />
noch besser ausgenutzt werden, so<br />
dass die Verfügbarkeit der Waggons gesteigert<br />
und die Anzahl der eingesetzten Waggons<br />
optimiert werden kann. Mehr noch:<br />
Durch kontrolliertes Entfernen von Kalkanbackungen<br />
sollen die Liefermengen erhöht,<br />
durch genaue Positionsbestimmung von<br />
Kalk-Zügen bzw. -Waggons die Kohle-Koks-<br />
Logistik unterstützt werden. Nur einige von<br />
vielen Punkten, die bei Holger Nikisch und<br />
seinen Kollegen für die nächsten Monate<br />
auf der Agenda stehen und der weiteren<br />
Verbesserung des gesamten Prozesses dienen.<br />
Das Wichtigste aber ist und bleibt, dass<br />
die Waggons sprechen. Auch wenn sie das<br />
nicht im eigentlichen Sinne tun.
04 • 2013 23<br />
Kunden und Partner a Lange Nacht der Industrie:<br />
Industrie zum Anfassen<br />
Bereits zum dritten Mal fand in der Region<br />
Rhein-Ruhr die „Lange Nacht der Industrie“<br />
statt, die von den Industrie- und Handelskammern,<br />
den Arbeitgeberverbänden und den<br />
Industriegewerkschaften ausgerichtet wird.<br />
Ziel der Veranstaltung ist es, der Bevölkerung<br />
einen unmittelbaren Einblick in Produktionsprozesse<br />
zu ermöglichen und zu zeigen, wie<br />
moderne Industrie heute funktioniert.<br />
Um Industrie und Produktion zum Live-<br />
Erlebnis zu machen, öffneten die teilnehmenden<br />
Unternehmen am 17. Oktober 2013<br />
zwischen 18 und 22 Uhr ihre Tore für interessierte<br />
Menschen. Und die konnten sich dann<br />
tatsächlich alles aus nächster Nähe ansehen.<br />
„Industrie zum Anfassen“ eben.<br />
80 Besucher bei <strong>HKM</strong><br />
Mit insgesamt 6.000 Bewerbungen für<br />
rund 2.800 verfügbare Plätze war die Veranstaltung<br />
2013 teilweise schon Wochen<br />
vor dem Start komplett ausgebucht. Insgesamt<br />
beteiligten sich in diesem Jahr 68<br />
Unternehmen aus der Region Rhein-Ruhr<br />
an der „Langen Nacht der Industrie“, was<br />
zeigt: Viele Bürgerinnen und Bürger haben<br />
ein großes Interesse an der ortsansässigen<br />
Industrie. Natürlich hat sich auch <strong>HKM</strong> an<br />
der Aktion beteiligt und in dem begrenzten<br />
Zeitraum zwischen 18 und 22 Uhr zwei<br />
Werksbesichtigungen mit insgesamt 80<br />
Per sonen durchgeführt. Dabei konnten die<br />
<strong>HKM</strong>-Besucherführer Klaus-Dieter Clasen,<br />
Dieter Fengler, Jochen Funke und Dieter<br />
Kretschmer, die die Gäste professionell betreuten,<br />
einen hautnahen Eindruck von der<br />
Roheisen- und Stahlproduktion vermitteln.<br />
Für das leibliche Wohl hat das Team der Hüttenschenke<br />
gesorgt, die jedem Besucher ein<br />
„Verpflegungspaket“ für die lange Nacht in<br />
der Industrie mit auf den Weg gaben. Fazit:<br />
<strong>Der</strong> direkte, durch spannende Führungen ermöglichte<br />
Kontakt zur Produktion sowie die<br />
Chance, Fragen zu stellen, gestalteten diese<br />
Nacht für die Allermeisten zu einem ganz<br />
besonderen Erlebnis. Das wurde in den Gesprächen<br />
mit den Besuchern deutlich, von<br />
denen so mancher sagte, dass er auch beim<br />
nächsten Mal mit Sicherheit wieder dabei<br />
sein werde.<br />
Unter fachkundiger Führung<br />
unserer „Bärenführer“ zeigten<br />
viele Gäste reges Interesse an<br />
unserer Produktion<br />
Michael Vogel, PF-P,<br />
Ausgabe der<br />
Verpflegungspakete<br />
für unsere Gäste
24 04 • 2013<br />
Ein wesentliches Element der Safety First-<br />
Aktion „Schau hin und sprich darüber!“ ist<br />
die Ausbildung von eigenen Mitarbeitern zu<br />
Trainern und Moderatoren. Denn sie sprechen<br />
die gleiche Sprache wie ihre Kollegen<br />
und begegnen sich mit kaum vorhandenen<br />
Hierarchieunterschieden auf Augenhöhe.<br />
Dadurch wird einerseits die Hemmschwelle<br />
des Ansprechens gesenkt, andererseits die<br />
Akzeptanz beim Angesprochenen erhöht. So<br />
jedenfalls haben sich die Verantwortlichen<br />
das in der Theorie vorgestellt. Wir wollten es<br />
einmal genauer wissen und haben uns mit<br />
zwei Moderatoren unterhalten.<br />
Israfil Tasci ist 1996 zu <strong>HKM</strong> gekommen, hat<br />
dort eine Ausbildung zum Energieelektriker<br />
Betriebstechnik absolviert und arbeitet seit<br />
dem Jahr 2000 im Schmelzbetrieb. Bereits<br />
seit sieben Jahren arbeitet der 35-Jährige als<br />
Elektriker-Vorarbeiter und wird in diesem<br />
Jahr seine Meisterschule abschließen. Auch<br />
Deniz Güngör ist ein Eigengewächs der Hütte.<br />
<strong>Der</strong> 38-Jährige ist 1994 zu <strong>HKM</strong> gekommen,<br />
hat ebenfalls eine Ausbildung zum<br />
Elektriker gemacht und ist heute wie sein<br />
Kollege Tasci Elektriker-Vorarbeiter.<br />
Keine Minute gezögert<br />
Zu ihrer heutigen Moderatoren-Tätigkeit<br />
sind sie per Zufall gekommen und auch<br />
Kompetenz a Safety First:<br />
Moderatoren im Einsatz<br />
wieder nicht. Denn als auf Anregung der<br />
Geschäftsführung in den Betrieben nach<br />
anspricht. Einig waren sich die Teilnehmer<br />
von Anfang an darüber, dass interne Moderatoren<br />
Moderatoren („Keine Führungskräfte!“)<br />
erfolgreicher sind als externe. <strong>Der</strong><br />
gesucht werden sollte, hat Ludger Budde,<br />
Fachgebietsleiter Elektrik und seinerzeitiger<br />
Teamleiter, die beiden gezielt angesprochen.<br />
„Weil man dafür Leute braucht, die<br />
kommunizieren können und die im Betrieb<br />
akzeptiert sind. Und den beiden habe ich<br />
das zugetraut“, begründet er die Auswahl.<br />
Nach kurzer Erläuterung, worum es dabei<br />
geht, haben die beiden zugestimmt. „Ich<br />
habe keine Minute überlegen müssen, um<br />
zuzustimmen“, sagt Israfil Tasci und fügt<br />
Grund: „Ich kenne die Leute und weiß, wie<br />
ich auf sie zugehen muss“, sagt Deniz Güngör<br />
und Israfil Tasci ergänzt: „Wir kommen<br />
ja alle sozusagen aus einem Stall und da ist<br />
die Akzeptanz einfach größer, als wenn ein<br />
Externer kommt und das einfach so durchzieht.“<br />
Allerdings haben auch sie noch dazu<br />
gelernt. So haben sie in dem Seminar etwa<br />
erfahren, dass der Ton die Musik macht.<br />
Dass nicht platte Anmache bei einer unsicheren<br />
Handlung gefragt ist, sondern eine<br />
hinzu: „Ich finde das wichtig und habe das<br />
gerne gemacht.“ Für seinen Kollegen Deniz Israfil Tasci<br />
Güngör war noch ein anderer Grund entscheidend:<br />
„Das Vertrauen unseres Chefs,<br />
der uns für diese Aufgabe ja ausgesucht<br />
hat, war für mich ein besonderer Ansporn.“<br />
Ins kalte Wasser sind die beiden dabei nicht<br />
gesprungen, „Wir wussten, was auf uns zukommt“,<br />
sagen sie.<br />
<strong>Der</strong> Ton macht die Musik<br />
Die wesentlichen Grundkenntnisse für ihre<br />
Moderatoren-Tätigkeit haben die beiden in<br />
dem Trainings-Seminar erhalten. Zunächst<br />
in der Theorie, später im Kreis der Seminar-<br />
Teilnehmer lernten sie, wie und mit welchen<br />
Worten man die Kollegen am besten
04 • 2013 25<br />
(v.l.n.r.) Tobias Hösen,<br />
Hans-Joachim Heller,<br />
Israfil Tasci, Deniz Güngör<br />
gemacht. „Am Anfang habe ich in die Runde<br />
gefragt, mittlerweile spreche ich Leute gezielt<br />
an. Und das klappt dann auch.“<br />
Praxis bei Betriebsbegehung<br />
positive und verständnisvolle Grundhaltung.<br />
Keine einfache Sache, wie Israfil Tasci<br />
zugibt, schließlich stellen sich dabei viele<br />
Fragen: „Soll man sich einfach vor die Leute<br />
hinstellen und loslegen? Wie soll man so ein<br />
Fehlverhalten dann rüberbringen und wie<br />
erklären, warum das nicht geht?“<br />
Gezielte Ansprache hilft<br />
Auch Ängste oder Unsicherheit haben die<br />
beiden in den acht bis neun Schulungen<br />
überwinden müssen. Etwa ob sie es tatsächlich<br />
schaffen, die Leute mitzunehmen und<br />
zum Mitmachen aufzufordern. Oder ob sie<br />
glaubwürdig rüber kommen. Oder was man<br />
machen kann, wenn die Mitarbeiter zwar<br />
zu einem Gespräch kommen, dann aber<br />
einfach nur da sitzen. Doch auch für diese<br />
Fälle haben sie Lösungen kennengelernt.<br />
Beispielsweise Gesprächskreise in U-Form<br />
zu bilden, sich direkt zu denen zu setzen,<br />
die nicht mitmachen wollen und sie direkt<br />
anzusprechen. „Wenn man jemand fragt,<br />
was er in einer bestimmten Situation selbst<br />
tun würde, bekommt man in der Regel auch<br />
eine Antwort“, hat Deniz Güngör erfahren.<br />
Dann geht es nur noch darum, sie zur weiteren<br />
Beteiligung zu ermutigen. Auch Israfil<br />
Tasci hat bereits einschlägige Erfahrungen<br />
Deniz Güngör<br />
Das Ansprechen im Betrieb haben die beiden<br />
zusammen mit den anderen Seminar-<br />
Teilnehmern in Begehungen gelernt. In zwei<br />
Gruppen sind sie durch den Betrieb gegangen<br />
mit dem Ziel, Mitarbeiter auf unsichere<br />
Handlungen oder Fehlverhalten anzusprechen.<br />
„Ganz wichtig dabei ist, dass man<br />
nicht wie Polizisten daher kommt und nach<br />
Verstößen fahndet“, sagt Israfil Tasci. Auch<br />
Anfassen oder Anschreien ist tabu, weiß<br />
Deniz Güngör, vielmehr ruhiges und sachliches<br />
Erklären angesagt. Beim Training hat<br />
das jeweils einer aus der Gruppe übernommen,<br />
und dem Betreffenden die unsichere<br />
Handlung klar gemacht. Zugleich haben sie<br />
erfahren, dass man sich auch irren kann. In<br />
der Brammenanlage etwa sind sie einer<br />
Gruppe von Mitarbeitern ohne Schutzbrillen<br />
begegnet. Darauf angesprochen, antworteten<br />
diese, dass sie keine tragen, weil an dieser<br />
Stelle die Brillen beschlagen und daraus<br />
eine Stolpergefahr entsteht. Für die Seminarteilnehmer<br />
ein gutes Beispiel, wie das<br />
Miteinander-Sprechen funktioniert und wie<br />
es zu Klimaveränderung im Betrieb beiträgt.<br />
Für Ludger Budde ist dies das Ergebnis eines<br />
konsequent umgesetzten Prozesses auf der<br />
Hütte. „Im ersten Schritt waren die Meister<br />
für Arbeitssicherheit verantwortlich, im<br />
zweiten jeder für sich selbst und jetzt soll<br />
jeder auch auf den anderen aufpassen.“<br />
Ludger Budde<br />
Vor Führungskräften moderiert<br />
An ihre erste Moderation sind Israfil Tasci<br />
und Deniz Güngör selbstbewusst ran gegangen.<br />
„Ich hatte davor weniger Bammel<br />
als bei der Vorstellung im Kreis der Seminarteilnehmer“,<br />
lacht Israfil Tasci. Entsprechend<br />
gut ist der Start gelungen. „Wir hatten da<br />
Mitmachen und Gewinnen<br />
noch einen Trainer dabei, aber der hat nach<br />
eine gewissen Zeit nur gesagt: ‚Genial!“<br />
und ist dann gegangen“, erinnert sich Deniz<br />
Güngör. Inzwischen sind die Moderationen<br />
Routine geworden, auch wenn die Anforderungen<br />
gleich geblieben sind. „Es kommen<br />
immer wieder mal Leute, die das Ganze nicht<br />
verstehen oder sich verloren vorkommen“,<br />
weiß Deniz Güngör. Ihnen unter die Arme zu<br />
greifen, ist mit das Schwierigste sagt er. „Ich<br />
gehe dann in einer Pause persönlich auf ihn<br />
zu und versuche ihn zum Mitmachen zu bewegen.“<br />
Inzwischen ist den beiden die Moderation<br />
so sehr ins Blut gegangen, dass sie<br />
auch eine spezielle Herausforderung locker<br />
bewältigten. So wurde nach einem größeren<br />
Zwischenfall im Oktober ein eintägiger<br />
Workshop mit Ingenieuren, Technikern und<br />
Meistern durchgeführt, auf dem die beiden<br />
das Safety First-Konzept vorstellen sollten.<br />
Und auch das hat hervorragend geklappt.<br />
Stolz auf Moderatoren-Tätigkeit<br />
Entsprechend positiv fällt das Fazit der beiden<br />
zu ihrer bisherigen Moderatoren-Tätigkeit<br />
aus. „Ich bin stolz darauf, das machen<br />
zu können und damit dazu beizutragen, dass<br />
sich das Verhalten hier ändert“, sagt Deniz<br />
Güngör. Nicht zuletzt deshalb, weil er in der<br />
zweiten Generation seiner Familie auf der<br />
Hütte ist und sich als echter Teil von „Wir<br />
bei <strong>HKM</strong>“ bezeichnet. Viele seiner Kollegen<br />
sind inzwischen Freunde, mit denen er sich
REDEN – VERTRAUEN – HELFEN<br />
26 04 • 2013<br />
auch privat trifft. „Ich bin gerne hier und<br />
wirklich stolz darauf, den Kollegen sagen zu<br />
können, wie man sich richtig verhält.“ Israfil<br />
Tasci kann das nur bestätigen. Auch er hat<br />
in den 16 Jahren auf der Hütte und 13 Jahren<br />
im Stahlwerk viele Freunde bei <strong>HKM</strong> gefunden,<br />
„und es würde mir wirklich weh tun zu<br />
sehen, wenn sich ein Kollege verletzt“, sagt<br />
er. Was jederzeit passieren könnte, „denn ich<br />
habe gemerkt, dass viele inzwischen ein wenig<br />
betriebsblind sind.“ Sich selbst will er da<br />
gar nicht ausnehmen, fände es deshalb auch<br />
gut, selbst auf eine unsichere Handlung angesprochen<br />
zu werden. Ob sich durch ihre<br />
Tätigkeit etwas geändert hat? – Durchaus,<br />
sagt Deniz Güngör. „Ich denke heute anders,<br />
achte auf viel mehr Dinge und andere eifern<br />
mir nach.“ Für Israfil Tasci ist es wichtig, als<br />
Führungskraft auch Vorbild zu sein, so dass<br />
die Mitarbeiter etwas übernehmen können.<br />
Oder wacher durchs Arbeitsleben gehen.<br />
„Als ich mal in den Betrieb ohne zugeknöpfte<br />
Jacke gegangen bin, wurde ich sofort darauf<br />
angesprochen. Daran sieht man, dass<br />
das Ganze Erfolg hat.“<br />
Viele gute Plakatmotive<br />
Etwas ungewöhnlich ist in den zurückliegenden Wochen auf die<br />
Verlängerung der Safety-First-Gewinnaktion aufmerksam gemacht<br />
worden. Schließlich hatten wir dem polternden Kollegen<br />
auf den Plakaten diese Ankündigung quer über die Augen gelegt.<br />
Was kaum einer weiß: Motiv und Spruch („Ich will, dass Du IMMER<br />
was siehst!“) auf der Ankündigung stammen von <strong>HKM</strong>-Auszubildenden,<br />
die damit an der Gewinnaktion teilnehmen. Sie wissen<br />
schon: Bis zum 29. November 2013 waren alle Mitarbeiter dazu<br />
aufgerufen, ein eigenes Plakatmotiv „Beste Kollegen. Mit Sicherheit.“<br />
zu entwerfen. Alleine oder mit anderen zusammen. Inzwischen<br />
läuft die Auswertung auf vollen Touren und obwohl wir hier<br />
noch nicht allzu viel verraten wollen, lässt sich schon jetzt sagen:<br />
Mitmachen und Gewinnen<br />
Es sind einige hervorragende Motive und Ideen dabei. Wer genau<br />
das Rennen um den Rundflug übers Ruhrgebiet und das <strong>HKM</strong>-<br />
Firmengelände oder einen Besuch im Kletterparkt Xanten machen<br />
wird, steht noch nicht fest. Fest steht allerdings, dass in absehbarer<br />
Zeit einige wirklich geniale Motive zum Thema Safety First auf<br />
dem Hüttengelände zu sehen sein werden. Also Augen auf, es<br />
lohnt sich. In doppelter Hinsicht.<br />
Mitarbeiter a Förderung junger Menschen:<br />
Weil jeder eine zweite Chance verdient<br />
Auch in diesem Jahr hat die Erstausbildung<br />
von <strong>HKM</strong> wieder die erfolgreiche<br />
Maßnahme „2. Chance“ aufgelegt. In Zusammenarbeit<br />
mit der Agentur für Arbeit<br />
und der Duisburger Werkkiste sollen dabei<br />
13 junge Menschen qualifiziert werden, um<br />
einen Ausbildungsplatz bei <strong>HKM</strong> zu bekommen.<br />
Im ersten Anlauf hatten sie die Hürde<br />
Einstellungstest nicht nehmen können, jetzt<br />
erhalten sie neun Monate eine individuelle<br />
Förderung. Im Frühjahr 2014 werden sie sich<br />
dann erneut am Einstellungstest versuchen.<br />
Und die Zeichen dafür, dass sie es dann packen<br />
werden, stehen gut. Schließlich zeigen<br />
die Erfahrungen der zurückliegenden elf<br />
Jahre, dass die meisten die zweite Chance<br />
erfolgreich nutzen können und sich in der<br />
Folge zu guten Auszubildenden entwickeln.<br />
Am 2. Oktober 2013 fand die Pressekonferenz<br />
zu dem am 1. September gestarteten<br />
Lehrgang statt. Begrüßt wurden die Teilnehmer<br />
des Lehrgangs seitens <strong>HKM</strong> durch Detlef<br />
Weiler, Leiter der <strong>HKM</strong>-Erstausbildung, Betriebsratsmitglied<br />
Ralph Winkelhane BR und<br />
Philip Dengel von der Jugend-Auszubildenden-<br />
Vertretung (JAV) sowie durch Dominik<br />
Blechschmidt, Bereichsleiter der Duisburger<br />
Agentur für Arbeit, Norbert Geier, Geschäftsführer<br />
der Duisburger Werkkiste, und<br />
Studiendirektorin Pauss vom Bertolt-Brecht-<br />
Berufskolleg.
04 • 2013 27<br />
Mitarbeiter a Azubi-Kolumne über die Ausbildung von Speditionskaufleuten:<br />
Interessant und breit gefächert<br />
Erstmals werden bei <strong>HKM</strong> junge Leute auch<br />
zu Speditionskaufleuten ausgebildet. Im<br />
September 2013 haben Michelle Otten und<br />
Tobias Hocky ihre Ausbildung begonnen.<br />
Hier ihr Bericht.<br />
„Als erste auszubildende Speditionskaufleute<br />
auf der Hütte haben wir vor rund drei Monaten<br />
im Stellwerk Mitte angefangen. Wir<br />
wollen hier einmal kurz beschreiben, wo wir<br />
tätig sind und was dabei alles auf uns zukommt.<br />
<strong>Der</strong> Bereich Schiene<br />
Die Verkehrswirtschaft ist in drei Bereiche<br />
aufgeteilt: Team Wasser, Team Schiene und<br />
Team Straße. Uns hat man am Anfang in die<br />
Bereiche Schiene und Straße aufgeteilt.<br />
Im Bereich Schiene liegt eine der Hauptaufgaben<br />
darin, anhand eines Versandplanes<br />
täglich leere Waggons für <strong>HKM</strong> zu bestellen.<br />
Aus diesem Plan geht hervor, wie Brammen<br />
und Rundmaterial für den jeweiligen Tag<br />
transportiert werden müssen. Somit kann<br />
das Team Schiene auf den Tag genau die erforderlichen<br />
Waggons bei der DB Schenker<br />
bestellen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die<br />
Zugplanung. Diese wird täglich überarbeitet<br />
um die Disponenten anzuweisen, Züge zu<br />
einer bestimmten Uhrzeit und für bestimmte<br />
Kunden bereitzustellen. Auch die Bearbeitung<br />
beschädigter Waggons ist ein wichtiger Bestandteil<br />
des Schienenbereichs. Dabei handelt<br />
es sich häufig um Schrottwagen, die<br />
nach Entladung Beulen und andere Mängel<br />
aufweisen. Diese müssen behoben werden,<br />
was Kosten hervorruft. Dazu wird nach einer<br />
Prüfung der vorhandenen Mängel eine Rechnung<br />
von DB Schenker an <strong>HKM</strong> geschrieben.<br />
Diese Kosten müssen dann den verschiedenen<br />
Kostenstellen im SAP-System zugewiesen<br />
werden. Da der Bereich Schiene aus vielen<br />
kleinen Aufgaben besteht, hier noch eine<br />
Auflistung einiger Tätigkeiten: Zugbestellung<br />
(Lok für einen kompletten Zug bestellen),<br />
Schrottweigerung (falsch gelieferten Schrott<br />
zum Lieferanten zurückschicken), Kontrolle<br />
des täglichen Bestandes (Leerwagenbestand<br />
wie auch beladende Wagen für den täglichen<br />
Bedarf) und der dispositive Part (Frachtbriefe<br />
anfertigen, Kontrolle ausgehender Züge).<br />
<strong>Der</strong> Bereich Straße<br />
Im Team Straße geht es in erster Linie um die<br />
Beauftragung verschiedener Spediteure, die<br />
für den Transport verschiedener Hüttenwerksmaterialien<br />
verantwortlich sind, sowie<br />
Unternehmen mit dem Zuständigkeitsbereich<br />
Personenbeförderungen. Hierzu zählt<br />
die Organisation von Taxi- und Busfahrten.<br />
Auch die Regelung von Schwer- und Übermaßtransporten<br />
fällt in den Aufgabenbereich<br />
des Teams Straße. Dabei kann es sich um<br />
Reparaturaufträge für Maschinen oder auch<br />
Material-Neuanschaffungen handeln, die im<br />
Betrieb gebraucht werden und transportiert<br />
werden müssen. Als Auszubildender beschäftigt<br />
man sich hier in der ersten Zeit damit,<br />
Transportaufträge bis zu 3,5 Tonnen abzuwickeln.<br />
Hierbei geht es meistens um Teile,<br />
die beispielsweise aus der Sinteranlage oder<br />
der Kokerei kommen. Solche Aufträge kommen<br />
mehrmals täglich und werden von dem<br />
zuständigen Sachbearbeiter per E-Mail an die<br />
Verkehrswirtschaft geschickt. Die Bearbeitung<br />
erfolgt im SAP-System und wird danach<br />
an den Spediteur versendet. Aufgrund von<br />
möglichen Abstimmungsproblemen gibt es<br />
bei dem Vorgang viel Schrift- und Telefonverkehr<br />
mit den anderen zuständigen Personen.<br />
Auch Busbestellungen für eine Personenbeförderung<br />
oder ähnliches gehören teilweise<br />
mit zu den Aufgaben des Aus zubildenden,<br />
hinzu kommen noch einige Sonderaufgaben<br />
durch den Abteilungsleiter oder andere Kollegen,<br />
wie etwa die Erstellung von Excel-Tabellen<br />
zu meist statistischen Zwecken, die Betreuung<br />
von Renovierungsarbeiten oder die<br />
Durchführung von Bestellungen für die Abteilung<br />
etwa von Büromaterial.<br />
<strong>Der</strong> Bereich Wasser<br />
Im Bereich Wasser werden wir innerhalb unserer<br />
Ausbildung mehrere Einsätze haben –<br />
sowohl in der Verkehrswirtschaft als auch in<br />
der Rohstofflogistik Hafen und beim Dienstleister.<br />
In der Verkehrswirtschaft werden<br />
folgende Aufgaben durchgeführt: Vertragsund<br />
Preisverhandlungen mit Dienstleistern,<br />
Umsetzung von betrieblichen Bestellanforderungen<br />
(BANF) in Kontrakten und in Jahresbestellungen<br />
sowie Durchführung von relevanten<br />
Auswertungen.<br />
Zusammenfassend kann man sagen, dass wir<br />
bis jetzt schon viele Eindrücke sammeln konnten.<br />
Schon nach einer recht kurzen Zeit lässt<br />
sich sagen, dass der Speditionskaufmann ein<br />
interessanter und breitgefächerter Beruf ist,<br />
und wir zufrieden mit unserer Berufswahl<br />
sind.“
28 04 • 2013<br />
Kaum zu glauben,<br />
auch Metallschrott<br />
findet man in<br />
Büros …<br />
Kompetenz a KVP bei TI – 5S-Kampagne weiter fortgesetzt:<br />
Keine Ausnahme für Büros<br />
Es war so angekündigt und dabei bleibt es<br />
auch: <strong>Der</strong> im Bereich TI angestoßene Kontinuierliche<br />
Verbesserungsprozess (KVP) geht<br />
nicht nur die Mitarbeiter und ihre Arbeitsplätze<br />
in den Werkstätten etwas an. Er gilt<br />
in gleicher Weise auch für die Mitarbeiter,<br />
die ihren Job vornehmlich in Büros und an<br />
Schreibtischen erledigen. Konsequenterweise<br />
startete daher in den zurückliegenden<br />
Wochen und Monaten die Umsetzung der<br />
5S-Kampagne in den Büros zahlreicher Abteilungen<br />
– angefangen bei den „Werkstätten<br />
mit Bürobereich“ Kommunikation und<br />
Datentechnik (TI-K) und Energiewirtschaft<br />
(TI-W) bis zu den klassischen Bürobereichen<br />
Methoden & Systeme (TI-S) sowie Ingenieurdienstleistungen<br />
(TI-I). Was zunächst einmal<br />
auf Skepsis stieß, dann aber im überwiegenden<br />
Maße doch Zustimmung fand.<br />
Die Logik hinter der Gleichbehandlung von<br />
Werkstatt und Büro ist zwingend. In beiden<br />
Bereichen findet Verschwendung von Aufwand<br />
und Zeit statt. Und selbst die Ursache<br />
ist bei beiden gleich: das Suchen nach<br />
Dingen, die eigentlich mit einem Handgriff<br />
vorhanden sein müssten. Während es beim<br />
Mitarbeiter in der Werkstatt der Hammer<br />
oder vielleicht auch eine Zeichnung ist,<br />
sucht der Büromensch oft nach bestimmten<br />
Unterlagen oder Dateien. Da wie dort<br />
ist die 5S-Methode das richtige Mittel, um<br />
Ordnung in das mehr oder weniger große<br />
Chaos zu bringen.<br />
Den Kopf frei bekommen<br />
Nochmal zur Erinnerung. Die 5S-Methode<br />
steht für: Sortieren, also Unnötiges aus<br />
dem Arbeitsbereich zu entfernen; Separieren<br />
oder Aufräumen, das heißt die nach<br />
dem Sortieren übrig gebliebenen Dinge<br />
ergonomisch zu ordnen; Säubern, also den<br />
Arbeitsplatz sauber machen und halten;<br />
Standards, Anordnung zur Regel zu machen,<br />
sowie Selbstdisziplin, sprich alle Punkte<br />
einzuhalten und immer wiederkehrend zu<br />
überprüfen. All das hat auch in den Büros<br />
seine Berechtigung. Denn: „Seinen Schreibtisch<br />
in Ordnung zu bringen, heißt doch<br />
auch, den Kopf frei zu bekommen. Platz<br />
und Raum zu schaffen für neue Ideen und<br />
Möglichkeiten“, betont KVP-Manager Henry<br />
Kramp. Schließlich sagt ein voller oder leerer<br />
Schreibtisch nichts darüber aus, wie viel<br />
oder wenig jemand zu tun hat. Aber er sagt<br />
etwas über die Organisation des Einzelnen<br />
aus. Trotzdem sollen die Kollegen zu nichts<br />
gezwungen werden. Vor allem deshalb, weil<br />
jeder seine ganz persönliche Vorstellung von<br />
Ordnung hat und so mancher dabei nach<br />
dem Prinzip vorgeht: Das Genie beherrscht<br />
das Chaos. Allerdings lässt sich auch dieses<br />
Chaos strukturieren.<br />
Typischer Arbeitsplatz in administrativen Bereichen vor einer 5S-Aktion<br />
<strong>Der</strong> gleiche Arbeitsplatz nach einer 5S-Aktion
04 • 2013 29<br />
Privat ist privat<br />
<strong>Der</strong> blitze-blank aufgeräumte Schreibtisch<br />
ist es also nicht unbedingt, der am Ende<br />
des Prozesses als Ergebnis herauskommen<br />
soll. Aber Stapel-Fanatiker könnten beispielsweise<br />
mit Trennblättern arbeiten, ihre<br />
Unterlagen versetzt anordnen oder die<br />
verschiedenen Stapel direkt in Trennfächer<br />
räumen. Womit wir auch schon beim nächsten<br />
Punkt wären, denn um den Schreibtisch<br />
alleine geht es sowieso nicht. Zumindest<br />
dann nicht, wenn das Chaos von dort in den<br />
Rollcontainer oder die Schränke verlagert<br />
wird. Dann findet das Suchen da statt. Bei<br />
den als Büro-Begehungen durchgeführten<br />
Audits wird daher auch nicht nur ein Blick<br />
auf den Schreibtisch, sondern auch auf und<br />
in das restliche Mobiliar geworfen. Übrigens<br />
nur, wenn der Kollege einverstanden ist.<br />
Wer etwa seinen Rollcontainer zur Privatzone<br />
erklärt, muss keine neugierigen Blicke<br />
befürchten. Gleich das ganze Büro zur Privatzone<br />
zu erklären und sich damit jeder<br />
Begutachtung zu entziehen funktioniert<br />
aber auch nicht. Schließlich stellt <strong>HKM</strong> den<br />
Arbeitsplatz zur Verfügung und kann demzufolge<br />
auch erwarten, dass dieser Bereich<br />
größtenteils der Arbeit und nicht dem Privatleben<br />
gewidmet ist.<br />
Kleine rote Kärtchen<br />
Was bei einer solchen Begehung herauskommen<br />
kann, lässt sich hervorragend im<br />
Büro von Henry Kramp erkennen. Bei dem<br />
präsentiert sich der Schreibtisch zwar ordentlich<br />
und aufgeräumt, dafür hängen am<br />
Rollcontainer und auch an anderen Stellen<br />
noch einige kleine rote Kärtchen. „Die sollen<br />
mich daran erinnern, dass dort in Punkte Ordentlichkeit<br />
noch Nachholbedarf besteht“,<br />
sagt er. Für ihn übrigens kein Problem oder<br />
gar eine Bevormundung. Schließlich soll ja<br />
niemand erzogen, sondern nur zum Nachdenken<br />
aufgefordert werden. Etwa darüber,<br />
dass gewisse Grundstrukturen das Leben<br />
und Arbeiten einfacher machen. Dass eine<br />
gewisse Ordnung Verschwendung von Zeit<br />
und Aufwand vermeidet oder verringert<br />
und damit zu mehr Effizienz führt. Denn<br />
wer nicht mehr suchen muss, kann sich<br />
schneller und besser auf das Wesentliche<br />
konzentrieren.<br />
Geteiltes Feedback<br />
Trotz der hehren Absicht stieß die Aktion<br />
auf unterschiedliche Resonanz. Die einen<br />
fanden es gut, endlich mal Anregungen und<br />
auch Zeit fürs Aufräumen zu bekommen.<br />
Andere wiederum konnten sich nur bedingt<br />
damit anfreunden und empfanden das<br />
doch als eine Art Einmischung. Und dabei ist<br />
es gar nicht verwunderlich, dass es oftmals<br />
die Chaos-Typen waren, die sich sperrten.<br />
Wahrscheinlich aus der Befürchtung heraus,<br />
überhaupt kein System mehr für sich<br />
ausmachen zu können. Verständlich, aber<br />
nur bedingt akzeptabel und für die Organisatoren<br />
ein Problem. Schließlich wollen<br />
sie ja überzeugen. Was jedoch nur funktioniert,<br />
wenn jeder auch mitmacht und sich<br />
nicht verweigert. Zum besseren Verständnis<br />
zum Thema „Verschwendung“ hilft ein Spiel<br />
weiter, das sowohl in den Werkstätten, als<br />
auch in den Bürobereichen bereits praktiziert<br />
wird. Anhand eines Fertigungsauftrags<br />
wird dort der gesamte Ablauf durchexer-<br />
ziert, wobei alles so aufgebaut ist, dass die<br />
einzelnen Verschwendungsarten deutlich<br />
sichtbar werden. Spieler und Beobachter<br />
diskutieren anschließend, was schief gelaufen<br />
ist, wo und wodurch Verschwendung<br />
von Zeit und Aufwand stattgefunden hat<br />
und was sich verbessern lässt. Ebenso wird<br />
hierbei der Anteil der wertschöpfenden Tätigkeit<br />
herausgearbeitet. Ein Szenario, das<br />
auf alle Bereiche übertragbar ist. Zwar sind<br />
die Elemente anders, aber ein chaotisches<br />
Lager lässt sich ohne weiteres mit einer chaotischen<br />
Datenstruktur im PC vergleichen.<br />
Positives Zwischenfazit<br />
<strong>Der</strong> nächste Schritt in den Büros besteht<br />
jetzt darin, einen Terminzyklus auszumachen,<br />
bei dem die Abarbeitung der roten<br />
Kärtchen besprochen und überprüft wird.<br />
Ein wichtiger Aspekt im gesamten KVP-Prozess,<br />
denn diese Regelkommunikation, das<br />
regelmäßige Miteinander-Sprechen, ist ein<br />
entscheidender Faktor für den Erfolg. Und<br />
deshalb lässt man bei TI auch nicht locker.<br />
Das vorläufige Fazit fällt zunächst aber positiv<br />
aus. In jedem der sieben Bereiche von<br />
TI ist inzwischen mindestens ein Team mit<br />
dem Projekt gestartet, Ende dieses Jahres<br />
werden fünf Teams eine aus fünf Bausteinen<br />
bestehende Workshop-Reihe komplett<br />
abgeschlossen haben. 179 Teilnehmer waren<br />
an den insgesamt 13 durchgeführten Wellen<br />
beteiligt und haben ein durchweg positives<br />
Feedback gegeben. Nicht zuletzt deshalb<br />
wird es weitergehen mit dem KVP bei TI.<br />
Denn durch ist man noch lange nicht, aber<br />
der Erfolg spornt an.<br />
Sich von Gegenständen zu trennen fällt oft gar<br />
nicht so schwer …
30 04 • 2013<br />
Gesunde Mitarbeiter sind auch zufriedene und<br />
leistungsfähige Mitarbeiter. Für <strong>HKM</strong> Grund<br />
genug, das Thema Gesundheit immer wieder<br />
anzusprechen, darüber zu informieren und<br />
auch entsprechende Angebote zu machen. So<br />
findet beispielsweise seit nunmehr einem Jahr<br />
immer montags und mittwochs zwischen<br />
15.00 und 18.30 Uhr im Fitnessraum des Betriebsarztzentrums<br />
ein so genanntes „Modulares<br />
Training“ für alle Mitarbeiter statt.<br />
Das modulare Training bietet nach Aussage<br />
des Sportlehrers und Sportjournalisten<br />
Reinhard Wessiepe, der bei <strong>HKM</strong> als Trainer<br />
fungiert, weitreichende Möglichkeiten. „Man<br />
kann sich mit Kraft- und Herz-Kreislauf-Training<br />
sowie mit Ganzkörperübungen gesund<br />
und fit halten bzw. körperliche Beschwerden<br />
reduzieren.“<br />
Mitarbeiter a Ein Jahr <strong>HKM</strong>-Betriebssport:<br />
Fit fürs Leben<br />
Für den ganzen Körper<br />
Die Erklärung dafür folgt auf dem Fuße.<br />
Krafttraining fördert die Muskeln und macht<br />
uns stark und beweglich. Damit die Muskeln<br />
– auch als „Motoren des Lebens“ bezeichnet<br />
– im täglichen Leben gut durchblutet und<br />
dadurch gut arbeiten können, braucht man<br />
ein starkes, leistungsfähiges und belastbares<br />
Herz sowie ein gesundes Kreislaufsystem<br />
in Form elastischer Adern. Dafür gibt es<br />
ein individuell angepasstes Herz-Kreislauf-<br />
Training. Fehlt nur noch ein Training für den<br />
Rest des Körpers – für die Gelenke und für die<br />
Wirbelsäule. Denn ohne sie lässt sich Alltag<br />
nicht ohne Probleme bewältigen. Verspannungen<br />
bis hin zu Schmerzen im Rücken, in<br />
den Schultern, in den Knien können die Folge<br />
sein, bei denen allerdings eine Ganzkörper-<br />
Gymnastik helfen oder – noch besser – ihnen<br />
vorbeugen kann. Durch eine Vielzahl unterschiedlicher<br />
Bewegungsübungen werden<br />
hierbei alle Funktionen der Gelenke und der<br />
Wirbelsäule erhalten.<br />
„Stamm-Teilnehmer“ begeistert<br />
Anders ausgedrückt: Das modulare Training<br />
dient dazu, auf alle Belastungen im Alltag<br />
und im Beruf – ganz gleich ob Vielsitzer oder<br />
körperlich schwer Arbeitender – vorbereitet<br />
und gegen sie geschützt zu sein. Und um<br />
so lange wie möglich auch im Alter noch alleine<br />
klar zu kommen. Alle Teilnehmer und<br />
Teilnehmerinnen, ohne Ausnahme „Stamm-<br />
Teilnehmer“, sind nicht zuletzt deshalb Woche<br />
für Woche aktiv mit dabei. Wie sagte erst<br />
kürzlich ein Teilnehmer: „Auf dieses Training<br />
Bauchmuskeltraining Rückenentspannung Krafttraining für den oberen Rücken
04 • 2013 31<br />
Übungen für Vielsteher<br />
und Vielsitzer<br />
möchten wir alle nicht mehr verzichten!“<br />
Kein Wunder allerdings, schließlich fühen Sie<br />
sich in der Gruppe wohl und freuen sich darauf,<br />
die anderen jede Woche gesund und fit<br />
wieder zu sehen. Und damit dies noch lange<br />
so ist, werden sie sich auch in Zukunft montags<br />
und mittwochs zum „geselligen und<br />
wohltuendem Sporttreiben“ treffen.<br />
Auch Sie sind ganz herzlich eingeladen,<br />
einmal unverbindlich im Fitnessraum des<br />
Betriebsarztzentrums vorbeizuschauen und<br />
die Gruppe und das Training zu besuchen.<br />
Trainer Wessiepe ist gerne bereit, Ihre Fragen<br />
zum Thema „Sport und Gesundheit“ zu<br />
beantworten. Egal ob Sport bei <strong>HKM</strong> oder<br />
anderswo. Also: Auf geht’s!<br />
Die Sport- und<br />
Gesundheits ecke<br />
bei <strong>HKM</strong><br />
Neue Studie belegt:<br />
Sport besser als Pillen<br />
Nach einer Auswertung 100.000er Daten<br />
können die Ärzte beweisen: Sport ist –<br />
selbst bei Herzproblemen – nicht nur sehr<br />
gut fürs Herz, er ist auch bestens dazu<br />
geeignet, einen Diabetes zu verhindern.<br />
Ganz abge sehen davon, dass Bewegung<br />
auch bei Rücken schmer zen, Nackenverspannungen<br />
und Schulterbeschwerden<br />
hilfreich ist. Hierzu wurde auf der MEDICA<br />
2012 das „Modulare Training“ empfohlen<br />
– ein Krafttraining in Verbindung mit<br />
Herz-Kreislauf-Übungen und einer Ganzkörper-Gymnastik<br />
für die Gelenke und die<br />
Wirbelsäule. Modulares Training wird von<br />
<strong>HKM</strong> im Fitnessraum des Betriebsarztzentrums<br />
angeboten: immer montags und<br />
mittwochs von 15.00 bis 18.30 Uhr.<br />
In der nächsten Folge:<br />
Warum Krafttraining? – Unsere Muskeln,<br />
die „Motoren des Lebens“.<br />
Mitarbeiter a 100 Jahre Deutsches Sportabzeichen:<br />
Nadeln und Urkunden<br />
für <strong>HKM</strong>-Sportler<br />
Unter dem Motto „Mach mit – bleib fit“<br />
hatte <strong>HKM</strong> seine Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter anlässlich des 100-jährigen Bestehens<br />
des Deutschen Sportabzeichens zu<br />
reger Beteiligung aufgefordert. Doch ob es<br />
nun die Urlaubszeit oder das schöne Wetter<br />
war: <strong>Der</strong> Aufruf kam nicht bei allen an. Dafür<br />
hatten sich die, bei denen er angekommen<br />
war, umso mehr ins Zeug gelegt und beim<br />
Schwimmen, Laufen (Sprint oder Ausdauer),<br />
Werfen und Springen angestrengt. Lohn all<br />
der Mühe waren Nadeln und Urkunden für<br />
das Sportabzeichen in Gold, Silber oder Bronze,<br />
die Arbeitsdirektor Peter Gasse gemeinsam<br />
mit dem Geschäftsführer des Stadtsportbundes<br />
Franz Hering am 9. November<br />
2013 bei einer kleinen Feierstunde in der Hüttenschenke<br />
überreichten. Und zumindest<br />
die können jetzt von sich behaupten, das<br />
Motto „Mach mit – bleib fit“ für sich genutzt<br />
zu haben. Insgesamt betrachtet <strong>HKM</strong> diese<br />
erste gemeinsame Veranstaltung mit dem<br />
Deutschen Sportbund allerdings eher als ein<br />
Warmlaufen. Denn auch im nächsten Jahr<br />
soll es für möglichst viele Mitarbeiter heißen:<br />
Auf die Plätze, fertig, los!<br />
Personalgeschäftsführer Peter Gasse und<br />
Vorsitzender des Stadtsportbundes Franz Hering<br />
ehren eine Siegerin, Dr. Angela Jablonka<br />
Fröhliche Gold-, Silber- und Bronzesieger der <strong>HKM</strong>
32 04 • 2013<br />
Mitarbeiter a Neuer Stahlwerkschef Chris Lindner:<br />
„Zurzeit bin ich noch<br />
ein Lernender.“<br />
was über Personalführung wissen und für<br />
das, wovon ich bisher nur etwas gehört oder<br />
woran ich sogar mitgearbeitet hatte, ein<br />
tieferes Verständnis erhalten.<br />
Wo wir schon beim Rückblick sind: Was<br />
waren denn Ihre wichtigsten beruflichen<br />
Meilensteine?<br />
Nach meinem Studium der Eisenhüttenkunde<br />
in Moskau habe ich 1988 bei EKO Stahl in<br />
Eisenhüttenstadt als Schichtleiter Stahlwerk<br />
Konverter angefangen und bin dann 1990<br />
als Betriebsingenieur zu Thyssen ins Stahlwerk<br />
Beeckerwerth gewechselt. Von 1996<br />
bis 2001 war ich dann Assistent des Thyssen<br />
Technikvorstands Dr. Claus Hendricks und<br />
zuletzt Leiter Schmelzbetrieb im Stahlwerk<br />
Bruckhausen. Mit 500 Mitarbeitern in Produktion<br />
und Instandhaltung haben wir dort<br />
fünf Millionen Tonnen Rohstahl für eine<br />
Brammengießanlage und eine Gießwalzanlage<br />
erzeugt.<br />
Was hat Sie zu dem Wechsel zu <strong>HKM</strong> bewogen?<br />
Zum einen bedeutet der Wechsel in die<br />
Position des Stahlwerkleiters für mich den<br />
nächsten Entwicklungsschritt in meiner beruflichen<br />
Laufbahn. Zum anderen hat es<br />
mich aber auch gereizt, nach 23 Jahren Thyssen<br />
bzw. Thyssen<strong>Krupp</strong> eine andere Kultur<br />
Vor knapp drei Monaten hat Chris Lindner<br />
die Nachfolge von Dr. Arnd Köfler angetreten<br />
und die Leitung des Stahlwerks übernommen.<br />
Genau der richtige Zeitpunkt, um<br />
ihn einmal nach seinen ersten Erfahrungen,<br />
aber auch nach seinen Erwartungen und<br />
Zielen zu fragen.<br />
Herr Lindner, viele auf der Hütte werden Sie<br />
inzwischen schon kennen, dennoch wollen<br />
wir Sie noch einmal kurz vorstellen. Verraten<br />
Sie uns ein paar Details?<br />
Gern. Ich bin in Eisenhüttenstadt geboren,<br />
48 Jahre alt, geschieden und Vater von zwei<br />
erwachsenen Töchtern. Ich habe in Moskau<br />
Eisenhüttenkunde studiert und dann zwischen<br />
2007 und 2009 in Aachen und St. Gallen<br />
noch meinen Master in Business Administration<br />
gemacht.<br />
Was hat Sie denn als DiplomIngenieur dazu<br />
veranlasst, noch ein betriebswirtschaftliches<br />
Studium anzuhängen?<br />
Das hängt mit meinem Werdegang zusammen.<br />
Ich habe lange Zeit ausschließlich in<br />
Stahlwerken gearbeitet und erhielt später<br />
als Vorstandsassistent erstmals die Gelegenheit,<br />
sozusagen über den Tellerrand zu<br />
schauen. Das hat mich letztlich dazu bewogen,<br />
dieses Studium zu ergreifen. Ich wollte<br />
mehr über Betriebswirtschaft erfahren, etund<br />
ein anderes Umfeld kennenzulernen.<br />
Und da hat es Sie nicht gestört, von einem<br />
großen Konzern zu einem eher kleinen Unternehmen<br />
zu gehen?<br />
Nein, groß oder klein ist doch nicht entscheidend,<br />
im Gegenteil. Nach den ersten<br />
drei Monaten hier auf der Hütte weiß ich<br />
dieses „klein“ sehr wohl zu schätzen. Die bereichsübergreifenden<br />
Kontakte hier sind<br />
zum Beispiel eine sehr positive Erfahrung.<br />
Aber noch einmal: Gereizt hat mich vor allen,<br />
ein anderes Stahlwerk und andere Produktgruppen<br />
kennenzulernen. Ein zusätzlicher<br />
Aspekt ist, dass das Stahlwerk hier auch<br />
der versendende Bereich ist und man dadurch<br />
Kontakt zu den Kunden und Gesellschaftern<br />
hat.<br />
Was können Sie aus Ihrer Zeit bei Thyssen<br />
<strong>Krupp</strong> hier bei <strong>HKM</strong> einbringen?<br />
Momentan eher weniger, da ich zurzeit<br />
selbst noch ein Lernender bin. Was ich aber<br />
sicherlich mitbringe, ist der Blick von außen<br />
und die Erfahrung aus anderen Unternehmen.<br />
Was nicht heißen soll, dass ich jetzt<br />
großartig Dinge verändern will. <strong>HKM</strong> ist ein<br />
über Jahre hinweg optimierter Betrieb und<br />
das Stahlwerksteam hat in dieser Hinsicht<br />
auch in der Vergangenheit einen sehr guten<br />
Job gemacht.
04 • 2013 33<br />
Mit welchen Erwartungen und Zielen sind<br />
Sie denn hier her gekommen?<br />
Erwartet habe ich eine spannende und reizvolle<br />
Aufgabe, was sich bisher ja auch bestätigt<br />
hat. Was meine Ziele anbetrifft, will ich<br />
den Weg von Dr. Köfler weitergehen und etwa<br />
die Arbeitssicherheit weiter vorantreiben.<br />
Auch auf anderen Gebieten will ich fortsetzen,<br />
was hier bereits erfolgreich gemacht<br />
wird. <strong>HKM</strong> hat ja derzeit das Privileg der Vollauslastung<br />
und da will ich meinen Teil zu Prozessstabilität<br />
und Erzeugungssicherheit beitragen.<br />
In diesem Zusammenhang ist die Vermeidung<br />
von Unfällen und Störungen<br />
sicherlich mit das wichtigste Thema. Konkrete<br />
Ziele will ich mir aber erst setzen, wenn ich<br />
alles hier kennengelernt und ein Gefühl für<br />
die Schwerpunkte bekommen habe.<br />
Und was sind Ihre ersten Erfahrungen?<br />
Meine ersten Erfahrungen sind ausschließlich<br />
positiver Natur. Ich habe ja schon vor dem<br />
1. Oktober Gespräche mit dem Führungsteam<br />
im Stahlwerk und dem Betriebsrat geführt<br />
und kann nur sagen, dass hier eine wirklich<br />
offene Kommunikation über Hierarchien und<br />
Bereichsgrenzen hinweg herrscht.<br />
Was sehen Sie als größte Herausforderungen<br />
an?<br />
Mich so schnell wie möglich einzuarbeiten<br />
und in die nicht gerade kleinen Fußstapfen<br />
meines Vorgängers hineinzuwachsen. <strong>Der</strong>zeit<br />
stehen Gespräche mit den Kunden über<br />
Qualität und Belegungsaussichten für 2014<br />
auf der Agenda. Ich will aber verstärkt auch<br />
in den Betrieb rein, um Arbeitsabläufe und<br />
natürlich auch die Mitarbeiter kennenzulernen.<br />
Allerdings ist die Zeit dafür knapp, zumal<br />
es sich ja um rund 1.280 Mitarbeiter<br />
handelt. Letztendlich aber besteht die größte<br />
Herausforderung natürlich darin, die Anforderungen<br />
der Kunden in Menge und Qualität<br />
zu erfüllen.<br />
Was ist Ihre Botschaft an die Mitarbeiter?<br />
Ich habe bei Besprechungen immer gesagt,<br />
dass ich großen Wert auf einen kooperativen<br />
Umgang lege. Ich spüre, dass das hier<br />
gelebt wird und will das fortsetzen und ausbauen.<br />
Die Schwerpunkte werden dabei<br />
durch den Prozess der Stahlerzeugung gesetzt,<br />
womit wir wieder bei Arbeitssicherheit<br />
und Qualitätssicherheit wären. Meine<br />
Botschaft ist: Meine Tür ist offen. Ich wünsche<br />
mir eine offene und kooperative Zusammenarbeit<br />
und werde sicherlich meinen<br />
Teil dazu beitragen.<br />
Sind Sie denn inzwischen angekommen auf<br />
der Hütte?<br />
Auf jeden Fall, ich fühle mich schon jetzt hier<br />
heimisch. Das ist zu einem großen Teil meinen<br />
Kollegen und Mitarbeitern zu verdanken,<br />
die mir den Einstieg wirklich leicht gemacht<br />
haben. Abgesehen davon bin ich<br />
Wechsel gewohnt und stehe Veränderungen<br />
offen gegenüber.<br />
Und was macht der Mensch Lindner, wenn<br />
er einmal nicht arbeitet?<br />
Dann versucht er sich fit zu halten: im Fitness-Studio,<br />
beim Laufen und Schwimmen<br />
sowie – wenn sich die Gelegenheit dazu bieten<br />
– beim Surfen und Skilaufen.<br />
Mitarbeiter a Unter den Kammer- und Landesbesten:<br />
Ausgezeichnete Azubis<br />
Dass Ausbilder, aber auch Auszubildende immer<br />
wieder ihr Bestes geben, steht außer Frage.<br />
Und dennoch ist es für beide Seiten schön,<br />
wenn die gemeinsamen Anstrengungen in<br />
erfolgreich bestandene Prüfungen münden.<br />
Noch besser ist es natürlich, wenn dabei solche<br />
Leistungen abgeliefert werden, dass man<br />
damit zu den Kammer- oder gar Landesbesten<br />
gehört.<br />
den im buchstäblichen Sinne ausgezeichneten<br />
Azubis am 10. November im Duisburger<br />
Theater am Marientor bei der Ehrung der Kammerbesten<br />
ernten. Zwar war der inzwischen<br />
ausgelernte Werkfeuerwehrmann Marcel Verhag<br />
verhindert, dafür vertrat André Gutt die<br />
<strong>HKM</strong>-Fahnen und nahm Urkunde und Präsent<br />
entgegen. Gut zwei Wochen später wartete in<br />
der Lipperlandhalle in Lemgo schon die nächs-<br />
te Auszeichnung auf ihn, diesmal als Landesbester.<br />
André Gutt hat auf der Hütte eine um<br />
ein Jahr verkürzte Ausbildung zum Verfahrensmechaniker<br />
Hütten- und Halbzeugindustrie,<br />
Fachrichtung Eisen- und Stahlmetallurgie<br />
gemacht. Heute arbeitet er als Schmelzer im<br />
Hochofenbereich, wo er auch in der Ausbildung<br />
schwerpunktmäßig eingesetzt war.<br />
André Gutt und Marcel Verhag haben das geschafft.<br />
Sie konnten sich in diesem Jahr unter<br />
den Besten der IHK Duisburg Kleve positionieren.<br />
Wobei André Gutt noch einen draufsetzte.<br />
Er gehört zu den besten Azubis des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen.<br />
Ehrungen in Duisburg<br />
und Lemgo<br />
Den Lohn für ihre Mühe konnten die bei-
34 04 • 2013<br />
Kompetenz a Energiemanagement auf dem Vormarsch:<br />
Jetzt sind die Mitarbeiter dran<br />
Das Thema ist allgegenwärtig: Ob Energiewende,<br />
Energiekosten oder Energieeinsparung<br />
– kaum ein Tag vergeht, an dem in den<br />
Medien nicht über Energie gesprochen und<br />
berichtet wird. Was zeigt, welche Brisanz<br />
damit verbunden ist. Bei <strong>HKM</strong> ist das nicht<br />
anders, schließlich wird hier jede Menge<br />
Energie benötigt. So könnte beispielsweise<br />
mit dem Strom, den die Hütte verbraucht,<br />
die Stadt Krefeld ein Jahr lang mit Strom versorgt<br />
werden. Ein beeindruckender Vergleich,<br />
der zugleich klar macht, dass Einsparungen<br />
Sinn machen. Schließlich kostet Energie Geld,<br />
im vergangenen Jahr rund 1.450 Euro (inkl.<br />
Reduktionsmittel) pro Minute.<br />
Eine Schlüsselrolle bei der Senkung der<br />
Energiekosten im Unternehmen nimmt ein<br />
systematisches und professionelles Energiemanagement<br />
ein, für das die internationale<br />
Zertifizierungsnorm DIN EN ISO 50001:2011<br />
gilt. <strong>HKM</strong> ist seit April 2012 nach dieser Norm<br />
zertifiziert, im April dieses Jahres ging die Re-<br />
Zertifizierung über die Bühne. Wichtig dabei<br />
ist, dass jeder einen Beitrag für ein erfolgreiches<br />
Energiemanagement bei <strong>HKM</strong> leisten<br />
muss.<br />
Massive wirtschaftliche<br />
Interessen<br />
Warum „Wir bei <strong>HKM</strong>“ da überhaupt mitmachen,<br />
dürfte angesichts der eingangs angeführten<br />
Kosten kaum eine Frage sein. Allerdings<br />
gibt es noch einen weiteren Grund, der<br />
Anlass genug für die Einführung und Weiterentwicklung<br />
des Energiemanagements ist,<br />
und der heißt Energiesteuerspitzenausgleich.<br />
Hinter dem bürokratischen Wortungetüm<br />
verbergen sich für <strong>HKM</strong> massive wirtschaftliche<br />
Interessen, sprich Ausgleichszahlungen.<br />
Wer allerdings in den Genuss dieser Vergünstigung<br />
kommen will, muss über ein zertifiziertes<br />
Energiemanagementsystem verfügen.<br />
So besagt es jedenfalls die seit dem 1. Januar<br />
2013 geltende Nachfolgeregelung, die für die<br />
Michael Schuster, Leitung Projekte Energiemanagement und Stefanie Flick, Leitung Fachgebiet<br />
Entwicklung und Strategie<br />
nächsten zehn Jahre Bestand hat. Ohne ein<br />
solch zertifiziertes System müsste <strong>HKM</strong> pro<br />
Jahr Mehrkosten von etwa zehn Millionen<br />
Euro durch Energiesteuer zahlen. Gründe genug<br />
für <strong>HKM</strong> also, das Energiemanagement<br />
nicht auf die leichte Schulter zu nehmen,<br />
sondern es flächendeckend auszurollen.<br />
Schulung ist Pflicht<br />
Die Einbeziehung der Mitarbeiter ist dabei<br />
nicht nur Bestandteil der Norm, sie ist sogar<br />
unerlässlich. Schließlich kann jeder Einzelne<br />
an seinem Platz dazu beitragen, wie einige<br />
Beispiele eindrucksvoll belegen. Wenn jeder<br />
darauf achtet, dass PC und Monitor beim Verlassen<br />
des Arbeitsplatzes ausgeschaltet sind,<br />
ergeben sich daraus bei rund 1.880 Geräten<br />
Einsparungen von mehr als 77.000 Euro jährlich.<br />
Und wer achtlos an einem zischenden,<br />
weil undichten Druckluftschlauch vorbei läuft,<br />
sollte sich klar machen, dass sich die Kosten<br />
von Leckagen je nach Größe, Anzahl und<br />
Dauer auf bis zu 80.000 Euro im Jahr summieren<br />
können. „Habe ich so noch gar nicht<br />
gewusst“, wird jetzt so mancher sagen, und<br />
genau darum geht es bei den Schulungen:<br />
einen Einblick in das Energiemanagement zu<br />
vermitteln, einen Überblick über Mengen und<br />
Kosten zu geben sowie ein Verständnis für<br />
Zusammenhänge und Maßnahmen zu wecken.<br />
Denn: „Viele interessieren sich zwar für<br />
das Thema, haben aber oftmals ein durch die<br />
öffentlichen Medien verursachtes verzerrtes<br />
Halbwissen“, weiß Michael Schuster, in der<br />
Energiewirtschaft Leitung Projekte Energiemanagement.<br />
Bereits im März dieses Jahres<br />
starteten daher die ersten Schulungen zum<br />
Thema Energiemanagement. Die Schulungen<br />
sind als Präsenzveranstaltungen oder als<br />
E-Learning frei wählbar und bis 2015 für jeden<br />
bei <strong>HKM</strong> Pflicht.<br />
Sensibilisieren und<br />
Bewusstsein schaffen<br />
„Spar Energie. Mach mit.“, lautet das Motto,<br />
das sowohl für das Energiemanagement als<br />
auch die Schulungen gilt. Und das Motto ist<br />
Programm. Es geht um die Sensibilisierung der<br />
Mitarbeiter für das Thema und ein insgesamt<br />
verbessertes Energiebewusstsein. Und auch<br />
darum, „Energieeinsparpotenziale aufzuspüren<br />
und zum Mitmachen zu motivieren“,<br />
sagt Michael Schuster. Angeboten werden in<br />
Zusammenarbeit mit der Berufsbildung eine<br />
Präsenzschulung Energiemanagement sowie<br />
eine E-Learning-Schulung, die jeweils über<br />
die Berufsbildung buchbar sind. Darüber hinaus<br />
können für Vorort-Schulungen einer<br />
ganzen Abteilung, einer Schicht oder eines<br />
Teams auch Trainer gebucht werden. Doch für<br />
welche Schulung auch immer man sich entscheidet:<br />
„Die komplexen Zusammenhänge<br />
des Energiemanagements wurden kurz und<br />
verständlich aufbereitet“, versichert Stefanie
04 • 2013 35<br />
Flick von der Berufsbildung. Sowohl Techniker<br />
als auch Nicht- Techniker könnten daraus<br />
einen Nutzen ziehen. Nicht bestehen, sagt<br />
sie, gibt es nicht, „es sei denn, man gibt auf.“<br />
Was natürlich kein <strong>HKM</strong>-Mitarbeiter machen<br />
wird, zumal die Schulungen auch zahlreiche<br />
Beispiele aus dem Privatbereich enthalten.<br />
Aber genauso soll es ja auch sein. „Wir wollen<br />
aufklären und Wissenslücken schließen“, sagen<br />
Michael Schuster und Stefanie Flick unisono.<br />
Damit auf Basis dieses besseren Wissens<br />
noch mehr in punkto Energieeinsparung<br />
getan werden kann. Und Beispiele dafür gibt<br />
es schon.<br />
Ertüchtigung Druckluftnetz<br />
der Sinteranlage<br />
Ein solches Beispiel stellt die Sinteranlage<br />
dar. Dort fiel den Verantwortlichen vor einiger<br />
Zeit auf, dass der Druckluftverbrauch sehr<br />
hoch war. Zu hoch, wie sie meinten, ohne sich<br />
das näher erklären zu können. Ralf Ponczeck<br />
von der Energiewirtschaft begann deshalb<br />
damit, das Druckluftnetz der Sinteranlage<br />
einmal gründlich unter die Lupe zu nehmen.<br />
Mit beeindruckenden Ergebnissen, so viel sei<br />
hier schon einmal vorweg genommen. Druckluft<br />
wird in der Sinteranlage für verschiedene<br />
Zwecke gebraucht, etwa bei der Entladung<br />
von Lkw, als Freihalte- bzw. Spülluft an Kameras<br />
oder auch zur Schichthöhenmessung.<br />
Die Tätigkeit von Ralf Ponczeck bestand daher<br />
zunächst einmal darin, den Ist-Zustand des<br />
Verbrauchs zu ermitteln und anschließend<br />
anhand von Zeichnungen einen Überblick<br />
über das Netz und den Leitungsverlauf zu erhalten.<br />
„Ich habe dann durch die Absperrung<br />
Ralf Ponczeck,<br />
Leitung Gruppe Energiewirtschaft<br />
VORHER<br />
von Teilbereichen versucht, Verbraucher zu<br />
entdecken.“ Die erstaunliche Erkenntnis: Ralf<br />
Ponczeck registrierte Verbrauch, wo es gar<br />
keine Verbraucher gab. Am Ende stellte sich<br />
schließlich heraus, dass es in zwei erdverlegten<br />
Leitungen Leckagen gab. Beide Leitungen<br />
sind inzwischen geschlossen und durch oberirdische<br />
ersetzt worden. „Wir wollen generell<br />
weg von erdverlegten Leitungen, weil die nur<br />
schwer zu kontrollieren sind“, sagt Ralf Ponczeck.<br />
Das Ergebnis der Maßnahmen, die 680<br />
bzw. 6.000 Euro erforderten: Verbrauchsreduzierungen<br />
von 500 bzw. 700 Kubikmeter<br />
pro Stunde, was zu jährlichen Kosteneinsparungen<br />
von etwa 24.000 bzw. 33.000 Euro<br />
führt.<br />
Dem Energieverbrauch<br />
auf die Spur kommen<br />
Neben der Erneuerung von Kugelhähnen<br />
besteht eine weitere Maßnahme zur Verringerung<br />
des Druckluftverbrauchs in der Sinteranlage<br />
darin, neue bedarfsorientierte Entnahmestellen<br />
zur Vermeidung von extrem<br />
langen Luftdruckschläuchen zu errichten.<br />
Alles zusammen genommen hat dazu beigetragen,<br />
dass der Spitzenwert von etwa 2.000<br />
Kubikmeter pro Stunde auf unter 1.000 gedrückt<br />
werden konnte. Allerdings ist bei der<br />
Untersuchung auch klar geworden, dass es in<br />
Zukunft immer wichtiger wird, dem tatsächlichen<br />
Energieverbrauch auf die Spur zu kommen.<br />
Ein erster Schritt dazu wird demnächst<br />
ein neues System im Intranet sein, das den<br />
Energieverbrauch für jeden Betrieb sichtbar<br />
macht. Abrufbar sind im „Messdas“ Tages-,<br />
Wochen- und Monatswerte, so dass Einsparmaßnahmen<br />
schnell auf Effizienz überprüft<br />
werden können. Trotzdem: Das Wissen über<br />
den „normalen“ Verbrauch eines Betriebs<br />
oder einer Anlage ist bei <strong>HKM</strong> noch nicht<br />
NACHHER<br />
Maßnahme zur Vermeidung von unnötigen Druckluftverbräuchen – Ersetzen der langen, un über sichtlichen<br />
und porösen Schlauchleitungen durch bedarfsorientierte Entnahmestellen.<br />
durchgängig vorhanden, was eben solch<br />
umfassende Untersuchungen wie in der Sinteranlage<br />
erforderlich macht. Die entsprechenden<br />
Verbrauchszahlen zu ermitteln, wird<br />
eine Aufgabe für die nächsten fünf Jahre sein,<br />
plant Michael Schuster, der deshalb erst recht<br />
die Mitarbeiter zum Mitmachen ermuntert.<br />
„Jeder, der beispielsweise Leckagen sieht<br />
oder feststellt, sollte das Problem entweder<br />
selbst oder mit dem zuständigen Instandhalter<br />
beseitigen.“ Entscheidend ist, dass etwas<br />
passiert. Nicht zuletzt deshalb hat die Energiewirtschaft<br />
auch eine eigene Intranetseite,<br />
über die sie das Thema publik macht. Einfach<br />
mal reinklicken, es lohnt sich.<br />
Die Schulungen im Überblick<br />
Grundlagenschulung Energiemanagement<br />
bei <strong>HKM</strong> ab sofort mit Terminen<br />
in der Berufsbildung buchbar;<br />
Trainer auch für Vorortschulungen<br />
einer ganzen Abteilung/Schicht/Team<br />
buchbar (Hoffmann, Tel: 2632);<br />
Neben der Schulung auch E-Learning<br />
Schulung zum Thema „Energiemanagement<br />
bei <strong>HKM</strong>“ buchbar.<br />
Es gibt keine benotete Abschlussprüfung,<br />
die Schulungen sind nicht<br />
zu komplex und daher für jeden<br />
verständlich.<br />
Zahlen<br />
Bisher haben 792 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter an den Schulungen teilgenommen,<br />
davon 337 über Gesprächskreis,<br />
265 über Basic-Seminar und<br />
190 über E-Learning. Damit müssen insgesamt<br />
noch 2.706 Kolleginnen und<br />
Kollegen geschult werden.
36 04 • 2013<br />
Claus-Reaktoren<br />
beider Straßen (5)<br />
Kompetenz a Claus-Anlage in Betrieb genommen:<br />
Ein weiterer Schritt<br />
in Richtung Zukunft<br />
Im Laufe der letzten Monate ist man dem<br />
großen Ziel, nämlich der Inbetriebnahme der<br />
neuen Kokerei, durch die Realisierung weiterer<br />
Teilschritte wieder ein großes Stück näher<br />
gekommen. Dazu gehört die Inbetriebnahme<br />
der erweiterten Kohlelogistik, der modernisierten<br />
Koksofenmaschinen, der neuen<br />
Kokslöschmaschine sowie dem neuen Kokslöschturm<br />
einschließlich Absetzbecken und<br />
Löschwasserklärung. Für die neue Kohlenwertstoff-Anlage<br />
stellt dabei der 8. Oktober<br />
2013 ein historisches Datum dar. Nach einer<br />
mehrwöchigen Aufheizphase der Claus-Verbrennungsöfen<br />
erfolgte mit der Übernahme<br />
von Schwefelwasserstoff- und Ammoniak-<br />
Dämpfen die Inbetriebnahme der neuen<br />
Claus-Anlagen zur Erzeugung von flüssigem<br />
Schwefel aus Schwefelwasserstoff.<br />
Die Kokerei verfügt damit über zwei moderne<br />
und zu 100 Prozent redundante Anlagen<br />
zur vollständigen Verarbeitung des aus dem<br />
Koksofengas ausgewaschenen Ammoniaks<br />
und Schwefelwasserstoffs einschließlich<br />
der aus dem sogenannten Kohlewasser abgetriebenen<br />
NH 3 -Dampfmengen. Da als<br />
Endprodukte flüssiger Schwefel und nicht<br />
mehr Schwefelsäure entsteht, wurde noch<br />
am gleichen Tag die Schwefelsäureanlage<br />
nach einer Betriebszeit von rund 35 Jahren<br />
endgültig stillgelegt (Bild 1 / 2).<br />
Vieles leichter, einfacher<br />
und besser<br />
Mit der Inbetriebnahme der Claus-Anlagen<br />
wird bei <strong>HKM</strong> vieles leichter, einfacher und<br />
besser. So konnte bei dem früheren Verfahren<br />
das entstehende Ammoniak nur begrenzt<br />
in der Säureanlage eingesetzt werden,<br />
so dass zur vollständigen Verarbeitung<br />
weitere Nebenanlagen erforderlich waren.<br />
Zugleich entstand in dem chemischen Prozess<br />
zur Herstellung von Schwefelsäure ein<br />
Prozessgas, aus dem vor Ableitung in die<br />
Atmosphäre über den Abgaskamin (Bild 3)<br />
zwar schwefelhaltige Tropfen abgeschieden<br />
wurden, das aber dennoch schwefelige<br />
Restbestandteile über das Abgas emittierte.<br />
Hinzu kam, dass für das Endprodukt Schwefelsäure<br />
zuletzt kein nennenswerter Verkaufserlös<br />
mehr erzielt werden konnte, es<br />
vielmehr zumindest teilweise Probleme gab,<br />
einen ausreichenden Markt zu finden. Zur<br />
„Ehrenrettung“ der Anlage sei aber gesagt,<br />
Verbrennungsofen mit Kontaktturm (1) Säurekreislauf mit Kondensation (2) Claus-Ofen mit Brenner / Kessel (4)
04 • 2013 37<br />
Schwefelbehälter mit Verladeanlage (6) Einleitung Tailgas (Rückgas) in Rohgasleitung (7)<br />
Vorhandene Biologie mit neuer Biologie im<br />
Hintergrund (8)<br />
dass es trotz ihres hohen Alters gelungen<br />
ist, durch eine schonende Fahrweise Verfügbarkeiten<br />
von über 98 Prozent in den<br />
letzten fünf Jahren zu erzielen. Während<br />
der restlichen Jah resstunden stand allerdings<br />
nur eine Notverbrennung und<br />
keine redundante Produktionsanlage<br />
zur Verfügung.<br />
Neues Verfahren mit<br />
zahlreichen Vorteilen<br />
Das neue Verfahren zur Erzeugung von<br />
Schwefel bringt gleich mehrere Vorteile<br />
mit sich. So kann mit dem Claus-<br />
Prozess das Ammoniak vollständig<br />
verarbeitet werden, was kurzfristig zu<br />
der Möglichkeit führt, andere periphere<br />
Altanlagen ebenfalls außer Betrieb<br />
zu nehmen (Bild 4). Abweichend von<br />
der Säureanlage ist zur Herstellung<br />
des Endprodukts Schwefel nur noch<br />
ein Prozessschritt notwendig. In sogenannten<br />
Claus-Reaktoren (Bild 5)<br />
wird mittels Katalysatoren bei Temperaturen<br />
von etwa 200 Grad die<br />
sogenannte Claus-Reaktion durchgeführt,<br />
bei der als Endprodukt Schwefel<br />
in unterschiedlichsten Formen auftritt.<br />
Durch Kühlung in Prozessgaskühlern auf<br />
rund 140 Grad wird der Schwefel kondensiert,<br />
flüssig abgeschieden, gelagert<br />
(Bild 6) und auch flüssig verladen. Zum<br />
Stand der Technik gehören die Claus-<br />
Anlagen auch dadurch, dass kein Abgas<br />
in die Atmosphäre geleitet wird, sondern<br />
in das geschlossene System der<br />
Rohgasleitung vor die Vorkühler eingeleitet<br />
wird (Bild 7). Auch der bei <strong>HKM</strong><br />
erzeugte Schwefel, der im festen Zustand<br />
(unterhalb 118 Grad) durch eine<br />
strahlend gelbe Farbe gekennzeichnet<br />
ist (Bild 9), kann sich sehen lassen. Laut<br />
entsprechender Detailanalysen genügt<br />
er allen Marktanforderungen im Hinblick<br />
auf seine Reinheit. Die Kokereierweiterung<br />
hat somit auch im Bereich<br />
der Kohlenwertstoffan lage die<br />
erste Hürde erfolgreich übersprungen.<br />
Außer erforderlichen Einstellund<br />
Optimierungsarbeiten laufen<br />
beide, aus Testzwecken wechselseitig<br />
betriebene Claus-Anlagen, einwandfrei.<br />
<strong>Der</strong> nächste Schritt<br />
Anfang November wurde damit begonnen,<br />
die neue Kokereibiologie mit Bioschlamm<br />
der Bestandsanlage zu füllen und eine erste,<br />
noch geringe Menge Prozesswasser von einem<br />
bis fünf Kubikmeter pro Stunde einzuspeisen,<br />
das bis zur sicheren Einhaltung der<br />
Erzeugter Schwefel (9)<br />
Grenzwerte noch in die vorhandene Biologie<br />
zurückgeführt wird. Erste Versuchsergebnisse<br />
zeigen, dass der Abbau von Phenol<br />
und Chemischem Sauerstoff Bedarf (CSB) in<br />
der ersten Stufe begonnen hat. Die Entfernung<br />
von Stickstoff ist noch in der Adaptionsphase<br />
der Bakterien. Erste Betriebsergebnisse<br />
sind gegen Ende 2013 zu erwarten.<br />
Das Bild 8 zeigt die vorhandene Biologie mit<br />
ihren klassischen Becken und die neuen<br />
Schlaufenreaktoren im Hintergrund.<br />
Abgaskamin (3)
38 04 • 2013<br />
Tage- und wochenlang haben sie nach Ideen<br />
gesucht, sie in Zeichnungen und Skizzen<br />
übertragen und diese schließlich in richtige<br />
Werke umgesetzt. Am 7. November 2013<br />
war es dann so weit. Endlich konnten die<br />
ins gesamt 46 Azubis zeigen, was sie in den<br />
Kreativtrainings angefertigt haben. Und die<br />
Werke, die sie an diesem Tag in der Ausbildungswerkstatt<br />
präsentierten, konnten sich<br />
wirklich sehen lassen, waren buchstäblich<br />
Kreativität zum Anfassen und ein schöner<br />
Abschluss noch dazu. Denn ab dem kommenden<br />
Jahr werden die Kreativtrainings<br />
im Rahmen eines neuen Konzepts durchgeführt.<br />
Die Gestaltung und Fertigung eigener<br />
Werke gehört dann nicht mehr dazu.<br />
Mitarbeiter a Kreativtrainings bei den Azubis:<br />
Kreativität zum Anfassen<br />
Die Neuausrichtung hat für Berufsbildungsleiterin<br />
Gabriele vom Ende einen einzigen,<br />
dafür aber umso schwerwiegenderen Grund:<br />
„Wir benötigen einfach mehr Zeit für die<br />
Ausbildung selbst.“ Hintergrund ist, dass die<br />
Azubis schon nach eineinhalb Jahren in die<br />
Betriebe und damit in die Praxis wechseln.<br />
Die 18 Monate davor sind daher prall gefüllt<br />
mit theoretischer und handwerklicher Ausbildung<br />
sowie mit zahlreichen Lehrgängen<br />
wie Erste Hilfe und Atemschutz. Da die dafür<br />
zur Verfügung stehende Zeit schon heute<br />
hinten und vorne nicht ausreicht, hat man<br />
nach Möglichkeiten gesucht, sich zusätzliche<br />
Zeit zu verschaffen. Eine davon ist, die Kreativitätstrainings<br />
zeitlich zu kürzen, wodurch<br />
künftig die Anfertigung der Werke wegfallen<br />
wird.<br />
Aktuelles Thema „<strong>Umwelt</strong> und<br />
Technik“<br />
<strong>Der</strong> Aspekt der Kreativität soll dadurch aber<br />
keinesfalls geschmälert werden oder gar<br />
ganz unter den Tisch fallen. Dafür ist sie sowohl<br />
in der Ausbildung als auch später im<br />
Beruf viel zu wichtig. Das machte Gabriele<br />
vom Ende auch bei ihrer kurzen Ansprache<br />
vor den Azubis deutlich. „Das Kreativtraining<br />
soll dazu befähigen, Themen unterschiedlich<br />
anzugehen. Eine Denkweise, die Sie auch<br />
später noch brauchen und gut einsetzen<br />
(v. l. n. r.) Kaan Cöbek, Hüseyin Yavuz, Hüseyin Aydemir<br />
(v. l. n. r.) Nick Velden, Tim Napiwotzki
04 • 2013 39<br />
können.“ Zugleich sprach sie den Azubis ein<br />
dickes Kompliment aus: „Sie haben wirklich<br />
gute Ideen gehabt und daraus größtenteils<br />
auch gute und schöne Werke gemacht.“<br />
Thema der diesjährigen Kreativtrainings war<br />
„Technik und <strong>Umwelt</strong>“, in das auch die Abteilung<br />
TU aktiv einbezogen worden war. So<br />
hatte TU-Chef Dr. Udo Kalina einige Impulsvorträge<br />
gehalten, um die Azubis über <strong>Umwelt</strong>aspekte<br />
und die Dimensionen des <strong>Umwelt</strong>schutzes<br />
bei <strong>HKM</strong> aufzuklären. „Ich habe<br />
dabei aufgezeigt, was <strong>HKM</strong> in Sachen<br />
Klimaschutz und Luftreinhaltung alles<br />
macht und habe, so glaube ich, damit auch<br />
Eindruck hinterlassen.“ Wie dem auch sei,<br />
auf jeden Fall lautete die Aufgabe für die<br />
Azubis, Ideen zum Thema <strong>Umwelt</strong> und Technik<br />
zu entwickeln.<br />
Präsentation bei der<br />
Barbarafeier<br />
„Den künstlerischen Hut bei diesem Findungsprozess<br />
haben dabei stets die Auszubildenden<br />
auf“, betont Rüdiger Eichholtz, selbst<br />
Künstler und zugleich Dipl.-Kunsttherapeut<br />
und -pädagoge. Seit vielen Jahren führt er<br />
auf der Hütte bereits die Kreativtrainings<br />
durch, steht den Azubis stets mit Rat und Tat<br />
zur Seite. Etwa wenn Material ausgesucht<br />
und bestellt werden muss oder wenn es bei<br />
der Übertragung der Idee in ein Werk nicht<br />
so recht klappen will. Dennoch legt er Wert<br />
darauf, dass für das Ergebnis der zumeist in<br />
Gruppenarbeit entstehenden Objekte die<br />
Azubis selbst verantwortlich sind. Und die<br />
geben das in sie gesetzte Vertrauen zumeist<br />
auch in Form ansehnlicher Arbeiten zurück,<br />
wie einmal mehr am 7. November zu beobachten<br />
war. Drehbare und mit Leuchtdioden<br />
ausgestattete Windräder waren da ebenso<br />
zu sehen wie Wasserräder, ein Technikbaum<br />
oder ein Schaukasten mit Recyling-Produkten<br />
von <strong>HKM</strong>. Nicht zu vergessen ein großes Bild,<br />
das den Wasserkreislauf darstellte. Insgesamt<br />
also wirklich imposante Beispiele für<br />
Krea tivität, die sicherlich auch ihren Platz bei<br />
<strong>HKM</strong> finden werden. Den Technikbaum hat<br />
Gabriele vom Ende bereits für sich reklamiert.<br />
„Aber auch für den Rest werden wir sicherlich<br />
noch einen Platz finden“, ist sie überzeugt.<br />
Zunächst einmal wurden die Werke am 2. Advent<br />
bei der Barbarafeier in der Kranhalle präsentiert.<br />
Die zahlreichen Gäste konnten dort<br />
Krea tivität zum Anfassen bewundern.<br />
(v. l. n. r.) Mils van Lackum, Marcel Glücks, Fabian Lenz<br />
(v. l. n. r.) Yannik Ziehm, Ekrem Aydin, Julian Kraft
40 04 • 2013<br />
Mitarbeiter a Familienfest von Personalabteilung und Werksicherheit:<br />
Aus einem Guss<br />
Personalabteilung und Werksicherheit bilden<br />
jetzt eine Familie, sind sozusagen aus<br />
einem Guss. Für den neuen Werksicherheitsleiter<br />
Wilhelm Schulte-Werflinghoff und<br />
Personalleiter Jens Loock Grund genug, auf<br />
dem Gelände der Werkfeuerwehr ein mit<br />
Bordmitteln selbst organisiertes Familienfest<br />
zu veranstalten. Neben selbst gebackenem<br />
Kuchen gab es ein reichhaltiges Angebot<br />
an Speisen und Getränken, die in gewohnt<br />
hervorragender Weise das Team der<br />
Hüttenschenke bereitgestellt hatte. Allerdings<br />
ließen sich auch die Jungs der Werksicherheit<br />
nicht lumpen und versorgten die<br />
Gäste schon fast professionell mit einem ordentlichen<br />
Stück Fleisch vom Grill.<br />
Einem gemütlichen Beisammensein stand<br />
demzufolge nichts mehr im Wege, zumal<br />
auch an die Kinder gedacht wurde. Hüpfburg,<br />
Wasserspritzen, Kletterübungen,<br />
Schminke, Carrera-Bahn fahren und Luftballonaktionen<br />
waren nur einige der Höhepunkte<br />
für die Kids, die alle Angebote begeistert<br />
annahmen.<br />
Limousine in Cabrio verwandelt<br />
In der Zusammenarbeit mit dem Deutschen<br />
Roten Kreuz wurden die Übungen am<br />
Familien tag zusammen mit der Werkfeuerwehr<br />
absolviert.<br />
<strong>Der</strong> Knaller des Tages war allerdings eine<br />
Übung der besonderen Art, bei der eine<br />
Limousine per Kaltverformung kurzerhand<br />
in ein Cabrio verwandelt wurde. In einer simulierten<br />
Unfallsituation ließ Werksicherheitschef<br />
Schulte-Werflinghoff einen Pkw<br />
mit einer Profiblechschere zerschneiden, um<br />
die „Unfallopfer“ schnellstmöglich von den<br />
Rettungskräften versorgen zu lassen. Nach<br />
Abtrennung des Daches, konnten die „Verletzten“<br />
ausreichend versorgt und relativ<br />
leicht befreit werden. Ein tolles Spektakel,<br />
bei dem aber auch deutlich wurde, wie hervorragend<br />
die Mitarbeiter ausgebildet sind,<br />
um in Notfällen professionelle Hilfe leisten<br />
zu können.
04 • 2013 41<br />
Vorher / Nachher wichtig<br />
Auch das Vorher / Nachher war für Wilhelm<br />
Schulte-Werflinghoff und Jens Loock ein<br />
wichtiges Element des Festes. So sollte der<br />
alte Zustand der Werkschutzgebäude aufgezeigt<br />
werden, da – wie bereits bekannt –<br />
in Zukunft einiges neu gebaut wird. Nach<br />
Fertigstellung dieser Gebäude soll der neue<br />
Zustand erneut bei einem gemeinsamen Familienfest<br />
präsentiert werden, damit sich<br />
jeder selbst von den Veränderungen überzeugen<br />
kann. Bleibt zu guter Letzt noch<br />
festzuhalten, dass bei Wilhelm Schulte-<br />
Werflinghoff anscheinend auch der Draht<br />
nach oben ganz gut funktioniert. Auf jeden<br />
Fall präsentierte sich das Wetter so, wie<br />
man es sich für ein Familienfest wünscht:<br />
traumhaft, fast als Kaiserwetter. Da kann<br />
man nur hoffen, dass das auch wieder so<br />
klappt, wenn es heißt: „Familienfest, die<br />
Zweite“.
42 04 • 2013<br />
Mitarbeiter a Eigene Ausgebildete auf Produktionsarbeitsplätzen:<br />
Aus der Not<br />
eine Tugend gemacht<br />
Lange Zeit war es eine Art ungeschriebenes<br />
Gesetz: Wer auf der Hütte seine Ausbildung<br />
als Industriemechaniker oder einem ähnlichen<br />
Ausbildungsberuf gemacht hatte, ging<br />
anschließend in die Instandhaltung und<br />
nicht in die Produktion. Was durchaus gewollt<br />
war und auch Sinn machte. Zumindest<br />
bis vor rund eineinhalb Jahren, als nicht<br />
mehr genügend Stellen in der Instandhaltung<br />
und dagegen viele zu besetzende Funktionen<br />
in der Produktion zur Verfügung<br />
standen. Ausgebildete Industriemechaniker<br />
und andere Fachrichtungen bekommen seither<br />
direkt nach Ende ihrer Ausbildung verstärkt<br />
Angebote für Arbeitsplätze in der<br />
Produktion, was damals einen Sturm der<br />
Entrüstung auslöste. Und wie sieht es heute<br />
damit aus? Ist der Sturm abgeflaut oder regt<br />
er sich immer noch?<br />
Eine exakte Antwort darauf lässt sich nicht<br />
geben, denn es gibt beides: Ausgebildete,<br />
die mit ihrem Job in der Produktion hochzufrieden<br />
sind und gar nicht mehr weg wollen,<br />
sowie andere, die der Perspektive Instandhaltung<br />
noch immer hinterher trauern. Weil<br />
sie Anlagen oder Maschinen instandhalten<br />
und warten, aber nicht fahren oder führen<br />
wollen.<br />
Positive Feedbackgespräche<br />
Obgleich Frank Tegtmeyer, Leiter Personalservice,<br />
Verständnis für die mancherorts<br />
vorhandene Enttäuschung hat, gibt er doch<br />
zu bedenken, dass der Einsatz von eigenen<br />
Ausgebildeten in der Produktion bei anderen<br />
Unternehmen seit vielen Jahren normal<br />
ist. Und dass es gar nicht anders geht. „Wir<br />
waren 2012 aufgrund der demografischen<br />
Situation dazu gezwungen, einen Schnitt zu<br />
machen. Wenn 150 Mitarbeiter <strong>HKM</strong> innerhalb<br />
von zwölf Monaten in die Altersteilzeit<br />
oder Rente verlassen, ist das eine Herausforderung<br />
für die Nachfolgeplanung.“ Wobei<br />
das Ergebnis dieser Planung sich sehen lassen<br />
kann. Viele junge Leute, die anfangs<br />
empört und sauer an ihre Produktionsarbeitsplätze<br />
gingen, fühlen sich dort heute<br />
wohl. Das haben Feedbackgespräche ergeben.<br />
Auch Denise Kappes gehört zu den Zufriedenen.<br />
Als Elektronikern für Automatisierungstechnik<br />
ausgebildet, arbeitet sie<br />
heute als Maschinistin in der Kohlenwertstoffanlage.<br />
Zwar macht sie dort nicht unbedingt<br />
das, was sie in der Ausbildung gelernt<br />
hat, aber: „Die Arbeit ist interessant<br />
und abwechslungsreich.“ Und auf die Frage,<br />
ob sie sich vorstellen kann, auch weiterhin<br />
dort zu arbeiten, antwortet sie mit einem<br />
klaren: „Ja, auf jeden Fall.“<br />
Imageproblem von<br />
Produktionsarbeitsplätzen<br />
Kein Einzelfall, wie Frank Tegtmeyer weiß,<br />
der allerdings auch andere Stimmen und<br />
Meinungen kennt. Denen gibt er zu bedenken,<br />
dass die ersten Schritte in den Beruf<br />
ganz sicher nicht die letzten sein werden.<br />
Außerdem: „Ein Angebot in der Produktion<br />
nach der Ausbildung galt nicht gerade als<br />
Hauptgewinn. Eigentlich schade, denn hier<br />
wird unser Produkt hergestellt und gibt es<br />
viele abwechslungsreiche Tätigkeiten und<br />
Denise Kappes ist Maschinistin in der<br />
Kohlenwertstoffanlage<br />
vor allem Perspektiven und Aufstiegsmöglichkeiten.“<br />
Klar ist: Alle bei <strong>HKM</strong> ausgelernten<br />
Fachkräfte haben den Vorteil, auf eine<br />
grundsolide Ausbildung und nach dem Abschluss<br />
auf erste berufliche Erfahrungen<br />
verweisen zu können. Abgesehen davon<br />
versucht man auch bei <strong>HKM</strong> flexibel zu sein.<br />
Bei vielen Ausgebildeten wurden die Anfänge<br />
so gestaltet, dass sie die ersten Monate<br />
etwa als Anlagenführer und zwischendurch<br />
immer wieder beispielsweise als Schlosser<br />
in der Instandhaltung gearbeitet haben. Ein<br />
grundsätzliches Plus für alle Ausgebildeten:<br />
<strong>HKM</strong> bietet unbefristete Arbeitsverträge an,<br />
auch das etwas, was nicht überall die Regel<br />
ist. Und die Hütte bietet sowohl die Möglichkeit,<br />
Erfahrungen als Anlagenfahrer wie<br />
auch als Instandhalter zu sammeln.<br />
Keine willkürliche Aufteilung<br />
Übrigens könnte sich schon 2020 die Situation<br />
wieder drehen, dann kommt auf die<br />
Hütte nämlich wieder ein starker Mitarbeiter-Abgang<br />
zu. Und von dem sind dann Produktion<br />
und Instandhaltung gleichermaßen<br />
betroffen. Frank Tegtmeyer ist sicher, dass<br />
auch dann allen Ausgebildeten spannende<br />
und perspektivreiche Arbeitsplätze angeboten<br />
werden können. Zugleich will er in diesem<br />
Zusammenhang mit einem Vorurteil<br />
aufräumen: „Dass Ausgebildete mit guten<br />
Noten in die Instandhaltung kommen und<br />
die mit weniger guten Noten in die Produktion,<br />
ist einfach Quatsch.“ Weder Willkür<br />
noch Noten spielten dabei eine Rolle, vielmehr<br />
werde die Zuordnung von Azubi zu<br />
Arbeitsplatz von Ausbilder, JAV und Auszubildenden<br />
selbst unter Berücksichtigung der<br />
Betriebe getroffen. Generell sollte aber gelten:<br />
Bevor sich jemand beklagt oder beschwert,<br />
sollte er sich den Arbeitsplatz in<br />
der Produktion einmal anschauen und sich<br />
darauf einlassen. Und vielleicht wird es ihm<br />
dann so ergehen wie Denise Kappes, die aus<br />
der Produktion eigentlich gar nicht mehr<br />
weg will.
04 • 2013 43<br />
Mitarbeiter a Sport am Arbeitsplatz:<br />
In Bewegung bleiben<br />
Sport ist gesund, das weiß jeder. Und doch<br />
kann sich nicht jeder dazu aufraffen. Die<br />
Folge davon ist, dass schon Menschen unter<br />
40 Jahren unter Bewegungseinschränkungen<br />
leiden. Für Betriebsarzt Dr. Wolfgang<br />
Panter und Arbeitsdirektor Peter Gasse<br />
Grund genug, sich etwas einfallen zu lassen.<br />
„Wenn die Mitarbeiter nicht zum Sport gehen,<br />
dann muss der Sport eben zu ihnen<br />
kommen“, haben sich die beiden gedacht<br />
und den Gedanken in die Tat umgesetzt.<br />
Ausführendes „Element“ ist Klaus Rönsch,<br />
bis zu seinem Ausscheiden im März 2011 Betriebsratsmitglied<br />
und zugleich seit 50 Jahren<br />
aktiver Sportler. Seit etwa 20 Jahren betätigt<br />
sich der langjährige Judo-Leistungssportler<br />
bereits als Trainer und ist damit der<br />
ideale Partner, um zum Sport am Arbeitsplatz<br />
anzuregen. Zumal er als Betriebsrat<br />
auch Mitglied des Ausschusses für Gesundheit,<br />
Ergonomie und Arbeitssicherheit war.<br />
Stress-Herzchen als<br />
Anerkennung<br />
Seit März dieses Jahres kommt Klaus Rönsch<br />
nach vorheriger Absprache mit den Abteilungsleitern<br />
in die Betriebe, um – wie er sagt<br />
– Übungen als Bewegungstherapie zu vermitteln.<br />
Dabei geht es nicht darum, sich<br />
kurzzeitig auszupowern. Vielmehr lassen<br />
sich alle Übungen, die an das chinesische<br />
Tai Chi erinnern, in Arbeitskleidung und zum<br />
Teil auch im Sitzen durchführen. Langsam<br />
und konzentriert sollen die Bewegungen<br />
ausgeführt, Dehn- und Streckübungen absolviert<br />
werden. „Im Idealfall verinnerlichen<br />
die Kolleginnen und Kollegen diese Übungen<br />
und führen sie auch später am Arbeitsplatz<br />
oder zuhause durch“, sagt Klaus<br />
Rönsch, der bislang schon in der Personalabteilung,<br />
aber auch in der Hauptwerksstatt<br />
zur Bewegung angeregt hat. Mit Erfolg, wie<br />
er glaubt. „Die Resonanz auf den Sport am<br />
Arbeitsplatz ist gut.“ Was sich auch daran<br />
erkennen lässt, dass zumindest einige Mitarbeiter<br />
der Personalabteilung und der<br />
Hauptwerkstatt weitermachen. Vielleicht<br />
auch ein Ergebnis dessen, dass Klaus Rönsch<br />
alle Übungen erklärt und es schafft, die Leute<br />
mitzunehmen. Als Lohn für die Mühe gibt<br />
es anschließend für jeden ein rotes Stress-<br />
Herzchen (zum Kneten). <strong>Der</strong> Anfang ist also<br />
gemacht, und auch 2014 soll der Sport am<br />
Arbeitsplatz weiter durchgeführt werden.<br />
Mit hoffentlich reger Beteiligung, wie Dr.<br />
Panter und Peter Gasse sich wünschen.<br />
„Schließlich erreichen wir damit auch diejenigen,<br />
die sonst sportlich gar nichts machen.“<br />
Und vielleicht gelingt es ja auf diese<br />
Weise, einen bleibenden Eindruck zu vermitteln:<br />
dass der besser und gesünder dran ist,<br />
der in Bewegung bleibt.
44 04 • 2013<br />
Mitarbeiter a Barbarafeier 2013:<br />
Eine predigende Ministerpräsidentin<br />
Wenn sich der Erfolg einer Veranstaltung<br />
am Besucherinteresse misst, dann gehört<br />
der ökumenische Gottesdienst „Macht hoch<br />
Tor 1“ von <strong>HKM</strong> zu den Top-Events. Seit dem<br />
Beginn vor nunmehr neun Jahren hat sich<br />
die Zahl der Gäste immer weiter gesteigert.<br />
Am 8. Dezember 2013 wurde sogar erstmals<br />
die 1.500-Marke geknackt. Sicherlich<br />
auch, weil diesmal NRW-Ministerpräsidentin<br />
Hannelore Kraft die Predigt hielt.<br />
Vor diesem Hintergrund ist der jeweils zum<br />
Barbaratag durchgeführte Gottesdienst für<br />
die Organisatoren eine echte Herausforderung.<br />
So wurde beispielsweise in dem Vorzelt<br />
vor der Werkshalle des alten Elektrobetriebs,<br />
in dem heute die Ausbildung für Kranfahrer<br />
stattfindet, eine große Leinwand aufgestellt.<br />
Public Viewing der besonderen Art.<br />
Illustre Gäste<br />
Neben Ministerpräsidentin Kraft, die bei ihrer<br />
Predigt „Raum in der Herberge“ so verschiedene<br />
Themen wie Integration oder auch die<br />
Probleme bei der Unterbringung von Asylbewerbern<br />
und Flüchtlingen ansprach, war mit<br />
Konzernarbeitsdirektor Oliver Burkhard auch<br />
die Konzernspitze von Thyssen<strong>Krupp</strong> anwesend.<br />
Zu den Gästen zählten darüber hinaus<br />
Vorstandsmitglieder von TKSE, V&M, MRW<br />
sowie Spitzenvertreter der Kirchen, Politik<br />
und Wirtschaft. Auch die Duisburger Philharmoniker<br />
waren vertreten, was Arbeitsdirektor<br />
Peter Gasse besonders freute: „Lange Zeit war<br />
ja nicht sicher, ob es sie noch weiter geben<br />
würde. Wir haben da Solidarität gezeigt, weil
04 • 2013 45<br />
Impressionen von der Barbarafeier<br />
wir der Meinung sind, dass dieses Markenzeichen<br />
von Duisburg nicht verloren gehen<br />
darf.“ Komplettiert wurde die Besucherschar<br />
von vielen <strong>HKM</strong>-Mitarbeitern samt Familien<br />
sowie vielen Menschen aus der nähe ren und<br />
weiteren Nachbarschaft der Hütte.<br />
Umfangreiches Programm<br />
Sie alle erlebten an diesem zweiten Adventsonntag<br />
wieder einmal einen ganz besonderen<br />
Gottesdienst mit zahlreichen Höhepunkten.<br />
<strong>Der</strong> Gospelchor „Soul, Heart and<br />
Spirit“ trug dazu genauso bei wie der Hüttenheimer<br />
Posaunenchor und das Mercator<br />
Ensemble der Duisburger Philharmoniker, die<br />
Lichtmalereien von Hans-Peter Garske über<br />
den „Problemstadtteil“ Hochfeld oder die Beschäftigung<br />
für Kinder ab drei Jahren durch<br />
ein Kreativteam. Und natürlich gab es im Anschluss<br />
an den Gottesdienst auch wieder das<br />
gewohnte „Danach“, ein gemütliches Beisammensein<br />
bei alkoholfreiem Glühpunsch und<br />
Weihnachtsgebäck. Realisiert wurde das und<br />
noch viel mehr durch Mitarbeiter des Kirchlichen<br />
Dienstes in der Arbeitswelt, der Katholischen<br />
Arbeitnehmerbewegung, der IG Metall<br />
sowie durch zahlreiche freiwillige Helfer von<br />
<strong>HKM</strong>. <strong>Der</strong> Erlös der Veranstaltung in Höhe<br />
von 4.000 Euro kommt dem Sozialzentrum<br />
der Pfarrei Liebfrauen in Hochfeld<br />
zugute. Insgesamt einmal<br />
mehr ein gelungenes Fest,<br />
bei dem so mancher Besucher<br />
sich bereits festlegte,<br />
auch im nächsten<br />
Jahr wieder dabei zu<br />
sein, wenn es heißt:<br />
„Macht hoch Tor 1!“
46 04 • 2013<br />
Die Kunst ist in die alte Schreinerei von <strong>HKM</strong><br />
zurückgekehrt. Lange Jahre hatten dort die<br />
Lehmbruck-Stipendiaten gearbeitet, bis die<br />
Stadt Duisburg vor zwei Jahren die Stipen dien<br />
einsparte. Jetzt präsentiert der Duisburger<br />
Künstlerbund dort zu seinem 90. Geburtstag<br />
Kunstwerke der unterschiedlichsten Art. Und<br />
eigensinnig, wie die 16 Künst lerinnen und<br />
Künstler nun einmal sind, kommt die Ausstellung<br />
unter dem Titel „augenblicklich“ daher.<br />
Einmal mehr wird dabei deutlich, wie sehr Industriekulisse<br />
und moderne Kunst zusammen<br />
passen und voneinander profitieren.<br />
Mehr als 100 Gäste waren am Sonntag, dem<br />
1. Dezember 2013, zur Eröffnung der Ausstellung<br />
auf dem Werksgelände von <strong>HKM</strong> gekommen.<br />
Bis Anfang Januar steht sie nun für<br />
Besucher nach vorheriger Anmeldung offen.<br />
Ein Sichtfenster für die Kunst<br />
Bei seiner Begrüßung erinnerte Arbeitsdirektor<br />
Peter Gasse an das langjährige Engagement<br />
von <strong>HKM</strong> für die Kunst. Besonders stolz<br />
verwies er dabei auf die Künstler Heike Mutter<br />
und Ulrich Genth, die einst als Stipendiaten<br />
auf der Hütte gearbeitet hatten und heute<br />
als die „Erfinder“ der Skulptur „Tiger &<br />
Turtle“ auf der Heinrich-Hildebrand-Höhe<br />
gelten. Das Hüttenwerk selbst beschrieb Peter<br />
Gasse als einen besonders geschützten<br />
Arbeitsbereich, der „von einer hohen Mauer“<br />
umgeben sei. „Mit dieser Ausstellung schneiden<br />
wir sozusagen ein Sichtfenster in diese<br />
Mauer und ermöglichen einen Blick auf Kunst<br />
Kunden und Partner a 90 Jahre Duisburger Künstlerbund:<br />
Kunst auf der Hütte<br />
im Industrieraum.“ <strong>Der</strong> Duisburger Kulturdezernent<br />
Thomas Krützberg und die Leiterin<br />
des Lehmbruck Museums, Dr. Söke Dinkla,<br />
zeigten sich erfreut darüber, dass die Kooperation<br />
zwischen dem Künstlerbund, dem Museum<br />
und <strong>HKM</strong> so erfolgreich ist. Zugleich<br />
hoben sie hervor, dass die Ausstellung ohne<br />
die Unterstützung von <strong>HKM</strong> nicht zustande<br />
gekommen wäre. Dabei ging es nicht nur um<br />
die Instandsetzung der Hallen durch die<br />
werkseigenen Elektriker, sondern auch um<br />
den Transport und das Aufstellen der tonnenschweren<br />
Holzfiguren von Roger Löcherbach.<br />
Beeindruckende<br />
Vielfalt<br />
Die Vielfalt der präsentierten<br />
Kunstwerke ist überwältigend.<br />
Während Roger<br />
Löcherbach grob und wuchtig<br />
sägt und schnitzt, sind die Zeichnungen<br />
von Klaus Florian leicht und<br />
fast spielerisch. Ralf Raßloff wiederum<br />
zeigt Fotografien in Schwarzweiß,<br />
die Himmel und Erde rasiermesserscharf<br />
zusammenführen. Michael<br />
Kiefer malt dagegen so genau<br />
und realistisch, als wären die Bilder<br />
Fotografien – schreckend und verwirrend<br />
zugleich. Auch die Werke<br />
der anderen Künstler lohnen einen<br />
Rundgang durch die Schreinerei:<br />
Malerei, Video-Kunst, Objekte – die<br />
Bandbreite ist groß, Ein Merkmal<br />
des Künstlerbundes, das<br />
sich in den 90 Jahren seines Bestehens nicht<br />
verändert hat. 1923 hatten sich die Künstler<br />
zusammengetan, um gemeinsam gegen<br />
materielle Not anzugehen. Im Lauf der Zeit<br />
wurde daraus eine kreative Gruppe, die sich<br />
immer wieder neu erfand, um in der Entwicklung<br />
nicht stehen zu bleiben. Bis heute.<br />
<strong>Der</strong> Journalist Frank Kopatschek hat die Geschichte<br />
des Künstlerbundes für den Katalog<br />
„Sichtwechsel“ zusammengefasst und sie<br />
zum 90. Geburtstag aktualisiert und fortgeschrieben.<br />
Sie ist Teil der Katalogmappe, die<br />
während der Finissage am 12. Januar 2014<br />
vorgestellt wird.<br />
Die Ausstellung<br />
„augenblicklich“<br />
Noch bis zum 12. Januar 2014 können die<br />
Kunstwerke in der alten Schreinerei auf dem<br />
<strong>HKM</strong>-Werksgelände besichtigt werden. Nach<br />
Anmeldung finden Kunst- und Werksführungen<br />
jeweils um 14 Uhr ab Tor 1 statt am:<br />
Sonntag, 15. Dezember 2013,<br />
Sonntag, 29. Dezember 2013,<br />
Sonntag, 12. Januar.<br />
Zur Finissage mit der Präsentation einer Katalogmappe<br />
wird am Sonntag, 12. Januar 2014<br />
um 16 Uhr eingeladen.<br />
Anmeldungen nimmt die Kunstvermittlung<br />
des Lehmbruck Museums dienstags von 10 bis<br />
16 Uhr und mittwochs bis freitags zwischen 10<br />
und 14 Uhr unter Tel. 0203-283-2195 entgegen.<br />
E-Mail-Adresse:<br />
kunstvermittlung@lehmbruckmuseum.de
04 • 2013 47<br />
Mitarbeiter Wir gratulieren unseren Jubilaren:<br />
Mitarbeiter <br />
Januar<br />
45 Jahre<br />
Klaus Potdevin 08.01.<br />
25 Jahre<br />
Hartmut Lorenz 01.01.<br />
Februar<br />
45 Jahre<br />
Siegfried Schade 25.02.<br />
35 Jahre<br />
Juergen Koch 07.02.<br />
Norbert Otrzonsek 12.02.<br />
Eduard Koch 16.02.<br />
März<br />
35 Jahre<br />
Mario Kook 01.03.<br />
Aziz Kuzucuk 01.03.<br />
Hermann-Josef Ramacher 01.03.<br />
Hans-Peter Wulff 01.03.<br />
Uwe Raupach 02.03.<br />
Hans-Juergen Dalkowski 05.03.<br />
Klaus Steins 06.03.<br />
Horst Markowsky 13.03.<br />
Klaus-Peter Schroeder 14.03.<br />
Rainer Czech 19.03.<br />
Reinhold Drotboom 19.03.<br />
Heinz Kaufmann 20.03.<br />
Siegfried Pawolski 20.03.<br />
Peter Lehnertz 23.03.<br />
Bernd Pillich 30.03.<br />
25 Jahre<br />
Juergen Dudda 01.03.<br />
Manfred Bleidorn 06.03.<br />
Austritte · Altersteilzeit ·<br />
Freistellungsphase<br />
Otmar Anton 01.09.13<br />
Reinhold Drotboom 01.09.13<br />
Hans-Werner Gawrisch 01.09.13<br />
Rainer Gemsa 01.09.13<br />
Klaus Pimpertz 01.09.13<br />
Lothar Otworowski 01.10.13<br />
Hans-Joachim Nittner 01.11.13<br />
Heinz-Juergen Schoening 01.11.13<br />
Erreichung Rentenalter<br />
Herbert <strong>Der</strong>gue 01.09.13<br />
Ernst Ellerbeck 01.09.13<br />
Hans-Peter Uerschels 01.09.13<br />
Wolfgang Hoebel 01.10.13<br />
Guenter Kaehler 01.10.13<br />
Guenter Schneidereit 01.10.13<br />
Kompetenz <br />
Vorträge & Veröffentlichungen 4/2013<br />
TI<br />
„Budgetierung und Controlling<br />
in der Instandhaltung bei <strong>HKM</strong>“<br />
Dr.-Ing. Jens Reichel (TI)<br />
Vorgetragen bei / veröffentlicht in:<br />
Fachtagung „Effektives technisches Controlling<br />
für erfolgreiche Unternehmen“,<br />
Dr. Kalaitzis & Partner <strong>GmbH</strong>, Köln, 05.12.2013<br />
„Einführung eines<br />
3D Geo-Informations system bei <strong>HKM</strong>“<br />
Ernst Löffler (TI-I)<br />
Vorgetragen bei / veröffentlicht in:<br />
9. Fachkongress Digitale Fabrik@Produktion<br />
„Zwei Welten wachsen zusammen“,<br />
Automobil Produktion, Berlin, 06.11.2013<br />
„Einführung eines Energie managementsystems<br />
nach DIN EN ISO 50.001 in einem<br />
Hüttenwerk“<br />
Dipl.-Ing. Matthias Baldermann (TI-W)<br />
Vorgetragen bei / veröffentlicht in:<br />
7. Jahrestagung „Energiemanagement in der<br />
Industrie“, Bonn, 06.11.2013<br />
TR<br />
„Blast Furnace Process and Slags“<br />
Dr. Peter Eisen<br />
Vorgetragen bei / veröffentlicht in:<br />
„Refractory Technology, Refractory Materials<br />
and Slags in the Metallurgy”, Internationales<br />
Seminar der Stahl-Akademie im Stahlzentrum,<br />
Köln, 26.11.2013<br />
„Experiances with Copper Cooling<br />
Elements at <strong>HKM</strong>“<br />
Dr. Peter Eisen<br />
Vorgetragen bei / veröffentlicht in:<br />
Europäischer Hochofenausschuss, ArcelorMittal<br />
Bremen <strong>GmbH</strong>, Bremen, 24.10.2013<br />
TR-H<br />
„Presentation of <strong>HKM</strong> and development of<br />
blast furnace productivity“<br />
Dipl.-Ing. Jürgen Gertz,<br />
Dipl.-Ing. Georg Grabietz,<br />
Vortragender: Dr.-Ing. Andreas Janz<br />
Vorgetragen bei / veröffentlicht in:<br />
VDEh-Fachausschuss Hochofenverfahren,<br />
Hüttenwerke <strong>Krupp</strong> <strong>Mannesmann</strong> <strong>GmbH</strong>,<br />
Duisburg, 09.10.2013,<br />
„Improvement of blast furnace process<br />
stability and productivity – Two examples“<br />
Dipl.-Ing. Jürgen Gertz<br />
Vorgetragen bei / veröffentlicht in:<br />
VDEh-Fachausschuss Hochofenverfahren,<br />
Hüttenwerke <strong>Krupp</strong> <strong>Mannesmann</strong> <strong>GmbH</strong>,<br />
Duisburg, 09.10.2013,<br />
TR-K<br />
„Einfluss unterschiedlicher Kohlemischungen<br />
und Verkokungsbedingungen<br />
auf die Kokseigenschaften“<br />
Dipl.-Ing. Michael Jatzkowski,<br />
Dipl.-Ing. Heinz-Bernd Beckmann (<strong>HKM</strong>),<br />
Dennis Riller (ArcelorMittal Bottrop),<br />
Axel Roloff (Vortragender, Salzgitter Flachstahl<br />
<strong>GmbH</strong>), Dr. Frank Rullang (AG der<br />
Dillinger Hüttenwerke),<br />
Joachim Spitz (KBS Schwelgern <strong>GmbH</strong>)<br />
Vorgetragen bei / veröffentlicht in:<br />
135. Vollsitzung des Hochofenausschusses<br />
gemeinsam mit dem Kokereiausschuss, Stahl-<br />
Zentrum Düsseldorf, 05.12.2013<br />
Mitarbeiter a<br />
Wir gedenken:<br />
Rentner:<br />
Franz Bonfigt<br />
Reiner Bullmann<br />
Theodor Krieger<br />
Hasan-Ünal Lökerler<br />
Bernhard Meyer<br />
Willi Tuvursenbek<br />
Knut Verhoeven<br />
Horst Walter<br />
Rudi Wegner<br />
Heinz Willemsen<br />
Impressum<br />
„Wir bei <strong>HKM</strong>“ ist eine Zeitung für Mitarbeiter<br />
der Hüttenwerke <strong>Krupp</strong> <strong>Mannesmann</strong><br />
Herausgeber:<br />
Hüttenwerke <strong>Krupp</strong> <strong>Mannesmann</strong> <strong>GmbH</strong><br />
Verantwortlich:<br />
Peter Gasse<br />
Redaktion:<br />
Walter Klöters<br />
Telefon 0 21 04 3 92 38<br />
Mobil 01 72 21 00 952<br />
E-Mail wkloeters@aol.com<br />
Redaktionsanschrift:<br />
Ehinger Straße 200<br />
47259 Duisburg<br />
Tel. 02 03 999 29 06<br />
Leserbriefe: leserbriefe@hkm.de<br />
Bildmaterial:<br />
Tanja Pickartz, Lichtmalereien: Hans-Peter<br />
Garske, 123rf (Giuseppe Ramos, nejron),<br />
Fotolia (Pico, WoGi, schaltwerk)<br />
Gesamtherstellung:<br />
zero.kommunikation, Moers
Kunden und Partner a Produkte aus <strong>HKM</strong>-Stahl:<br />
Mit Füßen getreten<br />
Wer sein Fahrzeug mit Füßen tritt, kann sie<br />
speziell in Deutschland eigentlich nicht alle<br />
auf der Reihe haben. Nur bei einem Teil machen<br />
die Deutschen eine Ausnahme, langen<br />
sogar immer wieder kräftig und zugleich mit<br />
viel Gefühl hin. Die Rede ist hier vom Kupplungspedal.<br />
Denn im Gegensatz etwa zu den<br />
komfort- und damit auch automatikverliebten<br />
Amerikanern sind hierzulande noch viele<br />
Autos und Fahrer mit einem Schaltgetriebe<br />
unterwegs. Und das verlangt – wie der Name<br />
schon sagt – nach eifrigem Schalten. Sei es<br />
um spritschonend daher zu gleiten oder<br />
sportlich-schnell die Gänge zu wechseln. Das<br />
entsprechend oft und mitleidlos drangsalierte<br />
Teil muss also robust ausgelegt sein, um<br />
über einen langen Zeitraum und viele Kilometer<br />
hinweg störungsfrei zu funktionieren.<br />
Was – wie wir alle wissen – eine klassische Eigenschaft<br />
von Produkten aus <strong>HKM</strong>-Stahl ist.<br />
Doch was macht so eine Kupplung überhaupt<br />
bzw. wie funktioniert sie? – Also: Beim Gangwechsel<br />
muss die Verbindung zwischen Motor<br />
und Getriebe unterbrochen sein, da sich nur<br />
ohne den Antrieb des Motors die Zahnräder<br />
problem- und in der Regel auch geräuschlos<br />
in eine andere Position bewegen lassen. Auch<br />
ein ruckfreies Anfahren wäre ohne Kupplung<br />
kaum möglich, die zudem noch dazu beiträgt,<br />
Schwingungen des Antriebs zu dämpfen. Um<br />
das „Trennen“ und anschließende Verbinden<br />
von Motor und Getriebe zu ermöglichen, werden<br />
seit Anfang der 1960er-Jahre Tellerfedern<br />
eingesetzt. Durch die geschlitzten Federn halten<br />
sich die Pedalkräfte auch ohne hydraulische<br />
Unterstützung in Grenzen.<br />
Hergestellt werden die Kupplungsmembranfedern<br />
aus dem Federstahl 50CRV4, mit dem<br />
neben dem Kunden Hoesch Hohenlimburg<br />
auch die Warmbreitbandstraße in Bochum<br />
beliefert wird. Dort werden die Brammen<br />
von <strong>HKM</strong> zu Banddicken zwischen zwei und<br />
fünf Millimetern, die Coils anschließend bei<br />
Unternehmen der Kaltwalzindustrie nach<br />
weiteren Glühbehandlungen auf 1,5 bis drei<br />
Millimeter Dicke gewalzt. Die unterschiedliche<br />
Dicke ist dabei abhängig von der späteren<br />
Verwendung im Pkw oder Lkw. Die eigentlichen<br />
Membranen werden in speziellen<br />
Federwerken durch Stanzen ausgebildet, wobei<br />
die Federhärte durch spezielle Wärmebehandlungen<br />
erreicht wird. Auch die Kupplungsscheiben<br />
werden in diesen Werken<br />
montiert.<br />
Für eine gleichbleibende Funktion und lange<br />
Lebensdauer müssen die Federn frei von<br />
jeglichen Oberflächenfehlern sein und eine<br />
homogene Innenbeschaffenheit aufweisen.<br />
Neben der Stahlanalyse in der Gießpfanne<br />
werden daher auch die Gießbedingungen an<br />
den Stranggussanlagen genau festgelegt und<br />
vor der Freigabe der Brammen geprüft. Nur<br />
so kann sichergestellt werden, dass Kupplung<br />
und Federn das permanente Getreten-werden<br />
auch gut wegstecken. Übrigens ist auch das<br />
Pedal, über das die Tritte ausgeführt werden,<br />
aus <strong>HKM</strong>-Stahl. Aber das ist eine andere Geschichte<br />
und soll deshalb auch ein anderes<br />
Mal erzählt werden.