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Der Umwelt zuliebe - HKM Hüttenwerke Krupp Mannesmann GmbH

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04 • 2013<br />

Magazin für die Mitarbeiter der <strong>HKM</strong><br />

Magazin für die Mitarbeiter der <strong>HKM</strong><br />

Zwei <strong>Umwelt</strong>projekte<br />

für die Sinteranlage:<br />

<strong>Der</strong> <strong>Umwelt</strong><br />

<strong>zuliebe</strong><br />

Seite 4


2,3 2,6 0,0 0,0 1,7 5,1 5,1 4,3 4,0 4,5 4,3 4,7 4,7<br />

Neues<br />

Ziel<br />

2013:<br />

3,5<br />

NOV DEZ JAN FEB MÄRZ APRIL MAI JUNI JULI AUG SEP OKT NOV<br />

[ 4,7* ] Verletzungshäufigkeit bei <strong>HKM</strong> bis November 2013!<br />

* Anzahl/Häufigkeit der Betriebsunfälle ab 1 Ausfalltag<br />

pro 1 Mio. verfahrener Arbeitsstunden<br />

#Kompetenz <br />

Internationales Hochöfnertreffen<br />

bei <strong>HKM</strong><br />

Erfahrungsaustausch unter Kollegen<br />

„Die Gesellschafter glauben 8<br />

an die Zukunft der Hütte.“<br />

Interview mit dem <strong>HKM</strong>-Aufsichtsratsvorsitzenden<br />

Wolfgang Eging<br />

Richtig handeln, wenn’s brennt 14<br />

Best Practice – Brandschutz-Lehrgang<br />

Sprechende Waggons 20<br />

Einsatz von RFID bei Kalkanlieferung<br />

Moderatoren im Einsatz 24<br />

Safety First<br />

Keine Ausnahme für Büros 28<br />

KVP bei TI – 5S-Kampagne<br />

weiter fortgesetzt<br />

Jetzt sind die Mitarbeiter dran 34<br />

Energiemanagement auf<br />

dem Vormarsch<br />

Ein weiterer Schritt in Richtung Zukunft 36<br />

Claus-Anlage in Betrieb genommen<br />

Kunden und Partner <br />

<strong>Der</strong> Hüttenspatz 2<br />

Industrie zum Anfassen 23<br />

Lange Nacht der Industrie<br />

7<br />

Kunst auf der Hütte 46<br />

90 Jahre Duisburger Künstlerbund<br />

Mit Füßen getreten 48<br />

Produkte aus <strong>HKM</strong>-Stahl<br />

<strong>Umwelt</strong> <br />

<strong>Der</strong> <strong>Umwelt</strong> <strong>zuliebe</strong> 4<br />

Zwei <strong>Umwelt</strong>projekte für die Sinteranlage<br />

In allen Bereichen aktiv 19<br />

Die Abteilung Integriertes<br />

Managementsystem (TU-I)<br />

Mitarbeiter <br />

Weil Transparenz Verständnis schafft 11<br />

Neue Controllingschulungen<br />

<strong>HKM</strong>-Frauen legen los 12<br />

Frauen bei <strong>HKM</strong><br />

Mit Zuversicht ins neue Jahr 13<br />

Kolumne des Betriebsrats<br />

Hauptsache Abwechslung 16<br />

Mitarbeiter stellen ihren Alltag vor<br />

Appetithappen für die grauen Zellen 18<br />

Neu im nächsten Jahr<br />

Lernsnacks bei <strong>HKM</strong><br />

Weil jeder eine zweite Chance verdient 26<br />

Förderung junger Menschen<br />

Interessant und breit gefächert 27<br />

Azubi-Kolumne über die Ausbildung<br />

von Speditionskaufleuten<br />

Fit fürs Leben 30<br />

Ein Jahr <strong>HKM</strong>-Betriebssport<br />

Nadeln und Urkunden für <strong>HKM</strong>-Sportler 31<br />

100 Jahre Deutsches Sportabzeichen<br />

„Zurzeit bin ich noch ein Lernender.“ 32<br />

Neuer Stahlwerkschef Chris Lindner<br />

Ausgezeichnete Azubis 33<br />

Unter den Kammer- und Landesbesten<br />

Kreativität zum Anfassen 38<br />

Kreativtrainings bei den Azubis<br />

Fuchs & Bärmann 39<br />

Aus einem Guss 40<br />

Familienfest von Personalabteilung<br />

und Werksicherheit<br />

Aus der Not eine Tugend gemacht 42<br />

Eigene Ausgebildete auf<br />

Produktionsarbeitsplätzen<br />

In Bewegung bleiben 43<br />

Sport am Arbeitsplatz<br />

Eine predigende Ministerpräsidentin 44<br />

Barbarafeier 2013<br />

Eine Bootsfahrt als Dankeschön 46<br />

Anheizen der Koksofenbatterie 1<br />

gefeiert<br />

Jubilare 47<br />

Austritte, Altersteilzeit, <br />

Freistellungsphase<br />

47<br />

Wir gedenken 47<br />

Hallo zusammen,<br />

bei meinen Rundflügen über das Hüttengelände<br />

bin ich zuletzt des öfteren auf den<br />

Fensterbrettern der Sozialgebäude, um mir<br />

das Gefieder aufzuwärmen. Bei dem, was mir<br />

dort so zugetragen wurde, blieb mir sprichwörtlich<br />

die Spucke weg. Da werden in frisch<br />

renovierten Gebäuden Duschköpfe und Armaturen<br />

geklaut, Wände beschmiert, Klobrillen<br />

und Waschbecken zerstört. Das ist Sachbeschädigung,<br />

hochgradig unsozial und kann<br />

doch nicht im Sinne all der Kollegen sein, die<br />

die Gebäude bestimmungsgemäß nutzen<br />

wollen. Oder sollen die Sozialräume künftig<br />

wie die vandalismussicheren Autobahntoiletten<br />

aussehen, nur weil einige wenige ausrasten?<br />

– Wohl kaum!<br />

Ich kann mich immer noch aufregen, wenn<br />

ich bloß daran denke. Dennoch: Macht’s mal<br />

gut, kommt gesund durch die kalte Jahreszeit<br />

und erkältet Euch nicht. Aber da war doch<br />

noch was? – Ach ja: Frohe Weihnachten und<br />

einen guten Rutsch wünscht Euch<br />

<strong>Der</strong> Hüttenspatz<br />

PS: Mir kann man auch schreiben.<br />

E-Mails lese und schreibe ich unter:<br />

huettenspatz@hkm.de


04 • 2013 3<br />

Vorwort a<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

passend zu den vor uns liegenden Weihnachtstagen<br />

und dem anstehenden Jahreswechsel<br />

können auch wir heute mit einer „Frohen<br />

Botschaft“ aufwarten: Auch im kommenden<br />

Jahr wird auf der Hütte laut Planung der<br />

Gesellschafter Vollauslastung herrschen, was<br />

bedeutet, dass wir mehr als fünf Millionen<br />

Tonnen Stahl erzeugen werden. Wir sehen<br />

darin das hohe Vertrauen, das die Gesellschafter<br />

in uns und unseren Standort setzen, bestätigt.<br />

Das ist gut für die Hütte, gut für die<br />

Zukunft der Hütte und gut für die Arbeitsplätze<br />

auf der Hütte.<br />

Allerdings darf die positive Sicht auf das<br />

kommende Jahr nicht den Blick verstellen auf<br />

einige Schwachpunkte, die sich in den zurückliegenden<br />

Monaten offenbart haben. So ist<br />

etwa der Grad der Arbeitssicherheit in einigen<br />

Anlagen schlichtweg unbefriedigend, was<br />

unsichere Zustände und unsichere Handlungen<br />

anbetrifft. Um es in Zahlen auszudrücken:<br />

Stand heute sind 21 Unfälle und damit eine<br />

Unfallhäufigkeit, die nicht das wiedergibt, was<br />

wir wirklich können. Wir sind besser! Und das<br />

werden wir in 2014 auch beweisen!<br />

Allerdings müssen wir das auch beweisen,<br />

so wie die Unfallhäufigkeit bei der <strong>HKM</strong> stieg<br />

ist die Produktion gesunken. Dieser Zusammenhang<br />

ist deutlich zu erkennen. Es geht hier<br />

nicht um außerordentliche Ereignisse oder Störungen,<br />

sondern um den Normalbetrieb. Auch<br />

hier sind wir unter Niveau, auch hier sind wir<br />

eigentlich besser. Das haben wir bereits 2012<br />

unter Beweis gestellt und das werden wir 2014<br />

erneut tun.<br />

Auch an anderer Stelle müssen wir etwas<br />

tun. So gibt es beispielsweise Abteilungen, die<br />

einen überdurchschnittlich hohen Krankenstand<br />

aufweisen. Und dabei handelt es sich<br />

Weiß-Gott-Nicht um Abteilungen, in denen<br />

leistungsgewandelte Kolleginnen und Kollegen<br />

arbeiten. Hier wollen wir helfen. So wie<br />

wir nicht akzeptieren, dass Mitarbeiter verletzt<br />

von der Arbeit nach Hause zurückkehren,<br />

so können wir auch nicht hinnehmen, dass<br />

jemand krank von der Arbeit kommt. Wir werden<br />

uns daher dort, wo höhere Krankenstände<br />

sind, die physische und psychische Belastung,<br />

aber auch das professionelle Verhalten der<br />

Führungs kräfte einmal genauer ansehen. Wir<br />

erhoffen uns davon nicht zuletzt<br />

Erkenntnisse über Maßnahmen,<br />

mit denen wir die<br />

Situation verbessern können.<br />

In diesem Zusammenhang<br />

gilt aber auch: Es gibt bei uns<br />

Null-Toleranz für Missbrauch,<br />

wie etwa angekündigte<br />

Krankenscheine bei Schichtverlegung.<br />

Das wollen und<br />

das werden wir nicht dulden.<br />

Ein weiterer wichtiger<br />

Punkt im zurückliegenden Jahr ist, dass wir<br />

an der Arbeitsorganisation in verschiedenen<br />

Bereichen Veränderungen vornehmen. Es geht<br />

um eine übertrieben zu kleinteilige Arbeitsteilung.<br />

Die bauen wir zurück – in der Adjustage,<br />

der Kokerei und an anderen Stellen passiert<br />

das schon. Dabei geht es nicht darum, den Einzel-Arbeitsplatz<br />

abzuschaffen, sondern dort<br />

Arbeitsinhalte zu ergänzen, wo es notwendig<br />

ist. Wir machen das mit Augenmaß und in<br />

dem konservativen Sinne, das Gute zu bewahren.<br />

Außerdem werden wir selbstverständlich<br />

dort, wo durch Monotonie und übertriebene<br />

Arbeitsteilung Einzel-Arbeitsplätze wegfallen,<br />

über Qualifizierungsmaßnahmen auch etwas<br />

am Geld tun.<br />

Liebe Leserin und lieber Leser,<br />

ich bin überzeugt, dass auch in Zukunft Premiumstähle<br />

wie die von <strong>HKM</strong> in Deutschland<br />

und in Europa erfolgreich produziert werden<br />

können. Das setzt allerdings voraus, dass uns<br />

die Politik das auch machen lässt und uns<br />

nicht mit Sonderabgaben überzieht, die uns<br />

im Wettbewerb unter Wasser ziehen.<br />

Wir bei <strong>HKM</strong> werden jedenfalls mit unserer<br />

tollen Truppe auch in 2014 selbstbewusst<br />

aufspielen und unseren Gesellschaftern zeigen,<br />

was wir können.<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und<br />

Ihren Familien auch im Namen der gesamten<br />

<strong>HKM</strong>-Geschäftsführung schöne Feiertage und<br />

einen guten Rutsch ins neue Jahr.<br />

Ihr<br />

Peter Gasse


4 04 • 2013<br />

<strong>Umwelt</strong> a Zwei <strong>Umwelt</strong>projekte für die Sinteranlage:<br />

<strong>Der</strong> <strong>Umwelt</strong> <strong>zuliebe</strong><br />

<strong>Der</strong> <strong>Umwelt</strong>schutz ist <strong>HKM</strong> von jeher ein Anliegen.<br />

Vieles ist in der Vergangenheit daher<br />

bereits unternommen worden, um den gesetzlichen<br />

Vorgaben, aber auch den eigenen<br />

Ansprüchen gerecht zu werden. Jetzt stehen<br />

wieder zwei Großprojekte an, die fast ausnahmelos<br />

dem <strong>Umwelt</strong>schutz zugutekommen.<br />

Für rund 50 Millionen Euro wird die<br />

Sinteranlage in den kommenden Jahren mit<br />

zwei neuen zusätzlichen Filteranlagen ausgerüstet,<br />

um die Staubbelastung im Umfeld<br />

der Hütte auf ein Minimum zu reduzieren.<br />

Imposante Erscheinung:<br />

die Sinteranlage aus der Vogelperspektive.<br />

Staub ist allerdings nicht gleich Staub. Während<br />

der „grobe“ Staubniederschlag eher<br />

als Belästigung empfunden wird, ist der in<br />

kleinen und kleinsten Partikeln in der Luft<br />

schwebende Feinstaub gesundheitsschädlich.<br />

Schon viel unternommen<br />

Seit 2006 wurden beim Staubniederschlag<br />

an den 14 Messstellen rund um die Hütte<br />

keinerlei Überschreitungen des gesetzlich<br />

vorgeschriebenen Grenzwertes festgestellt.<br />

Auch beim Feinstaub wird der Grenzwert<br />

schon seit Jahren eingehalten. Im Vergleich<br />

zu anderen Hüttenwerken steht <strong>HKM</strong> damit<br />

bereits sehr gut da. Was allerdings nicht von<br />

ungefähr kommt. Durch zahlreiche und zum<br />

Teil auch sehr umfangreiche Maßnahmen<br />

hat man in den letzten Jahren dafür gesorgt,<br />

dass es rund um die Hütte in Sachen<br />

<strong>Umwelt</strong> immer besser wurde.<br />

Entstaubung auch heute schon<br />

vorhanden<br />

Auch die Sinteranlage ist – trotz der anstehenden<br />

Großinvestitionen in <strong>Umwelt</strong>schutzprojekte<br />

– bereits heute mit Entstaubungsanlagen<br />

ausgestattet, und zwar mit<br />

einer Band- und einer Raumentstaubung.<br />

Dazu eine kurze Erklärung. Die Sinteranlage<br />

muss man sich vorstellen wie ein Band mit<br />

(Wander-)Rosten. Es ist etwa 100 Meter<br />

lang und 4,20 Meter breit und verfügt somit<br />

über eine Fläche von 420 Quadratmetern.<br />

Auf den Rosten befindet sich im Wesentlichen<br />

eine Mischung aus Erz, Koksgrus als<br />

Brennstoff und Kalk als Bindemittel. Diese<br />

Mischung wird zunächst gezündet und<br />

durch eine unter dem Band anliegende<br />

Saugung bei rund 1.100 Grad einmal durchgebrannt.<br />

Dabei bewegt sich das Band etwa<br />

vier Meter pro Minute, so dass der ganze<br />

Sinterprozess ungefähr eine halbe Stunde<br />

dauert. Das Ergebnis ist ein stückiges Material<br />

– der Sinter –, ein optimiertes Material,


04 • 2013 5<br />

Die Vertreter der drei an den <strong>Umwelt</strong> schutzprojekten<br />

beteiligten Abteilungen (v.l.):<br />

Peter Goemans (Neubau), Robert Liebisch<br />

(Sinteranlage), Daniel Bouwhuis (<strong>Umwelt</strong>schutz),<br />

Bernd Klöpper und Marcus Poggel (beide<br />

Neubau) sowie Christiane Riedel (Sinteranlage).<br />

das für den Einsatz im Hochofen gebraucht<br />

wird. Zur Entstaubung werden bei diesem<br />

Prozess zwei Anlagen eingesetzt: eine<br />

Raum entstaubungsanlage mit Elektrofilter,<br />

die ausschließlich mit Staub beladene Luft<br />

aus den Sinterkühlern, den Sieb- und Mahlanlagen<br />

sowie Bandübergaben reinigt, sowie<br />

eine Bandentstaubungsanlage, in der<br />

das Prozessgas aus der Absaugung des<br />

Sinterbandes durch einen Elektrofilter von<br />

Schadstoffen und Staub befreit wird.<br />

Verschärfte Grenzwerte<br />

bis 2020<br />

entstaubung werden 40 Milligramm pro<br />

Kubikmeter ab 2016 und zehn Milligramm<br />

pro Kubikmeter ab 2020 vorgeschrieben.<br />

Während es sich bei der Bandentstaubung<br />

um ein reines <strong>Umwelt</strong>projekt handelt, besitzt<br />

die Raumentstaubung auch eine wirtschaftliche<br />

Komponente. Schon jetzt wäre<br />

die Sinteranlage nämlich technisch in der<br />

Lage, die bereits erreichte derzeitige Genehmigungsgrenze<br />

von 4,9 Millionen Tonnen<br />

Fertigsinter pro Jahr zu überschreiten. Was<br />

nicht zu mehr, dafür aber zu preiswerterem<br />

Roheisen führt. Denn: „Wir können dadurch<br />

das Verhältnis der Hochofen-Einsatzstoffe<br />

Sinter und Pellets in Richtung Sinter verändern<br />

und werden dadurch unabhängiger<br />

von den Preisbindungsmechanismen bei<br />

Pellets“, erklärt Robert Liebisch. Allerdings<br />

braucht es dazu aus genehmigungsrechtlicher<br />

Sicht eine erweiterte Raumentstaubung<br />

an den Drehkühlern, um bis zu sechs<br />

Millionen Tonnen Fertigsinter pro Jahr anstreben<br />

zu können. Und genau die wird jetzt<br />

in Angriff genommen.<br />

Riesige und komplexe Anlagen<br />

Sowohl im Hinblick auf den wirtschaftlichen<br />

Aspekt als auch hinsichtlich der 2020<br />

in Kraft tretenden Grenzwerte hat sich<br />

<strong>HKM</strong> bereits heute zur Umsetzung der beiden<br />

Projekte entschlossen. „Wir können die<br />

erste, bis 2016 zu erreichende Grenzwertabsenkung<br />

für die Bandentstaubung durch<br />

kleinere Maßnahmen zwar noch stemmen,<br />

aber für die ab 2020 geltenden zehn Milligramm<br />

pro Kubikmeter haben wir mit dem<br />

bestehenden Elektrofilter keine Chance<br />

mehr “, sagt Daniel Bouwhuis vom Bereich<br />

<strong>Umwelt</strong>schutz. Deshalb der Entschluss, sich<br />

mit dem Thema der Prozessgasreinigung<br />

schon vorzeitig auseinanderzusetzen. Und<br />

so gewaltig hört sich das Ganze – mal abgesehen<br />

von den Investitionen in Höhe von<br />

etwa 50 Millionen Euro – ja auch zunächst<br />

einmal gar nicht an. Schließlich sind für die<br />

zusätzliche Entstaubung „nur“ ein Elektrofilter<br />

für die Raum- sowie ein Gewebefilter<br />

plus Rauchgasreinigung für die Bandentstaubung<br />

erforderlich. In Wahrheit verbergen<br />

sich dahinter allerdings riesige und auf<br />

die Rauchgasreinigung bezogen verfahrenstechnisch<br />

komplexe Anlagen.<br />

<strong>Der</strong> Anfang ist bereits gemacht<br />

Nicht zuletzt deshalb haben die Neubauabteilung<br />

und die Sinteranlage bereits mit den<br />

Bandentstaubung (neu)<br />

Bandentstaubung (neu)<br />

Raumentstaubung (neu)<br />

Raumentstaubung (neu)<br />

Überblick:<br />

Die grafische<br />

Darstellung<br />

zeigt den Ablauf<br />

der Sinteranlage<br />

sowie die Anund<br />

Zuordnung<br />

der neuen<br />

E n t s t a u b u n g s -<br />

anlagen.<br />

Bandentstaubung<br />

(neu)<br />

E-Filter<br />

(neu)<br />

E-Filter<br />

Sintermaschine<br />

Gebläse<br />

E-Filter<br />

Bislang konnten mit diesen beiden Einrichtungen<br />

die Grenzwerte von jeweils 50 Milligramm<br />

Staub pro Kubikmeter Luft eingehalten<br />

werden. Doch nun stehen schrittweise<br />

Verschärfungen an. So werden die Grenzwerte<br />

der Raumentstaubung ab 2016 auf 30<br />

Milligramm pro Kubikmeter für bestehende<br />

Filter und auf 20 Milligramm pro Kubikmeter<br />

für neue Filter gesenkt. Bei der Band-<br />

Wärmetauscher


6 04 • 2013<br />

Planungen begonnen. „Bis Ende dieses Jahres<br />

wollen wir die Beauftragung für das Detail-<br />

Engineering der Kanäle und des Stahlbaus der<br />

zweiten Raumentstaubungsanlage<br />

abgeschlossen haben, schließlich<br />

soll die Anlage bereits im 4. Quartal<br />

2015 in Betrieb genommen werden“,<br />

sagt Marcus Poggel von der Neuabteilung.<br />

„Wir waren uns hier lange nicht sicher,<br />

welcher Filter zum Einsatz kommen soll“, erklärt<br />

Christiane Riedel, die für Filterprojekte<br />

in der Sinteranlage zuständig ist. „Erst nach<br />

Abschluss der Voruntersuchungen war klar,<br />

dass ein Elektrofilter die richtige Variante für<br />

die zweite Raumentstaubung ist.“ Zumindest<br />

für diese Anlage sind die Hausaufgaben also<br />

gemacht. Nicht ganz so weit ist man bei der<br />

Bandentstaubung. Hier ist aber klar, dass ein<br />

Gewebefilter benötigt wird um den Grenzwert<br />

von zehn Milligramm Staub pro Kubikmeter<br />

einhalten zu können.<br />

Jede Menge offene Fragen<br />

Überhaupt ist mit vielen Überlegungen zu<br />

den Projekten bereits im vorigen Jahr gestartet<br />

worden, schließlich mussten jede<br />

Menge Fragen geklärt werden. Solche, die<br />

sich auf die einzusetzende Technik bezogen,<br />

aber auch solche, die den <strong>Umwelt</strong>schutz<br />

und natürlich auch die Errichtung der Anlagen<br />

betrafen. Die Herausforderung dieser<br />

konzertierten Aktion von Sinteranlage, <strong>Umwelt</strong>schutz<br />

und Neubauabteilung besteht<br />

unter anderem in der Bereitstellung der erforderlichen<br />

Ressourcen. Und damit ist nicht<br />

Geld gemeint, denn das wurde bereits bewilligt.<br />

Vielmehr geht es darum, genügend<br />

Leute für all die Tätigkeiten wie Planung,<br />

Montage oder Abnahme zu haben. Zumal<br />

3D-Modell des Kühlers der Sinteranlage<br />

erzeugt aus einem Laserscan<br />

die Projekte parallel zueinander bearbeitet<br />

werden sollen und die Produktion davon<br />

so wenig wie möglich beeinträchtigt werden<br />

darf. Ein anderes Problem ist, den für<br />

die Anlagen benötigten Platz zu schaffen,<br />

und der ist enorm. Allein für die Bandentstaubung<br />

werden etwa 3.000 Quadratmeter<br />

gebraucht, was der Größe eines halben<br />

Fußballplatzes entspricht. Zwar gibt sich die<br />

Anlage für die Raumentstaubung etwas bescheidener.<br />

Rund 1.000 Quadratmeter wird<br />

aber auch sie in Beschlag nehmen. Ganz abgesehen<br />

davon, „dass wir auch noch einen<br />

Platz für die Vormontage brauchen“, merkt<br />

Marcus Poggel an.<br />

Baustart noch in 2014<br />

Nicht minder wichtig ist die Frage nach der<br />

Verfügbarkeit der Firmen, mit denen die Projekte<br />

realisiert werden. Ein technisches Konzept<br />

für Entstaubungsanlagen und Rauchgasreinigungen<br />

ist dort zwar bereits vorhanden,<br />

doch muss das noch auf die individuellen<br />

Anforderungen und lokalen Gegebenheiten<br />

angepasst werden. So oder so, bei jeder Anlage<br />

handelt es sich letztlich um ein Unikat,<br />

für das etwa ein Jahr Bauzeit veranschlagt<br />

werden muss. Wobei das noch im Vorfeld<br />

durchzuführende Engineering noch einmal<br />

mit acht Monaten zu Buche schlägt. Für alle<br />

Beteiligten ist deshalb klar, dass der Start<br />

noch in 2014 erfolgen muss. Den Anfang wird<br />

dabei das Projekt zweite Raumentstaubung<br />

machen. Überlappungen – darüber ist man<br />

sich bei der Neubauabteilung klar – werden<br />

nicht immer zu vermeiden sein, sollen aber<br />

so gering wie möglich gehalten werden. „Wir<br />

werden mit der Montage der Bandentstaubung<br />

wahrscheinlich erst anfangen, wenn<br />

wir die zweite Raumentstaubung in Betrieb<br />

genommen haben“, sagt Marcus Poggel.<br />

Für eine noch<br />

sauberere <strong>Umwelt</strong><br />

Am Gelingen der beiden Projekte hat dabei<br />

niemand Zweifel, schließlich hat man<br />

bei der Kokereierweiterung gerade erst gezeigt,<br />

wozu die Hütte in der Lage ist. Und<br />

so steht trotz zahlreicher Unwägbarkeiten<br />

und jeder Menge Arbeit schon jetzt das Ergebnis<br />

im Vordergrund, das in absehbarer<br />

Zeit erreicht werden wird: eine Sinteranlage,<br />

die lange vor der vorgeschriebenen Zeit<br />

die Grenzwerte erfüllen und für eine noch<br />

sauberere <strong>Umwelt</strong> rund um die Hütte sorgen<br />

wird. Und eine Sinteranlage, die <strong>HKM</strong><br />

durch die Produktion von noch mehr Sinter<br />

wirtschaftlich ein Stück unabhängiger vom<br />

Rohstoffmarkt macht. Was wiederum der<br />

Wettbewerbsfähigkeit und Standortsicherung<br />

zugutekommt. Insgesamt also 50 Millionen<br />

Euro, die gut angelegt sind.<br />

3D-Modell der Voruntersuchungen<br />

für die 2. Raumentstaubung.


04 • 2013 7<br />

Betriebsbesichtigung<br />

des VDEh-Fachausschusses<br />

Hochofenverfahren<br />

Kompetenz a Erfahrungsaustausch unter Kollegen:<br />

Internationales<br />

Hochöfnertreffen bei <strong>HKM</strong><br />

Zu einem Erfahrungsaustausch trafen sich<br />

am 8. und 9. Oktober 2013 europäische<br />

Hochofenkollegen bei <strong>HKM</strong>. Dieses Treffen<br />

findet im Rahmen des Verfahrensausschusses<br />

des VDEh jährlich jeweils in einem anderen<br />

Werk statt. In diesem Jahr stand das<br />

Thema „Produktivitätssteigerung von Hochöfen“<br />

auf der Agenda. Hier nimmt <strong>HKM</strong> im<br />

Vergleich mit anderen Hochofenwerken<br />

eine Spitzenposi tion ein.<br />

<strong>Der</strong> Startschuss für den Erfahrungsaustausch<br />

fiel am Nachmittag nach einer Besichtigung<br />

der KMTE-Anlage auf der Franz<br />

Haniel 14. Mit einem „anderen Blickwinkel“<br />

auf die Hütte und den TKSE-Hafen mit Hüttenwerk<br />

wurde hier in zwangloser Runde<br />

eine vertrauensvolle Basis für die anstehenden<br />

Gespräche geschaffen. Besonders wichtig<br />

ist die Einführung junger Mitarbeiter in<br />

den internationalen Kreis der Fachleute. „In<br />

vergleichbaren Veranstaltungen ist schon<br />

oft der Grundstein für eine Vertrauensbasis<br />

unter Kollegen gelegt worden, die oft ein<br />

ganzes Arbeitsleben anhält“, weiß Jürgen<br />

Gertz, Prozessleiter Hochofen, aus eigener<br />

Erfahrung.<br />

Auf dem Workshop am folgenden Tag<br />

berichteten die Kollegen über verschiedene<br />

Wege und Möglichkeiten, mit bestehenden<br />

Hochofenanlagen eine noch höhere Produktionsleistung<br />

zu erreichen. Dabei sind die<br />

Randbedingungen jedes Hochofenwerks anders.<br />

Auch für <strong>HKM</strong> waren einige Anregungen<br />

dabei, die weiter geprüft werden. Mit<br />

einer Betriebsbesichtigung der Hochöfen<br />

ging die Veranstaltung schließlich zu Ende.<br />

Diskussionen vor<br />

der KMTE-Anlage<br />

„Leinen los“ –<br />

Hochöfner auf Großer Fahrt<br />

mit der Haniel 14


8 04 • 2013<br />

Kompetenz a Interview mit dem <strong>HKM</strong>-Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Eging:<br />

„Die Gesellschafter glauben an<br />

die Zukunft der Hütte.“<br />

Und warum spürt <strong>HKM</strong> von dieser Situation<br />

nichts?<br />

Weil <strong>HKM</strong> ein anderes Kostenverrechnungs-<br />

Preismodell mit den Gesellschaftern vereinbart<br />

hat. Durch die so genannte Abnahmeverpflichtung<br />

der Gesellschafter wird bei<br />

<strong>HKM</strong> stets ein ausgeglichenes Ergebnis ausgewiesen.<br />

Dennoch oder gerade deshalb gilt<br />

auch für <strong>HKM</strong>, als Teil der gesamten Wertschöpfungskette,<br />

alle Anstrengungen zu<br />

Kostensenkungen zu unternehmen. Die Hütte<br />

darf und kann dabei nicht außen vor bleiben.<br />

Deshalb erwarten wir hier vergleichbare<br />

Maßnahmen wie bei den Gesellschaftern,<br />

die ja bekanntlich bereits erhebliche Kostensenkungsinitiativen<br />

eingeleitet haben.<br />

Überkapazitäten in Europa, rund ein Drittel<br />

weniger Stahlverbrauch als noch vor dem<br />

Krisenjahr 2008 sowie zusätzliche Belastungen<br />

durch die Energiewende: Die deutsche<br />

Stahlindustrie durchlebt schwere Zeiten und<br />

steht vor einer ungewissen Zukunft. Bei<br />

<strong>HKM</strong> allerdings herrscht in diesem Jahr Vollauslastung,<br />

und die Hütte blickt auch dem<br />

neuen Jahr eher positiv entgegen. Um Licht<br />

in das Stahldunkel zu bringen und die<br />

vermeintlichen Widersprüche aufzuklären,<br />

haben wir einmal den <strong>HKM</strong>-Aufsichts ratsvorsitzenden<br />

Wolfgang Eging befragt: nach<br />

der speziellen Situation bei <strong>HKM</strong>, aber auch<br />

nach den allgemeinen Bedingungen in der<br />

Stahlindustrie.<br />

Wir bei <strong>HKM</strong>: Herr Eging, bei <strong>HKM</strong> herrscht<br />

derzeit Vollauslastung, die Stimmung ist<br />

gut. Lässt sich das auf die gesamte deutsche<br />

Stahlindustrie übertragen?<br />

Wolfgang Eging: Sicherlich nicht. <strong>HKM</strong> befindet<br />

sich in einer Sondersituation, denn<br />

das Unternehmen hat von den Problemen<br />

der Gesellschafter – etwa den Stillständen<br />

der Hochöfen bei Thyssen<strong>Krupp</strong> Steel und<br />

Salzgitter sowie dem verzögerten Hochfahren<br />

eines Elektroofens bei Vallourec – profitiert.<br />

Demgegenüber leidet einer der großen<br />

Stahlabnehmer von <strong>HKM</strong>, der Salzgitter-Unternehmensbereich<br />

Röhren, seit dem<br />

Frühjahr dieses Jahres unter gravierender<br />

Unterbeschäftigung. Glücklicherweise ist es<br />

gelungen, diese Mengenausfälle zu kompensieren,<br />

sodass keine negativen Auswirkungen<br />

auf die Beschäftigung bei <strong>HKM</strong> zu<br />

verzeichnen waren.<br />

Unterbeschäftigung oder gar Kurzarbeit<br />

wie beim Großrohrhersteller Europipe sind<br />

aber doch momentan eher die Ausnahme.<br />

Es ist richtig, dass die übrigen Stahlerzeuger<br />

in Deutschland derzeit recht gut beschäftigt<br />

sind. Aber Beschäftigung ist das eine – Ergebnis<br />

das andere. Denn anders als bei <strong>HKM</strong>, die<br />

ihre gesamten Kosten durch die Gesellschafter<br />

erstattet bekommt, stehen die Produkte<br />

der Gesellschafter auch auf Basis der Vormaterialkosten<br />

der <strong>HKM</strong> im weltweiten Preiswettbewerb.<br />

<strong>Der</strong>zeit decken die erzielbaren<br />

Preise nicht die Ist-Kosten, was zu erheblichen<br />

Verlusten führt. Die Ergebnislage ist<br />

aufgrund des Drucks auf die Verkaufspreise<br />

unbefriedigend bis dramatisch schlecht.<br />

Nun könnte man diese Vereinbarung aus<br />

Sicht der Gesellschafter ja auch als Belastung<br />

betrachten und sie kurzerhand ändern.<br />

Kann <strong>HKM</strong> weiterhin auf die Gesellschafter<br />

vertrauen?<br />

Wenn Sie sich einmal die Investitionen anschauen,<br />

die in den letzten Jahren bei <strong>HKM</strong><br />

getätigt worden sind, dann beantwortet<br />

das Ihre Frage schon fast von selbst. Ohne<br />

Vertrauen in die <strong>HKM</strong> wären die Kohlemahlund<br />

Einblasanlage, die Kokereierweiterung<br />

oder auch die derzeitigen Investitionen in<br />

die Sinteranlage kaum getätigt worden. All<br />

das zeigt, dass die Gesellschafter an die Zukunft<br />

der Hütte glauben.<br />

Dann lassen Sie uns doch einmal einen<br />

Blick auf die gesamte deutsche Stahlindustrie<br />

werfen. Mit welchen Schwierigkeiten<br />

hat sie heute hauptsächlich zu kämpfen:<br />

eher mit einem konjunkturell bedingten<br />

Nachfrage-Rückgang oder mit veränderten<br />

und erschwerten politischen Rahmenbedingungen?<br />

Die jetzige wirtschaftliche Situation hat viel<br />

mit den Anstrengungen zur Bankenrettung<br />

in Kombination mit den hohen Staatsver-


04 • 2013 9<br />

schuldungen einiger Länder zu tun. Daraus<br />

hat sich letztlich eine veritable europäische<br />

Wirtschaftskrise entwickelt, die schließlich<br />

auch die Industrie stark in Mitleidenschaft<br />

gezogen hat. In Südeuropa beispielsweise<br />

ist die Nachfrage nahezu komplett weggebrochen.<br />

Daneben sind aber auch die politischen,<br />

insbesondere die energiepolitischen<br />

Rahmenbedingungen in Deutschland eine<br />

große Belastung. Wir haben hier und in der<br />

EU Sonderbelastungen, die unsere internationalen<br />

Wettbewerber nicht haben. Mit<br />

Blick auf die <strong>Umwelt</strong>belastungen wird es<br />

der Welt aber nicht helfen, wenn in China<br />

statt in Deutschland Kapazitäten erhalten<br />

bleiben.<br />

Es findet also ein Wettbewerb unter ungleichen<br />

Bedingungen statt, oder?<br />

Ja und ich möchte Ihnen das auch einmal<br />

verdeutlichen. Bei <strong>HKM</strong> entstehen bei der<br />

Erzeugung von einem Kilogramm Stahlbramme<br />

mit hohem technologischem Aufwand<br />

Vollkosten in Höhe von etwa 50 Cent,<br />

der den derzeitigen <strong>Umwelt</strong>auflagen und<br />

Energiekosten Rechnung trägt. <strong>Der</strong>artige<br />

Zusatzkosten entstehen beispielsweise in<br />

China nicht, führen bei uns aber zu erheblichen<br />

Kostennachteilen gegenüber den<br />

Wettbewerbern.<br />

Das führt uns nahezu zwangsläufig zur<br />

Ener giewende und dem damit verbundenen<br />

Gesetz für Erneuerbare Energien (EEG). Wie<br />

gravierend wirkt sich das alles auf die Zukunft<br />

der deutschen Stahlindustrie aus?<br />

bezahlten und sicheren Arbeitsplätzen sein<br />

oder nicht?<br />

Ist denn – wie es erst kürzlich TKS-Chef<br />

Hiesinger formulierte – bei Kappung der<br />

EEG-Vergünstigungen tatsächlich der Standort<br />

Deutschland in Gefahr und was steht<br />

dann auf dem Spiel?<br />

Nehmen wir doch noch einmal das Beispiel<br />

<strong>HKM</strong>. Für die <strong>HKM</strong> stehen ganz konkret zusätzliche<br />

Kosten von jährlich 65 Millionen<br />

Euro allein aus der EEG-Umlage in Diskussion.<br />

Das sind umgerechnet mehr als elf Euro<br />

pro Tonne. Damit wird die Stahlerzeugung<br />

in Deutschland in Frage gestellt, denn der<br />

Wettbewerb spielt sich – wie ich ja bereits<br />

dargelegt habe – im Cent-Bereich ab. Aber<br />

nicht nur Stahl, sondern alle energieintensiven<br />

Branchen sind massiv betroffen, wenn<br />

die Energiekosten weiter steigen. Und das<br />

würde unweigerlich Arbeitsplätze kosten<br />

und die ja bereits laufende De-Industrialisierung<br />

weiter beschleunigen.<br />

Nun ist aber gerade in der Stahlindustrie<br />

eine leichte Erholung zu erkennen. Im Oktober<br />

hat sich die Rohstahlerzeugung in<br />

Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um<br />

zwei Prozent auf 3,76 Millionen Tonnen<br />

und damit den zweiten Monat in Folge erhöht.<br />

Lässt sich daraus der Trend zu einem<br />

vorsichtigen Aufschwung ableiten?<br />

Ich möchte es einmal so ausdrücken: Es ist<br />

ein Licht zu sehen, aber leider ist es nicht das<br />

Licht am Ende des Tunnels. Es gibt Indikatoren,<br />

die eine Belebung der Konjunktur signalisieren.<br />

Ob dies dauerhaft und nachhaltig<br />

sein wird, hängt von vielen Faktoren ab. Da<br />

die eben genannten Energieprobleme in<br />

Europa noch nicht gelöst sind, sollte man<br />

derzeit mit Prognosen zurückhaltend sein.<br />

Dennoch meint der Chef der Mittal Steel<br />

Company, Lakshmi Mittal, dass auch global<br />

betrachtet die Talsohle für die Stahlindustrie<br />

durchschritten ist. Würden Sie dem<br />

zustimmen?<br />

Wenn es gut läuft, könnten wir uns in drei<br />

bis vier Jahren aus der Krise herausgearbeitet<br />

haben. Doch wenn wir Pech haben, dauern<br />

die Schwierigkeiten noch länger an. Eine<br />

vergleichbare Situation hatten wir ja schon<br />

Ende der 70er- bis Anfang der 80er-Jahre.<br />

Wir sollten uns davon aber nicht bange machen<br />

lassen, sondern uns offensiv auf die<br />

verschärften Rahmenbedingungen mit entsprechenden<br />

Anpassungsmaßnahmen einstellen.<br />

Aber es geht ja nicht nur um verschärfte<br />

Rahmenbedingungen, es gibt auch weltweite<br />

Überkapazitäten.<br />

Das ist richtig. Weltweit sind im Markt rund<br />

400 bis 500 Millionen Tonnen strukturelle<br />

Überkapazitäten vorhanden. Allein in Europa<br />

haben wir etwa 40 Millionen ungenutzte<br />

Kapazitäten. Das entspricht in etwa der gesamten<br />

Jahreserzeugung in Deutschland.<br />

Die Stahlbranche hat sich hier sehr eindeutig<br />

positioniert. International wettbewerbsfähige<br />

Energiekosten sind von essenzieller<br />

Wichtigkeit für uns, denn daraus resultierende<br />

Wettbewerbsnachteile können nicht<br />

an anderer Stelle kompensiert werden. Vielmehr<br />

führen sie mittel- bis langfristig zur<br />

Abwanderung energieintensiver Industrien.<br />

Bezahlbare Energie ist die Grundvoraussetzung<br />

jeder wettbewerbsfähigen industriellen<br />

Erzeugung, was übrigens auch ein Blick<br />

in die Vergangenheit zeigt. So ist etwa mit<br />

dem Abbau der Kohle die industrielle Basis<br />

für das Ruhrgebiet entstanden. Die politischen<br />

Entscheidungsträger müssen sich<br />

dessen sehr bewusst sein. Soll Deutschland<br />

auch in Zukunft ein Industrieland mit gut


10 04 • 2013<br />

Und was muss vor diesem Hintergrund generell<br />

geschehen, damit sich die Lage für<br />

die deutsche Stahlindustrie verbessert?<br />

Zwei Dinge. Zum einen brauchen wir einen<br />

europaweiten Abbau der strukturellen<br />

Überkapazitäten. Es darf einfach nicht sein,<br />

dass Stahlhersteller, die – aus welchen Gründen<br />

auch immer – nicht wettbewerbsfähig<br />

sind, durch öffentliche Mittel oder EU-Garantien<br />

künstlich am Leben gehalten werden.<br />

Zum anderen brauchen wir verlässliche<br />

und stabile Rahmenbedingungen in Bezug<br />

auf wettbewerbsfähige Energiekosten. Und<br />

da ist die Politik gefragt und gefordert.<br />

Die Gesellschafter der <strong>HKM</strong> – Thyssen<strong>Krupp</strong><br />

und Salzgitter – haben in diesem Jahr hohe<br />

Verluste eingefahren, gleichzeitig steigt<br />

der Aktienkurs. Wie passt das zusammen?<br />

Ohne im Detail auf die Situation der Gesellschafter<br />

einzugehen, gilt grundsätzlich, dass<br />

die Börse zukunftsbezogen handelt. Für uns<br />

heißt das, dass die Erwartungen des Kapitalmarktes<br />

in unsere Unternehmen sehr<br />

hoch sind. Hier werden wir beweisen müssen,<br />

dass wir diese erfüllen können. Ob und<br />

inwieweit uns die Konjunktur dabei helfen<br />

wird, lässt sich derzeit abschließend noch<br />

nicht einschätzen.<br />

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen<br />

für die deutsche Stahlindustrie<br />

– jetzt und in der Zukunft?<br />

Wir müssen in jeder Beziehung wettbewerbsfähig<br />

bleiben. Das gilt für den Ausbau<br />

unserer Innovationsfähigkeit, das gilt aber<br />

auch für die absolute Sicherstellung der geforderten<br />

Qualität und eine wettbewerbsfähige<br />

Kostensituation. Noch sind wir in vielen<br />

Punkten im weltweiten Wettbewerb<br />

führend, was auch die Lieferung von Großrohren<br />

etwa für Nord Stream in der Ostsee<br />

und Ichthys in Australien zeigen.<br />

Lassen Sie uns noch einmal kurz auf <strong>HKM</strong><br />

und ihre Sondersituation zu sprechen kommen.<br />

Einige Mitarbeiter sorgen sich, dass<br />

man – wenn es einmal hart auf hart kommen<br />

wird – als Beteiligungsgesellschaft<br />

weniger Wert sein könnte als direkte Töch­<br />

ter. Was sagen Sie diesen besorgten Mitarbeitern?<br />

Diese Frage ist berechtigt, stellt sich aber<br />

gleichermaßen umgekehrt für die Mitarbeiter<br />

in den Gesellschafter-Unternehmen. Die<br />

Aufgabe der <strong>HKM</strong> ist die Versorgung der Gesellschafter<br />

mit Vormaterial zu optimalen<br />

Kosten. Dazu investieren die Gesellschafter<br />

große Beträge in die Zukunft der <strong>HKM</strong>.<br />

Für die bevorstehenden Festtage sowie für<br />

das neue Jahr gelten den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern der <strong>HKM</strong> und ihren Familien<br />

meine besten Wünsche. Glückauf!


04 • 2013 11<br />

Mitarbeiter a Neue Controllingschulungen:<br />

Weil Transparenz<br />

Verständnis schafft<br />

Fünf Jahre sind seit den letzten Controllingschulungen<br />

vergangen, die – damals noch<br />

mit externen Beratern – durch die Krise 2009<br />

ihr Ende fanden. Grund genug, um nach so<br />

langer Zeit die vielen zum Teil neuen Kollegen<br />

in die <strong>HKM</strong>-Zahlenwelt einzuführen, nur<br />

diesmal ohne fremde Unterstützung.<br />

In Eigenregie hatten die Controller ein Schulungsprogramm<br />

entwickelt, das in zwei Blöcken<br />

stattfindet. Start war im November.<br />

Kostenrechnung im Mittelpunkt<br />

Anfang November startete die erste Schulung<br />

mit 15 Teilnehmern. In Block 1 begann<br />

Gerrit Volmer (Leiter FG zentrales Betriebscontrolling<br />

TS) mit den Grundlagen der<br />

Kostenstellenrechnung, den Unterschieden<br />

zwischen Ist-, Soll- und Plankosten sowie<br />

der Vorstellung der diversen Kostenberichte<br />

bei <strong>HKM</strong>. Im Anschluss daran macht Ersin<br />

Aydin (Leiter FG Betriebscontrolling vor Ort<br />

TS) die Teilnehmer mit der Kostenträgerrechnung<br />

vertraut. Dabei wurde durch die<br />

vielen unterschiedlichen Planungsmodelle<br />

deutlich, wie stark die Verbindung zwischen<br />

Technik und Controlling ist. Zum Abschluss<br />

des Tages schloss Miriam Zeller (Leiterin FG<br />

Unternehmensplanung) den Kreis der Kostenrechnung,<br />

indem sie veranschaulichte,<br />

wie sich aus der Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung<br />

letztendlich die Verrechnungspreise<br />

für die <strong>HKM</strong>-Stahlgüten ergeben.<br />

Darüber hinaus stellte sie die Analysen<br />

der monatlichen Ergebnisse der <strong>HKM</strong> vor.<br />

Maßnahmen und<br />

Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />

Knapp eine Woche später ging auch der<br />

zweite Block an den Start. Hier informiert<br />

Sarah Driesen (Leiterin Betriebscontrolling<br />

TI) die Teilnehmer zunächst umfassend über<br />

das Thema „Maßnahmen“. Im Fokus standen<br />

hier die unterschiedlichen Maßnahmenarten<br />

und welche jeweiligen Besonderheiten<br />

bei deren Beantragung zu beachten<br />

sind. Zu guter Letzt erläuterte Ersin Aydin<br />

den Zuhörern, wie eine Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />

aufgebaut ist und welche unterschiedlichen<br />

Formen es gibt.<br />

Mehr Anmeldungen als<br />

erwartet<br />

Hatten die Organisatoren zunächst mit etwa<br />

50 Teilnehmern gerechnet, zeigte sich<br />

anhand der ersten Rückmeldungen schnell,<br />

dass diese Prognose viel zu gering war. Rund<br />

200 Anmeldungen liegen derzeit sehr zur<br />

Freude der Veranstalter vor, sodass sich die<br />

Schulungsreihe noch bis weit ins nächste<br />

Jahr hinziehen wird. Da bei Redaktionsschluss<br />

die ersten Schulungen beendet waren,<br />

möchten die Organisatoren die Möglichkeit<br />

nutzen, sich bei allen Teilnehmern<br />

für das umfangreiche Feedback und die gute<br />

Mitarbeit zu bedanken. Und natürlich<br />

hoffen sie, durch die konstruktiven Anregungen<br />

die zukünftigen Schulungstermine<br />

noch interessanter gestalten zu können.<br />

Ersin Aydin und Gerrit Volmer<br />

erläutern die einzelnen Stufen<br />

der Kostenträgerrechnung


12 04 • 2013<br />

Die Vorbereitungsgruppe plant den 16.1.2014:<br />

(v.l.) Anja Best, Gabriele vom Ende,<br />

Christiane Riedel, Katrina Steindor, Karin Aust<br />

Nicht im Bild: Roswitha Becker, Silke Schwarten<br />

Mitarbeiter a Frauen bei <strong>HKM</strong>:<br />

<strong>HKM</strong>-Frauen legen los<br />

Zugegeben, es hat etwas gedauert. Aber<br />

am 16. Januar 2014 ist es endlich so weit: An<br />

diesem Tag sind alle <strong>HKM</strong>-Frauen zu einem<br />

Treffen in der Halle der Kranführerschule<br />

(ELB) eingeladen. Alle Frauen? – Ja, alle ca.<br />

200 Mitarbeiterinnen! „Was soll das denn?“<br />

werden sich jetzt viele womöglich fragen.<br />

Deshalb an dieser Stelle ein kleiner Rückblick<br />

darauf, wie alles anfing.<br />

Ausgangspunkt war eigentlich der jährliche<br />

„Girls‘ Day“ bei <strong>HKM</strong>. Zwar war man sich<br />

einig darüber, dass es richtig ist, auf junge<br />

Frauen zuzugehen und sie für das Hüttenwerk<br />

zu interessieren. Zugleich stellte sich<br />

aber auch die Frage: Was wissen wir eigentlich<br />

über die Themen der Frauen, die bereits<br />

bei uns arbeiten?<br />

Bestandsaufnahme<br />

Die Erkenntnis aus diesen und anderen<br />

Überlegungen: Wenn <strong>HKM</strong> mehr Frauen<br />

für sich gewinnen will, dann sind Rückmeldungen<br />

darüber erforderlich, was im betrieblichen<br />

Alltag gut läuft und wo noch<br />

Handlungsbedarf besteht. Die daraufhin<br />

initiierte Podiumsdiskussion im Juli dieses<br />

Jahres bestätigte die Vermutung: Frauen<br />

haben viele unterschiedliche Themen und<br />

Anliegen, allerdings weiß man auf der Hütte<br />

insgesamt zu wenig darüber. Angesichts<br />

dessen entstanden erste Ideen wie etwa die<br />

Gründung eines Netzwerkes, aber auch kon-<br />

krete Vorschläge, wie sich der betriebliche sollten die Möglichkeit haben, sich einmal<br />

Alltag und der tägliche Umgang miteinander<br />

verändern lassen. Ein Problem dabei: Die die diese Frauen interessieren, sollten da-<br />

persönlich kennen zu lernen. Alle Themen,<br />

„Datenlage“ ist dünn. Das heißt, <strong>HKM</strong> kann bei zur Sprache gebracht werden können.<br />

sich immer noch nur auf Vermutungen und „Nichts leichter als das, machen wir doch<br />

einige wenige Aussagen stützen. Und: Viele eine Open-Space-Veranstaltung“, war die<br />

Frauen arbeiten „verstreut“ in den unterschiedlichsten<br />

Bereichen und kennen sich ar 2014 stattfinden: Zum ersten Mal in der<br />

Antwort. Und genau das wird am 16. Janu-<br />

oft nicht.<br />

Geschichte des Hüttenwerks – also seit<br />

„Open-Space-Veranstaltung“<br />

Vor diesem Hintergrund trafen sich ein paar<br />

Frauen aus verschiedenen Bereichen des<br />

Unternehmens und diskutierten. Ein Ergebnis<br />

dieser Diskussion: Alle Frauen bei <strong>HKM</strong><br />

Frauen bei <strong>HKM</strong>: das Treffen<br />

mehr als 100 Jahren – sind alle Frauen des<br />

Unternehmens eingeladen, ihre Themen zu<br />

nennen und zu besprechen. Die Ergebnisse<br />

des Tages werden zusammengestellt und<br />

weiter bearbeitet – dann mit Unterstützung<br />

der hoffentlich zahlreichen „Stimmen“ der<br />

Frauen bei <strong>HKM</strong>.<br />

Wahrscheinlich werden sich jetzt viele fragen, wie das denn überhaupt funktionieren<br />

soll – alle Frauen der <strong>HKM</strong> treffen sich? Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Vorbereitungsgruppe<br />

bestehend aus Karin Aust, Roswitha Becker, Anja Best, Gabriele vom Ende,<br />

Christiane Riedel, Silke Schwarten und Katrina Steindor, die sich um vieles gekümmert<br />

haben. Unter anderem darum:<br />

Alle Frauen wurden persönlich eingeladen mit den wichtigsten Informationen:<br />

Treffen 16. Januar 2014 von 10 bis 16 Uhr in der ELB-Halle (Kranfahrerschule) mit<br />

Verpflegung.<br />

Bitte die Rückmeldung bezüglich der Teilnahme nicht vergessen!<br />

Alle Führungskräfte sind informiert und um Unterstützung wegen Teilnahme<br />

gebeten worden.<br />

Fragen beantworten Gabriele vom Ende (Tel. 2916) und Karin Aust (Tel. 1866)


04 • 2013 13<br />

Mitarbeiter Kolumne des Betriebsrats:<br />

Mit Zuversicht ins neue Jahr<br />

Auch wenn sich der November mit zahlreichen<br />

Störungen nicht so ganz in das insgesamt<br />

gute Bild einfügt, kann <strong>HKM</strong> doch auf<br />

ein erfolgreiches Jahr 2013 zurückblicken.<br />

Und der vorsichtige Blick in die Zukunft fällt<br />

ebenfalls positiv aus. „Bei der Produktionsplanung<br />

gehen wir bis einschließlich Februar<br />

von einer Vollauslastung aus“, sagt Betriebsratsvorsitzender<br />

Uli Kimpel, der allerdings<br />

auch weiß, dass wie bei allen Prognosen<br />

auch diese mit Vorsicht zu genießen ist.<br />

Nicht allein, weil die Preise eher schlecht<br />

sind. Auch die Lage der Gesellschafter ist<br />

nicht gerade zum Besten bestellt. „Wir<br />

schauen mit etwas Sorge auf unsere Mütter<br />

und hoffen, dass die dort aufgelegten Zukunftsprogramme<br />

‚Salzgitter 2015‘ und ‚Big<br />

Reloaded‘ bei TKS schon recht bald Wirkung<br />

zeigen“, so der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende<br />

Norbert Keller.<br />

Vor diesem Hintergrund zeigt sich der Betriebsrat<br />

froh und zufrieden, dass die Hütte<br />

in 2013 trotz aller Unwägbarkeiten gut ausgelastet<br />

war, keine Programme von den Gesellschaftern<br />

berücksichtigt werden mussten<br />

und das <strong>HKM</strong>-Flex-Programm zum Ausgleich<br />

von Produktionsschwankungen ohne<br />

Stellenabbau über die Bühne gegangen ist.<br />

Mit Blick auf die Zukunft bekräftigt Uli<br />

Kimpel: „Wir werden auch weiterhin alles<br />

daran setzen, dass <strong>HKM</strong> als Ganzes zum<br />

Kerngeschäft unserer Gesellschafter gehört.“<br />

Angesichts der im März anstehenden<br />

Wahlen blickt der <strong>HKM</strong>-Betriebsrat aber<br />

nicht nur auf das Jahr 2013, sondern auf<br />

die gesamte Legislaturperiode zurück. Und<br />

dabei gibt es einiges vorzuweisen. So ist es<br />

beispielsweise gelungen, PSP abzuschaffen<br />

und zahlreiche, inzwischen funktionierende<br />

Organisationsänderungen unter anderem<br />

bei TS und TR durchzuführen. Auch der Erhalt<br />

der Adjustage in den eigenen Händen<br />

kann als Erfolg gewertet werden, selbst<br />

wenn das beim Hafen nicht geklappt hat.<br />

Dafür ist es dort gelungen, allen Mitarbeitern<br />

adäquate Arbeitsplätze anzubieten.<br />

Zu Recht stolz ist der Betriebsrat darauf,<br />

dass man bis heute insgesamt ca. 230 Leiharbeitern<br />

Stammarbeitsplätze hat anbieten<br />

können. Und der Betriebsrat bleibt weiter<br />

am Ball. Schon jetzt hätten es wesentlich<br />

mehr sein können, wenn man nicht Kollegen<br />

von Innoxum hätte übernehmen müssen.<br />

Aber: „Wir stehen weiter voll dahinter,<br />

Mitarbeiter von Konzerntöchtern bei uns zu<br />

integrieren“, betont Norbert Keller und fügt<br />

hinzu: „Das zeichnet die Stahlindustrie aus,<br />

dass man in guten wie in schlechten Zeiten<br />

zusammensteht.“<br />

Gute Zeiten kommen auch auf die Auszubildenden<br />

zu, für die gemeinsam mit der<br />

IG Metall eine Regelung zur unbefristeten<br />

Übernahme im Tarifvertrag verankert werden<br />

konnte. In diesem Zusammenhang hebt<br />

Uli Kimpel noch einmal die Bedeutung der<br />

Gewerkschaft für <strong>HKM</strong> hervor. „Bei allem,<br />

was die Mütter für uns leisten, ist es auch<br />

wichtig, was die IG Metall als Organisation<br />

tut und wie sie uns unterstützt.“ Zu erwähnen<br />

ist sicherlich auch, dass <strong>HKM</strong> beim<br />

Deutschen Betriebsrätepreis Bronze für das<br />

Thema „Migration und Gleichstellung im<br />

Betrieb“ erhalten hat. Was zeigt, dass die<br />

Leistungen des Betriebsrats auch außerhalb<br />

der Hütte gewürdigt werden.<br />

Nun werfen die Neuwahlen im März<br />

bereits ihre Schatten voraus, bei denen der<br />

Betriebsrat ganz auf Persönlichkeitswahl<br />

setzt. In die bevorstehende Weihnachtszeit<br />

und den Jahreswechsel gehen Uli Kimpel<br />

und Nobert Keller dabei nicht, ohne an<br />

die Mitarbeiter und Familien der Firmen zu<br />

denken, die wie Schienentechnik, ISE oder<br />

Didier in diesem Jahr schließen mussten.<br />

„Ihnen und natürlich allen unseren Kolleginnen<br />

und Kollegen auf der Hütte wünschen<br />

wir im Namen des gesamten Betriebsrats<br />

ein ruhiges und friedvolles Weihnachtsfest<br />

und einen guten Rutsch ins neue Jahr.“


14 04 • 2013<br />

Kompetenz a Best Practice – Brandschutz-Lehrgang:<br />

Richtig handeln, wenn’s brennt<br />

Kaum ein Feuer ist bereits bei seiner Entstehung<br />

ein großer Brand. Aber es kann sehr<br />

schnell dazu werden. Das Zeitfenster, in dem<br />

gehandelt werden kann, ist daher ungeheuer<br />

klein. Umso besser, wenn man im Falle<br />

des Falles weiß, was zu tun ist. Für den<br />

Bereich TU war das jedenfalls der Grund,<br />

warum sie einen Brandschutz-Lehrgang mitmachen<br />

wollte. Am besten einen, der neben<br />

Theorie auch eine gehörige Portion Praxis<br />

vermittelt. Etwa im Umgang mit Feuerlöschern.<br />

Bei <strong>HKM</strong> stieß dieser Wunsch auf offene<br />

Ohren. Nicht zuletzt deshalb, weil laut Unfallverhütungsvorschrift<br />

(UVV) der Berufsgenossenschaft<br />

(BGV) „der Unternehmer<br />

eine ausreichende Anzahl von Versicherten<br />

durch Unterweisung und Übung im<br />

Umgang mit Feuerlöscheinrichtungen zur<br />

Bekämpfung von Entstehungsbränden vertraut<br />

zu machen hat.“<br />

Ausgewiesener Fachmann<br />

<strong>Der</strong> richtige Ansprechpartner für solche<br />

Lehrgänge ist auf der Hütte Michael Zielasko.<br />

<strong>Der</strong> heutige Mitarbeiter der <strong>HKM</strong>-Berufsbildung<br />

ist im Bereich Weiterbildung tätig<br />

und gleich aus mehreren Gründen geradezu<br />

prädestiniert für Aufklärung in Sachen<br />

Brandschutz. Zum einen ist er bereits seit<br />

40 Jahren auf der Hütte, zum anderen war<br />

er bis Anfang 2012 selbst 27 Jahre lang bei<br />

der Werkfeuerwehr tätig. Oder anders ausgedrückt:<br />

<strong>Der</strong> Mann weiß, wovon er spricht.<br />

So gut wie alle Lehrgänge, die in irgendeiner<br />

Weise mit der Feuerwehr zu tun haben, werden<br />

daher von ihm abgewickelt. Angefangen<br />

beim Atemschutz-Lehrgang über den<br />

inzwischen kombinierten Evakuierungs- und<br />

Brandschutz-Lehrgang bis hin zur Schulung<br />

im Umgang mit Feuerlöschern. Während<br />

dabei Atemschutz sowie Evakuierung und<br />

Brandschutz regelmäßig stattfinden, werden<br />

andere Lehrgänge nach Bedarf durchgeführt.<br />

Und ständig hat es Michael Zielasko<br />

dabei mit unterschiedlichen Teilnehmern<br />

und unterschiedlichen Erfahrungen zu tun.<br />

„Die einen zucken bereits beim Entzünden<br />

einer offenen Flamme zusammen, andere<br />

Kollegen etwa aus dem Stahlwerk sind ganz<br />

anderes gewohnt und zeigen sich dementsprechend<br />

unbeeindruckt“, weiß Michael<br />

Zielasko, der seine Lehrgänge an die unterschiedlichen<br />

Erfahrungen und Erwartungen<br />

anpasst.<br />

Seminarteilnehmer bei der praktischen Löschübung


04 • 2013 15<br />

Zusammenarbeit<br />

mit der Feuerwehr<br />

Beide Zielgruppen will und muss der Brandexperte<br />

aber erreichen, was ihm mit dem<br />

voran gestellten theoretischen Teil bestens<br />

gelingt. Wenn es etwa darum geht, was<br />

alles machbar ist, bevor die Feuerwehr eintrifft.<br />

Das beginnt bei der sofortigen und<br />

korrekten Alarmierung der Feuerwehr auch<br />

schon bei kleinen Bränden. „Die Illusion,<br />

das vielleicht selbst in den Griff zu bekommen,<br />

ist oftmals trügerisch“, warnt Michael<br />

Zielasko. Er weiß, dass die Feuerwehr lieber<br />

einmal vergeblich ausrückt, als zu spät zu<br />

kommen. Denn wie bereits gesagt: Selbst<br />

aus einem kleinen Entstehungsbrand kann<br />

in rasender Geschwindigkeit ein Großbrand<br />

werden. Wie schnell das gehen kann, führt<br />

der ehemalige Feuerwehrmann den Teilnehmern<br />

anhand kurzer Filmchen vor, die jedes<br />

Mal aufs Neue Eindruck hinterlassen. Umso<br />

wichtiger ist es zu wissen, wie man im Fall<br />

des Falles mit der Feuerwehr zusammenarbeiten<br />

sollte. Etwa genau schildern, wo und<br />

was passiert ist, Hindernisse aus dem Wege<br />

räumen oder die Feuerwehr beim Eintreffen<br />

einweisen. Alles, um schnelle Hilfe möglich<br />

zu machen.<br />

Bewusstsein schaffen<br />

Bei den insgesamt 25 Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern, die sich auf die zwei jeweils<br />

zweieinhalb Stunden dauernden Lehrgänge<br />

aufgeteilt hatten, kam sowohl der theoretische<br />

wie auch der nachfolgende praktische<br />

Teil gut an. Wobei Michael Zielasko gerade<br />

beim Umgang mit den Feuerlöschern weniger<br />

Wert auf die Erklärung legt, wie die<br />

verschiedenen Typen nun konstruiert sind.<br />

Viel wichtiger ist ihm, dass die Teilnehmer<br />

die erklärenden Piktogramme auf den Löschern<br />

verstehen und natürlich auch einmal<br />

mit einem CO 2 -Löscher Löschversuche machen.<br />

Grundsätzlich geht es ihm darum, Bewusstsein<br />

zu schaffen. Für Zusammenhänge<br />

wie etwa bezüglich der Zusammenarbeit<br />

mit der Feuerwehr, aber auch für scheinbar<br />

Banales. „Wenn jeder nach dem Lehrgang<br />

mit offeneren Augen durchs Unternehmen<br />

geht, sich merkt, wo Feuerlöscher angebracht<br />

sind und auch mal einen Blick drauf<br />

wirft, wie die funktionieren, ist schon viel<br />

erreicht.“ Um all das zu vermitteln, sind<br />

zweieinhalb Stunden fast schon zu kurz.<br />

Den TU-Teilnehmern hat es trotzdem etwas<br />

gebracht. Sie fühlen sich nun wesentlich<br />

besser informiert und vorbereitet. Nicht<br />

nur durch den praktischen Teil, sondern<br />

auch durch die vielen Erklärungen. Und weil<br />

man Michael Zielasko das Engagement um<br />

die Sache anmerkt. Wie sagte doch ein Teilnehmer:<br />

„Man spürt, dass der Mann für die<br />

Sache brennt.“ Was im Zusammenhang mit<br />

Brandschutz-Lehrgängen sicherlich nicht<br />

der schlechteste Vergleich ist.


16 04 • 2013<br />

Alltag bei der<br />

Werksicherheit<br />

Name:<br />

Hannelore Ziegler<br />

Alter:<br />

31 Jahre<br />

Familienstand:<br />

ledig (aber in festen Händen)<br />

Ausbildung:<br />

Bauingenieurin<br />

Heutige Tätigkeit:<br />

Leiterin Werkschutz<br />

Bei <strong>HKM</strong> seit:<br />

1. Oktober 2013<br />

Mitarbeiter Mitarbeiter stellen ihren Alltag vor:<br />

Hauptsache Abwechslung<br />

Es ist ein weiter, rund 10.000 Kilometer langer<br />

Weg von Porto Alegre im Süden Brasiliens<br />

bis nach Duisburg. Hannelore Ziegler<br />

hat ihn dennoch geschafft. Nicht ohne Umwege<br />

und auch nicht mit dem direkten Ziel<br />

Huckingen. Aber das macht nichts. Ihr schon<br />

gar nicht, denn die 31-Jährige liebt die Abwechslung,<br />

ist offen für neue Herausforderungen<br />

und neue Ziele. Und ist deshalb als<br />

neue Leiterin des Werkschutzes bei <strong>HKM</strong> genau<br />

an der richtigen Adresse.<br />

Dass sie dort keine leichte Aufgabe erwartet,<br />

darüber macht sich die gebürtige Brasilianerin<br />

keine Illusionen. Zumal sie gleich<br />

drei vermeintliche Handicaps mitbringt. „Ich<br />

bin jung, weiblich und Ausländerin“, zählt<br />

sie auf und lacht dabei. Weil sie das direkt<br />

zu Beginn ihrem immerhin 50-köpfigen<br />

Team gesagt und damit vielleicht vielen den<br />

Wind aus den Segeln genommen hat.<br />

Studienbeginn mit 16<br />

<strong>Der</strong> Optimismus, mit dem Hannelore Ziegler<br />

an ihre neue Aufgabe heran geht, ist typisch<br />

für sie. „Ich bin ein eher offener und lockerer<br />

Typ“, sagt sie. Nicht zuletzt auch ein Ergebnis<br />

vieler verschiedener Erfahrungen. Bereits<br />

mit 16 Jahren entscheidet sich Hannelore<br />

Ziegler nach mehreren übersprungenen<br />

Klassen für ein Studium des Bauingenieurwesens<br />

und eifert damit ihrem deutschen Zustandes zu überlegen, wie man dorthin<br />

begleiten, nach Aufnahme des Ist- und Soll-<br />

Vater nach. „<strong>Der</strong> war selbst Bauingenieur gelangt“, skizziert sie ihre Vorstellungen.<br />

und ständig in weltweite Projekte eingebunden“,<br />

erzählt sie. Die Familie ist in dieses<br />

Als Bauingenieurin glaubte sie, diese Vor-<br />

Wechselspiel eingebunden, lebt mal in Brasilien,<br />

dann wieder in Orlando, Florida, oder<br />

auch in London. Während ihre Schwester<br />

von diesem unsteten Leben genervt ist und<br />

heute nach wie vor in Brasilien als praktizierende<br />

Ärztin arbeitet, begeistert sich Hannelore<br />

Ziegler für den permanenten Wechsel,<br />

für fremde Kulturen und Sprachen. Heute<br />

spricht sie neben Portugiesisch auch<br />

Englisch, Deutsch Französisch, Italienisch<br />

und Spanisch, wobei sie das Deutsch ihrem<br />

Vater und das Italienisch ihrer Mutter zu<br />

verdanken hat. „Aber alles nicht perfekt“, Vorbereitung von Brandschutzkonzepten<br />

schränkt sie gleich ein und verweist auf ih-<br />

ren Akzent und das – ihrer Meinung nach –<br />

eher mittelprächtige Deutsch. Womit sie ihr<br />

Licht allerdings eher unter den Scheffel<br />

stellt, denn davon ist auch bei genauem<br />

Hinhören kaum etwas zu merken.<br />

Deutschland als Stippvisite<br />

Das väterliche Vorbild allein war es aber<br />

nicht, was Hannelore Ziegler zu einem<br />

Ingenieur-Studium bewog. „Ich mag es, et-<br />

was von der Planung bis zur Umsetzung zu Gespräch mit Teamkollege am Tor 1


04 • 2013 17<br />

stellungen umsetzen zu können. Genauso<br />

wie den Wunsch, eines Tages nach<br />

Deutschland zu gehen. Die Umsetzung<br />

dieses Wunsches ergibt sich, als ihr Vater<br />

beschließt, seinen Ruhestand in der<br />

hessischen Heimat zu verbringen. Neben<br />

ihrer Mutter kommt auch Tochter Hannelore<br />

mit, die ihr Studium inzwischen abgeschlossen<br />

hat. In Deutschland startet<br />

sie bei einer kleinen Beratungsfirma ins<br />

Berufsleben, das vorwiegend Logistikplanungen<br />

für das Verteidigungsministerium<br />

durchführt. Wieder ist Hannelore Ziegler<br />

viel unterwegs, arbeitet vor allem oft in<br />

Brüssel. Obwohl das ihrer Neigung nach<br />

Abwechslung entspricht, bewirbt sie sich<br />

weiter. „Ich wollte zu einem großen Unternehmen,<br />

das weltweit tätig ist.“ Fündig<br />

wird sie bei Thyssen<strong>Krupp</strong> Steel, was<br />

auch in umgekehrter Weise gilt, denn das<br />

Unternehmen sucht einen portugiesisch<br />

sprechenden Ingenieur für sein Stahlwerk<br />

in Brasilien. Aus dem Deutschland-<br />

Aufenthalt wird so nur eine Stippvisite. Im<br />

Jahr 2006 kehrt Hannelore Ziegler wieder in<br />

ihr Geburtsland zurück und bleibt dort auch<br />

die nächsten vier Jahre.<br />

Reizvolles Angebot<br />

Test des Besucheranmeldesystems am Tor 4<br />

Leitung von Arbeitskreisen<br />

Die Aufgaben von Hannelore Ziegler beim<br />

Aufbau des Stahlwerks sind für eine junge<br />

Ingenieurin allerdings auch reizvoll. Zunächst<br />

hat sie die Bauleitung für Brücken,<br />

Straßen und Drainagen, später kommen<br />

auch Gebäude hinzu. Sie selbst nutzt die<br />

Zeit für Trainings und Weiterbildung, hat<br />

aber eben auch Gelegenheit zu zeigen, was<br />

sie kann. Kein Wunder, dass der Stahlwerksbau<br />

für sie und ihr weiteres Berufsleben ein<br />

nahezu perfektes Projekt war, von dem sie<br />

im Jahr 2010 wieder nach Deutschland zurückkehrt.<br />

Ihr neuer Job bei TKS ist in der<br />

Werkssicherheit, vornehmlich beim vorbeugenden<br />

Brandschutz. Später folgt die Teamleitung<br />

des Bereichs Sicherheitstechnik, bei<br />

der sie unter anderem für Leitstellen, technische<br />

Anlagen und Fahrzeuge zuständig<br />

ist. Trotzdem verspürt sie erneut den<br />

Wunsch nach Veränderungen, nach neuen<br />

Aufgaben und Herausforderungen. Genau<br />

zu diesem Zeitpunkt ist <strong>HKM</strong> auf der Suche<br />

nach einer neuen Leitung für den Werkschutz.<br />

Auch um Wilhelm Schulte-Werflinghoff<br />

bei der Umstrukturierung und Neuaufstellung<br />

seines Bereichs Werksicherheit zu<br />

unterstützen. <strong>HKM</strong>-Personalchef Jens Loock<br />

ruft in dieser Sache bei TKS an und der damalige<br />

Direktor von Hannelore Ziegler gibt<br />

ihr diese Information weiter. <strong>Der</strong> ist <strong>HKM</strong><br />

durchaus schon ein Begriff, „schließlich habe<br />

ich schon in Brasilien Kollegen gehabt,<br />

die von der Hütte kamen.“ Einziger Knackpunkt<br />

zu dem Zeitpunkt: Sie hat auch ein<br />

anderes Angebot vorliegen, dass sie wieder<br />

hinaus in die weite Welt führen würde. Es<br />

ist letztlich ihr Freund, der ihr im Hinblick<br />

auf eine zukünftige Familienplanung zum<br />

Bleiben rät. Und zur Annahme des <strong>HKM</strong>-<br />

Angebots.<br />

Kommunikativ,<br />

aber auch konsequent<br />

Mindestens ebenso überzeugend wie ihr<br />

Freund war allerdings auch Jens Loock, sagt<br />

Hannelore Ziegler. „Er hat mir viel und ausschließlich<br />

Positives über <strong>HKM</strong> erzählt, mir<br />

meine künftigen Aufgaben, aber auch die<br />

hier üblichen kurzen Wege und die vielen<br />

zwischenmenschlichen Aspekte in den glühendsten<br />

Farben geschildert.“ Wie sie heute<br />

weiß, hat der Personalchef nicht zu viel versprochen.<br />

Tatsächlich, so hat sie inzwischen<br />

festgestellt, herrschen auf der Hütte Transparenz<br />

sowie Offenheit und Ehrlichkeit.<br />

Und man ist offen für neue Ideen, was Hannelore<br />

Ziegler nur Recht ist, denn: „Natürlich<br />

bringe ich als jemand, der von draußen<br />

kommt, andere Ideen mit und versuche<br />

diese auch umzusetzen.“ Nicht gegen das<br />

Team, sondern gemeinsam mit ihm. Das ist<br />

ihr wichtig. Von Beginn an hat sie ihre Kooperationsbereitschaft<br />

angeboten, fragt<br />

bei den Frühbesprechungen nach Problemen<br />

und versucht, den Kontakt mit ihren<br />

Mitarbeitern zu intensivieren. Und da bei<br />

insgesamt 50 Mitarbeitern auch unterschiedliche<br />

Problemfelder existieren, hat<br />

sie auch schon mehrere Arbeitskreise unter<br />

anderem auch für Prozesse und Abläufe gegründet.<br />

„Ich will nicht die Chefin herauskehren,<br />

sondern durch Leistung überzeugen“,<br />

betont Hannelore Ziegler, die jede<br />

Idee zunächst einmal zur Diskussion stellt.<br />

Die aber auch, wenn es sein muss, Entscheidungen<br />

trifft und dabei sehr konsequent<br />

sein kann. „Wenn jemand nicht mitzieht,<br />

muss er auch die Konsequenzen spüren.“<br />

Rundum zufrieden<br />

Das Aufgabenfeld, das sie zu beackern hat,<br />

ist beachtlich. In ihre Zuständigkeit fallen<br />

Tor- und Kontrolldienst, Technik, Unternehmerkontrolle,<br />

Wiegedienst, Ausweiswesen,<br />

Besucheranmeldung sowie Ein- und Ausfahrgenehmigungen.<br />

Bei all dem muss sie<br />

sehen, dass die Prozesse und Abläufe stimmen,<br />

Betriebe und Fremdfirmen zufriedengestellt<br />

und die Mitarbeiter nicht zu sehr<br />

belastet sind. Zugleich gilt es, die aktuellen<br />

Strukturen an die heutigen Erfordernisse<br />

anzupassen und neue zu schaffen. Ein wichtiges<br />

Anliegen ist ihr zudem, den Kommunikationsstil<br />

zu verbessern, die Zufriedenheit<br />

der Mitarbeiter zu erhöhen, die Kundenorientierung<br />

zu steigern sowie klare Regeln<br />

und Abläufe für die Betriebe und Externe zu<br />

schaffen. All das kann und wird nicht von<br />

heute auf morgen geschehen, das ist auch<br />

ihr klar. Aber über kurz oder lang soll das<br />

schon umgesetzt werden. Dafür steht sie<br />

und dafür setzt sie sich ein. Momentan vielleicht<br />

noch eher lieb und freundlich, aber:<br />

„Ich gebe Ziele vor und erwarte auch, dass<br />

die erfüllt werden“, lässt sie an der Ernsthaftigkeit<br />

ihres Vorhabens keinen Zweifel. Fair,<br />

aber konsequent ist ihr Motto, ihren Füh-


18 04 • 2013<br />

rungsstil beschreibt sie als kommunikativ,<br />

zuhörend und aufs Team ausgerichtet. Sie<br />

selbst will sich und die vielen Erfahrungen<br />

aus unterschiedlichen Ländern mit einbringen,<br />

sich in den Dienst der Sache stellen.<br />

Temperamentvoll, wie sie nun einmal ist,<br />

aber auch diszipliniert. Bisher, so sagt Hannelore<br />

Ziegler, ist sie jedenfalls mit ihrem<br />

Job mehr als zufrieden, auch weil sie nicht<br />

jeden Tag das Gleiche macht. Vor allem auch<br />

deshalb, weil sie stark in die Neuaufstellung<br />

der Werksicherheit eingebunden ist, dafür<br />

unter anderem Organisationskonzepte entwickelt<br />

sowie Arbeitskreise einberuft und<br />

leitet. Die für sie so wichtige Abwechslung<br />

findet sie also auf der Hütte, wo sie sich<br />

bereits rundum wohlfühlt und auch ihre<br />

Be teiligung am Frauen-Netzwerk schon angekündigt<br />

hat. Entspannung findet die<br />

Deutsch-Brasilianerin neben Reisen, Joggen<br />

und Tauchen vor allem in der Familie. Durch<br />

regelmäßige Besuche ihrer Mutter und<br />

Schwester, die beide wieder oder noch in<br />

Brasilien leben. Und natürlich bei ihrem<br />

Freund. Ihr größtes persönliches Ziel ist<br />

denn auch die Gründung einer eigenen Familie.<br />

Selbstverständlich mit Kindern. Und<br />

weiterhin im Beruf, denn den will sie auf<br />

keinen Fall aufgeben. „Ich komme jeden<br />

Morgen mit Freude hierhin, weil ich sowohl<br />

zuhause als auch hier Energie tanken kann“,<br />

sagt sie. Und das soll noch für eine ganze<br />

Weile auch so bleiben.<br />

Mitarbeiter a Neu im nächsten Jahr: Lernsnacks bei <strong>HKM</strong>:<br />

Appetithappen für die<br />

grauen Zellen<br />

Ab kommendem Jahr werden in der Berufsbildung<br />

sogenannte Lernsnacks angeboten.<br />

Dabei handelt es sich um rund zweistündige<br />

Schulungen in Form von E-Learning oder<br />

Präsenzseminaren zu den verschiedensten<br />

Themen und mit einer kleinen Teilnehmerzahl<br />

von ungefähr sechs Personen.<br />

Lernsnacks stellen eine noch recht neue<br />

Form des Lernens dar, die auch Mikrolernen<br />

genannt wird.<br />

Weniger ist manchmal mehr<br />

Im weitesten Sinne entspricht Mikrolernen<br />

der Art und Weise, wie viele Menschen heutzutage<br />

im Alltag lernen. Wissen entsteht<br />

hier meist ebenfalls in kleinen Einheiten,<br />

die aus verschiedenen Informationen und<br />

praktischen Übungen oder auch aus dem<br />

Austausch mit anderen bestehen. Die modernen<br />

Web 2.0 Anwendungen wie Wikis,<br />

Blogs, Foren, Produktbewertungen, Videos,<br />

soziale Netzwerke usw. sind Beispiele dafür,<br />

wie (kollektives) Wissen heutzutage – in<br />

kurze und spezifische Portionen unterteilt –<br />

angeboten wird.<br />

Lernsnacks bieten viele Vorteile<br />

Durch Lernsnacks kann also passgenauer<br />

und mit weniger zeitlicher Belastung gelernt<br />

werden. Zudem lassen sich damit Wartezeiten<br />

auf Schulungen verkürzen. Und die<br />

neuen Kenntnisse sind aufgrund ihrer geringeren<br />

Anzahl viel leichter in der Praxis<br />

umzusetzen. Sicherlich können Lernsnacks<br />

mehrtägige Schulungen nicht vollständig<br />

ersetzen. Aber sie bieten eine tolle Möglichkeit,<br />

kurz und knapp die wichtigsten<br />

Inhalte zu einem aktuellen Thema kennenzulernen.<br />

Alle können teilnehmen<br />

und sich einbringen<br />

Teilnehmen können alle, die zu einem<br />

Thema einen Bildungsbedarf haben.<br />

Die ersten Termine für Lernsnacks wird<br />

es im Januar 2014 geben. Da sich das<br />

Angebot jedoch erst im Aufbau befindet,<br />

lohnt es sich im nächsten Jahr<br />

mehr denn je, immer wieder mal kurz<br />

im Intranet bei den Schulungsangeboten<br />

vorbeizuschauen. Zudem sind alle<br />

<strong>HKM</strong>-Mitarbeiter eingeladen, an der<br />

Themenauswahl mitzuwirken. Damit die<br />

Lernsnacks richtig erfolgreich werden, ist es<br />

nämlich entscheidend, dass sich die Themen<br />

am aktuellen Bedarf und den Wünschen der<br />

Mitarbeiter orientieren. Deshalb haben Sie<br />

ab sofort im Intranet unter News die Möglichkeit<br />

– passend zur Weihnachtszeit – einen<br />

Wunschzettel für Lernsnacks auszufüllen.<br />

Adresse für den Wunschzettel: Berufsbildung,<br />

Stefanie Flick. Natürlich können<br />

Sie Ihre Ideen auch per Telefon, Brief oder<br />

Email an Stefanie Flick (Tel.: 1716) oder ihre<br />

Kollegen von der Weiterbildung senden


Das Team TU-I: Abteilungsleiterin<br />

Katherina Schneider mit ihren Kollegen<br />

Ralf Przetak (links) und Ismael Carneiro.<br />

04 • 2013 19<br />

Dass Katherina Schneider, Ismael Carneiro<br />

und Ralf Przetak nicht aus dem Büro heraus<br />

kommen, davon kann keine Rede sein.<br />

Das Gegenteil ist vielmehr der Fall: Die drei<br />

kommen rum auf der Hütte, schließlich sind<br />

sie in allen Unternehmensbereichen aktiv.<br />

So vielfältig wie das Aufgabenspektrum<br />

ist dabei auch ihr Ausbildungshintergrund.<br />

Abteilungsleiterin Katherina Schneider ist<br />

Werkstoff-Ingenieurin und ausgebildete<br />

Sicherheitsfachkraft, Ralf Przetak Ingenieur<br />

für Sicherheitstechnik und Diplom-Kaufmann<br />

Ismael Carneiro, der vor drei Jahren<br />

dazu gestoßen ist, hat Wirtschaftswissenschaften<br />

studiert. Außerdem hat er gerade<br />

seine Auditorenschulung erfolgreich abgeschlossen<br />

und kann nun noch besser seine<br />

beiden Kollegen unterstützen. Denn auch<br />

die sind ausgebildete Auditoren für alle<br />

Fachbereiche Arbeitsschutz, Qualität und<br />

<strong>Umwelt</strong>.<br />

Bezogen auf ihre räumliche Zuordnung<br />

pflegen die Drei dabei eine Art Insel-Dasein.<br />

Denn während ein Großteil ihres Bereichs<br />

<strong>Umwelt</strong>schutz (TU) in der Verwaltung 3 am<br />

Stahlwerk wohnt, haben sie ihren Sitz in der<br />

Verwaltung 1. Was wenig mit Separatismus,<br />

dafür umso mehr mit der Vergangenheit zu<br />

tun hat. Schließlich gehörte die Abteilung<br />

Integriertes Management (TU-I) in früheren<br />

Zeiten einmal zur Produktionswirtschaft, die<br />

vor einigen Jahren mit dem <strong>Umwelt</strong>schutz<br />

zusammengeführt wurde.<br />

<strong>Umwelt</strong> a Die Abteilung Integriertes Managementsystem (TU-I):<br />

In allen Bereichen aktiv<br />

Schwerpunkt Audits<br />

Dass die Drei dennoch auf der Hütte bekannt<br />

sind wie die berühmten bunten Hunde, hängt<br />

mit ihren umfangreichen Aufgaben zusammen,<br />

bei denen die Planung, Vorbereitung und<br />

Abwicklung interner wie externer Audits den<br />

wichtigsten Schwerpunkt bilden. Denn die<br />

müssen nun einmal gemacht werden. Sei es<br />

um die Normen- und Gesellschafteranforderungen<br />

zu erfüllen, sei es, um die zum Verkauf<br />

der Produkte erforderlichen Zertifikate zu bekommen.<br />

„Wir haben das seit einigen Jahren<br />

praxisorientierter aufgezogen und spielen<br />

im Rahmen eines internen Audits etwa ein<br />

<strong>Umwelt</strong>ereignis oder eine Störung wie etwa<br />

einen Brand durch“, erklärt Ismael Carneiro.<br />

Laut Feedback der Betriebe ist das als eine<br />

Art jährlicher „Hausputz“ eine nützliche Angelegenheit.<br />

Fallstudien in Kombination mit<br />

einem allgemeinem Teil machen dabei aus<br />

dem trockenen Audit ein praxisorientiertes<br />

Erlebnis. So soll beispielsweise in Erfahrung<br />

gebracht werden, ob bei einem Brand alle<br />

Mitarbeiter über den Betrieblichen Alarmplan<br />

informiert waren oder ob alle erforderlichen<br />

Brandschutz- und Sicherheitsmaßnahmen<br />

durchgeführt wurden. Etwa sechs bis sieben<br />

solcher Fallstudien hat TU-I bislang erstellt,<br />

weitere sollen folgen. Zumindest dann, wenn<br />

Zeit dafür ist, denn auch sonst bleibt noch einiges<br />

zu tun. So begleitet TU-I auch Kunden<br />

und Lieferanten in NRW und ganz Deutschland,<br />

muss zur Beurteilung eines Lieferanten<br />

aber auch schon einmal bis nach Schottland<br />

reisen. Darüber hinaus sind sie für die Aufrechterhaltung<br />

von Produktzulassungen zuständig,<br />

damit Produkte verkauft werden<br />

können oder begleiten ISO-Zertifizierungen.<br />

Neue Entwicklungen<br />

<strong>Der</strong> Bekanntheitsgrad der drei TU-I’ler hängt<br />

aber auch damit zusammen, dass sie für viele<br />

Mitarbeiter die erste Anlaufstelle für das Informationssystem<br />

IMIS sind. „Wenn jemand<br />

nicht weiß, wie er seinen Zwischenfallbericht<br />

anlegen soll, ruft er bei uns an“, erklärt Abteilungsleiterin<br />

Katherina Schneider. „Schließlich<br />

sind wir für die Bereitstellung von IMIS<br />

zuständig und arbeiten ständig daran, IMIS<br />

in seiner Funktion für die Betriebe zu verbessern.“<br />

Die neueste Entwicklung, die auch<br />

von den Betrieben gut angenommen wird,<br />

ist die gerade neu eingeführte Unterweisungssystematik.<br />

Zu verstehen ist darunter<br />

eine EDV-Unterstützung zur Erleichterung<br />

der SGA-Arbeit durch Bereitstellung einer Jahresplanung,<br />

der Unterweisungsinhalte sowie<br />

des SGA-Protokolls. Geführt wird das System<br />

von TU-I, inhaltlich aktualisiert von den jeweiligen<br />

Fachabteilungen. „Inzwischen hat sich<br />

das Ganze zu einem Selbstläufer entwickelt“,<br />

sagt Ralf Przetak. Für die Drei von TU-I aber<br />

kein Problem, schließlich verstehen sie sich<br />

dabei, wie auch bei allen anderen Aufgaben<br />

als Dienstleister. Und das ist auch das Selbstverständnis<br />

von TU-I.


20 04 • 2013<br />

Kompetenz Einsatz von RFID bei Kalkanlieferung:<br />

Sprechende Waggons<br />

Nein, so richtig sprechen die Eisenbahnwaggons,<br />

die im täglichen Umlauf Kalk an die<br />

Sinteranlage und das Stahlwerk liefern, natürlich<br />

nicht. Aber sie kommunizieren, geben<br />

Auskunft über ihre Position und in<br />

Verbindung mit einer Computerdatenbank<br />

noch vieles mehr. Auf diese Weise sorgen sie<br />

so für mehr Transparenz und bessere Abläufe<br />

in der gesamten Logistik.<br />

Ihre kommunikativen Fähigkeiten erhalten<br />

die ansonsten eher stummen Waggons<br />

durch jeweils zwei an ihnen angebrachte<br />

Kästchen, in denen sich sogenannte RFID-<br />

Chips befinden. RFID steht für Radio-Frequency<br />

Identification, was so viel heißt wie<br />

„Identifizierung mit Hilfe elektromagnetischer<br />

Wellen“. Im Gegensatz zu passiven<br />

Chips, die erst durch ein elektromagnetisches<br />

Feld aktiviert werden, senden die an<br />

den Waggons angebrachten aktiven Chips<br />

permanent Signale aus. Und das bis zu 30<br />

Jahre lang, wenn nötig. Die gesendeten<br />

Identifikationssignale werden von entsprechend<br />

platzierten Antennen empfangen<br />

und weiter an einen Computer geleitet, der<br />

diese Signale in festgelegten zeitlichen Abständen<br />

per Funk zu einem Rechenzentrum<br />

schickt. Doch der Reihe nach.<br />

Tägliche Kalkanlieferungen<br />

Rund 640.000 Tonnen Kalksteinsand werden<br />

jährlich aus Flandersbach per Eisenbahnwaggon<br />

in die Möllervorbereitung geliefert.<br />

Zusammen mit Feinerz und Koksgrus<br />

wird dieser Kalksandstein als Mischung in<br />

den Mischbetten der Möllervorbereitung<br />

sowie in der Zudosierung als „Feintuning“<br />

zu diesem Mischgut eingesetzt, um die Sinterchemie<br />

schlussendlich einzustellen. Auch<br />

das Stahlwerk benötigt für den Konverterprozess<br />

dringend Weich- sowie Hardbranntkalk,<br />

der ebenfalls mit Waggons aus Flandersbach<br />

angeliefert wird. Da sich die Kalksorten<br />

zwischen der Sinteranlage und dem<br />

Stahlwerk grundlegend unterscheiden und<br />

die Verladung auch in unterschiedlichen<br />

Waggontypen durchgeführt wird, stehen<br />

unterschiedliche Waggonpools zur Verfügung.<br />

Für die Anlieferung von Kalksteinsand<br />

in die Möllervorbereitung stehen insgesamt<br />

Quittierung der<br />

entladenen Waggons<br />

über ein Touch-Panel<br />

direkt an der<br />

Entladeposition<br />

45 sogenannte Falns-Waggons zur Verfügung,<br />

die sich in einem permanenten Umlauf<br />

befinden. Befinden müssen, denn ohne<br />

den dringend benötigten Kalksteinsand<br />

läuft in der Sinteranlage nichts.<br />

Zwei Züge pro Tag<br />

Aufgrund der Trassenverfügbarkeit des vorhandenen<br />

Schienennetzes fahren pro Tag<br />

zwei Züge von Flandersbach zur Hütte nach<br />

Huckingen. Für die Sinteranlage bedeutet<br />

dies, dass ein Zug mit 1.200 Tonnen (20<br />

Waggons) und ein Zug abends mit 600 Tonnen<br />

(10 Waggons) Kalksteinsand angeliefert<br />

werden. Anlaufpunkt ist bei <strong>HKM</strong> das Tor 2<br />

und dann das Stellwerk Mitte, wo die Kalkwaggons<br />

von einer Lok eines internen Logis-


04 • 2013 21<br />

RFID-Sender an der Längsseite eines Kalkwaggons<br />

Soft-Terminal für eine einfache aber genaue Erfassung der Anlieferungsund<br />

Entladesituation der Kalkwaggons<br />

tikdienstleisters abgeholt werden. Die Lok<br />

verteilt die Kalkwaggons einmal in Richtung<br />

Stahlwerk und anschließend in Richtung<br />

Sinteranlage. Klar, dass dabei alle logistischen<br />

Abläufe und damit verbundene Zeitvorgaben,<br />

sprich: der Fahrplan, stimmen<br />

müssen, um nicht irgendwo in dem gesamten<br />

Logistikpozess Verspätungen oder im<br />

schlimmsten Fall sogar Minderanlieferungsmengen<br />

in Kauf nehmen zu müssen. Doch<br />

genau daran haperte es in der Vergangenheit,<br />

vielmehr war ein unruhiger und instabiler<br />

Logistikprozess die Regel. Hauptursache<br />

dafür war, dass das bis dato angewandte<br />

Informationssystem passiver Natur war.<br />

Es gab nur Informationen über den Verbleib<br />

des Zuges preis, der schon auf der Hütte<br />

war, weiß Holger Nikisch, Teamleiter Rohstoffdisposition<br />

in der Möllervorbereitung.<br />

„Da mussten die Disponenten ständig nachsehen,<br />

ob der Zug schon da ist oder nicht.“<br />

Anders ausgedrückt: Es gab keine durchgehenden<br />

Kenntnisse über die Waggonverteilung<br />

in Echtzeit und über die Grenzen der<br />

Hütte hinaus. Zugleich war die Zuordnung<br />

der Verursachung von Verspätungen oder<br />

Minderanlieferungsmengen sehr zeitaufwändig<br />

und schwierig.<br />

Transparentes Meldesystem<br />

erforderlich<br />

Erste Ansätze zur Verbesserung der instabilen<br />

Logistik sowie zur klaren Zuordnung<br />

von Verantwortlichkeiten startete Holger<br />

Nikisch im Juli vorigen Jahres. In zunächst<br />

wöchentlichen, später dann monatlichen<br />

Gesprächen wurden die logistischen Abläufe<br />

ausgewertet, Fehl- oder Mindermengenanlieferungen<br />

verursachergerecht zugeordnet<br />

und vieles mehr. Mit dem entscheidenden<br />

Nachteil, dass die Zuordnungen teilweise bei<br />

überlagerten Ereignissen interpretierbar waren.<br />

„Bei allen Logistikbeteiligten – vom<br />

Kalkzulieferer, über den externen und internen<br />

Logistikdienstleister bis hin zu unserer<br />

Verkehrswirtschaft und der Möllervorbereitung<br />

– herrschte Einigkeit darüber, dass<br />

wir ein objektives und transparentes Meldeund<br />

Informationssystem benötigen“, erinnert<br />

sich Holger Nikisch. Die Idee für das<br />

RFID-Waggonverfolgungs-Projekt war geboren.<br />

Im November 2012 wurde in enger Zusammenarbeit<br />

mit der Firma Orbit mit dem<br />

Aufbau eines Waggonverfolgungssystems<br />

beim Hauptzulieferer für Kalk und <strong>HKM</strong><br />

begonnen. Herzstück des Systems sind die<br />

bereits erwähnten, an jedem Waggon angebrachten<br />

RFID-Chips sowie Empfangsantennen,<br />

die zunächst an der Beladestation, an<br />

der Gleisharfe auf dem Kalkzulieferer-Gelände<br />

sowie am Tiefbunker der Möllervorbereitung<br />

installiert wurden. In einer zweiten<br />

Phase wurde bei <strong>HKM</strong> auch das Tor 2, das<br />

Stellwerk Mitte und die Entladestation am<br />

Tiefbunker des Stahlwerks, sowie bei Rheinkalk<br />

das Werk Hönnetal mit Empfangsantennen<br />

ausgestattet, womit der Aufbau der<br />

Infrastruktur abgeschlossen wäre.<br />

Alle Daten im Orbit-System<br />

Doch was bringt das Ganze nun in der Praxis?<br />

– Jede Menge, weiß Holger Nikisch,<br />

nämlich „die volle Transparenz über den betroffenen<br />

Gesamt- und Teillogistikprozess.“<br />

Ganz einfach deshalb, weil sich die Waggons<br />

nach ihrer Beladung bei Rheinkalk ab- und<br />

beim Eintreffen am Tiefbunker der Möllervorbereitung<br />

bzw. an Tor 2 und am Stellwerk<br />

Mitte per RFID-Chip wieder im Orbit-System<br />

anmelden. Mehr noch: Sämtliche Zug-Informationen<br />

etwa über Kalkmenge und -sorte,<br />

Anzahl der Waggons, Beladung und Versandstart<br />

und vieles mehr sind über die<br />

Auftragsnummer im Orbit-System gespeichert<br />

und zu jedem Zeitpunkt aktuell. Und<br />

weil vor der Beladung der Waggons mit<br />

Kalk auch das Leergewicht (Tara-Ge-<br />

Outstation für die kabellose Weiterleitung<br />

der erfassten RFID-Signale von<br />

anwesenden Kalkwaggons an das<br />

Orbit-System


22 04 • 2013<br />

Zugriff auf das Orbit-System über Internet<br />

Zustandserfassung (z. B. Defekt, Voll / Leer…) der Waggons im Orbit-System<br />

wicht) in das System eingespeist wird, kann<br />

<strong>HKM</strong> bei der Entladung auch genaue Angaben<br />

über Minderlieferung durch Materialanbackungen<br />

in den Waggons machen. „Wenn<br />

wir heute bei der Beladung feststellen, dass<br />

zwei Tonnen an Waggonkapazität fehlen,<br />

erhalten wir in der Möllervorbereitung diese<br />

Information bei Eintreffen der Waggons sowohl<br />

im Rückmeldeterminal vor Ort am<br />

Tiefbunker als auch im Orbit-System. Dann<br />

werden die Waggons direkt bei der nächsten<br />

Entladung auf dem Tiefbunker gereinigt“,<br />

erklärt Holger Nikisch. In den meisten<br />

Fällen lösen sich dann die Anbackungen,<br />

womit die volle Beladekapazität des Waggons<br />

wiederhergestellt ist. Auch Unklarheiten<br />

über die genauen Zeitpunkte der Zugabholung<br />

am Stellwerk Mitte oder nach der<br />

Entladung an der Möllervorbereitung durch<br />

den internen Logistikdienstleister gehören<br />

der Vergangenheit an. Denn während die<br />

Waggons ihre Ankunft am Stellwerk selbst<br />

durchfunken, melden die Mitarbeiter der<br />

Möllervorbereitung den Abschluss der Entladung<br />

per Touchscreen am Tiefbunker ins<br />

Orbit-System zurück und die Disponenten<br />

können den Teilzug bzw. die Waggons zur<br />

Abholung bei dem internen Logistikdienstleister<br />

anmelden.<br />

Jede Menge Pluspunkte<br />

Die Vorteile des Systems liegen auf der<br />

Hand. <strong>Der</strong> gesamte Logistikprozess wird unter<br />

anderem durch Reduzierung von unnötigen<br />

Warte- und Leerlauf-, sowie Be- und<br />

Entladezeiten oder auch durch ausreichend<br />

vorhandene Leerwaggons optimiert und<br />

stabilisiert. Zugleich sind Abweichungen des<br />

Soll-Fahrplans durch Störungen und andere<br />

nicht planbare Ereignisse nahezu in Echtzeit<br />

zu erkennen, so dass sofort Gegenmaßnahmen<br />

eingeleitet werden können. Die Reduzierung<br />

des Arbeitsaufwandes, vor allem<br />

bei den Disponenten von <strong>HKM</strong> und Rheinkalk<br />

sind weitere Pluspunkte. Gleiches gilt<br />

für die nun mögliche objektive Zuordnung<br />

von Minderanlieferungsmengen und damit<br />

eine verursachergerechte Zuordnung von<br />

Kosten. Nicht zu vergessen, dass durch die<br />

Information über eingesetzte und defekte<br />

Waggons auch die Verfügbarkeit erhöht<br />

werden kann.<br />

Weitere Optimierungen in<br />

Planung<br />

Natürlich ist noch nicht alles abgeschlossen,<br />

bleibt noch einiges zu tun. „Wir sind jetzt<br />

vor allem damit beschäftigt, die Prozessabbildung<br />

im Orbit-System zu optimieren,<br />

Kinderkrankheiten zu finden und zu eliminieren.<br />

Außerdem wollen wir mit dem vorhandenen<br />

Werkzeug, sprich dem RFID-Waggonverfolgungssystem,<br />

den Logistikprozess<br />

insgesamt weiter verbessern“, sagt Holger<br />

Nikisch. Dazu gehört unter anderem, die<br />

Analysemöglichkeiten des Orbit-Systems<br />

weiter auszubauen und Kommunikationsstrukturen<br />

zwischen den Logistikteilnehmern<br />

zu hinterlegen. Mit den gewonnenen<br />

Erkenntnissen sollen die vorhandenen Kapazitäten<br />

noch besser ausgenutzt werden, so<br />

dass die Verfügbarkeit der Waggons gesteigert<br />

und die Anzahl der eingesetzten Waggons<br />

optimiert werden kann. Mehr noch:<br />

Durch kontrolliertes Entfernen von Kalkanbackungen<br />

sollen die Liefermengen erhöht,<br />

durch genaue Positionsbestimmung von<br />

Kalk-Zügen bzw. -Waggons die Kohle-Koks-<br />

Logistik unterstützt werden. Nur einige von<br />

vielen Punkten, die bei Holger Nikisch und<br />

seinen Kollegen für die nächsten Monate<br />

auf der Agenda stehen und der weiteren<br />

Verbesserung des gesamten Prozesses dienen.<br />

Das Wichtigste aber ist und bleibt, dass<br />

die Waggons sprechen. Auch wenn sie das<br />

nicht im eigentlichen Sinne tun.


04 • 2013 23<br />

Kunden und Partner a Lange Nacht der Industrie:<br />

Industrie zum Anfassen<br />

Bereits zum dritten Mal fand in der Region<br />

Rhein-Ruhr die „Lange Nacht der Industrie“<br />

statt, die von den Industrie- und Handelskammern,<br />

den Arbeitgeberverbänden und den<br />

Industriegewerkschaften ausgerichtet wird.<br />

Ziel der Veranstaltung ist es, der Bevölkerung<br />

einen unmittelbaren Einblick in Produktionsprozesse<br />

zu ermöglichen und zu zeigen, wie<br />

moderne Industrie heute funktioniert.<br />

Um Industrie und Produktion zum Live-<br />

Erlebnis zu machen, öffneten die teilnehmenden<br />

Unternehmen am 17. Oktober 2013<br />

zwischen 18 und 22 Uhr ihre Tore für interessierte<br />

Menschen. Und die konnten sich dann<br />

tatsächlich alles aus nächster Nähe ansehen.<br />

„Industrie zum Anfassen“ eben.<br />

80 Besucher bei <strong>HKM</strong><br />

Mit insgesamt 6.000 Bewerbungen für<br />

rund 2.800 verfügbare Plätze war die Veranstaltung<br />

2013 teilweise schon Wochen<br />

vor dem Start komplett ausgebucht. Insgesamt<br />

beteiligten sich in diesem Jahr 68<br />

Unternehmen aus der Region Rhein-Ruhr<br />

an der „Langen Nacht der Industrie“, was<br />

zeigt: Viele Bürgerinnen und Bürger haben<br />

ein großes Interesse an der ortsansässigen<br />

Industrie. Natürlich hat sich auch <strong>HKM</strong> an<br />

der Aktion beteiligt und in dem begrenzten<br />

Zeitraum zwischen 18 und 22 Uhr zwei<br />

Werksbesichtigungen mit insgesamt 80<br />

Per sonen durchgeführt. Dabei konnten die<br />

<strong>HKM</strong>-Besucherführer Klaus-Dieter Clasen,<br />

Dieter Fengler, Jochen Funke und Dieter<br />

Kretschmer, die die Gäste professionell betreuten,<br />

einen hautnahen Eindruck von der<br />

Roheisen- und Stahlproduktion vermitteln.<br />

Für das leibliche Wohl hat das Team der Hüttenschenke<br />

gesorgt, die jedem Besucher ein<br />

„Verpflegungspaket“ für die lange Nacht in<br />

der Industrie mit auf den Weg gaben. Fazit:<br />

<strong>Der</strong> direkte, durch spannende Führungen ermöglichte<br />

Kontakt zur Produktion sowie die<br />

Chance, Fragen zu stellen, gestalteten diese<br />

Nacht für die Allermeisten zu einem ganz<br />

besonderen Erlebnis. Das wurde in den Gesprächen<br />

mit den Besuchern deutlich, von<br />

denen so mancher sagte, dass er auch beim<br />

nächsten Mal mit Sicherheit wieder dabei<br />

sein werde.<br />

Unter fachkundiger Führung<br />

unserer „Bärenführer“ zeigten<br />

viele Gäste reges Interesse an<br />

unserer Produktion<br />

Michael Vogel, PF-P,<br />

Ausgabe der<br />

Verpflegungspakete<br />

für unsere Gäste


24 04 • 2013<br />

Ein wesentliches Element der Safety First-<br />

Aktion „Schau hin und sprich darüber!“ ist<br />

die Ausbildung von eigenen Mitarbeitern zu<br />

Trainern und Moderatoren. Denn sie sprechen<br />

die gleiche Sprache wie ihre Kollegen<br />

und begegnen sich mit kaum vorhandenen<br />

Hierarchieunterschieden auf Augenhöhe.<br />

Dadurch wird einerseits die Hemmschwelle<br />

des Ansprechens gesenkt, andererseits die<br />

Akzeptanz beim Angesprochenen erhöht. So<br />

jedenfalls haben sich die Verantwortlichen<br />

das in der Theorie vorgestellt. Wir wollten es<br />

einmal genauer wissen und haben uns mit<br />

zwei Moderatoren unterhalten.<br />

Israfil Tasci ist 1996 zu <strong>HKM</strong> gekommen, hat<br />

dort eine Ausbildung zum Energieelektriker<br />

Betriebstechnik absolviert und arbeitet seit<br />

dem Jahr 2000 im Schmelzbetrieb. Bereits<br />

seit sieben Jahren arbeitet der 35-Jährige als<br />

Elektriker-Vorarbeiter und wird in diesem<br />

Jahr seine Meisterschule abschließen. Auch<br />

Deniz Güngör ist ein Eigengewächs der Hütte.<br />

<strong>Der</strong> 38-Jährige ist 1994 zu <strong>HKM</strong> gekommen,<br />

hat ebenfalls eine Ausbildung zum<br />

Elektriker gemacht und ist heute wie sein<br />

Kollege Tasci Elektriker-Vorarbeiter.<br />

Keine Minute gezögert<br />

Zu ihrer heutigen Moderatoren-Tätigkeit<br />

sind sie per Zufall gekommen und auch<br />

Kompetenz a Safety First:<br />

Moderatoren im Einsatz<br />

wieder nicht. Denn als auf Anregung der<br />

Geschäftsführung in den Betrieben nach<br />

anspricht. Einig waren sich die Teilnehmer<br />

von Anfang an darüber, dass interne Moderatoren<br />

Moderatoren („Keine Führungskräfte!“)<br />

erfolgreicher sind als externe. <strong>Der</strong><br />

gesucht werden sollte, hat Ludger Budde,<br />

Fachgebietsleiter Elektrik und seinerzeitiger<br />

Teamleiter, die beiden gezielt angesprochen.<br />

„Weil man dafür Leute braucht, die<br />

kommunizieren können und die im Betrieb<br />

akzeptiert sind. Und den beiden habe ich<br />

das zugetraut“, begründet er die Auswahl.<br />

Nach kurzer Erläuterung, worum es dabei<br />

geht, haben die beiden zugestimmt. „Ich<br />

habe keine Minute überlegen müssen, um<br />

zuzustimmen“, sagt Israfil Tasci und fügt<br />

Grund: „Ich kenne die Leute und weiß, wie<br />

ich auf sie zugehen muss“, sagt Deniz Güngör<br />

und Israfil Tasci ergänzt: „Wir kommen<br />

ja alle sozusagen aus einem Stall und da ist<br />

die Akzeptanz einfach größer, als wenn ein<br />

Externer kommt und das einfach so durchzieht.“<br />

Allerdings haben auch sie noch dazu<br />

gelernt. So haben sie in dem Seminar etwa<br />

erfahren, dass der Ton die Musik macht.<br />

Dass nicht platte Anmache bei einer unsicheren<br />

Handlung gefragt ist, sondern eine<br />

hinzu: „Ich finde das wichtig und habe das<br />

gerne gemacht.“ Für seinen Kollegen Deniz Israfil Tasci<br />

Güngör war noch ein anderer Grund entscheidend:<br />

„Das Vertrauen unseres Chefs,<br />

der uns für diese Aufgabe ja ausgesucht<br />

hat, war für mich ein besonderer Ansporn.“<br />

Ins kalte Wasser sind die beiden dabei nicht<br />

gesprungen, „Wir wussten, was auf uns zukommt“,<br />

sagen sie.<br />

<strong>Der</strong> Ton macht die Musik<br />

Die wesentlichen Grundkenntnisse für ihre<br />

Moderatoren-Tätigkeit haben die beiden in<br />

dem Trainings-Seminar erhalten. Zunächst<br />

in der Theorie, später im Kreis der Seminar-<br />

Teilnehmer lernten sie, wie und mit welchen<br />

Worten man die Kollegen am besten


04 • 2013 25<br />

(v.l.n.r.) Tobias Hösen,<br />

Hans-Joachim Heller,<br />

Israfil Tasci, Deniz Güngör<br />

gemacht. „Am Anfang habe ich in die Runde<br />

gefragt, mittlerweile spreche ich Leute gezielt<br />

an. Und das klappt dann auch.“<br />

Praxis bei Betriebsbegehung<br />

positive und verständnisvolle Grundhaltung.<br />

Keine einfache Sache, wie Israfil Tasci<br />

zugibt, schließlich stellen sich dabei viele<br />

Fragen: „Soll man sich einfach vor die Leute<br />

hinstellen und loslegen? Wie soll man so ein<br />

Fehlverhalten dann rüberbringen und wie<br />

erklären, warum das nicht geht?“<br />

Gezielte Ansprache hilft<br />

Auch Ängste oder Unsicherheit haben die<br />

beiden in den acht bis neun Schulungen<br />

überwinden müssen. Etwa ob sie es tatsächlich<br />

schaffen, die Leute mitzunehmen und<br />

zum Mitmachen aufzufordern. Oder ob sie<br />

glaubwürdig rüber kommen. Oder was man<br />

machen kann, wenn die Mitarbeiter zwar<br />

zu einem Gespräch kommen, dann aber<br />

einfach nur da sitzen. Doch auch für diese<br />

Fälle haben sie Lösungen kennengelernt.<br />

Beispielsweise Gesprächskreise in U-Form<br />

zu bilden, sich direkt zu denen zu setzen,<br />

die nicht mitmachen wollen und sie direkt<br />

anzusprechen. „Wenn man jemand fragt,<br />

was er in einer bestimmten Situation selbst<br />

tun würde, bekommt man in der Regel auch<br />

eine Antwort“, hat Deniz Güngör erfahren.<br />

Dann geht es nur noch darum, sie zur weiteren<br />

Beteiligung zu ermutigen. Auch Israfil<br />

Tasci hat bereits einschlägige Erfahrungen<br />

Deniz Güngör<br />

Das Ansprechen im Betrieb haben die beiden<br />

zusammen mit den anderen Seminar-<br />

Teilnehmern in Begehungen gelernt. In zwei<br />

Gruppen sind sie durch den Betrieb gegangen<br />

mit dem Ziel, Mitarbeiter auf unsichere<br />

Handlungen oder Fehlverhalten anzusprechen.<br />

„Ganz wichtig dabei ist, dass man<br />

nicht wie Polizisten daher kommt und nach<br />

Verstößen fahndet“, sagt Israfil Tasci. Auch<br />

Anfassen oder Anschreien ist tabu, weiß<br />

Deniz Güngör, vielmehr ruhiges und sachliches<br />

Erklären angesagt. Beim Training hat<br />

das jeweils einer aus der Gruppe übernommen,<br />

und dem Betreffenden die unsichere<br />

Handlung klar gemacht. Zugleich haben sie<br />

erfahren, dass man sich auch irren kann. In<br />

der Brammenanlage etwa sind sie einer<br />

Gruppe von Mitarbeitern ohne Schutzbrillen<br />

begegnet. Darauf angesprochen, antworteten<br />

diese, dass sie keine tragen, weil an dieser<br />

Stelle die Brillen beschlagen und daraus<br />

eine Stolpergefahr entsteht. Für die Seminarteilnehmer<br />

ein gutes Beispiel, wie das<br />

Miteinander-Sprechen funktioniert und wie<br />

es zu Klimaveränderung im Betrieb beiträgt.<br />

Für Ludger Budde ist dies das Ergebnis eines<br />

konsequent umgesetzten Prozesses auf der<br />

Hütte. „Im ersten Schritt waren die Meister<br />

für Arbeitssicherheit verantwortlich, im<br />

zweiten jeder für sich selbst und jetzt soll<br />

jeder auch auf den anderen aufpassen.“<br />

Ludger Budde<br />

Vor Führungskräften moderiert<br />

An ihre erste Moderation sind Israfil Tasci<br />

und Deniz Güngör selbstbewusst ran gegangen.<br />

„Ich hatte davor weniger Bammel<br />

als bei der Vorstellung im Kreis der Seminarteilnehmer“,<br />

lacht Israfil Tasci. Entsprechend<br />

gut ist der Start gelungen. „Wir hatten da<br />

Mitmachen und Gewinnen<br />

noch einen Trainer dabei, aber der hat nach<br />

eine gewissen Zeit nur gesagt: ‚Genial!“<br />

und ist dann gegangen“, erinnert sich Deniz<br />

Güngör. Inzwischen sind die Moderationen<br />

Routine geworden, auch wenn die Anforderungen<br />

gleich geblieben sind. „Es kommen<br />

immer wieder mal Leute, die das Ganze nicht<br />

verstehen oder sich verloren vorkommen“,<br />

weiß Deniz Güngör. Ihnen unter die Arme zu<br />

greifen, ist mit das Schwierigste sagt er. „Ich<br />

gehe dann in einer Pause persönlich auf ihn<br />

zu und versuche ihn zum Mitmachen zu bewegen.“<br />

Inzwischen ist den beiden die Moderation<br />

so sehr ins Blut gegangen, dass sie<br />

auch eine spezielle Herausforderung locker<br />

bewältigten. So wurde nach einem größeren<br />

Zwischenfall im Oktober ein eintägiger<br />

Workshop mit Ingenieuren, Technikern und<br />

Meistern durchgeführt, auf dem die beiden<br />

das Safety First-Konzept vorstellen sollten.<br />

Und auch das hat hervorragend geklappt.<br />

Stolz auf Moderatoren-Tätigkeit<br />

Entsprechend positiv fällt das Fazit der beiden<br />

zu ihrer bisherigen Moderatoren-Tätigkeit<br />

aus. „Ich bin stolz darauf, das machen<br />

zu können und damit dazu beizutragen, dass<br />

sich das Verhalten hier ändert“, sagt Deniz<br />

Güngör. Nicht zuletzt deshalb, weil er in der<br />

zweiten Generation seiner Familie auf der<br />

Hütte ist und sich als echter Teil von „Wir<br />

bei <strong>HKM</strong>“ bezeichnet. Viele seiner Kollegen<br />

sind inzwischen Freunde, mit denen er sich


REDEN – VERTRAUEN – HELFEN<br />

26 04 • 2013<br />

auch privat trifft. „Ich bin gerne hier und<br />

wirklich stolz darauf, den Kollegen sagen zu<br />

können, wie man sich richtig verhält.“ Israfil<br />

Tasci kann das nur bestätigen. Auch er hat<br />

in den 16 Jahren auf der Hütte und 13 Jahren<br />

im Stahlwerk viele Freunde bei <strong>HKM</strong> gefunden,<br />

„und es würde mir wirklich weh tun zu<br />

sehen, wenn sich ein Kollege verletzt“, sagt<br />

er. Was jederzeit passieren könnte, „denn ich<br />

habe gemerkt, dass viele inzwischen ein wenig<br />

betriebsblind sind.“ Sich selbst will er da<br />

gar nicht ausnehmen, fände es deshalb auch<br />

gut, selbst auf eine unsichere Handlung angesprochen<br />

zu werden. Ob sich durch ihre<br />

Tätigkeit etwas geändert hat? – Durchaus,<br />

sagt Deniz Güngör. „Ich denke heute anders,<br />

achte auf viel mehr Dinge und andere eifern<br />

mir nach.“ Für Israfil Tasci ist es wichtig, als<br />

Führungskraft auch Vorbild zu sein, so dass<br />

die Mitarbeiter etwas übernehmen können.<br />

Oder wacher durchs Arbeitsleben gehen.<br />

„Als ich mal in den Betrieb ohne zugeknöpfte<br />

Jacke gegangen bin, wurde ich sofort darauf<br />

angesprochen. Daran sieht man, dass<br />

das Ganze Erfolg hat.“<br />

Viele gute Plakatmotive<br />

Etwas ungewöhnlich ist in den zurückliegenden Wochen auf die<br />

Verlängerung der Safety-First-Gewinnaktion aufmerksam gemacht<br />

worden. Schließlich hatten wir dem polternden Kollegen<br />

auf den Plakaten diese Ankündigung quer über die Augen gelegt.<br />

Was kaum einer weiß: Motiv und Spruch („Ich will, dass Du IMMER<br />

was siehst!“) auf der Ankündigung stammen von <strong>HKM</strong>-Auszubildenden,<br />

die damit an der Gewinnaktion teilnehmen. Sie wissen<br />

schon: Bis zum 29. November 2013 waren alle Mitarbeiter dazu<br />

aufgerufen, ein eigenes Plakatmotiv „Beste Kollegen. Mit Sicherheit.“<br />

zu entwerfen. Alleine oder mit anderen zusammen. Inzwischen<br />

läuft die Auswertung auf vollen Touren und obwohl wir hier<br />

noch nicht allzu viel verraten wollen, lässt sich schon jetzt sagen:<br />

Mitmachen und Gewinnen<br />

Es sind einige hervorragende Motive und Ideen dabei. Wer genau<br />

das Rennen um den Rundflug übers Ruhrgebiet und das <strong>HKM</strong>-<br />

Firmengelände oder einen Besuch im Kletterparkt Xanten machen<br />

wird, steht noch nicht fest. Fest steht allerdings, dass in absehbarer<br />

Zeit einige wirklich geniale Motive zum Thema Safety First auf<br />

dem Hüttengelände zu sehen sein werden. Also Augen auf, es<br />

lohnt sich. In doppelter Hinsicht.<br />

Mitarbeiter a Förderung junger Menschen:<br />

Weil jeder eine zweite Chance verdient<br />

Auch in diesem Jahr hat die Erstausbildung<br />

von <strong>HKM</strong> wieder die erfolgreiche<br />

Maßnahme „2. Chance“ aufgelegt. In Zusammenarbeit<br />

mit der Agentur für Arbeit<br />

und der Duisburger Werkkiste sollen dabei<br />

13 junge Menschen qualifiziert werden, um<br />

einen Ausbildungsplatz bei <strong>HKM</strong> zu bekommen.<br />

Im ersten Anlauf hatten sie die Hürde<br />

Einstellungstest nicht nehmen können, jetzt<br />

erhalten sie neun Monate eine individuelle<br />

Förderung. Im Frühjahr 2014 werden sie sich<br />

dann erneut am Einstellungstest versuchen.<br />

Und die Zeichen dafür, dass sie es dann packen<br />

werden, stehen gut. Schließlich zeigen<br />

die Erfahrungen der zurückliegenden elf<br />

Jahre, dass die meisten die zweite Chance<br />

erfolgreich nutzen können und sich in der<br />

Folge zu guten Auszubildenden entwickeln.<br />

Am 2. Oktober 2013 fand die Pressekonferenz<br />

zu dem am 1. September gestarteten<br />

Lehrgang statt. Begrüßt wurden die Teilnehmer<br />

des Lehrgangs seitens <strong>HKM</strong> durch Detlef<br />

Weiler, Leiter der <strong>HKM</strong>-Erstausbildung, Betriebsratsmitglied<br />

Ralph Winkelhane BR und<br />

Philip Dengel von der Jugend-Auszubildenden-<br />

Vertretung (JAV) sowie durch Dominik<br />

Blechschmidt, Bereichsleiter der Duisburger<br />

Agentur für Arbeit, Norbert Geier, Geschäftsführer<br />

der Duisburger Werkkiste, und<br />

Studiendirektorin Pauss vom Bertolt-Brecht-<br />

Berufskolleg.


04 • 2013 27<br />

Mitarbeiter a Azubi-Kolumne über die Ausbildung von Speditionskaufleuten:<br />

Interessant und breit gefächert<br />

Erstmals werden bei <strong>HKM</strong> junge Leute auch<br />

zu Speditionskaufleuten ausgebildet. Im<br />

September 2013 haben Michelle Otten und<br />

Tobias Hocky ihre Ausbildung begonnen.<br />

Hier ihr Bericht.<br />

„Als erste auszubildende Speditionskaufleute<br />

auf der Hütte haben wir vor rund drei Monaten<br />

im Stellwerk Mitte angefangen. Wir<br />

wollen hier einmal kurz beschreiben, wo wir<br />

tätig sind und was dabei alles auf uns zukommt.<br />

<strong>Der</strong> Bereich Schiene<br />

Die Verkehrswirtschaft ist in drei Bereiche<br />

aufgeteilt: Team Wasser, Team Schiene und<br />

Team Straße. Uns hat man am Anfang in die<br />

Bereiche Schiene und Straße aufgeteilt.<br />

Im Bereich Schiene liegt eine der Hauptaufgaben<br />

darin, anhand eines Versandplanes<br />

täglich leere Waggons für <strong>HKM</strong> zu bestellen.<br />

Aus diesem Plan geht hervor, wie Brammen<br />

und Rundmaterial für den jeweiligen Tag<br />

transportiert werden müssen. Somit kann<br />

das Team Schiene auf den Tag genau die erforderlichen<br />

Waggons bei der DB Schenker<br />

bestellen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die<br />

Zugplanung. Diese wird täglich überarbeitet<br />

um die Disponenten anzuweisen, Züge zu<br />

einer bestimmten Uhrzeit und für bestimmte<br />

Kunden bereitzustellen. Auch die Bearbeitung<br />

beschädigter Waggons ist ein wichtiger Bestandteil<br />

des Schienenbereichs. Dabei handelt<br />

es sich häufig um Schrottwagen, die<br />

nach Entladung Beulen und andere Mängel<br />

aufweisen. Diese müssen behoben werden,<br />

was Kosten hervorruft. Dazu wird nach einer<br />

Prüfung der vorhandenen Mängel eine Rechnung<br />

von DB Schenker an <strong>HKM</strong> geschrieben.<br />

Diese Kosten müssen dann den verschiedenen<br />

Kostenstellen im SAP-System zugewiesen<br />

werden. Da der Bereich Schiene aus vielen<br />

kleinen Aufgaben besteht, hier noch eine<br />

Auflistung einiger Tätigkeiten: Zugbestellung<br />

(Lok für einen kompletten Zug bestellen),<br />

Schrottweigerung (falsch gelieferten Schrott<br />

zum Lieferanten zurückschicken), Kontrolle<br />

des täglichen Bestandes (Leerwagenbestand<br />

wie auch beladende Wagen für den täglichen<br />

Bedarf) und der dispositive Part (Frachtbriefe<br />

anfertigen, Kontrolle ausgehender Züge).<br />

<strong>Der</strong> Bereich Straße<br />

Im Team Straße geht es in erster Linie um die<br />

Beauftragung verschiedener Spediteure, die<br />

für den Transport verschiedener Hüttenwerksmaterialien<br />

verantwortlich sind, sowie<br />

Unternehmen mit dem Zuständigkeitsbereich<br />

Personenbeförderungen. Hierzu zählt<br />

die Organisation von Taxi- und Busfahrten.<br />

Auch die Regelung von Schwer- und Übermaßtransporten<br />

fällt in den Aufgabenbereich<br />

des Teams Straße. Dabei kann es sich um<br />

Reparaturaufträge für Maschinen oder auch<br />

Material-Neuanschaffungen handeln, die im<br />

Betrieb gebraucht werden und transportiert<br />

werden müssen. Als Auszubildender beschäftigt<br />

man sich hier in der ersten Zeit damit,<br />

Transportaufträge bis zu 3,5 Tonnen abzuwickeln.<br />

Hierbei geht es meistens um Teile,<br />

die beispielsweise aus der Sinteranlage oder<br />

der Kokerei kommen. Solche Aufträge kommen<br />

mehrmals täglich und werden von dem<br />

zuständigen Sachbearbeiter per E-Mail an die<br />

Verkehrswirtschaft geschickt. Die Bearbeitung<br />

erfolgt im SAP-System und wird danach<br />

an den Spediteur versendet. Aufgrund von<br />

möglichen Abstimmungsproblemen gibt es<br />

bei dem Vorgang viel Schrift- und Telefonverkehr<br />

mit den anderen zuständigen Personen.<br />

Auch Busbestellungen für eine Personenbeförderung<br />

oder ähnliches gehören teilweise<br />

mit zu den Aufgaben des Aus zubildenden,<br />

hinzu kommen noch einige Sonderaufgaben<br />

durch den Abteilungsleiter oder andere Kollegen,<br />

wie etwa die Erstellung von Excel-Tabellen<br />

zu meist statistischen Zwecken, die Betreuung<br />

von Renovierungsarbeiten oder die<br />

Durchführung von Bestellungen für die Abteilung<br />

etwa von Büromaterial.<br />

<strong>Der</strong> Bereich Wasser<br />

Im Bereich Wasser werden wir innerhalb unserer<br />

Ausbildung mehrere Einsätze haben –<br />

sowohl in der Verkehrswirtschaft als auch in<br />

der Rohstofflogistik Hafen und beim Dienstleister.<br />

In der Verkehrswirtschaft werden<br />

folgende Aufgaben durchgeführt: Vertragsund<br />

Preisverhandlungen mit Dienstleistern,<br />

Umsetzung von betrieblichen Bestellanforderungen<br />

(BANF) in Kontrakten und in Jahresbestellungen<br />

sowie Durchführung von relevanten<br />

Auswertungen.<br />

Zusammenfassend kann man sagen, dass wir<br />

bis jetzt schon viele Eindrücke sammeln konnten.<br />

Schon nach einer recht kurzen Zeit lässt<br />

sich sagen, dass der Speditionskaufmann ein<br />

interessanter und breitgefächerter Beruf ist,<br />

und wir zufrieden mit unserer Berufswahl<br />

sind.“


28 04 • 2013<br />

Kaum zu glauben,<br />

auch Metallschrott<br />

findet man in<br />

Büros …<br />

Kompetenz a KVP bei TI – 5S-Kampagne weiter fortgesetzt:<br />

Keine Ausnahme für Büros<br />

Es war so angekündigt und dabei bleibt es<br />

auch: <strong>Der</strong> im Bereich TI angestoßene Kontinuierliche<br />

Verbesserungsprozess (KVP) geht<br />

nicht nur die Mitarbeiter und ihre Arbeitsplätze<br />

in den Werkstätten etwas an. Er gilt<br />

in gleicher Weise auch für die Mitarbeiter,<br />

die ihren Job vornehmlich in Büros und an<br />

Schreibtischen erledigen. Konsequenterweise<br />

startete daher in den zurückliegenden<br />

Wochen und Monaten die Umsetzung der<br />

5S-Kampagne in den Büros zahlreicher Abteilungen<br />

– angefangen bei den „Werkstätten<br />

mit Bürobereich“ Kommunikation und<br />

Datentechnik (TI-K) und Energiewirtschaft<br />

(TI-W) bis zu den klassischen Bürobereichen<br />

Methoden & Systeme (TI-S) sowie Ingenieurdienstleistungen<br />

(TI-I). Was zunächst einmal<br />

auf Skepsis stieß, dann aber im überwiegenden<br />

Maße doch Zustimmung fand.<br />

Die Logik hinter der Gleichbehandlung von<br />

Werkstatt und Büro ist zwingend. In beiden<br />

Bereichen findet Verschwendung von Aufwand<br />

und Zeit statt. Und selbst die Ursache<br />

ist bei beiden gleich: das Suchen nach<br />

Dingen, die eigentlich mit einem Handgriff<br />

vorhanden sein müssten. Während es beim<br />

Mitarbeiter in der Werkstatt der Hammer<br />

oder vielleicht auch eine Zeichnung ist,<br />

sucht der Büromensch oft nach bestimmten<br />

Unterlagen oder Dateien. Da wie dort<br />

ist die 5S-Methode das richtige Mittel, um<br />

Ordnung in das mehr oder weniger große<br />

Chaos zu bringen.<br />

Den Kopf frei bekommen<br />

Nochmal zur Erinnerung. Die 5S-Methode<br />

steht für: Sortieren, also Unnötiges aus<br />

dem Arbeitsbereich zu entfernen; Separieren<br />

oder Aufräumen, das heißt die nach<br />

dem Sortieren übrig gebliebenen Dinge<br />

ergonomisch zu ordnen; Säubern, also den<br />

Arbeitsplatz sauber machen und halten;<br />

Standards, Anordnung zur Regel zu machen,<br />

sowie Selbstdisziplin, sprich alle Punkte<br />

einzuhalten und immer wiederkehrend zu<br />

überprüfen. All das hat auch in den Büros<br />

seine Berechtigung. Denn: „Seinen Schreibtisch<br />

in Ordnung zu bringen, heißt doch<br />

auch, den Kopf frei zu bekommen. Platz<br />

und Raum zu schaffen für neue Ideen und<br />

Möglichkeiten“, betont KVP-Manager Henry<br />

Kramp. Schließlich sagt ein voller oder leerer<br />

Schreibtisch nichts darüber aus, wie viel<br />

oder wenig jemand zu tun hat. Aber er sagt<br />

etwas über die Organisation des Einzelnen<br />

aus. Trotzdem sollen die Kollegen zu nichts<br />

gezwungen werden. Vor allem deshalb, weil<br />

jeder seine ganz persönliche Vorstellung von<br />

Ordnung hat und so mancher dabei nach<br />

dem Prinzip vorgeht: Das Genie beherrscht<br />

das Chaos. Allerdings lässt sich auch dieses<br />

Chaos strukturieren.<br />

Typischer Arbeitsplatz in administrativen Bereichen vor einer 5S-Aktion<br />

<strong>Der</strong> gleiche Arbeitsplatz nach einer 5S-Aktion


04 • 2013 29<br />

Privat ist privat<br />

<strong>Der</strong> blitze-blank aufgeräumte Schreibtisch<br />

ist es also nicht unbedingt, der am Ende<br />

des Prozesses als Ergebnis herauskommen<br />

soll. Aber Stapel-Fanatiker könnten beispielsweise<br />

mit Trennblättern arbeiten, ihre<br />

Unterlagen versetzt anordnen oder die<br />

verschiedenen Stapel direkt in Trennfächer<br />

räumen. Womit wir auch schon beim nächsten<br />

Punkt wären, denn um den Schreibtisch<br />

alleine geht es sowieso nicht. Zumindest<br />

dann nicht, wenn das Chaos von dort in den<br />

Rollcontainer oder die Schränke verlagert<br />

wird. Dann findet das Suchen da statt. Bei<br />

den als Büro-Begehungen durchgeführten<br />

Audits wird daher auch nicht nur ein Blick<br />

auf den Schreibtisch, sondern auch auf und<br />

in das restliche Mobiliar geworfen. Übrigens<br />

nur, wenn der Kollege einverstanden ist.<br />

Wer etwa seinen Rollcontainer zur Privatzone<br />

erklärt, muss keine neugierigen Blicke<br />

befürchten. Gleich das ganze Büro zur Privatzone<br />

zu erklären und sich damit jeder<br />

Begutachtung zu entziehen funktioniert<br />

aber auch nicht. Schließlich stellt <strong>HKM</strong> den<br />

Arbeitsplatz zur Verfügung und kann demzufolge<br />

auch erwarten, dass dieser Bereich<br />

größtenteils der Arbeit und nicht dem Privatleben<br />

gewidmet ist.<br />

Kleine rote Kärtchen<br />

Was bei einer solchen Begehung herauskommen<br />

kann, lässt sich hervorragend im<br />

Büro von Henry Kramp erkennen. Bei dem<br />

präsentiert sich der Schreibtisch zwar ordentlich<br />

und aufgeräumt, dafür hängen am<br />

Rollcontainer und auch an anderen Stellen<br />

noch einige kleine rote Kärtchen. „Die sollen<br />

mich daran erinnern, dass dort in Punkte Ordentlichkeit<br />

noch Nachholbedarf besteht“,<br />

sagt er. Für ihn übrigens kein Problem oder<br />

gar eine Bevormundung. Schließlich soll ja<br />

niemand erzogen, sondern nur zum Nachdenken<br />

aufgefordert werden. Etwa darüber,<br />

dass gewisse Grundstrukturen das Leben<br />

und Arbeiten einfacher machen. Dass eine<br />

gewisse Ordnung Verschwendung von Zeit<br />

und Aufwand vermeidet oder verringert<br />

und damit zu mehr Effizienz führt. Denn<br />

wer nicht mehr suchen muss, kann sich<br />

schneller und besser auf das Wesentliche<br />

konzentrieren.<br />

Geteiltes Feedback<br />

Trotz der hehren Absicht stieß die Aktion<br />

auf unterschiedliche Resonanz. Die einen<br />

fanden es gut, endlich mal Anregungen und<br />

auch Zeit fürs Aufräumen zu bekommen.<br />

Andere wiederum konnten sich nur bedingt<br />

damit anfreunden und empfanden das<br />

doch als eine Art Einmischung. Und dabei ist<br />

es gar nicht verwunderlich, dass es oftmals<br />

die Chaos-Typen waren, die sich sperrten.<br />

Wahrscheinlich aus der Befürchtung heraus,<br />

überhaupt kein System mehr für sich<br />

ausmachen zu können. Verständlich, aber<br />

nur bedingt akzeptabel und für die Organisatoren<br />

ein Problem. Schließlich wollen<br />

sie ja überzeugen. Was jedoch nur funktioniert,<br />

wenn jeder auch mitmacht und sich<br />

nicht verweigert. Zum besseren Verständnis<br />

zum Thema „Verschwendung“ hilft ein Spiel<br />

weiter, das sowohl in den Werkstätten, als<br />

auch in den Bürobereichen bereits praktiziert<br />

wird. Anhand eines Fertigungsauftrags<br />

wird dort der gesamte Ablauf durchexer-<br />

ziert, wobei alles so aufgebaut ist, dass die<br />

einzelnen Verschwendungsarten deutlich<br />

sichtbar werden. Spieler und Beobachter<br />

diskutieren anschließend, was schief gelaufen<br />

ist, wo und wodurch Verschwendung<br />

von Zeit und Aufwand stattgefunden hat<br />

und was sich verbessern lässt. Ebenso wird<br />

hierbei der Anteil der wertschöpfenden Tätigkeit<br />

herausgearbeitet. Ein Szenario, das<br />

auf alle Bereiche übertragbar ist. Zwar sind<br />

die Elemente anders, aber ein chaotisches<br />

Lager lässt sich ohne weiteres mit einer chaotischen<br />

Datenstruktur im PC vergleichen.<br />

Positives Zwischenfazit<br />

<strong>Der</strong> nächste Schritt in den Büros besteht<br />

jetzt darin, einen Terminzyklus auszumachen,<br />

bei dem die Abarbeitung der roten<br />

Kärtchen besprochen und überprüft wird.<br />

Ein wichtiger Aspekt im gesamten KVP-Prozess,<br />

denn diese Regelkommunikation, das<br />

regelmäßige Miteinander-Sprechen, ist ein<br />

entscheidender Faktor für den Erfolg. Und<br />

deshalb lässt man bei TI auch nicht locker.<br />

Das vorläufige Fazit fällt zunächst aber positiv<br />

aus. In jedem der sieben Bereiche von<br />

TI ist inzwischen mindestens ein Team mit<br />

dem Projekt gestartet, Ende dieses Jahres<br />

werden fünf Teams eine aus fünf Bausteinen<br />

bestehende Workshop-Reihe komplett<br />

abgeschlossen haben. 179 Teilnehmer waren<br />

an den insgesamt 13 durchgeführten Wellen<br />

beteiligt und haben ein durchweg positives<br />

Feedback gegeben. Nicht zuletzt deshalb<br />

wird es weitergehen mit dem KVP bei TI.<br />

Denn durch ist man noch lange nicht, aber<br />

der Erfolg spornt an.<br />

Sich von Gegenständen zu trennen fällt oft gar<br />

nicht so schwer …


30 04 • 2013<br />

Gesunde Mitarbeiter sind auch zufriedene und<br />

leistungsfähige Mitarbeiter. Für <strong>HKM</strong> Grund<br />

genug, das Thema Gesundheit immer wieder<br />

anzusprechen, darüber zu informieren und<br />

auch entsprechende Angebote zu machen. So<br />

findet beispielsweise seit nunmehr einem Jahr<br />

immer montags und mittwochs zwischen<br />

15.00 und 18.30 Uhr im Fitnessraum des Betriebsarztzentrums<br />

ein so genanntes „Modulares<br />

Training“ für alle Mitarbeiter statt.<br />

Das modulare Training bietet nach Aussage<br />

des Sportlehrers und Sportjournalisten<br />

Reinhard Wessiepe, der bei <strong>HKM</strong> als Trainer<br />

fungiert, weitreichende Möglichkeiten. „Man<br />

kann sich mit Kraft- und Herz-Kreislauf-Training<br />

sowie mit Ganzkörperübungen gesund<br />

und fit halten bzw. körperliche Beschwerden<br />

reduzieren.“<br />

Mitarbeiter a Ein Jahr <strong>HKM</strong>-Betriebssport:<br />

Fit fürs Leben<br />

Für den ganzen Körper<br />

Die Erklärung dafür folgt auf dem Fuße.<br />

Krafttraining fördert die Muskeln und macht<br />

uns stark und beweglich. Damit die Muskeln<br />

– auch als „Motoren des Lebens“ bezeichnet<br />

– im täglichen Leben gut durchblutet und<br />

dadurch gut arbeiten können, braucht man<br />

ein starkes, leistungsfähiges und belastbares<br />

Herz sowie ein gesundes Kreislaufsystem<br />

in Form elastischer Adern. Dafür gibt es<br />

ein individuell angepasstes Herz-Kreislauf-<br />

Training. Fehlt nur noch ein Training für den<br />

Rest des Körpers – für die Gelenke und für die<br />

Wirbelsäule. Denn ohne sie lässt sich Alltag<br />

nicht ohne Probleme bewältigen. Verspannungen<br />

bis hin zu Schmerzen im Rücken, in<br />

den Schultern, in den Knien können die Folge<br />

sein, bei denen allerdings eine Ganzkörper-<br />

Gymnastik helfen oder – noch besser – ihnen<br />

vorbeugen kann. Durch eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

Bewegungsübungen werden<br />

hierbei alle Funktionen der Gelenke und der<br />

Wirbelsäule erhalten.<br />

„Stamm-Teilnehmer“ begeistert<br />

Anders ausgedrückt: Das modulare Training<br />

dient dazu, auf alle Belastungen im Alltag<br />

und im Beruf – ganz gleich ob Vielsitzer oder<br />

körperlich schwer Arbeitender – vorbereitet<br />

und gegen sie geschützt zu sein. Und um<br />

so lange wie möglich auch im Alter noch alleine<br />

klar zu kommen. Alle Teilnehmer und<br />

Teilnehmerinnen, ohne Ausnahme „Stamm-<br />

Teilnehmer“, sind nicht zuletzt deshalb Woche<br />

für Woche aktiv mit dabei. Wie sagte erst<br />

kürzlich ein Teilnehmer: „Auf dieses Training<br />

Bauchmuskeltraining Rückenentspannung Krafttraining für den oberen Rücken


04 • 2013 31<br />

Übungen für Vielsteher<br />

und Vielsitzer<br />

möchten wir alle nicht mehr verzichten!“<br />

Kein Wunder allerdings, schließlich fühen Sie<br />

sich in der Gruppe wohl und freuen sich darauf,<br />

die anderen jede Woche gesund und fit<br />

wieder zu sehen. Und damit dies noch lange<br />

so ist, werden sie sich auch in Zukunft montags<br />

und mittwochs zum „geselligen und<br />

wohltuendem Sporttreiben“ treffen.<br />

Auch Sie sind ganz herzlich eingeladen,<br />

einmal unverbindlich im Fitnessraum des<br />

Betriebsarztzentrums vorbeizuschauen und<br />

die Gruppe und das Training zu besuchen.<br />

Trainer Wessiepe ist gerne bereit, Ihre Fragen<br />

zum Thema „Sport und Gesundheit“ zu<br />

beantworten. Egal ob Sport bei <strong>HKM</strong> oder<br />

anderswo. Also: Auf geht’s!<br />

Die Sport- und<br />

Gesundheits ecke<br />

bei <strong>HKM</strong><br />

Neue Studie belegt:<br />

Sport besser als Pillen<br />

Nach einer Auswertung 100.000er Daten<br />

können die Ärzte beweisen: Sport ist –<br />

selbst bei Herzproblemen – nicht nur sehr<br />

gut fürs Herz, er ist auch bestens dazu<br />

geeignet, einen Diabetes zu verhindern.<br />

Ganz abge sehen davon, dass Bewegung<br />

auch bei Rücken schmer zen, Nackenverspannungen<br />

und Schulterbeschwerden<br />

hilfreich ist. Hierzu wurde auf der MEDICA<br />

2012 das „Modulare Training“ empfohlen<br />

– ein Krafttraining in Verbindung mit<br />

Herz-Kreislauf-Übungen und einer Ganzkörper-Gymnastik<br />

für die Gelenke und die<br />

Wirbelsäule. Modulares Training wird von<br />

<strong>HKM</strong> im Fitnessraum des Betriebsarztzentrums<br />

angeboten: immer montags und<br />

mittwochs von 15.00 bis 18.30 Uhr.<br />

In der nächsten Folge:<br />

Warum Krafttraining? – Unsere Muskeln,<br />

die „Motoren des Lebens“.<br />

Mitarbeiter a 100 Jahre Deutsches Sportabzeichen:<br />

Nadeln und Urkunden<br />

für <strong>HKM</strong>-Sportler<br />

Unter dem Motto „Mach mit – bleib fit“<br />

hatte <strong>HKM</strong> seine Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter anlässlich des 100-jährigen Bestehens<br />

des Deutschen Sportabzeichens zu<br />

reger Beteiligung aufgefordert. Doch ob es<br />

nun die Urlaubszeit oder das schöne Wetter<br />

war: <strong>Der</strong> Aufruf kam nicht bei allen an. Dafür<br />

hatten sich die, bei denen er angekommen<br />

war, umso mehr ins Zeug gelegt und beim<br />

Schwimmen, Laufen (Sprint oder Ausdauer),<br />

Werfen und Springen angestrengt. Lohn all<br />

der Mühe waren Nadeln und Urkunden für<br />

das Sportabzeichen in Gold, Silber oder Bronze,<br />

die Arbeitsdirektor Peter Gasse gemeinsam<br />

mit dem Geschäftsführer des Stadtsportbundes<br />

Franz Hering am 9. November<br />

2013 bei einer kleinen Feierstunde in der Hüttenschenke<br />

überreichten. Und zumindest<br />

die können jetzt von sich behaupten, das<br />

Motto „Mach mit – bleib fit“ für sich genutzt<br />

zu haben. Insgesamt betrachtet <strong>HKM</strong> diese<br />

erste gemeinsame Veranstaltung mit dem<br />

Deutschen Sportbund allerdings eher als ein<br />

Warmlaufen. Denn auch im nächsten Jahr<br />

soll es für möglichst viele Mitarbeiter heißen:<br />

Auf die Plätze, fertig, los!<br />

Personalgeschäftsführer Peter Gasse und<br />

Vorsitzender des Stadtsportbundes Franz Hering<br />

ehren eine Siegerin, Dr. Angela Jablonka<br />

Fröhliche Gold-, Silber- und Bronzesieger der <strong>HKM</strong>


32 04 • 2013<br />

Mitarbeiter a Neuer Stahlwerkschef Chris Lindner:<br />

„Zurzeit bin ich noch<br />

ein Lernender.“<br />

was über Personalführung wissen und für<br />

das, wovon ich bisher nur etwas gehört oder<br />

woran ich sogar mitgearbeitet hatte, ein<br />

tieferes Verständnis erhalten.<br />

Wo wir schon beim Rückblick sind: Was<br />

waren denn Ihre wichtigsten beruflichen<br />

Meilensteine?<br />

Nach meinem Studium der Eisenhüttenkunde<br />

in Moskau habe ich 1988 bei EKO Stahl in<br />

Eisenhüttenstadt als Schichtleiter Stahlwerk<br />

Konverter angefangen und bin dann 1990<br />

als Betriebsingenieur zu Thyssen ins Stahlwerk<br />

Beeckerwerth gewechselt. Von 1996<br />

bis 2001 war ich dann Assistent des Thyssen<br />

Technikvorstands Dr. Claus Hendricks und<br />

zuletzt Leiter Schmelzbetrieb im Stahlwerk<br />

Bruckhausen. Mit 500 Mitarbeitern in Produktion<br />

und Instandhaltung haben wir dort<br />

fünf Millionen Tonnen Rohstahl für eine<br />

Brammengießanlage und eine Gießwalzanlage<br />

erzeugt.<br />

Was hat Sie zu dem Wechsel zu <strong>HKM</strong> bewogen?<br />

Zum einen bedeutet der Wechsel in die<br />

Position des Stahlwerkleiters für mich den<br />

nächsten Entwicklungsschritt in meiner beruflichen<br />

Laufbahn. Zum anderen hat es<br />

mich aber auch gereizt, nach 23 Jahren Thyssen<br />

bzw. Thyssen<strong>Krupp</strong> eine andere Kultur<br />

Vor knapp drei Monaten hat Chris Lindner<br />

die Nachfolge von Dr. Arnd Köfler angetreten<br />

und die Leitung des Stahlwerks übernommen.<br />

Genau der richtige Zeitpunkt, um<br />

ihn einmal nach seinen ersten Erfahrungen,<br />

aber auch nach seinen Erwartungen und<br />

Zielen zu fragen.<br />

Herr Lindner, viele auf der Hütte werden Sie<br />

inzwischen schon kennen, dennoch wollen<br />

wir Sie noch einmal kurz vorstellen. Verraten<br />

Sie uns ein paar Details?<br />

Gern. Ich bin in Eisenhüttenstadt geboren,<br />

48 Jahre alt, geschieden und Vater von zwei<br />

erwachsenen Töchtern. Ich habe in Moskau<br />

Eisenhüttenkunde studiert und dann zwischen<br />

2007 und 2009 in Aachen und St. Gallen<br />

noch meinen Master in Business Administration<br />

gemacht.<br />

Was hat Sie denn als Diplom­Ingenieur dazu<br />

veranlasst, noch ein betriebswirtschaftliches<br />

Studium anzuhängen?<br />

Das hängt mit meinem Werdegang zusammen.<br />

Ich habe lange Zeit ausschließlich in<br />

Stahlwerken gearbeitet und erhielt später<br />

als Vorstandsassistent erstmals die Gelegenheit,<br />

sozusagen über den Tellerrand zu<br />

schauen. Das hat mich letztlich dazu bewogen,<br />

dieses Studium zu ergreifen. Ich wollte<br />

mehr über Betriebswirtschaft erfahren, etund<br />

ein anderes Umfeld kennenzulernen.<br />

Und da hat es Sie nicht gestört, von einem<br />

großen Konzern zu einem eher kleinen Unternehmen<br />

zu gehen?<br />

Nein, groß oder klein ist doch nicht entscheidend,<br />

im Gegenteil. Nach den ersten<br />

drei Monaten hier auf der Hütte weiß ich<br />

dieses „klein“ sehr wohl zu schätzen. Die bereichsübergreifenden<br />

Kontakte hier sind<br />

zum Beispiel eine sehr positive Erfahrung.<br />

Aber noch einmal: Gereizt hat mich vor allen,<br />

ein anderes Stahlwerk und andere Produktgruppen<br />

kennenzulernen. Ein zusätzlicher<br />

Aspekt ist, dass das Stahlwerk hier auch<br />

der versendende Bereich ist und man dadurch<br />

Kontakt zu den Kunden und Gesellschaftern<br />

hat.<br />

Was können Sie aus Ihrer Zeit bei Thyssen­<br />

<strong>Krupp</strong> hier bei <strong>HKM</strong> einbringen?<br />

Momentan eher weniger, da ich zurzeit<br />

selbst noch ein Lernender bin. Was ich aber<br />

sicherlich mitbringe, ist der Blick von außen<br />

und die Erfahrung aus anderen Unternehmen.<br />

Was nicht heißen soll, dass ich jetzt<br />

großartig Dinge verändern will. <strong>HKM</strong> ist ein<br />

über Jahre hinweg optimierter Betrieb und<br />

das Stahlwerksteam hat in dieser Hinsicht<br />

auch in der Vergangenheit einen sehr guten<br />

Job gemacht.


04 • 2013 33<br />

Mit welchen Erwartungen und Zielen sind<br />

Sie denn hier her gekommen?<br />

Erwartet habe ich eine spannende und reizvolle<br />

Aufgabe, was sich bisher ja auch bestätigt<br />

hat. Was meine Ziele anbetrifft, will ich<br />

den Weg von Dr. Köfler weitergehen und etwa<br />

die Arbeitssicherheit weiter vorantreiben.<br />

Auch auf anderen Gebieten will ich fortsetzen,<br />

was hier bereits erfolgreich gemacht<br />

wird. <strong>HKM</strong> hat ja derzeit das Privileg der Vollauslastung<br />

und da will ich meinen Teil zu Prozessstabilität<br />

und Erzeugungssicherheit beitragen.<br />

In diesem Zusammenhang ist die Vermeidung<br />

von Unfällen und Störungen<br />

sicherlich mit das wichtigste Thema. Konkrete<br />

Ziele will ich mir aber erst setzen, wenn ich<br />

alles hier kennengelernt und ein Gefühl für<br />

die Schwerpunkte bekommen habe.<br />

Und was sind Ihre ersten Erfahrungen?<br />

Meine ersten Erfahrungen sind ausschließlich<br />

positiver Natur. Ich habe ja schon vor dem<br />

1. Oktober Gespräche mit dem Führungsteam<br />

im Stahlwerk und dem Betriebsrat geführt<br />

und kann nur sagen, dass hier eine wirklich<br />

offene Kommunikation über Hierarchien und<br />

Bereichsgrenzen hinweg herrscht.<br />

Was sehen Sie als größte Herausforderungen<br />

an?<br />

Mich so schnell wie möglich einzuarbeiten<br />

und in die nicht gerade kleinen Fußstapfen<br />

meines Vorgängers hineinzuwachsen. <strong>Der</strong>zeit<br />

stehen Gespräche mit den Kunden über<br />

Qualität und Belegungsaussichten für 2014<br />

auf der Agenda. Ich will aber verstärkt auch<br />

in den Betrieb rein, um Arbeitsabläufe und<br />

natürlich auch die Mitarbeiter kennenzulernen.<br />

Allerdings ist die Zeit dafür knapp, zumal<br />

es sich ja um rund 1.280 Mitarbeiter<br />

handelt. Letztendlich aber besteht die größte<br />

Herausforderung natürlich darin, die Anforderungen<br />

der Kunden in Menge und Qualität<br />

zu erfüllen.<br />

Was ist Ihre Botschaft an die Mitarbeiter?<br />

Ich habe bei Besprechungen immer gesagt,<br />

dass ich großen Wert auf einen kooperativen<br />

Umgang lege. Ich spüre, dass das hier<br />

gelebt wird und will das fortsetzen und ausbauen.<br />

Die Schwerpunkte werden dabei<br />

durch den Prozess der Stahlerzeugung gesetzt,<br />

womit wir wieder bei Arbeitssicherheit<br />

und Qualitätssicherheit wären. Meine<br />

Botschaft ist: Meine Tür ist offen. Ich wünsche<br />

mir eine offene und kooperative Zusammenarbeit<br />

und werde sicherlich meinen<br />

Teil dazu beitragen.<br />

Sind Sie denn inzwischen angekommen auf<br />

der Hütte?<br />

Auf jeden Fall, ich fühle mich schon jetzt hier<br />

heimisch. Das ist zu einem großen Teil meinen<br />

Kollegen und Mitarbeitern zu verdanken,<br />

die mir den Einstieg wirklich leicht gemacht<br />

haben. Abgesehen davon bin ich<br />

Wechsel gewohnt und stehe Veränderungen<br />

offen gegenüber.<br />

Und was macht der Mensch Lindner, wenn<br />

er einmal nicht arbeitet?<br />

Dann versucht er sich fit zu halten: im Fitness-Studio,<br />

beim Laufen und Schwimmen<br />

sowie – wenn sich die Gelegenheit dazu bieten<br />

– beim Surfen und Skilaufen.<br />

Mitarbeiter a Unter den Kammer- und Landesbesten:<br />

Ausgezeichnete Azubis<br />

Dass Ausbilder, aber auch Auszubildende immer<br />

wieder ihr Bestes geben, steht außer Frage.<br />

Und dennoch ist es für beide Seiten schön,<br />

wenn die gemeinsamen Anstrengungen in<br />

erfolgreich bestandene Prüfungen münden.<br />

Noch besser ist es natürlich, wenn dabei solche<br />

Leistungen abgeliefert werden, dass man<br />

damit zu den Kammer- oder gar Landesbesten<br />

gehört.<br />

den im buchstäblichen Sinne ausgezeichneten<br />

Azubis am 10. November im Duisburger<br />

Theater am Marientor bei der Ehrung der Kammerbesten<br />

ernten. Zwar war der inzwischen<br />

ausgelernte Werkfeuerwehrmann Marcel Verhag<br />

verhindert, dafür vertrat André Gutt die<br />

<strong>HKM</strong>-Fahnen und nahm Urkunde und Präsent<br />

entgegen. Gut zwei Wochen später wartete in<br />

der Lipperlandhalle in Lemgo schon die nächs-<br />

te Auszeichnung auf ihn, diesmal als Landesbester.<br />

André Gutt hat auf der Hütte eine um<br />

ein Jahr verkürzte Ausbildung zum Verfahrensmechaniker<br />

Hütten- und Halbzeugindustrie,<br />

Fachrichtung Eisen- und Stahlmetallurgie<br />

gemacht. Heute arbeitet er als Schmelzer im<br />

Hochofenbereich, wo er auch in der Ausbildung<br />

schwerpunktmäßig eingesetzt war.<br />

André Gutt und Marcel Verhag haben das geschafft.<br />

Sie konnten sich in diesem Jahr unter<br />

den Besten der IHK Duisburg Kleve positionieren.<br />

Wobei André Gutt noch einen draufsetzte.<br />

Er gehört zu den besten Azubis des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen.<br />

Ehrungen in Duisburg<br />

und Lemgo<br />

Den Lohn für ihre Mühe konnten die bei-


34 04 • 2013<br />

Kompetenz a Energiemanagement auf dem Vormarsch:<br />

Jetzt sind die Mitarbeiter dran<br />

Das Thema ist allgegenwärtig: Ob Energiewende,<br />

Energiekosten oder Energieeinsparung<br />

– kaum ein Tag vergeht, an dem in den<br />

Medien nicht über Energie gesprochen und<br />

berichtet wird. Was zeigt, welche Brisanz<br />

damit verbunden ist. Bei <strong>HKM</strong> ist das nicht<br />

anders, schließlich wird hier jede Menge<br />

Energie benötigt. So könnte beispielsweise<br />

mit dem Strom, den die Hütte verbraucht,<br />

die Stadt Krefeld ein Jahr lang mit Strom versorgt<br />

werden. Ein beeindruckender Vergleich,<br />

der zugleich klar macht, dass Einsparungen<br />

Sinn machen. Schließlich kostet Energie Geld,<br />

im vergangenen Jahr rund 1.450 Euro (inkl.<br />

Reduktionsmittel) pro Minute.<br />

Eine Schlüsselrolle bei der Senkung der<br />

Energiekosten im Unternehmen nimmt ein<br />

systematisches und professionelles Energiemanagement<br />

ein, für das die internationale<br />

Zertifizierungsnorm DIN EN ISO 50001:2011<br />

gilt. <strong>HKM</strong> ist seit April 2012 nach dieser Norm<br />

zertifiziert, im April dieses Jahres ging die Re-<br />

Zertifizierung über die Bühne. Wichtig dabei<br />

ist, dass jeder einen Beitrag für ein erfolgreiches<br />

Energiemanagement bei <strong>HKM</strong> leisten<br />

muss.<br />

Massive wirtschaftliche<br />

Interessen<br />

Warum „Wir bei <strong>HKM</strong>“ da überhaupt mitmachen,<br />

dürfte angesichts der eingangs angeführten<br />

Kosten kaum eine Frage sein. Allerdings<br />

gibt es noch einen weiteren Grund, der<br />

Anlass genug für die Einführung und Weiterentwicklung<br />

des Energiemanagements ist,<br />

und der heißt Energiesteuerspitzenausgleich.<br />

Hinter dem bürokratischen Wortungetüm<br />

verbergen sich für <strong>HKM</strong> massive wirtschaftliche<br />

Interessen, sprich Ausgleichszahlungen.<br />

Wer allerdings in den Genuss dieser Vergünstigung<br />

kommen will, muss über ein zertifiziertes<br />

Energiemanagementsystem verfügen.<br />

So besagt es jedenfalls die seit dem 1. Januar<br />

2013 geltende Nachfolgeregelung, die für die<br />

Michael Schuster, Leitung Projekte Energiemanagement und Stefanie Flick, Leitung Fachgebiet<br />

Entwicklung und Strategie<br />

nächsten zehn Jahre Bestand hat. Ohne ein<br />

solch zertifiziertes System müsste <strong>HKM</strong> pro<br />

Jahr Mehrkosten von etwa zehn Millionen<br />

Euro durch Energiesteuer zahlen. Gründe genug<br />

für <strong>HKM</strong> also, das Energiemanagement<br />

nicht auf die leichte Schulter zu nehmen,<br />

sondern es flächendeckend auszurollen.<br />

Schulung ist Pflicht<br />

Die Einbeziehung der Mitarbeiter ist dabei<br />

nicht nur Bestandteil der Norm, sie ist sogar<br />

unerlässlich. Schließlich kann jeder Einzelne<br />

an seinem Platz dazu beitragen, wie einige<br />

Beispiele eindrucksvoll belegen. Wenn jeder<br />

darauf achtet, dass PC und Monitor beim Verlassen<br />

des Arbeitsplatzes ausgeschaltet sind,<br />

ergeben sich daraus bei rund 1.880 Geräten<br />

Einsparungen von mehr als 77.000 Euro jährlich.<br />

Und wer achtlos an einem zischenden,<br />

weil undichten Druckluftschlauch vorbei läuft,<br />

sollte sich klar machen, dass sich die Kosten<br />

von Leckagen je nach Größe, Anzahl und<br />

Dauer auf bis zu 80.000 Euro im Jahr summieren<br />

können. „Habe ich so noch gar nicht<br />

gewusst“, wird jetzt so mancher sagen, und<br />

genau darum geht es bei den Schulungen:<br />

einen Einblick in das Energiemanagement zu<br />

vermitteln, einen Überblick über Mengen und<br />

Kosten zu geben sowie ein Verständnis für<br />

Zusammenhänge und Maßnahmen zu wecken.<br />

Denn: „Viele interessieren sich zwar für<br />

das Thema, haben aber oftmals ein durch die<br />

öffentlichen Medien verursachtes verzerrtes<br />

Halbwissen“, weiß Michael Schuster, in der<br />

Energiewirtschaft Leitung Projekte Energiemanagement.<br />

Bereits im März dieses Jahres<br />

starteten daher die ersten Schulungen zum<br />

Thema Energiemanagement. Die Schulungen<br />

sind als Präsenzveranstaltungen oder als<br />

E-Learning frei wählbar und bis 2015 für jeden<br />

bei <strong>HKM</strong> Pflicht.<br />

Sensibilisieren und<br />

Bewusstsein schaffen<br />

„Spar Energie. Mach mit.“, lautet das Motto,<br />

das sowohl für das Energiemanagement als<br />

auch die Schulungen gilt. Und das Motto ist<br />

Programm. Es geht um die Sensibilisierung der<br />

Mitarbeiter für das Thema und ein insgesamt<br />

verbessertes Energiebewusstsein. Und auch<br />

darum, „Energieeinsparpotenziale aufzuspüren<br />

und zum Mitmachen zu motivieren“,<br />

sagt Michael Schuster. Angeboten werden in<br />

Zusammenarbeit mit der Berufsbildung eine<br />

Präsenzschulung Energiemanagement sowie<br />

eine E-Learning-Schulung, die jeweils über<br />

die Berufsbildung buchbar sind. Darüber hinaus<br />

können für Vorort-Schulungen einer<br />

ganzen Abteilung, einer Schicht oder eines<br />

Teams auch Trainer gebucht werden. Doch für<br />

welche Schulung auch immer man sich entscheidet:<br />

„Die komplexen Zusammenhänge<br />

des Energiemanagements wurden kurz und<br />

verständlich aufbereitet“, versichert Stefanie


04 • 2013 35<br />

Flick von der Berufsbildung. Sowohl Techniker<br />

als auch Nicht- Techniker könnten daraus<br />

einen Nutzen ziehen. Nicht bestehen, sagt<br />

sie, gibt es nicht, „es sei denn, man gibt auf.“<br />

Was natürlich kein <strong>HKM</strong>-Mitarbeiter machen<br />

wird, zumal die Schulungen auch zahlreiche<br />

Beispiele aus dem Privatbereich enthalten.<br />

Aber genauso soll es ja auch sein. „Wir wollen<br />

aufklären und Wissenslücken schließen“, sagen<br />

Michael Schuster und Stefanie Flick unisono.<br />

Damit auf Basis dieses besseren Wissens<br />

noch mehr in punkto Energieeinsparung<br />

getan werden kann. Und Beispiele dafür gibt<br />

es schon.<br />

Ertüchtigung Druckluftnetz<br />

der Sinteranlage<br />

Ein solches Beispiel stellt die Sinteranlage<br />

dar. Dort fiel den Verantwortlichen vor einiger<br />

Zeit auf, dass der Druckluftverbrauch sehr<br />

hoch war. Zu hoch, wie sie meinten, ohne sich<br />

das näher erklären zu können. Ralf Ponczeck<br />

von der Energiewirtschaft begann deshalb<br />

damit, das Druckluftnetz der Sinteranlage<br />

einmal gründlich unter die Lupe zu nehmen.<br />

Mit beeindruckenden Ergebnissen, so viel sei<br />

hier schon einmal vorweg genommen. Druckluft<br />

wird in der Sinteranlage für verschiedene<br />

Zwecke gebraucht, etwa bei der Entladung<br />

von Lkw, als Freihalte- bzw. Spülluft an Kameras<br />

oder auch zur Schichthöhenmessung.<br />

Die Tätigkeit von Ralf Ponczeck bestand daher<br />

zunächst einmal darin, den Ist-Zustand des<br />

Verbrauchs zu ermitteln und anschließend<br />

anhand von Zeichnungen einen Überblick<br />

über das Netz und den Leitungsverlauf zu erhalten.<br />

„Ich habe dann durch die Absperrung<br />

Ralf Ponczeck,<br />

Leitung Gruppe Energiewirtschaft<br />

VORHER<br />

von Teilbereichen versucht, Verbraucher zu<br />

entdecken.“ Die erstaunliche Erkenntnis: Ralf<br />

Ponczeck registrierte Verbrauch, wo es gar<br />

keine Verbraucher gab. Am Ende stellte sich<br />

schließlich heraus, dass es in zwei erdverlegten<br />

Leitungen Leckagen gab. Beide Leitungen<br />

sind inzwischen geschlossen und durch oberirdische<br />

ersetzt worden. „Wir wollen generell<br />

weg von erdverlegten Leitungen, weil die nur<br />

schwer zu kontrollieren sind“, sagt Ralf Ponczeck.<br />

Das Ergebnis der Maßnahmen, die 680<br />

bzw. 6.000 Euro erforderten: Verbrauchsreduzierungen<br />

von 500 bzw. 700 Kubikmeter<br />

pro Stunde, was zu jährlichen Kosteneinsparungen<br />

von etwa 24.000 bzw. 33.000 Euro<br />

führt.<br />

Dem Energieverbrauch<br />

auf die Spur kommen<br />

Neben der Erneuerung von Kugelhähnen<br />

besteht eine weitere Maßnahme zur Verringerung<br />

des Druckluftverbrauchs in der Sinteranlage<br />

darin, neue bedarfsorientierte Entnahmestellen<br />

zur Vermeidung von extrem<br />

langen Luftdruckschläuchen zu errichten.<br />

Alles zusammen genommen hat dazu beigetragen,<br />

dass der Spitzenwert von etwa 2.000<br />

Kubikmeter pro Stunde auf unter 1.000 gedrückt<br />

werden konnte. Allerdings ist bei der<br />

Untersuchung auch klar geworden, dass es in<br />

Zukunft immer wichtiger wird, dem tatsächlichen<br />

Energieverbrauch auf die Spur zu kommen.<br />

Ein erster Schritt dazu wird demnächst<br />

ein neues System im Intranet sein, das den<br />

Energieverbrauch für jeden Betrieb sichtbar<br />

macht. Abrufbar sind im „Messdas“ Tages-,<br />

Wochen- und Monatswerte, so dass Einsparmaßnahmen<br />

schnell auf Effizienz überprüft<br />

werden können. Trotzdem: Das Wissen über<br />

den „normalen“ Verbrauch eines Betriebs<br />

oder einer Anlage ist bei <strong>HKM</strong> noch nicht<br />

NACHHER<br />

Maßnahme zur Vermeidung von unnötigen Druckluftverbräuchen – Ersetzen der langen, un über sichtlichen<br />

und porösen Schlauchleitungen durch bedarfsorientierte Entnahmestellen.<br />

durchgängig vorhanden, was eben solch<br />

umfassende Untersuchungen wie in der Sinteranlage<br />

erforderlich macht. Die entsprechenden<br />

Verbrauchszahlen zu ermitteln, wird<br />

eine Aufgabe für die nächsten fünf Jahre sein,<br />

plant Michael Schuster, der deshalb erst recht<br />

die Mitarbeiter zum Mitmachen ermuntert.<br />

„Jeder, der beispielsweise Leckagen sieht<br />

oder feststellt, sollte das Problem entweder<br />

selbst oder mit dem zuständigen Instandhalter<br />

beseitigen.“ Entscheidend ist, dass etwas<br />

passiert. Nicht zuletzt deshalb hat die Energiewirtschaft<br />

auch eine eigene Intranetseite,<br />

über die sie das Thema publik macht. Einfach<br />

mal reinklicken, es lohnt sich.<br />

Die Schulungen im Überblick<br />

Grundlagenschulung Energiemanagement<br />

bei <strong>HKM</strong> ab sofort mit Terminen<br />

in der Berufsbildung buchbar;<br />

Trainer auch für Vorortschulungen<br />

einer ganzen Abteilung/Schicht/Team<br />

buchbar (Hoffmann, Tel: 2632);<br />

Neben der Schulung auch E-Learning<br />

Schulung zum Thema „Energiemanagement<br />

bei <strong>HKM</strong>“ buchbar.<br />

Es gibt keine benotete Abschlussprüfung,<br />

die Schulungen sind nicht<br />

zu komplex und daher für jeden<br />

verständlich.<br />

Zahlen<br />

Bisher haben 792 Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter an den Schulungen teilgenommen,<br />

davon 337 über Gesprächskreis,<br />

265 über Basic-Seminar und<br />

190 über E-Learning. Damit müssen insgesamt<br />

noch 2.706 Kolleginnen und<br />

Kollegen geschult werden.


36 04 • 2013<br />

Claus-Reaktoren<br />

beider Straßen (5)<br />

Kompetenz a Claus-Anlage in Betrieb genommen:<br />

Ein weiterer Schritt<br />

in Richtung Zukunft<br />

Im Laufe der letzten Monate ist man dem<br />

großen Ziel, nämlich der Inbetriebnahme der<br />

neuen Kokerei, durch die Realisierung weiterer<br />

Teilschritte wieder ein großes Stück näher<br />

gekommen. Dazu gehört die Inbetriebnahme<br />

der erweiterten Kohlelogistik, der modernisierten<br />

Koksofenmaschinen, der neuen<br />

Kokslöschmaschine sowie dem neuen Kokslöschturm<br />

einschließlich Absetzbecken und<br />

Löschwasserklärung. Für die neue Kohlenwertstoff-Anlage<br />

stellt dabei der 8. Oktober<br />

2013 ein historisches Datum dar. Nach einer<br />

mehrwöchigen Aufheizphase der Claus-Verbrennungsöfen<br />

erfolgte mit der Übernahme<br />

von Schwefelwasserstoff- und Ammoniak-<br />

Dämpfen die Inbetriebnahme der neuen<br />

Claus-Anlagen zur Erzeugung von flüssigem<br />

Schwefel aus Schwefelwasserstoff.<br />

Die Kokerei verfügt damit über zwei moderne<br />

und zu 100 Prozent redundante Anlagen<br />

zur vollständigen Verarbeitung des aus dem<br />

Koksofengas ausgewaschenen Ammoniaks<br />

und Schwefelwasserstoffs einschließlich<br />

der aus dem sogenannten Kohlewasser abgetriebenen<br />

NH 3 -Dampfmengen. Da als<br />

Endprodukte flüssiger Schwefel und nicht<br />

mehr Schwefelsäure entsteht, wurde noch<br />

am gleichen Tag die Schwefelsäureanlage<br />

nach einer Betriebszeit von rund 35 Jahren<br />

endgültig stillgelegt (Bild 1 / 2).<br />

Vieles leichter, einfacher<br />

und besser<br />

Mit der Inbetriebnahme der Claus-Anlagen<br />

wird bei <strong>HKM</strong> vieles leichter, einfacher und<br />

besser. So konnte bei dem früheren Verfahren<br />

das entstehende Ammoniak nur begrenzt<br />

in der Säureanlage eingesetzt werden,<br />

so dass zur vollständigen Verarbeitung<br />

weitere Nebenanlagen erforderlich waren.<br />

Zugleich entstand in dem chemischen Prozess<br />

zur Herstellung von Schwefelsäure ein<br />

Prozessgas, aus dem vor Ableitung in die<br />

Atmosphäre über den Abgaskamin (Bild 3)<br />

zwar schwefelhaltige Tropfen abgeschieden<br />

wurden, das aber dennoch schwefelige<br />

Restbestandteile über das Abgas emittierte.<br />

Hinzu kam, dass für das Endprodukt Schwefelsäure<br />

zuletzt kein nennenswerter Verkaufserlös<br />

mehr erzielt werden konnte, es<br />

vielmehr zumindest teilweise Probleme gab,<br />

einen ausreichenden Markt zu finden. Zur<br />

„Ehrenrettung“ der Anlage sei aber gesagt,<br />

Verbrennungsofen mit Kontaktturm (1) Säurekreislauf mit Kondensation (2) Claus-Ofen mit Brenner / Kessel (4)


04 • 2013 37<br />

Schwefelbehälter mit Verladeanlage (6) Einleitung Tailgas (Rückgas) in Rohgasleitung (7)<br />

Vorhandene Biologie mit neuer Biologie im<br />

Hintergrund (8)<br />

dass es trotz ihres hohen Alters gelungen<br />

ist, durch eine schonende Fahrweise Verfügbarkeiten<br />

von über 98 Prozent in den<br />

letzten fünf Jahren zu erzielen. Während<br />

der restlichen Jah resstunden stand allerdings<br />

nur eine Notverbrennung und<br />

keine redundante Produktionsanlage<br />

zur Verfügung.<br />

Neues Verfahren mit<br />

zahlreichen Vorteilen<br />

Das neue Verfahren zur Erzeugung von<br />

Schwefel bringt gleich mehrere Vorteile<br />

mit sich. So kann mit dem Claus-<br />

Prozess das Ammoniak vollständig<br />

verarbeitet werden, was kurzfristig zu<br />

der Möglichkeit führt, andere periphere<br />

Altanlagen ebenfalls außer Betrieb<br />

zu nehmen (Bild 4). Abweichend von<br />

der Säureanlage ist zur Herstellung<br />

des Endprodukts Schwefel nur noch<br />

ein Prozessschritt notwendig. In sogenannten<br />

Claus-Reaktoren (Bild 5)<br />

wird mittels Katalysatoren bei Temperaturen<br />

von etwa 200 Grad die<br />

sogenannte Claus-Reaktion durchgeführt,<br />

bei der als Endprodukt Schwefel<br />

in unterschiedlichsten Formen auftritt.<br />

Durch Kühlung in Prozessgaskühlern auf<br />

rund 140 Grad wird der Schwefel kondensiert,<br />

flüssig abgeschieden, gelagert<br />

(Bild 6) und auch flüssig verladen. Zum<br />

Stand der Technik gehören die Claus-<br />

Anlagen auch dadurch, dass kein Abgas<br />

in die Atmosphäre geleitet wird, sondern<br />

in das geschlossene System der<br />

Rohgasleitung vor die Vorkühler eingeleitet<br />

wird (Bild 7). Auch der bei <strong>HKM</strong><br />

erzeugte Schwefel, der im festen Zustand<br />

(unterhalb 118 Grad) durch eine<br />

strahlend gelbe Farbe gekennzeichnet<br />

ist (Bild 9), kann sich sehen lassen. Laut<br />

entsprechender Detailanalysen genügt<br />

er allen Marktanforderungen im Hinblick<br />

auf seine Reinheit. Die Kokereierweiterung<br />

hat somit auch im Bereich<br />

der Kohlenwertstoffan lage die<br />

erste Hürde erfolgreich übersprungen.<br />

Außer erforderlichen Einstellund<br />

Optimierungsarbeiten laufen<br />

beide, aus Testzwecken wechselseitig<br />

betriebene Claus-Anlagen, einwandfrei.<br />

<strong>Der</strong> nächste Schritt<br />

Anfang November wurde damit begonnen,<br />

die neue Kokereibiologie mit Bioschlamm<br />

der Bestandsanlage zu füllen und eine erste,<br />

noch geringe Menge Prozesswasser von einem<br />

bis fünf Kubikmeter pro Stunde einzuspeisen,<br />

das bis zur sicheren Einhaltung der<br />

Erzeugter Schwefel (9)<br />

Grenzwerte noch in die vorhandene Biologie<br />

zurückgeführt wird. Erste Versuchsergebnisse<br />

zeigen, dass der Abbau von Phenol<br />

und Chemischem Sauerstoff Bedarf (CSB) in<br />

der ersten Stufe begonnen hat. Die Entfernung<br />

von Stickstoff ist noch in der Adaptionsphase<br />

der Bakterien. Erste Betriebsergebnisse<br />

sind gegen Ende 2013 zu erwarten.<br />

Das Bild 8 zeigt die vorhandene Biologie mit<br />

ihren klassischen Becken und die neuen<br />

Schlaufenreaktoren im Hintergrund.<br />

Abgaskamin (3)


38 04 • 2013<br />

Tage- und wochenlang haben sie nach Ideen<br />

gesucht, sie in Zeichnungen und Skizzen<br />

übertragen und diese schließlich in richtige<br />

Werke umgesetzt. Am 7. November 2013<br />

war es dann so weit. Endlich konnten die<br />

ins gesamt 46 Azubis zeigen, was sie in den<br />

Kreativtrainings angefertigt haben. Und die<br />

Werke, die sie an diesem Tag in der Ausbildungswerkstatt<br />

präsentierten, konnten sich<br />

wirklich sehen lassen, waren buchstäblich<br />

Kreativität zum Anfassen und ein schöner<br />

Abschluss noch dazu. Denn ab dem kommenden<br />

Jahr werden die Kreativtrainings<br />

im Rahmen eines neuen Konzepts durchgeführt.<br />

Die Gestaltung und Fertigung eigener<br />

Werke gehört dann nicht mehr dazu.<br />

Mitarbeiter a Kreativtrainings bei den Azubis:<br />

Kreativität zum Anfassen<br />

Die Neuausrichtung hat für Berufsbildungsleiterin<br />

Gabriele vom Ende einen einzigen,<br />

dafür aber umso schwerwiegenderen Grund:<br />

„Wir benötigen einfach mehr Zeit für die<br />

Ausbildung selbst.“ Hintergrund ist, dass die<br />

Azubis schon nach eineinhalb Jahren in die<br />

Betriebe und damit in die Praxis wechseln.<br />

Die 18 Monate davor sind daher prall gefüllt<br />

mit theoretischer und handwerklicher Ausbildung<br />

sowie mit zahlreichen Lehrgängen<br />

wie Erste Hilfe und Atemschutz. Da die dafür<br />

zur Verfügung stehende Zeit schon heute<br />

hinten und vorne nicht ausreicht, hat man<br />

nach Möglichkeiten gesucht, sich zusätzliche<br />

Zeit zu verschaffen. Eine davon ist, die Kreativitätstrainings<br />

zeitlich zu kürzen, wodurch<br />

künftig die Anfertigung der Werke wegfallen<br />

wird.<br />

Aktuelles Thema „<strong>Umwelt</strong> und<br />

Technik“<br />

<strong>Der</strong> Aspekt der Kreativität soll dadurch aber<br />

keinesfalls geschmälert werden oder gar<br />

ganz unter den Tisch fallen. Dafür ist sie sowohl<br />

in der Ausbildung als auch später im<br />

Beruf viel zu wichtig. Das machte Gabriele<br />

vom Ende auch bei ihrer kurzen Ansprache<br />

vor den Azubis deutlich. „Das Kreativtraining<br />

soll dazu befähigen, Themen unterschiedlich<br />

anzugehen. Eine Denkweise, die Sie auch<br />

später noch brauchen und gut einsetzen<br />

(v. l. n. r.) Kaan Cöbek, Hüseyin Yavuz, Hüseyin Aydemir<br />

(v. l. n. r.) Nick Velden, Tim Napiwotzki


04 • 2013 39<br />

können.“ Zugleich sprach sie den Azubis ein<br />

dickes Kompliment aus: „Sie haben wirklich<br />

gute Ideen gehabt und daraus größtenteils<br />

auch gute und schöne Werke gemacht.“<br />

Thema der diesjährigen Kreativtrainings war<br />

„Technik und <strong>Umwelt</strong>“, in das auch die Abteilung<br />

TU aktiv einbezogen worden war. So<br />

hatte TU-Chef Dr. Udo Kalina einige Impulsvorträge<br />

gehalten, um die Azubis über <strong>Umwelt</strong>aspekte<br />

und die Dimensionen des <strong>Umwelt</strong>schutzes<br />

bei <strong>HKM</strong> aufzuklären. „Ich habe<br />

dabei aufgezeigt, was <strong>HKM</strong> in Sachen<br />

Klimaschutz und Luftreinhaltung alles<br />

macht und habe, so glaube ich, damit auch<br />

Eindruck hinterlassen.“ Wie dem auch sei,<br />

auf jeden Fall lautete die Aufgabe für die<br />

Azubis, Ideen zum Thema <strong>Umwelt</strong> und Technik<br />

zu entwickeln.<br />

Präsentation bei der<br />

Barbarafeier<br />

„Den künstlerischen Hut bei diesem Findungsprozess<br />

haben dabei stets die Auszubildenden<br />

auf“, betont Rüdiger Eichholtz, selbst<br />

Künstler und zugleich Dipl.-Kunsttherapeut<br />

und -pädagoge. Seit vielen Jahren führt er<br />

auf der Hütte bereits die Kreativtrainings<br />

durch, steht den Azubis stets mit Rat und Tat<br />

zur Seite. Etwa wenn Material ausgesucht<br />

und bestellt werden muss oder wenn es bei<br />

der Übertragung der Idee in ein Werk nicht<br />

so recht klappen will. Dennoch legt er Wert<br />

darauf, dass für das Ergebnis der zumeist in<br />

Gruppenarbeit entstehenden Objekte die<br />

Azubis selbst verantwortlich sind. Und die<br />

geben das in sie gesetzte Vertrauen zumeist<br />

auch in Form ansehnlicher Arbeiten zurück,<br />

wie einmal mehr am 7. November zu beobachten<br />

war. Drehbare und mit Leuchtdioden<br />

ausgestattete Windräder waren da ebenso<br />

zu sehen wie Wasserräder, ein Technikbaum<br />

oder ein Schaukasten mit Recyling-Produkten<br />

von <strong>HKM</strong>. Nicht zu vergessen ein großes Bild,<br />

das den Wasserkreislauf darstellte. Insgesamt<br />

also wirklich imposante Beispiele für<br />

Krea tivität, die sicherlich auch ihren Platz bei<br />

<strong>HKM</strong> finden werden. Den Technikbaum hat<br />

Gabriele vom Ende bereits für sich reklamiert.<br />

„Aber auch für den Rest werden wir sicherlich<br />

noch einen Platz finden“, ist sie überzeugt.<br />

Zunächst einmal wurden die Werke am 2. Advent<br />

bei der Barbarafeier in der Kranhalle präsentiert.<br />

Die zahlreichen Gäste konnten dort<br />

Krea tivität zum Anfassen bewundern.<br />

(v. l. n. r.) Mils van Lackum, Marcel Glücks, Fabian Lenz<br />

(v. l. n. r.) Yannik Ziehm, Ekrem Aydin, Julian Kraft


40 04 • 2013<br />

Mitarbeiter a Familienfest von Personalabteilung und Werksicherheit:<br />

Aus einem Guss<br />

Personalabteilung und Werksicherheit bilden<br />

jetzt eine Familie, sind sozusagen aus<br />

einem Guss. Für den neuen Werksicherheitsleiter<br />

Wilhelm Schulte-Werflinghoff und<br />

Personalleiter Jens Loock Grund genug, auf<br />

dem Gelände der Werkfeuerwehr ein mit<br />

Bordmitteln selbst organisiertes Familienfest<br />

zu veranstalten. Neben selbst gebackenem<br />

Kuchen gab es ein reichhaltiges Angebot<br />

an Speisen und Getränken, die in gewohnt<br />

hervorragender Weise das Team der<br />

Hüttenschenke bereitgestellt hatte. Allerdings<br />

ließen sich auch die Jungs der Werksicherheit<br />

nicht lumpen und versorgten die<br />

Gäste schon fast professionell mit einem ordentlichen<br />

Stück Fleisch vom Grill.<br />

Einem gemütlichen Beisammensein stand<br />

demzufolge nichts mehr im Wege, zumal<br />

auch an die Kinder gedacht wurde. Hüpfburg,<br />

Wasserspritzen, Kletterübungen,<br />

Schminke, Carrera-Bahn fahren und Luftballonaktionen<br />

waren nur einige der Höhepunkte<br />

für die Kids, die alle Angebote begeistert<br />

annahmen.<br />

Limousine in Cabrio verwandelt<br />

In der Zusammenarbeit mit dem Deutschen<br />

Roten Kreuz wurden die Übungen am<br />

Familien tag zusammen mit der Werkfeuerwehr<br />

absolviert.<br />

<strong>Der</strong> Knaller des Tages war allerdings eine<br />

Übung der besonderen Art, bei der eine<br />

Limousine per Kaltverformung kurzerhand<br />

in ein Cabrio verwandelt wurde. In einer simulierten<br />

Unfallsituation ließ Werksicherheitschef<br />

Schulte-Werflinghoff einen Pkw<br />

mit einer Profiblechschere zerschneiden, um<br />

die „Unfallopfer“ schnellstmöglich von den<br />

Rettungskräften versorgen zu lassen. Nach<br />

Abtrennung des Daches, konnten die „Verletzten“<br />

ausreichend versorgt und relativ<br />

leicht befreit werden. Ein tolles Spektakel,<br />

bei dem aber auch deutlich wurde, wie hervorragend<br />

die Mitarbeiter ausgebildet sind,<br />

um in Notfällen professionelle Hilfe leisten<br />

zu können.


04 • 2013 41<br />

Vorher / Nachher wichtig<br />

Auch das Vorher / Nachher war für Wilhelm<br />

Schulte-Werflinghoff und Jens Loock ein<br />

wichtiges Element des Festes. So sollte der<br />

alte Zustand der Werkschutzgebäude aufgezeigt<br />

werden, da – wie bereits bekannt –<br />

in Zukunft einiges neu gebaut wird. Nach<br />

Fertigstellung dieser Gebäude soll der neue<br />

Zustand erneut bei einem gemeinsamen Familienfest<br />

präsentiert werden, damit sich<br />

jeder selbst von den Veränderungen überzeugen<br />

kann. Bleibt zu guter Letzt noch<br />

festzuhalten, dass bei Wilhelm Schulte-<br />

Werflinghoff anscheinend auch der Draht<br />

nach oben ganz gut funktioniert. Auf jeden<br />

Fall präsentierte sich das Wetter so, wie<br />

man es sich für ein Familienfest wünscht:<br />

traumhaft, fast als Kaiserwetter. Da kann<br />

man nur hoffen, dass das auch wieder so<br />

klappt, wenn es heißt: „Familienfest, die<br />

Zweite“.


42 04 • 2013<br />

Mitarbeiter a Eigene Ausgebildete auf Produktionsarbeitsplätzen:<br />

Aus der Not<br />

eine Tugend gemacht<br />

Lange Zeit war es eine Art ungeschriebenes<br />

Gesetz: Wer auf der Hütte seine Ausbildung<br />

als Industriemechaniker oder einem ähnlichen<br />

Ausbildungsberuf gemacht hatte, ging<br />

anschließend in die Instandhaltung und<br />

nicht in die Produktion. Was durchaus gewollt<br />

war und auch Sinn machte. Zumindest<br />

bis vor rund eineinhalb Jahren, als nicht<br />

mehr genügend Stellen in der Instandhaltung<br />

und dagegen viele zu besetzende Funktionen<br />

in der Produktion zur Verfügung<br />

standen. Ausgebildete Industriemechaniker<br />

und andere Fachrichtungen bekommen seither<br />

direkt nach Ende ihrer Ausbildung verstärkt<br />

Angebote für Arbeitsplätze in der<br />

Produktion, was damals einen Sturm der<br />

Entrüstung auslöste. Und wie sieht es heute<br />

damit aus? Ist der Sturm abgeflaut oder regt<br />

er sich immer noch?<br />

Eine exakte Antwort darauf lässt sich nicht<br />

geben, denn es gibt beides: Ausgebildete,<br />

die mit ihrem Job in der Produktion hochzufrieden<br />

sind und gar nicht mehr weg wollen,<br />

sowie andere, die der Perspektive Instandhaltung<br />

noch immer hinterher trauern. Weil<br />

sie Anlagen oder Maschinen instandhalten<br />

und warten, aber nicht fahren oder führen<br />

wollen.<br />

Positive Feedbackgespräche<br />

Obgleich Frank Tegtmeyer, Leiter Personalservice,<br />

Verständnis für die mancherorts<br />

vorhandene Enttäuschung hat, gibt er doch<br />

zu bedenken, dass der Einsatz von eigenen<br />

Ausgebildeten in der Produktion bei anderen<br />

Unternehmen seit vielen Jahren normal<br />

ist. Und dass es gar nicht anders geht. „Wir<br />

waren 2012 aufgrund der demografischen<br />

Situation dazu gezwungen, einen Schnitt zu<br />

machen. Wenn 150 Mitarbeiter <strong>HKM</strong> innerhalb<br />

von zwölf Monaten in die Altersteilzeit<br />

oder Rente verlassen, ist das eine Herausforderung<br />

für die Nachfolgeplanung.“ Wobei<br />

das Ergebnis dieser Planung sich sehen lassen<br />

kann. Viele junge Leute, die anfangs<br />

empört und sauer an ihre Produktionsarbeitsplätze<br />

gingen, fühlen sich dort heute<br />

wohl. Das haben Feedbackgespräche ergeben.<br />

Auch Denise Kappes gehört zu den Zufriedenen.<br />

Als Elektronikern für Automatisierungstechnik<br />

ausgebildet, arbeitet sie<br />

heute als Maschinistin in der Kohlenwertstoffanlage.<br />

Zwar macht sie dort nicht unbedingt<br />

das, was sie in der Ausbildung gelernt<br />

hat, aber: „Die Arbeit ist interessant<br />

und abwechslungsreich.“ Und auf die Frage,<br />

ob sie sich vorstellen kann, auch weiterhin<br />

dort zu arbeiten, antwortet sie mit einem<br />

klaren: „Ja, auf jeden Fall.“<br />

Imageproblem von<br />

Produktionsarbeitsplätzen<br />

Kein Einzelfall, wie Frank Tegtmeyer weiß,<br />

der allerdings auch andere Stimmen und<br />

Meinungen kennt. Denen gibt er zu bedenken,<br />

dass die ersten Schritte in den Beruf<br />

ganz sicher nicht die letzten sein werden.<br />

Außerdem: „Ein Angebot in der Produktion<br />

nach der Ausbildung galt nicht gerade als<br />

Hauptgewinn. Eigentlich schade, denn hier<br />

wird unser Produkt hergestellt und gibt es<br />

viele abwechslungsreiche Tätigkeiten und<br />

Denise Kappes ist Maschinistin in der<br />

Kohlenwertstoffanlage<br />

vor allem Perspektiven und Aufstiegsmöglichkeiten.“<br />

Klar ist: Alle bei <strong>HKM</strong> ausgelernten<br />

Fachkräfte haben den Vorteil, auf eine<br />

grundsolide Ausbildung und nach dem Abschluss<br />

auf erste berufliche Erfahrungen<br />

verweisen zu können. Abgesehen davon<br />

versucht man auch bei <strong>HKM</strong> flexibel zu sein.<br />

Bei vielen Ausgebildeten wurden die Anfänge<br />

so gestaltet, dass sie die ersten Monate<br />

etwa als Anlagenführer und zwischendurch<br />

immer wieder beispielsweise als Schlosser<br />

in der Instandhaltung gearbeitet haben. Ein<br />

grundsätzliches Plus für alle Ausgebildeten:<br />

<strong>HKM</strong> bietet unbefristete Arbeitsverträge an,<br />

auch das etwas, was nicht überall die Regel<br />

ist. Und die Hütte bietet sowohl die Möglichkeit,<br />

Erfahrungen als Anlagenfahrer wie<br />

auch als Instandhalter zu sammeln.<br />

Keine willkürliche Aufteilung<br />

Übrigens könnte sich schon 2020 die Situation<br />

wieder drehen, dann kommt auf die<br />

Hütte nämlich wieder ein starker Mitarbeiter-Abgang<br />

zu. Und von dem sind dann Produktion<br />

und Instandhaltung gleichermaßen<br />

betroffen. Frank Tegtmeyer ist sicher, dass<br />

auch dann allen Ausgebildeten spannende<br />

und perspektivreiche Arbeitsplätze angeboten<br />

werden können. Zugleich will er in diesem<br />

Zusammenhang mit einem Vorurteil<br />

aufräumen: „Dass Ausgebildete mit guten<br />

Noten in die Instandhaltung kommen und<br />

die mit weniger guten Noten in die Produktion,<br />

ist einfach Quatsch.“ Weder Willkür<br />

noch Noten spielten dabei eine Rolle, vielmehr<br />

werde die Zuordnung von Azubi zu<br />

Arbeitsplatz von Ausbilder, JAV und Auszubildenden<br />

selbst unter Berücksichtigung der<br />

Betriebe getroffen. Generell sollte aber gelten:<br />

Bevor sich jemand beklagt oder beschwert,<br />

sollte er sich den Arbeitsplatz in<br />

der Produktion einmal anschauen und sich<br />

darauf einlassen. Und vielleicht wird es ihm<br />

dann so ergehen wie Denise Kappes, die aus<br />

der Produktion eigentlich gar nicht mehr<br />

weg will.


04 • 2013 43<br />

Mitarbeiter a Sport am Arbeitsplatz:<br />

In Bewegung bleiben<br />

Sport ist gesund, das weiß jeder. Und doch<br />

kann sich nicht jeder dazu aufraffen. Die<br />

Folge davon ist, dass schon Menschen unter<br />

40 Jahren unter Bewegungseinschränkungen<br />

leiden. Für Betriebsarzt Dr. Wolfgang<br />

Panter und Arbeitsdirektor Peter Gasse<br />

Grund genug, sich etwas einfallen zu lassen.<br />

„Wenn die Mitarbeiter nicht zum Sport gehen,<br />

dann muss der Sport eben zu ihnen<br />

kommen“, haben sich die beiden gedacht<br />

und den Gedanken in die Tat umgesetzt.<br />

Ausführendes „Element“ ist Klaus Rönsch,<br />

bis zu seinem Ausscheiden im März 2011 Betriebsratsmitglied<br />

und zugleich seit 50 Jahren<br />

aktiver Sportler. Seit etwa 20 Jahren betätigt<br />

sich der langjährige Judo-Leistungssportler<br />

bereits als Trainer und ist damit der<br />

ideale Partner, um zum Sport am Arbeitsplatz<br />

anzuregen. Zumal er als Betriebsrat<br />

auch Mitglied des Ausschusses für Gesundheit,<br />

Ergonomie und Arbeitssicherheit war.<br />

Stress-Herzchen als<br />

Anerkennung<br />

Seit März dieses Jahres kommt Klaus Rönsch<br />

nach vorheriger Absprache mit den Abteilungsleitern<br />

in die Betriebe, um – wie er sagt<br />

– Übungen als Bewegungstherapie zu vermitteln.<br />

Dabei geht es nicht darum, sich<br />

kurzzeitig auszupowern. Vielmehr lassen<br />

sich alle Übungen, die an das chinesische<br />

Tai Chi erinnern, in Arbeitskleidung und zum<br />

Teil auch im Sitzen durchführen. Langsam<br />

und konzentriert sollen die Bewegungen<br />

ausgeführt, Dehn- und Streckübungen absolviert<br />

werden. „Im Idealfall verinnerlichen<br />

die Kolleginnen und Kollegen diese Übungen<br />

und führen sie auch später am Arbeitsplatz<br />

oder zuhause durch“, sagt Klaus<br />

Rönsch, der bislang schon in der Personalabteilung,<br />

aber auch in der Hauptwerksstatt<br />

zur Bewegung angeregt hat. Mit Erfolg, wie<br />

er glaubt. „Die Resonanz auf den Sport am<br />

Arbeitsplatz ist gut.“ Was sich auch daran<br />

erkennen lässt, dass zumindest einige Mitarbeiter<br />

der Personalabteilung und der<br />

Hauptwerkstatt weitermachen. Vielleicht<br />

auch ein Ergebnis dessen, dass Klaus Rönsch<br />

alle Übungen erklärt und es schafft, die Leute<br />

mitzunehmen. Als Lohn für die Mühe gibt<br />

es anschließend für jeden ein rotes Stress-<br />

Herzchen (zum Kneten). <strong>Der</strong> Anfang ist also<br />

gemacht, und auch 2014 soll der Sport am<br />

Arbeitsplatz weiter durchgeführt werden.<br />

Mit hoffentlich reger Beteiligung, wie Dr.<br />

Panter und Peter Gasse sich wünschen.<br />

„Schließlich erreichen wir damit auch diejenigen,<br />

die sonst sportlich gar nichts machen.“<br />

Und vielleicht gelingt es ja auf diese<br />

Weise, einen bleibenden Eindruck zu vermitteln:<br />

dass der besser und gesünder dran ist,<br />

der in Bewegung bleibt.


44 04 • 2013<br />

Mitarbeiter a Barbarafeier 2013:<br />

Eine predigende Ministerpräsidentin<br />

Wenn sich der Erfolg einer Veranstaltung<br />

am Besucherinteresse misst, dann gehört<br />

der ökumenische Gottesdienst „Macht hoch<br />

Tor 1“ von <strong>HKM</strong> zu den Top-Events. Seit dem<br />

Beginn vor nunmehr neun Jahren hat sich<br />

die Zahl der Gäste immer weiter gesteigert.<br />

Am 8. Dezember 2013 wurde sogar erstmals<br />

die 1.500-Marke geknackt. Sicherlich<br />

auch, weil diesmal NRW-Ministerpräsidentin<br />

Hannelore Kraft die Predigt hielt.<br />

Vor diesem Hintergrund ist der jeweils zum<br />

Barbaratag durchgeführte Gottesdienst für<br />

die Organisatoren eine echte Herausforderung.<br />

So wurde beispielsweise in dem Vorzelt<br />

vor der Werkshalle des alten Elektrobetriebs,<br />

in dem heute die Ausbildung für Kranfahrer<br />

stattfindet, eine große Leinwand aufgestellt.<br />

Public Viewing der besonderen Art.<br />

Illustre Gäste<br />

Neben Ministerpräsidentin Kraft, die bei ihrer<br />

Predigt „Raum in der Herberge“ so verschiedene<br />

Themen wie Integration oder auch die<br />

Probleme bei der Unterbringung von Asylbewerbern<br />

und Flüchtlingen ansprach, war mit<br />

Konzernarbeitsdirektor Oliver Burkhard auch<br />

die Konzernspitze von Thyssen<strong>Krupp</strong> anwesend.<br />

Zu den Gästen zählten darüber hinaus<br />

Vorstandsmitglieder von TKSE, V&M, MRW<br />

sowie Spitzenvertreter der Kirchen, Politik<br />

und Wirtschaft. Auch die Duisburger Philharmoniker<br />

waren vertreten, was Arbeitsdirektor<br />

Peter Gasse besonders freute: „Lange Zeit war<br />

ja nicht sicher, ob es sie noch weiter geben<br />

würde. Wir haben da Solidarität gezeigt, weil


04 • 2013 45<br />

Impressionen von der Barbarafeier<br />

wir der Meinung sind, dass dieses Markenzeichen<br />

von Duisburg nicht verloren gehen<br />

darf.“ Komplettiert wurde die Besucherschar<br />

von vielen <strong>HKM</strong>-Mitarbeitern samt Familien<br />

sowie vielen Menschen aus der nähe ren und<br />

weiteren Nachbarschaft der Hütte.<br />

Umfangreiches Programm<br />

Sie alle erlebten an diesem zweiten Adventsonntag<br />

wieder einmal einen ganz besonderen<br />

Gottesdienst mit zahlreichen Höhepunkten.<br />

<strong>Der</strong> Gospelchor „Soul, Heart and<br />

Spirit“ trug dazu genauso bei wie der Hüttenheimer<br />

Posaunenchor und das Mercator<br />

Ensemble der Duisburger Philharmoniker, die<br />

Lichtmalereien von Hans-Peter Garske über<br />

den „Problemstadtteil“ Hochfeld oder die Beschäftigung<br />

für Kinder ab drei Jahren durch<br />

ein Kreativteam. Und natürlich gab es im Anschluss<br />

an den Gottesdienst auch wieder das<br />

gewohnte „Danach“, ein gemütliches Beisammensein<br />

bei alkoholfreiem Glühpunsch und<br />

Weihnachtsgebäck. Realisiert wurde das und<br />

noch viel mehr durch Mitarbeiter des Kirchlichen<br />

Dienstes in der Arbeitswelt, der Katholischen<br />

Arbeitnehmerbewegung, der IG Metall<br />

sowie durch zahlreiche freiwillige Helfer von<br />

<strong>HKM</strong>. <strong>Der</strong> Erlös der Veranstaltung in Höhe<br />

von 4.000 Euro kommt dem Sozialzentrum<br />

der Pfarrei Liebfrauen in Hochfeld<br />

zugute. Insgesamt einmal<br />

mehr ein gelungenes Fest,<br />

bei dem so mancher Besucher<br />

sich bereits festlegte,<br />

auch im nächsten<br />

Jahr wieder dabei zu<br />

sein, wenn es heißt:<br />

„Macht hoch Tor 1!“


46 04 • 2013<br />

Die Kunst ist in die alte Schreinerei von <strong>HKM</strong><br />

zurückgekehrt. Lange Jahre hatten dort die<br />

Lehmbruck-Stipendiaten gearbeitet, bis die<br />

Stadt Duisburg vor zwei Jahren die Stipen dien<br />

einsparte. Jetzt präsentiert der Duisburger<br />

Künstlerbund dort zu seinem 90. Geburtstag<br />

Kunstwerke der unterschiedlichsten Art. Und<br />

eigensinnig, wie die 16 Künst lerinnen und<br />

Künstler nun einmal sind, kommt die Ausstellung<br />

unter dem Titel „augenblicklich“ daher.<br />

Einmal mehr wird dabei deutlich, wie sehr Industriekulisse<br />

und moderne Kunst zusammen<br />

passen und voneinander profitieren.<br />

Mehr als 100 Gäste waren am Sonntag, dem<br />

1. Dezember 2013, zur Eröffnung der Ausstellung<br />

auf dem Werksgelände von <strong>HKM</strong> gekommen.<br />

Bis Anfang Januar steht sie nun für<br />

Besucher nach vorheriger Anmeldung offen.<br />

Ein Sichtfenster für die Kunst<br />

Bei seiner Begrüßung erinnerte Arbeitsdirektor<br />

Peter Gasse an das langjährige Engagement<br />

von <strong>HKM</strong> für die Kunst. Besonders stolz<br />

verwies er dabei auf die Künstler Heike Mutter<br />

und Ulrich Genth, die einst als Stipendiaten<br />

auf der Hütte gearbeitet hatten und heute<br />

als die „Erfinder“ der Skulptur „Tiger &<br />

Turtle“ auf der Heinrich-Hildebrand-Höhe<br />

gelten. Das Hüttenwerk selbst beschrieb Peter<br />

Gasse als einen besonders geschützten<br />

Arbeitsbereich, der „von einer hohen Mauer“<br />

umgeben sei. „Mit dieser Ausstellung schneiden<br />

wir sozusagen ein Sichtfenster in diese<br />

Mauer und ermöglichen einen Blick auf Kunst<br />

Kunden und Partner a 90 Jahre Duisburger Künstlerbund:<br />

Kunst auf der Hütte<br />

im Industrieraum.“ <strong>Der</strong> Duisburger Kulturdezernent<br />

Thomas Krützberg und die Leiterin<br />

des Lehmbruck Museums, Dr. Söke Dinkla,<br />

zeigten sich erfreut darüber, dass die Kooperation<br />

zwischen dem Künstlerbund, dem Museum<br />

und <strong>HKM</strong> so erfolgreich ist. Zugleich<br />

hoben sie hervor, dass die Ausstellung ohne<br />

die Unterstützung von <strong>HKM</strong> nicht zustande<br />

gekommen wäre. Dabei ging es nicht nur um<br />

die Instandsetzung der Hallen durch die<br />

werkseigenen Elektriker, sondern auch um<br />

den Transport und das Aufstellen der tonnenschweren<br />

Holzfiguren von Roger Löcherbach.<br />

Beeindruckende<br />

Vielfalt<br />

Die Vielfalt der präsentierten<br />

Kunstwerke ist überwältigend.<br />

Während Roger<br />

Löcherbach grob und wuchtig<br />

sägt und schnitzt, sind die Zeichnungen<br />

von Klaus Florian leicht und<br />

fast spielerisch. Ralf Raßloff wiederum<br />

zeigt Fotografien in Schwarzweiß,<br />

die Himmel und Erde rasiermesserscharf<br />

zusammenführen. Michael<br />

Kiefer malt dagegen so genau<br />

und realistisch, als wären die Bilder<br />

Fotografien – schreckend und verwirrend<br />

zugleich. Auch die Werke<br />

der anderen Künstler lohnen einen<br />

Rundgang durch die Schreinerei:<br />

Malerei, Video-Kunst, Objekte – die<br />

Bandbreite ist groß, Ein Merkmal<br />

des Künstlerbundes, das<br />

sich in den 90 Jahren seines Bestehens nicht<br />

verändert hat. 1923 hatten sich die Künstler<br />

zusammengetan, um gemeinsam gegen<br />

materielle Not anzugehen. Im Lauf der Zeit<br />

wurde daraus eine kreative Gruppe, die sich<br />

immer wieder neu erfand, um in der Entwicklung<br />

nicht stehen zu bleiben. Bis heute.<br />

<strong>Der</strong> Journalist Frank Kopatschek hat die Geschichte<br />

des Künstlerbundes für den Katalog<br />

„Sichtwechsel“ zusammengefasst und sie<br />

zum 90. Geburtstag aktualisiert und fortgeschrieben.<br />

Sie ist Teil der Katalogmappe, die<br />

während der Finissage am 12. Januar 2014<br />

vorgestellt wird.<br />

Die Ausstellung<br />

„augenblicklich“<br />

Noch bis zum 12. Januar 2014 können die<br />

Kunstwerke in der alten Schreinerei auf dem<br />

<strong>HKM</strong>-Werksgelände besichtigt werden. Nach<br />

Anmeldung finden Kunst- und Werksführungen<br />

jeweils um 14 Uhr ab Tor 1 statt am:<br />

Sonntag, 15. Dezember 2013,<br />

Sonntag, 29. Dezember 2013,<br />

Sonntag, 12. Januar.<br />

Zur Finissage mit der Präsentation einer Katalogmappe<br />

wird am Sonntag, 12. Januar 2014<br />

um 16 Uhr eingeladen.<br />

Anmeldungen nimmt die Kunstvermittlung<br />

des Lehmbruck Museums dienstags von 10 bis<br />

16 Uhr und mittwochs bis freitags zwischen 10<br />

und 14 Uhr unter Tel. 0203-283-2195 entgegen.<br />

E-Mail-Adresse:<br />

kunstvermittlung@lehmbruckmuseum.de


04 • 2013 47<br />

Mitarbeiter Wir gratulieren unseren Jubilaren:<br />

Mitarbeiter <br />

Januar<br />

45 Jahre<br />

Klaus Potdevin 08.01.<br />

25 Jahre<br />

Hartmut Lorenz 01.01.<br />

Februar<br />

45 Jahre<br />

Siegfried Schade 25.02.<br />

35 Jahre<br />

Juergen Koch 07.02.<br />

Norbert Otrzonsek 12.02.<br />

Eduard Koch 16.02.<br />

März<br />

35 Jahre<br />

Mario Kook 01.03.<br />

Aziz Kuzucuk 01.03.<br />

Hermann-Josef Ramacher 01.03.<br />

Hans-Peter Wulff 01.03.<br />

Uwe Raupach 02.03.<br />

Hans-Juergen Dalkowski 05.03.<br />

Klaus Steins 06.03.<br />

Horst Markowsky 13.03.<br />

Klaus-Peter Schroeder 14.03.<br />

Rainer Czech 19.03.<br />

Reinhold Drotboom 19.03.<br />

Heinz Kaufmann 20.03.<br />

Siegfried Pawolski 20.03.<br />

Peter Lehnertz 23.03.<br />

Bernd Pillich 30.03.<br />

25 Jahre<br />

Juergen Dudda 01.03.<br />

Manfred Bleidorn 06.03.<br />

Austritte · Altersteilzeit ·<br />

Freistellungsphase<br />

Otmar Anton 01.09.13<br />

Reinhold Drotboom 01.09.13<br />

Hans-Werner Gawrisch 01.09.13<br />

Rainer Gemsa 01.09.13<br />

Klaus Pimpertz 01.09.13<br />

Lothar Otworowski 01.10.13<br />

Hans-Joachim Nittner 01.11.13<br />

Heinz-Juergen Schoening 01.11.13<br />

Erreichung Rentenalter<br />

Herbert <strong>Der</strong>gue 01.09.13<br />

Ernst Ellerbeck 01.09.13<br />

Hans-Peter Uerschels 01.09.13<br />

Wolfgang Hoebel 01.10.13<br />

Guenter Kaehler 01.10.13<br />

Guenter Schneidereit 01.10.13<br />

Kompetenz <br />

Vorträge & Veröffentlichungen 4/2013<br />

TI<br />

„Budgetierung und Controlling<br />

in der Instandhaltung bei <strong>HKM</strong>“<br />

Dr.-Ing. Jens Reichel (TI)<br />

Vorgetragen bei / veröffentlicht in:<br />

Fachtagung „Effektives technisches Controlling<br />

für erfolgreiche Unternehmen“,<br />

Dr. Kalaitzis & Partner <strong>GmbH</strong>, Köln, 05.12.2013<br />

„Einführung eines<br />

3D Geo-Informations system bei <strong>HKM</strong>“<br />

Ernst Löffler (TI-I)<br />

Vorgetragen bei / veröffentlicht in:<br />

9. Fachkongress Digitale Fabrik@Produktion<br />

„Zwei Welten wachsen zusammen“,<br />

Automobil Produktion, Berlin, 06.11.2013<br />

„Einführung eines Energie managementsystems<br />

nach DIN EN ISO 50.001 in einem<br />

Hüttenwerk“<br />

Dipl.-Ing. Matthias Baldermann (TI-W)<br />

Vorgetragen bei / veröffentlicht in:<br />

7. Jahrestagung „Energiemanagement in der<br />

Industrie“, Bonn, 06.11.2013<br />

TR<br />

„Blast Furnace Process and Slags“<br />

Dr. Peter Eisen<br />

Vorgetragen bei / veröffentlicht in:<br />

„Refractory Technology, Refractory Materials<br />

and Slags in the Metallurgy”, Internationales<br />

Seminar der Stahl-Akademie im Stahlzentrum,<br />

Köln, 26.11.2013<br />

„Experiances with Copper Cooling<br />

Elements at <strong>HKM</strong>“<br />

Dr. Peter Eisen<br />

Vorgetragen bei / veröffentlicht in:<br />

Europäischer Hochofenausschuss, ArcelorMittal<br />

Bremen <strong>GmbH</strong>, Bremen, 24.10.2013<br />

TR-H<br />

„Presentation of <strong>HKM</strong> and development of<br />

blast furnace productivity“<br />

Dipl.-Ing. Jürgen Gertz,<br />

Dipl.-Ing. Georg Grabietz,<br />

Vortragender: Dr.-Ing. Andreas Janz<br />

Vorgetragen bei / veröffentlicht in:<br />

VDEh-Fachausschuss Hochofenverfahren,<br />

Hüttenwerke <strong>Krupp</strong> <strong>Mannesmann</strong> <strong>GmbH</strong>,<br />

Duisburg, 09.10.2013,<br />

„Improvement of blast furnace process<br />

stability and productivity – Two examples“<br />

Dipl.-Ing. Jürgen Gertz<br />

Vorgetragen bei / veröffentlicht in:<br />

VDEh-Fachausschuss Hochofenverfahren,<br />

Hüttenwerke <strong>Krupp</strong> <strong>Mannesmann</strong> <strong>GmbH</strong>,<br />

Duisburg, 09.10.2013,<br />

TR-K<br />

„Einfluss unterschiedlicher Kohlemischungen<br />

und Verkokungsbedingungen<br />

auf die Kokseigenschaften“<br />

Dipl.-Ing. Michael Jatzkowski,<br />

Dipl.-Ing. Heinz-Bernd Beckmann (<strong>HKM</strong>),<br />

Dennis Riller (ArcelorMittal Bottrop),<br />

Axel Roloff (Vortragender, Salzgitter Flachstahl<br />

<strong>GmbH</strong>), Dr. Frank Rullang (AG der<br />

Dillinger Hüttenwerke),<br />

Joachim Spitz (KBS Schwelgern <strong>GmbH</strong>)<br />

Vorgetragen bei / veröffentlicht in:<br />

135. Vollsitzung des Hochofenausschusses<br />

gemeinsam mit dem Kokereiausschuss, Stahl-<br />

Zentrum Düsseldorf, 05.12.2013<br />

Mitarbeiter a<br />

Wir gedenken:<br />

Rentner:<br />

Franz Bonfigt<br />

Reiner Bullmann<br />

Theodor Krieger<br />

Hasan-Ünal Lökerler<br />

Bernhard Meyer<br />

Willi Tuvursenbek<br />

Knut Verhoeven<br />

Horst Walter<br />

Rudi Wegner<br />

Heinz Willemsen<br />

Impressum<br />

„Wir bei <strong>HKM</strong>“ ist eine Zeitung für Mitarbeiter<br />

der Hüttenwerke <strong>Krupp</strong> <strong>Mannesmann</strong><br />

Herausgeber:<br />

Hüttenwerke <strong>Krupp</strong> <strong>Mannesmann</strong> <strong>GmbH</strong><br />

Verantwortlich:<br />

Peter Gasse<br />

Redaktion:<br />

Walter Klöters<br />

Telefon 0 21 04 3 92 38<br />

Mobil 01 72 21 00 952<br />

E-Mail wkloeters@aol.com<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Ehinger Straße 200<br />

47259 Duisburg<br />

Tel. 02 03 999 29 06<br />

Leserbriefe: leserbriefe@hkm.de<br />

Bildmaterial:<br />

Tanja Pickartz, Lichtmalereien: Hans-Peter<br />

Garske, 123rf (Giuseppe Ramos, nejron),<br />

Fotolia (Pico, WoGi, schaltwerk)<br />

Gesamtherstellung:<br />

zero.kommunikation, Moers


Kunden und Partner a Produkte aus <strong>HKM</strong>-Stahl:<br />

Mit Füßen getreten<br />

Wer sein Fahrzeug mit Füßen tritt, kann sie<br />

speziell in Deutschland eigentlich nicht alle<br />

auf der Reihe haben. Nur bei einem Teil machen<br />

die Deutschen eine Ausnahme, langen<br />

sogar immer wieder kräftig und zugleich mit<br />

viel Gefühl hin. Die Rede ist hier vom Kupplungspedal.<br />

Denn im Gegensatz etwa zu den<br />

komfort- und damit auch automatikverliebten<br />

Amerikanern sind hierzulande noch viele<br />

Autos und Fahrer mit einem Schaltgetriebe<br />

unterwegs. Und das verlangt – wie der Name<br />

schon sagt – nach eifrigem Schalten. Sei es<br />

um spritschonend daher zu gleiten oder<br />

sportlich-schnell die Gänge zu wechseln. Das<br />

entsprechend oft und mitleidlos drangsalierte<br />

Teil muss also robust ausgelegt sein, um<br />

über einen langen Zeitraum und viele Kilometer<br />

hinweg störungsfrei zu funktionieren.<br />

Was – wie wir alle wissen – eine klassische Eigenschaft<br />

von Produkten aus <strong>HKM</strong>-Stahl ist.<br />

Doch was macht so eine Kupplung überhaupt<br />

bzw. wie funktioniert sie? – Also: Beim Gangwechsel<br />

muss die Verbindung zwischen Motor<br />

und Getriebe unterbrochen sein, da sich nur<br />

ohne den Antrieb des Motors die Zahnräder<br />

problem- und in der Regel auch geräuschlos<br />

in eine andere Position bewegen lassen. Auch<br />

ein ruckfreies Anfahren wäre ohne Kupplung<br />

kaum möglich, die zudem noch dazu beiträgt,<br />

Schwingungen des Antriebs zu dämpfen. Um<br />

das „Trennen“ und anschließende Verbinden<br />

von Motor und Getriebe zu ermöglichen, werden<br />

seit Anfang der 1960er-Jahre Tellerfedern<br />

eingesetzt. Durch die geschlitzten Federn halten<br />

sich die Pedalkräfte auch ohne hydraulische<br />

Unterstützung in Grenzen.<br />

Hergestellt werden die Kupplungsmembranfedern<br />

aus dem Federstahl 50CRV4, mit dem<br />

neben dem Kunden Hoesch Hohenlimburg<br />

auch die Warmbreitbandstraße in Bochum<br />

beliefert wird. Dort werden die Brammen<br />

von <strong>HKM</strong> zu Banddicken zwischen zwei und<br />

fünf Millimetern, die Coils anschließend bei<br />

Unternehmen der Kaltwalzindustrie nach<br />

weiteren Glühbehandlungen auf 1,5 bis drei<br />

Millimeter Dicke gewalzt. Die unterschiedliche<br />

Dicke ist dabei abhängig von der späteren<br />

Verwendung im Pkw oder Lkw. Die eigentlichen<br />

Membranen werden in speziellen<br />

Federwerken durch Stanzen ausgebildet, wobei<br />

die Federhärte durch spezielle Wärmebehandlungen<br />

erreicht wird. Auch die Kupplungsscheiben<br />

werden in diesen Werken<br />

montiert.<br />

Für eine gleichbleibende Funktion und lange<br />

Lebensdauer müssen die Federn frei von<br />

jeglichen Oberflächenfehlern sein und eine<br />

homogene Innenbeschaffenheit aufweisen.<br />

Neben der Stahlanalyse in der Gießpfanne<br />

werden daher auch die Gießbedingungen an<br />

den Stranggussanlagen genau festgelegt und<br />

vor der Freigabe der Brammen geprüft. Nur<br />

so kann sichergestellt werden, dass Kupplung<br />

und Federn das permanente Getreten-werden<br />

auch gut wegstecken. Übrigens ist auch das<br />

Pedal, über das die Tritte ausgeführt werden,<br />

aus <strong>HKM</strong>-Stahl. Aber das ist eine andere Geschichte<br />

und soll deshalb auch ein anderes<br />

Mal erzählt werden.

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