Gutachtliche Stellungnahme zum Unternehmenswert - CJ VOGEL ...
Gutachtliche Stellungnahme zum Unternehmenswert - CJ VOGEL ...
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<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>zum</strong> <strong>Unternehmenswert</strong><br />
<strong>zum</strong> 14. Februar 2014 und<br />
zur angemessenen Barabfindung<br />
im Rahmen des geplanten Ausschlusses<br />
der Minderheitsaktionäre der<br />
C.J. <strong>VOGEL</strong> AKTIENGESELLSCHAFT<br />
für BETEILIGUNGEN,<br />
Hamburg
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>zum</strong> <strong>Unternehmenswert</strong><br />
<strong>zum</strong> 14. Februar 2014 und<br />
zur angemessenen Barabfindung<br />
im Rahmen des geplanten Ausschlusses<br />
der Minderheitsaktionäre der<br />
C.J. <strong>VOGEL</strong> AKTIENGESELLSCHAFT<br />
für BETEILIGUNGEN,<br />
Hamburg
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite I<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Auftrag und Auftragsdurchführung .................................................. 1<br />
1.1 Auftrag ................................................................................................................1<br />
1.2 Auftragsdurchführung ........................................................................................2<br />
2 Rechtliche und wirtschaftliche Grundlagen ..................................... 4<br />
2.1 Übersicht über das Bewertungsobjekt ................................................................4<br />
2.2 C.J. Vogel AG ....................................................................................................5<br />
2.2.1 Gesellschaftsrechtliche Grundlagen ...................................................... 5<br />
2.2.2 Wirtschaftliche Grundlagen .................................................................. 5<br />
2.3 KG Aurum ..........................................................................................................6<br />
2.3.1 Gesellschaftsrechtliche Grundlagen ...................................................... 6<br />
2.3.2 Wirtschaftliche Grundlagen .................................................................. 6<br />
2.4 Otto (GmbH & Co KG) ......................................................................................6<br />
2.4.1 Gesellschaftsrechtliche Grundlagen ...................................................... 6<br />
2.4.2 Wirtschaftliche Grundlagen .................................................................. 8<br />
2.4.3 Marktumfeld und Wettbewerbsverhältnisse ........................................ 17<br />
3 Allgemeine Bewertungsgrundsätze ................................................ 39<br />
3.1 Ertragswert .......................................................................................................39<br />
3.2 Sonderwerte ......................................................................................................42<br />
3.3 Liquidationswert und Substanzwert .................................................................42<br />
3.4 Börsenwert ........................................................................................................42<br />
4 Methodische Vorgehensweise ........................................................ 44<br />
4.1 Struktur und Abgrenzung des Bewertungsobjekts ...........................................44<br />
4.2 Bewertungsstichtag ...........................................................................................45<br />
4.3 Analyse der Ertragskraft und Ableitung der Zukunftserfolge ..........................45<br />
5 Otto (GmbH & Co KG) ...................................................................... 48<br />
5.1 Planungsrechnung .............................................................................................48<br />
5.1.1 Gewinn- und Verlustrechnung ............................................................ 48<br />
5.1.2 Bereinigungen ..................................................................................... 49<br />
5.1.3 Operatives Ergebnis ............................................................................ 50<br />
5.1.4 Finanzergebnis .................................................................................... 61<br />
5.1.5 Ertragsteuern ....................................................................................... 62<br />
5.1.6 Jahresergebnis/Konzernergebnis ......................................................... 63<br />
5.1.7 Übergangsjahr und ewige Rente ......................................................... 63<br />
5.1.8 Planungsrechnung für Bewertungszwecke .......................................... 66
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite II<br />
5.2 Kapitalisierungszinssatz ...................................................................................67<br />
5.2.1 Eigenkapitalkosten .............................................................................. 68<br />
5.2.2 Basiszinssatz ....................................................................................... 69<br />
5.2.3 Risikozuschlag .................................................................................... 71<br />
5.3 Wachstumsrate .................................................................................................78<br />
5.4 <strong>Unternehmenswert</strong> ............................................................................................80<br />
5.4.1 Ertragswert .......................................................................................... 80<br />
5.4.2 <strong>Unternehmenswert</strong> .............................................................................. 82<br />
5.4.3 Sensitivitätsanalyse ............................................................................. 82<br />
5.4.4 Plausibilisierung anhand von Multiplikatoren .................................... 83<br />
6 KG Aurum .......................................................................................... 86<br />
7 C.J. Vogel AG .................................................................................... 87<br />
7.1 <strong>Unternehmenswert</strong> ............................................................................................87<br />
7.2 Wert je Aktie ....................................................................................................88<br />
7.3 Analyse des Börsenkurses ................................................................................89<br />
8 Schlussbemerkung ........................................................................... 96
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite III<br />
Anlagenverzeichnis<br />
Abkürzungsverzeichnis .................................................................................... 1<br />
Wesentliche erhaltene Unterlagen ................................................................. 2<br />
Betafaktoren der Peer Group Unternehmen .................................................. 3<br />
Allgemeine Auftragsbedingungen .................................................................. 4
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 1<br />
1 Auftrag und Auftragsdurchführung<br />
1.1 Auftrag<br />
Der Vorstand der OTTO Aktiengesellschaft für Beteiligungen, Hamburg, (im Folgenden kurz<br />
„Otto AG“) hat uns beauftragt, den <strong>Unternehmenswert</strong> der<br />
C.J. <strong>VOGEL</strong> AKTIENGESELLSCHAFT für BETEILIGUNGEN, Hamburg,<br />
--im Folgenden auch kurz „C.J. Vogel AG“ genannt--<br />
im Zusammenhang mit dem geplanten Ausschluss der Minderheitsaktionäre der C.J. Vogel AG<br />
gemäß §§ 327a ff. AktG (so genannter Squeeze out) und die angemessene Barabfindung für die<br />
Minderheitsaktionäre zu ermitteln.<br />
Hintergrund unseres Auftrages ist der geplante Ausschluss der Minderheitsaktionäre der<br />
C.J. Vogel AG. Die Otto AG verfügt auskunftsgemäß über mehr als 95 % der Anteile an der<br />
C.J. Vogel AG und ist somit Hauptaktionärin im Sinne des § 327a Abs. 1 AktG. Das förmliche<br />
Verlangen, auf der Hauptversammlung der C.J. Vogel AG einen Beschluss über die Übertragung<br />
der Anteile der Minderheitsaktionäre auf die Hauptaktionärin gegen Gewährung einer<br />
angemessenen Barabfindung herbeizuführen, hat die Otto AG dem Vorstand der C.J. Vogel AG<br />
am 16. Oktober 2013 übermittelt. Der Vorstand der C.J. Vogel AG hat die Aktionäre der<br />
C.J. Vogel AG hierüber am 16. Oktober 2013 per Ad hoc-Mitteilung nach § 15 WpHG informiert.<br />
Da die Beschluss fassende, außerordentliche Hauptversammlung voraussichtlich am 14. Februar<br />
2014 stattfinden soll, haben wir diesen Tag als Bewertungsstichtag zugrunde gelegt.<br />
Die Angemessenheit der Barabfindung (§ 327b AktG) ist durch einen sachverständigen, gerichtlich<br />
bestellten Prüfer zu prüfen. Das Landgericht Hamburg hat mit Beschluss vom<br />
24. Oktober 2013 die Ebner & Stolz GmbH & Co. KG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Hamburg,<br />
<strong>zum</strong> sachverständigen Prüfer bestellt.<br />
Bei der Auftragsdurchführung haben wir den IDW Standard S 1 „Grundsätze zur Durchführung<br />
von Unternehmensbewertungen“ des Hauptfachausschusses des Instituts der Wirtschaftsprüfer<br />
in der Fassung vom 2. April 2008 (IDW S 1) zugrunde gelegt. Im Sinne dieser <strong>Stellungnahme</strong><br />
geben wir unsere <strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong> in der Funktion eines neutralen Gutachters ab.<br />
Der von uns ermittelte <strong>Unternehmenswert</strong> stellt demnach eine objektivierte Größe dar.<br />
Dem Auftrag liegen die als Anlage 4 beigefügten Allgemeinen Auftragsbedingungen für Wirtschaftsprüfer<br />
und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in der Fassung vom 1. Januar 2002
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 2<br />
zugrunde. Die Haftungshöchstsumme bestimmt sich nach Nr. 9 der Allgemeinen Auftragsbedingungen<br />
und ergänzenden schriftlichen Vereinbarungen. Im Verhältnis zu Dritten ist Nr. 1<br />
Abs. 2 und Nr. 9 der Allgemeinen Auftragsbedingungen maßgebend.<br />
Die <strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong> wird nur im Zusammenhang mit dem geplanten Ausschluss der<br />
Minderheitsaktionäre der C.J. Vogel AG erstellt und ist nur für die interne Verwendung durch<br />
den Auftraggeber bestimmt. Die interne Verwendung umfasst auch die Verwendung im Rahmen<br />
der Durchführung des Ausschlusses der Minderheitsaktionäre, insbesondere im Rahmen<br />
der schriftlichen und mündlichen Berichterstattung an die Aktionäre der C.J. Vogel AG. Dies<br />
schließt die Möglichkeit zur Einsichtnahme in die <strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong> durch die Aktionäre<br />
der C.J. Vogel AG im Zusammenhang mit der außerordentlichen Hauptversammlung ein.<br />
Die Weitergabe unserer <strong>Gutachtliche</strong>n <strong>Stellungnahme</strong> darf vorbehaltlich der ausdrücklichen<br />
schriftlichen Zustimmung von KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (im Folgenden<br />
„KPMG“) nur in vollem Wortlaut einschließlich einer schriftlichen Erklärung über den Zweck<br />
des zugrunde liegenden Auftrages sowie den mit dem Auftrag verbundenen Weitergabebeschränkungen<br />
und Haftungsbedingungen und nur dann an Dritte erfolgen, wenn der jeweilige<br />
Dritte sich zuvor mit den Allgemeinen Auftragsbedingungen und der Haftungsbegrenzung einverstanden<br />
erklärt und bestätigt hat, dass er die <strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong> vertraulich behandeln<br />
und nicht an Dritte weitergeben wird. Nicht Dritte im Sinne dieses Absatzes sind die von<br />
der Otto AG und C.J. Vogel AG im Zusammenhang mit dem beabsichtigten Ausschluss der<br />
Minderheitsaktionäre beauftragten Rechtsanwälte und der gerichtlich bestellte Prüfer, sofern<br />
diese berufsrechtlich zur Verschwiegenheit verpflichtet sind und nicht von ihrem jeweiligen<br />
Auftraggeber von der Verpflichtung zur Verschwiegenheit befreit werden.<br />
1.2 Auftragsdurchführung<br />
Wir haben unsere Arbeiten in den Geschäftsräumen der Otto AG und der Otto (GmbH & Co<br />
KG), Hamburg, (im Folgenden „Otto (GmbH & Co KG)“, gemeinsam mit ihren Tochterunternehmen<br />
und Beteiligungen „Otto Group“) sowie in unserem Büro in Hamburg durchgeführt.<br />
Die wesentlichen unserer Tätigkeit zugrunde liegenden Unterlagen haben wir in Anlage 2 zusammengestellt.<br />
Darüber hinaus haben uns die von dem Auftraggeber benannten Auskunftspersonen weitergehende<br />
Informationen erteilt.<br />
Bei der Bewertung haben sich keine besonderen Schwierigkeiten im Sinne des § 327c Abs. 2<br />
Satz 4 i.V.m. § 293e Abs. 1 Satz 3 Nr. 3 AktG ergeben.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 3<br />
Grundsätzlich basiert unsere Wertermittlung auf den für den Bewertungsanlass zur Verfügung<br />
gestellten Unterlagen. Diese haben wir kritisch gewürdigt, jedoch keiner Prüfung im Sinne einer<br />
Jahresabschlussprüfung unterzogen. Die Planungsrechnungen wurden von uns ausgehend von<br />
der Entwicklung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage in der Vergangenheit, der aktuellen<br />
rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie Marktstudien und Branchenreports<br />
plausibilisiert und mit dem jeweiligen Vorstand der C.J. Vogel AG und der Otto (GmbH & Co<br />
KG) und anderen verantwortlichen Mitarbeitern einzelner Teilkonzerne der Otto (GmbH & Co<br />
KG) besprochen.<br />
Wir weisen darauf hin, dass die in diesem Bericht ausgewiesenen Berechnungen grundsätzlich<br />
gerundet ausgewiesen werden. Da die Berechnungen tatsächlich mit den exakten Werten erfolgen,<br />
kann die Addition bzw. Subtraktion von Tabellenwerten zu Abweichungen bei den ausgewiesenen<br />
Zwischen- bzw. Gesamtsummen führen.<br />
Die Vorstände der Otto AG, der C.J. Vogel AG und der Otto (GmbH & Co KG) haben uns<br />
jeweils eine Vollständigkeitserklärung mit dem Inhalt abgegeben, dass uns alle Angaben, die für<br />
die Erstellung dieser <strong>Gutachtliche</strong>n <strong>Stellungnahme</strong> von Bedeutung sind, richtig und vollständig<br />
erteilt wurden.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 4<br />
2 Rechtliche und wirtschaftliche Grundlagen<br />
2.1 Übersicht über das Bewertungsobjekt<br />
Bewertungsobjekt ist die C.J. Vogel AG. Die Otto AG hält derzeit rund 98,5 % der Aktien der<br />
C.J. Vogel AG, die wiederum über die Kommanditgesellschaft AURUM Beteiligungs- und<br />
Verwaltungs- G.m.b.H. & Co., Hamburg, (im Folgenden kurz „KG Aurum“) rund 2,6 % der<br />
Kommanditanteile an der Otto (GmbH & Co KG) hält.<br />
Wesentlicher Vermögensgegenstand der C.J. Vogel AG ist demzufolge ihre indirekte Beteiligung<br />
an der Otto (GmbH & Co KG). Im Einzelnen ergeben sich die Beteiligungsverhältnisse<br />
wie folgt:<br />
Minderheitsaktionäre<br />
rund 98,5%<br />
rund 1,5%<br />
OTTO Aktiengesellschaft<br />
für Beteiligungen<br />
49%<br />
GS Gesellschaft für<br />
Versand-<br />
Beteiligungen m.b.H.<br />
C.J. <strong>VOGEL</strong> AKTIEN-<br />
GESELLSCHAFT<br />
für BETEILIGUNGEN<br />
67,5% 22,5%<br />
rund 54,1%<br />
rund 26,4%<br />
Otto (GmbH & Co KG)<br />
Verwaltungsgesellschaft<br />
Otto mbH<br />
10%<br />
KG AURUM<br />
Beteiligungs- und<br />
Verwaltungs G.m.b.H.<br />
& Co.<br />
rund 19,5%<br />
Außenstehende<br />
Kommanditisten<br />
Quelle: Otto AG
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 5<br />
2.2 C.J. Vogel AG<br />
2.2.1 Gesellschaftsrechtliche Grundlagen<br />
Die C.J. Vogel AG hat ihren Sitz in Hamburg und ist in das Handelsregister des Amtsgerichts<br />
Hamburg unter HRB 70722 eingetragen.<br />
Das Grundkapital der C.J. Vogel AG beträgt 6.930.000,00 € und ist eingeteilt in 693.000 Stückaktien.<br />
Gegenstand des Unternehmens sind Erwerb, Verwaltung und Veräußerung von Beteiligungen<br />
an Gesellschaften und Unternehmen jeder Art sowie von sonstigem Kapitalvermögen.<br />
Die Satzung ist gültig in der Fassung vom 17. März 2010.<br />
Das Geschäftsjahr umfasst den Zeitraum vom 1. März eines Jahres bis <strong>zum</strong> 28./29. Februar des<br />
Folgejahres.<br />
Die Otto AG hält derzeit 682.570 der Aktien (rund 98,5 %) der C.J. Vogel AG. Börsliche oder<br />
außerbörsliche Aktienerwerbe wurden auskunftsgemäß von der Otto AG weder im Jahr 2012<br />
noch im Jahr 2013 getätigt.<br />
Gegenwärtig sind 33 Aktien auf einem gesonderten, im Namen der C.J. <strong>VOGEL</strong> AG geführten<br />
Depot bei der Deutsche Bank AG für Aktionäre hinterlegt, die ihre Aktien im Jahr 2001 im<br />
Zuge der DM/EUR-Umstellung bisher nicht umgetauscht haben. Aus diesen 33 Aktien kann die<br />
Gesellschaft keine Stimmrechte ausüben. Die entsprechenden Dividendenanteile für diesen<br />
Aktien werden bei der C.J. Vogel AG als sonstige Verbindlichkeiten ausgewiesen. Demzufolge<br />
handelt es sich bei diesen Aktien nicht um eigene Anteile im bilanziellen Sinne bzw. für Bewertungszwecke.<br />
2.2.2 Wirtschaftliche Grundlagen<br />
Die C.J. Vogel AG nimmt eine reine Holdingfunktion ein. Sie hält ausschließlich rund 26,4 %<br />
der Kommanditanteile an der KG Aurum. Die Einlage beträgt 21.232.053,70 €.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 6<br />
2.3 KG Aurum<br />
2.3.1 Gesellschaftsrechtliche Grundlagen<br />
Die KG Aurum hat ihren Sitz in Hamburg und ist in das Handelsregister des Amtsgerichts<br />
Hamburg unter HRA 65456 eingetragen.<br />
Das Haftkapital der KG Aurum beträgt 80.500.000,00 €.<br />
Persönlich haftender Gesellschafter (Komplementär) ist Prof. Dr. Peer Witten, Hamburg. Er ist<br />
nicht am Vermögen und am Kapital der Gesellschaft beteiligt.<br />
Gegenstand der Gesellschaft ist Erwerb, Veräußerung und Verwaltung von Beteiligungen und<br />
Gesellschaftsrechten aller Art sowie Verwaltung von Vermögen für Dritte.<br />
Der Gesellschaftsvertrag ist gültig in der Fassung vom 21. August 2012.<br />
Das Geschäftsjahr der KG Aurum umfasst den Zeitraum vom 1. März eines Jahres bis <strong>zum</strong><br />
28./29. Februar des Folgejahres.<br />
2.3.2 Wirtschaftliche Grundlagen<br />
Auch die KG Aurum nimmt eine reine Holdingfunktion ein. Die KG Aurum hält 10 % der<br />
Kommanditanteile an der Otto (GmbH & Co KG). Die Einlage beträgt 77.000.020,00 €.<br />
Zusätzlich hält sie 10 % der Anteile an der Verwaltungsgesellschaft Otto mbH, Hamburg, der<br />
Komplementärin der Otto (GmbH & Co. KG), mit einer Einlage in Höhe von 5.000,00 €.<br />
2.4 Otto (GmbH & Co KG)<br />
2.4.1 Gesellschaftsrechtliche Grundlagen<br />
Die Otto (GmbH & Co KG) hat ihren Sitz in Hamburg und ist in das Handelsregister des Amtsgerichts<br />
Hamburg unter HRA 62024 eingetragen.<br />
Das Gesellschaftskapital (Kommanditeinlagen) der Otto (GmbH & Co KG) beträgt<br />
770.000.200,00 € und ist auf drei Kommanditisten verteilt: die Otto AG (67,5 %), die GS Gesellschaft<br />
für Versand-Beteiligungen m.b.H., Hamburg, (22,5 %) und die KG Aurum<br />
(10,0 %).
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 7<br />
Persönlich haftender Gesellschafter (Komplementärin) ist die Verwaltungsgesellschaft Otto<br />
mbH, Hamburg, die nicht am Kapital der Otto (GmbH & Co KG) beteiligt ist.<br />
Gegenstand des Unternehmens der Gesellschaft ist der Versandhandel mit Waren und Dienstleistungen<br />
aller Art, der Einzelhandel im Rahmen der behördlich erteilten Genehmigungen und<br />
die serienmäßige Herstellung der <strong>zum</strong> Angebot kommenden Waren unter Ausschluss handwerklicher<br />
Fertigung. Zur Erreichung dieser Zwecke ist die Gesellschaft befugt, gleichartige oder<br />
ähnliche Unternehmen zu errichten oder zu erwerben oder sich an solchen zu beteiligen.<br />
Der Gesellschaftsvertrag ist gültig in der Fassung vom 4. November 2009.<br />
Das Geschäftsjahr umfasst den Zeitraum vom 1. März eines Jahres bis <strong>zum</strong> 28./29. Februar des<br />
Folgejahres.<br />
Die Otto (GmbH & Co KG) hielt <strong>zum</strong> 28. Februar 2013 weltweit Beteiligungen an<br />
348 im Konzernabschluss vollkonsolidierten Unternehmen und 39 Unternehmen, die in den<br />
Konzernabschluss als assoziierte Unternehmen nach der Equity-Methode oder als Gemeinschaftsunternehmen<br />
einbezogen werden.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 8<br />
2.4.2 Wirtschaftliche Grundlagen<br />
2.4.2.1 Segmente<br />
Seit mehr als 60 Jahren ist die Otto (GmbH & Co KG) bzw. die Otto Group als Distanzhändler<br />
tätig. Das rund 1,8 Mio. Artikel umfassende Warensortiment hat seinen Schwerpunkt auf Mode<br />
mit Textilien, Schuhen und Accessoires. Darüber hinaus werden auch Haushalts- und Unterhaltungselektronik,<br />
Möbel und Büroartikel sowie Spezialsortimente vertrieben. Die Aktivitäten im<br />
Multichannel-Einzelhandel werden durch konzerneigene Finanzdienstleistungen sowie Logistik-<br />
und Einkaufsgesellschaften komplettiert.<br />
Die Geschäftstätigkeit der Otto Group ist in drei Segmente aufgeteilt, denen jeweils einzelne<br />
Teilkonzerne zugeordnet sind. In der nachfolgenden Übersicht sind die wesentlichen Teilkonzerne<br />
genannt:<br />
Multichannel-Einzelhandel Finanzdienstleistungen Service<br />
3 Suisses-Gruppe EOS-Gruppe Hermes Services<br />
Baur-Gruppe<br />
Finnovato-Gruppe<br />
Bonprix-Gruppe<br />
Crate&Barrel-Gruppe<br />
Frankonia-Gruppe<br />
Freemans Grattan Holdings<br />
Heine-Gruppe<br />
House of Brands<br />
Limango-Gruppe<br />
Otto Brasilien-Gruppe<br />
Otto China-Gruppe<br />
Otto Europe<br />
Otto Group Russia<br />
Otto Japan-Gruppe<br />
Otto Operativ<br />
Schwab-Gruppe<br />
SPORT SCHECK<br />
Witt-Gruppe<br />
Quelle: Otto Group<br />
Im Segment „Multichannel-Einzelhandel“ erfolgt der Vertrieb vielfältiger Warengruppen der<br />
in- und ausländischen Gesellschaften der Otto Group über die drei Vertriebswege E-Commerce,<br />
Katalog und Stationärhandel.<br />
Der Handel im Internet ist <strong>zum</strong> wichtigsten Vertriebskanal der Otto Group geworden. Mit rund<br />
60 Online-Plattformen erzielt die Gruppe über die Hälfte ihrer Einzelhandelserlöse. Weltweit ist<br />
die Otto Group der zweitgrößte Online-Händler (nach Amazon) und größter Online-Händler für<br />
Fashion und Lifestyle im Endkundengeschäft. Durch die Weiterentwicklung bestehender Kon-
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 9<br />
zepte, durch Neugründungen, Joint Ventures und Akquisitionen will die Otto Group den Ausbau<br />
ihres E-Commerce-Angebots auch zukünftig konsequent vorantreiben.<br />
Im klassischen Kataloggeschäft versorgt die Otto Group ihre Versandhandelskunden ergänzend<br />
<strong>zum</strong> etablierten Hauptkatalog mit einer Vielzahl sortiment- und zielgruppenspezifischer Spezialkataloge.<br />
Aufgrund der zunehmenden Nutzung des Internets dient der Katalog künftig vor<br />
allem als Warenpräsentation.<br />
Das Stationärgeschäft der Otto Group umfasst konzernweit mehr als 400 Standorte. Hierzu<br />
zählen unter anderem „SportScheck“, „Manufactum“ und „Frankonia“ in Deutschland, aber<br />
auch „Crate & Barrel“ in den USA oder „bonprix“ in verschiedenen europäischen Ländern.<br />
Das Segment „Finanzdienstleistungen“ ergänzt die Multichannel-Aktivitäten international<br />
durch handelsnahe Angebote wie Inkasso-, Debitoren-, Forderungs- und Liquiditätsmanagement<br />
entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Einzelhandelsunternehmen.<br />
Das Segment „Service“ der Otto Group umfasst die Logistik- und sonstigen Dienstleistungen,<br />
zu denen auch die Vielzahl von internationalen Einkaufsgesellschaften zählt. Diese Unternehmen<br />
werden dabei nicht nur für die anderen Gesellschaften der Otto Group, sondern auch für<br />
Kunden außerhalb des Konzerns tätig. Die Logistikleistungen werden von den verschiedenen<br />
Gesellschaften der Hermes Services vorgenommen. Die Logistikzentren befinden sich neben<br />
Hamburg und Haldesleben in fünf weiteren Städten in Deutschland. Ebenfalls <strong>zum</strong> Segment<br />
„Service“ gehören Beteiligungen an verschiedenen Reisedienstleistern.<br />
Der Umsatz der Otto Group (mit Dritten) verteilte sich im Geschäftsjahr 2012/13 wie folgt auf<br />
die drei Segmente:<br />
Umsatz nach Segmenten<br />
Finanzdienstleistungen<br />
5%<br />
Service<br />
10%<br />
Multichannel-<br />
Einzelhandel<br />
85%<br />
Quelle: Geschäftsbericht Otto Group 2012/13
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 10<br />
2.4.2.2 Regionen<br />
Deutschland ist unverändert der wichtigste Absatzmarkt der Otto Group, wobei sich die Umsatzerlöse<br />
(mit Dritten) derzeit auf folgende Absatzländer bzw. -regionen verteilen:<br />
Umsatzerlöse nach Regionen<br />
Russland<br />
5%<br />
Asien<br />
2%<br />
Nord- & Südamerika<br />
11%<br />
Europa (ohne Deutschland,<br />
Frankreich und Russland)<br />
14%<br />
Deutschland<br />
57%<br />
Frankreich<br />
11%<br />
Quelle: Geschäftsbericht Otto Group 2012/13<br />
Im Geschäftsjahr 2012/13 verlief die Entwicklung in den einzelnen Regionen sehr unterschiedlich:<br />
Während die Umsatzerlöse in Deutschland – insbesondere durch den Erfolg der Otto Operativ<br />
und der Hermes Services – leicht um 1,3 % gesteigert werden konnten, mussten in Frankreich<br />
bei der 3 Suisses-Gruppe signifikante Umsatzeinbußen in Höhe von -14,3 % hingenommen<br />
werden. Die führende Marktposition in Russland konnte mit einer Umsatzsteigerung in<br />
Höhe von 9,9 % (kursbereinigt) gefestigt werden. Im übrigen Europa ergaben sich Zuwächse in<br />
Höhe von 4,4 % (kursbereinigt) gegenüber dem Vorjahr.<br />
Das Geschäft der Region Nord- und Südamerika erreichte ein kursbereinigtes Wachstum in<br />
Höhe von 5,4 %, während die Erlöse in Asien kursbereinigt leicht zurückgegangen sind.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 11<br />
2.4.2.3 Ertragslage<br />
Die konsolidierte Ertragslage der Otto Group der Jahre 2010/11 bis 2012/13 stellt sich wie folgt<br />
dar:<br />
Otto Group - Gewinn- und Verlustrechnung<br />
Ist<br />
in T€ 2010/11 2011/12 2012/13<br />
Umsatzerlöse 11.403.913 11.596.565 11.784.243<br />
Materialaufw and* 5.706.576 5.972.166 5.947.178<br />
Rohertrag 5.697.337 5.624.399 5.837.065<br />
in % der Umsatzerlöse 50,0% 48,5% 49,5%<br />
Personalaufw and 1.961.268 2.053.394 2.125.166<br />
Abschreibungen 289.198 279.820 322.811<br />
Sonstiges betriebliches Ergebnis -3.069.349 -3.032.150 -3.000.619<br />
EBIT 377.522 259.035 388.469<br />
in % der Umsatzerlöse 3,3% 2,2% 3,3%<br />
Finanzergebnis* -131.267 -214.210 -188.440<br />
EBT 246.255 44.825 200.029<br />
Ertragsteuern 75.389 32.184 64.210<br />
Jahresergebnis 170.866 12.641 135.819<br />
Minderheitenanteile -45.517 27.439 -14.002<br />
Konzernergebnis 125.349 40.080 121.817<br />
in % der Umsatzerlöse 1,1% 0,3% 1,0%<br />
Quelle: Konzernabschlüsse Otto Group 2011/12 und 2012/13, KPMG Analyse<br />
* Hinweise:<br />
Im Materialaufwand sind die Aufwendungen für Finanzdienstleitungen enthalten.<br />
Das Finanzergebnis enthält abweichend von der Darstellung im Konzernabschluss auch den Anteil des Jahresüberschusses,<br />
der auf das kapitalmarktorientierte Eigenkapital und Genussscheine entfällt. Insofern weichen die nachfolgenden<br />
Größen von der Darstellung im Konzernabschluss ab.<br />
Das Geschäftsjahr 2012/13 wurde durch die Ausweitung im Finanzdienstleistungs- und Servicesegment<br />
sowie die fortgesetzte internationale Expansion bestimmt, während sich im Segment<br />
„Multichannel-Einzelhandel“ positive und negative Entwicklungen weitgehend ausglichen.<br />
Nachdem zwei Jahre zuvor im Geschäftsjahr 2010/11 aufgrund des weltweiten Wachstums im<br />
Online-Handel und der Erstkonsolidierung von Quelle-Aktivitäten in Russland und Frankreich<br />
noch ein Umsatzwachstum in Höhe von 12,6 % erzielt werden konnte, betrug das Umsatzwachstum<br />
in den letzten beiden Geschäftsjahren lediglich 1,7 % bzw. 1,6 %.<br />
Im Segment „Multichannel-Einzelhandel“ konnte trotz positiver Effekte aus dem Wachstum<br />
im Vertriebskanal Online-Handel um 7,5 % insgesamt lediglich eine Umsatzsteigerung in Höhe<br />
von 0,2 % erzielt werden. Bezogen auf den deutschen Markt lag das Umsatzwachstum der Otto<br />
Group in diesem Segment bei 1,3 % und befindet sich damit in etwa auf Marktniveau des deutschen<br />
Einzelhandels, der die Umsätze des Vorjahres im Jahr 2012 um 1,5 % übertraf.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 12<br />
Bei den internationalen Aktivitäten verlief die Entwicklung in den einzelnen Absatzregionen<br />
sehr unterschiedlich. Während ein anhaltend starkes Wachstum der Marken „bonprix“, „Witt“<br />
und „Quelle“ in Russland verzeichnet werden konnte und auch in den Regionen Nord- und<br />
Südamerika Umsatzsteigerungen vor allem mit der Lifestyle- und Einrichtungsgruppe Crate &<br />
Barrel erzielt werden konnten, setzte sich die angespannte Entwicklung in Frankreich fort. In<br />
einem schwierigen Umfeld durch den allgemeinen Rückgang des Modekonsums auf dem französischen<br />
Markt und aufgrund des Umbaus des dortigen Versandhandel-Geschäftsmodells<br />
musste in diesem Jahr nach einem Umsatzrückgang in Höhe von 5,6 % im Vorjahr eine weitere<br />
Reduzierung um 17,3 % hingenommen werden.<br />
Durch die fortgesetzte internationale Expansion in Kanada, Brasilien und Frankreich sowie die<br />
gute Entwicklung in den europäischen Kernmärkten konnte im Segment „Finanzdienstleistungen“<br />
im Geschäftsjahr 2012/13 ein Wachstum in Höhe von 11,7 % (bezogen auf den Umsatz<br />
mit Dritten) erzielt werden. Die stete Internationalisierung des Forderungsmanagements soll in<br />
den kommenden Jahren auch weiterhin die Entwicklung der Gruppe bestimmen.<br />
Im Segment „Service“ realisierten die Logistikdienstleister einen deutlichen Anstieg des Außenumsatzes<br />
um 16,4 %. Insgesamt generierte das Segment „Service“ im Geschäftsjahr 2012/13<br />
ein Wachstum in Höhe von 10,0 % gegenüber dem Vorjahr.<br />
Aufgrund einer leichten Entspannung auf den Beschaffungsmärkten im Geschäftsjahr 2012/13<br />
konnte mit dem Umsatzwachstum auch ein Anstieg des Rohertrags und der Rohertragsmarge<br />
von 48,5 % auf 49,5 % erreicht werden. Im Vorjahr 2011/12 hatte ein überproportionaler Anstieg<br />
der Beschaffungspreise zu einer sinkenden Rohertragsmarge geführt.<br />
Der Personalaufwand stieg in allen Segmenten sowohl durch eine Ausweitung des Mitarbeiterstamms<br />
als auch durch einen Anstieg der Löhne und Gehälter. Im Geschäftsjahr 2012/13 beschäftigte<br />
die Otto Group durchschnittlich 53.823 Mitarbeiter gegenüber 53.103 im Vorjahr.<br />
Der Anstieg der Abschreibungen, die im Wesentlichen auf das Segment „Multichannel-<br />
Einzelhandel“ entfallen, resultierte im Geschäftsjahr 2012/13 vor allem aus höheren außerplanmäßigen<br />
Abschreibungen auf derivative Geschäfts- und Firmenwerte, immaterielle Vermögenswerte<br />
sowie Sachanlagen in Höhe von 74 Mio. € gegenüber 38 Mio. € im Vorjahr.<br />
Das sonstige betriebliche Ergebnis beinhaltet im Wesentlichen sonstige betriebliche Aufwendungen<br />
(3.958 Mio. € im Geschäftsjahr 2012/13), die sich wiederum aus Katalog- und Werbekosten<br />
(1.762 Mio. €), Versandkosten (362 Mio. €), Miet- und Leasing-Aufwendungen<br />
(336 Mio. €) und Verwaltungskosten zusammensetzen. Gegenüber dem Vorjahr konnte durch<br />
die zunehmende Konzentration auf den Online-Handel im Segment „Multichannel-<br />
Einzelhandel“ eine Reduzierung der Werbekosten um 71 Mio. € realisiert werden. Gegenläufig<br />
wirkten Belastungen aus Restrukturierungen sowie der Optimierung von Geschäftsprozessen<br />
und der IT-Landschaft in Höhe von 49 Mio. € in Frankreich und 53 Mio. € in Deutschland aus.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 13<br />
Im sonstigen betrieblichen Ergebnis sind zudem sonstige betriebliche Erträge in Höhe von<br />
835 Mio. € aus Nebengeschäften, Forderungsinkasso und der Auflösung von Rückstellungen<br />
und Verbindlichkeiten enthalten. Der Rückgang dieses Postens gegenüber dem Vorjahr beruht<br />
unter anderem auf im Jahr 2011/12 verzeichneten Veräußerungsgewinnen aus dem Verkauf von<br />
Grundstücken in Höhe von 71 Mio. €. Darüber hinaus sind im sonstigen betrieblichen Ergebnis<br />
Bestandsveränderungen und aktivierte Eigenleistungen in Höhe von 49 Mio. € enthalten. Um<br />
das sonstige betriebliche Ergebnis mit der Darstellungsweise der Otto Group in der Planungsrechnung<br />
zu vereinheitlichen, wurde in diesem Posten auch das Beteiligungsergebnis ausgewiesen.<br />
Es betrug im Geschäftsjahr 2012/13 73 Mio. € gegenüber 84 Mio. € im Vorjahr.<br />
Insgesamt stieg das EBIT der Otto Group im Geschäftsjahr 2012/13 deutlich um 129 Mio. € auf<br />
388 Mio. € gegenüber 259 Mio. € im Vorjahr. Der Anstieg resultiert im Wesentlichen aus dem<br />
Segment „Multichannel-Einzelhandel“, in dem sich das EBIT im Vergleich <strong>zum</strong> Vorjahr von<br />
59 Mio. € auf 209 Mio. € mehr als verdreifachte. Die EBIT-Verbesserung ist größtenteils auf<br />
den gestiegenen Rohertrag und einen Rückgang der sonstigen betrieblichen Aufwendungen,<br />
insbesondere durch verringerte Katalogkosten zurückzuführen.<br />
Das EBIT des Segments „Finanzdienstleistungen“ fiel entgegen der positiven Umsatzentwicklung<br />
von 223 Mio. € im Vorjahr auf 208 Mio. € im Geschäftsjahr 2012/13. Die EBIT-Marge<br />
sank von 42,0 % auf 35,1 %. Der Rückgang des EBIT ist im Wesentlichen auf den um<br />
18 Mio. € geringeren Beteiligungsertrag aufgrund des Verkaufs von Anteilen an der COFIDIS<br />
PARTICIPATIONS S.A. im Januar 2013 zurückzuführen.<br />
Auch das Segment „Services“ musste im Geschäftsjahr 2012/13 trotz Umsatzwachstum einen<br />
Rückgang des EBIT von 54 Mio. € um 13,8 % auf 46 Mio. € hinnehmen. Die EBIT-Marge sank<br />
von 5,2 % auf 4,1 %. Der Ergebnisrückgang basiert im Wesentlichen auf erhöhten Aufwendungen<br />
für ein Logistikprojekt in Frankreich in Höhe von 13,5 Mio. €.<br />
Das Finanzergebnis saldiert sich im Wesentlichen aus Zinserträgen in Höhe von 24 Mio. € und<br />
Zinsaufwendungen in Höhe von 191 Mio. €. Ursächlich für den leichten Rückgang des Zinsergebnisses<br />
auf 167 Mio. € waren insbesondere geringere Aufwendungen aus Zinsderivaten sowie<br />
niedrigere sonstige Zinsaufwendungen, bei einem leichten Anstieg des Zinsanteils für Pensionsaufwendungen<br />
im Vergleich <strong>zum</strong> Vorjahr. Darüber hinaus sind im Finanzergebnis Erträge und<br />
Aufwendungen aus Finanzanlagen und Wertpapieren, Währungskursgewinne/-verluste sowie<br />
Bankspesen in Höhe von insgesamt -13 Mio. € enthalten.<br />
Die Konzernsteuerquote in Höhe von 30,9 % im Geschäftsjahr 2012/13 berücksichtigt die<br />
Nutzung steuerlicher Verlustvorträge. Die höhere Steuerquote im Vorjahr in Höhe von 58,4 %<br />
basierte im Wesentlichen auf einem Rückgang des Konzernergebnisses bei gleichzeitigem Anstieg<br />
der steuerlichen Bemessungsgrundlage einzelner, nicht <strong>zum</strong> Organkreis gehörender inund<br />
ausländischer Gesellschaften.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 14<br />
Die Minderheitenanteile in Höhe von 14 Mio. € entfallen im Wesentlichen auf die außenstehenden<br />
Anteile an der 3 Suisses-Gruppe.<br />
2.4.2.4 Vermögenslage<br />
Die folgende Übersicht stellt die konsolidierte Vermögenslage der Otto Group jeweils zu den<br />
Stichtagen 28./29. Februar der Geschäftsjahre 2010/11 bis 2012/13 dar:<br />
Otto Group - Bilanz<br />
Ist<br />
in T€ 2010/11 2011/12 2012/13<br />
Immaterielle Vermögensw erte 776.724 782.047 793.271<br />
Sachanlagen 1.218.107 1.261.493 1.274.981<br />
Finanzanlagen 728.644 843.825 742.400<br />
Anlagevermögen 2.723.475 2.887.365 2.810.652<br />
Vorräte 1.378.996 1.370.880 1.263.868<br />
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 1.915.131 1.883.070 2.054.505<br />
Verzinsliche Forderungen 461.204 385.724 370.116<br />
Sonstige Vermögensw erte 733.583 535.395 612.117<br />
Wertpapiere und liquide Mittel 414.137 350.259 460.281<br />
Umlaufvermögen 4.903.051 4.525.329 4.760.887<br />
Aktive latente Steuern 91.017 93.362 71.634<br />
Aktiva 7.717.543 7.506.056 7.643.173<br />
Auf die Otto (GmbH & Co KG) entfallender Anteil am Eigenkapital 1.333.081 1.334.270 1.391.608<br />
Anteile anderer Gesellschafter 538.042 456.517 462.274<br />
Kapitalmarktnotiertes Eigenkapital und Genussscheine 209.391 209.423 55.660<br />
Eigenkapital 2.080.514 2.000.210 1.909.542<br />
Rückstellungen für Pensionen 660.303 679.827 700.965<br />
Sonstige Rückstellungen 320.808 290.532 283.380<br />
Passive latente Steuern 74.337 47.076 43.549<br />
Rückstellungen 1.055.448 1.017.435 1.027.894<br />
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 1.031.381 1.038.809 1.098.673<br />
Verzinsliche Verbindlichkeiten 2.228.028 2.214.838 2.425.146<br />
Sonstige Verbindlichkeiten 1.322.172 1.234.764 1.181.918<br />
Verbindlichkeiten 4.581.581 4.488.411 4.705.737<br />
Passiva 7.717.543 7.506.056 7.643.173<br />
Quelle: Konzernabschlüsse Otto Group 2011/12 und 2012/13<br />
Die immateriellen Vermögenswerte setzen sich im Wesentlichen aus Geschäfts- oder Firmenwerten<br />
zusammen, gefolgt von Konzessionen, gewerblichen Schutzrechten und Lizenzen.<br />
Im Geschäftsjahr 2012/13 stieg das immaterielle Vermögen im Wesentlichen aufgrund von<br />
getätigten IT-Investitionen um 11 Mio. €. Hingegen verringerten sich die Geschäfts- oder Firmenwerte<br />
im Segment Multichannel-Einzelhandel um insgesamt 20 Mio. € aufgrund der Abschreibung<br />
des Firmenwertes eines Private-Shopping-Anbieters.<br />
Die Sachanlagen wurden in den vergangenen Geschäftsjahren geringfügig ausgeweitet. Die<br />
Neuinvestitionen im Geschäftsjahr 2012/13 betrafen den Aus- und Umbau der Stationärstandor-
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 15<br />
te. Darüber hinaus wurden Investitionen in den Logistikbereich der Otto Group und in die IT-<br />
Architektur in Frankreich getätigt. Die Sachanlagen umfassen <strong>zum</strong> 28. Februar 2013 insbesondere<br />
Grundstücke, grundstückgleiche Rechte und Bauten (559 Mio. €), Sachanlagen aus Finanzierungsleasingverhältnissen<br />
(272 Mio. €) sowie andere Anlagen und Betriebs- und Geschäftsausstattung<br />
(222 Mio. €).<br />
Der wesentliche Teil der langfristigen Finanzanlagen ergibt sich aus Anteilen an assoziierten<br />
und Gemeinschaftsunternehmen (616 Mio. € <strong>zum</strong> 28. Februar 2013).<br />
Die Vorräte bestehen hauptsächlich aus Handelswaren und zu einem geringen Anteil aus Roh-,<br />
Hilfs- und Betriebsstoffen sowie unfertigen Erzeugnissen. Das Niveau an Vorräten <strong>zum</strong><br />
28. Februar 2013 ist erneut leicht gesunken.<br />
Bei den Forderungen und sonstigen Vermögenswerten, die im Wesentlichen aus Forderungen<br />
aus Lieferungen und Leistungen bestehen, gab es in den letzten Geschäftsjahren nur geringe<br />
Veränderungen. Der Großteil der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen ist aufgrund des<br />
Geschäftsmodells kurzfristiger Art. Zudem weist die Otto Group aufgrund von Forderungsverkäufen<br />
(Factoring) vergleichsweise geringe Kundenforderungen aus.<br />
Das Gesamtvermögen der Otto Group stieg <strong>zum</strong> 28. Februar 2013 um 137 Mio. € bzw. 1,8 %<br />
gegenüber dem Vorjahresstichtag.<br />
Der auf die Otto (GmbH & Co KG) entfallende Anteil am Eigenkapital beinhaltet neben dem<br />
Kommanditkapital in Höhe von 770 Mio. € insbesondere das erwirtschaftete Konzerneigenkapital,<br />
das die in der Vergangenheit erzielten thesaurierten Ergebnisse des Konzerns umfasst und<br />
<strong>zum</strong> letzten Bilanzstichtag 938 Mio. € betrug. Die Anteile anderer Gesellschafter entfallen im<br />
Wesentlichen auf außenstehende Gesellschafter bei der 3 Suisses-Gruppe. Der Posten Kapitalmarktorientiertes<br />
Eigenkapital und Genussrechte umfasst im Wesentlichen im Juni 2006 sowie<br />
im August 2009 ausgegebene Genussscheine der EOS Holding GmbH in Höhe von 55 Mio. €.<br />
Sie sind aufgrund ihrer Ausgestaltung nach IAS 32 als Eigenkapital zu klassifizieren. Der<br />
Rückgang des Postens im Vergleich <strong>zum</strong> Vorjahr resultiert aus der Tilgung einer Hybridanleihe<br />
in Höhe von 150 Mio. € im August 2012.<br />
Im Buchwert der Rückstellungen für Pensionen in Höhe von 701 Mio. € saldieren sich der<br />
Barwert der Pensionsverpflichtungen in Höhe von 1.306 Mio. € mit dem Wert des Planvermögens<br />
in Höhe von 450 Mio. € und den nicht realisierten versicherungs-mathematischen Gewinnen<br />
und Verlusten in Höhe von 155 Mio. €.<br />
In den sonstigen Rückstellungen sind mit einem Teilbetrag in Höhe von 86 Mio. € Restrukturierungsverpflichtungen<br />
enthalten.<br />
Der Bestand der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen ist gegenläufig <strong>zum</strong><br />
Rückgang der Materialaufwendungen leicht angestiegen.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 16<br />
Die verzinslichen Verbindlichkeiten – die sich im Wesentlichen auf die Segmente „Multichannel-Einzelhandel“<br />
und „Services“ beziehen – setzen sich <strong>zum</strong> 28. Februar 2013 aus Verbindlichkeiten<br />
aus Anleihen und Schuldverschreibungen in Höhe von 973 Mio. €, Verbindlichkeiten<br />
gegenüber Kreditinstituten in Höhe von 966 Mio. € und sonstigen Finanzverbindlichkeiten<br />
– im Wesentlichen aus Finanzierungsleasing – in Höhe von 379 Mio. € zusammen. Der<br />
Anteil der langfristigen verzinslichen Verbindlichkeiten mit einer Laufzeit von über einem Jahr<br />
ist dabei um 116 Mio. € auf 1.542 Mio. € gestiegen. Gleichzeitig stiegen die kurzfristigen verzinslichen<br />
Verbindlichkeiten um 140 Mio. € auf 776 Mio. € an. Des Weiteren wurden die Verbindlichkeiten<br />
gegenüber nahe stehenden Personen und Unternehmen in Höhe von 59 Mio. €<br />
sowie die an Mitarbeiter ausgegebenen Genussrechte in Höhe von 48 Mio. € den verzinslichen<br />
Verbindlichkeiten zugeordnet.<br />
Die sonstigen Verbindlichkeiten beinhalten insbesondere die Verpflichtungen gegenüber Mitarbeitern<br />
(278 Mio. €), Verbindlichkeiten aus Steuern (229 Mio. €), Abgrenzungsposten<br />
(165 Mio. €), sowie erhaltene Anzahlungen (153 Mio. €).
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 17<br />
2.4.3 Marktumfeld und Wettbewerbsverhältnisse<br />
2.4.3.1 Gesamtwirtschaftliche Entwicklung<br />
2.4.3.1.1 Deutschland<br />
Da mehr als die Hälfte der Umsatzerlöse der Otto Group in Deutschland erzielt wird, ist die<br />
gesamtwirtschaftliche Entwicklung im Inland in besonderem Maße für die Prognose der künftigen<br />
Umsatz- und Ertragsentwicklung der Otto Group relevant. Die folgende Tabelle fasst die<br />
voraussichtliche Entwicklung der zentralen gesamtwirtschaftlichen Faktoren in Deutschland<br />
zusammen:<br />
Gesamtw irtschaftliche Rahmenbedingungen in Deutschland<br />
Quelle: The Economist Intelligence Unit, 2. Dezember 2013<br />
Ist<br />
Planung<br />
2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017<br />
Bevölkerung in Mio. Einw ohner 81,7 81,7 81,8 81,9 82,1 82,2 82,4<br />
Nominales BIP (in Mrd. €) 2.606,0 2.668,0 2.729,0 2.796,0 2.868,0 2.957,0 3.039,0<br />
Wachstum in % <strong>zum</strong> Vorjahr 4,7% 2,4% 2,3% 2,5% 2,6% 3,1% 2,8%<br />
Reales BIP (in Mrd. €) 2.447,8 2.469,7 2.481,0 2.516,5 2.553,3 2.591,0 2.621,9<br />
Wachstum in % <strong>zum</strong> Vorjahr 3,4% 0,9% 0,5% 1,4% 1,5% 1,5% 1,2%<br />
Nominales BIP pro Kopf (in T€) 31,9 32,7 33,4 34,1 34,9 36,0 36,9<br />
Reales BIP pro Kopf (in T€) 30,0 30,2 30,3 30,7 31,1 31,5 31,8<br />
Nominaler Privater Konsum (in Mrd. €) 1.497,7 1.532,6 1.573,0 1.617,0 1.664,0 1.720,0 1.774,0<br />
Wachstum in % <strong>zum</strong> Vorjahr 4,4% 2,3% 2,6% 2,8% 2,9% 3,4% 3,1%<br />
Realer Privater Konsum (in Mrd. €) 1.380,3 1.390,1 1.405,4 1.425,4 1.441,8 1.464,1 1.483,6<br />
Wachstum in % <strong>zum</strong> Vorjahr 2,3% 0,7% 1,1% 1,4% 1,2% 1,5% 1,3%<br />
Nominaler privater Konsum pro Kopf (in T€) 18,3 18,8 19,2 19,7 20,3 20,9 21,5<br />
Realer privater Konsum pro Kopf (in T€) 16,9 17,0 17,2 17,4 17,6 17,8 18,0<br />
Inflation 2,5% 2,1% 1,5% 1,2% 1,5% 1,8% 1,8%<br />
Arbeitslosenquote 6,0% 5,5% 5,3% 5,3% 5,4% 5,3% 5,2%<br />
Im Jahr 2012 setzte sich der gesamtwirtschaftliche Aufschwung nach der Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
in Deutschland fort. So konnten neben einem moderaten Anstieg des Bruttoinlandsprodukts<br />
(BIP) auch ein Anstieg des privaten Konsums beobachtet werden, wenngleich<br />
dieser geringer ausfiel als im Vorjahr. Dieser Wachstumstrend soll sich grundsätzlich mittelund<br />
langfristig fortsetzen: Bis <strong>zum</strong> Jahr 2017 wird mit einer durchschnittlichen jährlichen<br />
Wachstumsrate des realen BIP in Höhe von 1,2 % gerechnet, wobei insbesondere die Prognosen<br />
für das Jahr 2013 jedoch verhalten sind. 1<br />
Gleichzeitig wird derzeit davon ausgegangen, dass der im Jahr 2012 beobachtete Aufschwung<br />
am Arbeitsmarkt sich über das Jahr 2013 hinaus stabilisieren wird. Mit erwarteten steigenden<br />
Einkommen und einer leicht sinkenden Arbeitslosenquote von rund 5,3 % sollen gemäß der<br />
1 Vgl. EIU, 2. Dezember 2013
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 18<br />
Konjunkturumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages e.V., Berlin, (DIHK) 2<br />
positive Effekte auf die Konsumperspektiven einhergehen. Dies spiegelt sich auch in dem im<br />
Februar 2013 von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) 3 veröffentlichten Konsumklimaindex<br />
wider, laut dem der private Konsum nach einem Jahrzehnt der Stagnation wieder zulegt.<br />
Betrug das Wachstum in den vergangenen zehn Jahren im Mittel 0,3 %, so wird bis <strong>zum</strong><br />
Jahre 2017 trotz steigender Energiekosten ein durchschnittliches Wachstum des realen privaten<br />
Konsums in Höhe von 1,3 % jährlich erwartet. 4<br />
2.4.3.1.2 Erwartungen für die sonstigen Absatzregionen der Otto Group<br />
Die in einzelnen Staaten der Euro-Zone bestehende Rezession bremst – trotz einer gegenüber<br />
dem Vorjahr leicht verbesserten wirtschaftlichen Situation – die europäische Konsumerwartung.<br />
So ist die wirtschaftliche Lage für Länder wie Belgien, Frankreich und die Niederlande weiterhin<br />
als nicht zufriedenstellend zu beurteilen. Zudem hat sich die Wirtschaftslage in Griechenland,<br />
Italien, Spanien und Portugal im Vergleich <strong>zum</strong> Vorjahreszeitraum weiter verschlechtert<br />
und stellt sich unverändert als kritisch dar. 5 Dies wird insbesondere bestätigt durch eine im<br />
Vorjahr in der Eurozone um 0,5 % geschrumpfte gesamtwirtschaftliche Produktion und eine<br />
gesamteuropäische Arbeitslosenquote in Höhe von 12,2 %. 6<br />
Gleichzeitig ist die Inflationserwartung für die Euro-Zone im laufenden Jahr 2013 auf 1,3 %<br />
gesunken. Hinsichtlich der Entwicklung des BIP für das Jahr 2013 liegen die Erwartungen insgesamt<br />
bei einem Rückgang in Höhe von - 0,7 %, wobei davon ausgegangen wird, dass sich die<br />
konjunkturellen Unterschiede zwischen den einzelnen Staaten verfestigen. 7 Erst mittelfristig<br />
wird wieder eine positive Wachstumsentwicklung erwartet, so wird <strong>zum</strong> Beispiel für das Jahr<br />
2014 mit einem BIP-Wachstum in Höhe von 0,6 % (EIU 8 ) bzw. 1,1 % (IMF 9 ) gerechnet. Eine<br />
weiterhin restriktive Finanzpolitik verhindert jedoch ein größeres Wirtschaftswachstum. 10<br />
Für Frankreich als wichtigstem Handelspartner Deutschlands wird erwartet, dass sich das<br />
Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr (real) rückläufig entwickelt; erst für das Jahr 2014 wird<br />
wieder mit einem positiven Wirtschaftswachstum, allerdings lediglich in Höhe von 0,9 % ge-<br />
2 Vgl. DIHK-Konjunkturumfrage, Oktober 2013, S. 10<br />
3 Vgl. GfK-Konsumklima-Index, Februar 2013, S. 10 und 22<br />
4 Vgl. EIU, 2. Dezember 2013<br />
5 Vgl. ifo, World Economic Survey, November 2013, S. 5<br />
6 Vgl. DIHK-Konjunkturumfrage Jahresbeginn, 2013, Februar 2013, S. 6<br />
7 Vgl. EIU Data Summary Euro Area, 23. September 2013<br />
8 Vgl. EIU Data Summary Euro Area, 23. September 2013<br />
9 Vgl. International Monetary Fund, World Economic Outlook, Oktober 2013<br />
10 Vgl. ifo World Economic Survey, Mai 2013, S. 4
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 19<br />
rechnet. 11 Grund für die anhaltende Stagnation sind unter anderem Budgetkürzungen im öffentlichen<br />
Sektor und anhaltende Steuerreformen, die zu einer Verunsicherung der Bevölkerung und<br />
dadurch zu einer Kaufzurückhaltung führen. Der private Konsum schrumpfte im Jahr 2012 um<br />
0,5 %. 12<br />
Die Konsumerwartungen für die meisten osteuropäischen Länder sind weiterhin sehr positiv.<br />
Insbesondere in Russland werden für das Jahr 2013 aufgrund eines Exportüberschusses durch<br />
leicht steigende Weltmarktpreise für Erdöl und -gas sowie einer geringeren Verschuldung weitere<br />
Wachstumspotenziale erwartet. Als negativ könnte sich in Zukunft eine anhaltende Abhängigkeit<br />
von Rohstofferzeugnissen erweisen, da die russische Wirtschaft verhältnismäßig weniger<br />
breit gefächert ist. 13 Anhaltende wirtschaftspolitische Instabilitäten könnten zudem zu einem<br />
Rückgang der Investitionen und der Nachfrage auf dem Heimatmarkt führen. 14 Zudem bestehen<br />
Wechselkursrisiken. Vor diesem Hintergrund wird für Russland im Jahr 2013 mit einem realen<br />
Wachstum des BIP in Höhe von 1,5 % bzw. 3,0 % im Jahr 2014 gerechnet. 15 Die Prognosen<br />
hinsichtlich des Wachstums des privaten Konsums liegen für Russland bei 3,7% für das Jahr<br />
2013 und 4,3% für das Jahr 2014. 16 Dies bedeutet eine anhaltende positive Entwicklung der<br />
Wachstumsrate, was unter anderem durch eine verbesserte Arbeitsmarktlage zu erklären ist.<br />
In den USA deuten verschiedene Anzeichen – wie seit Mitte 2011 sinkende Arbeitslosenzahlen<br />
und ein Geschäftsklimaindex, der sich wieder dem langfristigen Durchschnitt der vergangenen<br />
15 Jahre nähert 17 – auf eine Belebung der Wirtschaft und des privaten Konsums hin. Allerdings<br />
stellt die angespannte Haushaltslage unverändert einen erheblichen Belastungs- und Risikofaktor<br />
dar, was im Extremfall zur öffentlichen Investitionsrückhaltung und somit zu einer erheblichen<br />
Belastung der Konjunktur führen könnte. 18 Gleichwohl stieg der private Konsum <strong>zum</strong><br />
Jahresende 2012 aufgrund höherer Haushaltseinkommen und des Rückgangs der Arbeitslosenquote<br />
von 8,9 % im Jahr 2011 auf 7,5 % im Jahr 2012 leicht an. Für die Jahre 2013 und 2014<br />
werden ein Realwachstum des BIP in Höhe von 1,6 % bzw. 2,6 % erwartet, 19 während der<br />
11 Vgl. Germany Trade & Invest (GTAI), Wirtschaftsdaten kompakt: Frankreich, November 2013<br />
12 Vgl. OECD, France – Economic Forecast Summary, Mai 2013<br />
13 Vgl. Institute of International Finance Inc., Economic Research: Russia, Juli 2013<br />
14 Vgl. ifo World Economic Survey, November 2013, S. 10<br />
15 Vgl. GTAI, Wirtschaftsdaten kompakt: Russland, Mai 2013<br />
16 Vgl. EIU Data Summary Russia, 1. November 2013<br />
17 Vgl. ifo World Economic Survey, Mai 2013, S. 6<br />
18 Vgl. Institut für Weltwirtschaft Kiel, Weltkonjunktur im Sommer 2013, 19. Juni 2013, S. 20<br />
19 Vgl. GTAI, Wirtschaftsdaten kompakt: USA, November 2013
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 20<br />
prognostizierte Anstieg des privaten Konsums mit durchschnittlich 2,2 % über den Zeitraum<br />
2013 bis 2017 signifikant über dem der anderen Industrienationen liegt. 20<br />
Nach einem für das Schwellenland Brasilien deutlich weniger positiven Jahr 2012, in dem das<br />
BIP nur um 0,9 % wuchs, 21 steigen die Wachstumserwartungen für die Zukunft wieder an. Für<br />
die Jahre 2013 bis 2017 werden durchgängig BIP-Wachstumsraten in der Bandbreite zwischen<br />
2,5 % und 3,5 % erwartet, 22 herbeigeführt durch wieder zunehmende Nachfrage aus den USA<br />
und China als wichtigste Exportpartner, gepaart mit inländischen Konsumimpulsen einer neuen<br />
Legislaturperiode und sportlichen Großereignissen wie der Fußball-Weltmeisterschaft 2014<br />
oder den Olympischen Sommerspielen 2016. 23 Es wird erwartet, dass die Außenhandelsbilanz<br />
Brasiliens ab 2015 negative Werte annimmt und Brasilien so vom Exportland <strong>zum</strong> Netto-<br />
Importeur wird. 24,25<br />
Die wirtschaftliche Entwicklung Asiens schritt in den letzten Jahren nur noch im vergleichsweise<br />
langsamen Tempo voran. Hier macht sich insbesondere die anhaltend schwache Nachfrage<br />
aus den fortgeschrittenen Ländern bemerkbar, die zunehmend auch die Investitionstätigkeiten<br />
im asiatischen Raum beeinträchtigt. 26 Insbesondere China – als bisheriger Wachstumsmotor<br />
mit Wachstumsraten im zweistelligen Bereich – musste im Jahr 2012 mit 7,8 % ein erneut vermindertes<br />
Wachstum hinnehmen. Gleichwohl wird erwartet, dass die Wirtschaft in China in den<br />
kommenden Jahren wieder an Fahrt gewinnt; unter anderem bedingt durch Konjunkturpakete<br />
der neuen Regierung, durch die beispielsweise die Kreditvergabe wieder erleichtert wurde. 27<br />
Prognosen gehen daher für das Jahr 2013 von einem deutlich über dem Durchschnitt der Weltwirtschaft<br />
(3,1 %) 28 liegenden BIP-Wachstum in Höhe von 7,6 % 29 bzw. 7,7 % 30 aus.<br />
Die wirtschaftliche Entwicklung Japans war in den vorangegangenen Jahren von der Naturund<br />
der sich anschließenden Nuklearkatastrophe überschattet. Nachdem das BIP im Jahr 2011<br />
20 Vgl. EIU Data Summary USA, 22. November 2013<br />
21 Vgl. GTAI, Wirtschaftsdaten kompakt: Brasilien, Mai 2013<br />
22 Vgl. EIU, Data Summary Brazil, 7.November 2013<br />
23 Vgl. EIU, Global Forecast – Emerging markets under pressure, 19. Juni 2013<br />
24 Vgl. Auswärtiges Amt, Wirtschaftliche Lage Brasilien, Januar 2013<br />
25 Vgl. EIU, Data Summary Brazil, 7. November 2013<br />
26 Vgl. Institut für Weltwirtschaft Kiel, Weltkonjunktur im Sommer 2013, 19. Juni 2013, S. 10<br />
27 Vgl. DIHK-Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2013, Februar 2013, S. 28<br />
28 Vgl. IMF, World Economic Outlook, Juli 2013, S. 2<br />
29 Vgl. GTAI, Wirtschaftsdaten kompakt: China, Mai 2013<br />
30 Vgl. EIU, Data Summary China, 1. November 2013
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 21<br />
infolge der massiven Produktionsausfälle leicht um -0,7 % schrumpfte, 31 wurde bereits im Jahr<br />
2012 wieder ein Wachstum in Höhe von 2,0 % erreicht. Es wird erwartet, dass sich dieses<br />
Wachstum in den nächsten fünf Jahren bei etwa 1,5 % einpendelt. 32 Die Prognosen hinsichtlich<br />
der Entwicklung des privaten Konsums in Japan liegen hingegen auf deutlich niedrigerem Niveau<br />
– es wird von Steigerungsraten in einer Bandbreite zwischen 0,6 % und 1,8 % in den Jahren<br />
2013 bis 2017 ausgegangen. 33 Eine unverändert geringe Arbeitslosenquote in Höhe von<br />
derzeit 4,4 % unterstützt jedoch die konjunkturellen Wachstumsaussichten. Zu beobachten<br />
bleibt die finanzpolitische Entwicklung Japans, denn ein Großteil des momentanen Wiederaufschwungs<br />
resultiert aus der durch die erhebliche Abwertung des Yen wiedererlangten preislichen<br />
Wettbewerbsfähigkeit, die laut dem Kieler Institut für Weltwirtschaft nur vorübergehend<br />
sein könnte. 34<br />
Zusammenfassend stellt sich die derzeitige und erwartete Entwicklung in den verschiedenen<br />
Absatzmärkten der Otto Group wie folgt dar:<br />
Wirtschaftliche Entw icklung in den einzelnen Absatzmärkten<br />
Reale<br />
Veränderung<br />
BIP 2012<br />
5-Jahres-<br />
Trend BIP<br />
Reale<br />
Veränderung<br />
Privater<br />
Konsum 2012<br />
5-Jahres-<br />
Trend<br />
Privater<br />
Konsum<br />
Deutschland 0,9% 1,2% 0,7% 1,3%<br />
Euro-Zone -0,5% 0,8% -1,3% 0,5%<br />
Frankreich 0,0% 1,0% -0,4% 1,0%<br />
Russland 3,4% 3,2% 6,8% 4,1%<br />
USA 2,8% 2,3% 2,2% 2,2%<br />
Japan 2,0% 1,5% 2,4% 0,9%<br />
Brasilien 0,9% 3,0% 3,1% 3,1%<br />
China 7,7% 7,0% 8,5% 7,9%<br />
Quellen: EIU, Sept./ Nov./ Dez. 2013, je nach Datenverfügbarkeit für die einzelnen Länder<br />
31 Vgl. Institut für Weltwirtschaft Kiel, Weltkonjunktur im Frühjahr 2012, März 2012<br />
32 Vgl. EIU Data Summary Japan, 1. Juni 2013<br />
33 Vgl. EIU Data Summary Japan, 1. Juni 2013<br />
34 Vgl. Institut für Weltwirtschaft Kiel, Weltkonjunktur im Sommer 2013, 19. Juni 2013, S. 6
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
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Seite 22<br />
2.4.3.2 Marktentwicklung im Segment „Multichannel-Einzelhandel“<br />
2.4.3.2.1 Einzelhandel in Deutschland<br />
Während der Einzelhandel in Deutschland in den Jahren 2010 und 2011 ein Umsatzwachstum in<br />
Höhe von 2,0 bzw. 2,6 % 35 (nominal) erzielen konnte, lag dieses im Jahr 2012 lediglich bei<br />
1,5 %. Preisbereinigt (real) verzeichnete der Einzelhandel im Jahr 2012 sogar erstmals seit dem<br />
von der Wirtschaftskrise geprägten Jahr 2009 einen Rückgang der Umsätze. 36 Trotz insgesamt<br />
intakter Konsumstimmung und positiver Entwicklung am Arbeitsmarkt entzog der überproportionale<br />
Anstieg der Energie- und Nahrungsmittelpreise den privaten Haushalten ein erhebliches<br />
Maß an Kaufkraft. 37 Damit setzte sich der seit Jahren anhaltende Trend eines sinkenden Anteils<br />
des Einzelhandelsumsatzes am privaten Konsum weiter fort: 38 Während die Ausgaben im Einzelhandel<br />
im Jahr 2000 noch einen Anteil von 34,5 % der Konsumausgaben ausmachten, waren<br />
es im vergangenen Jahr nur noch 28,1 %. 39<br />
Die Prognose für das Jahr 2013 ist mit einem erwarteten nominalen Umsatzplus von 1,0 % verhalten<br />
positiv. Preisbereinigt setzt sich die Phase der relativen Stagnation mit einem prognostizierten<br />
Umsatzminus in Höhe von 0,3 % fort. 40 Den Erwartungen der Branche sind aufgrund<br />
einer weitgehenden Marktsättigung, steigenden Wohn- und Energieausgaben sowie demografischen<br />
Veränderungen enge Grenzen gesetzt. 41 Eine geringe Sparneigung aufgrund der historisch<br />
niedrigen Zinsen, die positive Einkommensentwicklung sowie ein lediglich moderater Anstieg<br />
der Verbraucherpreise stützen den Konsum im Jahr 2013 jedoch vorerst. 42<br />
35 Vgl. Handelsverband Deutschland e.V., Berlin, (HDE), Jahrespressekonferenz 2013, 31. Januar 2013, S. 4<br />
36 Vgl. HDE, Jahrespressekonferenz 2013, 31. Januar 2013, S. 10<br />
37 Vgl. HDE, Frühjahrespressekonferenz 2013, 11. April 2013, S. 2<br />
38 Vgl. GfK, Geringer Zuwachs beim Einzelhandelsumsatz, 6. März 2013<br />
39 Vgl. HDE, Einzelhandel verliert Anteil an privatem Konsum, März 2013<br />
40 Vgl. HDE, Frühjahrespressekonferenz 2013, 11. April 2013, S. 1f.<br />
41 Vgl. HWWI, Einzelhandel im Wandel, Mai 2013, S. 6<br />
42 Vgl. HDE, Frühjahrespressekonferenz 2013, 11. April 2013, S. 2
in Mrd. €<br />
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 23<br />
2.4.3.2.2 Einzelhandel in den anderen Absatzregionen<br />
Der europäische Einzelhandel generierte im Jahr 2012 insgesamt ein nominales Umsatzwachstum<br />
in Höhe von 3,7 % 43 und setzte somit den positiven Trend der Vorjahre fort. Dabei zeigten<br />
sich die Entwicklungsunterschiede zwischen den einzelnen europäischen Ländern aber in noch<br />
stärkerem Ausmaß als in den Jahren zuvor. Die wirtschaftliche Zweiteilung Europas nimmt zu:<br />
Die skandinavischen und baltischen Staaten entwickeln sich positiv, während die südeuropäischen<br />
Krisenländer weiterhin von harten Sparmaßnahmen betroffen sind, die das Konsumklima<br />
schwächen. 44<br />
Mit rückläufigen Einzelhandelsumsätzen dämpften insbesondere Griechenland (-11,8 %), Portugal<br />
(-5,6 %) und Spanien (-4,4 %) die Gesamtentwicklung im Euroraum. 45 Hingegen konnte<br />
Russland aufgrund der dynamischen Entwicklung erstmals den höchsten Einzelhandelsumsatz<br />
in Europa vor Frankreich und Deutschland erwirtschaften:<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
Einzelhandelsumsatz 2012*<br />
in Mrd. €<br />
Konsumquote 2012<br />
in %<br />
Quelle: GfK GeoMarketing, Key European retail data 2012 review and 2013 forecast, S. 6-7<br />
Die Vielschichtigkeit Europas zeigt sich auch an den unterschiedlichen Anteilen des Einzelhandelsumsatzes<br />
am privaten Konsum. Während der Anteil in Russland in 2012 bei 60 % lag, beträgt<br />
die Konsumquote in Italien lediglich 27 %. Insgesamt ist der Anteil des Einzelhandelsum-<br />
43 Vgl. GfK GeoMarketing, Key European retail data 2012 review and 2013 forecast, 2013, S. 6<br />
44 Vgl. Markenartikel, Konsumklima – Europa ist wirtschaftlich zweigeteilt, 25. April 2013, S. 1<br />
45 Vgl. GfK GeoMarketing, Key European retail data 2012 review and 2013 forecast, 18. April 2013, S. 6
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 24<br />
satzes am privaten Konsum europaweit leicht gesunken und liegt durchschnittlich bei nunmehr<br />
31,2 %. 46<br />
Für das Jahr 2013 prognostiziert die GfK für Europa nominal steigende Einzelhandelsumsätze<br />
in Höhe von 1,9 %. Bereinigt um die durchschnittliche Inflationsrate in Höhe von 2,7 % ergeben<br />
sich real jedoch rückläufige Umsätze. Neben einem anhaltend positiven Trend der Umsätze<br />
in Skandinavien und dem Baltikum, liegen die Erwartungen für Russland in 2013 bei einer<br />
nominalen Steigerung in Höhe von 9,9 %. Trotz Berücksichtigung der für das Jahr 2013 prognostizierten<br />
Inflationsrate in Höhe von rund 5 % erwartet Russland damit die höchste reale Steigerung<br />
der Einzelhandelsumsätzen innerhalb von Europa. 47<br />
Die Erwartungen des Einzelhandels in Nordamerika liegen mit einem prognostizierten Nominalwachstum<br />
für die USA im Jahr 2013 in Höhe von 3,4 % unter denen des Vorjahres mit<br />
4,2 %. 48 Kanada erwartet ein leicht geringeres Wachstum in Höhe von 3,0 %. 49 In den USA<br />
entfallen auf die Einzelhandelsumsätze rund 30 % der gesamten Konsumausgaben der privaten<br />
Haushalte. 50 Gedämpft wird die Kaufkraft insbesondere in der ersten Hälfte 2013 durch die<br />
eingeführten Haushaltskürzungen und Steuererhöhungen. Äußerst positiv wirken sich hingegen<br />
die anhaltende Erholung der Immobilienpreise und die rekordniedrigen Zinsen auf die Vermögensposition<br />
der Haushalte und deren Konsumstimmung aus. Insgesamt bleibt die Konsumdynamik<br />
in Nordamerika somit auf Expansionskurs. 51<br />
Brasilien gilt im internationalen Einzelhandel derzeit als das attraktivste Investitionsziel. Eine<br />
steigende Erwerbstätigenquote und ein verbesserter Zugang zu Krediten für Brasiliens wachsende<br />
Mittelschicht bieten Einzelhändlern ausgezeichnete Expansionsmöglichkeiten. Auch das<br />
gestiegene Verbrauchervertrauen sowie die Vorbereitungen für die Fußball-Weltmeisterschaft<br />
2014 sorgen im laufenden Jahr 2013 für ein erwartetes Nominalwachstum in Höhe von<br />
11,0 %. 52<br />
In Asien wirkt sich das verlangsamte Wirtschaftswachstum auf den Einzelhandel aus. Während<br />
im Jahr 2010 noch ein nominales Umsatzwachstum in Höhe von 9,6 % verzeichnet wurde, lag<br />
es im Jahr 2012 nur noch bei 5,8 %. Auf diesem Niveau wird sich der Einzelhandel voraussichtlich<br />
auch mittelfristig weiterentwickeln. Für 2013 wird eine nominale Wachstumsrate in Höhe<br />
46 Vgl. GfK GeoMarketing, Key European retail data 2012 review and 2013 forecast, 18. April 2013, S. 7<br />
47 Vgl. GfK GeoMarketing, Key European retail data 2012 review and 2013 forecast, 2013, S. 8f.<br />
48 Vgl. National Retail Federation, NRF Forecasts 3.4% Increase in Retail Sales for 2013, 28. Januar 2013<br />
49 Vgl. GTAI, Kanadischer Einzelhandel steht vor Herausforderungen, 02. Juli 2013, S.1<br />
50 Vgl. Dekabank, Volkswirtschaft aktuell - Einzelhandelsumsätze USA, 13.Mai 2013, S. 2<br />
51 Vgl. ChainLinks Retail Advisors, U.S. National Retail Report 2013 Forecast, 2013, S. 1-5<br />
52 Vgl. A.T. Kearney, Global Retail Development Index, 2013, S. 1f.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 25<br />
von rund 4,3 % erwartet. Dabei profitiert der Einzelhandel in Asien in besonderem Maße von<br />
steigenden Einkommen und der sich entwickelnden Mittelschicht – insbesondere in China und<br />
Indien. 53<br />
Im Jahr 2012 wuchsen die Einzelhandelsumsätze in China um 14,3% auf 3,29 Bio. $. 54 Für das<br />
Jahr 2013 wird ein Anstieg der Einzelhandelsumsätze um 15 % erwartet. 55 Selbst bei einem<br />
verlangsamten Wirtschaftswachstum würde dies bedeuten, dass China die USA als größten<br />
Markt für Konsumgüter in den nächsten fünf Jahren ablösen wird. 56 China ist gekennzeichnet<br />
durch ein besonders dynamisches und vielschichtiges Einzelhandelsumfeld, 57 das vor allem<br />
durch die Expansionsmöglichkeiten im chinesische Hinterland unvermindert ein großes Wachstumspotential<br />
bietet, die die Branche allerdings auch vor große Herausforderungen – insbesondere<br />
in Bezug auf die erforderliche Logistik 58 – stellt.<br />
Japan bildet den drittgrößten Einzelhandelsmarkt der Welt. Nach einem moderaten Wachstum<br />
der Einzelhandelsumsätze im Jahr 2012 in Höhe von 1,8 % 59 gingen die Einzelhandelsumsätze<br />
im ersten Quartal 2013 zunächst zurück, stiegen jedoch im Mai um 0,8 % 60 leicht an. Zwar<br />
belebte sich der japanische Konsum durch die eingeleiteten Konjunkturmaßnahmen bis <strong>zum</strong><br />
Oktober 2013 61 weiter, ein deutlicheres Wachstum der Einzelhandelsumsätze setzt jedoch auch<br />
ein Anziehen der bisher noch stagnierenden Einkommen voraus. 62 Zudem ist zu erwarten, dass<br />
sich die geplante Erhöhung der Umsatzsteuer von derzeit 5 % auf 8 % ab April 2014 und auf<br />
10 % im Oktober 2015 63 nachteilig auf den Konsum auswirken wird. Insgesamt wird für das<br />
Jahr 2013 ein Einbruch der Einzelhandelsumsätze erwartet und mit einer leichten Erholung der<br />
Branche erst ab dem Jahr 2015 gerechnet. 64<br />
53 Vgl. EIU 2013, Consumer goods and retail report China 4 th quarter 2013, 17. Oktober 2012<br />
54 Vgl. China Daily, China will overtake US as world's No 1, 15. August 2013<br />
55 Vgl. China Daily, Retail industry to see steady growth, 5. Juli 2013<br />
56 Vgl. China Daily, China will overtake US as world's No 1, 15. August 2013<br />
57 Vgl. A.T. Kearney, Global Retail Development Index, 2013, S. 1<br />
58 Vgl. GTAI, VR Chinas Einzelhandel mit wachsender Dynamik, 19. April 2009, S.1<br />
59 Vgl. Ministry of Economy, Trand and Industry, Preliminary report on the current survey of commerce, 28. November 2013<br />
60 Vgl. Reuters, Japan May retail sales rise 0.8 pct year/year, 28. Mai 2013, S. 1<br />
61 Vgl. Ministry of Economy, Trand and Industry, Preliminary report on the current survey of commerce, 28. November 2013<br />
62 Vgl. GTAI, Wirtschaftstrends kompakt Jahresmitte 2013 Japan, S. 1<br />
63 Vgl. Handelsblatt, Japans Finanzminister dringt auf höhere Mehrwertsteuer, 23. Juli 2013<br />
64 Vgl. EIU 2013, 1. August 2013
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 26<br />
2.4.3.2.3 Vertriebskanäle<br />
Im Jahr 2012 erreichte der Versandhandel in Deutschland erstmals einen Umsatz in Höhe von<br />
39,3 Mrd. €, was einer Umsatzsteigerung von 15,6 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Damit<br />
verzeichnete die Branche ein außerordentlich hohes Wachstum, das über dem der Vorjahre lag<br />
(2011: 12,2 %). Auch der Anteil am gesamten Einzelhandel stieg auf einen neuen Höchstwert in<br />
Höhe von 9,2 % (2011: 8,2 %). 65<br />
Die Verteilung des deutschen Versandhandels auf die einzelnen Anbieter ergibt sich wie<br />
folgt:<br />
Marktentwicklung des deutschen Versandhandels<br />
Quelle: BVH, Pressemitteilung, Interaktiver Handel 2012: Erneuter Umsatzrekord – E-Commerce-Anteil überspringt<br />
die 27 Milliarden Euro-Grenze, 12. Februar 2013, Exciting Commerce<br />
Der maßgebliche Wachstumstreiber im Versandgeschäft ist der Online-Handel, der sich aus<br />
den traditionellen Versandhändlern, den rein elektronischen Versendern (sog. Internet-Pure-<br />
Player) und dem Versandgeschäft der Hersteller bzw. des Stationärhandels zusammensetzt. Mit<br />
einem Gesamtumsatz von 27,6 Mrd. € konnte im Jahr 2012 eine Umsatzsteigerung in Höhe von<br />
65 Vgl. Bundesverband des Deutschen Versandhandels (BVH), Pressemitteilung, Interaktiver Handel 2012: Erneuter Umsatzrekord<br />
– E-Commerce-Anteil überspringt die 27 Milliarden Euro-Grenze, 12. Februar 2013, S. 1; Vgl. BVH, Pressemitteilung,<br />
Interaktiver Handel 2011: Größte Umsatzsteigerung seit Jahren, 27. Februar 2012, S. 1
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 27<br />
27,2 % gegenüber dem Vorjahr realisiert werden, die deutlich über die Erwartungen der Branche<br />
hinausgingen. 66 In besonderem Maße konnten die Internet-Pure-Player ihre Umsätze steigern<br />
und verzeichneten im Jahr 2012 ein Umsatzwachstum in Höhe von rund 40 %. Stationärhändler,<br />
die zusätzlich im Netz oder per Katalog aktiv sind, erzielten eine Steigerung in Höhe<br />
von rund 22 %. 67<br />
Besonders junge Leute empfinden Einkaufen im Internet, teilweise auch spontan über das<br />
Smartphone (oder Tablet PCs), als bequem und zunehmend selbstverständlich. Der Einsatz von<br />
mobilen Endgeräten liegt in der Konsumentengruppe der 16- bis 24-Jährigen bei 16 %. Insgesamt<br />
nutzen 10 % der Kunden mobile Endgeräte beim Online-Shopping. 68 Mit der zunehmenden<br />
Verbreitung immer leistungsfähigerer und bedienerfreundlicher Smartphones ist in Zukunft<br />
davon auszugehen, dass sich dieser Trend manifestiert und zu einer nachhaltigen Veränderung<br />
der Einkaufsgewohnheiten führt.<br />
Für das traditionelle Kataloggeschäft ergeben sich erhebliche Herausforderungen hinsichtlich<br />
der fokussierten Kundenansprache für die jeweiligen Zielgruppen und der Aktualität der Angebote.<br />
Zudem gerät dessen Marktanteil durch die stetig steigende Anzahl der stationären Händler<br />
und Hersteller, die ihre Produkte in eigenen Online-Shops vertreiben und damit dem traditionellen<br />
Kataloghandel ebenso Konkurrenz machen, zunehmend unter Druck. 69 Insbesondere durch<br />
hohe Druckkosten und fehlende Angebotsflexibilität befindet sich der Katalog-Handel in einer<br />
schwierigen Marktsituation. 70 Andererseits ist zu berücksichtigen, dass bei rund einem Fünftel<br />
der Bestellungen in Online-Shops zuvor ein Katalog des Anbieters zu Rate gezogen wurde und<br />
hierdurch häufig weitere Kaufimpulse initiiert werden, von denen insbesondere auch der Online-Handel<br />
– für den der Katalog zunehmend die Bedeutung eines Marketinginstruments einnehmen<br />
wird – profitiert. 71<br />
Der stationäre Einzelhandel wächst mit dem Online-Handel zusammen, sodass die Grenzen<br />
zwischen den einzelnen Vertriebskanälen immer fließender werden. Zwar ist das Geschäft vor<br />
Ort für Kunden nach wie vor die wichtigste Anlaufstelle, dennoch ermöglichen beispielsweise<br />
Smartphones als Bindeglied zwischen dem On- und Offline-Handel den Kunden viele neue<br />
Möglichkeiten. 72 Fast ein Drittel der Kunden testen vor einer Bestellung im Online-Shop das<br />
66 Vgl. BVH, Pressemitteilung, Interaktiver Handel 2012: Erneuter Umsatzrekord – E-Commerce-Anteil überspringt die<br />
27 Milliarden Euro-Grenze, 12. Februar 2013, S. 2<br />
67 Vgl. BVH, Pressemitteilung, Interaktiver Handel 2012: Erneuter Umsatzrekord – E-Commerce-Anteil überspringt die<br />
27 Milliarden Euro-Grenze, 12. Februar 2013, S. 3<br />
68 Vgl. Der Handel, Ältere Menschen entdecken den Einkauf via Internet, 05. Dezember 2012, S.1<br />
69 Vgl. Der Handel, Multichannel - An Online kommt kein Händler vorbei, 06. Mai 2011, S. 1<br />
70 Vgl. Focus, Neckermann geht ganz ins Internet – und baut Stellen ab, 27. April 2012, S. 1-3<br />
71 Vgl. E-Commerce-Center-Handel, Wechselwirkung im Multi-Channel-Vertrieb, 19.05.2011, S. 33 ff.<br />
72 Vgl. E-Commerce-Center-Handel, Von Multi-Channel zu Cross-Channel – Herausforderungen und Strategien für den Handel<br />
der Zukunft, 19. Mai 2011
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
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Seite 28<br />
Produkt vorab im Geschäft. 73 Die Kunden erwarten sowohl bequemes Einkaufen mit kurzer<br />
Lieferzeit der Ware, als auch die Möglichkeit verschiedene Vertriebskanäle zu nutzen, sodass<br />
die Zukunft des Handels im Multichannel zu liegen scheint. 74<br />
Für das Jahr 2013 rechnet die GfK mit einem geringen Umsatzwachstum des stationären Einzelhandels<br />
von nominal 0,5 % auf etwa 412,1 Mrd. €. Zwar ist das Konsumklima in Deutschland<br />
positiv, jedoch werden die erwarteten Online-Umsatzzuwächse noch deutlicher als in den<br />
Jahren zuvor zulasten des stationären Handels gehen. 75<br />
2.4.3.2.4 Produktbereiche<br />
Der Textileinzelhandel, der nach dem Ernährungsgewerbe die zweitgrößte Konsumgüterbranche<br />
in Deutschland ist, 76 teilt sich wie folgt auf die verschiedenen Handelsformen auf:<br />
Textilumsatz nach Handelsformen<br />
Lebensmittelhandel<br />
7%<br />
Sonstige<br />
9%<br />
Versandhandel<br />
16%<br />
Textil-Fachhandel<br />
59%<br />
Kauf- und<br />
Warenhäuser<br />
9%<br />
Quelle: BTE, Statistik-Report Textileinzelhandel 2013, 11. Oktober 2013, für das Jahr 2012<br />
Die Struktur des Bekleidungsmarktes hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Unter<br />
dem Angebot preiswerter Bekleidung in Lebensmittel-Discountern und dem zunehmenden Er-<br />
73 Vgl. E-Commerce-Center-Handel, Wechselwirkung im Multi-Channel-Vertrieb, 19.05.2011, S. 33 ff.<br />
74 Vgl. Deutsche Hypo, Neue Trends im deutschen Einzelhandel, 30. August 2011, S. 4<br />
75 Vgl. Der Handel, E-Commerce nagt am Umsatz stationärer Händler, 06. März 2013, S. 1<br />
76 Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi), Branchenfokus - Textil und Bekleidung, 2013, S. 2
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 29<br />
folg von Textildiscountern wie „Takko“ und „KiK“, die sehr preisaggressiv agieren, litten insbesondere<br />
die Kauf- und Warenhäuser. 77<br />
Der Umsatz des deutschen Textilhandels ist im Jahr 2012 um rund 2 % gesunken. Damit liegt<br />
das Marktvolumen für Textilien und Bekleidung bei rund 58 Mrd. €. 78<br />
Textilumsatz nach Warenbereichen<br />
Sonstige Textilien<br />
und Bekleidung<br />
10%<br />
Heim- und<br />
Haustextilien<br />
12%<br />
Baby- und<br />
Kinderbekleidung<br />
5%<br />
Damenbekleidung<br />
48%<br />
Herrenbekleidung<br />
25%<br />
Quelle: BTE, Taschenbuch des Textileinzelhandels 2013, S. 120 f., für das Jahr 2011<br />
Wesentliche Trends im Textileinzelhandel sind „Outdoor“ und „Grüne Mode“, die auf zertifizierten<br />
Naturfasern basiert oder bei deren Herstellung auf gesundheitlich bedenkliche Chemikalien<br />
verzichtet wurde. Zunächst im Outdoor-Segment etabliert, stößt die nachhaltig produzierte<br />
Mode auf immer breitere Nachfrage. 79 Zudem steigt der Umsatz von Fairtrade-Textilien rasant,<br />
für die immer mehr Konsumenten bereit sind, einen Preisaufschlag zu zahlen. Daraus ergeben<br />
sich für den Einzelhandel verschiedene Chancen und Herausforderungen in Bezug auf ökonomische,<br />
ökologische und soziale Themen. 80<br />
Die Erwartungen im Textileinzelhandel sind für das Jahr 2013 differenziert, die Mehrheit der<br />
Branche rechnet jedoch insgesamt mit einer leichten Umsatzsteigerung. 81 Neben Fragestellungen<br />
hinsichtlich der Nachhaltigkeit bestehen die Herausforderungen vor allem in der Kostensteigerung<br />
bei der Beschaffung, insbesondere von Baumwolle, die aufgrund der zunehmenden<br />
Nachfragekonkurrenz aus China knapp ist. Darüber hinaus hat der aktuelle Erfolg von internati-<br />
77 Vgl. GfK-GeoMarketing, Survival of the fittest, hippest and cheapest – Der Textilmarkt in Deutschland<br />
78 Vgl. Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels e.V., Köln (BTE), Jahrespressekonferenz 2013, 21. Februar 2013<br />
79 Vgl. GTAI, Deutschland - Ein großer Absatzmarkt und effizienter Produktionsstandort, 2013, S. 4<br />
80 Vgl. KPMG, Studie Consumer Markets - Trends im Handel 2020, 2012, S. 29<br />
81 Vgl. BTE, Jahrespressekonferenz 2013, 21. Februar 2013
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 30<br />
onal agierenden Wettbewerbern wie „Primark“, „H&M“ und „Zara“ gezeigt, dass Kunden stetig<br />
auf der Suche nach neuen Sortimentsideen und -präsentationen sind. Unverminderter Wettbewerbsdruck<br />
besteht zudem durch Textildiscounter und die Non-Food-Sortimente der Lebensmitteleinzelhändler,<br />
die zunehmende Marktanteile beanspruchen. 82<br />
Das Umsatzwachstum im Schuheinzelhandel blieb im Jahr 2012 hinter den Erwartungen zurück.<br />
Mit einem nominalen Umsatzminus von 0,4 % 83 schnitt die Sparte deutlich schlechter ab<br />
als der Gesamteinzelhandel (plus 1,5 %). 84 Die Hauptursache liegt in den witterungsbedingt<br />
rückläufigen Umsätzen in den Sommer- und Herbstmonaten. Angesichts des schwierigen Geschäftsverlaufs<br />
im Jahr 2012 zeigen sich die Händler für das aktuelle Geschäftsjahr nur verhalten<br />
optimistisch und erwarten stagnierende Umsätze. 85 Auch für den Schuheinzelhandel stellt<br />
der rasant wachsende Online-Handel – gepaart mit der unverminderten Preissensibilität der<br />
Kunden – eine zunehmende Herausforderung dar. So konnte der Online-Marktführer „Zalando“<br />
seinen Umsatz im Jahr 2012 mehr als verdoppeln. 86<br />
Im Produktbereich Unterhaltungselektronik ging der Umsatz im Jahr 2012 um insgesamt<br />
1,6 % gegenüber dem Vorjahr zurück. Der Trend zu portablen Geräten setzte sich fort und wird<br />
durch die technischen Entwicklungen in der Telekommunikation und Informationstechnologie<br />
geprägt. Im Produktsegment der privat genutzten Telekommunikation sind die Smartphones<br />
(Umsatzplus in Höhe von 32,3 %) und Tablet PCs (plus 97,4 %) marktbestimmend. Die Umsatzrückgänge<br />
in anderen Bereichen wie Desktop PCs (minus 9,6 %) und Mobiltelefone (minus<br />
46,5 %) zeigen, dass diese zunehmend durch die neuen Technologien ersetzt werden. 87<br />
Der Markt für Haushaltsgeräte hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt. Die gute Konjunktur<br />
im Wohnungsbau schafft stabile Rahmenbedingungen, welche die Nachfrage nach<br />
Waschmaschinen, Kühlschränken und Herden auf einem hohen Niveau hält. 88 Der Zentralverband<br />
Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V., Frankfurt am Main, (ZVEI) sieht zwei<br />
Wachstumspotentiale: Zum einen können durch eine Kombination von Funktionalität und edlem<br />
oder trendigem Design höhere Margen erreicht werden. Zum anderen wird zunehmend<br />
82 Vgl. KPMG, Studie Consumer Markets - Trends im Handel 2020, 2012, S. 48f.<br />
83 Vgl. Volksbanken Raiffeisenbank (VR), Branchen special - Schuheinzelhandel, Mai 2013, S. 2<br />
84 Vgl. Handelsverband Deutschland e.V. (HDE), Jahrespressekonferenz 2013, 31. Januar 2013, S. 2<br />
85 Vgl. VR Branchen special - Schuheinzelhandel, Mai 2013, S. 2f.<br />
86 Vgl. Zalando, Presseinformation - Geschäftszahlen 2012, 15. Februar, 2013<br />
87 Vgl. Consumer Electronics Marktindex Deutschland, Januar 2012 - Dezember 2012<br />
88 Vgl. Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. (ZVEI), Deutscher Markt für Elektro-Hausgeräte wächst<br />
erneut, 10. Januar 2013, S. 1
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 31<br />
Wert auf Energieeffizienz gelegt, <strong>zum</strong> Beispiel durch die erwartete Einführung eines Energielabels<br />
für Staubsauger und langfristig auch für andere Kleingeräte. 89<br />
Der deutsche Möbeleinzelhandel erzielte im Jahr 2012 eine moderate Umsatzsteigerung in<br />
Höhe von 2,0 %, 90 die allerdings hinter dem Wachstum des Jahres 2011 (5,3%) zurückblieb.<br />
Auch der Möbelmarkt wird von gestiegenen Wohnungsbauinvestitionen aufgrund anhaltend<br />
niedriger Hypothekenzinsen positiv stimuliert, so dass auch für dieses Jahr von einem weiteren<br />
Umsatzwachstum auszugehen ist. Der weitaus größte Teil des deutschen Möbelumsatzes wird<br />
im stationären Handel getätigt, jedoch entwickelten sich der Versand- und insbesondere der<br />
Online-Handel im Jahr 2012 sehr dynamisch, sodass auch hier für die Folgejahre ein deutliches<br />
Wachstum erwartet wird. 91<br />
89 Vgl. ZVEI, Kleine Hausgeräte sind gut nachgefragt, 13. März 2012, S. 1<br />
90 Vgl. VR Branchen special - Möbeleinzelhandel, Mai 2013, S. 2<br />
91 Vgl. KPMG, Studie Consumer Markets - Trends im Handel 2020, 2012, S. 64f.
Verschuldung in % des BIP<br />
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 32<br />
2.4.3.3 Marktentwicklung im Segment „Finanzdienstleistungen“<br />
Der Finanzdienstleistungssektor profitierte im Jahr 2012 vom Wirtschaftswachstum und der<br />
gestiegenen Kaufkraft in Deutschland. Vergleichsweise hohe Tarifabschlüsse und ein weiterhin<br />
stabiler Arbeitsmarkt bilden eine wichtige Grundlage, um das Überschuldungsrisiko der Allgemeinbevölkerung<br />
gering zu halten. So blieb die Anzahl der überschuldeten Privatpersonen<br />
(6,5 Mio.) auch im Jahr 2012 unterhalb des 10-Jahres-Durchschnitts. 92 Eine stabile Tendenz<br />
zeichnet sich auch für das Jahr 2013 ab. 93<br />
Im Jahr 2012 betrug die Verschuldung der privaten Haushalte als Anteil des BIP in Deutschland<br />
vergleichsweise geringe 58 % (und damit rund 13 % weniger als der Euroraumdurchschnitt). 94<br />
Die Verschuldung von Unternehmen, Staat und Banken lag deutlich darüber:<br />
Verschuldungssituation in Deutschland 2012<br />
Verschuldungssituation in Deutschland<br />
120%<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
83%<br />
58%<br />
64%<br />
97%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
Staat /<br />
Öffentliche<br />
Haushalte<br />
Private<br />
Haushalte<br />
Unternehmen<br />
(nicht im<br />
Finanzsektor)<br />
Finanzinstitute<br />
Quelle: IWF, Global Financial Stability Report, Oktober 2012, S. 22<br />
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen sank nach einem Rückgang von 6,1 % im Vorjahr im<br />
Jahr 2012 erneut um 4,6 % auf rund 28.700. 95<br />
Der SchuldnerAtlas erwartet vor dem Hintergrund der „global-konjunkturellen Drohkulisse“ für<br />
das Jahr 2013 eine wieder leicht steigende Schuldnerquote in Deutschland. 96 Dies wird in Zukunft<br />
besonders bedingt durch einen wachsenden dauerhaften Schuldnersockel, in den immer<br />
92 Vgl. Statista GmbH, Kreditaufnahme und Verschuldung 2012, S. 9<br />
93 Vgl. SchuldnerAtlas Deutschland 2013, 6. November 2013, S. 1<br />
94 Vgl. IWF, Global Financial Stability Report, Oktober 2012, S.22<br />
95 Vgl. Creditreform, Insolvenzen in Deutschland 1. Halbjahr 2013, 4. Juli 2013, S. 1<br />
96 Vgl. SchuldnerAtlas Deutschland 2012, 8. November 2012, S. 47
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 33<br />
mehr Deutsche durch Nullprozent-Point-of-Sale-Finanzierungen, beispielsweise bei Elektronikdiscountern<br />
oder bei Neuwagen geraten. 97 Im Online-Handel ist der Anteil der Kunden, die die<br />
Zahlung verweigern, fast viermal so hoch wie im klassischen Einzelhandel, wie die Frühjahrsumfrage<br />
2013 des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V., Berlin, (BDIU)<br />
zeigte. 98 Fast 45 % der befragten Unternehmen antworteten zudem, dass sie für 2013 eine weitere<br />
Verschlechterung der Online-Zahlungsmoral erwarten.<br />
Allerdings bietet die mit der Schuldenkrise verbundene Zahlungsunsicherheit auch Wachstumspotenzial<br />
für die Inkasso-Branche, da eine steigende Zahlungsunfähigkeit zu einem wachsenden<br />
Interesse für die Dienstleistungen der Branche führt. Sowohl Unternehmen als auch Kommunen<br />
erachten es zunehmend für notwendig, ihr Forderungsmanagement mit Hilfe von Inkassounternehmen<br />
zu professionalisieren, da unter anderem durch außergerichtliche Vergleiche eine erhebliche<br />
Entlastung der unternehmensinternen Rechtsabteilungen und des öffentlichen Justizapparates<br />
bewirkt wird. 99 Durch das am 27. Juni 2013 verabschiedete „Gesetz gegen unseriöse<br />
Geschäftspraktiken“ und die damit einhergehende zunehmende Regulierung der Inkassotätigkeiten<br />
verändert sich die rechtliche Grundlage der Branche. Über direkte Auswirkungen lässt sich<br />
auch aufgrund einer einjährigen Übergangsfrist bisher nur spekulieren; der Branchenverband<br />
sprach sowohl von „der Gesetzgeber sorgt für die längst überfällige Transparenz“ 100 als auch<br />
von „es besteht kein gesetzlicher Handlungsbedarf“ 101 .<br />
Aufgrund des zunehmenden Anteils des Online-Handels und – mit der Verbreitung von<br />
Smartphones – ebenso im Stationärhandel gewinnen zudem bargeldlose Lösung für das Cross-<br />
Channel-Payment (stationär, mobil, online oder per Rechnung) an Bedeutung. Vor diesem Hintergrund<br />
stehen in der Branche erhebliche Investitionen in geeignete IT-Systeme an. 102<br />
97 Vgl. Wirtschaftswoche, Private Verschuldung, 11. Juni 2013<br />
98 Vgl. BDIU, Frühjahrsumfrage 2013, 14. Mai 2013<br />
99 Vgl. BDIU, Pressemitteilung „Inkasso: Unverzichtbar für Wirtschaft, Verbraucher und Justiz“, 23. August 2012<br />
100 Vgl. BDIU, Pressemitteilung „Zur Verabschiedung des GguG“, 27. Juni 2013<br />
101 Vgl. BDIU, Pressemitteilung „Stimmen <strong>zum</strong> GguG“, 24. April 2013<br />
102 Vgl. KPMG, Studie Consumer Markets - Trends im Handel 2020, 2012, S. 31
Umsatz in Mio. €<br />
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 34<br />
2.4.3.4 Marktentwicklung im Segment „Service“<br />
Nach Schwierigkeiten aufgrund der Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 und 2009 konnte sich<br />
die Branche der Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen (KEP) erholen und im Jahr 2010<br />
wieder die Vorkrisenwerte aus 2007 erreichen. Seit dem wächst der KEP-Markt stetig. Für das<br />
Jahr 2012 wurden Umsatzerlöse in Höhe von rund 15,5 Mrd. € erreicht, was eine Steigerung<br />
von rund 550 Mio. € bzw. 3,7% gegenüber dem Vorjahr bedeutete: 103<br />
16.000<br />
15.000<br />
14.000<br />
13.000<br />
12.000<br />
11.000<br />
10.000<br />
9.000<br />
8.000<br />
2.700<br />
2.500<br />
2.300<br />
2.100<br />
1.900<br />
1.700<br />
1.500<br />
Sendungsvolumina in Mio. Sendungen<br />
Umsatz in Mio. €<br />
Sendungsvolumina in Mio. Sendungen<br />
Quelle: KE-Consult Kurte & Esser GbR, KEP-Studie 2013, April 2013, S. 10<br />
103 Vgl. KE-Consult Kurte & Esser GbR, KEP-Studie 2013, April 2013, S. 9
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 35<br />
Derzeit teilt sich der KEP-Markt wie nachfolgend dargestellt in die Dienstleistungsbereiche<br />
„Kurier“, „Express“ und „Paket“ auf:<br />
Umsätze im KEP-Markt<br />
Express<br />
24%<br />
Paket<br />
52%<br />
Kurier<br />
24%<br />
Quelle: KE-Consult Kurte & Esser GbR, KEP-Studie 2013, April 2013, S. 15, für das Jahr 2012<br />
Insbesondere das Paketgeschäft mit einem Umsatzvolumen in Höhe 8,0 Mrd. € boomt aufgrund<br />
des Wachstums im Online- und Versandhandel im Endverbrauchersegment. Express- und Kurierdienste<br />
erwirtschafteten im Jahr 2012 3,8 Mrd. € bzw. 3,7 Mrd. €. 104 Auffällig ist, dass dieses<br />
Wachstum im Segment der Paketlieferungen teilweise zulasten des Express-Segments zustande<br />
kam. Dies ist unter anderem mit der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise zu erklären,<br />
in der ein Teil Expresssendungen aus Kostengründen über herkömmliche Paketzusteller abgewickelt<br />
wurde. 105 Insgesamt erwartet die Branche in den nächsten vier Jahren ein Wachstum der<br />
Sendungsvolumina von durchschnittlich 4,2 % p.a. auf mehr als<br />
3,1 Mrd. Einheiten im Jahr 2017. 106 Bei einem Durchschnittserlös je Sendung von etwa 6,07 €<br />
(im Jahr 2012) ergäbe sich damit im Jahr 2017 ein Branchenumsatz in Höhe von etwa<br />
18,8 Mrd. €.<br />
Während allein bei den direkten KEP-Dienstleistern rund 191.000 Personen in Deutschland<br />
tätig sind, sind weitere rund 108.000 Personen bei Vorleistungsunternehmen der Branche beschäftigt.<br />
Zusätzlich sind rund 74.500 Arbeitsplätze von der Verausgabung der von der Branche<br />
erzielten Einkommen abhängig. Insgesamt stehen somit etwa 373.500 Arbeitsplätze mit der<br />
KEP-Branche in Zusammenhang.<br />
104 Vgl. KE-Consult Kurte & Esser GbR, KEP-Studie 2013, April 2013, S. 15<br />
105 Vgl. KE-Consult Kurte & Esser GbR, KEP-Studie 2013, April 2013, S. 12<br />
106 Vgl. KE-Consult Kurte & Esser GbR, KEP-Studie 2013, April 2013, S. 13
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 36<br />
Um den KEP-Markt konkurrieren im Wesentlichen fünf Unternehmen. Die Deutsche Post DHL<br />
ist weiterhin Marktführer in Deutschland. Zudem konkurrieren DPD, UPS, Hermes und GLS 107<br />
in einem starken, oligopolistischen Wettbewerb, 108 der sich in den nächsten Jahren durch die<br />
erwartete Erhöhung der Benzinpreise, 109 die im Handel rund 50 % der Logistikkosten ausmachen<br />
können, noch verstärken wird. Zwar bestehen verschiedene Konzepte – wie z.B. der Einsatz<br />
alternativer Antriebstechnologien, der Wechsel „von der Straße auf die Schiene“ und der<br />
verstärkte Einsatz von Tourenoptimierungssystemen zu Verbesserung der Transportvolumenauslastung<br />
–, um den Anstieg der Kraftstoffkosten auszugleichen, diese werden die steigenden<br />
Kraftstoffpreise aber nur eingeschränkt kompensieren können.<br />
Eine weitere große Herausforderung bilden insbesondere die Personalkosten – das Sortieren und<br />
die Auslieferung ist trotz hoher Automatisierung weiterhin sehr personalintensiv. 110 Mit der<br />
Beschäftigung von Subunternehmen versucht die Branche, den Personaleinsatz möglichst flexibel<br />
und kostengünstig zu gestalten, gerät aber aufgrund der vorherrschenden Niedriglöhne und<br />
der Abwälzung der Risiken auf die Fahrer bei den Gewerkschaften und in der Öffentlichkeit<br />
zunehmend in der Kritik. Mittelfristig ist daher – insbesondere in Deutschland – von einer Steigerung<br />
der Kosten auszugehen. Positiv auf den Umsatz könnte sich hingegen die weiterhin<br />
erwartete Steigerung des Transportaufkommens und somit eine größere Transportnachfrage<br />
erweisen. 111<br />
2.4.3.5 Zusammenfassung der Herausforderungen für die Otto Group<br />
Zusammenfassend lassen sich die erwartete zukünftige Entwicklung der relevanten Märkte für<br />
die Otto Group sowie die damit verbundenen Herausforderungen durch die nachfolgenden<br />
Markttrends beschreiben:<br />
<br />
<br />
Für Deutschland wird bis <strong>zum</strong> Jahr 2017 ein moderater, aber stabiler Wachstumstrend des<br />
BIP prognostiziert. Zudem wird erwartet, dass sich der derzeit am Arbeitsmarkt beobachtbare<br />
Aufschwung fortsetzt. Die grundsätzliche Erwartung der Konjunktur- und Konsumentwicklung<br />
ist somit positiv. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass die derzeitige gesamteuropäische<br />
Krisensituation zu einem kurzfristigen Rückgang des Konsumverhaltens auch in<br />
Deutschland führt.<br />
In den anderen Absatzmärkten sind die Konsumerwartungen für Russland, Brasilien,<br />
China und andere asiatische Staaten weiterhin positiv; die Wachstumsraten werden über<br />
107 Vgl. Statista GmbH, Kurier-, Express- und Paketbranche 2012, S. 5<br />
108 Vgl. Handelsblatt, Logistik-Spezial, 15. März 2012, S. 2<br />
109 Vgl. Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Pressemitteilung, 2. April 2012, S. 1<br />
110 Vgl. MRU GmbH, Der KEP-Markt in Deutschland, September 2012, S. 11<br />
111 Vgl. Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung GmbH, Pressemitteilung vom 15. März 2013
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 37<br />
dem Durchschnitt der Industrienationen erwartet, wenngleich diese Märkte sehr volatil in ihrer<br />
Entwicklung sind und sich die Erwartungen insbesondere in Russland leicht eingetrübt<br />
haben. Innerhalb der Euro-Zone sind die Erwartungen hinsichtlich des Wachstums des privaten<br />
Konsums aufgrund der Schuldenkrise jedoch eher verhalten bis negativ. Insbesondere<br />
in den von der Krise am stärksten betroffenen Ländern (Spanien, Italien, Griechenland und<br />
Portugal) stellt sich die Wirtschaftslage weiterhin kritisch dar. Öffentliche Haushaltsdefizite,<br />
fehlende Binnenmarktnachfrage, die bestehende Unsicherheit und eine hohe Arbeitslosenquote<br />
wirken sich negativ auf die Konsumprognosen aus.<br />
<br />
<br />
<br />
Die Prognosen für den Einzelhandel in Deutschland sind verhalten positiv. Trotz intakter<br />
Konsumstimmung und positiver Entwicklung am Arbeitsmarkt setzt sich der Trend eines<br />
sinkenden Einzelhandelsumsatzes am privaten Konsum im Nicht-Lebensmittelbereich aufgrund<br />
steigender Energie- und Nahrungsmittelpreise fort. Während das Wachstum in Europa<br />
durch die krisengeprägten Länder gedämpft wird, verzeichnen die BRIC-Staaten nach<br />
wie vor höhere Wachstumsraten und bieten dem Einzelhandel auch in Zukunft attraktive<br />
Expansionsmöglichkeiten. Dabei liegt die weltweite Zukunft des Einzelhandels im Multichannel.<br />
Der Online-Handel als maßgeblicher Wachstumstreiber konnte seine Umsätze in<br />
2012 weit über die Erwartungen hinaus steigern. Der Vertriebskanal Katalog verliert zunehmend<br />
an Bedeutung. Grundlage für die Hebung des Wachstumspotenzials im Onlinehandel<br />
ist insbesondere eine leistungsfähige IT-Struktur, die alle Stufen der Wertschöpfungs-<br />
und Leistungskette effizient verbindet.<br />
Die Erwartungen an den Textileinzelhandel als zweitgrößtes Konsumgütersegment<br />
Deutschlands sind leicht positiv, aber differenziert. Aktuelle Wachstumstrends liegen in<br />
Funktionsbekleidung und Nachhaltigkeit. Durch strukturelle Veränderungen – unter anderem<br />
den zunehmenden Erfolg von Textildiscountern und vor allem den stark wachsenden<br />
Online-Handel – wird der Wettbewerb in diesem Marktsegment und ebenso im Schuhhandel<br />
in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Der Elektronikmarkt wird durch steigende<br />
Marktanteile von Smartphones, Tablet PCs und anderer portabler Produkte sowie durch ein<br />
Zusammenwachsen von Unterhaltungselektronik, Informationstechnologie und Telekommunikationsprodukten<br />
bestimmt, ist aber von einem fortgesetzten Preisverfall gekennzeichnet.<br />
Die Umsätze im Bereich Haushaltsgeräte und Möbel entwickeln sich derzeit in Folge<br />
der gestiegenen Wohnungsbauinvestitionen aufgrund eher niedriger Hypothekenzinsen positiv.<br />
Die künftige Entwicklung im Marktumfeld der Finanzdienstleistungen wird <strong>zum</strong> einen von<br />
der Zunahme des Online-Handels bestimmt, da dieser Absatzkanal in besonderem Maße von<br />
Forderungsausfällen betroffen ist. Die Schuldenkrise hat das Forderungsmanagement intensiviert<br />
und erschwert, allerdings ist mit ihr auch Wachstumspotenzial für die Inkasso-<br />
Branche verbunden, da eine wachsende Zahlungsunfähigkeit zu einem steigenden Interesse<br />
sowohl von Unternehmen als auch Kommunen nach den Dienstleistungen der Branche<br />
führt.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 38<br />
<br />
Die Branche der Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen profitiert vom Erfolg des<br />
Online- und Versandhandels und dessen wachsendem Anteil am Einzelhandel. Dies wird<br />
bestätigt durch kontinuierlich wachsende Umsatzzahlen der in Deutschland tätigen KEP-<br />
Dienstleister. Auf der einen Seite ist die Branche von einem starken oligopolistischen Wettbewerb<br />
geprägt, der sich künftig durch steigendende Kraftstoff- und Personalkosten noch<br />
verstärken könnte, während auf der anderen Seite das erwartete Nachfragewachstum zu höheren<br />
Paketraten führen könnte.<br />
Nach unserer Einschätzung bedeuten diese Entwicklungen und Herausforderungen für die Otto<br />
Group, dass<br />
<br />
<br />
<br />
für das Segment „Multichannel-Einzelhandel“ von einem moderaten Wachstum ausgegangen<br />
werden kann, wobei dieses Wachstum insbesondere aus dem Vertriebskanal Online-<br />
Handel bzw. den Regionen Deutschland, Skandinavien, Baltikum sowie den BRIC-Staaten<br />
getrieben wird. Gleichzeitig wird es jedoch durch eine zunehmende Anzahl von Niedrigpreisanbietern,<br />
steigende IT-, Beschaffungs- und Personalkosten sowie Preisrückgänge insbesondere<br />
im Elektronikbereich zu einem erheblichen Druck auf die Ergebnismargen kommen;<br />
das Segment „Finanzdienstleistungen“ im Segmentvergleich weiterhin sehr hohe Ergebnismargen<br />
<strong>zum</strong> Konzernergebnis beisteuern wird, die Wachstumsaussichten aber begrenzt<br />
sind;<br />
und das Segment „Service“ weiterhin deutlich wächst, aber die Ergebnismargen durch höhere<br />
Kraftstoff- und Personalkosten – wenn überhaupt – nur moderat steigen werden.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 39<br />
3 Allgemeine Bewertungsgrundsätze<br />
Die im Folgenden wiedergegebenen Bewertungsgrundsätze gelten heute in der Theorie und<br />
Praxis für die Unternehmensbewertung als gesichert und haben ihren Niederschlag in der Literatur<br />
und in den Verlautbarungen des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW), insbesondere in<br />
dem IDW Standard „Grundsätze zur Durchführung von Unternehmensbewertungen“ (IDW S 1),<br />
gefunden.<br />
Nach herrschender Rechtsprechung und Bewertungspraxis, der auch die vorliegende Bewertung<br />
folgt, ist der Wert je Aktie für Zwecke der Festlegung der Barabfindung im Rahmen eines Ausschlusses<br />
von Minderheitsaktionären grundsätzlich aus einem objektivierten <strong>Unternehmenswert</strong><br />
abzuleiten. Der objektivierte <strong>Unternehmenswert</strong> stellt einen intersubjektiv nachprüfbaren Zukunftserfolgswert<br />
aus Sicht der Anteilseigner bei Fortführung des Unternehmens auf Basis des<br />
bestehenden Unternehmenskonzepts dar.<br />
3.1 Ertragswert<br />
In der Betriebswirtschaftslehre, der Rechtsprechung und der Bewertungspraxis ist allgemein<br />
anerkannt, dass der Wert eines Unternehmens nach einem kapitalwertorientierten Verfahren<br />
ermittelt werden kann. Sämtliche Verfahren führen bei konsistenter Anwendung <strong>zum</strong> selben<br />
<strong>Unternehmenswert</strong>. Nachfolgende Übersicht gibt einen systematischen Überblick zu den wesentlichen<br />
kapitalwertorientierten Bewertungsverfahren:<br />
Kapitalwertorientierte<br />
Verfahren<br />
Bruttoverfahren<br />
(Entity-Verfahren)<br />
Nettoverfahren<br />
(Equity-Verfahren)<br />
DCF-Entity<br />
(WACC)-Verfahren<br />
DCF-Entity (APV)-<br />
Verfahren<br />
Ertragswert-/ DCF-<br />
Equity-Verfahren<br />
Free Cash Flow<br />
Methode<br />
Total Cash Flow<br />
Methode<br />
Im vorliegenden Fall wurde der <strong>Unternehmenswert</strong> der C.J. Vogel AG nach dem von der Rechtsprechung<br />
in Deutschland anerkannten Ertragswertverfahren ermittelt.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 40<br />
Der Ertragswert eines Unternehmens bestimmt sich unter der Voraussetzung ausschließlich<br />
finanzieller Ziele durch den Barwert der mit dem Eigentum an dem Unternehmen verbundenen<br />
Nettozuflüsse an die Unternehmenseigner.<br />
Im Rahmen der Nettoverfahren (Equity-Verfahren) wird der Ertragswert unmittelbar aus den<br />
Nettoeinnahmen der Unternehmenseigner abgeleitet. Die zur Ermittlung des Ertragswertes abzuzinsenden<br />
Nettoeinnahmen der Unternehmenseigner ergeben sich vorrangig aus den Ausschüttungen<br />
der vom Unternehmen erwirtschafteten finanziellen Überschüsse. Eine Unternehmensbewertung<br />
setzt daher die Prognose der entziehbaren künftigen finanziellen Überschüsse<br />
des Unternehmens voraus. Dabei sind die Nebenbedingungen der gesellschaftsrechtlichen Ausschüttungsfähigkeit<br />
und der Finanzierung der Ausschüttungen zu beachten.<br />
Bei der Ermittlung der den Unternehmenseignern zufließenden Nettoeinnahmen ist auch die<br />
Verwendung der zu Wertsteigerungen führenden Ergebnisthesaurierungen, <strong>zum</strong> Beispiel zur<br />
Finanzierung von Investitionen, des Bilanzwachstums oder zur Tilgung von Fremdkapital,<br />
sachgerecht zu berücksichtigen.<br />
Bei der Ermittlung des objektivierten <strong>Unternehmenswert</strong>es ist von der Ausschüttung derjenigen<br />
finanziellen Überschüsse auszugehen, die nach Berücksichtigung des dokumentierten Unternehmenskonzepts<br />
zur Ausschüttung zur Verfügung stehen. Soweit die Planung mehrere Phasen<br />
unterscheidet, sind für die erste Phase der Planung (Detailplanungsphase) die Aufteilung der<br />
Nettoeinnahmen auf Ausschüttungen und Thesaurierungen auf der Basis des individuellen Unternehmenskonzepts<br />
und unter Berücksichtigung der bisherigen und geplanten Ausschüttungspolitik,<br />
der Eigenkapitalausstattung und der steuerlichen Rahmenbedingungen vorzunehmen.<br />
Sofern für die Verwendung thesaurierter Beträge keine Planungen vorliegen und auch die Investitions-<br />
oder Finanzplanung keine konkrete Verwendung vorsieht, ist eine sachgerechte Prämisse<br />
zur Mittelverwendung zu treffen. Im Rahmen der zweiten Phase (so genannte Grobplanungs-<br />
oder auch Übergangsphase) und der dritten Phase (so genannte Fortführungsphase oder<br />
ewige Rente) ist grundsätzlich anzunehmen, dass das Ausschüttungsverhalten des zu bewertenden<br />
Unternehmens äquivalent <strong>zum</strong> Ausschüttungsverhalten einer Alternativanlage ist. In diesen<br />
Phasen können die thesaurierten Beträge fiktiv unmittelbar den Anteilseignern zugerechnet<br />
werden, soweit die Thesaurierungen nicht zur Finanzierung des mittels der angesetzten Wachstumsrate<br />
abgebildeten künftigen Bilanzwachstums erforderlich sind.<br />
Unterliegen die thesaurierungsbedingten – und den Anteilseignern im Rahmen der Bewertung<br />
unmittelbar zugerechneten – Wertzuwächse (Kursgewinne) einer effektiven Veräußerungsgewinnbesteuerung,<br />
ist dies bei der Bewertung zu berücksichtigen (vgl. IDW S 1, Abschnitt<br />
4.4.2.3.). Aus diesem Grund umfassen im Folgenden die Nettoeinnahmen der Anteilseigner<br />
sowohl die ihnen zufließenden Dividenden als auch die unmittelbar zugerechneten thesaurierten<br />
Beträge.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 41<br />
Da der <strong>Unternehmenswert</strong> aus der Sicht der Unternehmenseigner ermittelt wird, ist die Steuerbelastung<br />
der Anteilseigner auf die Ausschüttungen aus dem Unternehmen sowie auf die Kursgewinne<br />
(zugerechnete Thesaurierungsbeträge) zu berücksichtigen.<br />
Bei der Bewertung von deutschen Kapitalgesellschaften ist zu berücksichtigen, dass Zinseinkünfte<br />
und Ausschüttungen einer einheitlichen und von den individuellen Verhältnissen des<br />
einzelnen Anteilseigners unabhängigen nominellen Steuerbelastung in Höhe von 25 % zuzüglich<br />
Solidaritätszuschlag unterliegen. Gleiches gilt für realisierte Kursgewinne für Erwerbe ab<br />
dem 1. Januar 2009.<br />
Die effektive Steuerlast für Zinsen und Dividenden entspricht regelmäßig der nominellen Steuerbelastung.<br />
Die effektive Steuerbelastung auf zu Wertsteigerungen führenden Thesaurierungen<br />
hängt dagegen vom Zeitpunkt der Realisierung der Wertsteigerung ab. Sie reduziert sich mit der<br />
zunehmenden Haltedauer eines Wertpapiers durch den Anteilseigner. Anteilseigner werden<br />
deshalb bestrebt sein, die effektive Steuerlast auf Kursgewinne durch lange Haltedauern möglichst<br />
gering zu halten. Unter der Annahme langer Haltedauern und des damit verbundenen<br />
Abzinsungseffektes bedeutet dies einen gegenüber der nominellen Steuerbelastung von 25 %<br />
zuzüglich Solidaritätszuschlag deutlich geminderten effektiven Steuersatz für Veräußerungsgewinne,<br />
den wir typisierend mit dem hälftigen nominellen Steuersatz zuzüglich Solidaritätszuschlag<br />
angesetzt haben.<br />
Für die Bewertung des Unternehmens sind die so ermittelten Nettoeinnahmen an die Unternehmenseigner<br />
mit einem geeigneten Zinssatz auf den Bewertungsstichtag zu diskontieren.<br />
t<br />
<strong>Unternehmenswert</strong><br />
Zukünftige Zahlungsströme<br />
(Nettoeinnahmen)<br />
Die Bewertung der Gesellschaft wurde außerdem entsprechend der herrschenden Meinung in<br />
der Rechtsprechung und der Betriebswirtschaftslehre auf „stand-alone-Basis“ vorgenommen,<br />
das heißt, alle positiven und negativen Verbundeffekte, die erst nach dem Ausschluss der Minderheitsaktionäre<br />
erzielt werden können, wurden außer Betracht gelassen.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 42<br />
3.2 Sonderwerte<br />
Sachverhalte, die im Rahmen der Ertragswertermittlung nicht oder nur unvollständig abgebildet<br />
werden können, sind grundsätzlich gesondert zu bewerten und dem Ertragswert hinzuzufügen.<br />
Neben dem nicht betriebsnotwendigen Vermögen kommen dafür unter anderem bestimmte<br />
Finanzaktiva oder steuerliche Effekte in Frage. Als nicht betriebsnotwendig gelten solche Vermögensteile,<br />
die frei veräußert werden können, ohne dass davon die eigentliche Unternehmensaufgabe<br />
berührt wäre.<br />
3.3 Liquidationswert und Substanzwert<br />
Erweist es sich insgesamt gegenüber der Unternehmensfortführung als vorteilhafter, die in den<br />
Unternehmen vorhandenen einzelnen Vermögensteile oder in sich geschlossene Betriebsteile<br />
gesondert zu veräußern, käme als <strong>Unternehmenswert</strong> auch der Liquidationswert als Summe der<br />
durch Liquidation erzielbaren Nettoerlöse in Betracht.<br />
Da im vorliegenden Fall die bewertete Gesellschaft unbefristet fortgeführt werden soll und ferner<br />
davon auszugehen ist, dass der Ertragswert aufgrund der bei einer Liquidation anfallenden<br />
Kosten (<strong>zum</strong> Beispiel Sozialpläne, Entschädigungen) über dem entsprechenden Liquidationswert<br />
bei unterstellter Zerschlagung liegen würden, wurde auf die Ermittlung eines Liquidationswertes<br />
verzichtet.<br />
Die Bewertung der Substanz unter Beschaffungsgesichtspunkten führt zu dem so genannten<br />
Rekonstruktionswert des Unternehmens, der wegen der im Allgemeinen fehlenden immateriellen<br />
Werte nur ein Teilrekonstruktionswert ist. Dieser hat keinen selbständigen Aussagewert für<br />
die Ermittlung des Gesamtwertes einer fortzuführenden Unternehmung. Ein Substanzwert wurde<br />
deshalb nicht ermittelt.<br />
3.4 Börsenwert<br />
Da die Aktien der C.J. Vogel AG an den Wertpapierbörsen in Berlin und Hannover (regulierter<br />
Markt) <strong>zum</strong> Handel zugelassen sind, wäre es denkbar, die Barabfindung anhand der beobachtbaren<br />
Aktienkurse der C.J. Vogel AG zu bestimmen. Allerdings können gewichtige Argumente<br />
gegen eine ausschließlich aus dem Börsenkurs abgeleitete Barabfindung sprechen, da der Börsenkurs<br />
von zahlreichen Sonderfaktoren, wie <strong>zum</strong> Beispiel von der Größe und Enge des Marktes,<br />
von zufallsbedingten Umsätzen sowie von spekulativen und sonstigen nicht wertbezogenen<br />
Einflüssen abhängt und damit unberechenbaren Schwankungen und Entwicklungen unterliegen<br />
kann.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 43<br />
Eine Verwendung von Börsenkursen (Marktkapitalisierung) als Grundlage für die Bestimmung<br />
der Barabfindung kann eine Unternehmensbewertung nach den dargestellten Grundsätzen nicht<br />
ersetzen, sofern diese Bewertung eine detailliertere und insbesondere hinsichtlich der langfristigen<br />
Zukunftserwartungen des Managements spezifischere Informationsgrundlage als der Kapitalmarkt<br />
verwendet und in der Bewertungsmethodik die Kapitalmarktkalküle übernimmt. Die<br />
hier dargestellte Bewertung basiert auf einer Analyse von Vergangenheitsdaten und auf langfristigen<br />
Unternehmensplanungen, die in diesem Detaillierungsgrad und Umfang nicht öffentlich<br />
zugänglich sind.<br />
Das Bundesverfassungsgericht hat mehrfach entschieden, dass bei einigen speziellen Unternehmensbewertungsanlässen<br />
(<strong>zum</strong> Beispiel Abfindung und Ausgleich nach § 304 AktG,<br />
§ 305 AktG oder § 320b AktG) der Börsenkurs bei der Ermittlung einer Barabfindung für Minderheitsaktionäre<br />
als Mindestwert zu berücksichtigen ist. 112 Dies gilt in analoger Auslegung<br />
auch bei der Ermittlung einer Barabfindung für Minderheitsaktionäre gemäß §§ 327b AktG. Das<br />
Gebot, bei der Festsetzung der angemessenen Abfindung den Börsenkurs zu berücksichtigen,<br />
bedeutet jedoch nach Ansicht des Bundesverfassungsgerichts nicht, dass er stets allein maßgeblich<br />
sein müsse. Eine Überschreitung ist verfassungsrechtlich unbedenklich. Es kann aber auch<br />
verfassungsrechtlich beachtliche Gründe geben, ihn zu unterschreiten.<br />
Zur Entwicklung und Relevanz des Börsenkurses der Aktie der C.J. Vogel AG verweisen wir<br />
auf Abschnitt 7.3.<br />
112 Vgl. z. B. BVerfG, Beschluss vom 27. April 1999, 1 BvR 1613/94.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 44<br />
4 Methodische Vorgehensweise<br />
Die im vorstehenden Abschnitt erläuterten allgemeinen Bewertungsgrundsätze bilden einen<br />
abstrakten Rahmen, der für die Anwendung auf das einzelne Bewertungsobjekt noch zu konkretisieren<br />
ist. Die Umsetzung der allgemeinen Bewertungsgrundsätze bei der Bewertung der C.J.<br />
Vogel AG wird im Folgenden erläutert.<br />
4.1 Struktur und Abgrenzung des Bewertungsobjekts<br />
Bewertungsobjekt ist die C.J. Vogel AG. Der <strong>Unternehmenswert</strong> der C.J. Vogel AG als Holdinggesellschaft<br />
ergibt sich aus dem Wert der Kommanditanteile an der KG Aurum zuzüglich<br />
des Werts der übrigen Vermögenswerte abzüglich des Werts der Schulden. Der Wert der Kommanditanteile<br />
an der KG Aurum ermittelt sich aus deren anteiligen <strong>Unternehmenswert</strong>, wobei<br />
sich der <strong>Unternehmenswert</strong> der KG Aurum als Holdinggesellschaft wiederum aus dem Wert der<br />
Kommanditanteile an der Otto (GmbH & Co KG) zuzüglich des Werts der übrigen Vermögenswerte<br />
abzüglich des Werts der Schulden ergibt.<br />
Der Wert der Kommanditanteile an der Otto (GmbH & Co KG) ergibt sich aus dem anteiligen<br />
<strong>Unternehmenswert</strong> der Gesellschaft. Dieser wurde auf Basis der konsolidierten Planungsrechnung<br />
der Otto Group, welche alle Tochterunternehmen und Beteiligungen – in konsolidierter<br />
Form oder im Beteiligungsergebnis – umfasst, ermittelt. Die Planung der Otto Group wird in<br />
Kapitel 5.1 dargestellt und erläutert.<br />
Sonderwerte waren bei keiner der Gesellschaften zu berücksichtigen. Gesondert zu bewertendes<br />
nicht betriebsnotwendiges Vermögen wurde nicht identifiziert. Effekte aus den bestehenden<br />
steuerlichen Verlustvorträgen, die innerhalb des Detailplanungszeitraums nicht vollständig genutzt<br />
werden können, wurden annuitätisch bei der Ableitung der nachhaltigen Steuerquote berücksichtigt.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 45<br />
4.2 Bewertungsstichtag<br />
Für die Ermittlung des <strong>Unternehmenswert</strong>s der C.J. Vogel AG wurde als Bewertungsstichtag<br />
der 14. Februar 2014 zugrunde gelegt. Dies ist voraussichtlich der Tag der außerordentlichen<br />
Hauptversammlung der C.J. Vogel AG, an dem über den Ausschluss der Minderheitsaktionäre<br />
Beschluss gefasst werden soll.<br />
Demzufolge sind der Bewertung alle nach dem Bewertungsstichtag zufließenden Ergebnisbeiträge<br />
der C.J. Vogel AG (einschließlich desjenigen des laufenden Geschäftsjahres) zugrunde<br />
zu legen.<br />
Als technischer Bewertungsstichtag für die Bewertung der Otto (GmbH & Co KG) wurde der<br />
1. März 2013 festgelegt. Alle prognostizierten Überschüsse der Otto (GmbH & Co KG) wurden<br />
auf diesen Stichtag abgezinst. Der sich <strong>zum</strong> 1. März 2013 ergebende <strong>Unternehmenswert</strong> wurde<br />
dann auf den 14. Februar 2014 aufgezinst und der Bewertung der KG Aurum und damit der<br />
C.J. Vogel AG zugrunde gelegt.<br />
4.3 Analyse der Ertragskraft und Ableitung der Zukunftserfolge<br />
Da weder die C.J. Vogel AG noch die KG Aurum eine operative Tätigkeit entfalten sondern<br />
ausschließlich vermögensverwaltend tätig sind und der wesentliche Vermögenswert der Gesellschaft<br />
in der (indirekten) Beteiligung an der Otto (GmbH & Co KG) besteht, konzentrierte sich<br />
unsere Analyse der Ertragskraft auf die Otto Group.<br />
Bei der Schätzung der künftigen Erträge ist die Unsicherheit der Zukunftserwartungen zu berücksichtigen.<br />
Hierbei sind im Sinne von Erwartungswerten Risiken und Chancen in gleicher<br />
Weise zu würdigen. Die tatsächlich erzielten Ergebnisse der Vergangenheit können hierfür eine<br />
erste Orientierung geben.<br />
Die Analyse der abgeschlossenen Geschäftsjahre sowie die Bereinigung ausgewählter Posten<br />
der Gewinn- und Verlustrechnungen der Otto Group dienen dem Zweck, in einem ersten Schritt<br />
die Grundlagen der Planungsrechnung besser beurteilen zu können.<br />
Die im Rahmen der Vergangenheitsanalyse der Otto Group durchgeführten Bereinigungen, die<br />
sich insbesondere auf außerplanmäßige Abschreibungen sowie auf Erträge aus der Veräußerung<br />
von Grundstücken und Beteiligungen beziehen, wirken sich nicht auf die Ermittlung des <strong>Unternehmenswert</strong>es<br />
aus, da die Wertermittlung auf den Prognosen für die zukünftigen Geschäftsjahre<br />
beruht und damit die bereinigten Ergebnisse der Vergangenheit lediglich Informations- und<br />
Plausibilisierungszwecken dienen. Die vorgenommenen Bereinigungen sind in Abschnitt 5.1.2<br />
dargestellt.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 46<br />
Die Planungsrechnung der Otto Group bzw. deren Teilkonzerne setzen sich aus Plan-Gewinnund<br />
Verlustrechnungen, Plan-Bilanzen sowie Plan-Cash-Flow-Rechnungen zusammen. Die<br />
Detailplanungsphase umfasst den Zeitraum der Jahre 2013/14 bis 2015/16. Sie wurde in Übereinstimmung<br />
mit dem Konzernabschluss nach den International Financial Reporting Standards<br />
(IFRS) erstellt.<br />
Die Planungsrechnungen sind Bestandteil des regelmäßigen internen Planungs- und Berichterstattungsprozesses<br />
bei der Otto Group. Der Vorstand und der Aufsichtsrat der Otto Group haben<br />
die Planung im Juli 2013 verabschiedet. Nach Auskunft der Gesellschaft ist eine zwischenzeitliche<br />
Aktualisierung weder erfolgt noch aufgrund der Geschäftsentwicklung auf Konzernebene<br />
erforderlich.<br />
Wir haben die vorstehend beschriebene Planung für die Geschäftsjahre 2013/14 bis 2015/16<br />
weitgehend unverändert übernommen und unserer Bewertung zugrunde gelegt. Anpassungen<br />
wurden lediglich hinsichtlich nachfolgend beschriebener Punkte vorgenommen:<br />
<br />
<br />
<br />
Für die in den sonstigen Finanzanlagen der Otto Group enthaltenen Anteile an Venture Capital<br />
Gesellschaften und anderen Beteiligungen waren in der Planungsrechnung noch keine<br />
Beteiligungsergebnisse berücksichtigt. Um dieses Ertragspotenzial in der Planungsrechnung<br />
angemessen abzubilden, wurde ab dem Geschäftsjahr 2013/14 für sämtliche Planjahre eine<br />
angemessene Rendite als zusätzliches Beteiligungsergebnis berücksichtigt, obwohl die Otto<br />
Group für die Planjahre noch keine Rückflüsse aus den Beteiligungen erwartet.<br />
Zur Berücksichtigung der unterjährigen Entwicklung im Jahr 2013/14 wurde uns von der<br />
Otto Group eine Hochrechnung auf Konzern- und Teilkonzernebene mit Stand vom 30. November<br />
2013 vorgelegt. Diese Hochrechnung bestätigt die Planung für das Jahr 2013/14 und<br />
die Folgejahre auf Konzernebene. Allerdings gibt es einzelne Teilkonzerne, für die sich<br />
Über- bzw. Unterschreitungen der Plan-EBIT abzeichnen. Diese Abweichungen gleichen<br />
sich auf Ebene des Konzern-EBIT in Summe aus. Zur sachgerechten Ermittlung insbesondere<br />
der Steuerergebnisse und der Minderheitenanteile haben wir die Abweichungen auf Teilkonzernebene<br />
im Rahmen einer gutachtlichen Anpassung in der Planungsrechnung berücksichtigt.<br />
Über den gesamten Planungshorizont wurde Liquidität, die einen auf Basis der vergangenen<br />
drei Jahre ermittelten Mindestliquiditätsbestand übersteigt, für Bewertungszwecke zur Tilgung<br />
der geplanten Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten verwendet.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 47<br />
<br />
Darüber hinaus haben wir nach der Detailplanungsphase eine Grobplanungsphase in Form<br />
eines Übergangsjahres 2016/17 ergänzt, in der wir insbesondere potenzielle langfristige<br />
Chancen in einzelnen Teilkonzernen, die über die Erwartungen des Geschäftsjahres 2015/16<br />
hinausgehen, abgebildet haben. Zudem haben wir im Geschäftsjahr 2016/17 die Effekte aus<br />
dem geplanten Verkauf weiterer Anteile an der Cofidis-Gruppe berücksichtigt.<br />
Eine detaillierte Beschreibung der gutachtlichen Anpassungen erfolgt in den folgenden Abschnitten.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 48<br />
5 Otto (GmbH & Co KG)<br />
5.1 Planungsrechnung<br />
5.1.1 Gewinn- und Verlustrechnung<br />
Die von der Otto Group erstellte Plan-Gewinn- und Verlustrechnung für die Jahre 2013/14 bis<br />
2015/16 stellt sich bis <strong>zum</strong> operativen Ergebnis – unter Gegenüberstellung der Jahre 2011/12<br />
und 2012/13 – wie folgt dar:<br />
Otto Group - Gewinn- und Verlustrechnung<br />
Ist<br />
Detailplanung<br />
in T€ 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16<br />
Umsatzerlöse 11.596.565 11.784.243 12.290.694 12.722.542 13.523.420<br />
Umsatzwachstum in % 1,7% 1,6% 4,3% 3,5% 6,3%<br />
Materialaufw and 5.972.166 5.947.178 6.157.815 6.392.485 6.866.977<br />
Rohertrag 5.624.399 5.837.065 6.132.879 6.330.057 6.656.443<br />
Rohertragsmarge in % 48,5% 49,5% 49,9% 49,8% 49,2%<br />
Personalaufw and 2.053.394 2.125.166 2.154.899 2.203.486 2.301.863<br />
Abschreibungen 279.820 322.811 271.954 294.262 289.099<br />
Sonstiges betriebliches Ergebnis -3.032.150 -3.000.619 -3.280.484 -3.379.731 -3.587.043<br />
EBIT (operatives Ergebnis) 259.035 388.469 425.542 452.578 478.438<br />
EBIT-Marge in % 2,2% 3,3% 3,5% 3,6% 3,5%<br />
Quelle: Konzernabschluss Otto Group 2012/13, Dreijahresplanung Otto Group
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 49<br />
5.1.2 Bereinigungen<br />
Folgende Bereinigungen einmaliger oder periodenfremder Effekte wurden für die beiden vergangenen<br />
Geschäftsjahre vorgenommen:<br />
Bereinigungen<br />
Ist<br />
in Mio. € 2011/12 2012/13<br />
EBIT 259 388<br />
EBIT-Marge in % 2,2% 3,3%<br />
Außerplanmäßige Zu-/Abschreibungen auf<br />
immaterielle Vermögensw erte und<br />
Sachanlagen -25 -63<br />
Belastungen aus Entkonsolidierungen von<br />
Tochtergesellschaften -1 -21<br />
Erträge aus dem Verkauf von Grundstücken 71 0<br />
Bereinigungen 45 -84<br />
EBIT (bereinigt) 214 472<br />
EBIT-Marge in % 1,8% 4,0%<br />
Quelle: Konzernabschluss Otto Group 2012/13<br />
Im Geschäftsjahr 2012/13 wurden außerplanmäßige Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte<br />
und Sachanlagen in Höhe von 50 Mio. € im Wesentlichen auf Grundstücke mit<br />
eigenen Gebäuden, Geschäftsausstattung sowie Einbauten in Shops vorgenommen. Diese sind<br />
durch eine ungenügende Ertragsentwicklung einzelner Versandhandelsaktivitäten in Deutschland<br />
und Frankreich sowie mehreren Ladengeschäften in Deutschland und den USA begründet.<br />
Darüber hinaus erfolgten in diesem Geschäftsjahr außerplanmäßigen Abschreibungen auf Geschäfts-<br />
und Firmenwerte in 2012/13 in Höhe von 25 Mio. €. Hiervon entfallen rund 20 Mio. €<br />
auf den deutschen Private-Shopping-Anbieter Limango und damit das Segment „Multichannel-<br />
Einzelhandel“. Die außerplanmäßigen Abschreibungen betreffen im Wesentlichen das Segment<br />
„Multichannel-Einzelhandel“ in Höhe von 71 Mio. €. Ergebnissteigernd wirkten sich im Geschäftsjahr<br />
2012/13 Zuschreibungen in Höhe von<br />
12 Mio. € aus, die mit 9 Mio. € insbesondere auf Sachanlagen der österreichischen UNITO AT<br />
entfielen.<br />
Einen weiteren Sondereffekt bildete die Entkonsolidierung von Tochtergesellschaften in Höhe<br />
von 21,2 Mio. €.<br />
Ein positiver Effekt auf das Ergebnis des Jahres 2011/12 ergab sich aus dem Verkauf von drei<br />
Grundstücken der FEGRO-Großhandelsmarkt GmbH & Co. KG, Hamburg, mit einem Veräußerungsgewinn<br />
in Höhe von 71 Mio. €, der in den sonstigen betrieblichen Erträgen erfasst wurde.<br />
Eine Bereinigung der Effekte aus den Restrukturierungsprogrammen in den Istjahren halten wir<br />
nicht für angebracht, ebenso wie die Bereinigung der Sonderaufwendungen für die Neuausrich-
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 50<br />
tung von Geschäfts- und IT-Prozessen, da beide Maßnahmen regelmäßig respektive fortlaufend<br />
erfolgen und entsprechend Eingang in die Planungsrechnung gefunden haben.<br />
5.1.3 Operatives Ergebnis<br />
5.1.3.1 Überblick<br />
Die Otto Group plant auch künftig, den wesentlichen Anteil ihrer Umsatzerlöse und Margen im<br />
Segment „Multichannel-Einzelhandel“ zu erzielen:<br />
Otto Group - Umsatzerlöse und EBIT der Segmente<br />
Ist<br />
Detailplanung<br />
in T€ 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16<br />
Multichannel-Einzelhandel 10.034.694 10.056.988 10.274.595 10.596.453 11.133.449<br />
Finanzdienstleistungen 531.633 593.728 631.683 631.285 675.746<br />
Service 1.030.238 1.133.527 1.384.416 1.494.804 1.714.224<br />
Umsatzerlöse 11.596.565 11.784.243 12.290.694 12.722.542 13.523.420<br />
Multichannel-Einzelhandel 58.756 209.019 221.620 243.830 259.671<br />
Finanzdienstleistungen 223.475 208.122 218.711 210.317 216.251<br />
Service 53.553 46.168 65.967 80.748 92.801<br />
Holding/Konsolidierung -76.749 -74.840 -80.757 -82.317 -90.285<br />
EBIT 259.035 388.469 425.542 452.578 478.438<br />
Quelle: Konzernabschluss Otto Group 2012/13 (unbereinigt), Dreijahresplanung Otto Group<br />
5.1.3.2 Multichannel-Einzelhandel<br />
Für das Segment „Multichannel-Einzelhandel“ plant die Otto Group bei zunächst moderat, im<br />
Geschäftsjahr 2014/15 deutlich steigenden Umsatzerlösen eine Stabilisierung der EBIT-Marge:<br />
Otto Group - Umsatzerlöse und EBIT im Segment Multichannel-Einzelhandel<br />
Ist<br />
Detailplanung<br />
in T€ 2010/11 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15<br />
Umsatzerlöse 10.034.694 10.056.988 10.274.595 10.596.453 11.133.449<br />
Umsatzwachstum in % n.a. 0,2% 2,2% 3,1% 5,1%<br />
EBIT 58.756 209.019 221.620 243.830 259.671<br />
EBIT-Marge in % 0,6% 2,1% 2,2% 2,3% 2,3%<br />
Quelle: Konzernabschluss Otto Group 2012/13 (unbereinigt), Dreijahresplanung Otto Group
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 51<br />
Das Segment „Multichannel-Einzelhandel“ setzt sich im Wesentlichen aus 17 Teilkonzernen<br />
zusammen, in denen jeweils historisch gewachsene rechtliche Einheiten, Marken-Familien oder<br />
regionale Aktivitäten zusammengefasst sind:<br />
Otto Group - Umsatzerlöse der Teilkonzerne<br />
Ist<br />
Detailplanung<br />
in T€ 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16<br />
Otto Operativ 2.085.929 2.127.045 2.128.649 2.150.142 2.229.999<br />
3 Suisses-Gruppe 1.979.694 1.675.053 1.653.772 1.689.034 1.763.678<br />
Bonprix-Gruppe 1.161.954 1.222.191 1.271.898 1.303.204 1.355.642<br />
Crate&Barrel-Gruppe 1.026.400 1.096.785 1.115.560 1.156.533 1.174.777<br />
Witt-Gruppe 644.144 665.887 691.579 701.958 720.409<br />
Otto Group Russia 472.539 529.764 576.227 614.201 684.698<br />
Schw ab-Gruppe 503.380 549.707 606.644 632.357 682.913<br />
Baur-Gruppe 616.089 666.264 617.510 628.762 652.150<br />
Heine-Gruppe 525.928 503.612 499.660 505.776 512.908<br />
SPORT SCHECK 346.514 336.331 369.842 401.890 427.688<br />
Otto Japan-Gruppe 226.390 225.160 232.737 238.606 253.458<br />
Limango-Gruppe 67.551 95.130 116.493 149.067 174.627<br />
Freemans Grattan Holdings 164.133 161.487 157.764 156.888 158.580<br />
Frankonia-Gruppe 116.828 118.895 121.830 122.723 124.570<br />
Otto Brasilien-Gruppe 0 3.777 28.249 44.803 74.172<br />
House of Brands 0 7.566 20.018 33.521 55.465<br />
Otto China-Gruppe 0 1.214 5.978 11.691 17.598<br />
Sonstige 97.219 71.120 60.183 55.297 70.118<br />
Gesamtumsatz Multichannel 10.034.694 10.056.988 10.274.595 10.596.453 11.133.449<br />
Quelle: Konzernabschluss Otto Group 2012/13, Dreijahresplanung Otto Group, ergänzende Informationen<br />
Der Multichannel-Einzelhändler Otto Operativ, Kernaktivität der Otto (GmbH & Co KG),<br />
genießt über Deutschlands Grenzen hinaus als Universalversender einen hohen Bekanntheitsgrad.<br />
Von den drei Absatzkanälen ist das Internet inzwischen der bedeutendste – der Umsatz<br />
über www.otto.de beträgt rund 80 % mit stetig wachsendem Shopping-Angebot.<br />
Die Umsatzerlöse der Otto Operativ, die ebenso wie die erzielten Margen gegenüber den Vorjahren<br />
verbessert werden konnten, stehen auch zukünftig durch den wachsenden Preiskampf,<br />
den zunehmenden Direktvertrieb der Markenartikler und die permanente Ausweitung der Produktkategorien<br />
bei Wettbewerbern wie Amazon und Zalando – in das Sortiment der Otto Operativ<br />
hinein – unter Druck, sollen aber dennoch weiterhin moderat erhöht werden. Gleichzeitig<br />
soll trotz steigender Beschaffungspreise langfristig eine moderate EBIT-Entwicklung – unter<br />
anderem durch eine Schärfung der Positionierung und des Sortiments sowie höhere Werbekosteneffizienzen<br />
– realisiert werden. Hinsichtlich der Entwicklung der Beschaffungspreise ist<br />
jedoch an<strong>zum</strong>erken, dass höhere Löhne in den Zuliefererländern und tendenziell steigende Rohstoffkosten<br />
zu deutlich höheren Aufwendungen führen können. Gleiches gilt für die im Rahmen<br />
der Ausweitung des E-Commerce-Anteils erforderlichen umfangreichen Investitionen in die IT-<br />
Landschaft aller Teilkonzerne im Segment Multichannel-Einzelhandel und insbesondere bei der<br />
Otto Operativ.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 52<br />
Seit Herbst 2012 wird zudem für die drei Teilkonzerne Otto Operativ, Baur-Gruppe und<br />
Schwab-Gruppe das Projekt „Fokus“ zur Positionierung der drei Marken „Otto“, „Baur“ und<br />
„Schwab“ umgesetzt. Das Projekt „Fokus“ hat die Zielsetzung, in einem sehr angespannten und<br />
sich stark verändernden Wettbewerbsumfeld die Voraussetzungen für eine nachhaltige Steigerung<br />
der Ertragskraft zu schaffen. Über „Fokus“ sollen <strong>zum</strong> einen Synergiepotenziale gehoben<br />
werden, 113 <strong>zum</strong> anderen soll aber auch eine konsequente Ausrichtung an Kundenwünschen und<br />
Marktgegebenheiten erfolgen.<br />
Die Unternehmen der 3 Suisses-Gruppe sind in allen drei Segmenten vertreten. Die Aktivitäten<br />
im Segment „Multichannel-Einzelhandel“ umfassen die an Privatkunden gerichtete Mode und<br />
Haushaltswaren (B2C-Bereich) sowie den Handel mit Bürobedarf für gewerbliche Abnehmer<br />
(B2B-Bereich). Im Segment „Finanzdienstleistungen“ bieten die „Contentia“ und „Direxi“ Inkasso-<br />
und Versicherungsdienstleistungen an. Zudem wickelt die 3 Suisses-Gruppe Logistik-<br />
Dienstleistungen und Callcenter-Services für andere Unternehmen ab.<br />
Die 3 Suisses-Gruppe hat die in den Vorjahren begonnenen Restrukturierungsmaßnahmen im<br />
„Multichannel-Einzelhandel“ weiter vorangetrieben. Hinsichtlich der künftigen Entwicklung im<br />
B2B-Bereich ist geplant, dass im Nachgang zu der für das Geschäftsjahr 2012/13 geplanten<br />
Schließung mehrerer unprofitabler Aktivitäten sowie der Optimierung verschiedener zentraler<br />
Bereiche langfristig eine sukzessive Erholung der Umsatzerlöse und Ergebnisse für die übrig<br />
bleibenden Aktivitäten erreicht werden kann. Im B2C-Bereich werden aufgrund der rückläufigen<br />
Konsumstimmung auf dem französischen Modemarkt sowie der Fortsetzung des Umbaus<br />
des Versandhandelsmodells auf den Onlinehandel für das laufende und das nächste Geschäftsjahr<br />
erneut Umsatzeinbußen erwartet. Zudem ist derzeit noch unklar, ob die Restrukturierungsmaßnahmen<br />
wie geplant im Geschäftsjahr 2013/14 erfolgreich abgeschlossen werden können<br />
oder ob noch mehr Zeit für die Umstellung des Geschäftsmodells erforderlich sein wird.<br />
Das Sortiment der Bonprix-Gruppe von preiswerter Mode bis hin zu Möbeln und Haushaltsartikeln<br />
wird mit einer Multichannel-Strategie – einer Mischung aus Kataloggeschäft, eigenen<br />
Filialen sowie dem Online-Handel – international vertrieben. Der Internetshop www.bonprix.de<br />
befindet sich in Deutschland unter den Top 10 der Onlineshops. Nach einer kurzen Phase geringeren<br />
Wachstums in den Geschäftsjahren 2010/11 und 2011/12 konnte die Bonprix-Gruppe im<br />
Jahr 2012/13 wieder ein deutliches Umsatzwachstum insbesondere durch die Auslandsaktivitäten<br />
in Russland und den Stationärhandel realisieren. Für den Planungshorizont wird – vor allem<br />
aufgrund des starken Wettbewerbs mit H&M, KiK, Tchibo, C&A sowie den Bekleidungsprogrammen<br />
der Discounter und dem daraus folgenden Preisdruck – eine deutlich geringere<br />
Wachstumsrate erwartet. Steigende Beschaffungskosten (insbesondere aufgrund höherer Faktorkosten<br />
in Asien) können die geplante leichte Margenverbesserung zusätzlich gefährden.<br />
113 Vgl. Lebensmittel-Zeitung, Otto zieht die Reißleine, 20. April 2012
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 53<br />
Die Crate&Barrel-Gruppe ist ein Multichannel-Möbel- und Einrichtungshaus, das sich sowohl<br />
an Kunden mit kleinem Budget, als auch an Liebhaber hochwertiger Möbel- und Wohnaccessoires<br />
richtet. Der Zielmarkt ist Nordamerika – allerdings werden auch sechs Franchise-<br />
Stores in Dubai, Singapur und Mexiko betrieben. Das geplante Umsatzwachstum der Crate&Barrel-Gruppe<br />
soll durch den Ausbau des Direct Marketings verbunden mit einem zielgerichteten<br />
Werbemitteleinsatz zur Umsatzsteigerung sowie durch die Optimierung der Produktpalette<br />
realisiert werden. Es ist zunächst keine große Anzahl weiterer Neueröffnungen von Läden<br />
geplant, zudem sind nur Reinvestitionen in überschaubarem Umfang vorgesehen. Insbesondere<br />
ein verminderter Einsatz von Preisnachlässen soll die EBIT-Marge, die derzeit durch hohe<br />
Marketingkosten und Rabattaktionen erheblich belastet ist, mittelfristig wieder erhöhen.<br />
Die Witt-Gruppe ist ein international operierender Multichannel-Versandhändler für Bekleidung,<br />
Wäsche und Heimtextilien. Kernzielgruppe für den deutschen und europäischen Markt ist<br />
die eher klassisch konservative, katalogorientierte Versandhandels-Kundin 50plus. Ziel ist es,<br />
insbesondere in Russland und anderen europäischen Ländern der führende Spezialversandhändler<br />
in diesem Kundensegment zu werden. Die rückläufig geplante EBIT-Marge bildet <strong>zum</strong> einen<br />
die zunehmende Alterung des Kundenstamms im derzeitigen Kernmarkt Deutschland und <strong>zum</strong><br />
anderen die Erwartung, dass die künftige Generation 50plus nicht mehr so hochpreisig einkauft,<br />
wie die bisherigen Witt-Kunden, ab. Zudem werden ein Anstieg der Retourenquote und eine<br />
zunehmend teurere Neukundengewinnung erwartet.<br />
Die Otto Group Russia ist Marktführer im russischen Distanzhandel und konnte ihre Position<br />
im Wachstumsmarkt Russland mit dem Erwerb des Russland-Geschäfts der Quelle-Gruppe im<br />
Jahr 2009 ausbauen. Parallel erschließt die Otto Group Russia aktiv den schnell wachsenden<br />
E-Commerce-Markt. Durch Neuinvestitionen und Akquisitionen sowie die Erweiterung des<br />
Angebots in Hinblick auf neue Zielgruppen soll ein Umsatzwachstum in Höhe von durchschnittlich<br />
8,9 % (CAGR 2012/13 bis 2015/16) realisiert werden, welches den Wachstumserwartungen<br />
für den Einzelhandelsmarkt in Russland weitgehend entspricht. Die kurzfristig erwartete<br />
Zunahme des Marketingaufwands, die überproportional gestiegenen Versandkosten,<br />
Effekte aus Erweiterungsinvestitionen sowie erwartete Wechselkursänderungen sollen mittelfristig<br />
durch Effizienzsteigerungen, Skaleneffekte und die Überarbeitung des Produktportfolios<br />
<strong>zum</strong>indest teilweise kompensiert werden. Zu berücksichtigen ist auch der zunehmende Wettbewerb<br />
auf dem russischen Markt durch eine wachsende Anzahl nationaler Versandhandelsunternehmen<br />
und die noch nicht abgeschlossenen Expansionen internationaler Stationärhandelsketten.<br />
Die Schwab-Gruppe bietet als Multichannel-Versandhändler unter der Marke „Schwab“ neben<br />
einer großen Auswahl an Modetrends für Kundinnen im Alter von 25 bis 44 Jahren auch eine<br />
große Palette an Technik- und Haushaltsprodukten an. Im Jahr 2009 wurde mit „Sheego“ zusätzlich<br />
eine Marke für junge, modeorientierte Frauen ab Konfektionsgröße 40 eingeführt.<br />
Durch die Fortsetzung des Wachstums des ebenfalls zur Schwab-Gruppe gehörenden Spielwarenhändlers<br />
„Mytoys“, den Ausbau von „Sheego“ sowie einer stabilen Entwicklung des Exports
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 54<br />
sollen die rückläufig erwarteten Umsatzerlöse für „Schwab“ überkompensiert werden. Zur<br />
nachhaltigen Steigerung der Ertragskraft wird zudem auch bei „Schwab“ das Projekt „Fokus“<br />
vorangetrieben. Während die EBIT-Marge des Geschäftsjahres 2011/12 durch Lagerlogistikprobleme<br />
bei „Mytoys“ belastet waren, plant die Schwab-Gruppe, die im Jahr 2012/13 bereits<br />
verbesserte EBIT-Marge künftig durch weitere positive Effekte aus dem Projekt „Fokus“ sowie<br />
über einen höheren Warenrohertrag und durch die Reduzierung von Werbe-, Versand- und Personalkosten<br />
zu steigern. Die Erwartungen liegen hierbei insbesondere auf dem Spielwarenhändler<br />
„Mytoys“ und der seit 2013 in diesem Teilkonzern enthaltenen „Mirapodo“.<br />
Die Baur-Gruppe vertreibt Mode, Schuhe, Möbel und Einrichtungsaccessoires. Zielgruppe<br />
sind Kunden mit hohem Anspruch an Qualität und Service. Die im Jahr 2012/13 realisierte deutliche<br />
Ausweitung der Umsatzerlöse basierte insbesondere auf einer positiven Entwicklung bei<br />
„Mirapodo“, die in 2013/14 in die Schwab-Gruppe umgegliedert wurde, und der „UNITO“ mit<br />
deren neuen Aktivitäten in der Schweiz. In den kommenden Jahren sollen durch Marketing-<br />
Investitionen bei „UNITO“ in Österreich und ein zusätzliches Wachstum mit der Marke „I‘m<br />
walking“ die Effekte aus der Umgliederung der „Mirapodo“ in die Schwab-Gruppe sukzessive<br />
kompensiert werden. Im Planungsverlauf sollen zudem aufgrund von Synergieeffekten aus dem<br />
Projekt „Fokus“, verbesserten Werbekosteneffizienzen sowie Produktivitätssteigerungen deutlich<br />
höhere EBIT-Margen als in der Vergangenheit realisiert werden. Positiv wirkte sich in<br />
diesem Zusammenhang bereits die Schließung der „Kaufwelt“ aus.<br />
Zur Heine-Gruppe gehören die Marken „Heine“, „Manufactum“ und „Alba Moda“. Das Angebot<br />
von „Heine“ umfasst Mode und Einrichtungsideen für anspruchsvolle Kundinnen im Alter<br />
von 35 bis 55 Jahren. „Manufactum“ konzentriert sich auf nach traditionellen Standards gefertigte<br />
Haushaltswaren, Möbel, Bekleidung und Lebensmittel. „Alba Moda“ bietet Kleidung,<br />
Schuhe und Accessoires für Damen und Herren in einem italienisch inspirierten Design an. Das<br />
ab dem Jahr 2014/15 geplante moderate Umsatzwachstum der Heine-Gruppe soll durch den<br />
Ausbau des Online-Handels bei „Heine“, eine Ausweitung der Retail-Aktivitäten bei „Manufactum“<br />
und ein verstärktes Angebot an eigenen Sortimenten sowie der Forcierung des Online-<br />
Geschäfts bei „Alba Moda“ erreicht werden. Die geplante Umsatzsteigerung soll sich über Skaleneffekte<br />
auch positiv in einer steigenden EBIT-Marge niederschlagen.<br />
Der Fachhändler SPORT SCHECK zählt zu den größten Anbietern für Freizeit- und Sportartikel<br />
in Deutschland. Das weitreichende Sortiment wird über den Versandhandel in jährlich vier<br />
Hauptkatalogen, mehreren Spezialkatalogen sowie in den 16 Stationärgeschäften in Deutschland<br />
präsentiert. Die geplante Umsatzsteigerung soll durch den Ausbau des Stationär- und Onlinegeschäfts,<br />
die Partizipation am Branchentrend „Outdoor“ und Werbemaßnahmen zur Erhöhung<br />
der Markenbekanntheit erreicht werden. Der geplante EBIT-Verlauf ist durch Investitionsmaßnahmen,<br />
die Logistikumstellung sowie Investitionen in die IT und den neuen Standort in München<br />
geprägt. Zudem soll eine Optimierung der operativen Kostenstrukturen zu einer Verbesserung<br />
der EBIT-Marge führen. Leicht gegenläufige Effekte werden jedoch aus dem zunehmenden,<br />
wettbewerbsbedingten Margendruck erwartet.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 55<br />
Die Otto Japan-Gruppe ist ein Multichannel-Einzelhändler im Bereich hochqualitativer Mode<br />
sowie Lifestyle- und Outdoor-Produkte in Japan. Im technikaffinen Japan spielen Online- und<br />
Mobile-Shopping eine große Rolle im Multichannel-Mix. Die Otto Japan-Gruppe plant, mit<br />
einer Fokussierung des Online-Handels eine Steigerung der Umsatzerlöse in Höhe von durchschnittlich<br />
4,0 % p.a. zu realisieren. Zudem wird erwartet, dass nach der Konsumzurückhaltung<br />
in den letzten zwei Jahren in Folge der Fukushima-Katastrophe ab dem kommenden Planjahr<br />
ein leichter Erholungseffekt eintritt und zur Steigerung der Umsatzerlöse beiträgt. Neben Skaleneffekten<br />
soll ab dem Geschäftsjahr 2014/15 auch eine Verbesserung der Kostenstruktur<br />
durch sinkende Personal- und Katalogkosten <strong>zum</strong> geplanten EBIT-Margen-Wachstum beitragen.<br />
Die Limango-Gruppe ist Deutschlands führende „Private-Shopping-Community“ für junge<br />
Familien und Frauen. Mitglieder können in zeitlich begrenzten Verkaufsaktionen Markenware<br />
zu stark reduzierten Preisen kaufen. Die Limango-Gruppe plant, durch eine verstärkte Aktivierung<br />
der bestehenden Mitgliederbasis mit innovativen Marketingmaßnahmen eine deutliche<br />
Steigerung der Umsatzerlöse in Höhe von durchschnittlich von 22,4 % p.a. zu erzielen. Insbesondere<br />
in der Türkei plant die Gesellschaft einen signifikanten Umsatzanstieg. Hierbei muss<br />
sie sich gegen den zunehmenden Wettbewerb im Online-Handel und andere neuartige Vertriebsmodelle<br />
durchsetzen, so dass insgesamt weniger Neukundenakquisitionen als in der Vergangenheit<br />
erwartet werden. Durch das Überschreiten einer kritischen Umsatzgröße und die<br />
Umstellung der Logistik im Geschäftsjahr 2012/13 soll in den ersten Planjahren ein deutlicher<br />
Anstieg der EBIT-Marge realisiert werden.<br />
Die britische Freemans Grattan Holdings konzentriert ihr Geschäft auf den Online-Handel,<br />
bietet aber auch Bestellungen auf Basis von Katalogen an. Sie betreibt als Universalanbieter<br />
mehrere Marktplätze und Onlineshops für Damenmode in Großbritannien. Sie konnte sich unter<br />
anderem in der Nische für Mode für große Größen erfolgreich positionieren. Es ist geplant, den<br />
Umsatzrückgang des Sammelbesteller-Geschäfts durch ein Umsatzwachstum im Direktbesteller-Geschäft<br />
und den Aufbau neuer Marken langfristig kompensieren zu können. Vor diesem<br />
Hintergrund und durch Kosteneinsparungen im Logistikbereich wird geplant, künftig <strong>zum</strong>indest<br />
eine leicht positive EBIT-Marge erzielen zu können. Zudem bestehen aus Konzernsicht Verbundvorteile,<br />
unter anderem aus dem Einkauf über andere Otto-Gesellschaften.<br />
Die Frankonia-Gruppe ist ein führender Multichannel-Anbieter für Jagdausstattung. Ihr Angebot<br />
umfasst nicht nur Waffen und Munition, sondern auch Funktionsbekleidung, Ausrüstung<br />
sowie hochwertige Landhaus- und Outdoormode. Der Vertrieb in Deutschland, Frankreich,<br />
Schweiz und Österreich erfolgt über den Katalog- und Onlinehandel, aber auch über 25 Stationärgeschäfte.<br />
Für die Gesellschaft ist eine weitgehend konstante Entwicklung mit einem Umsatzwachstum<br />
von durchschnittlich 1,6 % p.a. geplant.<br />
Bei den Aktivitäten in Brasilien und China handelt es sich ebenfalls um neue Teilkonzerne der<br />
Otto Group. Der Markteintritt in Brasilien markiert einen wichtigen Meilenstein bei der interna-
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 56<br />
tionalen Expansion und für das weitere Wachstum der Otto Group. Auch der chinesische Markt<br />
wird derzeit von der Otto Group erprobt und ein qualitatives Marketing durchgeführt. Vor dem<br />
Hintergrund, dass es sich bei den Aktivitäten in beiden Ländern um Anlaufinvestments handelt,<br />
ist das geplante, erhebliche Umsatzwachstum im Planungszeitraum ebenso wie das Erreichen<br />
mittelfristig positiver EBIT-Margen mit erheblichen Unsicherheiten behaftet.<br />
Ziel des Geschäftsmodells der im Jahr 2012/13 etablierten Aktivität House of Brands ist die<br />
Führung und Weiterentwicklung der Marken „H.I.S“ und „Arqueonautas“ sowie der Neuaufbau<br />
von Mode- und Lifestylemarken für den breiten Handel. Für den Planungszeitraum wird ein<br />
starkes Wachstum durch hohe Werbebudgets sowie die Etablierung der bestehenden und die<br />
Entwicklung neuer Marken erwartet.<br />
Die sonstigen Umsatzerlöse der Otto Group beziehen sich im Wesentlichen auf Gesellschaften,<br />
die keinem der genannten Teilkonzerne zugeordnet werden oder junge Aktivitäten, die noch<br />
keinen eigenen Teilkonzern bilden.<br />
Das bis <strong>zum</strong> Geschäftsjahr 2015/16 von der Otto Group geplante Umsatzwachstum ergibt sich<br />
zu rund der Hälfte (ausgehend vom Geschäftsjahr 2012/13) aus den Erwartungen für folgende<br />
Teilkonzerne:<br />
<br />
<br />
<br />
die Otto Group Russia, die sich auf dem russischen Markt weiter etablieren und überproportional<br />
wachsen soll, mit einem geplanten Anteil am Umsatzanstieg in Höhe von 14,4 %,<br />
die Bonprix-Gruppe mit einem geplanten Anteil am Umsatzanstieg in Höhe von 12,4 % aus<br />
den Auslandsaktivitäten und dem geplanten Wachstum im Stationärhandel,<br />
sowie die Schwab-Gruppe und die Otto Operativ, die mit Hilfe der erfolgreichen Umsetzung<br />
des „Fokus“-Programms durch eine klare Positionierung der Vertriebsmarken zu einem<br />
Umsatzanstieg in Höhe von 236,2 Mio. € und damit einem Wachstumsanteil von 22,0 %<br />
beitragen sollen.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 57<br />
5.1.3.3 Finanzdienstleistungen<br />
Für dieses Segment wurden nachfolgend abgebildete Umsatzerlöse und EBIT von der Otto<br />
Group geplant:<br />
Otto Group - Umsatzerlöse und EBIT im Segment Finanzdienstleistungen<br />
Ist<br />
Detailplanung<br />
in T€ 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16<br />
Umsatzerlöse 531.633 593.728 631.683 631.285 675.746<br />
Umsatzwachstum in % n.a. 11,7% 6,4% -0,1% 7,0%<br />
EBIT 223.475 208.122 218.711 210.317 216.251<br />
EBIT-Marge in % 42,0% 35,1% 34,6% 33,3% 32,0%<br />
Quelle: Konzernabschluss Otto Group 2012/13 (unbereinigt), Dreijahresplanung Otto Group<br />
Das Segment „Finanzdienstleistungen“ wird im Wesentlichen durch die EOS-Gruppe gebildet:<br />
Otto Group - Umsatzerlöse im Segment Finanzdienstleistungen<br />
Ist<br />
Detailplanung<br />
in T€ 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16<br />
EOS-Gruppe 435.909 493.320 519.396 498.235 512.094<br />
Finnovato-Gruppe 0 0 12.372 32.603 62.740<br />
Sonstige 95.724 100.408 99.916 100.447 100.913<br />
Gesamtumsatz<br />
Finanzdienstleistungen<br />
531.633 593.728 631.683 631.285 675.746<br />
Quelle: Konzernabschluss Otto Group 2012/13, Dreijahresplanung Otto Group<br />
Die international tätige EOS-Gruppe bietet mit 49 Tochtergesellschaften in 27 Ländern handelsnahe<br />
Finanzdienstleistungen rund um den Lebenszyklus einer Kundenbeziehung an. Diese<br />
reichen vom Finden des passenden Kommunikationskanals <strong>zum</strong> Erreichen der Schuldner, der<br />
Minimierung der Gefahr von Forderungsausfällen und Lösungen für den elektronischen Zahlungsverkehr,<br />
bis hin zu Inkasso und Forderungskauf.<br />
Die Finnovato-Gruppe umfasst im Wesentlichen die Anteile an der Yapital Financial AG, die<br />
im Jahr 2011 gegründet wurde. Hierbei handelt es sich um eine Lösung für das bargeldlose<br />
Cross-Channel-Payment. Mit Yapital kann der Kunde nach einmaliger Anmeldung über alle<br />
Kanäle hinweg, also stationär, mobil, online oder per Rechnung, bezahlen und einkaufen. Diese<br />
Dienstleistung soll künftig nicht nur von den Kunden der Otto Group, sondern auch anderer<br />
Handelsunternehmen genutzt werden.<br />
Im Posten Sonstige sind die geplanten Umsatzerlöse der internationalen Beteiligungen aus dem<br />
Inkasso- und Forderungsmanagement, die nicht zur EOS-Gruppe gehören, ausgewiesen. Im<br />
Wesentlichen handelt es sich hierbei um ein Inkassounternehmen aus der UNITO-Gruppe.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 58<br />
Das geplante Wachstum bis <strong>zum</strong> Geschäftsjahr 2015/16 ist weitgehend durch die positive Fortentwicklung<br />
bereits getätigter Akquisitionen im Forderungsmanagement in den Jahren 2013/14<br />
und 2014/15, ein insgesamt steigendes Geschäftsvolumen der EOS Payment Solutions, aber<br />
auch die ambitionierten Erwartungen hinsichtlich der Finnovato-Gruppe geprägt. Während bei<br />
den reinen Inkassodienstleistungen aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs ein Umsatz- und<br />
Margenrückgang erwartet wird, sollen sich insbesondere aus der EOS Payment Solutions und<br />
dem Nordamerikageschäft positive Impulse auf die EBIT-Marge ergeben, die jedoch die vorgenannten<br />
Effekte nur teilweise kompensieren können. Zudem wird auch hinsichtlich des Bereichs<br />
Forderungsmanagement davon ausgegangen, dass für künftige Forderungspakete die aktuellen<br />
Umsatzvolumina und Margen aufgrund der steigenden Anzahl internationaler Wettbewerber<br />
und der abnehmenden Qualität der Forderungspakete nicht mehr erreicht werden können.<br />
5.1.3.4 Service<br />
Für das Segment „Service“ wurden nachfolgend abgebildete Umsatzerlöse und EBIT von der<br />
Otto Group geplant:<br />
Otto Group - Umsatzerlöse und EBIT im Segment Service<br />
Ist<br />
Detailplanung<br />
in T€ 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16<br />
Umsatzerlöse 1.030.238 1.133.527 1.384.416 1.494.804 1.714.224<br />
Umsatzwachstum in % n.a. 10,0% 22,1% 8,0% 14,7%<br />
EBIT 53.553 46.168 65.967 80.748 92.801<br />
EBIT-Marge in % 5,2% 4,1% 4,8% 5,4% 5,4%<br />
Quelle: Konzernabschluss Otto Group 2012/13 (unbereinigt), Dreijahresplanung Otto Group<br />
Der wesentliche Umsatzanteil des Segments „Service“ ergibt sich aus den Aktivitäten des Teilkonzerns<br />
Hermes Services:<br />
Otto Group - Umsatzerlöse im Segment Service<br />
Ist<br />
Detailplanung<br />
in T€ 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16<br />
Hermes Services 873.841 1.010.994 1.229.487 1.298.564 1.468.902<br />
Sonstige 156.397 122.533 154.929 196.240 245.322<br />
Gesamtumsatz Service 1.030.238 1.133.527 1.384.416 1.494.804 1.714.224<br />
Quelle: Konzernabschluss Otto Group 2012/13 (unbereinigt), Dreijahresplanung Otto Group<br />
Die Hermes Services, die die wesentlichen Teile des Logistik- und Servicegeschäfts der Otto<br />
Group umfasst, setzt sich aus zwei Geschäftseinheiten zusammen.<br />
Der weltweite Einkaufs- und Dienstleistungspartner Hermes-OTTO International übernimmt<br />
den Einkauf von Produkten aus den Kategorien „Mode“, „Einrichten“ und „Freizeit“, bietet<br />
Dienstleistungen von der Qualitätskontrolle bis <strong>zum</strong> Supply Chain Management an und vertreibt<br />
ein breites Sortiment an handelsfertigen Marken.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 59<br />
Die Hermes Europe GmbH synchronisiert die Weiterentwicklung sämtlicher europäischer Geschäftsfelder<br />
– Warenbeschaffung, Transportlogistik, Fulfilment und Distribution – und fungiert<br />
darüber hinaus für viele ihrer Auftraggeber als Web-Enabler, in dem sie sich um die Erstellung<br />
und Pflege von Online-Handelsplattformen kümmert.<br />
Die Beteiligungen, die im Posten Sonstige zusammengefasst wurden, umfassen vor allem internationale<br />
Gesellschaften, wie <strong>zum</strong> Beispiel die Aktivitäten der Mondial Relay in Frankreich, der<br />
Baur BFS sowie russischer Servicegesellschaften.<br />
Das erwartete erhebliche Wachstum der Hermes Services basiert auf der geplanten, internationalen<br />
Ausweitung des externen Geschäfts auf einen Anteil in Höhe von rund 80 % der Umsatzerlöse.<br />
Die Strategie für die Ausweitung des externen Geschäfts besteht in der Durchdringung<br />
von Kundengruppen mit einem hohen Potenzial für Online-Handel 114 , unter anderem auch<br />
durch den Ausbau der Web-Enabling-Aktivitäten. Insgesamt sollen die Umsatzerlöse im Segment<br />
„Service“ bis <strong>zum</strong> Geschäftsjahr 2015/16 um durchschnittlich 14,8 % p.a. wachsen. Dies<br />
ist eine deutlich überdurchschnittliche Steigerung verglichen mit dem prognostizierten Wachstum<br />
des Sendungsaufkommens in Höhe von rund 4,2 %. Diese Steigerungen erscheinen nur<br />
durch den geplante Hinzugewinn von externen Kunden im gewerblichen Bereich und die Konzentration<br />
auf Wachstumsmärkte möglich.<br />
Die geplante Erhöhung des Anteils externer Kunden soll sich ebenfalls positiv auf die geplanten<br />
EBIT-Margen auswirken, da die Hermes Services auch für diese umfangreiche, margenstarke<br />
Dienstleistungen entlang der Supply Chain übernimmt. Eingetrübt werden die grundsätzlich<br />
positiven Wachstumserwartungen allerdings durch den bestehenden Wettbewerbsdruck sowie<br />
steigende Personal- und Kraftstoffkosten. Insbesondere die Einführung von Mindestlöhnen führt<br />
zu einem erheblichen Anstieg der Personalkosten in diesem Segment.<br />
114 Vgl. Handelsblatt, Der Onlinehandel erzeugt einen erheblichen Anpassungsbedarf, 21. Juni 2012
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 60<br />
5.1.3.5 Holding/Konsolidierung<br />
Im Posten Holding/Konsolidierung sind neben Konsolidierungseffekten aus der konzerninternen<br />
Leistungsverrechnung der Teilkonzerne vor allem die übergreifenden Kosten der Konzernfunktionen<br />
abgebildet. Die Holding übernimmt unter anderem die Außenfinanzierung der Otto<br />
Group und steuert die strategische Ausrichtung des Konzerns.<br />
Der geplante Anstieg des negativen EBIT-Beitrags der Holding in den Planjahren basiert im<br />
Wesentlichen auf Personalkostensteigerungen und einer zunehmenden Bedeutung von konzernübergreifenden<br />
Themen im IT-Bereich, wie beispielsweise die Weiterentwicklung von eCommerce-Plattformen,<br />
Software für Warenwirtschafts- und ERP-Systeme sowie weitere Business<br />
Intelligence-Lösungen.<br />
5.1.3.6 EBIT nach Segmenten<br />
Zusammengefasst stellt sich das operative Ergebnis laut Planungsrechnung für die einzelnen<br />
Segmente wie folgt dar:<br />
Otto Group - EBIT der Segmente<br />
Ist<br />
Detailplanung<br />
in T€ 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16<br />
Multichannel-Einzelhandel 58.756 209.019 221.620 243.830 259.671<br />
Finanzdienstleistungen 223.475 208.122 218.711 210.317 216.251<br />
Service 53.553 46.168 65.967 80.748 92.801<br />
Holding/Konsolidierung -76.749 -74.840 -80.757 -82.317 -90.285<br />
EBIT 259.035 388.469 425.542 452.578 478.438<br />
Quelle: Konzernabschluss Otto Group 2012/13 (unbereinigt), Dreijahresplanung Otto Group<br />
Hinsichtlich des im EBIT der Otto Group ausgewiesenen Beteiligungsergebnisses haben wir<br />
eine Anpassung vorgenommen. Die sonstigen Finanzanlagen der Otto Group beinhalten im<br />
Wesentlichen Anteile an Venture Capital Gesellschaften – bspw. ist die Otto Group über die<br />
Venture-Capital-Gesellschaft e.ventures an Unternehmen in Europa, Asien, Nord- und Südamerika<br />
beteiligt, u.a. an zwölf Start-ups in Russland und mittlerweile sieben in Brasilien. Ebenfalls<br />
<strong>zum</strong> Beteiligungsportfolio gehörte die im September 2013 verkaufte Beteiligung am Reifenhändler<br />
Tirendo.<br />
Für diese Beteiligungen waren in der Detailplanungsphase keine Beteiligungsergebnisse in der<br />
Planung angesetzt. Aufgrund des Charakters dieser Anlagen als Investitionen in potenzielle<br />
Wachstumsunternehmen haben wir die Annahme getroffen, dass diese Investitionen langfristig<br />
ihre durchschnittliche Zielrendite in Höhe der unverschuldeten Eigenkapitalkosten erwirtschaften.<br />
Um dieses Ertragspotenzial in der Planungsrechnung angemessen abzubilden, wurde ab<br />
dem Geschäftsjahr 2013/14 für sämtliche Planjahre eine entsprechende Rendite bezogen auf den<br />
jeweils geplanten Bestand der sonstigen Finanzanlagen als zusätzliches Beteiligungsergebnis
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 61<br />
berücksichtigt. Die zusätzlich berücksichtigen Beteiligungserträge betragen 9,1 Mio. € im Geschäftsjahr<br />
2013/14, 10,9 Mio. € im Geschäftsjahr 2014/15 und<br />
12,2 Mio. € im Geschäftsjahr 2015/16. Ausgehend von den vorgenannten Anpassungen wurden<br />
jeweils auch die sich aus ihnen ergebenden Folgeeffekte auf die Zins-, Steuer-, Minderheitenund<br />
Ausschüttungsplanung berücksichtigt.<br />
Otto Group - EBIT für Bewertungszwecke<br />
Ist<br />
Detailplanung<br />
in T€ 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16<br />
EBIT gemäß Planungsrechnung 259.035 388.469 425.542 452.578 478.438<br />
Zusätzliche Beteiligungserträge 9.071 10.910 12.177<br />
EBIT für Bew ertungszw ecke 259.035 388.469 434.613 463.488 490.614<br />
Quelle: Konzernabschluss Otto Group 2012/13 (unbereinigt), Dreijahresplanung Otto Group<br />
Weitere Anpassungen der Planungsrechnung waren für die Detailplanung der Jahre 2013/14 bis<br />
2015/16 nicht erforderlich.<br />
5.1.4 Finanzergebnis<br />
Da nicht für alle Teilkonzerne für die Jahre 2014/15 und 2015/16 eine Planung des Finanz- und<br />
Steuerergebnisses vorgenommen wurde, wurden die geplanten Zinserträge unter Berücksichtigung<br />
der vorhandenen Finanzierungsplanungen neu berechnet. Der Zinssatz wurde auf Basis der<br />
von der Otto Group in der Dreijahresplanung angesetzten Zinserträge in Relation zur Summe<br />
aus Wertpapieren, flüssigen Mitteln und den Forderungen gegen nahestehende Personen und<br />
Unternehmen abgeleitet. Er liegt im Detailplanungszeitraum durchschnittlich bei rund 2,4 %<br />
und beträgt nachhaltig rund 2,7 %.<br />
Hinsichtlich der Ableitung der Zinsaufwendungen wurden aus der Planung der Otto Group die<br />
Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten einschließlich deren Zinskonditionen übernommen.<br />
Hierbei erfolgte auch die Berücksichtigung der Mitte September 2013 aufgelegten Anleihe<br />
in Höhe von 225 Mio. €. Die Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen wurden<br />
vollständig als zinstragend eingestuft. Gleiches gilt für Bewertungszwecke für die Pensionsrückstellungen.<br />
Für Bewertungszwecke wurde zudem eine Umgliederung des Postens kapitalmarktorientiertes<br />
Eigenkapital und Genussrechte aus dem Eigen- in das Fremdkapital vorgenommen.<br />
Aus der Gegenüberstellung der geplanten Zinsaufwendungen zu den genannten zinstragenden<br />
Passiv-Posten erfolgte die Ableitung eines rechnerischen Zinssatzes, der zur Neuberechnung<br />
der Zinsaufwendungen unter Berücksichtigung der gutachtlichen Anpassungen verwendet<br />
wurde. Im Detailplanungszeitraum beträgt der durchschnittliche Zinssatz für die zinstragenden<br />
Verbindlichkeiten 4,8 %. Nachhaltig wurde eine Refinanzierung aller zinstragenden<br />
Verbindlichkeiten zu einem Zinssatz in Höhe von 4,9 % berücksichtigt.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 62<br />
5.1.5 Ertragsteuern<br />
Aufgrund der gutachtlichen Anpassungen der Planungsrechnung wurden die Ertragsteuern neu<br />
berechnet. Für die Berechnung der Ertragsteuern wurden für die einzelnen Teilkonzerne die<br />
Gewerbesteuer, die Körperschaftsteuer und der Solidaritätszuschlag bei den deutschen Unternehmen<br />
sowie ausländische Ertragsteuern berücksichtigt. Bei der Ermittlung der steuerlichen<br />
Bemessungsgrundlage wurden steuerliche Verlustvorträge, bestehende und geplante steuerliche<br />
Organschaften, das auf andere Gesellschafter entfallende Ergebnis, Effekte aus Ergänzungsbilanzen<br />
und wesentliche Abweichungen zwischen dem IFRS-Vorsteuerergebnis und dem Ergebnis<br />
gemäß Steuerbilanz sowie regionale steuerliche Regelungen beachtet. Sofern zutreffend<br />
wurde die Dividendenbesteuerung gemäß § 8b KStG sowie ausländische Quellensteuer berücksichtigt.<br />
Die in einzelnen rechtlichen Einheiten der Otto Group bestehenden Verlustvorträge betrugen<br />
<strong>zum</strong> 28. Februar 2013 insgesamt rund 2,3 Mrd. €; sie wurden entsprechend ihrer Nutzbarkeit in<br />
der Detailplanungs- und Grobplanungsphase oder – annuitätisch – in der Fortführungsperiode<br />
(vgl. Abschnitt 5.1.7) berücksichtigt. Durch die Nutzung dieser in der Vergangenheit entstandenen<br />
Verlustvorträge bei gleichzeitiger Verbesserung der Ergebnissituation in den ausländischen<br />
Gesellschaften mit vergleichsweise geringen Steuersätzen sinkt die Konzernsteuerquote innerhalb<br />
der Detailplanungsphase.<br />
Für Zwecke der Unternehmensbewertung wurde auf die Otto Group – mit der Konzernmuttergesellschaft<br />
Otto (GmbH & Co KG) als nicht körperschaftssteuerpflichtige Personengesellschaft<br />
– zudem die Fiktion einer Kapitalgesellschaft angewandt. Hierzu wurden die auf Ebene<br />
der C.J. Vogel AG anfallenden Unternehmenssteuern aus Erträgen der Otto Group im Durchgriff<br />
durch die KG Aurum fiktiv auf Ebene der Otto Group berücksichtigt.<br />
Die von uns abgeleiteten Ertragsteuern entsprechen dem erwarteten Zahlungsabfluss auf Basis<br />
der jeweiligen steuerlichen Bemessungsgrundlage; latente Steuern wurden – da es sich hierbei<br />
um eine rechnungslegungsbezogene Größe und nicht um zahlungswirksame Aufwendungen<br />
handelt – außer Betracht gelassen.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 63<br />
5.1.6 Jahresergebnis/Konzernergebnis<br />
Das Jahres-/Konzernergebnis der Otto Group ergibt sich – unter Berücksichtigung der ergänzend<br />
berücksichtigen Beteiligungserträge – wie folgt:<br />
Otto Group - Jahres- und Konzernergebnis<br />
Ist<br />
Detailplanung<br />
in T€ 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16<br />
Umsatzerlöse 11.596.565 11.784.243 12.290.694 12.722.542 13.523.420<br />
Umsatzwachstum in % 1,7% 1,6% 4,3% 3,5% 6,3%<br />
EBIT 259.035 388.469 434.613 463.488 490.614<br />
in % der Umsatzerlöse 2,2% 3,3% 3,5% 3,6% 3,6%<br />
Finanzergebnis -214.210 -188.440 -201.713 -177.171 -153.469<br />
EBT 44.825 200.029 232.900 286.317 337.146<br />
Ertragsteuern 32.184 64.210 107.298 87.352 80.091<br />
Jahresergebnis 12.641 135.819 125.602 198.966 257.055<br />
Minderheitenanteile 27.439 -14.002 -11.862 -30.688 -44.206<br />
Konzernergebnis 40.080 121.817 113.740 168.278 212.849<br />
Quelle: Konzernabschluss Otto Group 2012/13 (unbereinigt), Dreijahresplanung Otto Group, KPMG Analyse<br />
Hinweis: Das Finanzergebnis enthält abweichend von der Darstellung im Konzernabschluss auch den Anteil des<br />
Jahresüberschusses, der auf das kapitalmarktorientierte Eigenkapital und Genussscheine entfällt. Insofern weichen<br />
die nachfolgenden Größen von der Darstellung im Konzernabschluss ab.<br />
Der Anteil der Minderheiten am Jahresergebnis wurde unter Berücksichtigung der gutachtlichen<br />
Anpassungen (insbesondere bei der 3 Suisses-Gruppe) neu berechnet.<br />
5.1.7 Übergangsjahr und ewige Rente<br />
Da sich die Otto Group im Geschäftsjahr 2015/16 noch nicht im sog. eingeschwungenen Zustand<br />
befindet und zudem im Geschäftsjahr 2016/17 einzelne Sondereffekte vorliegen, wurde<br />
für Zwecke der Unternehmensbewertung ein Übergangsjahr 2016/17 ergänzt, wobei das Jahr<br />
2016/17, ohne den in diesem Jahr enthaltenen Sondereffekt, die Grundlage für die ewige Rente<br />
der Geschäftsjahre 2017/18 ff. bildet.<br />
In der Grobplanungsphase wurden folgende Sachverhalte berücksichtigt:<br />
<br />
Die Otto Group beabsichtigt im Geschäftsjahr 2016/17 weitere Anteile an der Cofidis-<br />
Gruppe zu veräußern. Auf Basis der Regelungen im Kaufvertrag ergibt sich voraussichtlich<br />
ein Veräußerungsgewinn in Höhe von 58,4 Mio. €, der im außerordentlichen Ergebnis berücksichtigt<br />
wurde.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 64<br />
<br />
Darüber hinaus wurde ein operatives Wachstum in Höhe von durchschnittlich 4,8% vom<br />
dritten Planjahr 2015/16 <strong>zum</strong> Übergangsjahr 2016/17 auf folgender Basis berücksichtigt:<br />
o<br />
Für sämtliche Teilkonzerne wurde im Übergangsjahr („ÜJ“) grundsätzlich ein lineares<br />
Abschmelzen der Wachstumsrate aus dem letzten Detailplanungsjahr auf die nachhaltige<br />
Wachstumsrate der Otto Group vorgenommen. In der nachstehenden Tabelle wurde<br />
dies für die drei Segmente der Otto Group verdeutlicht:<br />
Otto Group - Umsatzwachstum der Segmente<br />
Detailplanung<br />
ÜJ<br />
TV<br />
2015/16 2016/17 2017/18<br />
Multichannel-Einzelhandel 5,1% 3,5% 1,1%<br />
Finanzdienstleistungen 7,0% 25,6% 1,1%<br />
Service 14,7% 5,1% 1,1%<br />
Otto Group 6,3% 4,8% 1,1%<br />
Der im Segment Finanzdienstleistungen geplante erhebliche Umsatzanstieg im Übergangsjahr<br />
basiert auf der Abbildung des langfristig geplanten Umsatzpotenzials im<br />
Teilkonzern Finnovato. Im Segment Multichannel-Einzelhandel geht das Wachstum im<br />
Wesentlichen von den Aktivitäten in Russland, China und Brasilien sowie von der House<br />
of Brands und der Limango Gruppe aus.<br />
o<br />
Zudem wurden langfristig erzielbare EBIT-Margen für die einzelnen Teilkonzerne – auf<br />
Basis von historischen Margen und Peer Group-Analysen – abgeleitet. Hierbei wurden<br />
insbesondere bei den neuen Aktivitäten im Übergangsjahr bereits die nachhaltigen Margen<br />
angesetzt. Zudem wurde berücksichtigt, dass das „Fokus“-Programm und die Restrukturierung<br />
der 3 Suisses-Gruppe in dem Jahr abgeschlossen sein werden, und die<br />
hieraus erwarteten positiven Effekte einbezogen. Die so ermittelten EBIT-Margen wurden<br />
auf die zuvor erläuterten Umsatzerlöse der einzelnen Teilkonzerne im Übergangsjahr<br />
2016/17 angewendet. Die Marge im Übergangsjahr ist leicht höher als im nachhaltigen<br />
Ergebnis, da im Übergangsjahr letztmalig Beteiligungserträge aus dem zu veräußernden<br />
Anteil an der Cofidis-Gruppe berücksichtigt wurden.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 65<br />
o<br />
Nachfolgend wurde zusammengefasst für die Segmente die Margenentwicklung vom<br />
letzten Detailplanungsjahr <strong>zum</strong> nachhaltigen Jahr abgebildet 115 :<br />
Otto Group - EBIT-Marge der Segmente<br />
Detailplanung<br />
ÜJ<br />
TV<br />
2015/16 2016/17 2017/18<br />
Multichannel-Einzelhandel 2,3% 3,0% 2,8%<br />
Multichannel-Einzelhandel (bereinigt) 2,2% 2,8% 2,8%<br />
Finanzdienstleistungen 32,0% 32,1% 32,1%<br />
Service 5,4% 5,3% 5,3%<br />
Otto Group 3,6% 4,5% 4,3%<br />
o<br />
o<br />
Im Übergangsjahr wurden zudem die Investitionen und Abschreibungen abgeleitet, die<br />
das für das geplante Umsatzwachstum auf Ebene der Teilkonzerne nachhaltig erforderliche<br />
Sachanlagevermögen abbilden.<br />
Insgesamt wurden die EBIT-Margen im Übergangsjahr – bis auf das Segment Multichannel-Einzelhandel,<br />
das letztmalig Beteiligungserträge aus dem zu veräußernden Anteil<br />
an der Cofidis-Gruppe beinhaltet – auf ein langfristig nachhaltiges Niveau festgelegt.<br />
Die nachhaltige EBIT-Marge in Höhe von 4,3 % liegt deutlich über der durchschnittlichen<br />
Marge im Detailplanungszeitraum in Höhe von 3,6 % bzw. den in den Jahren<br />
2011/12 und 2012/13 erzielten bereinigten EBIT-Margen in Höhe von<br />
1,8 % bzw. 4,0 %. Dieser Margenanstieg basiert auf einer zunehmenden Bedeutung der<br />
Wachstumsaktivitäten in der Otto Group und der Umsetzung der initiierten Reorganisationsprojekte.<br />
<br />
Ab dem Geschäftsjahr 2016/17 wurden die Ertragssteuern der Otto Group unter Berücksichtigung<br />
der voraussichtlich nutzbaren Verlustvorträge und der Ergänzungsbilanzen der einzelnen<br />
Teilkonzerne separat ermittelt.<br />
Das Geschäftsjahr 2016/17 stellt ohne den Sondereffekt aus der Veräußerung der Anteile an der<br />
Cofidis-Gruppe nach unserer Einschätzung eine geeignete Grundlage für die Ableitung des<br />
nachhaltigen Ergebnisses in der Fortführungsperiode (Geschäftsjahre 2017/18 ff.), die so genannte<br />
ewige Rente, dar. Diese haben wir daher auf Basis dieses Übergangsjahres und unter<br />
Berücksichtigung des nachhaltig erwarteten Wachstums in Höhe von 1,1 % abgeleitet (siehe<br />
Abschnitt 5.3).<br />
Einzige Ausnahme ist die Ableitung des nachhaltigen Steueraufwands. Infolge des sukzessiven<br />
Verbrauchs von steuerlichen Verlustvorträgen erhöht sich die nachhaltige Steuerquote auf<br />
24,5 %, die als Annuität unter Berücksichtigung der nach dem Geschäftsjahr 2015/16 voraus-<br />
115 In der Zeile „Multichannel-Einzelhandel (bereinigt)“ wird die EBIT-Marge ohne die Beteiligungserträge aus dem zu veräußernden<br />
Anteil an der Cofidis-Gruppe dargestellt
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 66<br />
sichtlich noch bestehenden und voraussichtlich nutzbaren steuerlichen Verlustvorträge in der<br />
Otto Group in Höhe von insgesamt 1,9 Mrd. € ermittelt wurde.<br />
5.1.8 Planungsrechnung für Bewertungszwecke<br />
Auf Basis der vorstehenden Erläuterungen ergibt sich ausgehend von der Planungsrechnung der<br />
Otto Group und den gutachtlichen Anpassungen nachfolgende Planungsrechnung für Bewertungszwecke:<br />
Otto Group - Planungsrechnung für Bewertungszwecke<br />
Detailplanung<br />
ÜJ TV<br />
in T€ 2013/14 2014/15 2015/16 2016/17 2017/18<br />
Umsatzerlöse 12.290.694 12.722.542 13.523.420 14.174.627 14.330.548<br />
Umsatzwachstum in % 4,3% 3,5% 6,3% 4,8% 1,1%<br />
Zusätzliche Beteiligungserträge 9.071 10.910 12.177 12.772 12.912<br />
EBIT 434.613 463.488 490.614 632.015 619.280<br />
in % der Umsatzerlöse 3,5% 3,6% 3,6% 4,5% 4,3%<br />
Finanzergebnis -201.713 -177.171 -153.469 -161.621 -163.191<br />
Außerordentliches Ergebnis 0 0 0 58.423 0<br />
EBT 232.900 286.317 337.146 528.817 456.089<br />
Ertragsteuern 107.298 87.352 80.091 94.727 111.860<br />
Jahresergebnis 125.602 198.966 257.055 434.089 344.229<br />
Minderheitenanteile -11.862 -30.688 -44.206 -150.178 -26.665<br />
Konzernergebnis 113.740 168.278 212.849 283.912 317.565<br />
Quelle: Dreijahresplanung Otto Group, KPMG Analyse<br />
Die der Bewertung zugrunde gelegte Planungsrechnung weist auch nach Berücksichtigung der<br />
beschriebenen Anpassungen eine deutliche Verbesserung der geplanten EBIT-Margen sowie<br />
nachhaltig das 2,6-fache des Konzernergebnisses im Vergleich <strong>zum</strong> Geschäftsjahr 2012/13 bzw.<br />
das 7,9-fache gegenüber dem Geschäftsjahr 2011/12 aus. Wir schätzen diese Planungsrechnung<br />
daher insgesamt als ambitioniert ein.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 67<br />
5.2 Kapitalisierungszinssatz<br />
Eigenkapitalkosten<br />
Parameter Quelle Parameterwert<br />
Basiszinssatz • Deutsche Bundesbank • 2,75 %<br />
Abschnitt 5.2.2<br />
Unverschuldeter<br />
Betafaktor<br />
• Peer Group Unternehmen • 0,85<br />
Abschnitt 5.2.3<br />
Marktrisikoprämie • Empfehlung des IDW / Empirische Studien<br />
(gemäß Tax-CAPM)<br />
• 5,00 %<br />
Abschnitt 5.2.3<br />
Unverschuldete<br />
Für die Bewertung eines Unternehmens sind die künftig zu erwartenden Nettoeinnahmen der<br />
Anteilseigner mit einem geeigneten Zinssatz auf den Bewertungsstichtag zu diskontieren. Dieser<br />
Zinssatz wird aus dem (erwarteten) Ertrag und dem Preis der im Vergleich <strong>zum</strong> Bewertungsobjekt<br />
besten alternativen Kapitalverwendung gebildet. Ökonomisch gesehen bildet der<br />
Kapitalisierungszinssatz die Entscheidungsalternative eines Investors ab, der die Rendite seiner<br />
Investition in ein bestimmtes Unternehmen mit der Rendite einer entsprechenden Alternativanlage<br />
in Unternehmensanteile vergleicht. Im vorliegenden Fall erfolgte die Bewertung nach dem<br />
Ertragswertverfahren. Nachfolgend sind die Bestandteile des Kapitalisierungszinssatzes zusammengefasst.<br />
Eigenkapitalkosten<br />
• Unverschuldete Eigenkapitalkosten im Planungszeitraum<br />
2013/14 bis 2015/16 (nach persönlichen<br />
Steuern)<br />
• 6,27 %<br />
Verschuldete<br />
Eigenkapitalkosten<br />
• Bandbreite verschuldete Eigenkapitalkosten im<br />
Planungszeitraum 2013/14 bis 2016/17 sowie in<br />
der ewigen Rente 2017/18 ff. (jeweils nach persönlichen<br />
Steuern, vor Wachstumsabschlag)<br />
• 7,26 % -<br />
8,54 %<br />
• 7,71 %<br />
Nachhaltige<br />
Wachstumsrate<br />
• Die nachhaltige Wachstumsrate bildet zukünftig<br />
inflationsbedingtes Branchenwachstum und unternehmensspezifische<br />
Effizienzerwartungen ab.<br />
• 1,10 %;<br />
Abschnitt 5.3
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 68<br />
5.2.1 Eigenkapitalkosten<br />
Der Kapitalisierungszinssatz (Eigenkapitalkosten) repräsentiert die Rendite aus einer zur Investition<br />
in das zu bewertende Unternehmen adäquaten Alternativanlage, wenn diese dem zu kapitalisierenden<br />
Zahlungsstrom hinsichtlich Fristigkeit, Risiko und Besteuerung äquivalent ist<br />
(IDW S 1, Tz. 114). Als Ausgangsgröße für die Bestimmung von Alternativrenditen kommen<br />
insbesondere Kapitalmarktrenditen für Unternehmensbeteiligungen (in Form von Aktienportfolios)<br />
in Betracht. Diese Renditen lassen sich grundsätzlich in einen Basiszinssatz und eine von<br />
den Anteilseignern aufgrund der Übernahme unternehmerischen Risikos geforderte Risikoprämie<br />
zerlegen.<br />
Empirisch beobachtbare Kapitalmarktrenditen für Unternehmensbeteiligungen, die der Ableitung<br />
der für die Bewertung relevanten zukünftig erwarteten Kapitalkosten regelmäßig zugrunde<br />
gelegt werden, sind durch die zyklischen Bewegungen der Kapitalmärkte und die hieraus resultierenden<br />
Wirkungen auf die einzelnen Renditebestandteile (Basiszinssatz und Risikoprämie)<br />
beeinflusst. So schlagen sich – ausgehend von den durch die Marktteilnehmer geforderten Realrenditen<br />
– die Erwartungen hinsichtlich der zukünftigen Inflation grundsätzlich direkt im erwarteten<br />
Basiszinssatz nieder. Weitere konjunkturbedingte Effekte wirken sowohl auf den erwarteten<br />
Basiszinssatz als auch auf die geforderte Risikoprämie der Anteilseigner. Eine objektivierte,<br />
transparente und statistisch valide Quantifizierung der für Bewertungszwecke maßgeblichen<br />
nachhaltigen Risikoprämie gelingt durch die Beobachtung langfristiger (historischer) Renditezeitreihen.<br />
Eine zeitnahe allein stichtagsbezogene Ableitung von Risikoprämien scheitert hingegen<br />
sowohl an konzeptionellen Schwächen hierfür verwendeter Methoden als auch an einer<br />
eingeschränkten Übertragbarkeit entsprechend kurzfristig erhobener Parameter auf langfristig<br />
orientierte Bewertungskalküle. Insgesamt zeigen empirische Analysen, dass sich – trotz zyklusbedingter<br />
Extrempunkte, die in der Vergangenheit regelmäßig zu beobachten waren – die langfristigen<br />
Durchschnitte von Kapitalmarktrenditen für Unternehmensanteile in einem relativ<br />
stabilen Korridor bewegen.<br />
Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008 und 2009 sowie der ab Mitte 2011<br />
zusätzlich einsetzenden (Staats-)Schuldenkrise sind hohe Kursverluste und eine zunehmende<br />
Volatilität an den Aktienmärkten im Jahr 2008 und der zweiten Hälfte des Jahres 2011 sowie<br />
eine signifikante Reduzierung des Basiszinssatzes zu beobachten. Bei weiterhin historisch niedrigem<br />
Basiszinsniveau haben sich die Aktienmärkte im Vergleich <strong>zum</strong> Sommer 2011 zunächst<br />
seitwärts bewegt und haben in 2013 liquiditätsgetrieben das Vorkrisenniveau erreicht und teilweise<br />
überschritten. Eine unreflektierte Übernahme des aktuellen Basiszinssatzes in Unternehmensbewertungskalküle<br />
könnte ohne die Berücksichtigung des Einflusses dieser Kapitalmarktkrisen<br />
auf die anderen Parameter des Kapitalisierungszinssatzes, wie z.B. die Risikoprämie zu<br />
Verzerrungen der <strong>Unternehmenswert</strong>e führen.<br />
Neben den üblicherweise vorgenommenen Schritten zur Ableitung der Eigenkapitalkosten erfordert<br />
dies zusätzliche Analysen zu den Parametern der Eigenkapitalkosten, auf die wir nach-
Zinssatz in %<br />
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 69<br />
folgend kurz eingehen. Bei unseren Analysen haben wir die Hinweise des Fachausschuss für<br />
Unternehmensbewertung und Betriebswirtschaft (FAUB) des IDW zur Berücksichtigung der<br />
Finanzmarktkrise bei der Ermittlung des Kapitalisierungszinssatzes in der Unternehmensbewertung<br />
vom 19. September 2012 beachtet.<br />
5.2.2 Basiszinssatz<br />
Gemäß (Tax-)CAPM repräsentiert der Basiszinssatz eine risikofreie und fristadäquate Alternativanlage<br />
zur Investition in das zu bewertende Unternehmen. Zur Einhaltung der Laufzeitäquivalenz<br />
ist grundsätzlich für jedes Jahr mit dem jeweiligen laufzeitadäquaten Zinssatz zu diskontieren.<br />
Dies führt im Rahmen der Unternehmensbewertung allerdings zu der praktischen<br />
Schwierigkeit, dass in Abhängigkeit von der Länge des Planungszeitraums und den angenommenen<br />
Wachstumsraten für die daran anschließende Phase der so genannten ewigen Rente jeweils<br />
finanzmathematisch ein barwertäquivalenter einheitlicher Zinssatz neu zu berechnen ist.<br />
Aus Praktikabilitätsgründen kann aus der Zinsstrukturkurve auch ein einheitlicher Basiszinssatz<br />
über den gesamten Zeitraum, das heißt beginnend mit dem ersten Planjahr, berechnet und verwendet<br />
werden.<br />
Für die Bestimmung des Basiszinssatzes kann von der Zinsstrukturkurve für Staatsanleihen<br />
ausgegangen werden. Zur objektivierten Schätzung der Zinsstrukturkurve kann auf die veröffentlichten<br />
Regressionsparameter der Deutschen Bundesbank zurückgegriffen werden. Diese<br />
lassen eine auf empirischen Daten basierende Ableitung einer Zinsstrukturkurve für einen dreißigjährigen<br />
Zeitraum zu.<br />
Zinsstrukturkurve <strong>zum</strong> 30. November 2013 (3-Monats-Durchschnitt)<br />
3,50%<br />
3,00%<br />
2,50%<br />
2,00%<br />
1,50%<br />
1,00%<br />
0,50%<br />
0,00%<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />
Einheitlicher Basiszins (gerundet)<br />
Zinsstrukturkurve<br />
Quelle: Zinsstrukturdaten der deutschen Bundesbank
durchschnittlicher einheitlicher Basiszins in %<br />
Mrz. 02<br />
Jul. 02<br />
Nov. 02<br />
Mrz. 03<br />
Jul. 03<br />
Nov. 03<br />
Mrz. 04<br />
Jul. 04<br />
Nov. 04<br />
Mrz. 05<br />
Jul. 05<br />
Nov. 05<br />
Mrz. 06<br />
Jul. 06<br />
Nov. 06<br />
Mrz. 07<br />
Jul. 07<br />
Nov. 07<br />
Mrz. 08<br />
Jul. 08<br />
Nov. 08<br />
Mrz. 09<br />
Jul. 09<br />
Nov. 09<br />
Mrz. 10<br />
Jul. 10<br />
Nov. 10<br />
Mrz. 11<br />
Jul. 11<br />
Nov. 11<br />
Mrz. 12<br />
Jul. 12<br />
Nov. 12<br />
Mrz. 13<br />
Jul. 13<br />
Nov. 13<br />
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 70<br />
Zur Abbildung einer Zinsstrukturkurve mit einer unendlichen Laufzeit kann der ermittelte Zero-<br />
Bond-Zinssatz für eine Restlaufzeit von dreißig Jahren als nachhaltiger Schätzwert angesetzt<br />
werden. Der auf diese Weise abgeleitete einheitliche Basiszinssatz wurde unter Verwendung der<br />
Zinsstrukturdaten der Deutschen Bundesbank für die Monate September bis November 2013 in<br />
Höhe von 2,7574 % ermittelt und zur Glättung von kurzfristigen Marktschwankungen sowie<br />
möglicher Schätzfehler insbesondere bei langfristigen Renditen gerundet auf ¼-Prozentpunkt in<br />
einer Höhe von 2,75 % abgeleitet.<br />
Wie die nachfolgende Grafik zeigt, ist der Basiszinssatz seit der Euro-Bargeldeinführung am<br />
1. Januar 2002 auf ein historisch niedriges Niveau gefallen:<br />
Entwicklung Basiszins Deutsche Bundesbank (3-Monats-Durchschnitt, ungerundet)<br />
6,00%<br />
5,50%<br />
5,00%<br />
4,50%<br />
4,00%<br />
3,50%<br />
3,00%<br />
2,50%<br />
2,00%<br />
Quelle: Zinsstrukturdaten der deutschen Bundesbank<br />
Zur Berücksichtigung der Auswirkungen der aktuellen Kapitalmarktsituation auf die Ermittlung<br />
des Kapitalisierungszinssatzes verweisen wir auf den nachfolgenden Abschnitt <strong>zum</strong> Risikozuschlag.<br />
Zinseinkünfte werden mit einer nominellen Steuerbelastung in Höhe von 25 % zuzüglich Solidaritätszuschlag<br />
belastet (Abgeltungssteuer). Hieraus resultiert ein Basiszinssatz nach Einkommensteuer<br />
in Höhe von 2,02 %.
Rendite (in %)<br />
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 71<br />
5.2.3 Risikozuschlag<br />
Bei der Ermittlung eines objektivierten <strong>Unternehmenswert</strong>es ist zur Ableitung des Risikozuschlags<br />
nicht auf die subjektiven Risikoneigungen einzelner Unternehmenseigner, sondern auf<br />
das allgemeine Verhalten des Marktes abzustellen. Dabei ist davon auszugehen, dass Investoren<br />
ein besonderes Risiko bei der Geldanlage in Unternehmen (Anlegerrisiko) sehen. Der Risikozuschlag<br />
kann mit Hilfe von Kapitalmarktpreisbildungsmodellen (CAPM, Tax-CAPM) aus den<br />
am Kapitalmarkt empirisch ermittelten Aktienrenditen abgeleitet werden.<br />
Das Capital Asset Pricing Model (CAPM) stellt in seiner Standardform ein Kapitalmarktmodell<br />
dar, in dem Kapitalkosten und Risikozuschläge ohne die Berücksichtigung der Wirkungen von<br />
persönlichen Ertragsteuern erklärt werden. Gemäß dem CAPM setzt sich der Risikozuschlag<br />
aus der allgemeinen Marktrisikoprämie und dem unternehmensspezifischen Betafaktor zusammen.<br />
Die Berechnung der kapitalmarktorientierten Marktrisikoprämie erfolgt durch Bildung der Differenzrendite<br />
zwischen Anlagen in ein repräsentatives Marktportfolio bestehend aus Unternehmensanteilen<br />
(Aktien) und risikolosen Anlagen, wie nachfolgende Grafik illustriert.<br />
Marktrisikoprämie<br />
Kursgewinne<br />
Basiszinssatz<br />
Dividenden<br />
Risiko (Volatilität der Rendite)<br />
Da Aktienrenditen und Risikozuschläge grundsätzlich durch Ertragsteuern beeinflusst werden,<br />
erfolgt eine realitätsnähere Erklärung der empirisch beobachtbaren Aktienrenditen durch das<br />
Tax-CAPM, welches das CAPM um die explizite Berücksichtigung der unterschiedlichen Wirkungen<br />
persönlicher Ertragsteuern in Deutschland auf Zinseinkünfte, Dividenden und Kursgewinne<br />
erweitert. Nach dem Tax-CAPM setzt sich der Kapitalisierungszinssatz aus dem um die<br />
Ertragsteuer gekürzten Basiszinssatz und dem auf Basis des Tax-CAPM ermittelten Risikozu-
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 72<br />
schlag nach Ertragsteuern zusammen. Der Risikozuschlag nach Ertragsteuern ist analog <strong>zum</strong><br />
CAPM das Produkt aus dem unternehmensspezifischen Betafaktor und der Marktrisikoprämie<br />
nach Ertragsteuern.<br />
Marktrisikoprämie<br />
Die Höhe der empirisch beobachtbaren Risikoprämie für ein Marktportfolio ist abhängig vom<br />
Betrachtungszeitraum und vom jeweiligen Steuersystem.<br />
Ausgehend von den Ergebnissen des IDW (vgl. IDW-Fachnachrichten, Nr. 1-2/2005), das unter<br />
Berücksichtigung des damals geltenden Steuersystems für die Marktrisikoprämie nach persönlichen<br />
Steuern eine Bandbreite von 5,0 % bis 6,0 % empfohlen hatte, haben Simulationsrechnungen<br />
zu den Auswirkungen der Unternehmenssteuerreform 2008 eine Marktrisikoprämie im<br />
Mittel i. H. v. 4,5 % nach persönlichen Steuern ergeben. Infolgedessen hat der Fachausschuss<br />
für Unternehmensbewertung und Betriebswirtschaft (FAUB) des IDW die Marktrisikoprämie<br />
nach Einkommensteuer auf eine Bandbreite von 4,0 % bis 5,0 % ab Einführung der Abgeltungssteuer<br />
konkretisiert.<br />
Das infolge der Finanz- und Schuldenkrise deutlich gesunkene Zinsniveau legt nahe, dass diese<br />
Marktrisikoprämie nicht mehr unreflektiert verwendet werden kann, da ohne die Berücksichtigung<br />
korrespondierender Effekte bei der Risikoprämie das gesunkene Basiszinssatzniveau ceteris<br />
paribus eine nachhaltig reduzierte Renditeerwartung der Kapitalmarktteilnehmer implizieren<br />
würde. Trotz der gegenwärtigen Schuldenkrise ist jedoch nicht erkennbar, dass sich die in der<br />
Vergangenheit gezeigten grundsätzlich stabilen Renditeerwartungen der Marktteilnehmer nachhaltig<br />
reduziert haben oder reduzieren würden. Dies zeigt sich auch in der Planungsrechnung<br />
der Otto Group, die keine durch die beschriebenen Entwicklungen induzierten, nachhaltig reduzierten<br />
Renditeerwartungen abbildet.<br />
Die Annahme langfristig stabiler Renditeerwartungen lässt angesichts des aktuell niedrigen<br />
Zinsniveaus grundsätzlich zwei unterschiedliche Schlussfolgerungen bezüglich der Erwartungen<br />
der Marktteilnehmer in der Krise zu. Entweder wird, ungeachtet der Maßgeblichkeit der <strong>zum</strong><br />
Stichtag bestehenden Anlagemöglichkeiten, das derzeitige Basiszinsniveau als nach unten verzerrt<br />
eingeschätzt oder es werden im Vergleich zu langfristigen historischen Durchschnitten<br />
erhöhte Risikoprämien gefordert. Da eine exakte, theoretisch begründbare Trennung und Messung<br />
dieser beiden Einschätzungen nicht möglich ist, sind die Auswirkungen auf die Kapitalkosten<br />
insgesamt zu beurteilen.<br />
Der FAUB hat entsprechende Überlegungen angestellt und empfiehlt in der Veröffentlichung<br />
vom 19. September 2012 „Hinweise des FAUB zur Berücksichtigung der Finanzmarktkrise bei<br />
der Ermittlung des Kapitalisierungszinssatzes in der Unternehmensbewertung“, sich derzeit bei<br />
der Bemessung der Marktrisikoprämie an einer Bandbreite von 5,5 % bis 7,0 % (vor persönlichen<br />
Steuern) bzw. 5,0 % bis 6,0 % (nach persönlichen Steuern) zu orientieren.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 73<br />
Zur Konkretisierung der krisenbedingt erhöhten Marktrisikoprämie haben wir ergänzend eigene<br />
Analysen angestellt. Unter der Annahme langfristig stabiler Renditeerwartungen und einer beobachtbaren<br />
(Mindest-) Realverzinsung von 2,0 % für (quasi-) sichere langfristige Bundesanleihen<br />
lässt sich ein krisenbedingter Zuschlag auf die bisherige Marktrisikoprämie aus der Summe<br />
von langfristiger Realverzinsung und Inflationserwartung abzüglich des aus der Zinsstrukturkurve<br />
abgeleiteten Basiszinssatzes ableiten. 116 Ausgehend von einer (Mindest-) Realverzinsung<br />
von 2,0 %, der aktuellen Inflationserwartung von knapp 1,75 % und einem Basiszinssatz von<br />
2,75 % ergibt sich derzeit eine Erhöhung der bislang verwendeten Marktrisikoprämie von im<br />
Mittel 5,00 % (vor persönlichen Steuern) um rund 1,00 %-Punkte auf 6,00 %. Nach persönlichen<br />
Steuern entspricht dies einer Marktrisikoprämie von 5,00 %. 117 Vor diesem Hintergrund<br />
haben wir die Marktrisikoprämie nach persönlichen Steuern mit 5,00 % angesetzt. Die angesetzte<br />
Marktrisikoprämie liegt innerhalb der vom FAUB empfohlenen Bandbreite.<br />
Zur Ableitung der unternehmensspezifischen Risikoprämie wird nach dem CAPM wie nach<br />
dem Tax-CAPM diese Marktrisikoprämie mit dem so genannten Betafaktor multipliziert, der<br />
das unternehmens- und branchenspezifische Risiko ausdrückt.<br />
Betafaktor<br />
Für die Otto Group als nicht börsennotiertes Unternehmen liegen keine am Kapitalmarkt beobachtbaren<br />
Betafaktoren vor. Der Betafaktor wurde daher auf Basis der Analyse börsennotierter<br />
Vergleichsunternehmen (im Folgenden auch „Peer Group“) abgeleitet. Die Erhebung der Betafaktoren<br />
erfolgte für die nachfolgend dargestellten Jahresscheiben, wobei eine Jahresscheibe<br />
immer den Zeitraum vom 1. Oktober des Vorjahres bis <strong>zum</strong> 30. September des Folgejahres<br />
umfasst, d.h. die Jahresscheibe 2012/13 umfasst z.B. den Zeitraum 1. Oktober 2012 bis 30.<br />
September 2013. Die Erhebung der Betafaktoren erfolgte jeweils durch Spiegelung gegen den<br />
marktbreitesten Aktienindex (in Deutschland der CDAX).<br />
116 Zeidler/Tschöpel/Bertram, Kapitalkosten in Zeiten der Finanz- und Schuldenkrise, CFB 2012, S. 70–80.<br />
117 Die Überleitung erfolgt unter analoger Vorgehensweise wie gezeigt bei Zeidler/Schöniger/Tschöpel, FB 2008, S. 276-288.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 74<br />
Da die Otto Group aus vielen Teilkonzernen besteht, die in unterschiedlichen Geschäftsfeldern<br />
mit spezifischen Produktgruppen und Absatzkanälen tätig sind, wurden zunächst Betafaktoren<br />
von 180 börsennotierten Vergleichsunternehmen erhoben. In der nachfolgenden Übersicht ist<br />
eine Auswahl dieser Unternehmen dargestellt:<br />
Verschuldete Betafaktoren - Peer Group<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Quelle: S&P Capital IQ; KPMG Analyse<br />
Ø 2008/09- Ø 2010/11-<br />
2012/13 2012/13<br />
METRO AG 0,84 0,88 0,92 1,02 1,07 0,95 0,88<br />
Marks & Spencer Group plc 1,12 0,92 0,67 0,91 0,78 0,88 0,90<br />
Wal-Mart Stores Inc. 0,83 0,53 0,59 0,66 0,66 0,65 0,65<br />
Carrefour SA 1,30 1,21 0,96 0,93 0,90 1,06 1,16<br />
Macy's, Inc. 0,92 1,11 1,05 1,33 1,81 1,24 1,03<br />
N Brow n Group plc 1,15 0,86 n/a n/a 0,81 0,94 1,01<br />
Kering SA 0,88 1,05 0,79 1,03 1,30 1,01 0,91<br />
Charles Voegele Holding AG n/a 1,65 0,81 0,76 1,05 1,07 1,23<br />
H & M Hennes & Mauritz AB 0,76 0,96 0,85 0,82 0,75 0,83 0,86<br />
(publ) Industria de Diseno Textil SA 0,83 0,70 0,77 0,73 0,84 0,77 0,77<br />
Amazon.com Inc. 1,36 1,06 1,28 1,16 0,95 1,16 1,24<br />
Zur Berücksichtigung der sich im Planungszeitraum verändernden Finanzierungsstrukturen der<br />
Gesellschaften wurden die in der Vergangenheit beobachteten Betafaktoren der verschuldeten<br />
Unternehmen zunächst in unverschuldete Betafaktoren umgerechnet (so genanntes „unlevern“):<br />
Unverschuldete Betafaktoren - Peer Group<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Quelle: S&P Capital IQ; KPMG Analyse<br />
Ø 2008/09- Ø 2010/11-<br />
2012/13 2012/13<br />
METRO AG 0,66 0,64 0,65 0,77 0,76 0,70 0,65<br />
Marks & Spencer Group plc 0,99 0,81 0,62 0,79 0,72 0,79 0,81<br />
Wal-Mart Stores Inc. 0,71 0,47 0,49 0,58 0,58 0,57 0,56<br />
Carrefour SA 0,91 0,78 0,61 0,72 0,68 0,74 0,77<br />
Macy's, Inc. 0,74 0,87 0,77 0,85 0,96 0,84 0,80<br />
N Brow n Group plc 1,03 0,71 n/a n/a 0,66 0,80 0,87<br />
Kering SA 0,80 0,94 0,68 0,83 0,99 0,85 0,81<br />
Charles Voegele Holding AG n/a 0,90 0,59 0,80 1,03 0,83 0,75<br />
H & M Hennes & Mauritz AB 0,78 0,99 0,88 0,86 0,78 0,86 0,88<br />
(publ) Industria de Diseno Textil SA 0,83 0,70 0,77 0,73 0,84 0,77 0,77<br />
Amazon.com Inc. 1,40 1,11 1,36 1,25 1,03 1,23 1,29
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 75<br />
Sämtliche Vergleichsunternehmen wurden in einem ersten Schritt nach ihren relevanten Merkmalen<br />
– wie einen bestimmten Vertriebskanal/Tätigkeitsfeld, einem speziellen Industrie-/ Produktsegment<br />
oder den Absatzmärkten – gruppiert. Daraus ergaben sich nachfolgende branchenbezogene<br />
(unverschuldete) Betafaktoren:<br />
Unverschuldete Betafaktoren - Peer Group<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Ø 2008/09- Ø 2010/11-<br />
2012/13 2012/13<br />
Versandhandel Katalog 0,93 0,81 0,96 0,92 0,88 0,90 0,93<br />
Versandhandel Internet 1,08 1,15 1,19 1,12 1,07 1,10 1,15<br />
Stationär 0,99 0,84 0,80 0,87 0,91 0,86 0,86<br />
Retail Osteuropa 0,79 0,72 0,88 0,62 0,81 0,78 0,81<br />
Vollsortiment 0,85 0,78 0,72 0,80 0,79 0,79 0,78<br />
Luxus 1,08 1,08 0,99 1,03 0,90 1,02 1,05<br />
Bekleidung medium 1,02 1,17 1,01 1,15 1,02 1,08 1,07<br />
Bekleidung low 0,84 0,81 0,77 0,88 0,75 0,78 0,79<br />
Lingerie 0,79 0,76 0,94 1,02 0,94 0,87 0,83<br />
Möbel / Housew are 0,95 1,14 1,08 1,21 0,92 1,03 1,06<br />
Sportartikel / Jagd 1,02 0,99 0,97 1,14 0,95 1,02 1,01<br />
Büro 0,92 1,20 1,13 1,29 1,06 1,09 1,07<br />
Reiseveranstalter 1,11 1,27 1,03 1,20 1,10 1,14 1,16<br />
Logistik 0,83 0,77 0,88 0,94 0,88 0,85 0,81<br />
Forderungsmgnt. / Inkasso 0,83 0,86 0,78 0,78 0,85 0,81 0,83<br />
Einkaufsorga. / Agenturgeschäft 0,89 1,23 0,90 0,89 0,80 0,95 1,03<br />
Dienstleister Katalogerstellung 0,86 0,90 0,90 0,91 0,97 0,90 0,89<br />
Grundstücksverw altung 0,75 0,75 0,70 0,83 0,82 0,80 0,75<br />
Retail China 1,00 1,15 1,19 0,81 0,94 1,01 1,09<br />
Retail Brasilien 0,86 0,85 0,86 0,72 0,86 0,85 0,87<br />
Zahlungsabw icklung 0,88 1,05 0,90 0,93 1,05 0,97 0,93<br />
Quelle: S&P Capital IQ; KPMG<br />
Hinweis: Die abgebildeten durchschnittlichen Betafaktoren entsprechen dem Durchschnitt der Betafaktoren der<br />
einzelnen Peer Group-Unternehmen im jeweiligen Zeitraum; diese sind nicht identisch mit dem Durchschnitt über die<br />
hier angezeigten Jahre 2009 bis 2013 der Merkmale.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 76<br />
Die sich hieraus ergebenden branchenbezogenen Betafaktoren wurden mit Hilfe einer Schlüsselung<br />
anteilig den Teilkonzernen zugewiesen. Hierdurch ergaben sich für die einzelnen Teilkonzerne<br />
nachfolgende (unverschuldete) Betafaktoren:<br />
Unverschuldete Betafaktoren - Aktivitäten<br />
Name<br />
Quelle: S&P Capital IQ; KPMG Analyse<br />
Beta<br />
Otto Holding<br />
n/a<br />
Otto Operativ 0,89<br />
Otto Europe 0,88<br />
Schw ab-Gruppe 0,96<br />
Witt-Gruppe 0,89<br />
Baur-Gruppe 0,84<br />
Heine-Gruppe 0,93<br />
Bonprix-Gruppe 0,85<br />
SPORT SCHECK 0,98<br />
Frankonia-Gruppe 0,95<br />
3 Suisses-Gruppe 0,92<br />
Freemans Grattan Holdings 0,90<br />
Crate&Barrel-Gruppe 0,96<br />
Otto Group Russia 0,88<br />
Otto Japan-Gruppe 0,98<br />
Limango-Gruppe 1,03<br />
House of Brands 1,05<br />
EOS-Gruppe 0,81<br />
Finnovato-Gruppe 0,93<br />
Hermes Services 0,90<br />
Otto Brasilien-Gruppe 0,91<br />
Otto China-Gruppe 1,01<br />
Gew ichteter Betafaktor 0,88<br />
Die Betafaktoren für die einzelnen Teilkonzerne wurden wiederum mit Hilfe einer EBIT-<br />
Gewichtung zu einem (unverschuldeten) Betafaktor für die Otto Group übergeleitet.<br />
Auf Basis dieser Vorgehensweise halten wir einen (unverschuldeten) Betafaktor für die Otto<br />
Group von gerundet 0,85 für angemessen. Multipliziert mit der allgemeinen Marktrisikoprämie<br />
von 5,00 % errechnet sich für die Otto Group ein Risikozuschlag für das operative Risiko von<br />
rund 4,25 % (vor Anpassung an die periodenspezifische Finanzierungsstruktur).
in %<br />
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 77<br />
Finanzierungsstruktur<br />
Abschließend wurde der unverschuldete Kapitalisierungszinssatz anhand der sich aus der Planungsrechnung<br />
ergebenden zukünftigen Finanzierungsstruktur und des Verschuldungsgrads<br />
wieder periodenspezifisch in verschuldete Kapitalkosten zurückgerechnet (so genanntes „relevern“).<br />
Durch das Relevern ergaben sich für die Otto Group periodenspezifische verschuldete Betafaktoren<br />
in einer Bandbreite zwischen 1,05 und 1,30. Diese verschuldeten Betafaktoren liegen<br />
oberhalb der Größen der meisten Vergleichsunternehmen. Ursächlich hierfür ist die erheblich<br />
höhere Verschuldung der Otto Group, wie sich aus der nachfolgenden Grafik ergibt, in der die<br />
Nettoverschuldung der Otto Group und ausgewählter Vergleichsunternehmen dem jeweiligen<br />
Unternehmensgesamtwert und der Bilanzsumme gegenübergestellt wird:<br />
Nettoverschuldung ausgewählter Vergleichsunternehmen<br />
Net Debt - Peer Group<br />
80,0%<br />
60,0%<br />
40,0%<br />
20,0%<br />
0,0%<br />
-20,0%<br />
-40,0%<br />
in % der Bilanzsumme<br />
in % des Unternehmensgesamtwert<br />
Quelle: Konzernabschluss Otto Group 2012/13, S&P Capital IQ, KPMG Analyse<br />
Hinweis: Die einbezogenen Bilanzdaten und der Unternehmensgesamtwert für die Otto Group beziehen sich auf den<br />
28. Februar 2013, während die Bilanzdaten für die Vergleichsunternehmen jeweils <strong>zum</strong> letzten verfügbaren Quartalsabschluss<br />
und die Unternehmensgesamtwerte <strong>zum</strong> 30. September 2013 erhoben wurden.<br />
Diese höhere Verschuldung, die unabhängig von dem im unverschuldeten Betafaktor ausgedrückten<br />
operativen Risiko ist, führt zu einem deutlich höheren finanziellen Risiko für die Otto<br />
Group, welches im Rahmen der Umrechnung vom unverschuldeten auf den verschuldeten Betafaktor<br />
berücksichtigt wurde.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 78<br />
5.3 Wachstumsrate<br />
In der Planung der Otto Group ist für die Detailplanungsphase der Geschäftsjahre 2013/14 bis<br />
2015/16 und das Übergangsjahr 2016/17 das erzielbare Wachstum in den erwarteten Entwicklungen<br />
der Erträge und Aufwendungen sowie der Bilanzposten reflektiert. Ein Wachstumsabschlag<br />
für diesen Zeitraum ist insoweit nicht erforderlich. Auch in den Geschäftsjahren<br />
2017/18 ff. (Fortführungsperiode) werden sich die Posten der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung<br />
und somit auch die aus den Planungen ableitbaren Nettoeinnahmen der Anteilseigner<br />
fortentwickeln. Dieses nachhaltige Wachstum lässt sich grundsätzlich finanzmathematisch<br />
als Wachstumsabschlag im Kapitalisierungszinssatz abbilden.<br />
Die in der Fortführungsphase thesaurierten und den Anteilseignern fiktiv unmittelbar zugerechneten<br />
Beträge bilden bereits einen wesentlichen Teil des zukünftigen, durch Thesaurierungen zu<br />
finanzierenden operativen Wachstums ab. Grundsätzlich stehen Thesaurierungen im Jahr der<br />
Thesaurierung den Anteilseignern nicht als Nettoeinnahmen zur Verfügung; der positive Ertragswerteffekt<br />
von Thesaurierungen schlägt sich vielmehr in dadurch induzierten zukünftig<br />
wachsenden Ausschüttungen nieder. Eine zusätzliche Berücksichtigung dieses operativen<br />
Wachstums in der anzusetzenden Wachstumsrate scheidet somit aus. Alternativ wäre in der<br />
Fortführungsphase die ausschließliche Diskontierung der Ausschüttungen an die Anteilseigner<br />
bei korrespondierender Berücksichtigung des durch Thesaurierungen finanzierten operativen<br />
Wachstums in der Wachstumsrate denkbar. Bei ausschließlicher Diskontierung der Ausschüttungen<br />
an die Anteilseigner ist insoweit ein nachhaltiges Wachstum der Ausschüttungen in<br />
Höhe von 5,55 % anzusetzen. Beide Vorgehensweisen führen zu identischen Ergebnissen.<br />
Unter der Voraussetzung, dass die Otto Group die die eigene Risiko- und Finanzierungsstruktur<br />
reflektierenden Kapitalkosten nachhaltig verdient, korrespondieren die zukünftig wachsenden<br />
Ausschüttungen direkt mit dem Wertbeitrag aus Wertsteigerungen. Somit ist der wesentliche<br />
Teil des zukünftigen, durch Thesaurierungen finanzierten operativen Wachstums bereits durch<br />
die direkte Zurechnung des Wertbeitrags aus Wertsteigerungen zu den nachhaltigen Nettoeinnahmen<br />
der Anteilseigner berücksichtigt.<br />
Lediglich noch verbleibende, <strong>zum</strong> Beispiel temporär begrenzte zusätzliche Wachstumseffekte,<br />
die auf zeitlich begrenzt erzielbaren Überrenditen aufgrund besonderer Markt- und Branchenbedingungen<br />
oder spezieller Unternehmensmerkmale beruhen und inflationsbedingte Wachstumseffekte<br />
sind, wie nachfolgend beschrieben, im Wachstumsabschlag zu berücksichtigen.<br />
Aufgrund des Markts, in dem die Otto Group tätig ist, sowie des hohen Preis- und Wettbewerbsdrucks<br />
ist davon auszugehen, dass etwaige Überrenditen infolge von Arbitrageprozessen<br />
nachhaltig nicht zu erzielen sind.<br />
Zur Ableitung inflationsbedingter Wachstumseffekte wurden die aktuellen branchenbedingten<br />
Rahmenbedingungen sowie die Kosten-Erlös-Struktur und -entwicklung der Otto Group auf
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 79<br />
Ebene der einzelnen Teilkonzerne unter Berücksichtigung der prognostizierten Entwicklung in<br />
den jeweiligen Absatzländern berücksichtigt. Aufgrund des auch für die Zukunft erwarteten<br />
Kostendrucks durch steigende Beschaffungs- und Personalkosten sowie der Preissensitivität der<br />
Abnehmer wird der (Preis-) Wettbewerb im Handel auch langfristig hoch sein. Vor diesem<br />
Hintergrund muss davon ausgegangen werden, dass die Überwälzung von inflationsbedingten<br />
Kostensteigerungen auch künftig nur sehr eingeschränkt möglich sein wird. Restrukturierungsbedingte<br />
Effizienzgewinne werden diese Entwicklung voraussichtlich nur teilweise kompensieren<br />
können und somit lediglich zur Stabilisierung der nachhaltigen Profitabilität beitragen. Dies<br />
entspricht den Erwartungen der Otto Group und wird zudem durch die Ergebnisse empirischer<br />
Analysen gestützt, die zeigen, dass es Unternehmen in Deutschland in der Vergangenheit lediglich<br />
teilweise gelungen ist, inflationsbedingte Kostensteigerungen durch Preissteigerungen zu<br />
überwälzen. Zur Ableitung der Wachstumsrate wurden die Teilkonzerne der Otto Group – analog<br />
zur Vorgehensweise bei der Ableitung der Wachstumsraten für das Übergangsjahr 2016/17<br />
– je nach Absatzregion auf Basis von langfristigen Inflationserwartungen für die Länder abgeleitet,<br />
in denen die Otto Group operativ tätig ist.<br />
Inflationserw artungen und Wachstumsrate<br />
Region / Land<br />
Inflationserw artung<br />
EBIT-Gew ichtung<br />
im TV-Jahr<br />
EBIT-Gew ichtete<br />
Inflationserw artung<br />
Deutschland 1,70% 65,58% 1,11%<br />
Europa (ohne Deutschland & Russland) 2,14% 11,72% 0,25%<br />
Nord- und Südamerika 2,91% 13,06% 0,38%<br />
Russland 4,80% 7,37% 0,35%<br />
Asien 2,08% 2,27% 0,05%<br />
Summe 100,00% 2,15%<br />
Überw älzungsfaktor 50,00%<br />
Abgeleitete Wachstumsrate 1,07%<br />
Quelle: Inflationserwartungen für das Jahr 2018; The Economist Intelligence Unit, Economic Data Summary by<br />
Country, November/Dezember 2013<br />
Hinweis Europa beinhaltet im Wesentlichen die Länder Frankreich, Österreich, Großbritannien und Polen; Nordund<br />
Südamerika beinhaltet im Wesentlichen die USA, Kanada und Brasilien; Asien beinhaltet im Wesentlichen Japan<br />
sowie China.<br />
Vor diesem Hintergrund ist eine EBIT-gewichtete, sich rechnerisch ergebende Wachstumsrate<br />
für die Otto Group mit aufgerundet 1,1 % angesetzt worden. Zur Finanzierung des Wachstums<br />
in der Fortführungsperiode ist eine Thesaurierung zu berücksichtigen, die aus dem Finanzierungsbedarf<br />
nachhaltig inflationsbedingt wachsender Aktiva und Passiva resultiert.<br />
Die periodenspezifischen Kapitalisierungszinssätze der Otto Group werden im Rahmen der<br />
Ermittlung des Ertragswertes im folgenden Abschnitt dargestellt.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 80<br />
5.4 <strong>Unternehmenswert</strong><br />
5.4.1 Ertragswert<br />
Ausgehend vom Konzernergebnis der Otto Group und den hieraus abgeleiteten Nettoeinnahmen<br />
ergibt sich unter Anwendung der maßgeblichen periodenspezifischen Kapitalisierungszinssätze<br />
der Ertragswert der Otto Group <strong>zum</strong> 1. März 2013 wie folgt:<br />
Otto Group - <strong>Unternehmenswert</strong><br />
Detailplanung<br />
ÜJ TV<br />
in T€ 2013/14 2014/15 2015/16 2016/17 2017/18<br />
Konzernergebnis 113.740 168.278 212.849 283.912 317.565<br />
Thesaurierung 13.740 58.278 92.849 88.571 12.771<br />
Wertbeitrag aus Wertsteigerungen - - - - 161.890<br />
Effektive Ertragsteuer auf Wertsteigerungen - - - - 26.626<br />
Wertbeitrag aus Ausschüttung 100.000 110.000 120.000 195.340 142.904<br />
Ertragsteuer auf Ausschüttung 26.375 29.013 31.650 51.521 37.691<br />
Ausschüttungsquote 87,9% 65,4% 56,4% 68,8% 45,0%<br />
Nettoeinnahmen 73.625 80.988 88.350 143.819 240.477<br />
Nettoeinnahmen 73.625 80.988 88.350 143.819 240.477<br />
Barw erte jew eils <strong>zum</strong> 01.03. 3.125.569 3.305.525 3.499.493 3.637.584 -<br />
Zw ischensumme Kapitalisierung 3.199.194 3.386.513 3.587.843 3.781.403 240.477<br />
Kapitalisierungszinssatz 7,26% 8,35% 8,54% 8,06% 6,61%<br />
Barw ertfaktor für das jew eilige Jahr 0,9323 0,9229 0,9213 0,9254 15,1265<br />
Ertragsw ert <strong>zum</strong> 1. März 2013 2.982.723<br />
Otto Group - Kapitalisierungszinssatz<br />
Detailplanung<br />
ÜJ TV<br />
in T€ 2013/14 2014/15 2015/16 2016/17 2017/18<br />
Basiszinssatz nach Ertragsteuer 2,02% 2,02% 2,02% 2,02% 2,02%<br />
Marktrisikoprämie nach Ertragsteuer 5,00% 5,00% 5,00% 5,00% 5,00%<br />
Betafaktor unverschuldet 0,85 0,85 0,85 0,85 0,85<br />
Barw erte jew eils <strong>zum</strong> 01.03. 2.982.723 3.125.569 3.305.525 3.499.493 3.637.584<br />
Nettofinanzposition jew eils <strong>zum</strong> 01.03. 2.351.374 2.659.724 2.601.966 2.483.536 2.336.772<br />
Verschuldungsgrad 78,83% 85,10% 78,72% 70,97% 64,24%<br />
Betafaktor verschuldet 1,05 1,26 1,30 1,21 1,14<br />
Risikozuschlag 5,23% 6,32% 6,52% 6,03% 5,69%<br />
Wachstumsrate - - - - 1,10%<br />
Kapitalisierungszinssatz 7,26% 8,35% 8,54% 8,06% 6,61%<br />
Für die Detailplanungsphase wurden die von der Otto Group geplanten Ausschüttungen angesetzt.<br />
Für das Jahr 2016/17 orientiert sich die Ausschüttungsquote am Durchschnitt der Detailplanungsphase.<br />
Ab dem Jahr 2017/18 ff. wurde von einer Ausschüttungsquote in Höhe von rund<br />
45 % ausgegangen, die aus den für vergleichbare Unternehmen beobachtbaren Ausschüttungsquoten<br />
abgeleitet wurde.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 81<br />
Da die Thesaurierungen – soweit sie nicht zur Finanzierung des künftigen Bilanzwachstums<br />
erforderlich sind – in der Grobplanungs- und der Fortführungsphase und die hieraus resultierenden<br />
zukünftigen Wertsteigerungen auch wertgleich durch eine fiktive unmittelbare Zurechnung<br />
der thesaurierten Beträge an die Aktionäre abgebildet werden können, wurden den Anteilseignern<br />
aus Vereinfachungsgründen die thesaurierten Beträge in diesen Jahren unmittelbar als<br />
Wertbeiträge aus Wertsteigerungen zugerechnet.<br />
Durch die so genannte Wachstumsthesaurierung in der Grobplanungs- und der Fortführungsphase<br />
(jeweils Wachstumsabschlag bezogen auf die zukünftig wachsenden bilanziellen Aktiva<br />
und Passiva <strong>zum</strong> Ende der jeweiligen vorherigen Planungsphase) wird berücksichtigt, dass das<br />
mit dem langfristig erwarteten Wachstum der Posten der Gewinn- und Verlustrechnung bzw.<br />
der Überschüsse einhergehende Wachstum der Bilanzposten zu finanzieren ist. Die <strong>zum</strong> Bilanzwachstum<br />
nötige Thesaurierung ist daher nicht in den Wertbeitrag aus der unmittelbaren<br />
Zurechnung von Thesaurierungen an die Anteilseigner einzubeziehen.<br />
Da die Ermittlung des <strong>Unternehmenswert</strong>s der Otto (GmbH & Co KG) aus der Sicht der bilanzierenden<br />
C.J. Vogel AG erfolgt, wurde die Steuerbelastung aus Sicht der Aktionäre der<br />
C.J. Vogel AG, die bei einem Zufluss der Nettoeinnahmen aus der Otto (GmbH & Co KG)<br />
durch die KG Aurum und die C.J. Vogel AG entsteht, berücksichtigt. Demzufolge wurden die<br />
Ausschüttungen mit der aktuell gültigen nominellen Steuerbelastung von Dividenden in Höhe<br />
von 25 % zuzüglich Solidaritätszuschlag belastet (Abgeltungssteuer).<br />
Die zu Wertsteigerungen führenden Thesaurierungen sowie die nachhaltig inflationsbedingten<br />
Wertsteigerungen wurden analog, jedoch anstelle der nominellen Steuerlast von 25 % zuzüglich<br />
Solidaritätszuschlag mit einer effektiven Steuer belastet, die typisierend unter Berücksichtigung<br />
einer langen Haltedauer in Höhe von 12,5 % (hälftiger nomineller Steuersatz) zuzüglich Solidaritätszuschlag<br />
angesetzt wurde.<br />
Die sich aus der Summe der Wertbeiträge aus Thesaurierung und Ausschüttung abzüglich Ertragsteuern<br />
ergebenden Nettoeinnahmen wurden mit dem periodenspezifischen Kapitalisierungszinssatz<br />
kapitalisiert.<br />
Da, wie in Abschnitt 4.1 erläutert, bei der Otto (GmbH & Co KG) keine Sonderwerte zu berücksichtigen<br />
waren, entspricht der <strong>Unternehmenswert</strong> dem Ertragswert.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 82<br />
5.4.2 <strong>Unternehmenswert</strong><br />
Der <strong>Unternehmenswert</strong> der Otto Group ergibt sich somit wie folgt:<br />
Otto Group - <strong>Unternehmenswert</strong> <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
T€<br />
<strong>Unternehmenswert</strong> der Otto Group <strong>zum</strong> 1. März 2013 2.982.723<br />
Aufzinsungsfaktor 1,070<br />
<strong>Unternehmenswert</strong> der Otto Group <strong>zum</strong> 14. Februar 2014 3.190.891<br />
Der sich <strong>zum</strong> 1. März 2013 ergebende <strong>Unternehmenswert</strong> in Höhe von 2.982,7 Mio. € ist 351<br />
Tage mit dem Kapitalisierungszinssatz aufzuzinsen. Der sich auf diesen Stichtag ergebende<br />
<strong>Unternehmenswert</strong> der Otto (GmbH & Co KG) beträgt 3.190,9 Mio. €.<br />
5.4.3 Sensitivitätsanalyse<br />
Aufgrund der derzeit volatilen Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der<br />
Zinssätze an den Kapitalmärkten im Euroraum können wir nicht ausschließen, dass in dem Zeitraum<br />
nach Abschluss der Bewertungsarbeiten bis <strong>zum</strong> Tag der Beschluss fassenden außerordentlichen<br />
Hauptversammlung, der der maßgebliche Stichtag für die Bewertung ist, die Verwendung<br />
eines abweichenden Basiszinssatzes und/oder anderer relevanter Kapitalmarktparametern<br />
nach den vorstehend erläuterten Bewertungsgrundsätzen erforderlich ist. Infolge dieser<br />
Unsicherheit haben wir nachfolgend eine Sensitivitätsberechnung hinsichtlich des Basiszinssatzes<br />
und der nachhaltigen Wachstumsrate aufgenommen.<br />
Die Sensitivitäten wurden mit einem Basiszinssatz zwischen 2,50 % und 3,00 % und einer<br />
nachhaltigen Wachstumsrate zwischen 1,0 % und 1,2 % gerechnet. Dabei wurde vereinfachend<br />
angenommen, dass alle sonstigen Bewertungsparameter und Vorgehensweisen unverändert<br />
bleiben. Dies gilt insbesondere für mögliche gegenläufige Effekte, die hierbei nicht berücksichtigt<br />
wurden.<br />
Sensitivitätsanalyse<br />
in T€<br />
Nachhaltige Wachstumsrate<br />
3.190.891 1,0% 1,1% 1,2%<br />
Basiszins 2,50% 3.349.072 3.390.283 3.432.907<br />
2,75% 3.154.072 3.190.891 3.228.929<br />
3,00% 2.971.860 3.004.782 3.038.755
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 83<br />
5.4.4 Plausibilisierung anhand von Multiplikatoren<br />
Die Bewertungspraxis kennt neben den Kapitalwertkalkülen die so genannte Multiplikatormethode.<br />
Dieses kapitalmarktorientierte Bewertungskonzept folgt, ebenso wie die Ertragswertmethode,<br />
dem Grundsatz einer ertragsorientierten Bewertung, jedoch wird der <strong>Unternehmenswert</strong><br />
stark vereinfachend anhand des Vielfachen einer Ergebnisgröße wie <strong>zum</strong> Beispiel EBITDA,<br />
EBIT, Jahresüberschuss bzw. in Einzelfällen anhand des Umsatzes ermittelt. Das Multiplikatorenverfahren<br />
basiert dabei auf einer vergleichenden Preisbestimmung in dem Sinne, dass geeignete<br />
Vervielfältiger aus Kapitalmarktdaten börsennotierter Vergleichs-unternehmen abgeleitet<br />
und auf das zu bewertende Unternehmen übertragen werden.<br />
Bei Anwendung dieses auf Kennzahlen vergleichbarer börsennotierter Unternehmen aufbauenden<br />
Preisfindungsverfahrens ergibt sich der Wert des Unternehmens als Produkt einer als repräsentativ<br />
angesehenen Ergebnisgröße des Unternehmens mit dem Ergebnismultiplikator der Vergleichsunternehmen.<br />
Der Multiplikator ergibt sich aus dem Verhältnis von Wertgröße zu Ergebnisgröße<br />
der Vergleichsunternehmen.<br />
Zur Plausibilisierung des nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen abgeleiteten fundamentalen<br />
<strong>Unternehmenswert</strong>es der Otto Group wurden – entsprechend IDW S 1 Abschnitt 7.5 – ergänzend<br />
Werte auf Basis von branchenspezifischen Multiplikatoren aus den am Markt beobachtbaren<br />
Börsenkursen der Peer Group Unternehmen (so genannte Trading Multiples) ermittelt. Hierfür<br />
wurden die EBIT-Multiplikatoren der Peer Group Unternehmen zugrunde gelegt. Eine Berücksichtigung<br />
von Umsatz 118 -, EBITDA 119 -, Jahresüberschuss/Konzern-ergebnis 120 -<br />
Multiplikatoren erfolgte hingegen nicht.<br />
Für die Berechnung der Multiplikatoren wurden für die Vergleichsunternehmen aktuelle Angaben<br />
und Schätzungen von Analysten für die EBIT der Jahre 2013 bis 2015 verwendet.<br />
118 Da Umsatzmultiplikatoren regelmäßig die Aufwandsstruktur des zu bewertenden Unternehmens unberücksichtigt lassen,<br />
besitzen sie für die hier zugrunde zu legende stand alone Sicht keine Aussagekraft. Umsatzmultiplikatoren finden hingegen<br />
regelmäßig für Transaktionszwecke Anwendung unter der Annahme, dass das erwerbende Unternehmen seine Kostenstruktur<br />
auf das zu erwerbende Unternehmen übertragen kann.<br />
119 Auf die Ableitung von EBITDA-Multiplikatoren wurde vor dem Hintergrund der in Relation zur Peer Group stark abweichenden<br />
Anlagenintensität und damit unterschiedlichen Margen der in der Peer Group teilweise enthaltenen Produktionsunternehmen<br />
verzichtet.<br />
120 Auf die Ableitung von Jahresüberschussmultiplikatoren wurde vor dem Hintergrund der in Relation zur Peer Group stark<br />
abweichenden Kapitalstruktur der Otto Group verzichtet.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 84<br />
Der Unternehmensgesamtwert (Enterprise Value) der Vergleichsunternehmen wurde aus der<br />
Marktkapitalisierung (Market Value) unter Hinzurechnung/Kürzung der Nettofinanzposition<br />
sowie der Hinzurechnung der konzernfremden Minderheitenanteile ermittelt. Die nachfolgende<br />
Übersicht gibt einen Überblick über die ermittelten Multiplikatoren der Vergleichsunternehmen:<br />
EBIT-Multiplikatoren - Peer Group<br />
Quelle: S&P Capital IQ; KPMG Analyse<br />
2013/14 2014/15<br />
Versandhandel Katalog 10,7 x 10,0 x<br />
Versandhandel Internet 34,1 x 31,4 x<br />
Stationär 9,7 x 10,3 x<br />
Retail Osteuropa 15,3 x 13,6 x<br />
Vollsortiment 10,1 x 9,4 x<br />
Luxus 11,5 x 10,3 x<br />
Bekleidung medium 10,0 x 13,7 x<br />
Bekleidung low 13,4 x 11,7 x<br />
Lingerie 16,5 x 12,6 x<br />
Möbel / Housew are 10,0 x 8,9 x<br />
Sportartikel / Jagd 12,4 x 10,8 x<br />
Büro 11,7 x 10,5 x<br />
Reiseveranstalter 10,1 x 8,1 x<br />
Logistik 11,8 x 10,7 x<br />
Forderungsmgnt. / Inkasso 14,7 x 13,8 x<br />
Einkaufsorga. / Agenturgeschäft 10,9 x 11,2 x<br />
Dienstleister Katalogerstellung 11,8 x 11,4 x<br />
Grundstücksverw altung 21,6 x 21,7 x<br />
Retail China 13,2 x 7,7 x<br />
Retail Brasilien 10,4 x 9,1 x<br />
Zahlungsabw icklung 13,5 x 11,2 x<br />
Die ermittelten Multiplikatoren wurden anschließend auf die äquivalenten Plan-Größen (EBIT<br />
für die Jahre 2013/14 bis 2014/15) der Otto Group übertragen, wobei zur besseren Vergleichbarkeit<br />
mit den Vergleichsunternehmen und in Übereinstimmung mit dem Konzernabschluss<br />
der Otto (GmbH & Co KG) die geplanten Beteiligungsergebnisse aus dem EBIT eliminiert<br />
wurden.<br />
Die nachfolgende Übersicht gibt einen Überblick über die unter Anwendung der ermittelten<br />
Multiplikatoren der Vergleichsunternehmen abgeleiteten Marktwerte für das Eigenkapital der<br />
Otto Group.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 85<br />
Hierbei wurde, ausgehend vom EBIT-Multiplikator der Vergleichsunternehmen, zunächst der<br />
Unternehmensgesamtwert der Otto Group abgeleitet und unter Abzug ihrer verzinslichen Nettofinanzposition<br />
<strong>zum</strong> 1. März 2013 in Höhe von 2.351,4 Mio. € sowie unter Abzug der konzernfremden<br />
Minderheitenanteile in Höhe von rund 7,7 % <strong>zum</strong> Bewertungsstichtag des <strong>Unternehmenswert</strong>s<br />
der Otto Group berechnet.<br />
Unternehmensw ert der Otto-Group auf Basis von EBIT-Multiplikatoren<br />
in Mio. € 2013/14 2014/15<br />
EBIT der Otto Group 434,6 463,5<br />
Beteiligungserträge 70,9 72,1<br />
EBIT der Otto Group (ohne Beteiligungserträge) 363,7 391,4<br />
Gew ichteter EBIT-Multiple Otto Group 14,4 13,5<br />
Unternehmensgesamtw ert 5.254,5 5.288,6<br />
Nettofinanzposition 2.351,4 2.351,4<br />
Unternehmensw ert 2.903,1 2.937,2<br />
Abzgl. Minderheitsanteile 224,9 227,5<br />
Unternehmensw ert abzgl. Minderheiten 2.678,3 2.709,7<br />
Quelle: S&P Capital IQ; KPMG Analyse<br />
Auf der Basis von durchschnittlichen Marktmultiplikatoren ergibt sich für den <strong>Unternehmenswert</strong><br />
der Otto Group eine Bandbreite von 2.678,3 Mio. € bis 2.709,7 Mio. €.<br />
Als Ergebnis der vergleichenden Marktbewertung ist festzustellen, dass der nach betriebswirtschaftlichen<br />
Grundsätzen abgeleitete fundamentale <strong>Unternehmenswert</strong> nach IDW S 1 – bezogen<br />
auf den Wert vor Aufzinsung – rund 10 % über den Werten liegt, die sich aus Marktmultiplikatoren<br />
vergleichbarer Unternehmen ergeben. Somit liegen keine Anzeichen vor, dass der fundamentale<br />
<strong>Unternehmenswert</strong> nicht plausibel ist.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 86<br />
6 KG Aurum<br />
Der <strong>Unternehmenswert</strong> der KG Aurum als Holdinggesellschaft ergibt sich aus dem Wert der<br />
Kommanditanteile an der Otto (GmbH & Co KG) zuzüglich des Werts der übrigen Vermögenswerte<br />
abzüglich des Werts der Schulden.<br />
Der Wert der Kommanditanteile wurde anhand des anteiligen, fundamental ermittelten <strong>Unternehmenswert</strong>s<br />
der Otto (GmbH & Co KG) in Höhe von 3.190,9 Mio. € ermittelt. Da die KG<br />
Aurum 10 % der Kommanditanteile hält, ergibt sich für diese ein Wert von 319,1 Mio. €. Das<br />
bilanzielle Eigenkapital der Verwaltungsgesellschaft Otto mbH, das dem Marktwert des Eigenkapitals<br />
entspricht, beträgt <strong>zum</strong> 28. Februar 2013 129,3 T€. Da die KG Aurum 10 % der Anteile<br />
hält, ergibt sich für diese ein Wert von rund 13 T€.<br />
Die übrigen Vermögenswerte und Schulden wurden mit dem Buchwert <strong>zum</strong> 30. November<br />
2013 angesetzt.<br />
Auf dieser Basis ergibt sich folgender <strong>Unternehmenswert</strong> für die KG Aurum:<br />
KG AURUM - <strong>Unternehmenswert</strong><br />
Buchw ert Buchw ert Marktw ert<br />
in T€ 28.2.2013 30.11.2013 14.02.2014<br />
Anteile an der Otto (GmbH & Co KG) 80.353 80.353 319.089<br />
Anteile an der AURUM Grund GmbH i.L. 23 0 0<br />
Anteile an der Otto GmbH 5 5 13<br />
Finanzanlagen 80.382 80.358 319.102<br />
Anlagevermögen 80.382 80.358 319.102<br />
Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände 10.105 0 0<br />
Liquide Mittel 6 279 279<br />
Umlaufvermögen 10.111 279 279<br />
Aktiva 90.493 80.637 319.381<br />
Rückstellungen 4 0 0<br />
Verbindlichkeiten 0 0 0<br />
Eigenkapital 90.489 80.637 319.381<br />
Quelle: Jahresabschluss 2012/13 und Monatsabschluss <strong>zum</strong> 30. November 2013 der KG Aurum<br />
Der <strong>Unternehmenswert</strong> der KG Aurum <strong>zum</strong> Bewertungsstichtag 14. Februar 2014 beträgt<br />
319,4 Mio. €.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 87<br />
7 C.J. Vogel AG<br />
7.1 <strong>Unternehmenswert</strong><br />
Der <strong>Unternehmenswert</strong> der C.J. Vogel AG als Holdinggesellschaft ergibt sich aus dem Wert der<br />
Kommanditanteile an der KG Aurum zuzüglich des Werts der übrigen Vermögenswerte abzüglich<br />
des Werts der Schulden.<br />
Der Wert der Kommanditanteile wurde anhand des anteiligen, fundamental ermittelten <strong>Unternehmenswert</strong>s<br />
der KG Aurum in Höhe von 319,4 Mio. € ermittelt. Da die C.J. Vogel AG<br />
26,375 % der Kommanditanteile hält, ergibt sich für diese ein Wert in Höhe von 84,2 Mio. €.<br />
Eine im Buchwert der Forderungen <strong>zum</strong> 30. November 2013 noch enthaltene Restforderung<br />
gegen die KG Aurum auf den nicht ausgeschütteten Bilanzgewinn in Höhe von 50 T€ wurde<br />
eliminiert, da der nicht ausgeschüttete Bilanzgewinn bereits im Wert der Kommanditanteile an<br />
der KG Aurum berücksichtigt ist.<br />
In der Ergänzungsbilanz, die die C.J. Vogel AG bei der KG Aurum führt, besteht ein abschreibbares<br />
Mehrvermögen in Höhe von 267,3 T€, das künftig auf Ebene der KG Aurum die Gewerbesteuer<br />
und auf Ebene der C.J. Vogel AG die Körperschaftsteuer mindert. Folglich wurde die<br />
Berücksichtigung einer aktiven latenten Steuer in Höhe von rund 82,5 T€ vorgenommen.<br />
Der Zeitwert der Pensionsrückstellungen liegt auf Basis des vorliegenden Pensionsgutachtens<br />
um 0,6 T€ höher als der <strong>zum</strong> 30. November 2013 ausgewiesene Buchwert in Höhe von 37,5 T€.<br />
Auf die Berücksichtigung von passiven latenten Steuern, die sich aus dem Unterschiedsbetrag<br />
zwischen dem Marktwert der Anteile an der KG Aurum und deren Wertansatz in der Steuerbilanz<br />
der C.J. Vogel AG ergeben und somit die Besteuerung bei einer (fiktiven) Veräußerung der<br />
Anteile reflektieren, wurde verzichtet.<br />
Die übrigen Vermögenswerte und Schulden wurden mit dem Buchwert <strong>zum</strong> 30. November<br />
2013 angesetzt.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 88<br />
Auf dieser Basis ergibt sich folgender <strong>Unternehmenswert</strong> für die C.J. Vogel AG:<br />
C. J. Vogel AG - <strong>Unternehmenswert</strong><br />
Buchw ert Buchw ert Marktw ert<br />
in T€ 28.2.2013 30.11.2013 14.02.2014<br />
Finanzanlagen 34.618 34.618 84.237<br />
Anlagevermögen 34.618 34.618 84.237<br />
Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände 3.537 841 791<br />
Liquide Mittel 1.009 1.662 1.662<br />
Umlaufvermögen 4.546 2.503 2.453<br />
Aktive latente Steuern 0 0 83<br />
Rechnungsabgrenzungsposten 2 0 0<br />
Aktiva 39.165 37.120 86.772<br />
Rückstellungen 850 819 820<br />
Verbindlichkeiten 85 65 65<br />
Passive latente Steuern 2.170 1.851 0<br />
Eigenkapital 36.060 34.386 85.887<br />
Quelle: Jahresabschluss 2012/13 und Monatsabschluss <strong>zum</strong> 30. November 2013 der C.J. Vogel AG<br />
Der <strong>Unternehmenswert</strong> der C.J. Vogel AG <strong>zum</strong> Bewertungsstichtag 14. Februar 2014 beträgt<br />
85,9 Mio. €.<br />
7.2 Wert je Aktie<br />
Der Wert je Aktie der C.J. Vogel AG ergibt sich aus dem ermittelten <strong>Unternehmenswert</strong> und der<br />
maßgeblichen Anzahl der Aktien wie folgt:<br />
Wert je Aktie der C.J. Vogel AG <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
<strong>Unternehmenswert</strong> der C.J. Vogel AG <strong>zum</strong> 14. Februar 2014 in T€ 85.887<br />
Anzahl der Aktien in Stück 693.000<br />
Wert je Aktie der C.J. Vogel AG <strong>zum</strong> 14. Februar 2014 in € 123,94<br />
Das Grundkapital der C.J. Vogel AG ist in 693.000 Stückaktien eingeteilt.
Kurs in €<br />
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 89<br />
7.3 Analyse des Börsenkurses<br />
Im Hinblick auf die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes (im Folgenden „BVerfG“)<br />
vom 27. April 1999 121 ist der Börsenkurs der Aktien der zu bewertenden Gesellschaft dem nach<br />
dem Ertragswertverfahren ermittelten Wert je Aktie für Zwecke der Festlegung der Barabfindung<br />
gegenüberzustellen.<br />
Die nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung des Aktienkurses der C.J. Vogel AG seit dem<br />
2. Januar 2012 bis <strong>zum</strong> 15. Oktober 2013:<br />
Börsenkurse und Handelsvolumen - Börsen Hannover und Berlin<br />
350<br />
200<br />
300<br />
180<br />
160<br />
250<br />
140<br />
200<br />
150<br />
120<br />
100<br />
80<br />
Handel<br />
100<br />
60<br />
50<br />
40<br />
20<br />
0<br />
0<br />
Gehandelter Kurs - Hannover<br />
Gehandelte Stücke - Hannover<br />
Gehandelter Kurs - Berlin<br />
Gehandelte Stücke - Berlin<br />
Quelle: Börse Hannover, Börse Berlin, KPMG Analyse<br />
Die Entwicklung des Aktienkurses seit dem 2. Januar 2012 bis <strong>zum</strong> 15. Oktober 2013 ist durch<br />
zwei Besonderheiten geprägt: Zum Einen fand nur sehr sporadisch ein Handel mit Aktien der<br />
Gesellschaft statt: von insgesamt 452 Börsentagen wurden nur an 16 Tagen Aktien der<br />
C.J. Vogel AG gehandelt. Der letzte Handel vor dem 16. Oktober 2013, dem Tag, an dem mit<br />
einer Ad-hoc-Mitteilung der geplante Ausschluss der Minderheitsaktionäre bekannt gemacht<br />
wurde, erfolgte am 27. Mai 2013, das heißt, in den letzten mehr als viereinhalb Monaten vor der<br />
Mitteilung fand an keinem Tag Handel mit Aktien der C.J. Vogel AG statt. Erst infolge der<br />
121 AktZ. 1 BvR 1613/94, BVerfGE 100, 289 ff.
Kurs in €<br />
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 90<br />
Veröffentlichung wurden am 17. Oktober 2013 erstmals und bis <strong>zum</strong> 6. Dezember 2013 an<br />
11 Tagen insgesamt 89 Aktien zu einem Durchschnittskurs von 394,31 € wieder gehandelt.<br />
Zum Anderen hat sich der Kurs der Aktie von der Entwicklung an den Kapitalmärkten fast völlig<br />
entkoppelt. Der Kurs der Aktie ist im gesamten Kalenderjahr 2012 bis Anfang 2013 gefallen<br />
und hat am 22. Januar 2013 mit 200,00 € seinen Tiefstand in diesem Zeitraum erreicht. Am<br />
27. Mai 2013 ist er dann aufgrund einer einzigen Transaktion auf 260,00 € gestiegen. Dagegen<br />
haben sich die Aktienmärkte von Anfang des Jahres 2012 bis <strong>zum</strong> 15. Oktober 2013 kontinuierlich<br />
positiv entwickelt:<br />
Entwicklung Börsenkurs und CDAX<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Gehandelter Kurs - Hannover Gehandelter Kurs - Berlin CDAX<br />
Quelle: Börse Hannover, Börse Berlin ,Capital IQ, KPMG Analyse<br />
Dementsprechend stellt sich die Frage, ob der Börsenkurs der Aktie der C.J. Vogel AG überhaupt<br />
eine geeignete Grundlage für eine Gegenüberstellung mit dem fundamental abgeleiteten<br />
Wert je Aktie darstellt.<br />
Nach dem Beschluss des BVerfG darf ein existierender Börsenkurs bei der Bemessung der Abfindung<br />
nicht unberücksichtigt bleiben. Dementsprechend bildet der Börsenkurs grundsätzlich<br />
die Untergrenze der angemessenen Abfindung. Eine Unterschreitung kommt jedoch in Betracht,<br />
wenn der Börsenkurs ausnahmsweise nicht den Verkehrswert der Aktie widerspiegelt. Hierzu<br />
führt das BVerfG im Einzelnen aus: „Es kann aber auch verfassungsrechtlich beachtliche<br />
Gründe geben, ihn zu unterschreiten. Da Art. 14 GG keine Entschädigung <strong>zum</strong> Börsenkurs,
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 91<br />
sondern <strong>zum</strong> „wahren“ Wert, mindestens aber <strong>zum</strong> Verkehrswert verlangt, kommt eine Unterschreitung<br />
dann in Betracht, wenn der Börsenkurs ausnahmsweise nicht den Verkehrswert der<br />
Aktie widerspiegelt. So kann […] eine Marktenge entstehen, weil mindestens 95 % der Aktien<br />
unverkäuflich sind. Es ist dann ungewiss, ob der Minderheitsaktionär seine Aktien tatsächlich<br />
<strong>zum</strong> Börsenkurs hätte verkaufen können. Auch in diesem Fall fehlt dem Börsenkurs aber nicht<br />
jede Eignung zur Feststellung des Wertes der Unternehmensbeteiligung, solange die Aktien an<br />
der Börse gehandelt werden. Der abfindungsverpflichteten Hauptgesellschaft […] muss jedoch<br />
die Möglichkeit eingeräumt werden, […] darzulegen und gegebenenfalls zu beweisen, daß der<br />
Börsenkurs nicht dem Verkehrswert entspricht, etwa weil längere Zeit praktisch überhaupt kein<br />
Handel mit den Aktien der Gesellschaft stattgefunden hat.“<br />
Die Rechtsprechung des BVerfG wurde durch den Beschluss des Bundesgerichtshofs (im Folgenden<br />
„BGH“) vom 12. März 2001 122 konkretisiert. Laut BGH beruht die grundsätzliche<br />
Gleichstellung von Börsenkurs und Verkehrswert auf der Annahme, dass die Börse auf der<br />
Grundlage der ihr zur Verfügung gestellten Informationen und Informationsmöglichkeiten die<br />
Ertragskraft des Unternehmens, um dessen Aktien es geht, zutreffend bewertet, der Erwerber<br />
von Aktien sich an dieser Einschätzung durch den Markt orientiert und sich daher Angebot und<br />
Nachfrage danach regulieren, so dass sich die Marktbewertung in dem Börsenkurs der Aktien<br />
niederschlägt. Diese Annahme führt dazu, dass der Börsenkurs den Verkehrswert der Aktien<br />
aber dann nicht widerspiegelt, wenn über einen längeren Zeitraum mit Aktien der Gesellschaft<br />
praktisch kein Handel stattgefunden hat, auf Grund einer Marktenge der einzelne außenstehende<br />
Aktionär nicht in der Lage ist, seine Aktien <strong>zum</strong> Börsenpreis zu veräußern oder der Börsenpreis<br />
manipuliert worden ist.<br />
Genaue Kriterien, bei welchen Handelsvolumina der Börsenpreis nicht mehr den Marktwert<br />
widerspiegelt, enthält die Entscheidung nicht. In der Rechtsprechung des BGH findet sich auch<br />
kein Hinweis auf die WpÜG-Angebotsverordnung, was allerdings damit zusammenhängen<br />
kann, dass der BGH seit 2001 nicht mehr dazu entschieden hat und die WpÜG-<br />
Angebotsverordnung erst am 1. Januar 2002 in Kraft trat. Der BGH hat aber festgestellt, dass<br />
ein tatsächlich gehandelter Anteil von nur noch 2,5 % bis 3,7 % der Aktien (bei einem Free<br />
Float von 8,69 %) grundsätzlich für die Annahme der Marktenge nicht ausreicht. Der BGH hat<br />
zudem schematisierende Betrachtungen, die ein Mindesthandelsvolumen von 3 % bis 5 % und<br />
einen Handel an mindestens jedem zweiten Tag im Monat fordern, abgelehnt.<br />
Der BGH hat jedoch klargestellt, dass für die Ermittlung der Marktenge der dreimonatige Referenzzeitraum<br />
für die Bildung des Durchschnittskurses maßgeblich ist. Mit Beschluss vom<br />
19. Juli 2010 hat der BGH klargestellt, dass der Referenzzeitraum eine dreimonatigen Referenzperiode<br />
vor der Bekanntmachung der Strukturmaßnahme – hier der Ausschluss der Minderheitsaktionäre<br />
– ist.<br />
122 BGH vom 12. März 2001 ( II ZB 15/00), ZIP 2001, S. 734-737.
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 92<br />
Nachfolgend haben sich Instanzgerichte mehrfach mit den Kriterien für eine Marktenge befasst:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Eine unzureichende Liquidität wurde vom OLG Düsseldorf in seinem Beschluss vom<br />
13. März 2008 angenommen. Dort wurden nur 14 Aktien der Gesellschaft im dreimonatigen<br />
Referenzzeitraum vor Beschlussfassung über den Squeeze-Out im Freiverkehr gehandelt.<br />
Bezogen auf die Gesamtzahl von 1.260.000 Aktien entsprach dies einem gehandelten Anteil<br />
von ca. 0,001 %, bezogen auf die 1.592 Aktien der Minderheitsaktionäre einem gehandelten<br />
Anteil von ca. 0,88 %. 123<br />
Ferner hatte das OLG Düsseldorf in einem weiteren Fall Bedenken geäußert, ob der Börsenkurs<br />
„angesichts der erkennbaren Marktenge“ überhaupt den realistischen Börsenkurs widerspiegelt.<br />
Dieser Sachverhalt war dadurch gekennzeichnet, dass im Referenzzeitraum nur<br />
ca. 0,05 % der Aktien gehandelt wurden, was insgesamt nur 24 Transaktionen bei einer Gesamtzahl<br />
von 50.000 Aktien entsprach. Bezogen auf die 291 Aktien in Streubesitz entspricht<br />
das einem tatsächlich gehandelten Anteil von ca. 8,25 %. 124<br />
Das OLG Stuttgart hat Marktenge in einem Fall angenommen, in dem im maßgeblichen<br />
Referenzzeitraum weniger als 0,1 % aller Aktien gehandelt worden waren. Das entsprach<br />
bei einem Gesamtbestand von 210.000 Aktien weniger als 210 Transaktionen. Bezogen auf<br />
den Streubesitz von 10.224 Aktien lag der gehandelte Anteil unter 2 %. 125<br />
In einer Entscheidung vom gleichen Tag hat das OLG Stuttgart Marktenge in einem Fall<br />
angenommen, in dem im Referenzzeitraum nur 140 Aktien gehandelt wurden. Bezogen auf<br />
den Gesamtaktienbestand von 750.000 Aktien entsprach dies ca. 0,02 % und bezogen auf<br />
die im Minderheitenbesitz stehenden 43.293 Aktien ca. 0,32 %. 126<br />
Dagegen hat das OLG München in seinem Beschluss vom 11.7.2006 eine Marktenge verneint,<br />
obwohl im Referenzzeitraum lediglich ca. 0,03 % der Aktien (1.049 Transaktionen)<br />
gehandelt wurden. Bezogen auf einen Free Float von 0,45 % entspricht dies einem Anteil<br />
von ca. 7,38 %. Im Referenzzeitraum seien über einen beträchtlichen Zeitraum Geldkurse<br />
ausgewiesen worden. Somit habe wegen bestehender Kaufnachfrage die Möglichkeit bestanden,<br />
dass die Minderheitsaktionäre in der Lage gewesen wären, ihre Aktien in diesem<br />
Zeitraum an der Börse zu veräußern. 127<br />
123 OLG Düsseldorf vom 13.3.2008 (26 W 8/07), AG 2008, S. 498<br />
124 OLG Düsseldorf vom 29.7.2009 (I-26 W 1/08), juris,AktE, Rn. 44, 3, 9<br />
125 OLG Stuttgart vom 14.2.2008 (20 W 9/06), AG 2008, S. 783<br />
126 OLG Stuttgart vom 14.2.2008 (20 W 11/06), juris, Rn. 57 f., 4<br />
127 OLG München vom 11.7.2006 (31 Wx 41/05), ZIP 2006, S. 1722
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 93<br />
<br />
<br />
Auch das OLG Frankfurt am Main hat eine Marktenge verneint, als im Referenzzeitraum ca.<br />
0,27 % der Aktien gehandelt wurden (274 Transaktionen bei einer Gesamtzahl von 100.000<br />
Aktien). Bezogen auf den <strong>zum</strong> Stichtag verfügbaren Anteil der Aktien im freien Handel von<br />
5,7 % entspricht dies einem gehandelten Anteil von ca. 4,81 %. 128<br />
Das OLG Stuttgart hat betont, dass eine verbliebene geringe Anzahl von Aktien (im konkreten<br />
Fall 2,4 % der Aktien) allein nicht geeignet sei, um die Unbeachtlichkeit des Börsenkurses<br />
festzustellen. Hinzukommen müssten weitere Umstände – etwa dass über einen längeren<br />
Zeitraum praktisch kein Handel stattgefunden hat oder aufgrund einer Marktenge der einzelne<br />
Aktionär nicht in der Lage ist, seine Aktien <strong>zum</strong> Börsenpreis zu veräußern. 129<br />
Auch in der Literatur herrscht in Anlehnung an die höchstrichterliche Rechtsprechung Einigkeit,<br />
dass der Börsenkurs als Untergrenze für die Abfindung der Minderheitsaktionäre unterschritten<br />
werden kann, wenn er nicht den Verkehrswert widerspiegelt. 130<br />
Ob im konkreten Einzelfall auf den Börsenkurs als maßgeblichen Wert der Mindestentschädigung<br />
abgestellt werden müsse, hänge davon ab, ob ein effektiver Börsenhandel der Aktie der<br />
betroffenen Aktiengesellschaft festgestellt werden könne.<br />
Zahlreiche Stimmen in der Literatur gehen aber davon aus, dass es wegen der notwendigen<br />
Beteiligungsquote des Hauptaktionärs von mindestens 95 % am Kapital der AG vielfach grundsätzlich<br />
zweifelhaft sei, dass der Kurs der Aktie das Ergebnis eines „funktionierenden Wechselspiels<br />
von Angebot und Nachfrage“ sein könne, bei einem verbleibenden Anteil der Minderheitsaktionäre<br />
von nicht mehr als 5 % stelle dies vielmehr die Ausnahme dar. 131<br />
In der Literatur wurde auf die vorgenannten Gerichtsentscheidungen zur Berücksichtigung des<br />
Börsenkurses immer wieder mit der Forderung reagiert, höchstrichterlich über die ungeklärten<br />
Fragen bei der Ermittlung des maßgeblichen Börsenkurses zu entscheiden. Insbesondere seien<br />
auch genauere Kriterien herauszubilden, ab wann wegen Marktenge der Börsenkurs ausnahmsweise<br />
unberücksichtigt bleiben könne. 132<br />
128<br />
129<br />
OLG Frankfurt vom 2.11.2006 (20 W 233/93), AG 2007, S. 403<br />
OLG Stuttgart vom 4.5.2011 (20 W 11/08), AG 2011, S. 560<br />
130 Krieger, BB 2002, S. 53, 56; Hüffer, Aktiengesetz, 10. Auflage 2012, §<br />
Aktiengesetz, 2. Auflage 2010, §327b, Rn. 3<br />
327b, Rn.5; Schnorbus in: Schmidt/Lutter,<br />
131 Vetter, AG 2002, 17; Schiessl, AG 1999, 442, 451 f.; Fleischer, ZGR 2002, 757; Habersack, ZIP 2001, 1230; Grunewald in:<br />
MüKo, AktG, 2. Auflage 2010, § 327b, Rn. 10; Habersack in: Emmerich/Habersack, Aktien- und GmbH-Konzernrecht, 7.<br />
Auflage 2013, § 327 b AktG, Rn. 9<br />
132 Kocher/Widder, Der Konzern 2007, S. 351; Pluskat, NZG 2008, S. 365; Wasmann, BB 2007, S. 680; Just / Lieth, NZG 2007,<br />
S. 444
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 94<br />
Vorschläge für konkrete Schwellenwerte wurden im rechtswissenschaftlichen Schrifttum soweit<br />
ersichtlich aber nicht gemacht. Jedoch wurde in der Literatur wiederholt vorgeschlagen, die<br />
Vorgaben des § 5 Abs. 4 WpÜG-AngebotsVO für die Frage der Marktenge im Zusammenhang<br />
mit Squeeze-out-Fällen zur Anwendung zu bringen. 133<br />
So hat <strong>zum</strong> Beispiel Krieger formuliert: „Man wird dabei anzunehmen haben, dass der Börsenkurs<br />
jedenfalls dann keine Rolle mehr spielt, wenn die in § 5 Abs. 4 WpÜG-AngebotsVO<br />
zugrunde gelegten Liquiditätskriterien nicht gewahrt sind“. 134<br />
Für Übernahmeangebote nach dem WpÜG sieht § 31 Abs. 1 WpÜG i.V.m. § 5 der WpÜG-<br />
AngebotsVO vor, dass der Börsenkurs der letzten drei Monate als Mindestpreis zu berücksichtigen<br />
ist. Allerdings gilt dies nach § 5 Abs. 4 der WpÜG-AngebotsVO dann nicht, wenn für die<br />
Aktien an weniger als einem Drittel der Börsentage Börsenkurse festgestellt wurden und mehrere<br />
nacheinander festgestellte Börsenkurse um mehr als 5% voneinander abweichen. Die Bundesanstalt<br />
für Finanzdienstleistungsaufsicht (im Folgenden „BaFin“) bezeichnet die Kurse dann<br />
als „ungültig“. Auch im Rahmen der WpÜG-AngebotsVO ist dann auf eine Unternehmensbewertung<br />
zurückzugreifen.<br />
Das OLG Stuttgart hat in der vorgenannten Entscheidung vom 14. Februar 2008 explizit auf die<br />
Kriterien nach dem WpÜG abgestellt, und die – im Ergebnis bejahte – Marktenge nach den<br />
Kriterien von § 5 Abs. 4 der WpÜG-AngebotsVO beurteilt. 135<br />
Zusammenfassend ist aufgrund der Rechtslage festzuhalten, dass eine Beurteilung, ob eine<br />
Marktenge im Sinne des BVerfG und des BGH vorliegt, nicht schematisch sondern nur auf den<br />
Einzelfall bezogen erfolgen kann. Dabei ist nach unserer Einschätzung sowohl auf den tatsächlichen<br />
Handel in den drei Monaten vor der Bekanntgabe der Strukturmaßnahme als auch auf die<br />
Feststellung der BaFin abzustellen.<br />
Am 16. Oktober 2013 hat die C.J. Vogel AG im Rahmen einer Ad-hoc-Mitteilung bekannt gemacht,<br />
dass die Otto AG mit Schreiben vom selben Tag das förmliche Verlangen an den Vorstand<br />
der C.J. Vogel AG gerichtet hat, die Hauptversammlung der C.J. Vogel AG gemäß<br />
§ 327a Abs. 1 Satz 1 AktG über die Übertragung der Aktien der übrigen Aktionäre auf die Otto<br />
AG gegen Gewährung einer angemessenen Barabfindung beschließen zu lassen. Folglich ist als<br />
Referenzzeitraum der 16. Juli bis <strong>zum</strong> 15. Oktober 2013 maßgeblich.<br />
133 Grzimek in: Geibel/Süßmann, WpÜG, 2. Auflage 2008, § 327b, Rn. 31; Grunewald in: MüKo, AktG, 3. Auflage 2010, § 327b,<br />
Rn. 10; Habersack in: Emmerich/Habersack, Aktien- und GmbH-Konzernrecht, 7. Auflage 2013, § 327 b AktG, Rn. 9;<br />
Schnorbus in: Schmidt/Lutter, Aktiengesetz, 2. Auflage 2010, §327b, Rn. 3<br />
134 Krieger, BB 2002, S. 53<br />
135 OLG Stuttgart v. 14.2.2008 (20 W 9/06), AG 2008, S. 783
Kurs in €<br />
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite 95<br />
Bei der C.J. Vogel AG sind 10.430 Aktien außenstehend – dies entspricht rund 1,5 % des Aktienbestands<br />
von 693.000 Aktien. Dennoch wurde in dem relevanten Zeitraum keine einzige<br />
Aktie der C.J. Vogel AG gehandelt:<br />
Börsenkurse und Handelsvolumen - Börsen Hannover und Berlin<br />
350<br />
330<br />
310<br />
290<br />
270<br />
250<br />
230<br />
210<br />
190<br />
170<br />
150<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Handel<br />
Quelle: Börse Hannover, Börse Berlin, KPMG Analyse<br />
Demzufolge hat auch die BaFin mit Schreiben vom 5. November 2013 mitgeteilt, dass von ihr<br />
in dem Dreimonatszeitraum gemäß § 31 Abs. 7 WpÜG i.V.m. § 5 Abs. 3 WpÜG-AngebotsVO<br />
auf den 15. Oktober 2013 für die Aktie der C.J. Vogel AG kein gültiger Mindestpreis im Sinne<br />
von § 5 Abs. 4 der WpÜG-AngebotsVO ermittelt werden konnte. Gleiches gilt für den<br />
16. Oktober 2013, dem Tag, an dem die Ad-hoc-Mitteilung erfolgte.<br />
Sowohl der Umstand, dass in dem relevanten Zeitraum keinerlei Handel erfolgte, als auch die<br />
Klassifizierung durch die BaFin führen im Ergebnis dazu, dass nach unserer Einschätzung eine<br />
Marktenge im Sinne der Rechtsprechung des BVerfG und des BGH sowie der Instanzgerichte<br />
vorliegt. Demzufolge spiegelt der Börsenkurs nicht den Verkehrswert der Anteile wieder und ist<br />
bei der Bestimmung der Barabfindung der Minderheitsaktionäre unbeachtlich.<br />
Dieses Ergebnis wird auch durch die erhebliche Differenz zwischen dem fundamental abgeleiteten<br />
Wert je Aktie in Höhe von 123,94 € und dem letzten gehandelten Börsenkurs<br />
(27. Mai 2013, Börse Berlin) vor der Adhoc-Mitteilung in Höhe von 260,00 € bzw. dem letzten<br />
gehandelten Börsenkurs (19. November 2013, Börse Berlin) bis <strong>zum</strong> 6. Dezember 2013 in Höhe<br />
von 383,00 € bestätigt. Wertdifferenzen von mehr als 109 % bzw. 209 % zeigen ebenfalls, dass<br />
der Börsenkurs der Aktie der C.J. Vogel AG den Verkehrswert der Aktie nicht annähernd widerspiegelt.
Anlagen<br />
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite I
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite II<br />
Anlage 1: Abkürzungsverzeichnis<br />
Abs.<br />
AG<br />
AG<br />
AktG<br />
Amazon<br />
BaFin<br />
BB<br />
BDIU<br />
BGH<br />
BIP<br />
BMWi<br />
BRIC-Staaten<br />
BTE<br />
BVerfG<br />
BVH<br />
BvR<br />
B2B<br />
B2C<br />
CAGR<br />
CAPM<br />
CDAX<br />
C.J. Vogel AG<br />
Absatz<br />
Aktiengesellschaft<br />
Die Aktiengesellschaft (Zeitschrift)<br />
Aktiengesetz<br />
Amazon.de GmbH, München<br />
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht,<br />
Bonn/Frankfurt<br />
Der Betriebsberater (Zeitschrift)<br />
Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V.,<br />
Berlin<br />
Bundesgerichtshof<br />
Bruttoinlandsprodukt<br />
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie,<br />
Berlin<br />
Brasilien, Russland, Indien, China<br />
Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels<br />
e.V., Köln<br />
Bundesverfassungsgericht<br />
Bundesverband des Deutschen Versandhandels, e.V.,<br />
Berlin<br />
Aktenzeichen einer Verfassungsbeschwerde <strong>zum</strong><br />
Bundesverfassungsgericht<br />
Business to Business<br />
Business to Consumer<br />
Compound Annual Growth Rate<br />
Capital Asset Pricing Model<br />
Composite DAX<br />
C.J. <strong>VOGEL</strong> AKTIENGESELLSCHAFT für<br />
BETEILIGUNGEN, Hamburg
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite III<br />
C&A<br />
DCF<br />
DIHK<br />
DPD<br />
Dt. Post DHL<br />
EBIT<br />
EBITDA<br />
EBT<br />
EIU<br />
ERP<br />
EU<br />
EZB<br />
FAUB<br />
FB<br />
GbR<br />
GfK<br />
ggf.<br />
GguG<br />
GLS<br />
GmbH<br />
GmbH & Co KG<br />
GTAI<br />
HDE<br />
C&A Mode GmbH & Co. KG, Düsseldorf<br />
Discounted Cash Flow<br />
Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V.,<br />
Berlin<br />
DPD Dynamic Parcel Distribution GmbH & Co KG,<br />
Aschaffenburg<br />
Deutsche Post AG, Bonn<br />
Earnings before interest and taxes<br />
Earnings before interest and taxes, depreciation and<br />
amortization<br />
Earnings before taxes<br />
The Economist Intelligence Unit Limited, London/<br />
GB<br />
Enterprise Resource Planning<br />
Europäische Union<br />
Europäische Zentralbank, Frankfurt am Main<br />
Fachausschuss für Unternehmensbewertung und<br />
Betriebswirtschaft<br />
Finanz-Betrieb (Zeitschrift)<br />
Gesellschaft bürgerlichen Rechts<br />
GfK SE, Nürnberg<br />
gegebenenfalls<br />
Gesetz gegen unseriöse Geschäftspraktiken<br />
General Logistics Systems Germany GmbH & Co.<br />
OHG, Neuenstein<br />
Gesellschaft mit beschränkter Haftung<br />
Gesellschaft mit beschränkter Haftung & Compagnie<br />
Kommanditgesellschaft<br />
Germany Trade and Invest – Gesellschaft für<br />
Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH<br />
Handelsverband Deutschland e.V., Berlin
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite IV<br />
HRA<br />
HRB<br />
H&M<br />
IDW<br />
IDW S1<br />
ifo<br />
IFRS<br />
IMF/IWF<br />
juris.<br />
KEP<br />
KG Aurum<br />
KiK<br />
KPMG<br />
KStG<br />
mbH<br />
Mio.<br />
Mrd.<br />
MüKo AktG<br />
NRF<br />
OECD<br />
OLG<br />
Otto AG<br />
Otto (GmbH & Co KG)<br />
Otto GmbH<br />
Handelsregister Abteilung A<br />
Handelsregister Abteilung B<br />
H & M Hennes & Mauritz AB, Stockholm/Schweden<br />
Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.V.,<br />
Frankfurt am Main<br />
IDW Standard 1 - Grundsätze zur Durchführung von<br />
Unternehmensbewertungen<br />
Institut für Wirtschaftsforschung e.V. an der Universität<br />
München<br />
International Financial Reporting Standards<br />
International Monetary Fund/Internationaler Währungsfonds,<br />
Washington/USA<br />
Juristisches Informationssystem der Bundesrepublik<br />
Deutschland<br />
Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen<br />
Kommanditgesellschaft AURUM Beteiligungs- und<br />
Verwaltungs- G.m.b.H. & Co, Hamburg<br />
KiK Textilien und Non-Food GmbH, Bönen<br />
KPMG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft AG<br />
Körperschaftsteuergesetz<br />
mit beschränkter Haftung<br />
Million<br />
Milliarde<br />
Münchener Kommentar <strong>zum</strong> Aktiengesetz<br />
National Retail Federation, Washington/USA<br />
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />
Entwicklung, Paris/Frankreich<br />
Oberlandesgericht<br />
OTTO Aktiengesellschaft für Beteiligungen, Hamburg<br />
Otto (GmbH & Co KG), Hamburg<br />
Verwaltungsgesellschaft Otto mbH, Hamburg
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite V<br />
Otto Group<br />
p.a.<br />
Primark<br />
Rn.<br />
S. Seite<br />
S&P<br />
Takko<br />
Tax-CAPM<br />
Tchibo<br />
TV<br />
Otto (GmbH & Co KG), Hamburg, einschließlich<br />
Tochterunternehmen und Beteiligungen (Konzern)<br />
pro anno, jährlich<br />
Primark Ltd., Dublin/Irland<br />
Randnummer<br />
Standard & Poor’s, New York City/USA<br />
Takko Holding GmbH, Telgte<br />
Tax-Capital Asset Pricing Model<br />
Tchibo GmbH, Hamburg<br />
Terminal Value<br />
T€ Tausend Euro<br />
USA<br />
USD<br />
UPS<br />
vgl.<br />
VR China<br />
WpHG<br />
WpÜG<br />
WpÜG-AngebotsVO<br />
ZARA<br />
Zalando<br />
ZIP<br />
ZVEI<br />
United States of America<br />
US-Dollar<br />
UPS Logistics Group International GmbH, Oberding<br />
vergleiche<br />
Volksrepublik China<br />
Wertpapierhandelsgesetz<br />
Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz<br />
Angebotsverordnung <strong>zum</strong> Wertpapiererwerbs- und<br />
Übernahmegesetz<br />
ZARA Sociedad Anónima, Arteixo/Spanien<br />
Zalando GmbH, Berlin<br />
Zeitschrift für Wirtschaftsrecht und Insolvenzpraxis<br />
Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie<br />
e.V., Frankfurt am Main
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite VI<br />
Anlage 2 – Wesentliche erhaltene Unterlagen<br />
Geprüfte und mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehene Jahres- und<br />
Konzernabschlüsse der Otto (GmbH & Co KG) <strong>zum</strong> 28. Februar 2013 und 29. Februar 2012<br />
Geschäftsberichte der Otto Group <strong>zum</strong> 28. Februar 2013 und 29. Februar 2012<br />
Planungsrechnung der Otto Group „3-Jahresplanung 2012 – Konzern und Kreis der wesentlichen<br />
Aktivitäten der Otto Group“ für die Jahre 2013/14 bis 2015/16<br />
Planungsleitfaden der Otto Group für die wesentlichen Teilkonzerne<br />
Übersicht der Konzernverflechtungen mit Anteilsquoten (Organigramm)<br />
Steuererklärung der Otto (GmbH & Co KG) für das Jahr 2009, 2010 und 2011<br />
Ergänzungsbilanzen der Otto (GmbH & Co KG) für das Jahr 2009, 2010 und 2011<br />
Übersicht über die Nutzung der steuerlichen Verlustvorträge der Teilkonzerne<br />
Gesellschaftsvertrag, Handelsregisterauszug der KG Aurum<br />
Prüfungsberichte des Jahresabschlusses der KG Aurum <strong>zum</strong> 28. Februar 2013 und<br />
29. Februar 2012<br />
Steuererklärung der KG Aurum für das Jahr 2011 und 2012<br />
Monatsabschluss der KG Aurum <strong>zum</strong> 30. November 2013<br />
Satzung, Handelsregisterauszug der C.J. Vogel AG<br />
Prüfungsbericht des Jahresabschlusses der C.J. Vogel AG <strong>zum</strong> 28. Februar 2013<br />
Steuererklärung der C.J. Vogel AG für das Jahr 2011 und 2012<br />
Halbjahresabschluss der C.J. Vogel AG <strong>zum</strong> 31. August 2013<br />
Monatsabschluss der C.J. Vogel AG <strong>zum</strong> 30. November 2013
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite VII<br />
Anlage 3 – Betafaktoren der Peer Group Unternehmen<br />
Verschuldete Betafaktoren - Versandhandel Katalog<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Ø 2008/09-<br />
2012/13<br />
Ø 2010/11-<br />
2012/13<br />
Senshukai Co., Ltd. 0,81 0,75 1,08 0,63 0,79 0,81 0,88<br />
Williams-Sonoma Inc. 1,06 1,20 1,24 1,23 1,27 1,20 1,17<br />
N Brow n Group plc 1,15 0,86 n/a n/a 0,81 0,94 1,01<br />
Home Retail Group plc 1,30 n/a 1,23 0,98 0,87 1,10 1,27<br />
HSN, Inc. 1,09 1,02 0,70 1,40 1,16 1,08 0,94<br />
Nissen Holdings Co., Ltd. 0,59 0,88 1,24 0,68 n/a 0,85 0,90<br />
Scroll Corporation 0,61 0,70 0,93 0,94 0,82 0,80 0,75<br />
Kering SA 0,88 1,05 0,79 1,03 1,30 1,01 0,91<br />
Mittelw ert 0,94 0,92 1,03 0,99 1,00 0,97 0,98<br />
Verschuldete Betafaktoren - Versandhandel Internet<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Ø 2008/09-<br />
2012/13<br />
Ø 2010/11-<br />
2012/13<br />
Overstock.com Inc. n/a 0,87 1,17 1,20 1,56 1,20 1,02<br />
Amazon.com Inc. 1,36 1,06 1,28 1,16 0,95 1,16 1,24<br />
Rakuten, Inc. 0,85 n/a n/a n/a 0,63 n/a n/a<br />
ASOS plc 1,25 1,07 n/a n/a 0,70 1,01 1,16<br />
Start Today Co., Ltd. 1,09 n/a 1,03 n/a n/a n/a 1,06<br />
Ocado Group PLC n/a 1,43 1,43 n/a n/a n/a 1,43<br />
Blue Nile Inc. 1,06 1,16 n/a 1,15 1,00 1,09 1,11<br />
YOOX S.p.A. 0,72 n/a 0,69 0,70 n/a 0,70 0,71<br />
Mittelw ert 1,06 1,12 1,12 1,05 0,97 1,03 1,10<br />
Verschuldete Betafaktoren - Stationär<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Ø 2008/09-<br />
2012/13<br />
Ø 2010/11-<br />
2012/13<br />
TSUM Trading House Open Joint-<br />
Stock Company<br />
n/a n/a n/a n/a n/a n/a n/a<br />
Urban Outfitters Inc. 1,33 0,97 0,85 1,03 1,09 1,05 1,05<br />
Marks & Spencer Group plc 1,12 0,92 0,67 0,91 0,78 0,88 0,90<br />
Kohl's Corp. n/a 0,68 0,97 0,86 1,19 0,93 0,83<br />
Macy's, Inc. 0,92 1,11 1,05 1,33 1,81 1,24 1,03<br />
Douglas Holding AG n/a 0,86 0,59 0,63 0,64 0,68 0,72<br />
NFI Empik Media & Fashion SA n/a 0,84 n/a 0,72 0,99 0,85 n/a<br />
AS Silvano Fashion Group 0,64 0,96 0,83 0,95 n/a 0,84 0,81<br />
Mittelw ert 1,00 0,91 0,83 0,92 1,08 0,93 0,89
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite VIII<br />
Verschuldete Betafaktoren - Retail Osteuropa<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Ø 2008/09-<br />
2012/13<br />
Ø 2010/11-<br />
2012/13<br />
NFI Empik Media & Fashion Spolka<br />
Akcyjna<br />
Opened Joint-Stock Company<br />
Company M.video<br />
n/a 0,84 n/a 0,72 0,99 0,85 n/a<br />
0,62 0,72 0,74 n/a n/a 0,69 0,69<br />
Dixy Group OJSC 0,72 0,77 0,76 0,59 n/a 0,71 0,75<br />
Open Joint Stock Company Pharmacy<br />
Chain 36.6<br />
0,75 0,80 0,94 n/a n/a 0,83 0,83<br />
OJSC RBC 0,75 0,63 1,00 n/a n/a 0,79 0,79<br />
LPP Spolka Akcyjna 0,94 n/a 0,95 0,64 n/a 0,84 0,94<br />
Mittelw ert 0,76 0,75 0,88 0,65 0,99 0,79 0,80<br />
Verschuldete Betafaktoren - Vollsortiment<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Ø 2008/09-<br />
2012/13<br />
Ø 2010/11-<br />
2012/13<br />
METRO AG 0,84 0,88 0,92 1,02 1,07 0,95 0,88<br />
Marks & Spencer Group plc 1,12 0,92 0,67 0,91 0,78 0,88 0,90<br />
Wal-Mart Stores Inc. 0,83 0,53 0,59 0,66 0,66 0,65 0,65<br />
Carrefour SA 1,30 1,21 0,96 0,93 0,90 1,06 1,16<br />
Sears Holdings Corporation 1,60 1,87 1,40 1,65 1,24 1,55 1,62<br />
Macy's, Inc. 0,92 1,11 1,05 1,33 1,81 1,24 1,03<br />
Costco Wholesale Corporation 0,99 0,76 0,73 0,77 0,85 0,82 0,83<br />
Companhia Brasileira de Distribuicao 0,71 0,82 1,03 0,71 0,77 0,81 0,85<br />
Aeon Co., Ltd. 0,85 0,58 0,89 1,04 1,26 0,92 0,77<br />
Mittelw ert 1,02 0,97 0,92 1,00 1,04 0,99 0,97<br />
Verschuldete Betafaktoren - Luxus<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Ø 2008/09-<br />
2012/13<br />
Ø 2010/11-<br />
2012/13<br />
Kering SA 0,88 1,05 0,79 1,03 1,30 1,01 0,91<br />
L'Occitane International S.A. n/a 0,99 0,93 n/a n/a n/a 0,96<br />
Gerry Weber International AG 0,93 0,85 0,76 0,62 0,55 0,74 0,85<br />
LVMH Moet Hennessy<br />
Louis Vuitton SA<br />
1,22 1,01 0,86 1,08 0,95 1,02 1,03<br />
Compagnie Financiere Richemont SA 1,43 1,55 1,27 1,41 0,83 1,30 1,42<br />
Christian Dior SA 1,20 0,98 0,86 1,04 1,03 1,02 1,02<br />
Coach, Inc. 1,06 1,25 1,52 1,28 1,29 1,28 1,28<br />
Mittelw ert 1,12 1,10 1,00 1,08 0,99 1,06 1,06
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite IX<br />
Verschuldete Betafaktoren - Bekleidung medium<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Ø 2008/09-<br />
2012/13<br />
Ø 2010/11-<br />
2012/13<br />
Charles Voegele Holding AG n/a 1,65 0,81 0,76 1,05 1,07 1,23<br />
ANN INC. 1,19 1,28 1,11 1,41 1,30 1,26 1,19<br />
New York & Company Inc. n/a 1,45 1,51 1,68 n/a 1,55 1,48<br />
Esprit Holdings Ltd. n/a 1,08 1,28 1,04 0,77 1,04 1,18<br />
The Gap, Inc. 1,25 1,01 1,08 0,90 1,05 1,06 1,11<br />
American Eagle Outfitters, Inc. 1,40 0,93 0,82 1,05 1,18 1,08 1,05<br />
Tom Tailor Holding AG 0,96 0,78 0,74 n/a 0,33 0,70 0,83<br />
Benetton Group SpA 0,33 n/a 0,66 0,64 0,72 0,59 0,49<br />
Mittelw ert 1,03 1,17 1,00 1,07 0,91 1,04 1,07<br />
Verschuldete Betafaktoren - Bekleidung low<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Ø 2008/09-<br />
2012/13<br />
Ø 2010/11-<br />
2012/13<br />
H & M Hennes & Mauritz AB (publ) 0,76 0,96 0,85 0,82 0,75 0,83 0,86<br />
Industria de Diseno Textil SA 0,80 0,66 0,73 0,69 0,81 0,74 0,73<br />
Etam Developpement SA n/a 1,10 0,98 n/a 0,78 0,96 1,04<br />
Mr Price Group Limited 0,87 0,84 0,93 0,98 0,76 0,88 0,88<br />
Mittelw ert 0,81 0,89 0,87 0,83 0,78 0,85 0,88<br />
Verschuldete Betafaktoren - Lingerie<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Ø 2008/09-<br />
2012/13<br />
Ø 2010/11-<br />
2012/13<br />
Van De Velde NV n/a 0,63 0,96 0,57 0,82 0,74 0,80<br />
Wacoal Holdings Corp. 0,72 0,65 0,68 0,92 0,76 0,75 0,68<br />
Calida Holding AG n/a n/a 0,93 n/a 0,86 n/a n/a<br />
Maidenform Brands, Inc. n/a 0,88 1,15 1,39 1,20 1,16 1,02<br />
L Brands, Inc. 0,90 1,16 1,08 1,21 1,47 1,16 1,05<br />
Wolford Aktiengesellschaft n/a 0,68 0,85 n/a 0,61 0,71 0,77<br />
Mittelw ert 0,81 0,80 0,94 1,02 0,95 0,90 0,86
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite X<br />
Verschuldete Betafaktoren - Möbel Houseware<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Ø 2008/09-<br />
2012/13<br />
Ø 2010/11-<br />
2012/13<br />
Bed Bath & Beyond Inc. 0,92 0,83 1,00 1,11 0,98 0,97 0,92<br />
Haverty Furniture Companies Inc. 0,91 0,93 0,89 n/a 0,75 0,87 0,91<br />
Williams-Sonoma Inc. 1,06 1,20 1,24 1,23 1,27 1,20 1,17<br />
Leon's Furniture Ltd. n/a n/a n/a 0,85 0,58 n/a n/a<br />
Nitori Holdings Co.Ltd. 0,54 n/a 0,54 n/a 0,62 0,57 0,54<br />
Dunelm Group plc n/a 0,77 n/a 0,87 n/a n/a n/a<br />
BMTC Group Inc. n/a n/a 0,72 1,01 0,56 0,77 n/a<br />
Kirkland's Inc. 1,00 1,23 1,02 1,39 1,21 1,17 1,08<br />
Mittelw ert 0,89 0,99 0,90 1,08 0,85 0,92 0,92<br />
Verschuldete Betafaktoren - Sportartikel Jagd<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Ø 2008/09-<br />
2012/13<br />
Ø 2010/11-<br />
2012/13<br />
Adidas AG 0,93 0,80 0,78 1,04 0,90 0,89 0,84<br />
Nike, Inc. 0,97 0,82 1,08 0,93 0,99 0,96 0,96<br />
PUMA SE 0,71 0,70 0,56 1,20 0,94 0,82 0,66<br />
Dick's Sporting Goods Inc. 1,08 0,97 1,04 1,34 1,12 1,11 1,03<br />
Sports Direct International Plc 0,78 0,85 0,92 1,11 0,89 0,91 0,85<br />
ANTA Sports Products Limited 0,97 1,11 n/a 0,79 0,71 0,89 1,04<br />
Foot Locker, Inc. 1,19 1,02 1,18 1,38 1,21 1,19 1,13<br />
Mittelw ert 0,95 0,90 0,93 1,11 0,96 0,97 0,93<br />
Verschuldete Betafaktoren - Büro<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Ø 2008/09-<br />
2012/13<br />
Ø 2010/11-<br />
2012/13<br />
Staples, Inc. 0,98 1,08 1,06 0,98 1,10 1,04 1,04<br />
OfficeMax Incorporated n/a 1,80 1,29 1,47 2,31 1,72 1,54<br />
Office Depot, Inc. n/a n/a 1,38 1,94 n/a n/a n/a<br />
Officemate Public Company Limited 1,22 n/a n/a n/a n/a n/a n/a<br />
Uchida Yoko Co., Ltd. 0,83 1,41 1,03 0,95 0,80 1,00 1,09<br />
United Stationers Inc. 0,82 1,21 1,29 1,34 1,16 1,16 1,10<br />
PT Astra Graphia Tbk 0,85 1,12 0,96 1,39 1,03 1,07 0,98<br />
Mittelw ert 0,94 1,32 1,17 1,34 1,28 1,20 1,15
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite XI<br />
Verschuldete Betafaktoren - Reiseveranstalter<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Ø 2008/09-<br />
2012/13<br />
Ø 2010/11-<br />
2012/13<br />
TUI AG 0,98 1,48 1,18 1,70 1,33 1,33 1,21<br />
Kuoni Reisen Holding AG 0,79 1,24 0,93 0,87 0,68 0,90 0,99<br />
Thomas Cook Group plc 1,86 1,78 1,77 1,28 1,11 1,56 1,80<br />
Expedia Inc. n/a n/a 0,81 1,25 1,29 1,11 n/a<br />
Ctrip.com International Ltd. n/a 1,12 n/a 1,00 n/a n/a n/a<br />
Mittelw ert 1,21 1,40 1,17 1,22 1,10 1,23 1,33<br />
Verschuldete Betafaktoren - Logistik<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Ø 2008/09-<br />
2012/13<br />
Ø 2010/11-<br />
2012/13<br />
Deutsche Post AG 0,91 0,89 0,89 1,25 1,00 0,99 0,90<br />
FedEx Corporation 1,05 0,93 1,14 1,06 1,04 1,04 1,04<br />
United Parcel Service, Inc. 0,89 0,80 0,97 0,99 0,95 0,92 0,89<br />
CH Robinson Worldw ide Inc. 0,96 0,67 0,99 0,85 0,85 0,86 0,87<br />
PostNL N.V. 1,21 1,45 1,09 1,05 0,96 1,15 1,25<br />
Kuehne + Nagel International AG 0,76 1,06 1,08 1,14 0,97 1,00 0,96<br />
Oesterreichische Post AG n/a 0,46 0,62 0,74 n/a 0,61 0,54<br />
Mittelw ert 0,96 0,89 0,97 1,01 0,96 0,94 0,92<br />
Verschuldete Betafaktoren - Forderungsmanagement Inkasso<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Ø 2008/09-<br />
2012/13<br />
Ø 2010/11-<br />
2012/13<br />
Encore Capital Group, Inc. 0,81 1,31 1,46 1,10 1,33 1,20 1,19<br />
Asset Acceptance Capital Corp. 2,80 n/a 0,93 1,08 1,52 1,58 1,87<br />
Portfolio Recovery Associates Inc. n/a 0,94 1,12 1,20 1,25 1,13 1,03<br />
Intrum Justitia AB 0,88 0,69 0,90 0,77 0,85 0,82 0,83<br />
Transcom WorldWide SA n/a 1,37 0,87 n/a 0,82 1,02 1,12<br />
Collection House Limited 1,45 n/a 0,83 n/a n/a n/a 1,14<br />
Credit Corp. Group Ltd. 1,03 n/a 1,08 0,81 0,89 0,95 1,06<br />
Mittelw ert 1,40 1,08 1,03 0,99 1,11 1,12 1,18<br />
Verschuldete Betafaktoren - Einkaufsorganisation Agenturgeschäft<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Ø 2008/09-<br />
2012/13<br />
Ø 2010/11-<br />
2012/13<br />
Li & Fung Limited 0,87 1,38 0,80 1,05 0,66 0,95 1,02<br />
Esprit Holdings Ltd. n/a 1,03 0,72 0,84 0,67 0,81 0,87<br />
Giordano International Limited 0,89 0,85 1,02 0,67 0,83 0,85 0,92<br />
Mittelw ert 0,88 1,08 0,85 0,85 0,72 0,87 0,94
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite XII<br />
Verschuldete Betafaktoren - Dienstleister Katalogerstellung<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Ø 2008/09-<br />
2012/13<br />
Ø 2010/11-<br />
2012/13<br />
Omnicom Group Inc. 1,06 1,22 1,17 1,14 0,97 1,11 1,15<br />
Publicis Groupe SA 0,88 0,86 0,79 0,78 0,89 0,84 0,84<br />
Dai Nippon Printing Co. Ltd. 0,98 1,05 1,15 0,99 1,20 1,07 1,06<br />
Toppan Printing Co., Ltd. 0,89 1,09 1,04 0,99 1,15 1,03 1,01<br />
R.R. Donnelley & Sons Company 1,21 1,29 1,23 1,39 1,51 1,33 1,24<br />
Quad/Graphics, Inc. 1,06 1,24 1,37 n/a n/a 1,23 1,23<br />
Mittelw ert 1,01 1,13 1,13 1,06 1,14 1,10 1,09<br />
Verschuldete Betafaktoren - Grundstücksverwaltung<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Ø 2008/09-<br />
2012/13<br />
Ø 2010/11-<br />
2012/13<br />
GAGFAH S.A. 0,74 n/a 0,91 1,06 1,37 1,02 0,82<br />
GSW Immobilien AG 0,93 0,76 0,58 0,33 0,33 0,58 0,75<br />
TAG Immobilien AG. 0,78 n/a 0,56 n/a 0,77 0,70 0,67<br />
Deutsche Euroshop AG 0,79 0,71 0,59 0,72 0,71 0,70 0,70<br />
DIC Asset AG 0,93 0,80 0,98 0,90 1,63 1,05 0,90<br />
Patrizia Immobilien AG 0,85 0,92 1,12 1,11 1,30 1,06 0,96<br />
Colonia Real Estate AG 0,52 n/a 0,57 1,22 1,32 0,91 0,54<br />
Sedlmayr Grund und Immobilien KGaA n/a n/a 0,51 n/a 0,42 n/a n/a<br />
Alstria Office Reit-AG 0,62 0,94 0,91 0,69 1,34 0,90 0,82<br />
Mittelw ert 0,77 0,83 0,75 0,86 1,02 0,87 0,77<br />
Verschuldete Betafaktoren - China<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Ø 2008/09-<br />
2012/13<br />
Ø 2010/11-<br />
2012/13<br />
Giordano International Limited 0,89 0,85 1,02 0,67 0,83 0,85 0,92<br />
Ports Design Ltd. 0,76 0,97 n/a 0,66 n/a 0,80 0,86<br />
Veeko International Holdings Ltd. n/a n/a 1,04 n/a 0,79 n/a n/a<br />
China Lilang Limited 0,72 1,20 n/a 0,84 n/a 0,92 0,96<br />
Fujian Septw olves Industry Co. Ltd. n/a 1,02 n/a 0,86 0,93 0,94 n/a<br />
Li Ning Company Limited 1,25 1,38 n/a 0,72 n/a 1,12 1,32<br />
Bossini International Holdings Limited 0,66 n/a 1,01 0,78 0,62 0,77 0,84<br />
Mittelw ert 0,86 1,08 1,02 0,76 0,79 0,90 0,98
C.J. Vogel AG<br />
<strong>Gutachtliche</strong> <strong>Stellungnahme</strong><br />
<strong>Unternehmenswert</strong>/Barabfindung <strong>zum</strong> 14. Februar 2014<br />
Seite XIII<br />
Verschuldete Betafaktoren - Brasilien<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Ø 2008/09-<br />
2012/13<br />
Ø 2010/11-<br />
2012/13<br />
Guararapes Confeccoes S.A. n/a n/a 0,68 n/a 0,61 n/a n/a<br />
Marisa Lojas S.A. 0,91 0,94 0,92 n/a 0,75 0,88 0,92<br />
Lojas Renner S.A. 0,95 1,02 1,01 0,64 0,82 0,89 0,99<br />
Grazziotin S.A. n/a n/a 0,71 n/a 0,81 n/a n/a<br />
Cia. Hering 0,78 0,79 0,88 0,59 1,01 0,81 0,82<br />
B2W Companhia Digital 1,40 1,09 1,19 1,11 1,14 1,19 1,23<br />
Mittelw ert 1,01 0,96 0,90 0,78 0,86 0,94 0,99<br />
Verschuldete Betafaktoren - Markenverwaltung<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Ø 2008/09-<br />
2012/13<br />
Ø 2010/11-<br />
2012/13<br />
Shimamura Co. Ltd. 0,79 n/a 0,84 0,68 0,59 0,72 0,81<br />
Fast Retailing Co. Ltd. 1,18 0,72 0,88 0,79 1,06 0,93 0,93<br />
Fifth & Pacific Companies, Inc. 1,20 2,13 1,51 2,35 2,25 1,89 1,61<br />
Hanesbrands Inc. 1,15 0,91 1,28 1,22 1,60 1,23 1,11<br />
V.F. Corporation 0,91 1,01 0,97 1,20 1,03 1,02 0,96<br />
Industria de Diseno Textil SA 0,80 0,66 0,73 0,69 0,81 0,74 0,73<br />
PVH Corp. 1,00 1,31 1,33 1,61 1,28 1,31 1,22<br />
Mittelw ert 1,00 1,12 1,08 1,22 1,23 1,12 1,05<br />
Verschuldete Betafaktoren - Zahlungsabwicklung<br />
Name 2012/13 2011/12 2010/11 2009/10 2008/09<br />
Ø 2008/09-<br />
2012/13<br />
Ø 2010/11-<br />
2012/13<br />
Fiserv, Inc. 0,81 1,01 0,96 0,84 1,01 0,92 0,92<br />
Global Payments Inc. 0,99 1,05 0,98 0,92 0,93 0,97 1,01<br />
Euronet Worldw ide Inc. 0,88 1,45 1,07 1,15 1,28 1,17 1,13<br />
Wirecard AG n/a n/a 0,76 0,75 0,84 0,78 n/a<br />
Optimal Payments Plc n/a 0,86 n/a 0,74 0,71 0,77 n/a<br />
American Express Company 0,93 1,08 1,06 1,22 1,52 1,16 1,02<br />
Visa Inc. 1,05 0,95 1,03 0,90 0,88 0,96 1,01<br />
Discover Financial Services 1,13 0,93 1,15 1,16 n/a 1,09 1,07<br />
MasterCard Incorporated 1,07 1,10 0,99 1,04 1,00 1,04 1,05<br />
Mittelw ert 0,98 1,05 1,00 0,97 1,02 0,99 1,03<br />
Quelle: S&P Capital IQ