Infodienst Krankenhäuser Nr. 60 - Gesundheit & Soziales - Ver.di
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Schlechte Arbeit für alle –<br />
Sprachtherapeutin klagt gegen Helios<br />
Servicebetriebe<br />
Tariflosigkeit und Entrechtung<br />
kennen wir aus den »patientenfernen«<br />
Diensten bei Helios bereits<br />
zur Genüge. Und wer geglaubt<br />
hat, dass <strong>di</strong>e dahinter steckende<br />
Gier bereits ihren Höhepunkt erreicht<br />
hat, dem sollte der folgende<br />
Fall ein Weckruf sein.<br />
Das Helios-Klinikum Berlin-Buch<br />
hat kurzerhand eine ganze Abteilung<br />
outgesourct. Alle sechs<br />
SprachtherapeutInnen – hochkarätig<br />
qualifizierte Kräfte – erhielten<br />
Ende Juni 2012 ihre Kün<strong>di</strong>gung.<br />
Gegenüber der Presse bestätigte<br />
<strong>di</strong>e Kliniksprecherin, »dass man<br />
sich entschlossen habe, den Bereich<br />
Logopä<strong>di</strong>e (bislang sechs<br />
Mitarbeiter) [...] neu aufzustellen«.<br />
Ab dem 1. Oktober 2012<br />
werde man mit einem externen<br />
Dienstleister zusammenarbeiten,<br />
so Pressesprecherin Natalie Erdmann<br />
in einer schriftlichen Erklärung.<br />
Gemeint ist damit <strong>di</strong>e Zeitarbeitsfirma<br />
Prome<strong>di</strong>s 24 GmbH,<br />
<strong>di</strong>e bereits mit tarifvertragswidrigen<br />
Streikbrecherarbeiten bei der<br />
CFM negativ aufgefallen war.<br />
Andrea F., leitende Sprachtherapeutin<br />
am Klinikum Berlin-Buch<br />
und ver.<strong>di</strong>-Mitglied, wehrte sich<br />
dagegen. Sie zog vors Arbeitsgericht<br />
Berlin. Der Termin fand am<br />
25. Januar 2013 statt.<br />
Die SprachtherapeutInnen des<br />
Helios-Klinikums Berlin-Buch leisteten<br />
stets eine hervorragende<br />
Arbeit einschließlich Wochenendund<br />
Feiertags<strong>di</strong>ensten. »Ich habe<br />
Angst, dass <strong>di</strong>e Kün<strong>di</strong>gungsmaschinerie<br />
auch in anderen Kliniken<br />
Schule macht und Qualität nebensächlich<br />
wird«, erklärt sie gegenüber<br />
ver.<strong>di</strong>.<br />
Die SprachtherapeutInnen behandeln<br />
neuropsychologische Störungen<br />
wie zentrale Sprachstörungen,<br />
sprachentwicklungsgestörte<br />
Kinder, Autisten, Demenzkranke,<br />
Protest und Solidarität vor dem Arbeitsgericht<br />
Frühchen, Tumorpatienten. Sie 2.<strong>60</strong>0 Beschäftigte. Davon arbeiten<br />
geschätzte 15% inzwischen in<br />
<strong>di</strong>agnostizieren Sprech-, Stimm-,<br />
Schluckstörungen, führen Aspirationsprophylaxe<br />
und Kost-Einstu-<br />
ganz offensichtlich steigend. Das<br />
prekären <strong>Ver</strong>hältnissen, Tendenz<br />
fungen durch, geben Ärzten Hinweise,<br />
ob eine orale Ernährung 15% Prozent Ren<strong>di</strong>te (EBITDA-<br />
entspricht in etwa auch jenen<br />
erfolgen darf oder eine Nasensonde<br />
in<strong>di</strong>ziert ist. Sie hielten inreicht<br />
werden müssen. Dass das<br />
Ziel), <strong>di</strong>e auf Teufel komm raus ertern<br />
und extern Fortbildungen und funktioniert und darüber hinaus<br />
waren im stän<strong>di</strong>gen Austausch mit Geld da ist, sieht man an den Zukäufen<br />
und Renovierungen der<br />
Ärzten und im inter<strong>di</strong>sziplinären<br />
Team, auf Visiten und den vorgeschriebenen<br />
Teamsitzungen. kums.<br />
umliegenden Gebäude des Klini-<br />
Sie standen im OP und führten Heißt es noch in der Dezember-<br />
Sprachmonitoring bei Hirntumor- Ausgabe der Fachzeitschrift »Das<br />
Patienten unter der OP durch. Krankenhaus« im E<strong>di</strong>torial »Das<br />
Mit anderen Worten: eine erstklassige<br />
Diagnostik und Patienten-<br />
an erster Stelle!«, so bekommt<br />
Wohl des Patienten steht immer<br />
versorgung, bei der sich <strong>di</strong>e PatientInnen<br />
wohl und sicher fühlen dass <strong>di</strong>es nicht unbe<strong>di</strong>ngt für den<br />
man immer mehr den Eindruck,<br />
durften.<br />
Fresenius-Helios-Konzern zu gelten<br />
scheint. Und als ver.<strong>di</strong> müssen<br />
Doch Helios weiß das nicht zu<br />
schätzen. Der Klinikkonzern verspricht<br />
sich durch den Austausch für das Wohl der MitarbeiterInnen<br />
wir ergänzen, dass <strong>di</strong>es auch nicht<br />
mit Leiharbeitskräften »eine höhere<br />
Flexibilität je nach tatsäch-<br />
Für Andrea F. endete das Ganze<br />
gilt.<br />
lichem Bedarf der Patienten und zumindest mit einem <strong>Ver</strong>gleich.<br />
eine Kostenersparnis«, so <strong>di</strong>e Kliniksprecherin<br />
Natalie Erdmann. hätte sie wohl in <strong>di</strong>e Fremdfirma<br />
Hätte sie ihre Klage gewonnen,<br />
Seitdem das Klinikum im Juni wechseln müssen, sagt ihr Anwalt<br />
2001 vom Land Berlin an den Klinikkonzern<br />
Helios verkauft wurde, sie einen <strong>Ver</strong>gleich und erhält nun<br />
Henning Schnabel. Deshalb schloss<br />
haben dort Presseberichten zufolge<br />
mehr als 1.000 Mitarbeite-<br />
neuen Arbeitsplatz hat <strong>di</strong>e Kolle-<br />
19.000 Euro Abfindung. Einen<br />
rInnen ihren Arbeitsplatz verloren. gin übrigens auch schon gefunden.<br />
■<br />
Derzeit arbeiten im Klinikum<br />
Berlin-Buch und in den dort ausgegliederten<br />
Gesellschaften gut<br />
Uwe Ostendorff, ver.<strong>di</strong>-Bundesverwaltung<br />
L. ADLER<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> Krankenhäuser <strong>Nr</strong>. <strong>60</strong> ■ März 2013<br />
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