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10 SPEZIFISCHE WÄRME<br />
Weitere Beiträge zur spezifischen Wärme resultieren aus der Aufspaltung und Verschiebung entarteter Energieniveaus<br />
im kristallelektrischen Feld eines Festkörpers. Der Einfluss des durch die Ladungsverteilung der<br />
Ionen und Elektronen erzeugten elektrostatischen Feldes auf die nicht kugelsymmetrischen elektronischen<br />
Orbitalniveaus führt abhängig von der Symmetrie der Umgebung zu einer teilweisen oder vollständigen Aufhebung<br />
der 2J + 1-fachen Entartung. Verbindungen, deren Atome ein magnetisches Moment besitzen, können<br />
ebenfalls Beiträge zur spezifischen Wärme liefern. In diesem Fall werden die entarteten Energieniveaus<br />
durch paramagnetische Zentren im Festkörper oder durch ein externes magnetisches Feld aufgespalten.<br />
Einen umfangreichen Überblick über Kristallfeldeffekte in 4f -Systemen liefert die Arbeit von Fulde und Loewenhaupt<br />
[FL86]. Auch die Spin-Bahn-Wechselwirkung trägt über die Feinstrukturaufspaltung zur spezifischen<br />
Wärme bei. Die Multiplizität der jeweiligen Aufspaltung errechnet sich entsprechend dem PAULI-Prinzip und<br />
den HUND’schen Regeln. Ein weiterer Beitrag resultiert aus der Wechselwirkung zwischen dem Spin des<br />
Atomkerns und dem Gesamtdrehimpuls der Elektronenhülle. Der relative Abstand der Energieniveaus hängt<br />
hier nur von Kern- und Hüllenspin ab, die absolute Größe vom Wert des magnetischen Moments µ. Dieser<br />
Effekt ist aufgrund der Massendifferenz zwischen Elektron und Nukleon sehr viel kleiner als der durch die<br />
Spin-Bahn-Wechselwirkung verursachte. 2 Die entstehende Aufspaltung wird daher als Hyperfeinstrukturaufspaltung<br />
bezeichnet. Beide Wechselwirkungen geben einen Beitrag zur spezifischen Wärme und sind als<br />
SCHOTTKY-Anomalien („elektronische“-, beziehungsweise „Kern“-SCHOTTKY-Anomalien) bekannt. Diese Einflüsse<br />
einschließlich der Kristallfeldaufspaltung können über ein verallgemeinertes SCHOTTKY-Modell beschrieben<br />
werden [BCW80, GLD + 91]:<br />
〈 〉<br />
E<br />
2<br />
c s (T ) = i − 〈Ei 〉 2<br />
k B T 2 . (2.3)<br />
Die Klammerterme bezeichnen thermische Mittelwerte der Form<br />
( )<br />
∑ i f i x i exp − E i<br />
k B T<br />
〈x i 〉 = ( ) ,<br />
∑ i f i exp − E i<br />
k B T<br />
mit den Entartungsgraden f i und den Eigenwerten E i der Energieeigenzustände.<br />
Es gibt viele weitere Anregungsformen, die vor allem bei tiefen Temperaturen wesentlich zur spezifischen<br />
Wärme beitragen können. Die wichtigsten davon sind die Paramagnonen und Magnonen, die oberhalb bzw.<br />
unterhalb magnetischer Phasenübergänge auftreten. Sie sind für die in dieser Arbeit vorgestellten Analysen<br />
und Ergebnisse von MgCNi 3 und HoNi 2 B 2 C wesentlich. Phasenübergänge selbst äußern sich aufgrund der<br />
geänderten Energiezustände durch charakteristische Sprünge in der spezifischen Wärme. Das sind entweder<br />
latente Wärme erzeugende Übergänge erster Art (beispielsweise magnetische Übergänge) oder die Entropie<br />
erhaltende Übergänge zweiter Art (beispielsweise bei konventioneller Supraleitung).<br />
2.1 Messmethode<br />
Die spezifische Wärme wurde mittels eines PPMS („Physical Property Measurement System“) der Firma Quantum<br />
Design bestimmt. Im Modus zur Bestimmung der spezifischen Wärme ermöglicht das System Messungen<br />
in einem Temperaturbereich von 2 K ≤ T ≤ 300 K und in externen magnetischen Feldern bis µ 0 H = 9 T. Bei<br />
Fertigstellung der Arbeit wurden Messungen bei Temperaturen bis ≈ 0,4 K 3 und in Magnetfeldern bis 14 T<br />
möglich.<br />
Die Messung der spezifischen Wärme erfolgt bei konstantem Druck unter Verwendung einer dynamischen<br />
Relaxationsmethode. Dabei wird bei jeder zuvor eingestellten Temperatur für eine festgelegte Zeitspanne eine<br />
wohldefinierte Wärmemenge bei konstanter Leistung adiabatisch an den Probenhalter, der über ein Tieftemperaturkontaktfett<br />
Apiezon N in direktem thermischen Kontakt mit der Probe steht, abgegeben. Die Temperaturänderung<br />
des Systems aus Probenhalter und Probe wird aufgenommen, bis sich eine Gleichgewichtstemperatur<br />
2 Da das magnetische Moment bei gleichem Drehimpuls umgekehrt proportional zur Teilchenmasse ist.<br />
3 Unter Verwendung eines 3 He-Systems