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DER FREIHANDEL - Börse Stuttgart

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Marktmacher<br />

das Magazin mit weitblick<br />

starten: Welche Vorteile <strong>Börse</strong>n im Vergleich zum außerbörslichen Handel bieten.<br />

orientieren: Wo die Potenziale einer transatlantischen Freihandelszone liegen.<br />

handeln: Weshalb das Interesse an EUWAX Gold trotz sinkender Goldpreise groß ist.<br />

ankommen: Warum Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon eine neue Anlagekultur fordert.<br />

www.boerse-stuttgart.de november 2013<br />

2016<br />

<strong>DER</strong> <strong>FREIHANDEL</strong><br />

zwischen den USA und der EU startet: Damit fallen<br />

für die Hälfte der Weltwirtschaft die Schranken.<br />

Das setzt in Industrie und Handel neue Kräfte frei<br />

und schafft vielfältige Anlagemöglichkeiten.


editorial<br />

Liebe Leserin,<br />

Lieber Leser,<br />

trotz Haushaltsstreit und<br />

Regierungs-Shutdown – die<br />

USA haben als größte Volkswirtschaft<br />

der Welt immense<br />

ökonomische Bedeutung.<br />

Das zeigt sich beispielsweise<br />

auf den Finanzmärkten:<br />

Als die US-Notenbank Fed<br />

ein Ende ihrer lockeren Geldpolitik in Aussicht stellte,<br />

dann jedoch entsprechende Maßnahmen aufschob,<br />

schlugen die Wellen hoch. In vielen Schwellenländern<br />

gerieten Aktienmärkte und Währungen wegen der Fed-<br />

Ankündigungen massiv unter Druck, erholten sich dann<br />

aber wieder. Auch in Deutschland gab der DAX zunächst<br />

nach, bevor er einen neuen Höchststand erreichte.<br />

Die Verbindungen zwischen den USA und Europa sind<br />

eng und wichtig, auch in der Realwirtschaft. Hier rückt<br />

ein Vorhaben in den Fokus, das wir im Schwerpunkt<br />

dieser „Marktmacher“-Ausgabe vorstellen. Derzeit<br />

starten Verhandlungen, an deren Ende eine transatlantische<br />

Freihandelszone stehen soll. Wenn USA und EU<br />

die Handelsbarrieren abbauen, schafft das interessante<br />

Perspektiven für Unternehmen, Verbraucher und Investoren.<br />

Allerdings stellt sich auch die Frage, wie sich<br />

die bilaterale Partnerschaft auf Dritte auswirkt, etwa<br />

auf Länder in Afrika und Lateinamerika. Denn diese<br />

Regionen haben das Potenzial, langfristig die neuen<br />

Wachstumstreiber der Weltwirtschaft zu werden – aber<br />

nur dann, wenn sie ihre Möglichkeiten ausschöpfen<br />

können und von den Industriestaaten gleichberechtigt<br />

in den globalen Handel eingebunden werden.<br />

Ich wünsche Ihnen eine interessante<br />

und anregende Lektüre.<br />

Christoph Lammersdorf<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

der <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

2 marktmacher 02/2013<br />

starten<br />

4–5 ZAHLEN & FAKTEN<br />

Flexibilität bei offenen Immobilienfonds – Das<br />

Geld der Schattenbanken – <strong>Börse</strong>nwissen in<br />

Wort und Bild – Indikator für Innovation – Runde<br />

Zahlen beeinflussen Orderverhalten – Alles<br />

Gold der Welt – <strong>Börse</strong>nrepräsentantin Judith<br />

Hardt zu Europas Handelsplätzen.<br />

orientieren<br />

6–13 ZUKUNFTstrend<br />

2016 – Eine Freihandelszone verändert<br />

die Weltwirtschaft<br />

Welche Impulse die Handelspartnerschaft zwischen<br />

EU und USA gibt – und wer zu den Nutznießern<br />

zählt.<br />

14–15 INTERVIEW<br />

Professor Jagdish Bhagwati<br />

Der Ökonom äußert sich skeptisch zum transatlantischen<br />

Pakt – er favorisiert ungehinderten<br />

Handel auf der ganzen Welt.<br />

16–17 INVESTMENTHINTERGRUND<br />

Mögliche Ansätze für Privatanleger<br />

Von der Freihandelszone profitieren ausgesuchte<br />

Unternehmen und Branchen.<br />

handeln<br />

18–20 Industriemetalle<br />

Am Puls der Industrie<br />

Wertpapiere mit Bezug zu Kupfer, Nickel oder<br />

Aluminium erweitern das Investmentspektrum.<br />

Anleger sollten beachten, dass der Markt<br />

besonderen Einflüssen unterliegt.<br />

21 Aktienauswahl<br />

Punktgenau filtern<br />

An der <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong> werden knapp 7.000<br />

Aktien gehandelt. Ein schrittweises Vorgehen<br />

mit den passenden Werkzeugen hilft,<br />

Anlagealternativen einzugrenzen.<br />

22–23 SCHUTZ FÜR DAS Depot<br />

Risiken aktiv begrenzen<br />

Wie sich ein Portfolio mit ETFs gegen Kurseinbrüche<br />

absichern lässt.<br />

Fotos Cover: Image Source, Jens Kuhfs, Tuan Tran/gettyimages<br />

Foto links: <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

Illustration: Jörg Block


inhalt<br />

ZUKUNFTstrend<br />

6–13<br />

Ein neuer Gigant<br />

für Wachstum<br />

und Wohlstand<br />

Die Freihandelszone zwischen der Europäischen Union<br />

und den USA könnte schon 2016 Realität sein – der<br />

transatlantische Binnenmarkt macht dann die Hälfte<br />

der Weltwirtschaft aus. Im neuen Wirtschaftsraum<br />

gelten einheitliche Industriestandards, Handelsströme<br />

fließen ohne Zollschranken. Die Auswirkungen auf<br />

Unternehmen und Verbraucher sind enorm.<br />

24–25 EUWAX Gold<br />

Schwer gefragt<br />

Privatanleger nutzen den Preisrückgang bei<br />

Gold und ordern – auch EUWAX Gold.<br />

26–28 Japan<br />

Hausse mit Nebenwirkungen<br />

Das Inselreich kurbelt mit billigem Geld die<br />

Wirtschaft an. Japanische Aktien haben dadurch<br />

stark zugelegt, doch die Politik der „Abenomics“<br />

birgt auch Risiken.<br />

ankommen<br />

30–31 Stiftung Rechnen<br />

Mathe fürs Leben<br />

Mehr Freude an Mathematik wecken und ihren<br />

Nutzen im Alltag deutlich machen – dafür setzt<br />

sich die Stiftung Rechnen ein.<br />

32 pro & contra<br />

„Höhere Zinssätze in der Euro-Zone sind<br />

dringend notwendig“<br />

Andreas Freytag, Professor für Wirtschaftspolitik<br />

an der Friedrich-Schiller-Universität<br />

in Jena, und Ulrich Kater, Chefvolkswirt der<br />

DekaBank, diskutieren.<br />

33 ESSAY<br />

Einen Augenblick, Herr Fahrenschon<br />

Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon über<br />

eine neue Anlagekultur in Deutschland.<br />

34 INTERVIEW<br />

„Über Geld spricht man nicht. Oder doch,<br />

Herr Flohr?“<br />

Wie Handballnationalspieler Matthias Flohr bei<br />

seinen Finanzen mit Risiken umgeht.<br />

35 NACHGEFRAGT<br />

Leserfrage & Impressum<br />

Bei der Leserfrage nehmen alle eingesandten<br />

Antworten an der Verlosung teil. Zu gewinnen<br />

gibt es ein iPad 4.<br />

marktmacher 02/2013 3


starten<br />

<strong>Börse</strong> sichert Flexibilität<br />

Wer offene Immobilienfonds (OIFs) an die Kapitalanlagegesellschaft zurückgeben<br />

möchte, muss künftig eine Mindesthaltedauer von zwei Jahren sowie eine Kündigungsfrist<br />

von einem Jahr beachten. Allerdings gelten diese Fristen beim <strong>Börse</strong>nhandel<br />

nicht – Anleger können OIFs also weiterhin flexibel handeln. Freilich müssen Verkäufer<br />

an der <strong>Börse</strong> beachten, dass die Preise aufgrund von Abschlägen wegen geringer<br />

Liquidität auch unterhalb des Nettoinventarwerts liegen können. Umgekehrt lassen<br />

sich OIFs eventuell günstig erwerben. Der Hintergrund der Einschränkung zur Rückgabe<br />

an die Fondsgesellschaft: Investoren hatten in der Vergangenheit in krisenhaften<br />

Situationen viel Geld innerhalb kürzester Zeit aus OIFs abgezogen, was zu Liquiditätsproblemen<br />

bei einzelnen Anbietern führte.<br />

67.000.000.000.000 Dollar<br />

Schattenbanken verwalten geschätzt 67 Billionen US-Dollar an Kapital. Dies geht aus einer Studie<br />

des Finanzstabilitätsrates der G-20-Staaten hervor. Die Zahl entspricht dem Weltsozialprodukt, also dem Wert aller Güter und<br />

Dienstleistungen, die alle Menschen der Erde in einem Jahr erzeugen. Zu den Schattenbanken zählen Hedge- und Private-Equity-<br />

Fonds, aber auch einzelne Zweckgesellschaften von Banken. Die EU hat jetzt angekündigt, den Sektor strenger zu beaufsichtigen.<br />

Von A wie „Anleihe“ bis Z wie „Zeichnung“<br />

Kompaktes Wissen in Wort und Bild: In der Online-Video-Reihe „<strong>Börse</strong>n-ABC“<br />

erläutern Mitarbeiter der Kundenbetreuung der <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong> ausgesuchte<br />

Begriffe des <strong>Börse</strong>nalltags auf einfache und verständliche Weise. Die Beiträge<br />

werden in regelmäßigen Abständen produziert und veröffentlicht. Das Angebot<br />

richtet sich nicht an <strong>Börse</strong>nprofis, sondern an interessierte Privatanleger, die sich<br />

besser informieren möchten. Darüber hinaus steht die Kundenbetreuung während<br />

der gesamten Handelszeit von 8 bis 22 Uhr kostenfrei zur Verfügung: für Service-<br />

Anfragen telefonisch unter 0800/2268853 und für Fragen zu Orderausführungen<br />

unter 0800/2268855.<br />

@<br />

Das <strong>Börse</strong>n-ABC:<br />

www.boerse-stuttgart.de/<br />

boersen-abc<br />

ALLES PSYCHOLOGIE,<br />

O<strong>DER</strong> WAS?<br />

Ob im Supermarkt oder an der <strong>Börse</strong><br />

– runde Zahlen beeinflussen das<br />

menschliche Verhalten. „Der Wertpapier<br />

handel konzentriert sich bei<br />

runden Werten. Unterhalb, etwa bei<br />

19,99 Euro, überwiegen die Käufe per<br />

Market-Order. Leicht über der<br />

runden Zahl gibt es deutlich mehr<br />

Verkäufe“, erklärt Felix Fritz, wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Karlsruher<br />

Institut für Technologie. Er hat in<br />

diesem Jahr eine entsprechende<br />

Untersuchung über das Orderverhalten<br />

von Privatanlegern am deutschen<br />

Aktienmarkt durchgeführt. Sein Fazit:<br />

„Anleger sollten beim Einstellen ihrer<br />

Order nicht nur runde Zahlen, sondern<br />

auch das aktuelle Marktgeschehen<br />

im Blick haben.“<br />

Fotos: <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

4 marktmacher 02/2013


starten<br />

Fotos: thinkstock; FESE<br />

In der Geschichte der<br />

Menschheit wurden<br />

bisher rund 160.000<br />

Tonnen Gold gefördert.<br />

Das entspricht einem<br />

Würfel von nur 20<br />

Meter Kantenlänge.<br />

Für das Exchange Traded Commodity<br />

EUWAX Gold sind ein<br />

Jahr nach Handelsstart rund<br />

1,6 Tonnen Gold hinterlegt – ein<br />

Gramm pro ausstehendes<br />

Wertpapier. Im sechs mal acht<br />

Meter großen Tresor von EUWAX<br />

Gold in Neu-Isenburg bei Frankfurt<br />

ist folglich noch viel Platz:<br />

Ein Würfel aus der aktuell<br />

eingelagerten Goldmenge hätte<br />

wegen der hohen Dichte des<br />

Edelmetalls Kanten von rund<br />

44 Zentimeter Länge.<br />

SCHWEDEN UND DEUTSCHLAND AN <strong>DER</strong> SPITZE<br />

Die EU-Kommission hat einen neuen Indikator für die Innovationsleistung<br />

eines Landes entwickelt. Gemessen wird, inwieweit Ideen aus<br />

innovativen Wirtschaftszweigen für die Vermarktung geeignet sind,<br />

anspruchsvollere Arbeitsplätze schaffen und damit Europa wettbewerbsfähiger<br />

machen. Die auf Wunsch der EU-Staats- und Regierungschefs<br />

entwickelte Orientierungshilfe belegt jetzt recht deutlich: Es bestehen<br />

nach wie vor große Unterschiede zwischen den Mitgliedsstaaten.<br />

Während das Spitzentrio Schweden, Deutschland und Luxemburg auf<br />

einen Wert von rund 125 Punkten kommt, schaffen am Ende der Skala<br />

Belgien, Litauen und Lettland nur etwa die Hälfte. Der Durchschnitt in<br />

der Europäischen Union liegt bei 115 Punkten. Im internationalen<br />

Vergleich liegt die EU damit gleichauf mit den USA. Weltweit sind laut<br />

dem Indikator nur Japan und die Schweiz noch innovativer.<br />

Drei Fragen an …<br />

Judith Hardt,<br />

Generalsekretärin<br />

der Federation<br />

of European Securities<br />

Exchanges<br />

(FESE)<br />

1. Wie viele <strong>Börse</strong>n repräsentiert die FESE?<br />

Wir vertreten 46 Wertpapierbörsen für Aktien,<br />

Anleihen und Derivate aus allen EU-Staaten sowie<br />

Island, Norwegen und der Schweiz. Insgesamt ist<br />

der <strong>Börse</strong>nhandel in Europa zersplittert, Kursund<br />

Volumendaten liegen nicht gebündelt vor. Wir<br />

helfen Anlegern und Emittenten von Wertpapieren,<br />

die <strong>Börse</strong>nlandschaft zu überblicken.<br />

2. Welche Bedeutung haben <strong>Börse</strong>n?<br />

Sie sind entscheidend für Wirtschaftswachstum<br />

und Beschäftigung. Über <strong>Börse</strong>n können sich<br />

Unternehmen mit Eigen- und Fremdkapital<br />

versorgen. Der transparente Handel von Derivaten<br />

ermöglicht Risikostreuung und Risikomanagement.<br />

<strong>Börse</strong>n bieten allen Marktakteuren<br />

nachvollziehbare Preise für Wertpapiere. Sie sind<br />

neutral, zuverlässig und bemühen sich um<br />

Gleichbehandlung der Handelsteilnehmer.<br />

3. Was sind weitere Vorteile des <strong>Börse</strong>nhandels?<br />

Während der außerbörsliche Handel kaum oder<br />

gar nicht reguliert ist, unterliegen <strong>Börse</strong>n strengen<br />

Regularien und werden von der Aufsicht<br />

überwacht. Insofern schützen <strong>Börse</strong>n die Anleger<br />

und fördern die Stabilität der Märkte. Sie haben<br />

eine Leuchtturmfunktion – die transparente und<br />

faire Preisbildung. Daher sollten nicht zu viele<br />

Trades außerbörslich stattfinden. Anderenfalls<br />

wäre das bedenklich, für börsennotierte Unternehmen<br />

wie für Investoren.<br />

marktmacher 02/2013 5


handeln orientieren<br />

Analyse:<br />

Was die Freihandelszone Staaten<br />

und Bürgern bringt S. 8–13<br />

Interview: Wie ein Star-Ökonom über den<br />

Freihandel denkt S. 14–15<br />

Strategie: Welche Möglichkeiten sich für<br />

Privatanleger eröffnen S. 16–17<br />

6 marktmacher 02/2013


handeln<br />

2016<br />

ein neuer<br />

wirtschaftsblock<br />

dominiert die welt<br />

marktmacher 02/2013 7


orientieren<br />

Die transatlantische Freihandelszone ist ein gigantischer<br />

Wirtschaftsraum, der die Hälfte der Weltwirtschaft ausmacht und<br />

neue Wachstumsimpulse gibt. Schon 2016 könnte diese Partnerschaft<br />

von EU und USA Wirklichkeit werden.<br />

von Nando sommerfeldt und Holger Zschäpitz *<br />

Rainer Karl Lingenfelder blickt zufrieden über<br />

seine 15 Hektar große Existenz. So weit das<br />

Auge reicht, sieht er auf Weinreben. Der<br />

Winzer aus dem pfälzischen Großkarlbach<br />

könnte zufrieden sein. Die Weinlese ist gut<br />

angelaufen. Doch Lingenfelder hat ein Problem. Und das<br />

heißt Etikettiergenehmigung. Ein Gutteil der Weine geht<br />

nach Übersee. In den USA hat sein Riesling viele Fans, etwa<br />

25 Prozent seines Umsatzes macht er dort.<br />

Bevor ein Amerikaner Lingenfelders edlen Tropfen<br />

probieren kann, muss der Winzer erst beim „Alcohol and<br />

Tobacco Tax Bureau“, einer Behörde des amerikanischen<br />

Finanzministeriums, die Genehmigung für die korrekte<br />

Etikettierung bekommen – mit zahllosen Warnhinweisen.<br />

„Der Zoll pro Flasche ist verschwindend gering. Den kann<br />

ich noch verschmerzen. Doch der stetige Kampf mit der<br />

Bürokratie bereitet mir jedes Jahr neues Kopfzerbrechen“,<br />

sagt Lingenfelder. Hiesige Winzer laufen regelmäßig<br />

Gefahr, dass der Wein nicht rechtzeitig in den Regalen<br />

landet, zumal ein Direktvertrieb übers Internet ausländischen<br />

Weinbauern verboten ist.<br />

Doch Winzer Lingenfelder kann auf Besserung<br />

hoffen – dank TTIP. Diese vier Buchstaben könnten ihm<br />

und Millionen anderer Unternehmer das Geschäft mit<br />

Übersee wesentlich erleichtern. TTIP haben die Europäische<br />

Union und die USA ihr historisches Freihandelsprojekt<br />

genannt. Das steht für „Transatlantic Trade and<br />

Investment Partnership“ – also eine transatlantische<br />

Handels- und Investitionspartnerschaft. Und bei diesem<br />

Vorhaben geht es nicht nur darum, Zölle und andere<br />

Handelsbarrieren niederzureißen. Es sollen auch unnötige<br />

bürokratische Regelungen und Investitionsbeschrän-<br />

@<br />

Details zum transatlantischen<br />

Freihandelsabkommen:<br />

http://bit.ly/GEDproject<br />

Ferdinand Dudenhöffer,<br />

Professor für Automobilwirtschaft<br />

an der Universität<br />

Duisburg-Essen<br />

kungen beseitigt werden – weshalb<br />

nicht nur Lingenfelder gespannt auf<br />

die Verhandlungen zwischen Brüssel<br />

und Washington blickt.<br />

2016 soll das Abkommen<br />

stehen, von dem sich die beiden<br />

größten Volkswirtschaften der Welt<br />

mehr Wachstum und Wohlstand<br />

versprechen. Ganz in diesem Sinne<br />

sagt der Automobilexperte Professor<br />

Ferdinand Dudenhöffer: „Zum<br />

einen würde die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der europäischen und US-Konzerne<br />

im weltweiten Vergleich<br />

steigen. Zum anderen würden sich<br />

die niedrigeren Herstellungskosten<br />

mit großer Sicherheit auch in<br />

sinkenden Preisen für den Verbraucher<br />

bemerkbar machen.“<br />

Und in der Tat: Jeder Bürger wird<br />

die neue Lebenswirklichkeit im<br />

Jahr 2016 spüren – und zwar unmittelbar.<br />

Die deutschen Verbraucher<br />

können sich etwa auf Bücher oder<br />

E-Books zu einem Bruchteil des<br />

jetzigen Preises freuen, denn die<br />

Buchpreisbindung, wie wir sie heute<br />

kennen, dürfte dann Geschichte<br />

sein. Auch Elektronikartikel aus den<br />

USA wie Tablets werden nicht mehr<br />

mit EU-Preisen ausgezeichnet und<br />

sind in der TTIP-Welt günstiger zu<br />

haben.<br />

»Wenn künftig Zölle und bürokratische<br />

Hürden zwischen<br />

USA und EU wegfallen, wäre<br />

das ein groSSer Vorteil für<br />

den Automobilsektor.«<br />

NutznieSSer sind allerdings<br />

nicht nur Verbraucher, sondern<br />

auch Unternehmen und deren<br />

Eigentümer. An die Aktionäre<br />

in „Eumerika“ – wie Harvard-<br />

Professor Richard Rosecrance die<br />

transatlantische Partnerschaft<br />

Foto: picture alliance/dpa<br />

8 marktmacher 02/2013


orientieren<br />

Illustration: Jörg Block<br />

nennt – könnte bis zu eine Billion Euro an zusätzlichen<br />

Dividenden ausgeschüttet werden. Der mögliche Wohlfahrtsgewinn<br />

ist gigantisch. Nach Berechnungen des<br />

Münchner Ifo-Instituts brächte ein vollständig integrierter<br />

Wirtschaftsraum den US-Amerikanern langfristig eine<br />

Steigerung des Pro-Kopf-Einkommens von 13,4 Prozent.<br />

In Großbritannien läge das Plus bei zehn und in Deutschland<br />

bei immerhin fast fünf Prozent (s. Infografik auf Seite<br />

12). Anders ausgedrückt: Jeder Einwohner „Eumerikas“<br />

hätte im Durchschnitt etwa 4.000 US-Dollar pro Jahr<br />

mehr in der Tasche – über höhere Löhne und Gewinnausschüttungen<br />

der Unternehmen.<br />

Die transatlantische Freihandelszone wird<br />

einen ökonomischen Giganten schaffen, der es auf eine<br />

Wirtschaftsleistung von 33 Billionen Dollar pro Jahr<br />

bringt. EU und USA schultern dann mit zusammen 46<br />

Prozent fast die Hälfte des weltweit geschaffenen Warenwerts,<br />

des „Welt-BIP“. Zudem entfällt ein erheblicher Teil<br />

der globalen Handelsströme auf den Wirtschaftsraum –<br />

ein Austausch von Gütern im Volumen von fast 500 Milliarden<br />

Euro jährlich. Und nicht zuletzt sind laut aktueller<br />

Forbes-Liste 259 der weltweit 500 umsatzstärksten<br />

Konzerne in der EU oder den USA beheimatet.<br />

Im besten Fall können die TTIP-Verhandlungen dazu<br />

führen, die bürokratischen Hemmnisse auf beiden Seiten<br />

zu stutzen und eingefahrene Verhaltensweisen auf den<br />

Prüfstand zu stellen. Denn der unnötige bürokratische<br />

hindernisse<br />

Die EU will<br />

im Rahmen<br />

der TTIP-Verhandlungen<br />

an<br />

Restriktionen für<br />

genetisch veränderte<br />

Pflanzen<br />

und dem Verbot<br />

des Einsatzes<br />

von Wachstumshormonen<br />

in der<br />

Tierzucht festhalten.<br />

Auf beiden<br />

Seiten gibt<br />

es Widerstände,<br />

die Agrarmärkte<br />

zu liberalisieren,<br />

weil sie mit<br />

Subventionen<br />

unterstützt<br />

werden. Hinderlich<br />

ist auch die<br />

NSA-Affäre, in<br />

deren Rahmen<br />

die Bespitzelung<br />

der Europäer<br />

durch US-<br />

Geheimdienste<br />

publik wurde.<br />

Aufwand wirkt bei den entsprechenden<br />

Waren wie ein Aufschlag<br />

von zehn bis 20 Prozent, den letztlich<br />

der Kunde zahlen muss. Laut<br />

einer Analyse des Centre for Economic<br />

Policy Research (CEPR) in<br />

London ergeben sich 80 Prozent des<br />

wirtschaftlichen Nutzens eines<br />

transatlantischen Abkommens aus<br />

dem Abbau von Bürokratie und<br />

Regulierung. „Die größten Herausforderungen<br />

sehen wir nicht in der<br />

Abschaffung von Zollschranken,<br />

sondern bei der gegenseitigen<br />

Anerkennung von Normen, etwa bei<br />

Blinkern von Autos oder den zulässigen<br />

Größen oder Gewichten bei<br />

Produkten“, sagt auch Frank<br />

Sportolari, Generalbevollmächtigter<br />

des Logistikkonzerns UPS in<br />

Deutschland.<br />

Ein simples Beispiel für den<br />

aktuellen Regulierungswust macht<br />

mögliche Effizienzgewinne deutlich:<br />

Wenn heute bei einem Flug von<br />

Paris nach Los Angeles die Hälfte<br />

der Fluggäste beim Zwischenstopp<br />

in New York aussteigt, muss die<br />

Maschine halb leer weiterfliegen,<br />

weil es nicht gestattet ist, dort neue<br />

Passagiere an Bord zu nehmen.<br />

Tritt das TTIP in Kraft, könnten<br />

europäische Fluglinien auch Inlandsflüge<br />

in den USA anbieten und<br />

auslasten.<br />

Neben wegfallender Bürokratie<br />

sind aber auch die reinen Skaleneffekte<br />

nicht zu vernachlässigen.<br />

„Im globalen Wettbewerb zählt die<br />

Größe“, sagt Professor Rosecrance.<br />

Er meint, Staaten mit großer Bevölkerung,<br />

hohem Wohlstand und<br />

ausgeprägter Wirtschaftskraft<br />

könnten umso effektiver produzieren<br />

und handeln, je größer ihr Wirtschaftsraum<br />

ist. Rosecrance sieht<br />

in den aufgenommenen Verhandlungen<br />

deshalb eine logische<br />

Entwicklung.<br />

marktmacher 02/2013 9


der renommierte Ökonom Jagdish Bhagwati, der eigentlich<br />

für einen weltweiten Freihandel zwischen allen<br />

Ländern eintritt (s. Interview auf Seite 14). Vor allem<br />

US-Präsident Barack Obama dürfte an einer Forcierung<br />

des TTIP gelegen sein. Er will seiner Präsidentschaft<br />

damit einen historischen Erfolg verleihen – und hat dafür<br />

nur noch bis Ende 2016 Zeit.<br />

„US-Präsident Barack Obama und<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

sind zu dem schlüssigen Vorhaben<br />

gelangt, den derzeit größtmöglichen<br />

Freihandelsraum zu schaffen.<br />

So wollen sie verhindern, dass<br />

sich die wirtschaftliche Macht<br />

weiter nach Osten, insbesondere<br />

nach China, verlagert.“<br />

Wenn tatsächlich GröSSe über<br />

den Erfolg entscheidet, stehen die<br />

Chancen für TTIP gut. „Zu dem<br />

neuen westlichen Block demokratischer<br />

Nationen wird es in nächster<br />

Zeit weltweit kein adäquates<br />

Gegengewicht geben“, prophezeit<br />

Rosecrance. Es ist nicht das erste<br />

Mal, dass es Pläne für einen Freihandelspakt<br />

gibt. Aber mit Schaffung<br />

der WTO Mitte der 1990er-<br />

Jahre und dem Wunsch nach einem<br />

weltweiten Abkommen – der<br />

sogenannten Doha-Runde – wurde<br />

das europäisch-amerikanische<br />

Projekt erst mal auf Eis gelegt.<br />

Nach dem Scheitern der Doha-<br />

Verhandlungen wird der alte Ansatz<br />

jetzt folgerichtig wieder vorangetrieben.<br />

„Wenn wir annehmen, dass<br />

die Welthandelsgespräche der WTO<br />

endgültig tot sind, dann könnte<br />

man sagen: besser eine transatlantische<br />

Freihandelszone, um den<br />

globalen Handel zu stimulieren, als<br />

gar kein Abkommen“, meint sogar<br />

Globalisierung<br />

Das Ziel eines<br />

freien Welthandels<br />

ist unmittelbar<br />

ans Gelingen<br />

der sogenannten<br />

Doha-Runde<br />

geknüpft. 2001<br />

hatten sich die<br />

Handelsminister<br />

der WTO-Mitgliedstaaten<br />

in<br />

Doha auf das Ziel<br />

geeinigt, die<br />

Märkte weiter zu<br />

öffnen und die<br />

Entwicklungsländer<br />

besser in<br />

das System des<br />

Welthandels<br />

einzubinden. Bis<br />

heute ist keine<br />

Einigung erzielt<br />

worden. Der<br />

neue WTO-Chef<br />

Roberto Azevedo<br />

hat sich jetzt auf<br />

die Fahnen<br />

geschrieben, das<br />

Abkommen doch<br />

noch zum Erfolg<br />

zu führen. Im<br />

Dezember 2013<br />

treffen sich<br />

deshalb die<br />

Handelsminister<br />

der 159 WTO-<br />

Mitgliedsstaaten<br />

in Bali.<br />

Trotz aller wirtschaftlichen Vorteile darf<br />

allerdings nicht vergessen werden, dass sich die Gespräche<br />

in einem frühen Stadium befinden. Da argumentieren<br />

die Verhandlungspartner noch ganz grundsätzlich<br />

mit der Gesundheit der eigenen Bevölkerung, wenn die<br />

USA die Einfuhr von Schimmelkäse verbieten und die EU<br />

mit Masthormonen behandeltes Fleisch aus den Vereinigten<br />

Staaten nicht in ihren Supermärkten sehen will.<br />

Dass alle bürokratischen Hemmnisse abgebaut, aber<br />

gleichzeitig Einschränkungen zum Verbraucherschutz<br />

beibehalten werden, ist unwahrscheinlich. Bald wird sich<br />

zeigen, wie groß die Kompromissbereitschaft auf beiden<br />

Seiten wirklich ist.<br />

„Es steht zu befürchten, dass die Verhandlungspartner<br />

Wirtschafts- und Wachstumsinteressen den Vorrang<br />

vor Nachhaltigkeits- und Verbraucheranliegen geben“,<br />

erklärt Katharina Knoll vom Bundesverband der Verbraucherzentralen.<br />

Sie glaubt, dass bewährte Standards<br />

einfach als Handelshemmnis deklariert und dann abgesenkt<br />

werden. So sind beispielsweise die Hygiene- und<br />

Sicherheitsstandards für Lebensmittel und Agrarprodukte<br />

auf beiden Seiten des Atlantiks höchst unterschiedlich.<br />

Während in den USA etwa gentechnisch veränderte<br />

Produkte ohne Deklaration zum Verkauf stehen, lehnen<br />

Verbraucher in Europa diese mehrheitlich ab. „Diese<br />

Unterschiede gilt es zu respektieren“, findet Verbraucherschützerin<br />

Knoll. Sie fordert: „Harmonisierung nach oben<br />

– ja. Deregulierung nach unten zulasten von Verbrauchern<br />

und Umwelt – nein.“<br />

Die Analysten des Ifo-Instituts sehen diese Differenzen<br />

zwar auch. Dennoch glauben sie, dass die Chancen auf<br />

weitreichende Kompromisse gut stehen. Studienautor<br />

Professor Mario Larch erklärt: „Sehr ähnliche ökonomische<br />

Entwicklungsniveaus, starke gegenseitige Investitionspositionen,<br />

eine tiefe politische Verflechtung und<br />

hohe kulturelle Nähe legen nahe, dass es den Partnern<br />

leichter gelingen sollte, die nicht-tarifären Handelshemmnisse<br />

zu senken.“ Dies erfordere nämlich in vielen<br />

Bereichen, etwa bei der Zulassung von Produkten, ein<br />

hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen.<br />

Illustration: Jörg Block<br />

10 marktmacher 02/2013


orientieren<br />

Foto: Carol Bailey<br />

„Vom freien Handel profitieren<br />

tendenziell alle, sogar die Arbeitnehmer<br />

in der westlichen Welt“,<br />

meint Bhagwati. Aber natürlich<br />

könne nicht jeder Arbeitsplatz<br />

gesichert werden, es werde Branchen<br />

geben, die eher schrumpfen.<br />

Aus genau diesem Grund sind<br />

die Konjunkturexperten der Deutschen<br />

Bank nicht ganz so euphorisch<br />

gestimmt. Sie rechnen damit,<br />

dass bestimmte Wirtschaftszweige<br />

von den Verhandlungen ausgenommen<br />

werden. Denn in ihren Augen<br />

befürchten einige europäische<br />

Nationen, dass Deutschland seinen<br />

wirtschaftlichen Vorsprung innerhalb<br />

der EU im Zuge eines vollumfassenden<br />

Abkommens noch<br />

einmal deutlich ausbaut.<br />

Deshalb hätten einige französische<br />

Politiker schon angedeutet,<br />

dass es Einschränkungen geben<br />

müsse. „Traditionell am meisten<br />

geschützt sind die Landwirtschaft<br />

und die Rüstungsbranche“, erklärt<br />

Deutsche-Bank-Analyst Jochen<br />

Möbert. „Deshalb erwarten wir,<br />

dass es nur ein abgespecktes<br />

Abkommen geben wird, im Wesentlichen<br />

begrenzt auf einige Bereiche<br />

von Industrie und Technologie.“<br />

Ähnlich äuSSert sich auch<br />

Autoexperte Dudenhöffer. „Im<br />

Automobilsektor liegen die beiden<br />

Parteien in einigen Punkten so weit<br />

auseinander, dass eine komplette<br />

Anpassung der Märkte sehr unwahrscheinlich<br />

ist.“ Allein beim<br />

Thema CO 2<br />

-Ausstoß gebe es völlig<br />

unterschiedliche Ansichten. „Schon<br />

innerhalb der EU wird immer noch<br />

nach einem Konsens gesucht. Und<br />

die Amerikaner wollen ihre wenig<br />

umweltfreundlichen Pick-ups erst<br />

recht vor zu strengen Auflagen<br />

schützen.“ Dennoch befürwortet er<br />

die TTIP-Pläne. „Wenn künftig Zölle<br />

@<br />

Links<br />

zum Thema:<br />

Studie des Ifo-Instituts<br />

zum TTIP:<br />

http://bit.ly/TTIPifo<br />

Handelsstudie des<br />

Centre for Economic<br />

Policy Research:<br />

http://bit.ly/CEPRstudy<br />

und bürokratische Hürden zwischen USA und EU wegfallen,<br />

wäre das ein großer Vorteil für den Automobilsektor.“<br />

Künftig könne der internationale Werksverbund der<br />

Autobauer besser genutzt werden. Dudenhöffer: „Fahrzeuge,<br />

die in Deutschland produziert werden, lassen sich<br />

deutlich einfacher und kostengünstiger in den USA<br />

verkaufen. Zudem könnte der Fahrzeug- und Teilehandel<br />

künftig viel unbürokratischer erfolgen.“<br />

400.000<br />

Arbeitsplätze würden in der EU durch eine<br />

transatlantische Freihandelszone<br />

entstehen. Der Beschäftigungszuwachs in<br />

den USA wäre geringer. Der Rest der Welt<br />

dürfte etwa 240.000 Jobs verlieren.<br />

Gewaltige Auswirkungen hätte ein erfolgreiches<br />

TTIP-Abkommen sicherlich auch auf globale Logistik-<br />

Konzerne, deren Transportvolumen deutlich steigen<br />

dürfte. UPS-Manager Sportolari rechnet vor, dass über<br />

einen Zeitraum von zehn Jahren 131 Millionen Pakete<br />

hinzukämen. Entsprechend wird in Drehscheiben für<br />

internationale Luftfracht investiert – sie sollen helfen, den<br />

wachsenden Warenverkehr zwischen den USA und Europa<br />

zu handhaben.<br />

Dann könnte auch Winzer Lingenfelder seine von<br />

US-Kunden im Internet georderten Weinflaschen mit<br />

optisch ansprechenden Etiketten ohne Warnhinweise<br />

versehen und per Paket über den großen Teich schicken.<br />

* Die Autoren sind Redakteure der „WELT“ und der „WELT am SONNTAG“<br />

»Zu dem neuen westlichen<br />

Block demokratischer Nationen<br />

wird es in nächster Zeit weltweit<br />

kein adäquates Gegengewicht<br />

geben.«<br />

Richard Rosecrance, Professor an der Harvard University<br />

marktmacher 02/2013 11


orientieren<br />

WIE DIE <strong>FREIHANDEL</strong>SZONE<br />

DIE WELT VERÄN<strong>DER</strong>T<br />

Im transatlantischen Wirtschaftsraum entfallen Zölle, aber auch viele andere<br />

Handelshemmnisse. Dies kommt nicht nur zahlreichen Branchen zugute,<br />

sondern auch den Bürgern zu beiden Seiten des Atlantiks.<br />

AKTUELLE WIRTSCHAFTSDATEN<br />

USA<br />

EU<br />

Wirtschaftswachstum<br />

BIP (Veränderung in Prozent, real)<br />

1,8<br />

2,2<br />

2,6<br />

1,9<br />

2011 2012 2013 2014*<br />

Wirtschaftswachstum<br />

BIP (Veränderung in Prozent, real)<br />

1,4<br />

1,2<br />

-0,6 -0,4<br />

2011<br />

2012 2013<br />

2014*<br />

Arbeitslosenquote<br />

2010<br />

2011<br />

2012<br />

Arbeitslosenquote<br />

2010<br />

2011<br />

2012<br />

9,6%<br />

8,9%<br />

8,1%<br />

9,6%<br />

9,5%<br />

10,1%<br />

Exporte in die EU<br />

Volumen in Mrd. Euro<br />

205,2<br />

300<br />

250<br />

200<br />

2005 2012 150<br />

Exporte in die USA<br />

Volumen in Mrd. Euro<br />

300<br />

250<br />

291,9<br />

200<br />

2005 2012 150<br />

* Prognose. Quelle: Germany Trade & Invest 2013, Handelsblatt, Eurostat<br />

ENTWICKLUNGSLÄN<strong>DER</strong> HOLEN BEIM HANDEL AUF<br />

Entwicklung 1950 bis 2012 in Prozent des Welthandels<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

Entwicklungsländer<br />

EU und USA<br />

Andere<br />

10<br />

0<br />

1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010<br />

Quelle: UNCTADstat, DB Global Market Research<br />

»Die Wirtschaft beiderseits<br />

des Atlantiks kann wachsen<br />

und Arbeitsplätze schaffen.«<br />

US-Präsident<br />

Barack Obama<br />

IMPULSE FÜR EUROPAS PRODUKTE<br />

UND DIENSTLEISTUNGEN<br />

Eine transatlantische Partnerschaft bietet Autoherstellern den größten<br />

Vorteil. Beim Export in die USA profitiert insbesondere der Maschinenbau.<br />

Relativer Vorteil<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Metalle<br />

Autos<br />

verarbeitete<br />

Lebensmittel<br />

Versicherungen<br />

Chemikalien<br />

geschäftl.<br />

Dienstleistungen<br />

Maschinen<br />

2 4 6 8 10 12 14 16 18<br />

Relativer Zuwachs des Exports in die USA<br />

Indexwerte. Quelle: Centre for Economic Policy Research, London, 2013<br />

12 marktmacher 01/2013 02/2013


orientieren<br />

VERÄN<strong>DER</strong>UNG DES REALEN<br />

PRO-KOPF-EINKOMMENS<br />

Die potenziellen Wohlfahrtseffekte des<br />

Freihandels sind beachtlich: In Europa<br />

steigt das Pro-Kopf-Einkommen langfristig<br />

an, in Großbritannien um bis zu 9,7 Prozent.<br />

In den USA liegt das Plus bei 13,4 Prozent.<br />

Dafür dürften die Einkommen in Australien,<br />

Brasilien oder Kanada sinken.<br />

9,7<br />

-3,9<br />

4,7<br />

7,3<br />

3,7<br />

6,2<br />

-2,1<br />

2,6<br />

4,9<br />

4,6<br />

6,6<br />

-2,5<br />

-2,1<br />

-9,5<br />

-0,5<br />

Positiv:<br />

6,1 bis 13,4<br />

3,1 bis 6,0<br />

0,1 bis 3<br />

Negativ:<br />

-3,0 bis 0<br />

-6,0 bis -3,1<br />

-9,5 bis -6,1<br />

13,4<br />

-2,6<br />

-1,8<br />

-2,1<br />

-3,5<br />

-3,0<br />

-1,1<br />

-2,8<br />

-2,6<br />

-1,5<br />

-3,2<br />

-1,7<br />

-0,8<br />

-0,4 0,7<br />

-7,4<br />

Quelle: Bertelsmann Stiftung<br />

UMFASSENDE LIBERALISIERUNG HAT MEHR<br />

POTENZIAL ALS EINFACHE ZOLLUNION<br />

In einer völlig liberalisierten Handelszone steigt das Pro-Kopf-Einkommen in<br />

Deutschland um 4,7 Prozent. Eine einfache Zollunion bringt nur 0,2 Prozent.<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

-8<br />

-10<br />

USA<br />

Großbrit.<br />

4,7<br />

0,2<br />

Spanien<br />

Deutschland<br />

Polen<br />

Frankreich<br />

Korea<br />

Völlige Liberalisierung<br />

Einfache Zollunion<br />

China<br />

Indien<br />

Brasilien<br />

Russland<br />

Schweiz<br />

Japan<br />

Australien<br />

Kanada<br />

»Wir wollen ein tiefes und<br />

umfassendes Abkommen<br />

erreichen.«<br />

EU-Handelskommissar<br />

Karel De Gucht<br />

Veränderung des realen Pro-Kopf-Einkommens in Prozent. Quelle: Bertelsmann Stiftung<br />

Infografik: Niko Wilkesmann marktmacher 01/2013 02/2013 13


orientieren<br />

»MANCHE NENNEN<br />

MICH DEN Vor <strong>DER</strong>S-<br />

TEN KÄMPFER FÜR<br />

FREIe märkte«<br />

Der Ökonom Jagdish Bhagwati äußert sich<br />

skeptisch zu einem transatlantischen Pakt –<br />

er favorisiert einen ungehinderten Welthandel.<br />

Die Verhandlungen zur transatlantischen<br />

Handelspartnerschaft TTIP wurden sehr<br />

begrüßt. Was halten Sie von dieser Initiative?<br />

Ich kann die Euphorie nicht ganz teilen.<br />

Denn es geht hier nicht um eine Vereinbarung<br />

mit globalem Fokus wie bei den<br />

Verhandlungen der Welthandelsorganisation<br />

WTO in Doha, der Hauptstadt Katars. Ziel<br />

ist lediglich ein bilaterales Abkommen, das<br />

Dritte ausschließt. Jedoch kann ich die<br />

Politiker gut verstehen: Die Europäer haben<br />

Angst vor einem weiteren Auftrumpfen<br />

Chinas und hoffen, durch ein Bündnis mit<br />

den Vereinigten Staaten die eigene Position<br />

zu stärken. Aber das ist eine Illusion.<br />

Warum das?<br />

Die USA spielen ihr eigenes China-Spiel im<br />

Rahmen der Transpazifischen Handelszone<br />

mit Asien. Die Amerikaner waren einer der<br />

größten Bremser bei den Doha-Gesprächen,<br />

wollten immer mehr Zugeständnisse von<br />

anderen Staaten und haben so die Verhandlungen<br />

zum Scheitern gebracht. US-Präsident<br />

Barack Obama versucht, sich nun mit<br />

zur<br />

person<br />

Professor Jagdish<br />

Bhagwati<br />

ist ein Vordenker<br />

des Freihandels<br />

in Weltpolitik und<br />

Wissenschaft.<br />

Der 79-jährige<br />

Inder führt ein<br />

Expertengremium,<br />

das die<br />

festgefahrenen<br />

Doha-Gespräche<br />

der WTO wieder<br />

in Schwung<br />

bringen soll. Als<br />

Ökonom lehrt er<br />

an der Columbia<br />

University in<br />

New York und<br />

hat zahlreiche<br />

Bestseller zu<br />

freien Märkten<br />

verfasst.<br />

regionalen Handelsinitiativen als Anhänger<br />

des Freihandels zu positionieren.<br />

Was stimmt Sie so skeptisch?<br />

Ich setze mich seit jeher für den reibungslosen<br />

globalen Handel ein, manche nennen<br />

mich den vordersten Kämpfer für freie<br />

Märkte. Aber ich bin für eine freie Welthandelsordnung<br />

unter Einbeziehung<br />

möglichst vieler Staaten. Bilaterale und<br />

regionale Präferenzabkommen unterminieren<br />

dieses Ziel.<br />

Gemäß der WTO sind inzwischen<br />

354 bilaterale Verträge in Kraft. Ist das<br />

die neue Norm im Freihandel?<br />

Ja, ich habe schon lange vor dieser Entwicklung<br />

gewarnt. Denn solche Handelsabkommen<br />

haben immer zwei Gesichter:<br />

Sie erhöhen den freien Austausch von<br />

Gütern und Dienstleistungen für die be teilig<br />

ten Länder, erschweren aber den Handel<br />

für Drittstaaten. Daher dienen sie unter<br />

dem Strich nicht dem freien Handel, sondern<br />

errichten neue Barrieren.<br />

14 marktmacher 02/2013


orientieren<br />

Foto: Carsten Koall/Visum<br />

»BESSER EINE TRANSATLANTISCHE FREI-<br />

HANDELSZONE, UM DEN GLOBALEN HANDEL<br />

ZU STIMULIEREN, ALS GAR KEIN ABKOMMEN.«<br />

Aber vielleicht muss man mit bilateralen Abkommen<br />

im Kleinen anfangen, wenn der große Wurf nicht<br />

sofort gelingt.<br />

Das war sicher ein Weg, um am Anfang überhaupt<br />

Schwung in die Welthandelsgespräche zu bringen.<br />

Wenn die Autobahn gesperrt ist, muss man eben die<br />

holprige Landstraße als Umweg nehmen. Aber um es<br />

deutlich zu sagen: Solche bilateralen Vereinbarungen<br />

haben nichts mit Freihandel zu tun.<br />

Sehen Sie dennoch positive Effekte durch die transatlantische<br />

Handelspartnerschaft TTIP?<br />

Wenn wir einmal annehmen, dass die Welthandelsgespräche<br />

endgültig tot sind, dann könnte man geneigt<br />

sein zu sagen: besser eine transatlantische Freihandelszone,<br />

um den globalen Handel zu stimulieren, als<br />

gar kein Abkommen.<br />

Halten Sie ein Welthandelsabkommen<br />

für möglich?<br />

Die WTO wurde geschwächt,<br />

weil Obama keine aktive Führungsrolle<br />

bei den Gesprächen<br />

eingenommen hat. Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel und<br />

der britische Premierminister<br />

David Cameron haben immerhin<br />

eine Expertengruppe ernannt,<br />

die ausloten soll, wie die Hindernisse<br />

der Doha-Runde aus<br />

dem Weg geräumt werden<br />

können. Als ein Vorsitzender<br />

dieses Gremiums wundere ich<br />

mich allerdings schon darüber,<br />

dass Europa nun eine transatlantische<br />

Partnerschaft forciert,<br />

anstatt Amerika bei den globalen<br />

Handelsgesprächen zum<br />

Einlenken zu bewegen.<br />

Aber vielleicht spiegelt sich<br />

darin die Furcht vieler Bürger,<br />

im globalen Wettbewerb mit<br />

China und anderen Schwellenländern<br />

nicht mehr mithalten<br />

zu können …?<br />

Natürlich kann Deutschland mit China,<br />

Brasilien oder Indien konkurrieren. Das zeigt die Exportentwicklung.<br />

Auch Amerikas Ausfuhren haben sich gut<br />

entwickelt. Zudem steht sich Indien mit mangelnden Reformen<br />

selbst im Weg, und China gehen die billigen Arbeitskräfte<br />

aus. Pessimismus im Westen ist fehl am Platz.<br />

Was sind die Segnungen einer Welt ohne Handelsschranken?<br />

Vom freien Handel profitieren tendenziell alle, sogar die<br />

Arbeitnehmer in der westlichen Welt. Aber natürlich<br />

kann nicht jeder Arbeitsplatz gesichert werden, es wird<br />

Branchen geben, die eher schrumpfen. Um die Akzeptanz<br />

nicht zu verlieren, müssen unerwünschte Härten<br />

abgepuffert werden.<br />

Interview: Holger Zschäpitz, nando sommerfeldt<br />

Redakteure der „WELT“ und „WELT am SONNTAG“<br />

marktmacher 02/2013 15


orientieren<br />

neue chancen<br />

1 für den westen<br />

DEM ABENDLAND WURDE schon häufiger der<br />

Untergang prophezeit. Doch bislang ist es nicht so<br />

gekommen. Mehr noch: Aus der Transatlantic<br />

Trade and Investment Partnership, kurz TTIP,<br />

ergeben sich für den „Westen“ neue Wachstums-<br />

MÖGLICHE<br />

ANSÄTZE FÜR<br />

PRIVATANLEGER<br />

In Europa wie den USA profitieren<br />

Unternehmen von der transatlantischen<br />

Freihandelszone. Ausgesuchte Branchen<br />

versprechen sich einen Wachstumsschub.<br />

Schon jetzt können sich Anleger entsprechend<br />

positionieren.<br />

3 dividenden<br />

im fokus<br />

WENN DANK <strong>DER</strong> TRANSATLANTISCHEN Freihandels<br />

zone die Gewinne börsengehandelter Unternehmen<br />

wachsen, kommt dies den Anteilseignern zugute. Ein<br />

möglicher Fokus von Anlegern ist dabei, wie verlässlich<br />

und in welcher Höhe Dividenden gezahlt werden.<br />

16 marktmacher 02/2013 Containerfracht findet via Truck ihren Weg zum Ziel.


perspektiven. Ein Gradmesser werden globale Aktienindizes<br />

sein – der Dow Jones Global Titans 50 beispielsweise<br />

setzt sich zu mehr als 90 Prozent aus<br />

europäischen und US-Werten zusammen. Auch den<br />

rund 1.600 Titel starken MSCI World dominieren westliche<br />

Aktien – rund 50 Prozent stammen aus den USA,<br />

knapp 30 Prozent aus Europa. Um die Aktienmärkte<br />

beider Regionen getrennt zu betrachten, bieten sich der<br />

Dow Jones Industrial Average und der Euro STOXX 50<br />

an. Die beiden Indizes sind auch die Basiswerte für eine<br />

Vielzahl verbriefter Derivate. Besonders der europäische<br />

Leitindex ist eines der beliebtesten Underlyings<br />

überhaupt: An der <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong> wurden allein im<br />

August 2013 bei derivativen Anlageprodukten auf den<br />

Euro STOXX 50 Kundenorders im Volumen von mehr als<br />

200 Millionen Euro ausgeführt.<br />

2 branchen<br />

im aufwind<br />

EIN REIBUNGSLOSERER Handel dürfte sich besonders<br />

positiv auf die klassischen Globalisierungsbranchen<br />

auswirken. Dazu zählt natürlich die Logistik, die<br />

das höhere Handelsvolumen über den Atlantik abwickelt.<br />

Aber auch exportorientierte Branchen wie der<br />

Maschinenbau oder die Automobilbranche profitieren<br />

direkt von einheitlichen Standards, geringeren Handelsbarrieren<br />

und weniger Wettbewerb mit Firmen, die<br />

außerhalb der TTIP-Zone beheimatet sind. Hier bieten<br />

Exchange Traded Funds (ETFs) die Möglichkeit, breit<br />

gestreut zu investieren: Zur europäischen Automobilindustrie<br />

und ihren Zulieferern sind vier dieser börsengehandelten<br />

Indexfonds an der <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong> handelbar.<br />

Wer ein Investment noch weiter fassen möchte, hat<br />

zwölf ETFs mit Bezug zu Europas Industrieunternehmen<br />

Die Produktfinder der<br />

zur Auswahl. Laut der Unternehmensberatung <strong>Börse</strong> McKinsey<br />

bietet die Freihandelszone zudem auch produkt-finder Chancen für<br />

<strong>Stuttgart</strong>:<br />

www.boerse-stuttgart.de/<br />

Finanzdienstleister. Zwar dürfte die einheitliche Regulierung<br />

der Finanzmärkte bei den TTIP-Verhandlungen<br />

ein Zankapfel werden. Andererseits entstehen mit dem<br />

größeren Handelsraum wohl auch neue Unternehmensstrukturen,<br />

die das Geschäft mit Fusionen, Übernahmen<br />

oder Finanzierungen ankurbeln könnten. Neben Einzelaktien<br />

sind an der <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong> neun ETFs gelistet,<br />

die den Bankensektor in Europa abdecken.<br />

Die Produkt-Finder der<br />

<strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong>:<br />

www.boerse-stuttgart.de/<br />

produkt-finder<br />

Unternehmen, die schon heute regelmäßig ausschütten,<br />

könnten künftig auch ihre freihandelsbedingten Gewinne<br />

an die Aktionäre weiterreichen. Bei der Betrachtung von<br />

Einzelaktien können hier Kennzahlen wie Dividendenrendite,<br />

Ausschüttungsquote oder jährlicher Dividendenzuwachs<br />

herangezogen werden. Für ein Investment in eine<br />

Auswahl an Dividendentiteln aus den USA und Europa<br />

steht an der <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong> mehr als ein Dutzend aktiv<br />

gemanagter Investmentfonds zur Verfügung. Daneben<br />

gibt es auch 15 ETFs, die sich auf Dividendenindizes aus<br />

der künftigen Freihandelszone beziehen – etwa auf die<br />

Index-Familie der „Standard & Poor’s Dividend Aristocrats“.<br />

Diese Indizes werden für die USA, Großbritannien<br />

und die Euro-Zone berechnet – enthalten sind jeweils nur<br />

Unternehmen, die über Jahrzehnte gleichbleibende oder<br />

steigende Dividenden ausgeschüttet haben.<br />

Foto: Paul Giamou /gettyimages<br />

marktmacher 02/2013 17


handeln<br />

Kupfer zählt als<br />

hervorragender<br />

elektrischer Leiter<br />

zu den besonders<br />

gefragten Industriemetallen.<br />

am Puls der Industrie<br />

Wertpapiere mit Bezug zu Industriemetallen sind eine mögliche<br />

Erweiterung des Investmentspektrums. Allerdings folgt der Markt<br />

für Kupfer, Aluminium oder Zink ganz eigenen Gesetzen.<br />

@<br />

London Metal<br />

Exchange:<br />

www.lme.com<br />

Diese Aussage hat es in sich: „Schutz für<br />

Privatanleger gibt es nicht.“ Eindeutiger kann<br />

es Jochen Stanzl, Rohstoffexperte der <strong>Börse</strong>-<br />

Go AG in München, kaum ausdrücken. Er<br />

spricht vom Markt für Industriemetalle. Wenn<br />

Stanzl warnt, meint er freilich nicht die Preisfeststellung<br />

an der <strong>Börse</strong> – die läuft den Regelwerken entsprechend<br />

so fair wie bei anderen Anlageklassen auch. Wovon er<br />

redet, ist die längerfristige Preisentwicklung: Diese<br />

einzuschätzen erfordert ein tieferes Verständnis für den<br />

Markt und seine Mechanismen.<br />

Zu den wichtigsten Industriemetallen zählen neben<br />

Eisen vor allem Aluminium, Kupfer, Blei, Nickel und Zink.<br />

Ohne diese Rohstoffe wären ganze Branchen nicht denkbar:<br />

der Maschinenbau, die Automobil-<br />

und die Elektroindustrie<br />

oder die Baubranche. Kupfer<br />

beispielsweise ist ein hervorragender<br />

elektrischer Leiter und<br />

Wärmetauscher, ohne Nickel gäbe<br />

es keinen Edelstahl, ohne Zink<br />

keinen Korrosionsschutz.<br />

Gehandelt werden die Metalle<br />

vor allem an der London Metal<br />

Exchange, kurz LME, der weltgrößten<br />

Metallbörse. Privatanlegern ist<br />

dieser Marktzugang verwehrt: Sie<br />

Foto: ChinaFotoPress/laif<br />

18 marktmacher 02/2013


handeln<br />

Foto: <strong>Börse</strong>Go AG<br />

können über börsengehandelte<br />

Wertpapiere investieren, die sich<br />

auf Industriemetalle beziehen.<br />

Gleichzeitig werden auch sogenannte<br />

Körbe oder Baskets als<br />

Basis herangezogen, die mehrere<br />

Industriemetalle umfassen und<br />

somit für eine gewisse Streuung<br />

sorgen.<br />

An der <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong> sind<br />

rund 35 Exchange Traded Commodities,<br />

kurz ETCs, mit Bezug zu<br />

Industriemetallen gelistet. Zudem<br />

sind mehr als 2.200 verbriefte<br />

Derivate auf diese Metalle handelbar,<br />

darunter Anlageprodukte wie<br />

Index-, Bonus- und Discountzertifikate,<br />

aber auch Hebelprodukte wie<br />

Optionsscheine. Basiswerte für all<br />

diese Finanzinstrumente sind in der<br />

Regel Terminkontrakte, die sogenannten<br />

Futures, die den Preis für<br />

das jeweilige physische Metall<br />

abbilden. Aus dem Verlauf des<br />

Futures ergibt sich dann die Kursentwicklung<br />

der Wertpapiere – je<br />

nach deren Ausgestaltung im<br />

Verhältnis 1:1, aber auch gehebelt,<br />

entgegengesetzt oder mit einem<br />

speziellen Auszahlungsprofil. In<br />

<strong>Stuttgart</strong> ist das Handelsvolumen<br />

beim Basiswert Kupfer am größten,<br />

mit Abstand folgen Papiere auf<br />

Nickel und Aluminium.<br />

Was Industriemetalle als<br />

Anlageklasse zur Herausforderung<br />

macht, ist die Informationslage,<br />

denn der Markt ist relativ intransparent.<br />

Wer beispielsweise in eine<br />

Aktie investiert oder diese als<br />

Basiswert eines Zertifikats heranzieht,<br />

kann sich laufend über die<br />

Ertragslage des Unternehmens,<br />

neue Produkte und die Geschäftsstrategie<br />

informieren. Bei besonderen<br />

Ereignissen sind Ad-hoc-Meldungen<br />

gesetzlich vorgeschrieben,<br />

es gibt Insiderregularien.<br />

Kupfer<br />

Mit dem Beitritt<br />

Chinas zur<br />

Welthandelsorganisation<br />

WTO<br />

entstand Anfang<br />

der 2000er-Jahre<br />

ein Angebotsdefizit<br />

– die<br />

Preise stiegen,<br />

und Kupferminen<br />

begannen,<br />

ihre Kapazitäten<br />

anzupassen.<br />

Ende Januar<br />

2011 war die<br />

Kletterpartie bei<br />

gut 10.000 US-<br />

Dollar je Tonne<br />

vorbei – heute<br />

kostet das Metall<br />

etwa 7.300<br />

US-Dollar. Jetzt<br />

zeichnet sich ein<br />

Angebotsüberschuss<br />

ab, zumal<br />

die Konjunktur in<br />

den Schwellenländern<br />

schwächelt.<br />

Jochen Stanzl,<br />

Rohstoffexperte der<br />

<strong>Börse</strong>Go AG<br />

Bei Industriemetallen ist das anders – das Verhalten<br />

von Produzenten und Abnehmern des physischen Rohstoffs<br />

bestimmt das Geschehen und ist nur schwer zu<br />

durchschauen. „Es gibt immer Marktteilnehmer, die mehr<br />

wissen als andere und entsprechend handeln“, so Stanzl.<br />

Auf der Angebotsseite stehen zunächst Minen und<br />

Schmelzereien. Bei großen Gesellschaften, die vielfach<br />

auch börsennotiert sind, ist eine gewisse Transparenz<br />

gegeben. Wer sich eingehend informiert, erfährt, wo in<br />

Australien die Produktion ausgebaut wird, wo es nach dem<br />

Konkurs einer Mine Engpässe in Indonesien gibt oder wo<br />

in Brasilien eine neue Lagerstätte erschlossen wird.<br />

Wirklich schwierig aber wird es bei den Lagerbeständen,<br />

denn diese bilden einen ganz wesentlichen Teil des<br />

Angebots. Wie viel Tonnen Metall weltweit in Hallen<br />

liegen, weiß niemand genau – mehr als Schätzungen von<br />

Marktforschungsinstituten gibt es hierzu nicht.<br />

Hinzu kommt, dass sich seit zehn Jahren auch US-<br />

Großbanken in diesem Rohstoffmarkt engagieren und<br />

große physische Bestände lagern. Allerdings hat die<br />

US-Wertpapieraufsicht Securities and Exchange Commission<br />

(SEC) erwogen, den Banken hierfür höhere Transparenzstandards<br />

aufzuerlegen oder ihnen den physischen<br />

Handel sogar wieder zu verbieten. Mehrere Finanzinstitute<br />

haben daraufhin angekündigt, sich aus diesem<br />

Geschäftsfeld zurückzuziehen oder seinen Umfang zu<br />

reduzieren – eine Art von Information, die für andere<br />

Anleger in diesem Segment bedeutend ist. Denn werden<br />

diese Pläne umgesetzt, müssen sich die Banken von ihren<br />

Beständen trennen und sie auf dem Markt veräußern. Ein<br />

zwischenzeitliches Überangebot könnte die Folge sein<br />

– mit entsprechendem Druck auf die Preise.<br />

Ebenso schwierig einzuschätzen wie die Angebotsseite<br />

ist das kurzfristige Nachfrageverhalten der Marktteilnehmer.<br />

„Wenn ein Einkäufer eine außergewöhnlich große<br />

Order aufgibt, ist das schwierig nachzuvollziehen, denn es<br />

gibt keine Ad-hoc-Pflicht“, erklärt Stanzl. Überhaupt rät<br />

der Münchner Experte interessierten Privatanlegern<br />

»DIE PREISE FÜR INDUSTRIE-<br />

METALLE PENDELN UM IHREN<br />

LANGJÄHRIGEN DURCHSCHNITT.<br />

IHR VERLAUF SOLLTE IN <strong>DER</strong><br />

LANGFRISTIGEN PERSPEKTIVE<br />

BETRACHTET WERDEN.«<br />

marktmacher 02/2013 19


handeln<br />

Berg-und-Tal-Fahrt<br />

Kursverlauf wichtiger Industriemetalle von August 2007 bis August 2013<br />

USD/Tonne (Alum./Zink)<br />

3.500<br />

3.000<br />

2.500<br />

2.000<br />

1.500<br />

1.000<br />

August<br />

2007<br />

August<br />

2009<br />

Kupfer<br />

Aluminium<br />

Zink<br />

August<br />

2011<br />

USD/Tonne (Kupfer)<br />

August<br />

2013<br />

12.000<br />

10.000<br />

8.000<br />

6.000<br />

4.000<br />

2.000<br />

davon ab, anhand der kurzfristigen Nachrichtenlage zu<br />

agieren. Erstens, weil institutionelle Investoren dank ihrer<br />

Anbindung an internationale Nachrichtenagenturen meist<br />

einen Informationsvorsprung haben und die Nachricht<br />

längst eingepreist ist, wenn sie den Anleger erreicht. Und<br />

zweitens, weil es nicht einfach ist, die Bedeutung von<br />

Nachrichten korrekt einzuschätzen.<br />

Wer kurzfristig auf Tages- oder Wochensicht handeln<br />

möchte, kommt nach Ansicht von Stanzl nicht an Charttechnik<br />

vorbei, denn so „kann man wenigstens gewissen<br />

Standardmustern folgen“. Wenn also eine kursbewegende<br />

Neuigkeit herauskommt, ist es interessant zu schauen, ob<br />

damit ein charttechnisches Signal einhergeht.<br />

Wer hingegen mittel- oder längerfristig investiert, kann<br />

andere Faktoren in den Blick nehmen. Den technischen<br />

Fortschritt zum Beispiel: Würden etwa Automobilhersteller<br />

in großem Stil von Aluminium auf Karbon-Bauweise umstellen,<br />

hätte das erhebliche Folgen für den Aluminiumpreis.<br />

Bei einem längeren Zeithorizont sollten Anleger von<br />

ihrer Erwartung überzeugt sein und die erheblichen<br />

Kursschwankungen aushalten können, die bei Industriemetallen<br />

zu beobachten sind (s. „Berg-und-Tal-Fahrt“).<br />

Bestimmend für den generellen Preistrend sind vor allem<br />

der Investitionszyklus der Minen und die allgemeine<br />

Konjunktur. „Ein Rohstoffzyklus verläuft in der Regel über<br />

zehn bis 15 Jahre, manchmal länger“, erklärt Hubertus<br />

Bardt, Rohstoffexperte am Institut der deutschen Wirtschaft<br />

in Köln.<br />

Wer in Industriemetalle<br />

investiert, muss sich auf starke<br />

Kursbewegungen einstellen.<br />

Für kurzfristig orientierte Trader<br />

können sie eine interessante<br />

Herausforderung darstellen.<br />

Wer längerfristig denkt, sollte<br />

von seiner Investmentidee<br />

überzeugt sein, um zwischenzeitliche<br />

Gegenbewegungen<br />

aushalten zu können. Zudem<br />

zeigen die drei Kurven, wie<br />

stark sich die Kursverläufe der<br />

Metalle ähneln.<br />

Quellen: Statistisches Bundesamt,<br />

Ifo-Konjunkturtest<br />

Aluminium<br />

Bei diesem<br />

Industriemetall<br />

gibt es<br />

einen Angebotsüberschuss,<br />

weil China sich<br />

autark mit dem<br />

beispielsweise<br />

im Fahrzeugbau<br />

eingesetzten<br />

Metall versorgen<br />

kann – das Land<br />

ist reichlich mit<br />

dem Ausgangsstoff<br />

Tonerde<br />

ausgestattet.<br />

Zudem subventioniert<br />

China<br />

die Aluminiumherstellung.<br />

Der<br />

Preis befindet<br />

sich seit April<br />

2011 in einem<br />

Abwärtstrend<br />

und notierte Mitte<br />

2013 bei etwa<br />

1.800 US-Dollar<br />

je Tonne.<br />

Der aktuell nach Einschätzung<br />

vieler Marktteilnehmer auslaufende<br />

Bullenmarkt beispielsweise begann<br />

um die Jahrtausendwende, als<br />

China sich aufmachte, zur Werkbank<br />

der Welt zu werden. Die<br />

Nachfrage aus dem Reich der Mitte<br />

wuchs, ein Unterangebot bestimmte<br />

den Markt. Minen begannen, ihre<br />

Kapazitäten auszubauen, was viele<br />

Jahre Zeit in Anspruch nahm.<br />

Heute deckt China 40 Prozent<br />

der Weltnachfrage an Industriemetallen<br />

ab, aber jetzt wendet sich<br />

offenbar der Trend: Die chinesische<br />

Regierung legt weniger Gewicht auf<br />

Wachstumsförderung, die Konjunktur<br />

zeigt sich weniger robust. Auch in<br />

den übrigen Schwellenländern trübt<br />

sich die wirtschaftliche Lage ein.<br />

Selbst eine anziehende US-Konjunktur<br />

dürfte die geringere Nachfrage<br />

kaum voll ausgleichen können.<br />

Damit steht der Markt für<br />

Industriemetalle vor einer Überversorgung.<br />

Wieder wird es Jahre<br />

dauern, bis sich das Angebot durch<br />

Minenschließungen und den Abbau<br />

von Lagerbeständen angepasst hat.<br />

Ein Bärenzyklus beginnt, der bis zu<br />

15 Jahre dauern kann.<br />

Dieses große Ganze sollten<br />

Anleger bei ihrem Investment immer<br />

im Blick haben, rät Rohstoffexperte<br />

Stanzl. So sei etwa für eine mittelfris<br />

tig auf steigende Preise setzende<br />

Strategie innerhalb eines Bärenmarkts<br />

besonderes Durchhaltevermögen<br />

nötig. Einen anderen Faktor<br />

können Anleger bei Industriemetallen<br />

dagegen getrost vernachlässigen:<br />

Eine grundsätzliche Verknappung<br />

der Rohstoffe spielt derzeit<br />

keine Rolle bei der Preisbildung.<br />

„Es stecken noch genügend Erze im<br />

Boden“, bringt es Stefan Bielmeier,<br />

Chefvolkswirt der DZ Bank in<br />

Frankfurt, auf den Punkt. <br />

<br />

CARSTEN MICHAEL<br />

20 marktmacher 02/2013


handeln<br />

PUNKTGENAU Filtern<br />

Weltweit werden rund 67.000 Aktien gehandelt,<br />

an der <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong> knapp 7.000 Werte aus<br />

dem In- und Ausland. Ein schrittweises<br />

Vorgehen hilft, passende Titel auszuwählen.<br />

@<br />

Der Aktien-Finder<br />

der <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong>:<br />

www.boerse-stuttgart.de/<br />

aktien-finder<br />

Welche Aktie steht im Fokus, ist<br />

günstig bewertet oder hat noch<br />

Potenzial? Für den Vermögensverwalter<br />

Max Schott gehört<br />

die Wahl des richtigen Wertpapiers<br />

zum Tagesgeschäft. Dabei hat er in der<br />

Regel eine längerfristige Perspektive im Blick.<br />

Sein generell gemeinter Tipp: „Bei Aktien sollte<br />

man von einem Anlagehorizont zwischen sieben<br />

und zehn Jahren ausgehen.“ Daneben sei es aus<br />

Gründen der Risikostreuung stets angeraten,<br />

sein Portfolio zu diversifizieren, „wenn möglich<br />

mit 25 bis 50 Titeln“.<br />

Wenn es um konkrete Investments geht, ist<br />

für Schott zunächst die Corporate Governance<br />

der Aktiengesellschaft ein wichtiges Kriterium:<br />

Die Unternehmensführung sollte im Hinblick auf<br />

den Vorstand und Kontrollgremien wie den<br />

Aufsichtsrat hohen Anforderungen genügen.<br />

„Viele Unternehmen aus Entwicklungs- und<br />

Schwellenländern können dieses Qualitätskriterium<br />

nicht erfüllen“, so Schott.<br />

Der Aktien-Finder<br />

der <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

hilft, Anlagealternativen<br />

einzugrenzen.<br />

Schritt für Schritt<br />

können Interessierte<br />

über Kriterien wie<br />

Region, Kurs-Gewinn-<br />

Verhältnis und<br />

Dividendenrendite<br />

zum Ziel kommen.<br />

Das Online-Tool filtert<br />

die Titel heraus – vom<br />

Blue Chip bis zum<br />

Nebenwert.<br />

Wer selbst Aktien auswählen möchte,<br />

erhält Unterstützung auf der Internetseite der<br />

<strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong>: Mit einem Aktien-Finder<br />

können Interessierte über eine interaktive<br />

Weltkarte beispielsweise die Anlageregion<br />

festlegen, die Branche bestimmen und die<br />

Höhe der gewünschten Dividendenrendite<br />

vorgeben. Das Online-Werkzeug bietet so eine<br />

einfache Möglichkeit, eine sinnvolle Vorauswahl<br />

zu treffen. Auf dieser Basis fällt dann die<br />

Entscheidung leichter, welche Titel am vielversprechendsten<br />

sind und am besten zur eigenen<br />

Anlagestrategie passen. Gian Hessami<br />

Foto: <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

Weiterhin legt der Experte viel Wert darauf,<br />

dass der einwandfreie Handel mit den Papieren<br />

eines Unternehmens jederzeit gesichert ist.<br />

„Für die Liquidität am Markt ist der Anteil des<br />

Streubesitzes ein erster Anhaltspunkt“, sagt<br />

Schott.<br />

Weitere fundamentale Daten wie Cashflow,<br />

Hö he der Pensionsverpflichtungen und Konstanz<br />

von Dividendenzahlungen spielen ebenfalls eine<br />

wichtige Rolle. Auch lohnt sich ein Blick auf<br />

Markt kenn zah len wie Volatilität. „Aktien, deren<br />

Kurse sehr stark schwanken, sollten nur nach<br />

besonders eingehender Prüfung ins Portfolio<br />

aufgenommen werden“, empfiehlt Schott.<br />

marktmacher 02/2013 21


handeln<br />

RISIKEN AKTIV<br />

BEGRENZEN<br />

Anleger können ihr Portfolio mit ETFs auf<br />

unkomplizierte Weise gegen Kurseinbrüche<br />

absichern – Short- und Volatilitätsprodukte<br />

machen es möglich.<br />

Die alte <strong>Börse</strong>nregel, nicht alle Eier in einen<br />

Korb zu legen, bringt es auf den Punkt: Wer in<br />

viele verschiedene Werte investiert, verringert<br />

sein Verlustrisiko und sorgt für mehr Stabilität<br />

im Depot. Besonders einfach geht dies mit<br />

Exchange Traded Funds (ETFs): Die passiven, börsengehandelten<br />

Fonds bilden jeweils einen ganzen Index ab und<br />

sorgen so von vornherein für eine gewisse Streuung.<br />

Neben der langfristigen Strukturierung des Portfolios<br />

ermöglichen ETFs aber auch ein kurzfristigeres, aktives<br />

Risikomanagement. Schließlich lassen sich die Papiere<br />

täglich fortlaufend handeln und erlauben so schnelle<br />

Reaktionen auf aktuelle Marktentwicklungen. Mit speziellen<br />

ETF-Varianten können erfahrene Anleger ihr Depot<br />

gegen Korrekturen an den Aktienmärkten absichern.<br />

Damit ist natürlich kein Rundumschutz gemeint, denn der<br />

wäre bei vertretbarem Aufwand nicht umsetzbar. Vielmehr<br />

geht es darum, Verluste abzupuffern.<br />

Eine Absicherungsmöglichkeit sind sogenannte<br />

Short-ETFs. Mit ihnen erzielen Anleger in fallenden Märkten<br />

Gewinne. „Die Papiere entwickeln sich auf täglicher<br />

Basis spiegelverkehrt zur Wertentwicklung der zugrunde<br />

liegenden Indizes“, erklärt Michael Görgens, Leiter des<br />

Fonds- und Anleihenhandels an der <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong>. Fällt<br />

beispielsweise der DAX um drei Prozent, steigt der Kurs<br />

eines Short-ETFs auf den deutschen Leitindex um drei<br />

Prozent. So können sich Anleger taktisch gegen eine<br />

Marktschwäche absichern, ohne ETFs oder Aktien aus<br />

ihrem Depot verkaufen zu müssen.<br />

Allerdings ist bei Short-ETFs eine Besonderheit zu<br />

beachten: Werden sie länger gehalten, kann es wegen der<br />

Ordertypen<br />

Eine Positionierung<br />

mit Blick<br />

auf Kurseinbrüche<br />

erlauben<br />

intelligente<br />

Ordertypen.<br />

Etwa die One-<br />

Cancels-Other-<br />

Order: Hier kann<br />

der Anleger<br />

einen ETF mit<br />

einem Stop Loss<br />

unterhalb des<br />

aktuellen Kurses<br />

versehen und<br />

zugleich ein<br />

oberes Verkaufslimit<br />

definieren,<br />

bei dem Gewinne<br />

realisiert werden<br />

sollen.<br />

täglichen Anpassung zu Verzerrungen<br />

kommen. Dann weicht die<br />

Wertentwicklung des Short-ETFs von<br />

der Entwicklung des zugrunde<br />

liegenden Indexes ab. Vorteilhaft für<br />

den Anleger sind solche Abweichungen<br />

nur bei stabilen, länger<br />

andauernden Abwärtstrends. In<br />

anderen Marktlagen sollten Short-<br />

ETFs eher nur kurz gehalten werden.<br />

„Die Absicherung mit Short-<br />

ETFs lässt sich flexibel gestalten,<br />

denn die Papiere werden an der<br />

<strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong> börsentäglich von 8<br />

bis 22 Uhr gehandelt“, so Görgens.<br />

Anleger können also die Absicherung<br />

ihres Depots jederzeit wieder<br />

auflösen, wenn eine Korrektur zu<br />

enden scheint oder sich ihre<br />

Markteinschätzung geändert hat.<br />

„Short-ETFs sind bei den Anlegern<br />

in den vergangenen Jahren immer<br />

beliebter geworden“, weiß Görgens.<br />

Wie intensiv die Investoren die<br />

Produkte nutzen, zeigen Zahlen zum<br />

Handel an der <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong>. So<br />

war beispielsweise Ende August ein<br />

Short-ETF auf den DAX mit 100<br />

Trades innerhalb einer Woche der<br />

meistgehandelte passive Indexfonds.<br />

Derzeit sind rund 50 Short-ETFs an<br />

der <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong> gelistet.<br />

Es gibt noch eine andere Möglichkeit,<br />

sich gegen Kursverluste<br />

abzusichern: Mit sogenannten<br />

Vola-ETFs können Anleger auch auf<br />

eine steigende Volatilität setzen.<br />

Dabei handelt es sich um die von<br />

den Marktteilnehmern erwartete<br />

Schwankungsbreite der Kursaus-<br />

22 marktmacher 02/2013


handeln<br />

Gegenläufige Performance<br />

Der Euro STOXX 50 und der zugehörige Volatilitätsindex IVSTOXX entwickeln sich in<br />

etwa entgegengesetzt. Fällt der Aktienindex, steigt der IVSTOXX – und umgekehrt.<br />

Mehr Schwankungsbreite<br />

in Abwärtstrends: Im Juni<br />

2013 ging es mit dem Euro<br />

STOXX 50 steil bergab –<br />

bei deutlich ansteigender<br />

Volatilität, wie der IVSTOXX<br />

zeigt. Von Juli bis Mitte<br />

August kletterte der europäische<br />

Leitindex wieder<br />

nach oben, während sich<br />

der Volatilitätsindikator<br />

auf Talfahrt begab.<br />

IVSTOXX<br />

Euro<br />

STOXX 50<br />

33<br />

2.900<br />

32<br />

31<br />

2.850<br />

2.800<br />

30<br />

2.750<br />

29<br />

2.700<br />

IVSTOXX<br />

28<br />

Euro STOXX 50<br />

2.650<br />

27<br />

26<br />

25<br />

2.600<br />

2.550<br />

2.500<br />

1. Juni 2013 1. Juli 2013 1. August 2013 30. August 2013<br />

Quelle: www.stoxx.com<br />

schläge, die auch implizite Volatilität<br />

genannt wird. Simon Ullrich,<br />

leitender Analyst der Ratingagentur<br />

Scope, erklärt den Zusammenhang<br />

mit der Depotabsicherung: „In der<br />

Regel steigt die implizite Volatilität<br />

überproportional an, wenn die<br />

Aktienkurse fallen.“ In Abwärtsbewegungen<br />

gehe es oft Schlag auf<br />

Schlag nach unten – dies lasse die<br />

Nervosität bei den Marktteilnehmern<br />

steigen. „Anleger, die mit<br />

ihren Investments auf eine steigende<br />

Volatilität setzen, können<br />

daher von fallenden Märkten<br />

profitieren“, so Ullrich.<br />

@<br />

Die intelligenten<br />

Ordertypen<br />

der <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong>:<br />

www.boerse-stuttgart.de/<br />

ordertypen<br />

Der Kauf eines Vola-ETFs ist vor allem dann sinnvoll,<br />

wenn die Schwankungsbreite im Vergleich zu früheren<br />

Werten besonders niedrig ist. Eine niedrige Volatilität<br />

lässt sich am besten mit der sprichwörtlichen „Ruhe vor<br />

dem Sturm“ vergleichen. Brechen die Aktienmärkte ein,<br />

erhöhen sich die Volatilität, der Stand des entsprechenden<br />

Indexes und somit auch der Wert des Vola-ETFs.<br />

Die daraus entstehenden Gewinne können dann die<br />

Verluste des ETF- oder Aktiendepots teilweise auffangen.<br />

Da auch eine schwankungsintensive Aufwärtsbewegung<br />

der Märkte vorkommen kann, ist ein Investment in<br />

Volatilität grundsätzlich marktneutral. Der Absicherungsgedanke<br />

steht jedoch meist im Vordergrund. Dabei sollten<br />

Anleger im Blick haben, dass bei fallender Volatilität auch<br />

der Wert eines Vola-ETFs sinkt.<br />

GIAN HESSAMI<br />

Foto: Barcroft/gettyimages, Peter Himsel<br />

Beim DAX misst der sogenannte<br />

VDAX die Schwankungsbreite, beim<br />

Euro STOXX 50 ist es der IVSTOXX. Mit<br />

ETFs auf solche Volatilitätsindizes<br />

lässt sich sowohl für ETF-Depots als<br />

auch für diversifizierte Aktiendepots<br />

eine kostengünstige Makro-Absicherung<br />

umsetzen. Diese Möglichkeit<br />

war früher vorwiegend institutionellen<br />

Investoren vorbehalten.<br />

»DIE IMPLIZITE VOLATILITÄT<br />

STEIGT, WENN DIE AKTIENKURSE<br />

FALLEN. ANLEGER KÖNNEN<br />

DAHER MIT SOGENANNTEN<br />

VOLA-ETFS VON FALLENDEN<br />

MÄRKTEN PROFITIEREN.«<br />

Simon Ullrich, leitender Analyst bei der Ratingagentur Scope<br />

marktmacher 02/2013 23


handeln<br />

schwer gefragt<br />

Der Trend bei Gold hat sich gedreht: Gut 26 Prozent büßte sein Preis im<br />

ersten Halbjahr 2013 ein. Während viele Edelmetall verkaufen, nutzen<br />

andere den Kursrutsch und decken sich ein – auch mit EUWAX Gold.<br />

Nichts ist langfristig so<br />

wertbeständig wie Gold<br />

– schon im alten Rom<br />

konnte man sich für eine<br />

Unze, das sind gut 31<br />

Gramm, sehr gut einkleiden. Und auch<br />

heute noch ist das bei einem Preis um<br />

1.300 Euro pro Feinunze problemlos<br />

möglich. Vielleicht haben sich viele<br />

Privatanleger gerade wegen des<br />

Werterhalts weiter mit Gold eingedeckt,<br />

als der Preis des Edelmetalls in<br />

der ersten Jahreshälfte 2013 um gut<br />

ein Viertel nachgab und einen günstigeren<br />

Einstieg ermöglichte.<br />

Die Nachfrage nach Gold ist<br />

jedenfalls ungebrochen, wie die Umsatzstatistik<br />

für EUWAX Gold zeigt. Das<br />

Exchange Traded Commodity (ETC) ist<br />

zu 100 Prozent mit physischem Gold<br />

unterlegt und notiert in Euro pro<br />

Gramm. 2013 wurden an der <strong>Börse</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong> an jedem einzelnen Handelstag<br />

mehr dieser ETCs gekauft als<br />

abgestoßen (s. „Privatanleger kaufen<br />

weiter Gold“). Ein Jahr nach der<br />

Markteinführung von EUWAX Gold hat<br />

sich Mitte September 2013 so ein hinterlegter<br />

Bestand von rund 1,6 Tonnen<br />

Gold aufgebaut.<br />

Doch wer sind die Verkäufer, die<br />

den Goldpreis drücken? In erster Linie<br />

haben institutionelle Investoren Goldpositionen<br />

reduziert, beispielsweise<br />

Investmentfonds oder andere Kapitalanlagegesellschaften.<br />

Die Gründe<br />

erläutert Thorsten Pröttel, Rohstoffanalyst<br />

bei der Landesbank Baden-<br />

Württemberg (LBBW): „Beim Gold<br />

ergeben sich Angebot und Nachfrage<br />

aus einem sehr komplexen Interessengeflecht.“<br />

Ausgangspunkt der Preisentwicklung<br />

war nach seiner Beobachtung ein<br />

Rückgang der Nachfrage in Indien,<br />

dem derzeit weltgrößten Importeur von<br />

physischem Gold. Denn dort hat die<br />

Regierung die Importsteuer auf das<br />

Edelmetall in mehreren Schritten stark<br />

erhöht, um die eigene Währung zu<br />

@<br />

Mehr zu EUWAX Gold:<br />

www.euwax-gold.de<br />

»Während institutionelle<br />

Investoren sich in groSSem<br />

Stil von Gold trennten,<br />

ist das Interesse privater<br />

Anleger ungebrochen.«<br />

Rupertus Rothenhäuser,<br />

Geschäftsführer der Boerse <strong>Stuttgart</strong> Securities GmbH<br />

Fotos: <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong>; Daniel Nimmervoll/Fotolia<br />

24 marktmacher 02/2013


handeln<br />

stützen. Der Goldpreis knickte zuerst<br />

Mitte April ein. Der zweite Einbruch<br />

erfolgte im Juni, nach der Ankündigung<br />

der US-Notenbank Fed, langsam<br />

aus ihrer seit Beginn der<br />

Finanzkrise äußerst lockeren Geldpolitik<br />

auszusteigen und damit eine<br />

vorsichtige Zinswende einzuleiten.<br />

Allein in den USA haben Gold-<br />

Fonds daraufhin Positionen in der<br />

Größenordnung von 600 Tonnen<br />

abgegeben. Das Motiv: Bei steigenden<br />

Zinsen sinkt die Attraktivität<br />

von Gold gegenüber anderen<br />

Anlageformen – schließlich wirft<br />

das Edelmetall keinerlei Zinsen ab.<br />

Auch die gut laufenden Aktien märkte<br />

geben den institutionellen Investoren<br />

Anlass, Kapital von Gold in<br />

Aktien umzuschichten. Hinzu<br />

kommt, dass Gold seine Anziehungskraft<br />

als Krisenwährung<br />

teilweise einbüßt, weil die Angst vor<br />

der Euro-Staatsschuldenkrise und<br />

erhöhter Inflation deutlich nachgelassen<br />

hat.<br />

Vor diesem Hintergrund<br />

könnte der Eindruck entstehen,<br />

Privatanleger stünden auf der<br />

falschen Seite. Doch sie sind nicht<br />

die Einzigen, die weiter in Gold<br />

investieren. „Viele Notenbanken<br />

kaufen Gold, zum Beispiel in China,<br />

Südkorea, Mexiko und Russland“,<br />

berichtet Analyst Pröttel. Allein<br />

2012 fragten sie 535 Tonnen Gold<br />

nach, so viel wie seit 50 Jahren<br />

nicht mehr. Und im ersten Quartal<br />

2013 erhöhten sie ihre Goldreserven<br />

nach Angaben des World Gold<br />

Council (WGC) nochmals um mehr<br />

als 109 Tonnen. „Staaten machen<br />

genau das, was auch Privatanleger<br />

tun sollten: Sie diversifizieren ihr<br />

Portfolio“, sagt Rupertus Rothenhäuser,<br />

Geschäftsführer der Boerse<br />

<strong>Stuttgart</strong> Securities GmbH, die<br />

das Wertpapier EUWAX Gold<br />

emittiert.<br />

Privatanleger kaufen weiter Gold<br />

EUWAX Gold hat im Jahresverlauf stetige Zuflüsse verzeichnet.<br />

Der Goldpreis hat sich seit Juli<br />

etwas stabilisiert – dies jedoch<br />

innerhalb eines deutlich fallenden<br />

Trends. Umso auffälliger<br />

ist die Säulengrafik, die für jeden<br />

Handelstag seit Jahresbeginn<br />

das Verhältnis von Käufen<br />

zu Verkäufen bei EUWAX Gold<br />

an der <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong> aufzeichnet:<br />

An jedem Handelstag<br />

wurden mehr ETCs gekauft als<br />

verkauft. Am 31. Januar zum<br />

Beispiel gab es 35-mal mehr<br />

Kauf- als Verkaufsorders, am<br />

19. April sogar 75-mal mehr.<br />

Quellen: <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong>;<br />

World Gold Council<br />

Barren<br />

liefern<br />

Inhaber von EU-<br />

WAX Gold haben<br />

den Anspruch<br />

auf kostenfreie<br />

Auslieferung<br />

des hinterlegten<br />

Goldes innerhalb<br />

Deutschlands.<br />

Ausgeübt werden<br />

können 100 ETCs<br />

oder ein Vielfaches<br />

davon. Die<br />

dafür notwendige<br />

Ausübungserklärung<br />

ist als PDF<br />

auf www.euwaxgold.de<br />

hinterlegt<br />

und einfach<br />

bei der eigenen<br />

Depotbank einzureichen.<br />

Diese<br />

kümmert sich<br />

um alles Weitere,<br />

wofür sie eine<br />

Gebühr berechnen<br />

kann.<br />

Verhältnis Käufe/Verkäufe<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

2.1.2013<br />

2.2.2013<br />

2.3.2013<br />

2.4.2013<br />

2.5.2013<br />

Goldpreis in US-Dollar<br />

1.750<br />

1.700<br />

1.650<br />

Käufe/Verkäufe<br />

1.600<br />

Goldpreis<br />

1.550<br />

1.500<br />

1.450<br />

1.400<br />

1.350<br />

1.300<br />

1.250<br />

1.200<br />

1.150<br />

2.6.2013<br />

2.7.2013<br />

2.8.2013<br />

15.9.2013<br />

Private Anleger, die den Kurssturz nutzen und sich mit<br />

Gold eindecken, erweitern ihr Anlagespektrum um<br />

Sachanlagen. Analyst Pröttel bestätigt den Stabilisierungseffekt,<br />

der mit der breiteren Streuung der Geldanlage<br />

einhergehen kann: „Als in den Jahren 2008 und 2009<br />

die Aktienkurse fielen, stieg in gleichem Maß der Goldpreis.“<br />

Wie viel Gold ein Portfolio enthalten sollte, ist für<br />

Pröttel allerdings eine individuelle Frage: „Das muss<br />

jeder Anleger für sich selbst entscheiden, je nach der<br />

Aufteilung seines Vermögens und dem eigenen Sicherheitsbedürfnis.“<br />

Das Wertpapier EUWAX Gold wird beim Aufbau einer<br />

Goldposition gerne genutzt, weil es auf den Bedarf vieler<br />

Privatanleger eingeht, sich das hinterlegte Gold auf<br />

Wunsch auch ausliefern zu lassen. „Da sich EUWAX Gold<br />

zudem unkompliziert an der <strong>Börse</strong> handeln lässt, vereint<br />

es die Vorteile von physischem Edelmetall und Wertpapieren“,<br />

betont Rothenhäuser.<br />

Mit ähnlich starken Bewegungen beim Goldpreis wie<br />

2013 rechnet Analyst Pröttel für das kommende Jahr<br />

nicht, denn „die Anleger mit den zittrigen Händen sind<br />

längst draußen aus dem Goldmarkt“. Dennoch hält der<br />

Rohstoffexperte einen weiteren Rückgang bis auf 1.200<br />

Dollar für möglich. Eine theoretische Untergrenze taxiert<br />

er bei etwa 1.100 Dollar: „In diesem Bereich liegen die<br />

Förderkosten.“<br />

CARSTEN MICHAEL<br />

marktmacher 02/2013 25


handeln<br />

HAUSSE mit<br />

Nebenwirkungen<br />

Mit Notenpresse und Neuverschuldung schwächt Japan bewusst<br />

die eigene Währung und kurbelt so die Exportwirtschaft an.<br />

Japanische Aktien haben 2013 rasant zugelegt, doch Anleger<br />

sollten auch die Risiken der Politik der »Abenomics« kennen.<br />

Japan hält 2013 die Märkte in Atem: Das Geld,<br />

das die Bank of Japan derzeit in großem Stil<br />

bereitstellt, scheint direkt in Aktien zu fließen.<br />

Von November 2012 bis September 2013 stieg<br />

der Nikkei 225 von rund 9.000 auf rund 14.500<br />

Punkte – ein Plus von rund 61 Prozent. Im Mai erreichte<br />

der Aktienindex sogar 15.600 Punkte, fiel im Juni aber<br />

wieder auf 12.400 Punkte. Seitdem schwanken die Kurse<br />

auf hohem Niveau.<br />

Das groSSe Interesse von Anlegern an Japan hat<br />

Norbert Paul, Handelsexperte an der <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong>,<br />

genau verfolgt: „Ein Index-Zertifikat auf den Nikkei war<br />

seit Februar immer unter den top drei der am häufigsten<br />

gehandelten derivativen Anlageprodukte in <strong>Stuttgart</strong>.“<br />

@<br />

Auslandsaktien an der<br />

<strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong>:<br />

www.boerse-stuttgart.de/<br />

auslandsaktien<br />

Als der Nikkei im Mai den höchsten<br />

Stand seit fünf Jahren erreichte, lag<br />

das Papier bei den Orderzahlen<br />

sogar „wochenlang auf Platz eins<br />

der Rangliste“, so Paul.<br />

Ein ähnliches Bild bietet sich<br />

beim Handel mit japanischen<br />

Einzelaktien: Im ersten Halbjahr<br />

2013 wurden bei den rund 180<br />

Werten an der <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

Monat für Monat min destens<br />

doppelt so hohe<br />

Umsätze ver-<br />

Nikkei deutlich unter Allzeithoch<br />

Gemessen an alten Höchstständen<br />

hat der japanische Aktienindex<br />

noch viel Luft nach oben.<br />

Index-Punkte<br />

40.000<br />

35.000<br />

Der Chart des Nikkei 225 spiegelt Japans Schwäche.<br />

Nach dem Platzen der Aktien- und Immobilienpreisblase<br />

Anfang der 1990er-Jahre vermied<br />

Japan Strukturreformen und glitt in die Deflation<br />

ab. In Erwartung fallender Preise blieben Investitionen<br />

und Konsum aus. Die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Industrie litt. Jetzt soll mithilfe der Notenpresse<br />

die Krise überwunden werden.<br />

Quelle: comdirect<br />

30.000<br />

25.000<br />

20.000<br />

15.000<br />

10.000<br />

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001<br />

26 marktmacher 02/2013


handeln<br />

zeichnet wie im entsprechenden<br />

Zeitraum 2012. Im Mai 2013 erreichte<br />

das Handelsvolumen sogar<br />

ein Fünfjahreshoch von fast zwölf<br />

Millionen Euro. Auch Malte Rubruck,<br />

Senior Manager Trading &<br />

Banking Products bei der DAB<br />

Bank, berichtet für diesen Monat<br />

von einer „dreimal höheren Aktivität<br />

der Trader“. Zwischen Frühjahr und<br />

Sommer 2013 habe die DAB Bank<br />

zudem bei Exchange Traded Funds<br />

(ETFs) auf die Indizes MSCI Japan,<br />

Nikkei 225 und Topix deutlich mehr<br />

Käufe als Verkäufe beobachtet.<br />

Der Höhenflug des japanischen<br />

Aktienmarkts beruht vor allem auf<br />

dem radikalen Konzept zur Stimulierung<br />

der Wirtschaft von Ministerpräsident<br />

Shinzo Abe, kurz „Abenomics“<br />

genannt. Im Zentrum steht<br />

die Bank of Japan, die der Regierung<br />

in nie gesehenem Ausmaß<br />

Staatsanleihen abkauft – und damit<br />

quasi Geld druckt. Mit aller Macht<br />

soll so bis 2016 eine Inflationsrate<br />

von zwei Prozent erreicht und<br />

die seit 1994 anhaltende<br />

ABENOMICS<br />

Die Strategie von<br />

Ministerpräsident<br />

Shinzo Abe<br />

basiert auf drei<br />

Säulen. Die Geldbasis<br />

soll bis Ende<br />

2014 auf 270<br />

Billionen Yen (2,1<br />

Billionen Euro)<br />

verdoppelt und<br />

bis März 2016<br />

eine Inflation von<br />

zwei Prozent<br />

erreicht werden.<br />

Zudem sind<br />

Konjunkturprogramme<br />

in Höhe<br />

von gut zehn<br />

Billionen Yen<br />

(79 Milliarden<br />

Euro) geplant.<br />

Die dritte Säule<br />

bilden Strukturreformen<br />

wie Erhöhung<br />

der Frauenerwerbsquote,<br />

Deregulierung<br />

sowie Freihandelsgespräche.<br />

Foto: Takeshi.K/gettyimages<br />

Phase leicht fallender Preise überwunden werden. Ein<br />

weiterer erwünschter Effekt: Der Yen verliert gegenüber<br />

Euro, US-Dollar und anderen Währungen an Wert. Dadurch<br />

werden japanische Produkte im Ausland billiger,<br />

und der Export legt zu. Als Folge steigen die Gewinne<br />

exportorientierter japanischer Konzerne.<br />

Auf 245,4 %<br />

beläuft sich 2013 die Staatsver-<br />

schuldung Japans in Relation<br />

zum Bruttoinlandsprodukt. Quelle: IWF<br />

Wer als Anleger an den nachhaltigen Erfolg von<br />

„Abenomics“ glaubt, kann sich mit unterschiedlichen<br />

Wertpapieren entsprechend positionieren. Neben Einzelaktien<br />

bieten ETFs oder Index-Zertifikate die Möglichkeit,<br />

breit gestreut in den japanischen Markt zu investieren. An<br />

der <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong> sind 35 ETFs und 51 Index-Zertifikate<br />

mit Japan-Bezug gelistet. Während die ETFs als Sondervermögen<br />

gegen das Emittentenrisiko geschützt sind, ist<br />

dieses bei den Zertifikaten grundsätzlich zu beachten.<br />

Erfahrene und besonders risikofreudige Anleger können<br />

zudem mit derivativen Hebelprodukten auch auf kurz fristige<br />

Schwankungen des derzeit volatilen japanischen<br />

Aktienmarkts setzen. Allein auf den Leitindex Nikkei 225<br />

sind an der <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong> rund 1.500 Knock-out-Produkte<br />

und über 3.300 Optionsscheine handelbar, mit denen<br />

Trader ihre individuelle Markterwartung abbilden können.<br />

Privatanleger mit längerem Zeithorizont sollten<br />

auf jeden Fall den Wechselkurs von Euro und Yen im Auge<br />

behalten. Hierauf weist Georg Erber vom Deutschen Institut<br />

für Wirtschaftsforschung (DIW) hin: „Ausländische<br />

Investoren müssen den Wechselkurseffekt<br />

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

marktmacher 02/2013 27


handeln<br />

der Yen-Abwertung von den Kursgewinnen abziehen.“ Dann<br />

ergibt sich nämlich eine ganz andere Rechnung: Von den<br />

rund 52 Prozent Kurssteigerung im Nikkei 225 seit Beginn<br />

der Hausse bis August 2013 bleiben währungsbereinigt nur<br />

26 Prozent übrig.<br />

Aus Sicht deutscher Anleger schmelzen die erzielten<br />

Kursgewinne also zu einem Großteil wieder dahin. Es sei<br />

denn, sie sichern ihr Japan-Investment gegen Währungsrisiken<br />

ab. Das funktioniert mit ETFs, die mit einem<br />

Währungsschutz ausgestattet sind, oder sogenannten<br />

Quanto-Zertifikaten. Die Absicherung verursacht zwar<br />

zusätzliche Kosten, aber die Kursgewinne bleiben dafür<br />

weitgehend erhalten.<br />

Der schwache Yen ist als Folge der aggressiven<br />

Geldpolitik ein willkommener Wachstumsimpuls für<br />

Japans Exportwirtschaft. Gelddrucken allein kann allerdings<br />

nicht die Lösung für Japans Probleme sein. Deshalb<br />

kündigte Premierminister Abe immer wieder auch Strukturreformen<br />

an, allerdings ohne konkrete Schritte einzuleiten.<br />

Folglich gibt es Zweifel am Reformwillen der<br />

japanischen Regierung, etwa mit Blick auf Steuererhöhungen<br />

oder die Liberalisierung des Arbeitsmarkts. So<br />

warnte die Bundesbank in ihrem Monatsbericht August<br />

2013 vor einem „konjunkturellen Strohfeuer“. Dass die<br />

Bedingungen für einen Erfolg der „Abenomics“ erfüllt<br />

sind, sei „keineswegs gewiss“.<br />

Bereits 2014 könne das Wirtschaftswachstum mit<br />

1,25 Prozent wieder geringer ausfallen als zuletzt. Um<br />

neben dem Export auch die Binnenwirtschaft zu beleben,<br />

die 84 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt,<br />

müssten die Löhne steigen. Das aber sei fraglich, so die<br />

Bundesbank.<br />

Zugleich gilt in vielen japanischen Unternehmen das<br />

Prinzip der lebenslangen Beschäftigung. In Krisen werden<br />

deshalb eher die Löhne gesenkt, als Mitarbeiter<br />

entlassen. Eine weitere landestypische Besonderheit ist,<br />

dass die Bezahlung von Angestellten von Alter und Betriebszugehörigkeit<br />

abhängt. Die Konsequenz: Junge<br />

Beschäftigte werden oft nicht entsprechend ihrer Produktivität<br />

entlohnt. Selbst die „Abenomics“ tun bisher wenig,<br />

um die Perspektiven für junge Japaner zu verbessern.<br />

Auch deshalb liegt die Geburtenrate bei durchschnittlich<br />

RISIKO<br />

MINIMIEREN<br />

Währungsrisiken<br />

lassen<br />

sich mit Quanto-<br />

Zertifikaten<br />

vermeiden: Für<br />

deren Kursentwicklung<br />

ist nur<br />

die absolute<br />

Performance<br />

des Basiswerts<br />

relevant. So<br />

werden beispielsweise<br />

bei<br />

japanischen<br />

Aktien, die in Yen<br />

notieren, mögliche<br />

Währungsverluste<br />

gegenüber<br />

dem Euro<br />

ausgeschaltet.<br />

Der Schutz hat<br />

seinen Preis: Bei<br />

Quanto-Zertifikaten<br />

fallen für<br />

die Absicherung<br />

Gebühren an,<br />

die anteilig vom<br />

Wert des Zertifikats<br />

abgezogen<br />

werden.<br />

Georg Erber,<br />

Ökonom beim Wirtschaftsforschungsinstitut<br />

DIW in Berlin<br />

»Deutsche Anleger müssen den<br />

negativen Wechselkurseffekt<br />

der Yen-Abwertung beachten.«<br />

1,4 Kindern pro Frau. Nach Daten<br />

von Germany Trade & Invest sind<br />

inzwischen 23 Prozent der 128 Millionen<br />

Japaner älter als 65 Jahre. In<br />

Zukunft wird die Bevölkerung stark<br />

schrumpfen. Das dämpft die Inlandsnachfrage.<br />

Zudem verweist die Bundesbank<br />

auf die gigantische Staatsverschuldung<br />

Japans von über 245 Prozent<br />

des Bruttoinlandsprodukts – das ist<br />

weltweit Spitze. Zum Vergleich: Im<br />

EU-Krisenstaat Griechenland liegt<br />

die Verschuldungsquote bei rund<br />

160 Prozent. Dass Japan dennoch<br />

Kapital von Investoren bekommt,<br />

liegt an einer Besonderheit: Statt<br />

am internationalen Kapitalmarkt<br />

leiht sich der Staat bei seinen<br />

Bürgern, Banken, Versicherungen<br />

und Pensionskassen Geld. Gut<br />

90 Prozent der Gläubiger kommen<br />

aus Japan. Dabei liegt die Rendite<br />

zehnjähriger Staatsanleihen seit<br />

15 Jahren meist deutlich unter<br />

zwei Prozent; seit drei Jahren<br />

deutlich unter einem Prozent.<br />

Sollte angesichts der ausufernden<br />

Verschuldung jedoch das<br />

Interesse an Japans Staatsanleihen<br />

schwinden, müsste das Land höhere<br />

Zinsen bieten. Im August sind sie<br />

bereits gestiegen, von 0,5 auf in der<br />

Spitze 1,0 Prozent – obwohl die Bank<br />

of Japan derzeit 70 Prozent der neu<br />

ausgegebenen Staatsanleihen<br />

absorbiert. Dies sei eine Kehrseite<br />

des Aktienbooms, so Erber: „Nicht<br />

nur ausländische Investoren setzen<br />

auf den japanischen Aktienmarkt.<br />

Auch inländische Anleger ziehen<br />

sich aus Staatsanleihen zurück und<br />

investieren verstärkt in Aktien.“<br />

Dabei gilt für Japans Unternehmen<br />

wie für den Staat und die Investoren:<br />

Ein Scheitern der „Abenomics“ kann<br />

sich niemand leisten.<br />

JAN MÜNSTER<br />

Foto: DIW Berlin


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Automatenbetreiber können teilweise eigene Gebühren für Bargeldverfügungen erheben. 2Die Belastung der Zinsen erfolgt quartalsweise.


ankommen<br />

Bei den Grundkenntnissen<br />

in Mathematik<br />

haben die Deutschen<br />

noch Nachholbedarf,<br />

wie jetzt eine Studie<br />

belegt. Die Stiftung<br />

Rechnen will hier<br />

Aufbauarbeit leisten.<br />

Was haben Marcell<br />

Jansen vom<br />

Hamburger SV,<br />

Sven Bender von<br />

Borussia Dortmund<br />

und Cacau vom VfB <strong>Stuttgart</strong><br />

gemeinsam? Richtig, alle sind<br />

Fußballnationalspieler. Aber das ist<br />

nur die halbe Antwort. Denn die<br />

Profisportler eint noch etwas<br />

anderes als der deutsche Volkssport<br />

Nummer eins.<br />

Die Kicker wissen nämlich, dass<br />

perfekte Fähigkeiten am runden<br />

Leder noch keine Grundlage fürs<br />

spätere Leben sind. Sie engagieren<br />

sich deshalb gemeinsam mit der<br />

Stiftung Rechnen dafür, dass junge<br />

Menschen ein Bewusstsein für den<br />

Wert schulischer Kenntnisse in<br />

Mathematik entwickeln.<br />

Die Rezeptur für mehr Rechenfitness<br />

in Deutschland liegt für Johannes<br />

Friedemann auf der Hand.<br />

„Eine der wichtigsten Zutaten ist der<br />

Mathematikunterricht“, sagt der<br />

Geschäftsführer der Stiftung Rechnen.<br />

Der zu vermittelnde Stoff müsse<br />

Neugierde wecken, begeistern und<br />

Menschen für den Alltag fit machen.<br />

Mathe fürs Le<br />

@<br />

Ergebnisse der Studie<br />

„Bürgerkompetenz<br />

Rechnen“:<br />

http://bit.ly/StiftungRechnen<br />

Mehr Freude am Rechnen – darauf zielt auch die Aktion<br />

„Mathe macht das Tor“. Schüler aller Altersstufen sollten<br />

in einem deutschlandweiten Klassen-Wettbewerb so viele<br />

Mathematikaufgaben wie möglich lösen. Als Hauptgewinne<br />

winkten Besuche der Fußballstars Jansen, Bender<br />

und Cacau in den Klassen. Das führte zu einem regelrechten<br />

Mathe-Fieber: Fast 33.000 Schülerinnen und<br />

Schüler lösten in rund vier Wochen sieben Millionen<br />

Aufgaben. Über 1.500 Klassen nahmen teil.<br />

Die gemeinnützige Stiftung Rechnen unterstützt<br />

seit 2009 solche Initiativen, um Mathematik zu mehr<br />

Aufmerksamkeit zu verhelfen und die Bildung auf diesem<br />

Gebiet zu fördern. Gründungsstifter sind die comdirect<br />

bank und die <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong>. Den Unternehmen geht es<br />

30 marktmacher 02/2013


ankommen<br />

ben<br />

Foto: pixabay.com; <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

»Die Beherrschung<br />

essenzieller<br />

Rechentechniken<br />

ist Voraussetzung<br />

für ein Verständnis<br />

von Finanzen.«<br />

Christoph Lammersdorf,<br />

Vorsitzender der<br />

Geschäftsführung<br />

<strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

um nichts weniger als die Grundversorgung<br />

mit Wissen. „Gute und solide<br />

Rechenfähigkeiten müssen so selbstverständlich<br />

sein wie das Lesen“, sagt<br />

Christoph Lammersdorf, Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung der <strong>Börse</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong>. „Denn die Beherrschung<br />

essenzieller Rechentechniken ist die<br />

Voraussetzung dafür, ein Verständnis<br />

für den Umgang mit Geld und Finanzen<br />

zu entwickeln.“<br />

Die entscheidenden Grundlagen<br />

werden in den Schulen gelegt. Allerdings<br />

hat Rechnen dort oft nicht das<br />

beste Image. „Warum lernen wir das<br />

eigentlich?“, lautet eine häufig gestellte<br />

Frage von Schülerinnen und Schülern<br />

im Matheunterricht.<br />

Antworten liefert das Projekt „Mathe4Life“,<br />

das die Stiftung Rechnen ins<br />

Leben gerufen hat. Ziel ist es, Jugendlichen<br />

die Bedeutung von Mathematik<br />

im Alltag und Beruf nä her zu brin gen –<br />

konkrete Anwendungsfälle sollen dabei<br />

Interesse wecken.<br />

Auch die <strong>Börse</strong> <strong>Stuttgart</strong> beteiligt<br />

sich an „Mathe4Life“: Mitarbeiter<br />

gehen an Schulen und zeigen anhand<br />

von Praxisbeispielen auf, wo Mathematik<br />

im Alltag einer <strong>Börse</strong> eine Rolle<br />

spielt. Ob es um die Rendite einer<br />

Aktie, den Kapitalbedarf eines Unternehmens<br />

oder die Höhe des US-Schuldenbergs<br />

in 100-Dollar-Banknoten<br />

geht: Ungewöhnliche und anschauliche<br />

Aufgabenstellungen sollen Schülerinnen<br />

und Schülern zeigen, dass<br />

Rechnen sowohl nützlich als auch<br />

spannend sein kann. <br />

Wie schwer sich viele Deutsche<br />

dennoch im Umgang mit mathematischen<br />

Fragestellungen tun, hat jüngst<br />

die Studie „Bürgerkompetenz Rechnen“<br />

deutlich gemacht. Insgesamt<br />

1.027 Personen im Alter zwischen 18<br />

und 65 Jahren beteiligten sich und<br />

hatten 30 Aufgaben mit Alltagsbezug<br />

zu lösen, die inhaltlich bis zum Niveau<br />

der achten Klasse reichten. Das Resultat<br />

der repräsentativen Erhebung im<br />

Auftrag der Stiftung Rechnen ist<br />

ernüchternd: Die Hälfte der Deutschen<br />

kann nicht ausrechnen, wie sich eine<br />

geänderte Geschwindigkeit auf die<br />

Fahrtzeit auswirkt.<br />

Auf Kriegsfuß stehen sie auch mit<br />

der Prozentrechnung – diese fällt bei<br />

jedem Dritten fehlerhaft aus. Da wundert<br />

es nicht, dass auch der einfache<br />

Dreisatz Probleme bereitet (s. „Wie<br />

lautet das Ergebnis?“). Und wenn es um<br />

das Lesen eines Kurvencharts zum<br />

Goldpreis geht, interpretiert jeder<br />

zweite Deutsche das Schaubild falsch.<br />

Solches Nichtwissen kann zu<br />

deutlichen Fehleinschätzungen führen,<br />

beispielsweise im Kontext eines Wertpapierinvestments.<br />

„Nur wer über<br />

mathematisches Wissen verfügt, ist in<br />

der Lage, viele berufliche oder private<br />

Herausforderungen zu bewältigen“,<br />

sagt Christoph Lammersdorf. Um<br />

hinzuzulernen, zählt für Nationalstürmer<br />

Cacau neben Talent und Fleiß vor<br />

allem, dass man mit Spaß bei der<br />

Sache ist: „Das gilt für Fußball genauso<br />

wie für Mathe.“ DETLEV BRECHTEL<br />

?<br />

Wie lautet<br />

das ergebnis?<br />

400 g Rinderfilet kosten 32<br />

Euro. Wie viel kosten 300 g?<br />

Die Aufgabe konnten 13 Prozent der<br />

Befragten der Studie „Bürgerkompetenz<br />

Rechnen“ nicht lösen. Unter<br />

Hauptschülern scheiterten 19 Prozent,<br />

unter Abiturienten immerhin fünf Prozent.<br />

Die mangelnde Rechenfitness der<br />

Deutschen zeigt sich vor allem beim<br />

Umrechnen von Maßeinheiten.<br />

Die Lösung: 24 Euro<br />

marktmacher 02/2013 31


Pro & Contra:<br />

HÖHERE ZINSSÄTZE IN <strong>DER</strong> EURO-<br />

ZONE SIND DRINGEND NOTWENDIG<br />

pro<br />

In ganz Europa sollten die Zinsen steigen.<br />

Zum einen wäre das ein Signal an die Regierungen.<br />

Denn nur wenn Geld ein knappes Gut<br />

ist, wirkt der Zins mit Blick auf die Verschuldung<br />

disziplinierend. Zum anderen bedroht der<br />

momentan negative Realzins die private Altersvorsorge:<br />

Lebensversicherer und Pensionsfonds<br />

haben Probleme, angemessene Renditen<br />

zu erwirtschaften. Und auch Banken sollten im<br />

normalen Kreditgeschäft wieder höhere Erträge<br />

generieren können, damit sie nicht in riskante<br />

Engagements getrieben werden.<br />

Sicherlich kann das Zinsniveau nicht über<br />

Nacht steigen. Es muss sich moderat ändern<br />

– begleitet von politischen Reformen. In<br />

Deutschland wäre es beispielsweise sinnvoll, die<br />

Subventionen von 160 Milliarden Euro jährlich<br />

zurückzufahren. Damit könnte sich die Regierung<br />

rasch erhebliche Spielräume verschaffen.<br />

In Frankreich müsste sich das Bewusstsein für<br />

die Krise schärfen: Die dort angestrebte Rente<br />

mit 60 ist nicht finanzierbar. Und in Italien könnte<br />

ein gelockerter Kündigungsschutz dem Arbeitsmarkt<br />

dringend benötigte Impulse geben.<br />

Die Europäische Zentralbank jedenfalls<br />

wird sich erst dann von den Niedrigzinsen<br />

verabschieden, wenn Reformen greifen und sich<br />

positive Veränderungen abzeichnen.<br />

@<br />

Mehr Expertenmeinungen<br />

bei <strong>Börse</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong> TV:<br />

www.boerse-stuttgart.tv<br />

zu den<br />

personen<br />

PRO<br />

Andreas Freytag<br />

ist Professor für<br />

Wirtschaftspolitik<br />

an der Friedrich-<br />

Schiller-Universität<br />

in Jena. Der<br />

51-Jährige hat<br />

unter anderem zu<br />

Risiken und Herausforderungen<br />

des Euro-Raums<br />

geforscht.<br />

CONTRA<br />

Ulrich Kater ist<br />

Chefvolkswirt der<br />

DekaBank. Der<br />

48-Jährige studierte<br />

an den Universitäten<br />

Göttingen<br />

und Köln. Promotion<br />

am finanzwirtschaftlichen<br />

Lehrstuhl der<br />

Universität Köln.<br />

Kater lehrte u. a.<br />

an der European<br />

Business School.<br />

In Euro-Land ist das niedrige Zinsniveau ein<br />

Reflex der hohen Verschuldung in den Volkswirtschaften.<br />

So liegen etwa die Staatsschulden im<br />

Durchschnitt bei 90 Prozent des Brutto inlandsprodukts.<br />

Hohe Schuldenlasten lassen sich<br />

jedoch nur bei niedrigen Zinsen tragen. Ähnlich<br />

verhält es sich mit Banken, die problematische<br />

Kredite im Portfolio haben: Bei steigenden Zinsen<br />

würden mehr Kreditnehmer ausfallen und damit<br />

eventuell die Banken selbst in Schieflage bringen.<br />

Mithin ist eines nur folgerichtig: Die Notenbanken<br />

der Industrieländer werden durch niedrige<br />

Zinsen und eine unkonventionelle Geldpolitik<br />

weiterhin die Konjunktur und das Finanzsystem<br />

stützen. Was früher ein Tabu war – die Zinsen<br />

nahe am Nullpunkt zu halten und Wertpapiere in<br />

großem Stil anzukaufen –, ist und bleibt die Normalität.<br />

Wenn alles gut geht und das europäische<br />

Bankensystem rekapitalisiert wird, dann sind<br />

2015 bis 2016 auch wieder Zinserhöhungen in der<br />

Euro-Zone vorstellbar.<br />

Für Privatanleger heißt das: Sie müssen sich<br />

daran gewöhnen, dass Spareinlagen fast unverzinst<br />

bleiben, während Aktien oder Unternehmensanleihen<br />

halbwegs auskömmliche Renditen<br />

versprechen. Die Erhöhung der Wertpapierquote<br />

ist mithin ein Muss für jeden, der sein Vermögen<br />

langfristig erhalten möchte.<br />

Contra<br />

Fotos: privat, Olaf Hermann<br />

32 marktmacher 02/2013


ankommen<br />

einen<br />

augenblick,<br />

Herr<br />

Fahrenschon<br />

In der Schuldenkrise muss die Politik<br />

eine stabilere Finanzarchitektur schaffen<br />

und eine neue Anlagekultur fördern.<br />

Foto: DSGV<br />

Vom Vorgehen gegen die<br />

Schuldenkrise sind Europas<br />

Bürger in zweierlei<br />

Hinsicht betroffen. Zum<br />

einen geht es darum,<br />

inwieweit die Haftung für mögliche<br />

Schieflagen von Kreditinstituten vergemeinschaftet<br />

wird. Zum anderen<br />

stellt sich die Frage, wie Privatanleger<br />

das anhaltende Niedrig zinsumfeld<br />

überstehen können, ohne<br />

schleichend enteignet zu werden.<br />

Europa benötigt stabile Finanzinstitute,<br />

denn die Krise hat<br />

deutlich gemacht, wie gefährlich<br />

taumelnde Banken – vor allem die<br />

großen, systemrelevanten Institute<br />

– für Volkswirtschaften sein können.<br />

Nachvollziehbar ist die Einschätzung,<br />

dass einzelne Euro-Staaten<br />

ihre großen Banken im Zweifel allein<br />

nicht ausreichend stützen oder notfalls<br />

auch abwickeln können. Falsch<br />

wäre es allerdings, diesem Problem<br />

mit dem Prinzip der Vergemeinschaftung<br />

zu begegnen, indem stabile<br />

regionale Banken für die Risiken<br />

von Groß- und Investmentbanken<br />

haften. Vielmehr brauchen wir in Europa<br />

eine Finanzarchitektur, die von<br />

zur<br />

person<br />

Georg Fahrenschon<br />

ist seit<br />

2012 Präsident<br />

des Deutschen<br />

Sparkassen- und<br />

Giroverbandes.<br />

Der 45-Jährige<br />

hat nach dem<br />

Studium der<br />

Betriebs- und<br />

Volkswirtschaftslehre<br />

unter<br />

anderem als<br />

Unternehmensberater<br />

gearbeitet.<br />

Von 2002 bis<br />

2007 war er als<br />

Bundestagsabgeordneter<br />

im<br />

Finanz- und<br />

Haushaltsausschuss<br />

aktiv und<br />

wechselte dann<br />

von Berlin nach<br />

München, wo<br />

er 2008 Staatsminister<br />

der<br />

Finanzen wurde.<br />

jedem Marktteilnehmer entsprechend seinen Risiken eine<br />

eigenverantwortliche Vorsorge abfordert.<br />

Letztlich wird zu viel darüber nachgedacht, wie man<br />

„Otto Normalverbraucher“ an den Kosten der Finanzkrise<br />

beteiligen kann. Hier leisten die Sparer durch Verzicht<br />

auf Zinsen und durch reale Vermögensverluste bereits<br />

Beiträge in Milliardenhöhe. Auch die geplante Finanztransaktionssteuer<br />

wirkt in diese Richtung. Dringlich wäre<br />

stattdessen, die breite Bevölkerung wieder stärker am<br />

erwirtschafteten Wohlstand teilhaben zu lassen. Das ist<br />

umso drängender, je länger die Niedrigzinsphase andauert.<br />

Wertpapiere sind dabei eine Anlageform, um angemessene<br />

Renditen zu erzielen – vor allem mit langfristigem Fokus.<br />

Doch die Aktienkultur in Deutschland liegt am Boden.<br />

Ein Grund sind sicherlich die schlechten Erfahrungen<br />

vieler Anleger während der Finanzkrise. Eine zunehmende<br />

Rolle spielen aber auch falsche Weichenstellungen der<br />

Politik: Immer mehr bürokratische Vorgaben produzieren<br />

Papierberge, die abschreckend wirken. Beispielsweise<br />

wurde die Wertpapierberatung in den vergangenen Jahren<br />

zunehmend reguliert – mit der Konsequenz, dass immer<br />

weniger beraten wird. So sank bei den wichtigsten 160<br />

deutschen Aktien der Anteil der Beratungsgeschäfte in<br />

der Sparkassen-Finanzgruppe von 2009 bis 2012 um 80<br />

Prozent. Wenn die von der Politik propagierte, über Wertpapiere<br />

finanzierte private Altersvorsorge weiterhin attraktiv<br />

sein soll, ist ein Umsteuern nötig: weniger Bürokratie,<br />

stattdessen bedarfsorientierte Beratung und eine bessere<br />

allgemeine Bildung in Finanzfragen.<br />

marktmacher 02/2013 33


ankommen<br />

Sie gehen bei Handballspielen ins Risiko. Wie handhaben<br />

Sie Risiken, wenn’s um Ihre Finanzen geht?<br />

Ich finde ein ausgeglichenes Portfolio aus konservativen<br />

und spekulativeren<br />

Anlagen am sinnvollsten. Zu<br />

meinem Mix zählen Tagesgeld,<br />

Anleihen, Aktien und Fonds.<br />

Wenn es um Ausgaben geht:<br />

Wofür sind Sie bereit, ins<br />

Portemonnaie zu greifen?<br />

Ich gebe Geld für gute Nahrungsmittel<br />

aus und – im Sinne<br />

einer nachhaltigen Investition<br />

– auch für ein Eigenheim. Für<br />

teure Modeartikel hingegen sitzt<br />

das Geld nicht so locker.<br />

» über Geld spricht<br />

man nicht. oder doch,<br />

herr Flohr? «<br />

Wie haben Sie Ihr erstes Geld verdient?<br />

Ich habe in einem Sportgeschäft in Aachen gearbeitet.<br />

Dort waren Skier zu schleifen und zu wachsen.<br />

Auch heute ist der Sport Ihre Erwerbsquelle. Wurmt<br />

es Sie, dass Profihandballer weniger verdienen als<br />

die Fußballer im selben Verein, die teils auch später<br />

noch recht gut von ihren Einnahmen leben können?<br />

Das stört mich überhaupt nicht. Es geht vielen Sportlern<br />

finanziell schlechter als uns Handballern. Außerdem<br />

habe ich durch mein Staatsexamen in Sport und<br />

Mathematik eine klare Perspektive als Lehrer für die<br />

Zeit nach dem Sport.<br />

zur<br />

person<br />

Matthias Flohr<br />

spielt Handball<br />

beim Bundesligisten<br />

Hamburger<br />

SV. Neben seiner<br />

Profikarriere hat<br />

der 31-Jährige<br />

an der Universität<br />

Hamburg sein<br />

Lehramtsstudium<br />

in den Fächern<br />

Sport und<br />

Mathematik abgeschlossen.<br />

Warum engagieren Sie sich für<br />

die Stiftung Rechnen, die Kindern<br />

und Jugendlichen Mathematik<br />

näherbringen will?<br />

Ich habe in meiner Schulzeit<br />

erlebt, dass viele Menschen<br />

Defizite im Fach Mathematik<br />

haben. Als ich von der Stiftung<br />

Rechnen und ihren Projekten<br />

hörte, war ich sofort interessiert<br />

und wollte mich engagieren.<br />

Wie begeistern Sie junge Leute<br />

für den Umgang mit Zahlen?<br />

Ich versuche, ihnen den Nutzen<br />

von Mathematik anhand ihrer<br />

eigenen Interessen zu verdeutlichen.<br />

Sportbegeisterte haben<br />

beispielsweise etwas davon,<br />

Bundesligatabellen berechnen<br />

zu können. Generell gilt: Wer gut<br />

in Mathe ist, kann nicht so leicht<br />

übers Ohr gehauen werden.<br />

Was raten Sie Nachwuchssportlern,<br />

die als Profis das<br />

große Geld verdienen wollen?<br />

Ich hoffe, dass Kinder und<br />

Jugendliche aus Spaß an der<br />

Bewegung und nicht des Geldes<br />

wegen motiviert sind, eine<br />

Sportart zu betreiben.<br />

INTERVIEW: RUDOLF KAHLEN<br />

34 marktmacher 02/2013 marktmacher 01/2013 34<br />

Foto: Michael Freitag


ankommen<br />

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VERLAG: Nicola Bammann REDAKTION: Rudolf Kahlen (Leitung), Detlev<br />

Brechtel, Gian Hessami, Carsten Michael, Jan Münster, Nando Sommerfeldt,<br />

Holger Zschäpitz GESTALTUNG, BILDREDAKTION, INFOGRAFIK: Anja Horn<br />

(Leitung), Jörg Block (Illustration), Tatjana Holighaus, Barbara Schöning<br />

(Bildredaktion), Niko Wilkesmann (Infografik) ANZEIGEN: Johannes Frevert,<br />

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marktmacher 02/2013 35


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