DER FREIHANDEL - Börse Stuttgart
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handeln<br />
Berg-und-Tal-Fahrt<br />
Kursverlauf wichtiger Industriemetalle von August 2007 bis August 2013<br />
USD/Tonne (Alum./Zink)<br />
3.500<br />
3.000<br />
2.500<br />
2.000<br />
1.500<br />
1.000<br />
August<br />
2007<br />
August<br />
2009<br />
Kupfer<br />
Aluminium<br />
Zink<br />
August<br />
2011<br />
USD/Tonne (Kupfer)<br />
August<br />
2013<br />
12.000<br />
10.000<br />
8.000<br />
6.000<br />
4.000<br />
2.000<br />
davon ab, anhand der kurzfristigen Nachrichtenlage zu<br />
agieren. Erstens, weil institutionelle Investoren dank ihrer<br />
Anbindung an internationale Nachrichtenagenturen meist<br />
einen Informationsvorsprung haben und die Nachricht<br />
längst eingepreist ist, wenn sie den Anleger erreicht. Und<br />
zweitens, weil es nicht einfach ist, die Bedeutung von<br />
Nachrichten korrekt einzuschätzen.<br />
Wer kurzfristig auf Tages- oder Wochensicht handeln<br />
möchte, kommt nach Ansicht von Stanzl nicht an Charttechnik<br />
vorbei, denn so „kann man wenigstens gewissen<br />
Standardmustern folgen“. Wenn also eine kursbewegende<br />
Neuigkeit herauskommt, ist es interessant zu schauen, ob<br />
damit ein charttechnisches Signal einhergeht.<br />
Wer hingegen mittel- oder längerfristig investiert, kann<br />
andere Faktoren in den Blick nehmen. Den technischen<br />
Fortschritt zum Beispiel: Würden etwa Automobilhersteller<br />
in großem Stil von Aluminium auf Karbon-Bauweise umstellen,<br />
hätte das erhebliche Folgen für den Aluminiumpreis.<br />
Bei einem längeren Zeithorizont sollten Anleger von<br />
ihrer Erwartung überzeugt sein und die erheblichen<br />
Kursschwankungen aushalten können, die bei Industriemetallen<br />
zu beobachten sind (s. „Berg-und-Tal-Fahrt“).<br />
Bestimmend für den generellen Preistrend sind vor allem<br />
der Investitionszyklus der Minen und die allgemeine<br />
Konjunktur. „Ein Rohstoffzyklus verläuft in der Regel über<br />
zehn bis 15 Jahre, manchmal länger“, erklärt Hubertus<br />
Bardt, Rohstoffexperte am Institut der deutschen Wirtschaft<br />
in Köln.<br />
Wer in Industriemetalle<br />
investiert, muss sich auf starke<br />
Kursbewegungen einstellen.<br />
Für kurzfristig orientierte Trader<br />
können sie eine interessante<br />
Herausforderung darstellen.<br />
Wer längerfristig denkt, sollte<br />
von seiner Investmentidee<br />
überzeugt sein, um zwischenzeitliche<br />
Gegenbewegungen<br />
aushalten zu können. Zudem<br />
zeigen die drei Kurven, wie<br />
stark sich die Kursverläufe der<br />
Metalle ähneln.<br />
Quellen: Statistisches Bundesamt,<br />
Ifo-Konjunkturtest<br />
Aluminium<br />
Bei diesem<br />
Industriemetall<br />
gibt es<br />
einen Angebotsüberschuss,<br />
weil China sich<br />
autark mit dem<br />
beispielsweise<br />
im Fahrzeugbau<br />
eingesetzten<br />
Metall versorgen<br />
kann – das Land<br />
ist reichlich mit<br />
dem Ausgangsstoff<br />
Tonerde<br />
ausgestattet.<br />
Zudem subventioniert<br />
China<br />
die Aluminiumherstellung.<br />
Der<br />
Preis befindet<br />
sich seit April<br />
2011 in einem<br />
Abwärtstrend<br />
und notierte Mitte<br />
2013 bei etwa<br />
1.800 US-Dollar<br />
je Tonne.<br />
Der aktuell nach Einschätzung<br />
vieler Marktteilnehmer auslaufende<br />
Bullenmarkt beispielsweise begann<br />
um die Jahrtausendwende, als<br />
China sich aufmachte, zur Werkbank<br />
der Welt zu werden. Die<br />
Nachfrage aus dem Reich der Mitte<br />
wuchs, ein Unterangebot bestimmte<br />
den Markt. Minen begannen, ihre<br />
Kapazitäten auszubauen, was viele<br />
Jahre Zeit in Anspruch nahm.<br />
Heute deckt China 40 Prozent<br />
der Weltnachfrage an Industriemetallen<br />
ab, aber jetzt wendet sich<br />
offenbar der Trend: Die chinesische<br />
Regierung legt weniger Gewicht auf<br />
Wachstumsförderung, die Konjunktur<br />
zeigt sich weniger robust. Auch in<br />
den übrigen Schwellenländern trübt<br />
sich die wirtschaftliche Lage ein.<br />
Selbst eine anziehende US-Konjunktur<br />
dürfte die geringere Nachfrage<br />
kaum voll ausgleichen können.<br />
Damit steht der Markt für<br />
Industriemetalle vor einer Überversorgung.<br />
Wieder wird es Jahre<br />
dauern, bis sich das Angebot durch<br />
Minenschließungen und den Abbau<br />
von Lagerbeständen angepasst hat.<br />
Ein Bärenzyklus beginnt, der bis zu<br />
15 Jahre dauern kann.<br />
Dieses große Ganze sollten<br />
Anleger bei ihrem Investment immer<br />
im Blick haben, rät Rohstoffexperte<br />
Stanzl. So sei etwa für eine mittelfris<br />
tig auf steigende Preise setzende<br />
Strategie innerhalb eines Bärenmarkts<br />
besonderes Durchhaltevermögen<br />
nötig. Einen anderen Faktor<br />
können Anleger bei Industriemetallen<br />
dagegen getrost vernachlässigen:<br />
Eine grundsätzliche Verknappung<br />
der Rohstoffe spielt derzeit<br />
keine Rolle bei der Preisbildung.<br />
„Es stecken noch genügend Erze im<br />
Boden“, bringt es Stefan Bielmeier,<br />
Chefvolkswirt der DZ Bank in<br />
Frankfurt, auf den Punkt. <br />
<br />
CARSTEN MICHAEL<br />
20 marktmacher 02/2013