Ghorfa Newsletter 08/2013
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Länderrepor t<br />
Der kuwaitische Projektmarkt verspricht mittelfristig für<br />
ausländische Unternehmen exzellente geschäftliche Chancen<br />
Die kuwaitische Regierung befindet sich grundsätzlich in einer<br />
beneidenswerten finanziellen Lage. Das florierende Ölgeschäft<br />
hat ihr in den vergangenen Jahren hohe Etat- und Leistungsbilanzüberschüsse<br />
beschert, die massive Investitionen in die Diversifizierung<br />
und Modernisierung der Volkswirtschaft erlauben.<br />
Allerdings blieben die tatsächlichen Staatsausgaben hinter<br />
den geplanten zurück. Der ambitionierte Entwicklungsplan für<br />
den Zeitraum 2010 bis 2014, der Ausgaben in Höhe von 104<br />
Mrd. US-Dollar vorsah, wurde bislang nur teilweise umgesetzt.<br />
Der Hintergrund ist bekannt: Divergierende Auffassungen von<br />
Regierung und Parlament haben große Projekte immer wieder<br />
verzögert. Der Investitionsstau wird jedoch nicht dauerhaft<br />
anhalten. Mittelfristig dürfte der Knoten platzen, und es ist<br />
dann die Ausschreibung zahlreicher Vorhaben zu erwarten. Für<br />
ausländische Unternehmen wird dies exzellente geschäftliche<br />
Chancen in allen Bereichen der Wirtschaft eröffnen. Es gilt,<br />
hierauf vorbereitet zu sein.<br />
Ein Sektor mit besonders hohem Investitionsbedarf ist die Elektrizitäts-<br />
und Wasserwirtschaft. So sind die installierten Kapazitäten<br />
zur Stromerzeugung äußerst knapp bemessen, und es<br />
muss erheblich investiert werden, um Versorgungssicherheit<br />
zu gewährleisten. Die installierte Leistung soll von rund 12.800<br />
Megawatt (MW) bis zum Jahr 2020 auf 25.400 MW zunehmen<br />
und sich damit nahezu verdoppeln.<br />
Verwirklicht werden soll dieser Kapazitätsausbau auf der<br />
Grundlage von Public Private Partnerships (PPP). Eine Art Pilotprojekt<br />
ist in diesem Zusammenhang das Independent Power<br />
and Water Project (IWPP) in Al Zour North. Geplant sind<br />
dort ein Kraftwerk mit einer Kapazität von 1.500 MW sowie<br />
ein Anlage zur Entsalzung von Meerwasser, die täglich 380.000<br />
Kubikmeter Wasser liefern soll.<br />
Der Auftrag für das Vorhaben wurde bereits im Januar <strong>2013</strong> an<br />
ein Konsortium unter Führung der Konzerne GDF Suez (Frankreich)<br />
und Sumitomo (Japan) vergeben. Doch steht bislang noch<br />
die Finanzierungsvereinbarung aus. Nach den Erkenntnissen<br />
des Magazins MEED soll diese Hürde in Kürze genommen<br />
werden, worauf Branchenunternehmen aus aller Welt gespannt<br />
warten. Denn das Projekt in Al Zour North gilt als Wegbereiter<br />
für weitere PPP-Vorhaben, nicht nur in der Stromwirtschaft.<br />
Fest steht, dass der Privatsektor insgesamt eine zentrale Rolle<br />
bei der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes einnehmen<br />
soll – ob nun in der Energie- und Wasserbranche, in der Abfallentsorgung,<br />
im Transportsektor, im Gesundheitswesen, im<br />
Städtebau oder im Bildungsbereich. Federführend ist dabei das<br />
20<strong>08</strong> gegründete „Partnerships Technical Bureau“ (PTB), das<br />
derzeit mehr als 30 Vorhaben verfolgt.<br />
Wirtschaftliche Entwicklung in Kuwait 20<strong>08</strong> bis 2014<br />
Indes sind weiterhin auch rein staatliche Projekte möglich<br />
– zum Beispiel im Gesundheitssektor. Gemessen an westlichen<br />
Verhältnissen hat Kuwait hohen Nachholbedarf bei der<br />
Ausstattung mit Krankenhausbetten. Auf 10.000 Einwohner<br />
kommen 19 Betten, während es in Deutschland etwa 82 Betten<br />
sind. Das kuwaitische Gesundheitsministerium plant daher<br />
acht neue Hospitäler mit insgesamt 5.000 Betten. Ursprünglich<br />
sollten alle Vorhaben auf PPP-Basis durch das PTB realisiert<br />
werden. Davon wurde jedoch abgerückt. Aktuell ist das New<br />
Jahra Hospital mit geplanten 1.157 Betten in der Ausschreibung.<br />
Die vorqualifizierten Unternehmen sollen in Kürze zur<br />
Angebotsabgabe aufgefordert werden. Der erfolgreiche Bieter<br />
wird die Klinik bauen, ausstatten und für die Instandhaltung<br />
verantwortlich sein.<br />
Auch im Wohnungsbausektor gibt es großen Bedarf. Die Bevölkerung<br />
soll von derzeit 3,2 Mio. Einwohner bis zum Jahr 2020<br />
auf 5,2 Mio. Menschen wachsen. Die Wohnungsnachfrage wird<br />
demzufolge stark anschwellen. Doch sind bezahlbare Wohnungen<br />
für kuwaitische Staatsbürger schon heute knapp. Aktuell<br />
plant die Public Authority for Housing Welfare (PAHW) vier<br />
große Städtebauprojekte, womit insgesamt 50.000 Wohnungen<br />
geschaffen werden sollen.<br />
Im industriellen Bereich steht in erster Linie der Ausbau der<br />
Petrochemie samt einer neuen Raffinerie in Al Zour auf der<br />
Agenda. Die Ölförderung selbst soll von derzeit rund drei Mio.<br />
Barrel pro Tag mittelfristig auf vier Mio. Barrel erweitert werden.<br />
Entsprechend sollen die Exportterminals erweitert und die<br />
nationale Tankerflotte vergrößert werden. Größtes Projekt im<br />
Logistikbereich ist der geplante neue Seehafen auf der Insel Bubiyan,<br />
der Kuwait mit Asien verbinden soll.<br />
Die makroökonomische Entwicklung in Kuwait war in den zurückliegenden<br />
Jahren dynamisch. Vor allem der Ölindustrie<br />
war es zu verdanken, dass das reale Bruttoinlandsprodukt 2011<br />
und 2012 um beachtliche 6,3 bzw. 5,1 Prozent wuchs. Für dieses<br />
Jahr geht der Internationale Währungsfonds davon aus, dass<br />
die Impulse des Ölsektors nachlassen und erwartet lediglich ein<br />
BIP-Wachstum von 1,1 Prozent. Ob es tatsächlich so kommt, ist<br />
eine andere Frage. Denn in der jüngeren Vergangenheit hat der<br />
IWF das Wachstum in den arabischen Golfstaaten häufig unterschätzt.<br />
Im Übrigen war die Preisentwicklung jüngst moderat<br />
mit Inflationsraten zwischen 2,9 und vier Prozent.<br />
Der deutsch-kuwaitische Außenhandel hat sich im vergangenen<br />
Jahr positiv entwickelt. Die deutschen Ausfuhren in den<br />
Golfstaat nahmen im Vergleich zu 2011 um 15,1 Prozent auf<br />
1,218 Mrd. Euro zu. Die deutschen Einfuhren lagen bei 271<br />
(2011: 101) Mio. Euro.<br />
20<strong>08</strong> 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong>* 2014*<br />
Reales BIP-Wachstums<br />
in %<br />
Verbraucherpreisanstieg<br />
in %<br />
Etatüberschuss in %<br />
des BIP<br />
Leistungsbilanzüberschuss<br />
in % des BIP<br />
Quelle: IWF Mai <strong>2013</strong><br />
2,5 -7,1 -2,4 6,3 5,1 1,1 3,1<br />
10,6 4,0 4,0 4,7 2,9 3,3 3,8<br />
19,8 26,8 25,2 29,1 30,6 26,9 22,2<br />
40,9 26,7 31,9 44,0 45,0 40,8 37,6<br />
* Prognose<br />
Ghor fa-<strong>Newsletter</strong> 8-<strong>2013</strong><br />
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