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30-35 Baumaschinen (Page 30) - Bauverlag

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<strong>Baumaschinen</strong><br />

Hydraulikbagger<br />

von 7,5 bis 60 t<br />

H. H. Cohrs, Grube/Holstein<br />

Keine andere Baumaschine<br />

übertrifft derzeit die Vielseitigkeit<br />

des Hydraulikbaggers.<br />

Eigentlich ist die Bezeichnung<br />

„Bagger“ bei zahllosen Einsatzfällen<br />

nicht mehr korrekt,<br />

denn das Baggern in der Erde<br />

rückt auf Grund einer Vielzahl<br />

von Zusatzausrüstungen zunehmend<br />

in den Hintergrund.<br />

Hydraulikbagger könnten inzwischen<br />

durchaus als „Mehrzweck-Spezialmaschinen“<br />

bezeichnet werden –<br />

doch das ist unpraktisch, ebenso die<br />

vereinzelt auftauchende neue Bezeichnung<br />

„Kinematik-Hydraulikbagger“.<br />

Übrig bleibt der gewohnte „Hydraulikbagger“<br />

als übergeordneter<br />

1 In einigen Gewichtsklassen sind Mobilbagger beliebter als Raupenbagger.<br />

Hier verfüllt und ebnet ein 18-t-Mobilbagger M318 von Caterpillar mit seinem<br />

Verstellausleger einen Kabelgraben (Foto: Caterpillar)<br />

Begriff für eine auf Rädern oder Raupen<br />

mobile, roboterähnliche Handling-Maschine.<br />

Nur selten wird das tatsächliche<br />

Leistungsspektrum eines Hydraulikbaggers<br />

berücksichtigt: Die Hydraulikbagger<br />

sind auf Grund ihrer Konzeption<br />

die einzigen größeren Maschinen,<br />

die unter Krafteinwirkung in allen<br />

drei Dimensionen auf, über und unter<br />

Standniveau in allen Richtungen im<br />

ganzen 360°-Drehbereich heben, schieben,<br />

ziehen und drücken können.<br />

Damit ähneln Hydraulikbagger in<br />

ihrer Bewegungsart in starkem Maße<br />

dem menschlichen Arm. Dies führte<br />

dazu, dass anstelle des ursprünglich<br />

nur vorgesehenen Tieflöffels oder<br />

Greifers immer mehr Anbauausrüstungen<br />

an diesem „Roboterarm“ genutzt<br />

werden.<br />

Dank ihrer Mobilität und kräftigen<br />

Arme erschließen sich Hydraulikbagger<br />

zahlreiche neue Betätigungsfelder<br />

wie den Abbruch, wo sie Seilbagger<br />

inzwischen fast vollständig verdrängten,<br />

die Gewinnungsindustrie sowie<br />

den Industrie- und Hafenumschlag,<br />

wo Seilbagger ebenfalls rarer werden.<br />

Wegen dieser neuen Märkte führt<br />

Fuchs z. B. nur noch hydraulische<br />

Umschlagmaschinen auf Rad- und<br />

Raupenfahrwerken im Programm, sowohl<br />

mit Gittermast-, hydraulischen<br />

Knick- als auch Teleskopauslegern.<br />

Hydraulikbagger sind in einer<br />

äußerst weit gefassten Palette erhältlich.<br />

Das beginnt bei den Minibaggern<br />

(0,5 bis rund 4 t) und Kompaktbaggern<br />

(4 bis 10 oder 12 t) und reicht<br />

über die „normalen“ Hydraulikbagger<br />

(10 bis 60 t) bis hin zu den schweren<br />

Bergbau-Baggern (60 bis 850 t). Größter<br />

Hydraulikbagger ist der von der zu<br />

Terex gehörenden O&K Mining produzierte<br />

RH 400 mit 42 m 3 Inhalt der<br />

Standardschaufel.<br />

Immer häufiger gelangen auch<br />

schwere Hydraulikbagger von etwa<br />

70 bis 120 t Gewicht in bauverwandte<br />

Einsatzbereiche. Sie übernehmen besondere<br />

Abbruchaufgaben oder betätigen<br />

sich im schweren Erdbau bei<br />

der Beladung von mehr als 40 t tragenden<br />

Starrahmenkippern. Vorteilhaft<br />

sind die großen Hubkräfte derartiger<br />

Hydraulikbagger beim Leitungsbau,<br />

was bei einigen Einsätzen bereits<br />

Krane einsparte.<br />

Diesem Trend folgend, entwickeln<br />

einige Hersteller neue Bagger in entsprechenden<br />

Gewichtsklassen. Caterpillar<br />

stellte jüngst den 68-t-Raupenbagger<br />

365B L vor, der das Programm<br />

zwischen den 48- und 82-t-Typen<br />

345B L und 375 L ergänzt. Case wird<br />

zur Intermat in Paris den neuen 80-t-<br />

Bagger 9080 Alliance präsentieren,<br />

der gegenüber dem bislang schwersten<br />

Bagger der 90er-Baureihe mit 46 t<br />

<strong>30</strong> 4/2000


<strong>Baumaschinen</strong><br />

Gewicht einen beachtlichen Größensprung<br />

darstellt. Der Bagger entstand<br />

aus der Annäherung zwischen<br />

den Technologien von Case und<br />

Sumitomo.<br />

Hersteller und Anbieter<br />

Hydraulikbagger zählen heute mit<br />

Abstand zu den wichtigsten <strong>Baumaschinen</strong>:<br />

Weltweit wurden im vergangenen<br />

Jahr über 90 000 Hydraulikbagger<br />

von mehr als 6 t Gewicht verkauft.<br />

Den weitaus größten Anteil nehmen<br />

mit rund <strong>35</strong> % oder 33 000 verkauften<br />

Maschinen die Baggerklassen von 12<br />

bis 20 t ein.<br />

Der japanische Markt nimmt die<br />

überwiegende Zahl der recht kompakten<br />

und deshalb dort beliebten<br />

12- bis 20-t-Klassen auf. In Europa<br />

wurden in diesen Baggerklassen mehr<br />

als 4000 Einheiten verkauft. Die<br />

wichtigsten Märkte waren Großbritannien<br />

(fast 2000 Stück), Italien<br />

(800), Frankreich (600) und Deutschland<br />

(500).<br />

Wer arbeitet mit den Hydraulikbaggern<br />

dieser Gewichtsklassen? Der<br />

konventionelle Baubetrieb nimmt<br />

mehr als <strong>30</strong> % auf, die Vermietung fast<br />

25 % und der Ingenieurbau fast 20 %.<br />

In die Industrie samt Abbruch und<br />

Materialumschlag gelangen 10 %. Die<br />

3 Schon 1969 erfand Schaeff die „Knickmatic“ für die parallele Seitenversetzbarkeit<br />

des Auslegers bei voller Grabtiefe, hier am 8,3-t-Mobilbagger HML 31 beim Verfüllen<br />

eines Kanalgrabens (Foto: Schaeff)<br />

2 Eine neue Kinematik mit Langhubzylindern gewährleistet beim neuen RH 6.5 von<br />

O&K ein schnelles Arbeiten sowie ein hohes Leistungsspektrum. Ein „Power<br />

Booster“ erlaubt bei extremen Belastungen eine kurzfristige Steigerung des<br />

Arbeitsdruckes (Foto: O&K)<br />

verbleibenden 15 % teilen sich die<br />

Rohstoffgewinnung sowie die Landund<br />

Forstwirtschaft.<br />

In Europa arbeiten schon etwa<br />

40 % aller Hydraulikbagger „über dem<br />

Boden“, also ohne Tieflöffel oder<br />

Greifer, aber mit anderen Ausrüstungen<br />

und Werkzeugen. Die bedeutendsten<br />

Einsatzbereiche sind dabei Abbruch<br />

und Demontage, Hartgesteinzerkleinerung<br />

und Materialumschlag.<br />

Damit zeichnet sich ab, dass nur noch<br />

etwas mehr als die Hälfte aller Hydraulikbagger<br />

im herkömmlichen<br />

Baubetrieb eingesetzt wird.<br />

Den Produktnamen der Hydraulikbagger<br />

wird eine immer größere Bedeutung<br />

beigemessen, ihre eigentliche<br />

Herkunft ist dagegen zunehmend<br />

unbedeutender. Amerikanische Unternehmen<br />

wie Caterpillar, Case, New<br />

Holland lassen ihre Hydraulikbagger<br />

in Belgien, Frankreich und Deutschland<br />

bauen, japanische wie Komatsu,<br />

Furukawa und Hitachi in England,<br />

Frankreich, Italien und Deutschland,<br />

schwedische wie Volvo in Deutschland<br />

und in Korea.<br />

Die Produktionsstätte verliert an<br />

Gewicht, stattdessen wird viel Wert<br />

auf die „Corporate Identity“, also auf<br />

den Namen und die Produktfarben<br />

des Anbieters gelegt. Kaum noch zu<br />

verfolgen sind die Spuren der Hydraulikbagger,<br />

die im „Badge Engineering“<br />

hergestellt wurden. Das Verkleiden eigener<br />

Produkte mit fremden Herstellernamen<br />

und -farben wird auch bei<br />

Hydraulikbaggern zunehmend häufiger<br />

praktiziert.<br />

4/2000<br />

31


<strong>Baumaschinen</strong><br />

So werden New-Holland-<br />

und Fiatallis-Bagger<br />

für amerikanische Märkte<br />

von O&K gebaut, aber<br />

Schaeff fertigt neuerdings<br />

für O&K Minibagger – werden<br />

diese diejenigen ersetzen,<br />

die die japanische Firma<br />

Kobelco für Case baut,<br />

einen Konzern, der ebenfalls<br />

zu New Holland<br />

gehört? Oder die Minibagger<br />

von Fiat-Hitachi, ebenfalls<br />

zu CNH (Case New<br />

Holland) gehörend? Die<br />

drei Minibagger- und<br />

Baggerbaureihen Case-Poclain/Kobelco/Sumitomo,<br />

O&K/Schaeff und Fiat-<br />

Hitachi könnten zukünftig<br />

durchaus vereinheitlicht<br />

und gestrafft werden.<br />

Um Synergieeffekte zu<br />

erzielen, wird der 55 bis 62 t<br />

schwere RH 25 als roter<br />

O&K-Bagger mit Tieflöffel<br />

von den zu New Holland<br />

gehörenden O&K-<strong>Baumaschinen</strong><br />

produziert, jedoch<br />

in weißer Farbe mit Klappschaufel<br />

oder Tieflöffel von<br />

der zum konkurrierenden<br />

Terex-Konzern gehörenden<br />

O&K Mining GmbH. Zudem werden<br />

vom RH 25 orangefarbige Fiatallisund<br />

gelbe New-Holland-Versionen<br />

für amerikanische Märkte gefertigt.<br />

Das eigentliche Produkt, der Hydraulikbagger,<br />

spielt nur noch eine<br />

untergeordnete Rolle. Wichtiger werden<br />

dagegen das Herstellerimage, die<br />

Servicequalität, Betreuung, Beratung<br />

und Finanzierung. Hinter diesen Faktoren<br />

stecken bei den neuen Hydraulikbaggern<br />

die Vermarktung und<br />

Dienstleistungen weltweit tätiger<br />

<strong>Baumaschinen</strong>konzerne.<br />

Dennoch teilen sich weiterhin<br />

nicht nur die „großen“, sondern auch<br />

eine Vielzahl lokal operierender Hersteller<br />

den Markt. In Deutschland<br />

sind demzufolge Mobil- und Raupenbagger<br />

in den Gewichtsklassen zwischen<br />

7,5 und 60 t von einer beachtlichen<br />

Anbieterzahl erhältlich: Ammann<br />

Yanmar, Atlas Weyhausen,<br />

Brøyt, Bumar, Case Poclain, Caterpillar,<br />

Daewoo, EWK Eisenwerke Kai-<br />

4 Über ein großes Einsatzspektrum verfügt der 8,8 t<br />

wiegende Schreitbagger Kaiser S 2 Gator 4x4 mit seinem<br />

spinnenartigen Unterwagen und dem 5,7 m tief und 7,9 m<br />

weit reichenden teleskopierbaren Ausleger (Foto: Kaiser)<br />

serslautern, Fiat-Hitachi, Furukawa,<br />

Gradall, Halla, Hitachi, Hydrema-<br />

Weimar, Hyundai, JCB, Kaiser, Kamo,<br />

Kobelco, Komatsu, Kramer, Liebherr,<br />

Macmoter, Menzi, Neuson, O&K, Takeuchi,<br />

Terex-O&K Mining, Schaeff,<br />

Sennebogen und Volvo.<br />

Hydraulikbagger vergleichbarer Gewichtsklassen<br />

können sich jedoch im<br />

Einzelfall erheblich voneinander unterscheiden.<br />

Ein sorgfältiger Vergleich,<br />

nicht nur der Kosten, lohnt<br />

sich. Hydraulik, Pumpenansteuerung,<br />

Ventiltechnik und Steuerblöcke,<br />

Schwenkwerk, Betriebsarten-Wahlschaltung,<br />

Komfort, Bedienung können<br />

von Fabrikat zu Fabrikat beträchtlich<br />

voneinander abweichen.<br />

Noch größere – und leider weder in<br />

den Spezifikationen noch an den Maschinen<br />

selbst ersichtliche – Unterschiede<br />

finden sich bei der Verarbeitungsqualität.<br />

Sie hat unmittelbaren<br />

Einfluss auf die Störanfälligkeit, auf<br />

die Reparatur- und Ersatzteilkosten,<br />

auf die Ausfallzeiten und<br />

Terminverschiebungen, auf<br />

den Wiederverkaufswert<br />

und die Wiederverkaufsattraktivität.<br />

Zum maßgeblichen Betriebskosten-<br />

und Einsatzparameter<br />

der Verarbeitungsqualität<br />

gesellt sich<br />

die Servicequalität: Ausbleibende<br />

Ersatzteile und<br />

Servicetechniker wirken sich<br />

nachteilig auf einen wirtschaftlichen<br />

Einsatz der<br />

Baumaschine aus und führen<br />

zu unerwünschten Terminproblemen.<br />

Raupenbagger –<br />

kräftig und<br />

standsicher<br />

Mobilbagger sind zwar<br />

schneller als Raupenbagger,<br />

dennoch ist im schweren<br />

Erd- und Tiefbau längst<br />

nicht überall Mobilität gefragt.<br />

Wichtigere Parameter<br />

sind kraftvolles Arbeiten,<br />

hohe Standsicherheit und<br />

optimale Geländetauglichkeit.<br />

Ab Baggergrößen von<br />

etwa 20 bis 25 t werden auf<br />

Baustellen fast nur Raupenbagger<br />

verwendet.<br />

Raupenbagger gelangen wegen ihrer<br />

sehr guten Standsicherheit beim<br />

Kanal- und Pipelinebau zum Einsatz,<br />

wo oft schwere Rohre bei großen Lastradien<br />

zu heben sind. Raupenbagger<br />

empfehlen sich außerdem für Felseinsätze<br />

und Abbrucharbeiten, da<br />

Raupenketten weniger anfällig gegen<br />

Beschädigungen sind als Radfahrwerke.<br />

Bei Raupenbaggern ist der Standardunterwagen<br />

für normale Einsätze<br />

und für die Vermietung ratsam,<br />

ebenso dort, wo weder Bodendruck<br />

noch Tragkraft ausschlaggebende Kriterien<br />

sind. Ein langer Unterwagen<br />

(LC = Long Crawler) eignet sich auf<br />

Grund des geringeren Bodendrucks<br />

besser für nassen oder weichen Untergrund,<br />

möglicherweise sogar mit<br />

besonders breiten Raupenketten und<br />

dank der großen Standfläche für<br />

Einsätze, wo viel und schwer gehoben<br />

32 4/2000


<strong>Baumaschinen</strong><br />

werden muss. Ein solcher Unterwagen<br />

kann auch nützlich sein, wenn<br />

mit großen Löffeln bei weiten Radien<br />

gearbeitet wird.<br />

Stets sollten bei Raupenbaggern so<br />

schmale Kettenglieder wie möglich<br />

gewählt werden, damit seitliche<br />

Belastungen und Verkantungen der<br />

Kettenglieder keinen übermäßigen<br />

Laufwerksverschleiß bewirken. Breite<br />

Kettenglieder mindern zwar den Bodendruck<br />

bei einigen wenigen Einsätzen,<br />

können aber die Manövrierfähigkeit<br />

stark einschränken und zu hohen<br />

Laufwerkskosten führen.<br />

Eine ungewöhnliche Kombination<br />

aus Raupen- und Mobilbagger sowie<br />

Kettendozer ist der ED180 von Kobelco.<br />

Dieser 18-t-Raupenbagger verfügt<br />

am besonders robust und kraftvoll gestalteten<br />

Unterwagen über einen<br />

3,45 m breiten und 0,96 m hohen<br />

Räumschild, der besser für Planierund<br />

Räumarbeiten ausgelegt ist als<br />

der Stützschild von Mobilbaggern.<br />

Der Schild ist wahlweise um 25° neigbar<br />

oder schwenkbar. Für den Transport<br />

sind beide Seiten des Schildes<br />

einklappbar.<br />

Mit seinen Raupenketten kann ein<br />

Hydraulikbagger ähnlich hohe Vortriebskräfte<br />

wie ein Kettendozer aufbringen,<br />

sodass er für kleinere Planierarbeiten<br />

gut geeignet erscheint.<br />

Ein Kettendozer ist damit aber nicht<br />

zu ersetzen, obwohl der Bagger im<br />

Datenblatt direkt mit einem 8,8-t-Kettendozer<br />

Cat D5C XL verglichen wird.<br />

Nachteilig wirkt sich der Räumschild<br />

auch auf die Geländetüchtigkeit des<br />

Baggers aus. Ferner darf der Ausleger<br />

auf der betreffenden Unterwagenseite<br />

nicht so dicht an den Bagger heran<br />

bewegt werden.<br />

Mobilbagger<br />

Bemerkenswert ist der wachsende<br />

Anteil an Mobilbaggern: Während in<br />

den klassischen „Baggerladerländern“<br />

Großbritannien und Italien<br />

weiterhin Raupenbagger dominieren,<br />

liegt der Anteil der Mobilbagger in<br />

Frankreich schon bei über 50 %. In<br />

Deutschland, dem Ursprungsland der<br />

Mobilbagger, beträgt der Anteil in den<br />

12- bis 20-t-Klassen gegenüber Raupenbaggern<br />

mehr als 80 %.<br />

5 Die ursprünglich von Fiat-Hitachi in Italien gefertigten Kompaktbagger werden<br />

nun von Kramer in Deutschland unter eigener Regie produziert. Der nur 2,2 m breite<br />

Typ 808 wiegt 8,6 t, der Heckschwenkradius beträgt nur 1,53 m (Foto: Kramer Allrad)<br />

Bei häufig wechselnden Baustellen<br />

bewältigen Mobilbagger Fahrdistanzen<br />

bis rund 20 km auf eigenen Achsen<br />

und erübrigen so den Tieflader.<br />

Bei Einsätzen auf Asphalt- oder Betonflächen<br />

schonen Mobilbagger den<br />

Untergrund besser als Raupenbagger.<br />

Da Mobilbagger oft am Straßenverkehr<br />

teilnehmen, haben Fahrsicherheit<br />

und Fahrersicht Priorität.<br />

Ein Lastschaltgetriebe mit Umschaltung<br />

der Geschwindigkeitsstufen<br />

während der Fahrt erlaubt<br />

schnellstmögliche Einsatzwechsel. Bei<br />

Mobilbaggern von Caterpillar, deren<br />

Oberwagen sich vollständig von denen<br />

der Raupenbagger unterscheiden,<br />

ist der Motor nicht quer am<br />

Heck, sondern längsseits angeordnet.<br />

Dies soll die Sicht nach hinten in keiner<br />

Weise einschränken.<br />

Wichtig beim Unterwagen eines<br />

Mobilbaggers sind ausreichende Bodenfreiheit,<br />

Schutz der Antriebskomponenten,<br />

Wahlmöglichkeit zwischen<br />

anbolzbaren Abstützungen und Planierschild<br />

vorne oder hinten, ein parallel<br />

geführter Stützschild für beste<br />

Planierresultate, individuell absenkbare<br />

Pratzenabstützungen auf unebenem<br />

Grund sowie weite und sichere<br />

Tritte für das Auf- und Absteigen.<br />

Eine Sonderstellung nehmen die<br />

Unterwagen der kompakten Schreitbagger<br />

von den Herstellern Kaiser,<br />

Kamo, Menzi und Schaeff ein. Derartige<br />

Bagger, so der 8,8 t schwere Kaiser<br />

S 2, waten mit ihren beiden Schreitfüßen<br />

und neigbaren Räderarmen<br />

durch metertiefes Wasser, überspannen<br />

breite Gräben, überwinden mehrere<br />

Meter hohe Hindernisse, erklimmen<br />

bei einer Steigfähigkeit von 60 %<br />

Hänge oder fahren sogar auf Schienen.<br />

Der S 2 wird auch mit hydrostatischem<br />

Allradantrieb angeboten. Kaiser<br />

liefert zudem spezielle Abbruch-,<br />

Tunnel-, Untertage- und andere Sonderversionen.<br />

Hydraulik für alle<br />

Einsatzfälle<br />

Der Bagger- und Zubehörmarkt<br />

bietet eine Vielzahl von Zusatzausrüstungen.<br />

Deshalb sollte sich ein Bagger<br />

nicht nur für das Bewegen des Löffels,<br />

sondern auch zum Betrieb hydraulischer<br />

Anbauausrüstungen eignen,<br />

denn nur so werden ausreichende<br />

Vielseitigkeit und Wirtschaftlichkeit<br />

gewährleistet.<br />

Eine wichtige Rolle nimmt aus diesen<br />

Gründen die Hydraulik ein. Der<br />

4/2000<br />

33


<strong>Baumaschinen</strong><br />

Bagger sollte über ein Kontrollsystem<br />

verfügen, das<br />

die Motordrehzahl und<br />

Pumpenleistung einsatzabhängig<br />

aufeinander abstimmt<br />

und es dem Fahrer<br />

erlaubt, sowohl den Motor<br />

als auch die Hydraulik auf<br />

den jeweiligen Einsatz abzustimmen.<br />

Immer ausgefeilter, immer<br />

feinstufiger werden<br />

die Betriebsarten-Wahlschaltungen<br />

vieler Bagger.<br />

Jüngst kam bei einem namhaften<br />

Fabrikat zu den fünf<br />

vorhandenen Betriebsarten<br />

als Ergänzung ein weiterer,<br />

übergeordneter Modus<br />

für 10 % höhere Arbeitsgeschwindigkeiten<br />

und<br />

merklich verringerte Spielzeiten<br />

bei Ladeeinsätzen<br />

hinzu.<br />

Vor allem die Übersichtlichkeit<br />

der Betriebsarten-<br />

Wahlschaltung ist sehr<br />

wichtig, entscheidet sie<br />

doch über Scheu oder Sympathie<br />

des Baggerführers<br />

und somit auch über ihre<br />

sinnvolle Nutzung.<br />

Einige Hersteller scheinen<br />

ständig auf der Suche<br />

nach griffigen Unterscheidungsmerkmalen<br />

zu sein,<br />

damit sich Hydraulik und Betriebsarten-Wahlschaltung<br />

ihrer Bagger ausreichend<br />

von denen des Wettbewerbs<br />

abheben. Außenstehende sind kaum<br />

noch in der Lage, zwischen all den Abkürzungen<br />

und Vorteilen der fortschrittlichen<br />

und modernen Hydrauliksysteme<br />

zu unterscheiden und somit<br />

die Vor- und Nachteile praxisgerecht<br />

abwägen zu können.<br />

Vielfältige<br />

Auslegerkombinationen<br />

6 Rohre bis zu einem Außendurchmesser von 3,5 m setzte<br />

ein Komatsu-Raupenbagger PC 650 exakt in den Boden<br />

(Foto: Komatsu)<br />

Den früher bekannten Hydraulikbagger<br />

mit Standardausrüstung gibt<br />

es eigentlich nicht mehr. Für die meisten<br />

Mobil- und Raupenbagger ist<br />

derzeit eine breite Palette verschiedener<br />

Monoblock- und Verstellausleger<br />

sowie Stiele erhältlich. Dadurch lassen<br />

sich für jeden Einsatz maßgeschneiderte<br />

Bagger zusammenstellen.<br />

Die optimale Wahl der zahlreichen<br />

Ausleger- und Stielvarianten ist bei<br />

Mobilbaggern von größerer Bedeutung<br />

als bei Raupenbaggern, sofern<br />

die Vielseitigkeit des Mobilbaggers so<br />

gut wie möglich genutzt werden soll.<br />

Ein hydraulischer Verstellausleger<br />

wird diesen Ansprüchen besser gerecht<br />

als ein Monoblockausleger, weil<br />

er sich weiter strecken und dichter an<br />

den Oberwagen bewegen lässt und<br />

auch freiere Sicht nach rechts bietet.<br />

Der Verstellausleger ist bei Einsätzen<br />

in beengten Bereichen und für<br />

das Baggern vertikaler Wände wie im<br />

Kanal- und Grabenbau sehr gut geeignet.<br />

Während in Europa schon etwa<br />

70 % aller Mobilbagger mit Verstellauslegern<br />

ausgeliefert werden, sind es<br />

bei Raupenbaggern nur etwa <strong>30</strong> %.<br />

Caterpillar und Fiat-Hitachi<br />

zählen zu den wenigen<br />

Herstellern, die bereits für<br />

jeden Bagger im Programm<br />

bis <strong>35</strong> t eine Version mit<br />

Verstellausleger anbieten.<br />

Komatsu und Volvo führen<br />

schon Verstellausleger für<br />

bis zu 25 t schwere Raupenbagger.<br />

Gegenüber Mobilbaggern<br />

werden Raupenbagger<br />

meist mit einem Monoblockausleger<br />

ausgestattet,<br />

der sich für Erd- und Tiefbauarbeiten,<br />

für den Massenaushub<br />

und für Abbrucharbeiten<br />

empfiehlt.<br />

Eine derartige Auslegerkonstruktion<br />

ist stabiler<br />

und verwindungssteifer als<br />

der Verstellausleger und<br />

widersteht starken Krafteinwirkungen<br />

besser.<br />

Die überwiegende Zahl<br />

aller Hydraulikbagger ist<br />

mit einem kurzen, normalen<br />

oder langen Stiel auszurüsten,<br />

sodass der Baggerausleger<br />

hinsichtlich<br />

wechselnder Einsätze optimal<br />

abgestimmt werden<br />

kann. Der lange Stiel<br />

kommt bei tiefen Ausschachtungen<br />

und Gräben<br />

in Frage, der normale Stiel<br />

bei durchschnittlichen Arbeiten und<br />

der kurze Stiel wegen seiner großen<br />

Hebelwirkung dort, wo außergewöhnliche<br />

Grab- und Hubkräfte verlangt<br />

werden.<br />

Ein kurzer Stiel bringt auch Vorteile,<br />

falls ein Bagger mit einem größeren<br />

Löffel Aushubarbeiten durchführen<br />

soll. Dass damit keine sehr große Baggertiefe<br />

zu erreichen ist, spielt meist<br />

eine nur untergeordnete Rolle, denn<br />

im Massenaushub sollte ein Bagger<br />

sowieso nie bei maximaler Baggertiefe<br />

arbeiten – dies verringert die Aushubleistung<br />

um rund 15 %. Werden<br />

dagegen zwei Durchgänge bei nur<br />

halber Baggertiefe gefahren, kann<br />

mit 100%iger Leistung gerechnet werden.<br />

Um Bagger als vielseitig nutzbare<br />

Geräteträger so aufgabenspezifisch<br />

wie möglich einsetzen zu können,<br />

34 4/2000


<strong>Baumaschinen</strong><br />

sind schnelle Werkzeugwechsel unverzichtbar.<br />

Deshalb sollte ein mechanischer<br />

oder hydraulischer<br />

Schnellwechsler gewählt werden. Dadurch<br />

können sich allerdings die<br />

Grab- und Hubkräfte etwas reduzieren.<br />

Eine außergewöhnliche Auslegervariante<br />

ist der als Option für die<br />

Komatsu-Raupenbagger PC160 bis<br />

PC200 sowie -Mobilbagger PW1<strong>30</strong>ES<br />

und PW170ES erhältliche Drehstiel.<br />

Der endlos um 360 ° drehbare Stiel<br />

lässt sich gut mit dem Verstellausleger<br />

einsetzen, besonders auf engstem<br />

Raum. Durch eine 180°-Drehung<br />

wandelt sich so der Tieflöffel in eine<br />

Räumschaufel. Sogar um Ecken kann<br />

gebaggert werden. Ein hydraulisches<br />

360°-Schwenkwerk am Schnellwechsler<br />

erfüllt ähnliche Zwecke, ist jedoch<br />

leichter als der Drehstiel.<br />

Obwohl viele Hersteller für ihre Hydraulikbagger<br />

unterschiedliche Auslegerkombinationen<br />

anbieten, bringen<br />

doch zunehmend mehr Unternehmen<br />

spezialisierte Auslegersysteme<br />

auf den Markt. Deshalb wird eine<br />

wachsende Zahl von Hydraulikbaggern<br />

inzwischen ohne Ausleger bzw.<br />

mit Ausleger-Fremdfabrikaten bestellt.<br />

Interessante und vielfältige Auslegersysteme<br />

sowohl für Abbruch als<br />

auch Erd- und Tiefbau werden mit der<br />

Bezeichnung MP (Multi Purpose) von<br />

High-Far aus der Schweiz angeboten.<br />

Neue oder vorhandene Hydraulikbagger<br />

der Gewichtsklassen 25 bis 75 t<br />

können mit diesem Auslegersystem<br />

ausgerüstet werden.<br />

Für das MP-Auslegersystem mit<br />

Anlenkhöhen von 17 bis 24 m wird der<br />

Monoblockausleger in zwei Teile zerschnitten.<br />

Durch die Verwendung eines<br />

Verbindungsteiles, das je nach Bedarf<br />

eingesetzt oder entfernt wird,<br />

kann der Ausleger gestreckt oder wieder<br />

zum Monoblockausleger gewandelt<br />

werden. Der Umbau vom Spezialzum<br />

Standardausleger soll nur etwa<br />

eine Stunde dauern.<br />

Durch den Wechsel der Ausleger<br />

können auch mittelständische Betriebe,<br />

die sonst im Erd- und Tiefbau tätig<br />

sind, kostengünstig Hochabbrüche<br />

durchführen und eine gute Auslastung<br />

ihrer Hydraulikbagger erzielen.<br />

Dies ist jedoch bei eigens als Abbruchmaschinen<br />

vorgesehenen Baggern<br />

mit speziellen Auslegern oft<br />

nicht möglich.<br />

Die Spitznas Maschinenfabrik fertigt<br />

Teleskopausleger für das Tiefbaggern<br />

bis 21 m Arbeitstiefe, die anstelle<br />

des Löffelstiels montiert werden können,<br />

sowie ebenfalls teleskopierbare<br />

Abbruchausleger bis <strong>35</strong> m Arbeitshöhe.<br />

Die Auslegersysteme sind für<br />

Hydraulikbagger der 40- bis 45-t-<br />

Klasse bestimmt.<br />

Am Kopf der Teleskopsektion befindet<br />

sich ein 7,5 m langer Zusatzausleger<br />

als eine Art Löffelstiel, an den bis<br />

zu 2,6 t wiegende Ausrüstungen wie<br />

Abbruchscheren anzubauen sind. Für<br />

die Auslegersysteme sind auch starke<br />

Scheinwerfer und eine Videokamera<br />

lieferbar, die die Bilder ins Fahrerhaus<br />

überträgt. Im Zustand des Transports<br />

ist ein Raupenbagger mit einem solchen<br />

Teleskopausleger 16 m lang.<br />

Bagger mit<br />

Teleskopausleger,<br />

sowohl in Mobilals<br />

auch in Raupenversion,<br />

werden<br />

von EWK<br />

(Eisenwerke Kaiserslautern)<br />

produziert.<br />

Der TR<br />

2212 wiegt 23,5 t<br />

und reicht mit<br />

seinem Teleskoparm<br />

vom Drehpunkt<br />

10,9 m,<br />

mit Verlängerung<br />

sogar 14,9 m<br />

weit horizontal<br />

nach vorn, 10,1 m<br />

nach oben und<br />

12,7 m nach<br />

unten (jeweils<br />

mit 4-m-Verlängerung).<br />

EWK<br />

bietet auch spezielle<br />

Tunnelund<br />

Zweiwegeversionen<br />

an.<br />

Der endlos<br />

um seine Achse<br />

nach links oder<br />

rechts drehbare<br />

Teleskopausleger<br />

trägt bei 9,7 m<br />

Reichweite ohne<br />

Werkzeug noch 2,9 t. Durch die geradlinigen<br />

Lastwege und Arbeitsbewegungen<br />

eignen sich diese Bagger vorwiegend<br />

für den Böschungsbau, für<br />

das Auskoffern und die Planumserstellung.<br />

Im Tunnel und in Stollen haben Teleskopausleger<br />

Vorteile, da sie beim<br />

Baggern eine nur geringe Höhe beanspruchen.<br />

Bei Erneuerungen von<br />

Straßendecken braucht ein Teleskopbagger<br />

nicht zu schwenken, sondern<br />

belädt Lkw durch seinen Teleskophub<br />

von 4,2 m bequem vor Kopf – halbseitige<br />

Straßensperrungen reichen daher<br />

aus.<br />

4/2000<br />

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