Landwirtschaft im Wandel - information.medien.agrar eV
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Arbeitsheft für die Sekundarstufe I<br />
<strong>Landwirtschaft</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Wandel</strong><br />
<strong>Landwirtschaft</strong> –<br />
gestern, heute, morgen<br />
Auf dem Feld<br />
Im Kuhstall<br />
Im Schweinestall<br />
<strong>Landwirtschaft</strong>,<br />
Landschaft und Natur<br />
<strong>Landwirtschaft</strong> in der<br />
Gesellschaft<br />
Nachwachsende Rohstoffe<br />
<strong>Landwirtschaft</strong> in Europa<br />
Ausblick<br />
Seite 2<br />
Seite 4<br />
Seite 6<br />
Seite 8<br />
Seite 10<br />
Seite 12<br />
Seite 14<br />
Seite 15<br />
Seite 16
<strong>Landwirtschaft</strong> – gestern, heute, morgen<br />
In der Vergangenheit zogen Pferde<br />
oder Rinder die schweren Pflüge, um<br />
den Boden zu wenden.<br />
Im 20. Jahrhundert ersetzte der Traktor<br />
die tierische Zugkraft.<br />
Auf jedem Hof gibt es meist mehrere Traktoren.<br />
Die kleinen Traktoren, mit denen die<br />
Motorisierung vor 50 Jahren anfing, hatten nur<br />
eine geringe Motorleistung. Heutige Traktoren<br />
haben oft weit über 100 PS und kosten mehr als<br />
50.000 EUR. Sie ziehen Pflüge, Erntemaschinen,<br />
Anhänger oder, wie hier, einen Futtermischwagen.<br />
Bauern haben einen der ältesten Berufe der Welt. Jahrhunderte lang arbeitete der Sohn wie der Vater, die<br />
Tochter wie die Mutter. Sie erzeugten vor allem das, was sie selbst brauchten. Nur wenig wurde verkauft,<br />
um das zu beschaffen, was sich auf dem Hof nicht herstellen ließ. Sie arbeiteten hart von frühmorgens bis<br />
spätabends. Wochentags wie sonntags waren die Tiere zu versorgen. Arbeit und Freizeit gingen ineinander<br />
über, Urlaub gab es nicht. Nur <strong>im</strong> Winter gab es bisweilen Gelegenheit auszuruhen.<br />
Viele Arbeiten in der <strong>Landwirtschaft</strong> mussten von Hand erledigt werden. Be<strong>im</strong> Ziehen von schweren<br />
Geräten halfen früher Pferde oder Ochsen. Erst vor rund 150 Jahren kamen die ersten Dampfmaschinen aufs<br />
Land, vor 75 Jahren die ersten Traktoren. Durch die Erfindung des Motors änderte sich in den vergangenen<br />
50 Jahren in der deutschen <strong>Landwirtschaft</strong> mehr als in den 1.000 Jahren zuvor.<br />
2
<strong>Landwirtschaft</strong> – gestern, heute, morgen<br />
Die Ernte von Getreide war früher eine sehr anstrengende<br />
Arbeit mit vielen Einzelschritten: Mähen der<br />
Halme, Binden der Halme zu Garben, Aufstellen der<br />
Garben, Verladen und Dreschen wurden in Handarbeit<br />
von vielen Arbeitskräften erledigt.<br />
Heute steuert eine Person einen Mähdrescher, der<br />
alle diese Arbeiten zusammenfasst.<br />
Ohne Computer ist <strong>Landwirtschaft</strong> heute kaum mehr möglich.<br />
Computer auf den Traktoren steuern z.B. die genaue<br />
Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln.<br />
<strong>Landwirtschaft</strong> findet heute zu einem erheblichen Teil auch<br />
<strong>im</strong> Büro statt. Hier helfen Computer bei der Verwaltung der<br />
Tierbestände und Ackerflächen, bei der Erstellung von<br />
Anträgen oder Überwachung der Fütterungs- oder Lüftungsprogramme<br />
in den Ställen.<br />
Immer weniger Bauern bewirtschaften mit ihren großen Maschinen heute <strong>im</strong>mer größere Flächen und<br />
bauen Pflanzen an, die <strong>im</strong>mer größere Erträge liefern. Sie halten mehr Tiere als früher, die mehr Milch<br />
geben oder schneller ihr Schlachtgewicht erreichen. Computer sind heute von modernen Bauernhöfen nicht<br />
mehr wegzudenken. Landwirt ist ein Ausbildungsberuf wie jeder andere Beruf auch – viele Landwirte sind<br />
sogar <strong>Landwirtschaft</strong>smeister bzw. Agrar-Techniker oder Agrar-Ingenieure.<br />
Heute haben die Bauern mit vielen Problemen zu kämpfen: In den vergangenen Jahrzehnten stiegen die<br />
Einkommen außerhalb der <strong>Landwirtschaft</strong> stark an. Die Preise vieler Lebensmittel hingegen haben sich nicht<br />
<strong>im</strong> gleichen Maße verteuert. Oftmals sind die Preise, die die Landwirte für ihre Produkte erhalten, sogar gesunken.<br />
Wollen die Landwirte hier ein angemessenes Einkommen erzielen, so müssen sie <strong>im</strong>mer mehr und<br />
<strong>im</strong>mer kostengünstiger produzieren. Während die Verbraucher um 1900 noch 57 % ihres Einkommens für<br />
Nahrungsmittel ausgeben mussten, sind es heute nur noch 12 %. Zusätzlich werden viele Bereiche der<br />
Produktion durch die Politik der Europäischen Union geregelt.<br />
Auch wenn sich für die Landwirte vieles änderte, so ist doch nicht alles durch die Menschen beeinflussbar.<br />
Die landwirtschaftliche Produktion ist <strong>im</strong>mer noch in die Natur eingebunden und ihr auch ausgesetzt.<br />
Unwetter können Ernten zerstören, Pflanzen brauchen ihre best<strong>im</strong>mte Wachstumszeit bis zur Ernte, fällt<br />
kein Regen, dann vertrocknen sie.<br />
• Was fällt euch spontan zum Stichwort<br />
„<strong>Landwirtschaft</strong>“ ein? Notiert es und vergleicht<br />
eure Vorstellungen mit den Bildern<br />
auf dieser Seite.<br />
• Welche Fragen habt ihr zur <strong>Landwirtschaft</strong>?<br />
Was möchtet ihr wissen, was erkunden?<br />
• Beschreibt anhand der Bilder und Texte, wie<br />
sich die <strong>Landwirtschaft</strong> in Deutschland in den<br />
vergangenen Jahrzehnten veränderte.<br />
• Überlegt, wo heute in landwirtschaftlichen<br />
Betrieben ein Computer eingesetzt wird.<br />
Fragt bei einer Erkundung danach.<br />
• Erkundigt euch, wo es in eurer Nähe landwirtschaftliche<br />
Betriebe gibt und was sie anbauen<br />
bzw. welche Tiere sie halten? Wo würdet ihr<br />
gerne eine Hof-Erkundung vornehmen?<br />
Notiert Fragen, die ihr dem Landwirt stellen wollt.<br />
• Überlegt: Welche Kenntnisse muss ein<br />
Landwirt heute besitzen?<br />
3
Auf dem Feld<br />
Früher mussten Kartoffeln von Hand aus der Erde<br />
gegraben, eingesammelt und auf den Wagen geladen<br />
werden.<br />
Heute übern<strong>im</strong>mt der Kartoffelroder diese Arbeit.<br />
Nur Steine und die verfaulten Saatkartoffeln müssen<br />
noch von Hand vom Laufband aussortiert werden.<br />
Bei der Rübenernte waren viele Arbeitsschritte per Hand<br />
nötig: Erst wurde das Kraut abgeschnitten, dann wurden<br />
die Rüben mit der Hacke aus der Erde geholt. Anschließend<br />
wurden die Rüben auf einen Wagen geladen.<br />
Heute kann eine Person all diese Arbeitsschritte mit dem<br />
Rübenroder erledigen.<br />
Etwa die Hälfte der Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt, davon etwa zwei Drittel als<br />
Ackerland und ein Drittel als Wiesen und Weiden. Ackerbau bedeutete früher schwere Handarbeit. Rinder<br />
oder Pferde erleichterten als Zugtiere zwar die Bodenbearbeitung für die Menschen, ernten mussten die<br />
Bauern aber per Hand. Erst durch die Einführung des Traktors samt seinen Anbaumaschinen und des<br />
Mähdreschers ist für die Bauern die Arbeit körperlich leichter geworden. Heute kann ein Landwirt in einer<br />
Stunde so viel Getreide mähen, dreschen und abfahren wie früher 150 Mägde und Knechte zusammen. Die<br />
Maschinen, die der Landwirt dafür benötigt, sind sehr teuer. Daher kaufen oft mehrere Landwirte eine<br />
große Maschine zusammen.<br />
4
Stallmist war früher oft der einzige Dünger, der den<br />
Bauern zur Verfügung stand. Entsprechend schonend<br />
wurde er behandelt. Der Bauer lud ihn mit der Mistgabel<br />
auf den Wagen und verteilte ihn ebenfalls in<br />
Handarbeit auf dem Feld.<br />
Düngemittel können heute so ausgebracht werden, dass die<br />
Pflanzen opt<strong>im</strong>al versorgt werden und keine Nährstoffe ins<br />
Grundwasser gelangen.<br />
Heute sind wir in Deutschland ausreichend mit Lebensmitteln versorgt. Die Erfindungen der Landtechnik<br />
haben dazu ebenso beigetragen wie Fortschritte in der Pflanzen- und Tierzucht. Die Verwendung von<br />
Düngemitteln stellt die Versorgung der Pflanzen mit den nötigen Nährstoffen sicher. Durch die<br />
Weiterentwicklung von Pflanzenschutzmitteln können die Landwirte ihre Pflanzen <strong>im</strong>mer besser und auch<br />
umweltgerechter gegen tierische Schädlinge oder Pilze schützen.<br />
Arbeitsstunden<br />
für Mähen, Dreschen und Abfahren<br />
von 1 Hektar Getreide<br />
vor 1900<br />
300 h<br />
um 1910<br />
150 h<br />
1935 40 – 80 h *<br />
1950 30 h<br />
1960 15 h<br />
2007 < 2 h<br />
* starke Unterschiede zwischen Klein- und Großbetrieben<br />
Erntemengen je Hektar<br />
(Durchschnitt über 5 Jahre)<br />
1956/61 2002/07<br />
Weizen 32 dt. 73 dt.<br />
Gerste 33 dt. 58 dt.<br />
Roggen 26 dt. 49 dt.<br />
Kartoffeln 230 dt. 399 dt.<br />
Zuckerrüben 357 dt. 582 dt.<br />
• Vergleicht die Bilder oben und beschreibt mit<br />
eigenen Worten, was sich verändert hat.<br />
Beschreibt, was die Menschen auf den Fotos<br />
machen und wie die Arbeit heute erledigt wird.<br />
• Versucht weitere Vergleiche von Arbeiten<br />
zwischen früher und heute zu finden.<br />
• Was wird auf den Feldern in eurer Umgebung<br />
angebaut? Benennt die Pflanzen und versucht<br />
die Getreidearten zu unterscheiden.<br />
• Was wird aus den Ackerfrüchten hergestellt?<br />
Sprecht darüber mit Landwirten oder<br />
informiert euch <strong>im</strong> Internet.<br />
• Lasst euch bei einem Hofbesuch die<br />
verschiedenen Maschinen zeigen. Für welche<br />
Arbeiten besitzt der Landwirt die Maschinen<br />
selbst, welche Arbeiten lässt er über spezielle<br />
Firmen (Lohnunternehmer) erledigen.<br />
Was sind die Gründe dafür?<br />
• Fragt bei einem Hofbesuch nach, wie sich der<br />
Hof in den vergangenen Jahrzehnten veränderte:<br />
- Welche Früchte wurden früher angebaut,<br />
welche wachsen heute auf den Feldern?<br />
- Wie stark waren die Traktoren früher und<br />
welche Geräte konnten sie ziehen?<br />
- Vergleicht mit den heutigen Maschinen.<br />
5
Im Kuhstall<br />
Melken mit der Hand war früher eine schwere und<br />
unbequeme Arbeit, die viel Zeit in Anspruch nahm.<br />
Moderne Melkanlagen helfen heute den Landwirten<br />
dabei. Hier stehen die Kühe höher. So muss sich<br />
der Landwirt nicht bücken und kann das Melkgeschirr<br />
besser am Euter anbringen.<br />
Früher waren die Tiere in kleinen, dunklen Ställen<br />
mit Ketten angebunden. Heute können sie sich in<br />
hellen und gut durchlüfteten Ställen frei bewegen.<br />
Jedes Rind hat einen eigenen Liegeplatz und<br />
freien Zugang zu Futter und frischem Wasser.<br />
Seit mehr als 8.000 Jahren züchtet der Mensch Rinder. Früher waren die Tiere wichtig, um schwere Lasten zu<br />
bewegen oder um den Pflug zu ziehen. Dies spielt seit der Erfindung der Traktoren keine Rolle mehr. Heute<br />
werden sie noch wegen ihrer Milch und wegen ihres Fleisches gehalten. In modernen Rinderställen laufen die<br />
Kühe auf einem Boden mit kleinen Spalten. Kot und Urin fallen auf den Boden und werden von den Tieren<br />
durch die Spalten in Kanäle, die sich unter dem Boden befinden, getreten. Von hier kommt das Gemisch, das<br />
auch als Gülle bezeichnet wird, in das Güllesilo.<br />
Auch be<strong>im</strong> Melken der Kühe hat sich viel verändert. Inzwischen sind sogar erste vollautomatische Melkanlagen,<br />
Melkroboter genannt, <strong>im</strong> Einsatz. Hier können sich die Kühe ohne menschliche Hilfe dann melken lassen,<br />
wann sie es wollen. Melkroboter sind allerdings noch teuer und nur in wenigen Betrieben <strong>im</strong> Einsatz.<br />
Die Milch wird über Rohrleitungen direkt in den Milchtank gepumpt und kommt so nicht mit der Stallluft<br />
in Berührung. Innerhalb weniger Minuten wird die Milch auf 4 °C heruntergekühlt, damit sie nicht verdirbt.<br />
Alle zwei Tage holt der Milchlaster sie ab und bringt<br />
sie zur Molkerei.<br />
Ein großes Problem war früher die Bereitung und<br />
Lagerung von Winterfutter für die Tiere. Nicht selten<br />
mussten Tiere <strong>im</strong> Herbst geschlachtet werden, da das<br />
Futter nicht für alle über den Winter reichte. Oft stand<br />
nur Heu (getrocknetes Gras) als Futter zur Verfügung,<br />
das in anstrengender und zeitintensiver Arbeit gemäht,<br />
gewendet, zusammengetragen, auf den Wagen geladen<br />
und auf dem Heuboden eingelagert werden musste.<br />
Heute erleichtern Maschinen diese Arbeit. Aber auch<br />
durch die Entwicklung neuer Verfahren ist die Versorgung<br />
mit Futter sicherer geworden. Auf den meisten Milchviehbetrieben<br />
befinden sich hinter dem Stall die Lagerbehälter<br />
für das Winterfutter (Silage).<br />
6
Während bei der Heuernte früher viele<br />
Personen nötig waren, erledigen heute<br />
Maschinen die Arbeit.<br />
Milchleistung Milchkühe Betriebe<br />
je Kuh und Jahr je Landwirt mit Milchkühen<br />
1950 2.560 l 4 1.539.000<br />
1960 3.406 l 5 1.217.000<br />
1970 3.813 l 8 836.000<br />
1980 4.538 l 13 453.000<br />
1990 4.713 l 22 276.000<br />
2000 6.122 l 33 136.000<br />
2006 6.849 l 39 104.000<br />
Trotz technischen Fortschritts ist vieles wie früher:<br />
• Milch ist leicht verderblich und muss möglichst kühl gelagert und transportiert werden.<br />
• Kühe geben nur Milch, wenn sie vorher ein Kalb geboren haben. Je länger die Geburt zurückliegt,<br />
desto weniger Milch gibt die Kuh.<br />
• Kühe müssen jeden Tag, auch samstags und sonntags, zwe<strong>im</strong>al gemolken werden.<br />
Ohne Computer ist Milchkuhhaltung heute kaum noch möglich. So wird die Ausgabe von „Kraftfutter“ an<br />
die Kühe oder von Milch an die Kälber von Computern gesteuert. Die Tiere tragen ein Halsband mit einem<br />
Datenträger. Daran erkennt der Computer, welches Tier gerade an der Futterstation ist und gibt die vorher<br />
festgelegte Futtermenge frei. Frisst ein Tier zu wenig, wird dies vom Computer gemeldet, denn dies könnte<br />
ein Hinweis auf eine Krankheit sein. Be<strong>im</strong> Melken wird erfasst, wie viel Milch eine Kuh über einen best<strong>im</strong>mten<br />
Zeitraum gibt. Wird ein neues Kalb geboren, so werden dessen Daten heute per Internet an ein zentrales<br />
Tierregister gemeldet.<br />
Die Veränderungen in den modernen Kuhställen dienen einer tiergerechten Haltung. Mensch, Tier und<br />
Technik bilden ein aufeinander abgest<strong>im</strong>mtes System. Landwirte wissen, dass nur gesunde Tiere, die ihren<br />
Bedürfnissen entsprechend gehalten werden, gute Leistungen bringen.<br />
• Beschreibt mit eigenen Worten, welche<br />
Veränderungen in den letzten Jahrzehnten in<br />
der Milchviehhaltung eingetreten sind.<br />
• Beschreibe den Weg der Milch von der Kuh bis<br />
zur Molkerei.<br />
• Welche Arbeiten fallen in einem Kuhstall an?<br />
Wie lassen sie sich mit moderner Technik<br />
erleichtern?<br />
• Beobachtet die Kühe <strong>im</strong> Stall über einen<br />
längeren Zeitraum und protokolliert eure<br />
Beobachtungen. Was stellt ihr fest?<br />
• Was möchtet ihr bei einer Betriebserkundung<br />
auf einem Hof mit Milchkuhhaltung erfahren?<br />
Stellt einen Fragebogen zusammen!<br />
Ihr könnt z.B. fragen:<br />
- Wie viele Kühe wurden früher auf dem<br />
Hof gehalten?<br />
- Wie sah der Stall früher aus?<br />
- Wie hat sich die Milchleistung der<br />
Kühe verändert?<br />
- Wie sieht der Tagesablauf des Landwirts aus?<br />
- Wer melkt die Kühe am Wochenende oder<br />
während des Urlaubs?<br />
- Für welche Arbeiten setzt der Landwirt<br />
einen Computer ein?<br />
7
Im Schweinestall<br />
Bis in das 19. Jahrhundert wurden Schweine überwiegend<br />
in Wäldern gemästet (Eichelmast). Mit steigendem Fleischbedarf<br />
der Bevölkerung wurden die Schweine vermehrt in<br />
Ställen oder Koben gehalten, die oft eng, dunkel und verdreckt<br />
waren.<br />
Moderne Schweineställe sind hell und sauber.<br />
Mit dem Sesshaftwerden des Menschen (ab ca. 8.000 v. Chr.) wurde das Wildschwein zum Nutztier. Ziel der<br />
Schweinehaltung war es damals wie heute, Fleisch zu erzeugen. Schweinerassen mit einem hohen Fettanteil<br />
waren damals besonders bevorzugt und das Schlachtgewicht der Tiere lag bei über 150 kg. Der Wunsch des<br />
Verbrauchers nach magerem Fleisch mit geringem Fettanteil führte seit Mitte des 20. Jahrhunderts in der<br />
Schweinezucht jedoch zu Rassen mit hohem Muskelanteil und wenig Körperfett. Alte Schweinerassen wurden<br />
mehr und mehr verdrängt.<br />
Wie die Grafik „Auf und Ab der Schweinepreise in Deutschland“ zeigt, unterliegt der Preis starken<br />
Schwankungen. Dies beruht auf einem rhythmischen Wechsel zwischen großen Beständen und niedrigen<br />
Erzeugerpreisen und geringen Beständen bei relativ hohen Preisen. Dieses Auf und Ab nennt man den<br />
Schweinezyklus.<br />
8
Fakten zur Entwicklung der Schweinehaltung:<br />
• In Deutschland hielten (2005) knapp 89.000 Landwirte rund 27 Millionen Schweine. Im Jahr 1950 belief sich der<br />
Schweinebestand nur auf ca. 11,9 Millionen Tiere, die von etwa 2,4 Millionen Landwirten gehalten wurden.<br />
• Die durchschnittliche Bestandsgröße hat sich von 5 Schweinen pro Tierhalter <strong>im</strong> Jahr 1950 auf rund 303 Tiere <strong>im</strong> Jahr<br />
2005 erhöht.<br />
• Seit 1950 ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Schweinefleisch von 19 kg auf 54 kg <strong>im</strong> Jahr angestiegen.<br />
• Der Selbstversorgungsgrad in Deutschland liegt bei 97 % (2005/2006).<br />
• Die gestiegene Nachfrage nach Schweinefleisch Mitte des vergangenen Jahrhunderts sowie der starke Wettbewerb,<br />
sinkende Erlöse für Mastschweine und der technische Fortschritt haben diese Veränderungen bewirkt.<br />
Heute leben die Schweine in modernen Ställen in großen Abteilen zu jeweils ca. 20 Tieren zusammen. Sie<br />
werden rund ein halbes Jahr bis zu einem Gewicht von ca. 117 kg gemästet. Neben Getreideschrot erhalten<br />
die Tiere auch Eiweißfutter und Mineralstoffe. Moderne Schweineställe verfügen über eine vollautomatische<br />
Kl<strong>im</strong>aanlage und Belüftung, damit die Tiere es weder zu kalt noch zu warm haben und <strong>im</strong>mer über ausreichend<br />
Frischluft verfügen. Der Boden der Boxen hat zum Teil Löcher, sodass Kot und Harn der Tiere durchfallen<br />
können. So bleiben die Tiere relativ sauber. Inzwischen ist es den Züchtern gelungen, dem Hausschwein<br />
vier Rippen mehr anzuzüchten: Es besitzt heute 16 Rippen und kann so mehr Fleisch liefern.<br />
Die Erzeugerpreise für Schweinefleisch steigen und fallen in regelmäßigen Abständen. Insgesamt erhalten<br />
Landwirte heute für ein Kilogramm Schweinefleisch weniger Geld als 1950. Daher müssen die Landwirte<br />
<strong>im</strong>mer mehr Tiere halten, um ein angemessenes Einkommen zu erzielen. Dagegen sind die Arbeitslöhne in der<br />
Industrie und die Verkaufspreise in den Läden deutlich angestiegen.<br />
So ist der Preis für ein Kilogramm Schweinekotelett <strong>im</strong> selben Zeitraum von 2,14 EUR auf 6,50 EUR angestiegen.<br />
Während ein Industriearbeiter dafür 1950 noch 196 Minuten arbeiten musste, waren es 2006 nur noch 23<br />
Minuten.<br />
• Beschreibt mit eigenen Worten: Wie hat sich<br />
die Schweinehaltung in Deutschland entwickelt?<br />
• Erklärt, warum Landwirte eine größere Zahl<br />
von Tieren halten müssen, um ein ausreichendes<br />
Einkommen zu erzielen.<br />
• Erklärt mit eigenen Worten das Prinzip des<br />
Schweinezyklus und erklärt die Ursachen<br />
dafür. Schlagt dazu <strong>im</strong> Lexikon oder <strong>im</strong><br />
Internet nach.<br />
• Besucht einen Betrieb mit Schweinehaltung.<br />
- Erkundigt euch, woher der Landwirt das<br />
Futter für seine Schweine bekommt.<br />
- Was wird selbst erzeugt, was dazugekauft?<br />
- Welche Probleme bestehen dabei?<br />
9
<strong>Landwirtschaft</strong>, Landschaft und Natur<br />
Nur durch die regelmäßige Bewirtschaftung und Pflege<br />
bleibt die Landschaft so, wie wir sie kennen. Würden die<br />
Landwirte nicht regelmäßig die Felder pflügen und bestellen<br />
oder die Wiesen mähen, würde das Land schnell mit<br />
Büschen und Bäumen zuwachsen.<br />
„So wenig wie möglich, so viel wie nötig" – diese Devise<br />
lässt sich dank modernster Technik heute gut umsetzen.<br />
So konnten die Mengen an Dünge- und<br />
Pflanzenschutzmitteln deutlich reduziert werden.<br />
Von der Natur- zur Kulturlandschaft:<br />
Naturlandschaft<br />
Extensive Kulturlandschaft<br />
Intensive Kulturlandschaft<br />
Heutige Kulturlandschaft unter Berücksichtigung<br />
ökologischer Belange<br />
Deutschland hat eine vielfältige Landschaft, in der sich Felder, Wiesen und Wälder mit bebauten Flächen<br />
abwechseln. Diese Kulturlandschaft ist <strong>im</strong> Laufe der Jahrhunderte vor allem durch die Arbeit der Bauern<br />
geschaffen worden. Sie rodeten die Wälder und entwässerten Moore, um fruchtbares Ackerland zu gewinnen<br />
oder pflanzten Streuobstwiesen an. Naturlandschaften oder unberührte Landschaften, in denen nichts<br />
durch Menschen verändert wurde, gibt es in Deutschland nicht mehr. Landwirte bearbeiten und pflegen<br />
heute mehr als die Hälfte der Fläche Deutschlands als Acker- oder Grünland. Ein weiteres Drittel wird als<br />
Wald zur Holzgewinnung verwendet.<br />
Die Form der Landschaft in Mitteleuropa war und ist geprägt durch die menschliche Nutzung. Das Ziel war<br />
<strong>im</strong>mer eine bestmögliche Nahrungsmittelproduktion. Streuobstwiesen wurden angepflanzt, weil man auf<br />
dieser Fläche Viehfutter sowie Obst für die menschliche Ernährung gewinnen konnte. Da man die Steine,<br />
die von den Feldern gesammelt wurden, nicht weit transportieren konnte, verwendete man sie als Ackerbegrenzung.<br />
Auf ihnen entwickelten sich Feldgehölze oder Hecken.<br />
Mitte des 20. Jahrhunderts waren die kleinen Äcker<br />
durch den Einsatz <strong>im</strong>mer größerer Maschinen nicht mehr<br />
ökonomisch sinnvoll zu bearbeiten. Daher versuchte<br />
man, größere Flächen zu schaffen. Hecken wurden abgeholzt<br />
und Bäche in Kanalrohre umgeleitet. Der Gedanke<br />
des Naturschutzes spielte bei den Planungen damals<br />
kaum eine Rolle. Heute weiß man, dass dieser Weg nicht<br />
richtig war. Landwirte pflanzen heute Hecken als Windschutz<br />
und als Lebensräume für Insekten und kleine<br />
Wirbeltiere. Sie lassen Ackerrandstreifen und Flussufer<br />
als Lebensraum für wild lebende Tiere und Pflanzen<br />
ungenutzt. In vielen Bereichen arbeiten heute <strong>Landwirtschaft</strong><br />
und Naturschutz zusammen. So wird heute<br />
die Gesamtlänge aller Hecken in Deutschland auf über<br />
zwei Millionen Kilometer geschätzt. Daneben gibt es<br />
weitere 1,7 Millionen Hektar naturbelassene Flächen.<br />
10
Zum Wachsen brauchen Pflanzen Nährstoffe. Da die Früchte von den Feldern abgefahren werden, gehen<br />
den Pflanzen für das kommende Jahr Nährstoffe verloren. Diese müssen durch Düngung ersetzt werden.<br />
Früher galt die Devise „Viel hilft viel“. Dies führte zu einer Überdüngung der Flüsse und Seen und des<br />
Grundwassers. Heute kann man durch moderne Messmethoden genau feststellen, wie viel Dünger die<br />
Pflanzen tatsächlich zum Wachsen brauchen.<br />
Nutzpflanzen haben viele Feinde. Daher musste der Landwirt sie schon <strong>im</strong>mer vor Krankheiten, Schädlingen<br />
oder Unkräutern, die ihnen die Nährstoffe oder Wasser wegnehmen, schützen oder bereits befallene Pflanzen<br />
heilen. Dies bezeichnet man als Pflanzenschutz. Früher hatte man wenige Mittel zur Verfügung. Daher gab<br />
es oft große Verluste durch Schädlinge auf dem Feld oder die Ernte verdarb in den Lagerhäusern. Erst durch<br />
die Erfindung von chemischen Pflanzenschutzmitteln hatten die Landwirte Möglichkeiten, erfolgreich die<br />
Ernte zu verteidigen.<br />
In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Höfe, die nach den Best<strong>im</strong>mungen des ökologischen Landbaus<br />
arbeiten, stark zugenommen. Im Jahr 2006 bewirtschafteten 17.560 Öko-Betriebe eine Fläche von 826.000 ha.<br />
Das sind 4,9 % der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland. Im Unterschied zur<br />
„normalen“, konventionellen <strong>Landwirtschaft</strong> werden <strong>im</strong> ökologischen Landbau möglichst geschlossene<br />
Betriebskreisläufe angestrebt. Dies bedeutet, dass Futter für die Tiere und die Düngemittel für die Pflanzen<br />
möglichst vollständig auf den eigenen Betriebsflächen erzeugt werden sollen. Ein Zukauf von Mitteln von<br />
außerhalb des Betriebes ist bis auf wenige Ausnahmen beschränkt. Zudem verfolgt der ökologische<br />
Landbau das Ziel, besonders bodenschonend und tiergerecht zu wirtschaften.<br />
• Fragt Landwirte, wie sie düngen und<br />
wann sie Pflanzenschutzmittel einsetzen.<br />
Was hat sich in den letzten Jahren geändert?<br />
• Sucht in eurer Umgebung Beispiele für naturnahe<br />
Landschaftselemente wie z.B. Feldgehölze,<br />
Hecken etc. und best<strong>im</strong>mt die dort<br />
lebenden Tiere und Pflanzen.<br />
• Recherchiert <strong>im</strong> Internet: Welcher Nutzen,<br />
auch für die <strong>Landwirtschaft</strong>, geht von naturnahen<br />
Elementen wie Hecken und Feldgehölzen etc. aus?<br />
• Wo gibt es in eurer Nähe einen Bio-Bauernhof?<br />
Was wird dort produziert? Woran kann man die<br />
Unterschiede zu einem konventionellen Betrieb<br />
erkennen?<br />
• Vergleicht die Preise für ökologische und andere<br />
Produkte. Warum sind diese zum Teil so unterschiedlich?<br />
• Forscht <strong>im</strong> Internet:<br />
Worin liegen die Unterschiede zwischen<br />
konventioneller und ökologischer<br />
<strong>Landwirtschaft</strong>?<br />
11
<strong>Landwirtschaft</strong> in der Gesellschaft<br />
Viele Menschen auf dem Land erhielten<br />
früher ihre Aufträge von den<br />
Landwirten – so auch der Schmied.<br />
Er beschlug nicht nur Pferde, sondern<br />
reparierte auch die Maschinen.<br />
Auch heute noch ist die <strong>Landwirtschaft</strong> <strong>im</strong> ländlichen<br />
Raum ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Landwirte<br />
verkaufen ihre Produkte...<br />
...oder kaufen neue Maschinen, Saatgut oder Dünger ein.<br />
Früher bestanden Dörfer hauptsächlich aus Bauernhöfen. Entsprechend prägten die Bauern das wirtschaftliche<br />
und soziale Leben <strong>im</strong> Dorf. Ihr Ansehen und Einfluss waren sehr groß, ihr Besitz an Boden und Viehbestand<br />
war die Grundlage der gesellschaftlichen Anerkennung. Bauern waren wichtige Arbeitgeber und es<br />
gewohnt, für viele Menschen Verantwortung zu tragen. Ihre Erfahrungen mit Boden und Kl<strong>im</strong>a, Tieren und<br />
Technik waren der Schlüssel zu erfolgreichen Ernten und damit wichtig für das Wohl aller <strong>im</strong> Dorf. Aufträge<br />
an den Schmied, Wagenmacher, Tischler und viele mehr waren ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor. Die<br />
Produkte der Bauern waren die Rohstoffe für Metzger, Müller, Bäcker und Gerber und versorgten auch die<br />
nahe liegenden Städte. Entsprechend groß war die Anerkennung, die sie von der Gesellschaft erhielten.<br />
Nicht selten war ein Bauer daher auch Bürgermeister oder Gemeinderat.<br />
Die Anforderungen an die Bauern sind heute vielfältig. Politiker fordern ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />
mit entsprechenden Betriebsgrößen, Städter wollen ihr Land als billigen Baugrund, Urlauber suchen<br />
Idylle und kulturtypische Landschaften, Naturschützer verlangen eine naturnahe Landbewirtschaftung und<br />
Rückzugsgebiete für bedrohte Arten – und alle wollen Lebensmittel, die noch billiger sind. Da ist es nicht<br />
verwunderlich, dass die Bauern es heute niemandem recht machen können.<br />
Am deutlichsten zeigt sich die Entfremdung zur <strong>Landwirtschaft</strong><br />
am Beispiel des Erntedankfestes. In vielen<br />
Kulturkreisen stellt es einen der Höhepunkte <strong>im</strong><br />
Jahresablauf dar und auch bei uns war es Jahrhunderte<br />
lang eines der bedeutendsten Feste. Man<br />
dankte für die erfolgreiche Ernte und die Aussicht,<br />
den Winter ohne Hungertod zu überstehen. Heute<br />
müssen wir über die Herkunft der Lebensmittel<br />
nicht mehr nachdenken. Viele Menschen haben<br />
schon vergessen, wo Getreide, Kartoffeln und<br />
Milch eigentlich erzeugt werden. Heute kommen<br />
die Lebensmittel aus dem Kühlschrank, so wie das<br />
Wasser aus der Leitung. Das Erntedankfest ist oft<br />
nur noch ein bedeutungsloser Eintrag <strong>im</strong> Kalender.<br />
12
Heute gibt es in vielen Dörfern keine Bauern mehr. Entweder<br />
haben sie den Betrieb aufgegeben und sich eine Arbeit in der<br />
Stadt gesucht oder sie wurden mit ihrem Hof aus den Dörfern<br />
ausgesiedelt. Nur wenige Menschen kennen daher noch Bauern<br />
persönlich. Die Vorstellungen, die man von ihnen hat, sind deshalb<br />
sehr unterschiedlich. Sie reichen vom zurückgebliebenen,<br />
traditionsverhafteten Landbewohner in Gummistiefeln ohne<br />
Handy und Internetanschluss bis hin zum marktorientierten<br />
Großunternehmer mit computergestützter vollautomatischer<br />
Fütterung und GPS-gesteuertem Traktor.<br />
Dorfentwicklung 1926 – 2008<br />
1926 2008<br />
Bauernhöfe /<br />
<strong>Landwirtschaft</strong>liche Gebäude<br />
Handwerk<br />
Wohnhäuser<br />
Während 1950 noch fast jeder fünfte Erwerbstätige in der <strong>Landwirtschaft</strong> beschäftigt war, ist es heute nur<br />
noch jeder fünfzigste. Der Anteil der <strong>Landwirtschaft</strong> an der Bruttowertschöpfung in Deutschland liegt sogar<br />
nur bei 1,1 %. Trotzdem stellten die Land- und Forstwirtschaft und Fischerei einen wichtigen Wirtschaftzweig<br />
mit einem Produktionswert von 48,1 Milliarden Euro (2004) dar. Dieser Wert ist erheblich höher als der Umsatz<br />
des gesamten deutschen Papiergewerbes, der Bekleidungs- und der Textilindustrie oder der Herstellung von<br />
Büromaschinen, Datenverarbeitungsgeräten und -einrichtungen.<br />
Daneben benötigt der Landwirt für seine Arbeit Maschinen, Geräte, Saatgut, Futtermittel, Düngemittel,<br />
Energie und vieles mehr. Er verkauft Produkte, die in Molkereien, Schlachtereien, Brauereien oder Bäckereien<br />
weiterverarbeitet und dann schließlich an die Verbraucher verkauft werden. Dieses so genannte „Agribusiness“<br />
erwirtschaftet über 550 Milliarden Euro und damit gut 15 % des deutschen Bruttoinlandsproduktes. Jeder<br />
neunte Arbeitsplatz in Deutschland hängt direkt und indirekt damit zusammen, Menschen mit Essen und<br />
Trinken zu versorgen bzw. pflanzliche Rohstoffe für den Nicht-Ernährungsbereich zu erzeugen.<br />
• Vergleicht alte Landkarten oder Bilder eures<br />
Dorfes bzw. eurer Stadt. Was hat sich in Bezug<br />
auf die <strong>Landwirtschaft</strong> verändert?<br />
Zeichnet diese <strong>im</strong> Stadtplan/Ortsplan ein.<br />
Oft kann auch ein Stadtarchiv oder ein<br />
He<strong>im</strong>atverein dabei helfen.<br />
• Fragt in eurem oder einem nahe gelegenen<br />
Dorf ältere Bewohner:<br />
- Wie sah der Ort früher aus?<br />
- Welche Arbeitsstätten gab es außer der<br />
<strong>Landwirtschaft</strong> früher?<br />
- Wie viele Bauern gab es früher und wie<br />
viele gibt es heute noch?<br />
• Führt Interviews durch, um die Einstellung zur<br />
<strong>Landwirtschaft</strong> festzustellen: Dabei könnt ihr<br />
z.B. fragen:<br />
- Kennen Sie einen Landwirt persönlich?<br />
- Welches Ansehen genießt der Beruf des<br />
Landwirts? usw.<br />
• Recherchiert:<br />
- Welche Ausbildungsberufe gibt es in der<br />
Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft?<br />
- Welche Anforderungen muss man dafür<br />
mitbringen, wenn man einen dieser Berufe<br />
erlernen möchte?<br />
• Welche Feste rund um die <strong>Landwirtschaft</strong><br />
werden heute noch gefeiert?<br />
13
Nachwachsende Rohstoffe<br />
Lein, Raps und Sonnenblumen sind nur<br />
drei der Pflanzen, die als nachwachsende<br />
Rohstoffe angebaut werden!<br />
Was haben eine Jeans, Tapetenkleister, Hydrauliköl und ein Holztisch gemeinsam?<br />
Alle diese Produkte werden aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt.<br />
Als nachwachsende Rohstoffe bezeichnet man Produkte aus der Land- und Forstwirtschaft, die nicht für<br />
Nahrungszwecke genutzt werden. Im Gegensatz zu nicht-erneuerbaren Rohstoffen wie Steinkohle, Erdöl<br />
oder Metallerzen lassen sich die Pflanzen <strong>im</strong>mer wieder aussäen. Sie wachsen mithilfe des Sonnenlichtes,<br />
Wassers und Nährstoffen bis zur Ernte heran. Aus ihnen lassen sich sowohl Energie als auch Bau- und<br />
Werkstoffe herstellen. Gleiches gilt für tierische Produkte wie Fette, Wolle etc. Da nicht erneuerbare<br />
Rohstoffe <strong>im</strong>mer knapper werden, gewinnen der Anbau und die Verwendung von nachwachsenden<br />
Rohstoffen <strong>im</strong>mer mehr an Bedeutung.<br />
Dabei ist der Gedanke nicht neu: Holz wurde schon <strong>im</strong>mer als Baumaterial für Häuser oder Schiffe und zur<br />
Herstellung von Werkzeugen verwendet. Als Brennmaterial zum Heizen oder Kochen war es lange Zeit die<br />
universelle Energiequelle. Tierische Fette oder Pflanzenöle dienten als Schmierstoffe. Hanffasern wurden zu<br />
Seilen verarbeitet, sogar die erste Jeans war aus Hanf gefertigt.<br />
Heute sind die Einsatzbereiche vielfältiger geworden: Aus Raps lassen sich hochwertige Schmieröle oder<br />
Biodiesel herstellen, das Öl der Sonnenblumenkerne dient als Grundstoff für Kosmetikprodukte und Holz<br />
findet in der Papierherstellung Verwendung. Zahnpasta oder Tapetenkleister enthalten Stärke, die aus<br />
Kartoffeln oder Getreide gewonnen wurde. Stärke z.B. aus Maiskörnern dient als Füllmaterial und ersetzt<br />
Schaumstoffe. Diese Rohstoffe haben nicht nur den Vorteil, dass sie <strong>im</strong>mer wieder nachwachsen, sondern<br />
auch biologisch abbaubar sind. Sie zersetzen sich in ihre Einzelnährstoffe und müssen nicht auf die<br />
Mülldeponie. So entlasten sie die Umwelt doppelt.<br />
• Schon jetzt gibt es viele Bereiche, in denen<br />
Naturstoffe die Kunststoffe ersetzen.<br />
Findet Beispiele dafür.<br />
• Gebt Styropor und Popcorn in ein Gefäß mit<br />
Wasser. Beobachtet einige Tage. Vergleicht<br />
auch auf andere Weise Kunst- und Naturstoffe.<br />
Zieht Schlüsse.<br />
• Besucht eine Tankstelle, die Biodiesel<br />
verkauft. Sprecht mit Autofahrern, warum sie<br />
Biodiesel tanken.<br />
14
<strong>Landwirtschaft</strong> in Europa<br />
Europäische Union (EU):<br />
Mitgliedsstaaten mit Kennziffern ihrer <strong>Landwirtschaft</strong> 2006<br />
Anteil landw.<br />
Nutzfläche an<br />
Gesamtfläche<br />
in %<br />
Anteil der landw.<br />
Erwerbstätigen an<br />
allen Erwerbstätigen<br />
in %<br />
Anteil der<br />
<strong>Landwirtschaft</strong> an der<br />
Bruttowertschöpfung<br />
in %<br />
Deutschland 47 2,2 0,6 54<br />
Belgien 45 2,0 0,8 27<br />
Bulgarien 47 20,6 6,2 -<br />
Dänemark 63 3,0 1,1 44<br />
Estland 17 4,9 1,7 30<br />
Finnland 7 5 0,5 32<br />
Frankreich 54 3,6* 0,1 49<br />
Griechenland 25 - 10,5 5<br />
Irland 61 5,9* 3,8 32<br />
Italien 49 4,1 1,7 7<br />
Lettland 27 11,4 1,7 13<br />
Litauen 43 12,4 2,3 11<br />
Luxemburg 50 1,3 0,3 53<br />
Malta 32 - 1,2 1<br />
Niederlande 51 3,1 1,7 24<br />
Österreich 39 - 1,0 19<br />
Polen 51 19,2 2,4 6<br />
Portugal 41 - 1,8 11<br />
Rumänien 59 - 7,2 -<br />
Schweden 7 2,1 0,4 42<br />
Slowakei 40 3,6 1,2 27<br />
Slowenien 24 9,6 1,5 6<br />
Spanien 50 5 2,6 23<br />
Tschechische Republik 45 4* 0,8 84<br />
Ungarn 63 1,8 2,5 6<br />
Vereinigtes Königreich 61 - 0,4 56<br />
Zypern 18 4,3 2,3 3<br />
mittlere<br />
Betriebsgröße<br />
in ha<br />
* 2005 · Quelle: Stat. Jahrbuch über Ernährung, landwirtschaft und Forsten 2007<br />
Die Europäische Union (EU) ist ein Zusammenschluss von 27 europäischen Ländern mit 494 Millionen Menschen.<br />
Von den 219 Millionen Erwerbstätigen arbeiten etwa 13,8 Millionen in der <strong>Landwirtschaft</strong>. In den einzelnen<br />
Mitgliedsländern n<strong>im</strong>mt die <strong>Landwirtschaft</strong> aber sehr unterschiedliche Stellenwerte ein. Während in Großbritannien<br />
weniger als 1 Prozent aller Erwerbstätigen in der <strong>Landwirtschaft</strong> arbeiten, sind es in Litauen<br />
mehr als 17 Prozent. Auch unterscheiden sich die Betriebe sehr stark in der Größe, in dem, was sie anbauen<br />
und welche Tiere sie halten. Die Palette reicht von Waldwirtschaft und Rentierzucht <strong>im</strong> hohen Norden bis<br />
zum Anbau von Oliven und Apfelsinen in Südeuropa.<br />
Trotz dieser Unterschiedlichkeit war die <strong>Landwirtschaft</strong> der erste und bis heute besonders wichtige Teil der<br />
Zusammenarbeit in der EU. Ziele waren die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion, ein angemessenes<br />
Einkommen für den einzelnen Landwirt, Stabilisierung der Märkte, Sicherstellung der Versorgung und angemessene<br />
Verbraucherpreise. Durch Subventionen und Eingriffe<br />
in die Märkte sollten die Bauern ein einigermaßen verlässliches<br />
Einkommen erhalten und gleichzeitig die Versorgung der Bevölkerung<br />
zu angemessenen Preisen sichergestellt werden. • Senkung der Ausgaben für die <strong>Landwirtschaft</strong>,<br />
Ziele der „Gemeinsamen Agrarpolitik”:<br />
Viele Erzeugnisse wie z.B. Getreide, Milchprodukte und Rindfleisch<br />
wurden zu festgelegten Preisen abgenommen. Dies<br />
Einsparungen <strong>im</strong> Haushalt der EU<br />
• Finanzielle Unterstützungen für die Landwirte,<br />
führte dazu, dass in vielen Bereichen mehr produziert als gebraucht<br />
wurde. Die Überproduktion wurde eingelagert oder<br />
unabhängig von den Produktionsmengen<br />
zu verbilligten Preisen mit Verlust am Weltmarkt verkauft. • Förderung der Struktur ländlicher Räume<br />
Diese Agrarpolitik war auf Dauer nicht bezahlbar und war<br />
nicht umweltfreundlich. Deshalb wurde von der EU eine<br />
neue gemeinsame Agrarpolitik (GAP) beschlossen, die nun<br />
umgesetzt wird.<br />
• Stabilisierung eines ökologischen Gleichgewichts<br />
• Preise für landwirtschaftliche Produkte wie auf<br />
dem Weltmarkt<br />
• Überlegt: Welche Lebensmittel werden in<br />
Deutschland erzeugt, welche kommen aus<br />
anderen Ländern der EU zu uns?<br />
• Versucht aus der Karte und den Angaben zu<br />
erschließen, welche Rolle in den einzelnen<br />
Ländern die <strong>Landwirtschaft</strong> spielt.<br />
15
<strong>Landwirtschaft</strong> <strong>im</strong> 21. Jahrhundert – wohin führt der Weg?<br />
Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen, nachwachsende Energiequellen oder<br />
Landtourismus – worin liegen die Chancen der <strong>Landwirtschaft</strong> in der Zukunft?<br />
Das 20. Jahrhundert hat für<br />
die <strong>Landwirtschaft</strong> umwälzende<br />
Veränderungen<br />
gebracht. Die Erfindung des<br />
Motors machte die tierische<br />
Zugkraft überflüssig und ein<br />
Großteil der früheren<br />
Handarbeit kann heute<br />
maschinell erledigt werden.<br />
Durch <strong>im</strong>mer bessere<br />
Züchtungen von Tieren und<br />
Pflanzen, dem Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln und fortschrittliche Konservierungsmethoden<br />
für das Winterfutter der Nutztiere konnte eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln<br />
sichergestellt werden. Das schwerwiegendste Problem seit Beginn der Menschheit scheint für uns in Mitteleuropa<br />
gelöst zu sein. Satt zu sein, ist für uns selbstverständlich geworden. Wir können es uns sogar leisten,<br />
global betrachtet wertvolle und knappe Ackerfläche zeitweise nicht mehr zu bestellen oder sie sogar dauerhaft<br />
in Naturschutzfläche umzuwandeln.<br />
Die Konsumenten fordern von der <strong>Landwirtschaft</strong> eine umweltschonende Landbewirtschaftung, die Erhaltung<br />
und Pflege der Landschaft als Erholungsraum und eine möglichst artgerechte Tierhaltung. Gleichzeitig best<strong>im</strong>mt<br />
der Spruch „Geiz ist geil“ den Markt für Lebensmittel und beschreibt am deutlichsten die Einstellung der<br />
Bevölkerung. Obwohl die Höfe <strong>im</strong>mer größer werden, verdienen die Landwirte <strong>im</strong> Vergleich zur übrigen<br />
Bevölkerung <strong>im</strong>mer weniger.<br />
Immer mehr Betriebe beschreiten neue Wege: Die einen wirtschaften nach den Vorgaben des ökologischen<br />
Landbaus und versuchen so Ökologie und Ökonomie zu verknüpfen. Andere kombinieren ihren landwirtschaftlichen<br />
Betrieb mit Tourismus oder Landschaftspflege oder verkaufen ihre Produkte direkt auf dem<br />
Wochenmarkt oder <strong>im</strong> eigenen Hofladen. Viele Höfe hoffen, mit dem Anbau von nachwachsenden Rohstoffen<br />
und durch die Energiegewinnung, z.B. aus Biogasanlagen, ein Zusatzeinkommen zu erwirtschaften.<br />
Wieder andere setzen auf <strong>im</strong>mer modernere Maschinen und noch mehr Fläche und Tiere. Vielfach wird auch<br />
der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen als die Technologie der Zukunft angepriesen. Welcher<br />
Weg der richtige sein wird, ist ungewiss. Sicher ist, dass wir auch in Zukunft <strong>Landwirtschaft</strong> in Deutschland<br />
brauchen werden.<br />
Als Verbraucher können wir, indem wir best<strong>im</strong>men, was wir kaufen oder wo wir kaufen, die Zukunft der<br />
<strong>Landwirtschaft</strong> ein Stück weit mitgestalten.<br />
• Fasst mit eigenen Worten zusammen:<br />
Welche Veränderungen haben sich in der<br />
<strong>Landwirtschaft</strong> ergeben?<br />
Was ist für die Landwirte besser, was ist<br />
schlechter geworden?<br />
• Stellt Vermutungen an: Warum wollen trotz<br />
hoher Arbeitslosigkeit viele Menschen in<br />
Deutschland nicht in der <strong>Landwirtschaft</strong><br />
arbeiten?<br />
• Diskutiert: Wie wird sich eurer Meinung nach<br />
die <strong>Landwirtschaft</strong> in Deutschland entwickeln?<br />
Wie sollte sie sich entwickeln und wie könnte<br />
man diese Entwicklung unterstützen?<br />
16<br />
Herausgeber: <strong>information</strong>.<strong>medien</strong>.<strong>agrar</strong> (i.m.a) e.V. · Konstantinstraße 90 · 53179 Bonn<br />
Telefon: 0700 / 99664411 · Fax: 0228 / 979937-5 · E-Mail: info@<strong>im</strong>a-<strong>agrar</strong>.de · www.<strong>im</strong>a-<strong>agrar</strong>.de<br />
Redaktion: Professor Dr. V. Nitzschke, Hubert Koll (i.m.a e.V.) · Gestaltung: Glöckner Werbegrafik . Design<br />
Mit freundlicher Unterstützung<br />
der <strong>Landwirtschaft</strong>lichen Rentenbank.<br />
3. überarbeitete Fassung, Bonn, August 2008