Kunst, Kultur, Erwachsenen- bildung
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Bildungsthemen aktuell<br />
nicht nur im formalen Bildungssystem stattfinden.<br />
Dazu werden allerdings entsprechende <strong>bildung</strong>spolitische<br />
Rahmenbedingungen notwendig sein, die nur realisierbar<br />
sind, wenn die öffentliche Hand eine regionale<br />
Bildungsarbeit zum Abbau der geografischen und sozialen<br />
Barrieren beim Zugang zu Bildungsangeboten fördert<br />
und finanziell absichert. Wie die Studie zum „Lebensbegleitenden<br />
Lernen in den Regionen verankern“ feststellt,<br />
ist dabei auf der strukturellen Ebene vor allem zu bedenken,<br />
„dass Bildungsanbieter in peripheren Regionen höhere<br />
Aufwände zu bewältigen haben, woraus sich ein höherer<br />
Bedarf ergeben kann“. (Wagner/Steiner: 2011, S. 49.)<br />
Bildung ist ein Menschenrecht, wobei nicht übersehen<br />
werden darf, dass Bildung nicht Defizite einer Gesellschaft<br />
ausgleichen und soziale Benachteiligungen nicht<br />
in dem Maße aufheben kann, dass durch gleiche Bildungsstartchancen<br />
automatisch Verteilungsgerechtigkeit<br />
hergestellt wird. „Eine zentrale Aufgabenstellung gerechtigkeitsorientierter<br />
Bildungspolitik ist also die Herstellung<br />
einer gerechten Teilhabe an Bildungschancen und<br />
deren Verwendung. Bildungspolitik ist in beiden Fällen<br />
Gesellschaftspolitik.“ (Egger: 2006, S. 5.)<br />
„Zweite Chance“ als ein Grundthema der<br />
Burgenländischen Volkshochschulen<br />
Für die Burgenländischen Volkshochschulen ist es<br />
daher selbstverständlich, sowohl Angebote als auch –<br />
gemeinsam mit der Politik – entsprechende Förderinitiativen<br />
im Burgenland zu verankern, die mehr Teilhabemöglichkeiten<br />
und Durchlässigkeit im Bildungsbereich<br />
schaffen. So soll es allen Personengruppen in allen Regionen<br />
des Burgenlandes – unabhängig von Geschlecht,<br />
sozialem Status oder ethnischer und regionaler Herkunft<br />
– möglich sein, die „Zweite Chance im Zweiten Bildungsweg“<br />
zu nutzen, um Versäumtes nachholen oder auf neue<br />
Anforderungen im Beruf reagieren zu können.<br />
So waren die Burgenländischen Volkshochschulen<br />
schon seit den frühen 1970er-Jahren Anbieter von Vorbereitungskursen<br />
für die ahs-Externist/innenreifeprüfung<br />
und Beamt/innenaufstiegsprüfung.<br />
Ab den 1980er-Jahren wurde dann die Studienberechtigungsprüfung<br />
angeboten, um Personen ohne Reifeprüfung<br />
den Zugang zu einem fachlich einschlägigen Studium<br />
zu ermöglichen.<br />
In den 1990er-Jahren waren die Burgenländischen Volkshochschulen<br />
eine der ersten <strong>Erwachsenen</strong><strong>bildung</strong>sinstitutionen,<br />
die begleitend zu den Maßnahmen im Zweiten<br />
Bildungsweg auch eine entsprechende Bildungsberatung<br />
in ihr Angebot aufgenommen hat.<br />
Mit Einführung der Berufsreifeprüfung als einer neuen<br />
Form der Matura vor allem für Personen mit Lehre war es<br />
wiederum der Burgenländische Volkshochschulverband,<br />
der 1997 als erste <strong>Erwachsenen</strong><strong>bildung</strong>seinrichtung im<br />
Burgenland initiativ wurde und entsprechende Lehrgänge<br />
in Kooperation mit dem bfi Burgenland angeboten hat.<br />
Erste Lehrgänge zum Nachholen des Hauptschulabschlusses<br />
gab es bereits in den 1970er-Jahren, allerdings<br />
war zu diesem Zeitpunkt die Kostenfrage noch nicht gelöst,<br />
was dazu führte, dass dieses Angebot damals nur sehr<br />
zögerlich angenommen wurde. Das hat sich geändert, seit<br />
das Nachholen von Bildungsabschlüssen bzw. die Notwendigkeit<br />
von Alphabetisierungsprogrammen im sogenannten<br />
„Phasing-out-Programm“ des Burgenlandes ein<br />
Schwerpunkt der eu-Förderperiode 2007-2013 ist.<br />
An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass auch hier wieder<br />
die Burgenländischen Volkshochschulen in ihrer Rolle<br />
als Vorsitzendeninstitution der Burgenländischen Konferenz<br />
der <strong>Erwachsenen</strong><strong>bildung</strong> gemeinsam mit der <strong>Kultur</strong>abteilung<br />
im Rahmen vieler Arbeitsgruppensitzungen<br />
dazu beigetragen haben, dass im Phasing-out-Programm<br />
Burgenland dieser Förderschwerpunkt ausdrücklich festgeschrieben<br />
wurde.<br />
Kostenlose vhs-Angebote zu den Themen<br />
Alphabetisierung, Basis<strong>bildung</strong>, Hauptschulabschluss<br />
sowie Kompetenzfeststellung und<br />
Kompetenzanerkennung<br />
Die Burgenländischen Volkshochschulen bieten daher<br />
seit 2007 – gefördert aus dem Phasing-out-Programm Burgenland<br />
mit Unterstützung des Europäischen Sozialfonds,<br />
sowie Bund und Land Burgenland – nicht nur kostenlose<br />
niederschwellige Alphabetisierungs- und Basis<strong>bildung</strong>sangebote<br />
zu Lesen, Schreiben und Rechnen sowie Lehrgänge<br />
zum Nachholen des Hauptschul- bzw. Pflichtschulabschlusses<br />
an, sondern es können hier auch wichtige unterstützende<br />
Begleitmaßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Sensibilisierung und Beratung gesetzt werden.<br />
Das bedeutet, dass es im Burgenland diese für die Teilnehmer/innen<br />
kostenlosen Angebote schon vor der „15a<br />
Fördervereinbarung“ (Initiative <strong>Erwachsenen</strong><strong>bildung</strong>) gab,<br />
die 2012 zwischen dem Bund und den einzelnen Bundesländern<br />
mit der Zielsetzung abgeschlossen wurde, Maßnahmen<br />
zur Basis<strong>bildung</strong> und zum Nachholen des Hauptschulabschlusses<br />
in allen Bundesländern kostenlos anzubieten.<br />
Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt dieser geförderten<br />
Phasing-out-Projekte sind Angebote zur Kompetenzfeststellung<br />
und Kompetenzanerkennung. Damit soll die Tatsache<br />
Berücksichtigung finden, dass wir alle nicht nur im<br />
formalen Bildungssystem lernen.<br />
In der „Wissen, was ich kann“-Workshopreihe der<br />
Burgenländischen Volkshochschulen werden daher die<br />
Teilnehmer/innen – basierend auf der Methode des Kompetenzmanagements<br />
nach ch-q (Schweizerisches Qualifikationsprogramm<br />
zur Berufslaufbahn) – unterstützt, ihre<br />
persönlichen Fähigkeiten und Stärken zu erkennen, diese<br />
in einem Kompetenzportfolio zu dokumentieren und in einem<br />
Kompetenzprofil zusammenzufassen.<br />
Das neueste Projekt der Burgenländischen Volkshochschulen<br />
in diesem Schwerpunktbereich ist das Kompetenzanerkennungsverfahren<br />
„Du kannst was!“ zum Nachholen<br />
des Lehrabschlusses in derzeit sechs Berufsbildern. In diesem<br />
Verfahren kann man sich das in der Berufspraxis erworbene<br />
Erfahrungswissen anerkennen lassen und damit das<br />
Lehrabschlusszeugnis erwerben. Dieses Anerkennungsmodell<br />
wurde ursprünglich in einem oberösterreichischen<br />
Verbundmodell erarbeitet, bei dem dieBurgenländischen<br />
Volkshochschulen zunächst kooptiert waren und in der<br />
Folge das Verfahren für das Burgenland adaptiert und in<br />
Zusammenarbeit mit der Arbeiterkammer Burgenland und<br />
der Wirtschafskammer Burgenland implementiert haben.<br />
38 — DIE ÖSTERREICHISCHE VOLKSHOCHSCHULE · 03-2013 · NR. 249