Führungskräfte-Entwicklung - AchieveGlobal Deutschland
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UNTERNEHMENSFÜHRUNG <strong>Führungskräfte</strong>-<strong>Entwicklung</strong><br />
Superheld in<br />
Nadelstreifen<br />
Morgens das internationale Team per Videokonferenz zum Erfolg<br />
führen, dann das Autonomiebedürfnis des demotivierten Mitarbeiters<br />
stärken, schließlich dem eigenen Burnout vorbeugen und sich Leadership-Kompetenzen<br />
erarbeiten: Ist die moderne Führungskraft<br />
endgültig zur „eierlegenden Wollmilchsau“ mutiert? Sieben<br />
Herausforderungen an den Chef von morgen.<br />
Klaus Steven<br />
60 Business&IT 5.2013
Die rasanten Veränderungen der<br />
Arbeitswelt und damit des Führungsgeschäftes<br />
haben viele<br />
frühere Gewissheiten zerstört.<br />
Zumindest eine Gewissheit gibt es jedoch:<br />
Die Führungsarbeit wird komplexer,<br />
das Kompetenzprofil der modernen<br />
Führungskraft anspruchsvoller.<br />
Kann die Führungskraft der Aufgabe,<br />
sich zur „eierlegenden Wollmilchsau“<br />
zu entwickeln, überhaupt noch gerecht<br />
werden? Wobei zu bedenken ist: Der Alleskönner<br />
läuft immer Gefahr, von allem<br />
etwas zu verstehen, ohne aber in die<br />
Tiefe vorzudringen. Wie lässt sich das<br />
Risiko des dilettierenden Alleskönners<br />
ausschließen?<br />
1<br />
Komplexität akzeptieren<br />
und bewältigen<br />
Die Komplexität der Wissens- und Informationsgesellschaft<br />
nimmt zu und<br />
ist wohl unumkehrbar. Sie überfordert<br />
<strong>Führungskräfte</strong> und Manager: Sie sehen<br />
sich komplexen Zusammenhängen ausgesetzt,<br />
deren Vielfalt und Unübersichtlichkeit<br />
im schlimmsten Fall lähmend<br />
wirken kann. Und tatsächlich: Jeden<br />
Tag belegen Beispiele die Unfähigkeit<br />
insbesondere von Politikern und <strong>Führungskräfte</strong>n,<br />
sich in einer immer komplexer<br />
werdenden Wirklichkeit zurechtzufinden.<br />
Allzu sehr sind sie einem linearen<br />
Denken verhaftet, das davon ausgeht,<br />
aus A folge B und aus B folge C. Katastrophentheoretiker,<br />
Chaosforscher,<br />
Biologen, Chemiker und Klimaforscher<br />
haben gezeigt: Komplexe Systeme verhalten<br />
sich nie linear, weil es negative<br />
und positive Rückkoppelungen gibt, die<br />
kaum zu prognostizieren sind. Prozesse,<br />
einmal in Gang gekommen, lassen sich<br />
nicht revidieren und entfalten eine unbeherrschbare<br />
Eigendynamik.<br />
Was also tun? Die Frage, ob <strong>Führungskräfte</strong><br />
der wachsenden Aufgabenkomplexität<br />
gerecht werden können, ist<br />
einfach zu beantworten: Ja! Denn angesichts<br />
der Fakten, die tagtäglich durch<br />
die Realität geschaffen werden, bleibt<br />
ihnen gar nichts anderes übrig – so<br />
die pragmatische Begründung. Larmoyantes<br />
Den-Kopf-in-den-Sand-Stecken<br />
hilft nicht weiter. Vielmehr sollten <strong>Führungskräfte</strong><br />
jede Möglichkeit nutzen,<br />
sich diejenigen Fähigkeiten anzueig-<br />
nen, die sie bei der Bewältigung ihrer<br />
Aufgaben unterstützen.<br />
2<br />
Kompetenzlücken<br />
schließen<br />
Die <strong>AchieveGlobal</strong>-Studie „Die Führungskraft<br />
im 21. Jahrhundert“ hat ergeben,<br />
dass eine moderne Führungskraft<br />
auf sechs Kompetenzfeldern fit<br />
sein sollte. Dazu zählen die Kraft der<br />
Reflexion (Analyse der eigenen Motive,<br />
Ansichten, Einstellungen und Handlungen),<br />
die Werteorientierung (Prinzipien<br />
wie Fairness, Respekt, die Bedeutung<br />
des „übergeordneten Wohls“) sowie der<br />
angemessene Umgang mit Vielfalt und<br />
der Unterschiedlichkeit von Menschen.<br />
Hinzu kommen das Feld „Kreativität<br />
und Innovation“, die Fähigkeit, vertrauensvolle<br />
Beziehungen und Verbindungen<br />
zu anderen Menschen herzustellen,<br />
und schließlich die Kompetenz, mit strategischem<br />
Weitblick das Unternehmen<br />
derart weiterzuentwickeln, dass es sich<br />
am Markt behaupten kann.<br />
Natürlich erinnert diese Aufzählung<br />
wiederum an die eierlegende Wollmilchsau.<br />
Die angemessene Reaktion<br />
besteht darin, einen ständigen Abgleich<br />
zwischen Soll- und Ist-Zustand der Kompetenz<br />
zu fahren und die Kompetenzlücken<br />
zu schließen. Konkret: Wenn eine<br />
Führungskraft etwa feststellt, dass ihr<br />
die Kompetenz fehlt, ein internationales<br />
Team zu führen, das sich gar nicht mehr<br />
vor Ort zusammenfindet – sondern lediglich<br />
virtuell im virtuellen Konferenzraum<br />
–, muss sie die entsprechenden<br />
Qualifikationen erwerben.<br />
3<br />
Führen im virtuellen<br />
Raum<br />
Konferenzen und Meetings galten<br />
schon in der „alten Welt“ als wenig<br />
effektives Auslaufmodell. Heute sind<br />
virtuelle Videokonferenzen, Microblogs,<br />
Wikis und virtuelle Teamräume<br />
auf dem Vormarsch. Doch Mitarbeiter,<br />
die in den Niederlassungen in Rio de<br />
Janeiro, Tokio, Frankfurt und London<br />
sitzen, per Videokonferenz zu motivieren,<br />
gemeinsam eine Aufgabe zu bewältigen,<br />
will ebenso gelernt sein wie<br />
das Feedback geben per Twitter. Zumal<br />
dann, wenn die Führungskraft zu den<br />
älteren Semestern gehört und nicht mit<br />
Social Media aufgewachsen ist.<br />
61
UNTERNEHMENSFÜHRUNG <strong>Führungskräfte</strong>-<strong>Entwicklung</strong><br />
<strong>Führungskräfte</strong>n bleibt<br />
gar nichts anderes übrig,<br />
als die zunehmende<br />
Komplexität zu meistern.<br />
Chefs sollen heute<br />
multitaskingfähig sein.<br />
Doch häufig verzetteln<br />
sie sich dabei.<br />
Die Führungskraft muss diese Kompetenzlücke<br />
schließen und sich darauf<br />
einlassen, per Smartphone und<br />
im Chatroom auf Facebook ebenso<br />
professionell führen zu können wie<br />
im Besprechungsraum, wo sie mit dem<br />
Außendienstler Schmitt von Angesicht<br />
zu Angesicht ein konstruktives Motivationsgespräch<br />
moderiert.<br />
4<br />
Mitarbeiter bedürfnisorientiert<br />
motivieren<br />
Eine weitere <strong>AchieveGlobal</strong>-Studie<br />
belegt einen zusätzlichen Komplexitätsschub:<br />
Die Studie beschreibt die<br />
Ergebnisse der Forschungen zur Self-<br />
Determination Theory, also zur Selbstbestimmungstheorie<br />
der Motivation.<br />
Demnach liegt der Nutzen externer Motivation<br />
zwar in der kurzfristigen Leistungssteigerung<br />
des Mitarbeiters. Diese<br />
droht sich allerdings schnell zu verflüchtigen:<br />
Ein Abenteuer-Incentive oder<br />
eine andere materielle Belohnung<br />
zieht in der Regel keine langfristige<br />
Motivation nach sich. Dies leiste,<br />
so die Self-Determination Theo ry, nur<br />
die innere Motivation.<br />
Aufgabe der Führungskraft ist es<br />
demnach, Arbeitsbedingungen zu<br />
schaffen, die zur nachhaltigen inneren<br />
Motivation führen. Diese entsteht,<br />
wenn sie bei ihrer Führungsarbeit<br />
die psychologischen Grundbedürfnisse<br />
der Mitarbeiter berücksichtigt.<br />
Konkret: Im bedürfnisorientierten<br />
Coaching achtet die Führungskraft<br />
darauf, das Kompetenz-, das Zugehörigkeits-<br />
und das Autonomiebedürfnis<br />
des Mitarbeiters anzusprechen.<br />
Ein Beispiel: Innere Motivation<br />
entwickelt sich, wenn ein Mitarbeiter<br />
weiß, dass seine Arbeit und seine Kompetenzen<br />
zur Akzeptanz innerhalb des<br />
Teams führen. Dies bestätigt ihm zum<br />
einen, dass er über Fähigkeiten verfügt,<br />
die der Gruppe weiterhelfen. Das Team<br />
wiederum belohnt dies, indem es dem<br />
Mitarbeiter das Gefühl der Zugehörigkeit<br />
vermittelt.<br />
Mit anderen Worten: Ist eine Führungskraft<br />
in der Lage, den jeweiligen<br />
Motivationsknopf des Mitarbeiters anzusprechen<br />
und dessen Bedürfnis nach<br />
Kompetenz, Zugehörigkeit und Autonomie<br />
zu erfüllen, führt dies zur inneren<br />
und nachhaltigen Motivation. Und ist<br />
das innere Motivationsfeuer erst einmal<br />
entfacht, kann sie zusätzlich externe<br />
Motivatoren einsetzen, um die Bedürfnisbefriedigung<br />
noch zu verstärken.<br />
5<br />
Ganzheitlich<br />
führen<br />
Die Bedeutung des partnerschaftlichen<br />
und wertschätzenden Führungsstils<br />
wächst rapide. Mitarbeiter, die vom Chef<br />
Anerkennung erfahren und ständig eine<br />
Rückmeldung zur Qualität ihrer Arbeit<br />
erhalten, identifizieren sich häufiger mit<br />
ihrer Tätigkeit, ihrem Arbeitgeber und<br />
dem Unternehmen. Auch hier hilft der<br />
bedürfnisorientierte Coachingansatz<br />
weiter, weil bei diesem der Mitarbeiter<br />
als Mensch in den Blick gerät, der nicht<br />
einfach als Arbeitnehmer einer Tätigkeit<br />
nachgeht, um seinen Lebensunterhalt zu<br />
finanzieren und seine materiellen Bedürfnisse<br />
abzudecken. Dem Mitarbeiter<br />
geht es um mehr, nämlich um die Erfüllung<br />
grundlegender, ja existenzieller<br />
psychologischer Grundbedürfnisse.<br />
Jeder Mensch möchte als kompetenter<br />
Mitarbeiter wertgeschätzt werden, sich<br />
62 Business&IT 5.2013
Die Bedeutung eines<br />
partnerschaftlichen und<br />
wertschätzenden Führungsstils<br />
wächst rapide.<br />
einer Gruppe zugehörig fühlen und<br />
selbstbestimmt arbeiten dürfen. Damit<br />
die Führungskraft dies bei der Mitarbeiterführung<br />
leisten kann, ist es zielführend,<br />
die Rahmenbedingungen am<br />
Arbeitsplatz so zu gestalten, dass diese<br />
Wertschätzung möglich ist.<br />
6<br />
Ständige Weiterbildung<br />
als Voraussetzung<br />
Die aufgezeigten Felder, die allesamt einem<br />
immer höheren Komplexitätsgrad<br />
unterliegen, beweisen: Ohne den Willen<br />
und die Bereitschaft der Führungskraft<br />
zum lebenslangen Lernen und zur<br />
ständigen Weiterentwicklung geht gar<br />
nichts mehr.<br />
Grundvoraussetzung ist mithin eine<br />
Neugier auf das Neue und Ungewohnte.<br />
Für die moderne Führungskraft gibt<br />
es nichts Schlimmeres, als sich auf dem<br />
Erreichten auszuruhen. Was heute als<br />
richtige Strategie anerkannt ist, erweist<br />
sich morgen als kontraproduktiv. Oder<br />
um es mit Heraklit zu sagen: Alles fließt,<br />
alles ist in Bewegung. Erforderlich ist<br />
ein Höchstmaß an Flexibilität und Anpassungsbereitschaft.<br />
Mitentscheidend ist daher die Persönlichkeitsentwicklung<br />
der Führungskraft<br />
– die „Arbeit“ an ihren Überzeugungen<br />
und Einstellungen –, die einen Beitrag<br />
leistet, dass sie die zunehmende,<br />
ja überbordende Komplexität nicht als<br />
Gefahr und Bedrohung sieht, sondern<br />
als Herausforderung definiert.<br />
7<br />
Mit sich selbst<br />
pfleglich umgehen<br />
Im Februar 2013 hat der „Stressreport<br />
<strong>Deutschland</strong> 2012“ für Aufsehen gesorgt.<br />
Demnach gehören <strong>Deutschland</strong>s Arbeitnehmer<br />
und <strong>Führungskräfte</strong> zu einem<br />
Volk der permanent Gestressten und Erschöpften.<br />
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz<br />
und Arbeitsmedizin hat für den<br />
Report 18 000 Menschen befragt.<br />
In dem Stressreport findet sich der<br />
Hinweis, dass viele <strong>Führungskräfte</strong> ihren<br />
gestressten Mitarbeitern deswegen<br />
nicht helfen können, weil sie selbst<br />
unter erheblichem Druck stehen. „Das<br />
macht es <strong>Führungskräfte</strong>n schwer, gesundheitsförderlich<br />
zu führen“, heißt es<br />
in dem Report.<br />
Und darum gehört es – last but not<br />
least – zu den Aufgaben der Führungskraft,<br />
die Prinzipien einer gesundheitsfördernden<br />
Führung zuallererst auf den<br />
Umgang mit sich selbst zu beziehen.<br />
Schon der Managementvordenker Peter<br />
F. Drucker wusste: „Wer sich nicht selbst<br />
führen kann, kann überhaupt niemanden<br />
führen“.<br />
Fazit<br />
Am Ende steht ein Paradox: Bei aller<br />
Komplexität der Führungsarbeit ist die<br />
Konzentration auf das Wesentliche notwendig.<br />
Denn die täglich auf uns hereinstürzende<br />
Flut an Informationen<br />
und Wissen darf nicht zur Entscheidungsunfähigkeit<br />
führen. Aussortieren,<br />
Wichtiges von Unwichtigem scheiden,<br />
sich von veraltetem Wissen trennen –<br />
kurz: „Ent-lernen“ ist angesagt.<br />
Die Führungskraft, die über eine klare<br />
Vision und eindeutige Ziele verfügt, die<br />
sie durch das Dickicht der Informationsüberflutung<br />
leiten, kann sich stets<br />
rückversichern, ob sie auf dem richtigen,<br />
also auf „ihrem“ Weg ist. [ rm ]<br />
Der autor<br />
Klaus Steven ■ Senior Consultant und<br />
Managing Director der <strong>AchieveGlobal</strong><br />
<strong>Deutschland</strong> GmbH (www.achieveglobal.de).<br />
Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind Performance<br />
Improvement, <strong>Führungskräfte</strong>entwicklung<br />
und internationale Trainingsprojekte.<br />
Er beantwortet die Frage, wie sich in<br />
einem Unternehmen dauerhafte Leistungsverbesserungen<br />
in Führung, Verkauf und<br />
Service erreichen lassen.<br />
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