Jahresbericht 2009
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Jahresbericht
2009
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Geschäftsbericht für das Jahr 2009
Ein sehr dynamisches und ereignisreiches Jahr 2009 liegt hinter uns – ein Jahr, in
dem nicht nur fachlich inhaltlich viel in Bewegung war, sondern in dem unsere AIDS-
Hilfe auch wieder einmal sehr intensiv mit internen strukturellen Prozessen
beschäftigt war und wichtige Weichenstellungen für die Zukunftsfähigkeit vollzogen
hat. Somit verbinden wir mit diesem Jahresbericht die Hoffnung, dass die Lektüre
auch für Sie spannend und erkenntnisreich sein wird.
Die im letzten Jahr insbesondere durch die Stellungnahme der Schweizerischen
AIDS-Kommission (s. JB 2008, EKAF) initiierte Intensivierung der Diskussion über
Präventionsansätze und – Strategien setzte sich unvermindert fort. Der Anlass oder
Hintergrund dazu sind die mittlerweile sehr deutlich verbesserten Therapieoptionen
(s.u.) mit mittelbaren Effekten für die Primärprävention.
Dies gilt zumindest für die Regionen, in denen eine gute Versorgungslage mit
antiretroviralen Medikamenten vorliegt bzw. überhaupt Zugang zu diesen Therapien
gegeben ist. Dies gilt in besonderem Maße für Deutschland. Mit einer bundesweiten
HIV-Inzidenz (= dem Robert-Koch-Institut gemeldete HIV-Neudiagnosen pro 100.000
Einwohner) von 3,49 für das Jahr 2009 stellt Deutschland mittlerweile die niedrigste
Inzidenzrate in Europa. NRW steht mit einer Rate von 3,84 allerdings im
Ländervergleich im oberen Drittel mit dem „Bundesspitzenreiter“ Köln mit einer
Inzidenz von 15,77.
In Duisburg liegt die Inzidenzrate für 2009 bei 2,23 (im Vgl. zu 2008 + 0,01); im Kreis
Wesel realistisch geschätzt bei 2,81 (entspricht 14 Fällen im Berichtsjahr), also in
beiden Regionen auf einem stabil niedrigen Niveau. In dieser Rubrik der
Neudiagnosen ist zu berücksichtigen, dass es sich um Erstmanifestationen und nicht
zwingend um Neuinfektionen aus dem Erhebungsjahr handelt.
Für die Rubrik realistischer Neuinfektionen aus dem Erhebungsjahr ist für
Deutschland eine Dunkelziffer von nicht-gemeldeten Neu-Infektionen
hinzuzurechnen, die bei etwa 35 – 50% der Neudiagnosen-Zahlen zu veranschlagen
ist. Daraus ergibt sich für die BRD für das Jahr 2009 eine seriös geschätzte Zahl von
knapp 3000 Neuinfektionen – ein zwar stabil hohes Rekordniveau, aber im
internationalen Vergleich eben sehr niedrig und gemessen an der noch im letzten
Jahr formulierten Erwartung, „dass die registrierten Neuinfektionen auch in den
nächsten Jahren steigen werden“ (BZgA aktuell, 07/2008, S. 2) ist dieses Halten des
Niveaus durchaus als Erfolg zu werten.
Das zeigt: Prävention wirkt! Der „deutsche“ Ansatz der strukturellen Prävention, der
zielgruppenspezifischen Information- und Aufklärung in Arbeitsteilung zwischen
öffentlichem Gesundheitswesen und nichtstaatlichen Trägern, professionellen- und
Selbsthilfeakteuren, mit massenmedialen und personalkommunikativen Strategien ist
im Unterschied zu repressiven Ge- und Verbotsstrategien oder moralisierenden
Abstinenzansätzen eindeutig erfolgreicher.
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Doch auch wenn in Deutschland eine vergleichsweise günstige Situation erreicht
werden konnte, dürfen wir in unserer Arbeit nicht nachlassen, müssen die etablierten
Strukturen erhalten werden, um die Erfolgsgeschichte weiter zu schreiben, um nicht
zuletzt auch die wirtschaftlichen Einspareffekte von preiswerter und wirksamer
Prävention gegenüber nach wie vor teurer Therapie zu halten.
„Nach heutigen Schätzungen kostet die lebenslang notwendige medizinische
Begleitung und Therapie eines Menschen mit HIV circa eine halbe Million Euro, zum
Teil sogar deutlich mehr. Wahrscheinlich wurden durch die Aidsprävention in
Deutschland seit 1985 mehrere 10000 Infektionen verhindert – das
Gesundheitssystem wird dadurch von erheblichen Kosten entlastet“ („Gib AIDS keine
Chance, Die Kampagne zur Aidsprävention in Deutschland, 1985 – 2009
Dokumentation“, hrsgg. von BZgA 06/2009, S. 17). HIV-Prävention rechnet sich.
Vor dem Hintergrund der enormen Fortschritte im Bereich der Behandlungsoptionen
und den erheblichen Kenntniszugewinnen auf dem Sektor der Immunologie, der
Übertragungswege und –möglichkeiten sowie der Epidemiologie im Kontext von HIV,
AIDS und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten der letzten Jahre, steht die
Umsetzung und Ausgestaltung der bis heute sehr erfolgreichen strukturellen
Präventionsarbeit natürlich auch in unserer Region vor wachsenden
Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen, um die bisherige
Erfolgsgeschichte der deutschen und regionalen AIDS-Prävention fortsetzen zu
können.
Mit dem Paradigmenwechsel, dass die antiretrovirale Therapie als originär
sekundär- und tertiärpräventives Instrument mittlerweile Teil einer
Primärpräventionsstrategie ist, müssen u.a. die folgenden Erkenntnisse
Berücksichtigung finden:
Eine möglichst frühe Diagnosestellung ist nicht nur sinnvoll, um dem
Infizierten eine frühe Auseinandersetzung mit der Infektion, die Chance auf
eine längere asymptomatische Zeit zur Annahme und Verarbeitung zu
ermöglichen, Erhalt von Therapieoptionen und möglichst selbstbestimmten
Entscheidungen zu wahren sowie natürlich sich mit der eigenen potentiellen
Infektiösität zu beschäftigen.
Eine frühe Diagnose ist insbesondere bedeutungsvoll, weil wir heute wissen,
dass vermutlich mehr als 50 % der Neuinfektionen von „Frisch-Infizierten“
stammen, die nichts von ihrer Infektion wissen, weil sie kein
Risikobewusstsein entwickelt haben oder weil sie noch im Bereich des
diagnostischen Fensters sind und somit ihren Status gar nicht wissen können.
Demzufolge muss sowohl die Aufklärung unvermindert oder besser noch
intensiver fortgeführt als auch die Testbereitschaft gefördert werden.
Letzteres gilt vor allem für besonders riskierte Gruppen, z.B. für besondere
Netzwerke in der Gruppe der sog. MSM, Männer, die Sex mit Männern haben. Hier
haben wir im Berichtsjahr mit der Umsetzung des sog. „BuT-Konzeptes“ (Beratung
und Test) nicht nur in Fachkreisen, sondern auch im Bereich der Medien
bundesweite Resonanz und Anerkennung bekommen können (s. 5.1.). über die
auch der vorliegende Jahresbericht Auskunft gibt.
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Die Bedeutung der Einbeziehung und weiteren Verbesserung von STI
(sexual transmitted infektions)-Diagnostiken, Screening-Möglichkeiten (inkl.
deren Finanzierung etwa als Kassenleistung – zumindest für besonders
riskierte Gruppen) und spezifischer Aufklärung und Beratung wird wachsen,
weil vorliegende STI`s das HIV-Infektionsrisiko enorm steigern.
Dem Rechnung tragend, haben wir unsere AIDS-Präventions-Ansätze schon seit
geraumer Zeit um diesen Kontext erweitert, uns entsprechend qualifiziert und im
Berichtsjahr einen konsequenten Schritt umgesetzt. Um dieses know-how und die
damit verbundenen Angebotsmöglichkeiten auch unseren Nachfragern und Kunden
transparent zu machen, haben wir unserem Vereinsnamen nach Rücksprache mit
unseren Zuwendungsgebern den Zusatz
Fachstelle für sexuelle Gesundheitsförderung
gegeben.
Viele AIDS-Beratungstellen des ÖGD haben diesen Schritt der Einbeziehung von
STD`s sinnigerweise durch die Ergänzung „AIDS- und STD-Beratungsstelle des
Gesundheitsamtes XY“ o.ä. bereits vollzogen. Im Unterschied zu HIV / AIDS ist
bezüglich der STD`s zu konstatieren, dass das Aufklärungsniveau in der
Bevölkerung darüber weitaus geringer ist und wir hier vor großen
Präventionsherausforderungen stehen, weil die Botschaften immer komplexer und
differenzierter werden.
Dies müssen wir u.E. aber in gleicher Weise aufgreifen wie bei der erfolgreichen HIV-
Prävention, nämlich in lebensstilakzeptierender Weise und im Sinne der WHO-
Charta zur Gesundheitsförderung. Das heißt, wir sollten auch hier emanzipatorische
und identitätsstärkende Verhaltens- und Verhältnisprävention umsetzen.
Die medizinischen Chancen bzw. Erfolge und ihre primärpräventiven Effekte
haben natürlich auch eine enorme Bedeutung für die Begleitungsarbeit. Sie
untermauern immer mehr die Wichtigkeit einer besonders guten und
lebenslangen Adhärenz oder Compliance (Therapieeinnahmedisziplin). Diese
kann nur bei psychisch starken Identitäten und unter möglichst stabilen
Lebensumständen gelingen. Entsprechend gilt diesem Zusammenhang
besonderes Augenmerk; es geht um die Förderung einer möglichst guten
Lebensqualität und die Mobilisierung der individuellen und allgemeinen
Lebenskompetenzen unter Berücksichtigung der persönlichen Ressourcen.
Diese Ausrichtung prägt schon länger unsere Leitlinien für die Begleitungsarbeit von
Menschen mit HIV und AIDS und findet fortwährend Berücksichtigung bei der
Auswahl von Fort- und Weiterbildung unserer ehren- und hauptamtlichen
Mitarbeiter/innen.
„Älter werden mit HIV“ ist das Schwerpunktthema im Bereich der Sekundärund
Tertiärprävention und zieht neue medizinisch-therapeutische - wie
natürlich auch psychosoziale Begleitungserfordernisse nach sich. Eine sich
häufende Frage ist hier etwa die nach einer (Re-) Integration in das
Erwerbsleben.
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Dies ist bei den aktuellen Arbeitsmarktentwicklungen nicht nur für Menschen mit HIV
und AIDS nicht ganz einfach. Aber eine geregelte und strukturierte Beschäftigung hat
nicht nur Bedeutung für den materiellen Lebensunterhalt, sondern eben auch für eine
psychische Stabilisierung. Diesem Themenfeld gilt in den kommenden Jahren
besondere Aufmerksamkeit.
In diesem Zusammenhang steht auch das medizinische Versorgungssystem vor der
Herausforderung einer Art „Horizonterweiterung“, also die sehr spezialisierte HIV-
Behandlungsbrille immer wieder auch zu heben und auf Koinfektionen,
Begleiterkrankungen und gleichsam „normale“ Alterungsprozesse zu schauen.
Insbesondere Tumor- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie (u.a.) infolge der
Therapie lebertoxische Problematiken finden aus unserer Sicht noch nicht
hinreichend Beachtung und sind nicht selten nicht oder sehr spät auf dem
„diagnostischen Schirm“. Hier ist auch der Gesetzgeber gefordert, mit wirklicher
Orientierung am Patientenwohl entsprechende Leistungskataloge und Richtlinien auf
den Weg zu bringen.
Die verbesserten Therapieoptionen und ihre überwiegend günstigen Folgen
ändern leider nichts daran, dass Entdiskriminierungsarbeit weiterhin ein
zentraler Bestandteil von struktureller Präventionsarbeit bleiben muss, um
Menschen mit HIV überhaupt eine gleichberechtigte Teilhabe am
gesellschaftlichen Leben ermöglichen zu können.
Der mediale Hype um den „Fall“ Nadja B. (Sängerin der Gruppe „No Angels“) im
Berichtsjahr hat uns unerwartet deutlich vor Augen geführt, dass HIV und AIDS
immer noch massiv stigmatisierendes Potential besitzen und aus unserer Sicht nach
wie vor nicht als `normale chronische Erkrankung´ anzusehen ist. Es gibt immer noch
–und nicht nur latent- die zweite Seite der Erkrankung, nämlich die, welche die
Gesellschaft befällt. Das bestätigen nicht nur die Berichterstattungen der sog.
Boulevard-Presse, sondern insbesondere auch die Fülle der Kommentierungen von
Lesern, Zuschauern und Bürgerinnen und Bürgern „auf der Straße“. Teilweise fühlten
wir uns zurückversetzt in die Frühphase der „Epidemie“ in den 80ern. In die
„Stigmatisierungsfalle“ sind sogar wieder einige Abgeordnete getapert. Ein MdB aus
unserer Region in besonders unglücklicher Weise mit dem Begriff der „Bio-Waffe“. Im
Gespräch mit dem Abgeordneten, dem er sich erfreulicherweise stellte, konnten wir
ein glaubhaftes Bedauern und einen „positiven“ Lernprozess konstatieren und in der
Folge sogar ein neues Fördermitglied gewinnen. Doch es gibt noch viel zu tun.
Dazu passte es sehr gut, dass das Motto des Welt-AIDS-Tages 2009 „Gemeinsam
gegen AIDS & Du – Zeig Schleife!“ (s. 4.) das Thema der Solidarität mit Menschen
mit HIV und AIDS wieder einmal in den Mittelpunkt rückte und die Menschen aufrief,
mitzuhelfen, dass Betroffene nicht ausgegrenzt werden, sondern offen und
selbstbewusst mit ihrer Infektion leben können.
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Diskriminierung und soziale Ausgrenzung von HIV-Infizierten wirken sich im Übrigen
natürlich auch äußerst demotivierend auf die HIV-Testbereitschaft von gefährdeten
Personen und Personengruppen aus.
Die geschilderten Zusammenhänge, Analysen und Schlussfolgerungen werden in
deutlicher Weise von der Kommission der Europäischen Gemeinschaften in
ihrem im Berichtsjahr vorgelegten Aktionsplan gegen HIV und AIDS für die Jahre
2009 – 2013 bekräftigt, in dem es einleitend heißt: „Von entscheidender Bedeutung
in der Bekämpfung von HIV/Aids ist es daher, die Prävention zu intensivieren, - dies
nicht zu tun, hieße Menschenleben aufs Spiel zu setzen und Ressourcen zu
vergeuden. (…) Die beste Antwort auf die Epidemie bleibt eine Kombination von
gesundheitsspezifischen und umfassenderen Sozialmaßnahmen. Ein Ende des
Leidens ist nicht abzusehen, wenn nicht die Prävention beschleunigt und der
allgemeine Zugang zu Behandlung, Versorgung und Unterstützung für alle
Betroffenen gewährleistet wird.“ (Aktionsplan zur Bekämpfung von HIV/Aids in der
Europäischen Union und in den Nachbarländern 2009-2013, Brüssel, KOM(2009)
569/3, S. 2). Prioritäre Voraussetzungen sind für die Kommission „evidenzbasierte
Präventionsstrategien, die den lokalen Gegebenheiten Rechnung tragen und auf die
prioritären Gruppen zugeschnitten sind“ (ebd., S. 7).
Der Ansatz der strukturellen Präventionsarbeit im Kontext von
Gesundheitsförderung hat sich hier eindeutig bewährt. Angesichts der
epidemiologischen Daten in Deutschland erweist sich die zielgruppenspezifische
Präventionsarbeit als immer bedeutungsvoller. Präventionsmittel und –maßnahmen
müssen demzufolge dort zur Verfügung stehen, wo sie besonders benötigt werden –
z.B. in Bereichen von (Beschaffungs-) Prostitution oder bei der Versorgung von
Suchterkrankten (s. 5.2. unser neues Projekt „@drugthiv“!) und eindeutig im Bereich
von homo- und bisexuellen Männern, insbesondere in besonderen MSM-
Netzwerken, die bisher nur unzureichend erreicht wurden (s. 5.1.). Ein weitere sehr
wichtige Zielgruppe stellen Menschen in Haft dar, wo wir leider immer noch höhere
Infektionsgefährdungspotentiale (besonders bzgl. der Hepatitiden B und C, aber
durchaus auch bezogen auf HIV) konstatieren, die im Wesentlichen in den
hygienisch höchst bedenklichen (Drogen-) Konsumbedingungen begründet sind (s.
5.3.). Hier stand unsere (Primär-) Präventionsarbeit in Folge der Kommunalisierung
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von Landesmitteln wegen fehlender Refinanzierung in Gefahr. Doch im Berichtsjahr
konnte es uns als bundesweit erste AIDS-Hilfe (!) gelingen, eine vertragliche Basis
mit Vergütung mit der Justizvollzugsanstalt Duisburg-Hamborn (und ihren
Zweiganstalten) zu erzielen. Ein Meilenstein, der hoffentlich Schule machen wird.
Ein vielfach betonter und wichtiger Faktor für diesen Erfolg ist das gelungene und
gelingende Zusammenwirken von Bund, Ländern und Kommunen (vgl. auch
Aktionsplan zur Umsetzung der HIV/AIDS-Bekämpfungsstrategie der
Bundesregierung, März 2007) sowie von Öffentlichem Gesundheitsdienst und
verschiedenen nichtstaatlichen Trägerstrukturen wie den AIDS-Hilfen und die
abgestimmten Aufgabenverteilungen – so auch im Kreis Wesel und in der Stadt
Duisburg. Wir möchten an dieser Stelle betonen, dass wir diese synergetische
Strategie in unserer Zusammenarbeit im Wesentlichen umgesetzt sehen und dass
wir es für wichtig erachten, dass die partnerschaftliche und partizipative Kooperation
erhalten und günstigenfalls gestärkt wird („Gemeinsam gegen AIDS“).
Genau dies ist wird nicht nur im Bundes-Infektionsschutzgesetz und dem Gesetz
über den öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGDG) des Landes NRW, sondern mit der
im Juli des Berichtsjahres (endlich) verabschiedeten „Rahmenvereinbarung zwischen
dem Land NRW, vertreten durch das MAGS und dem Städtetag NRW, dem
Landkreistag NRW, dem Städte- und Gemeindebund NRW sowie der AG der
Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege NRW über Grundsätze zur
Umsetzung der Kommunalisierung der Landesförderung für Präventions- und
Hilfemaßnahmen im Sucht- und AIDS-Bereich in Nordrhein-Westfalen“ vielfach
bekräftigt. So wird dort als Ziel und Zweck der Kommunalisierung der Landesmittel
formuliert: „ Im AIDS-Bereich wird es insbesondere angesichts der zu
beobachtenden Zunahme von Neuinfektionen in bestimmten Bevölkerungsgruppen
für notwendig erachtet, die Anstrengungen zur Vermeidung von Neuinfektionen
sowie zur Verbesserung der Lebenssituation von HIV-Infizierten und AIDS-kranken
Menschen auf der Grundlage der von Land, Kommunen und Freien Trägern
gemeinsam getragenen Strategie zur Eindämmung von AIDS unvermindert
fortzusetzen und die bestehende differenzierte AIDS-Präventions- und
Hilfeinfrastruktur bedarfsgerecht weiter zu entwickeln“ (Präambel der
Rahmenvereinbarung, S. 4).
Diesen Zielen können wir nur eindeutig zustimmen. Dies alles erfordert natürlich
personelle und materielle Ressourcen, verbunden mit zeitlichen Perspektiven. Nur so
können einerseits nachhaltige Effekte erzielt werden und andererseits flexible
Anpassungsprozesse an epidemiologische und soziologische Entwicklungen
insbesondere in der Vor-Ort-Arbeit erfolgen.
Nun ist dies nicht zum Nulltarif zu bekommen. Angesichts der bekannten
Haushaltssituationen der meisten NRW-Kommunen stehen die Beteiligten vor
großen Herausforderungen. Wir sind jedenfalls sehr gespannt, ob es in den
kommenden Monaten und Jahren gelingen kann, den schönen Reden,
Vereinbarungen und Gesetzen auch entsprechende Taten folgen zu lassen.
Insbesondere wird darauf zu achten sein, dass das Land NRW sich nicht
schleichend aus seiner Verantwortung stiehlt und den Kommunen zur Seite stehen
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wird sowie weiterhin daran mitwirkt, die zivilgesellschaftlichen Kräfte zu mobilisieren
und zu stärken. AIDS geht uns alle an!
Wie schon im letzten Jahresbericht geschildert, haben wir diese Veränderungen der
Förderpraxis zum Anlass genommen, um über einen
Organisationsentwicklungsprozess nach EFQM-Qualitätssicherungskriterien den im
Haushaltsplan verankerten fachlichen Anforderungen gerecht zu werden und darüber
hinaus unsere Strukturqualität zu prüfen und zu verbessern.
Erarbeitet wurde u.a. die Abgrenzung der Aufgabengebiete des Vorstands und der
neu zu bestimmenden Geschäftsführung, festgeschrieben in einer neuen
Geschäftsordnung, welche durch eine außerordentliche Mitgliederversammlung am
02.03. 2009 satzungsgemäß verabschiedet wurde.
Die neue Geschäftsordnung sieht eine klare Trennung von strategischen Aufgaben,
die dem Vorstand vorbehalten sind, und den operativen Aufgaben, für die die
hauptamtlichen Mitarbeiter zuständig sind, vor. Ein klares Aufgabenprofil einer
Geschäftsführung wurde entwickelt und die Zusammenarbeit von Vorstand und
Geschäftsführung skizziert.
Für die Position der Geschäftsführung kam für uns nur unser langjähriger Mitarbeiter,
Herr Dietmar Heyde, in Betracht, der die Aufgaben einer Beratungsstellenleitung
bereits seit nunmehr acht Jahren neben seinen eigentlichen Arbeitsfeldern, v.a.
Youthwork, Prävention in der Allgemeinbevölkerung sowie Öffentlichkeitsarbeit,
ohne zusätzliche Anreize oder Vergütungen, wahrnimmt. Aufgrund deutlich
wachsender Führungs- und Koordinationsaufgaben (Stichworte: Durch den Wandel im
Krankheitsbild und neuerer medizinischer und epidemiologischer Erkenntnisse sind zukünftig
schnellere präventionsstrategische Anpassungsprozesse zu erwarten -> mehr Projektentwicklungsund
–umsetzungsarbeit, Erschließung neuer Handlungsfelder und differenziertere
Zielgruppenausrichtung -> höhere Anforderungen an die Koordinierung und Akzentuierung der
inhaltlichen Arbeit –Fachaufsicht- bei sich verändernder Personalstruktur im ehren- und
hauptamtlichen Bereich –Personalentwicklung, -begleitung und –planung- unter den Bedingungen
einer schwieriger werdenden Sicherstellung der finanziellen Mittel: u.a.m.)
stößt Herr Heyde aber zunehmend an Belastungsgrenzen.
Im Sinne des Organisationsentwicklungsprozesses sahen und sehen wir uns
gefordert, für die Geschäftsführung perspektivisch Freiräume und Entlastung zu
schaffen, ohne die Wahrnehmung der wichtigen Kernarbeitsfelder von Herrn Heyde,
insbesondere im Youthwork-Bereich (der u.E. für das riesige Zuständigkeitsgebiet
mit nur einer Stelle ohnehin zu schmal besetzt ist), zu vernachlässigen.
Darüber hinaus war klar, dass es angesichts der angespannten Finanzlage der
öffentlichen Haushalte wenig aussichtsreich erschien, Finanzmittel für eine
Geschäftsführerstelle für eine AIDS-Hilfe erwarten zu können.
Vor diesen Hintergründen haben wir uns für personelle Weichenstellungen im
Berichtsjahr entschieden, die etwas komplexe aber aus unserer Sicht strategisch
höchst sinnvolle Hintergründe aufweisen.
Wir haben die günstige Gelegenheit ergriffen, das Beschäftigungsverhältnis mit
unserer langjährigen Mitarbeiterin in den Bereichen „Frauen und AIDS“ und
„Migration und AIDS“, Frau Dipl. Pädagogin Anika Walther, die sich im
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Erziehungsurlaub befand und nach Beendigung dessen grundsätzlich Anspruch auf
Wiederaufnahme der unbefristeten Vollzeitstelle hätte, über die Form eines
Änderungsvertrages in eine geringfügige Beschäftigung im Bereich „Youthwork“ ab
dem 01.01.2009 zu übernehmen. Dies hatte aus fachlicher (s. Qualifikation) und
personalstrategischer Sicht enorme Vorzüge, da beispielsweise keine dramatischen
Einarbeitungserfordernisse zu berücksichtigen sind. Darüber hinaus bietet diese
Variante nicht nur die Möglichkeit der Entlastung des Herrn Heyde, sondern im
Bedarfsfall auch Chancen, geschlechtsspezifischer Arbeitsphasen, ggf.
Wahrnehmung von Parallelveranstaltungen und natürlich einen sinnvollen kollegialen
Beratungsaustausch. Der ausgelotete Umfang betrug wöchentlich etwa sechs
Stunden. Die Personalkosten mussten wir aus Eigenmitteln bestreiten.
Weiterhin bot uns diese Entscheidung die ungemein wichtige Möglichkeit, die ab
Ende März 2009 vakante Vollzeitstelle im Frauen- und Migrationsbereich mit einer
festen Mitarbeiterin zu erhalten (welche bisher als Erziehungsurlaubsvertretung von
Frau Walther, auf zwei Jahre befristet, eingerichtet war), sofern hier sowohl die
Refinanzierung über zielgruppenspezifische Landesmittel (Projektfördermittel, die
nicht kommunalisiert sind und etwa die Hälfte der Personalkosten decken) als auch
über die jeweilige Ergänzungsfinanzierung durch die Stadt Duisburg und den Kreis
Wesel erhalten blieben, was erfreulicherweise der Fall war.
Die Nach- bzw. Neubesetzung dieser Stelle gestaltete sich außerordentlich
schwierig. Bis auf ein kurzes Intermezzo von zwei Wochen im August des
Berichtsjahres blieb unsere „Frauenstelle“ über fast sieben Monate unbesetzt, was
natürlich nicht nur für die wichtige Begleitungs- und Frauenarbeit höchst ungünstig
war, sondern auch die verbliebenen Mitarbeiter an Belastungsgrenzen führte. Ein
Teil der Arbeit konnte durch Frau Walther allerdings aufgefangen werden. Seit dem
01.11.2009 ist unsere Mannschaft wieder komplett und mit Frau Petra Kurek sind wir
hier wieder äußerst kompetent besetzt.
Der Anteil von aufzubringenden Eigenmitteln der AIDS-Hilfe zur Refinanzierung der
Personalkosten wuchs auch, weil wir nach vielen Jahren der Förderung unseres
geringfügig beschäftigten Projektleiters für die regionale Herzenslust-Arbeit (400,-
€ Basis), Herrn Altenschmidt, durch zielgruppenspezifische Landesmittel, für 2009
keine ZSP-Mittel mehr erhielten.
Auch hier haben wir uns durchgerungen, diese Stelle zu erhalten, weil die
primärpräventive Arbeit in den Zielgruppen schwuler und bisexueller Männer
und Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), immer bedeutungsvoller wird,
wie die epidemiologischen Daten der letzten Jahre zeigen (s. auch KABASTI-Studie,
RKI, die u.a. auch zeigt, dass die Populationsdichte der angesprochenen
Zielgruppen in unserer Region vergleichsweise hoch ist). Zudem ist der Projektleiter
ein wichtiges Bindeglied zu den ehrenamtlichen Mitarbeitern im Bereich Herzenslust
als Acquisiteur, Anleiter, Begleiter und Motivator.
Weiterhin benötigten wir dringend personelle Ressourcen zur Umsetzung der neuen
bundesweiten Dachkampagne der DAH („Ich weiß was ich tu!“ –IWWIT-, die sich
speziell an diese Zielgruppe richtet sowie für die Umsetzung des „Beratung und
Test“-Projektes (s.o. und 5.1.).
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Darüber hinaus gab es hier auch aufgrund der Dauer des
Beschäftigungsverhältnisses (seit 2000) arbeitsrechtliche Ansprüche auf
Weiterbeschäftigung.
Es ist nicht neu, aber immer wieder wichtig, zu betonen, dass zur finanziellen
Absicherung unserer umfangreichen Angebotspalette selbst stabil fließende
öffentliche Zuwendungen allein bei weitem nicht ausreichen. Insbesondere für
unseren regionalen Positivenfonds, für eine Reihe von Präventionsaktionen,
verschiedene Selbsthilfeangebote, für den Bereich der Sachkosten und für die
Begleitung von ehrenamtlicher Arbeit, die keineswegs nur kostenfrei sein kann,
benötigen wir immer mehr zusätzliche Einnahmen.
Diesbezüglich dürfen wir mit großem Stolz auf das Jahr 2009 zurückblicken, denn
der Mut unseres Vorstandes und der Geschäftsführung hinsichtlich der finanziellen
Belastungen des Vereinsetats wurde in mehrfacher Hinsicht belohnt. Wir werden
das Haushaltsjahr 2009 aller Voraussicht nach mit einem leichten Plus abschließen
können. Dazu beigetragen haben nicht zuletzt Einzelinitiativen unsere sehr treuen
Förderer Thomas Seven und Henning Ladewig durch Benefizveranstaltungen, eines
Vereinsmitgliedes, der unser Haushaltsdefizit aus 2008 kurzerhand ausglich. Hinzu
kommen ein insgesamt ungewöhnlich hohes Spendenvolumen über die Sparkassen,
der Spardabank West, der Deutschen Bank, der Pride-Gruppe der citibank Duisburg
sowie Einnahmen aus verschiedenen anderen Öffentlichkeitsaktionen (s. 4.), vor
allem auch im Rahmen des diesjährigen Welt-AIDS-Tages. Die Duisburger
Substitutionsregelung ist nicht nur für die Klienten von hohem gesundheitlichen und
psychosozialen Nutzen, sondern auch für die AIDS-Hilfe ein finanzieller Segen (hier
gilt den Ärzten Dr. Hander, Herrn Harzem und Dr. El Khaled sowie unseren
begleitenden Ehrenamtler/innen ein ganz großes Danke schön!). Nicht zuletzt trägt
unsere sehr umsichtige Haushaltsführung zu einem unerwartet erfreulichen Ergebnis
erheblich bei.
Danach sah es zwischenzeitlich allerdings nicht aus. Seit sehr langer Zeit stießen wir
Ende April 2009 erstmalig wieder an Liquiditätsgrenzen. Das lag nicht an uns,
sondern an erheblich verspäteten Auszahlungen der Landesmittel und der
kommunalen Ergänzungsfinanzierung durch die Stadt Duisburg, die sich zwar durch
Umstellung der kommunalen Haushaltsführung auf das neue NKF-System, durch
Einführungsprobleme mit dem SAP-System sowie durch eine personelle Umstellung
innerhalb der Stadtverwaltung erklären ließen, uns aber erhebliche Probleme
bereiteten. Ohne den Einsatz von Rücklagen hätte uns der „Spaß“ existentiell
gefährden können. Für kurze Zeit mussten wir wieder einmal sehen, wie labil ein
kleiner freier Träger sein kann, der von öffentlichen Geldern abhängig ist.
Nicht nur wegen der guten Bilanz für 2008 erfuhr der Vorstand im Rahmen unserer
ordentlichen Jahreshauptversammlung am 18.05.2009 eine einstimmige
Entlastung und viel Bestätigung für den eingeschlagenen Kurs der AIDS-Hilfe. Die
wahlberechtigten Teilnehmer/innen der im Berichtsjahr anstehenden Neuwahlen
sprachen den Vorständlern entsprechend nicht nur für die zurückliegende
Wahlperiode ihr Vertrauen aus, sondern auch für die kommenden zwei Jahre. Nur
das jüngste Mitglied des Vorstandes, Daniel Kober, konnte aus beruflichen Gründen
nicht erneut kandidieren und dieser Platz wurde mit Karl-Heinz Lemke neu besetzt.
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Wir sagen Daniel Kober an dieser Stelle vielen Dank für seine engagierte und
impulsgebende Vorstandstätigkeit.
Auf Vorschlag der Mitgliederschaft wurden im Rahmen der JHV unser
Gründungsmitglied, Herr Wulf Thomas, und unser langjähriger
Vorstandsvorsitzender, Herr Rolf Ringeler, jeweils einstimmig zu Ehrenmitgliedern
gewählt. Herzlichen Glückwunsch!
Vor allem krankheitsbedingt konnte der Vorstand im Berichtsjahr die Fortführung
unseres Organisationsentwicklungsprozesses im Berichtsjahr nicht im gewünschten
Maße betreiben. Hinzu kam ein erheblicher Aufwand für die Umsetzung der
Satzungsänderungen (-> v.a. wegen der erforderlichen Einführung eines sog.
„besonderen Vertreters“ nach § 30 BGB u.a.) mit Notar und Amtsgericht sowie dann
für die Bewerbungs- und Einstellungsverfahren für die „Frauenstelle“.
Die geschilderten notwendigen fachlich-inhaltlichen Erweiterungen und
bedarfsgerechten Umsetzungen unserer Arbeitsansätze (s. Rahmenvereinbarung auf
Landesebene) bei gleichzeitig rückläufiger öffentlicher Förderung stellten beachtliche
Herausforderungen dar und erforderten finanzielle aber auch personelle Kraftakte,
die ohne unsere hochmotivierten und engagierten ehrenamtlichen
Mitarbeiter/innen in allen Arbeitsbereichen im Übrigen überhaupt nicht denkbar
wären. Erwähnenswert ist für das Berichtsjahr auch ein besonderer Glücksfall in
persona von Sandra Kohlhase und Yvonne Leuverink, zweier Praktikantinnen und
Studentinnen Sozialer Arbeit, die uns unglaublich unterstützten und ein deutlich über
das Praktikum hinausgehendes Engagement zeigten. Ihnen allen gilt unser
besonderer Dank!
AIDS-Hilfe-Arbeit bleibt spannend, intensiv, immer wieder belastend, aber auch
dankbar und für die eigene Persönlichkeitsentwicklung gewinnbringend. Das gilt
nach wie vor auch für die ehrenamtliche Mitarbeit auf allen Ebenen. Und sie wird
wahrgenommen.
Auch im Bereich der klassischen Selbsthilfe haben sich in den letzten Jahren die
Bedarfe verändert, vor allem aufgrund der deutlich verbesserten medizinischen
Optionen eher in allgemeine lebensförderliche Bereiche verschoben. Dennoch hält
sich zumindest in Duisburg dank ehrenamtlichen Engagements unsere SH-Gruppe
HIV-positiver Menschen sowie die alljährlich weitestgehend ehrenamtlich organisierte
Positiven-Freizeit und auch die Kochgruppe stellt sich als stabiles Angebot heraus.
Abschließend möchten wir uns natürlich an dieser Stelle bei all jenen treuen
Freund/innen und Förderern, Zuwendungsgebern und Sympathisant/innen sowie bei
den Vertretern aus Politik, Verwaltungen und Gesundheitsämtern, medizinischen und
Beratungseinrichtungen, Schulen und sonstigen Kooperationspartnern und unseren
Dachverbänden, dem „Paritätischen“, der Deutschen AIDS-Hilfe und der AIDS-Hilfe
NRW für ihre Wertschätzungen, unterstützenden Aktionen und guten Wünsche im
Berichtsjahr aufs Herzlichste bedanken.
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Der Vorstand der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. 2009
Rainer Wille, Karl-Heinz Lemke, Peter Külpmann, Silke Stützel, Rolf Ringeler (v.l.n.r.)
2. Beratung
Die Beratung der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. wurde wie in den
vorangegangenen Jahren als ein Hauptschwerpunkt unserer Arbeit durchgeführt.
Bei der Beratung wurden überwiegend folgende Anfragen bedient:
Fragen zu Übertragungswegen von HIV, sexuell übertragbaren Krankheiten und
Hepatitiden, HIV-Antikörper-Testberatung, Fragen rund um die medizinische
Versorgung von Menschen mit HIV/AIDS und die Beratung von Menschen, die
zeitnah ihr positives Testergebnis erhalten haben.
Unsere Beratungsangebote konnten von den Ratsuchenden wie folgt genutzt
werden:
1. persönliche Beratung in den Einrichtungen;
2. telefonische Beratung durch HauptamtlerInnen während der Öffnungszeiten in
Duisburg und Wesel;
3. telefonische und E-Mail Beratung durch die ehrenamtlichen Telefonberater in
der Zeit von 19.00-21.00 Uhr am Montag in Duisburg.
2.1 Persönliche Beratung
Während der Öffnungszeiten sowie nach telefonischer Absprache außerhalb der
Öffnungszeiten konnten Ratsuchende sich persönlich durch hauptamtliche
MitarbeiterInnen in unseren Büros in Duisburg und Wesel beraten lassen. Bei diesen
Beratungsgesprächen wurde auf eine ruhige und entspannte Atmosphäre geachtet.
Bei Bedarf konnten Ratsuchende, die anonym bleiben wollten, sich auch Termine
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außerhalb der Öffnungszeiten und dem damit verbundenen Publikumsverkehr geben
lassen. Bei Beratungen von Personen, die kürzlich ihr HIV-positives Testergebnis
erhalten haben, wurde im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe immer das Angebot
unterbreitet, mit einem HIV-Positiven zu sprechen, der schon länger mit der Infektion
lebt. Dieses Angebot wurde häufig in Anspruch genommen.
Generell wurde die persönliche Beratung häufig von Menschen in Anspruch
genommen, die entweder die Befürchtung hatten, eine HIV-Infektion zu haben oder
die kürzlich ihr HIV-Positives Testergebnis erhalten haben.
2.2 Telefonische Beratung
2.2.1 Durch hauptamtliche Mitarbeiter/innen
Auch in diesem Jahr blieb die Zahl der Telefonberatungen während der
Öffnungszeiten (Im Duisburger Büro: montags von 8.30-14.00 Uhr, dienstags bis
donnerstags von 8.30-17.00 Uhr und freitags von 8.30-16.00 Uhr; im Weseler Büro
dienstags von 14.00-17.00 Uhr und donnerstags von 9.00-12.00 Uhr) sehr hoch. Die
Ratsuchenden wurden nach eingehender Erörterung der Risikosituationen
aufgeklärt. Falls erwünscht, wurden die Ratsuchenden zwecks HIV-Antikörper-Test
an das Gesundheitsamt verwiesen. Es wurde von unserer Seite angeboten, einen
Termin an dem Tag, wo das Testergebnis bekannt gegeben wird, mit uns
festzulegen, um den Menschen ggf. mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Unsere Beratungsnummern sind für Duisburg: 0203-19411 und für Wesel 0281-
19411. Die Rufnummern wurden in den örtlichen Zeitungen unter der Rubrik
Beratung beworben. Regelmäßig wurde die Bewerbung kontrolliert, da die Rubrik
von vielen Vereinen genutzt wird und die Einstellung der Rufnummer kostenlos ist.
13
Die Beratungsnummern wurden durch Beantragung bei der Regulierungsbehörde für
Telekommunikation und Post anonymisiert. Dadurch werden bei einem Anruf über
diese Rufnummer die Nummern der Ratsuchenden unterdrückt und bei dem
Ratsuchenden erscheint die Beratungsnummer nicht in der detaillierten
Telefonrechnung.
2.2.2 Durch ehrenamtliche Mitarbeiter/innen
Die ehrenamtliche Telefonberatung wurde in diesem Jahr weiterhin von einer
Ehrenamtlerin durchgeführt. Ratsuchende, die außerhalb der Öffnungszeiten in
Wesel anrufen, werden durch die Anrufbeantworter informiert, wann sie in Duisburg
anrufen können.
Die ehrenamtliche Beratung in Duisburg wurde weiterhin konsequent jeden
Montagabend in der Zeit von 19.00-21.00 Uhr angeboten.
2.2.3 Die Bundesweite Telefonberatung
Auch im zweiten Jahr der Testphase beteiligte sich die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis
Wesel an der bundesweiten Beratungshotline der Deutschen AIDS-Hilfe e.V..
An 62 Stunden pro Woche können sich so Ratsuchende mit ihren Fragen rund um
HIV/AIDS telefonisch an die Berater der AIDS-Hilfen wenden. Die Hotline ist
erreichbar in den Zeiten: Montags bis Freitags von 9.00-21.00 Uhr und am Sonntag
von 12.00-14.00 Uhr.
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e. V. beteiligt sich als eine von bundesweit 28
Einrichtungen an diesem neuen Angebot. Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter
der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. bedienen Ratsuchende aus dem ganzen
Bundesgebiet am Montagabend von 19.00-21.00 Uhr und am Donnerstag von 11.00-
14.00 Uhr. Die regionalen Angebote bleiben im vollen Umfang bestehen. So können
sich Menschen telefonisch, persönlich und per E-Mail zu den gewohnten Zeiten an
die MitarbeiterInnen der AIDS-Hilfe wenden. Das überregionale Angebot wird
zusätzlich zu dem bestehenden Angebot hinzugefügt.
Die Telefonberatung spielt bei der Aufklärung zu HIV nach wie vor eine große Rolle.
Sie ist das Medium zur Beantwortung persönlicher Fragen und zur Abklärung eines
individuellen HIV-Übertragungsrisikos. Mit der neuen Rufnummer werden
bestehende Angebote unter einer bundesweiten Nummer zusammengeführt und
damit die Erreichbarkeit für Ratsuchende weiter verbessert. Durch die Intensivierung
der Weiterbildung und die Einrichtung eines Online-Portals für BeraterInnen wird die
Qualität der Beratung langfristig gesichert.
Telefonberatervernetzung im Ruhrgebiet:
Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. ist mit anderen Kooperationspartnern aus
dem Ruhrgebiet in einer Telefonberatervernetzung zusammengeschlossen. Ziel
dieser Vernetzung war es, die Beratung über HIV-AIDS an jedem Wochentag abends
im Ruhrgebiet anbieten zu können. Hauptthema bei den Treffen in der
Ruhrgebietsvernetzung war 2009 die Neuformulierung des Vernetzungsvertrages,
damit sich die Vernetzung nicht konträr zu den bestehenden Vertragsinhalten der
bundesweiten Beratungsvernetzung positioniert.
14
Bei den Vernetzungstreffen der Kooperationspartner hat die AIDS-Hilfe
Duisburg/Kreis Wesel e.V. mit einem hauptamtlichen und/oder einem ehrenamtlichen
Mitarbeiter regelmäßig teilgenommen. Eine Neueinsteigerschulung konnte mangels
interessierter EhrenamtlerInnen nicht durchgeführt werden.
2.3 E-Mail Beratung
Die E-Mail Beratung in der AIDS-Hilfe wurde weiterhin angeboten. Die E-
Mailberatung ist unter der folgenden Adresse zu erreichen: www.aidshilfe-duisburgkreis-wesel.de.
Um die gängigsten Fragen im Voraus zu klären, wurden auf unserer Homepage die
acht häufigsten gestellten Fragen (FAQ) eingestellt. Der Ratsuchende konnte beim
Anklicken einer Frage gleich die Antwort lesen. Durch dieses Beratungsangebot
konnten viele Ratsuchende ohne, dass sie an uns eine E-Mail schreiben mussten,
bedient werden. Detailliertere Fragen konnten dann per E-Mail an uns gesendet
werden. Bei diesen E-Mails wurde im Betreff automatisch „E-Mailberatung“
eingegeben, sodass die E-Mails nicht von den Mitarbeitern gelesen wurden, sondern
direkt an die Telefon/E-Mail Beraterin weitergeleitet werden konnten.
Die E-Mailberatung wird hauptsächlich am Montagabend in der Zeit der
Telefonberatung durch die ehrenamtliche Mitarbeiterin bedient und die E-Mails in
dieser Zeit beantwortet.
Bei dringenden E-Mails wurden diese von den hauptamtlichen MitarbeiterInnen
während der Öffnungszeiten beantwortet.
Folgende vorgefertigten Fragen wurden im Internet angeboten:
Resümee und Ausblicke:
Die Beratung konzentriert sich für die Zielgruppe MSM auf der überregionalen Ebene
immer mehr auf das Medium Internet. So haben sich viele AIDS-Hilfen aus NRW
dem bundesweiten Angebot der DAH (GAYROMEO s. Prävention bei MSM)
angeschlossen. Die Tendenz von bundesweiten Angeboten hat viele Vorteile. So
wird die Einhaltung der Beratungsstandards zentral von der DAH kontrolliert und
durch Schulungen vereinheitlicht. Dem steht die regionale Beratung mit ihrer Nähe
und persönlichen Erreichbarkeit gegenüber.
15
Zum Ende des Jahres wurde durch die Beendigung der zweijährigen Pilotphase der
Bundesweiten Telefonberatung die geplante ressourcenorientierte Delegation von
den Vertragspartnern aus dem Ruhrgebiet zu den Treffen der bundesweiten
Telefonberater (DAH) in Frage gestellt. Dies vor allem, da sich die meisten
beteiligten Telefonberater dafür aussprachen, dass jede AIDS-Hilfe, die sich an dem
bundesweiten Projekt beteiligt, an den bundesweiten Treffen, die einmal jährlich
stattfinden, teilnehmen sollten.
Insgesamt bestätigt dies eine Tendenz, die in vielen Arbeitsfeldern ebenfalls zu
bemerken ist: Auf der überregionalen Ebene werden immer mehr verbindliche
Teilnahmen an Arbeitskreisen etc. gefordert. Wie z.B. bei Gay Romeo oder wie hier
bei der bundesweiten Telefonberatung. Diese Tendenz ist für eine mittelgroße AIDS-
Hilfe wie der unseren bedenklich, da die schon jetzt sehr eng begrenzten
Ressourcen für die jeweiligen Arbeitsfelder durch diese verbindlichen Termine noch
zusätzlich belastet werden. Wie sich dies in der Zukunft weiter entwickelt, bleibt
abzuwarten.
Wir danken unserer ehrenamtlichen Mitarbeiterin aus der persönlichen, telefonischen
und online - Beratung, ohne deren Einsatz die Beratung der AIDS-Hilfe Duisburg /
Kreis Wesel e.V. nicht in diesem bemerkenswerten Umfang vorgehalten werden
könnte.
3. Begleitung
Unsere Einrichtung begleitet weiterhin HIV-Infizierte / an AIDS-Erkrankte, die aus
den unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen mit verschiedenen sozialen
Hintergründen stammen. Die einzelnen Begleitungsfälle befinden sich hinsichtlich der
antiretroviralen Therapie in unterschiedlichen Situationen. Ganz vereinzelte
Begleitete haben sich gegen die Einnahme von Medikamenten entschieden. Dadurch
werden wir immer wieder mit Vorfällen konfrontiert, bei denen durch AIDS irreparable
Schäden im Gehirn entstehen (so durch HIV assoziierte Enzephalopathie). Die
Gründe für die Verweigerung der Medikamente sind vielfältig. Es kann die Folge von
gravierenden Ereignissen sein (z. Bsp. Tod eines nahen Angehörigen), die dann
zunächst bearbeitet werden müssen und der Lebenswille wieder gestärkt werden
muss. Ein Grund ist auch die Angst vor den Nebenwirkungen und der lebenslangen
Einnahme von Medikamenten oder aber auch Verdrängung der Infektion. Solche
einzelne Fälle müssen dann in Versorgungssystemen untergebracht werden, die
hierauf nicht ausgerichtet werden (so kommen junge Menschen in Pflegeheime, die
in der Mehrzahl von alten pflegebedürftigen Menschen genutzt werden).
Ein großer Teil der Infizierten kommt aber mit den Medikamenten gut klar. Während
aufgrund der Vielzahl der Medikamente die akuten Nebenwirkungen weniger werden,
treten häufiger Langzeitwirkungen auf wie zum Beispiel im Herz-Kreislaufbereich.
Hier gilt es andere Risiken wie Rauchen oder ungesunde Ernährung zu minimieren.
Viele von uns langfristig Begleitete waren bereits an AIDS erkrankt, sind verrentet
und leben auf dem Niveau des Arbeitslosengeldes II, der Grundsicherung oder leicht
darüber. Hierbei handelt es sich um Leistungen, die in ihrem Ursprung zur
Überbrückung einer kurzen Zeit angedacht waren. Letztendlich verharren diese
16
Begleiteten in einer Lebenssituation, die Ihnen finanziell keinen Spielraum lässt und
wenig Perspektiven für die Zukunft bietet. Aufgrund der fehlenden materiellen
Ressourcen fehlt es an Lebensqualität, da die Teilhabe am gesellschaftlichten Leben
wie Ausgehen, Kino und andere Freizeitaktivitäten einen Faktor für Lebensqualität
darstellen.Von einer Gruppe dieser Begleiteten werden auch sehr oft suizidale
Gedanken geäußert, denen es zu begegnen gilt. Des Weiteren bieten wir
Unterstützung bei sozialrechtlichen und finanziellen Schwierigkeiten. Hier sehen wir
allerdings nicht unsere primäre Aufgabe, die geringe staatliche Unterstützung
aufzustocken, sondern Ansprüche einzufordern und in extremen Krisensituationen
finanziell im Rahmen unserer Möglichkeiten (Spendenmittel) auszuhelfen (siehe
Punkt 3.3 Positivenfond).
Ein anderer Teil dieser Begleiteten versucht das Beste aus dieser Lebenssituation zu
machen und gestaltet unter anderem die Freizeit für HIV-Positive mit, nimmt an der
Kochgruppe teil und engagiert sich auf landes- und bundesweiter Ebene in
Landesarbeitsgemeinschaften und Netzwerken.
Andere HIV-Infizierte gehen einer geregelten Arbeit nach und nehmen die AIDS-Hilfe
nur punktuell zu bestimmten Fragen in Anspruch oder besuchen unser Mittwochs-
Café oder von uns durchgeführte Fortbildungsveranstaltungen.
In einzelnen Fällen von Neudiagnosen gilt es, Krisenintervention zu gewährleisten
und die Situation zu stabilisieren. Auch in Zeiten von Behandelbarkeit von HIV gilt es
nach einem Testergebnis unterschiedliche Problematiken zu bearbeiten. So gibt es
bei vielen HIV-Infizierten, das Gefühl, an der Infektion selbst schuld zu sein und sich
zu schämen und in eine Depression und Antriebslosigkeit zu gelangen. Auch ist es
für HIV-positive Menschen heute immer noch schwer, sich gegenüber anderen
Menschen und Freunden zu ihrer HIV-Infektion zu bekennen. Hier bietet die AIDS-
Hilfe Unterstützung durch die psychosoziale Begleitung der hauptamtlichen
Mitarbeiter oder durch Kontakt mit anderen HIV-Positiven (z. Bsp. in unserer
Positivengruppe oder in Einzelgesprächen mit HIV-Positiven, die wir vermitteln).
Immer häufiger übersteigt der Begleitungsumfang unsere Ressourcen, so dass wir
Begleitete in ambulant betreutes Wohnen vermitteln.
Aufgrund dessen, dass wir unsere Angebot im Bereich aufsuchende Arbeit
ausgeweitet haben (Streetwork bei DrogengebraucherInnnen, Straßenstrich, JVA-
Arbeit), haben wir unsere Öffnungszeiten für persönliche Beratung wie folgt
geändert: montags 11- 14 Uhr, mittwochs 14 – 19 Uhr, freitags 11 – 16 Uhr. In dieser
Zeit haben wir eine offene Sprechstunde und man kann uns ohne Termin aufsuchen.
Mit den neuen Öffnungszeiten haben wir auch unser Angebot auf Berufstätige
geöffnet, da wir mittwochs jetzt bis 19 Uhr ein offenes Beratungsangebot vorhalten.
Selbstverständlich war es vorher schon und ist es auch jetzt möglich, außerhalb der
Öffnungszeiten, einen Beratungstermin zu vereinbaren. Des Weiteren ist unser Büro
in Wesel weiterhin dienstags von 14 – 17 Uhr und donnerstags von 9 – 12 Uhr
besetzt, so dass von montags bis freitags die Möglichkeit zur persönlichen
unterminierten Beratung besteht.
Zur qualitativen Verbesserung der Begleitungsarbeit nahmen die hauptamtlichen
MitarbeiterInnnen aus dem Begleitungsbereich an den Treffen des auf Landesebene
17
stattfindenden Arbeitskreises Sozialberatung teil. Bei diesem Arbeitskreis handelt es
sich um ein wichtiges Fort- und Weiterbildungsangebot, da hier MitarbeiterInnen aus
unterschiedlichen AIDS-Hilfen zur Reflektion ihrer Arbeit zusammen treffen. Des
Weiteren dient das Treffen dem Erfahrungsaustausch.
3.1. Einzelbegleitung
Im April 2009 hat die Deutsche AIDS-Hilfe ein Positionspapier zu HIV-Therapie und
Prävention herausgebracht. Hier wird bezüglich EKAF nicht mehr zwischen heteround
schwulen Sex unterschieden. Dies ging in Beratung bei festen Partnerschaften
ein.
Des Weiteren wurde in diesem sehr differenziertem Papier von der DAH offiziell
Stellung bezogen zu Sex unter HIV-Positiven:
„2.3 Exkurs: Botschaften für HIV-Positive mit HIV-positiven Sexpartner(inne)n
Beim Sex zwischen HIV-positiven Partner(inne)n steht die mögliche Übertragung von
anderen STDs oder einer Hepatitis C im Mittelpunkt des präventiven Handelns. Da manche
STDs bzw. die Hepatitis C bei Menschen mit HIV schneller und schwerer verlaufen können,
empfehlen wir ihnen, sich mindestens zweimal jährlich auf diese Krankheiten untersuchen zu
lassen.
Um eine „Superinfektion“ (d. h. die Übertragung einer Virusvariante auf den Partner/die
Partnerin bzw. die Ansteckung mit einer Virusvariante des Partners/der Partnerin) zu
verhindern, reicht die wirksame Therapie eines Partners aus. Möglich (aber epidemiologisch
nicht relevant) ist eine Superinfektion, wenn beide Partner/innen unbehandelt oder in einer
Therapiepause sind. Nachteilig kann eine Superinfektion werden, wenn dabei
medikamentenresistente Viren übertragen werden.“
Vollständig ist dieses Positionspapier auf der Homepage der Deutschen AIDS-Hilfe
nachzulesen (http://www.aidshilfe.de/media/de/0904_DAH-Papier_HIV-
Therapie_und_Praevention.pdf).
Trotz des personellen Engpasses im Berichtsjahr im Begleitungsbereich versuchten
wir, in der Begleitungsarbeit Beratungen zu Nebenwirkungen der Medikamente, zu
Partnerschaftskonflikten, sozialrechtlichen und finanziellen Problemen anzubieten.
Bei finanziellen Problemen halfen wir mit unserem Positivenfond, bei größeren
Beträgen stellten wir Anträge an die Deutsche AIDS-Stiftung, soweit die
Antragshintergründe die Kriterien der Stiftung erfüllen. Die Bearbeitungszeiten haben
sich aufgrund von Personaleinsparungen bei der Deutschen AIDS-Stiftung jedoch
auf ca. 8 Wochen je Antrag ausgeweitet.
Im Berichtsjahr verstarb einer unserer Begleiteten, der aufgrund seiner persönlichen
Situation für sich den Freitod gewählt hat.
Insgesamt begleiteten wir 191 Personen einschließlich der im Knast begleiteten
Personen.
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Intensive Begleitung bedeutet mindestens 1 Kontakt pro Woche, welches aber auch
bis zu täglichem Kontakt beinhalten kann. Intensiv bedeutet aber auch, einmaliger
monatlicher Kontakt mit anschließendem hohem Regelungsbedarf.
In der Rubrik „Regelmäßig“ erfassen wir Begleitete mit mindestens einmal
monatlichem Kontakt und „Sporadisch“ einmal jährlichen Beratungskontakt.
Tabelle 1:
Betroffene in Einzelbegleitung 2009 2008 2007 2006
Intensiv 24 24 18 19
Regelmäßig 55 55 55 54
Sporadisch 115 112 104 95
Insgesamt 194 191 177 168
Tabelle 2:
Betroffene in ehrenamtl. Begleitung 2009 2008 2007 2006
insgesamt 1 9 10 13
Aufgrund des Todes unserer ehrenamtlichen Begleiterin und Ehrenmitgliedes Helga
Pieper hat sich die Zahl der Betroffenen in ehrenamtlicher Begleitung stark reduziert.
3.2. Begleitergruppe
Die auf drei Personen reduzierte Begleitergruppe war im Berichtsjahr noch mit der
Verarbeitung des Todes von Helga Pieper beschäftigt, die im Vorjahr verstorben war.
In 2009 wurde noch eine Begleitung ehrenamtlich durchgeführt. Daher traf sich die
Begleitergruppe auch nur noch an fünf Terminen im Berichtsjahr. Diese dienten zum
einen wie bereits erwähnt zur Verarbeitung des Todes der langjährigen Begleiterin
Helga Pieper zum anderen zum Austausch und Reflektion über die bestehende
Begleitung. Des Weiteren dienten die Treffen der Anbindung und zum
Informationsaustausch zur AIDS-Hilfe, da zwei ehrenamtliche MitarbeiterInnen nur
noch lose Kontakt zur AIDS-Hilfe haben, aber weiterhin Interesse an der Mitarbeit
und am Geschehen der AIDS-Hilfe haben.
Dies soll auch für 2010 so fortgeführt werden, das heißt, die Gruppe trifft sich
ungefähr einmal im Quartal.
19
Die von Helga Pieper Begleiteten wurden nach ihrem Tod durch die hauptamtlichen
Begleiter weiterhin begleitet und halten sich auf stabilem Niveau.
Die Aufgabe der ehrenamtlichen Begleitung bestand überwiegend darin, als
Gesprächspartner zur Verfügung zu stehen. Dies kann auch zu ungewöhnlichen
Uhrzeiten der Fall sein, wobei der ehrenamtliche Mitarbeiter für sich entscheiden
muss, in welchem Zeitrahmen er dies zulässt.
Da alle ehrenamtlichen BegleiterInnen berufstätig sind, müssen Fahrten zu Ärzten
und Ämtern durch die AIDS-Hilfe (Zivildienstleistender oder letztendlich auch durch
hauptamtliche Mitarbeiter) durchgeführt werden.
Wie oben schon erwähnt, hat sich teilweise der Betreuungsbedarf auch soweit
erhöht, dass dieser von ehrenamtlicher und hauptamtlicher Seite nicht abgedeckt
werden kann und wir in einigen Fällen in das ambulant betreute Wohnen vermittelt
haben.
Für den Einsatz der ehrenamtlichen BegleiterInnen möchten wir uns herzlich
bedanken.
3.3. Positivenfond
Der Positivenfond wird von der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. mit dem Ziel
verwaltet, HIV-positive / an AIDS-Erkrankte Menschen in finanziellen Notlagen zu
unterstützen.
Die Verteilung der Fondgelder übernahm im Berichtsjahr 2009 ein Gremium, das aus
zwei HIV-positiven Menschen, einem Ehrenamtler aus dem Begleitungsbereich und
einem Hauptamtler besteht. Diese Zusammensetzung schafft innerhalb des
Gremiums eine Perspektivenvielfalt, die für die Entscheidungsfindung bei Anträgen
bereichernd ist. Mindestens drei Personen dieses Gremiums entscheiden mit
einfacher Mehrheit über außergewöhnliche und rückzahlbare Zuwendungen. Die
Soforthilfe wird primär von den drei im Begleitungsbereich tätigen hauptamtlichen
Mitarbeitern ausgezahlt. In die Entscheidungsfindung fließt zum einen die finanzielle
Situation des Antragsstellers ein und zum anderen die Gründe für sein spezielles
Anliegen. Die Verwaltung des Fonds obliegt einem hauptamtlichen Mitarbeiter.
Wie in den Vorjahren stellte der Vorstand aus Spendengeldern insgesamt eine
Summe in Höhe von 3.850 € zur Verfügung. Unser besonderer Dank gilt allen
Spendern, die uns damit diese Form der Hilfe in diesem Umfang ermöglicht haben.
Die Summe wurde im Berichtsjahr nicht ausgeschöpft. Bis auf die Knastpakete
(Nahrungszusatzpakete) waren in allen Bereichen des Positivenfonds die Ausgaben
rückläufig.
Bei einem Krankhausaufenthalt ist die Beantragung für die dort anfallenden
„Telefonkosten“ möglich, wenn diese nicht selbst übernommen werden können.
Hierdurch soll der Kontakt nach außen aufrechterhalten und die Möglichkeit gegeben
20
werden, sich bei Schwierigkeiten mit jemandem zu bereden. Da es nur wenige
stationäre Aufenthalte gab und die Begleiteten zumeist über Handy erreichbar sind,
fielen im Berichtsjahr in diesem Bereich keine Ausgaben an.
Für den Bereich „Knast“ haben wir in 2009 464,74 € für sogenannte Knastpakete
aufgewandt. Da diese nicht mehr über die Deutsche AIDS-Stiftung finanziert werden,
werden diese zurzeit vom Positivenfond getragen. Die Summe ist nahezu identisch
mit den Vorjahreszahlen in diesem Bereich.
Der Bereich „Soforthilfe“ lag mit 1.818,60 € ca. 10 vH unter den Ausgaben in 2008,
stellt aber weiterhin den höchsten Ausgabenposten des Positivenfonds dar. Bei der
Soforthilfe handelt es sich um eine finanzielle Hilfe am Ende des Monats, um
Engpässe zu überbrücken. Diese Hilfe wird gewährt, wenn sich die Einkünfte auf
dem Niveau des Arbeitslosengeldes II belaufen. Die Soforthilfe wurde im
Durchschnitt von den Personen, die die Kriterien des Positivenfond erfüllen in der
Regel fünfmal jährlich in Anspruch genommen.
Auch die „Außergewöhnlichen Zuwendungen“ reduzierten sich im Berichtsjahr in
Höhe von 983 € auf 627 € um ein Drittel. Außergewöhnliche Zuwendungen werden
für den Ausgleich von Stromschulden, Telefonrechnungen, Unterstützung bei den
Zuzahlungen zu Medikamenten und Praxisgebühr etc. gewährt.
„Rückzahlbare Zuwendungen“ sind für Ausgaben gedacht, die die Begleiteten
dringend benötigen, für die sie aber aktuell kein Geld haben. Das gewährte Darlehen
muss in angemessenen Raten zurückgezahlt werden. Um den Begleiteten dies zu
ermöglichen und das Begleitungsverhältnis durch offene Beträge nicht zu belasten,
muss der Einkommenssatz bei diesen Zuwendungen die Sozialhilfe bzw. das
Arbeitslosengeld II übersteigen.
Die rückzahlbaren Zuwendungen sind im Berichtsjahr weiter gesunken. Dies
geschieht aus den oben erwähnten Gründen. Es ist oft schwer für die Begleiteten,
die Rückzahlungen zu leisten. Um das Begleitungsverhältnis nicht zu belasten, wird
im Positivenrat sorgfältig geprüft wird, ob eine rückzahlbare Zuwendung sinnvoll und
möglich ist.
Rückzahlbare Zuwendungen wurden in den meisten Fällen für Zuzahlungen für
Medikamente und Praxisgebühr gewährt, damit der Betroffene direkt seine
Befreiungskarte erhält und die Rückzahlung an die AIDS-Hilfe vornehmen kann. Mit
der Befreiungskarte ist ein regelmäßiger Arztbesuch und regelmäßiger
Medikamentenbezug möglich.
Die „Einnahmen“ (s. Abb. u.) des Positivenfonds resultieren aus den
Rückzahlungen der rückzahlbaren Zuwendungen. Da die Darlehen nicht unbedingt in
dem Jahr der Auszahlung zurückgezahlt werden, kommt es zu Differenzen in den
Bereichen Auszahlung und Einnahme.
Auch im Berichtsjahr konnten wir durch Anträge bei der Deutschen AIDS-Stiftung
unseren Begleiteten mit größeren Beträgen aushelfen. Hier besteht weiterhin eine
gute Zusammenarbeit, für die wir uns recht herzlich bedanken.
21
Telef.
Krankh. Knast Sorforth.
Außergew.
Z. Rückz. Z. Einnahmen
2008 115,00 € 465,71 € 1.983,10 € 983,46 € 289,06 € 175,00 €
2009 0,00 € 464,74 € 1.818,60 € 627,07 € 152,00 € 262,98 €
3.4. Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern
Die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern bleibt für unsere AIDS-Hilfe wichtig.
Im Einzelnen handelt es sich um folgende Partner:
HIV-Schwerpunktpraxen
Die Zusammenarbeit mit den beiden in Duisburg offiziell auf HIV spezialisierten
Schwerpunktpraxen wurde 2009 problemlos fortgesetzt. Unklarheiten und Fragen
können auf kurzem Weg geklärt werden. Regelmäßig haben wir
Austauschgespräche mit dem Gesundheitsamt Duisburg, der AIDS-Hilfe Oberhausen
und den beiden Schwerpunktärzten. Es ist für uns eine Möglichkeit, die Arbeit der
AIDS-Hilfe vorzustellen und transparent zu machen. Unter anderem war auch Teil
dieses Gespräches der Rück- und Ausblick auf das Fachgespräch mit den beiden
Schwerpunktärzten. Eine vereinbarte Befragung der Patientinnen und Patienten nach
einem Angebot der AIDS-Hilfen (Oberhausen und Duisburg) in den Arztpraxen
konnte in 2009 aufgrund von mangelnder Personalressourcen nicht umgesetzt
werden.
22
Krankenhäuser
Bei Krankenhausaufenthalten in Bezug auf HIV/AIDS werden unsere Begleiteten in
die umliegenden Uni-Kliniken Essen, Bochum und Düsseldorf eingewiesen.
Insbesondere zur Uniklinik Essen bestehen gute Kontakte zu dem medizinischen und
auch zum sozialarbeiterischen Personal. In Duisburg hat sich bezüglich der
stationären Versorgung aufgrund weiterhin geringer Fälle keine Veränderung
ergeben.
Pflegedienste
Die Kooperation mit den Pflegediensten, mit denen wir bisher zusammen gearbeitet
haben, wurde erfolgreich fortgeführt.
Hospize
Im Berichtsjahr wurde von unseren Begleiteten kein Hospiz in Anspruch genommen,
jedoch besteht von unserer Seite Kontakt zur Hospizbewegung.
Anwaltspraxen
Die Zusammenarbeit mit Rechtsanwälten läuft im migrationsrechtlichen Bereich -
soweit von Nöten - ohne Probleme.
Flüchtlingsberatung
Mit den Flüchtlingsberatungen, u. a. der Beratungsstelle des Deutschen Roten
Kreuzes, gestaltet sich die Zusammenarbeit in ausländerrechtlichen Fragen weiterhin
positiv.
Ambulant Betreutes Wohnen
Hier arbeiten wir mit örtlichen Anbietern zusammen
3.5 Angebote für HIV-Positive und an AIDS-Erkrankte
Im Berichtsjahr wurde im Rahmen des Solidar-Erleben-Ansatzes die Kochgruppe
fortgeführt. Die Kochgruppe ist ein monatliches Angebot, bei dem HIV-Positive und
ehrenamtliche MitarbeiterInnen zusammen kommen, um Abwechslung in den Alltag
zu bringen. Gleichzeitig bietet sich hier ein Raum zum Austausch von Sorgen und
Nöten. Um das Angebot niedrigschwelliger auszurichten und finanzielle
Beweggründe für eine Nichtteilnahme auszuschließen, hat der Vorstand die
Kochgruppe mit einem Budget ausgestattet, so dass in 2009 die TeilnehmerInnen
keinen Eigenanteil entrichten mussten. An der Kochgruppe nehmen im Durchschnitt
5 – 7 Personen teil.
Seit Anfang 2007 trifft sich regelmäßig einmal monatlich eine Positivengruppe.
Zugang haben die unterschiedlichen sexuellen Präferenzen, auch der
Ansteckungsweg spielt keine Rolle. Es ist eine sehr bunt gemischte Gruppe welche
in Selbsthilfe eigenständig durchgeführt wird.
23
Frauenspezifische Angebote wurden wie in den Vorjahren in Kooperation mit den
benachbarten AIDS-Hilfen angeboten. Diese werden in Kapitel 5.4 näher
beschrieben.
Unser traditionelles Mittwochs-Café ist weiterhin das best besuchte Angebot.
Dieses ist ein beliebter Treffpunkt zwischen HIV-Infizierten / an AIDS Erkrankten,
ehrenamtlichen MitarbeiterInnen und der AIDS-Hilfe Sympathie entgegenbringender
Menschen. Darüber hinaus ist dieses Café eine erste Anlaufstelle für an
ehrenamtlicher Arbeit Interessierte. Auch Bewerbern für den Zivildienst bietet es eine
Plattform fürs Kennen lernen der AIDS-Hilfe.
Das Café haben wir mit Aufbackkuchen, eigenen Backwerken und Spenden der
Duisburger Tafel bzw. Bürger für Bürger bestückt. Im Café ist ein Austausch
zwischen Betroffenen, hauptamtlichen und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen möglich.
Hier kann man sich auch über Neuigkeiten in der AIDS-Hilfe informieren und die
Angebote an Infotafel zur Kenntnis nehmen. Zum einen ist es eine willkommene
Abwechselung für die Betroffenen, zum anderen ist er das Treffen in der „Wahl-
Familie“.
Weiterhin fährt eine ehrenamtliche Mitarbeiterin jeweils vor dem Café bei „Bürger für
Bürger“ vorbei und holt dort Lebensmittel, die dann im Mittwochs-Café verteilt
werden.
24
Das Café findet weiterhin offiziell zwischen 15.30 Uhr und 18.30 Uhr statt, wobei der
Hauptbesucherstrom in der Zeit von von 15 bis 17.30 Uhr im Café zu verzeichnen ist.
Es wird von durchschnittlich ca. 12 - 20 Personen besucht. Vorbereitet wird es –
soweit vorhanden - überwiegend von dem Zivildienstleistenden. Während der Café-
Zeit ist immer ein hauptamtlicher Ansprechpartner präsent, da diese Treffen von
vielen Betroffenen dazu genutzt werden, Anliegen an die BeraterInnen und
BegleiterInnen heranzutragen.
Unsere traditionelle Weihnachtsfeier fand Heiligabend hat wie im Vorjahr in der
Uhrzeit von 15.30 bis 20 Uhr statt und begann damit zur gleichen Zeit wie im Vorjahr.
Die Weihnachtsfeier wurde letztendlich von 30 TeilnehmerInnen besucht und fand
wieder in den Räumen von SHAlk statt, denen wir für die Überlassung der
Räumlichkeiten recht herzlichen Dank sagen. Die Weihnachtsfeier konnte über
Spenden in Höhe von 2.400 € der Kirchen aufgrund eines Mailings und
Einzelspenden ausgerichtet werden. Wie in den Vorjahren konnten wir ein festliches
Menü anbieten und Weihnachtstüten mit Süßigkeiten, Obst, Kaffee und Tabak
verteilen. Die Vorbereitung und die Durchführung der Weihnachtsfeier liegt
schwerpunktmäßig in ehrenamtlicher Hand, von hauptamtlichen Mitarbeitern gab es
einen Ansprechpartner, der auch bei der Weihnachtsfeier selbst anwesend war und
für Rückfragen bei Unklarheiten zur Verfügung stand.
Auch im Berichtsjahr gab es wieder eine Positivenfreizeit. Diese führte nach Goslar-
Hahnenklee und wurde erneut mit Mitteln der „Förderbande Gelsenkirchen“ wofür
wir recht herzlichen Dank sagen. Sie wurde wiederum rein ehrenamtlich organisiert.
Die Reise fand vom 12.09. – 19.09.09 statt und wurde von neun TeilnehmerInnen
genutzt. Drei TeilnehmerInnen mussten aufgrund von Krankheit leider die Fahrt
absagen. Bewährt hat sich hier, durch gemeinsame Unternehmungen und Aktivitäten
im vertrauensvollen Gespräch Probleme anzusprechen, sich mit anderen
auszutauschen und Lösungsmöglichkeiten kennen zu lernen.
3.6 Trauerarbeit
Im Berichtsjahr ist einer der von uns Begleiteten verstorben. Dieser war sehr lange
bei uns in der AIDS-Hilfe in Begleitung und hat sich letztendlich für den Freitod
entschieden. So schwer uns der Abschied auch fällt, letztlich mussten wir zur
Kenntnis nehmen, dass der Tod zielgerichtet gesucht wurde und durch uns nicht zu
verhindern war.
Wir gedenken der Verstorbenen in der Mitgliederversammlung und mit unserer
Trauerecke, die sich im Café befindet. Hier befinden sich unser Trauerbuch und
weitere Informationen zu Verstorbenen.
Candle-Light-Walk:
Im Anschluss an unser Mittwochs-Café am 25.11. fand unser traditioneller Candle-
Light-Walk statt. Er führte in diesem Jahr vom Forum, welches bereits mit einem
Plakat in der Nähe des Eingangs auf den Welt-AIDS-Tag aufmerksam machte, über
die Königstraße zur Liebfrauenkirche. Im Rahmen des Welt AIDS Tages 2009 wurde
25
der traditionelle Candle-Light-Walk mit einer anschließenden Gedenkveranstaltung in
der Liebfrauenkirche / Innenstadt durchgeführt (s. auch 4.4.).
Der Candle Light Walk mit der anschließenden Gedenkveranstaltung ist für die
haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen sowie allen Angehörigen und Besuchern
der AIDS-Hilfe eine Veranstaltung zur Besinnung und des Erinnerns an diejenigen
Menschen, die an den Folgen von HIV / AIDS seit bestehen der AIDS-Hilfe
Duisburg / Kreis Wesel e.V. verstorben sind.
Unsere übliche Route mit Verweildauer am Live-Saver-Brunnen musste in diesem
Jahr entfallen, da dort eine Bühne aufgebaut war.
Die anschließende Gedenkveranstaltung in der Liebfrauenkirche wurde in bewährter
Kooperation mit der Gemeinde Liebfrauen / Herrn Köpnik durchgeführt. Im oberen
Teil der ehemaligen Kirche wurden die Namen aller verstorbenen Menschen, die in
der AIDS-Hilfe Unterstützung gesucht und gefunden haben, mit Hilfe eines Beamers
an die Wand projiziert. Auf den Treppen zum ehemaligen Altarbereich standen
Kerzen und jeder Teilnehmer der Gedenkveranstaltung konnte in Gedenken an einen
verstorbenen Menschen eine Kerze dazu stellen.
Wir danken den ehrenamtlichen MitarbeiterInnen sowie der Liebfrauengemeinde als
Kooperationspartner für ihr Engagement, ohne deren Mithilfe die gelungene
Veranstaltung nicht umgesetzt hätte werden können.
4. Öffentlichkeitsarbeit
AIDS ist noch da, AIDS ist nicht besiegt, aber es gibt erhebliche Erfolge im Kampf
gegen HIV.
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Die Verkündung von Forschungs- und Behandlungserfolgen ist ebenso wichtig und
legitim wie die Verkündigung von Erfolgen in der Primärprävention. Während die
letzteren in der Regel allerdings nur zu einem überschaubaren Medieninteresse
führen – zumal diese schwer in harten Zahlen zu erfassen sind – sind die ersteren
um ein vielfaches interessanter und quotenträchtiger. Dabei wird –je nach Mediumnicht
immer großer Wert auf eine differenzierte Berichterstattung und
Kommentierung gelegt, weil auch der Konsumentenbedarf nicht immer in diese
Richtung geht und weil gewiss auch bestimmte Lobbyinteressen die eine oder
andere Nachricht lancieren.
Umso mehr verstehen wir es als Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit der AIDS-Hilfen,
die Entwicklungen und insbesondere die daraus resultierenden Schlagzeilen kritisch
zu beobachten und zu kommentieren. Denn wir sind mit den Folgen beschäftigt.
Tatsächlich registrieren wir eine gewisse Banalisierung von HIV / AIDS und anderen
sexuell übertragbaren Krankheiten. Die Sorglosigkeit der Menschen im Umgang mit
HIV wird –auch von uns- häufig beklagt. Deutlich steigende Zahlen von HIV-
Neudiagnosen und Neuinfektionen (seit 2000 bis 2007 um jährlich 4%, laut BZgAaktuell,
07/08, S.1) stehen für einen Irrglauben mit lebensbedrohlichen oder
zumindest stark lebensbeeinträchtigenden Folgen. Im Berichtsjahr 2009 blieb die
Zahl der Neudiagnosen und Neuinfektionen zwar stabil, aber eben auf stabil hohem
Rekordniveau von etwa 3000 Neuinfektionen.
Wir betrachten es als eine wichtige Aufgabe von AIDS-Hilfe als Selbsthilfe-,
Interessen- und Fachverband, die Bevölkerung und auch die Beteiligten im
Gesundheitswesen seriös, differenziert und bestmöglich über die aktuellen
Entwicklungen zu informieren.
Aussagen von manchen Medizinern, die immer wieder die nahenden
Heilungschancen propagieren, mediale Schlagzeilen, die Entwarnungsphantasien
auslösen, Hochglanzanzeigen der Pharmaindustrie, deren Aussagen fast an
„Marlboro-Botschaften“ erinnern, nötigen uns, immer wieder auf die Euphoriebremse
zu treten. Dies wird insbesondere in bestimmten Zielgruppen schwieriger, die ein
vergleichsweise gutes Aufklärungsniveau aufweisen und sich zum Teil mit sehr
subtilen Risikominimierungsstrategien beschäftigen. Die Materie wird mit
zunehmenden Erkenntnisgewinnen zum Virus, seinen Infektionswegen und zum
Immunsystem immer komplexer und in bestimmten Szenen oder/und Settings ist das
Spektrum der Präventionsbotschaften gewiss weiter und differenzierter zu gestalten
als es die hinlänglichen Safer Sex-Botschaften bisher hergeben.
Die strukturelle HIV-Prävention wird immer komplexer. Die Präventionsbotschaften
sind immer mehr zu differenzieren und zum Teil zu individualisieren. Wenn wir heute
erkennen, dass das Infektionsrisiko, das von einem HIV-Infizierten unter stabiler
antiretroviraler Therapie (sART) ausgeht, „sich in der Größenordnung unserer
normalen Lebensrisiken wie z.B. dem Besteigen eines Flugzeuges“ (Schweizerische
Ärztezeitung, 2008; 98:5, S. 163) bewegt, dann ist es richtig und wichtig, HIV-positive
Menschen davon zu unterrichten, denn dann ist die häufig tief verwurzelte Angst,
andere zu infizieren, sehr zu relativieren. Diese Erkenntnis hat ungeheuere Chancen
zur Folge, denn sie kann zu einer erheblichen Verbesserung der Lebensqualität von
HIV-Infizierten und der von HIV-Betroffenen führen.
27
Inwieweit diese Erkenntnisse auch offensiv in die Allgemeinbevölkerung getragen
werden sollten, ist sehr umstritten, denn sie bergen durchaus das Risiko, die
Präventionserfolge zu gefährden. Die antiretrovirale Therapie als Instrument im
Köcher der Primärprävention ist aber eindeutig als Zugewinn zu betrachten.
Im Zuge dieser noch relativ jungen Errungenschaften muss die Förderung der
Testbereitschaft ein immer stärkeres Anliegen der Präventionsarbeit werden.
Dies spiegelt sich in der Fachwelt vielfach wieder, so auch im Aktionsplan gegen HIV
und AIDS der Europäischen Kommission für die Jahre 2009 – 2013 und so auch bei
einem deutschen Expertenworkshop zur HIV-Testung, der im Oktober 2009 auf
Einladung des Gemeinsamen Wissenschaftlichen Beirates des BMG und der
Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG) stattfand und dessen Ergebnisse wir an dieser
Stelle im Überblick verkünden wollen, weil sie unsere Haltung und Arbeitsansätze
sehr gut wiedergeben:
„1. Ein allgemeines HIV-Screening in medizinischen Einrichtungen in Deutschland ist
angesichts der vergleichsweise niedrigen HIV-Prävalenz in der Gesamtbevölkerung
weder sinnvoll noch wünschenswert.
2. Eine gezielte Vermehrung von Angeboten zur freiwilligen Testung auf HIV
verknüpft mit einer qualifizierten Beratung ist erwünscht und notwendig. Die
Durchführung der HIV-Testung ist dabei kein eigenständiges Ziel, sondern Teil einer
HIV/AIDS Gesamtstrategie, die auch präventive, gesundheitsfördernde und kurative
Maßnahmen einschließt. (…) Anonyme und kostenlose Testangebote können die
Akzeptanz eines Testangebotes erhöhen. (…) Zielgruppenspezifische
Testermutigung und möglichst niedrigschwellige Testangebote sollen gestärkt und
weiter ausgebaut werden. (…) Insbesondere muss sichergestellt sein, dass alle
Personen, bei denen eine HIV-Infektion diagnostiziert wird, einen ausreichenden
Zugang zum medizinischen Versorgungssystem in Deutschland erhalten – auch
Personen ohne gesicherten Aufenthaltsstatus und Krankenversicherungsschutz
sowie Inhaftierte. Dies erfordert unter anderem eine engere Zusammenarbeit
zwischen dem medizinischen Versorgungssystem, dem öffentlichen
Gesundheitsdienst und Nichtregierungsorganisationen.
HIV-Testung muss grundsätzlich freiwillig und mit informiertem Einverständnis der
Getesteten erfolgen. Die Testung muss begleitet sein von einer den konkreten
Umständen angepassten Beratung vor dem Test und einer ausführlichen Beratung
zum Testergebnis nach dem Test. (…) Zur Testberatung gehört auch, die
Notwendigkeit wiederholter Testung bei Fortbestehen von Infektionsrisiken
anzusprechen. Etwa die Hälfte der neu mit HIV diagnostizierten Personen in
Deutschland hat sich vor der HIV-Diagnose bereits mindestens einmal mit negativem
Ergebnis auf HIV testen lassen.
3. Möglichkeiten ärztlich initiierter Testung sollten stärker als bisher genutzt werden.
Dies erfordert folgende Maßnahmen und Strukturen:
- Anlässlich der Untersuchung auf andere sexuell übertragbare Erkrankungen sollte
die Frage eines HIV-Testes regelmäßiger als bisher üblich angesprochen werden.
– Niedrigschwellige STI-Test- und Beratungsangebote sollten ausgebaut werden und
ihr Angebot sollte sich vor allem an besonders betroffene Gruppen richten, für die
Zugangsbarrieren zum regulären Versorgungssystem bestehen (…)
28
4. Diskriminierung und soziale Ausgrenzung von HIV-Infizierten wirken sich
demotivierend auf die HIV Testbereitschaft von gefährdeten Personen und
Personengruppen aus.
Zwar ist beim Abbau von Diskriminierung HIV-Infizierter in Deutschland schon viel
erreicht worden, weitere Anstrengungen sind aber notwendig. Sowohl innerhalb
betroffener Bevölkerungsgruppen als auch im medizinischen Versorgungssystem,
beim Kontakt mit Behörden, am Arbeitsplatz und im sozialen Umfeld erfahren auch
heute noch in Deutschland viele HIV-Infizierte bei der Offenlegung ihrer Infektion
Diskriminierung und Ausgrenzung.“
(Dr. U. Marcus u. Dr. O. Hamuda, Späte HIV-Diagnose und später Behandlungsbeginn in
Deutschland, in HIV&more, 4/2009, S.62)
Letzteres hat uns im Berichtsjahr insbesondere der mediale Hype um den „Fall Nadja
B.“ wieder einmal sehr deutlich vor Augen geführt (s. 1.).
Der `präventive Spagat´ zwischen Entdiskriminierungsarbeit im Umgang mit HIVpositiven
und an AIDS erkrankten Menschen und der Mahnung vor einer keineswegs
„normalen chronischen Erkrankung“, die noch dazu letztlich immer noch tödlich ist,
bleibt eine große Herausforderung für die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit.
Und angesichts der skizzierten vielfältigen Veränderungen sind wir stetig gefordert,
unsere Arbeitsweisen zu überdenken und hier und da zu reformieren.
Bei allem notwendigen Hinterfragen von bestehenden Strukturen, Analysen und
Evaluationen von Arbeitsansätzen sowie sinnvollem Bemühen um –epidemiologisch
abgesicherte- neue Präventionsansätze und –strategien wäre es aber meines
Erachtens fatal, an dem Grundkonzept der strukturellen Prävention und dem Ansatz
der niedrigschwelligen, akzeptanzorientierten Arbeitsausrichtung zu rütteln. Die
Erfolge von nunmehr über 20 Jahren sprechen für sich. Die Verweise auf Länder mit
repressiveren Ansätzen und Zeigefingerpädagogik hinken, denn Deutschland hat im
Europa des Jahres 2009 die niedrigste HIV-Prävalenz! Das hier entwickelte
Präventionsmodell ist weiterhin wegweisend und zukunftsträchtig für die
Beschäftigung mit dem Themenfeld der sexuellen Gesundheitsförderung generell. Es
bleibt dabei: Nur wer sich schätzt, schützt sich und andere.
„HIV-Prävention kann nur in einer Gesellschaft erfolgreich sein, in der Menschen mit
HIV und ihre Partner mit ihren besonderen Bedürfnissen und Ängsten akzeptiert und
unterstützt werden“ (Stellungnahme der Deutschen AIDS-Gesellschaft, DAIG, zur Frage der
Infektiosität von Patienten unter HIV-Therapie vom 23.04.2009).
Der Ansatz, allein auf individuelle Verhaltensänderung zu setzen, reicht nicht aus.
Auch die Verhältnisse, in denen Menschen leben, müssen lebenswert und so
gestaltet sein, dass Menschen sich darin angenommen fühlen können. Hier sind alle
gesellschaftlichen Gruppen weiter gefordert.
„Gemeinsam gegen AIDS + Du! Zeig Schleife“. Das deutsche Welt-AIDS-Tags-Motto
des Jahres 2009 setzte insofern konsequent das Thema „Solidarität“ wieder in den
Mittelpunkt.
Wir haben eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung auch und gerade gegenüber
den Schwächeren in unserer Leistungsgesellschaft. Nicht nur im HIV-
29
Infektionsgeschehen sind Menschen überproportional vertreten, die ökonomisch,
bildungsmäßig und sozial benachteiligt sind. Somit bleibt AIDS-Präventionsarbeit zu
einem großen Teil weiterhin Arbeit in gesellschaftlichen Konfliktbereichen. Es geht
weiter um Aspekte von sozialer Diskriminierung von Homo- und Bisexuellen, um die
Kriminalisierung von Drogengebraucher/innen, um die Ausgrenzung von Menschen
mit Migrationshintergrund, um Marginalisierungstendenzen von Prostituierten und
Menschen in Haft und um die Defizite in der Um- und Durchsetzung von (sexuellen -)
Selbstbestimmungsrechten von Frauen in besonderen Lebenslagen.
Die Öffentlichkeitsarbeit der AIDS-Hilfen gewinnt vor diesen Hintergründen weiter an
Bedeutung. Die differenzierte und seriöse Außendarstellung des Themenfeldes „HIV
und AIDS“ wird allerdings immer vielschichtiger und komplexer.
Von besonderer Bedeutung ist dabei die konsequente Einbeziehung und
Thematisierung anderer sexuell übertragbarer Infektionen (STI`s, wie Syphilis,
Chlamydien u.a.), da diese eine zunehmende Relevanz für die HIV-Inzidenzen
besitzen.
Während wir nach 25 Jahren AIDS-Prävention sicherlich behaupten können, dass
das Aufklärungsniveau bezüglich HIV/AIDS in der deutschen Bevölkerung
vergleichsweise gut ist, gilt dies hinsichtlich der STI`s in keinster Weise. Hier muss
ein Schwerpunkt in der künftigen Präventionsarbeit gesetzt werden.
Dem Rechnung tragend haben wir unsere HIV-Präventionsansätze schon seit
geraumer Zeit um diesen Kontext erweitert, uns entsprechend qualifiziert und im
Berichtsjahr einen konsequenten Schritt umgesetzt. Um dieses Know-how und die
damit verbundenen Angebotsmöglichkeiten auch unseren Nachfragern und Kunden
transparent zu machen, haben wir unserem Vereinsnamen den Zusatz „Fachstelle
für sexuelle Gesundheitsförderung“ beigefügt.
Erfreulicherweise sind Anfragen nach den Angeboten unserer AIDS-Hilfe in allen
Arbeitsbereichen stabil hoch. Das spezifische Know-how, die
Vermittlungskompetenzen unserer ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter/innen und
die Flexibilität eines kleinen, freien Trägers in der Wohlfahrtspflege werden
offensichtlich sehr geschätzt. Das zeigen uns die vielen positiven Rückmeldungen,
die aus sehr unterschiedlichen Gruppierungen kommen.
Und wir erreichen und bewegen die Menschen –vielleicht- langsam, aber stetig – im
Berichtsjahr sogar bis zur Bundesebene, nicht nur durch unsere Beteiligung an der
bundesweiten anonymen Telefonberatung der Deutschen AIDS-Hilfe (s. 2.). So
konnten wir im August des Berichtsjahres in einem intensiven Dialog einen Moerser
SPD-Bundestagsabgeordneten zu einer Art „Gauweiler-oder Paulus-Erlebnis“
verhelfen. In Folge der Berichterstattung über den Fall Nadja B. (s.o.) hatte dieser
sich über ein „meinungsbildendes“ Medium sehr despektierlich und in einer Weise
geäußert, die unserem emanzipatorischen Präventionsansatz diametral
entgegenstand. Inzwischen haben wir ein neues Fördermitglied. Kompliment, Herr E.
– für einen glaubhaft bekundeten Sinneswandel und willkommen im Club der
Mitstreiter „Gemeinsam gegen AIDS“ und für von HIV betroffene Menschen!
Es ist von großer Bedeutung, dass die Arbeit und die Haltungen der AIDS-Hilfe(n) als
sinnvoll wahrgenommen und der Diskurs zu Ansätzen, Konzepten und deren
30
Förderung angenommen werden. Dies ist nicht zuletzt auch für die Arbeit und die
Motivation unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen sehr wichtig.
Mit leichtem Stolz blicken wir auf die Umsetzung zweier Pilotprojekte (BuT-Rastplatz-
Sommer-Aktion, s. 5.1 und Primärprävention im Justizvollzug, s. 5.3) mit unseren
begrenzten Ressourcen im Berichtsjahr zurück, mit denen wir als erste AIDS-Hilfe im
Bundesgebiet nicht nur enormes Interesse und Wertschätzung aus der Fachwelt,
sondern auch mediales Interesse erfahren haben.
Grundlagen für den Erhalt und die Anpassung unserer Arbeitsqualitäten sind die
Qualitätsstandards für die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit, die Teil unseres
Leitbildes (s. www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de ) sind.
4.1. AG Öffentlichkeitsarbeit
Die mit dem skizzierten Themenspektrum und der entsprechenden Informations- und
Aufklärungsarbeit befasste Arbeitsgruppe trifft sich seit 2009 jeden dritten
Donnerstag im Monat um 18.30 Uhr in der AIDS-Hilfe, um Veranstaltungen,
Informationsstände u.a. Aktionen zu konzipieren und zu organisieren. Die Gruppe ist
mit stabil acht Mitgliedern besetzt. Um diesen Kern von Mitarbeiter/innen herum
finden sich immer wieder neue Interessent/innen über mehr oder minder lange
Zeiträume. Der Zugang zur Gruppe setzt nicht das Durchlaufen der Grundausbildung
für Ehrenamtler/innen voraus, wie dies für die Bereiche der Beratung und Begleitung
zwingend ist. Es kann also jede/r Interessierte unverbindlich hereinschnuppern.
Ohne das intensive Engagement der ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen wäre die
Menge an Veranstaltungen und Aktionen, die wir auch im Berichtsjahr wieder
durchführen konnten, nicht denkbar. Allen beteiligten Ehrenamtler/innen gilt dafür
unser herzlichster Dank!
Weiterhin suchen wir gerade für das Feld der Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit
ehrenamtliche Mitarbeiter/innen. Wer hier aktiv werden möchte oder Interessenten
kennt … nur zu!
31
Zum Bereich der medialen Außendarstellung gehört die Internet-Homepage der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. ( www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de ). Ein
Medium, das immer mehr an Bedeutung gewinnt und auf die Schnelle nicht nur
Informationen zum Verein und seinen Angeboten bietet, sondern auch zu
Beratungszwecken gerne genutzt wird. Dazu hat sich die Einrichtung einer extra
Beratungsseite mit sog. FAQ`s (frequently asked questions = Häufig gestellte
Fragen) bewährt. Dieses Angebot wird gerade von jüngeren Leuten aufgrund der
besonderen Anonymität und der Attraktivität des Mediums für diese `Besucher´
genutzt. Diese Seiten werden regelmäßig evaluiert und bei Bedarf werden die FAQ`s
variiert (Vgl. 2.).
Die wichtigsten Neuerungen und Daten, die für eine Neuauflage unserer
Hausbroschüre zu berücksichtigen sind, liegen inzwischen zwar vor, eine inhaltlich,
redaktionelle Bearbeitung ist im Berichtsjahr gestartet, die Umsetzung in eine
druckfähige Variante konnte allerdings noch nicht umgesetzt werden.
Als weiterer wichtige Werbeträger dient der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
der Schaukasten im Bus- und S-Bahntunnel am Duisburger Hauptbahnhof, der im
Berichtsjahr wieder mehrmals thematisch neu gestaltet und fortlaufend aktualisiert
wurde. Unserem Gründungs- und inzwischen Ehrenmitglied Wulf Th., der diesen
Werbe-, Beratungs- und Ankündigungsträger seit über 20 Jahren pflegt und
regelmäßig aktualisiert, gilt ein besonderer Dank.
Schaukasten Duisburg
4.2. Veranstaltungen
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. ist immer bemüht, ihr Angebot einer
breiten Öffentlichkeit transparent zu machen und nutzt dazu verschiedene Orte und
Anlässe. Wie könnte man auf Enttabuisierung, Entdiskriminierung und Emanzipation
ausgelegte Präventionsarbeit leisten, ohne die sog. Allgemeinbevölkerung über den
Sinn und Zweck zielgruppenspezifischer Arbeit zu informieren?
Neben dem sehr breiten Spektrum an inhaltlichen Ausrichtungen (HIV und AIDS,
Hepatitiden und andere sexuell übertragbare Krankheiten, Homosexualität,
Drogengebrauch, Frauen/Mädchen und AIDS, Migration und AIDS u.a.m.) ist es
32
alljährlich aufs Neue schwierig, halbwegs flächendeckend in unserer großen Region
Präsenz zu zeigen.
Der Jahresauftakt ist traditionell geprägt durch eine Fülle an
Präventionsveranstaltungen im Bereich „Youthwork“ (s. 5.6.) sowie durch intensive
Berichts- und Dokumentationsarbeit zum Vorjahr. Darüber hinaus hat uns (Team und
Vorstand) die Umsetzung der Ergebnisse aus dem
Organisationsentwicklungsprozess im Rahmen von außerordentlicher und
ordentlicher Mitgliederversammlung und den dazugehörigen Korrespondenzen mit
Amtsgericht und Notar zu den erforderlichen Satzungsänderungen im ersten
Halbjahr sehr beschäftigt. Parallel aber liefen natürlich auch die Planungen zur
Öffentlichkeitsarbeit an.
In bewährter Kooperation mit der AIDS-Hilfe Oberhausen gab es die fachliche
Einstimmung im Mai mit einem Fachgespräch zur HIV-Therapie. Mit dem Titel „Älter
Werden mit HIV“ haben wir ein wichtiges Schwerpunktthema, welches uns
erfreulicherweise noch lange begleiten wird, behandelt. Der Münsteraner HIV-
Behandler, Dr. Peter Hartmann, hat uns in hervorragender Weise hier eingestimmt.
Das Stadtteilfest in Duisburg-Hochfeld am 06.06. litt in diesem Jahr etwas unter
ungünstigen Witterungsbedingungen. Doppelt gefordert waren wir am 20.06., dem
bundesweiten Aktionstag zur sog. „Nacht der Solidarität“. Tagsüber gestalteten wir
im Verbund mit den Kooperationspartnern des Duisburger Aktionsbündnisses gegen
AIDS einen interaktiven Stand mit dem AIDS-Parcour der Kindernothilfe im Rahmen
des Duisburger Umweltmarktes und sammelten Unterschriften für die bundesweite
Kampagne „Leben vor Pharmaprofit“, die sich gegen die Patentanmeldungen dreier
Hersteller von antiretroviralen Medikamenten in Indien richtete, um die gerade für
Entwicklungsländer so ungemein wichtige Produktion von Generika-Medikamenten
nicht zu gefährden.
Christa L. im Einsatz für das Aktionsbündnis gegen AIDS
33
Am Abend durften wir einen äußerst bunten Abend im Abtei-Keller in Duisburg-
Hamborn erleben. Unter dem Motto „Künstler in NRW und DU – gemeinsam gegen
AIDS“ fand eine Benefiz-Gala statt, bei der Künstler verschiedenster Sparten
(allesamt gagenfrei!) ein tolles Programm auf die Bühne brachten. In diesem
Rahmen konnte noch einmal auf die Kampagne und den Hintergrund des
„Aktionsbündnisses gegen AIDS“ eingegangen werden. Diese tolle Veranstaltung
wurde weitestgehend selbständig von unseren Super-Praktikantinnen Sandra
Kohlhase und Yvonne Leuverink geplant und organisiert. Ein Engagement, das weit
über ein „normales“ Praktikum hinausging. Den beiden und natürlich allen Künstlern
gilt unser herzlichster Dank.
34
Sandra, Thomas und Yvonne …
… mit himmlischem Beistand
Der Zielgruppe „Jugendliche“ widmeten wir uns in diesem Sommer im Rahmen der
Jugend-DIN-Tage am 29.08. in Dinslaken, bei dem in diesem Jahr leider
ungewöhnlich wenige Jugendliche die Angebote der Beratungseinrichtungen nutzten.
Wir führen dies auf eine sehr deutliche Polizeipräsenz zurück, die vor allem
Alkoholkontrollen durchführen sollten. Dies hat zu einer Verlagerung des
Zielpublikums geführt, die ja eigentlich niedrigschwellig –auch zum Thema Alkoholund
Suchtmittelkonsum informiert und beraten werden sollte. Hier würden wir uns ein
abgestimmteres Konzept wünschen.
Auch in diesem Jahr konnten wir erneut das Angebot der „Medizinischen Rundreise“
der DAH nach Duisburg holen. Am 28. und 29.08. stiegen wir als Pilotgruppe in das
neu geschaffene Seminarangebot zur „Sexuellen Gesundheit schwuler Männer“ ein.
Dank der wieder einmal hervorragenden Leitung durch Bernd Vielhaber erlebten
auch die vertretenen heterosexuellen Männer eine sehr interessante Fortbildung, die
nicht zuletzt auch wieder einmal unseren „Kurs“ der sexuellen Gesundheitsförderung,
die über „reine“ Präventionsarbeit hinausgeht, sehr bestätigte.
Natürlich beteiligte sich die ÖA-Gruppe auch in diesem Jahr wieder sehr aktiv am
Geschehen rund um den Duisburger CSD (s.u.) am 25.07.09.
Bei herrlichem Wetter und in wunderschöner Atmosphäre des Heubergparks in
Wesel fand das Jugendfestival in Wesel am 12. September statt. Den Jugendlichen
wurde ein ausgesprochen vielfältiges und attraktives Beratungs- und
Interaktionsangebot durch verschiedenste Akteure der Jugendarbeit geboten. Wir
konnten hier insgesamt ein recht gutes Aufklärungsniveau bei den Weseler
Jugendlichen feststellen und waren angenehm überrascht, doch eine ganze Reihe
von Jugendlichen zu treffen, die bereits durch unsere Youthwork-Angebote in
Schulen gelaufen sind und dabei offenbar einen nachhaltigen Kenntnisstand
erworben haben.
35
Internationaleres Publikum sollte das „Fest der Kulturen“ am 02. Oktober auf der
Königstrasse erreichen, dem traditionellen Abschluss der „Interkulturellen Wochen“ in
Duisburg. Doch leider hielt sich die Resonanz –nicht nur an unserem Stand- in
Grenzen. Wir sind dennoch überzeugte „Wiederholungstäter“ bei der Beteiligung an
Veranstaltungen, die das bunte Miteinander von Menschen mit oder ohne
Migrationshintergrund in unserer Gesellschaft thematisieren, was natürlich auch für
die Sexualität gilt. Und die Risiken und Nebenwirkungen dessen sind ohnehin
international.
Infogespräche am Glücksrad
4.3. Benefiz-Veranstaltungen
Nicht nur in finanzieller Hinsicht sind Benefiz-Aktionen für uns sehr wichtig, bieten
Aktionen mit Künstlern oder anderen Prominenten doch meist die Möglichkeit, unser
Thema auch außerhalb der Welt-AIDS-Tags-Zeit öffentlichkeitswirksam zu platzieren.
Das Berichtsjahr 2009 geht diesbezüglich als ein besonders gutes Jahr in die
Annalen der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel ein. Viele zivilgesellschaftliche
Gruppen und Einzelpersonen haben sehr Gutes getan und wir wollen darüber reden
und schreiben.
Ein riesengroßes Dankeschön gilt einmal mehr dem Duisburger Gastronomen,
Thomas Seven, der im Berichtsjahr mit seinem traditionellen Grünkohlessen im
November wieder viele Gäste zu Spenden animieren und darüber über 4.000,- € für
die Aufrechterhaltung unserer Angebotspalette bereitstellen konnte.
Gleich verschiedene Jubiläen lieferten den Anlass für die nunmehr fünfte Benefiz-
Gala der Duisburger „First Lady of Travestie“ Jennifer Dean alias Henning Ladewig,
der mit einigen Künstlerfreundinnen und –freunden, die allesamt gagenfrei auftraten,
am 03. Oktober wieder einmal ein begeisterndes Showevent zugunsten der AIDS-
Hilfe veranstaltete und darüber hinaus noch über 2.000,- Euro Spenden akquirierte.
Zu diesem Anlass steuerte in diesem Jahr auch die Sparda-Bank West einen
Förderbetrag von 5.000,- Euro bei. Ganz herzlichen Dank! Dieser Einsatz verpflichtet
uns.
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Treue Unterstützung erfahren wir seit nunmehr vier Jahren durch einen Teil der Citi-
Pride-Group der Duisburger citibank, federführend durch Herrn Guido Kuhl, die zum
Welt-AIDS-Tag wieder über 400 Solibären verkauft haben.
Bärenstarke Werbung
Das gute Beispiel für social networking hat offenbar Schule gemacht, denn im
Berichtsjahr gab es schon zum zweiten Mal auch eine Unterstützungsaktion der
Deutschen Bank, die zum Welt-AIDS-Tag nicht nur zwei höchst engagierte und
37
aktive Mitarbeiterinnen abstellte, sondern diesen Einsatz auch noch mit 500,- €
belohnte.
Höchst erwähnenswert ist auch das wiederholte Engagement der Belegschaft von
IKEA Duisburg, die zum WAT nicht nur die Personalräume mit Kampagnenmaterial
ausstattete, um intern zu informieren, sondern darüber hinaus auch noch in ihren
Reihen für die AIDS-Hilfe Spenden sammelte sowie für unseren großen Aktionstag
zum WAT im Duisburger FORUM (s.u.) zwei Schlafsofas zur Installation eines
„Liebesortes“ stiftete.
Sehr erwähnenswert ist weiterhin die treue Unterstützung der ehemaligen
Betriebsrätin von KARSTADT-Walsum, Frau Graschtat, die mittlerweile in
Privatinitiative Kund/innen in der Adventszeit dazu einladen, Präsente für Menschen
mit HIV und AIDS zu erwerben und zu hinterlegen. Im Namen der –wirklich
bedürftigen- Empfänger/innen sagen wir dazu ganz herzlichen Dank!
Unermüdliche Kämpfer im Kampf gegen AIDS sind schon lange Dr. Günther Bittel,
seine Frau Ingrid und ihr Mitstreiter-Team in Duisburg-Rheinhausen, die unter
anderem zum fünften Mal das Benefiz-Konzert „Treatment for all“ im Haus der
Jugend durchführten und nicht nur inhaltlich wachrüttelten, sondern darüber hinaus
auch einen Teil des Erlöses für unsere Arbeit vorsehen.
Darüber hinaus erfreut es uns sehr, an dieser Stelle Jahr für Jahr über sehr stabile
Unterstützungsaktivitäten berichten zu können. Da sind zum einen die
Spendensammlungen und thematischen Veranstaltungen vieler Kirchengemeinden
zu nennen, die zudem in der Regel auf unsere Anfrage hin für unsere alljährliche
Weihnachtsfeier für Menschen mit HIV und AIDS eingehen – vielen herzlichen Dank
dafür – und zum anderen die Spendenausschüttung einer Reihe von Sparkassen.
Ganz besonders bedanken wir uns hier bei der Sparkasse Duisburg für ihre Treue
hinsichtlich der Teilfinanzierung unserer aufsuchenden Arbeitsangebote.
Ein besonderes Anliegen ist es uns, den zahlreichen Schülerinnen und Schülern und
engagierten Lehrkräften zu danken, die uns mit hoher Motivation, Überzeugung und
zum Teil sehr kreativen Aktionsideen nicht nur bei der Spendensammlung, sondern
auch bei der Thematisierung von HIV und AIDS in zweifellos wichtigsten Zielgruppen
38
fantastisch unterstützen. Stellvertretend möchten wir hier die Projektgruppen am
Gymnasium Adolfinum in Moers, dem Sophie-Scholl-Berufskolleg in Duisburg-
Marxloh, die Projektgruppe am Gymnasium Moers-Rheinkamp und die Gustav-
Heinemann-Realschule Duisburg-Mitte erwähnen.
DANKE für einen bärenstarken Einsatz für die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
Der „Soli-Bär“ 2009
4.4. Veranstaltungen zum 2009
„Stop AIDS. Keep the Promise!“ Das war und ist das internationale Motto der Welt-
AIDS-Kampagnen seit 2005. Es erinnerte daran, dass im Juni 2001 Politiker aus aller
Welt auf einer Sondersitzung der Vereinten Nationen zu HIV und AIDS das
Versprechen gaben, sich national und international stärker im Kampf gegen die
weltweite HIV- und AIDS-Epidemie zu engagieren.
Das deutsche Motto ergänzt seither: „Gemeinsam gegen AIDS. Wir übernehmen
Verantwortung für uns selbst und andere.“ (s.o.). Nicht nur die Politik, sondern jede/r
Einzelne trägt Verantwortung für sich selbst und andere. Wir alle können etwas tun,
aber nur gemeinsam können wir etwas erreichen.
Im Berichtsjahr lag der besondere Schwerpunkt mit dem Zusatzmotto „Ganz
Deutschland zeigt Schleife“ auf der Solidarität mit den Betroffenen: Damit Menschen
mit HIV und AIDS nicht ausgegrenzt werden, sondern offen und selbstbewusst mit
ihrer Infektion leben können.
39
Angesichts dieser Ausrichtung und Forderungen fiel es uns auch in diesem Jahr
nicht schwer, das deutsche Motto für unsere WAT-Veranstaltungen voranzustellen.
Mit zehn eigenen Veranstaltungen und weiteren mit und von Kooperationspartnern
durchgeführten Aktionen konnte auch im Berichtsjahr wieder ein umfangreiches
Angebot vorgehalten (s. Flyer und Pressespiegel im Anhang) und viele Menschen
darüber erreicht werden.
Am 20. November ging es los mit der WAT-Warm-up-Party, der schwul-lesbischen
Tanzparty im Kulturzentrum „HundertMeister“ am Duisburger Dellplatz, bei der neben
spezifischen Informationsangeboten auch die „mister and misses Warm-up-Wahl“
von unserem Herzenslust-Team durchgeführt wurde (s. a. 5.1) und die
Aufmerksamkeit von ca. 400 Partybesuchern auf sich zog.
Am 24.11. führten uns unsere beiden Duisburger HIV-Schwerpunktbehandler, Dr.
Kwirant und Dr. Becker-Boost, im Rahmen eines interaktiven Fachgespräches zur
HIV-Therapie im Atelier der „Alten Feuerwache“ die Chancen wie auch die Risiken
und Nebenwirkungen einer antiretroviralen Therapie vor Augen. Unter dem Titel „Ein
Leben lang!? – HIV-Therapie Heute für Morgen“ erlebten wir erkenntnisreiche und
gut abgestimmte Vorträge und im Anschluss ausführliche Antworten auf individuelle
Fragen.
Dr. Becker-Boost, Dr. Kwirant, das Moderatorengespann Natalie Rudi (AH Oberhausen) und Dietmar Heyde und Auditorium
Sehr erfreulich gestalteten sich wieder einmal die Kooperationen mit einzelnen
Kirchengemeinden. So erneut die Gedenkveranstaltung im Anschluss an unseren
Candle-Light-Walk am Mittwoch, dem 25. November in der Liebfrauen-Kirche in
Duisburg-Mitte, die von den Teilnehmenden besonders gewürdigt wurde. Ein
besonderes „Danke schön!“ gilt unserem langjährigen Begleiter, Unterstützer und
Lenker der Gedenkveranstaltung, Herrn Sven Köpnick.
40
Impressionen vom Candle-Light-Walk
Das letzte Wochenende vor dem 01.12.2009 widmeten wir konzentriert Aktionen im
Kreis Wesel. Am 28.11.09 zeigte Moers trotz widriger Witterung Schleife. Auf dem
Altmarkt boten sich den Passanten Bilder vieler Menschen, die nicht nur das Grau in
Grau mit roten Schleifenfarbtupfern auflockerten, sondern eben damit auch ein
deutliches Zeichen der Solidarität mit Menschen mit HIV und AIDS –nicht nur durch
ihre Spenden- setzten.
Unerwartet erfreulich, weil mit ausgesprochen guter Resonanz, verlief die Rote-
Schleifen-Aktion am Sonntag, dem 29.11.10 auf dem Adventsmarkt in Wesel. Auch
hier konnten wir mit vielen Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen und
erfuhren viel Zuspruch in Form von Spenden, aber eben auch mit solidarischen und
motivierenden Worten.
Gerne würden wir in unserem Zuständigkeitsgebiet wandern, um insbesondere auch
in den einzelnen Gemeinden des Kreises Wesel zum WAT Präsenz zu zeigen, aber
hier bieten sich im Umfeld des 01. Dezember leider kein Weihnachtsmarkt oder
andere publikumswirksame Veranstaltungen mehr an. Der Weihnachtsmarkt in
Voerde ist räumlich und terminlich „weggezogen“ und in Xanten etwa werden erst gar
keine „Bettel-Stände“ zugelassen.
Der im letzten Jahresbericht geäußerte Wunsch, am 01. Dezember in Duisburg in die
gute neue Einkaufsstube, der Einkaufsmall FORUM Duisburg zu kommen, ging in
höchst erfreulicher Form in Erfüllung. Wir traten in eine neue Ära ein – mit einem
großen Aktionstag konnten wir einen lang gehegten Wunsch umsetzen, nämlich
einerseits möglichst viele Menschen an diesem Tag erreichen zu können und
andererseits durch ein breiter gefächertes Angebot auch interaktive
Auseinandersetzungen mit dem Thema für verschiedene Bevölkerungs- und
Altersgruppen vorhalten zu können.
Dabei zeigte sich das Centermanagement nicht nur äußerst kooperativ, sondern
auch kreativ, was ideelle und materielle Unterstützung dieses Aktionstages betraf.
Zudem konnten sich Teile des Duisburger Aktionsbündnisses mit einbringen, so
insbesondere auch die Kindernothilfe, die die globale Seite der AIDS-Problematik mit
41
ihrem Mitmach-Parcour, einer Ausstellung und einem exemplarischen Film zum
„Leben mit HIV in Uganda“ aufgriff.
Ausstellung und Parcour der Kindernothilfe beim WAT-Aktionstag im FORUM Duisburg
Besonders bei Jugendlichen beliebt war ein Foto-Shooting, bei dem sich die
Teilnehmenden als „Botschafter gegen AIDS“ neben Philipp Lahm ablichten und
persönliche Statements abgeben konnten.
Eine ganze Reihe von Filialen aus dem FORUM beteiligte sich an einer
Orientierungsrallye für interessierte Gruppen oder Einzelpersonen mit speziellen
Fragen zum Thema und stifteten sogar kleine Präsente für die Aktiven.
Zentrale Anlaufstelle und Ausgangspunkt für die traditionelle Red-Ribbon-Aktion war
unser Infostand im Erdgeschoss, an dem uns auch die diesjährigen Solidaritäts-
Bären fast aus den Händen gerissen wurden.
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Ein ganz herzlicher Dank geht wieder einmal an die Show-Tanz-Gruppe der „Cherrygirls“,
die mit ihrem Auftritt für besonders hohes Publikumsaufkommen sorgte,
welches genutzt wurde, um anschließend die von IKEA gestifteten Schlafsofas zu
versteigern sowie den Aktionstag durch eine interessant besetzte Podiumsdiskussion
abzurunden.
Impressionen vom Auftritt der „Cherry-girls“ unter der Leitung von Peter Kirsch
Dr. Becker-Boost im Gespräch mit dem Moderator, Jörg Conradi vom Studio47
Dahinter v. li. n. re.: Frank Mischo (Kindernothilfe & Aktionsbündnis), Rolf Ringeler (Vorstandsvorsitzender der AIDS-Hilfe),
Holger Ellerbrock (FDP-MdL) und Lutz Müller (Centermanager FORUM Duisburg)
Welt-AIDS-Tag 2009 im FORUM Duisburg – eine tolle Geschichte, die nach Aussage
aller Beteiligten etabliert werden soll.
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HIV und AIDS sind schon sehr lange globalisiert und die Pandemie ist weltweit sehr
unterschiedlich verteilt. Während wir hier erfreulicherweise auf eine letztlich sehr
kleine Infektionsdimension schauen, sieht es in den sog. Entwicklungsländern immer
noch ganz anders aus. 90 Prozent der HIV-positiven Menschen leben und sterben
hier. Ganz besonders betroffen ist nach wie vor Subsahara-Afrika.
Es ist gute Tradition, dass wir mindestens im Rahmen des Welt-AIDS-Tages den
Blick über den nationalen Tellerrand heben und unser Augenmerk dorthin lenken.
Ganz besonders eindrucksvoll ist dies im Berichtsjahr wieder beim „Abendgebet zum
Welt-AIDS-Tag“ am 03. Dezember gelungen.
Diese Solidaritätsveranstaltung der Veranstaltergemeinschaft des Duisburger
Aktionsbündnisses gegen AIDS (i.e.: Kindernothilfe, Ev. Kirchenkreis Duisburg,
Infostelle dritte Welt, Ev. Studentengemeinde Duisburg, die ev. Kirchengemeinde Alt-
Duissern, die AIDS- und STD-Beratungsstelle des Gesundheitsamtes und die AIDS-
Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.) fand wieder in der Luther-Kirche in Duisburg-
Duissern statt. Etwa vierzig Besucher/innen waren –wie wir alljährlich- sehr angetan
vom Veranstaltungskonzept, den z.T. authentischen Lebensbildern von Menschen
mit HIV und AIDS, den symbolischen Aktionen sowie von den musikalischen
Darbietungen. In diesem Jahr unterstützten uns musikalisch die Trommelgruppe
„Shakti Taiko“ aus Duisburg, Dr. Becker-Boost an der Querflöte und die Organistin
der Kirchengemeinde, Frau Anne Nauen mit mitreißenden Darbietungen. Für diese
hervorragenden Gesten der Solidarität sagen wir ganz herzlichen Dank. Das
Duisburger Aktionsbündnis gegen AIDS ist weiterhin offen für weitere
Kooperationspartner. Interessierte Personen und/oder Einrichtungen sind immer
willkommen.
Am 05.12. „traf“ unser neues Partydrogen-Projekt „@drugthive“ die Partypeople der
Ultraschall-Party im ehemaligen Europa-Kino in Duisburg-Mitte und lud diese zu
Präventionsgesprächen ein und zu guter Letzt bot der Herzenslust-Koordinator am
09.12. zum Film „Jung. Schwul. Positiv – über das Leben mit HIV“ und einer
anschließenden Diskussionsrunde ein, die allerdings schlecht besucht war.
Allen, die uns zum Welt-AIDS-Tag 2009 durch viel Engagement und Kreativität
unterstützt haben, gilt an dieser Stelle noch einmal unser ganz herzlicher Dank !!
Und: … nach dem Welt-AIDS-Tag ist vor dem Welt-AIDS-Tag! Interessierte, die 2010
dabei sein wollen, können sich jederzeit gerne bei uns melden
4.5. Berichterstattung in den Medien
44
Die Nachfragen von Seiten der Print-, Funk- und TV-medien, die unsere Arbeit zum
Teil sehr aufmerksam begleiten, stimmt uns zuversichtlich und führt uns zu dem
Eindruck, gute Arbeit zu leisten.
Wir waren unsererseits mit der Erreichbarkeit und dem Echo bei Presse, Lokalfunk
und –fernsehen über das Berichtsjahr verteilt insgesamt sehr zufrieden (s.
Pressespiegel im Anhang). Besonders bemerkenswert ist für das Berichtsjahr
sicherlich festzuhalten, dass der Bericht über unser „BuT-Projekt“ der Rastplatz-
Sommeraktion es bis in die 19.00-Uhr-Nachrichten der „heute-Sendung“ des ZDF
geschafft hat und auch das ARD-Nachtmagazin berichtete
Das schon mehrmals zitierte Stadtfernsehen „Studio 47“ ist mittlerweile ein treues
Begleiter- und Unterstützermedium, genau so wie die Lokalradios von Radio DU inkl.
dem Bürgerfunk und Radio KW.
Im Printmedienbereich gab es im Berichtszeitraum große Portraits über Menschen
und Angebote der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. Anders als im Vorjahr
allerdings leider wenig Interesse aus dem Kreis Wesel.
Dem stabil hohen Niveau bei den Neuinfektionen im Berichtsjahr muss aus unserer
Sicht aber auch wieder mit einer Kommunikationsoffensive begegnet werden, um die
Präventionserfolge der vergangenen Jahre nicht weiter zu gefährden. Aufklärung,
sachliche Information und Erinnerung müssen wahrnehmbar bleiben.
4.6. Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten
Hier sind für den Stelleninhaber zu nennen :
Vertretung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. in verschiedenen
regionalen Gremien und Arbeitskreisen in Duisburg, dem Kreis Wesel und auf
Landesebene
Vorbereitung, Organisation, und Durchführung von Informationsständen,
Seminar- und Vortragsangeboten,
Organisatorische Begleitung und Pressearbeit für Benefiz- und
Kooperationsveranstaltungen,
Akquise von finanziellen Mitteln und personellen Ressourcen
(Ehrenamtleranwerbung)
Kontaktpflege zu Förderern und Kooperationspartnern,
45
Telefonische und persönliche Beratung,
Geschäftsführung,
U.a.m.
Abbildung :
Präventionsveranstaltungen in der Allgemeinbevölkerung
im Jahre 2009 – Veranstaltungen insgesamt
5. Zielgruppenspezifische Prävention
46
5.1 HIV/AIDS-Prävention bei Schwulen, Männern die Sex mit Männern
haben sowie bisexuellen Männern
Das Projekt „homosexuelle und bisexuelle Männer sowie MSM (Männer, die Sex mit
Männern haben) im Kontext von HIV / STI´s“ der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel
e.V. ist durch zielgruppenspezifische Mittel des Landes NRW gefördert worden.
Durch diese Förderung konnte, neben der Ergänzungsfinanzierung durch die
Kommunen, eine Vollzeitstelle vorgehalten werden, mit der die strukturelle
Prävention im Arbeitsbereich „homosexuelle und bisexuelle Männer sowie MSM im
Kontext HIV / STI´s“ auf der lokalen, regionalen und landesweiten Ebene sowie die
Begleitung der lokalen Herzenslustgruppe umgesetzt wurde. Zusätzlich hat das
Projekt auf der lokalen Ebene das Ziel, HIV-Positive Männer niedrigschwellig zu
erreichen und ihnen die möglichen Angebote in der Region zu vermitteln bzw. die
Begleitung durch die AIDS-Hilfe anzubieten (Streetwork).
Auf der landesweiten Ebene erfolgte die Arbeit ausschließlich in Gremien, die sich
überregional mit dem Thema „homosexuelle Männer sowie MSM im Kontext HIV /
STI´s“ befassen.
Auf der regionalen Ebene wurden in der Vernetzung mit anderen Institutionen
Kampagnen und Präventionsaktionen erarbeitet und durchgeführt. Die in diesen
Gremien vorhandenen Ressourcen konnten so gebündelt werden und es ergaben
sich sinnvolle Synergieeffekte.
Auf der lokalen Ebene wurden gemeinsam mit Kooperationspartnern und durch die
Einbeziehung von ehrenamtlichen Mitarbeitern sowie HIV-positiven schwulen
Männern die ausdifferenzierten Angebote/Präventionsaktionen erfolgreich
umgesetzt. Durch diese Kooperationen konnten die begrenzten personellen
Ressourcen optimal genutzt werden.
5.1.1 Vorwort
Die zielgruppenspezifische Präventionsarbeit der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel
e.V. im Bereich MSM hatte im Berichtszeitraum mehrere Arbeitsschwerpunkte. So
gelang es dem Arbeitsbereich weiterhin, die Kampagne für MSM „ich weiss was ich
tu“ (IWWIT) der Deutschen AIDS-Hilfe e.V. in die landesweite Kampagne
Herzenslust zu integrieren.
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt war die Umsetzung des HIV-Schnelltestsangebotes
im niedrigschwelligen Bereich, welcher unter dem Label „BuT“ (Beratung und Test) in
Pilotstädten, unter anderem in der Region Duisburg / Kreis Wesel, angeboten wurde.
Die Vorarbeit (Schulung der ehrenamtlichen Mitarbeiter, konzeptionelle Planung der
Umsetzung lokal und in Arbeitskreisen landesweit, Absprache mit
Kooperationspartnern) nahm einen Hauptteil der zeitlichen Ressourcen in Anspruch.
Die ausdifferenzierte Arbeit im Bereich der Primärprävention bei MSM (z.B. GAY
ROMEO health support, Vor-Ort Arbeit, Beratung und Test) fordert immer mehr eine
detaillierte fachlich qualifizierte Schulung der Mitarbeiter. Diese neuen
47
Anforderungen gehen mit einer hohen zeitlichen Kapazität an Schulungsanteilen für
die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter einher. Dieser Trend wird sich auch in
Zukunft fortsetzen. Hier gilt es, einerseits die Mitarbeiter fachlich gut auf die Arbeit
vorzubereiten und andererseits die Schulungsanteile für die einzelnen Trainer /
Referenten in einem „gesunden Maß“ zu halten. Durch die geforderten
Qualitätssicherungsmaßnahmen und damit einergehenden Verpflichtungen
(Teilnahme an (Schulungs-) Veranstaltungen, Berichtswesen, Datenerhebung)
wurden zeitliche Ressourcen ebenfalls gebunden.
5.1.2 Landesweite Vernetzung
Teilnahme an Arbeitskreisen
Arbeitskreis schwule Prävention
Unter dem Namen „Herzenslust“ wird strukturelle HIV-Prävention im Bereich
„homosexuelle und bisexuelle Männer sowie MSM“ in ganz NRW durchgeführt.
Herzenslust ist eine Kampagne der AIDS-Hilfe NRW e.V.. Auf der landesweiten
Ebene finden regelmäßige Arbeitskreise unter dem Namen „Landesarbeitskreis
schwule Prävention“ statt, wo die Herzenslustgruppen sich inhaltlich austauschen
können. Der Projektnehmer hat regelmäßig an diesen Arbeitskreisen teilgenommen.
In diesem Gremium wurden neu entwickelte Aktionen vorgestellt, Tendenzen in der
schwulen Community erörtert sowie zu bestimmten Themenfeldern Referenten
eingeladen. Auf diesen landesweiten Arbeitskreisen konnten so Ideen für
Präventionsaktionen ausgetauscht, Kampagnen entwickelt und nicht erfolgreiche
Projekte analysiert werden. So wurde durch den Erfahrungsaustausch und die
fachliche Unterstützung der unterschiedlichen lokalen Herzenslustgruppen die
regionale und lokale Arbeit sinnvoll modifiziert.
Gay Romeo / health support
Herzenslust hatte auf der landesweiten Ebene die Onlinepräventionsarbeitet
konzipiert und umgesetzt. Bei Gay Romeo, einem Onlineportal für schwule und
bisexuelle Männer, wurde ein health support geschaltet. Hier werden Ratsuchenden
von örtlichen Herzenslustmitarbeitern Fragen zu HIV/AIDS, Hepatitiden und anderen
sexuell übertragbaren Krankheiten, schwuler Gesundheit und Szeneorten in der
Region beantwortet. Das lokale Projekt Duisburg / Kreis Wesel hat für die lokale
Herzenslustgruppe ein Profil erstellt und Chatberatung durchgeführt. An diesem
Projekt sind hauptamtliche sowie ehrenamtliche Onlinepräventionisten beteiligt. Das
lokale Gay Romeo-Projekt war regelmäßig bei den bundesweiten Austauschtreffen
vertreten. Diese Treffen dienen als Plattform, sich zu Themenfeldern der Online-
Beratung auszutauschen sowie der Erarbeitung und Erhaltung von Präventions- und
Beratungsstandards.
Beratung und Test (BuT)
Der Projektnehmer war regelmäßig bei dem Steuerungskreis von „BuT“ auf der
landesweiten Ebene vertreten. In diesem Arbeitskreis, der sich aus Mitarbeitern der
Gesundheitsämter, den beteiligten Herzenslustprojekten, Mitarbeitern der
Landesgeschäftsstelle, Mitarbeitern der Deutschen AIDS-Hilfe sowie Mitarbeitern aus
dem Bereich Selbsthilfe zusammensetzte, wurden die Qualitätsstandardts und die
48
Möglichkeiten / Grenzen von „BuT“ diskutiert sowie einheitliche Standards
beschlossen.
CSD Köln
Das Projekt „homosexuelle und bisexuelle Männer sowie MSM (Männer, die Sex mit
Männern haben) im Kontext von HIV / STI´s“ der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel
e.V. hat sich an der Präventionsaktion der AIDS-Hilfe Köln e.V. auf der Parade des
CSD beteiligt. Als stilisierte Schiedsrichter beteiligte sich auch die lokale
Herzenslustgruppe unter dem Motto „Fair Play – Ran an die Bällchen“ an der Aktion.
Diese Aktion wurde resourcenorientiert geplant, da sich unter dem selben Motto im
Jahr 2010 Herzenslust sowie IWWIT an den Gay Games beteiligen wollen.
5.1.3 Projektarbeit auf der regionalen Ebene
Regionale Vernetzung
Auf der regionalen Vernetzungsebene arbeitete das Herzenslustprojekt eng mit den
regionalen Herzenslustgruppen im Ruhrgebiet zusammen. So beteiligte sich das
Projekt an den regelmäßig stattfindenden Arbeitskreisen „Herzenslust Knotenpunkt
Ruhrgebiet“. Im Ruhrgebiet wurden aus diesem Arbeitskreis heraus Aktionen
entwickelt, koordiniert und durchgeführt, welche einen überregionalen Charakter
besaßen. Gerade bei größeren Events können die einzelnen Herzenslustgruppen nur
schwer alleine öffentlichkeitswirksame Aktionen durchführen. Durch die Koordination
und Umsetzung der geplanten Präventionsaktionen durch den
Herzenslustkoordinator Ruhrgebiet können so über die Vernetzung mehrere
Herzenslustteams zusammen eine Aktion ressourcenorientiert durchführen.
Weitere Schwerpunkte des Arbeitskreises waren unter anderem die inhaltliche
Fortbildung der ehrenamtlichen Präventionsmitarbeiter zum Themenfeld HIV/AIDS
und andere STI´s sowie die Bewerbung ehrenamtlicher Mitarbeiter und der fachliche
Austausch der lokalen Herzenslustgruppen.
5.1.4 Projektarbeit auf der lokalen Ebene
Kooperation mit lokalen Einrichtungen/Selbsthilfegruppen
Auf der lokalen Ebene wurde mit verschiedenen Einrichtungen, Vereinen und
Selbsthilfegruppen kooperiert (wie z.B. mit AkDuLuS e.V. sowie dem Kommissariat
Vorbeugung der Polizei Duisburg).
Primärpräventive Aktionen auf der lokalen Ebene
Streetwork
Der Projektnehmer hat durch regelmäßige Vor-Ort-Arbeit und Anwesenheit in der
Szene HIV-positive Männer erreicht und begleitet diese im Rahmen der psychosozialen
Betreuung. Durch dieses niedrigschwellige und anonyme Angebot konnten
49
Männer erreicht werden, die sich durch eigenen Antrieb nicht an eine Hilfs-
Organisation wie die AIDS-Hilfe gewendet hätten.
Sprechstunden in der Szene
Der Projektnehmer hat einmal im Quartal eine Sprechstunde für schwule Männer in
einem Szenelokal durchgeführt. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Szenewirt
wurde die Sprechstunde gut beworben und erfreute sich einer guten Resonanz.
Neben dem hauptamtlichen Mitarbeiter stand ein HIV-positiver schwuler Mann als
Ansprechpartner zu dem Thema „HIV-Positiv sein, was heißt das?“ zur Verfügung
sowie der Ansprechpartner der Polizei Duisburg zu gleichgeschlechtlichen
Lebensfragen.
BuT-Rastplatz Sommeraktion
Das Projekt „homosexuelle und bisexuelle Männer sowie MSM (Männer, die Sex mit
Männern haben) im Kontext von HIV / STI´s“ der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel
e.V. konnte erfolgreich das niedrigschwellige Konzept von „BuT“ als eine der
Pilotstädten in NRW umsetzen. Für die detaillierte Beschreibung der Aktion ist auf
den folgenden Seiten die in Druck befindliche Dokumentation aufgenommen worden.
50
Dokumentation und Evaluation der
BuT – Rastplatz Sommeraktion
Ein Pilotprojekt
- der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
- der AIDS-Hilfe NRW e.V.
- dem Fachbereich Gesundheitswesen des Kreises Wesel
mit Unterstützung des Kommissariats Vorbeugung des Polizeipräsidiums Duisburg
November 2009
51
Einleitung von Reinhard Klenke, AIDS-Hilfe NRW e.V.:
Die BuT-Rastplatz-Sommeraktion der AIDS-Hilfe Duisburg-Kreis Wesel ist in vieler
Hinsicht vorbildlich: Eine erste quantitative Auswertung der IWWIT-Testkampagne
der DAH wies aus, dass von den 530 Beratungs- und Testterminen nur 20 außerhalb
von AIDS-Hilfen und Gesundheitsämtern stattfanden, obwohl in anderen Ländern
schon sehr positive Erfahrungen mit Beratungs- und Testprojekten gemacht wurden,
die eine „Geh-Struktur“ vorgehalten haben, und bekannt ist, dass Angebote mit
Komm-Strukturen von sozial benachteiligten Zielgruppen eher nicht wahrgenommen
werden. Auf einem Cruising-Rastplatz ein mobiles Beratungs- und Testangebot zu
etablieren ist ein mutiger Versuch, eine wesentliche Angebotslücke zu schließen und
unkonventionell neue Wege zu gehen und eine bisher kaum erreichte Gruppen
hochvulnerabler MSM anzusprechen.
Vorbildlich ist auch die Zusammenarbeit verschiedener Stakeholder: Die AIDS-Hilfe
Duisburg-Kreis Wesel mit ihrem besonderen Zugang zu der Zielgruppe MSM, das
Gesundheitsamt, mit seiner medizinischen Kompetenz und Testerfahrung, die BuT-
Buddies, mit ihrem hohen fachlichen und menschlichen Wissen aus der Positiven-
Selbsthilfe, der Autobahnpolizei und der Autobahnverwaltung, die durch ihre
unbürokratische Unterstützung die Arbeit mit ermöglicht haben. Und eben nicht
zuletzt durch die konzeptionelle Begleitung, die Fortbildungsangebote von BuT-
Herzenslust und die Bereitstellung des Beratungs- und Testmobils des AIDS-Hilfe
Landesverbandes. Die Entwicklung von zugehenden, zielgruppenorientierten
Strukturen in der HIV-Prävention ist nicht zuletzt eine wichtige Forderung aus dem
NRW Gesundheitsministerium.
Mit den besten Grüßen aus Köln,
Reinhard Klenke
Stellvertr. Landesgeschäftsführer
52
Herzenslust NRW
Vorwort
Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der im Feld
der Gesundheitsförderung tätig ist. Ihr wesentlicher Arbeitsauftrag ist die so
genannte zielgruppenspezifische, strukturelle AIDS-Prävention. Wegen der sehr
hohen HIV-Relevanz (s. u.) und der deutlichen Inzidenzsteigerungen anderer sexuell
übertragbarer Krankheiten (STI´s) ist dieser Präventionsauftrag konsequenterweise
in den letzten Jahren diesbezüglich erweitert worden.
In dem Zielgruppensektor der Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), wird
dieser Arbeitsauftrag, den Gegebenheiten angepasst, durch das Präventionsprojekt
„Herzenslust“ umgesetzt.
Männer, die Sex mit Männern haben stellen in besonderem Maße eine dieser
spezifischen Zielgruppen mit besonders hohem Infektionsrisiko dar.
Eine der hochvulnerablen Gruppen, die ein erhöhtes Risiko haben, sich mit HIV zu
infizieren, sind MSM mit einem unterdurchschnittlichen sozialen Status, die sich auf
Cruisingareas treffen, da dort „verbale Kommunikation“ und Umgangsformen eine
untergeordnete Rolle spielen. An diesen Orten ist es auch nicht nötig, sich mit
subkulturellen Normen zu identifizieren oder sich als schwul zu definieren (s.
KABaSTI-Studie, BuT Konzept).
Ziele unserer Arbeit sind unter anderen die Verminderung / Verhinderung von
Neuinfektionen von HIV und anderen sexuell übertragbarer Krankheiten bei MSM
durch die Befähigung des Einzelnen, nach einer umfassenden
Informationsvermittlung zu Übertragungswegen von HIV eigenverantwortlich Risiken
abzuwenden (safer sex) bzw. reflektiert Risiken abzuwägen (Risikomanagement)
53
sowie durch den rechtzeitigen Zugang zur ART (Antiretrovirale Therapie;
Medikamente, die die Virusreplikation verringern/verhindern) im Falle eines positiven
Testergebnisses den langfristigen Erhalt der Gesundheit sowie die Prophylaxe von
Begleiterkrankungen oder Co-Infektionen HIV-positiver Menschen
(Sekundärprävention) anzustreben, aber insbesondere auch um darüber die weitere
Übertragungswahrscheinlichkeit zu minimieren (primärpräventive Effekte durch die
Reduzierung der Viruslast unter einer erfolgreichen ART-Medikation).
Durch die Entwicklung eines HIV-Antikörper Schnelltestes, der 2008 zugelassen
wurde, erschlossen sich bezüglich der HIV-Testangebote neue Möglichkeiten. Dies
vor allem wegen der neuen Beschaffenheiten des Tests:
1. Das Ergebnis liegt nach ca. 15-20 Minuten vor.
2. Für den Test wird nur Kapillarblut benötigt.
Dem gegenüber stehen folgende Nachteile des Schnelltests:
1. Der Name könnte vermuten lassen, dass der Test vor Ablauf des
diagnostischen Fensters von 3 Monaten aussagekräftig sei. Der Name bezieht
sich aber nur auf die schnelle Ergebnisanzeige von ca. 15-20 Minuten.
2. Ein reaktives Schnelltestergebnis allein ist nicht aussagekräftig genug (im
Gegensatz zum negativen Testergebnis). Daher muss zeitnah zum
Schnelltest nach einem reaktiven Testergebnis intravenös Blut abgenommen
und das Schnelltestergebnis durch einen Labortest bestätigt (oder widerlegt)
werden.
Konzeptionelle Ausarbeitung:
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. hat sich, nach der Vorstellung des
Konzeptes Beratung und Test („BuT“) durch den Landesverband 2008 entschieden,
dieses Projekt auf einem Rastplatz im Kreis Wesel umzusetzen.
54
Für die Entscheidung wurde ein Meinungsbild innerhalb des Vereines eingeholt.
Sowohl der Vorstand, die aktiven ehrenamtlichen MitarbeiterInnen sowie die
hauptamtlichen MitarbeiterInnen waren von den Argumenten für eine Rastplatzaktion
überzeugt. Die ausschlaggebenden Argumente waren:
- Die Beratung der Zielgruppe steht im Vordergrund der Vor-Ort-Aktion.
- Die Testdurchführung soll durch einen Arzt des Gesundheitsamtes
vorgenommen werden (Aktive Einbindung des ÖGD).
- Die anvisierte Zielgruppe sind MSM, die anonym Sex mit Männern auf den
Rastplatz haben, durch ihre allgemeine Lebensführung (viele leben in
„normalen“ Familienstrukturen) bedingt jedoch keine Möglichkeiten haben
oder diese bewusst ablehnen oder wegen Unkenntnis der Infrastruktur, die
schon bestehenden Beratungs- und Testangebote von Gesundheitsämtern
und AIDS-Hilfen in Anspruch zu nehmen.
- Reaktiv getestete Personen können sich durch Buddys (geschulte HIVpositive
schwule Männer) bis zum Ergebnis des regulären HIV-Labortests
begleiten lassen.
- Die Vor- und Nachteile des Schnelltestes werden den Interessierten mitgeteilt.
Die Entscheidung zu dem Test oder dagegen obliegt einzig und alleine dem
Ratsuchenden.
Nach der Entscheidung für die „BuT-Rastplatz Sommeraktion“ wurden konkret die
weiteren Schritte unternommen:
1. Akquirierung und Ausbildung der ehrenamtlichen und hauptamtlichen
Mitarbeiter (für die Beratung und für die Funktion des Buddys).
2. Entwicklung der Qualitätsstandards für die Beratung auf dem Rastplatz sowie
die Testdurchführung (Anonymität, Beratungssetting).
3. Absprachen mit dem Fachbereich Gesundheitswesen der Kreisverwaltung
Wesel zwecks Beteiligung eines Arztes bei dem Projekt.
4. Behördliche Genehmigung zur Durchführung des Angebotes auf einem
Rastplatz.
5. Eruierung der Kosten für den „Schnelltest“.
55
Zu 1.
In der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. ist es seit Jahren üblich, frisch HIVpositiv
getesteten ratsuchenden Menschen ein Gespräch mit einem HIV-Positiven
ehrenamtlichen Mitarbeiter anzubieten. Diese Mitarbeiter wurden angesprochen und
ihnen das Pilotprojekt erläutert. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter waren sofort dazu
bereit, sich bei dem Projekt zu beteiligen und besuchten das Grundlagentraining,
welches von der AIDS-Hilfe NRW e.V. zur Ausbildung der BuT-Projektteilnehmer
angeboten wurde.
Zu 2.
Glücklicherweise konnte die AIDS-Hilfe NRW e.V. ein Wohnmobil anschaffen,
welches zu einem „BuT-Mobil“ umgebaut wurde. So können in einem abgetrennten
Beratungsraum die interessierten Männer beraten werden und in dem anderen Raum
der Schnelltest durchgeführt werden (Arzt-Raum).
Den interessierten Männern sollten die Optionen / der Vorgang zum Testverfahren im
Rahmen der Beratung erklärt werden. Diese waren:
a) Im Falle eines reaktiven Testergebnisses kann eine Fehldiagnose nicht
zu 100% ausgeschlossen werden. Daher müsste sofort im Anschluss
intravenöses Blut zwecks Bestätigung des Ergebnisses durch einen
herkömmlichen Antikörpertest erfolgen (Mit den damit einhergehenden
psychischen Belastungen, die die Wartezeit dann mit sich bringen
könnte.).
b) Im Falle eines reaktiven Testergebnisses wurde den Ratsuchenden
angeboten, dass ein Mitarbeiter des BuT-Projektes (ein Buddy; HIVpositiver
schwuler Mann) während der Wartezeit als Ansprechperson
zur Verfügung steht.
c) Die getestete Person hätte die Möglichkeit, mit einem Auto nach
Hause/zur nächsten Haltestelle des ÖPNV gefahren werden zu können.
56
d) Es wurde angeboten, den Schnelltest durchführen zu lassen, das
Ergebnis jedoch erst am nächsten Tag im Gesundheitsamt
„abzuholen“.
Zu 3.
Nach einem Austauschgespräch konnte als Arzt der AIDS-Koordinator des
Gesundheitsamtes des Kreises Wesel für die Mitarbeit an diesem Pilotprojekt
gewonnen werden. Vor allem die Argumentation, dass die Zielgruppe Männer sind,
die nicht vom bestehenden Beratungs- und Testangebot der Gesundheitsämter und
AIDS-Hilfen erreicht werden, war ausschlaggebend zur Einwilligung einer
Kooperation. Vom Arzt wurde für diese spezielle Form der aufsuchenden Arbeit eine
Verfahrensanleitung erstellt, einschließlich der erforderlichen Genehmigung durch
die Verwaltungsleitung des Fachbereichs Gesundheitswesen des Kreises Wesel und
der Ärztekammer Nordrhein. Die ärztliche Tätigkeit (spezielle Testberatung,
Testdurchführung und Ergebnismitteilung, sowie auf Wunsch die Beratung zu
anderen sexuell übertragbaren Krankheiten) erfolgte unabhängig vom Beratungsund
Betreuungsangebot der AIDS-Hilfe-Mitarbeiter. Die ärztliche Schweigepflicht
wurde gewahrt, u. a. auch dadurch, dass den Getesteten vom Arzt das Angebot der
Begleitung durch einen Buddy unterbreitet wurde, der Getestete es jedoch selbst
entschied, dieses Angebot anzunehmen bzw. über sein Testergebnis mit jemand
anderen zu sprechen.
Zu 4.
Eigentümer des Rastplatzes ist das Amt für Straßenbau NRW. Die zuständige
Mitarbeiterin gab die Erlaubnis unter gewissen Auflagen (An- und Abmelden der
Aktion bei der zuständigen Autobahnmeisterei sowie nur eine Parkbucht zu
besetzen). Im Vorfeld musste bei der Bezirksregierung Düsseldorf abgeklärt werden,
ob die Aktion mit einer finanziellen Bereicherung einhergehen würde. Da die AIDS-
Hilfe die Testdurchführung kostenlos anbietet, wurde daher auch von dieser Seite die
Erlaubnis erteilt.
Zu 5.
57
Da vor allem die Zielgruppe „MSM mit einem unterdurchschnittlichen sozialen Status“
im Focus unserer Aktion steht, sollte der Test möglichst kostenlos angeboten
werden. Über die AIDS-Hilfe NRW e.V. konnten die BuT-Projekte kostenlos Testkits
bestellen. Die ärztliche Tätigkeit wurde als Dienstleistung des Fachbereichs
Gesundheitswesen Kreis Wesel erbracht, so dass auch hier keinerlei Kosten für die
Aktion entstanden. Daher konnten wir die Beratung sowie die Testdurchführung
anonym und kostenlos anbieten.
Die Umsetzung:
In dem Zeitraum August-Oktober 2009 wurde die „Rastplatzsommeraktion“ an jedem
1. und 3. Mittwoch im Monat in der Zeit von 19.00-22.00 Uhr umgesetzt.
Das BuT-Mobil wurde in einer Parkbucht, in der Nähe des Gehweges zu den
Toiletten, geparkt. Unter der seitlich angebrachten Markise des Busses wurde ein
Tisch mit Kondomen und Informationsmaterialien aufgestellt. Um Aufmerksamkeit zu
erregen, wurden Fahnen (Tripols) mit dem Logo von Herzenslust aufgestellt.
Auf einem der Rastplatz-Sitzbänke in der Nähe des BuT-Mobils saßen die Mitarbeiter
des Projektes. Hier wurden den Gästen Kaffee, Wasser und Kekse angeboten.
Zwei Mitarbeiter sprachen die Männer an und verteilten Kondome sowie
Visitenkarten mit einer Erklärung zum Schnelltestangebot.
Interessierte wurden zu den Mitarbeitern an der Sitzbank weitergeleitet, wo Sie einen
anonymisierten Fragebogen zu sexuellen Vorlieben, Risikosituationen etc. ausfüllen
mussten.
Nach dem der Testwillige den Beratungsbogen ausgefüllt hat, wurde ein
Beratungsgespräch anhand des Fragebogens im hinteren Teil des BuT-Mobils
durchgeführt. Hier wurde explizit auf die Vor- und Nachteile des HIV-
Schnelltestverfahrens hingewiesen.
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Nach einer ausführlichen Beratung und der Entscheidung des Ratsuchenden wurde
er ggf. zum Arzt in den vorderen Teil des BuT-Mobils weiter verwiesen. Nach einem
Gespräch mit dem Arzt wurde dann der Test durchgeführt. Das ganze Verfahren
dauerte ca. 1 Stunde (vom Zeitpunkt der Ansprache, Ausfüllen des Fragebogens,
Beratungsgespräch, Testdurchführung bis hin zum Testergebnis).
Evaluation:
Insgesamt wurde die Aktion im Jahr 2009 an fünf Terminen umgesetzt.
Insgesamt wurden 130 Männer erreicht.
Davon haben 18% eine intensive Beratung durch die Herzenslustmitarbeiter sowie
dem Arzt des Gesundheitsamtes zu HIV und anderen STD´s genutzt und 8% haben
einen HIV-Schnelltest durchführen lassen.
Insgesamt wurden also 26% der erreichten Personen intensiv beraten.
Auswertung der Fragebögen:
Alter:
40% der beratenen Personen waren im Alter von 18-25 Jahren.
30% der beratenen Personen waren im Alter von 26-40 Jahren.
30% der beratenen Personen waren im Alter von 41-55 Jahren.
Das durchschnittliche Alter der beratenden Personen betrug 33 Jahre.
Sexuelle Kontakte:
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70% der beratenen Personen gaben an, nur Sex mit Männern zu haben.
20% der beratenen Personen gaben an, Sex mit Männern und Frauen zu haben.
10% der beratenen Personen gaben an, nur Sex mit Frauen zu haben.
Anzahl der sexuellen Kontakte in den letzten 12 Monaten:
30% gaben an, nur mit dem Partner sexuellen Verkehr gehabt zu haben.
10% gaben an, mit 11-25 Personen sexuellen Verkehr gehabt zu haben.
20% gaben an, mit 10-50 Personen sexuellen Verkehr gehabt zu haben.
40% gaben an, mit weniger als 10 Personen sexuellen Verkehr gehabt zu haben.
Durchschnittlich hatten die getesteten Personen 10 sexuelle Kontakte in den letzten
12 Monaten.
Nutzung spezieller Orte, zur Kontaktaufnahme mit anderen Männern ähnlicher
sexuellen Vorlieben:
Hier waren Mehrfach-Antworten möglich.
18% gaben als Örtlichkeiten das Internet an.
18% gaben als Örtlichkeiten Saunen an.
18% gaben als Örtlichkeiten Sexclubs an.
14 % gaben als Örtlichkeiten Park / Cruising Areas an.
14 % gaben keine Örtlichkeiten an.
9 % gaben als Örtlichkeiten Kneipen / Discos an.
4,5% gaben als Örtlichkeiten Pornokinos an.
4,5% gaben als Örtlichkeiten Klappen an.
Nutzung von Kondomen beim Analverkehr:
60% gaben an, immer Kondome zu benutzen.
10% gaben an, zu 80% Kondome zu benutzen.
20% gaben an, zu 70% Kondome zu benutzen.
10% gaben an, zu 40% Kondome zu benutzen.
60
Durchschnittlich wurde die Benutzung von Kondomen zu 86% beim Analverkehr bei
den befragten Personen angegeben.
Spezielle Gründe, in manchen Situationen keine Kondome zu benutzen
(Mehrfach-Antworten möglich):
„Weil ich in einer festen und treuen Partnerschaft lebe“ gaben 40% an.
30% machten zu dieser Frage keine Angaben.
10% gaben Probleme mit der Erektion beim Benutzen von Kondomen als Grund an.
10% gaben keine speziellen Gründe an.
10% gaben an, wegen „dummer Geilheit“ ab und zu auf Kondome zu verzichten.
Konsum von legalen und illegalen Substanzen beim Kontakt mit Sexpartnern:
80% gaben an, keine Substanzen zu konsumieren.
10% gaben an, zum „locker werden“ Substanzen zu konsumieren,
10% gaben an, Substanzen zwar zu konsumieren, jedoch ohne Kontrollverlust.
Zufriedenheit des Sexuallebens:
Sehr zufrieden gaben 50% an.
Zufrieden gaben 30% an.
Eher zufrieden gaben 20% an.
Selbsteinschätzung zum Wissenstand HIV / STDs:
Sehr gut fühlten sich 10% informiert.
Gut fühlten sich 10% informiert.
Eher gut fühlten sich 70% informiert.
Eher schlecht fühlten sich 10% informiert.
Wurde eine Syphilis in der Vergangenheit diagnostiziert?
90% gaben „Nein“ an.
10% hatten noch keine Untersuchung diesbezüglich.
Impfung gegen Hepatitis B:
„Weiß nicht“ gaben 30% an.
„Nein“ gaben 40% an.
61
„Ja, vollständig“ gaben 20% an.
„Nein, ich hatte schon eine Hep. B“ gaben 10% an.
Wurden bei Selbstuntersuchungen am Körper in letzter Zeit Veränderungen
wahrgenommen:
100% gaben „Nein“ an.
Wurden schon Untersuchungen zu STDs durchgeführt?
„Ja“ gaben 40% an.
„Nein“ gaben 60% an.
Wurde schon einmal ein HIV-Test durchgeführt?
„Ja“ gaben 70% an.
„Nein“ gaben 30% an (Als Grund gaben 20% keinen Grund an, 10% gaben Angst vor
der Wartezeit und dem Testergebnis an.).
Resümee:
Durch die BuT - Rastplatz Sommeraktion konnte bewiesen werden, dass in enger
Kooperation mit den unterschiedlichsten Stellen, Behörden und
Interessentengruppen ein HIV-Schnelltest-Angebot in Szenenähe umgesetzt werden
kann.
Ebenfalls konnte durch das Pilotprojekt die Zielgruppe der MSM, die nicht Gebrauch
von den bestehenden Angeboten aus dem HIV/AIDS-Sektor machen bzw. machen
konnten, erreicht werden.
Aus Sicht der AIDS-Hilfe stand die Beratung der interessierten Menschen zu HIV-
Risikosituationen im Vordergrund. Das Vorhalten des HIV Schnelltestes war für die
Einrichtung zwar von sekundärer Bedeutung, erwies sich allerdings als wichtiger
Öffner für Gesprächs- und Beratungsanlässe. Darüber hinaus ist die
Angebotskopplung „Beratung und Test“ vor dem Hintergrund der oben geschilderten
epidemiologischen und ätiologischen Erkenntnisse (Therapieoptionen und
primärpräventive Effekte) als unbedingt sinnvoll zu empfehlen, denn:
62
Wie erhofft, konnte durch das Beratungsangebot mit der unmittelbaren Möglichkeit
zum Test eine intensivere Auseinandersetzung mit den individuellen Infektionsrisiken
bei den Ratsuchenden / interessierten Menschen bewirkt werden, als dies bei einem
alleinigen Informations- und Beratungsangebot, auch bei den Personen, die sich
nicht zu einem Test entschlossen haben, der Fall wäre.
Danksagung
Wir danken
- den beratenen Personen für ihre Offenheit und Gesprächsbereitschaft.
- den ehrenamtlichen Mitarbeitern für ihr Engagement, dieses Pilotprojekt zu
unterstützen.
- der Bezirksregierung Düsseldorf und dem Amt für Straßenbau NRW.
- dem Land NRW für die Förderung dieses Projektes.
- den Mitarbeitern der AIDS-Hilfe NRW für ihre fachliche und materielle
Begleitung sowie tatkräftige Unterstützung.
- dem Mitarbeiter des Kommissariats Vorbeugung der Polizei Duisburg für seine
fachliche Unterstützung.
- dem Fachbereich Gesundheitswesen für die kostenfreie fachliche
Unterstützung und den ärztlichen Einsatz zu ungewöhnlichen Zeiten an
ungewöhnlichem Ort.
- der Ärztekammer Nordrhein für das freundliche Verständnis und die Erteilung
der Genehmigung für die ärztliche Tätigkeit im Sinne der aufsuchenden
Gesundheitsfürsorge.
- der Fa. Bio-Merieux für die kostenfreie Einweisung der Beteiligten in das
Schnelltestverfahren.
Für Rückfragen oder nähere Informationen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Rüdiger Wächter
63
Dipl. Soz.-Päd.
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
Friedenstr. 100
47053 Duisburg
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Duisburg, den 12.02.2010
AkDuLuS e.V.
Der Projektnehmer hat an den regelmäßig stattfindenden Arbeitskreisen der regional
ansässigen schwul lesbischen Vereine und Selbsthilfegruppen unter dem Dach von
„AkDuLuS e.V.“ teilgenommen und beteiligte sich dort an der Konzipierung,
Entwicklung und Durchführung von schwul lesbischen Angeboten für den Raum
Duisburg. Dieser Arbeitskreis hat z.B. die schwul lesbische Disco „Warm Up“ initiiert
und organisiert.
Neben der Teilnahme an den AkDuLuS-Sitzungen beteiligte sich der Projektnehmer
in der Arbeitsgruppe „CSD 2009 und später CSD 2010“, wo das Duisburger
Straßenfest geplant und koordiniert wurde. Traditionell beteiligt sich die AIDS-Hilfe
Duisburg / Kreis Wesel e.V. bei dem Strassenfest. Neben dem AIDS-Hilfe /
Herzenslust-Stand wurde für AkDuLuS e.V. der Kaffe- und Kuchenstand durch
ehrenamtliche MitarbeiterInnen betrieben.
Die Herzenslustgruppe Duisburg / Kreis Wesel
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Der Projektnehmer für den Bereich MSM hat regelmäßig mit der
Herzenslustteilzeitkraft die inhaltliche Arbeit der lokalen Herzenslustgruppe erörtert
und bei Bedarf angeleitet. Neben der fachlichen Aufsicht des lokalen Projektes
Herzenslust wurden die ehrenamtlichen Herzenslustmitarbeiter in den Bereichen HIV
und andere sexuell übertragbare Krankheiten ergänzend zum bestehenden
Schulungsangebot der AIDS-Hilfe NRW, qualifiziert.
Das Herzenslustteam hat im Jahr 2009 wie in den vorangegangenen Jahren
zielgruppenspezifische Prävention im Bereich schwule und bisexuelle Männer sowie
Männer, die Sex mit Männern haben entwickelt und durchgeführt. Hierbei ist die
konstante Begleitung der umgesetzten Präventionsaktionen sowie die Begleitung der
lokalen Herzenslustgruppen durch die aus Eigenmitteln der AIDS-Hilfe Duisburg /
Kreis Wesel e.V. finanzierte Teilzeitkraft von sehr hohem Stellenwert.
Durch die Teilzeitkraft wurden folgende Aufgaben erfüllt:
- Fachliche Begleitung der ehrenamtlichen Herzenslustmitarbeiter
Die Teilzeitkraft sowie punktuell der Projektnehmer waren bei den primärpräventiven
Vor-Ort-Aktionen von Herzenslust anwesend. So konnten Ratsuchende bei Bedarf
von den ehrenamtlichen Mitarbeitern des Herzenslustteams an die hauptamtlichen
Mitarbeiter weiter verwiesen werden.
- Begleitung der wöchentlichen Gruppentreffen des Herzenslustteams
Durch die regelmäßigen Gruppentreffen, die durch die Teilzeitkraft angeleitet
wurden, wurde die beständige ehrenamtliche Herzenslustarbeit sichergestellt. Neben
diesem Aspekt wurden mit dem Herzenslustteam Veranstaltungen abgesprochen
und deren Umsetzung diskutiert und konzipiert.
- Die Pflege und Aktualisierung der Herzenslusthomepage (www.herzenslustteamdu.de)
war ein ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt der Teilzeitkraft, da sich viele
schwule Männer vorwiegend über das Internet informationen zu HIV, STD´s und
Angeboten in der schwulen Community beschaffen.
- Überregionale Teilnahme an den Herzenslusttreffen im Ruhrgebiet sowie die
Beteiligung an überregionalen Aktionen, die in diesen Gremien entwickelt worden
sind.
Im Rahmen der Vernetzungsarbeit der lokalen Herzenslustgruppen nahm
Herzenslust Duisburg / Kreis Wesel bei den regelmäßig stattfindenden
Ruhrgebietsvernetzungstreffen teil und konzipierte mit anderen
Herzenslustmitarbeitern überregionale primärpräventive Aktionen und beteiligte sich
mit der lokalen Herzenslustgruppe an der Umsetzung dieser Präventionsaktionen
überregional.
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Auf der lokalen Ebene wurden folgende primärpräventive Aktionen in Duisburg
durchgeführt:
Regelmäßig war das Herzenslustteam Duisburg/Kreis Wesel auf der
schwul/lesbischen Party „warm up“ vertreten. Die Veranstaltung findet in einem
monatlichen Turnus statt. Die Besucher konnten sich bei dem Herzenslustteam zu
HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten informieren sowie die
ausgelegten Informationsbroschüren der DAH e.V. sowie Bewerbungsbroschüren zur
ehrenamtlichen Mitarbeit in den Herzenslustgruppen mitnehmen.
Größere Aktionen von Herzenslust auf diesen Veranstaltungen waren:
- Wahl zum „Mr. und Mrs. Warm Up 2009“
Auf der im Oktober und November stattfindenden Warm Up konnten sich Gäste für
die Wahl casten lassen. Neben einem Foto wurden die interessierten Gäste gebeten,
ein Statement zu HIV abzugeben. Auf der im Dezember stattfindenden „warm up“
wurden dann die Kandidaten auf der Bühne von zwei Moderatoren vorgestellt.
Danach wurden durch die Gäste die „Mrs. und der Mr. Warm Up 2009“ gewählt. Die
Sieger wurden gekürt und erhielten Preise. Neben der Platzierung / Bewerbung von
„Herzenslust“ und deren Homepage, wurde das Thema HIV bei der Vorstellung der
Kandidaten massenmedial platziert. Weitere Informationen hierzu auf:
www.herzenslustteam-du.de.
- „Die Klofrau“
Auf der Karnevals-Warm Up im Februar verkleideten sich die Mitarbeiter von
Herzenslust als Klofrauen und legten Kondome auf einem Teller vor den Toiletten
aus. Mit Klobürste, Sprühflasche und Eimerchen ausgestattet wurden die Gäste
angesprochen.
Weiter Aktionen auf lokaler Ebene waren:
- Szenerundgänge
Regelmäßig führte das Herzenslustteam Duisburg/ Kreis Wesel einen Rundgang
durch die Duisburger Szene durch. Ziel der Rundgänge war die Kontaktpflege mit
den Szenewirten, Verteilung von Informationsmaterialien zu HIV und andere STD´s
in den Lokalen sowie die Befüllung des Kondomautomaten.
- CSD Duisburg
Auf dem CSD in Duisburg, der durch AkDuLuS e.V. organisiert wird, war Herzenslust
mit einem Infostand vertreten.
Hier wurde vorwiegend die bundesweite Kampagne „iwwit“ der Deutschen AIDS-Hilfe
e.V. beworben und umgesetzt.
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- Welt AIDS Tag
Das Herzenslustteam Duisburg beteiligte sich an den Veranstaltungen zum Welt
AIDS Tag der AIDS-Hilfe Duisburg/ Kreis Wesel e.V.
Veranstaltungen
Das Herzenslustteam Duisburg / Kreis Wesel hat Vor-Ort-Aktionen in der schwulen
Szene und Örtlichkeiten, wo Männer Sex mit Männern haben, zum Teil mit lokalen
Kooperationspartnern, durchgeführt.
- Rastplätze
In regelmäßigen Abständen wurden Aktionen auf Rastplätzen im Kreis Wesel
durchgeführt, wo Männer Sex mit Männern haben. Hier wurden
Informationsmaterialien und Kondompackungen auf einem Informationsstand den
Besuchern angeboten. Da viele der dort verkehrenden Männer sich nicht eindeutig
als schwul oder bisexuell definieren, wurde auf allgemeine Informationsbroschüren
der DAH / BZgA zurückgegriffen.
Projektkritik / Resumee / Projektausblick
Das Projekt der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. setzte die strukturelle
Prävention im Arbeitsbereich „homosexuelle und bisexuelle Männer sowie MSM“ auf
den unterschiedlichen Ebenen (landes-, regionaler- und lokaler Ebene) sowie die
Herzenslustkampagne um.
Durch die Umsetzung von BuT- Rastplatz Sommeraktion wurde erstmalig bundesweit
ein HIV-Schnelltest niedrigschwellig auf einem Rastplatz angeboten. Ebenso war das
Projekt der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. das erste, welches eine offizielle
Erlaubnis von Seiten der Behörde „Strassen NRW“ für eine Präventionsaktion auf
einem Rastplatz erhielt. Der hohe zeitliche Aufwand hat sich indes gelohnt. Das
Projekt hat neue wegweisende Standards in der Präventionslandschaft der AIDS-
Hilfen gesetzt. Nicht zuletzt, da dieses Projekt ein gutes Beispiel ist für eine
funktionierende Kooperation / Zusammenarbeit sowie Zuarbeit unterschiedlichster
Stellen, Behörden sowie Projekten. Diese Bemühungen wurden nicht zuletzt durch
die bundesweit ausgestrahlte Berichterstattung durch das ZDF (heute Sendung) und
der ARD (Nachtmagazin) wahrgenommen und anerkannt.
Ohne die ehrenamtlichen Mitarbeiter hätte das Projekt „homosexuelle und bisexuelle
Männer sowie MSM“ der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. nicht in diesem
67
Umfang realisiert werden können. Daher gilt ein besonderer Dank an alle, die sich im
Gay Romeo health support, in der Herzenslust – vor – Ort - Arbeit sowie als BuT-
Buddys engagieren.
5.2 Drogen und Substitution
Im Drogenbereich schrieben wir Anfang des Jahres unsere
Bundestagsabgeordneten aus Duisburg und dem Kreis Wesel mit der Bitte an, dem
Gruppenantrag zur Zulassung von Diamorphin zur Behandlung von
Schwerstabhängigen zuzustimmen. Angenehm überrascht wurden wir dann letztlich
doch von der Verabschiedung des entsprechenden Gruppenantrages am 28. Mai im
Deutschen Bundestag. Somit sind einige Abgeordnete der CDU/CSU Fraktion Ihrer
Überzeugung und den schlagkräftigen Argumenten gefolgt und haben so die
Gesetzesverabschiedung ermöglicht.
Nun folgt jedoch ein zäher Prozess, da die einzelnen Bundesländer Richtlinien zur
Umsetzung des Gesetzes verabschieden müssen und der Gemeinsame
Bundesausschuss die entsprechenden Kriterien zur Vergabe festlegen muss.
In Duisburg und dem Kreis Wesel, wo es bisher schon keinen Druckraum gibt, steht
die Originalstoffvergabe weiterhin in ferner Zukunft.
5.2.1 Primär- und Sekundärprävention
5.2.1.1 Spritzenaustauschprogramm
Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel nimmt weiterhin mit den von ihr betreuten
Spritzenautomaten am Projekt der AIDS-Hilfe NRW e. V. teil. Die Standorte befanden
sich in Wesel, Duisburg-Walsum und Duisburg-Hochfeld. Die Spritzenautomaten
werden je nach Frequentierung von uns regelmäßig in ein- bis zweiwöchigem
Rhythmus neu bestückt.
Für den Spritzenautomaten in Moers haben wir nach Abriss des
Feuerwehrgerätehauses an der Abteistr. 9 einen neuen Standort beantragt. Das
Ordnungsamt hatte keine ordnungsrechtlichen Bedenken und hat den Antrag an den
Fachdienst Grünflächen weitergeleitet. Da jedoch an dem von uns favorisierten
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Standort – dem Bahnhof Moers – umfangreiche Bauarbeiten durchgeführt wurden,
mussten wir die Neuaufstellung des Automaten in Moers zurückstellen.
Durch den Zusammenschluss der städtischen Drogenberatung und der
Drogenberatung der Diakonie zum Suchthilfeverbund Duisburg wurde der Standort
der Drogenberatung in Duisburg-Walsum aufgelöst. Da hier unser Spritzenautomat
betrieben wurde und die Räumlichkeiten zunächst von einer Grundschule genutzt
werden sollen und anschließend der Abriss vorgesehen ist, musste auch dieser
Spritzenautomat abgebaut werden. Hierfür gilt es einen neuen Standort zu suchen.
5.2.1.2 Suchtprävention bei Partydrogen
Am 13.02.2009 führten wir eine Aktion zur Suchtprävention bei Partydrogen und HIV-
Prävention bei Partybesuchern im Delta-Musik Park durch. Diese Aktion wurde
ermöglicht durch die Duisburger Stiftung für Umwelt, Gesundheit und Soziales. Für
die Aktion haben wir kleine Päckchen zusammen gestellt: Sie beinhalten Ohrstöpsel,
Kondom und Vitaminbonbon. Ergänzt werden sie entweder durch den Kartensatz
„Drugs, just say know“ oder für Besucher, die keine Ambitionen auf Partydrogen
haben, mit dem „Heutiger Wissensstand“ der DAH. Um das Päckchen zu erhalten,
mussten die BesucherInnen Fragen zu HIV/AIDS oder Partydrogen beantworten.
Nach Auswertung der Aktion stellte sich heraus, dass ein AIDS-Hilfe Stand
Berührungsängste auslöst. Mit Hilfe der Kreativität unserer beiden Praktikantinnen
Sandra und Yvonne, die u. a. auch eine Umfrage bei Partybesuchern vorgenommen
haben, wird das Partydrogenprojekt zukünftig unter dem Namen
@drugthive durchgeführt.
Dieses Projekt wurde zweimal in der Diskothek „RAJ“ in Wesel und bei der
„Ulltraschall-Party“ zum Welt-AIDS-Tag in Duisburg umgesetzt. Das Projekt kommt
sehr gut bei den Partybesuchern und Partyveranstaltern an und soll weiterhin – im
Rahmen der vorhandenen Ressourcen – umgesetzt werden.
Hier sei der ehemaligen Praktikantin Yvonne Leuverink besonderer Dank gesagt, die
unermüdlich für dieses Projekt erfolgreich Kontakte knüpft und ehrenamtlich das
Projekt mit durchführt.
69
Ehrenamtlerin Yvonne Leuverink und Ralf Runniger beim Projekt @drugthive
5.2.2 Substitution
5.2.2.1 Entwicklung der Wochenendvergabe
Auch im Jahre 2009 haben wir über das komplette Jahr an allen Sams-, Sonn- und
Feiertagen die Vergabe von Methadon in der AIDS-Hilfe in Duisburg durchgeführt.
Die Anzahl der Substituierten lag im Durchschnitt bei 85 Personen, wobei die
geringste Teilnehmerzahl 55 und die höchste Zahl 112 Klienten betrug, die die
Vergabe besuchten. Die Vergabezeit beträgt 1,5 Stunden. Weiterhin wird die
Vergabe von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter und einem Arzt durchgeführt. Zur
Vergabe entsenden insgesamt fünf Ärzte ihre Patienten.
Die Zusammenarbeit zwischen den Ärzten und unseren ehrenamtlichen
MitarbeiterInnen, den Apotheken und der Polizei verlief weiterhin reibungslos. An
dieser Stelle einen Dank an die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen für ihr Engagement
und ihre Mithilfe.
Aufgrund der großen Anzahl der Substituierten innerhalb einer kurzen Zeit gab es im
Jahr 2009 Beschwerden aus der Nachbarschaft. In Rücksprache mit den Ärzten
wurden nochmal Kriterien für die Ausgabe formuliert und den Substituierten mitgeteilt
und in der Nachbarschaft um Verständnis geworben. Bisher hat sich diese
Vorgehensart bewährt.
Am letzten Sonntag im Monat wurde weiterhin ehrenamtlich ein Frühstück für die
Substituierten organisiert. Dieses wird mit Lebensmitteln der Duisburger Tafel
gespeist. Das Frühstück wird sehr gut angenommen. Hier besteht die Möglichkeit,
neben dem reinen „Abschlucken“ des Methadons, Sorgen und Nöte auszutauschen.
Meist können die TeilnehmerInnen noch Lebensmittel mit nach Hause nehmen. Hier
gilt unser Dank den ehrenamtlichen Mitarbeitern und der Duisburger Tafel e. V. und
dem Verein Bürger für Bürger e. V. für ihr Engagement.
70
5.2.2.2 Psychosoziale Begleitung Substituierter (PSB)
Die psychosoziale Begleitung von HIV-Positiven / an AIDS erkrankten Substituierten
ist ein weiterer Bestandteil der Drogenarbeit innerhalb der AIDS-Hilfe. Für diese
Begleitung werden konstant zwanzig Plätze zur Verfügung gestellt, wobei sich die
Arbeit auf die in der Begleitung tätigen hauptamtlichen Mitarbeiter verteilt.
Im Vordergrund der PSB steht die Stabilisierung der Klienten, die in ihrer
Lebenssituation gestärkt und unterstützt werden. Die Zielsetzung der PSB erfolgt
dabei im Wesentlichen nach den Bedürfnissen der Klienten. Das bedeutet in erster
Linie, dass das subjektive Wohlbefinden der jeweiligen Person und die
Lebensverhältnisse verbessert werden sollen. Entsprechend dieser Zielsetzung steht
bei einigen Substituierten die Verbesserung des Gesundheitsstatus im Mittelpunkt,
während bei anderen die Sicherung der materiellen Grundversorgung oder der
Aufbau sozialer Netze im Vordergrund stehen kann.
Dies kann in medizinischer Hinsicht bedeuten, dass wir in eine Substitution
vermitteln. Da es sich hier nur um wenige Einzelfälle handelt und wir gute Kontakte
zu den substituierenden Ärzten pflegen, gelingt dies in der Regel problemlos. Des
Weiteren stellen wir den Kontakt zu HIV-Schwerpunkt-Ärzten her und unterstützen
die DrogengebraucherInnen, die zum Teil starke Berührungsängste mit Ärzten dieser
Fachrichtung haben, sich in eine adäquate Behandlung zu begeben. Es ist jedoch
schwierig, neue Klienten in ein relativ schematisches Korsett zu bringen, welches für
eine HIV Behandlung notwendig ist (regelmäßige Überwachung der HIV/AIDS-
Parameter, regelmäßige Tabletteneinnahme (Compliance/Adhärenz).
Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Hepatitis C-Beratung, da in den meisten Fällen
bisher die Hepatitis-Behandlung bei DrogengebraucherInnen nicht durchgeführt
wurde und die Behandlung auch bei den Betroffenen große Ängste auslöst. Da
gerade im Bereich Hepatitis C Behandlung neue Medikamente in absehbarer Zeit zur
Verfügung stehen, gilt es für uns, die Begleiteten entsprechend zu beraten.
Im Rahmen der PSB ist es für uns wichtig, die Ressourcen der Begleiteten zu
wecken. Durch die eigene Bewältigung von Problemen und Aufgaben erfahren sie
eine Stärkung ihres Selbstwertgefühles.
Soziale Kontakte sind ein Hauptwunsch der Begleiteten, wobei diese außerhalb der
Szene liegen sollen. Teilweise funktioniert dieses in einer selbst aufgebauten
Vernetzung der von uns Begleiteten untereinander, teilweise ist dieses aber auch
recht schwierig und wir versuchen der Vereinsamung durch ehrenamtliche
Begleitung entgegenzuwirken.
5.2.3 Niedrigschwellige Arbeit mit illegalisierten DrogengebraucherInnen
Seit Dezember 2008 wird von der AIDS-Hilfe Duisburg Kreis Wesel e. V. auf der
Platte Streetwork durchgeführt. Dies wurde zunächst durch den hauptamtlichen
Mitarbeiter für den Drogenbereich und einen ehemaligen Praktikanten Tim P. eine
71
ehemalige Praktikantin Sandra K. durchgeführt. Wir versuchten, das Angebot jede
Woche aufrechtzuerhalten. Ab September nahm die Drogenberatung der Diakonie
das Streetwork wieder auf und wir besuchten die Szene im vierzehntägigen Wechsel.
Beim Streetwork werden Spritzen, Kondome und Care Sets verteilt, Fragen zu
HIV/AIDS und Hepatitiden beantwortet. Ein guter Kontakt und eine vertrauensvolle
Basis haben sich entwickelt. Das Ziel, eine JES-Gruppe zu reaktivieren, ließ sich
jedoch bisher nicht umsetzen. JES (Junkies, Ehemalige, Substiutierte) ist eine
bundesweite Selbsthilfestruktur im illegalen, akzeptierenden Drogengebrauch und
war jahrelang in Duisburg fest etabliert. Aufgrund der Einstellung der Landesmittel in
diesem Bereich wurde eine vorhandene und erfolgreiche Struktur zerschlagen.
5.2.4 „Nationaler Gedenktag für verstorbene DrogengebraucherInnen“
am 21. Juli
Zum Nationalen Gedenktag für verstorbene DrogengebraucherInnen haben wir
nachfolgenden Pressetext versandt:
Pressetext++++++Pressetext++++++Pressetext++++++Pressetext
Menschenwürde in der Drogenpolitik – ohne Legalisierung geht es
nicht!
Unter diesem Motto zieht die AIDS—Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. anlässlich des
nationalen Gedenktages für verstorbene Drogengebraucher am 21. Juli Bilanz der
bisherigen Drogenpolitik.
In den vergangenen drei Jahren ist die die Zahl der Drogentoten in Nordrhein-
Westfalen und bundesweit - wie aus nachstehender Tabelle ersichtlich ist –
kontinuierlich angestiegen. In Duisburg ist nach einem Rückgang im Jahr 2007 mit
26 Drogentoten die zweithöchste Zahl an verstorbenen Drogengebrauchern
seit 1999 zu beklagen.
Drogentote 2006-2008
2008 2007 2006
Duisburg 26 9 15
NRW 380 374 350
Deutschland 1449 1394 1296
„Leider hat sich meine Befürchtung aus dem letzten Jahr, dass die Zahl der
Drogentoten in NRW ansteigen wird, bewahrheitet“, erklärt hierzu Rolf Ringeler,
Vorstandsvorsitzender der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V.. „Die
Drogengebraucher sind aufgrund des Runderlasses des Justizministeriums NRW
vom 30.07.07 kriminalisiert worden, da die Eigenbedarfsgrenze für so genannte harte
Drogen, also vor allem Heroin, Kokain und Amphetamin (zuvor 0,5 Gramm)
aufgehoben wurde. Durch diese Kriminalisierung privatisiert sich die Szene
zunehmend, der Konsum findet in privaten Wohnungen statt und erschwert somit
den Zugang der Hilfssysteme zu den Hilfebedürftigen.“
„Verstärkt wird dies in Duisburg durch den Versuch der Ordnungskräfte, durch die
Auflösung von nicht angemeldeten Versammlungen verbunden mit der Androhung
72
von Platzverweisen, die Einkaufsmeile frei von Individuen unerwünschten Aussehens
und Verhaltens zu bekommen“, berichtet Ralf Runniger, der hauptamtliche
Mitarbeiter. „Hier wird von der Politik die Unsichtbarmachung von
Drogengebrauchern in den immer größer werdenden ökonomisierten Teilen der
Stadt (mit Passagen und Einkaufscentern) versucht, den Drogengebrauchern, die
bereits weitgehend vom Bildungs- und Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind, auch noch
den öffentlichen Raum der Stadt zu nehmen“, führt Ralf Runniger weiter aus.
„Des Weiteren sollen die Streetworker instrumentalisiert werden, die
Drogengebraucher an die vom Ordnungsamt gewünschten Stellen zu zentrieren.
Dies soll dadurch geschehen, dass die Streetworker nicht – wie üblich – auf der
Platte, die seit Jahren einen festen Standort hat , aufsuchen, sondern das Angebot
der Spritzen- , Care-Pack- und Kondomverteilung am Rande der „schönen und
sauberen Einkaufswelt“ - unterbreiten sollen -“, ergänzt Ralf Runniger.
Wer das Geschehen zwar kritisch aber auch differenziert betrachtet, erkennt
allerdings auch positive Entwicklungen:
„Einen Meilenstein auf dem Weg zu einer praxisnahen Versorgung
Heroinabhängiger sehe ich in der Verabschiedung des Gesetzes zur
diamorphingestützten Substitutionsbehandlung am 28.05.2009“, führt Rolf Ringeler
aus. „Ich bedanke mich bei allen Bundestagsabgeordneten, die dazu beigetragen
haben, dass sich nun eine Parlamentsmehrheit für das seit Jahren von uns
geforderte Gesetz gefunden hat.“
„Nun gilt es, zügig im Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) die Kriterien für die
Abrechenbarkeit der heroingestützten Substitutionsbehandlung festzulegen, damit
weitere Städte Anträge bei den entsprechenden Landesbehörden stellen können“,
ergänzt Ralf Runniger. „Ob Duisburg den Mut hat und sich für eine Beantragung
entscheidet und damit eine Grundlage zur Verringerung der Drogentoten legt?“, ist
für Ralf Runniger allerdings fraglich.
Besonders positiv für Duisburg ist zu vermerken, dass aufgrund des hohen
Engagements einzelner Ärzte eine gut funktionierende Substitutionsbehandlung
ohne Bestehen einer Warteliste vorgehalten wird und durch die Zusammenarbeit
zwischen AIDS-Hilfe und den substituierenden Ärzten die Vergabe an Wochenenden
und an Feiertagen seit über 10 Jahren beispielhaft geregelt ist. Hinzu kommt seit
2004 die Substitutionsbehandlung im Bertha Krankenhaus bei Patienten mit
psychischer Co-Morbidität, wobei hier allerdings nur sehr wenige Plätze zur
Verfügung stehen.
„Letztendlich halten wir unser Fernziel, nämlich die Legalisierung aller Substanzen im
Auge“ erklärt Rolf Ringeler. „Die Vorteile, die die Abkehr in der Drogenpolitik von
Prohibition und Repression bietet, wie z. B.: Austrocknung des Schwarzmarktes,
drastische Reduzierung von Beschaffungsdelikten, deutliche Verringerung
gesundheitlicher Risiken und Schädigungen Drogen gebrauchender Menschen und
somit eine Verringerung der Drogentoten diskutieren wir gern mit Ihnen an unserem
Infostand“, fährt Rolf Ringeler fort.
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„Drogengebrauch und Drogenmissbrauch sind nicht durch Abschreckung,
Verordnung oder Strafandrohung abschaffbar. Hilfe statt Strafe muss oberstes
Prinzip der Drogenpolitik bleiben“, fordert Ralf Runniger zum Abschluss.
Die AIDS-Hilfe lädt am Dienstag, dem 21.07.09 von 11 bis 13.30 Uhr an ihren
Infostand auf der Königstraße in Höhe des König-Heinrich-Platzes zwischen U-Bahn-
Ausgang und Fontänen-Brunnen zur Diskussion ein.
Aktion zum „Nationalen Gedenktag für verstorbene DrogengebraucherInnen“
am 21.07.2009
Am 21.07.2009 gedachten wir in der Fußgängerzone auf der Königstraße in Höhe
des König-Heinrich-Platzes der im letzten Jahr verstorbenen
DrogengebraucherInnnen mit einem Infostand.
Wir verteilten einen Folder, der auf der Vorder- und Rückseite mit einem Gedicht
und zusätzlich auf der Vorderseite mit einem Tribal versehen war. Den Folder
versahen wir mit unserer Pressemitteilung, der aktuellen gemeinsamen
Stellungnahme des Bundesverbandes der Eltern und Angehörigen für akzeptierende
Drogenarbeit e. V. , Landesverbandes der Eltern und Angehörigen für humane und
akzeptierende Drogenarbeit NRW e. V., des JES Bundesverbandes, des
Landesverbandes JES NRW e. V., der DAH e. V., der DGS e. V. und von akzept e.
V.. Des Weiteren enthielt der Folder unsere Forderungen zur schrittweisen
Legalisierung bisher illegalisierter Substanzen. Wir postierten 26 Grablichter als Zahl
(die Zahl der im Jahr 2008 verstorbenen DrogengebraucherInnen).
74
Wir verzeichneten eine gute Presseresonanz, vor Ort waren die NRZ und WAZ, das
WDR Lokalfernsehen Duisburg und Sat 1. Es gab einen Artikel in NRZ online und
der 1. Vorsitzende Rolf Ringeler wurde im Studio 47 interviewt.
5.2.5 Teilnahme an Arbeitskreisen
Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. ist durch den hauptamtlichen Mitarbeiter
für den vorgenannten Bereich in dem Arbeitskreis Suchtmedizin (Qualitätszirkel der
substituierenden Ärzte) und an der PSAG Basisarbeitsgruppe „Suchtkrankenhilfe“
vertreten.
Für den Arbeitskreis Suchtmedizin organisierten wir in Zusammenarbeit mit der
Firma Gilead am 04. Juni eine Fortbildung zum Thema „Grundlagen der HIV-
Therapie in der Suchtmedizin“ mit dem Referenten Herrn Oberarzt Dr. Stefan
Esser von der Uniklinik Essen, der wie immer einen interessanten und kurzweiligen
Vortrag über das aktuelle HIV-Geschehen hielt. Die Veranstaltung fand bei den
substituierenden Ärzten ein sehr positives Feedback, da auch Rückfragen möglich
waren und diese umfassend beantwortet wurden.
5.3 HIV und Strafvollzug
Das Angebot der „Strukturellen HIV- und STI- Präventionsarbeit im Strafvollzug“
wurde auch 2009 durch die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. auf der lokalen und
landesweiten Ebene umgesetzt. Auf der landesweiten Ebene erfolgte die Arbeit
ausschließlich in Vernetzung und Kooperation mit Institutionen, die im Bereich „HIV
und Strafvollzug“ tätig sind (wie z.B. bei dem Landesarbeitskreis Drogen und Haft der
AIDS-Hilfe NRW e.V.).
Auf der lokalen Ebene wurde mit den vorhandenen Untersuchungshaftanstalten, dem
offenen Vollzug sowie den Gerichten und Staatsanwaltschaften der Region
kooperiert, um die Präventionsarbeit Bedienstete und Inhaftierte im Bereich
Strafvollzug zu platzieren. Ziel war die Wissensvermittlung von Übertragungswegen
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und Schutzmöglichkeiten im Themenfeld STD´s, vor allem im Hinblick auf HIV und
die Hepatitiden. Weitere Arbeitsschwerpunkte waren die Begleitung HIV-positiver
Inhaftierter sowie die Einzelberatung von Inhaftierten im Rahmen von
Sprechstunden.
5.3.1 Einführung
Die Arbeit in den Untersuchungshaftanstalten, sowie neuerdings seit dem Jahr 2009
in der Haftanstalt für Männer in Oberhausen, wurde, den Gegebenheiten des
Vollzugsalltages angepasst, umgesetzt. Hierbei ist eine beständige und regelmäßige
Arbeit unabdingbar, da der Vollzug eher durch einen strukturierten Alltag und durch
ein hohes Maß an Regelmäßigkeit geprägt ist.
Daher wurde in dem Berichtszeitraum kein neues innovatives Projekt in den
Haftanstalten umgesetzt.
Was im Jahr 2009 jedoch neu war und den Fachbereich „Gesundheitsförderung bei
Menschen in Haft“ geprägt hat, ist die erstmalig erreichte Refinanzierung der
primärpräventiven Arbeit der AIDS-Hilfe durch das Justizministerium NRW. Diese
unabdingbare Voraussetzung zum Erhalt der entsprechenden Angebote konnte
durch die Überzeugungskraft eines, im vorangegangenen Jahr erstellten Konzeptes
erreicht werden, an dem neben MitarbeiterInnen aus der AIDS-Hilfe NRW e.V. vor
allem auch Personen aus den Haftanstalten beteiligt waren und ihr Wissen mit
eingebracht haben. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle, die an der
Konzepterstellung beteiligt waren! Für diese neue, auf einer vertraglichen Grundlage
basierende Kooperation mit der Haftanstalt wurde zu Bewerbungszwecken unserer
Angebote in den Haftanstalten ein Flyer entwickelt. Dieser wurde durch einen
Mitarbeiter der AIDS-Hilfe Bochum e.V. layoutet. Auch hier ein herzliches
Dankeschön für die Unterstützung!
Es sei zum Ende noch erwähnt, dass nach unseren Kenntnissen die AIDS-Hilfe
Duisburg/Kreis Wesel e.V. bundesweit die erste in der Präventionsarbeit tätige
Einrichtung ist, die über ein Justizministerium eine Refinanzierung für ihre
primärpräventivenTätigkeiten im Vollzug erhält.
5.3.2 Landesweite Vernetzung
Teilnahme an Arbeitskreisen
Der hauptamtliche Mitarbeiter hat regelmäßig an dem Landesarbeitskreis „Drogen
und Haft“ der AIDS-Hilfe NRW e.V. teilgenommen. Durch den regelmäßig
stattfindenden fachlichen Austausch wurde die Arbeit kontinuierlich modifiziert,
einheitliche Standards erarbeitet und somit die lokale Arbeit weiter professionalisiert.
Der hauptamtliche Mitarbeiter nahm im Rahmen der landesweiten Vernetzung an
verschiedenen Arbeitskreisen und Tagungen teil.
Seit mehreren Jahren ist der hauptamtliche Mitarbeiter der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis
Wesel e.V. Sprecher des Landesarbeitskreises Drogen und Haft. Mit dieser Tätigkeit
ist ein erhöhter zeitlicher Aufwand verbunden, da die Funktion des Sprechers unter
anderem die regelmäßige Absprache mit der zuständigen Mitarbeiterin der
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Landesgeschäftsstelle zu Themenschwerpunkten für Landesarbeitskreise „Drogen
und Haft“ sowie die Vertretung bei landesweiten Gremien beinhaltet.
5.3.3 Lokale Arbeit des Projektes ,HIV und Strafvollzug’
Der Arbeitsbereich „Gesundheitsförderung für Menschen in Haft“ bedient die
Untersuchungshaftanstalt Duisburg-Hamborn sowie die Zweiganstalten Duisburg-
Mitte, Dinslaken, Oberhausen und den offenen Vollzug in Moers Kapellen. Inhaltliche
Schwerpunkte der Arbeit sind:
- Primär- und Sekundärprävention zum Themenfeld HIV/AIDS, Hepatitiden
sowie andere sexuell übertragbare Krankheiten
- Begleitung und Interessensvertretung HIV-positiver Inhaftierter
- Einzelberatung von Inhaftierten
- Mitarbeiterschulungen
- Verschiedene Veranstaltungen
5.3.4 Gesundheitliche Belastungen von Inhaftierten
Die Hauptinfektionswege von HIV und Hepatitiden sind das gemeinsame Benutzen
gebrauchter Spritzutensilien beim i.v. Drogenkonsum, sexuelle Kontakte und
Tätowieren / Piercen. Daher hat die Präventionsarbeit der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis
Wesel e.V. eine starke Fokussierung auf diese Übertragungswege.
Hier ein Umriss der Risikosituationen anhand statistischer Forschungsergebnisse:
Drogenkonsum
I.v. Drogenkonsum ist bei inhaftierten Drogenabhängigen zwar weniger verbreitet als
außerhalb, aber die Inhaftierten, die ihren Konsum in Haft fortsetzen, tun dies unter
hoch riskanten Bedingungen und in der Regel in Form eines gemeinsamen
Gebrauches von Spritzen, Nadeln und Spritzutensilien. Wedershoven (s.
Wedershoven C. Katamnese der HIV-Infektion bei drogenabhängigen und nichtdrogenabhängigen
Inhaftierten im Vergleich im Justizvollzug des Landes Nordrhein-
Westfalen. 1998) bestätigt, dass unsterile Spritzutensilien die Hauptinfektionsquelle
der von ihr untersuchten Gefangenen darstellt. Knapp fand, dass bei den von ihm
befragten Inhaftierten positiven Strafgefangenen bis zu neun Personen eine Spritze
zusammen benutzten (s. Knapp R. AIDS im Strafvollzug. Zur Situation HIV-Infizierter
und AIDS-Kranker Strafgefangener unter besonderer Berücksichtigung der
Problematik intramuralen Drogenkonsums: Ergebnisse einer empirischen Erhebung
und rechtliche Konsequenzen. Bonn (Unveröff. Diss.) 1996).
Sexuelle Beziehungen
Sexualität ist in den Haftanstalten genauso präsent, wie der illegale Drogenkonsum.
Die Thematisierung von gleichgeschlechtlicher Sexualität ist jedoch so gut wie
unmöglich. Wenige Haftanstalten gestatten Langzeitinhaftierten heterosexuelle
Kontakte im Rahmen der Besuchszeit von (Ehe-) PartnerInnen (z.B. JVA Werl, JVA
für Frauen Vechta) oder bei Haftlockerungen der Inhaftierten sexuelle Kontakte im
Rahmen des Urlaubes.
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Es scheint jedoch, dass das „Verbot“ der Ausübung von Sexualität als Teil der Strafe
angesehen wird. Dies wird nicht zuletzt von den Inhaftierten selbst so gesehen. Der
Drang nach sexuellen Handlungen führt zu einer Abspaltung der Sexualität von der
allgemeinen sozialen Haltung der Inhaftierten. Es werden gleichgeschlechtliche
Handlungen praktiziert, die konträr zur Haltung und allgemeinen Aussage der
Inhaftierten stehen. Durch diese abgetrennte, nicht akzeptierte Sexualität wird
teilweise bzw. vollständig auf Kondomgebrauch verzichtet. Die Prävention steht hier
vor einem Dilemma. Der Thematisierung von gleichgeschlechtlicher Sexualität in
Präventionsveranstaltungen wird mit Anlehnung begegnet. Um Inhaftierten die
Möglichkeit eines Beratungsgespräches zu ermöglichen, wo Fragen zu
Übertragungswegen vertrauensvoll beantwortet werden, bietet die AIDS-Hilfe daher
seit 2007 eine Hepatitis- / HIV-Sprechstunde in den Haftanstalten Hamborn und
Dinslaken an.
Tätowieren / Piercen
Tätowieren und Piercen ist wie das Benutzen unsteriler Injektionsnadeln eine
Übertragungsmöglichkeit von Hepatitis C und, in geringerem Ausmaß, von HIV.
Leider wurden bis dato keine Studien in Haftanstalten durchgeführt, um hier eine
Aussage in Richtung Risiko, Gebrauch und Infektionszahlen von Inhaftierten über
Tätowieren und Piercen zu treffen.
Die AIDS-Hilfe thematisiert diese gesundheitsgefährdenden Verhaltensweisen bei
ihrer Präventionsarbeit und bietet den Rahmenbedingungen entsprechende
Lösungsansätze an.
5.3.4.1 Primär- und Sekundärprävention
Der hauptamtliche Mitarbeiter hat regelmäßig Informationsveranstaltungen in den
Justizvollzugsanstalten durchgeführt. Neben den Übertragungswegen von HIV und
Hepatitiden wurden die Behandlungsmöglichkeiten und mögliche Schutzmaßnahmen
angesprochen (Desinfektion von gebrauchten Spritzen, Förderung des
„Blutbewusstseins“, Vorgehen bei Nadelstichverletzungen und Safer Sex - Praktiken
{bei Männern, die Sex mit Männern haben sowie Frauen, die Sex mit Frauen
haben}).
5.3.4.2 Begleitung
Der Arbeitsbereich „Strukturelle HIV- und STI- Präventionsarbeit im Strafvollzug“
bietet den inhaftierten Frauen und Männern die Möglichkeit, regelmäßig (in der Regel
alle zwei Wochen) mit einem Mitarbeiter der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. zu
sprechen. Die Erstgespräche werden von dem hauptamtlichen Mitarbeiter
durchgeführt. Hier werden folgende Aspekte erörtert: Bedarf des Inhaftierten,
Stadium der HIV-Infektion, medizinische Behandlung sowie die Angebote der AIDS-
Hilfe (z.B. Knastpakete, Therapievermittlung, Resozialisierung nach der
Haftentlassung etc.). Die regelmäßigen Besuche werden durch einen
hauptamtlichen Mitarbeiter oder ggf. von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter
durchgeführt. Im Sinne einer professionellen psycho-sozialen Begleitung besteht für
die ehrenamtlichen Mitarbeiter das Angebot der „Drogen- / Knast-Gruppe“. Ziel des
78
zweiwöchentlich verfügbaren Angebotes ist der fachliche Austausch von
Begleitungsfällen, Absprachen von Veranstaltungen und eine supervisorische
Beratung für die Begleiter.
Außenansicht des neu erstellten Flyers
5.3.4.3 HIV- und Hepatitissprechstunde
Nach Absprache mit dem Anstaltsarzt der JVA-Hamborn bietet die AIDS-Hilfe
Duisburg/Kreis Wesel e.V. seit 2006 in der Zweiganstalt Dinslaken eine HIV- und
Hepatitissprechstunde an und seit 2007 in der Haftanstalt Hamborn. Seit 2009
werden auch die Zweiganstalten Duisburg-Innenstadt und Oberhausen bedient.
Ziel der Sprechstunde ist es, in einem geschützten Rahmen Fragen an den
Mitarbeiter der AIDS-Hilfe stellen zu können, die bei einer Informationsveranstaltung
im größeren Rahmen durch Scham, gesellschaftliche Tabuisierung bzw.
Sanktionsgefahr von Seiten der Anstalten nicht thematisiert werden (Needlesharing,
Drogenkonsum, MSM und FSF). Die Sprechstunde wird durch Plakate und den neu
erstellten Flyer beworben und Interessierte können sich durch einen Antrag an den
Sozialdienst für die Sprechstunde anmelden.
Innenansicht des neu erstellten Flyers
79
5.3.4.4 Mitarbeiterschulung
Durch den Arbeitsbereich „Strukturelle HIV- und STI- Präventionsarbeit im
Strafvollzug“ werden für die Bediensteten der Justizvollzugsanstalten, den Gerichten
sowie den Staatsanwaltschaften Informationsveranstaltungen angeboten (siehe
hierzu: Infektionsschutz „Gemeinsamer Runderlass des Ministeriums für Inneres und
Justiz (4550 – IV B. 65) und des Ministeriums für Frauen, Jugend, Familie und
Gesundheit (V A 4 – 0392.3)“) . Inhalte der Veranstaltungen sind vornehmlich die
Einhaltung der Hygienestandards, Vorgehen nach einer Nadelstichverletzung und die
Wissensvermittlung von Übertragungswegen, Behandlungsmöglichkeiten im Bezug
auf HIV und Hepatitiden und darüber hinaus die Impfmöglichkeiten bei einigen
Hepatitiden.
5.3.4.5 Veranstaltungen
Der hauptamtliche Mitarbeiter war bei mehreren Veranstaltungen in den
Justizvollzugsanstalten präsent, um als Ansprechpartner bekannt zu werden.
Darüber hinaus wurden medienwirksame Veranstaltungen selbst organisiert, um das
Thema „HIV und Strafvollzug“ in der Öffentlichkeit zu thematisieren.
Zu diesen Veranstaltungen zählten unter anderem die Teilnahme am Sommerfest
der Frauenhaftanstalt sowie die Amtseinführung der neuen Haftanstaltsleiterin sowie
die Teilnahme an einer Weihnachtsfeier in der Haftanstalt Hamborn.
5.3.5 Resümee
Der Arbeitsbereich „Strukturelle HIV- und STI- Präventionsarbeit im Strafvollzug“
kann auf ein erfolgreiches Jahr zurückschauen. Die Kooperation mit den Anstalten ist
konstant, kontinuierlich und produktiv. Die Angebote der AIDS-Hilfe wurden sehr gut
angenommen.
Gerade durch die vertragliche Grundlage mit den Haftanstalten konnte eine
regelmäßige und kontinuierliche Arbeit sichergestellt werden. Jedoch ist damit auch
eine erhöhte Verbindlichkeit und durch die Ausweitung des Betätigungsfeldes auf die
Haftanstalt Oberhausen auch ein erhöhter zeitlicher Aufwand verbunden.
5.4 Frauen und AIDS - Prävention bei Frauen in besonderen
Lebenslagen
Auch im Jahr 2009 ließ sich das Projekt ‚Frauen und AIDS’ der AIDS-Hilfe Duisburg /
Kreis Wesel e.V. mithilfe der Zielgruppenspezifischen Mittel des Landes NRW
erfolgreich umsetzen, aufgrund personeller Fluktuation allerdings nur in erheblich
begrenztem Umfang (s. 1.).
Die Stelleninhaberin Judith Dewald trat Anfang April in den Mutterschutzurlaub ein
und ihr Vertrag endete am 14.06. des Berichtsjahres. Wir bedanken uns bei Frau
Dewald für zwei erfolgreiche Jahre, wünschen ihr für die Zukunft alles Gute und
freuen uns, dass sie in begrenztem Umfang im AIDS-Hilfe-Dunstkreis verbleiben
wird. Unter anderem wird sie als ehrenamtliche Mitarbeiterin der AIDS-Hilfe
Oberhausen die Funktion als `Knotenfrau´ des bundesweiten Netzwerkes „Frauen
und AIDS“ für die Region Ruhrgebiet und nordöstliches NRW weiter wahrnehmen.
80
Die im Mai auserwählte Nachfolgerin konnte ihren Dienst erst am 01. August
antreten und hat uns nach vielversprechendem Start bereits nach zwei Wochen aus
unbekannten Gründen wieder verlassen. Somit mussten wir die Stelle erneut
ausschreiben und konnten diese endlich ab dem 01.11.2009 mit der Diplom-
Pädagogin, Frau Petra Kurek, höchst kompetent besetzen. In der fast
siebenmonatigen Vakanz hat natürlich nicht nur der Frauenbereich gelitten, sondern
auch die verbliebene hauptamtliche Mannschaft durch mögliche Vertretungen an
Belastungsgrenzen geführt. Ganz besonders hilfreich zur Wahrnehmung der
dringendsten Angelegenheiten war der Umstand, dass Frau Anika Walther im
Rahmen ihrer geringfügigen Beschäftigung (s. 5.6.) hier eingesprungen ist.
Somit können wir nunmehr auch für das Berichtsjahr über die Umsetzung der
strukturellen Prävention im Arbeitsbereich ‚Frauen und AIDS’ auf lokaler, regionaler
und landesweiter Ebene berichten.
Die Schwerpunkte im Jahr 2009 galten den Arbeitsbereichen Begleitung von HIVpositiven/
an AIDS erkrankten Frauen, Gestaltung bedarfsgerechter
Versorgungsstrukturen, Abbau gesellschaftlicher Diskriminierungen und
Primärprävention spezifischer Zielgruppen innerhalb des Frauenbereiches.
Auch in diesem Jahr erfolgte die Arbeit auf der landesweiten und regionalen Ebene
ausschließlich in Vernetzung und Kooperation mit Institutionen, die im Bereich
‚Frauen und AIDS’ tätig sind. Diese Vorgehensweise stellt vorhandene Ressourcen
sicher und führt zu einer effizienten Arbeit im Bereich ‚Frauen und AIDS’.
In der lokalen Arbeit ließ sich die Ausdifferenzierung der Aufgaben durch die
Einbeziehung von ehrenamtlicher Arbeit –allerdings in reduzierter Weise- bei der
Unterstützung der HIV-positiven / an AIDS erkrankten Frauen realisieren. Darüber
hinaus waren auch auf dieser Ebene Kooperationen mit Institutionen relevant, um die
begrenzten personellen Ressourcen möglichst effizient zu nutzen.
5.4.1 Arbeitsbereich ‚Frauen und AIDS’ auf der lokalen Ebene
Sicherstellung frauenspezifischer Beratung und Begleitung
Auch im Jahr 2009 stellten die Projektnehmerinnen sicher, dass für Frauen, die sich
telefonisch oder persönlich an die AIDS-Hilfe wendeten, die Option bestand, sich mit
einer Frau über ihre Themen auseinandersetzen zu können. Für eine qualifizierte
Beratung und Betreuung spielen geschlechtsspezifische Faktoren eine wichtige
Rolle, die sich nicht ohne weiteres von männlichen Kollegen bearbeiten lassen.
Besonders bei Frauen, deren kultureller oder religiöser Hintergrund einen offenen
Umgang bezüglich Sexualität ausschließlich bei gleichgeschlechtlichen Personen
akzeptiert, ist eine weibliche Ansprechpartnerin wichtig.
Zusammenarbeit mit Ehrenamtlerinnen / betroffenen Frauen
Für die lokale Arbeit ist es weiterhin notwendig, die Kapazitäten mithilfe von
Ehrenamtlerinnen und positiven Frauen zu erweitern. Die Strategie der
Projektnehmerinnen, sowohl Ehrenamtlerinnen als auch betroffene Frauen in die
81
aktuelle frauenspezifische Arbeit mit einzubinden, wurde auch 2009 fortgesetzt und
ließ sich zu Aktionen zum Internationalen Frauentag und zum Welt-Aids-Tag
umsetzen. Trotz der Angst des unfreiwilligen „Outings“, die bei Aktionen vor Ort meist
vorhanden ist, war es den Frauen möglich, uns für ein paar Stunden tatkräftig unter
die Arme zu greifen.
Primärprävention bei Frauen in besonderen Lebenslagen
2009 ließ sich die Präventionsarbeit auf dem Duisburger Straßenstrich –mit nahezu
gleicher Frequenz wie im Vorjahr- erfolgreich mit dem Gesundheitsamt der Stadt
Duisburg fortführen. Mit der regelmäßigen aufsuchenden Arbeit (in einem ca.
zweiwöchigen Rhythmus) wird ein langfristiger Beziehungsaufbau zu den einzelnen
Sexarbeiterinnen ermöglicht.
In dem Arbeitsbereich der Bordelle in Duisburg wurde eine Nikolausaktion
durchgeführt, in der Give-aways und Informationsmaterial zum Beratungs- und
Untersuchungs-angebot an die Sexarbeiterinnen verteilt wurden.
Öffentlichkeitsarbeit
Unsere 3 Frauen in 2009, v. li. n. re.: Judith Dewald, Anika Walther und Petra Kurek
2009 galt es neben der Kommunikationskampagne ‚XXelle’ auch die lokale AIDS-
Hilfe und die Arbeit in dem Bereich ‚Frauen und AIDS’ zu präsentieren. Die
Homepage war aufgrund ungeklärter Administration letztes Jahr nur zeitweise
zugängig. Durch die freundliche finanzielle Unterstützung der AIDS-Hilfe NRW ist es
gelungen, einen neuen Administrator zu finden, der die Seite zum Jahresende neu
gestaltet hat. Mit der Umbenennung der Homepage von ‚venus-ruhrgebiet’ in ‚XXelle-
Ruhrgebiet’ ist die Seite auch inhaltlich überarbeitet und der Internetauftritt der AIDS-
Hilfen aus dem Ruhrgebiet an die landesweite Kommunikationskampagne ‚XXelle’
gekoppelt worden, um einen einheitlichen Bezug zur Frauenarbeit in NRW
herzustellen. An dieser Stelle gilt ein herzlicher Dank an die AH NRW, dass sie uns
die Mittel für den Layouter und das ‚XXelle’-Logo zur Verfügung gestellt hat.
82
Ein wichtiger Anspruch im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit ist es, das Thema
‚Frauen und AIDS’ ins Bewusstsein breiter Bevölkerungskreise zu transportieren.
Neben den eigenen Darstellungsmedien (z. B. Homepage) und
öffentlichkeitswirksamen Aktionen (s. o.), spielen natürlich die Medien dazu eine
Rolle. Trotz wieder einmal nennenswerter Anfragen, konnte es im Berichtsjahr leider
nicht gelingen, Frauen für Interviews oder Reportagen zu gewinnen, die dem Thema
auch für unsere Region gewissermaßen ein authentisches „Gesicht“ hätten verleihen
können.
Es zeigte sich einmal mehr, dass es für HIV-positive Frauen offenbar noch
schwieriger erscheint als für viele Männer, sich selbstbewusst in der Öffentlichkeit
outen zu können. Das bereits erwähnte Beispiel von Nadja B. macht in
erschreckender Weise deutlich, dass dies auch nicht immer empfehlenswert ist.
Schulung Multiplikator/innen
In Duisburg und dem Kreis Wesel steht für den Projektbereich ‚Frauen und HIV/AIDS’
ausschließlich die Stelle der Projektnehmerin zur Verfügung. Diese Situation macht
es notwendig, eine Struktur zu schaffen, in der frauenspezifische Projekte über das
Thema ‚Frauen und AIDS’ informiert sind. Ein Zugang ist mit dem Medium Internet
und der Ruhrgebietshomepage geschaffen worden. Ein weiterer Zugang hat sich
durch die Übernahme der Funktion der ‚Knotenfrau’ ergeben, aus der sich neue
Kooperationsmöglichkeiten zumindest für das erste Quartal des Berichtzeitraumes
ergeben haben. Einige davon sind allerdings gewiss auch ohne die „Knotenfrau-
Funktion“ zu erhalten.
Teilnahme an Arbeitskreisen
83
An dem in Duisburg existierenden Arbeitskreis, der sich an Frauengruppen und
frauenspezifische Institutionen aus Duisburg richtet, nahmen die Projektnehmerinnen
an den Arbeitstreffen teil, die eine thematische Relevanz für die lokale Arbeit hatten.
Durch diese Kontakte wird die Begleitungsarbeit im Frauenbereich optimiert, da enge
Kooperationsmöglichkeiten zwischen den Einrichtungen entstehen. Die
Netzwerkarbeit gewinnt zunehmend an Bedeutung, da HIV-positive Frauen auch in
anderen Einrichtungen in Erscheinung treten, wie z. B. Frauenhäusern oder
Krankenhäusern, und sich die Bedarfe durch das sich verändernde Sozialrecht und
die Gesundheitsreformen weiter ausdifferenzieren.
5.4.2 Regionale Vernetzungsarbeit im Arbeitsbereich ‚Frauen und AIDS’
Homepageprojekt ‚www.XXelle-ruhrgebiet.de’
Wie schon an früherer Stelle erwähnt, wurde im Jahr 2008 die bestehende
Homepage des Ruhrgebietes ‚venus-ruhrgebiet.de’ in www.XXelle-ruhrgebiet.de’
umbenannt. Weiterhin wird die Seite in Kooperation mit der AIDS-Hilfe Dortmund e.V.
gestaltet und präsentiert das Thema ‚Frauen und AIDS’ für positive Frauen,
Multiplikator/innen und Interessierte im Internet im neuen Look. Demnächst wird mit
einem Newsflash auf aktuelle Angebote der AIDS-Hilfen des Ruhrgebietes
aufmerksam gemacht und weiterhin werden unterschiedliche Aspekte des Themas
‚Frauen und AIDS’ dargestellt. Dazu werden Links zu anderen Homepages,
Terminen und Hilfsangeboten für betroffene Frauen aufgeführt.
Somit bietet die Homepage zum einen die Option, frauenspezifische Institutionen im
Ruhrgebiet zu informieren und zu sensibilisieren, und zum anderen schafft sie für
positive Frauen einen niedrigschwelligen und anonymen Zugang zu Informationen
und persönlichen Kontakten. Die neue Homepage steht kurz vor der Freischaltung.
Hintergrund der Stabilisierung und Modifizierung der Homepage bleibt weiterhin,
Frauen mit HIV und AIDS die Möglichkeit zu geben, Informationen zu aktuellen
medizinischen Neuerungen / Veränderungen bedarfsgerecht und anonym über das
Internet jeder Zeit abrufen zu können. Darüber hinaus soll der neue
Veranstaltungskalender online über Vernetzungstreffen im Ruhrgebiet Auskunft
geben sowie Termine der einzelnen AIDS-Hilfen veröffentlicht werden, um den
betroffenen Frauen verbesserte Möglichkeiten zu bieten, sich an den Angeboten
beteiligen zu können.
84
Das sekundärpräventive Angebot auf der Homepage (Austausch von betroffenen
Frauen im Rahmen der Selbsthilfe), konnte im Jahr 2009 noch nicht genutzt werden,
da die Homepage nicht zugänglich war. Hier gilt es zukünftig wieder, die Zielgruppe
durch intensivere Bewerbung auf dieses Angebot hinzuweisen.
Eine Evaluation konnte noch nicht erfolgen, da die Anzahl von Kontakten noch nicht
für eine aussagefähige statistische Auswertung ausreichte.
Rundbriefprojekt ‚Infoletter für HIV-positive Frauen’
Die bestehenden Angebote der AIDS-Hilfe können nicht von allen Frauen genutzt
werden. Zum einen haben viele Klientinnen keinen Internetanschluss und können so
nicht auf die Homepage zugreifen, zum anderen wird das Beratungsangebot in
unserer Einrichtung von einigen Frauen aus unterschiedlichen Gründen nicht
genutzt. Daher wurde von der Stelleninhaberin, Judith Dewald, quartalsweise ein
‚Infoletter für Frauen mit HIV und Aids’ erstellt, der wahrscheinlich fortgesetzt werden
soll. Dieser Infoletter erhält Informationen, die per Post an die Frauen der Einrichtung
versendet werden. Es handelt sich dabei um Artikel aus Fachzeitschriften über
neueste Erkenntnisse von HIV und Schwangerschaft oder der HIV-Medikamente und
Medikamententherapie, die von der Stelleninhaberin zusammengestellt werden.
Darüber hinaus wird der Infoletter zur Bewerbung der DAH-Frauenseminare genutzt,
um den besonders wichtigen Zugang zur Selbsthilfe zu ermöglichen.
Förderung der Selbsthilfepotentiale und Stabilisierung der bestehenden
Selbsthilfeangebote
Ein wesentliches Ziel auf der Ruhrgebietsebene ist es, positiven Frauen eine
Möglichkeit zu geben, sich persönlich auszutauschen und eine Vernetzung zu
ermöglichen. Dies ist besonders relevant, da die Zielgruppe ‚Frauen’ sehr heterogen
ist und sich eine stabile persönliche Beziehung nicht ausschließlich auf die HIV-
Infektion / AIDS-Erkrankung gründen lässt.
In Zusammenarbeit mit der AIDS-Hilfe Dortmund e.V., der AIDS-Hilfe Essen e.V., der
AIDS-Hilfe Oberhausen e.V., der AIDS-Hilfe Bochum e. V. und der AWO Niederrhein
e.V. wurden im Jahr 2009 zwei Vernetzungstreffen mit den frauenrelevanten
Schwerpunktthemen angeboten. Die Evaluation hat ergeben, dass die Frauen
besonders zufrieden damit waren, für zwei Tage die heimische Umgebung verlassen
zu können und ohne die Kinder ein Wochenende für sich zur Entspannung zu haben.
Viele Frauen wären gerne für zwei Nächte verreist, für andere war es mit einer
Übernachtung genug.
Hebammenschulung
Im Jahr 2009 gab es keine Schulung der Hebammen zum Thema ‚HIV / AIDS’,
obwohl die Hebammenschule weiteren Bedarf und Wunsch nach Kooperation
geäußert hat.
Öffentlichkeitsarbeit
In der Öffentlichkeitsarbeit im Jahr 2009 wurde der Schwerpunkt erneut auf die
Präsentation der landesweiten Kommunikationskampagne ‚XXelle’ gelegt. Im
Rahmen der Ruhrgebietsvernetzung ließen sich wieder Öffentlichkeitsaktionen zum
Thema ‚Frauen und AIDS’ platzieren, zu denen es aus den angegebenen Gründen
allerdings keine personelle Beteiligung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel gab .
85
5.4.3 Landesweite Vernetzungsarbeit im Arbeitsbereich ‚Frauen und
AIDS’
Teilnahme an Arbeitskreisen
Die regelmäßige Teilnahme an der Landesarbeitsgemeinschaft ‚Frauen und AIDS’
vertiefte den landesweiten Bezug des Projektes. Dieser ist notwendig, um die
kontinuierliche Modifizierung der Arbeit in dem Bereich ‚Frauen und AIDS’ zu
gewährleisten. Mithilfe der fachlichen Auseinandersetzung auf der Landesebene wird
zum einen die lokale Projektarbeit weiterqualifiziert und zum anderen die Erarbeitung
und Umsetzung von Projektideen in NRW gefördert.
Öffentlichkeitsarbeit
2009 galt es, die landesweite Kommunikationskampagne ‚XXelle’
öffentlichkeitswirksam zu präsentieren.
Die NRW-weit erstellten Materialien ließen sich für unterschiedliche Aktionen (s.
Öffentlichkeitsarbeit auf lokaler / regionaler Ebene) erfolgreich nutzen. Darüber
hinaus trugen die von der AIDS-Hilfe NRW e.V. erstellten Presseartikel zu einer
gelungenen Öffentlichkeitsarbeit bei.
5.5 AIDS und Migration
Zur personellen Situation in diesem Arbeitsbereich verweisen wir auf die
Erläuterungen in den Kapiteln 1. und 5.4.
Lokale Ebene
Interkulturelle Wochen Duisburg
Im Rahmen der Interkulturellen Wochen, die jährlich in Duisburg stattfinden, werden
von städtischer Seite aus auf Vielfalt von Kultur, Lebensweise und Religion von
Mirgrantinnen und Migranten in der Stadt aufmerksam gemacht. Mit über 100
kulturellen Veranstaltungen wie Lesungen, Konzerten, Vorträgen, Feste für Kinder u.
86
v. m., die von verschiedenen Vereinen organisiert werden, wird auf eine gewisse
Weltoffenheit der Stadt hingewiesen.
Auch die AIDS-Hilfe Duisburg/ Kreis Wesel e. V. hat sich an diesem Fest der Stadt
beteiligt und für Interessierte einen Vortrag zum Thema „Die Welt im Fokus von
HIV/AIDS“ vorbereitet. Thematisiert werden sollten neben einer Power-Point-
Präsentation zum weltweiten Infektionsgeschehen die Besonderheiten, die vor Ort in
der Begleitung Schwarzafrikaner auftreten können (s. Pkt. 5.5.1).
Leider hat der Workshop wie schon im Vorjahr wegen zu geringer Anmeldezahlen
nicht stattfinden können.
Stattgefunden jedoch hat ein Infostand zur Abschlussveranstaltung der
Interkulturellen Wochen, dem Fest der Kulturen am 02. Oktober 09 in der
Innenstadt, bei dem es uns einerseits gelungen ist, mit einer
personalkommunikativen Glücksradaktion Kontakt zur Bevölkerung aufzunehmen,
andererseits konnten wir Kontakte zu vielen anderen Kooperations-partnern
aufnehmen bzw. vertiefen.
Es zeigt sich auf der lokalen Ebene der AIDS-Hilfe Duisburg/ Kreis Wesel, dass die
Begleitungszahlen der Menschen mit HIV / AIDS, die einen Migrationshintergrund
haben, die deutschlandweiten Zahlen widerspiegeln. Die Begleitungsarbeit bei dieser
Zielgruppe erfordert spezifische sprachliche, interkulturelle und fachliche
Kompetenzen. Da sich die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit in der Zielgruppe
der Migranten oftmals problematisch darstellt, weil das Thema ‚HIV/AIDS’
weitestgehend tabuisiert wird, ist hier ein langer Atem erforderlich und immer wieder
Gelegenheiten zu nutzen, um die Theamtik auch öffentlichkeitswirksam wach zu
halten. Im Berichtsjahr konnte dazu aufgrund der personell schwierigen Situation
allerdings wenig umgesetzt werden.
5.5.1 Migration und Begleitung
Von den HIV-positiven / an AIDS-erkrankten Menschen, die im Jahr 2009 von der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. begleitet wurden, hatten ca. 30% einen
Migrationshintergrund. Besonders bei den Frauen zeigte sich, dass Migrantinnen
unsere Institution für sich nutzten. Von den positiven Frauen, die von der AIDS-Hilfe
begleitet wurden, waren 45% Migrantinnen. Bei den Männern hingegen waren nur
22% der Personen, die 2009 begleitet wurden, Migranten.
Besonders Menschen aus Subsahara-Afrika suchten 2009 die AIDS-Hilfe Duisburg /
Kreis Wesel e.V. auf. Sie waren, wie auch in vorangegangenen Berichtsjahren die
zahlenmäßig größte Gruppe der Migrant/innen. Als Herkunftsländer ragten dabei
schwerpunktmäßig Togo und Kamerun heraus.
Darüber hinaus begleitete die AIDS-Hilfe Menschen mit italienischem, polnischem,
serbokroatischem und türkischem Migrationshintergrund.
Im Gegensatz zu der Gruppe aus Subsahara-Afrika war diese jedoch zahlenmäßig
deutlich kleiner.
In der Begleitung zeigt sich, dass viele Thematiken, die in der Beratungs- und
Versorgungssituation eine Rolle spielen, kulturell geprägt sind. Dieses führt in
87
Beratungssituationen leicht zu Missverständnissen, Fehlentscheidungen und
kontraproduktiven Unterstützungs- und Behandlungsangeboten. Oft wird die
Verständigung durch die sprachlichen Barrieren erschwert. Zusätzlich zu den
sprachlichen und kulturellen Barrieren ist die Begleitung der HIV-Infizierten / an
AIDS-erkrankten Migrant/innen durch deren spezifische Lebenssituation
gekennzeichnet. So sind die Regelung des Aufenthaltsstatus und der Umgang mit
dem fremden Aufenthaltsland ein existentielles Thema.
Darüber hinaus gilt für viele Migrant/innen, dass sie ihre Familien in den
Herkunftsländern zurück lassen. Besonders in der Begleitung der Menschen aus
Subsahara-Afrika ist die Trennung von Eltern, Geschwistern, Kindern und
Ehepartner/innen Thema. Die Einsamkeit und Isolation verstärkt sich mit der
Diagnose: ‚HIV-positiv’. In der Begleitung der Schwarzafrikaner/innen stellten wir in
diesem Berichtsjahr erneut fest, dass die HIV-Infektion in der Community der
Schwarzafrikaner/innen nicht Thema werden darf. Selbst die eigene Familie wird in
der Regel nicht informiert.
Diese spezifische Lebenssituation führt dazu, dass die HIV/AIDS-Erkrankung
gegenüber den psychischen und existentiellen Belastungen in den Hintergrund treten
kann.
Die aufgeführten Faktoren zeigen, dass die Begleitung der Migrant/innen oftmals
einen anderen inhaltlichen Rahmen einnimmt. Die Problematik, dass ein großer Teil
der Migrant/innen kein Deutsch verstehen bzw. lesen kann, nimmt darüber hinaus
größere zeitliche Ressourcen in Anspruch. Da es keine Stelle gibt, die dafür
zuständig ist, Briefe (u. a. von den jeweiligen Ämtern) zu übersetzen, geschieht
dieses meist innerhalb der AIDS-Hilfe.
Sowohl hinsichtlich der Inhalte als auch im Hinblick auf die Zeitressourcen ist die
Kooperation mit anderen Institutionen bei der Begleitung von Migrant/innen dringend
notwendig.
5.5.2 Arbeitskreis ‚Migration’
Der Arbeitskreis Migration ist ein Zusammenschluss von Organisationen, die regional
im Bereich Migrant/innen mit HIV / AIDS tätig sind (AIDS-Hilfe Duisburg/ Kreis Wesel
e. V., Gesundheitsamt der Stadt Duisburg - Beratungsstelle zu AIDS und anderen
sexuell übertragbaren Krankheiten, AIDS-Hilfe Düsseldorf e.V., AIDS-Hilfe
Oberhausen e. V., AIDS-Hilfe Krefeld e.V., Projekt Aids + Kinder, Köln, Deutsche
AIDS-Stiftung, Bonn).
88
Der Arbeitskreis „Migration & AIDS“, NRW (zu Jahresbeginn2009)
Ziel ist der fachliche Austausch, die Vernetzung regionaler Angebote und die
Durchführung gemeinsamer Projekte und Veranstaltungen.
Im Berichtsjahr 2009 hat der kollegiale Austausch über spezifische Themen im
Rahmen der Begleitung im Vordergrund gestanden. Erste Überlegungen, nochmals,
wie im Jahr 2007, eine Fachtagung anzubieten, sind erfolgt. Eine solche wird im Jahr
2010 wieder einmal in Duisburg durchgeführt und ist im Berichtsjahr intensiv
vorgeplant worden.
Präventions- und Öffentlichkeitsveranstaltungen
Wie für die Jahre zuvor bleibt auch für das Jahr 2009 zu berichten, dass es nach wie
vor schwierig ist, Präventions- oder Öffentlichkeitsveranstaltungen im kleineren Kreis,
wie z. B. in Seminarform, im Migrationsbereich anzubieten.
5.6 Youthwork / Prävention in der Allgemeinbevölkerung
89
„Jugendliche sind umfassend und nachhaltig aufgeklärt
Jede nachwachsende Generation wird erreicht
Im Jugendbereich sind die Themen HIV / AIDS in ein kultursensibles,
sexualpädagogisches Angebot eingebettet
Jugendliche sind für das Thema Solidarität mit Menschen mit HIV / AIDS
sensibilisiert
Jugendliche erfahren, dass offen über den Schutz der eigenen Gesundheit
und den der Sexualpartnerin und des Sexualpartners gesprochen werden
kann und dass Schutzverhalten gesellschaftlich erwünscht ist
Die Wirkung von illegalen und legalen Drogen, insbesondere von Alkohol, auf
das Schutzverhalten wird thematisiert
Sozial benachteiligte Jugendliche werden mit spezifischen Maßnahmen
erreicht“
(Quelle : Aktionsplan zur Umsetzung der HIV / AIDS-Bekämpfungsstrategie der Bundesregierung,
Bonn/Berlin, 3. überarbeitete Aufl., März 2007, S.15)
So lauten die im Aktionsplan der Bundesregierung zur Umsetzung der HIV / AIDS-
Bekämpfungsstrategie vom März 2007 formulierten Ziele für die „besondere
Zielgruppe“ Jugendliche. Eine deutliche Bekräftigung des erfolgreichen `deutschen
Präventionsansatzes´ und eine deutliche Bestätigung für und Stärkung des
Präventionsansatzes des bisherigen NRW-Landesprogrammes „Youthwork“,
welches bei der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. seit nunmehr über 20 Jahren
durch eine hauptamtliche Fachkraft verortet ist und auch nach dem formalen Ende
der alten Richtlinienförderung des Landes hier erhalten werden soll / muss, wie es
die Landesrahmenvereinbarung über Grundsätze zur Umsetzung der
Kommunalisierung der Landesförderung für Präventions- und Hilfemaßnahmen im
Sucht- und AIDS-Bereich in NRW (s. 1.) vorsieht.
Die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit dieser AIDS-Prävention in
sexualpädagogischem Kontext mit dem vorrangigen Ziel der Vermeidung von
90
Primärinfektionen hat nichts an Bedeutung verloren. Die stabil hohe Zahl bei den
HIV-Neuinfektionen quer durch alle Bevölkerungsgruppen –so auch bei jugendlichen
und jungen Menschen- sind ein deutlicher Beleg dafür.
Dennoch ist festzuhalten, dass diese Arbeit, die vor allem durch personale
Kommunikation zielgruppenadäquate Informationsarbeit und Aufklärung leistet,
offenbar weiterhin sehr erfolgreich ist. Laut ECDC (European Center for Disease
Control and Prevention, Stockholm) weist Deutschland mit 33,5 Neudiagnosen pro
Million Einwohner die niedrigste Inzidenz in Europa auf. „Das ist auf den Erfolg einer
umfangreichen und nachhaltigen Präventionsstrategie zurückzuführen“ (BZgA
aktuell, November 2009, S. 2).
„Aktuelle Studien zeigen, dass es weder eine wachsende Sorglosigkeit noch
Nachlässigkeit beim Schutz gibt. Schützten sich vor 15 Jahren noch weniger als die
Hälfte der sexuell aktiven jungen Menschen regelmäßig mit Kondomen, so hat sich
ihr Anteil in den letzten Jahren auf etwa zwei Drittel erhöht. In der
Gesamtbevölkerung verwenden zu Beginn neuer Beziehungen 80 Prozent Kondome
– so viele wie noch nie. Parallel zu dieser Entwicklung steigen die
Kondomabsatzzahlen. (…) Dies zeigt, dass es der AIDS-Prävention in Deutschland
erfolgreich gelungen ist, kontinuierlich Wissen über Safer Sex und Schutzverhalten
so zu vermitteln, dass es auch umgesetzt werden kann. Das gilt sowohl für die
heranwachsende Generation als auch für Erwachsene. (…) Bei Jugendlichen tragen
die Schulen entscheidend zur Informationsvermittlung bei. 94 Prozent der 16- bis 20-
Jährigen geben heute an, das Thema AIDS in der Schule behandelt zu haben, vor 10
Jahren waren es 88 Prozent. Schulische Sexualaufklärung gewinnt daher für die
AIDS-Aufklärung immer mehr an Bedeutung“ (BZgA „aktuell“, 11/08, S.2), was sich
auch daran zeigt, dass die spezifischen Youthwork-Angebote der AIDS-Hilfe
Duisburg / Kreis Wesel e.V. stabil bis vermehrt nachgefragt werden.
Der niedrigschwellige, emanzipatorische und akzeptanzorientierte Ansatz ist richtig.
Repressive Ansätze sind eindeutig kontraproduktiv, wie insbesondere Beispiele aus
Osteuropa, aber auch Ergebnisse von sog. Abstinenzprogrammen der USA und
einiger afrikanischer Länder belegen.
Die besondere Akzeptanz dieses Ansatzes wird uns auch vor Ort durch
Rückmeldungen, Resonanzen und Evaluationserfahrungen zu unseren
Veranstaltungen in diesem Sektor (s. Abb. Veranstaltungsverteilung nach
Arbeitsfeldern) bestätigt.
Dem Rechnung tragend gestalten wir unsere AIDS-Prävention in
sexualpädagogischem Kontext und zielen auf einen Dialog in offener und angstfreier
Atmosphäre und ohne pädagogischen Zeigefinger.
5.6.1 Veranstaltungsinhalte
91
In aller Regel werden personalkommunikative Formen massenmedialen vorgezogen.
Das erfordert allerdings auch eine jeweilige Reduktion auf zielgruppenadäquate und
bedürfnisorientierte Themenbereiche. Um diese Reduktion pädagogisch
verantwortungsvoll vornehmen zu können, finden entsprechende Vor- und
Nachgespräche mit den Veranstaltungspartnern statt.
Je nach Zielgruppe, Zugangsvoraussetzungen und Rahmenbedingungen können
u.a. folgende Themenfelder behandelt werden :
Medizinisch, biologische Grundlagen zu HIV und AIDS, und
andere STI`s (Virologie, Immunologie, ...)
Verlaufsformen der HIV-Infektion
Aktueller Forschungsstand und Therapieansätze
Übertragungswege und –risiken
Infektionsschutzmöglichkeiten
Testverfahren und ihre Problematiken
Epidemiologische Entwicklung und daraus resultierende
Präventionserfordernisse und –strategien
Lebenssituation von Betroffenen und An- oder Zugehörigen
Umgang mit HIV-positiven oder/und an AIDS erkrankten
Menschen
Vorurteile gegenüber sog. Hauptbetroffenengruppen
Drogen- und Substitutionsproblematik
HIV und AIDS als gesellschaftliches Phänomen
Juristische und ethische Fragestellungen
Probleme in der Begleitung und Pflege
Sterbebegleitung, Tod und Trauer
Liebe, Sexualität und Partnerschaft
Probleme im Umgang mit der eigenen Sexualität
Homosexualität (Schwul-lesbische Aufklärungsarbeit)
Geschlechterrollen und ihre Problematiken
Normen, Werte und deren Wandel im Umfeld der Sexualität
u.a.m.
92
5.6.2 Schulische Prävention / Youthwork
Wir bieten für Sie an:
AIDS-Präventionsveranstaltungen im
Rahmen von Sexualpädagogik und
ganzheitlicher
Gesundheitsförderung
Fort- und Weiterbildung für
MultiplikatorInnen und LehrerInnen
Beratung (telefonisch, persönlich,
schriftlich und via Internet) für
Jugendliche, Eltern, LehrerInnen,
ErzieherInnen etc.
Kooperation, Koordination und
Vernetzung
Geschlechtsspezifische Angebote für
Mädchen und Jungen
Beratung
Einzel-, Paar,
Gruppenberatung;
-telefonisch
-persönlich
-schriftlich
-via Internet
Angebote
Kooperation,
Präventionsveranstaltungen
Weiterbildung
Fort- und
Koordination,
Vernetzung
Gruppenarbeit, Moderation, Workshop,
Seminar, Expertengespräch, Diskussion,
Projekt, Fachtagung, Event, Vortrag,
Referat, Infostand etc.
Arbeitskreise,
Gremien,
Ausschüsse,
Lobbyarbeit, etc.
AIDS-präventive Veranstaltungen in sexualpädagogischem Kontext wurden von der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. für Schülerinnen und Schüler aller
Regelschulformen sowie Kollegschulen durchgeführt. In der Regel werden unsere
Angebote in den Jahrgängen ab der Klasse 8, in einzelnen begründeten Ausnahmen
auch in jüngeren Jahrgängen platziert.
Form und Inhalte werden jeweils bedürfnis- und lebensweltorientiert konzipiert. Das
Angebotsspektrum reicht hier von Formen eines „Expertengespräches“ im Rahmen
von Unterrichtsreihen vor unterschiedlichem Fachhintergrund bis hin zu Projekttagen
und – wochen, die günstigenfalls außerhalb des Schulrahmens durchgeführt werden.
Um darüber hinaus eine zumindest grobe Übersicht über das „Produkt Youthwork“,
über Zielebenen, Methoden und Ansätze bekommen zu können, sei an dieser Stelle
auf die Internetseite www.youthwork-nrw.de verwiesen.
Mit dem Berichtsjahr 2009 blicken wir im Bereich Youthwork / Prävention in der
Allgemeinbevölkerung auf ein sehr aktives Jahr zurück. Weiterhin konzentrieren sich
die schulischen Veranstaltungsanfragen stark auf das erste Halbjahr und
insbesondere auf das erste Quartal. Vor allem die Anfragen von weiterführenden
Schulen sind so stabil, dass wir leider nicht alle Anfragen wunschgemäß bedienen
konnten. Es gibt allerdings viel Bemühen um terminliche Flexibilität von Seiten der
Schulen, die unser Angebot sehr zu schätzen gelernt haben.
Angesichts der Größe des Zuständigkeitsgebietes, der wachsenden Bedarfe, der
wachsenden Notwendigkeit, auch andere sexuell übertragbare Krankheiten
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einzubeziehen und der Einzigartigkeit des Youthwork-Angebotes in der Region
haben wir in den letzten Jahren immer wieder die Sinnhaftigkeit bekräftigt, eine
weitere Fachkraft zu gewinnen. Wünschenswert wäre insbesondere eine
Youthworkerin, die sich verstärkt der Mädchenarbeit widmen könnte. Zumindest
phasenweise und themenabhängig sind geschlechtsspezifische Angebote und
Arbeitsweisen im Bereich der Sexualpädagogik wichtig. Die `Sinnhaftigkeit´ beginnt
gewissermaßen bei dem Eindruck, dass Defizite bzgl. des individuellen
Körperbewusstseins und –verständnisses aus meiner Sicht zunehmen und
Basiskenntnisse zu Körperbau und –funktionen, die zum Verstehen von sexuellen
Vorgängen unentbehrlich sind, oft nur rudimentär vorhanden sind. Dies gilt allerdings
durchaus für beide Geschlechter.
Darüber hinaus können wir uns mit unseren Kapazitäten leider nicht im gewünschten
Maße um sozial benachteiligte Schüler/innen kümmern, die nicht nur, aber gewiss
mit höherer Quote in Haupt- und Förderschulen anzutreffen sind, für die die
beschriebenen Defizite in besonderem Maße gelten und die bei den STI-Inzidenzen
eine Rolle spielen.
Im Berichtsjahr haben wir im Rahmen unserer Möglichkeiten konsequent gehandelt
und mit unserer ehemaligen Fachkraft im Bereich „Frauen & AIDS“ und „AIDS &
Migration“, der Diplom-Pädagogin Anika Walther, auf Basis einer geringfügigen
Beschäftigung im Umfang von sechs Wochenstunden eine zusätzliche Kraft
eingestellt. Das war für uns als kleinem, freien Träger ein mutiger Schritt, da es für
diese Erweiterung keine öffentliche Förderung gab und wir die Finanzierung dieser
Stelle vollständig aus Eigenmitteln bestreiten mussten.
Neben der Kapazitätserweiterung diente diese Maßnahme allerdings auch der
Entlastung des Youthworkers, der in zunehmendem Maße geschäftsführende
Tätigkeiten übernehmen muss. Darüber hinaus hat Frau Walther einige Aufgaben
der o.a. Frauenstelle in der langen Vakanzzeit übernomen, wofür wir ihr äußerst
dankbar sind. Dennoch konnte es gelingen, insbesondere einzelnen Haupt- und
Förderschulen Veranstaltungsangebote zu unterbreiten.
Grundsätzlich aber konstatieren wir für den Arbeitsbereich weiterhin knappe
personelle Ressourcen und somit bleibt die Einbindung und entsprechende
Qualifizierung von ehrenamtlichen Kräften und Multiplikator/innen ein zentrales
Anliegen der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
Unser Dank gilt hier insbesondere den aktiven HIV-positiven Ehrenamtler/innen, die
sich immer wieder bereit erklären, in authentischer Weise zur Frage „HIV-positiv sein
– was heißt das?“ Rede und Antwort zu stehen. Die Einbeziehung dieser
Selbsthilfeaktivisten ist hier, wie bei Bedarf auch zum Thema „Homosexualität“ fester
Bestandteil vieler Präventionsveranstaltungen. Der besondere Wert dieser
Authentizität wird uns auch immer wieder rückgemeldet. Hier gilt auch den
Mitarbeitern des Herzenslust-Teams ein herzliches Dankeschön.
Den von uns (mit-) initiierten Präventions-Vernetzungen in Duisburg und für die
Region um Dinslaken kommen ebenfalls besondere Bedeutungen zu. Dabei geht es
uns vor allem darum, über Multiplikator/innen eine kontinuierliche Präsenz der
Präventionsthemen in den Institutionen zu schaffen und von `nur´ punktuellen
Veranstaltungen wegzukommen. Durch die Vernetzung und die damit verbesserte
Kooperation und Koordinierung werden Synergieeffekte erzielt. Durch begleitende
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Öffentlichkeitsarbeit wird für die potentiellen Kunden mehr Transparenz zu den
Präventionsangeboten geschaffen.
Nach der alljährlich durchgeführten repräsentativen Umfrage der BZgA aus dem
Jahre 2007 bezeichnen „nur noch 29 Prozent der Allgemeinbevölkerung und 38
Prozent der 16- bis 20-Jährigen (…) AIDS heute als eine der gefährlichsten
Erkrankungen“ (BZgA-„aktuell“, 11/08; S.2).
Wir konstatieren weiterhin insbesondere Defizite im Bereich von sprachlichen und
kommunikativen Kompetenzen im Feld von Liebe, Sexualität und Partnerschaft. Ein
Erklärungsansatz mag in der neuartigen Nutzung von virtuellen Medien und den
damit verbundenen spezifischen Kommunikationsmustern sein (SMS, Messengerund
Chat-Plattformen, …). Ein anderer Ansatz ist uralt, nämlich dass auch heute der
Eintritt in das Abenteuer „Liebe, Sex und Partnerschaft“ immer noch mit ganz viel
Aufregung, Nervositäten und auch Ängsten und Sorgen verbunden ist, trotz oder
gerade wegen der vermeintlichen Banalisierung der Thematik durch vielfältige
einschlägige Medien, die den Jugendlichen vermeintliche Realitäten und / oder
Normalitäten vorspiegeln. Hier ist einfühlsame Sexualpädagogik gefordert.
Nach unserer Auffassung sind hierzu die Informations- und Vermittlungsmethoden
und der Zeitpunkt der thematischen Auseinandersetzung von entscheidender
Bedeutung. Die Erkenntnis ist nicht neu, dass AIDS-Prävention mit Jugendlichen im
Kontext von Sexualpädagogik anzusiedeln ist, dass personalkommunikative
Methoden (d.h. „Veranstaltungen von Mensch zu Mensch“, vgl. BzgA-Ansatz), die an
der Lebenswelt der Schüler/innen orientiert und hinsichtlich der ersten Erfahrungen
zeitnah zu platzieren sind, massenmedialen oder eindimensionalen
Vermittlungsformen vorzuziehen sind, bzw. diese unbedingt ergänzen sollten.
In den Jahrgangsstufen bis zur 10. Klasse erscheint uns zudem eine – zumindest
phasenweise und themenabhängige – geschlechtergetrennte Bearbeitung sinnvoll
(vgl. o.). Hier müssen einfach die nicht selten durchaus großen Unterschiede im
Reife- und Erfahrungsgrad zwischen Mädchen und Jungen einer Jahrgangsstufe
Berücksichtigung finden. In Anwesenheit des anderen Geschlechtes fällt es
manchmal schwerer, in offene und ehrliche Kommunikationsprozesse
hineinzufinden.
Erst recht, wenn die eigene Identitätsfindung (Wer bin ich? Was mag ich? Was mag
ich nicht? …) noch in vollem Gange ist. Dennoch sind angesichts der mehrheitlich
heterosexuellen Orientierungen, Erfahrungen gelingender Kommunikation zwischen
den Geschlechtern unentbehrlich und nicht zuletzt besonders wichtig für die
Verabredung von Verhütungsmethoden, für die Durchsetzung individueller
Schutzbedürfnisse.
Verstärkt wird der Trend zu problematischer bzw. nicht erfolgreicher Face-to-face-
Kommunikation durch die rasante Nutzung der neuen Medien zur Kontaktanbahnung
oder für Verabredungen. Die anfängliche Anonymität wird einerseits sehr geschätzt,
aber andererseits auch zunehmend missbraucht. Der Ansatz, kommunikative
Kompetenzen zu fördern wird aus unserer Sicht immer wichtiger (vgl. o.).
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Es bleibt dabei, Emanzipation, Selbstbewusstsein und –bestimmung mit sozialer
Verantwortung und solidarischem Handeln in Einklang zu bringen, ist eine zentrale
Aufgabe von Erziehung, (Aus-) Bildung und Präventionsarbeit (Vgl. „Ziele“, o.).
Auch vor diesem Hintergrund ist eine optionale Einbeziehung des Spezialthemas
„Homosexualität“, welches durch die Richtlinien zur Sexualerziehung zum
verbindlichen Thema aufgewertet wurde, wichtig. Umso mehr, als auf den
Schulhöfen wieder deutlich mehr verbale Ausgrenzungsattacken zu vernehmen sind.
Das passt leider zur oben beschriebenen Tendenz. Die nach wie vor stark
klischeegeprägte Vorstellung vom „Schwul-Sein“ gilt sehr häufig geradezu als das
Antivorbild für Jungen. Trotz aller gesamtgesellschaftlichen Fortschritte im Feld der
Akzeptanz und Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlichen Lebensweisen, gilt es
hier aus Sicht des Verfassers sehr genau zu beobachten und frühzeitig den
Anfängen neuer Diskriminierungstendenzen zu wehren.
Hier sei wieder einmal der Hinweis gestattet, dass beim Youthworker der AIDS-Hilfe
Duisburg /Kreis Wesel e.V. die sog. „SCHLAue Kiste“ des MAGS NRW mit Medien
und Materialien zur schwul-lesbischen Aufklärungsarbeit prinzipiell auszuleihen ist.
Darüber hinaus können über den Youthworker der AIDS-Hilfe (ggf. im Verbund mit
dem „Herzenslust-Team der AH) Multiplikatorenfortbildungen zu diesem Themenfeld
vereinbart werden.
Durch Veranstaltungen im Sektor Youthwork und Präventionsveranstaltungen in der
Allgemeinbevölkerung konnten wir im Berichtsjahr über 6.660 Personen mit
personalkommunikativen Formen erreichen, davon 180 sog. Multiplikator/innen
(Lehrkräfte und sonstige Pädagog/innen sowie ehrenamtliche Mitarbeiter/innen).
Allein im schulischen Bereich (-> Youthwork-Angebote) erreichten wir 1471
Jugendliche aus allen Schulformen, über 690 in außerschulischen
Zusammenhängen wie offener Jugendarbeit u.a. und über 4200 Jugendliche im
Rahmen von personalkommunikativen Formen bei Großveranstaltungen (wie z.B.
beim Jugendfestival in Wesel). 31 % der Jugendlichen kamen aus dem
Alterssegment zwischen 14 und 17 Jahren, 19 % der Jugendlichen hatten einen
Migrationshintergrund.
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5.6.3 (Präventions-) Veranstaltungen für Jugendliche und Multiplikatoren
Erfreulich war auch in diesem Berichtszeitraum erneut die Nachfrage nach
Präventionsberatungen von Schüler/innen, die für Fach- oder Projektarbeiten
unseren Rat suchten. Dies ist gewiss auch als Zeichen zu deuten, dass die AIDS-
Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. bei vielen Schulen als gute und wichtige
Anlaufstelle bekannt ist. Über das direkte Aufsuchen lassen sich im Übrigen leicht
denkbare Schwellenprobleme abbauen. Zudem können wir hierüber natürlich auch
unsere Youthwork-Angebote bekannt machen.
Aus dem Bereich berufsbildender Einrichtungen (z.B. Berufskollegs, insbesondere
der Sektor der sog. Berufsgrundschuljahre) gab es im Berichtsjahr stabil hohe
Anfragen zu vermerken. Hier finden wir in der Regel wichtige Zielgruppen;
Jugendliche im Alter zwischen 16 und 25 Jahren, die oftmals problembehaftete
Sozialisationen und einen geringen Grad an Aufklärungsniveau (z.T. auch
migrationsbedingt) aufweisen.
Bis auf einzelne Ausnahmen – vorwiegend im Zusammenhang mit schulischen
Projekttagen und im Umfeld des Welt-AIDS-Tages – sind direkte Kooperationen mit
Einrichtungen der offenen Jugendarbeit eher selten. Dass wir hier allerdings auch
keine Offensiven starten konnten, hat unsererseits einfach mit Kapazitätsgrenzen zu
tun.
5.6.4 Multiplikatoren- und Erwachsenenbildung
Wie bereits erwähnt, investiert die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. viel in die
Aus- und Weiterbildung ihrer ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen, ohne die einfach die
Vielzahl an Anfragen auch aus diesem Präventionsfeld nicht befriedigt werden
könnten. Dies ist und bleibt eine wichtige Aufgabe, der wir uns gerne widmen. Dazu
führen wir u.a. alljährlich intensive Grundlagenausbildungen (s. 6.) im Verbund mit
drei anderen Ruhrgebiets-AIDS-Hilfen durch, um darüber einerseits den
Ehrenamtler/innen eine Möglichkeit zu bieten, ein Einsatzfeld zu finden, dass Ihren
Ressourcen, Fähigkeiten und Neigungen entspricht und andererseits sie gemäß
unserer Qualitätsstandards auszubilden und zu rüsten und die vorhandene
Motivation zu stärken. In 2006 hatten wir diese Schulungsreihe erstmalig inhaltlich
stark auf die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit konzentriert und ein reformiertes
Seminarkonzept entwickelt. Diese neue Form ist nach der Evaluation wieder ein
wenig zurückgeschraubt worden, da von Seiten der Teilnehmer/innen ein großer
Bedarf an möglichst umfassendem Einblick in die Vielfältigkeit der Arbeitsgebiete von
AIDS-Hilfen geäußert wurde. Für den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit ist dies
sicherlich auch besonders bedeutungsvoll, da es ja auch um die Außendarstellung
dessen geht, was insgesamt geleistet und angeboten wird. Es spricht aber vieles
dafür, ehrenamtliche Ressourcen gerade auch im Bereich der (Primär-)
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Präventionsarbeit weiter zu mobilisieren und zu qualifizieren, z.B. für den peer-to
peer-Ansatz. Die aktiven Ehrenamtler/innen sind unsere wichtigste Ressource und
die wichtigsten Multiplikator/innen.
Eine weitere ganz wichtige Gruppe von potentiellen MultiplikatorInnen sind in diesem
Präventionsfeld natürlich die Lehrenden in schulischen und außerschulischen
Einrichtungen. Die Anfragen nach Lehrerfortbildungen im Hinblick auf und im Vorfeld
von Projektformen bleiben allerdings weiterhin noch hinter den Vorjahren zurück.
Dies hat unter anderem mit den vielfältigen Veränderungen im Schulbereich mit
erheblichen Zusatzbelastungen für die Lehrkräfte zu tun. Fortbildungen, die mit
Unterrichtsausfall verbunden sind, sind nicht leicht zu installieren.
Das Themenspektrum reicht hier von der Präsentation des aktuellen Wissensstandes
zu HIV und AIDS über die epidemiologische Entwicklung und daraus resultierender
Präventionskonsequenzen und –strategien bis hin zu Aspekten spezieller Fortbildung
im Feld der Kommunikation, wie Gesprächsführung und Moderation.
Auch vor diesem Hintergrund erweisen sich die erwähnten
Präventionsvernetzungsaktivitäten als höchst sinnvoll. Darüber lassen sich
Synergieeffekte erzielen, mittelfristig gesehen Ressourcen zusammenführen und
nicht zuletzt Chancen eines ökonomischeren Haushaltens mit den vorhandenen
Kapazitäten entwickeln.
Umso mehr gewinnt das Feld der Multiplikatorenausbildung an Bedeutung. Ein
zentrales Anliegen ist es, die Präventionsthemen und die damit verbundenen Ziele
an Schulen und in außerschulischen (Jugend-) Einrichtungen möglichst ganzjährig
zu platzieren. Geschulte Pädagog/innen, Erzieher/innen oder Sozialarbeiter/innen
und –pädagog/innen sollten diese repräsentieren, zumindest mit
Verweisungskompetenzen ausgestattet sein und als AnsprechpartnerInnen für die
Jugendlichen bekannt sein/ werden.
Einmal mehr gut angenommen wurde hier wieder die im Berichtsjahr angebotene 8.
Fachtagung des Präventions-Vernetzungskreises Duisburg am 01. April. Unter dem
Titel „Zu den Risiken und Nebenwirkungen von Sexualität fragen Sie bitte …“
befassten sich fast 80 Teilnehmer/innen schwerpunktmäßig mit den
jugendspezifischen Angeboten und Möglichkeiten der im Arbeitskreis vernetzten
Einrichtungen lernten neben inhaltlichen Anregungen und methodischen
Zugangsformen die Präventionsinfrastruktur in Duisburg kennen.
Der Vernetzungskreis „ProVer“ für die Region um Dinslaken hat sich auf einen
regelmäßigen Erfahrungsaustausch (2 x p.a.) verständigt, mehr ist zur Zeit leider
nicht leistbar. Dennoch erweist sich der gepflegte Kontakt als ungemein sinnvoll, weil
einige Kooperationen über das Jahr verteilt so leichter einzustilen und zu verabreden
sind.
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5.6.5 Berufsspezifische Erwachsenenbildung
Hier sind im Wesentlichen Fortbildungsveranstaltungen in Krankenpflegeschulen, bei
sonstigen Pflegeanbietern und im medizinischen Versorgungssystem verortet. Auch
in diesem Bereich verzeichnen wir stabile Nachfragen und hocherfreuliche
Rückmeldungen. Insbesondere wird geschätzt, dass wir von der medizinischen Seite
bis zu den Tiefen im psychosozialen Bereich die ganze Bandbreite des komplexen
Themenfeldes rund um das Phänomen „HIV / AIDS und andere sexuell übertragbare
Krankheiten“ abdecken können. Nicht zuletzt auch in diesem Tätigkeitsfeld bewährt
sich das „3-Säulen-Modell AIDS-Hilfe“ mit der Verbindung von Selbsthilfe-,
Interessen- und Fachverband sowie der Ansatz der Strukturellen Prävention.
5.6.6 Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten
Anzuführen sind hier für den Stelleninhaber :
Beteiligung an der Grundlagenausbildung für EhrenamtlerInnen in der
Ruhrgebietsvernetzung der AIDS-Hilfen
Präventionsvernetzungsarbeit im Kreis Wesel und Duisburg
Vertretung der AH DU / KW e.V. bei den NRW-Youthworker-
Arbeitskreisen und dem Youthwork-Qualitätszirkel
Evaluation im Rahmen des Verfahrens beim Youthwork-
Förderprogramm-Controlling des MAGS, NRW
Beratung / Information für Zeitungs- und Radio-Redaktionen sowie für
politische Entscheidungsträger
Koordinierung von haupt- und ehrenamtlichen Einsätzen bei
Informations- und Präventionsprojekten
Einarbeitung in und Bereitstellung von Materialien für Lehrende und
Multiplikator/innen
Beratung von pädagogischen Fachkräften bzgl. der Unterrichts- oder
Projektgestaltung zum Thema HIV / AIDS und anderer STI`s
Telefonische und persönliche Informations- und Beratungsgespräche
E-mail Beratung
Unterstützung von Jugendvertretungs- und
SchülerzeitungsredakteurInnen
Geschäftsführung
u.a.m. (Vgl. 4. Öffentlichkeitsarbeit)
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Abb.: Veranstaltungsverteilung nach Arbeitsfeldern
6. Ehrenamtliche Mitarbeit
6.1. Begleitung der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen
Im Berichtsjahr waren 26 Personen ehrenamtlich für die AIDS-Hilfe tätig.
Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen engagieren sich in den vielfältigen
Aufgabengebieten der AIDS-Hilfe. Diese umfassen die Begleitung, Knastarbeit,
Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit, Herzenslust, Methadonvergabe, Telefon- und
E-Mail-Beratung, Chat-Beratung, Vorstandsarbeit, Freitagsfrühstück,
Substitionsfrühstück und Weihnachtsfeier. Einige ehrenamtliche MitarbeiterInnen
arbeiten in mehreren Bereichen, andere unterstützen die Arbeit der AIDS-Hilfe
punktuell.
Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnnen sind in den unterschiedlichsten Berufen aktiv,
sind HIV-negativ oder HIV-positiv, setzen sich aus Frauen und Männern aus allen
sozialen Lebensbereichen zusammen und stammen aus den unterschiedlichsten
politischen Richtungen. Dies bedeutet für die Arbeit der AIDS-Hilfe einen enormen
Erfahrungsschatz, der in unsere Arbeit mit einfließt.
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Eine Möglichkeit des Austausches bietet weiterhin unser Mittwochs-Café (siehe auch
Punkt 3.5). Hier ist der zentrale Anlaufpunkt, um sich mit Betroffenen zu treffen oder
untereinander oder mit den hauptamtlich Tätigen auszutauschen.
Im Berichtsjahr fanden – wie in 2008 beschlossen - im Anschluss an das Mittwochs-
Café zwei Aktiventreffen (Juni und Oktober) und ein „Sonder-Aktiventreffen“
(Dezember) statt. Bei diesen Aktiventreffen sollen die Mitglieder zwischen den
Mitgliederversammlungen aktuell informiert und in Entscheidungsprozesse mit
eingebunden werden. Des Weiteren soll ein Austausch zwischen den einzelnen
ehrenamtlichen Gruppen erfolgen.
Die Hauptthemen des Juni Treffens waren die Vorbereitungen zum CSD in Duisburg,
der Stand der Dinge zur Benefiz-Veranstaltung im Juni, das Positionspapier zu EKAF
der DAH und die Ergänzung unseres Namens um den Zusatz „Fachstelle für
sexuelle Gesundheitsförderung“.
Im Oktober-Treffen ging es um WAT-Planung und Organisation der Weihnachtsfeier.
Beide Aktiventreffen waren mit 15 Personen gut besucht.
Das Dezember-Aktiven-Treffen ist traditionell als Termin für den Dank an die
ehrenamtlichen MitarbeiterInnen für Ihre geleistete Arbeit bestimmt. An diesem
Termin kochten die hauptamtlichen MitarbeiterInnen für die ehrenamtlichen
MitarbeiterInnen. Der Abend bot die Möglichkeit, sich bei kulinarischen Genüssen in
gemütlicher Atmosphäre über den Verlauf des Jahres auszutauschen.
6.2. Schulung und Fortbildungen für ehrenamtliche MitarbeiterInnen
Wie im Vorjahr geplant, fand in Kooperation mit den AIDS-Hilfen Bochum, Essen und
Oberhausen eine Ehrenamtlerschulung für zukünftige ehrenamtliche Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter Anfang des Jahres 2009 statt. Aufgrund der wenigen
TeilnehmerInnen aus den beteiligten AIDS-Hilfen nahmen auch Interessierte von der
AIDS-Hilfe Kleve an der Schulung teil. Die Schulung umfasste folgende Themen:
Termin Zeitrahmen Inhalt
MO 19.01.09 19.00-21.30 Uhr Grundlagenwissen Teil 1
MO 26.01.09 19.00-21.30 Uhr Grundlagenwissen Teil 2
DI 03.02.09 19.00-21.30 Uhr Positiv sein – was heißt
das?
MO 09.02.09 18.00-22.00 Uhr Kommunikation und
Wahrnehmung
SO 15.02.09 10.00-18.00 Uhr Liebe, Sexualität und
Partnerschaft
DI 24.02.09 19.00-21.30 Uhr Xxelle/Herzenslust
Kampagne
MO 16.03.09 19.00-21.30 Uhr Illegalisierte Drogen,
Knast und Substitution
101
Leider war diese Gruppe sehr fragil, die TeilnehmerInnen aus Kleve besuchten in der
Mehrzahl nur die Abende Grundlagenwissen Teil 1 und Teil 2. Einige Abende waren
nur mit 2-3 TeilnehmerInnen besucht. Obwohl aus unserer AIDS-Hilfe nur zwei
Teilnehmer an der Schulung teilnahmen, stellten wir bis auf einen Abendtermin
traditionell mindestens einen Trainer bzw. Trainerin und drücken damit die
Wichtigkeit der Schulung aus.
In der Nachbetrachtung stellte sich heraus, dass die Anfahrtswege für die
ehrenamtlichen MitarbeiterInnen der AIDS-Hilfe Kleve doch zu weit sind, um an der
vernetzten Schulung der bisherigen AIDS-Hilfen teilzunehmen. Daher wurde eine
weitere Zusammenarbeit für die Zukunft zunächst ausgesetzt.
Da die AIDS-Hilfe Essen hauptsächlich ehrenamtliche Mitarbeiter in der HIV-
Prävention bei MSM hat und diese die Schulung auf Landesebene durch die AIDS-
Hilfe NRW erfolgt, überlegt die AIDS-Hilfe Essen, sich aus der Vernetzung
auszuklinken.
Externe Fortbildungen
Weiterhin besteht in unserer Einrichtung ein Fortbildungsetat für ehrenamtliche und
hauptamtliche MitarbeiterInnen. Nicht nur im eigentlichen HIV/AIDS-Bereich, sondern
auch bei anderen sexuell übertragbaren Krankheiten und in der Sozialgesetzgebung
ergeben sich immer schneller Veränderungen. Fortwährende Weiterbildungen
garantieren somit eine kompetente und aktuelle Beratung.
Im Berichtsjahr sind hierzu insbesondere der SÖDAK (Schweizerisch-Österreichisch-
Deutscher AIDS-Kongress) zu erwähnen. Des Weiteren buchten wir die
Medizinische Rundreise der Deutschen AIDS-Hilfe zum Thema „Sexuelle Gesundheit
schwuler Männer“. In Kooperation mit der AIDS-Hilfe Oberhausen führten wir je ein
Fachgespräch in Duisburg und Oberhausen durch (näheres in Kapitel
Öffentlichkeitsarbeit).
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Bericht der Kassenprüfer /in
Edgar Böhme und Christa Lemm.
Am 21.04.10 wurden von uns die Kassenbelege und Bestände nach
unserem besten Wissen und Gewissen überprüft. Wir konnten keine
Abweichungen feststellen.
Alle Belege waren vollständig und fortlaufend nummeriert, auch
inhaltlich stimmten die Belege mit den Statuten des Vereins überein.
Der Kassenbestand am 31.12.09 belief sich auf 84,98 € . Die Summe
aller Bank und Sparkassenkonten und Sparbücher betrug 145.503,73 € .
Alle Buchungseintragungen waren mit Belegnummern versehen. Die
Verbuchung aller Belege der Monate September, Oktober und
Dezember 09 wurden überprüft. Dabei konnten keine Beanstandungen
festgestellt werden.
Spenden, sind durch Überweisungsbelege oder Einzahlungsquittungen
belegt.
Barauszahlungen waren durch den Empfang quittiert.
Der letzte Körperschaftssteuerfreistellungsbescheid wurde am
21.10.2008 erteilt.
Weiterhin haben wir die Existenz von Vereinsträgern überprüft (/
Haftpflicht, Feuer, Einbruch und Leitungswasserschäden).
Der Verein kommt seiner gesetzlichen Pflicht zur Unfallversicherung der
Haupt- und Ehrenamtlichen Mitarbeiten bei der Berufsgenossenschaft
nach.
Lohnsteuer und Sozialversicherungspflicht wurde überprüft.
Die Beträge wurden ordnungsgemäß abgeführt.
Die Kassenprüfer empfehlen der Hauptversammlung den Vorstand für
das Jahr 2009 zu entlasten.
7. Bericht der Verwaltung
Finanzbuchhaltung
Doppelte Buchführung, Kontierung, Monats-/Jahresabschluss, Erstellung der
jährlichen Einnahme-Überschuss-Rechnung und Mitarbeit bei der Erstellung des
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jährlichen Haushaltsplanes der AIDS-Hilfe, Erstellung von Quartalsübersichten,
Kontoführung, Beleg- und Rechnungsprüfung, ordnungsgemäße Belegablage,
allgemeiner Finanzverkehr, Korrespondenz
Kasse
Verwaltung von Bargeld (Einnahmen und Ausgaben), Ausstellen von Quittungen,
Belegprüfung, Kassenbuchführung, Monatsabschluss, Kassenabstimmung
Personalwesen
Personalführung: Lohn-/Gehaltskarten, Fehlkarten (für Urlaub, Sondertage,
Krankheitstage) Lohnsteuerkarten, Versicherungsnachweis,
Lohn-/Gehaltsabrechnung;
Krankenkassen: An-/Abmeldungen, Beitragsrechnung zur Sozialversicherung
(Kranken-/ Renten-/Arbeitslosenversicherung);
Finanzamt: monatliche Lohnsteueranmeldung und Abführung der Lohn- und
Kirchensteuer;
EDV-Gehalts-Service: Prüfung der Abrechnungs-Journale, Kostenverteilung,
Meldungen und Beiträge an die Berufsgenossenschaft, Fahrt- und
Reisekostenabrechnungen;
Personalmittel: Anträge an Bund, Land NRW und Kommunen,
Zuwendungsbescheide, Verwendungsnachweise, Verwaltungsarbeiten im Bereich
Zivildienst (Personalaktenführung, Soldabrechnung);
Arbeitszeitnachweis: monatliche Ausrechnung der Soll-/Ist-/Überstunden für
Mitarbeitende;
Bußgeldauflagen
vom Land-/Amtsgericht zugunsten der AIDS-Hilfe; Kontrolle der Bußgeld- bzw.
Bußgeldratenzahlungen, Verwendungsnachweise der Bußgelder gegenüber dem
Gericht, Korrespondenz
Vereinsmitglieder
Kontoführung über gezahlte Vereinsbeiträge, Mahnungen bei Nichtzahlung,
Zuordnung neuer Mitglieder, Nummernvergabe, Mitgliedschaftsbestätigungen
Spenden
Vor- und Nachbereitung der rechtlichen und organisatorischen Spendenformalitäten
(z. Bsp. bei Veranstaltungen und Straßensammlungen; Sammelerlaubnis;
Einnahmemeldungen), Dankschreiben und Ausstellung von
Spendenbescheinigungen, Akquise von Spenden allgemein und zweckgebundenen
Spenden (z. Bsp. Positivenfreizeit)
Terminsachen
Einhaltung von Terminen bei Korrespondenz und Zahlungen, z. Bsp.
Mitgliedsbeiträge der AIDS-Hilfe an diverse Organisationen und Vereine,
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Versicherungen, Kfz-Steuer, Lohnsteuer, Krankenkassenbeiträge, Lohn- und
Gehaltsüberweisungen, Verwendungsnachweise, Mieten
Schreibarbeiten
allgemeine Korrespondenz, Protokolle. Konzepte, Statistik, etc...
Zusätzliche Bürotätigkeit
Einkauf von Büromaterial, Inventarbeschaffung, Spritzen, Tupfer, Kondome,
Schleifen, telefonische Beratungsgespräche, Überbrückung von Wartezeiten bei
Klienten und bei Krisenintervention, Vorbereitung für die Jahreshauptversammlung
der Vereinsmitglieder
Wochenendvergabe Methadon
Organisation der Wochenendvergabe, am Freitag bzw. vor Feiertagen Erstellen der
Listen mit den Klienten für die Methadonvergabe in der AIDS-Hilfe. Annahme des
Methadons von den Apotheken und Aufteilung nach den Vergabeterminen.
Abgabe der Kassetten mit dem Methadon bei der Kriminalpolizei.
Sonstiges
Teilnahme an Teamsitzungen (wöchentlich), Supervision (monatlich),
Fortbildungsseminare für den Bereich Personalwesen, Telefondienst,
Spritzentauschprogramm
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Anhang und Pressespiegel
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