ahdukw-jb2004.pdf
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Inhaltsverzeichnis..............................................................................Seite
1. Geschäftsbericht 2004...................................................................................................... 5
2. Beratung:........................................................................................................................10
2.1 Persönliche Beratung ...............................................................................................10
2.2 Telefonische Beratung...............................................................................................10
2.2.1 Durch hauptamtliche MitarbeiterInnen ...............................................................10
2.2.2 Durch ehrenamtliche MitarbeiterInnen ...............................................................11
2.3 E-Mail Beratung........................................................................................................12
2.4 Zahlen, Daten Fakten ...............................................................................................12
2.4.1 Auswertung der E-Mail Beratung: ......................................................................13
2.4.2 Auswertung der Telefonberatung am Montagabend:............................................14
2.4.3 Auswertung der Homepage-Besuche: ...............................................................15
2.4.4 Auswertung der telefonischen Beratungsgesprächen während der Öffnungszeiten
...................................................................................................................................15
2.4.5 Auswertung der Daten von der abendlichen Telefon- und E-Mailberatung und
deren Interpretation bezüglich Tendenzen und Klientel ................................................15
3. Begleitung ......................................................................................................................17
3.1. Einzelbegleitung ......................................................................................................17
3.2. Begleitergruppe .......................................................................................................18
3.3 Positivenfond............................................................................................................19
3.4 Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern ...............................................................21
3.5 Angebote für HIV-Positive ........................................................................................22
3.6 Trauerarbeit..............................................................................................................25
4. Öffentlichkeitsarbeit........................................................................................................26
4.1 AG Öffentlichkeitsarbeit ............................................................................................28
4.2 Veranstaltungen .......................................................................................................29
4.3 Benefiz-Veranstaltungen ..........................................................................................30
4.4 Veranstaltungen zum Welt-Aids-Tag 2004.................................................................31
4.5 Berichterstattungen in den Medien ...........................................................................36
4.6 Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten ..........................................................................37
5. Prävention (zielgruppenspezifisch)..................................................................................38
5.1 Prävention bei Schwulen, Männern die Sex mit Männern haben und bisexuellen
Männern .........................................................................................................................38
5.1.1 Bestandsaufnahme zur Präventionssituation im Bereich schwuler Männer in
Duisburg und dem Kreis Wesel ..................................................................................38
5.1.2 Die Präventionskampagne der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V.
„Herzenslust“ ..............................................................................................................39
5.1.3 Ziele von Herzenslust ........................................................................................39
5.1.4 Das Herzenslustteam..........................................................................................40
5.1.5 Fachliche Begleitung...........................................................................................40
5.1.6 Aktionen in der Szene.........................................................................................41
5.1.7 Überregionale Beteiligung:..................................................................................44
5.1.8 Teilnahme an regionalen Arbeitskreisen, Kooperationen .....................................44
5.1.9 Überregionale Arbeitskreise................................................................................44
5.2 Drogen und Substitution ...........................................................................................45
5.2.1 Primär- und Sekundärprävention .......................................................................45
5.2.1.2. Suchtprävention bei Partydrogen ....................................................................45
5.2.2 Substitution........................................................................................................47
5.2.2.1 Entwicklung der Wochenendvergabe...............................................................47
5.2.2.2 Psychosoziale Begleitung Substituierter (PSB) ................................................4. 7
5.2.3 Niedrigschwellige Arbeit mit illegalisierten DrogengebraucherInnen ....................48
5.2.4 „Nationaler Gedenktag für verstorbene DrogengebraucherInnen“ am 21. Juli......49
5.3 HIV und Strafvollzug.................................................................................................51
5.3.1 Die Anstalten und Gerichte ................................................................................51
5.3.2 Tätigkeiten der AIDS-Hilfe...................................................................................52
5.3.3 Begleitung..........................................................................................................52
2
5.3.4 Prävention ..........................................................................................................52
5.3.5 Schulung der Bediensteten aus den Justizvollzugsanstalten, Amtsgerichten und
Justizbehörden zu den Themen HIV und Hepatitiden ...................................................53
5.3.6 Drogen - Knastgruppe.........................................................................................53
5.3.7 Landesarbeitskreis..............................................................................................54
5.4 Frauen und AIDS, Prostitution ..................................................................................55
5.4.1 Frauen und AIDS ...............................................................................................55
5.4.1.1 Sicherstellung und Ausbau der Versorgungsstrukturen für Frauen mit HIV und
AIDS...........................................................................................................................55
5.4.1.2 Öffentlichkeitsarbeit in dem Bereich „Frauen und AIDS’....................................57
5.4.1.3 Präventionsarbeit bei Frauen aus benachteiligten Verhältnissen ......................58
5.4.1.4 Teilnahme an Arbeits- und Vernetzungskreisen und landesweite Gremienarbeit
...................................................................................................................................58
5.4.2 Präventionsarbeit mit Sexarbeiterinnen und illegalisierten DrogengebraucherInnen
...................................................................................................................................59
5.4.2.1 Prostitution.............................. ........................................................................59
5.4.2.2 Präventionsarbeit mit illegalisierten DrogengebraucherInnen............................59
5.5 Migration...................................................................................................................59
5.5.1 Migration und Begleitung ...................................................................................59
5.5.2 Arbeitskreis Afrika..............................................................................................60
5.6 Youthwork / Prävention in der Allgemeinbevölkerung ................................................61
5.6.1 Veranstaltungsinhalte ........................................................................................62
5.6.2 Schulische Prävention / Youthwork.....................................................................62
5.6.3 (Präventions-) Veranstaltungen für Jugendliche und Multiplikatoren ....................65
5.6.4 Multiplikatoren- und Erwachsenenbildung...........................................................65
5.6.5 Berufsspezifische Erwachsenenbildung ..............................................................66
5.6.6 Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten ...................................................................67
6. Ehrenamtliche Mitarbeit...................................................................................................68
6.1. Begleitung der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen.......................................................68
6.2. Schulung und Fortbildungen für ehrenamtliche MitarbeiterInnen ...............................68
7. Bericht der Verwaltung ...................................................................................................70
Finanzbuchhaltung .....................................................................................................70
Kasse ..........................................................................................................................70
Personalwesen ...........................................................................................................70
DAS-Anträge ...............................................................................................................71
Bußgeldauflagen .........................................................................................................71
Vereinsmitglieder........................................................................................................71
Spenden .....................................................................................................................71
Terminsachen.............................................................................................................71
Schreibarbeiten ...........................................................................................................71
Zusätzliche Bürotätigkeit..............................................................................................71
Wochenendvergabe Methadon...................................................................................71
Sonstiges....................................................................................................................71
Bericht der Kassenprüfer Karl-Heinz Winkel und Hans-Jürgen Otto. ................................72
8. Übergreifende Selbsthilfeinitiativen..................................................................................73
8.1. Selbsthilfegruppe und Förderverein SHAlk e.V. ........................................................73
8.2. Gay nach Wesel ......................................................................................................73
8.3. Junge Unschuld.......................................................................................................75
8.4. Hepatitis Selbsthilfegruppe ......................................................................................75
9. Anlagen Pressespiegel...................................................................................................76
3
1. Geschäftsbericht 2004
Der Vorstand (v.l.n.r.): Peter Külpmann, Lisa Kramm, Rolf Ringeler, Karl-Heinz Lemke, Hans Binnenhey
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. blickt w ieder einmal auf ein spannendes
und recht ungewöhnliches Jahr zurück.
Das Berichtsjahr nahm einen fast schon ungewohnten Verlauf, denn es war ein Jahr,
in dem wir uns voll und ganz auf die inhaltliche Arbeit einer AIDS-Hilfe konzentrieren
konnten, in dem wir keine nennenswerten Existenzsicherungskämpfe ausfechten
mussten.
Mit Verabschiedung des Doppelhaushaltes 2004/2005 des Landes NRW am 28.
Januar 04 erhielten wir Planungssicherheit für die anstehende Arbeit und konnten
einen großen Erfolg unserer rsp. der landesweiten Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit
(=> „Säge-Weg-Kampagne“) verbuchen. Denn die ursprünglich formulierten
Kürzungspläne der Landesregierung im AIDS-Etat wurden vollständig
zurückgenommen.
Auch die kommunalen Zuwendungsgeber entwickelten keine neuen „Tränenlisten“
und konzentrierten sich auf die spannenden Kommunalwahlen im September des
Berichtsjahres, die jeweils neue Mehrheitsverhältnisse in Duisburg und dem Kreis
Wesel ergaben. Für die AH haben sich daraus bisher keine Veränderungen ergeben.
Unser Dank gilt allen Beteiligten aus Politik und Verwaltung auf kommunaler und
Landesebene, die sich für den Erhalt unserer Arbeitsstrukturen eingesetzt haben.
Unser Versprechen vom letzten Jahr, die erreichte Planungssicherheit für
intensivierte inhaltliche Arbeit zu nutzen, haben wir eingehalten, wie der vorliegende
Bericht zeigen wird.
Hilfreich war dabei zudem, dass es - im Unterschied zum letzten Jahr – keine
personellen Veränderungen gab, weder im Vorstand noch im hauptamtlichen Team
und somit eine kontinuierliche Arbeit möglich war.
5
Was die Absicherung der über sog. „zielgruppenspezifische Präventionsmittel“ des
Landes NRW finanzierten Projektstellen betrifft (die für unsere Personalstruktur einen
bedeutenden Anteil ausmachen), konnten im Herbst des Berichtsjahres auch die
Weichen für 2005 erfolgreich gestellt werden.
Dass selbst ein derart stabiler Fluss öffentlicher Zuwendungen zur Aufrechterhaltung
des Geschäftsbetriebes und zur Wahrnehmung der vielfältigen Angebotspalette der
AH Du/KW e. V. nicht zu kostendeckender Haushaltsführung ausreicht, ist für die
Leser der Jahresberichte nicht neu. Angesichts steigender Kosten in nahezu allen
Geschäftsbereichen, wächst der Bedarf an zusätzlichen Einnahmen Jahr für Jahr.
Neben einer – traditionell – sehr umsichtigen Haushaltsführung trugen im
Berichtsjahr unverhofft viele Benefiz-Veranstaltungen (2003 keine!), eine
Neuregelung der Methadon-Vergabepraxis in Duisburg und eine recht gute
Spendenakquise im Rahmen der West-Aids-Tags-Veranst altungen dazu bei, dass
wir für das Berichtsjahr eine ausgeglichene Haushaltsbilanz vorlegen können.
Angesichts der relativen `Ruhe´ (s. o.) auf dem Feld der Existenzsicherung, konnten
auch die (inneren) Reformaktivitäten vorangetrieben werden.
Der Prozess zu einem neuen Leitbild gewinnt zunehmend Kontur. Die neuen
Leitlinien im Sektor der Begleitungsarbeit konnten auf der diesjährigen
Mitgliederversammlung verabschiedet werden. Die Leitlinien für die Bereiche
„Beratung“ und „Prävention/Öffentlichkeitsarbeit“ sind in Bearbeitung.
Befördert wurde dieser Prozess im Berichtsjahr nicht nur durch intensive
Diskussionen in den inneren Vereinsgremien, sondern insbesondere auch im
Rahmen der Verbandsarbeit auf den Mitgliederversammlungen der Deutschen-Aids-
Hilfe e. V. und der AIDS-Hilfe NRW e. V. sowie in d en einzelnen
Landesarbeitsgemeinschaften und Vernetzungsstrukturen.
Die Frage nach der Zukunft und der Ausgestaltung der (strukturellen) AIDS-
Prävention muss angesichts der erheblichen Veränderungen im Kontext von HIV und
AIDS einen breiten Raum einnehmen, wenn das „Modell-Aids-Hilfe“ in seinen
Strukturen, Arbeitsansätzen und –qualitäten als zukunftsfähig angesehen werden
soll. Das Potential ist da, wichtige Erfahrungswerte vorhanden – die deutsche und
insbesondere nordrhein-westfälische Geschichte der AIDS-Prävention ist eine
Erfolgsgeschichte, die keinen Vergleich scheuen muss und die u. E. Modellcharakter
auch für andere Krankheitsbilder besitzt.
Der Ansatz der strukturellen Prävention, die konsequente Einbeziehung der
Patientenkompetenzen in die Gesundheitsförderung, die niedrigschwelligen,
zielgruppen- und settingorientierten Arbeitsansätze sind weiterhin beispielhaft,
wenngleich zweifellos hier und da renovierungsbedürftig. Die voranschreitende
Ausdifferenzierung der Zielgruppen, die Tendenz zu einer Normalisierung des
Krankheitsbildes (im Sinne von chronischer Erkrankung), die Focuserweiterung in
Richtung anderer sexuell übertragbarer Krankheiten (STD`s wie HBV, Syphilis,…….)
rsp. der Paradigmenwechsel zur sexuellen Gesundheitsförderung und die
Veränderungen im sozialrechtlichen (Hartz IV u. a.) und gesundheitspolitischen
(GMG, ….) Bereich verlangen dies zwingend.
6
Auf der personellen Qualifikationsebene gab es im Berichtsjahr den
Fortbildungsschwerpunkt zu den „STD´s“; ferner galt es, Meinungsbilder zu den sog.
„Impfstoff-Studien“ zu entwickeln und natürlich die fortlaufende Beschäftigung mit der
Entwicklung der antiretroviralen Therapien sowie deren erwünschten und
unerwünschten Wirkungen und Nebenwirkungen.
Die „alten“ und neuen Kenntnisse konnten ganz im Sinne des Verständnisses vom
Fachverband nicht nur nach innen kommuniziert werden, sondern konnten in drei
überregionalen Fachtagungen in Duisburg einem großen Publikum von
MultiplikatorInnen vermittelt werden. Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. hat
hier als (Mit-)Initiatorin der Fachtagung des Präventions-Vernetzungskreises
Duisburg zu primärpräventiven Aspekten bei Jugendlichen und jungen Menschen
(09.06.04), auf der Fachtagung „Welten begegnen sich……“ (Interkulturelle Aspekte
der HIV-Versorgung von Menschen aus Afrika; 13.10.0 4) sowie bei der Fachtagung
zum Motto des diesjährigen WAT „Frauen, Mädchen HIV und AIDS“ am 01. Dez. 04
im Rathaus Duisburg mitgewirkt.
Im Kernfeld der Begleitung (sekundär- und auch im Berichtsjahr Tertiärprävention)
wächst der Anteil an sozialrechtlicher Beratungs- und Unterstützungsarbeit. Ein
Schwerpunkt der Funktion der AH als Interessenverband ist es und wird es
zunehmend sein, die Entscheidungsträger und –gremien in Politik und Verwaltung
massiv auf die Armutsbeförderung für HIV-Positive rsp. an Aids-Erkrankte wie
generell für chronisch kranke Menschen durch die Reformaktivitäten im Gesundheits-
, Arbeits-, und Sozialwesen aufmerksam zu machen und dringend erforderliche
Nachbesserungen – v. a. im Bereich Härtefallregelungen – einzufordern.
Dies gilt allerdings auch für unsere primärpräventive Arbeit, bei der wir uns noch
intensiver um sozial benachteiligte Menschen kümmern müssen, die bezüglich der
Infektionsinzidenz und –prävalenz eine überproportionale Rolle spielen.
Strukturelle AIDS-Prävention ist u. a. weiterhin emanzipatorische Präventionsarbeit
in gesellschaftlichen Konfliktbereichen. Es geht weiterhin um Aspekte von sozialer
Diskriminierung von Homo- und Bisexuellen, um die Kriminalisierung von
DrogengebraucherInnen, um die Anerkennung von Menschen mit
Migrationshintergründen, um Marginalisierungstendenzen von Prostituierten und
Menschen in Haft und um die Defizite in der Um- und Durchsetzung von (sexuellen)
Selbstbestimmungsrechten von Frauen in besonderen Lebenslagen u. a.
Dazu – und zur Transparentmachung der Leistungen unserer AIDS-Hilfe, nicht
zuletzt der ehrenamtlich erbrachten Leistungen, bekamen wir im Juni des
Berichtsjahres auf Einladung des AK Soziales und Gesundheit der SPD-
Landtagsfraktion die einmalige Gelegenheit, dies im Landtag der zuständigen
Ministerin Frau Fischer und der Ministerialebene darzulegen.
7
Gemessen an den verfügbaren Ressourcen ist die Aufrechterhaltung unserer
Angebotspalette in unserem Zuständigkeitsgebiet (Großstadt und Flächenkreis)
alljährlich ein Kraftakt, der teilweise an Belastungsgrenzen stößt, wie es uns das
Ende des Berichtsjahres mit einem längeren, krankheitsbedingten Ausfall einer
hauptamtlichen Vollzeitkraft in der Hochphase des WAT-Geschehens deutlich vor
Augen führte.
Mit Ausnahme der Tatsache, dass die telefonische Ab endberatung mittwochs in
Wesel aufgegeben werden musste, konnten wir dennoch ansonsten alle Arbeits- und
Geschäftsbereiche aufrechterhalten. An dieser Stelle gilt unser besonderer Dank
einmal mehr unseren aktiven EhrenamtlerInnen.
Nicht nur für unsere Begleitungsarbeit bedeutete der totale Motorschaden unseres
Kleinbusses im Frühjahr einen schmerzlichen Verlust. Schnell zeigte sich, dass er für
viele Zwecke unerlässlich war. Die Entscheidung fü reine Neuanschaffung fiel leicht,
die Finanzierung naturgemäß schwer. Durch die freundliche Unterstützung der
Deutschen AIDS Stiftung und der Volkswagen AG konnt en wir jedoch den
Eigenanteil nennenswert reduzieren und einen Jahreswagen anschaffen. Wir sind
wieder mobil.
Abschließend möchten wir uns an dieser Stelle bei all jenen treuen Freund/Innen und
Förderern, Zuwendungsgebern und Sympathisant/Innen, sowie bei den Vertretern
aus Politik, Verwaltung, den Gesundheitsämtern, medizinischen- und Beratungseinrichtungen,
Schulen und sonstigen Kooperationspartnern und unseren Dachverbänden,
dem DPWV, der DAH e.V. und der AIDS-Hilf e NRW e.V. für ihre
Wertschätzungen, unterstützenden Aktionen und guten Wünsche im Berichtsjahr
aufs Herzlichste bedanken. Hieraus können wir Kraft und Motivation für die nächsten
Jahre schöpfen.
8
Zur finanziellen Situation:
Dank des Doppelhaushaltes 2004/2005 und der stabilen Landesprojektförderung
konnten wir uns in diesem Jahr ganz auf unsere Arbeit konzentrieren. Zudem haben
unsere kommunalen Träger, die Stadt Duisburg und der Kreis Wesel, trotz höchst
kritischer Haushaltslagen ihre Ergänzungsfinanzierungen weitgehend beibehalten.
Die Spendeneinnahmen sind im Jahr 2004 wieder etwas angestiegen, hier gilt u.a.
den Kirchengemeinden in Duisburg und dem Kreis Wesel ein besonderer Dank,
Zu dem gab es einige Benefiz-Veranstaltungen (siehe Punkt 4.3.) und ein Konzert im
Rahmen des WAT-Programms.
Zum WAT gilt es auch positiv zu berichten, dass unsere Aktionen rund um den WAT
auf den Weihnachtsmärkten in Voerde und Duisburg und zum 01.12. traditionell in
der Galeria Duisburg in finanzieller Hinsicht rech terfolgreich waren. Hier haben sich
unsere Verlosung, der Verkauf von Weihnachtssternen und Teddybären bewährt.
Auch das Sammelergebnis war sehr zufrieden stellend.
Aufgrund des erfolgreichen WAT´s, der Einnahmen von Spenden und den Erlösen
aus der Methadonvergabe an den Wochenenden- und Feiertagen konnten wir im
Jahr 2004 ein Plus verbuchen. Dies wurde, für einen dringend erforderlichen neuen
Info-Bus und für die Überbrückung der ersten Monate im Jahre 2005 benötigt.
Gerade im Bereich der „Zielgruppenspezifischen Prävention“ fließen die ersten Mittel
frühestens in den Monaten Mai/Juni. Die AIDS-Hilfe hat aber gegenüber ihren
Arbeitnehmern und anderen Vertragspartnern finanzielle Verpflichtungen, die auch
am Anfang des Jahres erfüllt werden müssen.
Perspektivisch benötigen wir dringend Mittel, um unsere alte Telefonanlage, und
auch unsere EDV-Technik, die zum größten Teil aus p rivaten PCs besteht, im
nächsten Jahr aufrüsten, bzw. neu anschaffen zu können.
An dieser Stelle sei für die finanzielle Unterstützung allen privaten Spendern,
öffentlichen Zuwendungsgebern, Vereins- und Fördermitgliedern sowie der
Stadtsparkasse Duisburg herzlicher Dank gesagt. Für das uns entgegengebrachte
Vertrauen bedanken wir uns.
Wir hoffen, dass der nachfolgende Tätigkeitsbericht transparent macht, was mit ihrer
finanziellen Unterstützung geleistet wurde und sind überzeugt, auch ihren
Vorstellungen entsprechend die zugewandten Mittel verwendet zu haben.
Weihnachtsfeier
Am 24.12. fand unsere inzwischen traditionelle Weihnachtsfeier statt.
In einem festlich geschmückten Raum wurde die weihnachtliche Atmosphäre
zunächst bei Kaffee und Kuchen für Gespräch unter den Teilnehmern genutzt.
Insgesamt waren es 38 Teilnehmer/ -innen, für die unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter
das Fest organisierten. Das reichhaltige Essen bestimmte den Höhepunkt des
Tages, der am Abend mit kleineren Geschenken und ei ner Weihnachtstüte für jeden
endete.
Den Organisatorinnen und Helfern, Spendern verschiedener Einrichtungen noch mal
ein herzliches Dankeschön für das gelungene Weihnachtsfest.
9
2. Beratung:
Die Beratung der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. wurde, wie in den
vorangegangenen Jahren als ein Hauptschwerpunkt unserer Arbeit durchgeführt.
Bei der Beratung wurden überwiegend folgende Anfragen bedient:
Fragen zu Übertragungswegen von HIV, sexuell übertragbaren Krankheiten und
Hepatitiden, HIV-Antikörper-Testberatung, Fragen ru nd um die medizinische
Versorgung von HIV/AIDS und die Beratung von Menschen, die zeitnah Ihr positives
Testergebnis erhalten haben.
Die Beratung zu Hepatitiden wurde von den Ratsuchenden ebenfalls genutzt. Dies
jedoch nicht in demselben Ausmaß.
Unsere Beratungsangebote konnten von den Ratsuchenden wie folgt genutzt
werden:
Persönliche Beratung in der Einrichtung;
telefonische Beratung durch HauptamtlerInnen während der Öffnungszeiten in
Duisburg und Wesel;
telefonische und E-Mail Beratung durch die ehrenamtlichen Telefonberater in der Zeit
von 19.00-21.00 Uhr am Montag in Duisburg.
2.1 Persönliche Beratung
Während der Öffnungszeiten, sowie nach telefonischer Absprache außerhalb der
Öffnungszeiten, konnten Ratsuchende sich persönlich durch hauptamtliche
MitarbeiterInnen in unseren Büros in Duisburg und Wesel beraten lassen. Bei diesen
Beratungsgesprächen wurde auf eine ruhige und entspannte Atmosphäre geachtet.
Bei Bedarf konnten Ratsuchende, die anonym bleiben wollten, sich auch Termine
außerhalb der Öffnungszeiten und dem damit verbundenen Publikumsverkehr geben
lassen. Bei Beratungen bei Personen, die kürzlich hi r HIV-Positives Testergebnissen
erhalten haben, wurde im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe immer das Angebot
unterbreitet, mit einem HIV-Positiven zu Sprechen, der schon länger mit der Infektion
lebt. Dieses Angebot wurde häufig in Anspruch genommen.
Generell wurde die persönliche Beratung häufig von Menschen in Anspruch
genommen, die entweder die Befürchtung hatten, eine HIV-Infektion zu haben, oder
die kürzlich ihr HIV-Positives Testergebnis erhalten haben.
2.2 Telefonische Beratung
2.2.1 Durch hauptamtliche MitarbeiterInnen
Auch in diesem Jahr blieb die Zahl der Telefonberatungen während der Öffnungszeiten
(im Duisburger Büro: Montags von 8.30-14.00 Uhr, Dienstags bis Donnerstags
von 8.30-17.00 Uhr und Freitags von 8.30-16.00 Uhr; im Weseler Büro: Dienstags
von 14.00-17.00 Uhr und Donnerstags von 9.00-12.00 Uhr) sehr hoch. Die
überwiegend heterosexuellen Ratsuchenden wurden nach eingehender Erörterung
der Risikosituationen aufgeklärt. Falls erwünscht,wurden die Ratsuchenden zwecks
HIV-Antikörper-Test an das Gesundheitsamt verwiesen. Es wurde von unserer Seite
angeboten, einen Termin an dem Tag, wo das Testerge bnis
bekannt gegeben wird, mit uns festzulegen, um den Menschen ggf.
mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Unsere Beratungsnummern sind für Duisburg: 0203-19411 & 0700-
44533203 und für Wesel 0281-19411. Die Rufnummern wurden in
10
den örtlichen Zeitungen unter der Rubrik Beratung beworben. Regelmäßig wurde die
Bewerbung kontrolliert, da die Rubrik von vielen Vereinen genutzt wird, und die
Einstellung der Rufnummer kostenlos ist.
Die Beratungsnummern wurden durch Beantragung bei der Regulierungsbehörde für
Telekommunikation und Post anonymisiert. Dadurch werden bei einem Anruf über
diese Rufnummer die Nummern der Ratsuchenden unterdrückt und bei dem
Ratsuchenden erscheint die Beratungsnummer nicht in der detaillierten
Telefonrechnung.
2.2.2 Durch ehrenamtliche MitarbeiterInnen
Die ehrenamtliche Telefonberatung wurde in diesem J ahr weiterhin von einer
Ehrenamtlerin durchgeführt. Ratsuchende, die außerhalb der Öffnungszeiten in
Wesel anrufen, werden durch die Anrufbeantworter informiert, wann sie in Duisburg
anrufen können.
Die Ehrenamtliche Beratung in Duisburg wurde weiterhin konsequent jeden
Montagabend in der Zeit von 19.00-21.00 Uhr angeboten.
Für die abendliche Telefonberatung wurde die 0700-er Nummer weiter geroutet. Dies
bedeutet, dass die Anrufer in der Zeit von 19.00-21-00 Uhr an allen anderen
Abenden in der Woche automatisch an die Rufnummer der jeweils besetzten
Beratungsnummer weitergeleitet werden.
Telefonberatervernetzung:
Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. ist mit an deren Kooperationspartnern in
der Telefonberatervernetzung zusammengeschlossen. Ziel dieser Vernetzung ist es,
die Beratung von HIV-AIDS an jedem Wochentag abendsim Ruhrgebiet anbieten zu
können. Daher hat sich jeder Kooperationspartner dazu per Vertrag verpflichtet, an
einem Abend in der Woche die Beratung zu besetzen. Die Kooperationspartner sind
die AIDS-Hilfen: Oberhausen, Bochum und Hagen.
Die Zeiten der abendlichen Beratung der Kooperationspartner im Überblick:
Montags: 19.00-21.00 Uhr AH - Duisburg/Kreis Wesel e.V.
Dienstags: 19.00-21.00 Uhr AH - Hagen e.V.
Mittwochs: 19.00-21.00 Uhr AH - Oberhausen e.V.
Freitags: 18.00-20.00 Uhr AH - Bochum e.V.
Bei den Vernetzungstreffen der Kooperationspartner hat die AIDS-Hilfe
Duisburg/Kreis Wesel e.V. durch einen hauptamtlichen und/oder einem
ehrenamtlichen Mitarbeiter regelmäßig teilgenommen. In Hagen wurde eine
Fortbildungsveranstaltung zu den Themen Testberatun g bei HIV durchgeführt. Als
Referent wurde die Ansprechpartnerin zu HIV vom Algl emeinen Krankenhaus Hagen
eingeladen. Eine Neueinsteigerschulung konnte mangels interessierter
EhrenamtlerInnen nicht durchgeführt werden.
11
2.3 E-Mail Beratung
Die E-Mail Beratung in der AIDS-Hilfe wurde weiterhin angeboten. Die E-Mailberatung
ist unter der folgenden Adresse zu erreichen:
http:www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de
Um die gängigsten Fragen im vorab zu klären, wurde
auf unserer Homepage die acht häufigst gestellten
Fragen (FAQ) eingestellt. Der Ratsuchende konnte
beim Anklicken einer Frage gleich die Antwort lesen.
Durch dieses Beratungsangebot konnten viele
Ratsuchende ohne, das sie an uns eine E-Mail
schreiben mussten, bedient werden. Detailliertere
Fragen konnten dann per E-Mail an uns gesendet
werden. Bei diesen E-Mails wurde im Betreff
automatisch „E-Mailberatung“ eingegeben, sodass die
E-Mails nicht von den Mitarbeitern gelesen wurden,
sondern direkt an die Telefon/E-Mail Beraterin
weitergeleitet werden konnten.
Die E-Mailberatung wird hauptsächlich am
Montagabend in der Zeit der Telefonberatung durch die
ehrenamtliche Mitarbeiterin bedient und die E-Mails in
dieser Zeit beantwortet.
Bei dringenden E-Mails wurden diese von den hauptamtlichen MitarbeiterInnen
während der Öffnungszeiten beantwortet.
Folgende vorgefertigten Fragen wurden im Internet angeboten:
Gibt es extragroße Kondome?
Wo mache ich einen HIV-Test?
Wann muss ich Medikamente einnehmen?
Wie wird mein Partner reagieren?
Ist AIDS ein Grund zur Kündigung?
Wie gefährlich ist oraler Sex?
Wo treffe ich andere Positive?
Information zur E-Mail Beratung!
2.4 Zahlen, Daten Fakten
Es haben sich im Jahr 2004 insgesamt 70 Personen über das Internet bzw. an der
montags stattfindenden Telefonberatung persönlich gewandt.
Aufgegliedert in E-mail- und Telefonberatung:
22 Kontakte über Telefon (31%)
48 Kontakte über das Internet (69%)
Aufteilung der Personen nach Geschlecht:
Weiblich: 19 (27%)
Männlich: 51 (73%)
12
Sexuelle Orientierung der Personen:
Heterosexuell: 51 (73%)
Homosexuell: 17 (24%)
Bisexuell: 2 (3%)
Alle weiblichen Personen waren Heterosexuell, bei den männlichen Personen gab es
erhebliche unterschiede zwischen der E-mail- und Telefonberatung.
2.4.1 Auswertung der E-Mail Beratung:
Kontakte insgesamt: 48
Aufteilung der Personen nach Geschlecht:
Weiblich: 14 (29%)
Männlich: 34 (71%)
Sexuelle Orientierung der weiblichen Personen:
Heterosexuell: 14 (100%)
Sexuelle Orientierung der männlichen Personen:
Heterosexuell: 18 (53%)
Homosexuell: 14 (42%)
Bisexuell: 2 (5%)
Art der Fragen
Bei den heterosexuellen Frauen:
Übertragungswege: 9 (64%)
HIV-Test: 3 (21%)
STD´s: 1 (7,5%)
Leben mit HIV: 1 (7,5%)
Bei den heterosexuellen Männern:
Übertragungswege: 10 (53,5%)
HIV-Test: 6 (31,5%)
Prostitution: 1 (5%)
Phobie: 1 (5%)
Sozialrecht bei HIV: 1 (5%)
Bei den homosexuellen Männern:
HIV-Test: 5 (36%)
Leben mit HIV: 5 (36%)
Übertragungswege: 3 (21%)
STD´s: 1 (7%)
Bei den bisexuellen Männern:
Übertragungswege: 1 (50%)
HIV-Test: 1 (50%)
13
Geschätztes Alter der Personen:
Da bei der E-Mailberatung keinerlei Angaben zum Alet r verlangt werden, können wir
das alter nicht schätzen. Daher wurden die Altersangaben der Personen, die diese
freiwillig angegeben haben (5 Personen), nicht mit in die Auswertung einbezogen.
2.4.2 Auswertung der Telefonberatung am Montagabend:
Kontakte insgesamt: 22
Aufteilung der Personen nach Geschlecht:
Weiblich: 5 (23%)
Männlich: 17 (77%)
Sexuelle Orientierung der weiblichen Personen:
Heterosexuell: 5 (100%)
Sexuelle Orientierung der männlichen Personen:
Heterosexuell: 14 (82%)
Homosexuell: 3 (18%)
Art der Fragen
Bei den heterosexuellen Frauen:
Übertragungswege: 3 (60%)
HIV-Test: 2 (40%)
Bei den heterosexuellen Männern:
Übertragungswege: 4 (23,5%)
HIV-Test: 4 (23,5%)
Sexanrufer: 4 (23,5%)
Prostitution: 3 (17,5%)
Phobie: 1 (6%)
Leben mit HIV: 1 (6%)
Bei den homosexuellen Männern:
HIV-Test: 2 (66,6%)
Leben mit HIV: 1 (33,4%)
Geschätztes Alter der Personen
Das Durchschnittsalter lag bei ca. 35 Jahren
Bei den Frauen:
Bei den Männern:
ca. 32 Jahren
ca. 35 Jahren
14
2.4.3 Auswertung der Homepage-Besuche:
Es wurden 1140 Besucher gezählt, die auf unsere Beratungsseite gekommen sind
und die vorgefertigten Fragen durchgelesen haben. Leider konnten die Besucher, die
in dem Zeitraum vom 15.11.2004 bis 31.12.2004 unsere Fragen angeklickt haben,
durch ein Serverproblem nicht erfasst werden. Dies ist sicherlich eine Begründung
für die Geringere Zahl (2003 waren es 2294 Besuche)r. Eventuell sollte, dem Bedarf
angemessen die Fragen für die Zukunft verändert werden.
Die am häufigsten aufgerufenen Fragen waren:
- Gibt es extragroße Kondome?
- Wo mache ich einen HIV-Test?
- Wie gefährlich ist oraler Sex?
Resümee:
Im letzten Jahr konnten wir durch die Internetpräsenz deutlich mehr Menschen
erreichen. Insgesamt konnten wir 3594 Kontakte zählen. Wir danken hier
ausdrücklich unserer ehrenamtlichen Telefonberateri n und dem ehrenamtlichen
Informatiker, der die Beratungsseite für uns im Internet bedient und aufgebaut hat.
2.4.4 Auswertung der telefonischen Beratungsgesprächen während der
Öffnungszeiten
Da bei Beratungsgesprächen während der Öffnungszeiten kein Protokoll erstellt wird
(im Gegensatz zur abendlichen Beratung, wo in einem Formular Angaben wie
Geschlecht, Art der Frage, Geschätztes Alter u.s.w. festgehalten werden) sind die
Daten nur geschätzt.
Wir haben ca. 1040 Beratungsgespräche im Berichtszeitraum durchgeführt.
Bezüglich der Daten wie Geschlecht, sexuelle Orieniterung und Art der Fragen kann
sicherlich die Ableitung von den oben genannten Angaben bei Punkt 2.4.1-2.4.3
erfolgen (obwohl diese, nach der Menge der Kontakte nur tendenziell zu
übernehmen sind, da sie nicht repräsentativ sind).
2.4.5 Auswertung der Daten von der abendlichen Telefon- und E-Mailberatung
und deren Interpretation bezüglich Tendenzen und Klientel
Wie sich bei der Auswertung herausgestellt hat, gibt es deutliche Unterschiede
zwischen der Nutzung der Telefonberatung und der E-Mailberatung.
Allgemein ist die Nutzung der E-Mailberatung mit 69% deutlich höher als die der
Telefonberatung (31%). Dies hat wahrscheinlich den Grund, dass die E-Mail Nutzung
eine höhere Anonymität gewährleistet. Da das Angebot im Internet immer Abrufbar
ist, kann dies ebenfalls die erhöhte Nutzung erklären.
Zu den Fragen:
Bei der Telefonberatung ist, wie in den letzten Aus wertungen, die Fragen zu
„Übertragungswegen“ und „HIV-Test“ an erster Stelle . Bei heterosexuellen Männern
folgt danach die Kategorie „Sexanrufer“ und „Prostitution“.
Anrufe von Phobiekern sind deutlich Rückläufig. Dies kann mit der allgemeinen
Tendenz in der Bevölkerung und Politik zusammenhängen, wo HIV immer mehr als
chronische Krankheit angesehen wird. In den Medien wird das Thema HIV immer
weniger bearbeitet. Falls das Thema angesprochen wrid, so liegt der Focus eher bei
15
der Situation auf der globalen Ebene. Daher nimmt die allgemeine Angst in der
Bevölkerung immer mehr ab, was sich auch auf die Phobieker auswirkt.
Bei der E-Mailberatung gestaltet sich die Art der Fragen ähnlich wie bei der
Telefonberatung.
Auffällig ist jedoch die erhöhte Zahl der Anfragen von Homo- und Bisexuellen (27%
der männlichen E-Mail Nutzer waren 2004 Homo- Bisexuell gegenüber 18% bei der
Telefonberatung).
Die Art der Fragenstellungen im Bereich der homosexuellen Nutzer ist im Vergleich
der anderen Personengruppen anders Gewichtet. So stellen viele Nutzer neben der
Frage zum HIV-Test (36%) Fragen zum Thema „Leben mi t HIV“ (36%). Erst danach
kommt die Kategorie „Übertragungswege“. Hieraus lässt sich erkennen, dass die
erhöhte Anonymität der E-Mailberatung, HIV-Positive Homosexuelle anspricht und
daher eher genutzt wird, als die telefonische Beratung.
Kontakte von Männern, die sexuelle Bedürfnisse haben, sind bei der E-Mailberatung
gar nicht erfolgt.
Seit der Einführung der E-Mailberatung sind die Zahlen der Kontakte weiterhin
steigend.
Die Übersicht der Kontakte seit 2000:
Anzahl der Kontakte
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Jahr
2000
Jahr
2001
Jahr
2002
Jahr
2003
Jahr
2004
Anzahl der Kontakte
Da sich herausstellt, dass die E-Mailberatung den Zugang zu einem neuen Klientel
bietet (HIV-Positive Homosexuelle), sollte in Erwägung gezogen werden, die
Beratung mit anderen Seiten von schwulen Gruppen aus Duisburg und dem Kreis
Wesel zu verlinken.
Da die Zahl der telefonischen Anfragen weiter Rückläufig sind (Werden nur die
Kontakte der telefonischen Beratung gezählt, ist die Zahl immer weiter rückläufig),
sollte die Gewichtung auf die E-Mailberatung gelegt werden.
Um das Angebot auch in der Allgemeinbevölkerung bekannt zu machen, sollte die E-
Mailberatung bei verschiedenen Homepages im Internet beworben werden
(Homepage der Stadt Duisburg, Seiten zu Beratungsangeboten in Duisburg und dem
Kreis Wesel).
Da vereinzelt zu anderen sexuell übertragbaren Krankheiten Fragen gestellt wurden,
sollte Beobachtet werden, ob der Bedarf diesbezüglich weiter steigt. Falls diese
Situation eintritt, sollte über eine Ausweitung des Beratungsangebots auf andere
Sexuell übertragbare Krankheiten nachgedacht werden.
16
3. Begleitung
Unsere Einrichtung begleitet weiterhin HIV-Infizierte und an AIDS-Erkrankte, die aus
den unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen mit verschiedenem sozialem
Hintergrund stammen. Aufgrund der vorhandenen antiretroviralen Medikamente hat
dies auf die einzelnen Begleitungsfälle unterschiedliche Auswirkungen.
Der Hauptteil der von uns Begleiteten ist bereits an AIDS erkrankt, verrentet und lebt
auf dem Niveau der Sozialhilfe oder leicht darüber. Hier kommt es dann zu Hilfen in
sozialrechtlichen und finanziellen Bereichen, allerdings gibt es auch häufig
medizinische Probleme in der Form von Resistenzen gegen die Medikamente oder
bei Nebenwirkungen der Medikamente. Ebenso gibt es Menschen, die HIV-positiv
sind und Medikamente nehmen oder zumindest sich in einem Monitoring eines
Schwerpunkt-Arztes befinden und die AIDS-Hilfe nur zu einzelnen Fragestellungen in
Anspruch nehmen.
Speziell zu Beginn des Jahres hatten wir sehr viel Beratungs- und
Unterstützungsbedarf zum Gesundheitsmodernisierungsgesetz. Hier ging es darum,
möglichst rasch eine Befreiung von Zuzahlungen zu erlangen und hinsichtlich der
Zuzahlung finanziell zu unterstützen. Die Problematik bestand darin, dass die
Krankenkassen mit der Umsetzung selbst noch Probleme hatten und viele Dinge
noch unklar waren. Es konnte dazu kommen, dass ein AIDS-Kranker direkt im
Januar durch mehrere Medikamente und Arztbesuche 50bis 80 Euro als Zuzahlung
zu leisten hatte und erst nachträglich seine Befreiung erhielt. Diese Beträge sind für
einen Sozialhilfeempfänger nicht zu finanzieren, es ist jedoch wichtig, durchgängig
die antiretroviralen Medikamente zu nehmen, um Resistenzen vorzubeugen. Um
eine kontinuierliche Medikamenteneinnahme zu gewährleisten, haben wir verstärkt
mit unserem Positivenfond (siehe Kapitel 3.3) für Zuzahlungen finanzielle
Unterstützung geleistet.
3.1. Einzelbegleitung
Der größte Anteil der Begleitungsarbeit wurde im Bereich Migration in Anspruch
genommen (siehe 5.5).
Die Begleitungsarbeit umfasste Beratungen zu Medikamentenein- und -
umstellungen, zu Nebenwirkungen der Medikamente, zu Partnerschaftskonflikten,
sozialrechtlichen und finanziellen Problemen des weiteren Kriseninterventionen und
Hilfestellungen bei Depressionen.
Bei geldlichen Problemen stellten wir Anträge an dei Deutsche AIDS-Stiftung, soweit
diese die Kriterien der Stiftung erfüllten u. a. für Urlaube, Zahnersatz, Strom- und
Heizungsschulden.
Neben den unter Punkt 5.2.2.2 erläuterten Besonderheiten in der psychosozialen
Begleitung von DrogengebraucherInnen gab es bei den anderen Begleiteten im
Berichtsjahr beispielhaft folgende Problemstellungen:
Bei einer Begleiteten ging es um die Sterbebegleitung ihres Lebenspartners. Da sie
schon durch ihre eigene gesundheitliche Situation (psychische Erkrankung und AIDS
17
im Vollbild) stark belastet war, war dieses für sieeine äußerst schwierige Zeit, zumal
zu diesem Zeitpunkt ihre zuständige hauptamtliche Ansprechpartnerin länger
erkrankt war. Durch die Einbindung der übrigen hauptamtlichen Mitarbeiter und der
ehrenamtlichen Begleitergruppe konnte die Situation aber aufgefangen werden.
Ein ehemals von uns Begleiteter, der nach Thailand ausgewandert war, kehrte mit
einem sehr schlechten Gesundheitszustand nach Deutschland zurück. Dieser zog
dann zu seiner Mutter ins Saarland und wir haben ihn dort zu der AIDS-Hilfe im
Saarland vermittelt.
Insgesamt begleiteten wir 145 Personen, wobei ein leichter Rückgang bei den
Intensiv-Begleiteten zu verzeichnen war, dafür aber eine Zunahme bei den
Regelmäßig-Begleiteten stattfand.
Tabelle 1:
Betroffene in Einzelbegleitung 2004 2003
Intensiv 18 20
Regelmäßig 46 39
Sporadisch 81 66
Insgesamt 145 125
Tabelle 2:
Betroffene in ehrenamtlicher
Begleitung
2004 2003
insgesamt 15 15
3.2. Begleitergruppe
Weiterhin gibt es zwei ehrenamtliche Begleitergruppen. Über die Drogen- und
Knastgruppe wird unter 5.3.2. näher berichtet.
Aufgrund beruflicher Belastung von zwei ehrenamtlichen MitarbeiterInnen startete die
ehrenamtliche Begleitergruppe mit vier TeilnehmerInnen ins neue Jahr. Der
Gesundheitszustand der Begleiterin, die im Vorjahr schwer erkrankt war, stabilisierte
sich, allerdings ist auch bei ihr die Begleitungsarbeit aufgrund gesundheitlicher und
altersbedingter Gründe im früheren Maße nicht mehr möglich. Eine weitere
Begleiterin nahm aufgrund beruflicher Gründe nur sporadisch an der Begleitergruppe
teil.
Aus der Schulung für neue ehrenamtliche MitarbeiterInnen konnten wir zwei neue
MitarbeiterInnen für die Begleitung gewinnen, so dass jetzt wieder fünf bis sechs
Personen an der Gruppe teilnehmen.
Die Begleitergruppe fand wiederum regelmäßig in 14-tägigem Abstand statt. Hier
erhalten die BegleiterInnen die Möglichkeit, sich über ihre Begleitungen
18
auszutauschen und gemeinsam über ihre Arbeit zu reflektieren. Vom hauptamtlichen
Mitarbeiter werden sie dahingehend unterstützt, ihre Arbeit nach den
Qualitätsstandards, die im Berichtsjahr von der Mitgliederversammlung
verabschiedet wurden, auszurichten. Hier gilt es vor allem, die Ressourcen der
Begleiteten mit einzusetzen, welches häufig einen schwierigen Prozess bedeutet.
Manchmal ist es für einen hauptamtlichen oder ehrenamtlichen Begleiter leichter,
Angelegenheiten für die Begleiteten selbst zu erledigen, um Dinge dann
abgeschlossen zu haben. Hier gilt es, die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen zu
stützen, auch mal Unerledigtes auszuhalten. Die hauptamtlichen Mitarbeiter haben
hierfür das Subsystem Begleitung, in dem sie schwierige Fälle gemeinsam
besprechen und nach den für die Begleiteten angemessenen Lösungen suchen.
Die Aufgaben der ehrenamtlichen BegleiterInnen bestanden in
Krankenhausbesuchen, Fahrten zu Ärzten und Schwerpunktärzten, Einkaufshilfen
und ín dem Zuhören bei Sorgen. Dieses kann auch zu ungewöhnlichen Uhrzeiten der
Fall sein, wobei jeder ehrenamtliche Mitarbeiter für sich selbst entscheiden muss, in
welchem Zeitrahmen er dies zulässt.
Am Begleitertag, der im Oktober stattfand, nahmen alle hauptamtlichen und
ehrenamtlichen MitarbeiterInnen aus dem Begleitungsbereich teil. Hier ging es
zunächst darum, die Kriterien für Anträge an die Deutsche AIDS-Stiftung mit den
ehrenamtlichen MitarbeiterInnen zu besprechen, da diese in ihren Begleitungsfällen
mit diesem Instrument arbeiten. Ein weiterer Schwerpunkt war die Bezeichnung der
von uns Begleiteten. Hier verfestigte sich der von uns überwiegend verwandte Begriff
„Begleitete“. Ein letztendlich hundertprozentiger passender Begriff, mit dem sich alle
identifizieren können, wurde nicht gefunden.
Für den engagierten Einsatz der ehrenamtlichen BegleiterInnen möchten wir uns
herzlich bedanken.
3.3 Positivenfond
Der Positivenfond wird von der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. mit dem Ziel
verwaltet, HIV-positive / an Aids-Erkrankte Menschen in finanziellen Notlagen zu
unterstützen.
Die Verwaltung und die Verteilung der Fondgelder übernahm im Berichtsjahr 2004
ein Gremium, das aus zwei positiven Menschen, drei EhrenamtlerInnen und einem
Hauptamtler besteht. Diese Zusammensetzung schafft innerhalb des Gremiums eine
Perspektivenvielfalt, die für die Entscheidungsfindung bei Anträgen bereichernd ist
und eine bedarfgerechte Verteilung der Mittel ermöglicht.
2004 stand insgesamt eine Summe von 3.850 € zur Verfügung, die in diesem Jahr
fast vollständig ausgeschöpft wurde. Das Geld wurde aus unterschiedlichen Gründen
von positiven Menschen in einer spezifischen Lebenssituation beantragt. Das
Positivenfondgremium entscheidet gemeinsam, ob und in welchem Umfang und
Form eine materielle Unterstützung gewährt wird.
Zur Verfügung stehen dem Gremium unterschiedliche Varianten der finanziellen
Hilfen.
Das aufgeführte Diagramm repräsentiert zum einen die verschiedenen Möglichkeiten
beziehungsweise Formen, für das Geld beantragt werden kann (Säule 1 – 6).
19
Darüber hinaus zeigt das Diagramm Tendenzen beziehu ngsweise Änderungen, die
sich gegenüber dem Vorjahr 2003 ergeben haben.
Säule 1:
Bei einem Krankenhausaufenthalt ist die Beantragung für die dort anfallenden
Telefonkosten möglich, wenn diese nicht selbst übernommen werden können.
Säule 2:
Für HIV-positive / an Aids-Erkrankte Menschen, die sich in einer der
Justizvollzugsanstalten in Duisburg und dem Kreis Wesel befinden, werden so
genannte „Knastpakete“ finanziert. Dieses sind spezielle Lebensmittelzusatzpakete,
die einmal im Monat zusätzlich von den Justizvollzugsanstalten genehmigt werden.
Säule 3:
Die „Soforthilfe“ kann am Ende des Monats ausgezahlt werden, um finanzielle
Engpässe zu überbrücken. Diese finanzielle Hilfe wird gewährt, wenn die finanziellen
Einkünfte den Sozialhilfesatz nicht wesentlich übersteigen.
Säule 4:
Größere Antragssummen (z. B. Ausgleich bei Miet- oder Stromschulden, größere
Anschaffungen) lassen sich als „Außergewöhnliche Zuwendungen“ beantragen. Die
Entscheidung über den Antrag trifft das Gremium des Positiven Fonds. In die
Entscheidungsfindung fließt zum einen die finanzielle Situation des Antragsstellers
ein und zum anderen die Gründe für sein spezielles Anliegen.
Säule 5:
Die „Rückzahlbare Zuwendung“ ist Antragsstellern vorbehalten, deren
Einkommenssatz die Sozialhilfe übersteigt. Hintergrund ist dafür, dass die Person
das gewährte Darlehen in angemessenen Raten zurückzahlen muss. Da dieses
jedoch für einen Sozialhilfeempfänger kaum möglich ist, da die finanzielle
Zuwendung zur Existenzsicherung benötigt wird, ist diese Variante in diesem Fall
nicht angemessen.
Säule 6:
Die „Einnahmen“ des Positiven Fonds resultieren aus der finanziellen Unterstützung
der „Rückzahlbaren Zuwendung“. Da die Darlehen jedoch oftmals mit erheblichem
Zeitverzug begleichen werden, lässt sich ein eindeutiger Zusammenhang oft nicht
herstellen.
Gegenüber dem Jahr 2003 zeigt das Diagramm deutlich, dass die Ausgaben
wesentlich gestiegen sind. Besonders das ‚Gesetz zur Modernisierung der
Gesetzlichen Krankenversicherungen’, das am 01.01.2004 in Kraft getreten ist, lässt
sich als ein wichtiger Auslöser für die vermehrte Antragstellung identifizieren. Für die
gesetzlich Versicherten bedeutete dieses, dass sie 1% (gilt für HIV-positive / an Aids-
Erkrankte Menschen, da sie als ‚schwerwiegend chronisch Kranke’ definiert wurden)
ihrer jährlichen Bruttoeinnahmen zuzahlen mussten, bevor sie eine Befreiung
erhielten. Besonders am Anfang des Jahres 2004 bedeutete dieses für viele
Menschen, die von der AIDS-Hilfe begleitet werden, wesentlich höhere Ausgaben.
Dieses spiegelte sich in den vermehrten Anfragen bezüglich der ‚Soforthilfe’ ebenso
wider, wie in den Anträgen der ‚Außergewöhnlichen Zuwendungen’.
Durch die Antragsstellung bei der Deutschen AIDS-Stiftung gelang es erneut den
internen Fond zu entlasten. Bis Mitte 2004 gestaltete sich dieses zum Teil jedoch als
20
schwierig, da die Antragsbearbeitung oftmals bis zu drei Monaten dauerte.
Kurzfristige Anfragen ließen sich somit nur bedingt über Stiftungsmittel finanzieren.
Eine sehr positive Zusammenarbeit entwickelte sich mit der Deutschen AIDS-Stiftung
im Arbeitsbereich ‚Knast’. Seit Mitte des Jahres sicherte die DAS zu, dass die
monatlichen Knastpakete für aufwendige Ernährung (s.o.) bei Nennung des Namens
übernommen werden. Die Inhaftierten werden dementsprechend gefragt, ob sie
dieser namentlichen Benennung gegenüber der Stiftung zustimmen. Im letzten Jahr
bestanden bezüglich dieser Vorgehensweise keinerlei Einwände von Seiten der
Inhaftierten (siehe dazu 5.3.2 Betreuung von HIV-positiven im Strafvollzug).
Positivenfond 2003 und 2004
2.000,00 €
1.500,00 €
1.000,00 €
500,00 €
0,00 €
1 2 3 4 5 6
2003 240,00 € 0 € 1.598,38 € 612,72 € 0 € 120 €
2004 8,69 € 542,29 € 1.944,11 € 1.142,10 € 120,00 € 80,00 €
3.4 Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern
Die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern bleibt für unsere AIDS-Hilfe wichtig.
HIV-Schwerpunktpraxen
Die Zusammenarbeit mit den beiden in Duisburg offiziell auf HIV spezialisierten
Schwerpunktpraxen wurde 2004 problemlos fortgesetzt. Falls Fragen entstehen,
können diese auf kurzem telefonischen Wege geklärt werden. Allerdings wissen wir
von zwei weiteren Praxen, in denen Patienten mit HIV und AIDS behandelt werden,
zu denen wir aber keinen Kontakt herstellen können.
Krankenhäuser
Die Zahl der stationären Aufenthalte in Krankenhäusern hält sich auf niedrigem
Niveau und meist umfassen diese Aufenthalte nur wenige Tage.
Verstärkt wird für diese Fälle wieder die Uni-Klinki Essen in Anspruch genommen, in
geringem Umfang die Wedau-Kliniken in Duisburg. Bei den Wedau-Kliniken stellt
sich für uns das Problem, dass die Ärztin, die im Bereich HIV und AIDS Erfahrungen
aufzuweisen hatte, nur für kurze Zeit aus dem Mutterschaftsurlaub zurückgekehrt ist.
21
Pflegedienste
Die enge Kooperation mit den Pflegediensten, mit denen wir bisher auch
zusammengearbeitet haben, hat sich bewährt.
Hospize
Im Berichtsjahr wurde von unseren Begleiteten keinHospiz in Anspruch genommen,
jedoch besteht nach wie vor von unserer Seite guter Kontakt zur ambulanten
Hospizbewegung in Duisburg-Hamborn.
Anwaltspraxen
Die Kooperation mit Rechtsanwälten war insbesondere bei der Begleitung von
Migranten wichtig. Hier ergab sich im Berichtsjahr die Problematik, dass ein
Rechtsanwalt, mit dem wir schwerpunktmäßig zusammengearbeitet haben, seine
Tätigkeit plötzlich eingestellt hat.
Flüchtlingsberatung
Zu dem Zeitpunkt, als die hauptamtliche Mitarbeiterin für den Migrationsbereich
erkrankt war, verstärkte sich unsere Zusammenarbeit mit der Flüchtlingsberatung
des Deutschen Roten Kreuzes und wir erhielten von dort in ausländerrechtlichen
Fragen große Unterstützung.
3.5 Angebote für HIV-Positive
Im Jahr 2004 konnten wir einige
neue Angebote für HIV-Positive im
Rahmen eines Solidar-Erlebens
begründen, die auch weiterhin gut
angenommen werden. Hierzu zählen
zum einen eine Kochgruppe
und ein Spielabend. Beides sind monatliche
Angebote, bei denen HIV-Positive und
ehrenamtliche MitarbeiterInnen zusammen
kommen, um einen gemütlichen Abend mit
kochen bzw. spielen zu verbringen. Dieses
Umfeld bietet aber auch die Atmosphäre für den
Austausch von Sorgen und Nöten. Diese
Angebote werden in Eigenregie von
ehrenamtlichen MitarbeiterInnen durchgeführt.
22
Frauenspezifische Angebote wurden wie in den Vorjahren in Kooperation mit den
benachbarten AIDS-Hilfen angeboten. Diese werden in Punkt 5.4 näher beschrieben.
Das weiterhin zahlenmäßig am besten besuchte Angebot ist unser traditionelles
Mittwochs-Café. Dieses ist der Treffpunkt zwischen HIV-Infizierten / an AIDS
Erkrankten und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen und der AIDS-Hilfe Sympathie
entgegenbringender Menschen. Auch ist dieses Café eine erste Anlaufstelle für an
ehrenamtlicher Arbeit Interessierter. Auch Bewerber n für den Zivildienst bietet es
eine Plattform, AIDS-Hilfe näher kennen zu lernen.
Bei Kaffee und Kuchen, der zum größten Teil von ein er Bäckerei gespendet wird, ist
ein Austausch möglich zwischen Betroffenen, zwischen Betroffenen und haupt- oder
ehrenamtlichen MitarbeiterInnen und hauptamtlichen und ehrenamtlichen
MitarbeiterInnen. Hier kann man sich auch über Neuigkeiten in der AIDS-Hilfe
informieren und die Angebote am schwarzen Brett zu rKenntnis nehmen. Zum einen
ist es Abwechslung für die Betroffenen, zum anderen das Treffen in der „Wahl-
Familie“.
Das Café findet zwischen 15.30 Uhr und 18.30 Uhr statt und wird von
durchschnittlich ca. 20 – 25 Personen besucht. Ein(e) hauptamtliche(r) Mitarbeiter(in)
ist Ansprechpartner(in) während der Café-Zeit, vorbereitet wird es überwiegend von
dem Zivildienstleistenden oder Praktikantinnen. Während der Café-Zeit ist immer ein
hauptamtlicher Ansprechpartner präsent, da dieses Treffen von vielen Betroffenen
dazu genutzt wird, um Anliegen an die BeraterInnen und BegleiterInnen
heranzutragen.
Seit Oktober bieten wir am letzten
Freitag im Monat ein Frühstück in der
Zeit von 10 bis 13
Uhr an. Der letzte
Freitag ist ausgewählt worden,
um Begleiteten, die geringe finanzielle
Ressourcen haben, auch zum
Monatsende ein leckeres und
umfangreiches
Frühstück anbieten
zu können. Den größten Teil der
Lebensmittel
bekommen wir von
der Duisburger Tafel gespendet, hierfür
sagen wir herzlichen
Dank. Es sind meist
auch so viele Nahrungsmittel
vorhanden, dass die
TeilnehmerInnen
des Frühstückes noch Essen mit
nach Hause nehmen können.
Personell wird dieses Angebot
ehrenamtlich, durch
einen
hauptamtlichen
Mitarbeiter und den
Zivildienstleistenden
vorbereitet. Da die
Umgebung etwas ruhiger ist als im
Mittwochs-Café, sind hier gute
Gespräche möglich,
an denen sich auch
alle
TeilnehmerInnen
beteiligen.
23
Anfang März haben wir einen Austauschabend zum Gesundheitsmodernisierungsgesetz
angeboten. Hier wurde die Möglichkeit gegeben, seine eigenen
Erfahrungen zu schildern und sich untereinander Tipps zu geben. Die AIDS-Hilfe
verfasste dazu auch eine Pressemeldung, die in den Medien allerdings keine
Berücksichtigung fand.
Unsere traditionelle Weihnachtsfeier fand wieder am Heiligabend von 16 bis 22 Uhr
in der AIDS-Hilfe statt. Sie wurde wie in den Vorjahren hauptsächlich von Betroffenen
und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen organisiert und begleitet. Ein hauptamtlicher
Mitarbeiter hat für letzte organisatorische Fragen an der Weihnachtsfeier
teilgenommen. Durch das Engagement der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen und ein
Kirchenmailing konnten wir 1.650 Euro Spenden akquirieren und den 39 Teilnehmern
eine Feier in angemessenem Rahmen bieten. Auch konnten die TeilnehmerInnen
noch kleine Geschenke mit nach Hause nehmen. Allen Spendern sagen wir hiermit
herzlichen Dank, ebenfalls bedanken wir uns bei den ehrenamtlichen
MitarbeiterInnen für Ihr Engagement an diesem besonderen Tage.
2004 fand wieder eine Bundespositiven-
Versammlung statt, die von der Deutschen
AIDS-Hilfe organisiert wurde. Der
Veranstaltungsort war Kassel. Die AIDS-Hilfe hat
ihren Bus für die Fahrt der 8 Teilnehmer zur
Verfügung gestellt, um die Teilnahme zu
ermöglichen.
Auch gab es im Berichtsjahr eine
Positivenfreizeit.
Diese wurde unterstützt mit
Mitteln der „Förderbande
Gelsenkirchen“.
24
3.6 Trauerarbeit
Im Berichtsjahr sind vier unserer
Begleiteten verstorben. Bei drei
Verstorbenen handelte es sich um
langjährig Begleitete. Sie hielten
beständigen Kontakt zu uns, einer von
Ihnen war regelmäßiger Besucher
unseres Mittwochs-Cafés. Sein Tod
hinterlässt eine große Lücke in diesem
Café.
Gedenkstein
Zu vermerken ist, dass diese drei unerwartet und plötzlich verstorben sind und
keinen langen Leidensprozess durchlitten haben. Ob der Tod auf den
Nebenwirkungen der antiretroviralen Therapie beruht, kann nicht eindeutig
zugeordnet werden.
In einem Fall haben wir der Familie bei
der Beerdigung große Unterstützung zu
Teil kommen lassen und haben unser
Café als Platz für die Nachtrauerfeier zur
Verfügung gestellt. Zwei ehrenamtliche
Mitarbeiter haben die Trauerrede
gehalten. Dies geschah vor dem
Hintergrund, dass keine finanziellen
Mittel zur Verfügung standen. Dieses
Problem wurde durch den Wegfall des
Sterbegeldes der Krankenkassen
verschärft.
„Quilt“
Bei einem Begleiteten handelte es sich um einen Drogengebraucher, der lose zu uns
Kontakt hielt und von dessen Tod wir nur durch Zufa ll erfahren haben. Seine
Beerdigung fand am Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher statt.
Am Vorabend des Welt-Aids-Tages, am
30.11. fand unser Candle-Light-Walk
statt, der in einer Gedenkveranstaltung
in der Liebfrauenkirche
mündete.
25
4. Öffentlichkeitsarbeit
Dietmar Heyde
Der im letzten Jahresbericht formulierte Eindruck, dass es hinsichtlich der
Wahrnehmung und Präsenz der Thematik von HIV und AIDS im Bewusstsein der
Öffentlichkeit eine leichte Aufwärtstendenz gebe, hat sich im Berichtsjahr stabilisiert.
Die Anfragen nach den Angeboten unserer AIDS-Hilfe haben sich in nahezu allen
Arbeitsbereichen erhöht. Das spezifische Know-how, die Vermittlungskompetenzen
unserer ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter/innen und die Flexibilität eines
kleinen, freien Trägers in der Wohlfahrtspflege werden offensichtlich sehr geschätzt.
Das zeigen uns die vielen positiven Rückmeldungen, die aus sehr unterschiedlichen
Gruppierungen kommen.
Die Vielfalt der Herkunft der Nachfrager/innen ist auch Ausdruck für eine
`Normalisierung von AIDS´ in dem Sinne, dass sich das Thema „HIV und AIDS“
stärker im Zusammenhang einer weiter gefassten „sexuellen Gesundheitsförderung“
und im Rahmen des „public-health“-Gedankens positioniert und zunehmend als
gesamtgesellschaftliches und globales Thema wahrgenommen wird.
AIDS gilt immer weniger als Synonym für Folgen vermeintlich normabweichenden
Verhaltens und somit als `Spezialthema´ für sehr spezifische (Ziel-) Gruppen. Die in
den letzten Jahren mehrfach beschriebene Focuserweiterung auf die globale
Situation trägt wesentlich dazu bei, aber inzwischen auch die nationale Entwicklung
der HIV-Prävalenz hinsichtlich der Neuinfektionen.
Hinzu kommen sicherlich auch die Erfolge der jahrelangen Enttabuisierungs- und
Entdiskriminierungsbemühungen nicht nur im Rahmen der strukturellen AIDS-
Präventionsarbeit.
Die Marginalisierungstendenzen etwa in Fragen der sexuellen Orientierung nehmen
beispielsweise eher ab.
Dennoch bleibt AIDS-Präventionsarbeit weiterhin im Wesentlichen eine Arbeit in
gesellschaftlichen Konfliktbereichen. HIV-Infektionen sind überproportional in
gesellschaftlichen Gruppen vertreten, die ökonomisch, bildungsmäßig und sozial
benachteiligt sind. „Migration und AIDS“ bleibt ein Riesenthema, die Verhältnisse in
den Justizvollzugsanstalten sind noch lange nicht zufrieden stellend, die Zielgruppe
des Welt-Aids-Tages im Berichtsjahr „Frauen und Mäd chen“ war sehr gut gewählt
etc.
26
Die sozialen und insbesondere materiellen Folgen eni er HIV-Infektion (wie durchaus
auch anderer `chronischer Erkrankungen´) werden durch die Reformen in den
Sozialversicherungs- und Gesundheitssystemen in Deutschland wieder heftig und
bergen hohes Ausgrenzungspotential. Hier sind die AIDS-Hilfen zunehmend gefragt.
HIV / AIDS ist nicht nur im medizinischen Feld ein zunehmend interdisziplinäres
Thema, sondern auch in sozioökonomischer Sicht.
Die seit 2003 beobachteten – leichten – Anstiege der Inzidenzen überraschen uns
nicht. Wir haben sie seit einigen Jahren erwartet (vgl. Jahresberichte der letzten
Jahre). Dass es „so lange gedauert hat“, führen wir nicht zuletzt auf die Fortschritte
der Therapien zurück, d.h. auf die steigende Zahl der HIV-Positiven, deren Viruslast
länger unter der sog. Nachweisgrenze bleibt als je zuvor. Der Serostatus gewinnt in
einzelnen Insiderkreisen geradezu Präventionscharakter, wonach auch
Sexualpraktiken regelrecht `verhandelt´ werden („negotiated safety“-Strategien).
Dass die Neuinfektionen dennoch steigen, hat gewiss mit nachlassender Sensibilität,
defizitärem Aufklärungsniveau, Entwarnungsphantasien (gespeist durch
quotenträchtige Schlagzeilen in den Medien oder den Hochglanz-Verharmlosungs-
Werbeanzeigen der Pharmaindustrie u.a.) angesichts der Therapiefortschritte,
steigender Sorglosigkeit in allen Gesellschaftsgruppen zu tun. Hinzuzurechen ist
sicherlich auch der Umstand, dass es immer mehr HIV-Positive in Deutschland gibt,
die immer später in die antiretrovirale Therapie einsteigen, weil die sog. „Hit hard and
early“-Strategien nicht mehr zeitgemäß zu sein scheinen.
Insbesondere gelten diese Zusammenhänge offenbar auch (wieder) für junge homound
bisexuelle Männer. Diskussionen zum Thema „barebacking“ nehmen zu und
lassen die Präventionsansätze der AIDS-Hilfe hinterfragen. Wir sagen: Das
Phänomen ist uralt – der Begriff relativ neu, die Setthings hier und da vielleicht
`modernisiert´. Immerhin bieten sich hier die Chancen für offensive Präventionsarbeit
und neue Impulse für eine öffentliche Diskussion über HIV und AIDS und anderer
sexuell übertragbarer Krankheiten, die es zu nutzen gilt. Zielgruppenspezifische
Präventionsarbeit im Bereich der „Männer, die Sex mit Männern haben“ bleibt
jedenfalls ein zentrales Arbeitsfeld für AIDS-Hilfen.
Die Öffentlichkeitsarbeit der AIDS-Hilfen gewinnt vor diesen Hintergründen an
Bedeutung. Die differenzierte und seriöse Außendarstellung des Themenfeldes „HIV
und AIDS“ wird allerdings immer vielschichtiger undkomplexer. Nicht nur die alles in
allem erfreuliche Dynamik in medizinischer (Forschungs-) Hinsicht wird immer
komplizierter, schwerer zu begreifen und zu vermitteln. Und dennoch oder gerade
deswegen benötigen wir in der Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit einfache und
doch präzise, verständliche und prägnante Botschaften für unsere Zielgruppen.
Zugleich brauchen wir klare und begreifbare Leitlinien und Haltungen für unsere
ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter/innen für deren Arbeit in der Öffentlichkeit.
Daran arbeiten wir – im Verbund und Kontakt mit unseren Verbandsstrukturen –
intensiv.
27
4.1 AG Öffentlichkeitsarbeit
Die mit diesem Themenspektrum und der entsprechenden Informations- und
Aufklärungsarbeit befasste Arbeitsgruppe trifft sich jeden zweiten und vierten Montag
im Monat um 19.00 Uhr in der AIDS-Hilfe, um Veranstaltungen, Informationsstände
u.a. Aktionen zu konzipieren und zu organisieren. Die Gruppe ist mit sechs bis acht
Mitgliedern besetzt. Um einen Kern von etwa sechs Mitarbeiter/innen herum finden
sich immer wieder neue Interessent/innen über mehr oder minder lange Zeiträume.
Der Zugang zur Gruppe setzt nicht das Durchlaufen der Grundausbildung für
EhrenamtlerInnen voraus, wie dies für die Bereiche der Beratung und Begleitung
zwingend ist. Es kann also jede/r Interessierte unverbindlich hereinschnuppern.
Ohne das intensive Engagement der ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen wäre die
Menge an Veranstaltungen und Aktionen, die wir auch im Berichtsjahr wieder
durchführen konnten, nicht denkbar. Allen beteiligten EhrenamtlerInnen gilt dafür
unser herzlichster Dank!
Zum Bereich der medialen Außendarstellung gehört die Internet-Homepage der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. Nach der Adr essenvereinfachung im Vorjahr
(www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de) ist auch für das Berichtsjahr 2004 eine
deutliche Erhöhung der Zugriffsfrequenzen um über 1300 Zugriffe im vergleich zu
2003 auf jetzt 7.837 Besucher zu konstatieren. Auch hat sich die Einrichtung einer
extra Beratungsseite mit sog. FAQ`s (frequently asked questions = Häufig gestellte
Fragen) bewährt. Dieses Angebot wird gerade von jüngeren Leuten aufgrund der
besonderen Anonymität und der Attraktivität des Mediums für diese `Besucher´
genutzt. Diese Seiten werden regelmäßig evaluiert und bei Bedarf werden die FAQ`s
variiert (Vgl. 2.).
Als weitere wichtige Werbeträger dienen der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
der Schaukasten im Bus- und S-Bahntunnel am Duisburger Hauptbahnhof, der im
Berichtsjahr sechsmal thematisch neu gestaltet und fortlaufend aktualisiert wurde
und der Schaukasten im Bahnhof Wesel, der insbesondere auch auf die
Beratungsstelle in Wesel aufmerksam macht. Den beiden Ehrenamtlern, die diese
Werbe-, Beratungs- und Ankündigungsträger pflegen gilt, ein besonderer Dank.
Schaukasten Duisburg Hauptbahnhof
Schaukasten im Bahnhof Wesel
28
4.2 Veranstaltungen
Neben dem sehr breiten Spektrum an inhaltlichen Ausrichtungen (HIV und AIDS,
Hepatitiden und andere sexuell übertragbare Krankheiten, Homosexualität,
Drogengebrauch, Frauen/Mädchen und AIDS, Migration und AIDS u.a.m.) ist es
alljährlich aufs Neue schwierig, halbwegs flächendeckend in unserer großen Region
Präsenz zu zeigen.
Wie bereits erwähnt (s. 1.) konnten wir uns im Berichtsjahr im Rahmen unserer
Öffentlichkeitsarbeit stark auf fachlich, inhaltliche Aktivitäten konzentrieren und
brauchten weniger Lobbyarbeit zur Existenzsicherung betreiben.
Ein Ergebnis dessen sind die im Geschäftsbericht (1.) bereits erwähnten größeren
Fachtagungen mit dem Zielpublikum „Multiplikatoren“. Größere Workshops zum
Thema „HIV und AIDS“ konnten durchgeführt werden bei der Unterbezirkskonferenz
der Jusos im Kreis Wesel, die uns in den letzten Jahren zu den Welt-Aids-Tagen
sehr unterstützen sowie im „Initiativkreis für schwul-lesbische Aufklärungsarbeit“ bei
und mit den „Buschnattern e.V.“ im Duisburger Norden.
29
Darüber hinaus ist die AIDS-Hilfe
Duisburg / Kreis Wesel e.V. immer
bemüht, ihr Angebot einer breiten
Öffentlichkeit transparent zu machen
und nutzt dazu verschiedene Orte
und Anlässe. Wie könnte man auf
Enttabuisierung, Entdiskriminierung
und Emanzipation ausgelegte
Präventionsarbeit leisten, ohne die
sog. Allgemeinbevölkerung über den
Sinn und Zweck
zielgruppenspezifischer Arbeit zu
informieren?
Karl-Heinz, Christa, Edgar, Dietmar (v.l.n.r)
Dazu gab es unter anderem Informationsstände – in der Regel verbunden mit
Gesprächsanlässe schaffenden Aktionen, wie Glücksradeinsätze o.ä. – beim
Duisburger Umweltmarkt und Selbsthilfetag, den ppp-Tagen in Wesel, dem
Stadtteilfest in Duisburg-Hochfeld.
Im Herbst des
Berichtsjahres stand
die aktive Beteiligung
an
zwei
Großveranstaltungen
an mit der über 4000
Jugendliche
erreichenden Anti-
Drogen-Disco „Zoff
dem Stoff) (10.
November) und der
großen Jugendmesse
„re:spect our future“ der
„Aktion Mensch“ am 26.
und 27. November – beide in der Kraftwerkzentrale des Landschaftsparks Duisburg-
Nord.
Aber auch das sich weiter etablierende große schwul-lesbische Sommerfest
(Duisburger CSD) in der Duisburger City, bei dem sich fast das ganze AIDS-Hilfe-
Netzwerk präsentiert, ist in hohem Maße geeignet, weiter Schritte in Richtung einer
breiteren Akzeptanz von unterschiedlichen Lebenswesi en zu machen (s. auch 5.1.).
Dies ist nach wie vor ein zentraler Bestandteil der strukturellen Präventionsarbeit, die
von der AIDS-Hilfe wahrgenommen wird.
Eine besonders gute Kooperation mit der Kindernothilfe e.V., dem evangelischen
Kirchenkreis Duisburg und der Infostelle 3. Welt mündete in eine wunderbare
Veranstaltung zur „Nacht der Solidarität“ im Rahmen des „Aktionsbündnisses gegen
AIDS“, die gleichzeitig mit vielen anderen bundesweiten Aktionen am 10. Juli 04 in
der Lutherkirche in Duisburg-Duissern stattfand, aber leider nur eine geringe
Resonanz erzielte.
4.3 Benefiz-Veranstaltungen
Hocherfreuliches gibt es für das Berichtsjahr in dei ser Rubrik zu berichten, nachdem
hier in 2003 wenig zu vermelden war.
Am 06. März konnte unser langjähriger
Sympathisant Henning Ladewig, alias „Jennifer
Dean“ mit seiner Benefiz-Gala anlässlich seines
20-jährigen Bühnenjubiläums (Kompliment!)
wieder 400 Gäste begeistern und darüber etwa
2.000,- € für die Arbeit der AIDS-Hilfe Duisburg /
Kreis Wesel e.V. einwerben. Herzlichen Dank
dafür.
Jennifer Dean
Am 02. April füllte Judy Winter die Duisburger „Säule“
mit ihrem M. Dietrich-Programm „Judy meets Marlene“
restlos und sorgte, weil sie gagenfrei und für die
AIDS-Prävention in unserer Region auftrat, für einen
Erlös in Höhe von 1.500,- €.
Judy Winter
30
Im Juni durften wir die vier Veranstaltungen der „Missfits“ (Gerburg Jahnke und
Stefanie Überall) im
Burghoftheater
Dinslaken im Rahmen
ihrer Abschiedstour mit
einem Infostand
begleiten. Dieses
Angebot wurde sogar
von „Martha und
Lisbeth“ ins
Bühnenprogramm
eingebaut, wodurch
eine verstärkte
Wahrnehmung erreicht
wurde. Daneben
konnten noch 600 € an
Spenden eingesammelt
werden.
„Missfits“ (Gerburg Jahnke und Stefanie Überall)
Ein großes Dankeschön gilt einmal mehr Thomas Seven und Dr. Stefan Scholten,
die mit ihrem traditionellen Grünkohlessen zugunsten der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis
Wesel e.V. im November über 2.000,- € für die Aufre chterhaltung unserer
Angebotspalette bereitstellen konnten.
Darüber hinaus erfreut es uns sehr, an dieser Stelle Jahr für Jahr über sehr stabile
Unterstützungsaktivitäten berichten zu können. Da sind zum einen die
Spendensammlungen vieler Kirchengemeinden zu nennen, die in der Regel auf
unsere Anfrage hin für unsere alljährliche Weihnachtsfeier für Menschen mit HIV und
AIDS eingehen – vielen herzlichen Dank dafür – und zum anderen die
Spendenausschüttung einer Reihe von Sparkassen. Ganz besonders bedanken wir
uns hier bei der Sparkasse Duisburg für ihre Treue hinsichtlich der Teilfinanzierung
unserer aufsuchenden Arbeitsangebote.
Ein besonderes Anliegen ist es uns, den zahlreichen Schülerinnen und Schülern und
engagierten Lehrkräften zu danken, die uns mit hoher Motivation, Überzeugung und
zum Teil sehr kreativen Aktionsideen nicht nur bei der Spendesammlung, sondern
auch bei der Thematisierung von HIV und AIDS in zweifellos wichtigsten Zielgruppen
fantastisch unterstützen. Stellvertretend möchten wir hier die Projektgruppen am
Gymnasium Adolfinum in Moers, dem Gymnasium Voerde und dem Sophie-Scholl-
Berufskolleg Marxloh erwähnen.
4.4 Veranstaltungen zum Welt-Aids-Tag 2004
Im Zentrum der Kampagne von UNAIDS, der AIDS-
Organisation der Vereinten Nationen, rund um den Welt-
Aids-Tag am 01. Dezember standen in diesem Jahr
„Frauen, Mädchen, HIV und AIDS“. Nahezu die Hälfte aller
Menschen mit HIV/AIDS weltweit sind weiblich. Frauen
spielen aber auch eine wichtige Rolle beim Kampf gegen
die Immunschwächekrankheit und ihre Folgen.
31
Unter dem Motto „Wir wissen, was wir wollen:
Leben. Lieben. Schutz vor HIV“ beteiligten sich im
Berichtsjahr die Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung (BZgA), die Deutsche AIDS-Stiftung
(DAS) und die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH)
gemeinsam an der nationalen Kampagne.
Unterstützt wurden sie dabei von den drei
prominenten Frauen Hannelore Elsner, Bärbel
Schäfer und Sandy: Selbstbewusst und voller
Lebensfreude machten sie Frauen und Männer
jeden Alters auf das Thema AIDS und den Schutz
vor HIV aufmerksam.
Ein wichtiges Element der weltweiten Bemühungen
zur Eindämmung der AIDS-Katastrophe ist neben
der sachlichen Aufklärung die Entwicklung von
Lebensverhältnissen, in denen Mädchen und
Frauen „Nein“ zu ungeschütztem Sex sagen
können. Und nicht zuletzt sind freier Zugang zur
Behandlung, verstärkte Forschung, Unterstützung
für diejenigen, die Infizierte und Kranke beraten,
betreuen und pflegen und die Förderung von
Selbsthilfestrukturen nötig. Hier müssen Mädchen
und Frauen stärker als bisher einbezogen und
gefördert werden.
Angesichts dieser Zusammenhänge und Forderungen fiel es uns in diesem Jahr
nicht schwer, dieses weltweite Motto eins zu eins zu übernehmen, was allerdings
keineswegs bedeutete, dass wir die anderen Zielgruppen und Arbeitsbereiche im
diesjährigen WAT-Rahmen vernachlässigt hätten.
In über 20 Einzelveranstaltungen boten wir zum Welt-Aids-Tag 2004 im Vergleich
zum Vorjahr ein deutlich erweitertes Programm an, das nicht zuletzt die
verschiedenen Arbeitsgebiete der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
repräsentierte (s. Flyer und Pressespiegel im Anhang).
Zum Thema „Frauen und AIDS“ gab es am 01. Dezember im Rathaus der Stadt
Duisburg eine hochkarätige Fachtagung. Erfreulich war hier auch der um die
Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Duisburg unddes Kreises Wesel und anderer
Einrichtungen erweiterte (Mit-) Veranstalterkreis, der für eine breit gestreute
Bewerbung und darüber für einen breiteren Kreis an potentiellen Multiplikator/innen
sorgte.
Ein Selbstbehauptungstraining für Frauen in der AIDS-Hilfe wurde gut angenommen
und sehr gelobt.
Genauso wie ein ähnliches Angebot für Schwule, das Horst Radtke vom
Kommissariat Vorbeugung in gewohnt souveräner Weise leitete – Danke!
Das brisante Thema „barebacking“ wurde von uns in einer Veranstaltung des
„Schwulen- und Lesbenreferates“ der Uni Duisburg aufgegriffen, die erfreulich gut
besucht war.
32
Die traditionellen Red-Ribbon-Aktionen waren im
Berichtsjahr in Voerde (Weihnachtsmarkt) und Duisburg-
Mitte (Galeria Du und Weihnachtsmarkt) platziert und
brachten einen zufrieden stellenden Erlös, aber auch
wieder Eindrücke eines nachlassenden Bewusstseins
innerhalb der Allgemeinbevölkerung.
Zu einem festen und ausgesprochen hilfreichen Partner
hinsichtlich der Präsenz in den Gemeinden im Kreis Wesel
haben sich die Jungsozialisten im Kreis Wesel entwickelt.
Diese wandten sich zum nunmehr fünften Mal mit einer
Red-Ribbon-Aktion und mit einem Glücksrad-Einsatz an
die Bevölkerung in Moers in neuer –durch einen ganztägigen Workshop mit der AH
(s.o.) angeregter Qualität und regten in offensiverer, zielgerichteter und
kompetenterer Weise zum Nachdenken über das HIV-Geschehen, Akzeptanz und
Toleranz an.
Über die bereits erwähnten Aktionen im Rahmen der großen Jugendmessen im
Landschaftspark Duisburg-Nord (s. 4.2.) konnten viele Jugendliche
personalkommunikativ erreicht werden.
Für uns erfreulich hat sich die Verlegung der Veranstaltungsreihe der Homosexuellen
Kultur Duisburg (HoKuDu e.V.) „Ein Blick zu anderen Ufern“ vom Frühjahr in den
Herbst dargestellt, konnten dadurch doch einige Vear nstaltungen das Programm mit
sehr passenden Inhalten ergänzen.
Kritisch betrachtet hat uns die Vielzahl an Veranstaltungen hier und da aber auch die
Grenzen des Leistbaren aufgezeigt.
Sehr erfreulich gestalteten sich wieder einmal die Kooperationen mit einzelnen
Kirchengemeinden. So erneut die Gedenkveranstaltung im Anschluss an unseren
Candle-Light-Walk in der Liebfrauenkirche in Duisburg-Mitte, die von den
Teilnehmenden besonders gewürdigt wurde.
So auch die enge Kooperation mit der Heilig-Geist-Gemeinde in Dinslaken-Hiesfeld.
Gedenkveranstaltung in der Heilig-Geist-Gemeinde, Dinslaken-Hiesfeld
33
Die erstmalige Einbeziehung von Aktivisten der AIDS-Hilfe hat hier in drei
Gottesdiensten zu sehr schönen Verbindungen und sehr motivierenden Erlebnissen
geführt.
Ein ganz besonderes Highlight bot sich den 140 Gästen des Benefiz-
Kammerkonzertes am 30. November im Lehmbruck-Museum in Duisburg, das von
sechs jungen Musiker/innen der Duisburger Philharmoniker konzipiert und nahezu
vollständig alleine organisiert wurde. Dieses Konzert und die Initiative bleiben uns
allen in nachhaltiger Erinnerung.
34
Mitglieder der Duisburger Philharmoniker
Allen, die uns im WAT 04 durch viel Engagement und Kreativität unterstützt haben,
gilt an dieser Stelle noch mal unser ganz herzlicher Dank!
35
4.5 Berichterstattungen in den Medien
AIDS und die Notwendigkeit von AIDS-Hilfe scheint doch nicht ganz in Vergessenheit
zu geraten. Es bleibt allerdings dabei, dass Erinnerung, Öffentlichkeitsarbeit und
Aufklärung wahrnehmbar bleiben müssen.
Auch die Nachfragen von Seiten der Print- und Funkmedien, die unsere Arbeit zum
Teil sehr aufmerksam begleiten, stimmt uns zuversichtlich und führt uns zu dem
Eindruck, gute Arbeit zu leisten.
Wir waren unsererseits mit der Erreichbarkeit und dem Echo bei Presse und
Lokalfunk über das Berichtsjahr verteilt insgesamt sehr zufrieden (s. Pressespiegel
im Anhang).
36
4.6 Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten
Hier sind für den Stelleninhaber zu nennen:
- Vertretung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. in verschiedenen
regionalen Gremien und Arbeitskreisen in Duisburg und dem Kreis Wesel,
- Vorbereitung, Organisation, und Durchführung von Informationsständen,
Seminar- und Vortragsangeboten,
- Organisatorische Begleitung und Pressearbeit für Benefiz- und
Kooperationsveranstaltungen,
- Akquise von finanziellen Mitteln und personellen Ressourcen
(Ehrenamtleranwerbung)
- Kontaktpflege zu Förderern und Kooperationspartnern,
- Beteiligung an der Substitutionsvergabe an Sonn- und Feiertagen,
- Telefonische und persönliche Beratung,
- Beratungsstellenleitung,
- U.a.m.
Abbildung : Präventionsveranstaltungen in der Allgemeinbevölkerung
Prävention in der Allgemeinbevölkerung / Youthwork -
Veranstaltungen 2004
20
15
10
Reihe1
5
0
Januar April Juli Oktober
37
5. Prävention (zielgruppenspezifisch)
Rüdiger Wächter
5.1 Prävention bei Schwulen, Männern die Sex mit Männern haben und
bisexuellen Männern
5.1.1 Bestandsaufnahme zur Präventionssituation im Bereich schwuler Männer
in Duisburg und dem Kreis Wesel
In Duisburg gibt es fest etablierte Lokalitäten, in denen sich Schwule und Bisexuelle
aus Duisburg und dem Umland regelmäßig treffen.
Wie schon in den vorangegangenen Jahren eröffnen immer wieder neue Lokale,
welche meistens bald wieder schließen. Meistens sind es ehemalige Hetero-
Kneipen, die sich durch die neue Zielgruppe neue Einnahmen versprechen.
Insgesamt gibt es acht Lokalitäten. Davon sind fünf beständige Szenetreffpunkte.
Neben diesen Lokalen gibt es weitere Treffpunkte für Homo- und Bisexuelle in
Duisburg, wie z.B. eine einmal im Monat stattfindende schwul- lesbische
Tanzveranstaltung (Warm Up), Sexläden mit Kino undÖrtlichkeiten, wo Männer Sex
mit Männern haben (Rastplätze und Parks).
In Duisburg sind mehrere schwule Selbsthilfegruppen ansässig.
In den Räumen der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. treffen sich die folgenden
Gruppen:
„Die Junge Unschuld“ (Schwule Jugendgruppe), „Shalk“ (Selbsthilfegruppe
homosexueller Alkoholiker) ; „AkDuLuS“e.V. (Arbeits kreis Duisburger Lesben und
Schwulen) und „HoKuDu“ (Homosexuelle Kultur Duisburg).
Neben den genannten Gruppen sind folgende Vereine und Gruppen außerhalb der
AIDS-Hilfe zu nennen:
„Pink Power“ (Gruppe für Schwule über vierzig); „Pink Channel“ und „Christofer FM“
(Schwule Radiosender), „SchwuBiLe“ (Schwulen- und Lesbenreferat der GH-
Duisburg/Essen), die „Buschnattern“ (Coming Out Beratung) und „Die Poolspatzen“
(Gruppe von Schwulen die sich in den Niederrhein-Thermen Duisburg wöchentlich
treffen).
In Wesel und Umgebung stellt sich die Präventionssituation wie folgt dar:
38
Im Kreis Wesel ist die schwule Community im Vergleich zu Duisburg sehr klein. So
gibt es nur zwei schwule Lokale (Dinslaken und Moers), die man als etablierte
Lokalitäten bezeichnen kann.
In den Räumen der AIDS-Hilfe in Wesel treffen sich folgende Schwulengruppen:
„Gay nach Wesel“ und „das Schwule Sonntagscafé“. In Moers gibt es die
Jugendgruppe „SLAM“ (Schwule und Lesben aus Moers).
5.1.2 Die Präventionskampagne der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V.
„Herzenslust“
Uwe Altenschmidt
Herzenslust ist eine Kampagne, die von der AIDS-Hilfe NRW e.V. entwickelt wurde.
In jeder größeren Stadt in NRW, die über schwule Tr effpunkte und Szenelokalitäten
verfügt, gibt es eine Herzenslustgruppe, die sich hauptsächlich aus schwulen
ehrenamtlichen Mitarbeitern zusammensetzt. Hauptaufgabe von Herzenslust ist die
HIV/AIDS-Prävention bei Schwulen, Männern die Sex mit Männern haben und
bisexuellen Männern.
5.1.3 Ziele von Herzenslust
Nach den bewährten Herzensluststandards wurde im Rahmen der
zielgruppenspezifischen Prävention gearbeitet. Neben der Einbeziehung von
Alltagsexperten (sprich Schwule für Schwule), wurde niederschwellig gearbeitet. Im
Rahmen der professionellen Gesundheitsförderung wurden über die Vermittlung von
Übertragungswegen zu HIV auch Aktionen zur Stärkung des Selbstbewusstseins und
zur allgemeinen Gesundheitsförderung durchgeführt.
39
Zu diesem Zweck wurden personalkommunikative- wie auch massenmediale Mittel,
wie z.B. ein Glücksrad mit Fragen zum Thema HIV und STD´s sowie verschiedene
Kostüme und Dekorationen zur Präsentation unseres Herzensluststandes auf Partys
benutzt. Ebenfalls wurde unsere Homepage durch Fotoaktionen beworben.
Unsere Arbeitsansätze im Detail:
1) Aufsuchende Arbeit in der schwulen Szene und den Örtlichkeiten, wo Männer Sex
mit Männern haben.
Konzeptionelle Ausarbeitung und Durchführung von Herzenslustaktivitäten in der
Szene und Örtlichkeiten, wo Männer Sex mit Männern haben nach den bewährten
Herzensluststandards.
2) Durchführung von Aktionen in der Szene und Örtlichkeiten, wo Männer Sex mit
Männern haben
Durch vorwiegend personalkommunikative- aber bei größeren Events auch
massenmediale Aktionen wurden die Besucher von Partys, Kneipen und
Cruisingareas sowie größeren Veranstaltungen zu HIV/AIDS und anderen sexuell
übertragbaren Krankheiten informiert. Hierfür wurden unterschiedliche Medien und
Kommunikationsmittel eingesetzt.
3) Versorgung der Szenekneipen
Regelmäßig wurden die Szenekneipen mit Informationsmaterialien bestückt. Darüber
hinaus hat die Fachkraft die Betreiber bei Bedarf über Hygienemaßnahmen
aufgeklärt. Durch die kontinuierlichen Kontakte mit den Wirten konnten in den
Lokalitäten Veranstaltungen sowie regelmäßige Aufklärungsarbeit, mit besonderen
Aktionen verknüpft, durchgeführt werden.
5.1.4 Das Herzenslustteam
Das Herzenslustteam Duisburg/Kreis Wesel hat sich regelmäßig unter der Anleitung
einer hauptamtlichen Fachkraft einmal in der Woche getroffen. Bei diesen Treffen
wurden Aktionen mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern geplant/besprochen und für
besondere Veranstaltungen Give-Aways und Dekorationsmaterialien hergestellt.
5.1.5 Fachliche Begleitung
Die Fachkraft hat sich wöchentlich mit dem Herzenslustkoordinator getroffen. Ziele
dieser Treffen war die Einhaltungen der Herzensluststandards sowie die
Koordinierung und Planung der Herzenslustaktivitäten für die jeweiligen Aktionen bei
den verschiedenen Zielgruppen.
Der Herzenslustkoordinator für Duisburg und den Kreis Wesel begleitete die
fachliche Ausarbeitung der Herzenslustaktionen und sporadisch auch die Vor-Ort-
Aktionen. Des Weiteren wurden durch den Koordinator mit der ehrenamtlichen
Herzenslustgruppe regelmäßige Informationsveranstaltungen durchgeführt, welche
sich hauptsächlich mit der Wissensvermittlung von Übertragungswegen von HIV und
anderen STD´s befassten.
Bei den regelmäßig stattfindenden Arbeitskreisen der Duisburger Lesben- und
Schwulengruppen war die Fachkraft als Stellvertreter für die AIDS-Hilfe beteiligt. Hier
wurden Kooperationspartner zur effizienten Erarbeitung von Veranstaltungen und
Aktionen in der schwulen Szene akquiriert.
40
5.1.6 Aktionen in der Szene
Folgende regelmäßige Aktionen wurden im Berichtsjahr durch Herzenslust Duisburg
/ Kreis Wesel durchgeführt:
1. Präsenz des Herzenslustteams auf der schwullesbischen Party „warm up“ in
Duisburg.
Unter verschiedenen Motto´s wurden Infostände aufgebaut und
personalkommunikativ / massenmedial die Besucher zu HIV und anderen sexuell
übertragbaren Krankheiten aufgeklärt.
Größere Aktionen von Herzenslust auf dieser Party waren:
Ingo und Rüdiger
Zu Karneval trat das Herzenslustteam im Fummel auf der Party auf. Durch die, im
Vorhinein eingeübten, Walking-Acts wurden die Besucher auf den Info-Stand und
das Herzenslustteam aufmerksam gemacht.
Loveletter Wand:
Bei der Januar Warm-Up führte das Herzenslustteam Duisburg/Kreis Wesel eine
Loveletteraktion durch. Jeder Partybesucher bekam beim Einlass eine vorgefertigte
Plakette, die mit einer Nummer versehen war, angeheftet und konnte mit anderen
Partybesuchern per Brief Kontakt aufnehmen. Diese Briefe wurden an der Loveletter
Wand, mit der Nummer des anderen Gastes versehen, angeheftet.
Mr. und Miss Warm up 2004:
Zum 4. Mal wurde vom Herzenslustteam Duisburg/Kreis Wesel die Wahl zu Mr. und
Miss Warm up auf der monatlich stattfindenden Warm-Up Party im
Hundertmeister/Duisburg veranstaltet. Die Aktion ging über 3 Monate. (April-Juni ).
In den ersten beiden Monaten (April &Mai) wurden Kandidaten gesucht, die an der
Wahl teilnehmen wollten. Die Kandidaten mussten einen Fragebogen ausfüllen, der
sich inhaltlich mit persönlichen Haltungen und Meinungen befasste, wodurch
persönliche Gespräche mit den Herzenslustmitarbeitern entstanden. Diese
Möglichkeit der Kontaktaufnahme wurde von vielen Kandidaten dazu benutzt, sich
über HIV und andere sexuell übertragbaren Krankheiten zu informieren. Nach dem
Ausfüllen des Fragebogens wurden die Kandidaten von Herzenslustmitarbeitern
41
fotografiert. Die Fotos der Kandidaten konnte man sich auf der Homepage vom
Herzenslustteam Duisburg/Kreis Wesel ansehen. Dadurch wurde die Homepage
beworben, über die sich die Kandidaten zu HIV und anderen STD´s informieren
konnten.
Herzenslust informierte bei diesen Aktionen verstärkt über die Übertragungswege
von sexuell übertragbaren Krankheiten und versuchte sich einen Überblick zu
verschaffen, wie weit die Partybesucher über STD´s informiert sind. Hierbei stellte
sich heraus dass es bei den meisten Partybesuchern Aufklärungsbedarf hinsichtlich
anderer sexuell übertragbarer Krankheiten gab.
Der Plüschsessel
Mr. und Miss Warm up 2004:
Erstmals wurde der Plüschsessel auf der
November-Warm-Up benutzt. Besucher
konnten sich auf diesem
Sessel ablichten lassen.
Diese Fotos wurden mit Statements über die
schwule Community auf
der
Herzenslusthomepage Duisburg/Kreis Wesel
veröffentlicht. Diese Aktion ist mit
verschiedenen
Örtlichkeiten, wo mannmännliche
Kontakte entstehen, auch für das
nächste Jahr geplant.
Ziel ist einerseits durch diese Aktion
personalkommunikativ
mit den Besuchern zu
Themen über HIV ins
Gespräch zu kommen,
andererseits die Herzenslusthomepage
in der schwulen Szene
aktiv zu bewerben.
Wulf
Durch die verschiedenen Statements kann die breite Facette der schwulen
Community dargestellt werden. Dieser Aspekt zielt in die Richtung der schwulen
Kampagne „Die Szene bist Du!“, wo die verschiedenen Subkulturen angesprochen
werden (Die Schubladen des Regenbogens).
42
Benefizgala zugunsten der AIDS-Hilfe Duisburg/Kr. Wesel e.V.
Bei der Benefizgala von Jennifer Dean, alias Henning Ladewig, war das
Herzenslustteam mit einem Infostand vertreten.
Schwul/lesbisches Sommerfest
Auch auf dem diesjährigen schwul/lesbischen Sommerfest in Duisburg war das
Herzenslustteam vertreten.
Neben der Vermittlung von HIV-Übertragungswegen war ein weiterer Schwerpunkt
die Aufklärung über andere sexuell übertragbare Krankheiten. Zu diesem Zweck
wurden Fragen zu STD´s entwickelt, die die Besucher bei dem Glücksrad
beantworten mussten. Bei dieser Aktion wurde deutlich, dass es einen großen Bedarf
an Informationen zu STD´s bei der Zielgruppe gab.
Rastplatzaktionen
Auch 2004 führte das Herzenslustteam Rastplatzaktionen an Örtlichkeiten, wo
Männer Sex mit Männern haben durch. Auf einem kleinen Infotisch, der etwas
Abseits vom Geschehen aufgestellt wurde, konnten sich Rastplatzbesucher bei
Bedarf über einen persönlichen Kontakt zu HIV und STD´s informieren, als auch
Informationsmaterialien mitnehmen. Das Herzenslustteam verteilte im Bereich der
Zugänge zu den Cruisingareas Kondome und Erfrischungstücher.
Szenerundgänge
In regelmäßigen Abständen führte das Herzenslustteam Duisburg/Kreis Wesel einen
Rundgang durch die Szene durch. Hierbei wurde der Kontakt zu den Szenewirten
gepflegt, Infomaterialien ausgelegt und die Spendendosen der AIDS-Hilfe
Duisburg/Kreis Wesel e.V. ausgetauscht sowie die Kondomautomaten aufgefüllt.
Neueröffnung eines Gaykinos
Bei der Neueröffnung eines Gaykinos hat das Herzenslustteam
Informationsmaterialien und Kondome an die Besucher verteilt.
Selbstbehauptungstraining
Auch in diesem Jahr wurde von Herzenslust in Kooperation mit dem Kommissariat
Vorbeugung der Duisburger Polizei ein Selbstbehauptungstraining in der AIDS-Hilfe
angeboten. Die Tagesveranstaltung wurde, wie im letzten Jahr, gut besucht.
Barebacking - Veranstaltung
Zum Thema Barebacking hat Herzenslust Duisburg/Kr. Wesel in Kooperation mit
dem SchwuBiLe ein Referat in der Universität Duisburg angeboten.
Weitere Aktionen
Herzenslust hat sich darüber hinaus an den Aktionen der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis
Wesel beim Welt-Aids-Tag und dem Candle Light Walk zum Gedenken an die, an
den Folgen von HIV verstorbenen Menschen, beteiligt.
43
5.1.7 Überregionale Beteiligung:
Das Herzenslusteam Duisburg beteiligte sich überregional an folgenden
Veranstaltungen:
- CSD Köln
- Präventionsaktion im Warner Brother Movieworld zum Gay Day.
- Präventionsaktion auf der Cranger Kirmes
- Entwicklung der Kampagne „HZL-On Tour“ im Rahmen Herzenslust
Knotenpunkt Ruhrgebiet
5.1.8 Teilnahme an regionalen Arbeitskreisen, Kooperationen
Der Herzenslustkoordinator hat regelmäßig an den Treffen des Arbeitskreises der
Duisburger Lesben und Schwulen teilgenommen. Hier wurden die Kontakte zu
anderen Schwulengruppen gefestigt und gestärkt. Aus diesen Kontakten sind
Veranstaltungen von Herzenslust mit anderen schwulen Gruppen als
Kooperationspartner entstanden.
In Kooperation mit der Beratungsstelle des Gesundheitsamtes zu HIV und anderen
sexuell übertragbaren Krankheiten wurde einen Hepatitis-B-Impfkampagne für
Männer, die Sex mit Männern haben, entwickelt (deren Umsetzung im Berichtsjahr
aufgrund von Barrieren auf Seiten der Kassenärztlichen Vereinigung noch nicht
erfolgen konnte).
5.1.9 Überregionale Arbeitskreise
Herzenslust Duisburg/Kreis Wesel hat sowohl bei den Herzenslust-
Koordinatorendtreffen der AIDS-Hilfe NRW als auch bei den Herzenslusttreffen im
Ruhrgebiet teilgenommen
Diese Treffen sind für die Wahrung der Qualität der Herzenslustarbeit und der
Diskussion über neue Wege in der Präventionsarbeit sehr wichtig. Durch die
verschiedenen Erfahrungen der anderen Koordinatorenkann so auf Veränderungen
in der Szene zeitnah reagiert werden und mit Aktionen diesbezüglich auf die
Thematik aufmerksam gemacht werden (z.B. die Verbreitung von Syphilis in den
Ballungszentren Köln und Berlin und die damit zu erwartende Ausbreitung in die
Städte des Ruhrgebietes).
44
5.2 Drogen und Substitution
Ralf Runniger
5.2.1 Primär- und Sekundärprävention
5.2.1.2. Suchtprävention bei Partydrogen
Projekt Trip Lounge
Auch im Jahr 2004 hat die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. am
Vernetzungsprojekt mehrerer Einrichtungen, die im Rahmen der Suchtprophylaxe
tätig sind, teilgenommen. Es handelt sich hierbei um die „Trip Lounge“. Wir waren wir
im Soundgarden Duisburg und zum Welt-Drogen-Tag am 26.06.04 in der
Turbinenhalle in Oberhausen präsent.
Eine nähere Beschreibung des Projektes ist in unserem Jahresbericht 2003
nachzuschlagen. Aufgrund eines Tötungsdeliktes an einem Jugendlichen auf dem
Nachhauseweg vom Soundgarden wurden vom Betreiber strengere Einlasskontrollen
durchgeführt. Dadurch bedingt waren die Besucherzahlen im Jahr 2004 im
Soundgarden rückläufig. Unser Beratungsangebot wurde dennoch rege in Anspruch
genommen. Allerdings mussten die Betreiber des Soundgarden Insolvenz anmelden.
Die Gastronomie wurde direkt vom Betreiber der Turbinenhalle in Oberhausen
übernommen und weitergeführt. Die „Trip Lounge“ wurde leider letztmalig am
18.09.04 durchgeführt und danach das Projekt, das federführend von Ginko
organisiert wurde, eingestellt.
Die Suchtprophylaxe der Stadt Duisburg und die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel
haben überlegt, ob sie das Projekt in Duisburg weiterführen können. Aufgrund
mangelnder Ressourcen und der Absagen der Drogenhilfeeinrichtungen in Duisburg
konnte ein Neustart bis zum Jahresende allerdings nicht erreicht werden.
Ursprünglich wollte unsere AIDS-Hilfe im Rahmen des Weltjugendtages auf dem
ehemaligen Gelände der Landesgartenschau in Oberhausen eine gemeinsame
Präventionsaktion zu HIV/AIDS und Partydrogen mit der AIDS-Hilfe Oberhausen
durchführen. Hier fand ein Open-Air-Rave statt. Der Kontakt zum Veranstalter lief
über Ginko. Da es sich um eine kommerzielle Veranstaltung handelte, wurde uns
kurzfristig mitgeteilt, dass neben der „Trip Lounge“ für die AIDS-Hilfe keine
Standfläche zur Verfügung steht. Daraufhin haben wir die Aktion abgesagt.
45
Aus diesem Grund haben wir als AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel nur an der „Trip
Lounge“ in der Turbinenhalle in Oberhausen teilgenommen, die auf der
Anschlussparty des Open-Air-Raves dort stattfand.
Hier trafen wir erkennbar konsumierende Jugendliche an, die zu Gesprächen bereit
und fähig waren.
Aktion im Rahmen der „Duisburger Suchtpräventionstage“
An den „Duisburger Suchtpräventionstagen“ vom 07.11. – 23.11.2004, die von der
Suchtprophylaxe Stelle der Stadt Duisburg organisiert wurden, nahm die AIDS-Hilfe
mit einer Veranstaltung unter dem Titel „Wissen ist Macht“ teil.
Diese fand im Soundpark (Nachfolgediskothek des Soundgarden) am Hauptbahnhof
statt. Hier haben wir einen Infostand aufgebaut, auf dem Info-Material zu HIV/AIDS
und Flyer zu Partydrogen ausgelegt waren. Des Weiteren hatten wir Fragekarten
vorbereitet. Diese unterteilten wir in zwei Themenbereiche: HIV/AIDS und
Partydrogen. Wir haben die Jugendlichen angesprochen und diese konnten drei
Fragekarten zu einem von ihnen ausgewählten Themenkomplex (HIV/AIDS oder
Partydrogen) ziehen und diese im Anschluss beantworten. Danach durften sie am
Glücksrad drehen und haben einen kleinen Preis erhalten, z. Bsp. ein Kondom. Die
Fragen mussten nicht unbedingt richtig beantwortet werden, so bestand die
Möglichkeit, den Jugendlichen durch die Korrektur der falschen Antworten das
entsprechende Wissen zu vermitteln. Da in Nachbarschaft zu unserem Stand eine
Promotionaktion von E-Plus lief, haben wir sehr viele Jugendliche erreicht, die dieser
Aktion auch sehr aufgeschlossen gegenüber waren.
Durch die Aufteilung HIV/AIDS und Partydrogen haben wir viele Jugendliche erreicht,
da wir es einerseits wichtig finden, dass Jugendliche über den „Safer Use“ von
Partydrogen informiert sein sollen, wenn sie sich den für den Gebrauch dieser
Substanzen entscheiden andererseits aber auf jeden Fall Wissen zu HIV/AIDS
haben sollten.
Mit dem Betreiberwechsel der Diskothek hat sich auch das Publikum merkbar
geändert. Es ist dort jetzt ein größerer Anteil Jugendlicher mit Migrationshintergrund
zugegen.
Multiplikatorenschulung
Im März veranstaltete das Berufskolleg Dinslaken einen Prophylaxe-Tag für seine
Pädagoginnen und Pädagogen. Nachmittags fanden Workshops zu verschiedenen
Themenbereichen statt. Hier übernahm die AIDS-Hilfe zwei Workshops zu dem
Thema Designer-Drogen. In Kleingruppen konnten sich die Lehrer und Lehrerinnen
über Substanzen informieren. Der Schwerpunkt ihres Interesse lag darin, wie sie
erkennen können, ob und welche Substanzen von ihren Schülern konsumiert werden
und wie sie damit umgehen sollen. Es kam zu lebhaften Diskussionen, ob man bei
Konsum restriktive Maßnahmen ergreifen sollte oder welche anderen Möglichkeiten
es gäbe.
46
5.2.2 Substitution
5.2.2.1 Entwicklung der Wochenendvergabe
Im Mai / Juni 2004 wurde die Methadonvergabe in der AIDS-Hilfe Duisburg'/ Kreis
Wesel neu organisiert. Die Vergabe findet nun nicht mehr durch einen Haupt- und
ehrenamtlichen Mitarbeiter nur sonntags statt, sondern durch einen Arzt und einen
Ehrenamtlichen Mitarbeiter hier in den Räumen der AIDS-Hilfe und das an allen
Wochenenden und Feiertagen.
Somit hat der Arzt keinen Hintergrund dienst mehr, sondern ist direkt vor Ort und
kann bei Problemen direkt eingreifen. Das nicht abgeholte Methadon wird dann nach
der Vergabe auch nicht mehr zur Vernichtung in dieApotheke gebracht, sondern der
Arzt nimmt die
nicht abgeholten Methadonfläschchen wieder mit, zum weiteren Gebrauch. Die
zeitliche Belastung ist unterm Strich die gleiche geblieben, nur mit dem Unterschied
das früher zwei Mitarbeiter am Sonntag Dienst hatten und nun jeweils einer am
Samstag und Sonntag, finanziell gesehen haben wir uns dadurch verbessert, da ja
somit an zwei Tagen pro Woche Methadon in der AIDS-Hilfe ausgegeben wird.
An dieser Stelle sagen wir den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen herzlichen Dank für
ihr Engagement und ihre Mithilfe.
5.2.2.2 Psychosoziale Begleitung Substituierter (PSB)
Die psychosoziale Begleitung von HIV-Positiven / anAIDS erkrankten Substituierten
nimmt auch in diesem Berichtsjahr den größten Teil der Drogenarbeit innerhalb der
AIDS-Hilfe ein. Für diese Begleitung werden konstant zwanzig Plätze zur Verfügung
gestellt, wobei sich die Arbeit auf die in der Begleitung tätigen hauptamtlichen
Mitarbeiter aufteilt.
Im Vordergrund der PSB steht die Stabilisierung der Klienten, die in ihrer
Lebenssituation gestärkt und unterstützt werden. Die Zielsetzung der PSB erfolgt
dabei im Wesentlichen nach den Bedürfnissen der Klienten. Das bedeutet in erster
Linie, dass das subjektive Wohlbefinden der jeweiligen Person verbessert werden
soll. Entsprechend dieser Zielsetzung steht bei einigen Substituierten die
Verbesserung des Gesundheitsstatus im Mittelpunkt, während bei anderen die
Sicherung der materiellen Grundversorgung oder der Aufbau sozialer Netze im
Vordergrund stehen kann.
Dies kann im medizinischen bedeuten, dass wir in eine Substitution vermitteln,
welches aufgrund unserer guten Kontakte zu den substituierenden Ärzten in der
Regel problemlos gelingt. Günstig wirkt sich hier auch aus, dass es zum Jahresende
erstmalig keine Warteliste für Interessenten der Substitution gab, sondern diese Liste
vollständig abgearbeitet ist. Des Weiteren stellen wir den Kontakt zu HIV-
Schwerpunkt-Ärzten her und versuchen die Drogengebraucher, die zum Teil starke
Berührungsängste mit Ärzten dieser Fachrichtung haben, sich in eine adäquate
Behandlung zu begeben. Es ist jedoch schwierig, neue Klienten in ein relativ
schematisches Korsett zu bringen, welches für eine HIV Behandlung notwendig ist
(regelmäßige Überwachung der HIV/AIDS-Parameter, regelmäßige
Tabletteneinnahme).
47
Im Berichtsjahr gab es im Bereich PSB folgende beispielhafte Besonderheiten: Es
gelang, eine Begleitete, die psychotische Schübe hatte, in enger Zusammenarbeit
mit dem Arzt und Unterstützung einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin ambulant wieder
zu stabilisieren. Ein von uns jahrelang begleitetes Ehepaar, bei dem seit Jahren
Trennungstendenzen vorlagen, hat sich in 2004 endgültig geschieden und hier galt
es, den schwierigen Trennungsprozess zu begleiten. Ein neuer Klient musste
stabilisiert werden und hier galt es vor allen Dingen die medizinische Versorgung zu
gewährleisten.
Weiterhin ist es für uns wichtig, auch im Rahmen der PSB die Ressourcen der
Begleiteten zu wecken. Durch die eigene Bewältigungvon Problemen und Aufgaben
erfahren sie eine Stärkung ihres Selbstwertgefühles.
Soziale Kontakte sind ein Hauptwunsch der Begleiteten, wobei diese außerhalb der
Szene liegen sollen. Teilweise funktioniert dieses in einer selbst aufgebauten
Vernetzung der von uns Begleiteten untereinander, teilweise ist dieses aber auch
recht schwierig und wir versuchen der Vereinsamung durch ehrenamtliche
Begleitung entgegenzuwirken.
5.2.3 Niedrigschwellige Arbeit mit illegalisierten DrogengebraucherInnen
Weiterhin wurde im Berichtsjahr die Drogenszene in Duisburg regelmäßig von JES
Duisburg und der Drogenhilfe des Diakonischen Werkes aufgesucht. Leider erlitt der
Kleinbus der AIDS-Hilfe, der für diesen Einsatz zur Verfügung gestellt wurde, einen
Motorschaden, so dass eine Reparatur wirtschaftlich nicht vertretbar war und dieser
verschrottet werden musste. Dieses geschah in enger Abstimmung mit der Stadt
Duisburg, die die Kosten für die Umbauten des Kleinbusses zum Zwecke des
Streetworks übernommen hatte.
Das Streetwork wird jedoch weiter aufrechterhalten und einmal wöchentlich wird von
JES und der Drogenhilfe des Diakonischen Werkes die Duisburger „Platte“
aufgesucht.
Für uns ist es wichtig, dass mit der Teilnahme von JES am Streetwork ein
niederschwelliges Angebot für DrogengebraucherInnen aufrechterhalten wird. So
kann durch den Zugang von JES zur „Szene“ eine Verbindung zum etablierten
Drogenhilfe-System hergestellt werden, aber auch die DrogenkonsumentInnen, die
keine Anbindung an das Hilfesystem wünschen, haben die Möglichkeit,
Informationen zum „Safer Use“ zu erhalten und vor Ort Spritzen zu tauschen.
Für die Zukunft ist eine engere Zusammenarbeit mit JES angedacht, welche bisher
an den gesundheitlichen Problemen und den daraus resultierenden finanziellen
Folgen des JES-Aktivisten scheiterte.
48
5.2.4 „Nationaler Gedenktag für verstorbene DrogengebraucherInnen“ am 21.
Juli
Am 21.07.2004 hat die AIDS-Hilfe zusammen mit JES einen Infostand in Duisburg-
Stadtmitte zum Gedenken an die verstorbenen DrogengebraucherInnen
durchgeführt. Gleichzeitig haben wir auf die Vertreibung auf der Duisburger „Platte“
aufmerksam gemacht. Zynischerweise wurde an diesem Tag ein Drogengebraucher
beerdigt, so dass nicht so viele KonsumentInnen auf der Platte präsent waren. Die
Allgemeinbevölkerung hat unseren Infostand eher gemieden. Hier gilt es für nächste
Aktionen, Dinge zu überlegen, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Angedacht ist
zum Beispiel mit einem Flyer die Besucher der Stadt direkt anzusprechen und somit
das Interesse für den Stand zu wecken.
49
Im Vorfeld haben wir nachfolgenden Pressetext veröffentlicht:
Pressetext-Pressetext-Pressetext-Pressetext-Pressetext-Pressetext
JES Duisburg und die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e. V. erinnern an den
21. Juli – den nationalen Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige
Alle Jahre wieder werden durch die zuständige Bundes-Drogenbeauftragte die aktuellen
Zahlen von verstorbenen DrogengebraucherInnen veröffentlicht. Ist die Tendenz steigend,
werden diese dazu benutzt die Schraube der Repression
wieder einmal anzuziehen. Sind die Zahlen hingegen fallend, so wird uns dies als
ein Erfolg der staatlichen Drogenpolitik „verkauft“.
In Duisburg sind im vergangenen Jahr laut offizieller Statistik 23 Menschen an Drogen
verstorben. Doch was sagen diese Zahlen für die aktuell drogenkonsumierenden Menschen
aus? Leider hat sich in den vergangenen Jahren in der Drogenpolitik wenig verändert. Als
die rot/grüne Bundesregierung im Jahr 1998 begann, waren viele Hoffnungen damit
verbunden, dass der Stillstand in der Drogenpolitik nun über-wunden wird. Leider haben sich
diese Hoffnungen nicht erfüllt. Ganz im Gegenteil überwiegen zurzeit die nachteiligen Dinge.
„Mit den Sozialreformen werden die mehrheitlich finanziell schlechter gestellten
Drogengebraucher weiteren finanziellen Belastungen ausgesetzt", sagt Ralf Runniger,
stellvertretender Beratungsstellenleiter der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V.
„Für substituierte Sozialhilfeempfänger werden keine Fahrtkosten mehr zu ihrem
Substitutions-Arzt übernommen, auch wenn diese ihn täglich zur Methadonausgabe
aufsuchen müssen. Da nur wenige Ärzte substituieren, befindet sich dieser
Arzt auch nicht unbedingt in der angrenzenden Nachbarschaft", fährt Ralf Runniger fort. Vor
Inkrafttreten des Gesundheitsmodernisierungsgesetzes wurde eine Monatskarte (Ticket
2000) von der Krankenkasse finanziert.
In Duisburg gibt es weiterhin Defizite im Angebot des Drogenbereichs. Für kurze Zeit
war ein niederschwelliges Angebot durch einen Kontaktladen des Selbsthilfevereins
JES e. V. verfügbar. Aufgrund von Kürzungen im Landeshaushalt war
dieses Angebot nicht aufrecht zu erhalten, zumal sich die Stadt Duisburg außerstande sah,
dieses Angebot mit finanziell zu unterstützen. Auch gibt es
n Duisburg weiterhin keinen Drogenkonsumraum, für Interessierte an der
Methadonsubstitution gibt es eine Warteliste. In den Duisburger Knästen ist ein Bereitstellen
von Spritzen in weiter Ferne, obwohl die Gefahr, sich im Knast mit Hepatitis C oder HIV zu
infizieren, erheblich ist.
„Die Antwort in Duisburg auf diese Defizite besteht in der Zerschlagung der
Szene auf der Platte durch Aussprechen von Platzverweisen durch die Polizei“,
führt Klaus Blaumeiser von JES Duisburg aus. „Hier wird mit Hilfe des Polizeigesetzes gegen
den Artikel 11 des Grundgesetzes und somit das Recht
jeden Bürgers, sich im öffentlichen Raum dort aufzuhalten, wo es ihm genehm ist,
ausgehebelt. Dies wohl in Anbetracht dessen, dass man nun in Duisburg-City mit Blick auf
das Urbanum nun auch eine „saubere“ Innenstadt den Investoren vorweisen will, wo das
Miteinander bisher einigermaßen gut funktioniert hat,“ fügt Klaus Blaumeiser hinzu.
Weit entfernt sind wir von einer Orginalstoffvergabe für Schwerstabhängige oder
dem visionären Ziel einer Legalisierung aller Substanzen. Denn die Drogentoten
sind nicht wirklich durch den Gebrauch der Substanzen gestorben, sondern an den
Umständen, die sich mit dem Substanzgebrauch ergeben.
JES Duisburg und die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. fordern für und mit
den DrogengebraucherInnen in unserem Land ein menschenwürdiges und selbstbestimmtes
Leben sowie ein Recht auf Rausch.
Erst dann werden sich die beklagten „tödlichen“ Umstände für die
DrogengebraucherInnen ändern.
Pressetext-Pressetext-Pressetext-Pressetext-Pressetext-Pressetext
50
5.3 HIV und Strafvollzug
Einführung
Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. arbeitet s eit vielen Jahren in dem Bereich
Strafvollzug. Durch den Freiheitsentzug der inhaftierten Frauen und Männer kommt
den Justizvollzugsanstalten eine große Rolle bei der Gesundheitsfürsorge der ihnen
„Anvertrauten“ zu. Hier sehen wir unsere Aufgabe sowohl in dem Unterstützen als
auch in dem Beobachten dieser Gesundheitsfürsorge, vor allem bei Menschen mit
HIV/AIDS und im Rahmen unserer Arbeit in der Primärprävention. Durch die
Problematik, dass das Arbeiten innerhalb der Anstalten durch einen sehr engen
Handlungsrahmen eingegrenzt wird, steht unsere Arbeit unter einer Spannung
zwischen Kooperation mit den Haftanstalten und der Interessensvertretung von
Menschen mit HIV/AIDS und drogengebrauchenden Menschen. Ohne die
Kooperation mit den Anstalten kann die schon unter engen Rahmenbedingungen zu
erfolgende Arbeit (Reglementierungen, Referentenwahl) erschwert werden. Als
Interessensvertreter haben wir gegenüber den Menschen, die von uns begleitet
werden möchten die Rolle des Unterstützers und stehen als „Anwalt“ hinter ihnen.
Durch diese gegensätzlichen Pole wird die Arbeit unserer Einrichtung in dem Bereich
HIV und Strafvollzug bestimmt und geprägt.
5.3.1 Die Anstalten und Gerichte
Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. ist Anspre chpartner für drei
Justizvollzugsanstalten, den Gerichten in Duisburg und Wesel als auch deren
Zweigstellen (Rheinhausen und Hamborn).
Die Justizvollzugsanstalten liegen in Duisburg Hamborn und Duisburg Innenstadt
(jeweils für Männer) sowie in Dinslaken (für Frauen).
Die Anstalten sind für Menschen mit folgenden Verurteilungen/Strafen vorgesehen:
-Untersuchungshaft
Alle Angeklagten, bei denen eine Verwahrung bis zur Gerichtsverhandlung als
notwendig vom Richter/Staatsanwalt erachtet werden wie z.B. bei Fluchtgefahr,
müssen bis zur Urteilsverkündung in Untersuchungshaft.
-Haftstrafen bis zu 3 Monaten
Personen mit einer kurzen Haftstrafe, bei denen ein offener Strafvollzug nicht
geeignet erscheint (hier sind meistens Drogenkonsumenten von betroffen).
-Ersatzfreiheitsstrafe
Personen, die eine Geldstrafe nicht bezahlt haben bzw. nicht zahlen wollen und den
Freiheitsentzug als Alternative vorziehen.. Auch hier kommen Personen in den
Vollzug, bei denen ein offener Vollzug nicht geeignet erscheint.
Die Haftanstalten haben folgende Größe:
Duisburg-Hamborn 270 Plätze für Inhaftierte
Duisburg-Innenstadt 130 Plätze für Inhaftierte
Dinslaken 74 Plätze für Inhaftierte
51
5.3.2 Tätigkeiten der AIDS-Hilfe
Unsere Tätigkeiten sind:
1. Begleitung von HIV-Positiven im Strafvollzug
2. Präventionsarbeit für Insassen in den Justizvolzlugsanstalten
3. Schulung der Bediensteten aus den Justizvollzugsanstalten, Amtsgerichten
und Justizbehörden zu den Themen HIV und Hepatitiden
4. Drogen- und Knastgruppe in der AIDS-Hilfe
5. Überregionale Vernetzungsarbeit der AIDS-Hilfen aus NRW, die im
Strafvollzug tätig sind.
Die Aufgaben wurden von ehrenamtlichen als auch hauptamtlichen MitarbeiterInnen
der AIDS-Hilfe wahrgenommen und durchgeführt.
5.3.3 Begleitung
In diesem Jahr wurden durch unsere ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter
HIV-positive, die dies wünschten, in den Justizvollzugsanstalten begleitet. Die
Insassen wurden je nach Bedarf, von uns besucht. Sokonnten sich die Insassen auf
einen dauerhaften Gesprächspartner zu allen Belangen freuen. Einmal im Monat
wurden den HIV-positiven Insassen, die von uns begleitet wurden, Knastpakete
mitgebracht. Ab Mitte des Jahres wurde das Geld für die Knastpakete über die DAS
beantragt. Nach vorheriger Anfrage bei den Inhaftierten, ob sie mit dem Weiterleiten
ihrer Personalien an die DAS einverstanden seien, wurde für die voraussichtliche
Verweildauer das Geld für die Pakete im Voraus erstattet.
Zu der Begleitung gehörten neben den Besuchen auch die Erstellung von
Sozialberichten, um eine Therapie statt Strafe zu erzielen. Diese Sozialberichte,
welche einen großen zeitlichen Aufwand erforderten, wurden im Sinne der
Begleiteten erstellt, um eine reibungslose und schnelle Abwicklung zu gewährleisten.
Durch diesen Aufwand konnten wir die Wartezeit auf ein Minimum reduzieren.
Bei Begleiteten, die statt Haft in eine Therapieeinrichtung gehen wollten, wurde von
uns die überwachende Aufgabe im Namen der Anwaltschaft übernommen (bei Flucht
sollte die Staatsanwaltschaft informiert werden).
Durch die gute Kooperation mit der Dinslakener Justizvollzugsanstalt konnte unser
Angebot um die Psycho-Sozialen-Begleitung erweitert werden. Hiermit konnten
substituierte Insassen, die HIV-Positiv sind, durchunser Angebot in kürzester Zeit in
das Substitutionsprogramm der Haftanstalt übernommen werden. Dieses Angebot
soll auch für die Anstalten Hamborn und Innenstadt erweitert werden.
5.3.4 Prävention
In diesem Jahr haben wir mehrere Veranstaltungen für Inhaftierte in der
Justizvollzugsanstalt Dinslaken durchgeführt. Es wurden folgende Themen
angesprochen: Übertragungswege von HIV und Hepatitis C. Vermehrt wurde auf die,
in den Haftanstalten begrenzten Möglichkeiten der Sterilisation von benutzten
Spritzen eingegangen. Ebenfalls wurden andere sexuell übertragbare Krankheiten
angesprochen.
52
Die geplante Hepatitis-C Selbsthilfegruppe konnte nicht, wie geplant, installiert
werden.
Nach zwei Gesprächen in der Justizvollzugsanstalt Dinslaken, zwischen der
Hepatitis-Selbsthilfegruppe, der AIDS-Hilfe und der Leitung der JVA, wurde die
Installierung einer monatlich stattfindenden Hepatitis-Selbsthilfegruppe
abgesprochen. Die dafür benötigten Sicherheitsüberprüfungen wurden von der
Leitung in der JVA-Hamborn als nicht ausreichend befunden. Selbst nach dem sich
die Leiterin der Haftanstalt Dinslaken persönlich für die Sicherheitsüberprüften
eingesetzt hat, änderte dies nichts an dem Beschluss.
5.3.5 Schulung der Bediensteten aus den Justizvollzugsanstalten,
Amtsgerichten und Justizbehörden zu den Themen HIV und Hepatitiden
Auch in diesem Jahr wurden Veranstaltungen für Beamte in Justizbehörden, Knästen
und Behörden durchgeführt.
Zwei Veranstaltungen wurden von der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V.
angeboten. Diese wurden für die Bediensteten des Amtsgerichtes Ruhrort und der
Staatsanwaltschaft Duisburg durchgeführt. Die Teilnehmerzahl lag bei jedem Termin
bei 17 Personen.
Bei all diesen Veranstaltungen wurden folgende Themen angesprochen:
- Medizinische Aspekte von HIV/AIDS
- Übertragungswege von HIV/AIDS
- Risiko der Übertragungsmöglichkeiten im Kontext der Arbeit in den Behörden
(Nadelstichverletzungen)
- Übertragungswege von Hepatitisviren, Schwerpunkt war vor allem Hepatitis C,
und deren Unterschiede zu HIV
- Vermittlung der Haltung im Bezug auf illegalisierte Substanzen der AIDS-Hilfe
Duisburg/Kreis Wesel e.V., wenn möglich durch Referenten von JES
(Selbsthilfe)
- Diskussionen zu Drogen, bei denen Drogenkonsumenten aus Ihrer Sicht die
Thematik aufgreifen und sich den Fragen der Beamten stellten.
Die zwei geplanten Veranstaltungen für die Bediensteten in der JVA Dinslaken
konnten nicht durchgeführt werden, da diese freiwillig angeboten wurden und es
nicht genügend Interessierte gab.
5.3.6 Drogen - Knastgruppe
Die Drogen- und Knastgruppe traf sich auch in diesem Jahr regelmäßig alle zwei
Wochen. Sie wurde von einem hauptamtlichen Mitarbeiter begleitet. Die
Gruppengröße von 3 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen blieb über die längste Zeit des
Jahres konstant. Zum Ende des Jahres verringerte sie sich auf zwei Personen.
Im Sinne des Arbeitsansatzes der AIDS-Hilfe (strukut relle Prävention), gestaltete die
Gruppe ihre Arbeit.
So setzte sich die Gruppe aktiv mit den politischen Forderungen der AIDS-Hilfe
auseinander. Die Sicherheitsüberprüfung nahm weiterhin viel Zeit für sich in
Anspruch, da Vorgespräche mit einem Mitarbeiter der Justizvollzugsanstalt vor dem
53
eigentlichen Antrag durchgeführt werden mussten. Die Überprüfungen dauerten
danach ca. 4-6 Monate.
Die Begleitung von HIV-positiven im Strafvollzug ist einer der wichtigsten Punkte der
Drogen- und Knastgruppe. In der Gruppe wurde über die einzelnen Personen
gesprochen und die verschiedenen Situationen, wenn Probleme entstanden,
reflektiert. Dies sollte die begleitende Person stärken und die anderen
Gruppenteilnehmer konnten ihre Erfahrungen austauschen.
Bei Anträgen, Briefkontakten und anderweitigen Anfragen von Inhaftierten, Anstalten
und Gerichten wurde die Gruppe als Infopool genutzt, um die anstehenden Aufgaben
zu koordinieren.
Durch die neu angebotene Psycho-Soziale Begleitung wurde der ehrenamtlichen
Begleitung ein noch höherer Stellenwert eingeräumt, da die zweimal im Monat
stattfindenden Besuche die eigentliche PSB darsteltlen. Nur bei speziellen Anfragen
ist der hauptamtliche Mitarbeiter zu Gesprächsterminen in die Anstalt gekommen.
5.3.7 Landesarbeitskreis
Auf überregionaler Ebene beteiligte sich die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. an
der regelmäßig stattfindenden Landesarbeitsgemeinschaft Drogen/Knast der AIDS-
Hilfe NRW e.V. Bei diesem Arbeitskreis wurden die v erschiedenen Erfahrungen der
jeweiligen Mitgliedsorganisationen ausgetauscht. Neben diesem Austausch wurden
verschiedene Themen und Projekte vorgestellt und diskutiert.
Im Rahmen des Landes-Arbeitskreises wurde der hauptamtliche Mitarbeiter der
AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel Ansprechpartner für das Justizvollzugskrankenhaus
Fröndenberg. In diesem Rahmen gab es zwei Treffen mit dem Leitenden Arzt des
Krankenhauses und der hauptamtlichen Mitarbeiterin der AIDS-Hilfe NRW, um die
medizinische Versorgung von HIV-Positiven Inhaftierten und deren externe
Begleitung durch die AIDS-Hilfen abzustimmen.
Resümee
Insgesamt können wir auf ein interessantes Jahr zurückblicken. Die Arbeit mit den
Anstalten ist nicht mehr so stark von Spannungen geprägt wie in den Jahren zuvor.
Jedoch wird das Thema Spritzen im Knast weiterhin ein Spannungsfeld bleiben, mit
dem sich die AIDS-Hilfe NRW befassen muss, da dieses von den einzelnen
Mitgliedorganisationen auf Verbandsebene nicht geleistet werden kann.
Die Thematik Hepatitis C und andere sexuell übertragbaren Krankheiten muss
weiterhin ein Schwerpunkt bei Informationsveranstaltungen bleiben. Der
Wissensbedarf war bei Inhaftierten wie auch bei Bediensteten immens. Zu diesem
Zweck wurde aus der Selbsthilfe eine Referentin akquiriert, die mit uns zusammen
Informationsveranstaltungen durchführt. Die Kooperationen mit den Haftanstalten
Hamborn und Innenstadt sind besser geworden. Es istein Treffen der AIDS-Hilfe mit
den Vertretern der Anstalten geplant. Hier soll die Kooperation weiter gefestigt
werden. Themen wie z.B. das Angebot einer Weihnachtsfeier durch die AIDS-Hilfe in
der Anstalt Hamborn sollen dort besprochen werden.
Auch in diesem Jahr geht ein herzliches Dankeschön an alle ehrenamtlichen
MitarbeiterInnen, ohne deren Engagement die Arbeit im Strafvollzug in diesem
Umfang nicht möglich gewesen wäre.
54
5.4 Frauen und AIDS, Prostitution
Anika Walther
5.4.1 Frauen und AIDS
In dem Jahr 2004 erfolgte die zielgruppenspezifische AIDS-Prävention in dem
Arbeitsbereich ‚Frauen’ in inhaltlich ausdifferenzierten Formen.
Die Zielsetzung, für Frauen mit HIV / AIDS angemessene und bedarfsgerechte
Versorgungsstrukturen zu erschließen und ein Umfeld zu gestalten, dass den Frauen
den Zugang zu persönlichen und strukturellen Ressourcen eröffnet, galt es mit
unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten zu erreichen. Die Umsetzung gelang durch
die Vielfältigkeit der Maßnahmen (u. a. gezielte Veranstaltungen und ein
Internetangebot für betroffene Frauen, Fachtagung zum Thema ‚HIV und AIDS’ für
GynäkologInnen, Allgemeinmediziner und frauenspezifische Institutionen,
landesweite Öffentlichkeitsarbeit zum internationalen Frauentag).
Dieses war jedoch in diesem Umfang nur mit Hilfe der KooperationspartnerInnen
möglich. Die Vernetzung bleibt in dem Arbeitsbereich ‚Frauen und HIV / AIDS’ somit
ein wesentliches Merkmal, um vorhandene Ressourcen zu bündeln und effizienter zu
arbeiten. Auf der Landesebene ebenso wie auf der überregionalen und regionalen
Ebene lassen sich hierdurch Projektideen entwickeln und umsetzen, die die
Projektarbeit weiterqualifizieren.
5.4.1.1 Sicherstellung und Ausbau der Versorgungsstrukturen für Frauen mit
HIV und AIDS
Die Zielsetzung für das Jahr 2004 bestand im Wesentlichen darin, für HIV-infizierte /
an AIDS-erkrankte Frauen soziale und medizinische Ressourcen zu erschließen
bzw. zu erweitern.
Von zentraler Bedeutung im Hinblick auf die sozialen Ressourcen ist dabei die
Bereitstellung eines Rahmens, in dem die Frauen gegenseitige Unterstützung
erfahren.
In der Jahresplanung ließ sich dieser Aspekt durch die zwei Vernetzungstreffen für
betroffene Frauen im Ruhrgebiet und Düsseldorf erfolgreich umsetzen.
Darüber hinaus galt es, die Frauen in ihren Wünschen zu unterstützen, die sich Ende
2003 durch eine durchgeführte Zukunftswerkstatt herauskristallisiert hatten. Die
Frauen formulierten neben den Vernetzungstreffen eni en weitergehenden Bedarf an
55
privaten Treffen. Dieser Wunsch nach gemeinsamer Freizeitgestaltung sollte von
Seiten der Hauptamtlerinnen der AIDS-Hilfen (Dortmund, Essen, Düsseldorf und
Duisburg / Kreis Wesel) in ihrer organisatorischen Umsetzung unterstützt werden.
2004 zeigte sich, dass die Motivation der Frauen, ein privates Treffen zu
organisieren, an der tatsächlichen Planung und Umsetzung scheiterte.
Für die weitere Arbeit heißt dieses, dass die Frauen weiterhin in ihrem Impuls,
private Treffen zu organisieren, motiviert werden. Dabei gilt es jedoch, zwischen dem
Anspruch der Hauptamtlerinnen, die Selbsthilfe der Frauen untereinander zu fördern,
und den tatsächlichen Bedürfnissen der Frauen in ihrem Lebensalltag zu
differenzieren. Möglicherweise besteht zwischen den formulierten Wünschen der
Frauen und dem Wunsch, diese im Alltag tatsächlich umzusetzen, eine Diskrepanz.
Durch die Erweiterung der Vernetzungsstruktur bot sich im Hinblick auf die
gemeinsame Zielsetzung eine weitere Veranstaltung an, welche die AIDS-Hilfe
Düsseldorf e.V. und die AIDS-Hilfe Duisburg e.V. ge meinsam umsetzten. Das
Angebot war schwerpunktmäßig auf die Frauen ausgerichtet, die an einer
künstlerischen Auseinandersetzung mit ihren Gefühlen Interesse hatten. Durch die
Kunsttherapeutin, die bereits seit einigen Jahren mit positiven Frauen arbeitet,
gelang es den Frauen, über das Malen der Bilder eine intensive Auseinandersetzung
mit ihren Gedanken und Gefühlen zu erreichen. Von Seiten der Frauen besteht der
Wunsch, dieses Angebot zu wiederholen. Darüber hinaus entstand der Gedanke, die
gemalten Bilder in einem geeigneten Rahmen auszustellen. Die beiden AIDS-Hilfen
werden dieses in dem Projektjahr 2005 aufgreifen.
Für einen Teil der Frauen, die von der AIDS-Hilfe D uisburg / Kreis Wesel e.V.
begleitet werden, entsprechen die Vernetzungstreffen und Gruppenangebote nicht
den Bedürfnissen (u.a. Angst vor dem Verlust der Anonymität). In der Einzelfallarbeit
mit diesen Frauen zeigte sich 2004, dass frauenspezifische Angebote innerhalb der
AIDS-Hilfe gewünscht werden. Umgesetzt wurde dieses mit einer Veranstaltung zur
Selbstverteidigung. Dieses Training vermittelte den Frauen, dass sie und ihr Körper
es wert sind, sich zu verteidigen. Zum einen ist die Unterstützung des
Selbstwertgefühls der Frauen ein wesentliches Element, da einige Frauen u.a.
wegen körperlicher Veränderung durch die antiretrovirale Therapie ein entfremdetes
Körpergefühl haben. Zum anderen kommt dem Selbstverteidigungstraining im
Hinblick auf die Ergebnisse der AWO Studie eine wichtige Bedeutung zu, in der sich
zeigte, dass HIV-positive / an AIDS-erkrankte Frauen überdurchschnittlich oft
Missbrauchserfahrungen erlitten hatten.
Das Jahr 2004 zeigt, dass die Arbeit mit HIV-infizierten / an Aids-Erkrankten Frauen
vielfältig gestaltet werden muss, um der Heterogenität der Zielgruppe zu
entsprechen. Die Vernetzungsstruktur zwischen den Einrichtungen ist dabei ein
wesentlicher Aspekt, da diese Optionen eröffnet, die mit den jeweiligen zeitlich
eingeschränkten Ressourcen der Hauptamtlerinnen nicht leistbar wären. Nicht alle
Frauen lassen sich durch Gruppenangebote erreichen. Neben der Gruppenarbeit
nimmt besonders die Einzelfallhilfe einen wichtigen Stellenwert ein.
Die Verbesserung der medizinischen Versorgungsstruktur für Frauen mit HIV / AIDS
in Duisburg und Kreis Wesel wurde mit einer Fachtagung zum WAT 2004 angestrebt.
Zielgruppen waren in erster Linie Allgemeinmediziner, Gynäkologen und
Institutionen, die im Frauenbereich tätig sind. DieThemen waren ‚Epidemiologie und
HIV Übertragungswege’, Prävention für Frauen’, ‚Interview mit einer HIV-positiven
56
Mutter und ‚HIV und AIDS bei Frauen / Aids-Assoziierte Krankheitsbilder /
Kinderwunsch’.
Der Projektnehmerin gelang es gemeinsam mit einer Kollegin vom Gesundheitsamt
Duisburg für dieses Projekt KooperationspartnerInnen zu gewinnen. Mit Hilfe des
Fachbereiches Gesundheitswesen des Kreises Wesel, der Gleichstellungsstelle des
Kreises Wesel, dem Frauenbüro der Stadt Duisburg und der Kommunalen
Gesundheitskonferenz Duisburg ließ sich die Veranstaltung erfolgreich durchführen.
Als Teilnehmer konnten Ärzte und Institutionen sowo hl aus Duisburg als auch aus
dem Kreis Wesel begrüßt werden.
5.4.1.2 Öffentlichkeitsarbeit in dem Bereich „Frauen und AIDS’
Das Rundbriefprojekt „Frauen Akt(H)iv“ hat es sich zum Ziel gesetzt
frauenspezifische Institutionen in Duisburg und dem Kreis Wesel regelmäßig über
das Thema ‚HIV / AIDS und Frauen’ zu informieren. Mit diesem Rundbrief soll zum
einen das Thema präsent gehalten werden, zum anderen gilt es die Institutionen
über wichtige Veränderungen in diesem Themenbereich zu informieren. In diesem
Jahr ließ sich das gesetzte Ziel, zwei mal im Jahr den Rundbrief zu erstellen, nicht
verwirklichen. Der geplante Rundbrief zum Welt-Aids-Tag 2004 entfiel aufgrund einer
langwierigen Erkrankung der Projektnehmerin. Im Jahr 2005 ist wieder eine
regelmäßige Herausgabe von zweimal im Jahr geplant.
Die überregionale Vernetzung ist in Kooperation mit der AIDS-Hilfe Dortmund und
Studentinnen der Fachhochschule Dortmund, Fachbereich Soziales, durch die
Installierung einer Homepage gelungen. Diese richtet sich an Frauen, die HIV-positiv
/ an AIDS erkrankt sind sowie an Personen, die an der Thematik ‚Frauen und AIDS’
interessiert sind.
2004 wurden die Rubriken mit frauenspezifischen Informationen und Angeboten
erstellt. Neben den Rundbriefprojekten der beiden AIDS-Hilfen bietet die Seite
weiterführende Links zu relevanten Seiten (z.B. Link zu AIDS-Hilfe NRW e.V., die in
ihrem Infopool NRW-weit Institutionen präsentieren, die betroffene Frauen
unterstützen) und Veranstaltungen / Gruppentermine für betroffene Frauen im
Ruhrgebiet. Darüber hinaus wurde ein Forum eingerichtet, das positiven Frauen die
Option bietet, auf anonymen Weg miteinander zu kommunizieren und sich
auszutauschen.
Die Bewerbung der Homepage erfolgte zum einen über den Rundbrief der AIDS-Hilfe
NRW e.V. und zum anderen über zwei Bewerbungsaktionen in den Innenstädten von
Dortmund und Duisburg. Dabei wurden an Frauen Karten mit der Homepageadresse
verteilt. Die Homepage war für Interessierte über einen Labtop erreichbar und über
eine Glücksradaktion zum Thema ‚Frauen und HIV / AIDS’ konnten Frauen
zusätzlich über das Thema informiert werden.
Die Presse erschien nicht zum Ortstermin, allerdings wurde zum Teil die
Pressemitteilung veröffentlicht.
Eine weitere Öffentlichkeitsveranstaltung wurde mit der Unterstützung von
Ehrenamtlerinnen und einer Kollegin des Gesundheitsamtes der Stadt Duisburg zum
internationalen Frauentag umgesetzt. Die Idee zu dieser Aktion entwickelte sich in
der Landesarbeitsgemeinschaft ‚Frauen und AIDS’ und wurde dort gemeinsam
geplant. Den organisatorischen Rahmen übernahm dabei die AIDS-Hilfe NRW e.V.,
die die Give-aways für diesen Tag bereitstellte. So konnten an diesem Tag 400
57
gepackte Tüten (mit neu gestalteten Postkarten für die Frauenarbeit in NRW,
Kondomen und einem Bonbon) verteilt werden.
Diese Aktion war besonders in der Hinsicht erfolgreich, dass sie auf der
Landesebene stattfand – und somit größeres Interesse hervorrief – und darüber
hinaus die Ressourcen bündelte, in dem z.B. die Pressemitteilung gemeinsam
genutzt werden konnte.
5.4.1.3 Präventionsarbeit bei Frauen aus benachteiligten Verhältnissen
2004 ließ sich die Präventionsarbeit bei Frauen aus benachteiligten Verhältnissen
nur bedingt umsetzen. Die Veranstaltungen im Rahmen von Solwodi e.V., einer
Anlaufstelle für Frauen, die Opfer von Menschenhandel geworden sind, wurden
erneut gemeinsam mit der Kollegin vom Gesundheitsamt erfolgreich durchgeführt.
Deutlich zeigte sich, dass es sich bewährt, die Frauen in ihrer vertrauten Umgebung,
d.h. in ihrer Einrichtung, in der sie übergangsweise leben, aufzusuchen. In diesem
Rahmen ist es für die Frauen leichter, sich zu öffnen und über Sexualität zu
sprechen.
Die Zielsetzung weitere Rahmenbedingungen zu identifizieren, in denen
Präventionsveranstaltungen für Frauen aus benachteiligten Verhältnissen angeboten
werden können, gestaltete sich als schwierig.
Zum einen reagierten Einrichtungen nicht auf das Angebot (z.B. ein Frauenhaus),
zum anderen wurde eine Veranstaltung im Rahmen einer Beratungsstelle für Frauen
angeboten, die jedoch nicht angenommen wurde.
Durch die geringen zeitlichen Kapazitäten sind die Möglichkeiten, geeignete
Rahmenbedingungen für Präventionsveranstaltungen zu ermitteln, begrenzt.
Dennoch soll dieses, je nach Zeitkontingent, weiter verfolgt werden, da das Beispiel
Solwodi e.V. zeigt, dass es sinnvoll ist, sich neue Veranstaltungsorte zu erschließen.
5.4.1.4 Teilnahme an Arbeits- und Vernetzungskreisen und landesweite
Gremienarbeit
2004 ließ sich die Frauenarbeit der AIDS-HILFE Duisburg / Kreis Wesel e.V. mit Hilfe
der regionalen und überregionalen Vernetzung weiterentwickeln. Die
Auseinandersetzung mit Fachfrauen auf der Landesebene im Rahmen der LAG
‚Frauen und AIDS’ trägt wesentlich dazu bei, dass sich die Projektnehmerin für ihre
Arbeit vor Ort weiterqualifiziert.
In diesem Jahr wurde darüber hinaus die Idee einer gemeinsamen, landesweiten
Öffentlichkeitsarbeit umgesetzt (siehe 5.4.1.2 Öffentlichkeitsarbeit in dem Bereich
‚Frauen und AIDS’).
Auf der regionalen Ebene gestaltet sich die Integration und Auseinandersetzung mit
dem Thema HIV / AIDS und Frauen weitaus schwieriger. Durch die Kooperation mit
dem Frauenbüro in Duisburg bezüglich der Fachtagung (siehe 5.4.1.1
Sicherstellung und Ausbau der Versorgungsstrukturenfür Frauen mit HIV und
AIDS) konnte jedoch das Thema in dem Arbeitskreis ‚Frauen und Gewalt’
aufgegriffen werden, da dieser vom Frauenbüro initiiert wird. An den Terminen des
Arbeitskreises wird die Projektnehmerin weiterhin nur begrenzt teilnehmen, um den
Kontakt zu den jeweiligen frauenspezifischen Einrichtungen in Duisburg zu erhalten.
58
5.4.2 Präventionsarbeit mit Sexarbeiterinnen und illegalisierten
DrogengebraucherInnen
5.4.2.1 Prostitution
2004 bestand der Kontakt zu dem Duisburger Straßenstrich durch die kontinuierliche
aufsuchende Arbeit der Projektnehmerin gemeinsam mit der Kollegin vom
Gesundheitsamt. Der Bedarf an Aufklärung bezüglich HIV / AIDS und STD’s hat sich
in diesem Projektjahr erhöht. Dieses besonders durch jüngere Frauen, die deutlich
weniger Wissen zum Thema Safer Work aufweisen, als ein großer Teil der Frauen
die seit einigen Jahren auf dem Straßenstrich arbeiten. In den Gesprächen mit den
Frauen kristallisiert sich deutlich die Problematik zwischen dem Druck, Geld zu
verdienen und dem Anspruch safe zu arbeiten heraus. In dem Spannungsfeld, in
dem sich die Frauen befinden, zeigen sich die Grenzen der Arbeit, da Safer Work nur
praktiziert wird, wenn der finanzielle Druck nicht zu hoch ist.
In diesem Zusammenhang bekommt die Freierarbeit einen wichtigen Stellenwert. In
diesem Projektjahr war eine Aktion in diesem Bereich geplant, konnte jedoch
aufgrund einer Erkrankung der Projektnehmerin nicht durchgeführt werden.
Erneut wurden zum Nikolaus Päckchen gepackt, die an die Sexarbeiterinnen auf
dem Straßenstrich und den Bordellen verteilt wurden. Neben einem kleinen Präsent
wurde mit Hilfe eines Infoblattes das Untersuchungsangebot des Gesundheitsamtes
beworben.
5.4.2.2 Präventionsarbeit mit illegalisierten DrogengebraucherInnen
Aufgrund der veränderten personellen Situation innerhalb der AIDS-Hilfe Duisburg /
Kreis Wesel e.V. fällt der Drogenbereich nicht mehr in den Arbeitsbereich der
Hauptamtlerin. Dieser wurde von einem Kollegen der AIDS-Hilfe übernommen.
5.5 Migration
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. setzte s ich in dem Berichtsjahr 2004
erneut mit dem Thema ‚Migration’ auseinander. Dieses erfolgte sowohl intern (zum
Beispiel durch die Schulung der MitarbeiterInnen der AIDS-Hilfe zum Thema
‚Interkulturelle Kompetenz’) als auch extern durch die Arbeit in einem überregionalen
Arbeitskreis.
Die AIDS-Hilfe versteht die Umsetzung des Zieles der ‚Interkulturellen Öffnung’ als
einen Prozess, der eine kontinuierliche Auseinandersetzung in der Einrichtung
voraussetzt.
5.5.1 Migration und Begleitung
Die Gruppe der SchwarzafrikanerInnen war in diesem Berichtsjahr die zahlenmäßig
größte Gruppe der MigrantInnen, die in der AIDS-Hilfe begleitet wurden.
Darüber hinaus hatte die Einrichtung Kontakt zu türkischen und osteuropäischen
MigrantInnen. In der Begleitung zeigt sich, dass viele Thematiken, die in der
Beratungs- und Versorgungssituation eine Rolle spielen, kulturell geprägt sind.
59
Dieses kann in Beratungssituationen zu Missverständnissen, Fehlentscheidungen
und kontraproduktiven Unterstützungs- und Behandlungsangeboten führen. Darüber
hinaus wird die Verständigung oftmals durch die sprachlichen Barrieren erschwert. In
der Alltagsarbeit gestaltet sich die Suche nach geeigneten Dolmetschern für die
Beratungssituation sehr zeitaufwendig. Die Schwiergi keit, über sensible Themen wie
HIV / AIDS, Sex, Drogen u.ä. zu sprechen, wird durch diese eingeschränkte
Verständigungssituation deutlich erschwert.
Die Begleitung von HIV-Infizierten / an Aids-Erkrankten SchwarzafrikanerInnen ist
oftmals durch die unsichere Lebenssituation der MigrantInnen geprägt. Die Regelung
des Aufenthaltsstatus und der Umgang mit dem fremden Aufenthaltsland stehen für
die MigrantInnen oftmals im Vordergrund. Die HIV/AIDS-Erkrankung kann gegenüber
dieser psychischen Belastung in den Hintergrund treten.
In der Begleitung gilt es eine Sensibilität gegenüber dieser spezifischen
Lebenssituation zu entwickeln. Innerhalb der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
ist es dementsprechend ein wichtiges Ziel, dass die MitarbeiterInnen diesbezüglich
weiterhin geschult werden.
Das Thema HIV / AIDS ist in der Community der SchwarzafrikanerInnen meistens
ein Tabuthema. Für die AIDS-Hilfe war es daher eine wichtige Bereicherung
innerhalb der Begleitungsarbeit, dass die Selbsthilfegruppe der infizierten
SchwarzafrikanerInnen in diesem Berichtsjahr ihre Treffen in Duisburg vollzog. Von
unserer Seite galt es, die Gruppe bei der Suche nach Räumlichkeiten und bei der
Finanzierung dieser zu unterstützen.
Für das Berichtsjahr 2004 lässt sich konstatieren, dass die Begleitung von
MigrantInnen in großen Maße davon geprägt ist, ob die MigrantInnen die deutsche
Sprache sprechen, verstehen und lesen können. Ist dieses nicht der Fall, nimmt die
Begleitung innerhalb der AIDS-Hilfe ein sehr großes Ausmaß an, da es keine
‚Übersetzungsstelle’ gibt, die die MigrantInnen im Lesen der Briefe o.ä. unterstützt.
Darüber hinaus ist es oftmals nicht möglich, die MigrantInnen an geeignete Stellen
im Hilfesystem zu verweisen, da die sprachlichen Kompetenzen fehlen.
5.5.2 Arbeitskreis Afrika
Der Arbeitskreis Afrika ist ein Zusammenschluss vonOrganisationen, die im Bereich
MigrantInnen mit HIV / AIDS afrikanischer Herkunft tätig sind. Ziel ist der fachliche
Austausch, die Vernetzung regionaler Angebote und die Durchführung gemeinsamer
Projekte und Veranstaltungen.
In dem Berichtsjahr 2004 setzte der Arbeitskreis das Ziel um, eine landesweite
Fachtagung zu interkulturellen Aspekten der HIV-Ver sorgung von Menschen aus
Afrika vorzubereiten und durchzuführen.
Neben der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. wa ren folgende Institutionen
Veranstalter der Fachtagung: Gesundheitsamt der Stadt Duisburg (Beratungsstelle
zu AIDS und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten), AIDS-Hilfe NRW, AIDS-
Hilfe Düsseldorf, AIDS-Hilfe Krefeld, Projekt Aids + Kinder, Düsseldorf.
Die Zielgruppe der Fachtagung waren in der ersten Linie MitarbeiterInnen von
Institutionen, die sich mit der Lebenssituation afrikanischer MigrantInnen mit HIV /
AIDS befassen. Dabei war es für den Arbeitskreis relevant, sowohl AIDS-
Organisationen als auch Organisationen der MigrantInnenberatung bzw. der
öffentlichen Gesundheitsfürsorge zu erreichen.
60
Die Fachtagung ließ sich im Oktober unter dem Titel: ‚Welten
begegnen sich. Interkulturelle Aspekte der HIV-Vers orgung’
erfolgreich umsetzen (siehe Flyer im Anhang).
Die Auseinandersetzung mit den Themenbereichen
Gesundheit / Medizin, Aufenthalts- und Lebenssituation,
Familie / Soziale Bezüge / Community und Religion /
Spiritueller Hintergrund erfolgte in Vorträgen und Workshops.
Dabei wurde das Ziel verfolgt, die Sensibilität für kulturelle
Unterschiede zu erhöhen und zugleich die kulturelle Prägung
der deutschen Kultur zu reflektieren. Den TeilnehmerInnen der
Fachtagung sollten Kompetenzen vermittelt werden, die zum
einen die Rahmenbedingungen für Beratungssituationen
verbessern und zum anderen die BeraterInnen in ihrer
Tätigkeit als Vermittler, z.B. zwischen Patient und Arzt oder
bei Behörden, fachlich stärken.
5.6 Youthwork / Prävention in der Allgemeinbevölkerung
Weltweit nimmt die Bedrohung durch AIDS erheblich zu. In Deutschland und auch in
unserer Region dagegen nimmt die Angst davor immer mehr ab. Das hat einerseits
durchaus günstige Folgen, wenn es um die Akzeptanz und Toleranz gegenüber HIV-
Positiven oder an AIDS-Erkrankten und einen `normalen´ Umgang mit diesen
Menschen geht, andererseits gefährdet dies natürlich auch die Erfolge in der
Primärprävention.
Die jüngsten Anstiege der Neuinfektionen quer durchalle Bevölkerungsgruppen und
insbesondere bei jungen Leuten sind Ausdruck dafür.
Es besteht also keinerlei Anlass, in den Präventionsbemühungen nachzulassen. Im
Gegenteil – der Bedarf an Aufklärung und Information wächst weiter. Dies zeigen uns
vor Ort Rückmeldungen, Resonanzen und Evaluationserfahrungen über Info-Stände
und diverse Veranstaltungen in diesem Sektor (s. Grafik zur Verteilung der
Veranstaltungen auf die verschiedenen Arbeitsfelder, u.). Das zeigen insbesondere
auch die alljährlichen Umfrageergebnisse der BZgA im Bereich Jugendlicher. Das gilt
vor allem weiterhin für die Zielebene der Kommunikationskompetenz. Wie kann es
gelingen, das sehr häufig ungemein hohe Schutzbedürfnis auszudrücken, mitzuteilen
und durchzusetzen? Auch im Berichtsjahr haben wir diese Tendenzen in unseren
verschiedenen Veranstaltungen verstärkt zur Sprache gebracht.
Dem Rechnung tragend gestalten wir unsere AIDS-Prävention in
sexualpädagogischem Kontext und zielen auf einen Dai log in offener und angstfreier
Atmosphäre und ohne pädagogischen Zeigefinger.
61
5.6.1 Veranstaltungsinhalte
In aller Regel werden personalkommunikative Formen massenmedialen vorgezogen.
Das erfordert allerdings auch eine jeweilige Reduktion auf zielgruppenadäquate und
bedürfnisorientierte Themenbereiche. Um diese Reduktion pädagogisch
verantwortungsvoll vornehmen zu können, finden entsprechende Vor- und
Nachgespräche mit den Veranstaltungspartnern statt.
Je nach Zielgruppe, Zugangsvoraussetzungen und Rahmenbedingungen können
u.a. folgende Themenfelder behandelt werden:
- Medizinisch, biologische Grundlagen zu HIV und AIDS, ggf.
Hepatitiden und andere STD`s (Virologie, Immunologie, ...)
- Verlaufsformen der HIV-Infektion
- Aktueller Forschungsstand und Therapieansätze
- Übertragungswege und –risiken
- Infektionsschutzmöglichkeiten
- Testverfahren und ihre Problematiken
- Epidemiologische Entwicklung und daraus resultierend
Präventionserfordernisse und –strategien
- Lebenssituation von Betroffenen und An- oder Zugehörigen
- Umgang mit HIV-positiven oder/und an AIDS erkrankten Menschen
- Vorurteile gegenüber sog. Hauptbetroffenengruppen
- Drogen- und Substitutionsproblematik
- HIV und AIDS als gesellschaftliches Phänomen
- Juristische und ethische Fragestellungen
- Probleme in der Begleitung und Pflege
- Sterbebegleitung, Tod und Trauer
- Liebe, Sexualität und Partnerschaft
- Probleme im Umgang mit der eigenen Sexualität
- Homosexualität (Schwul-lesbische Aufklärungsarbeit)
- Geschlechterrollen und ihre Problematiken
- Normen, Werte und deren Wandel im Umfeld der Sexualität
- u.a.m.
5.6.2 Schulische Prävention / Youthwork
AIDS-präventive Veranstaltungen in sexualpädagogischem Kontext wurden von der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. für SchülerInnen aller Regelschulformen
sowie Kollegschulen durchgeführt. In der Regel werden unsere Angebote in den
Jahrgängen ab der Klasse 8, in einzelnen begründeten Ausnahmen auch in jüngeren
Jahrgängen platziert.
Form und Inhalte werden jeweils bedürfnis- und lebensweltorientiert konzipiert. Das
Angebotsspektrum reicht hier von Formen eines „Expertengespräches“ im Rahmen
von Unterrichtsreihen vor unterschiedlichem Fachhintergrund bis hin zu Projekttagen
und – wochen, die i.d.R. außerhalb des Schulrahmens durchgeführt werden.
Für das Berichtsjahr ist eine stabile Nachfrage im Youthwork-Bereich zu
konstatieren. Leider bündeln sich die Anfragen weiterhin im Umfeld von
62
Halbjahreswechsel- und Ferienzeiten, was schulorganisatorisch gewiss verständlich
ist. Dies hat allerdings zur Folge, dass wir nicht alle Schulen im gewünschten Maße
bedienen können. Erfreulich ist, dass wieder einzelne neue Schulen an uns
herangetreten sind. Wir führen dies u.a. auf die Auswirkungen der Richtlinien zur
Sexualerziehung von 2001, auf eine weiter verstärkte Verbindlichkeit für AIDS-
Aufklärung im Runderlass der Kultusministerin im Rahmen der BASS im Sommer
des Berichtsjahres. Endlich ist auch das Youthwork-Programm des MGSFF beim
Schulministerium „angekommen“ und wird nunmehr aktiv beworben. Nicht zuletzt
führen wir dies auch auf unsere Präventionsvernetzungsaktivitäten sowie auch auf
die gute alte Mundpropaganda zurück (vgl. u.).
Entsprechend wird die Einbeziehung qualifizierter EhrenamtlerInnen weiter verstärkt
ins Auge gefasst. Dass wir relativ wenig Absagen erteilen müssen, liegt nicht zuletzt
am Engagement einzelner Aktivisten, die mit besonderem Herzblut an diese Aufgabe
herangehen. Dies soll das Engagement der anderen im Präventionsbereich tätigen
EhrenamtlerInnen keineswegs schmälern, die allerdings aufgrund ihrer beruflichen
Einbindung naturgemäß selten zur Verfügung stehen können.
Darüber hinaus gilt unser Dank insbesondere den aktiven HIV-positiven
EhrenamtlerInnen, die sich immer wieder bereit erkäl ren, in authentischer Weise zur
Frage „HIV-positiv sein – was heißt das?“ Rede und Antwort zu stehen. Die
Einbeziehung dieser Selbsthilfeaktivisten ist hier, wie auch zum Thema
„Homosexualität“ fester Bestandteil vieler Präventionsveranstaltungen. Der
besondere Wert dieser Authentizität wird uns auch mi mer wieder rückgemeldet. Hier
gilt den MitarbeiterInnen des Herzenslust-Teams ein herzliches Dankeschön.
Den von uns (mit-) initiierten Präventions-Vernetzungen in Duisburg und für die
Region um Dinslaken kommen ebenfalls besondere Bedeutung zu. Dabei geht es
uns vor allem darum, über MultiplikatorInnen eine kontinuierliche Präsenz der
Präventionsthemen in den Einrichtungen zu schaffen und von `nur´ punktuellen
Veranstaltungen wegzukommen (s. 5.6.4). Durch die Vernetzung und die damit
verbesserte Kooperation und Koordinierung werden Synergieeffekte erzielt. Durch
begleitende Öffentlichkeitsarbeit wird für die potentiellen Kunden mehr Transparenz
zu den Präventionsangeboten geschaffen.
Dem von uns propagierten Ansatz, Projektformen außerhalb des klassischen
Unterrichtsrahmens zu installieren, wird zunehmend Rechnung getragen. Die guten
Beispiele „machen Schule“.
Hier gab es auch im Berichtszeitraum wieder einzelne `neue´ Initiativen (z.B. vom
Konrad-Duden Gymnasium in Wesel und der Gesamtschule Hünxe), die von Schulen
oder z.T. gar von SchülerInnen selbst ausgingen. Hilfreich sind dabei gewiss die
Prozesse zur Entwicklung von Schulprogrammen und –profilen sowie die
Auswirkungen der neueren Richtlinien zur Sexualerziehung in NRW, die allmählich
auch wahr- und ernst genommen werden.
Zum in den letzten Jahren mehrfach beklagten Phänomen einer Art Übersättigung
bzgl. AIDS-präventiver Maßnahmen („Nicht schon wieder AIDS ... Wir wissen nun
wirklich inzwischen Bescheid“) auf Seiten vieler Schüler/innen ist zu sagen, dass dies
nachzulassen scheint. Wir haben doch häufiger eine deutlich verbesserte
Anfangsmotivation vorgefunden. Diese geht allerdings leider nicht einher mit einem
zufrieden stellenden Informations- und Aufklärungsstand bzgl. der
63
Übertragungswege und –risiken und erst recht nicht mit sprachlichen und
kommunikativen Kompetenzen im Feld von Liebe, Sexualität und Partnerschaft.
Nach unserer Auffassung sind hierzu die Informations- und Vermittlungsmethoden
und der Zeitpunkt der thematischen Auseinandersetzung von entscheidender
Bedeutung. Die Erkenntnis ist nicht neu, dass AIDS-Prävention mit Jugendlichen im
Kontext von Sexualpädagogik anzusiedeln ist, dass personalkommunikative
Methoden (d.h. „Veranstaltungen von Mensch zu Mensch“, vgl. BzgA-Ansatz), die an
der Lebenswelt der SchülerInnen orientiert und hinsichtlich der ersten Erfahrungen
zeitnah zu platzieren sind, massenmedialen oder eindimensionalen
Vermittlungsformen vorzuziehen sind.
In den Jahrgangsstufen bis zur 10. Klasse erscheint uns zudem eine – zumindest
phasenweise und themenabhängige – geschlechtergetrennte Bearbeitung
zunehmend sinnvoll. Hier müssen einfach die nicht selten durchaus großen
Unterschiede im Reife- und Erfahrungsgrad zwischen Mädchen und Jungen
Berücksichtigung finden. Hier können ansonsten die Geschlechter sich gegenseitig
blockieren und es fällt schwerer in offene und ehrliche Kommunikationsprozesse
hineinzufinden.
Hinsichtlich der Mädchen und jungen Frauen hat sich der Eindruck des Verfassers
und vieler Lehrender (aller Schulformen) hinsichtlich geradezu antiemanzipatorischer
Haltungen auf Seiten der Mädchen und jungen Frauen, die oftmals mit sehr
romantischen Liebesidealen einhergehen, verfestigt. Nun wäre dagegen prinzipiell
nichts einzuwenden, wenn dies nicht mit Verlusten an Selbstbestimmung und
Eigenverantwortung – auch im sexuellen Bereich - einherginge. Ein Spiegelbild für
dieses Phänomen ist die steigende Zahl der längst nicht nur ungewollten
Schwangerschaften bei 13 bis 17jährigen Mädchen.
Damit einher geht aus Sicht des Verfassers eine Renaissance patriarchalischer –
oder sagen wir: klassisch männlicher- Verhaltensausprägungen auf Seiten der
Jungen. Darüber geraten viele „kleine Helden (wieder verstärkt) in Not“ und die
kommunikative `Auseinandersetzung´ zwischen den Geschlechtern und damit hier
und dort auch die Durchsetzung individueller Schutzbedürfnisse leiden darunter.
Es bleibt dabei, Emanzipation, Selbstbewusstsein und –bestimmung mit sozialer
Verantwortung und solidarischem Handeln in Einklang zu bringen, ist eine zentrale
Aufgabe von Erziehung, (Aus-) Bildung und Präventionsarbeit.
Auch vor diesem Hintergrund ist ein stabiler Trend der Nachfragen zum
Spezialthema „Homosexualität“, welches durch die Richtlinien zur Sexualerziehung
zum verbindlichen Thema aufgewertet wurde, erfreulich. Umso mehr, als auf den
Schulhöfen wieder deutlich mehr verbale Ausgrenzungsattacken zu vernehmen sind.
Das passt leider zur oben beschriebenen Tendenz. Di e nach wie vor stark
Klischeegeprägte Vorstellung vom „Schwul-Sein“ gilt sehr häufig geradezu als das
Antivorbild für Jungen. Trotz aller gesamtgesellschaftlichen Fortschritte im Feld der
Akzeptanz und Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlichen Lebensweisen, gilt es
hier aus Sicht des Verfassers sehr genau zu beobachten und frühzeitig den
Anfängen neuer Diskriminierungstendenzen zu wehren.
Hier sei wieder einmal der Hinweis gestattet, dass beim Youthworker der AIDS-Hilfe
Duisburg /Kreis Wesel e.V. die sog. „SCHLAue Kiste“ des MGSFF NRW mit Medien
und Materialien zur schwul-lesbischen Aufklärungsarbeit prinzipiell auszuleihen ist.
64
Darüber hinaus können über den Youthworker der AIDS -Hilfe (ggf. im Verbund mit
dem „Herzenslust-Team der AH) Multiplikatorenfortblidungen zu diesem Themenfeld
vereinbart werden.
Durch Veranstaltungen im Sektor Youthwork und Präve ntionsveranstaltungen in der
Allgemeinbevölkerung konnten wir im Berichtsjahr über 6700 Personen mit
personalkommunikativen Formen erreichen, davon 220 sog. MultiplikatorInnen
(Lehrkräfte und sonstige PädagogInnen sowie ehrenamtliche MitarbeiterInnen).
Allein im schulischen Bereich (-> Youthwork-Angebote) erreichten wir 2210
Jugendliche aus allen Schulformen, über 800 in außerschulischen
Zusammenhängen wie offener Jugendarbeit u.a. Über 2000 Jugendliche wurden in
den erwähnten Großveranstaltungen (Re.Spect…, Zoff dem Stoff u.a.) in
Präventionsgespräche geführt. 63 % der Jugendlichen kamen aus dem
Alterssegment zwischen 14 und 17 Jahren, 14 % der Jugendlichen hatten einen
Migrationshintergrund.
5.6.3 (Präventions-) Veranstaltungen für Jugendliche und Multiplikatoren
Erfreulich war im Berichtszeitraum die Nachfrage nach Präventionsberatungen von
SchülerInnen, die für Fach- oder Projektarbeiten unseren Rat suchten. Dies ist
gewiss auch als Zeichen zu deuten, dass die AIDS-Hlife Duisburg / Kreis Wesel e.V.
bei vielen Schulen als gute und wichtige Anlaufstelle bekannt ist. Über das direkte
Aufsuchen lassen sich im Übrigen leicht denkbare Schwellenprobleme abbauen.
Zudem können wir hierüber natürlich auch unsere Youthwork-Angebote bekannt
machen.
Auch aus dem Bereich berufsbildender Einrichtungen gibt es stabile Anfragen. Hier
finden wir in der Regel wichtige Zielgruppen; Jugendliche im Alter zwischen 16 und
23 Jahren, die oftmals problembehaftete Sozialisationen und einen geringen Grad an
Aufklärungsniveau (z.T. auch migrationsbedingt) aufweisen.
Bedauerlicherweise sind die Kooperationsansätze mit dem Bereich der offenen
Jugendarbeit auch in diesem Berichtsjahr – vor allem auch aus Kapazitätsgründen
beim Stelleninhaber - nicht in wünschenswertem Maße weiter gediehen. Die
lobenswerte Ausnahme bildet seit einigen Jahren das AWO-Kinder- und
Jugendzentrum „Dorfschule“ in Moers-Repelen. Projektformen in Verbindung mit
Jugendzentren wären u.E. von hohem Wert. Vorteilhaft daran erscheint uns vor allem
das „Setting“, in dem sich Jugendliche hier freiwillig zusammenfinden – ein deutlicher
Vorteil gegenüber der `Zwangsveranstaltung Schule´. Allerdings konnte ein solches
„Setting“ im Rahmen der großen Jugendmessen „Zoff dem Stoff“ und „re:spect our
future“ (s.o.) genutzt und viele hundert Jugendliche erreicht werden. Insbesondere
die nicht-kommerzielle Ausrichtung und der interaktive Ansatz bei diesen
Großveranstaltungen waren für den Zugang außerordentlich hilfreich.
5.6.4 Multiplikatoren- und Erwachsenenbildung
Wie bereits erwähnt, investiert die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. viel in die
Aus- und Weiterbildung ihrer ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, ohne die einfach die
Vielzahl an Anfragen auch aus diesem Präventionsfeld nicht befriedigt werden
65
könnten. Dies ist und bleibt eine wichtige Aufgabe, der wir uns gerne widmen. Dazu
führen wir u.a. alljährlich intensive Grundlagenausbildungen (s. 6.) im Verbund mit
drei anderen Ruhrgebiets-AIDS-Hilfen durch, um darüber einerseits den
EhrenamtlerInnen eine Möglichkeit zu bieten, ein Einsatzfeld zu finden, dass Ihren
Ressourcen, Fähigkeiten und Neigungen entspricht, und andererseits sie gemäß
unserer Qualitätsstandards auszubilden und zu rüsten und die vorhandene
Motivation zu stärken. Die Gruppe der aktiven EhrenamtlerInnen sind unsere
wichtigste Ressource und die wichtigsten MultiplikatorInnen.
Eine weitere ganz wichtige Gruppe von potentiellen MultiplikatorInnen sind in diesem
Präventionsfeld natürlich die Lehrenden in schulischen und außerschulischen
Einrichtungen. Die Anfragen nach Lehrerfortbildungen im Hinblick auf und im Vorfeld
von Projektformen sind leicht steigend. Auch hier ist ein Erklärungsansatz die
Wirkung der neuen Richtlinien zur Sexualerziehung sowie zunehmend offenbar das
bedeutungsvolle Werbemittel der sog. Mundpropaganda.
Das Themenspektrum reicht hier von der Präsentation des aktuellen Wissensstandes
zu HIV und AIDS über die epidemiologische Entwicklung und daraus resultierender
Präventionskonsequenzen und –strategien bis hin zu Aspekten spezieller Fortbildung
im Feld der Kommunikation, wie Gesprächsführung und Moderation.
Auch vor diesem Hintergrund erweisen sich die erwähnten
Präventionsvernetzungsaktivitäten als höchst sinnvoll. Darüber lassen sich
Synergieeffekte erzielen, mittelfristig gesehen Ressourcen zusammenführen und
nicht zuletzt Chancen eines ökonomischeren Haushaltens mit den vorhandenen
Kapazitäten entwickeln. Dies scheint uns besonders wichtig zu sein, weil im
Präventionsbereich vorläufig nicht mit einem Ausbau hauptamtlicher Personalstellen
zu rechnen ist.
Umso mehr gewinnt dieses Feld der Multiplikatorenausbildung an Bedeutung. Ein
zentrales Anliegen ist es, die Präventionsthemen und die damit verbundenen Ziele
an Schulen und in außerschulischen (Jugend-) Einrichtungen möglichst ganzjährig
zu platzieren. Geschulte PädagogInnen, ErzieherInnen oder SozialarbeiterInnen und
–PädagogInnen sollten diese repräsentieren, zumindest mit
Verweisungskompetenzen ausgestattet sein und als AnsprechpartnerInnen für die
Jugendlichen bekannt sein/ werden.
Erfreulich gut angenommen wurde hier wieder die im Berichtsjahr angebotene
Fachtagung des Präventions-Vernetzungskreises Duisburg (Vgl. 4.4.) im Juni. Etwa
60 Teilnehmer konnten hierüber neben inhaltlichen A nregungen und methodischen
Zugangsformen die Präventionsinfrastruktur in Duisburg kennen lernen.
5.6.5 Berufsspezifische Erwachsenenbildung
Hier sind im Wesentlichen Fortbildungsveranstaltungen in Alten- und
Krankenpflegeschulen und bei sonstigen Pflegeanbietern verortet. Auch in diesem
Bereich verzeichnen wir stabile Nachfragen und hocherfreuliche Rückmeldungen.
Insbesondere wird geschätzt, dass wir von der medizinischen Seite bis zu den Tiefen
im psychosozialen Bereich die ganze Bandbreite des komplexen Themenfeldes rund
um das Phänomen „HIV und AIDS“ abdecken können. Nicht zuletzt auch in diesem
66
Tätigkeitsfeld bewährt sich das „3-Säulen-Modell AIDS-Hilfe“ mit der Verbindung von
Selbsthilfe-, Interessen- und Fachverband sowie der Ansatz der Strukturellen
Prävention.
5.6.6 Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten
Anzuführen sind hier für den Stelleninhaber:
-Beteiligung an der Grundlagenausbildung für EhrenamtlerInnen in der
Ruhrgebietsvernetzung der AIDS-Hilfen
-Präventionsvernetzungsarbeit im Kreis Wesel und Duisburg
-Vertretung der AH DU / KW e.V. bei den NRW-Youthwo rker-Arbeitskreisen
und dem Youthwork-Qualitätszirkel
-Beteilung an der Ausgestaltung der Verfahren beim Youthwork - Förderprogramm
- Controlling des MGSFF, NRW
-Beratung / Information für Zeitungs- u. Radio-Redaktionen sowie für politische
Entscheidungsträger
-Koordinierung von haupt- und ehrenamtlichen Einsätzen bei Informations- und
Präventionsprojekten
-Einarbeitung in und Bereitstellung von Materialien für Lehrende und
MultiplikatorInnen
-Beratung von pädagogischen Fachkräften bzgl. der Unterrichts- oder
Projektgestaltung zum Thema HIV und AIDS
-Telefonische und persönliche Informations- und Ber atungsgespräche mit
(u.a.) Jugendlichen
-Unterstützung von Jugendvertretungs- und SchülerzeitungsredakteurInnen
-Beratungsstellenleitung
-u.a.m. (Vgl. 4. Öffentlichkeitsarbeit)
Abb.: Veranstaltungsverteilung nach Arbeitsfeldern
Prävention in der Allgemeinbevölkerung -
Veranstaltungsverteilung nach Arbeitsfeldern - 2004
Präventionsberatun
g
14 %
Schulische
Prävention
27 %
Kooperation /
Vernetzung /
Gremienarbeit
22 %
Öffentlichkeitsarbeit
18 %
Außerschulische
Prävention
7 %
Multiplikatoren-/
Berufsspezifische Erwachsenenbildun
Erwachsenenbildun g
g
8 %
4 %
67
6. Ehrenamtliche Mitarbeit
6.1. Begleitung der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen
Im Berichtsjahr war die Anzahl der ehrenamtlich Tätigen stabil, so dass weiterhin 30
Ehrenamtlerinnen für unsere AH aktiv tätig sind. Anfang des Jahres platzierten wir
einen Presseaufruf zur ehrenamtlichen Mitarbeit undführten einen Infoabend durch.
Mit dieser Aktion konnten wir vier neue ehrenamtliche Mitarbeiterinnen gewinnen.
Die ehrenamtlich Mitarbeitenden sind in den unterschiedlichsten Berufen aktiv, sind
HIV-negativ oder HIV-positiv und setzen sich aus Frauen und Männern aus allen
sozialen Lebensbereichen zusammen und stammen aus den unterschiedlichsten
politischen Richtungen.
Ein Punkt des Austausches bietet unser Mittwochs-Café (siehe auch Punkt 3.5). Hier
bietet sich zum einen die Möglichkeit sich mit Betroffenen zu treffen, die ehrenamtlich
Tätigen nutzen diesen Ort aber auch zum Austausch untereinander.
Im Berichtsjahr fanden im Anschluss an das Mittwochs-Café vier Aktiven-Treffen
(Februar, Juni, August, Oktober) statt. Diese wurden durchschnittlich von 10-15
TeilnehmerInnen besucht.
Am Anfang des Jahres lag der Schwerpunkt in der Vorstellung des Ergebnisses der
Qualitätsstandards aus dem Begleitungsbereich und deren Vorbereitung für die
Mitgliederversammlung. Des Weiteren wurde eine weitere Vorgehensweise für die
Bereiche Öffentlichkeitsarbeit/Prävention und Beratung festgelegt.
Weiterhin führten wir im Aktiventreffen lebhafte Diskussionen zu den Themen
„Mitgliedschaft Voraussetzung für ehrenamtliche Mitarbeit“ und in Anbetracht der
öffentlichen Diskussion erhoben wir ein Meinungsbild zum Thema „Barebacking“.
Das Dezember-Aktiven-Treffen ist traditionell als Termin für den Dank an die
ehrenamtlichen Mitarbeiter für ihre geleistete Arbeit bestimmt, hier kochen die
hauptamtlichen Mitarbeiter für die ehrenamtlichen Mitarbeiter.
6.2. Schulung und Fortbildungen für ehrenamtliche MitarbeiterInnen
Im vergangenen Jahr konnten wir für die neuen ehrenamtlichen Mitarbeiter nur eine
Grundlagenschulung im Frühjahr durchführen. Da im Herbst des Vorjahres keine
Schulung stattgefunden hatte, hatten wir nun das Problem, dass nicht alle
Interessierten an der Schulung im Frühjahr teilnehmen konnten. Da die
Grundlagenschulung in Kooperation mit den AIDS-Hilfen Essen, Oberhausen und
Bochum durchgeführt wurde, standen unserer AIDS-Hilfe sechs Plätze zur
Verfügung, da die TeilnehmerInnenzahl die Zahl zwan zig nicht übersteigen sollte.
Trotz dieser Warteliste kam im Herbst keine weitere Schulung zustande, da bei den
beteiligten AIDS-Hilfen in den Nachbarstädten nur wenige oder gar keine neuen
EhrenamtlerInnen Interesse zeigten. Somit musste die Warteliste weitergeführt
werden.
68
Die Grundlagenschulung umfasste wie im Vorjahr neunAbende und drei ganztägige
Samstage. Neben grundlegenden Informationen zu zenrtalen Fragen der AIDS-Hilfe
steht die persönliche Auseinandersetzung der neuen MitarbeiterInnen mit AIDSspezifischen
Themen im Mittelpunkt. Die Samstage sind selbsterfahrungsbezogen
und bieten Auseinandersetzung mit den Themen Kommunikation und
Wahrnehmung; Liebe, Sexualität und Partnerschaft und ehrenamtliche Mitarbeit,
Umgang mit Grenzerfahrungen.
Zusätzlich fanden auch 2004 themenspezifische Weiterbildungen statt, so u. a. die
„Medizinische Rundreise“, ein Angebot der DAH, welches wir im Berichtsjahr zum
Thema „Sexuell übertragbare Krankheiten“ gebucht hatten.
Externe Fortbildungen
Wir sind froh, weiterhin einen Etat für Fortbildungen für ehrenamtliche und
hauptamtliche MitarbeiterInnen zur Verfügung stellen zu können. Zwar sind im
medizinischen Bereich nur kleine Fortschritte zu beobachten, aber es entwickeln sich
immer mehr Neben- und Wechselwirkungen (metabolische Veränderungen,
Lipodystrophie, Lipatrophie, sexuelle Störungen), so dass der Bereich HIV/AIDS
komplexer wird und nur durch fortwährende Weiterbildungen kompetente Beratung
gewährleistet werden kann.
Neben dem medizinischen Bereich kommen die großen Veränderungen durch
Gesetze im Bereich der Sozialgesetzgebung hinzu. Hier bildete im Berichtsjahr das
Gesundheitsmodernisierungsgesetz einen Schwerpunkt. Auch in diesen Bereichen
wurden Fortbildungen wahrgenommen.
69
7. Bericht der Verwaltung
Werner Garbe
Arbeitsgebiete in Stichworten:
Finanzbuchhaltung
Doppelte Buchführung, Kontierung, Monats-/Jahresabschluss, Erstellung der
jährlichen Einnahme-Überschuss-Rechnung und Erstellung des jährlichen
Haushaltsplanes der AIDS-Hilfe, Erstellung von Quartalsübersichten, Kontoführung,
Beleg- und Rechnungsprüfung, ordnungsgemäße Belegablage, allgemeiner
Finanzverkehr, Korrespondenz
Kasse
Verwaltung von Bargeld (Einnahmen und Ausgaben), Au sstellen von Quittungen,
Belegprüfung, Kassenbuchführung, Monatsabschluss, Kassenabstimmung
Personalwesen
Personalführung: Lohn-/Gehaltskarten, Fehlkarten (für Urlaub, Sondertage,
Krankheitstage) Lohnsteuerkarten, Versicherungsnachweis, Lohn-
/Gehaltsabrechnung;
Krankenkassen: An-/Abmeldungen, Beitragsrechnung zur Sozialversicherung
(Kranken-/ Renten-/Arbeitslosenversicherung);
Finanzamt: monatliche Lohnsteueranmeldung und Abführung der Lohn- und
Kirchensteuer;
EDV-Gehalts-Service: Prüfung der Abrechnungs-Journale, Kostenverteilung,
Meldungen und Beiträge an die Berufsgenossenschaft, Fahrt- und
Reisekostenabrechnungen;
Personalmittel: Anträge an Bund, Land NRW und Kommunen,
Zuwendungsbescheide, Verwendungsnachweise, Verwaltungsarbeiten im Bereich
Zivildienst (Personalaktenführung, Soldabrechnung);
Arbeitszeitnachweis: monatliche Ausrechnung der Soll-/Ist-/Überstunden für
Mitarbeitende;
Projekte (Zielgruppenspezifische Prävention Frauen und AIDS, Herzenslust, ,
Projekte zur Förderung der Selbsthilfe)
Finanzielle Antragstellung, finanzielle Überwachung der Projekte, Beantragung von
Auszahlungen, Verwendungsnachweise
70
DAS-Anträge
Abforderung von zugesagten Geldbeträgen, Auszahlung der Bewilligungen,
Verwendungsnachweise, Rückzahlung überhöhter Auszahlungen
Bußgeldauflagen
vom Land-/Amtsgericht zugunsten der AIDS-Hilfe; Kontrolle der Bußgeld- bzw.
Bußgeldratenzahlungen, Verwendungsnachweise der Bußgelder gegenüber dem
Gericht
Vereinsmitglieder
Kontoführung über gezahlte Vereinsbeiträge, Mahnungen bei Nichtzahlung,
Zuordnung neuer Mitglieder, Nummernvergabe, Mitgliedschaftsbestätigungen
Spenden
Vor- und Nachbereitung der rechtlichen und organisatorischen Spendenformalitäten,
Dankschreiben und Ausstellung von Zuwendungsbescheinigungen, Akquise von
Spenden allgemein und zweckgebundenen Spenden (z. Bsp. Weihnachtsfeier)
Terminsachen
Einhaltung von Terminen bei Korrespondenz und Zahlu ngen, z. B. Mitgliedsbeiträge
der AIDS-Hilfe an diverse Organisationen und Vereine, Versicherungen, Kfz-Steuer,
Lohnsteuer, Krankenkassenbeiträge, Lohn- und Gehaltsüberweisungen,
Verwendungsnachweise, Mieten, Beitragszahlungen an die Dachverbände
Schreibarbeiten
allgemeine Korrespondenz, Protokolle, Konzepte, Statistik, etc...
Zusätzliche Bürotätigkeit
Einkauf von Büromaterial, Inventarbeschaffung, Spritzen, Tupfer, Kondome,
Schleifen, telefonische Beratungsgespräche, Überbrückung von Wartezeiten bei
Klienten und bei Krisenintervention, Vorbereitung für die Jahreshauptversammlung
der Vereinsmitglieder
Wochenendvergabe Methadon
Organisation der Wochenendvergabe, am Freitag bzw. vor Feiertagen Erstellen der
Listen mit den Klienten für die Methadonvergabe in der AIDS-Hilfe Annahme des
Methadons von den Apotheken und Aufteilung nach den Vergabetagen, Informieren
des zuständigen Ehrenamtlichen Mitarbeiters., Abgabe der Kassetten mit dem
Methadon bei der Kriminalpolizei.
Sonstiges
Teilnahme an Teamsitzungen (wöchentlich), Supervisi on (monatlich), ,
Fortbildungsseminare für den Bereich Personalwesen (z. Bsp. Angebote der AOK
Rheinland), Telefondienst, Spritzentauschprogramm.
71
Bericht der Kassenprüfer Karl-Heinz Winkel und Hans-Jürgen Otto.
Am 20.04.05 wurden von uns die Kassenbelege und Bestände nach unserem besten
Wissen und Gewissen überprüft. Wir konnten Keine Abweichungen feststellen.
Alle Belege waren vollständig und fortlaufend nummeriert; auch inhaltlich stimmten
die Belege mit den Statuten des Vereins überein.
Der Kassenbestand am 31.12.04 belief sich auf Euro 917,32. Die Summen aller
Bank- und Sparkassenkonten und Sparbücher betrug Euro 113.371,16. Alle
Buchungseintragungen waren mit Belegnummern versehen. Die Verbuchung aller
Belege des Monats Februar und April 04 wurden überprüft. Dabei konnten keine
Beanstandungen festgestellt werden. Spenden sind durch Überweisungsbelege oder
Einzahlungsquittungen belegt.
Barauszahlungen waren durch den Empfänger quittiert. Der letzte
Körperschaftssteuerfreistellungsbescheid wurde am 02.07.2002 für die Jahre
2002,2003,2004 erteilt. Für das Jahr 2005 und folgende, ist der Antrag auf
Freistellung der Körperschaftssteuer auf den 31.052. 005 terminiert. Weiterhin haben
wir die Existenz von Versicherungsträgern überprüft (Haftpflicht, Feuer, Einbruch und
Leitungswasserschäden.) Der Verein kommt seiner gesetzlichen Pflicht zur
Unfallversicherung der Haupt- und Ehrenamtlichen Mitarbeitern bei der
Berufsgenossenschaft nach.
Lohnsteuer und Sozialversicherungspflicht wurden überprüft. Die Beträge wurden
ordnungsgemäß abgeführt.
Die Kassenprüfer empfehlen der 'Hauptversammlung, den Vorstand für das Jahr
2004 zu entlasten.
72
8. Übergreifende Selbsthilfeinitiativen
8.1. Selbsthilfegruppe und Förderverein SHAlk e.V.
Die Gruppenabende am Freitag in den Räumen der Aids-Hilfe Duisburg werden
weiterhin von homosexuellen aus ganz NRW genutzt. Die Besucherzahl war
zeitweise so hoch, dass wir über das Angebot eines zweiten Abends nachdachten.
Da jedoch die Mehrzahl der Besucher die Gruppe nicht wöchentlich besucht, konnten
wir es bei einem Abend belassen.
SHAlk war nach einem Jahr Pause wieder mit einem
Infostand auf dem Duisburger CSD vertreten und nahm
an den runden Tischen von AkDuLuS (Arbeitskreis
Duisburger Lesben und Schwulen e.V.), AGSHG
(Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen) und PSAG –
Sucht teil.
Die Fachkliniken, Gesundheitsämter und andere
therapeutische Einrichtungen im Ruhrgebiet wurden so
gut es ging persönlich besucht und mit Flyer der Gruppe
versorgt.
Austauschtreffen mit der SAAG Frankfurt fanden zum
zweiten Mal in Folge nicht statt, werden aber im Juli 2005
wieder aufgenommen.
Die finanzielle Situation der Gruppe und des Vereins
bleibt weiter sehr schwach. Es ist äußerst schwierig
finanzielle Mittel zu bekommen um Infomaterial zu
finanzieren und laufende Kosten zu decken.
Im Vorstand des Fördervereins wurden Knut Dehnen als
Vereinsvorsitzender und Johann Mangelsdorff als
dessen Stellvertreter im Amt bestätigt. Hans-Jürgen
Lindau wurde zum neuen Kassenwart gewählt.
Für das Jahr 2005 sind neben den Gruppentreffen mit
der SAAG besuche verschiedener Fachkliniken
ausserhalb des Ruhrgebiets geplant. Am Duisburger CSD werden wir wieder mit
einem Infostand vertreten sein.
8.2. Gay nach Wesel
Im Jahre 2004 besteht die Schwulengruppe GAY nach Wesel 14 Jahre.
Nur wenige Schwulengruppen können auf einen so langen Zeitraum kontinuierlicher
Arbeit zurückblicken.
A. Tätigkeiten
Auch im Jahre 2004 gab es jeden Mittwoch von 19 - 21 h einen moderierten
Gesprächskreis, sowie eine Telefonberatung und eine persönliche Einzelberatung für
Schwule. Alle Angebote fanden, bis auf wenige Ausn ahmen, wie Urlaubszeit,
regelmäßig, ohne Unterbrechung wöchentlich statt und wurden von mir allein
durchgeführt. Die neue Adresse - Pastor-Bölitz-Str. hat sich mittlerweile etabliert.
73
1) Der Gesprächskreis mit seiner supervisionsähnlichen Struktur ist nach wie vor das
Herzstück der Weseler Schwulengruppe. Trotz wechselnder Teilnehmerzahlen und
unterschiedlich starker Inanspruchnahme dieser themenzentrierten Interaktion bleibt
dieses Angebot für viele, die sich der Weseler Schwulengruppe zugehörig fühlen, ein
wichtiges Stück Lebensqualität. Dafür nehmen einige Teilnehmer auch weite
Anfahrstrecken in Kauf, da es offensichtlich ein ähnliches Angebot in solcher Art und
Regelmäßigkeit selten gibt. Da kommt es vor, dass jemand nur für den
Gesprächskreis aus Münster, Gelsenkirchen oder Essen anreist. Neben den treuen
Gruppenmitgliedern aus Wesel und dem übrigen Niederrhein finden immer wieder
auch "Weggezogene" bei ihrem Besuch zu Hause bei den Eltern in Wesel, den Weg
in ihre "alte" lieb gewonnene Weseler Schwulengruppe "GAY nach Wesel". Nach
dem Motto "schön dass es das noch gibt" .und "ich erinnere mich gern an die Zeit",
"das hat mir viel geholfen". Immer wieder eine schöne, wertvolle Bestätigung für das
notwendige und wichtige Angebot einer Beratung und einer Unterstützung für
Schwule auf ihrem persönlichen Lebensweg.
Die Themen, schwules Coming-Out, HIV, Partnerschaft, Liebe, Eltern, Freunde,
Beruf, Religion bleiben gleich, aber die Menschen die diese Fragestellungen
artikulieren sind sehr verschieden und die Begegnung mit Ihnen jedes Mal eine neue
Herausforderung für Moderation und Teilnehmer der Gruppe.
2) Einzelberatungen und 3) Telefonberatungen wurden im Jahre 2004 ebenfalls,
wenn auch nicht so stark wie der Gesprächskreis, in Anspruch genommen.
Methodisch waren diese Beratungen angelegt auf Basis der klientenzentrierten
Gesprächsführung nach C. Rogers.
Bei Fragen zu HIV und AIDS wurde auf das andere bestehende Beratungsangebot
der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel hingewiesen.
4) Das Sonntagscafé
Zu meinem großen Bedauern hat Holger das Sonntagscafé einstellen
müssen. Trotz langer Zeit guter Inanspruchnahme dieses Angebotes haben die
schwindenden Teilnehmerzahlen dem Café ein Ende bereitet.
B. Aussicht und Perspektive
Die dauerhaften, attraktiven Angebote am Mittwoch - schwuler Gesprächskreis,
Einzelberatung und Telefonberatung sind noch langfristig erforderlich. Es besteht die
Absicht die Öffentlichkeitsarbeit weiter zu verstärken um Schwule an diese Angebote
heranzuführen, die bisher davon noch keine Kenntnis hatten.
Unsere Homepage www.gaywesel.de und die E-Mail-Adresse: info@gaywesel.de
sind wichtige Elemente zur Kontaktaufnahme und zum bekannt werden.
Wir sind in etlichen Suchmaschinen des Internets bereits verzeichnet.
Aber auch andere Medien, sowie Mundpropaganda können helfen von unserer
Gruppe zu berichten und auch "Neue" heranzuführen.
Ich danke der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel und allen Freunden von GAY nach
Wesel für die bisherige Unterstützung, und freue mich auf die zukünftige gute
Zusammenarbeit.
74
8.3. Junge Unschuld
Die Aktivitäten der Duisburger Jugendgruppe „Junge Unschuld“ war auch in diesem
Jahr sehr vielseitig. Die Gruppenarbeit lässt sich im Groben in einer Dreierteilung
feststellen:
1. Dienstagstreff
2. Besondere Aktivitäten
3. Kooperation mit anderen Gruppen
Zu 1.
Im Mittelpunkt des Dienstagstreffs steht
das Konzept des erklärungsfreien Raums.
Den Mitgliedern (im Alter von 16 bis 25
Jahren) wird hier die Möglichkeit geboten,
aktiv ihre Freizeit zu gestalten, ohne ihre
Homosexualität beschreiben zu müssen.
Das Programm an den Dienstagen ist
bunt gemischt. Neben offenen Abenden
standen Abende, an denen gekocht
wurde, wir gemeinsam ausgegangen sind
oder wir uns Videos angeschaut haben.
Im Sommer wurde der nahe gelegene Park genutzt um Picknicke abzuhalten.
Zu den Dienstagstreffs kam eine unterschiedliche Anzahl an Teilnehmern. Im Schnitt
waren ca. 15 Personen anwesend, sodass wir – im Vergleich zum Vorjahr – die
Besucherzahlen halten konnten.
Zu 2.
Außerhalb der regulären Dienstagstreffs wurden zahlreiche Aktivitäten bestritten, wie
z.B. Gruppenfahrten oder auch Tagestouren. Selbstve rständlich wurde auch der
Besuch des CSD’s in Köln, als gemeinsame Unternehmung, besucht.
Zu 3.
Die Kooperation mit anderen Duisburger Gruppen wurde vor allem im Rahmen der
Arbeit der AkDuLuS e.V. durchgeführt, wie z.B. beim Duisburger Straßenfest. Die
Junge Unschuld stellt in diesem Verein zwei von drei Vorstandsmitgliedern.
8.4. Hepatitis Selbsthilfegruppe
Die Gruppe trifft sich weiterhin jeden 1. Mittwoch im Monat im Haus der Aids-Hilfe
Duisburg.
Die Mitgliederzahl beläuft sich auf 2 bis 5 Personen. Wir hoffen noch auf Zuwachs.
Telefonische Beratung findet nach wie vor statt, doch zur Gruppe kam niemand.
Das Projekt im Frauengefängnis Dinslaken ließ sich nicht umsetzen, da den
infragekommenden Personen kein Einlass gewährt wurde.
Es fällt schwer, die Struktur aufrecht zu erhalten.
75
9. Anlagen Pressespiegel
76