ahdukw-jb2001.pdf
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Jahresbericht
2001
der
2
Inhaltsverzeichnis Seite :
1. Geschäftsbericht für das Jahr 2001 4
2. Beratung 7
3. Betreuung 9
3.1 Einzelbetreuung 9
3.2 Betreuergruppe 10
3.3 Positivenfond 10
3.4 Zusammenarbeit mit Koorporationspartnern 12
3.5 Angebote für HIV-Positive 13
3.6 Gruppenfreizeit in der Eifel 15
3.7 Trauerarbeit 17
4. Öffentlichkeitsarbeit 18
4.1 AG Öffentlichkeitsarbeit 19
4.2 Veranstaltungen 19
4.3 Benefizveranstaltungen 20
4.4 Veranstaltungen zum Welt-AIDS-Tag 22
4.5 Berichterstattungen in den Medien 23
4.6 Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten 23
5. Prävention (zielgruppenspezifisch) 24
5.1 Männer, die mit Männern Sex haben 24
5.1.1 „Together we stand, devided we fall“, Positivengruppe für Schwule 24
5.1.2 Prävention bei Schwulen/Herzenslust 24
5.2 Drogen und Substitution 28
5.2.1 Primärprävention 28
5.2.1.1 Spritzenaustauschprogramm 28
5.2.1.2 Suchtprävention bei Partydrogen 28
5.2.2 Substitution 28
5.2.2.1. Entwicklung der Wochenendvergabe 29
5.2.2.2 Psychosoziale Begleitung Substituierter 29
5.2.3 Niedrigschwellige Arbeit mit illegalisierten DrogengbraucherInnen 29
5.2.4 21. Juli „Nationaler Gedenktag für alle verstorbenen Drogen- 30
GebraucherInnen“
5.3 HIV und Strafvollzug 33
5.3.1 Arbeitsgruppe Drogen und Knast 33
5.3.2 Betreuung und Begleitung von Menschen mit HIV und AIDS 35
5.3.2.1 Veranstaltungen für Inhaftierte 35
5.4 Frauen und AIDS, Prostitution 36
5.4.1 Frauen und AIDS 36
5.4.1.1 Frauenzeitung „Frauen Akt(H)iv 37
5.4.1.2 Teilnahme an Arbeitskreisen 38
3
5.4.1.3 Veranstaltungen 39
5.4.1.4 Förderung der Hilfe zur Selbsthilfe innerhalb der Frauenarbeit 39
5.4.1.5 Aufbau einer Ehrenamtlerinnengruppe 40
5.4.1.6 Sicherstellung frauenspezifischer Beratung und Betreuung 41
5.4.2 Prostitution 42
5.4.2.1 Aufsuchende Arbeit auf dem Straßenstrich 42
5.5 Migration 42
5.5.1 Aufbau für Selbsthilfestrukturen für Afrikanische Frauen 43
5.5.2 Filmreihe zu afrikanischen Themen im Rahmen des Afrika Marktes 45
5.5.3 Fachtagung „Interkulturelle Aspekte der HIV-Prävention und
............Versorgung für Menschen aus Afrika“ 46
5.6 Prävention in der Allgemeinbevölkerung 47
5.6.1 Veranstaltungsinhalte 48
5.6.2. Schulische Prävention / Youthwork 49
5.6.3 (Präventions-) Veranstaltungen für Jugendliche und Multiplikatoren 51
5.6.4 Multiplikatoren und Erwachsenenbildung 51
5.6.5 Berufsspezifische Erwachsenenbildung 52
5.6.6 Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten 52
6. Ehrenamtliche MitarbeiterInnen : Begleitung, Aus- und Weiterbildung,
Supervision 53
6.1 Begleitung der ehrenamtlich MitarbeiterInnen 53
6.2 Schulung neuer ehrenamtliche MitarbeiterInnen, Aus- und Weiterbildung 54
6.3 Supervision 54
7. Bericht der Verwaltung 55
8. Übergreifende Selbshilfeinitiativen 57
8.1 JES Jahresbericht 57
8.2 GAY nach Wesel 58
8.3 Hepatitis 59
8.4 SHALK – Selbsthilfegruppe Homosexueller Alkoholiker 60
8.5 Junge UnSchuLD 61
9. Anlagen (Pressespiegel etc.) 63
4
1. Geschäftsbericht für das Jahr 2001
Das Jahr 2001 stand im Zeichen des 15-jährigen Jubiläums der AIDS-Hilfe Duisburg /
Kreis Wesel e.V.. Mitten in der Pubertät und doch sichtlich gereift präsentierte sich
die Einrichtung mit ihrem vielfältigen Angebotsspektrum. Ist sie in vielen Feldern
etabliert und eine feste Größe im Feld der Gesundheitsförderung in der Region, geht
es doch auch in wachsendem Maße um (Neu-) Orientierungen.
AIDS hat sein Gesicht seit der Verfügbarkeit von (HA-) ART (highly active
antiretroviral therapie) doch erheblich verändert. Und auch die Gesichter
(Zielgruppen) für unsere Ein- und Ansätze im Rahmen der Strukturellen Prävention
ändern sich und stellen neue Anforderungen und Herausforderungen an die ehrenund
hauptamtlichen MitarbeiterInnen.
Personalsituation : Auch im Jahr 2001 galt es phasenweise krankheitsbedingte,
personelle Engpässe in Vorstand und Team zu überbrücken. Letztlich konnten auch
kritische Phasen ohne Einschnitte in der Wahrnehmung der verschiedenen
Arbeitsfelder und trotz der nicht alltäglichen Zusatzprojekte (-> Jubiläum,
Benefizausstellung „Keep yourself alive“ und zielgruppenspezifischer Projekte in den
Bereichen „Aufbau von Selbsthilfestrukturen bei Migrantinnen“ und der
Drogenselbsthilfe „JES“; vgl. u.) überwunden werden. All den ehren- und
hauptamtlichen MitarbeiterInnen, die dabei nicht selten bis an Belastungsgrenzen
gingen, sei an dieser Stelle herzlichst gedankt.
Zur Jahresmitte erfolgte ein erneuter Wechsel in der Leitung, bei dem die Rollen der
Leitung und stellvertretenden Leitung völlig konfliktfrei gewechselt wurden.
Die Personalsituation in Team und Vorstand ist mit Ausnahme einer (aus
Umsiedelungsgründen erforderlichen) Vorstandskooption im Herbst somit über den
Berichtszeitraum hinaus konstant und bietet Gewähr für Kontinuität.
Ergänzt wurde das Fachkräfteteam auch im Jahre 2001 über weite Strecken durch
eine AsS-(Arbeit statt Sozialhilfe)-Stelle und einen Zivildienstleistenden.
Unser Dank gilt – wie immer – auch im Berichtsjahr, dem „Jahr der Freiwilligenarbeit“,
insbesondere den ca. 40 aktiv ehrenamtlichen MitarbeiterInnen. Ihr Engagement in
den Selbsthilfegruppen, in den Bereichen der Beratung, der Betreuung / Begleitung
von Menschen im Kontext von HIV und AIDS und der Öffentlichkeitsarbeit war wieder
einmal von unschätzbarem Wert. Darüber hinaus wären die Durchführung der oben
erwähnten außergewöhnliche Aktivitäten ohne dieses erhebliche Engagement der
EhrenamtlerInnen nicht denkbar gewesen. Die AIDS-Hilfe hat es geschafft, über
nunmehr 15 Jahre den Charakter einer großen bunten und facettenreichen Familie zu
erhalten, die gerade in schwierigen Phasen zueinandersteht und Außergewöhnliches
zu leisten im Stande ist.
Weiterhin möchten wir uns an dieser Stelle bei all jenen Freunden,
SympathisantInnen und Förderern, Zuwendungsgebern, Vertretern aus Politik,
Verwaltung, medizinischen- und Beratungseinrichtungen, Schulen und sonstigen
Kooperationspartnern für Ihre Wertschätzungen und guten Wünsche aus Anlaß
unseres 15-jährigen Bestehens aufs Herzlichste bedanken. Hieraus können wir Kraft
und Motivation für die nächsten Jahre schöpfen.
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Inhaltliche Schwerpunkte : Die AH Du/KW e.V. stellt sich den neuen
Herausforderungen unter anderem durch eine intensive Beschäftigung mit internen,
regionalen und überregionalen Qualitätssicherungsprozessen. Interne Strukturen
werden kontinuierlich überprüft und bedarfsgerecht angepasst. Hier helfen uns die
interdisziplinäre Teamkonstellation, supervisorische Beratung, gezielte
Fortbildungsaktivitäten von Team und Vorstand, der intensive Austausch in den
einzelnen Gruppen der AH, die Beteiligung an Qualitätszirkeln und
Leitbildentwicklungen bei den Dachverbänden sowie das sog. Aktiven-Treffen, das
haupt- und ehrenamtliche MitarbeiterInnen aus allen Bereichen zusammenführt und
die Geschicke der AIDS-Hilfe immer wieder kritisch beleuchtet und konstruktiv
mitgestaltet. So sollte es gelingen, die AH-spezifische Trias von Selbsthilfe,
Interessenvertretung und Fachverband zu erhalten.
Angesichts wachsender Qualifikationsanforderungen auf der einen Seite und stabiler
personeller und materieller Ressourcen auf der anderen Seite, ist die innere
Neustrukturierung unerlässlich. Im Verbund mit zunehmenden Anforderungen von
Seiten der Landes- und Kommunalorgane in Form von konkreter werdenden
Controlling-Verfahren wächst damit –vorübergehend ?- der administrative Aufwand
für alle hauptamtlichen MitarbeiterInnen.
Es soll allerdings betont werden, dass die AH Du / KW e.V. sich aus Überzeugung
auch in überregionaler Gremien- und Prozessarbeit im Rahmen ihrer Möglichkeiten
einbringt, um aktuelle Entwicklungen frühzeitig aufspüren und auch mitgestalten zu
können. Und letztlich geht es natürlich auch um institutionell und persönlich profitable
Weiterqualifizierung.
Zu erwähnen sind hier Pretest-Verfahren im Rahmen vom Programm-Controlling im
Bereich „Youthwork“ und der „Förderung der örtlichen AIDS-Hilfen“, der Erstellung
eines Handbuches zum Produkt „Youthwork“, der Mitarbeit bei der Leitbildentwicklung
der AH NRW sowie im Projektbeirat zur Vergabe von ZSP-Mitteln in NRW.
Regional (-> Duisburg und Kreis Wesel) engagiert sich die AH Du/KW weiterhin
intensiv in Vernetzungsaktivitäten im Präventions- und Versorgungssektor (s.u.).
Ein stabiler Schwerpunkt ist und bleibt die Öffnung der AIDS-Hilfe bezüglich
interkultureller Zusammenhänge. Das Themenfeld „AIDS und Migration“, dem wir uns
frühzeitig gewidmet haben, gewinnt weiterhin zunehmend an Bedeutung. Demgemäß
weist der vorliegende Jahresbericht erstmals ein eigenständiges Kapitel
„MigrantInnen“ auf.
Das traditionelle Arbeitsfeld „AIDS & Drogen“ bleibt spannend und unser Engagement
ungebrochen. Bei der Förderung übergreifender Selbsthilfeaktivitäten ist von einem
Meilenstein in der Geschichte der AIDS-Hilfe zu berichten. Erstmals konnte es
gelingen, „JES“ in Duisburg auf wirklich eigenständige Beine zu stellen und dank der
Landesförderung für die Drogenselbsthilfe eine eigenständige Kontaktstelle
einzurichten, dessen Projektnehmerschaft die AH bis zum Ende des Berichtsjahres
eingenommen hat. Mit Beginn des Jahres 2002 ist diese an „JES Duisburg e.V.“
abgetreten. Dies soll an der engen Verbindung und Kooperation wenig ändern. Von
dieser Stelle aus : Viel Erfolg, JES !
Die weiteren angestammten Arbeitsbereiche im Rahmen der „Strukturellen
Prävention“ konnten nicht nur unvermindert fortgeführt, sondern z.T. mit frischer
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Motivation forcíert werden. Im Bereich der Frauenarbeit und dem Feld der Prävention
bei Schwulen (z.B. bzgl. der Kampagne „Herzenslust“) konnten die beiden neuen
hauptamtlichen MitarbeiterInnen neue Energien freisetzen (s.u.).
Finanzielle Situation : Das Geschäftsjahr gestaltete sich finanziell gesehen
unerwartet erfreulich. Die zuverlässige Kooperation in der Finanzierung der
Personalmittel mit dem Land NRW, der Stadt Duisburg und dem Kreis Wesel stellte
auch im Berichtsjahr die Basisfinanzierung und damit die Gewähr für Kontinuität und
Stabilität der Arbeit in den originären Tätigkeitsfeldern der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis
Wesel e.V. dar.
Trotz Ausweitung unserer Arbeit konnten die Personalkostenanteile im Berichtsjahr
auf DM 26.423,97 begrenzt werden. Dies gelang zum einen dadurch, dass wir
weiterhin das Projekt Frauen und AIDS aus Mitteln der Zielgruppenspezifischen
Prävention in vollem Umfang fortführen und aus dem gleichen Mitteltopf das Projekt
„Aufbau einer Selbsthilfegruppe für Migrantinnen“ durchführen konnten, bei dem wir
einen Personalkostenanteil von DM 3.895,66 hatten. Zum anderen wurde die JES-
Selbsthilfe ab Mai aus dem Projekt „JES NRW Projekte zur Förderung der
Selbsthilfe“ finanziert. Die vorgenannten Projekte werden von der AIDS-Hilfe NRW e.
V. betreut und wir danken ihr für das abgelaufene Geschäftsjahr für die gute
Zusammenarbeit.
Durch die Durchführung einiger Benefiz-Aktionen, hier sei vor allem die KYA-
Ausstellung in Wesel hervorgehoben, unseren Aktivitäten zur 15-Jahr-Feier, einem
finanziell erfolgreichen WAT und einem stabilen Spendenaufkommen konnten wir
nicht nur unseren Eigenanteil an den Sachmittelausgaben, sondern auch noch einen
Überschuss erwirtschaften und somit ein kleines Polster für die Zukunft legen.
An dieser Stelle sei herzlicher Dank gesagt allen privaten Spendern, öffentlichen
Zuwendungsgebern, Vereins- und Fördermitgliedern sowie der Stadtsparkasse
Duisburg für das uns entgegengebrachte Vertrauen.
Wir hoffen, dass der nachfolgende Tätigkeitsbericht transparent macht, was mit ihrer
finanziellen Unterstützung geleistet wurde und sind überzeugt, auch Ihren
Vorstellungen entsprechend die zugewandten Mittel verwendet zu haben.
Bericht der Kassenprüfer Fred Sandbrink und Reinhard Heikamp
Am 25.03.2002 wurden von uns die Kassenbelege und Bestände nach unserem
besten Wissen und Gewissen überprüft. Wir konnten keine Abweichungen
feststellen. Alle Belege waren vollständig und fortlaufend numeriert; auch inhaltlich
stimmten die Belege mit den Statuten des Vereins überein.
Der Kassenbestand am 31.12.2001 belief sich auf DM 3.269,70 (mit Wesel). Die
Summe aller Bank-, Sparkassenkonten und Sparbücher betrug DM 208.153,90.
Alle Buchungseintragungen waren mit Belegnummern versehen. Die Verbuchung
aller Belege des Monats Januar und Dezember wurden überprüft. Dabei konnten
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keine Beanstandungen festgestellt werden. Spenden waren durch
Überweisungsbelege oder Einzahlungsquittungen belegt. Barauszahlungen waren
durch den Empfänger quittiert. Der letzte Körperschaftsteuerfreistellungsbescheid
wurde am 25.08.1999 für die Jahre 1996, 1997, 1998 erteilt. Weiterhin haben wir die
Existenz von Versicherungsverträgen überprüft (Haftpflicht, Feuer, Einbruch und
Leitungswasserschaden). Der Verein kommt seiner gesetzlichen Pflicht zur
Unfallversicherung der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter bei der
Berufsgenossenschaft nach. Lohnsteuer und Sozialversicherungspflicht wurden
überprüft. Die Beiträge wurden ordnungsgemäß abgeführt.
Die Kassenprüfer empfehlen der Hauptversammlung, den Vorstand für das Jahr 2001
zu entlasten.
2. Beratung:
Die Beratung in der AIDS-Hilfe hatte auch in diesem Jahr einen hohen Stellenwert.
Die Beratung kann in die folgenden drei Gruppen unterteilt werden.
• Persönliche Beratung
• Telefonische Beratung der HauptamtlerInnen während der Öffnungszeiten in
Duisburg und Wesel
• Beratung durch die ehrenamtliche Telefonberatergruppe in der Zeit von 19.00-
21.00 am Montag sowie in Wesel am Mittwoch zwischen 19.00-21.00 Uhr
Während die Zahl der Beratungsgespräche am Telefon ruhrgebietsweit in den
Abendstunden erneut zurückging, hat sich die Anzahl der Ratsuchenden sowohl bei
der telefonischen als auch bei der persönlichen Beratung während der Bürozeiten auf
einem hohen Level stabilisiert.
In der telefonischen Beratung, die während der Bürozeiten von hauptamtlichen
MitarbeiterInnen durchgeführt wird, stehen weiterhin die Informationen über
Ansteckungswege und Übertragungsmöglichkeiten im überwiegend heterosexuellen
Bereich im Vordergrund. Die Ratsuchenden können lediglich dabei unterstützt
werden, ihr persönliches Risikomanagement zu entwickeln, indem sie entsprechende
Informationen erhalten. Allgemeingültige Handlungsanweisungen können nicht
gegeben werden.
Die persönliche Beratung wurde bei Anfrage von einem oder zwei HauptamtlerInnen
durchgeführt. Wenn immer möglich, vereinbart die AIDS-Hilfe mit den Ratsuchenden
einen festen Termin für das persönliche Gespräch. Die AIDS-Hilfe hat sich jedoch
darauf eingestellt, dass während der Öffnungszeiten unseres Büros viele Betroffene
spontan und ohne Voranmeldung zu einer persönlichen Beratung vorbei kommen.
Trotz der beengten Räumlichkeiten konnten die Gespräche in einer abgeschirmten
Beratungsatmosphäre stattfinden. Zum Jahresende konnten die
Rahmenbedingungen durch den Auszug von JES deutlich verbessert werden. Das
Büro von JES wurde zu einem Beratungsraum umgestaltet.
Zur ehrenamtlichen Telefonberatergruppe:
Die Telefonberatung konnte auch in diesem Jahr trotz der geringen Zahl von zwei
EhrenamtlerInnen jeden Montagabend zwischen 19.00 und 21.00 in der AIDS-Hilfe
angeboten werden.
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Die Telefonberatergruppe traf sich zusätzlich einmal im Monat. Bei diesen Treffen
wurden alle anonymen Telefonberatungsgespräche vom Vormonat besprochen.
Darüber hinaus wurde die Teilnahme an den Vernetzungstreffen sichergestellt und
die monatlichen Termine abgeklärt. Begleitet wurde die Gruppe von einem
hauptamtlichen Mitarbeiter. Da eine Telefonberaterin nicht mehr aktiv in der Gruppe
mitarbeiten konnte, beschränkte sich die Telefonberatergruppe auf zwei Personen.
Da in dem letzten Jahr keine weiteren EhrenamtlerInnen Interesse an der
Telefonberatung hatten, war die Stimmung in der Gruppe sehr bedrückend. Wir
hoffen auf Zuwachs im nächsten Jahr.
Telefonberater-Vernetzung der Ruhrgebiets-AIDS-Hilfen:
Wie in den Vorjahren war die AIDS-Hilfe in der Vernetzung von mehreren AIDS-Hilfen
involviert. Durch den Zusammenschluss der AIDS-Hilfen Duisburg/Kreis Wesel,
Hagen, Oberhausen und Dortmund konnte unter der Telefonnummer 19411 an jedem
Wochentag eine Beratung angeboten werden. Diese Kooporationspartner trafen sich
vierteljährlich um Simulationen, Bewerbungsstrategien, Fortbildungen der Berater und
die Tendenzen in der Beratung zu besprechen. Auf diesen Treffen haben die
ehrenamtlichen Telefonberater unter anderem eigenverantwortlich den bereits
existierenden Telefonberatervernetzungsvertrag überarbeitet. Von hauptamtlicher
Seite sind überregional die Bewerbung, Handhabungsmöglichkeiten und die
Vernetzung der 0700er-Nummern auf Ruhrgebietsebene diskutiert worden.
Außerdem wurden Anfragen von anderen AIDS-Hilfen um eine Aufnahme in die oben
aufgeführte Telefon-Vernetzung besprochen.
In diesem Jahr nahm die 0700er-Nummer einen hohen Stellenwert in dem Bereich
Beratung ein. Es wurde in mehreren Gremien über die Handhabung und die Vor- und
Nachteile der Nummer gesprochen und diskutiert. Außerdem wurde von der AIDS-
Hilfe Duisburg/Kreis Wesel ein Antrag zur Anonymisierung bei der Behörde für
Telekommunikation gestellt. Dadurch kann gewährleistet werden, dass der Anrufer
nicht identifiziert werden kann. Auch wurde die Beratungs-Vernetzung während der
Bürozeiten diskutiert. Dies wäre durch die Möglichkeit der Weiterleitungsfunktion bei
der 0700er-Nummer möglich. Es würde bedeuten, dass ein Ratsuchender nicht
bewusst eine AH anrufen kann, da er durch die automatische Weiterleitungsfunktion
an irgendeine für ihn unersichtliche AIDS-Hilfe verbunden wird. Darum wurde von der
AIDS-Hilfe von dieser Vernetzung Abstand genommen.
Auch in diesem Jahr wurde eine Neuenschulung für Telefonberater der Vernetzungs-
AIDS-Hilfen durchgeführt. Die Schulung fand in Dortmund statt und wurde von einer
Hauptamtlerin aus Dortmund und einem Hauptamtler aus Duisburg durchgeführt.
Inhaltlich wurden verschiedene Beratungsmodelle vorgestellt und mögliche
Beratungssituationen durchgespielt. Diese Veranstaltung wurde an zwei aufeinander
folgenden Tagen durchgeführt.
Die Schulung der Berater, die schon längere Zeit in der Beratung tätig waren, wurde
in Hagen durch einen externen Referenten durchgeführt. Die Berater hatten
beschlossen, das Thema Hepatitiden zu bearbeiten.
Im Rahmen der Berater-Vernetzung wurden alle ehrenamtlich telefonisch geführten
Beratergespräche nach einem gemeinsam entwickelten, einheitlichen
Gesprächsleitfaden erfasst und von der halbjährlich für die Koordination zuständigen
9
AIDS-Hilfe ausgewertet. Die Zahl der Beratungsgespräche ist in diesem Berichtsjahr
bei allen an der Vernetzung beteiligten AIDS-Hilfen erneut gesunken und liegt damit
im bundesweit beobachteten Trend der rückläufigen Zahlen an Beratungsgesprächen
bei kleinen und mittleren AIDS-Hilfen.
Die Anruferstruktur blieb ähnlich wie im Vorjahr, wobei zwei Drittel der Anrufer
männlich und heterosexuell waren. Die vier häufigsten Themen oder Fragestellungen
waren erneut die Fragen nach den Übertragungswegen, die Einschätzung des
Infektionsrisikos, Fragen zum HIV-Test so wie Hilfe und Unterstützung in
Krisensituationen.
3. Betreuung
3.1. Einzelbetreuung
Umfang der Begleitung
Die Zahl der Betroffenen , die von der AH psychosozial begleitet werden, ist von 120
im Vorjahr auf 135 im Jahr 2001 angestiegen.
Von den 135 Betreuten nahmen 15 Betroffene zeitlich den bei weitem größten Teil
der Betreuungskontakte in Anspruch, da diese 15 mehrmals wöchentlich Begleitung
brauchten, viele davon mehr als dreimal wöchentlich und ein Drittel fast täglich.
Weitere 47 brauchten eine Begleitung bis zu einmal wöchentlich. Die restlichen 73
Betroffenen kamen entweder sporadisch oder während einer kürzeren Krise
mehrmals, durchschnittlich erschienen diese viermal im Jahr.
Bei fast allen 15 Intensivbetreuungen ist die soziale Isolation ein Problem, bei 3 liegen
schwere Mehrfachbehinderungen neben der HIV-Infektion vor, 4 haben schwere
psychiatrische Probleme, 5 sind Drogengebraucher bzw. Substituierte mit regelmäßig
wiederkehrenden Krisen, drei sind Migranten mit nicht geregeltem Aufenthaltsstatus,
bei einer ging es um eine mehrmonatige ambulante Sterbebegleitung.
Von diesen 15 waren 9 in ehrenamtlicher Einzelbegleitung, wobei 6 von diesen 9
zusätzlich zur ehrenamtlichen Begleitung hauptamtliche Einzelbegleitung in Anspruch
nahmen. Für die anderen 6 Betroffenen, die einen besonders hohen Bedarf an
Betreuung haben, konnte keine ehrenamtliche Begleitung gefunden werden und
musste daher von hauptamtlichen Betreuern geleistet werden.
Insgesamt wurden 27% der Begleitung von ehrenamtlichen Betreuern geleistet, 73%
von hauptamtlichen Betreuern.
Veränderungen in der Betreuungsarbeit.
Viele der Betroffenen haben mit ihrer HIV-Infektion einigermaßen zu leben gelernt
und wollen sich auch nicht ständig mit dem Thema HIV und AIDS auseinandersetzen.
Ein Großteil ist regelmäßig bei einer HIV-Schwerpunktpraxis in Behandlung und sucht
auch für das soziale Umfeld wieder verstärkt Kontakte mit anderen Nicht-Betroffenen
bzw. mit der Welt „draußen“. Maßgebend hierfür sind individuelle Hobbys und
Interessen.
10
Dies bedeutet, dass die AH zu einer Reihe von Betroffenen sporadischen Kontakt
hat. Hierbei wird mit den Einzelnen abgestimmt, ob, und wenn ja, wie häufig und in
welcher Form das jeweilige Befinden von der AH nachgefragt werden soll. Es gibt
auch eine Reihe von Betroffenen, die selbst initiativ werden und in der AH persönlich
vorbeikommen oder sich telefonisch melden.
Für eine immer größere Zahl von ihnen steht unsere AH für gelegentliche
Dienstleistungen zur Verfügung (z.B. Umzugs- oder Renovierungshilfe) und für viele,
wenn sie in eine Krise geraten. Diese Krisen können durch verschiedene Umstände
ausgelöst werden: Der Gesundheitszustand verschlimmert sich, eine Beziehung geht
zu Ende, Jobverlust, Sinnfragen, Depressionen oder finanzielle Probleme.
3.2.Betreuergruppe
Die zweifellos schwierige Aufgabe der Betreuung von zumeist bereits an AIDS
erkrankten Menschen ist immer noch eine der tragenden Säulen der Arbeit der AIDS-
Hilfe.
Krankenhausbesuche, Fahrten zu Ärzten und Ambulanzterminen, Einkaufshilfen oder
einfach nur mal reden, sind die Hauptaufgaben der BetreuerInnen. Oftmals geht die
Betreuung bis hin zur Sterbebegleitung und ist dementsprechend auch eine
Belastung für die MitarbeiterInnen. Aus einem anfänglichem Betreuungsverhältnis
wird nicht selten eine intensive Freundschaft. Ehrenamtliche BetreuerInnen sind fast
immer einer starken seelischen Belastung ausgesetzt. Aus diesem Grund erhalten
die MitarbeiterInnen die Möglichkeit sich zu entlasten und auf konkrete Hilfe
zurückzugreifen. Dies geschieht in der Regel durch eine in 14-tägigem Abstand
stattfindende Supervision und durch aktive Einzelunterstützung durch hauptamtliche
Mitarbeiter. Dies gilt insbesondere in Krisensituationen. Die Gruppe der Betreuenden
selbst ist darüber hinaus eine arbeitsbegleitende Fortbildung, die dem
Erfahrungsaustausch, der gegenseitigen Hilfe und der Reflektion dient.
In unserer AH gab es auch 2001 zwei Betreuergruppen. Über die Drogen- und
Knastgruppe wird unter dem Punkt 5.3.1 näher berichtet.
Die direkte Einzelbetreuung wurde von sechs Ehrenamtlichen durchgeführt, einer
mehr als 2000. Da keiner die Betreuergruppe verließ, konnte durch die sehr stabile
Zusammensetzung und die vorliegende mehrjährige Erfahrung recht kontinuierlich
gearbeitet werden. Für den engagierten Einsatz der ehrenamtlichen Betreuerinnen
möchten wir uns herzlich bedanken.
3.3 Positivenfond
Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. stellte in dem Berichtsjahr 7.500 DM für
den Positivenfond zur Verfügung.
Der Positivenfond wird von einem Gremium verwaltet, welches aus zwei HIVpositiven
Menschen, zwei EhrenamtlerInnen und einer Hauptamtlerin besteht. Diese
heterogene Zusammensetzung gewährleistet, dass die unterschiedlichen
Perspektiven der Mitglieder des Gremiums genutzt werden, um eine bedarfsgerechte
Verteilung der Mittel zu erreichen. Die Entscheidung über die Vergabe der finanziellen
Mittel fällt das Gremium nach der Schilderung der Situation und der Überprüfung der
finanziellen Grundlagen.
11
Der Fond selbst dient in seiner Zielsetzung der Hilfe zur Überbrückung finanzieller
Notlagen bei HIV-positiven Menschen. Es bestehen unterschiedliche Variationen der
finanziellen Unterstützung, die in Übereinstimmung mit der jeweiligen Notlage der
betroffenen Person ermöglicht werden.
Zum einen lässt sich die Soforthilfe anführen, die am Ende des Monats an Personen
ausgezahlt werden kann. Diese Art der Unterstützung dient dazu einen einmaligen
finanziellen Engpass, bis zur nächsten Zahlung (zum Beispiel Sozialhilfe) zu
überbrücken hilft. Zum anderen besteht die Möglichkeit, dass finanzielle Hilfen in
Form einer ‚Außergewöhnlichen Zuwendung’ gewährt werden, falls größere Beträge
(Miet- oder Stromrechnungen o.ä.) nicht gezahlt werden können. Falls der
Einkommenssatz der betroffenen Person die Sozialhilfe übersteigt, ist es möglich
ihr/ihm eine ‚Rückzahlbare Zuwendung’ anzubieten.
Der vereinsinterne Fond wird bei größeren Antragssummen, wenn es möglich ist,
durch die Antragstellung bei der Deutschen AIDS-Stiftung entlastet.
8.000,00 DM
7.000,00 DM
6.000,00 DM
5.000,00 DM
4.000,00 DM
3.000,00 DM
2.000,00 DM
1.000,00 DM
- DM
Krankenhaus Knastpaket Soforthilfe außergew .Z. Rückz.Z. Einnahmen
Pos. F.: 2000 798,90 DM 275,98 DM 2.946,86 DM 7.983,35 DM 2.550,00 DM 5.431,47 DM
Pos. F.: 2001 240,00 DM 301,23 DM 2.577,71 DM 1.921,54 DM 177,00 DM 1.266,87 DM
Im Vergleich zum vorherigen Berichtsjahr zeigt sich deutlich, dass der Positivenfond
weitaus weniger in Anspruch genommen wurde. Insgesamt lassen sich die Ausgaben
in dem Jahr 2001 auf 5.217,48 DM beziffern, während von den ‚Rückzahlbaren
Zuwendungen’ 1.266,87 DM gutgeschrieben worden sind.
Betrachtet man die einzelnen Posten, haben sowohl die ‚Rückzahlbaren
Zuwendungen’, die Kosten im Krankenhaus, als auch die ‚Außergewöhnlichen
Zuwendungen’ im Gegensatz zum Vorjahr deutlich abgenommen. Die Kosten für die
Knastpakete, die in erster Linie von unseren EhrenamterInnen der Drogen- und
Knastgruppe an HIV-positive Inhaftierte verteilt werden, haben im Vergleich zum
Vorjahr leicht zugenommen.
Die Ausgaben für die ‚Soforthilfe’ bleiben weiterhin konstant. Dieser Posten scheint
sich stabil zu halten, da sich bei einem großen Teil der von uns begleiteten Personen
die finanzielle Situation kaum verändert. Positiv lässt sich herausstellen, dass die
‚Soforthilfe’ im Wesentlichen als ‚Nothilfe’ akzeptiert wird und nicht regelmäßig
beantragt wird.
12
3.4. Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern
HIV-Schwerpunktpraxen
Mit den Erfolgen der antiretroviralen Therapie hat sich das Hauptgewicht der Arbeit in
den HIV-Schwerpunktpraxen deutlich verändert. Statt der ambulanten Versorgung
von opportunistischen Infektionen und Tumoren liegt der Arbeitsschwerpunkt in den
HIV-Schwerpunktpraxen heute beim Monitoring der unbehandelten Infektion, bei der
Entscheidung zum Therapiebeginn, der Therapiekontrolle, der Aufrechterhaltung von
Compliance und dem Management von Langzeitnebenwirkungen. Hinzu kommt die
Behandlung der chronischen Hepatitis B und C bei Doppelinfizierten.
Der größte Teil der von der AIDS-Hilfe psychosozial begleiteten Betroffenen wird in
einer der beiden HIV- Schwerpunktpraxen medizinisch behandelt. Daher sehen wir
die Kooperation mit diesem Praxistyp als entscheidend an. Die beiden
Schwerpunktpraxen zeichnen sich durch virologische und immunologische, z.T. auch
durch onkologische, hämatologische, hepatologische und suchtmedizinische
Spezialkenntnisse aus. Neben dieser hohen medizinischen Spezialisierung ist auch
eine besonders breite psychologische und soziale Kompetenz notwendig,
insbesondere eine Vertrautheit mit dem Lebensstil in mehreren gesellschaftlichen
Subkulturen und mit Problemen der Migration.
Gerade deshalb ist es entscheidend, dass die Kooperation von Offenheit und
gegenseitigem Vertrauen getragen wird, die es in Notsituationen und bei
Missverständnissen möglich macht, für Betroffene schnell und unbürokratisch nach
Lösungen zu suchen.
Praktische Beispiele für die Kooperation der AIDS-Hilfe mit den Schwerpunktpraxen
sind :
Eine der beiden Schwerpunktpraxen bietet einen Kunsttherapie Workshop für HIVpositive
Frauen an und die hauptamtliche Mitarbeiterin konnte im Rahmen dieser
Kunsttherapiegruppe die Angebote unserer AH und der AH NRW vorstellen und
damit den Frauen weitere Veranstaltungen für positive Frauen eröffnen.
Da in der AH eine Gesprächsgruppe für positive Frauen vorerst nicht zustande
gekommen ist, wurde es einer Frau, die Kontakt zur AIDS-Hilfe aufgenommen hatte,
ermöglicht an der Kunsttherapiegruppe in dieser Praxis teilzunehmen, obwohl sie gar
nicht Patientin in dieser Praxis ist.
Auf der 15-Jahr-Feier der AH stellte die Kunsttherapiegruppe selbstgemalte Bilder der
HIV-positiven Frauen aus.
Die Kooperation bei der Überwindung der interkulturellen Barrieren wird in 5.5 näher
beschrieben.
Krankenhäuser
Die Zahl der AIDS-PatientInnen, die 2001 stationär in Krankenhäusern untergebracht
war, war ähnlich gering wie im Vorjahr. Meistens lag nur ein und selten mehrere
AIDS- Patienten gleichzeitig stationär in den Krankenhäusern in Duisburg. 85% der
stationären Patienten lagen im Klinikum Duisburg, die restlichen meist im St.
Johannes-Hospital.
Durch die Verteilung der AIDS-Patienten auf drei Stationen im Klinikum Duisburg
13
und da sich diese Verteilung im Rahmen der internen Umstrukturierungsmaßnahmen
auch im Laufe des Jahres noch einmal änderte, war es zeitaufwendiger
sicherzustellen, dass AIDS-Patienten, die die AH und ihre Angebote noch nicht
kennen, von den Möglichkeiten der Unterstützung durch uns erfahren. Gerade in
dieser Zeit der strukturellen Veränderungen im Klinikum in Duisburg hat es sich
bewährt, dass wir mit Frau Dr. Seidlitz eine Ansprechpartnerin mit langjähriger HIV-
Erfahrung haben.
Pflegedienste
Seit mehreren Jahren hat sich unser existierendes Konzept der Koordination und
Organisation aller in der Pflege involvierten Personen ( Pflegedienst,
Angehörige/Freunde, Ehrenamtliche, Zivildienstleistender, ASS für handwerkliche
Hilfen) bewährt und wurde daher auch 2001 fortgeschrieben. Die Zivildienststelle war
im Jahre 2001 fast durchgehend besetzt. Dies bedeutete auch in diesem Jahr eine
deutliche Entlastung der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, da das Hinbringen und
Abholen von Betroffenen zu Ämtern sowie die hauswirtschaftlichen Hilfen wie
Einkäufe, Putzen, Aufräum- und Renovierungsarbeiten nun wiederum meist von
Zivildienstleistenden übernommen werden konnten.
Aufgrund der verbesserten Behandlungsmöglichkeiten war die Zahl der zu
pflegenden Personen Ende der neunziger Jahre zunächst stark zurückgegangen.
Dieser Trend hat sich jedoch im letzten Jahr nicht fortgesetzt und die Zahl der
Pflegenden lag ähnlich hoch wie im Vorjahr.
Da die ambulante Pflege weitgehende Vorteile gegenüber der stationären bietet,
stand die Zusammenarbeit besonders mit den ambulanten Pflegediensten im
Vordergrund.
Mit einigen Pflegediensten hat sich die Kooperation gut bewährt. Gerade in
schwierigen Einzelfällen wenden wir uns an diese, weil wir die Erfahrung gemacht
haben, dass diese in der Lage und willens sind, auf die individuellen Probleme
unserer Betroffenen einzugehen.
Hospize
Im Jahr 2001 hatten wir keinen unserer AIDS-Patienten in einem der Hospize in
Duisburg oder im Kreis Wesel liegen. Es besteht jedoch weiterhin ein gut
funktionierender Kontakt, der im Bedarfsfall intensiviert werden kann.
Zur Hospizbewegung Duisburg Hamborn bestand, wie schon in den Vorjahren, ein
besonders intensiver Kontakt sowohl auf der Ebene der hauptamtlichen als auch auf
der Ebene der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen.
3.5. Angebote für HIV-Positive
Wie in Punkt 3.1. bereits erläutert, nutzt die Mehrzahl der Betroffenen die über die AH
geknüpften sozialen Kontakte auch weiterhin, braucht hierzu jedoch nicht mehr ein
regelmäßiges Gruppenangebot im Rahmen der AIDS-Hilfe.
Wir haben daher eine zunehmende Zahl von Betroffenen, die früher über unsere
verschiedensten Gruppenangebote gegenseitige Unterstützung erfahren konnten. Da
aufgrund der geschilderten Veränderungen die Gruppenangebote stark eingeschränkt
sind, bleibt eine beachtliche Zahl Betroffener mit diesem Bedürfnis nach
Zugehörigkeit zu einer festen Gruppe und damit nach regelmäßigen Kontakten und
menschlicher Nähe allein. Durch Einzelgespräche und Einzelbegleitung ist dies nur
sehr begrenzt aufzufangen.
14
Zielgruppenspezifische Gruppenangebote
Gerade bei den meisten zielgruppenspezifischen Angeboten wirkte sich der
beschriebene Trend massiv aus.
Auf die Entwicklung der schwulen Positivengruppe wird in Punkt 5.1.1 näher
eingegangen.
In Punkt 5.4. wird die Entwicklung der frauenspezifischen Gruppenangebote detailliert
beschrieben.
Mittwochs-Cafe
Eine Ausnahme zu diesem geschilderten Trend bildet bisher das schon langjährig
bewährte Mittwochs-Cafe´.
Solidarität wird seit Beginn der AIDS-Hilfe besonders groß geschrieben, da wir es in
unserer Einrichtung nicht allein mit den Phänomenen Krankheit, Sterben und Tod zu
tun haben. AIDS ist darüber hinaus in besonderer Weise mit stigmatisierten und
marginalisierten Gruppen dieser Gesellschaft verbunden.
Solidarität wird entsprechend in vielfältiger Weise bei der AIDS-Hilfe praktiziert und
bekommt insbesondere auch bei der Initiierung, Förderung und Begleitung von
Selbsthilfe einen wichtigen Rahmen. Ein exemplarischer Rahmen ist unser offenes
Café-Angebot „Solidarerleben“.
Das besagte Café „Solidarerleben“ findet jeden Mittwoch zwischen 16.00 und 19.00
Uhr in unseren Räumen statt und stellt einen Rahmen dar, der Menschen verbindet
und miteinander ins Gespräch bringt. Menschen mit verschiedensten sozialen,
kulturellen und politischen Hintergründen, Menschen mit verschiedenen sexuellen
Orientierungen, HIV-positive und HIV-negative Menschen, Menschen aus sehr
unterschiedlichen Settings, haupt- und ehrenamtliche MitarbeiterInnen. Trotz dieser
Unterschiedlichkeiten hat dieses Café immer einen geradezu familiären Charakter,
der jeder/m „Neuen“ gegenüber offen und aufgeschlossen ist. Das Café ist weiterhin
ein zentraler Ort für den Erfahrungsaustausch und die Initiierung von Selbsthilfe und
wird weiterhin regelmäßig von durchschnittlich 20 -25 Personen besucht.
Sonntagsfrühstück
Von den beiden erfahrenen Ehrenamtlern, die das Sonntagsfrühstück schon im
vergangenen Jahr organisiert hatten, war einer im Sommer verstorben.
Der verbleibende Ehrenamtler bildete ein neues ehrenamtliches Team und so konnte
in den Herbst- und Wintermonaten wieder 14 tägig ein ausschließlich ehrenamtlich
organisiertes Sonntagsfrühstück angeboten werden.
In diesem Herbst kamen jedoch abgesehen von den ehrenamtlichen Mitarbeitern, die
das Sonntagsfrühstück organisierten, und einigen Substituierten, die zur
sonntäglichen Methadonvergabe erschienen, nur sehr wenige HIV – positive
Menschen ins Cafe´, so dass dieses Angebot Ende des Jahres eingestellt wurde.
Krea(k)tHivgruppe
Wie schon im Vorjahr berichtet befand sich in der zweiten Hälfte des letzten Jahres
die sich regelmäßig am Dienstag von 17.00 bis 19.00 Uhr treffende Kreativgruppe in
einem Auflösungsprozess, der dazu führte, dass der zuständige Ehrenamtler diese ab
Februar 2001 nicht mehr anbot.
Im Herbst unternahm ein Betroffener und ein Ehrenamtler einen erneuten Anlauf für
eine Gruppe, die sich „KREA(K)THIV FIT“ nannte und vierzehntägig am Freitag um
15
19.30 Uhr angeboten wurde. Es ging dabei um Tanz und Theaterimprovisation, um
Entspannung , Spiel und Spaß. Jeder sollte sich selbst und andere in kreativer und
spielerischer Form erleben können und Ausdruck finden für Körper, Geist und Seele.
Das Konzept wurde im Mittwochs Cafe´ vorgestellt und zum 1. Treffen am 21.9.01
kamen acht ehrenamtliche TeilnehmerInnen, einer davon war HIV-positiv. Da beim
zweiten Treffen nur noch zwei TeilnehmerInnen kamen, wurde das Angebot dieser
Gruppe nach dem dritten Treffen wieder aufgegeben.
Kochgruppe
Im Jahr 2000 war die Kochgruppe eine stabile Gruppe von 5 TeilnehmerInnen,
bestehend aus Betroffenen, deren PartnerInnen und Angehörigen sowie zwei
ehrenamtlichen MitarbeiterInnen. Im Mittelpunkt stand der Spaß am gemeinsamen
Kochen.
Die Kochgruppe traf sich zu Beginn des Jahres wie im Vorjahr, jeden ersten
Donnerstag im Monat um 19.00 Uhr
Nach wenigen Monaten erkrankten zwei sehr aktive und engagierte Mitglieder der
Kochgruppe schwer und verstarben im Sommer 2001 innerhalb weniger Wochen.
Von diesem Doppelschlag hat sich die Kochgruppe bisher nicht mehr erholt. Die
beiden verstorbenen Mitglieder waren so zentral und wichtig für die Gruppe, dass
diese danach völlig zusammenbrach.
Weihnachtsfeier
Unsere am Heiligabend stattfindende Weihnachtsfeier wurde erneut hauptsächlich
von Betroffenen und Ehrenamtlichen organisiert und durchgeführt. Die hohe
TeilnehmerInnenzahl von 40 Betroffenen sowie die positive Resonanz zeigen, wie
wichtig das gemeinschaftliche Erleben gerade an so einem Abend ist, den sonst viele
allein verbringen müssten. Durch die im Vorlauf von EhrenamtlerInnen organisierten
Geld- und Sachspenden in Höhe von DM 3.900,00 konnten ein festliches Menue und
kleine Geschenke finanziert werden.
Deshalb auf diesem Wege nochmals vielen Dank für die Spenden und das
Engagement der Ehrenamtlichen.
3.6. Gruppenfreizeit in der Eifel
Unsere Gruppenfreizeit in Gran Dorado Park Heilbachsee in der Eifel war auch
dieses Jahr ein voller Erfolg. Sie setzte sich aus zwei Untergruppen zusammen, der
Schwulen Positivengruppe, die vom 31.8. bis zum 3.9. gefahren ist und einer zweiten
Gruppe, in der sich die meisten Teilnehmer vorher nicht kannten und deren
Lebenswelten sehr heterogen waren. Diese zweite Gruppe fuhr anschließend vom
3.9. bis zum 7.9. 01
Zunächst zur schwulen Positivengruppe vom 31.8. bis 3.9.01.
Bis auf einen Interessenten, der aufgrund eines Krankenhausaufenthaltes kurzfristig
absagen musste, haben alle anderen wie geplant an der Freizeit teilgenommen.
Die Gruppenmitglieder der schwulen Positivengruppe kennen sich untereinander und
planten ihre Freizeit diesmal recht eigenständig, d.h. ohne den zuständigen
hauptamtlichen Mitarbeiter. Ihre begeisterten Berichte und Erzählungen zeigten, dass
sie die Freizeit zu einem sehr intensiven Erfahrungsaustausch genutzt hatten. Sie
organisierten sich ein sehr aktives Freizeit- und Kulturprogramm, wobei der Gran
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Dorado Urlaubspark „Heilbach-See“ neben seinen eigenen Freizeitangeboten auch
als Ausgangspunkt für Ausflüge in die nähere Umgebung genutzt wurde. Einen Tag
besuchten sie die Klosteranlagen und das Museum in Maria Laach, an einem
anderen fuhren sie nach Cochem, machten dort eine Schiffsfahrt auf der Mosel und
besichtigten auch die Burg in Cochem.
Neben diesen Freizeitaktivitäten hat die Positvengruppe die gemeinsamen Tage auch
zu einer Standortbestimmung und Neuorientierung genutzt.
Die Gruppe beschloss eine Öffnung nach außen, weil im letzten Jahr wenig „Neue“
hinzugekommen sind.
Um „Neuen“ den Zugang zu erleichtern, trifft sich die Gruppe seither einmal im Monat
in einem schwulen Cafe. Falls sich dieser Ansatz bewährt, könnte dieses Angebot
durch eine häufigere Präsenz oder durch die Einbeziehung weiterer Szenekneipen
noch ausgeweitet werden.
Für die zweite Gruppe vom 3.9. bis 7.9.01 ging es neben dem nun schon in den
beiden Vorjahren bewährten Formen der Gruppen und Freizeitaktivitäten zusätzlich
um ein besonderes Ziel: Hemmschwellen und Berührungsängste zwischen
MigrantInnen und unseren anderen Hauptbetroffenengruppen abzubauen. Um
diesem ehrgeizigen Ziel der besseren Integration von MigranntInnen näher zu
kommen, wurde für diese zweite Gruppe schon im Vorfeld ein Kennenlern- und
Vorbereitungstreffen organisiert, an dem auch ein Teilnehmer von der schwulen
Positivengruppe teilnahm.
Da die Interessenten in dieser Gruppe zum Teil nur Englisch bzw. nur Deutsch
sprachen, mussten diese Kennenlerntreffen zweisprachig laufen. Die
unterschiedlichen Wünsche und Vorstellungen für die Freizeit brachten die
Gruppenmitglieder trotz der anstrengenden Zweisprachigkeit ziemlich schnell ins
Gespräch. Die Afrikaner wollten z.B. wissen, ob sie während der Freizeit auch den
amerikanischen Sender CNN empfangen könnten. Dies löste erst einmal
Verwunderung aus, denn den anderen war während der Kurzfreizeit Fernsehen nicht
so wichtig wie andere Freizeitmöglichkeiten. Es kamen Gespräche in Gang, in denen
die Afrikaner erklären konnten, dass sie sich über ihre Situation in ihren
Heimatländern auf dem Laufenden halten wollten, z.B. über den Bürgerkrieg in Sierra
Leone. Es folgten Fragen, wo das denn überhaupt liege und wie die Leute dort
leben? Das Interesse aneinander war geweckt.
Beim zweiten Treffen ging es um die konkrete Planung der Freizeit: welche
Aktivitäten sollen stattfinden, wer bringt was dafür mit, was kochen wir und ob die
Afrikaner auch mal etwas Spezifisches aus ihrem Kulturkreis kochen würden.
Nach diesem erfolgreichen und interessanten Vortreffen kamen trotz der festen
Zusagen in den letzten beiden Wochen doch noch drei kurzfristige Absagen, zwei
davon krankheitsbedingt. So fuhren wir dann mit vier Betroffenen und einer
weiblichen und männlichen Begleitperson los.
Bei der Gestaltung der Tagesaktivitäten standen auch bei dieser Gruppe vielfältige
Ausflüge zu den in der Nähe gelegenen Städten Daun, Mayen und Cochem sowie ein
Besuch im Wildspark Klotten im Mittelpunkt.
Jeweils zwei Teilnehmer übernahmen die Gestaltung eines Abends, d. h. sie wählten
das Motto, bereiteten die vorher überlegten kulinarischen Spezialitäten zu und
suchten dazu passende Musik und Geschichten aus. Am ersten Abend gaben uns die
17
beiden schwulen Männer einen Einblick in ihre schwulen Lebenswelten, am zweiten
gestalteten zwei einen afrikanischen Abend, der dritte war der „Frauenabend“. Zum
vierten Abend haben dann alle beigetragen und fanden es schade, dass dies unser
letzter Abend war.
Nach den Abendessen hatten wir viel Spaß bei den interkulturellen Spieleabenden.
Wir fingen mit einfachen Kartenspielen wie „31“ an. Als ein Renner erwies sich das
Logik-Spiel „Vier gewinnt“. Mühle, Dame und ein afrikanisches Brettspiel aus
Kamerun waren auch sehr beliebt.
Ein weiteres interessantes Thema war die unterschiedlichen Musikrichtungen. Jeder
hatte seine Lieblings CDs mit gebracht und so konnte jeder sein Repertoire erweitern.
Eine Teilnehmerin nutzte diese Tage, um ihr Englisch zu verbessern. Ein
afrikanischer Teilnehmer, der zwar bereits einen gewissen passiven Wortschatz in
Deutsch hatte, begann sein Deutsch auch aktiv einzusetzen, zum einen, weil er
manchmal dazu gezwungen war bei den Teilnehmern, die nicht Englisch sprachen,
zum anderen weil es oft auch eine spielerische Herausforderung für ihn selbst
darstellte, sich im Ausdruck der jeweils fremden Sprache zu versuchen.
Für die Teilnehmer der ersten und zweiten Gruppe war der Kurzurlaub das Highlight
des Jahres. Auch noch Monate danach sprechen sie über die oben beschriebenen
Unternehmungen und Aktivitäten und zeigen die Fotos davon begeistert herum.
Im Namen der Teilnehmer möchten wir uns bei der Deutschen AIDS Stiftung und den
Kirchengemeinden Duisburg Süd und West herzlich für die Finanzierung dieser
Gruppenfreizeit bedanken.
3.7. Trauerarbeit
Im letzten Jahr stieg die Zahl derer, die an AIDS verstorben waren erstmals wieder an
und zwar verstarben sechs Betroffene. Dagegen waren es in den beiden Vorjahren
jeweils nur drei gewesen. Wir hoffen, dass diese erhöhte Zahl keinen neuen Trend
darstellt.
Trauerrituale sind wichtig. Die mittlerweile festen Formen der Trauerarbeit wurden
weitergeführt. Hierzu haben wir zum einen unser Trauerbuch, in dem persönliche
Gedichte und Gedanken niedergeschrieben werden können. Dieses Trauerbuch ist in
der im Cafe´-Raum eingerichteten Trauerecke jederzeit zugänglich.
Zum anderen wurde beim Welt-AIDS-Tag 2001 ein Schwerpunkt auf kollektive
Trauerverarbeitung gelegt. Der Candle-Light-Walk mit etwa 25 TeilnehmerInnen vom
Kuhtor durch die Königstraße bis zum Gebäude der Volkshochschule am König-
Heinrich-Platz war weniger öffentlichkeitswirksam als im letzten Jahr, da wir aufgrund
polizeilicher Auflagen nicht über den Weihnachtsmarkt gehen durften, sondern
gezwungen waren, den Randstreifen der Königstraße auf der Bankenseite zu
benutzen. Durch einen zwanzigminütigen Stopp und Rundgang um den Live–Safer–
Brunnen konnte mit unseren Windlichtern und unserem mehrere Meter großen
Banner jedoch trotzdem Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erzielt werden.
Die Gedenkfeier in der Volkshochschule bestand aus einer Ansprache, mehreren
ausgewählten Songs, Texten und Gedichten, dem Verlesen der Verstorbenen und
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einem Abschlussritual. Bei letzterem wurde jeder Teilnehmer aufgefordert einen
Knoten in ein Stück Seil zu machen und diesen Knoten mitzunehmen als
Erinnerungshilfe an die AIDS-Verstorbenen, die Verwandten, Partner und Freunde.
4. Öffentlichkeitsarbeit
Die im letztjährigen Bericht geäußerte Hoffnung, dass Wiederbelebungstendenzen
bezüglich der Wahrnehmung und Präsenz des Themenfeldes von HIV und AIDS zu
verzeichnen seien, hat sich nach unserer Einschätzung durchaus bestätigt. Die
Aufmerksamkeit bezüglich der globalen Situation ist geblieben. Dazu haben die
Initiativen von UNO-Generalsekretär Annan und UNAIDS beigetragen, der Wirbel um
den Prozess zwischen der Pharmaindustrie und der Republik Südafrika um Generika
und Patentrechte sowie indirekt auch die Folgen des 11. September, wonach auch
die alltäglichen Katastrophen wie Hunger und AIDS zumindest eine Zeit lang wieder
Aufmerksamkeit erlangten.
National verstärkte sich diese Tendenz durch die Initiative zum sogenannten
„Reminders day“ (06. Juli) und die Kampagne „Vergessen ist ansteckend!“, die zum
8. Deutschen AIDS-Kongreß in Berlin gestartet wurde.
Von dieser `Stimmungslage´ haben wir auch regional durchaus profitiert. Festmachen
können wir dies am erfreulichen Zuspruch und den Resonanzen im Rahmen unserer
Feierlichkeiten zum 15-jährigen Bestehen der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.,
an einem guten Welt-AIDS-Tags-Geschehen, an Benefiz-Aktionen und an
Nachfragen hinsichtlich unserer Präventionsangebote (s.u.).
Diese Wahrnehmung sollte uns allerdings nicht zu allzu optimistischen
Einschätzungen verleiten, denn zum einen ist das Gros der neu und wieder
Erreichbaren gewiss eher in Kreisen von gesellschaftspolitisch Interessierten und
kritischen Beobachtern anzusiedeln und zum anderen gibt es weiterhin
besorgniserregende Tendenzen von Entwarnungsphantasien, Sorglosigkeit, von
Verdrängung und Vergessen. Als besonders erschreckend kann man hier die
Umfrageergebnisse der Jugendstudie der BzgA 2001 ins Feld führen, wonach nur
noch 37 % der Jugendlichen der Auffassung sind, dass AIDS eine ernstzunehmende,
lebensbedrohliche Erkrankung sei. Und selbst aus Kreisen der sogenannten
Hauptrisikogruppen gibt es zunehmend sichere Berichte über nachlassendes Safer-
Sex-Verhalten.
Um dem hehren Ziel, der Primärprävention in – für Deutschland – bewährter und
erfolgreicher Weise nachzukommen, sind zweifellos verstärkte Informations- und
Aufklärungsinitiativen erforderlich. Dabei wachsen die Anforderungen an die
Präventionsaktivisten angesichts einer deutlicheren Ausdifferenzierung der
Zielgruppen. Einige Stichworte dazu sind ...
• Armut und AIDS (Wie erreichen wir materiell und sozial benachteiligte
Gruppen ?)
• Diversifikation der `Szene-Settings´ (z.B. Techno-, House-, Rave-Szene,
Party-People u.v.a.m.)
• Zunahme an Neuinfektionen bei Menschen aus vermeintlich stabilen,
klassischen Beziehungsstrukturen
• Individualisierung der Gesellschaft,
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• Zuwanderung, Migration und damit verbundene sprachliche, kulturelle,
ethnische und religiöse Heterogenität
• U.a.m.
Was unsere Präventionsstrategien betrifft, sind wir gehalten, uns auf diese Vielfalt
einzustellen und nicht in Routinen zu erstarren. Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis
Wesel e.V. kommt dem im Rahmen ihrer Möglichkeiten nach. Beispielhaft ist hier das
Engagement im Sektor „Migration und AIDS“ zu erwähnen. Im Berichtsjahr waren wir
etwa maßgeblich an der nunmehr dritten Duisburger Fachtagung (s. 5.5.) beteiligt.
Für den sekundär- und tertiärpräventiven Sektor ist zu konstatieren, dass die
(Aussen-) Darstellung der `Gesichter´ von HIV und AIDS immer komplexer und
komplizierter wird, nicht zuletzt dank der Dynamik im Therapie- und
Forschungsbereich, die leider auch einhergeht mit einer Erweiterung im Feld
unerwünschter Wirkungen und deren Einflüsse auf die Lebensqualität.
4.1 AG Öffentlichkeitsarbeit
Die mit diesem Themenspektrum und der entsprechenden Informations- und
Aufklärungsarbeit befasste Arbeitsgruppe trifft sich weiterhin jeden 3. und 4. Montag
im Monat. Die Gruppe ist mit sechs bis zehn Mitgliedern besetzt. Um einen Kern von
sechs MitarbeiterInnen gruppieren sich immer wieder neue Interessenten über mehr
oder minder lange Zeiträume. Der Zugang zur Gruppe setzt nicht das Durchlaufen
der Grundlagenausbildung für EhrenamtlerInnen voraus, wie das für die Bereiche der
Beratung und Betreuung/Begleitung zwingend ist. Es kann also jede/r Interessierte
unverbindlich hereinschnuppern.
Ohne das intensive Engagement dieser EhrenamtlerInnen wäre die Menge an
Veranstaltungen, die wir auch im Berichtsjahr wieder durchführen konnten, nicht
denkbar. Allen beteiligten EhrenamtlerInnen gilt dafür unser herzlichster Dank !
4.2 Veranstaltungen
Neben dem sehr breiten Spektrum an inhaltlichen Ausrichtungen ( HIV/AIDS,
Homosexualität, Drogengebrauch, Frauen/Mädchen und AIDS, Migration und AIDS,
Hepatitiden, STD`s, psychosoziale und sozialrechtlich Aspekte, u.a.m.) ist es
alljährlich aufs neue schwierig, halbwegs flächendeckend Präsenz zu zeigen.
Im Berichtsjahr standen neben Info-Ständen und einer Reihe themenspezifischer
Informationsveranstaltungen die Aktivitäten aus Anlaß des 15-jährigen Bestehens der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. im Zentrum.
Am 08. Juni fand im Vortragssaal der VHS Duisburg ein Empfang für alle Freunde,
Förderer, Zuwendungsgeber, Kooperationspartner und Vertreter aus Politik und
Verwaltung statt, bei dem Bilanz gezogen, die aktuelle Situation präsentiert und
Perspektiven für die Zukunft entwickelt wurden. Umrahmt wurde die sehr gut
besuchte offizielle Feier vom Duisburger Statt-Chor, der die Anwesenden
20
hervorragend unterhielt und mit seinen gesellschaftskritischen und äußerst
humorvollen Beiträgen in seinen Bann ziehen konnte.
Nicht zuletzt die offiziellen Grußworte von Seiten der Stadt Duisburg und der AIDS-
Hilfe NRW e.V. gaben uns nachdrücklich das Gefühl, ein geschätzter, verlässlicher
und wichtiger Kooperationspartner zu sein.
So bunt und vielfältig wie die AIDS-Hilfe selbst, gestaltete sich auch das große
Straßenfest am 09. Juni auf dem Averdunk-Platz in Duisburg-Mitte (s. Anhang), bei
dem sich neben einem bunten Bühnenprogramm auch das ganze „Netzwerk“ der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. einer breiten Öffentlichkeit präsentierte.
An dieser Stelle bedanken wir uns auch für die freundliche Unterstützung von
AkDuLuS e. V.
Insgesamt können wir auf ein rundum gelungenes Jubiläumsfest zurückblicken, das
ohne den enormen Einsatz der vielen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen nicht
zustandegekommen wäre. An dieser Stelle daher noch einmal ein ganz herzliches
Danke schön.
Ein weiteres Highlight zum Jubiläum war am 23. Mai die Live-Aufzeichnung vom
schwul-lesbischen Radiomagazin „Pink Channel“ in unserem Café „Solidarerleben“ in
der AH. Dem Pink-Channel-Team gilt unser Dank dafür, dass sie eine sehr
informative Sendung mit einer guten Portion Atmosphäre herübergebracht haben, die
den Café-Besuchern gewiss in schöner Erinnerung bleiben wird.
Natürlich haben wir uns auch im Berichtsjahr bemüht, mit öffentlichkeitswirksamen
Aktionen in Duisburg und dem Kreis Wesel Präsenz zu zeigen. So u.a. beim 2.
Selbsthilfetag des Kreises Wesel in Wesel, beim Jahrmarkt der Informationen in
Dinslaken und dem Afrika-Markt in Duisburg.
4.3 Benefizveranstaltungen
Hocherfreuliches gibt es für das Jahr 2001 in diesem Feld zu berichten.
Einen sehr motivierenden Start ins Berichtsjahr stellte die Gala der „First Lady of
Travestie“, Jennifer Dean alias Henning Ladewig, in der Rheinhausen-Halle dar.
Neben einer reizvollen Show und der Möglichkeit, die AIDS-Hilfe-Arbeit zu
präsentieren und bei 400 Besuchern in Erinnerung zu bringen, brachte sie einen
tollen Erlös in Höhe von DM 3.333,- ein.
Der Initiative von Henning Ladewig und seinen MitstreiterInnen gilt dafür ein großes
Danke schön !
Das Jahr 2001 war nicht nur das Jahr unseres 15-jährigen Jubiläums, sondern auch
das Jahr des 10. Todestages der unvergessenen Musiklegende Freddie Mercury,
dem Frontmann von „QUEEN“, die uns in besonderer Weise begleiteten. Aus diesem
Anlass fanden sich die eingefleischten Fans Birgitt Paff, Sylvester Thiel und Hans-
Joachim Zache zusammen, um eine außergewöhnliche Ausstellung in Wesel auf die
Beine zu stellen. Nach gut dreijähriger Vorarbeit ging die „Keep yourself alive &
QUEEN-Exhibition“ vom 26. August bis zum 30. September 2001 mit einem
reichhaltigen Begleitprogramm über die Bühne.
21
Dank des enormen ehrenamtlichen Engagements und einer hervorzuhebenden
Professionalität hat dieses dreiköpfige Team ein Ereignis geschaffen, welches nicht
nur uns unvergessen bleibt, sondern auch den mehreren Tausend Besuchern aus
dem In- und Ausland.
Von Beginn an war es den OrganisatorInnen wichtig, diese Exhibition und deren
mögliche Erlöse mit einem caritativen Zweck zu koppeln. Und da Freddie Mercury
nun mal an den Folgen von AIDS verstorben ist, kam die Verbindung zur AIDS-Hilfe
recht bald zustande. Es entwickelte sich eine sehr konstruktive und produktive
Kooperation und darüber hinaus eine freundschaftliche Verbindung.
Wer dieses Ereignis nicht live erlebt hat, dem sei ein Rundgang durch die Ausstellung
via Internet unter http://www.queen-tribute.de und der kostbare, weil limitierte,
Katalog anempfohlen, der über diese Adresse noch zu beziehen ist.
Besonders erfreulich für uns war es, dass wir die Ausstellung permanent mit einer
eigenen Gedenkinstallation, einem Informationstisch und weiteren
Rahmenveranstaltungen begleiten durften und somit auch zur Thematik rund um
AIDS und deren Auswirkungen für unsere Region eine Reihe von
öffentlichkeitswirksamen Effekten erzielen konnten.
Der (vorläufige) Erlös zugunsten der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. beläuft
sich auf traumhafte 15.000,- DM. Hierdurch konnten wir eine Reihe von
`haushaltstechnischen Sorgenfalten´ glatt bügeln und Projekte in Angriff nehmen, die
ansonsten eher utopisch, weil existenzbedrohend gewesen wären.
Dem „QUEEN-Dream-Team“ an dieser Stelle tausend Dank.
Damit noch nicht genug mit QUEEN. Am 25. November `01, einen Tag nach Freddie
Mercury`s 10. Todestag, gestalteten vier im Ruhrgebiet bekannte Musiker und
Komödianten – unter Federführung von Hennes Bender aus Bochum – eine
„QUEEN-Celebration“ der besonderen Art in der Duisburger Kulturzentrale
HundertMeister. Einmalige und eigenwillige Interpretationen bekannter Klassiker
amüsierten das Publikum und sorgten für einen unvergesslichen Abend. Und weil alle
Künstler auf ihre Gage verzichteten, konnte ein Reinerlös zugunsten der AIDS-Hilfe in
Höhe von DM 1.500,- erzielt werden. Auch dieser – leider wohl einmaligen – Initiative
gilt ein besonderer Dank.
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. kann sich einem sehr bekannten Wunsch
mit ganzem Herzen anschließen : „God save the QUEEN“.
Sehr erwähnenswert ist für uns auch das Engagement der Heilig-Geist-Gemeinde in
Dinslaken-Hiesfeld, die uns mit einem thematischen Wortgottesdienst in finanzieller
und ideeller Hinsicht unterstützt haben.
Weiterhin ist es uns ein besonderes Anliegen, uns bei den zahlreichen Schülerinnen
und Schülern und engagierten Lehrenden zu bedanken, die uns mit ganz viel
Herzblut und Überzeugung durch diverse Aktionen unterstützt haben.
22
4.4. Veranstaltungen zum Welt-AIDS-Tag 2001
„I care ... do you ? – AIDS: das geht mich an … Dich auch ?” Unter diesem Motto
ging es auch im Berichtsjahr eigentlich (wieder) um – v.a. junge - Männer, um ihr
Risiko und ihre Verantwortung.
Wir haben uns in unserer Einrichtung sehr schnell darauf verständigt, dass mit
diesem Motto auch alle anderen Zielgruppen anzusprechen sind. Wie sieht es aus mit
unser aller Aufmerksamkeit und Verantwortung – für uns selbst, unsere Lieben, für
die Menschen mit HIV und AIDS und die Folgen dieser Epidemie ?
Unter dem regionalen Motto „Hab Ich Vergessen !?“ konnten wir auch 2001 wieder
ein vielfältiges und ausgewogenes Spektrum an Veranstaltungen anbieten, das die
verschiedenen Arbeitsgebiete der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
repräsentierte und unterschiedliche Zielgruppen anvisierte (s. dazu den WAT-Flyer
und den Pressespiegel im Anhang).
Neben den traditionellen Fachveranstaltungen (Hier : Fachtagung AIDS & Migration
und das Fachgespräch zu alternativen und komplementären Ansätzen in der HIV-
Therapie) und den großen Informations- & Red-Ribbon-Aktionen, konnten wir auch
einmal wieder ein kulturelles Highlight präsentieren. Das Tanztheater „It`s me ...
positive” von Franklin Talbot, der seine HIV-Geschichte in Form eines
Ausdruckstanzes darbrachte, hat nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Besonders
erwähnenswert dabei war aus unserer Sicht die hervorragende Kooperation mit den
Verantwortlichen der katholischen Liebfrauenkirche in Duisburg-Mitte, die die
Veranstaltung mit einem thematischen Wortgottesdienst wunderbar umrahmten.
Ermöglicht hat uns die Veranstaltung im Wesentlichen AkDuLuS e. v..
Auch in diesem Jahr brachte sich die Johanniter-Apotheke in Duisburg-Hochfeld
wieder mit einer guten Idee ein und versteigerte alte Apotheken-Gefäße zugunsten
der AH. Über 2.500,- DM kamen hier zustande. Danke !
Zu einem festen und ausgesprochen hilfreichen Partner haben sich die Moerser
JuSo`s entwickelt, die sich zum zweiten Mal mit einer Red-Ribbon-Aktion an die
Moerser Bürgerinnen und Bürger wandten und trotz widriger Wetterumstände viel
zum Nachdenken über das HIV-Geschehen, Akzeptanz und Toleranz angeregt sowie
DM 500,- an Spenden erzielt haben.
Die Erlösseite gestaltete sich insgesamt sehr zufriedenstellend. AIDS und die
Notwendigkeit von AIDS-Hilfe scheint doch noch nicht ganz vergessen, wenngleich
es dabei bleibt, dass Erinnerungen, Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung laut und
wahrnehmbar bleiben müssen (Vgl. 5.6.).
Den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die sich beim WAT-Geschehen
eingebracht haben gilt unser herzlichster Dank.
23
4.5 Berichterstattung in den Medien
Nach der guten Resonanz zum Anlaß unserer Jubiläumsfeiern auf Presse- und
Rundfunkseiten konnten wir insgesamt auch mit dem Echo zum Welt-AIDS-Tag
zufrieden sein. Die inhaltliche Qualität bei einigen Printmedien ist allerdings
verbesserungsfähig (s. Pressespiegel); wir arbeiten daran.
4.6 Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten
Hier sind zu nennen :
• Vertretung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. in regionalen
Gremien (Round-Table AIDS, Duisburg u.a.)
• Vorbereitung, Organisation und Durchführung von Informationsständen
• Organisatorische Begleitung und Pressearbeit für Benefiz- und
Kooperationsveranstaltungen
• Acquise von finanziellen Mitteln und personellen Ressourcen
(Ehrenamtleranwerbung)
• Kontaktpflege zu Förderern und Kooperationspartnern
• Beteiligung an der Substitutionsvergabe an Sonn- und Feiertagen
• Telefonische- und persönliche Beratung
• U.a.m.
Anlagen im Anhang :
→
o
o
Pressespiegel
Veranstaltungsankündigungen & Programme
Veranstaltungen aus den Bereichen 4. und 5.6. (Übersicht)
Prävention in der Allgemeinbevölkerung - Veranstaltungen
insgesamt
25
20
15
10
Series1
5
0
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember
5. Prävention (zielgruppenspezifisch)
24
5.1 Männer, die mit Männern Sex haben
5.1.1 Together we stand, devided we fall“ – Positivengruppe für
Schwule
Die Positivengruppe für Schwule traf sich auch in diesem Jahr Mittwochs regelmäßig.
Die Gruppe wandelte sich während dieser Zeit zu einer kleinen aber konstanten
Selbsthilfegruppe von vier bis fünf Personen. Sie wurde nicht, wie in
vorangegangenen Jahren, von einem Hauptamtler begleitet.
Ausnahme ist das einmal im Monat stattfindende Treffen im Café Berlin. Dort ist
neben der Gruppe auch ein Hauptamtler der AIDS-Hilfe anwesend, um für Fragen
und Informationen zu HIV/AIDS zur Verfügung zu stehen und über Aktionen der
AIDS-Hilfe Auskunft zu geben.
Die Gruppe organisierte auch in diesem Jahr selbständig eine Positiven-Freizeit. Das
Interesse war sehr groß, so dass die acht Plätze für diese Fahrt sehr schnell belegt
waren.
Auch eine „Fahrt in`s Blaue“ mit Picknick wurde von der Gruppe organisiert.
Die Schwerpunkte in den Gesprächsthemen zeigte auch im letzten Jahr, dass
Sterben –Tod und Trauer in den Hintergrund rückten. Hier sah man deutlich die
Wandlung der Arbeit in der AIDS-Hilfe von der Sterbebegleitung zur
Lebensbegleitung.
Zum Jahresende wurde ein Weihnachtsessen veranstaltet.
5.1.2 Prävention bei Schwulen/Herzenslust
Das Herzenslust-Team stellte auch in diesem Jahr eine kontinuierliche schwule
Präventionsgruppe. Sie wurde von einem Hauptamtler und einer hauptamtlichen
Teilzeitkraft begleitet. Diese Beständigkeit wurde über das ganze Jahr beibehalten.
Jeden Montagabend traf sich das Team, das eine Gruppe von sieben Ehrenamtler
umfasste. Die Gruppe hat an diesen Treffen etablierte Aktionen vorbereitet und neue
Aktionen entwickelt und organisiert. Die hauptamtlichen Herzenslustmitarbeiter trafen
sich jeden Dienstag. Es wurden Präventionsstrategien entwickelt. Ebenso wurden
Informationen und Termine insbesondere hinsichtlich der Umsetzung der
Landeskampagne abgesprochen und ausgetauscht.
Das Engagement der Gruppe ist sehr erfreulich. So ist es nicht verwunderlich, dass
zwei aus der Gruppe die Ehrenamtler-Neuenschulung der AIDS-Hilfe-
Ruhrgebietsvernetzung besucht haben. Dieses Beispiel findet sicherlich Nachahmer
in der Gruppe.
Herzenslust war auf der westlichen Ruhrgebietsvernetzung durch die Teilzeitkraft
vertreten. Diese Treffen fanden jedoch nicht regelmäßig statt. Auch nach
25
mehrmaligem Nachfragen unserer Teilzeitkraft an den Koordinator westliches
Ruhrgebiet blieben die Treffen aus.
Ebenso war Herzenslust auf der überregionalen Ebene vertreten. Unter anderem bei
den Herzenslustkoordinationstreffen. Des weiteren hat Herzenslust bei der
Konzeptionierung und dem Aufbau der Campagne „Die Szene bist Du!“ mitgewirkt.
Warm-Up:
Regelmäßig war Herzenslust bei der Warm-Up vertreten. Diese Tanzveranstaltung
wird von AkDuLuS e.V. (Arbeitskreis Duisburger Lesben und Schwuler) veranstaltet.
Sie findet einmal im Monat statt. Hier werden regelmäßig 300-400 BesucherInnen
erreicht.
Hier hat Herzenslust Präventionsarbeit geleistet. Falls die Veranstaltung ohne ein
besonderes Motto durchgeführt wurde, stellte Herzenslust einen Infostand auf. Dieser
wurde mit Broschüren zu HIV, Hepatitiden und Themen, Inhalten und Angeboten von
Herzenslust; Kondomen und Süßigkeiten bestückt. Zwei Ansprechpartner von
Herzenslust waren an dem Stand präsent. So konnten die Besucher Fragen
bezüglich Infektionsrisiken, Safer Sex und anderen Präventionsfragen sowie
Veranstaltungen von Herzenslust an das Team stellen.
Zu den Veranstaltungen mit einem Motto:
Im Januar führte Herzenslust eine Love-Letter-Aktion für Singles durch. Die Besucher
bekamen Nummern und konnten auf Zetteln für anderen Besucher Mitteilungen an
die Wand heften. Diese Aktion soll die Botschaft von Herzenslust, „Lust am Sex“,
untermauern.
Im Februar wurde zu Karneval eine Aktion durchgeführt. Das Herzenslustteam
verkleidete sich als Ledermänner, Tucken, Partysternchen und Sportler. So wurde
schnell Kontakt zu den Besuchern aufgebaut. Namensschilder wiesen die
Ehrenamtler als Herzenslust-Mitarbeiter aus.
Im März, April und Mai wurde die Aktion „Mr. und Mrs. Warm-Up“ durchgeführt.
Bei jeder Warm-Up Party konnten sich die Besucher zur Teilnahme an der Wahl zum
Mr. oder Mrs. Warm-Up melden. Mit einer Digitalkamera wurden von den Bewerbern
Fotos geschossen und ein Steckbrief angefertigt. Diese Steckbriefe wurden im
Internet zugänglich gemacht. In der Juni-Veranstaltung wurde dann gewählt.
Herzenslust hatte tolle Preise für die Sieger der Wahl.
Herzenslust konnte sich durch die Steckbrieffragen einen groben Überblick über das
Safer Sex Verhalten der BesucherInnen machen. Diese Evaluations-Fragen sollen
bei der nächsten Mr. und Mrs. Warm-Up Wahl noch differenzierter werden. Durch die
Auswertung der Umfrage können dann Tendenzen der Szene in Duisburg überschaut
werden. Diese Auswertungen sollen dem Herzenslustteam Richtungen aufzeigen und
als Grundlage für Aktionen und Präventionsangebote dienen.
Ein weiterer Aspekt dieser Veranstaltung war die Bewerbung des Teams. Durch die
Wahl wurden viele Leute auf die Gruppe aufmerksam. Es gab viele, die Interesse am
Herzenslustteam kundtaten.
Im Juli gab es eine Veranstaltung unter dem Motto „Safer Sex auch nach dem
Urlaub“. An die Besucher wurden Cruisingpacks mit Erfrischungstüchern verteilt.
26
Neben der Warm-Up wurden auch andere Aktionen durchgeführt.
- Im Januar war Herzenslust bei der Benefizgala zugunsten der AIDS-Hilfe von
Jennifer Dean, alias Henning Ladewig mit einem Info-Stand vertreten.
- Im Februar war Herzenslust beim Duisburger Karnevalszug präsent und aktiv.
Das Team verteilte Wurfmaterial und zeigte der Allgemeinbevölkerung, dass auch in
Duisburg eine schwule Kultur präsent ist. Dies war ein Zeichen von
Selbstbewusstsein, das das Team auch als emanzipatorische Präventionsbotschaft
vermittelt.
- Ab Mitte Juni hat Herzenslust mit einem Rundgang durch die Szene begonnen.
Seit diesem Zeitraum geht das Herzenslustteam alle vier Wochen durch die
Duisburger Szenelokale. Dabei werden Informationsmaterialien ausgelegt und
Spendendosen ausgewechselt. Durch die regelmäßigen Rundgänge werden die
Kontakte zu den Szenewirten intensiviert.
Um sich als Herzenslustteam zu repräsentieren und neue Teammitglieder zu
bewerben, wurden in diesem Zusammenhang Schaukästen angeschafft. Diese
wurden mit Informationen zu Herzenslust bestückt und wurden an die Szenewirte
verteilt.
-Herzenslust führte eine Rastplatzaktion durch. Dort konnten die Besucher einen
Kaffee oder Tee trinken und Informationsmaterial zu HIV, Hepatitiden und
Herzenslust bzw. Cruisingpack´s mitnehmen. Da der AIDS-Hilfe Bus sehr weit von
der eigentliche Cruising-Area abgelegen war, gingen einzelne vom Herzenslustteam
in die Nähe der Kontaktbereiche. Mit einem Bauchladen wurden, mit einem hohen
Aufforderungscharakter, die Cruising-Packs dort verteilt und auf Informationsblätter
bzw. Gesprächsmöglichkeiten am Bus hingewiesen.
- Auch in der schwulen Sauna „Oasis“ hat Herzenslust eine Veranstaltung
durchgeführt. Mit einem Glücksrad ausgestattet wurden die Besucher zu den Themen
Prävention und HIV, Infektionsmöglichkeiten von HIV und allgemeinen Fragen zur
Sexualität befragt. An einem Luftballon und Nassrasierern wurde das Infektionsrisiko
bei Nassrasierern auf eine lustige Art demonstriert.
-Herzenslust hat außerdem bei Veranstaltungen von Szenenwirten teilgenommen. So
war das Team bei der Übergabe von Spendenerlösen der Bingoabenden an die
AIDS-Hilfe im Café Berlin vertreten. Ebenso mit einem Glücksrad ausgestattet bei der
Neueröffnung von dem Lokal „BJ´s“.
- Herzenslust organisierte ein „Szene Treffen“ in den Räumen der AIDS-Hilfe
Zu diesem Treffen wurden alle Szenewirte und schwul-lesbische Gruppen
eingeladen. Es wurden verschiedene Aspekte behandelt. So zum Beispiel die Frage,
welche Anforderungen die Szene an Herzenslust stellt und welche Aktivitäten
(Karneval oder schwul-lesbisches Straßenfest) gemeinsam koordiniert und organisiert
werden könnten.
27
Campagne „Die Szene bist Du!“:
Herzenslust hat sich wie oben angesprochen beim Aufbau der Campagne auf
überregionaler Ebene engagiert. Die Monatsthemen von Juli 2001 bis Juni 2002
wurden hierbei entwickelt wie auch das Logo und der Name der Campagne.
Auf der regionalen Ebene wurde die Campagne nicht so gut aufgenommen. Auch
dem Herzenslustteam fehlte in der Anfangszeit der Wille und die Zeit für die
Umsetzung der Campagne.
Dies ist sicherlich mit dem Bestreben zu erklären, dass Herzenslust erst einen neuen
Kontakt zu den Szenelokalen aufbauen wollte. Diese Kontakte sind für die
Umsetzung der Campagne notwendig.
Erst zum Ende des Jahres konnte Herzenslust Aktionen zu der Campagne
durchführen.
Ausgestattet mit einem neu erworbenen Glücksrad wurde in zwei schwulen Lokalen
zu dem Monatsthema „Sieh es doch mal positiv“ und „Die Schubladen des
Regenbogens“ Aktionen durchgeführt. Weiter wurde das Thema „Die Schubladen des
Regenbogens“ als Thema für den Karnevalzug 2002 ausgesucht. Verschiedene
Szenegruppen werden bei dem Umzug dargestellt. So z.B. Lederkerle,
Partysternchen und Tucken.
15-Jahresfeier der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V.
Herzenslust war bei der Feier durch einen eigenen Stand vertreten. Es wurde Sekt
angeboten, und durch gesponosorte Tassen, Schirmmützen und Feuerzeugen konnte
das Glücksrad mit seinen Präventionsfragen als attraktives und informatives Angebot
für die Besucher verbucht werden. Zu dieser Veranstaltung wurde eine große
Regenbogenfahne angeschafft.
Welt AIDS Tag 2001
Herzenslust hat sich beim Welt AIDS Tag engagiert. Mit Körben beladen voller
Bären, roten Schleifen, Losen und Spendendosen wurden Besucher des
Weihnachtsmarktes angesprochen und Spenden für die AIDS-Hilfe gesammelt. Bei
dem Stand der AIDS-Hilfe wurden Sticker, Informationsmaterialien für Schwule und
Weihnachtssterne verkauft und verteilt.
Candle-Light-Walk 2001
Herzenslust war als Gruppe bei dem Gedenkmarsch und der anknüpfenden
Gedenkveranstaltung für die an den Folgen von AIDS verstorbenen Menschen
präsent.
Weitere Aktivitäten:
Herzenslust hat über das ganze Jahr an der Internet Homepage gearbeitet und
Veränderungen/Aktualisierungen vorgenommen. Zum Ende des Jahres ist aus dieser
Hompage ein repräsentatives Werbe- und Informationsforum geworden. Unter der
Adresse http://www.herzenslustteam-du.de kann die Seite eingesehen werde.
28
5.2 Drogen und Substitution
5.2.1 Primärprävention
5.2.1.1 Spritzenaustauschprogramm
Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. nimmt weiterhin mit vier
Spritzenautomaten am Projekt der AIDS-Hilfe NRW teil und zwar an den Standorten
Wesel, Moers, Duisburg-Walsum und Duisburg-Hochfeld. Auffällig im Jahr 2001 war,
dass der Spritzenautomat in Duisburg-Walsum einen sehr geringen Umsatz aufwies.
Dies liegt aus unserer Sicht vor allem daran, dass hier durch eine rigorose
Zurückschneidung des Buschwerkes in der kleinen Grünanlage bewusst die Szene
vertrieben werden sollte, welches offensichtlich auch gelungen ist. Die anderen drei
Automaten werden nach Nutzung im wöchentlichen bzw. zweiwöchigem Abstand
nachgefüllt und die Entsorgungsschächte für alte Spritzen geleert. Der
Spritzenautomat in Wesel wurde im Jahr 2001 durch einen Ehrenamtler betreut,
hierfür sagen wir recht herzlichen Dank.
Zum Jahresende begann der Austausch der nicht auf Euro umstellungsfähigen
Automaten durch eine von der AIDS-Hilfe NRW e. V. beauftragte Firma. Im Januar
2002 wurden von uns die Platinen der Automaten auf Euro umgestellt und die
Beschriftung entsprechend angepasst.
Des weiteren erhält die AIDS-Hilfe von der Stadt Duisburg Spritzen zur Verfügung
gestellt, die in den Räumen der AIDS-Hilfe zu den Öffnungszeiten gegen benutzte
Spritzen getauscht werden.
5.2.1.2 Suchprävention bei Partydrogen
Auch im Jahr 2001 hat die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. ihr Konzept für
Suchtprävention bei Partydrogen im Kontext von HIV und AIDS fortgeführt. So
wurden wieder Anfang des Jahres bei Projekttagen in der Gesamtschule Voerde bei
5 Klassen des 8. Jahrgangs das von uns erarbeitete Konzept angewandt und im
Dialog mit den SchülerInnen unter anderem anhand von Originalsubstanzen die
negativen und positiven Wirkungen von Partydrogen erarbeitet. Weiterhin setzt die
AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. hier auf hohen Glaubwürdigkeitsfaktor, wozu
auch die Originalsubstanzen beitragen und einer der Referenten eigene Erfahrungen
aus dem Bereich vorweisen kann. Die Projekttage in der Gesamtschule Voerde
wurden in diesem Jahr von den beteiligten LehrerInnen sehr unterschiedlich
aufgenommen. Von einem Teil der LehrerInnen wurde das Konzept gelobt und voll
mitgetragen, andere LehrerInnen hatten mit unserem Ansatz massive Probleme und
wollten die Veranstaltung schwerpunktmäßig auf HIV- und AIDS-Prävention
ausgerichtet haben. Ein Argument hierfür war, dass es Probleme in der Schule mit
illegalem Drogenkonsum gäbe, des weiteren wurde die These von Einstiegsdrogen
und Umstiegsdrogen verwandt. Auch seien unsere Ausführungen nicht abschreckend
genug. Diesen Ansatz wollen wir aber auch nicht anbieten. Dass wir in einer
zweistündigen Veranstaltung keine starken Persönlichkeiten entwickeln können, ist
uns klar. Dies beginnt im Elternhaus und muss im Kindergarten und in der Schule
weiter fortgeführt werden. Uns geht es weder darum, legale und illegale Drogen zu
29
glorifizieren, noch jemanden zu bekehren. Wir wollen mündige Jugendliche schaffen,
die, falls sie Drogen konsumieren, über Drogen das entsprechende Wissen haben
und auch die Risiken kennen. Nur so ist ein bewusster Drogenkonsum möglich, der
auch eine Selbstreflexion zulässt.
In den o. a. Veranstaltungen ist auch ein Teil zu HIV- und AIDS-Prävention enthalten,
da gerade unter Drogeneinfluss (legal und illegal) das „Safer-Sex-Verhalten“ in vielen
Fällen beeinträchtigt ist.
Neben den Projekttagen haben wir eine Veranstaltung zur Suchtprävention bei
Partydrogen im Kontext von HIV und AIDS für angehende ErzieherInnen in unserer
Einrichtung durchgeführt. Hierbei ging es im Wesentlichen um die Stoffkunde. Des
weiteren führten wir eine Diskussion, in welchem Alter eine Aufklärung über Drogen
bei den Kindern beginnen soll.
Im September haben wir in Zusammenarbeit mit Eve & Rave NRW e. V. und Helmut
Ahrens aus Berlin eine Veranstaltung für Multiplikatoren, initiiert von der AIDS-Hilfe
Herne e. V., in Herne durchgeführt. Hierbei ging es um unterschiedliche Partyszenen
(schwul, hetero, mannigfache Musikstile) und der Vorstellung des
Präventionsansatzes von Partyprojekten und der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.
V.. Leider ist bei derartigen Veranstaltungen der Informationsstand so
unterschiedlich, dass meist ein großes Interesse an Stoffinformationen besteht und
die Informationen hierüber den Teil der interessanten Auseinandersetzung, wie man
sinnvoll Suchtprävention umsetzen kann, aus unserer Sicht einen zu geringen Teil
einnimmt.
Durch die Übernahme der Verwaltung des Projektes „Kontakt- und Informationsstelle
für Drogenselbsthilfe in Duisburg“ aus den Landesmitteln JES NRW Projekte zur
Förderung der Selbsthilfe 2001 waren die geringen Personalressourcen im Bereich
dieses Kapitels noch weiter eingeschränkt.
5.2.2 Substitution
5.2.2.1 Entwicklung der Wochenendvergabe
Im Jahre 2001 hat die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. die
Methadonsubstitution an 63 Sonn- und Feiertagen organisiert und in Zusammenarbeit
mit der Diakoniestation Duisburg-Rheinhausen und am Anfang des Jahres einem
privaten Pflegedienst, anschließend mit dem Caritasverband für die Stadt Duisburg
an drei Vergabestellen durchgeführt.
Die Anzahl der Klienten lagen zwischen 22 und 75 Klienten. Die Durchschnittszahl lag
bei 47,3 Klienten. Somit hat die AIDS-Hilfe im Jahr 2001 einen geldmässig
überschaubaren Eigenanteil in Höhe von DM 220,50 sowie die in der AIDS-Hilfe
durchgeführten Vergaben getragen. Ab Mitte September übernahm ein Arzt aus dem
Duisburger Norden die Versorgung seiner PatientInnen in Eigenregie, so dass wir ab
diesem Zeitpunkt durchschnittlich nur noch 29 KlientInnen versorgt haben. Im Januar
2002 setzt sich die Entwicklung der geringeren Klientenanzahl fort, so dass im
Januar/Februar 2002 durchschnittlich 23 Klienten substituiert wurden. Ohne die
Kosten für den Aufwand der AIDS-Hilfe zu rechnen, fallen für uns durch die
30
eingegangenen Verträge mit Diakonie und Caritas je Vergabetag DM 240,00
(€122,71) an. Um Kostendeckung zu erreichen, ist eine Klientenzahl von 48 nötig.
Hinzu kommt, dass in der Vergabestelle in Duisburg Walsum zum Teil nur ein KlientIn
zu versorgen war und ist.
Unseren Grundsatz, das großflächige Stadtgebiet möglichst ortsnah zu den
KlientInnen abzudecken, ist uns leider daher nicht mehr möglich und wir betreiben zur
Zeit zwei Vergabestellen und zwar in Duisburg-Hochfeld in der AIDS-Hilfe und in
Duisburg-Rheinhausen in der Diakoniestation Duisburg-West.
In der AIDS-Hilfe führen wir die Vergabe jeweils im Team mit einem hauptamtlichen
und einem ehrenamtlichen MitarbeiterIn durch. Wir sagen den beteiligten
EhrenamtlerInnen herzlichen Dank für ihr hohes Engagement bei dieser Tätigkeit.
5.2.2.2 Psychosoziale Begleitung Substituierter (PSB)
In diesem Berichtsjahr nahm die Begleitung von HIV-Positiven und an AIDS-
Erkrankten Substituierten einen wesentlichen Anteil in der Drogenarbeit ein.
Diese Begleitung wird von zwei HauptamtlerInnen mit dem Einsatz einer halben
Personalstelle geleistet, wobei Kapazität für zwanzig Begleitungsplätze geschaffen
wird. Auch in diesem Berichtsjahr waren diese Plätze in erster Linie von langjährig
Substituierten belegt.
In Hinblick auf die Begleitung der Substituierten nimmt die Verbesserung des
Gesundheitsstatus, die psychosoziale Stabilisierung, die Aktivierung der
Selbsthilfepotenziale und die Förderung der Selbstbestimmung einen hohen
Stellenwert ein. Die Zielsetzung beinhaltet dabei immer die Verbesserung des
subjektiven Wohlbefindens der jeweiligen Person.
Der Arbeitsschwerpunkt liegt bei der psychosozialen Begleitung der Substituierten
darin, gemeinsam mit den KlientInnen zum einen zu ermitteln, in welcher Form eine
Verbesserung der Lebenssituation erfolgen kann und zum anderen welche
Unterstützung der/die KlientIn dazu benötigt.
Dementsprechend zeigt sich die Unterstützung bei der Sicherung der materiellen
Grundversorgung beispielsweise durch das Klären von Ansprüchen bei Ämtern oder
auch in der Unterstützung der Wohnsituation (Sicherung / Suche).
Ein weiterer Arbeitsbereich ergibt sich in Bezug auf die Gesundheitsförderung. An
dieser Stelle gilt es unter anderem die medizinische Versorgung zu unterstützen, die
Informationsübermittlung/Beratung zur Infektion und Erkrankung zu geben,
Krankenhausbesuche zu machen und die Organisation der Pflege und den Kontakt
zu den substituierenden Ärzten zu unterstützen.
In Hinblick auf das subjektive Wohlbefinden nimmt auch die Wahrnehmung der
Lebensperspektive einen zentralen Stellenwert ein. Auch an dieser Stelle ist ein
vertrauensvolles Verhältnis zwischen HauptamtlerInnen und KlientInnen
unverzichtbar, um gemeinsam ermitteln zu können, welche neue Optionen das
subjektive Lebensgefühl positiv fördern. Diese Entwicklung kann unterschiedliche
Zielsetzungen verfolgen, die von der jeweiligen KlientIn abhängig sind. Zu nennen
wäre zum Beispiel die Schaffung neuer Beziehungsstrukturen oder die Motivation zu
Freizeitaktivitäten. Die Unterstützung eines positiven Lebensgefühls scheint
besonders wichtig, da hierdurch auch neue Motivationen hinsichtlich des Schutzes
der eigenen Gesundheit und der Existenzsicherung entstehen. Wünschenswert wäre
31
es, wenn die KlientInnen auch in beruflicher Hinsicht Chancen geboten bekämen, die
ihrer Situation angemessen sind. Es gibt bisher jedoch kaum Projekte (eines ist zum
Beispiel in Köln angesiedelt), die es sich zur Aufgabe machen, diese Zielgruppe für
den Arbeitsmarkt zu qualifizieren und zu vermitteln.
5.2.3 Niedrigschwellige Arbeit mit illegalisierten
DrogengebraucherInnen
Im Bereich der Straßensozialarbeit bei DrogengebraucherInnen konnte am
01.05.2000 ein Vertrag zwischen der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V., JES und
den beiden Drogenberatungsstellten der Stadt Duisburg geschlossen werden.
Streetwork gilt als eine unverzichtbare Methode in der Sozialen Arbeit, um
Zielgruppen, für die der Zugang zu den Institutionen zu hochschwellig ist, zu
erreichen. Besonders der Mitarbeiter von JES, der jeweils eine/einen MitarbeiterIn der
Drogenberatungsstellen Mitte und Nord begleitet, schafft zum einen durch seine
Haltung eine Akzeptanz bei den DrogengebraucherInnen und zum anderen schützt
die Teilnahme der Selbsthilfe die ‚professionellen Kräfte’ vor einem zu großen Eingriff
in die Szene. Der Zugang durch das wöchentliche Streetwork bietet die Möglichkeiten
für die DrogengebraucherInnen, Spritzen zu tauschen, Informationen zum ‚Safer use’
bekanntzumachen und Beratungs- /Informationsgespräche bezüglich einer Therapie
oder einer Substitution zu führen. Die Arbeit innerhalb der Szene verdeutlicht in
besonderem Maße, dass Lebensstilakzeptanz im Vordergrund steht und die
MitarbeiterInnen vor Ort ‚Gäste’ sind, die Angebote eröffnen und Anregungen
entgegennehmen. So entstand auf Anfragen der Szene die Veranstaltung: ‚Erste Hilfe
im Drogennotfall’ und ‚Safer use’, die von JES, der Drogenhilfe Mitte und der AIDS-
Hilfe angeboten wurde. Dieses Angebot ließ sich leider nicht umsetzen, da zu wenig
Anmeldungen vorlagen. Die Veranstaltung wird jedoch in einer ‚niedrigschwelligeren’
Form (nicht ein ganzer Tag, sondern nur ca. zwei Stunden) erneut angeboten. Es gilt
auch weiterhin, Streetwork für die Wahrnehmung der spezifischen Szeneinteressen
zu nutzen und, wenn möglich, diese umzusetzen.
Das Kooperationsmodell zwischen den Institutionen besteht weiterhin, wobei die
Mitarbeiterin der AIDS-Hilfe als Vertretung für JES fungiert, um bei Verhinderung von
JES eine Kontinuität der Arbeit zu gewährleisten. Des weiteren stellt die AIDS-Hilfe
ihren Kleinbus zur Verfügung, wobei ihr eine KM-Vergütung nach Aufwand
hinsichtlich des Benzins, der Versicherung, der KfZ-Steuer und der Reparatur- und
Abschreibekosten zugestanden wird.
Die am Ende des Jahres 2000 stattgefundene Evaluation des Streetworkprojektes
führte bislang dazu, dass einmal wöchentlich die Drogenszene in der Duisburger
Innenstadt und einmal in der Woche die Basarstrasse im Duisburger Norden
aufgesucht wird. Während in der Innenstadt oft bis zu zwanzig
DrogengebraucherInnen erreicht werden, scheint im Norden Duisburgs momentan
kein akuter Bedarf vorzuliegen. Dieses lässt sich möglicherweise damit erklären,
dass es im Norden keine obdachlosen DrogengebraucherInnen gibt und der Konsum
eher in privatisierten Szenen stattfindet. Des weiteren werden Szenen, zum Beispiel
in Marxloh, oftmals zu schnell von der Polizei zerschlagen, um ein regelmäßiges
Angebot zu installieren.
Für das Jahr 2002 steht es im Hinblick auf das Streetworkprojekt erneut an, eine
Bedarfsanalyse zu erstellen. Ebenso wird eine Vertragsänderung notwendig, da JES
32
Duisburg inzwischen ein eingetragener Verein ist, der als eigenständige juristische
Person zu verstehen ist.
5.2.4 „Nationaler Gedenktag für verstorbene
DrogengebraucherInnen“ am 21. Juli
In diesem Berichtsjahr beteiligte sich die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. erneut
an der Ausrichtung des Nationalen Gedenktages aller verstorbenen
DrogengebraucherInnen. Die Schirmherrschaft übernahm für diesen Tag Frau
Caspers-Merk.
Gemeinsam mit JES sollte dieser Tag genutzt werden, um die Allgemeinbevölkerung
darauf aufmerksam zu machen, dass jeder Drogentote nicht nur durch den Gebrauch
der Substanz, sondern auch durch die gesellschaftlichen Umstände gestorben ist.
Der 21. Juli wurde dementsprechend zum Anlass genommen, um mit einer
öffentlichkeitswirksamen Aktion auf dem Averdunk Platz in Duisburg die
Allgemeinbevölkerung über die gesellschaftliche Diskriminierung der
DrogengebraucherInnen aufzuklären. Zu diesem Zweck verteilten EhrenamtlerInnen
und HauptamtlerInnen der beiden Institutionen Flyer mit einem Gedicht und der
Presseerklärung an Passanten. Ebenso sollte ein Infostand interessierte BürgerInnen
zu einem Gespräch animieren.
Um 12.00 Uhr ließen die AH Duisburg/Kreis Wesel e.V. und JES 500 schwarze
Ballons fliegen an denen Postkarten befestigt waren, die von der einen Seite mit dem
Gedicht eines Drogengebrauchers bedruckt waren und auf der anderen Seite von
einigen Menschen zum Gedenken eines/einer verstorbenen DrogengebraucherIn mit
dem jeweiligen Namen beschrieben wurden. Diese Möglichkeit des Gedenkens
nutzten neben den InitiatorInnen der Aktion auch DrogengebraucherInnen und einige
Passanten.
An dieser Stelle möchte ich herzlich den EhrenamtlerInnen danken, die diese Aktion
tatkräftig unterstützt haben!
Im Anschluss folgt der Text des Flyers, der zum einen als Presseerklärung diente und
zum anderen an diesem Tag an die Allgemeinbevölkerung verteilt wurde.
Presseerklärung zum Anstieg der „Drogentodesfälle“ von JES und der AIDS-Hilfe
Duisburg/Kreis Wesel e. V.
Alle Jahre wieder werden durch die zuständige Bundes-Drogenbeauftragte die
aktuellen Zahlen von verstorbenen DrogengebraucherInnen veröffentlicht. Ist die
Tendenz steigend, werden diese dazu benutzt die Schraube der Repression wieder
einmal anzuziehen. Sind die Zahlen hingegen fallend, so wird uns dies als ein Erfolg
der staatlichen Drogenpolitik „verkauft“.
Wir von JES und von der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. meinen, dass sich
dieses alljährlich wiederkehrende traurige „Zahlenspiel“ solange wiederholen wird, bis
die maßgeblichen Volksvertreter begreifen, dass es sich bei den verstorbenen
DrogengebraucherInnen nicht um „Drogentote“ sondern um „Drogenpolitik-Tote“
handelt; Menschen, die nicht in erster Linie durch den Gebrauch von Substanzen
gestorben sind, sondern an den Umständen, in denen sie diese Substanzen
konsumieren müssen; Umstände, die im 21. Jahrhundert für diejenigen
33
DrogengebraucherInnen, die nicht in den „Genuss“ einer Substitution kommen oder
kommen wollen, mittelalterlich anmuten.
So muss ein/e DrogengebraucherIn aufgrund der bestehenden Prohibition ein
Vielfaches des eigentlichen Preises für die Drogen bezahlen, wofür er/sie erst einmal
klauen, dealen und/oder sich prostituieren muss. Fast zwangsläufig gerät der/die
DrogengebraucherIn in einen Teufelskreis, der auch ohne Beschaffungskriminalität,
allein bei dem Besitz von Heroin zum Eigengebrauch in der Justizvollzugsanstalt
enden kann. Einmal in den Mühlen der Staatsgewalt gibt es für die
DrogengebraucherInnen kaum eine Möglichkeit, ihre Gesundheit zu schützen. Sie
infizieren sich mit Hepatitiden und/oder HIV, weil sie gebrauchte Spritzen nicht
tauschen können - außer sie kommen in den „Genuss“ an einem der wenigen
Spritzenumtauschprojekte im Vollzug teilzunehmen, die den Drogenkonsum innerhalb
der JVA nicht länger verleugnen.
Sind sie nicht gerade inhaftiert geraten DrogengebraucherInnen leicht in die soziale
Verelendung. Viele von ihnen sind obdachlos, haben keinerlei ärztliche Versorgung
( außer irgendwann einmal in der Gerichtsmedizin ), ihnen sitzt die Justiz und der
„cold turkey“ im Nacken, sie sind der permanenten Gratwanderung zwischen
Überdosis und den diversen Streckmitteln ausgesetzt...
Dieses Leben führen DrogengebraucherInnen rund um die Uhr ohne freies
Wochenende, ohne Urlaub - sie müssen immer und überall „betriebsbereit“ sein.
JES und die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. fordern für und mit den
DrogengebraucherInnen in unserem Land ein menschenwürdiges und
selbstbestimmtes Leben sowie ein Recht auf Rausch.
Erst dann werden sich die beklagten „tödlichen“ Umstände für die
DrogengebraucherInnen ändern.
5.3 HIV und Strafvollzug
Wie auch im letzten Jahr konnte die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. für drei
Justiz- Vollzugsanstalten (JVA für Männer in Duisburg-Hamborn,
Untersuchungshaftanstalt für Männer in Duisburg-Mitte und die JVA für Frauen in
Dinslaken) als Ansprechpartnerin bereit stehen. In jeder Anstalt wurde mit den
dortigen AnsprechpartnerInnen vereinbart, dass im Falle eines neu inhaftierten
Positiven, die Bereitschaft der AIDS-Hilfe auf Unterstützung mitgeteilt wurde. Falls
dieser Wunsch bestand, wurde die AIDS-Hilfe benachrichtigt und es konnte Kontakt
zu dieser Person hergestellt werden. Da die AIDS-Hilfe Oberhausen e.V. einen
Mitarbeiter für den Bereich Knast angestellt hatte, konnte die Zweiganstalt in
Oberhausen an diesen Mitarbeiter übergeben werden. Von Seiten der AIDS-Hilfe
Duisburg/Kreis Wesel e.V. wurde Unterstützung in der Einarbeitungsphase des
neuen Hauptamtlers signalisiert und auch geleistet.
5.3.1 Arbeitsgruppe Drogen und Knast
Die Drogen- und Knastgruppe traf sich auch in diesem Jahr konstant alle zwei
Wochen. Begleitet wurde die Gruppe von zwei hauptamtlichen MitarbeiterInnen.
Durch den Wegfall eines Ehrenamtlers und dem Zuwachs von zwei neuen
EhrenamtlerInnen im Laufe des Jahres, stieg die Gruppenzahl auf drei
EhrenamtlerInnen. Zum Jahresende meldete ein Ehrenamtler Interesse an der
34
Drogen-Knastgruppe an. Wir hoffen, dass deshalb die Gruppe im nächsten Jahr
weiteren Zuwachs bekommt.
Im Sinne des Arbeitsansatzes der AIDS-Hilfe (strukturelle Prävention), gestaltete die
Drogen- und Knastgruppe ihre Arbeit.
So setzte sich die Gruppe aktiv mit politischen Forderungen der AIDS-Hilfe
auseinander.
Ein Grund dafür lag bei dem Anspruch der Justizvollzugsanstalt bezüglich der
Sicherheitsüberprüfung. Jeder aus der Drogen- Knastgruppe musste diese
Sicherheitsüberprüfung mit allen damit verbundenen Fragestellungen über sich
ergehen lassen. Diese Fragen waren zum Teil persönlicher Natur und stießen bei
allen Gruppenmitgliedern auf großen Unmut.
Deshalb war die Haltung in der Drogen-Knastgruppe bezüglich der Überprüfung sehr
ablehnend.
An dieser Stelle danken wir allen Gruppenmitgliedern für Ihr Durchhaltevermögen!
Diese gespannte Situation steigerte sich durch die Ablehnung eines
Gruppenmitgliedes in Folge der Sicherheitsüberprüfung. Sie löste bei der Gruppe
große Bitterkeit aus.
Gerade dieses Mitglied war sehr aktiv in dem Bereich Knast und als Vertreter der
Selbsthilfegruppe JES ein höchst bedeutsamer Faktor im Rahmen unseres Ansatzes
der strukturellen Prävention.
Für die Gruppe war diese Entscheidung nicht akzeptabel. Zeitgleich meldeten wir
eine Informationsveranstaltung zu HIV/AIDS und Hepatitis A,B,C mit dem
abgelehnten Gruppenmitglied als Referenten an.
Darauf wurde uns ein Brief gesendet, der die Ablehnung untermauerte. Nach unserer
Antwort, in der die Gruppe eine genauere Begründung forderte, kam eine
Rückmeldung, die jedoch keine genauere Erklärung beinhaltete.
Auch nach mehreren Briefen, insbesondere einer Forderung durch den Leiter der
AIDS-Hilfe, um Erklärung, blieb die Haftanstalt bei Ihrer Entscheidung.
Deshalb lehnte die Gruppe aus qualitativen und solidarischen Gründen die
Durchführung der Veranstaltung ab.
Des weiteren wurde die AIDS-Hilfe NRW e.V. über diese Situation informiert. Auch
auf Landesebene stieß die Haltung der JVA auf Kritik.
Zur Zeit setzt sich eine Mitarbeiterin der AIDS-Hilfe NRW e.V. mit diesem Konflikt
auseinander. Zum Jahresende hat sich an dieser Situation noch nichts verändert.
Landesarbeitskreis Drogen-Knast
Die AIDS-Hilfe war durch die überregionale Vernetzung in dem Landesarbeitskreis
Drogen/Knast aktiv beteiligt. In diesem Arbeitskreis trafen sich alle hauptamtlichen
und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen der in NRW angesiedelten AIDS-Hilfen und den
Drogenselbsthilfen ¼-jährlich. Begleitet wurde dieser Arbeitskreis durch eine
HauptamtlerIn der AIDS-Hilfe NRW e.V.. Bei diesen Treffen wurden Informationen zu
den zwei Arbeitsfeldern ausgetauscht und Veranstaltungen geplant, die einen
überregionalen Charakter haben sollten. Auch konnten die einzelnen
TeilnehmerInnen Ideen und Anregungen von anderen AIDS-Hilfen übernehmen.
Ebenso wurde auf diesen Treffen politischen Themen und Fragestellungen erörtert.
35
5.3.2 Betreuung und Begleitung von Menschen mit HIV und AIDS
Auch in diesem Jahr wurden Menschen mit HIV und AIDS in den Haftanstalten
begleitet. Es waren, wie im letzten Jahr, eher wenige Menschen die diese Begleitung
benötigten. Die Inhaftierten, die begleitet wurden, bekamen Unterstützung auf den
Gebieten Medizin, Sozialrecht, Recht und psychologischer Begleitung. Auch materiell
konnte den Inhaftierten geholfen werden. So wurden Knast-Pakete für die Inhaftierten
von der AIDS-Hilfe bezahlt. Diese Pakete beinhalteten Nahrungs- und Genussmittel.
Die Begleitung wurde hauptsächlich von den ehrenamtlichen Gruppenmitgliedern
durchgeführt. In Absprache mit den Inhaftierten wurde geklärt, in welchen Abständen
der Kontakt zur AIDS-Hilfe erfolgen sollte. Meistens pendelte sich der regelmäßige
Kontakt bei einmal pro Woche ein.
In den zweiwöchigen Drogen-/Knastgruppentreffen wurden die Fälle besprochen und
Informationen ausgetauscht. Bei Anträgen jeglicher Art und rechtlichen
Fragestellungen übernahmen die hauptamtlichen MitarbeiterInnen bei Bedarf die
anfallenden Schreiben und arbeiteten mit dem/der begleiteten ehrenamtlichen
MitarbeiterInnen eng zusammen.
In diesem Zusammenhang bedanken wir uns für die unermüdliche Unterstützung der
EhrenamtlerInnen und ihr Engagement in der Drogen- / Knastgruppe.
5.3.2.1 Veranstaltungen für Inhaftierte
Im Jahr 2001 wurden zwei Veranstaltungen durchgeführt.
In der JVA für Frauen in Dinslaken boten wir einen Gesprächskreis mit dem dort
zuständigen Pastor an.
Es konnten Fragen bezüglich der Infektionsrisiken bzw. den Übertragungswegen von
HIV / Hepatitiden und deren Behandlungsmöglichkeiten an die MitarbeiterInnen der
AIDS-Hilfe gestellt werden. Die Veranstaltung wurde von einem Hauptamtler der
AIDS-Hilfe und einer EhrenamtlerIn aus der Hep-C Gruppe durchgeführt. Während
der Veranstaltung erkannten die Referenten, dass hohes Interesse an der
Behandlung von Hep-C in den JVA`s bestand. Darauf gingen die ReferentInnen ein.
Informationsmaterial zu HIV und Hepatitis wurde an die Inhaftierten verteilt.
Die zweite Veranstaltung wurde in der JVA-Hamborn durchgeführt. Hierbei handelte
es sich ausschließlich um eine Weihnachtsfeier für die Inhaftierten. Es wurden
Kaffee, Kuchen als auch Stuten, Käse und Lachs angeboten. Der Kuchen wurde
durch EhrenamtlerInnen selbst akquiriert. Dadurch konnte diese Feier kostengünstig
durchgeführt werden. Auch Knast-Pakete wurden an die Teilnehmer verteilt.
Unsere Intention für diese Feier war die Solidarität für die Inhaftierten, die keiner
Religion angehörten und/oder keinen Kontakt zur Familie hatten. Auch für diese
Menschen wollten wir ein Angebot durchführen. Bei dieser Feier konnten die
Besucher Fragen zu HIV und AIDS an die HauptamtlerInnen und EhrenamtlerInnen
stellen.
Wir hätten gerne eine Informationsveranstaltung in der JVA-Hamborn angeboten. Da
wir jedoch, wie oben beschrieben, aus Solidarität die Veranstaltung abgelehnt haben,
hoffen wir, dass im nächsten Jahr die JVA ihre Haltung überdenkt.
36
5.4 Frauen und AIDS, Prostitution
5.4.1 Frauen und AIDS
Die zielgruppenspezifische Prävention des Projektes ‚Frauen und AIDS’ der AIDS-
Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. wird seit nunmehr fünf Jahren kontinuierlich
fortgeführt.
Die Projektdurchführung 2001 verfolgte als ein wichtiges Ziel, das Thema ‚HIV/AIDS
und Frauen’ in frauenspezifischen Kontexten zu etablieren. Entsprechend dieser
Zielsetzung entwickelten sich unterschiedliche Möglichkeiten und Wege, dieses
Thema präsent zu machen und/oder zu halten. Das Rundbriefprojekt der Zeitung
Frauen Akt(H)iv informierte Fraueneinrichtungen in Duisburg und im Kreis Wesel
über neue Entwicklungen im Bereich Frauen und HIV/AIDS. Darüber hinaus bestand
die Hoffnung durch das Schwerpunktthema ‚Prävention’ (Frauen Akt(H)iv, Mai 2001)
Frauen als Multiplikatorinnen in diesem Arbeitsfeld zu gewinnen.
Es stellte sich als sehr wichtig heraus, neben dem Rundbriefprojekt auch persönliche
Kontakte zu spezifischen Fraueneinrichtungen aufzubauen. Diese Art der Vernetzung
eröffnet neue Optionen in der Planung gemeinsamer Aktionen und schafft einen
Zugang zu den jeweiligen Einrichtungen. So besteht zum Beispiel die Möglichkeit, bei
einem niedrigschwelligen Frauencafe bei Bedarf eine Sprechstunde einzurichten oder
eine Informationsveranstaltung zum Thema HIV/AIDS und Frauen durchzuführen.
Die Öffentlichkeitsarbeit bleibt weiterhin ein Schwerpunkt in der Frauenarbeit, da über
Informationsveranstaltungen und Radiosendungen immer wieder die Möglichkeit
genutzt wird, ein Klima zu schaffen, in dem positive Frauen ohne Angst vor
Vorurteilen ermöglicht wird, ihre Infektion preiszugeben. Ebenso werden über diese
Wege positive Frauen, die bisher noch nicht erreicht werden konnten, über Angebote
und Unterstützungsmöglichkeiten in Kenntnis gesetzt.
Ebenso galt es in diesem Projektjahr, über verschiedene Zugänge das Ziel der
Begleitung und Stärkung positiver Frauen zu erreichen. Dabei stand der Gedanke im
Vordergrund, für und mit betroffenen Frauen einen Rahmen zu schaffen, in dem eine
gegenseitige Unterstützung möglich wird. Die Umsetzung dieses Zieles wurde mit
Hilfe neuer Angebotsformen für betroffene Frauen verfolgt. Hier ist besonders das
‚Frauenvernetzungstreffen’ hervorzuheben, das in Kooperation mit positiven Frauen
und den Hauptamtlerinnen der AIDS-Hilfen Essen, Oberhausen, Dortmund, Hagen,
Duisburg/Kreis Wesel und einer Hauptamtlerin der AWO in Essen veranstaltet wurde.
Dieses Angebot schaffte für die teilnehmenden Frauen neue Austauschmöglichkeiten
und Kontakte mit positiven Frauen, die in dieser Form in den einzelnen AIDS-Hilfen
nur bedingt leistbar sind. Insbesondere schien dieses Treffen eine von den
betroffenen Frauen oft gewünschte höhere Anonymität zu ermöglichen, die sie so
nicht in einer Einrichtung der AIDS-Hilfe gewährleistet sehen. Trotz dieser
Überlegung fiel es vielen Frauen schwer, sich zu ‚outen’ – für diejenigen, die das
Angebot trotz ihrer Ängste wahrgenommen haben, war es jedoch eine große
Bereicherung.
Es zeigt sich an diesem Beispiel, dass immer wieder neue Möglichkeiten und Wege
gefunden werden müssen, damit positive Frauen eine gegenseitige Unterstützung
erfahren. Dieses beginnt etwa mit ersten Schritten einer kreativen
Auseinandersetzung mit ihrem Positiv-sein, in dem positive Frauen beispielsweise
37
ihre selbstgemalten Bilder in der Öffentlichkeit präsentieren. Ebenso wurde die
Möglichkeit genutzt, zwischen infizierten Frauen Zweiergespräche zu organisieren, in
denen den Frauen die Gelegenheit zum Austausch und zur gegenseitigen Stärkung
gegeben wurde.
Feststeht, dass die Zahl infizierter Frauen tendenziell wächst und es eine Aufgabe
der örtlichen AIDS-Hilfen ist, diese Frauen zu erreichen und ihnen eine
bedarfsgerechte Unterstützung zu geben.
In diesem Sinne gilt es, immer wieder neue Zugangs- und Begleitmöglichkeiten für
infizierte Frauen zu schaffen, die für die Frauen adäquat sind.
5.4.1.1 Frauenzeitung „Frauen Akt(H)iv
Die Zeitung ‚Frauen Akt(H)iv’, die seit 1999 als Rundbriefprojekt herausgegeben
wurde, diente auch in diesem Jahr zur Weitervermittlung von Informationen über HIV
und AIDS an frauenspezifische Einrichtungen in Duisburg und dem Kreis Wesel. Der
Verteiler für die Frauenzeitung umfasst inzwischen 75 Einrichtungen.
Nicht nur im Hinblick auf die tendenziell steigenden Zahlen der Neuinfektionen bei
Frauen, ist es weiterhin als sinnvoll zu erachten, dass frauenspezifische
Einrichtungen und/oder Beratungsstellen das Thema Frauen und AIDS weiterhin
präsent haben und es nicht in Vergessenheit gerät. Um diesen Aspekt zu
unterstützen, fiel im Mai 2001 die Entscheidung, das Schwerpunktthema: ‚HIV-
Prävention bei Mädchen und Frauen’ aufzugreifen. In der Zeitung sollten neben der
Theorie einige ausgewählte Methoden die Fachkräfte in den jeweiligen Einrichtungen
motivieren, diese gemeinsam mit ihren Klientinnen auszuprobieren.
In der nächsten Ausgabe im September 2001 stand der Aspekt ‚Frauen leben mit HIV
und AIDS’ im Vordergrund. In dieser Zeitung ‚Frauen Akt(H)iv’ wurden hauptsächlich
Artikel zu dem Thema ‚HIV-positive/an AIDS erkrankte Frauen’ und
‚Sex/Partnerschaft’ zusammengefasst. Dieses erschien besonders vor dem
Hintergrund, dass viele Frauen Fragen zu dem Thema Sex und Partnerschaft haben,
jedoch bisher nur begrenzte Literatur zur Verfügung steht, relevant.
Als ein sehr wichtiger Aspekt bezüglich der Herausgabe der Zeitung wird die
Beteiligung positiver Frauen erachtet. Obwohl sich dieses anfangs als sehr schwierig
darstellte, ist es in der Januar Ausgabe 2002 gelungen, zwei positive Frauen zum
Schreiben eigener Artikel zu motivieren. Die Veröffentlichung eigener Gefühle und
Gedanken bedeutete für beide Frauen zum einen eine neue Form der
Auseinandersetzung mit ihrer HIV-Infektion und zum anderen stellte es für sie einen
bedeutsamen Schritt dar, selbstständig mit ihren Texten an die Öffentlichkeit zu
treten. Dieser Überwindungsprozess der eigenen Scheu und Angst bestärkt die
Frauen darin, selbstbewusster mit ihrer Krankheit umzugehen. In der ersten Ausgabe
der Zeitung ‚Frauen Akt(H)iv’ beteiligte sich eine Ehrenamtlerin, in dem sie zwei
lesbische Paare zum Thema HIV und AIDS interviewte.
In Bezug auf das Zeitungsprojekt besteht der Anspruch, dass die Zeitung von den
Einrichtungen als Informationsvermittlung zum Thema HIV/AIDS genutzt wird
und/oder sie in den spezifischen Einrichtungen für die Klientinnen erreichbar, ausliegt.
Auf Anfragen in der Zeitung im Hinblick auf Wünsche/Anregung zur Gestaltung der
Zeitung gab es keine Rückmeldungen. Aus diesem Grund scheint es wichtig zu sein,
das Zeitungsprojekt auf seine Zweckmäßigkeit hin zu prüfen. In der folgenden
Ausgabe befindet sich nun ein kurze Befragung, ob und in welcher Form weiterhin
38
Interesse an der Zeitung ‚Frauen Akt(H)iv’ besteht. Es bleibt zu hoffen, dass sich
zumindest einige Empfänger auf diese Anfrage hin zurückmelden, um das
Rundbriefprojekt weiterhin bedarfsgerecht zu gestalten.
5.4.1.2 Teilnahme an Arbeitskreisen
Der im Herbst 1997 gegründete Arbeitskreis „Frauenhandel und Prostitution“ gilt seit
Ende 2000 als aufgelöst. Grund war zum einen die Ineffizienz bezüglich der
Kooperation zwischen Ordnungsamt, Ausländeramt, Polizei etc. und zum anderen
das mangelnde Engagement der Teilnehmerinnen. Dementsprechend entfiel diese
Möglichkeit der Vernetzung für die Projektnehmerin.
Die Ruhrgebietskooperation der AIDS-Hilfen Hagen, Essen, Oberhausen, Dortmund
und der AWO-Beratung aus Essen hatte 2001 weiterhin Bestand. Die
Themenschwerpunkte der Treffen richteten sich in erster Linie auf das Frauen-
Vernetzungstreffen im Mai, dem im Januar 2002 ein weiteres folgt. Darüber hinaus
entwickelten sich bei den Planungstreffen der Hauptamtlichen und Betroffenen
Frauen Ideen bezüglich weiterer gemeinsamer Projekte.
Diese Vernetzungstreffen scheinen besonders wichtig zu sein, da die einzelnen
AIDS-Hilfen oftmals das Problem haben, Veranstaltungen vor Ort auf Grund geringer
Teilnehmerinnenzahlen umzusetzen.
Die Hauptamtlerin nimmt an dem Arbeitskreis ‚Frauen und Gewalt’ in Duisburg nur
vereinzelnd teil, da die Themen oftmals nur bedingt den Arbeitsbereich der
Projektnehmerin berühren. Der Kontakt bleibt jedoch wichtig, um z. B. bei der
Vermittlung von wohnungslosen Frauen o. ä. direkte Ansprechpartnerinnen in den
jeweiligen Einrichtungen zu haben.
Im Arbeitsbereich Migration kommt der Vernetzung eine immer größere Bedeutung
zu. Diese hat sich sowohl mit Duisburger Institutionen, die für die Planung Duisburger
Projekte genutzt werden als auch mit überregionalen Einrichtungen bewährt. Als ein
Ergebnis der überregionalen Vernetzung ist die gemeinsame Fachtagung zum Thema
‚Interkulturelle Aspekte der HIV Prävention und Versorgung für Menschen aus Afrika’,
die am 14. November 2001 in Duisburg stattfand, zu nennen.
Die regionale Vernetzung bietet die Option, weitere Sprechstunden innerhalb der HIV-
Schwerpunktpraxis in Duisburg für afrikanische Frauen anzubieten. Ebenso ergeben
sich aus der engen Zusammenarbeit mit Duisburger Einrichtungen für MigrantInnen
neue Möglichkeiten innerhalb der afrikanischen Communitys das Thema HIV und
AIDS zu plazieren.
Die Möglichkeit, an der LAG Frauen teilzunehmen, wurde auch im Jahr 2001
kontinuierlich genutzt. Für die Projektnehmerin sind diese Treffen weiterhin relevant,
um neue Informationen zum Thema HIV/AIDS und Frauen zu erhalten. Darüber
hinaus ergibt sich in diesen Vernetzungstreffen die Möglichkeit, seine eigene Arbeit
vor Ort zu reflektieren und aus den Erfahrungen der anderen Frauenprojekte zu
lernen.
39
5.4.1.3 Veranstaltungen
Im Jahr 2001 galt es erneut mit öffentlichkeitswirksamen Informations- und
Präventionsveranstaltungen das Thema Frauen und AIDS präsent zu halten. Unter
anderem wurde dazu eine Aktion von Duisburger Fraueneinrichtungen zum
internationalen Frauentag genutzt, die mit Infoständen und einer Vorstellung der
einzelnen Einrichtungen in der Duisburger Innenstadt die Allgemeinbevölkerung
informierte. Ebenso nutzte die Hauptamtlerin gemeinsam mit Ehrenamtlerinnen
weitere Veranstaltungen, um in Form eines Infostandes oder über gemalte Bilder von
betroffenen Frauen das Interesse für das Thema Frauen und AIDS zu gewinnen.
Darüber hinaus ist es der Hauptamtlerin gemeinsam mit der Kooperationspartnerin
des Gesundheitsamtes gelungen, eine Radiosendung zum Thema ‚Prostitution’ zu
gestalten. Dieses stellte sich als besonders wichtig dar, um die neuen
Gesetzesänderungen zu diskutieren und in der Öffentlichkeit das Bild von ‚der’
Sexarbeiterin zu korrigieren, die ausschließlich für und unter dem Druck ihres
Zuhälters arbeitet.
5.4.1.4 Förderung der Hilfe zur Selbsthilfe innerhalb der
Frauenarbeit
Aus dem Jahresbericht 2000 lässt sich entnehmen, dass die Frauengruppe nach ca.
drei Jahren Bestand als aufgelöst angesehen werden musste. Für die Frauen, die in
der letzten Zeit an der Gruppe teilnahmen, entsprach diese aufgrund sich ändernder
Lebensumstände nicht mehr ihren Bedürfnissen. Der intensive Kontakt zu den
Frauen bestand jedoch weiterhin durch Einzelgespräche. Es stellte sich in diesen
Beratungsgesprächen heraus, dass einige der Frauen in großem Maße von der
Einsamkeit betroffen sind und sich Kontakte zu anderen Frauen wünschen.
Anfang April wurde dementsprechend der Wunsch einzelner Frauen nach dem
Angebot eines Frauentreffpunktes realisiert. Dieses Frauencafe sollte einmal in der
Woche Nachmittags stattfinden, da die Frauen oftmals auf das Problem der
abendlichen Busfahrten hingewiesen hatten. Das Bewerben des Frauencafes konnte
zum einen durch die Plazierung von Plakaten in den beiden HIV/AIDS
Schwerpunktpraxen in Duisburg und zum anderen durch den Verteiler der Zeitung
‚Frauen Akt(H)iv’, in dem die Termine und Uhrzeiten bekannt gegeben wurden,
gewährleistet werden. Darüber hinaus bestand die Hoffnung, dass sich über das
gemeinsame Erlebnis des Frauen-Vernetzungstreffens der AIDS-Hilfen Dortmund,
Oberhausen, Essen, Hagen und Duisburg/Kreis Wesel am 12.05.2001 eine
Frauengruppe in Duisburg etablieren könnte.
Das Frauen-Vernetzungstreffen zeigte jedoch deutlich, dass es einen großen Teil der
Frauen einige Überwindungen gekostet hat, zu diesem Angebot zu erscheinen.
Hierbei stand wieder die Angst im Vordergrund, ‚erkannt’ zu werden und sich zu
‚outen’. Dementsprechend nahm aus Duisburg statt der sechs interessierten Frauen
nur eine an diesem Treffen teil. Bezüglich der Frauencafes scheint diese Angst ein
wichtiger Faktor zu sein, der es bisher unmöglich macht, eine funktionierende und
stabile Frauengruppe ins Leben zu rufen. Vielmehr stellt sich das Angebot momentan
eher als ‚Frauensprechstunde’ dar, die von den Frauen einzeln genutzt wird.
Die Option eines Frauencafes sollte jedoch vorerst Bestand haben, da die Frauen,
die an dem Vernetzungstreffen teilgenommen haben, ausnahmslos begeistert waren,
40
obwohl sie ihre Ängste überwinden mussten. Es ist ein weiterer Vernetzungstag im
Januar 2002 geplant, der eine weitere Chance darstellt, Frauen über ein
gemeinsames Erlebnis einander näher zu bringen.
Aufgrund der positiven Erfahrungen aus dem Frauen-Vernetzungstreffens entstand
die Idee, gemeinsam mit der Drogenberatung Duisburg-Mitte (im gleichen Haus)
einen Frauen-Wohlfühltag zu veranstalten. Dieses bot sich besonders vor dem
Hintergrund an, dass die Klientinnen der AIDS-Hilfe und die Klientinnen der
Drogenberatung zum Teil beide Einrichtungen nutzen. Auch hier bestand die
Hoffnung, dass sich durch dieses Projekt Frauen finden, die sich in ihrem Alltag
gegenseitig unterstützen. Leider war es aufgrund der geringen Teilnehmerinnenzahl
(drei feste Anmeldungen) nicht möglich, diesen Tag zu realisieren. Auch bei diesem
Angebot herrschte leider nur anfangs bei den Frauen reges Interesse –eine feste
Zusage sicherten jedoch nur wenige zu. Die Option eines weiteren Versuchs auf ein
gemeinsames Angebot im Frauenbereich bleibt jedoch vorerst durch die fortlaufende
Kooperation mit der Drogenhilfe bestehen.
Ein weiterer Schritt zur Unterstützung HIV-positiver und an AIDS-erkrankter Frauen
lässt sich in der Kooperation mit der entstandenen Frauengruppe in der HIV/AIDS-
Schwerpunktpraxis sehen. Für diese Frauen, die monatlich an einem
Kunsttherapieabend innerhalb der Praxis teilnehmen, ist der Zugang zur AIDS-Hilfe
zum einen durch ihre Ängste unmöglich, zum anderen scheint es den Bedürfnissen
einiger Frauen nicht zu entsprechen. Diese Frauengruppe wurde mit Informationen,
Angeboten und Terminen der AIDS-Hilfen versorgt, so dass sie gezielt nach ihren
Interessen und Bedürfnissen Unterstützungs- oder Informationsangebote annehmen
konnten. Ebenso griffen die Frauen dieser Gruppe die Idee auf, ihre Bilder als
Ausstellungsstücke für die 15-Jahres Feier der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel
e.V. zur Verfügung zu stellen. So konnten die Bilder, die mit kurzen Texten versehen
waren, das Interesse der Allgemeinbevölkerung an dem Thema HIV-infizierte Frauen
wecken und zu Gesprächen anregen.
Auf die Förderung der Hilfe zur Selbsthilfe bei der Zielgruppe der afrikanischen
Frauen wird an dieser Stelle auf das Kaptitel Migration 5.5.1. verwiesen.
5.4.1.5 Aufbau einer Ehrenamtlerinnengruppe
Die Vernetzung der AIDS-Hilfen im Ruhrgebiet besteht weiterhin hinsichtlich der
NeueinsteigerInnenschulungen für zukünftige ehrenamtliche MitarbeiterInnen. Der
Abend ‚Frauen und AIDS’ wird gemeinsam mit der Mitarbeiterin der AIDS-Hilfe
Gelsenkirchen gestaltet. Die letzten Schulungen haben erneut deutlich gemacht, dass
über diese Abende nicht nur das Thema präsent gehalten werden kann, sondern es
auch in der Schulung möglich ist, für die örtlichen AIDS-Hilfen Frauen zu gewinnen,
die sehr engagiert und interessiert in der Frauenarbeit mitwirken. So konnte 2001
eine Frau für diesen Bereich gefunden werden, die inzwischen sowohl an der
Erstellung der Frauen Zeitung ‚Frauen Akt(H)iv beteiligt ist als auch an
frauenspezifischen Informationsveranstaltungen.
41
5.4.1.6 Sicherstellung frauenspezifischer Beratung und Betreuung
Die frauenspezifische telefonische und persönliche Beratung und Betreuung wird in
der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. kontinuierlich durch die hauptamtliche
Mitarbeiterin sichergestellt. Montags Abends wird dieses Angebot durch
ehrenamtliche MitarbeiterInnen gewährleistet.
Es gilt, dieses Angebot weiterhin aufrechtzuerhalten. Besonders eine AIDS-Hilfe, die
sich durch einen großen Anteil von Männern auszeichnet, kann auf eine Mitarbeiterin,
die Frauen in ihrer Selbsthilfe unterstützt, nicht verzichten. Zum einen ist hier das
gezielte Sammeln und die Weitergabe von Informationen zu frauenspezifischen
Themen bei HIV und AIDS zu nennen. Zum anderen wenden sich die Frauen häufig
aufgrund konflikthafter Beziehungen an die hauptamtliche Mitarbeiterin, wobei es in
diesen Gesprächen gilt, die Frauen innerhalb ihrer Beziehungen zu stärken und zu
unterstützen. Ebenso werden oftmals die eigenen sexuellen Bedürfnisse und die
Probleme der Attraktivität/Weiblichkeit thematisiert. Dementsprechend sollte für
Frauen weiterhin dieser Schutzraum angeboten werden.
Projektergebnisse und Aussicht
Die bisherigen Erfahrungen aus diesem Berichtsjahr zeigen, dass besonders das
Zeitungsprojekt kritisch hinterfragt werden sollte. Reaktionen von den jeweiligen
Fraueneinrichtungen sind im Hinblick auf die Zeitungsgestaltung trotz eindringlicher
Aufforderung von Seiten der Hauptamtlerin nicht eingegangen. Diese
Rückmeldungen sind jedoch zum einen wichtig, um die Zeitung den Bedürfnissen der
Leserinnen anzupassen und zum anderen, um die generelle Zweckmäßigkeit der
Zeitung zu überprüfen. Vorerst wird der Versuch unternommen, mit Hilfe eines
vorgefertigten Faxes Rückmeldungen bezüglich der Zeitung ‚Frauen Akt(H)iv’ zu
erhalten. Es ist noch nicht abschließend geklärt, ob zur Informationsvermittlung an die
spezifischen Fraueneinrichtungen Alternativen erarbeitet werden sollten. Eine sehr
zeitaufwendige Möglichkeit stellt zum Beispiel die Anfrage eines
Frauenberatungsteams nach einer Informationsveranstaltung dar. Auch über diese
gezielten Besuche durch die Projektnehmerin wäre es möglich, das Thema HIV/AIDS
und Frauen in den jeweiligen Institutionen zu etablieren.
An dieser Stelle sollte jedoch die Beteiligung der zwei positiven Frauen und der
Ehrenamtlerin herausgestellt werden. Es besteht von Seiten der Hauptamtlerin die
Hoffnung, dass sich die beiden Frauen zu weiteren Texten motivieren lassen. Dieses
stärkt zum einen ihr Selbstbewusstsein, da sie etwas eigenes verfasst haben, auf das
sie stolz sein können und zum anderen bieten die Texte in der Begleitung die
Möglichkeit, beschriebene Ängste aufzugreifen und zu bearbeiten.
Veranstaltungen im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit sollen weiterhin zur Aufklärung
und Prävention genutzt werden. Diesbezüglich wurden gemeinsam mit der AIDS-Hilfe
Essen und Dortmund neue Ideen zum internationalen Frauentag entwickelt. Dieser
Tag soll zum Anlass genommen werden, um in den jeweiligen Innenstädten mit
öffentlichkeitswirksamen Aktionen das Thema HIV/AIDS und Frauen zu
transportieren. Dabei steht im Vordergrund, dass die Allgemeinbevölkerung und
speziell die Frauen sich mit dem Thema auseinandersetzen und Frauen in dem
Bewusstsein gestärkt werden, sich und ihre Gesundheit bewusst zu schützen.
Als weiteres Ergebnis ist deutlich geworden, dass es schwierig bleibt, betroffene
Frauen angemessen zu erreichen und zu unterstützen. Besonders der Schritt aus der
Anonymität und die Schwellenangst vor der Institution AIDS-Hilfe stehen einer
angestrebten Selbsthilfe zwischen betroffenen Frauen immer wieder im Weg. Dieses
42
Wissen motiviert jedoch, Formen zu finden, in der die Stärkung und Begleitung
positiver Frauen trotz der Hemmungen möglich wird. Ein Kennzeichen der Ansätze in
der Frauenarbeit ist somit die Entwicklung niedrigschwelliger Zugänge. Neue
Möglichkeiten sind zum Beispiel mit Kontakten zu Frauencafes geschaffen worden,
um dort Informationen über HIV und AIDS bereitzustellen. Ebenso soll der Kontakt
mit der Frauengruppe der HIV-Schwerpunktpraxis weitergeführt werden, aus dem
sich weitere Kooperationen (Ausstellung der Bilder o.ä.) ergeben können. Es ist
durch die bisher gesammelten Erfahrungen deutlich geworden, dass betroffene
Frauen einen großen Bedarf an Unterstützung und Stärkung in der Öffentlichkeit
benötigen. Auch hier gilt es für die - und wenn möglich auch mit den - Frauen, ein
Umfeld zu schaffen, welches den Schritt aus der Anonymität für die Frauen
erleichtert. Der Schritt an die Öffentlichkeit bietet die Perspektive, auf weiteren
Ebenen präventiv tätig zu werden und Frauen zu Angeboten der AIDS-Hilfe
einzuladen, die bisher nicht erreicht werden konnten.
5.4.2 Prostitution
5.4.2.1 Aufsuchende Arbeit auf dem Straßenstrich
Im Bereich der Sexarbeit wurde die Straßensozialarbeit gemeinsam mit dem
Gesundheitsamt kontinuierlich geleistet. In diesem Arbeitsbereich bestand weiterhin
der Bedarf an Streetwork, da die Sexarbeiterinnen häufig ihren Arbeitsplatz wechseln
und somit immer wieder neuen Frauen die Informationen über die Hilfsangebote in
Duisburg zur Verfügung gestellt werden müssen. Des weiteren ist diese Arbeit durch
die Informationsweitergabe bezüglich neuer Entwicklungen der gesetzlichen Situation
geprägt. Hier besteht für die Frauen Aufklärungsbedarf in Hinblick auf ihre
Arbeitssituation.
Auch durch das Verteilen von ‚Give-aways’ in den Bordellen und auf dem
Strassenstrich zu Weihnachten wurden erneut Kontakt- und Gesprächsmöglichkeiten
(auch mit Freiern) geschaffen, die die Frauen nutzten. Besonderer Informationsbedarf
zeigte sich in Bezug auf die Umsetzung des neuen Gesetzes für Prostituierte und den
sich daraus ergebenen Konsequenzen. Die Prostituiertenberatung des
Gesundheitsamtes wird dieses aufgreifen und eine Veranstaltung zu diesem Thema
anbieten. Die Gesetzesänderungen wurden zum Anlaß genommen, um eine
Radiosendung im Duisburger Bürgerfunk zu gestalten. Gemeinsam mit der Kollegin
vom Gesundheitsamt Duisburg wurde das Ziel verfolgt, Vorurteile gegenüber dem
Beruf der Sexarbeiterin, der von manchen Frauen durchaus selbstbestimmt gewählt
wird, in Frage zu stellen
5.5. Migration
Es entspricht unserer Erfahrung in der AH und wird auch belegt durch die Zahlen
vom Robert-Koch-Institut, dass der prozentuale Anteil HIV-Positiver aus Pattern II-
Ländern (Länder mit endemischer Verbreitung von AIDS) weiter angestiegen ist. Das
Themenfeld AIDS und Migration gewinnt damit weiter an Bedeutung. Daher hat sich
unsere AH sehr früh interkulturellen Fragestellungen geöffnet.
Interkulturelle Öffnung bedeutet nicht notwendigerweise ein mehr an Arbeit, sondern
eine andere Qualität von Arbeit, die es ermöglicht, innerhalb der bestehenden
43
Kapazitäten und Strukturen auch MigrantInnen zu erreichen. Im Sinne der
Qualitätssicherung ist eine interkulturelle Öffnung ein Teil der fortlaufenden
Organisationsentwicklung.
Bei diesem Prozess der interkulturellen Öffnung ist es notwendig, Angebote an die
spezifischen Bedürfnisse von MigrantInnen anzupassen.
In der Beratung und psychosozialen Begleitung zeigte sich schon im Vorjahr ein
steigender Bedarf für HIV-positive Menschen aus Afrika, insbesondere für
afrikanische Frauen.
Ein Schwerpunkt war deshalb der Aufbau einer Selbsthilfegruppe für afrikanische
Frauen (siehe Punkt 5.5.1) sowie eine Filmreihe zu afrikanischen Themen (siehe
5.5.2)
Ein weiterer Schwerpunkt war die Weiterentwicklung der interkulturellen Kompetenz.
Unsere AH initiierte und organisierte zusammen mit dem AK „AIDS und Migration“
eine sehr erfolgreiche Fachtagung zu „Interkulturellen Aspekten der HIV-Prävention
und – Versorgung für Menschen aus Afrika“, die in 5.5.3 näher beschrieben wird.
Durch die Planung dieser Fachtagung wurde auch die Kooperation mit anderen
Einrichtungen stark intensiviert, insbesondere mit den Einrichtungen, die sich an der
Vorbereitung dieser Fachtagung im Rahmen des AK AIDS und Migration beteiligt
haben.
Unsere AH ist darüber hinaus bei der Landeskommission AIDS in der gegen Ende
des Jahres gegründeten AG „AIDS und Migration“ durch einen hauptamtlichen
Mitarbeiter vertreten.
5.5.1 Aufbau von Selbsthilfestrukturen für positive afrikanische
Frauen
Im Jahr 2001 wurde im Rahmen der zielgruppenspezifischen Prävention das Projekt
„Ausbau von Selbsthilfestrukturen für Afrikanische Frauen“ erstmals durchgeführt.
Ziel des Projektes war, auf direktem oder indirektem Wege Kontakt zu afrikanischen
Frauen herzustellen. Hierfür war es notwendig, eine Frau als Projektnehmerin zu
finden, die zum einen mehrsprachig und zum anderen eingebunden in eine
afrikanische Gemeinde ist.
Es gelang eine Projektnehmerin zu finden, die beste Voraussetzungen mitbrachte,
um das ehrgeizige Ziel zu erreichen, eine Selbsthilfegruppe für afrikanische Frauen
aufzubauen.
Die Projektnehmerin war selbst Migrantin, HIV positiv, lebt seit Jahren mit einem
Schwarzafrikanischen Lebenspartner zusammen, spricht 5 Sprachen, ist aktives
Mitglied in einer schwarzafrikanischen Kirchengemeinde und brachte Erfahrungen im
Umfeld einer anderen AIDS-Hilfe(AH) mit.
Die Umsetzung des Zieles, eine Selbsthilfegruppe aufzubauen, gestaltete sich sehr
schwierig.
Mit viel persönlichem Engagement hat die Projektnehmerin durch verschiedene
Einzelmaßnahmen und Strategien versucht, diese zu überwinden.
Zunächst stellte sich die Projektnehmerin bei den Kooperationspartnern vor, mit
denen wir bereits Kontakt hatten. Dabei ging es darum, wie die Vernetzung der
bisherigen Hilfestrukturen für Migrantinnen verbessert werden könnte, sowohl auf
lokaler Ebene in Duisburg aber auch mit Organisationen und Initiativen in den
44
benachbarten Städten. Darüber hinaus nahm sie zu einer Vielzahl von Afro-Läden,
afrikanischen Kirchengemeinden sowie anderen afrikanischen Organisationen
Kontakt auf, um zu erkunden, inwieweit diese für die Versorgung und Prävention von
HIV-positiven Frauen aus Afrika offen sind.
Außerdem nahm die Projektnehmerin Kontakt zu den von uns in der AH bereits
betreuten HIV-positiven afrikanischen Frauen auf und sprach in Einzelgesprächen mit
diesen darüber wie eine für diese Frauen angemessene Selbsthilfe aussehen könnte.
Des weiteren hat sie über die HIV- Schwerpunktpraxis, bei der über 10 afrikanische
HIV-positive Frauen in ärztlicher Behandlung sind und mit der wir sehr eng
kooperieren, durch mehrmalige Treffen versucht, mit weiteren Frauen ins Gespräch
zu kommen.
In diesen Gesprächen stellte sich heraus, dass die Frauen größte Skepsis zeigten,
sich einer HIV-positiven Gruppe direkt anzuschließen.
Aus diesen Gesprächen heraus entwickelten sich jedoch mehrere innovative
Ansätze:
• -Mit Hilfe eines Workshop-Angebotes eine Ehrenamtlerinnen-Gruppe
(möglichst mit HIV-positiven Afrikanerinnen) zu gründen.
• -Treffs mit Freizeitangeboten wie z.B. gemeinsames Kochen oder Workshops
anzubieten zu relevanten Themen wie z. B. Krankenversicherung, Asylrecht
und Medikamenteneinnahme.
• -Ein Workshop-Angebot zu Informationen über antiretrovirale Medikamente
wurde in einer Apotheke in Wuppertal abgehalten und war mit einem Besuch
der Stadt Wuppertal verbunden worden. Hierzu kamen drei afrikanische
Frauen.
• -Für einen Abend waren afrikanische Snacks mit ghanaischer Musik
vorbereitet. Am verabredeten Abend blieb die Projektnehmerin auf dem
vorbereiteten afrikanischen Essen alleine sitzen.
• Als eine weitere Idee wurde die Gründung eines Clubs für afrikanische Frauen
mit einem für HIV – Infizierte unverfänglichen Namen entwickelt. Dieser Club
nannte sich „ Der African Lions Club“. Das Motto des Clubs war: Life & Joy;
Africans for health und safety; Seine Angebotewaren: Aktionen, Filme und und
alles was Spaß macht. Die Poster und Handzettel wurden über Kirchen, Afro-
Läden und sonstige Einrichtungen, die mit afrikanischen Frauen zu tun haben,
verteilt.
Leider sind trotz einer sehr intensiven personalkommunikativen Werbung (neben der
Poster- und Handzettelwerbung ) nie Frauen zu diesen Treffen erschienen, nicht
einmal die Frauen, die in Einzelgesprächen diesen Vorschlag gemacht hatten.
Diese Erfahrungen haben gezeigt, dass der Auf- und Ausbau von
Selbsthilfestrukturen für afrikanische Frauen und der Aufbau einer EhrenamtlerInnen-
Gruppe nicht in direkter Weise angegangen werden kann.
Deshalb wurde in den letzten drei Monaten überlegt, wie trotz dieser oben
angeführten Schwierigkeiten ein Zugang zu betroffenen afrikanischen Frauen
gefunden werden kann.
Da fast alle afrikanischen Frauen in verschiedenen afrikanischen Kirchengemeinden
eingebunden sind, wurde versucht, eine afrikanische Kirchengemeinde zu finden, die
offen für das Thema HIV und AIDS war. Die Projektnehmerin kontaktierte deshalb
afrikanische Kirchengemeinden in Duisburg selbst und in den angrenzenden Städten
Mülheim, Essen und Düsseldorf.
45
Im weiteren Verlauf dieser Gespräche entwickelte die Projektnehmerin die Idee, ein
Krippenspiel als Theaterstück aufzuführen, wobei das Krippenspiel in unsere Zeit
transportiert werden sollte und Themen und Problematiken von afrikanischen Frauen
wie Asyl und HIV aufgreifen und spielerisch darstellen sollte.
Die Methodistische Ghanaische Kirchengemeinde in Düsseldorf war offen für dieses
Projekt.
Das Krippenspiel wurde im Rahmen einer dreistündigen Messe am 23.12.01
aufgeführt und kam bei der afrikanischen Kirchengemeinde (etwa 80
TeilnehmerInnen ) sehr gut an. Viele haben sich danach bei der Projektnehmerin
bedankt und haben Interesse an weiteren Veranstaltungen dieser Art bekundet.
5.5.2 Filmreihe zu afrikanischen Themen im Rahmen des Afrika
Marktes
Will man die Zielgruppe afrikanischer MigrantInnen erreichen, so bietet es sich für
Duisburg an, den jährlich im Frühsommer stattfindenden Afrika Markt dafür zu nutzen,
da er aufgrund seiner überregionalen Bedeutung für die Afrikaner selbst und die an
Afrika interessierten Menschen Tausende von Besuchern anzieht.
Der Afrika Markt fand am Sonntag, den 10. Juni auf dem Flachsmarkt und am
Innenhafen statt. Hier war Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel mit einem
gemeinsam mit dem Afrika Projekt von der Caritas in Essen organisierten Info-Stand
auf diesem sehr gut besuchten Afrika Markt vertreten.
Für den Afrika Markt wurde vom Internationalen Zentrum (IZ) der Volkshochschule
ein Flyer mit Begleitprogramm in einer Auflage von 20 000 Stück gedruckt und über
den Verteiler des IZ an ein spezifisch an Afrika interessiertes Publikum verteilt.
Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. hatte bereits im Vorjahr eine Filmreihe zu
afrikanischen Themen beim Regionalfond 2000 beantragt. Nachdem die finanzielle
Zusage vorlag, konnte die AH das IZ dazu bewegen, die 4 Filmabende zu
afrikanischen Themen im Begleitprogramm zum Afrika-Markt mit einer
Kurzbeschreibung anzukündigen. Dadurch erreichten wir zeitnah ein spezifisch an
afrikanischen Themen interessiertes Publikum.
Im Juni und Juli 2001 wurden diese 4 Filmabende zu afrikanischen Themen im
Internationalen Zentrum (IZ) der Volkshochschule durchgeführt. Wie geplant trat das
IZ nach außen hin als Veranstalter auf.
Da das IZ vor mehreren Jahren bereits einige Filme zu Afrika mit sehr geringer
Resonanz (durchschnittlich weniger als 5 Personen) gezeigt hatte, waren wir positiv
überrascht, dass diesmal im Durchschnitt zu jedem Film 15 Personen erschienen. Es
kamen Betroffene und Mitarbeiter aus dem Umfeld unserer AIDS-Hilfe, die meisten
jedoch waren Menschen, die das Thema Afrika interessierte. Sie wurden über das
Begleitprogramm des Afrika Marktes erreicht und hatten bisher keinen Kontakt zur
AIDS-Hilfe.
Wie motiviert die Teilnehmer waren, zeigte die Tatsache, dass bei dem Film „Road to
Accra“ kein einziger Zuschauer vorzeitig ging, obwohl wir den Film aufgrund
technischer Probleme ohne Ton zeigen mussten.
Nach der Filmvorführung wurden sowohl die Inhalte als auch die Situation des
jeweiligen Landes ausführlich diskutiert.
46
Die Gespräche und Diskussionen mit einer Ex-Guerilla-Kämpferin (Sie war aus
Hamburg angereist) beim Film „Flame“ über den Befreiungskampf in Simbabwe war
ein besonderer Höhepunkt innerhalb der Filmreihe.
Der Film „Otomo“, der die Problematik von Asylbewerbern thematisiert, löste sehr
lebhafte und kontroverse Diskussionen aus. Es war schade, dass der Regisseur des
Films, kurzfristig seine zugesagte Anreise nach Duisburg absagen musste.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Filmreihe hinsichtlich zweier Ziele
recht erfolgreich war:
Gängigen Klischees von Afrika als Kontinent, der mit Chaos, Krieg und Krisen
verbunden wird konnte erfolgreich entgegengewirkt werden, da die Filme einen
Einblick in differenzierte kulturelle und politische Situationen zu einzelnen Ländern
oder Themen ermöglichten. In den Gesprächen und Diskussionen nach den Filmen
ergaben sich fast immer auch Fragen zur gesundheitlichen Versorgung.
Damit rückte auch das Thema AIDS unter verschiedenen Aspekten in den Blickpunkt,
ohne dass sich Einzelne „outen“ mussten und damit wurde ein niedrigschwelliger
Zugang zu Infomaterial und Kondomen geschaffen. Bei den Gesprächen war es
möglich, unsere AIDS-Hilfe als eine Einrichtung mit starkem Selbsthilfecharakter zu
präsentieren und auf verschiedene Aspekte der HIV-Prävention und Versorgung
hinzuweisen. Es ergaben sich auch wichtige Kontakte zu anderen Einrichtungen.
Es ist uns - mit einer Ausnahme - jedoch nicht gelungen, Schwarzafrikaner selbst
durch die Filme anzusprechen, obwohl in die Vorauswahl der Filme Schwarzafrikaner
miteinbezogen worden waren.
5.5.3 Fachtagung „Interkulturelle Aspekte der HIV-Prävention und
Versorgung für Menschen aus Afrika“
Die Fachtagung „Interkulturelle Aspekte der HIV-Prävention und Versorgung für
Menschen aus Afrika“ war die dritte Tagung, die auf Initiative der AIDS-Hilfe
Duisburg/Kreis Wesel e.V. und der AIDS-Beratung des Gesundheitsamtes der Stadt
Duisburg zum Themenbereich „Migration“ stattfand und es war die 1. Tagung für
Multiplikatoren, die mit afrikanischen MigrantInnen arbeiten, in Deutschland.
Vorbereitet wurde sie von dem Arbeitskreis „Aids und Migration“, der sich aus
MitarbeiterInnen von Aids-Hilfen, Gesundheitsämtern und Wohlfahrtsverbänden
zusammensetzt.
Die Tagung stieß auf eine sehr gute Resonanz. Ca. 70 Teilnehmer nahmen an der
Vorstellung und Auswertung der bisherigen Erfahrungen in der Prävention und
Versorgung von HIV-betroffenen AfrikanerInnen teil.
Besonders eindrucksvoll und hilfreich wurden die Beiträge der afrikanischen
Referenten erlebt, die die Situation und den Erlebnishintergrund afrikanischer
Menschen hier in Deutschland „hautnah“ vermittelten.
Aufgrund von Wissensdefiziten und der Tabuisierung der Aids-Erkrankung kann
davon ausgegangen werden, dass vielen afrikanischen MigrantInnen die
Verhaltenskompetenzen beim Umgang mit Infektionsrisiken fehlen und die hiesigen
Präventionsbotschaften sie nicht erreichen.
Das Gesundheitssystem in Deutschland ist ihnen fremd. Nur sehr wenige
Einrichtungen bieten bisher psychosoziale Beratung, Betreuung und Versorgung für
MigrantInnen aus Afrika an.
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Die Professionellen, die sich dem Anspruch der „interkulturellen Öffnung und
Sensibilisierung“ für die hier lebenden AfrikanerInnen stellen wollen, sehen sich vor
eine schwierige Aufgabe gestellt. Es gibt so wenig „die Afrikaner“ wie es „die
Europäer“ gibt. In den 51 Ländern Afrikas gibt es ganz verschiedene ethnische
Gruppen mit wiederum eigenen spezifischen Kulturen. Auf diesem Hintergrund wird
deutlich, dass eine Kooperation und Vernetzung der Präventions- und
Versorgungseinrichtungen mit den Migrationsdiensten nicht ausreichend ist. Eine
Einbindung von muttersprachlichen Professionellen aus dem jeweiligen Kulturkreis ist
unbedingt erforderlich.
Die Fachtagung zeigte Möglichkeiten der HIV-Prävention für AfrikanerInnen auf und
gab Anstöße zum Aufbau eines regionalen Netzwerks zur psychosozialen Beratung
und Betreuung für AfrikanerInnen, die von HIV und AIDS betroffen sind. Die
vermittelten Erfahrungen sollen als Basis zur Entwicklung von Standards für die
weitere Arbeit in diesem Bereich dienen.
Angesprochen waren MitarbeiterInnen in Beratungsstellen und Migrationsdiensten, an
die sich AfrikanerInnen wenden, auch in Ausländer-, Gesundheits-, Ordnungs- und
Sozialämtern.
5.6 Prävention in der Allgemeinbevölkerung
„Vergessen ist ansteckend!“ – lautet der Titel der Kampagne, die von verschiedenen
Kooperationspartnern zum sogenannten „Reminders day“ (06. Juli) in Deutschland im
Rahmen des 8. Deutschen AIDS-Kongresses in Berlin gestartet wurde. Eine – aus
unserer Sicht – leider höchst zeitgemäße Kampagne, die das aufgreift, was wir (auch
in unseren Jahresberichten) seit geraumer Zeit beschreiben: Einschlafens- und
Sorglosigkeitstendenzen, gespeist und zum Teil ausgelöst durch
Entwarnungsphantasien bezüglich der Problematiken von HIV und AIDS.
Diese nachlassende Wahrnehmung zieht sich offenbar durch alle denkbaren
gesellschaftlichen Gruppen – so auch durch die sogenannte Allgemeinbevölkerung.
Die Gründe dafür sind vielfältiger Art. Der Verfasser möchte dazu an dieser Stelle auf
die Erläuterungen und Erklärungsansätze der letzten Berichte verweisen. Dieser
Verweis gilt auch für die tendenziellen Verschiebungen bei den
Infektionshintergründen (s. RKI-Statistiken).
Alles in allem besteht jedenfalls weiterhin keinerlei Anlass, in den
Präventionsbemühungen nachzulassen. Im Gegenteil – der Bedarf an Aufklärung und
Information wächst weiter. Dies zeigen uns vor Ort Rückmeldungen, Resonanzen und
Evaluationserfahrungen über Info-Stände und diverse Veranstaltungen in diesem
Sektor (s. Grafik zur Verteilung der Veranstaltungen auf die verschiedenen
Arbeitsfelder, u.). Das zeigen insbesondere auch die alljährlichen Umfrageergebnisse
der BzgA im Bereich Jugendlicher, wonach etwa in 2001 nur noch 37 % der
Befragten der Auffassung waren, dass AIDS eine ernstzunehmende,
lebensbedrohliche Erkrankung sei.
Im Berichtsjahr haben wir diese Tendenzen in unseren verschiedenen
Veranstaltungen verstärkt zur Sprache gebracht (Vgl. etwa auch die
Schwerpunktsetzungen zu Welt-AIDS-Tags-Veranstaltungen, s. Flyer im Anhang).
48
Wo immer möglich, geschieht dies in Dialog-Formen und ohne pädagogischen
Zeigefinger.
5.6.1 Veranstaltungsinhalte
In aller Regel werden personalkommunikative Formen massenmedialen vorgezogen.
Das erfordert allerdings auch eine jeweilige Reduktion auf zielgruppenadäquate und
bedürfnisorientierte Themenbereiche. Um diese Reduktion pädagogisch
verantwortungsvoll vornehmen zu können, finden entsprechende Vor- und
Nachgespräche mit den Veranstaltungspartnern statt.
Je nach Zielgruppe, Zugangsvoraussetzungen und Rahmenbedingungen können u.a.
folgende Themenfelder behandelt werden :
• Medizinisch, biologische Grundlagen zu HIV und AIDS, ggf.
Hepatitiden und andere STD`s (Virologie, Immunologie, ...)
• Verlaufsformen der HIV-Infektion
• Aktueller Forschungsstand und Therapieansätze
• Übertragungswege und –risiken
• Infektionsschutzmöglichkeiten
• Testverfahren und ihre Problematiken
• Epidemiologische Entwicklung und daraus resultierende
Präventionserfordernisse und –strategien
• Lebenssituation von Betroffenen und An- oder Zugehörigen
• Umgang mit HIV-positiven oder/und an AIDS erkrankten
Menschen
• Vorurteile gegenüber sog. Hauptbetroffenengruppen
• Drogen- und Substitutionsproblematik
• HIV und AIDS als gesellschaftliches Phänomen
• Juristische und ethische Fragestellungen
• Probleme in der Betreuung und Pflege
• Sterbebegleitung, Tod und Trauer
• Liebe, Sexualität und Partnerschaft
• Probleme im Umgang mit der eigenen Sexualität
• Homosexualität (Schwul-lesbische Aufklärungsarbeit)
• Geschlechterrollen und ihre Problematiken
• Normen, Werte und deren Wandel im Umfeld der Sexualität
• U.a.m.
49
5.6.2 Schulische Prävention / Youthwork
AIDS-präventive Veranstaltungen in sexualpädagogischem Kontext wurden von der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. für SchülerInnen aller Regelschulformen
sowie Kollegschulen durchgeführt. In der Regel werden unsere Angebote in den
Jahrgängen ab der Klasse 8, in einzelnen begründeten Ausnahmen auch in jüngeren
Jahrgängen plaziert.
Form und Inhalte werden jeweils bedürfnis- und lebensweltorientiert konzipiert. Das
Angebotsspektrum reicht hier von Formen eines „Expertengespräches“ im Rahmen
von Unterrichtsreihen vor unterschiedlichem Fachhintergrund bis hin zu Projekttagen
und – wochen, die i.d.R. außerhalb des Schulrahmens durchgeführt werden.
Für das Berichtsjahr ist eine weitere Zunahme an Nachfragen im Youthwork-Bereich
zu konstatieren. Leider bündeln sich die Anfragen weiterhin im Umfeld von
Halbjahreswechsel- und Ferienzeiten, was schulorganisatorisch gewiss verständlich
ist. Dies hat allerdings zur Folge, dass wir nicht alle Schulen im gewünschten Maße
bedienen können.
Entsprechend wird die Einbeziehung qualifizierter EhrenamtlerInnen weiter verstärkt
ins Auge gefasst. Hervorzuheben ist an dieser Stelle das enorme Engagement
unseres Ehrenamtlers Dr. Berthold Thiele, der uns in mannigfaltiger Weise unterstützt
und damit wesentlich dazu beiträgt, dass wir relativ wenig Absagen erteilen müssen.
Dies soll das Engagement der anderen im Präventionsbereich tätigen
EhrenamtlerInnen keineswegs schmälern, die allerdings aufgrund ihrer beruflichen
Einbindung naturgemäß selten zur Verfügung stehen können.
Darüber hinaus gilt unser Dank insbesondere den aktiven HIV-positiven
EhrenamtlerInnen, die sich immer wieder bereit erklären, in authentischer Weise zur
Frage „HIV-positiv – was heißt das ?“ Rede und Antwort zu stehen. Die Einbeziehung
dieser Selbsthilfeaktivisten ist hier, wie auch zum Thema „Homosexualität“ fester
Bestandteil vieler Präventionsveranstaltungen. Der besondere Wert dieser
Authentizität wird uns auch immer wieder rückgemeldet. Hier gilt den MitarbeiterInnen
des Herzenslust-Teams ein herzliches Dankeschön.
Den von uns (mit-) initiierten Präventions-Vernetzungen in Duisburg und für die
Region um Dinslaken kommen ebenfalls besondere Bedeutung zu. Dabei geht es uns
vor allem darum, über MultiplikatorInnen eine kontinuierliche Präsenz der
Präventionsthemen in den Einrichtungen zu schaffen und von `nur´ punktuellen
Veranstaltungen wegzukommen (s. 5.6.4). Durch die Vernetzung und die damit
verbesserte Kooperation und Koordinierung werden Synergieeffekte erzielt. Durch
begleitende Öffentlichkeitsarbeit wird für die potentiellen Kunden mehr Transparenz
zu den Präventionsangeboten geschaffen (s. PROphylaxe VERnetzungskreis für die
Region um Dinslaken; Flyer und Pressespiegel im Anhang).
In die gleiche Richtung zielt die Arbeit des Verfassers im Rahmen eines
Qualitätszirkels der Youthworker NRW. Unter dem Zugang „Total Quality
Management“ ist hier eine Art Handbuch entstanden, das u.a. für Kunden und
Zuwendungsgeber ein klareres Bild vom Produkt „Youthwork“, den Angeboten,
Leistungen, Leitlinien und Rahmenbedingungen schafft. Dies ist ab sofort beim
Youthworker der AH DU/KW e.V. abrufbar.
50
Dem von uns propagierten Ansatz, Projektformen außerhalb des klassischen
Unterrichtsrahmens zu installieren wird zunehmend Rechnung getragen. Die guten
Beispiele „machen Schule“.
Hier gab es auch im Berichtszeitraum wieder einzelne `neue´ Initiativen (z.B. von der
Ernst-Barlach-Gesamtschule Dinslaken, der Realschule Hamminkeln, der LB-Schule
in Duisburg-Neumühl oder dem Gertrud-Bäumler-Kolleg in Duisburg), die von
Schulen oder z.T. gar von SchülerInnen selbst ausgingen. Hilfreich sind dabei gewiss
die Prozesse zur Entwicklung von Schulprogrammen und –profilen sowie die
Auswirkungen der neueren Richtlinien zur Sexualerziehung in NRW, die allmählich
auch wahr- und ernstgenommen werden.
Erneut möchte der Verfasser in diesem Sektor auf zwei Tendenzen aufmerksam
machen, die zunehmend Anlass zur Sorge bereiten. Zum einen ist dies das
Phänomen einer Art Übersättigung bzgl. AIDS-präventiver Maßnahmen („Nicht schon
wieder AIDS ... Wir wissen nun wirklich inzwischen Bescheid“).
Die sich dahinter verbergenden Haltungen sind nach den Erfahrungen des Verfassers
sowie vieler LehrerInnen allerdings leider kein Spiegelbild für einen ausreichenden
Informations- und Aufklärungsstand bzgl. der Übertragungswege und –risiken und
erst recht nicht bezüglich sprachlicher und kommunikativer Kompetenzen im Feld von
Liebe, Sexualität und Partnerschaft. Sie zeigen eher, dass mehr oder weniger
isolierte oder aber zum falschen Zeitpunkt (weil fern von der intensiven thematischen
Auseinandersetzung oder gar realen Erfahrungen) plazierte AIDS-Aufklärung nicht
(mehr) in erwünschtem Maße greift. Auf den Prüfstand gehören die Informations- und
Vermittlungsmethoden. Die Erkenntnis ist nicht neu, dass AIDS-Prävention mit
Jugendlichen im Kontext von Sexualpädagogik anzusiedeln ist, dass
personalkommunikative Methoden (d.h. „Veranstaltungen von Mensch zu Mensch“,
vgl. BzgA-Ansatz), die an der Lebenswelt der SchülerInnen orientiert sind,
massenmedialen oder eindimensionalen Vermittlungsformen vorzuziehen sind.
Zum anderen beobachten Verfasser und viele Lehrende (aller Schulformen) verstärkt
geradezu antiemanzipatorische Haltungen auf Seiten der Mädchen und jungen
Frauen, die oftmals mit sehr romantischen Liebesidealen einhergehen. Nun wäre
dagegen prinzipiell nichts einzuwenden, wenn dies nicht mit Verlusten an
Selbstbestimmung und Eigenverantwortung – auch im sexuellen Bereich -
einherginge. Damit einher geht aus Sicht des Verfassers eine Renaissance
patriarchalischer –oder sagen wir: klassischer männlicher- Verhaltensausprägungen
auf Seiten der Jungen. Darüber geraten viele „kleine Helden (wieder verstärkt) in Not“
und die kommunikative `Auseinandersetzung´ zwischen den Geschlechtern und damit
hier und dort auch die Durchsetzung individueller Schutzbedürfnisse leiden darunter.
Es bleibt dabei, Emanzipation, Selbstbewusstsein und –bestimmung mit sozialer
Verantwortung und solidarischem Handeln in Einklang zu bringen, ist eine zentrale
Aufgabe von Erziehung, (Aus-) Bildung und Präventionsarbeit.
Auch vor diesem Hintergrund ist ein stabiler Trend der Nachfragen zum Spezialthema
„Homosexualität“ erfreulich. Umso mehr, als auf den Schulhöfen wieder deutlich mehr
verbale Ausgrenzungsattacken zu vernehmen sind. Das passt leider zur oben
beschriebenen Tendenz. Die nach wie vor stark klischeegeprägte Vorstellung vom
„Schwul-Sein“ gilt sehr häufig geradezu als das Antivorbild für Jungen. Trotz aller
gesamtgesellschaftlichen Fortschritte im Feld der Akzeptanz und Toleranz gegenüber
51
gleichgeschlechtlichen Lebensweisen, gilt es hier aus Sicht des Verfassers sehr
genau zu beobachten und frühzeitig den Anfängen neuer Diskriminierungstendenzen
zu wehren.
Hier sei noch einmal der Hinweis gestattet, dass beim Youthworker der AH die sog.
„SCHLAue Kiste“ des MFJFG NRW mit Medien und Materialien zur schwullesbischen
Aufklärungsarbeit prinzipiell auszuleihen ist.
5.6.3 (Präventions-) Veranstaltungen für Jugendliche und
Multiplikatoren
Erfreulich war im Berichtszeitraum die Nachfrage nach Präventionsberatungen von
SchülerInnen, die für Fach- oder Projektarbeiten unseren Rat suchten. Dies ist
gewiss auch als Zeichen zu deuten, dass die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
bei vielen Schulen als gute und wichtige Anlaufstelle bekannt ist. Über das direkte
Aufsuchen lassen sich im übrigen leicht denkbare Schwellenprobleme abbauen.
Zudem können wir hierüber natürlich auch unsere Youthwork-Angebote bekannt
machen.
Auch aus dem Bereich berufsbildender Einrichtungen (z.B. das AWO-
Ausbildungszentrum in Duisburg-Huckingen) gibt es vermehrt Anfragen. Hier finden
wir in der Regel wichtige Zielgruppen; Jugendliche im Alter zwischen 16 und 23
Jahren, die oftmals problembehaftete Sozialisationen und einen geringen Grad an
Aufklärungsniveau (z.T. auch migrationsbedingt) aufweisen.
Eine interessante Kooperation entwickelt sich mit dem städtischen Jugendzentrum
„Karo“ in Wesel. Der Bereich der offenen Jugendarbeit ist in Bewegung.
Projektformen in Verbindung mit Präventionseinrichtungen kommen mehr und mehr
in Betracht. Vorteilhaft daran erscheint uns vor allem das „Setting“, in dem sich
Jugendliche hier freiwillig zusammenfinden – ein deutlicher Vorteil gegenüber der
`Zwangsveranstaltung Schule´.
Weiterhin ist zu berichten, dass uns auch aus einzelnen Firm- und
Konfirmandengruppen Anfragen erreichten, die wir sehr gerne bedient haben.
5.6.4 Multiplikatoren- und Erwachsenenbildung
Wie bereits erwähnt, investiert die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. viel in die
Aus- und Weiterbildung ihrer ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, ohne die einfach die
Vielzahl an Anfragen auch aus diesem Präventionsfeld nicht befriedigt werden
könnten. Dies ist und bleibt eine wichtige Aufgabe, der wir uns gerne widmen. Dazu
führen wir u.a. alljährlich zwei intensive Grundlagenausbildungen (s. 6.) im Verbund
mit drei anderen Ruhrgebiets-AIDS-Hilfen durch, um darüber einerseits den
EhrenamtlerInnen eine Möglichkeit zu bieten, ein Einsatzfeld zu finden, dass Ihren
Ressourcen, Fähigkeiten und Neigungen entspricht, und andererseits sie gemäß
unseren Qualitätsstandards auszubilden und zu rüsten und die vorhandene
Motivation zu stärken. Die Gruppe der aktiven EhrenamtlerInnen sind unsere
wichtigste Ressource und die wichtigsten MultiplikatorInnen.
52
Eine weitere ganz wichtige Gruppe von potentiellen MultiplikatorInnen sind in diesem
Präventionsfeld natürlich die Lehrenden in schulischen und außerschulischen
Einrichtungen. Die Anfragen nach Lehrerfortbildungen im Hinblick auf und im Vorfeld
von Projektformen sind leicht steigend. Auch hier ist ein Erklärungsansatz die
Wirkung der neuen Richtlinien zur Sexualerziehung sowie zunehmend offenbar das
bedeutungsvolle Werbemittel der sog. Mundpropaganda.
Das Themenspektrum reicht hier von der Präsentation des aktuellen Wissensstandes
zu HIV und AIDS über die epidemiologische Entwicklung und daraus resultierender
Präventionskonsequenzen und –strategien bis hin zu Aspekten spezieller Fortbildung
im Bereich von Gesprächsführung, Kommunikation und Moderation.
Auch vor diesem Hintergrund erweisen sich die erwähnten
Präventionsvernetzungsaktivitäten als höchst sinnvoll. Darüber lassen sich
Synergieeffekte erzielen, mittelfristig gesehen Ressourcen zusammenführen und
nicht zuletzt Chancen eines ökonomischeren Haushaltens mit den vorhandenen
Kapazitäten entwickeln. Dies scheint uns besonders wichtig zu sein, weil im
Präventionsbereich vorläufig nicht mit einem Ausbau hauptamtlicher Personalstellen
zu rechnen ist.
Umso mehr gewinnt dieses Feld der Multiplikatorenausbildung an Bedeutung. Ein
zentrales Anliegen ist es, die Präventionsthemen und die damit verbundenen Ziele an
Schulen und in außerschulischen (Jugend-) Einrichtungen möglichst ganzjährig zu
plazieren. Geschulte PädagogInnen, ErzieherInnen oder SozialarbeiterInnen und –
pädagogInnen sollten diese repräsentieren, zumindest mit Verweisungskompetenzen
ausgestattet sein und als AnsprechpartnerInnen für die Jugendlichen bekannt sein/
werden.
5.6.5 Berufsspezifische Erwachsenenbildung
Hier sind im wesentlichen Fortbildungsveranstaltungen in Alten- und
Krankenpflegeschulen und bei sonstigen Pflegeanbietern verortet. Auch in diesem
Bereich verzeichnen wir stabile Nachfragen und hocherfreuliche Rückmeldungen.
Insbesondere wird geschätzt, dass wir von der medizinischen Seite bis zu den Tiefen
im psychosozialen Bereich die ganze Bandbreite des komplexen Themenfeldes rund
um das Phänomen „HIV und AIDS“ abdecken können. Nicht zuletzt auch in diesem
Tätigkeitsfeld bewährt sich das „3-Säulen-Modell AIDS-Hilfe“ mit der Verbindung von
Selbsthilfe-, Interessen- und Fachverband sowie der Ansatz der Strukturellen
Prävention.
5.6.6 Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten
Anzuführen sind hier :
• Beteiligung an der Grundlagenausbildung für EhrenamtlerInnen in der
Ruhrgebietsvernetzung der AIDS-Hilfen
• Präventionsvernetzungsarbeit in Dinslaken und Duisburg
• Vertretung der AH DU / KW e.V. bei den NRW-Youthworker-
Arbeitskreisen und dem Youthwork-Qualitätszirkel (s.o.)
• Beteilung an Pretest-Verfahren beim Youthwork-Förderprogramm-
Controlling des MFJFG, NRW
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• Koordinierung von haupt- und ehrenamtlichen Einsätzen bei
Informations- und Präventionsprojekten
• Einarbeitung in und Bereitstellung von Materialien für Lehrende und
MultiplikatorInnen
• Beratung von pädagogischen Fachkräften bzgl. der Unterrichts- oder
Projektgestaltung zum Thema HIV und AIDS
• Telefonische und persönliche Informations- und Beratungsgespräche
mit (u.a.) Jugendlichen
• Unterstützung von Jugendvertretungs- und
SchülerzeitungsredakteurInnen
• U.a.m. (Vgl. 4. Öffentlichkeitsarbeit)
6. Ehrenamtliche MitarbeiterInnen: Begleitung, Aus- und
Weiterbildung
6.1 Begleitung der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen
Wir hatten auch in diesem Jahr eine beachtliche Gruppe von aktiven
EhrenamtlerInnen. Wie in den Vorjahren blieb die Anzahl der Aktiven konstant bei
ca. 40 Personen. Die EhrenamtlerInnen kommen aus den verschiedensten sozialen,
sexuellen Orientierungen und politischen Richtungen. Trotz dieser unterschiedlichen
Einstellungen war die Intention bei der Unterstützung der AIDS-Hilfe Arbeit dieselbe.
Alle standen hinter den Aufgaben und Zielen der AIDS-Hilfe um im Sinne der
Betroffenen zu Handeln und diese in den verschiedensten Bereichen zu begleiten.
Diese solidarische Intention kann man sehr gut anhand des Mittwochs Café
„Solidarerleben“ erleben. Hier kann man deutlich die Motivation der AIDS-Hilfe
erkennen, die Grenzen zwischen den verschiedensten Gruppen fließend zu machen.
Diese Arbeit ist stetig und bleibt weiterhin unser Leitmotiv.
In dem Mittwochscafé konnten die EhrenamtlerInnen in der lockeren Atmosphäre
untereinander Ihre Erfahrungen austauschen und bei Komplikationen bezüglich der
Arbeit in der AIDS-Hilfe bzw. persönlichen Umfeld mit den HauptamtlerInnen diese
ansprechen.
Als Dankeschön für die unermüdliche Arbeit unserer EhrenamtlerInnen boten wir im
Dezember eine „kulinarische Reise“ durch die Kochkünste der HauptamtlerInnen an.
Dieses Essen soll das Engagement der EhrenamtlerInnen würdigen. Die Teilnahme
an dem Essen war sehr hoch und wir Danken allen EhrenamtlerInnen für das
entgegengebrachte Vertrauen in die Kochkünste der HauptamtlerInnen.
54
6.2 Schulung neuer ehrenamtlicher MitarbeiterInnen, Aus- und
Weiterbildung
Schulungen für EhrenamtlerInnen
Auch in diesem Jahr konnten wir für die ehrenamtlichen Mitarbeiter zwei
Neuenschulungen anbieten. Diese Neuenschulungen wurden mit den AIDS-Hilfen
Gelsenkirchen, Essen und Oberhausen in Kooperation durchgeführt. Bei den
Schulungen wurden die verschiedenen Arbeitsbereiche der AIDS-Hilfe vorgestellt.
Darüber hinaus wurde die Haltung der AIDS-Hilfe, die medizinischen
Grundkenntnisse und die verschieden Formen der Sexualität bearbeitet und
vermittelt.
Im Vorfeld der Schulung wurden mit den interessierten Personen ein Gespräch
geführt. Zwei HauptamtlerInnen besprachen mit dem Interessierten die Aspekte
Intention, Erfahrungen mit Drogenkonsumenten/Schwulen/Tod und über die
Vorstellungen der Interessierten über die etwaigen zukünftigen Arbeitsfelder. Dieses
Gespräch sollte dem Interessierten die Möglichkeit geben, sich ein Bild über die
AIDS-Hilfe zu verschaffen, um somit für sich zu klären, ob die Arbeit für Ihn/Sie das
Richtige ist.
Externe Fortbildungen
Wie in den Vorjahren gab es für die MitarbeiterInnen die Möglichkeiten der externen
Weiterbildung. Für alle ersichtlich wurden die verschiedenen Angebote an unserem
schwarzen Brett im Flur ausgehangen. Um die Kosten für die Mitarbeiter so gering
wie nur möglich zu halten, konnten die EhrenamtlerInnen ein Kontingent aus dem
Etat der AIDS-Hilfe zu dem Zweck der Fortbildung ausschöpfen.
Themenspezifische Fortbildungen
Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. konnte in diesem Jahr eine Klausurtagung
zum Thema Migration anbieten. In Kooperation mit dem Gesundheitsamt Duisburg
und anderen Einrichtungen wurden die verschiedenen Aspekte der Migration für den
Bereich Schwarz-AfrikanerInnen behandelt.
Im Februar konnte, durch die in der AIDS-Hilfe angesiedelte Hepatitis-C Gruppe, eine
Veranstaltung zu den extrahepatischen Manifestationen in Hinblick auf Hepatitis-C
und den neuen Erkenntnissen zu der Interferontherapie angeboten werden.
An externen Weiterbildungen kann sicherlich der im Juli stattgefundene 8. Deutsche
AIDS-Kongress in Berlin hervorgehoben werden. Diese Veranstaltung in Verbindung
mit der Bundespositivenversammlung „Positive-Begegnungen“ wurde von unseren
EhrenamtlerInnen gut besucht.
6.3. Supervision
Interne Supervision für ehrenamtliche MitarbeiterInnen
Die Mitarbeitenden aus dem Beratungs- und Betreuungsbereiche erhielten
regelmäßige Supervision durch einen hauptamtlichen Mitarbeiter
Teamsupervision
Die Teamsupervision für HauptamtlerInnen wurde mit neun Sitzungen jährlich mit
derselben Supervisorin wie in den Vorjahren fortgesetzt. Zwischenzeitlich wurde von
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der Supervisorin eine Beendigung angedacht, aufgrund der veränderten
Leitungssituation wurde eine Verlängerung für 6 Sitzungen bis zum Februar 2002
vereinbart.
7. Bericht der Verwaltung
Finanzbuchhaltung
Doppelte Buchführung, Kontierung, Monats-/Jahresabschluß, Erstellung der
jährlichen Einnahme-Überschuß-Rechnung und Erstellung des jährlichen
Haushaltsplanes der AIDS-Hilfe, Erstellung von Quartalsübersichten, Kontoführung,
Beleg- und Rechnungsprüfung, ordnungsgemäße Belegablage, allgemeiner
Finanzverkehr, Korrespondenz
Kasse
Verwaltung von Bargeld (Einnahmen und Ausgaben), Ausstellen von Quittungen,
Belegprüfung, Kassenbuchführung, Monatsabschluß, Kassenabstimmung
Personalwesen
Personalführung: Lohn-/Gehaltskarten, Fehlkarten (für Urlaub, Sondertage,
Krankheitstage) Lohnsteuerkarten, Versicherungsnachweis, Lohn-
/Gehaltsabrechnung;
Krankenkassen: An-/Abmeldungen, Beitragsrechnung zur Sozialversicherung
(Kranken-/ Renten-/Arbeitslosenversicherung);
Finanzamt: monatliche Lohnsteueranmeldung und Abführung der Lohn- und
Kirchensteuer;
EDV-Gehalts-Service: Prüfung der Abrechnungs-Journale, Kostenverteilung,
Meldungen und Beiträge an die Berufsgenossenschaft, Fahrt- und
Reisekostenabrechnungen;
Personalmittel: Anträge an Bund, Land NRW und Kommunen,
Zuwendungsbescheide, Verwendungsnachweise, Verwaltungsarbeiten im Bereich
Zivildienst (Personalaktenführung, Soldabrechnung);
Arbeitszeitnachweis: monatliche Ausrechnung der Soll-/Ist-/Überstunden für
Mitarbeitende;
Projekte (Herzenslust, Aufbau einer Selbsthilfegruppe für Migrantinnen, Projekte im
Rahmen JES NRW Projekte zur Förderung der Selbsthilfe 2001)
Finanzielle Antragstellung, finanzielle Überwachung der Projekte, Beantragung von
Auszahlungen, Verwendungsnachweise
DAS-Anträge
Abforderung von zugesagten Geldbeträgen, Auszahlung der Bewilligungen,
Verwendungsnachweise, Rückzahlung überhöhter Auszahlungen
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Bußgeldauflagen
vom Land-/Amtsgericht zugunsten der AIDS-Hilfe; Kontrolle der Bußgeld- bzw.
Bußgeldratenzahlungen, Verwendungsnachweise der Bußgelder gegenüber dem
Gericht, Korrespondenz
Vereinsmitglieder
Kontoführung über gezahlte Vereinsbeiträge, Mahnungen bei Nichtzahlung,
Zuordnung neuer Mitglieder, Nummernvergabe, Mitgliedschaftsbestätigungen
Spenden
Vor- und Nachbereitung der rechtlichen und organisatorischen Spendenformalitäten,
Dankschreiben und Ausstellung von Spendenbescheinigungen, Akquise von
Spenden allgemein und zweckgebundenen Spenden (z. Bsp. Positivenfreizeit)
Terminsachen
Einhaltung von Terminen bei Korrespondenz und Zahlungen, z. Bsp.
Mitgliedsbeiträge der AIDS-Hilfe an diverse Organisationen und Vereine,
Versicherungen, Kfz-Steuer, Lohnsteuer, Krankenkassenbeiträge, Lohn- und
Gehaltsüberweisungen, Verwendungsnachweise, Mieten
Schreibarbeiten
allgemeine Korrespondenz, Protokolle, Konzepte, Statistik, etc...
Zusätzliche Bürotätigkeit
Einkauf von Büromaterial, Inventarbeschaffung, Spritzen, Tupfer, Kondome,
Schleifen, telefonische Beratungsgespräche, Überbrückung von Wartezeiten bei
Klienten und bei Krisenintervention, Vorbereitung für die Jahreshauptversammlung
der Vereinsmitglieder
Wochenendvergabe Methadon
Organisation der Wochenendvergabe, am Freitag bzw. vor Feiertagen Erstellen der
Listen mit den Klienten für die Methadonvergabe in der AIDS-Hilfe Diakoniestation
Duisburg-West, Drogenberatungsstelle der Stadt Duisburg in Walsum, Annahme des
Methadons von den Apotheken und Aufteilung nach den Vergabeorten, Informieren
des für den Hintergrunddienst zuständigen Arztes, Abgabe der Kassetten mit dem
Methadon bei der Kriminalpolizei, bei der Diakoniestation Duisburg-West,
Organisation des Hintergrunddienstes für die Methadonvergabe
Sonstiges
Teilnahme an Teamsitzungen (wöchentlich), Supervision (monatlich), Arbeitskreis
AIDS mit dem Gesundheitsamt, Arbeitskreis AIDS und Drogen (der niedergelassenen
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Ärzte), Fortbildungsseminare für den Bereich Personalwesen (z. Bsp. Angebote der
AOK Rheinland), Telefondienst, Spritzentauschprogramm
8. Übergreifende Selbsthilfeinitiativen
Hier stellen sich die Selbsthilfegruppen, die mit Infrastruktur der AIDS-Hilfe
Duisburg/Kreis Wesel e. V. unterstützt werden, mit ihren Tätigkeiten vor. Für die
Inhalte der folgenden Darstellungen zeichnen die Gruppen selbst verantwortlich.
8.1 Jahresbericht 2001 JES-Duisburg e.V.
im letzten jahr gründete sich die arbeitsgruppe jes / eltern 21.july ( nationaler gedenktag der
verstorbenen drogenkonsumentInnen ). die idee dieser zusammenführung beider gruppen
entstand aus dem gedanken heraus die gemeinsamen kräfte zu bündeln um das stetig größer
werdende interesse an diesem gedenktag optimal nutzen zu können um so erfolgreicher
arbeiten zu können.
im gleichen zeitraum begannen auch die vorbereitungen zur 15 jahrfeier der aids-hilfe
duisburg kreis wesel e.v. bei der jes mit einem infostand sowie der mitarbeit an der tombola
am averdunkplatz vertreten war.die drogenpolitischen themen die durch unsere jes-gruppe
publik gemacht wurden stießen bei den besuchern auf reges interesse.
über alldem schwebten die vorbereitungen zur gründung eines eigenen jes e.v. da erstmalig
für die bundesweiten jes-gruppen projektgelder zur verfügung gestellt werden sollten. Um die
gunst dieser stunde zu nutzen, unterstützte die duisburger aids-hilfe unser vorhaben und
übernahm die patenschaft des projekts“ kontakt und informationsstelle für
drogengebraucherInnen“ bis zum ende des jahres..
in kooperation mit der hiesigen spd veranstalteten wir in der duisburger innenstadt einen
aktionstag bei dem es um die themen „o-stoff und druckräume“ gehen sollte.
Der wunsch der spd diese veranstaltung mit uns gemeinsam durchführen zu wollen zeigt
wieder einmal wie ernst die drogenselbsthilfe mittlerweile von den politischen parteien
genommen wird.
der 21july der nationale gedenktag für verstorbene drogengebraucherInnen stand in diesem
jahr unter der schirmherrschaft von frau caspers-merk. es sollte nicht nur ein tag des
gedenken sein sondern auch ein tag der aktionen und des protestes. in zusammenarbeit mit
der aids-hilfe duisburg kreis/wesel e.v.und der diakonie duisburg fand in der innenstadt eine
mehrstündige informationsveranstaltung statt, zahlreiche vertreter aus politik und presse
waren vertreten so dass die aktuellen themen in den regionalen zeitungen platzziert werden
konnten. gegen 12.00uhr ließen wir und die mittlerweile eingetroffenen angehörigen und
bekannten von verstorbenen, schwarze luftballons mit namensschildern in die luft steigen.
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der „erste arbeitstag der bundesweiten selbsthilfe gruppen“ fand in diesem jahr in oberhausen
im centro o statt. unter dem motto hapatitis-c besetzten wir dort zusammen mit der duisburger
hepatitis gruppe einen stand und verteilten informationsmaterial speziell zu diesem thema.
das interesse der „normal“ bevölkerung an den hepatitiden wird mittlerweile mit großer
aufmerksamkeit wahrgenommen.
im september war es dann endlich soweit 30 gründungsmitglieder fanden sich in der
friedenstrasse ein und gründeten jes duisburg e.v. so dass im oktober die eröffnung unseres
mittlerweile angemieteten ladenlokals als büroräume stattfinden konnte. Hier gilt noch mal
einen ganz besonderen dank an die kollegen der aids-hilfe ohne deren mitarbeit und der
unerschütterliche glaube an die jes idee wir heute nicht soweit wären.
auch war das vergangene jahr geprägt von den diversen arbeitskreisen streetwork
veranstaltungen und seminaren.an denen einzelne jeslerInnen oder die gesamte jes-gruppe
beteildigt waren.
fazit: das jahr 2001 war vornehmlich von umbrüchen geprägt. zum einen wurde die
legalisierung der druckräume verabschiedet zum anderen wurden die originalstoffvergabe als
projekt mit begleitender studie zugelassen.
leider kommen die veränderungen nur in wenigen regionen zum tragen. die legalisierung von
druckräumen scheitert in den meisten städten an der aktuellen politischen lage sowie den
finanzen; der „genuss“ von originalstoff bleibt einigen wenigen vorbehalten, namentlich den
schwerstabhängigen, die auf grund ihrer lebenssituation leider nicht in der lage sind die
geforderte compliance über einen längeren zeitraum überhaupt einzuhalten. in anbetracht
dieser tatsachen wäre es überlebensnotwendig, die hochschwelligen vergabemodalitäten
herunter zu schrauben. ein weiterer kritikpunkt an dem bisherigen modell ist der umstand der
sehr begrenzten teilnehmerkapazität.
trotzdem haben diese beiden wesentlichen punkte zur verbesserung der situation von
drogengebraucherInnen im gesundheitssystem für die duisburger drogenszene noch keine
rolle gespielt, da beide punkte zur verbesserung der situation von drogengebrauchern im
gesamtgesundheitssystem noch keine rolle gespielt, da es in duisburg zur zeit noch darum
geht die substitution mit methadon auszubauen, entgiftungsplätze zu schaffen, straßenarbeit
als aufsuchende hilfe zu etablieren und notschlafplätze einzurichten.
8.2. GAY nach Wesel
GAY nach Wesel
Jahresbericht 2001
von Werner Sondermann.
Im Jahr 2001 konnte die Schwulengruppe, GAY nach Wesel, auf 11jährige ununterbrochene
Tätigkeit zurückblicken. Seit nunmehr 11 Jahren findet wöchentlich jeden Mittwoch von 19 –
21 h ein Gesprächskreis für Schwule statt. Auch im letzten Jahr war das Interesse an diesem
Austausch ungebrochen. Neben denjenigen, die schon seit längerer Zeit diesen
Gesprächskreis aufsuchen, kamen auch im Jahr 2001 einige neue Teilnehmer dazu, die ein
solches Angebot für sich nutzten konnten. Die über 500 Gruppenabende am Mittwoch wurden
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von mir auf der Basis klientenzentrierter Gesprächstechnik mit analytisch-psychologischer
Orientierung moderiert. Häufig erscheinen schwule Teilnehmer die ihre Interessen und
Themen intensiver besprochen haben wollen als in anderen Schwulengruppen üblich. Da das
Konzept der Weseler Schwulengruppen eher selten ist, wurde sie dadurch umso bekannter.
Einige Schwule nehmen lange Anfahrtstrecken in Kauf um zu uns zu kommen. Ebenso
ungewöhnlich ist die große Altersmischung von 18 bis über 60 Jahren. Hier findet eine
generationsübergreifende schwule Basisarbeit, ein wechselseitiges Zuhören, Lernen und
Begreifen des Anderen statt. Die wesentlichsten Ziele der Gesprächsgruppe ist die Festigung
des Selbstwertgefühls, die Akzeptanz des eigenen Schwulseins und die Erlangung und
Festigung eigener Kompetenzen zur Konflikt- und Problemlösung.
Zusätzlich zu diesem Gruppenangebot findet mittwochs auch eine Telefonberatung für
Schwule statt. Diese Beratung ist ebenfalls auf klientenzentrierter Gesprächsbasis.
Manchmal findet hier auch lediglich Erstkontakt zur Gruppe statt.
Über das beratende Setting hinaus findet jeden Sonntag auch noch zusätzlich ein
SonntagsCafé auf 16 Uhr statt. Hier geht es um gemütliches Zusammensitzen und Plaudern.
Kaffee und Kuchen stehen zur Verfügung und werden durch eine kleine Umlage abgerechnet.
Dieses SonntagsCafé wird von Gerd Wochnik, einem weiteren Aktiven der Weseler
Schwulenszene, seit Jahren erfolgreich gestaltet. Der Zuspruch zum SonntagsCafé ist ebenso
rege, wie der zum mittwöchlichen Gesprächskreis.
Trotz schwuler „Ehe“ und allgemeiner liberaler Situation in der Gesellschaft gegenüber
schwuler Thematik, ist aus der Beratungstätigkeit des letzten Jahres doch zu erkennen, das
eine intensive Weiterführung solcher Angebote für Schwule, wie das in Wesel, dringend
nötig ist. Klare Bekundungen von Schwulen im Gesprächskreis weisen ganz deutlich darauf
hin. Manche sagen dann immer ... eigentlich fängt die Woche erst am Mittwoch an.
von
Werner Sondermann
Dipl. Sozialpädagoge
Weidenweg 22
46485 Wesel
8.3. Hepatitis
Selbsthilfe bei Hepatitis C
Im Haus der Aidshilfe Duisburg
Jahresbericht 2001 der Hepatitis C Selbsthilfegruppe
Auch im Jahr 2001 hat sich die Gruppe keinem Verband angeschlossen. Mitte
Des Jahres machte Andrea Täufer den Vorschlag, das die Gruppe sich der JES–
60
Selbsthilfe anschließen könnte. Dieser Vorschlag wurde diskutiert, aber von der
Mehrheit abgelehnt.
Immer noch trifft sich die Gruppe jeden ersten Mittwoch im Monat in den
Räumen der Aidshilfe Duisburg. Die Gruppenstärke hat sich vermindert, die
Teilnehmerzahl von ca. 15 Betroffenen wird nicht mehr erreicht. Es hat sich
jedoch ein „harter Kern“ gebildet, wodurch die Probleme der einzelnen
Betroffenen mehr in den Vordergrund rückten. Die feste Teilnehmerzahl beträgt
z.Zt. ca. 10 Betroffene.
Im Februar 2001 veranstaltete die Gruppe ein Arzt–Patienten–Seminar mit Dr.
Quabeck und Professor Petrasch, die Veranstaltung war mit ca. 30 Betroffenen
gut besucht und fand großen Anklang. Da nicht alle Fragen an diesem Abend
geklärt werden konnten, kam Dr. Quabeck im April nochmals in die Selbsthilfe
Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit nahm die Gruppe am Oberhausener
Selbsthilfetag und an der 15–Jahresfeier der Aidshilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V.
teil. Darüber hinaus fand im August beim Bürgerfunk Duisburg eine
Radiosendung zum Thema Hepatitis C statt. Die Gruppe wurde durch Franz
Schneider vertreten. Als weiteren Teilnehmer hatte die Gruppe Professor
Petrasch eingeladen.
Kooperation mit anderen Gruppen:
• Vortrag bei den Guttemplern, durchgeführt von Andrea Täufer und Franz
Schneider
• Knastprojekt in Zusammenarbeit mit der Aidshilfe Duisburg/Kreis Wesel
e.V. fand wegen der Unflexibilität der Gefängnisleitung nicht statt.
• Fortbildung für Ansprechpartner am 27.+28.10.01, die Gruppe wurde
durch Karin Helbing vertreten
Die bisherige Ansprechpartnerin Andrea Täufer ist aus privaten Gründen nicht
mehr in der Lage ihr Amt auszuführen. Ein neuer Ansprechpartner ist noch nicht
gefunden worden. Durch den plötzlichen Wegfall der bisherigen
Ansprechpartnerin muß sich die Gruppe erstmal neu organisieren.
8.4 SHALK – Selbsthilfegruppe Homosexueller Alkoholiker
SHALK zählte zum Ende des Jahres 2001 etwa 20 Gruppenbesucher wöchentlich.
Wie bereits in den vergangenen Jahren kommen die Besucher aus ganz
Nordrhein-Westfahlen, seltener auch aus Luxemburg und den Niederlanden.
Zu 95% besuchen homosexuelle Männer SHAlk, seltener homosexuelle Frauen.
Die Treffen finden nach wie vor in den Räumen der Aids-Hilfe Duisburg/kreis Wesel,
Freitags um 19.30 statt.
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Die Anfrage der Fachkliniken aus Nordrhein-Westfahlen, seltener auch Hessen und
den Niederlanden nach Infomaterial, Erstgesprächen und Einladungen, nehmen stetig
zu. Unser Flyer wurde auch in englisch, niederländisch und polnisch übersetzt,
türkisch soll in diesem Jahr folgen.
Die enormen Kosten zum Druck unseres Infomaterials, Reisekosten zu den
Fachkliniken, die finanziellen Beiträge an mittellose Gruppenbesucher für
z.B. Reisekosten zu den Gruppenveranstaltungen, sowie Mitgliedsbeiträge, haben
unsin ernste finanzielle Schwierigkeiten gebracht.
Trotz intensiver Bemühungen (z.B. Rundbriefe an die Amtsgerichte durch den
Förderverein SHAlk e.V.) hielten sich die Spenden in Grenzen.
Eine Privatspende von 100,-DM und eine Spende der AOK von 180,-DM, waren im
Jahr 2001 die einzigen Spenden, den Rest haben einige wenige Gruppenmitglieder
aufgebracht.
Die Austauschtreffen mit der SAAG aus Frankfurt fanden wie in den vergangen
Jahren wieder im Mai und Oktober statt. Für das Jahr 2002 ist bis jetzt nur der
Besuch
Der SAAG am Niederrhein geplant, den Gegenbesuch nach Frankfurt werden wir
kurzfristig anhand unserer finanziellen Situation entscheiden müssen.
Die Webseite www.shalk.de wurde weiter ausgebaut, einige Arbeit wartet hier aber
noch auf uns.
Der Förderverein SHAlk e.V. zählt zur Zeit 14 aktive und 2 passive Mitglieder.
Mitglied kann nach wie vor jeder werden, der die Arbeit von SHAlk unterstützen
möchte.
Mitgliedsbeiträge sowie Spenden sind steuerlich absetzbar, da die Gemeinnützigkeit
des Vereins durch das Finanzamt anerkannt ist.
Knut Dehnen (Vereinsvorsitzender)
8.5 Junge UnSchuLD
Jahresbericht „Junge Unschuld“ 2001 / 2002
Die Junge Unschuld ist als schwul lesbisch bisexuelle Jungendgruppe für den Großraum
Duisburg bereits im achten Jahr in Folge tätig.
Im Mittelpunkt der Gruppenaktivitäten standen auch im vergangenen Jahr regelmäßige
Gruppenveranstaltung in den Räumen der Aidshilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. Neben den
„Offenen“ Abenden. waren vor allen Kochabende sehr beliebt und gut frequentiert. Aber
auch Spiele-, Tee- und Videoabende wurden häufig angeboten. Als neues Highlight wurden
Tanzabende ins Programm aufgenommen, die eine Einführung in die Kunst der
Standardtänze realisierten. All diese Aktivitäten dienten der Umsetzung des Konzeptes des
„erklärungsfreien Raumes“, d.h. Jugendlichen wird ein Raum geboten, in dem sie sich wohl
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fühlen und ohne äußeren Druck ihre sexuelle Orientierung als etwas Normales hinnehmen
können. Sie sehen sich nicht in dem Handlungszwang ihre Wünsche und Bedürfnisse zu
erklären, bzw. zu rechtfertigen. In diesem Rahmen fanden auch außerhalb des
Dienstagstermins Veranstaltungen statt: so wurden unter anderem Grillpartys, Picknicks oder
ein Schwimmen am Entenfang organisiert.
Zudem wurde das oben beschriebene Konzept durch weitere Aktivitäten (meist am
Wochenende) unterstützt, die auch eine Einführung in die facettenreiche schwul-lesbische
Szene darstellten. Im Sommer wurden oft Ausflüge zum Angermunder Badesee
unternommen. Der CSD in Köln wurde gemeinsam besucht. Des Weiteren wurde
Kneipentouren in Düsseldorf und im Duisburger Norden (sog Nord-Touren, incl.
Dinslaken) arrangiert. Ein Gruppenfahrt nach Berlin wurde im Rahmen des „Warmen
Winters“ zum Jahresende angeboten. Für die Berlinfahrt wurde beim AkDuLuS e.V. ein
finanzieller Zuschuss beantragt. Dabei wurden neben Partys und ähnlichen auch Workshops
(Safersex, etc.) besucht. Zudem konnten Kontakte zu anderen Jugendgruppen geknüpft oder
gefestigt werden. Leider war die Junge Unschuld im vergangenem Jahr nicht mehr in der
LAG Jugend tätig.
Auf dem Straßenfestes zum 15 jährigen Bestehens der Aidshilfe Duisburg / Kreis Wesel
e.V. war die Junge Unschuld mit einem eigenen Stand vertreten. Neben den nun (mit Mitteln
des AkDuLuS e.V.) farbig gedruckten Flyern wurde die Öffentlichkeitsarbeit vor allem
durch das Internet geleistet. Die eigenen Homepage (http://www.junge- unschuld.de) wurde
gepflegt und ausgebaut. Neben einem Duisburg-Szeneguide, werden auch zahlreiche Links
geboten. Vor allem das Forum wurde stark genutzt; hier wurde diskutiert und geplaudert.
Eine extra eingerichtete Seite für Buchrezensionen rundet das Informationsangebot ab.
Seit Januar dieses Jahres wird die Graderobe der WarmUp! - Party wieder durch die Junge
Unschuld betrieben, so dass sich die finanzielle Situation für die Gruppe gebessert hat.
Zuvor war man vor allen auf die Unterstützung durch den AkDuLuS e.V. (Projektförderung)
und die Aidshilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. (Räume, etc). angewiesen.
Die Duisburger Gruppe zählt zurzeit etwa 35 Mitglieder, die im gesamten Ruhrgebiet und den
Niederrhein verteilt leben. Ein weit gefächertes Repertoire an Angeboten ist auch im
kommenden Jahr geplant.