ahdukw-jb2010.pdf
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Vorstand / Team Vorstellung
Der Vorstand der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. stellt sich vor:
Rainer Wille, Karl-Heinz Lemke, Silke Stützel, Peter Külpmann, Rolf Ringeler
(von links nach rechts)
Das Team der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. stellt sich vor:
seit
8.1997
Dietmar Heyde
Youthwork, Prävention in
der Allgemeinbevölkerung,
Öffentlichkeitsarbeit,
Geschäftsführung
seit
4.1998
seit
Ralf Runniger
Begleitung von Menschen
mit HIV und AIDS, Drogen,
Ehrenamtlerkoordination
seit
11.2000
Rüdiger Wächter
Begleitung von Menschen
mit HIV und AIDS,
Herzenslust Koordinator,
Prävention für Menschen
in Haft, Koordination
Beratung
seit
9.2003
Werner Garbe
Verwaltung und
Organisation,
Beratung
seit
11.2009
Petra Kurek
Begleitung von Menschen
mit HIV und AIDS,
Frauen,
Migration, XXelle
Koordinatorin
seit
10.2000
Uwe Altenschmidt
Teamleitung
Herzenslust
seit
Raphael Diaz Fernandez
10.2010
Zivildienstleistender,
Layouter u.a.
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Geschäftsbericht für das Jahr 2010
Geschäftsbericht für das Jahr 2010
„POSITIV ZUSAMMEN LEBEN. Aber sicher!“ – so lautete das neue Kampagnenmotto zum Welt-AIDS-Tag 2010,
welches zwar erst zum 01. November bundesweit gestartet ist, aber dennoch den Jahresbericht einleiten soll, denn
es steht für einen wichtigen Paradigmenwechsel, der in diesem Jahr vollzogen wurde.
Erstmalig in der bundesdeutschen AIDS-Präventionsgeschichte rückten die wichtigsten Dachorganisationen
(Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit, Deutsche
AIDS-Stiftung und Deutsche AIDS-Hilfe) vom Focus „Gemeinsam gegen AIDS“ mit schwerpunktmäßiger Ausrichtung
auf die Primärprävention ab und wandten sich dem (Zusammen-) Leben mit HIV-positiven oder an AIDS erkrankten
Menschen zu.
Ein unseres Erachtens durchaus mutiger und zugleich konsequenter Schritt in die Aktualität. Denn zum einen trägt
dies dem medizinischen Fortschritt Rechnung, der heute Menschen mit HIV und AIDS – bei frühzeitiger Diagnose
und rechtzeitiger Behandlung – eine nahezu „normale“ Lebenserwartung bescheren und häufig auch mit einer deutlich
verbesserten Lebensqualität einher gehen kann.
Somit ist es an der Zeit, sich zum anderen stärker dem gleichsam gesellschaftlichen Teil der Erkrankung zu widmen.
Denn nur begrenzt weiterentwickelt ist die gesellschaftliche Akzeptanz von Menschen mit HIV und AIDS. Die einzigartige
Verknüpfung der HIV-Infektion mit Tabuisierungs-, Stigmatisierungs- oder gar Diskriminierungspotentialen ist
nach wie vor gegeben – oder vielleicht sogar wieder gewachsen – in der Gesellschaft, am Arbeitsplatz oder auch im
engsten sozialen Umfeld.
Insofern halten wir die Neuausrichtung der Kampagne für gelungen, denn sie zielt auch darauf, viele Menschen und
Institutionen zusammen zu bringen, die sich für Respekt, Toleranz und Unterstützung und gegen Unwissenheit und
Gleichgültigkeit engagieren. Denn eines bleibt: HIV/AIDS und andere sexuell übertragbare Krankheiten gehen uns
alle an und gemeinsam erreichen wir mehr!
Gerade auch wegen der medizinischen Fortschritte, die inzwischen auch eindeutig günstige Effekte für die Primärprävention
bringen, brauchen wir ein Klima, in dem Betroffene nicht ausgegrenzt werden, sondern offen und selbstbewusst
mit ihrer Infektion umgehen und Ungetestete die Bereitschaft für einen HIV-Test entwickeln können, um überhaupt
Aussicht auf die oben angesprochenen Optionen bekommen zu können. „Nur so können wir alle verantwortungsvoll
mit HIV umgehen – und positiv zusammen leben“ – heißt es in der Faltbroschüre zur Welt-AIDS-Tags-
Kampagne 2010 zu Recht.
„HIV/AIDS-Prävention bleibt Herausforderung“ – wird der im Dezember 2010 vorgelegte Entwurf zur
„Weiterentwicklung der HIV/AIDS-Prävention in NRW“ der Landesregierung (der erste Teil einer neuen Landespräventionskonzeption
mit dem Schwerpunkt: „Neuinfektionen minimieren“) eingeleitet. Das ist angesichts der enormen
Dynamik in den Feldern von virologischen, immunologischen und insbesondere auch epidemiologischen Erkenntnissen
völlig richtig. Bestätigt wird dieser Satz zudem durch das Paradoxon, „dass aufgrund der guten Behandelbarkeit
immer mehr Menschen mit HIV in Deutschland leben, gleichzeitig die Krankheit aber immer unsichtbarer wird
…“ (BZgA aktuell, 11/2010).
Allerdings sind wir in Deutschland in der glücklichen Lage, auf eine mehr als 25-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken
und darauf aufbauen zu können. Denn der Ansatz der „Strukturellen AIDS-Prävention“ der Deutschen-AIDS-
Hilfe, die zielgruppenspezifischen Ansätze sowie die praktizierte Arbeitsteilung zwischen staatlichen und nichtstaatlichen
Organisationen sind eine ausgesprochen gute Basis für stete Weiterentwicklung einer erfolgreichen Arbeit.
Mit einer bundesweiten HIV-Inzidenz von etwa 3000 Neuinfektionen für das Jahr 2010 (RKI Daten zum WAT vom
22.11.10) stellt Deutschland weiterhin eine der niedrigsten Inzidenzraten in Europa.
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Geschäftsbericht für das Jahr 2010
Für NRW geht das RKI von ca. 700 Neuinfektionen 2010 aus.
In Duisburg liegt die Inzidenzrate für 2010 bei 0,81 pro 100.000 Einwohnern = vier Neudiagnosen (Stand vom
01.11.2010; Vgl. 2009: 2,23), wobei u. E. aber auch ein verschlechtertes und recht hochschwelliges Testangebot zu
berücksichtigen ist; im Kreis Wesel liegt die Inzidenz realistisch geschätzt bei 1,14 (Stand 01.11.10 (entspricht etwa
7,5 Fällen im Berichtsjahr; Vgl. 2009: 2,81); also in beiden Regionen auf einem ungewöhnlich niedrigem Niveau. In
dieser Rubrik der Neudiagnosen ist zu berücksichtigen, dass es sich um Erstmanifestationen und nicht zwingend um
Neuinfektionen aus dem Erhebungsjahr handelt.
Zu berücksichtigen ist sicher eine nicht zu beziffernde Quote von Menschen, die sich –z.T. aus Anonymitätsgründenan
anderen Orten testen lassen. Und möglicherweise spielt dabei auch das in diesem Jahr erneut medien- und öffentlichkeitswirksam
ergangene Urteil mit Bewährungsstrafe gegen die Sängerin der „No Angels“, Nadja B., eine Rolle.
Denn es signalisiert auch: Unwissenheit schützt vor Strafe!
Wir können nur hoffen, dass sich hier was ändert und die Eigenverantwortung eines jeden (also auch von Ungetesteten
oder noch HIV-negativen Menschen) Einzug in das (auch juristische-) Denken hält. Alles andere wäre nicht nur
für die erfolgreichen Präventionsbemühungen äußerst kontraproduktiv, sondern birgt wiederum anachronistisches
Diskriminierungspotential.
Gemessen an der noch im Jahre 2008 formulierten Erwartung aber, „dass die registrierten Neuinfektionen auch in
den nächsten Jahren steigen werden“ (BZgA aktuell, 07/2008, S. 2) ist dieses Niveau als großer Erfolg zu werten,
was insbesondere unsere Region betrifft.
Das zeigt: Prävention wirkt! Der „deutsche“ Ansatz der strukturellen Prävention, der zielgruppenspezifischen Information-
und Aufklärung in Arbeitsteilung zwischen öffentlichem Gesundheitswesen und nichtstaatlichen Trägern, professionellen-
und Selbsthilfeakteuren, mit massenmedialen und personalkommunikativen Strategien ist im Unterschied
zu repressiven Ge- und Verbotsstrategien oder moralisierenden Abstinenzansätzen eindeutig erfolgreicher.
Doch auch wenn in Deutschland eine vergleichsweise günstige Situation erreicht werden konnte, dürfen wir in unserer
Arbeit nicht nachlassen, müssen die etablierten Strukturen erhalten werden, um die Erfolgsgeschichte weiter zu
schreiben, um nicht zuletzt auch die wirtschaftlichen Einspareffekte von preiswerter und wirksamer Prävention gegenüber
nach wie vor teurer Therapie zu halten.
Mit dem Paradigmenwechsel, dass die antiretrovirale Therapie als originär sekundär- und tertiärpräventives Instrument
mittlerweile Teil einer Primärpräventionsstrategie ist, müssen u.a. die folgenden Erkenntnisse Berücksichtigung
finden:
Eine möglichst frühe Diagnosestellung ist nicht nur sinnvoll, um dem Infizierten eine frühe Auseinandersetzung
mit der Infektion, die Chance auf eine längere asymptomatische Zeit zur Annahme und Verarbeitung zu ermöglichen,
Erhalt von Therapieoptionen und möglichst selbstbestimmten Entscheidungen zu wahren sowie
natürlich sich mit der eigenen potentiellen Infektiösität zu beschäftigen.
Eine frühe Diagnose ist insbesondere bedeutungsvoll, weil wir heute wissen, dass vermutlich mehr als 50 % der
Neuinfektionen von „Frisch-Infizierten“ stammen, die nichts von ihrer Infektion wissen, weil sie kein Risikobewusstsein
entwickelt haben oder weil sie noch im Bereich des diagnostischen Fensters sind und somit ihren
Status gar nicht wissen können.
Demzufolge muss sowohl die Aufklärung unvermindert oder besser noch intensiver fortgeführt als auch die Testbereitschaft
gefördert werden.
Letzteres gilt vor allem für besonders riskierte Gruppen, z.B. für besondere Netzwerke in der Gruppe der sog. MSM,
Männer, die Sex mit Männern haben (s. 5.1.).
Die Bedeutung der Einbeziehung und weiteren Verbesserung von STI (sexual transmitted infections)-
Diagnostiken, Screening-Möglichkeiten (inkl. deren Finanzierung etwa als Kassenleistung – zumindest für
besonders riskierte Gruppen) und spezifischer Aufklärung und Beratung wird wachsen, weil vorliegende
STI`s das HIV-Infektionsrisiko enorm steigern.
Auch diese Erkenntnis ist in konsequenter Weise in den o.a. Entwurf der Landesregierung eingeflossen (s. ebd. S. 3),
der insgesamt auf der Höhe der fachwissenschaftlichen Diskussion ist, wie die nachfolgende Passage untermauert:
„Da Menschen, die durch HIV besonders gefährdet sind, eine sehr heterogene Gruppe bilden, besteht die Herausforderung
erfolgreicher Prävention darin, die Maßnahmen so zu gestalten, dass sie die jeweiligen Zielgruppen tatsächlich
erreichen. Wichtig ist, dass die sexuelle Orientierung, geschlechtsspezifische Faktoren sowie kulturelle Hintergründe
konsequent berücksichtigt werden.
Besonderes Augenmerk muss dabei auch auf Menschen gerichtet werden, die aufgrund sozialer, kultureller und persönlicher
Faktoren ihre Gesundheit nicht ausreichend schützen können. HIV/AIDS-Prävention muss deshalb zukünftig
stärker mit Maßnahmen der Gesundheitsförderung verknüpft werden“ (a.a.O.; S. 3).
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel mit ihrem traditionellen Auftrag der zielgruppenspezifischen Prävention arbeitet
schon immer nach diesem Grundsatz. Um diesen Ansatz, das Know-how und die damit verbundenen Angebotsmöglichkeiten
auch unseren Nachfragern und Kunden konsequenter transparent zu machen, haben wir unserem Vereinsnamen
nach Rücksprache mit unseren Zuwendungsgebern im Jahre 2009 den Zusatz Fachstelle für sexuelle
Gesundheitsförderung gegeben.
Im Unterschied zu HIV / AIDS ist im Übrigen bezüglich der STD`s zu konstatieren, dass das Aufklärungsniveau in der
Bevölkerung darüber weitaus geringer ist und wir hier vor großen Präventionsherausforderungen stehen, weil die Botschaften
immer komplexer und differenzierter werden.
Dies müssen wir u.E. aber in gleicher Weise aufgreifen wie bei der erfolgreichen HIV-Prävention, nämlich in lebensstilakzeptierender
Weise und im Sinne der WHO-Charta zur Gesundheitsförderung. Das heißt, wir sollten auch hier
emanzipatorische und identitätsstärkende Verhaltens- und Verhältnisprävention umsetzen.
Die medizinischen Chancen bzw. Erfolge und ihre primärpräventiven Effekte haben natürlich auch eine enorme
Bedeutung für die Begleitungsarbeit. Sie untermauern immer mehr die Wichtigkeit einer besonders guten
und lebenslangen Adhärenz oder Compliance (Therapieeinnahmedisziplin). Diese kann nur bei psychisch
starken Identitäten und unter möglichst stabilen Lebensumständen gelingen. Entsprechend gilt diesem Zusammenhang
besonderes Augenmerk; es geht um die Förderung einer möglichst guten Lebensqualität und
die Mobilisierung der individuellen und allgemeinen Lebenskompetenzen unter Berücksichtigung der persönlichen
Ressourcen.
Diese Ausrichtung prägt schon länger unsere Leitlinien für die Begleitungsarbeit von Menschen mit HIV und AIDS
und findet fortwährend Berücksichtigung bei der Auswahl von Fort- und Weiterbildung unserer ehren- und hauptamtlichen
Mitarbeiter/innen.
„Älter werden mit HIV“ ist weiterhin das Schwerpunktthema im Bereich der Sekundär- und Tertiärprävention
und zieht neue medizinisch-therapeutische - wie natürlich auch psychosoziale Begleitungserfordernisse
nach sich. Eine sich häufende Frage ist hier etwa die nach einer (Re-) Integration in das Erwerbsleben.
In diesem Zusammenhang ist auch das medizinische Versorgungssystem weiterhin gefordert, multi- und interdisziplinärer
zu screenen, also gleichsam die sehr fokussierte HIV-Behandlungsbrille immer wieder auch zu heben und auf
potentielle Koinfektionen und auch auf nicht-HIV-assoziierte Erkrankungen sowie „normale“ Alterungsprozesse zu
schauen. Es gilt, Aspekte der Vorsorge und Früherkennung hinsichtlich Tumor-, Herz-Kreislauf- und orthopädischen
Erkrankungen stärker zu berücksichtigen. Dazu muss es u. E. möglich sein oder werden, bei HIV-positiven Menschen
sicherlich auch schon mal vor den von den GKV-Richtlinien anempfohlenen Altersphasen abrechnungsfähige Untersuchungen
durchführen zu können!
Die geschilderten Zusammenhänge, Analysen und Schlussfolgerungen werden in deutlicher Weise von der Kommission
der Europäischen Gemeinschaften in ihrem Aktionsplan gegen HIV und AIDS für die Jahre 2009 – 2013
bekräftigt, in dem es einleitend heißt: „Von entscheidender Bedeutung in der Bekämpfung von HIV/Aids ist es daher,
die Prävention zu intensivieren, - dies nicht zu tun, hieße Menschenleben aufs Spiel zu setzen und Ressourcen zu
vergeuden. (…) Die beste Antwort auf die Epidemie bleibt eine Kombination von gesundheitsspezifischen und umfassenderen
Sozialmaßnahmen. Ein Ende des Leidens ist nicht abzusehen, wenn nicht die Prävention beschleunigt und
der allgemeine Zugang zu Behandlung, Versorgung und Unterstützung für alle Betroffenen gewährleistet
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Geschäftsbericht für das Jahr 2010
wird.“ (Aktionsplan zur Bekämpfung von HIV/Aids in der Europäischen
Union und in den Nachbarländern 2009-2013, Brüssel, KOM(2009) 569/3, S. 2). Wichtigste Voraussetzungen
sind für die Kommission „evidenzbasierte Präventionsstrategien, die den lokalen Gegebenheiten Rechnung tragen
und auf die prioritären Gruppen zugeschnitten sind“ (ebd., S. 7).
Der Ansatz der strukturellen Präventionsarbeit im Kontext von Gesundheitsförderung hat sich hier eindeutig
bewährt. Angesichts der epidemiologischen Daten in Deutschland erweist sich die zielgruppenspezifische Präventionsarbeit
als immer bedeutungsvoller. Präventionsmittel und –maßnahmen müssen demzufolge dort zur Verfügung
stehen, wo sie besonders benötigt werden – z.B. in Bereichen von (Beschaffungs-) Prostitution oder bei der Versorgung
von Suchterkrankten (s. 5.2.) und eindeutig im Bereich von homo- und bisexuellen Männern, insbesondere in
besonderen MSM-Netzwerken, die bisher nur unzureichend erreicht wurden (s. 5.1.). Ein weitere sehr wichtige Zielgruppe
stellen Menschen in Haft dar, wo wir leider immer noch höhere Infektionsgefährdungspotentiale (besonders
bzgl. der Hepatitiden B und C, aber durchaus auch bezogen auf HIV) konstatieren, die im Wesentlichen in den hygienisch
höchst bedenklichen (Drogen-) Konsumbedingungen begründet sind (s. 5.3.).
„Unverzichtbar ist dabei nach wie vor die Primärprävention für Kinder und Jugendliche. Wichtig ist, HIV/AIDS-
Prävention als Teil von Gesundheitsförderung und Sexualaufklärung zu verstehen und Jugendliche frühzeitig zu Beginn
ihrer sexuellen Aktivität zu erreichen“ (Entwurf zur Weiterentwicklung, a.a.O., S. 3; s. 5.6.).
Ein vielfach betonter und wichtiger Faktor für den bisherigen Erfolg ist das gelungene und gelingende Zusammenwirken
von Bund, Ländern und Kommunen (vgl. auch Aktionsplan zur Umsetzung der HIV/AIDS-
Bekämpfungsstrategie der Bundesregierung, März 2007) sowie von Öffentlichem Gesundheitsdienst und verschiedenen
nichtstaatlichen Trägerstrukturen wie den AIDS-Hilfen und die abgestimmten Aufgabenverteilungen – so auch
im Kreis Wesel und in der Stadt Duisburg. Wir möchten an dieser Stelle betonen, dass wir diese synergetische Strategie
in unserer Zusammenarbeit im Wesentlichen umgesetzt sehen und dass wir es für wichtig erachten, dass die
partnerschaftliche und partizipative Kooperation erhalten und günstigenfalls gestärkt wird („Gemeinsam gegen
AIDS“).
Genau dies ist wird nicht nur im Bundes-Infektionsschutzgesetz und dem Gesetz über den öffentlichen Gesundheitsdienst
(ÖGDG) des Landes NRW, sondern in dem schon erwähnten Entwurf zur „Weiterentwicklung der HIV/AIDS-
Prävention in NRW“ vom Dezember 2010 in erfreulich klarer Weise betont.
Dies alles erfordert natürlich personelle und materielle Ressourcen, verbunden mit zeitlichen Perspektiven. Nur so
können einerseits nachhaltige Effekte erzielt werden und andererseits flexible Anpassungsprozesse an epidemiologische
und soziodemographische Entwicklungen insbesondere in der Vor-Ort-Arbeit erfolgen.
Nun ist dies nicht zum Nulltarif zu bekommen. Angesichts der bekannten Haushaltssituationen der meisten NRW-
Kommunen, so auch bei „unseren“ kommunalen Partnern, stehen die Beteiligten vor großen Herausforderungen. Im
Berichtsjahr hat uns das Einfrieren der kommunalen Ergänzungsfinanzierung durch die Stadt Duisburg auf das Niveau
von 2009 sehr geschmerzt. Die Schere zwischen öffentlicher Förderung und Haushaltsbedarfen geht immer
weiter auseinander.
Um einen einigermaßen ausgeglichenen Haushalt hinzubekommen, benötigen wir im Durchschnitt zwischen 40.000
und 50.000 Euro p.a. aus nicht-öffentlichen Drittmitteln, das sind zwischen 15 und 20 % des Haushaltsvolumens. Betriebswirtschaftlich
betrachtet generiert jeder aus öffentlichen Mitteln eingesetzte Euro wiederum 15 – 20 Cent aus
Drittmitteln. Eigentlich doch eine richtig gute Investition.
Und dabei ist der „Gegenwert“ von ca. 4000 Stunden ehrenamtlicher (honorarfreier) Arbeit per anno (entspricht ca. 3
Vollzeitäquivalenten!) nicht eingerechnet.
Selbst bei stabiler öffentlicher Förderung wächst der Eigenmittelanteil alleine durch tarifrechtliche Steigerungen im
Personalkostenetat sowie natürlich wachsender Sachkostenausgaben (Mehrwertsteuer, Technische Ausstattung
durch z.B. online-taugliche Medien, Fahrtkosten, vom Land geforderte, aber nicht refinanzierte Qualitätsmanagementmaßnahmen,
Nebenkosten für den Gebäudeunterhalt, Personalbeschaffungs- und Fortbildungskosten und vieles
mehr).
Weiterhin mag es etwas zynisch klingen, es ist aber so: die Begleitungsverhältnisse steigen Jahr für Jahr, weil auch
HIV-positive Menschen glücklicherweise länger leben. Das geht leider nicht unbedingt mit adäquat wachsender Lebensqualität
oder gar schrumpfenden sozialrechtlichen oder psychosozialen Problemlagen unserer Klienten einher.
Wer länger lebt und Anspruch auf Leistungen für den Lebensunterhalt oder/und medizinische Versorgungsleistungen
hat – ist rein ökonomisch betrachtet auch länger teuer.
Dieser Ausgangslage stehen wachsende Anforderungen an die fachliche Arbeit im Sektor der strukturellen Prävention
entgegen, wie sie etwa im Aktionsplan der Bundesregierung von 2007, durch die Rahmenvereinbarung für
NRW von 2009 und auch in besagtem Entwurf zum HIV-Präventionskonzept der AG HIV/AIDS-Prävention auf Landesebene
formuliert sind, Stichworte:
Vor dem Hintergrund des sich verändernden Krankheitsbildes durch bessere Behandlungsoptionen erwachsen Folgen
für die Begleitungsarbeit:
Wachsende Klientenzahlen; sich verändernde Sozialstruktur (immer mehr Menschen mit diversen Formen sozialer
Benachteiligungen und materiellen Notlagen)
sich verändernde Bedarfe in der psychosozialen Begleitung, wie Verlagerungen in verschiedene sozialrechtliche
Belange,
älter werdende Klienten mit wachsenden Multimorbiditäten (z.B. Demenzformen o.a. neurologische Problemlagen,
orthopädische und kardiologische Erkrankungen etc.) und zunehmenden Bedarfen für Formen betreuten Wohnens,
(Re-) Integrationsfragen in Erwerbsstrukturen, …
Soziale Aspekte/Umstände und daraus resultierende Konsequenzen für eine nicht nachlassende - oder besser : Weiterentwicklung
der (zielgruppenspezifischen -) Primärprävention:
Sich immer weiter ausdifferenzierende Zielgruppen, Milieuveränderungen (Zunahme von interkulturellen Aspekten;
mehr Menschen mit Formen sozialer, intellektueller und materieller Benachteiligung …)
Individualisierung und Privatisierung,
Medialisierung (Kontaktanbahnung und –pflege online, virtuelles social networking, s. etwa auch die Erfolge bei
den Frequenzen beim health-support über gay romeo et al., 5.1.) => wachsende Bedeutung der online-
Beratungsansätze;
=> schwerere Erreichbarkeit: Konsequenz unter anderem: Ausbau von aufsuchender Arbeit (abnehmende Akzeptanz
und Annahme von Komm-Strukturen), erfordert allerdings mehr personelle und finanzielle Ressourcen;
Stärkere Einbeziehung von STI-Prävention;
Über reine/pure Prävention hinausgehende Ansätze der ganzheitlichen Gesundheitsförderung;
Intensivere Einbeziehung von HIV-Positiven in die Präventionsarbeit erfordert eher mehr (hauptamtliche) personelle
und finanzielle Ressourcen;
Fachliche – und personelle Anpassungs- und Weiterentwicklungsprozesse erfordern mehr Ressourcen für Aus-,
Fort- und Weiterbildung sowie für Netzwerkarbeit (lokal, regional und überregional, z.B. AK`s, …);
Weiterer Anstieg von Dokumentations- und Evaluationstätigkeiten (u.a. auch durch die Landes- und Bundesverbände
sowie anderer Dachverbände, z.B. „Futter“ für deren Lobbyarbeit);
Wachsende Gremienarbeit im Bereich der kommunalen Infrastruktur, etwa durch einen zu erwartenden Trend in
Richtung Leistungs- und Werkverträgen;
Bei stabiler oder weiter rückläufiger öffentlicher Förderung wachsender Bedarf zur Akquise von Drittmitteln;
U.a.m.
Sparen ist für die angeschlagenen öffentlichen Haushalte gewiss unerlässlich, es sollte aber nachhaltig wirken und
nicht kurz- und mittelfristig gegenteilige Effekte produzieren – so jedenfalls unsere Auffassung.
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Geschäftsbericht für das Jahr 2010
Die Erhaltung unseres Angebotsspektrums sowie die stete Weiterentwicklung dessen ist in erster Linie nur deshalb
noch möglich, weil wir trotz immer wiederkehrender Konfrontation mit Kürzungsszenarien ein immer noch hochmotiviertes
ehren- und hauptamtliches Team haben.
Darüber hinaus wäre dieses Spektrum ohne Spenden- und Sponsoring durch verschiedene zivilgesellschaftliche
Gruppierungen und Einzelpersonen überhaupt nicht denkbar.
Der vorliegende Jahresbericht wird über eine Vielfalt von derartigem Engagement Auskunft geben. Da halten wir es
gerne mit Erich Kästner und wollen über gutes Tun reden (s. etwa 4.). So auch einmal schon an dieser Stelle.
In diesem Zusammenhang haben wir uns im Rahmen der diesjährigen Jahreshauptversammlung am 10.05.10 zu
einer besonderen Premiere entschieden und erstmalig Ehrennadeln für besonderes (und treues) Engagement für die
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. verliehen. Die ersten beiden Träger sind der Duisburger Gastronom Thomas
Seven und die „first Lady of travestie Jennifer Dean“ alias Henning Ladewig, die uns seit vielen Jahren in unterschiedlicher
Weise enorm unterstützen (s.a. 4.)
Unsere ersten Ehrennadelträger Thomas Seven und Henning Ladewig umrahmt von den Vorständlern Silke Stützel,
Peter Külpmann, Rainer Wille u. Karl-Heinz Lemke (v. li. n. re.)
Eine der wichtigsten Pfunde und Ressourcen für die Aufrechterhaltung unserer Angebotspalette sind und bleiben unsere
ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen, denen einmal mehr ein riesiges „Danke schön!“ gilt.
Angefangen vom Vorstand über nahezu alle anderen Arbeitsfelder können wir hier auf eine sehr stabile „Mannschaft“
bauen. Allerdings gibt es leider auch nur wenig Andrang von neuen Interessent/innen. Daher möchten wir Sie, verehrte
Leserinnen und Leser, bitten, potentiell interessierte Menschen auf uns aufmerksam zu machen, denn: AIDS-
Hilfe-Arbeit ist spannend, kann intensiv und unter Umständen belastend sein, aber auch dankbar und für die eigene
Persönlichkeitsentwicklung gewinnbringend. Das gilt nach wie vor auch für die ehrenamtliche Mitarbeit auf allen Ebenen.
Und: sie wird wahrgenommen.
So sind wir recht stolz, dass mit Thomas Schachten nunmehr schon der zweite Ehrenamtspreisträger der AIDS-Hilfe
NRW aus unseren Reihen stammt. „Merk I würdig“ heißt der Titel, den der Landesvorstand für außergewöhnliches
und über den lokalen Raum hinausgehendes Engagement vergibt. Im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums der AIDS-
Hilfe NRW wurde dieser am 09.03.10 im Düsseldorfer Landtag unter Beteiligung des damaligen Gesundheitsministers,
Karl-Josef Laumann, und weiterer Repräsentant/innen des Landtages ausgehändigt. In seiner Laudatio hob der
arbeitsmarktpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, der Duisburger Abgeordnete, Rainer Bischoff, das wahrlich
merkwürdige Engagement von Thomas Schachten, aber auch die „bemerkenswerte Arbeit“ der AIDS-Hilfe Duisburg
/ Kreis Wesel insgesamt hervor.
V.li.n.re.: Rainer Bischoff (SPD-MdL), Tom Schachten, K.-
P. Hackbarth u. K.-P. Schäfer (Landesvorstand der AIDS-
Hilfe NRW)
Nicht weniger stolz sind wir über die Ehrung unserer langjährigen ehrenamtlichen Mitarbeiterin aus der Präventionsund
Öffentlichkeitsarbeitsgruppe, Christa Lemm, die im Rahmen der Mitgliederversammlung des PARITÄTISCHEN
Kreisverbandes Wesel/Kleve im Weseler Kreishaus für ihr eher „stilles“ aber wirksames Engagement ausgezeichnet
wurde.
Seit dem November 2009 ist auch unser hauptamtliches Team wieder
sehr stabil und stark besetzt und so konnte die fachlich-inhaltliche Arbeit
wieder - auf die angestammte Schulterzahl verteilt – umgesetzt werden.
Der vorliegende Bericht legt Zeugnis über ein intensives, ereignisreiches
Jahr mit vielfältigen, z.T. sehr beachteten Aktivitäten und Initiativen
ab.
Mit Rüdiger Wächter (Prävention bei Schwulen und MSM, Psychosoziale Begleitung, Herzenslust-Koordinator und
„Knastarbeit“), Uwe Altenschmidt (Teamleiter „Herzenslust“ Duisburg/ Kreis Wesel) und Anika Walther (8 Jahre Frauen
& AIDS, Psychosoziale Begleitung, Migration & AIDS und zuletzt im Rahmen einer geringfügigen Beschäftigung
im Youthwork-Bereich) konnten gleich drei Mitarbeiter/innen auf ein 10-jähriges Dienstjubiläum blicken – gewiss auch
ein Zeichen für ein sehr gutes Betriebsklima. Leider – aber mit jedem Verständnis dieser Welt und Mitfreude – haben
wir Anika Walther in eine weitere Erziehungsurlaubsphase „entlassen“ müssen. Aufgefangen werden konnte die entstandene
Lücke im Arbeitsfeld Youthwork durch den hervorragenden Einsatz unserer studentischen Honorarkraft,
Sandra Kohlhase.
Einzig ungewöhnlich viel Fluktuation hatten wir in unserer Zivildienststelle. Hier blicken wir auf ein Jahr mit drei
„Zivi`s“ zurück. Kurz vor dem Ende dieser Form des Wehrersatzdienstes sollten wir diesen wohl noch einmal in vollen
Zügen genießen dürfen. Hinweise auf Interessent/innen für einen künftigen „Bundesfreiwilligendienst“ bitten wir uns
zukommen zu lassen.
Dauerhaft Abschied nehmen mussten wir im November von unserem langjährigen Kollegen, der Verkörperung der
Duisburger Drogenselbsthilfe und JES-Koordinator, Klaus Blaumeiser, dessen plötzlicher Tod uns geschockt hat. Es
bleibt ein tiefer Dank für viele Einblicke in „außergewöhnliche Lebenswelten“, für damit verbundene Erkenntnis- und
Verständnisgewinne und für viele humorvolle Stunden.
Klaus Blaumeiser hat enorm viel dazu beigetragen, dass wir die Arbeit mit der Zielgruppe drogengebrauchender
Menschen nie aus dem Auge verloren haben und so sind wir gerade mit der Entwicklung in diesem Arbeitsgebiet im
Berichtsjahr sehr zufrieden. So hat Ralf Runniger (verstärkt durch die tatkräftige Unterstützung unserer ehemaligen
Praktikant/innen Yvonne Leuverink und Tim Prysztupa) das Streetwork wieder intensivieren können, was insbesondere
deshalb enorm wichtig war und ist, weil der neu entstandene Suchthilfeverbund Duisburg diese Arbeit eingestellt
hat. Darüber hinaus konnte das recht neue (Party-) Drogenprojekt „@drugtHiv“ weiter etabliert und im ersten Quartal
sogar durch das Schulprojekt „No drugs – no party?“ ergänzt werden (s. 5.2.).
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Geschäftsbericht für das Jahr 2010
Weiterhin äußerst stabil gestaltet sich die Duisburger Substitutionsregelung, welche nicht nur für die Klienten von
hohem gesundheitlichen und psychosozialen Nutzen ist, sondern auch für die AIDS-Hilfe ein finanzieller Segen. Hier
gilt den Ärzten Dr. Hander, Herrn Harzem und Dr. El Khaled sowie unseren begleitenden Ehrenamtler/innen ein ganz
großes Danke schön!
Ein wichtiges Ziel der AIDS-Hilfe konnte im Berichtsjahr leider nicht erreicht werden, nämlich mit unserem Duisburger
„headquarter“ endlich in barrierefreiere Räumlichkeiten umzuziehen, was angesichts der Entwicklungen beim
Krankheitsbild immer wichtiger wird (s.o., Älter werden mit HIV …). Nach dem Auszug der Drogenberatung der Diakonie
aus den Parterreräumen im Hause Friedenstr. 100, haben wir dem objektverwaltenden Immobilienmanagement
Duisburg (IMD) unser Interesse und unsere Erfordernisse monatlich signalisiert, aber leider kein ernsthaftes Aufgreifen
von dieser Seite erfahren dürfen. So stehen die Räumlichkeiten nunmehr seit Dezember 2009 leer. Wir sind hier
für jede Unterstützung äußerst dankbar.
Erfolgreich solidarisiert haben wir uns mit unseren Kolleginnen von der Beratungsstelle zu AIDS und anderen STD`s
des Gesundheitsamtes Duisburg. Hier waren im Zuge der Haushaltsplanberatungen für das Jahr 2010 zwei Stellen
mit sog. kw-Vermerken versehen – und zwar für die Arbeitsbereiche der AIDS-Koordination sowie der Prostituiertenberatung.
Gerade im letzteren Arbeitsfeld wächst allerdings die Notwendigkeit für eine sozialarbeiterische und präventive
Betätigung wegen des enormen Anstieges des Angebotes in Duisburg ungemein (s. 5.4.). Unsere fachliche
Stellungnahme in Form eines offenen Briefes an den Oberbürgermeister und die politischen Gremien hat gewiss mit
dazu beigetragen, dass zumindest die Politik diese Kürzungsabsichten zunächst einmal zurückgezogen hat.
Wir sind insgesamt zufrieden über den politischen Rückhalt für unsere Arbeit – und zwar auf allen föderalen Ebenen.
Mit der Duisburger Bundestagsabgeordneten (SPD) Bärbel Bas, die sich in Berlin auch um die Belange des
Fonds zur Entschädigung von HIV-infizierten Transfusionsopfern kümmert, haben wir im Berichtsjahr ein weiteres
neues Vereinsmitglied mit Bundestagsmandat gewinnen können. Auf der Landesebene genießen wir Anerkennung
und Wertschätzung quer durch alle Parteien. Ein fast schon traditionelles Highlight haben wir im Februar wieder bei
einem Arbeitsfrühstück im Landtag erleben dürfen, zu dem uns der Duisburger FDP-Abgeordnete, Holger Ellerbrock,
erneut eingeladen hatte. Herr Ellerbrock hat uns insbesondere im schwierigen Bereich der „Knastarbeit“ sehr unterstützt.
Auch auf das Engagement von Rainer Bischoff (SPD-MdL) können wir jederzeit bauen, so stand er uns nicht
nur bei der Ehrung im Landtag (s.o.), sondern auch gerne bei der Podiumsdiskussion im Rahmen des Aktionstages
zum Welt-AIDS-Tag im Duisburger Forum zur Verfügung. Gegenüber diesem Engagement zeigen sich die Lokalpolitiker
sehr viel defensiver, aber das kann ja noch besser werden, etwa durch Unterstützung bei unseren Umzugsplänen
(s.o.) oder gewiss im Zuge der kommenden problematischen Haushaltsberatungen werden sie vermutlich Flagge
rsp. „Schleife zeigen“ müssen und können.
Hier mag der Umstand eine Rolle spielen, dass die Arbeit am Thema „AIDS“ und mit spezifischen Zielgruppen, welche
sich nicht selten in gesellschaftlichen Konfliktbereichen bewegen, nicht besonders „populär“ ist und somit die Diskussion
darüber auf - vom Bürger etwas weiter entfernten Ebenen - leichter sein mag. Umso mehr ist es von großer
Bedeutung, dass die Kommunalisierungsprozesse nicht dazu führen, dass das Thema aus der landespolitischen Diskussion
und Verantwortung verschwindet.
Wir werden weiter unser Scherflein dazu beitragen, dass eben dieses nicht geschieht. Für das Berichtsjahr kann hier
das Beispiel der landesweiten Fachtagung des Landesarbeitskreises „AIDS und Migration“ dienen, die unter Mitinitiative
und Mitwirkung unserer Migrationsfachfrau, Petra Kurek, schon zum sechsten Male in Duisburg stattfand. Am
16. Juni 2010 trafen sich im Zentrum für Personalentwicklung der Stadt Duisburg über 50 Teilnehmer/innen mit unterschiedlichen
beruflichen Hintergründen aus allen Teilen von NRW, um sich unter dem Titel „Unsichtbar – Menschen
ohne Papiere in Deutschland“ mit Aspekten der Gesundheitsförderung mit dem Schwerpunkt HIV/AIDS bei Menschen
ohne klaren Aufenthaltsstatus zu beschäftigen (s. 5.5.)
Unser migrationsspezifisches Know-how war auch im Rahmen der Konferenz der Mitglieder des PARITÄTISCHEN,
Kreisgruppe Duisburg, am 20.09.10 zum Thema „Interkulturelle Öffnung“ gefragt, bei der Petra Kurek mit Ihrem Referat
„Von der interkulturellen Öffnung zur transkulturellen Orientierung“ deutlich machen konnte, dass wir in diesem
Themenfeld schon lange intensiv aktiv sind.
Wir sind interkulturell sogar so offen, dass wir gerne eine Spende des englischen Partnerkreises des Kreises Wesel,
der County Durham, entgegengenommen haben. Im Rahmen des Delegationsbesuches aus Durham in Wesel, am
02.09.10, konnten wir unsere Arbeit ein wenig vorstellen und uns angeregt über die Präventionsstrategien und –
erfordernisse austauschen – eine bereichernde Erfahrung. Many thanks to Durham! Und vielen Dank an die Kreisverwaltung,
die uns dies ermöglicht hat.
Natürlich haben wir uns im Berichtsjahr auch mit uns selbst beschäftigt und den Organisationsentwicklungsprozess
vorangetrieben, in dem wir die verabredeten inneren Zuständigkeiten einer externen Überprüfung durch eine mit
AIDS-Hilfe-Strukturen vertrauten Trainerin haben unterziehen lassen. Im Rahmen einer Klausurtagung am 12.06.10
mit Vorstand und Team sind darüber hinaus Bearbeitungsfelder erarbeitet und mit klaren Prioritäten versehen worden.
Die Bearbeitung läuft stetig parallel zum operativen Geschäft, allerdings leider nicht in dem Tempo, das wir uns wünschen
würden. Das liegt allerdings nicht zuletzt an den sehr begrenzten Ressourcen, die etwa zur Wahrnehmung der
Geschäftsführung zur Verfügung stehen.
Das lag in diesem Berichtsjahr aber auch daran, dass unsere relativ neuen Projekte Zeit zur Etablierung benötigten
(u.a. Knastarbeit, BuT, @drugtHiv, Frauengruppe). Und es lag nicht zuletzt daran, dass wir im Jahre 2010 bei einer
ganzen Reihe von Großveranstaltungen mit Präventionsaktionen intensiv beteiligt waren. Das Kulturhauptstadtjahr
Ruhr 2010 hat viele tolle Veranstaltungen hervorgebracht und sehr viel Beteiligung von AIDS-Hilfe(n) gesehen, beispielhaft
sei hier das A40-Stillleben am 18.07.10 erwähnt (s. 5.1.).
Das –nicht nur für uns- alles überstrahlende Ereignis in unserer Region sollte die Loveparade am 24.07.2010 sein.
Wir haben viel Zeit, Kapazitäten und Ressourcen aus den Arbeitsfeldern „XXelle – Frauen“, „Herzenslust“,
„Youthwork“ und „@drugtHiv“ in Planung, Organisation und Durchführung investiert und die Loveparade auch tatsächlich
bis zum Durchsickern der schrecklichen Ereignisse als das tolle Event mit einem so nicht zu erwartenden,
sehr gut erreich- und ansprechbaren Zielpublikum erlebt – bis alles überdeckt wurde durch die grausame Realität von
21 Toten, vielen Hundert Verletzten und unzähligen schwer traumatisierten Menschen!
Die Verarbeitung dieser Ereignisse dauert bis heute an. Sie haben uns ins Mark getroffen, in tief empfundene Trauer
und Erschütterung gestürzt, auch weil uns in unfassbarer Weise vor Augen geführt wurde, wie nah Leben, Lust, Fröhlichkeit
und Sterben, Tod und Trauer beieinander liegen können – etwas, das wir in unserer Arbeit doch eigentlich
scheinbar gewohnt sind. Einige unserer ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter sind – entgegen der zuvor abgestimmten
Planung! – nur wenige Minuten vor der Katastrophe auch durch das tödliche Nadelöhr der Rampe geschoben
worden…
Und leider wirkt auch das Trauerspiel der Nachbearbeitung durch die beteiligten Entscheidungsträger und Verantwortlichen
so nach, dass Verärgerung, Wut und Enttäuschung bis heute nicht gewichen sind. Wir waren wie gelähmt
und längere Zeit nicht in der Lage, unsere Arbeit so fortzuführen, wie es sein sollte.
Diese Gefühlslage und der Respekt vor den Toten haben uns auch dazu geführt, den für den 14.08.2010 vorgesehenen
„Ersatz“ für den Duisburger CSD, das Schwul-lesbische Straßenfest „Sommerlust“ auf der Königstr. abzusagen
(s. 5.1.), für das wir infolge der CSD-Absage durch den Arbeitskreis Duisburger Lesben und Schwule (AKDuLuS e.V.)
als Veranstalter eingesprungen sind. Die spontane Bereitschaft der Duisburger Community, uns bei der Umsetzung
zu unterstützen, war einfach klasse. Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich dafür bedanken und
hoffen immer noch, dass unsere Entscheidung zur Absage auf Akzeptanz gestoßen ist. Weiterhin hoffen wir auf ein
ähnliches Engagement im Hinblick auf 2011.
Zivilgesellschaftliches Engagement ist immer noch und nicht nur vor dem Hintergrund rückläufiger öffentlicher Förderung
immer mehr gefragt. Diesbezüglich können wir auf ein Jahr mit wirklich großartiger Unterstützung zurückblicken
(s. 4.). Insbesondere im Zusammenhang mit dem diesjährigen Welt-AIDS-Tags-Geschehen erlebten wir viel
Engagement von verschiedensten Gruppen und Einzelpersonen. Stellvertretend verweisen wir hier schon mal auf die
„bärenstarken“ Initiativen des Centermanagements des FORUM Duisburg, was zu einem hervorragend angenommenen
zweiten großen Aktionstag am 01.12.10 geführt hat.
Es gibt nicht nur „bad banks“ wie wir wissen. Es gibt auch hier viel zivilgesellschaftliches Engagement. Wir bedanken
uns bei den Sparkassen aus unserer Region, bei der Deutschen Bank, der Sparda-Bank West und insbesondere
beim GudsO-Team der Targobank Duisburg, die einmal mehr eine unglaublich kreative Soli-Bären-Verkaufsaktion
durchgeführt haben und gewissermaßen unser Platin-Vertriebs-Partner für die beliebten „AIDS-Teddies“ sind.
Mehr Geschichten von Menschen und Gruppen, über deren gutes Tun wir reden wollen finden sich im Kapitel 4.
Diese und weitere Aktivitäten haben neben einer sehr umsichtigen Haushaltsführung erheblich dazu beigetragen,
dass wir das Haushaltsjahr 2010 voraussichtlich mit einem sehr überschaubaren Defizit abschließen können – ein
phantastisches, weil wahrlich nicht zu erwartendes Ergebnis.
Abschließend möchten wir uns natürlich an dieser Stelle bei all jenen treuen Freund/innen und Förderern, Zuwendungsgebern
und Sympathisant/innen sowie bei den Vertretern aus Politik, Verwaltungen und Gesundheitsämtern,
medizinischen und Beratungseinrichtungen, Schulen und sonstigen Kooperationspartnern und unseren Dachverbänden,
dem „Paritätischen“, der Deutschen AIDS-Hilfe und der AIDS-Hilfe NRW für ihre Wertschätzungen, unterstützenden
Aktionen und guten Wünsche im Berichtsjahr aufs Herzlichste bedanken.
15
Beratung
2. Beratung
2.1 Einleitung
Die Beratung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. wurde wie in den vorangegangenen Jahren als ein Hauptschwerpunkt
unserer Arbeit durchgeführt.
Die Beratung erfordert ein hohes Maß an Kompetenzen. So gilt es, dass sich die BeraterInnen zu den Themenfeld
„neuer Wissensstand zu Übertragungswegen rund um HIV und andere sexuell übertragbaren Krankheiten (im folgenden
STD genannt)“ regelmäßig fortbilden und eine eigene, für sie passende Haltung entwickeln und reflektieren. Dies
wird durch die Änderungen von Risikoeinschätzungen durch wissenschaftliche Erkenntnisse immer wieder bestätigt
und auch gefordert.
Zur Konkretisierung hier ein Beispiel aus dem Bereich Risikoeinschätzung:
Auszug aus der „Infomappe für die Telefonberatung in AIDS-Hilfen 2001“ der Deutschen AIDS-Hilfe e.V.
„Orale Stimulation des Mannes mit Abspritzen- aufnehmend:
Risikoeinschätzung
hohes Risiko in Hinblick auf HIV und andere STD
- erhöhtes Risiko, wenn der Samen geschluckt wird. Das Risiko ist noch höher bei Entzündungen in Hals, Rachen
oder Speiseröhre
- bei Verletzungen der Mundschleimhaut und Zahnfleischentzündungen erhöht sich das Risiko
Schutzmöglichkeiten
Wenn man bis zum Erguss blasen will, sollte ein Kondom verwendet werden. Notfallmaßnahmen: Sperma ausspucken
und möglichst mit hochprozentigem Alkohol, wenn vorhanden, sonst mit Wasser fünf mal ca. 15 Sekunden lang
spülen.“
Aktuell ist der folgende Beratungsstandard:
Auszug aus der „Infomappe für die Beratung in Aidshilfen 2009/2010“ der Deutschen AIDS-Hilfe e.V.
„Orale Stimulation des Mannes mit Abspritzen (Ejakulation):
- ein geringes HIV-Risiko besteht, vor allem bei längerer Verweildauer des Ejakulats im Mund, bei der Entzündungen
in Hals, Rachen, bei Zahnfleischentzündungen oder STD. Insgesamt ist das Risiko auch mit Ejakulation aber deutlich
(!) geringer als bei ungeschütztem Vaginal- oder Analverkehr!
Falls ejakuliert wurde: Es ist wissenschaftlich nicht erwiesen, ob „Schlucken“ gefährlicher ist als „Spucken“. Trotzdem
empfehlen wir „Spucken“, da es dadurch zu einer nur kurzen Verweildauer einer infektiösen Flüssigkeit im Mund
kommt und die Flüssigkeit nicht im Körper bleibt.“
An diesem Beispiel wird eindrucksvoll geschildert, wie sich die Risikoeinschätzungen in den letzten Jahren aus Sicht
der medizinischen Fachabteilung der Deutschen AIDS-Hilfe e.V. erheblich verändert hat. Dies wird im weiteren Verlauf
der Beratermappe noch deutlicher durch die Einschätzung, wenn der Mann im oberen Beispiel zwar HIV-Positiv
ist, aber sich die Viruslast unter der Nachweisgrenze befindet:
„Viruslast unter der Nachweisgrenze“:
Wenn die Viruslast des Sexualpartners unter der Nachweisgrenze ist, reduziert sich (auch bei Ejakulation) das ohne-
hin geringe Risiko weiter (Safer Sex Bereich).“
Diese Aussagen, die ihren Grund in der Aussage der „Eidgenössischen Kommission für AIDS-Fragen (EKAF)“ hat,
wird deutlich, wie sich das Bild von Risiken immer wieder verschiebt und verändert. Diese Wandlungen, und die damit
einhergehenden Änderungen, sind eine der schwierigsten Aufgaben im Feld der Fortbildung von BeraterInnen.
Gerade die „Alten Hasen“ von BeraterInnen, die ein anderes Bild von Risiken zu HIV und AIDS gelernt und verinnerlicht
haben, auf diesem Weg mitzunehmen, ist ein wichtiges Ziel.
Wichtige Neuerungen in der Beratung haben sich neben der Aussage der EKAF (siehe dazu „HIV-Therapie und Prävention,
Positionspapier der Deutschen AIDS-Hilfe e.V., April 2009 unter www.aidshilfe.de) auch im Bereich der HIV-
Testung ergeben. Neben den immer besseren Antikörpertestverfahren, welche heutzutage auch direkt Virusbestandteile
nachweisen, ist durch die Entwicklung der HIV-Schnelltests ein neues Angebot zur Entscheidung der Ratsuchenden
für oder gegen einen HIV-Antikörpertest erschienen. Neben dem präventiven Nutzen (siehe dazu Punkt 5.1
„Beratung und Test“ Rastplatz Sommeraktion von der Kampagne Herzenslust), stellt die Wissensvermittlung zu diesem
„Schnelltestverfahren“, welches nicht die diagnostische Lücke verkürzt (wie manche Ratsuchenden fälschlicherweise
meinen), sondern nur die Ergebnismitteilung und die damit verbundenen Erläuterungen (nur aussagekräftig bei
einem reaktiv negativen Ergebnis) eine wichtige Beraterkompetenz dar. Erschwert wird dies (und zwar nicht nur in
diesem Sektor) durch die unterschiedlichsten Aussagen und Haltungen, die im „world wide web“ kursieren.
Neben diesen „fachlichen Anforderungen“ an die BeraterInnen nimmt der Bereich von Ratsuchenden mit psychischen
Störungen einen weiteren Schwerpunkt im Sektor der Fortbildungen ein. Menschen, die durch eine „doppelte Verdrängung“
Ängste oder einschneidende Situationen in ihrem Leben verdrängen, kompensieren dies (da das Unterbewusstsein
immer einen Weg findet, indirekt Emotionen und Ängste zu verarbeiten) möglicherweise durch eine „AIDS-
Ängstlichkeit bzw. AIDS-Phobie“. Dies vor allem, da HIV nicht zu sehen ist und die einzige Art von Diagnostik die
Entscheidung zu einem HIV-Antikörpertest wäre, der Aufgrund der Diagnostischen Lücke dann jedoch immer noch
den Nährboden für Unsicherheiten birgt. Hier die BeraterInnen zu schulen (z.B. sich selbst als Indikator zur Identifizierung
von AIDS- Phobikern (s dazu Thure von Uexküll, Psychosomatische Medizin, Urban & Fischer Verlag / Elsevier
GmbH; Auflage: 6 (6. Dezember 2002)) zu nutzen), stellt einen wichtigen qualitativen Schwerpunkt in der BeraterInnenfortbildung
dar.
2.2 Die Angebote der AIDS-Hilfe im Sektor Beratung
Unsere Beratungsangebote konnten von den Ratsuchenden wie folgt genutzt werden:
1. persönliche Beratung in den Einrichtungen;
2. telefonische Beratung durch HauptamtlerInnen während der Öffnungszeiten in Duisburg und Wesel;
telefonische und E-Mail Beratung durch die ehrenamtlichen Telefonberater in der Zeit von 19.00-21.00 Uhr am Montag
in Duisburg.
2.2.1 Persönliche Beratung
Während der Öffnungszeiten sowie nach telefonischer Absprache auch außerhalb der Öffnungszeiten, konnten Ratsuchende
sich persönlich durch hauptamtliche MitarbeiterInnen in unseren Büros in Duisburg und Wesel beraten lassen.
Bei diesen Beratungsgesprächen wurde auf eine ruhige und entspannte Atmosphäre geachtet. Bei Bedarf konnten
Ratsuchende, die anonym bleiben wollten, sich auch Termine außerhalb der Öffnungszeiten und dem damit verbundenen
Publikumsverkehr geben lassen. Bei Beratungen von Personen, die kürzlich ihr HIV-positives Testergebnis
erhalten haben, wurde im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe immer das Angebot unterbreitet, mit einem HIV-Positiven zu
sprechen, der schon länger mit der Infektion lebt. Dieses Angebot wurde häufig in Anspruch genommen.
Generell wurde die persönliche Beratung immer weniger von Ratsuchenden in Anspruch genommen. Als mögliche
Begründung sind hier die anonymen Möglichkeiten durch das world wide web (www) zu nennen (z.B. durch die Onlineberatung
der Deutschen AIDS-Hilfe www.aidshilfe-beratung.de oder für schwule und bisexuelle Männer bei
www.gayromeo.com der healthsupport). Immer mehr Menschen nutzen das www, und haben gelernt, sich dort zu
Informieren und diesem neuen Medium zu vertrauen.
17
Beratung
2.2.2 Telefonische Beratung
Auch in diesem Jahr blieb die Zahl der Telefonberatungen während der Öffnungszeiten sehr hoch. Die Ratsuchenden
wurden nach eingehender Erörterung der Risikosituationen aufgeklärt. Falls erwünscht, wurden die Ratsuchenden
zwecks HIV-Antikörper-Test an das örtliche Gesundheitsamt verwiesen.
Unsere Beratungsnummern sind für Duisburg: 0203-19411 und für Wesel
0281-19411. Die Rufnummern wurden in den örtlichen Zeitungen
unter der Rubrik Beratung beworben. Regelmäßig wurde die Bewerbung
kontrolliert, da die Rubrik von vielen Vereinen genutzt wird und
die Einstellung der Rufnummer kostenlos ist.
Die Beratungsnummern wurden durch Beantragung bei der Regulierungsbehörde
für Telekommunikation und Post anonymisiert. Dadurch
werden bei einem Anruf über diese Rufnummer die Nummern der Ratsuchenden
unterdrückt und bei dem Ratsuchenden erscheint die Beratungsnummer
nicht in der detaillierten Telefonrechnung.
2.2.3 Die Bundesweite Telefonberatung
Nach der Beendigung der Testphase beteiligt sich nun die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. kontinuierlich an
der bundesweiten Beratungshotline der Deutschen AIDS-Hilfe e.V..
An 62 Stunden pro Woche können sich so Ratsuchende mit ihren Fragen rund um HIV/AIDS telefonisch an die Berater
der AIDS-Hilfen wenden. Die Hotline ist erreichbar in den Zeiten: Montags bis Freitags von 9.00-21.00 Uhr und am
Sonntag von 12.00-14.00 Uhr.
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e. V. beteiligt sich als eine von bundesweit 28 Einrichtungen an diesem nunmehr
fest etablierten Angebot. Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
bedienen Ratsuchende aus dem ganzen Bundesgebiet am Montagabend von 19.00-21.00 Uhr und am Donnerstag
von 11.00-14.00 Uhr. Die regionalen Angebote bleiben im vollen Umfang bestehen. So können sich Menschen telefonisch,
persönlich und per E-Mail zu den gewohnten Zeiten an die MitarbeiterInnen der AIDS-Hilfe wenden. Das überregionale
Angebot wird zusätzlich zu dem bestehenden Angebot hinzugefügt.
Die Telefonberatung spielt bei der Aufklärung zu HIV nach wie vor eine große Rolle. Sie ist das Medium zur Beantwortung
persönlicher Fragen und zur Abklärung eines individuellen HIV-Übertragungsrisikos. Mit der neuen Rufnummer
werden bestehende Angebote unter einer bundesweiten Nummer zusammengeführt und damit die Erreichbarkeit
für Ratsuchende weiter verbessert. Durch die Intensivierung der Weiterbildung und die Einrichtung eines Online-
Portals für BeraterInnen wird die Qualität der Beratung langfristig gesichert.
Um die Wichtigkeit der Bundesweiten Telefonberatung aufzuzeigen, sind hier die Zahlen der Beratungskontakte
(Monitorings) und die Art der Anfragen für das Jahr 2010 aufgelistet:
Beratung
Durch die Anonymität der Beratung bedingt, können die o. a. Daten nur als richtungweisende Orientierung dienen.
Trotzdem kann hier auf wichtige Aspekte im Konkreten hingewiesen werden:
Die Zahl der Menschen, die als „AIDS-Ängstlich bzw. AIDS-Phobisch“ eingestuft wurden, lag bei knapp 23%.
Bei den Themen der Beratung ist der Hauptschwerpunkt mit knapp 50% die Risikoeinschätzung zu benennen. Gefolgt
von dem Thema HIV-Test mit 27%.
Weiterhin ist der Anteil von heterosexuellen Ratsuchenden mit knapp 63% extrem hoch.
Der Anteil von Männern, die die telefonische Beratung in Anspruch genommen haben, ist mit 73,5% unerwartet hoch.
Zur Erläuterung diesbezüglich: Männer gehen viel seltener zum Arzt als Frauen. Von medizinischen Kreisen werden
daher immer mehr präventive Maßnahmen gefordert, um die Bereitschaft der Männer, für die meist kostenlosen medizinischen
Kontrolluntersuchungen, zu erhöhen. Was die Sensibilisierung und den Wissensdurst bezüglich HIV angeht,
scheint dies nicht dem allgemeinen Trend zu entsprechen.
Da die Beratungskontakte unter der 19411 im Rahmen der Büro-Besetzung nicht detailliert erfasst werden, nehmen
wir die o.a. Monitorings als Tendenz, die wir auf alle Kontakte übernehmen.
2.2.4 Die Telefonberatervernetzung im Ruhrgebiet:
Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. ist mit anderen Kooperationspartnern aus dem Ruhrgebiet in einer Telefonberatervernetzung
zusammengeschlossen. Ziel dieser Vernetzung war es, die Beratung zu HIV-AIDS an jedem Wochentag
abends im Ruhrgebiet anzubieten. Bei den Treffen in der Ruhrgebietsvernetzung 2010 war ein Hauptthema
die Sinnhaftigkeit der Vernetzung, da durch die bundesweite Beratungsvernetzung möglicherweise eine Doppelstruktur
entstanden wäre (da durch dieses neue Angebot täglich Abends und auch am Wochenende die Beratung sichergestellt
ist und durch die Bundesweite Vernetzung ebenfalls die Qualitätssicherung und Fortbildung der BeraterInnen
erfolgt). Bei dem Austausch der Bundesweiten Telefonberater (wo der hauptamtliche Mitarbeiter der AIDS-Hilfe im
Jahr 2010 aus diesem Grund an dem Treffen in Berlin teilnahm) konnte dieser Punkt angesprochen werden. Erfreulicherweise
wurde entschieden, dass die Ruhrgebietsvernetzung einen Sonderstatus bekommt. So kann die Ruhrgebietsvernetzung
Repräsentanten zu den bundesweiten Treffen senden (Vertraglich ist jede Einrichtung verpflichtet,
regelmäßig an den Treffen in Berlin teilzunehmen). Die Informationsweitergabe an die Ruhrgebiets - AIDS-Hilfen erfolgt
dann bei den 2 mal im Jahr durchgeführten Treffen in der Ruhrgebietsvernetzung. Dadurch wird die zeitliche
Belastung für die haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen extrem reduziert.
Ein weiterer Schwerpunkt bei den Vernetzungstreffen ist weiterhin die Fortbildung der BeraterInnen. So hat der zuständige
Mitarbeit der der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. 2010 bei einem der Treffen der Berater im Ruhrgebiet
ein Referat zu dem Themenfeld Hepatitiden gehalten.
2.2.5 E-Mail Beratung
Die E-Mail Beratung in der AIDS-Hilfe wurde weiterhin angeboten. Die E-Mailberatung ist unter der folgenden Adresse
zu erreichen: www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de.
Um die gängigsten Fragen im Voraus zu klären, wurden auf unserer Homepage die acht häufigsten gestellten Fragen
(FAQ) eingestellt. Der Ratsuchende konnte beim Anklicken einer Frage gleich die Antwort lesen. Durch dieses Beratungsangebot
konnten viele Ratsuchende ohne dass sie an uns eine E-Mail schreiben mussten, bedient werden. Detailliertere
Fragen konnten dann per E-Mail an uns gesendet werden. Bei diesen E-Mails wurde im Betreff automatisch
„E-Mailberatung“ eingegeben, sodass die E-Mails nicht von den Mitarbeitern gelesen wurden, sondern direkt an
die Telefon/E-Mail Beraterin weitergeleitet werden konnten.
Die E-Mailberatung wird hauptsächlich am Montagabend in der Zeit der Telefonberatung durch die ehrenamtliche
Mitarbeiterin bedient und die E-Mails in dieser Zeit beantwortet.
Bei dringenden E-Mails wurden diese von den hauptamtlichen MitarbeiterInnen während der Öffnungszeiten beantwortet.
Folgende vorgefertigten Fragen wurden im Internet angeboten:
Insgesamt wurde die E-Mailberatung im Jahr 2010 kaum genutzt. Die schon bei Punkt 2.2.1 beschriebenen Erklärungen
sind sicherlich auch hierfür maßgeblich.
2.3 Danksagung:
Wir danken unserer ehrenamtlichen Mitarbeiterin aus der persönlichen, telefonischen und online -
Beratung, ohne deren Einsatz die Beratung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. nicht in diesem
bemerkenswerten Umfang vorgehalten werden könnte.
21
Begleitung
3. Begleitung
Unsere Einrichtung begleitet weiterhin HIV-Infizierte / an AIDS-Erkrankte, die aus den unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen
mit verschiedenen sozialen Hintergründen stammen. Die einzelnen Begleitungsfälle befinden sich in
unterschiedlichen Lebens- und Behandlungssituationen. Vereinzelte Begleitete haben sich gegen die Einnahme von
Medikamenten entschieden oder benötigen auch noch keine Medikation. Die Gründe für die Verweigerung der Medikamente
sind vielfältig. Es kann die Folge von gravierenden Ereignissen sein (z. Bsp. Tod eines nahen Angehörigen),
die dann zunächst bearbeitet werden müssen und der Lebenswille wieder gestärkt werden muss. Ein Grund ist auch
die Angst vor den Nebenwirkungen und evtl. einhergehenden körperlichen Veränderungen und der lebenslangen Einnahme
von Medikamenten oder aber auch Verdrängung der Infektion.
Ein großer Teil der Infizierten kommt mit den Medikamenten gut klar. Während aufgrund der Vielzahl der Medikamente
die akuten Nebenwirkungen weniger werden, treten häufiger Langzeitnebenwirkungen auf wie zum Beispiel im
Herz-Kreislaufbereich. Hier gilt es andere Risiken wie Rauchen oder ungesunde Ernährung zu minimieren. Des Weiteren
werden unsere Begleiteten auch älter und es gilt, sie für bestimmte Vorsorgeuntersuchungen zu sensibilisieren
und altersbedingte Erkrankungen mit in den Fokus zu nehmen.
Viele von uns langfristig Begleitete waren bereits an AIDS erkrankt, sind verrentet und leben auf dem Niveau des Arbeitslosengeldes
II, der Grundsicherung oder leicht darüber. Hierbei handelt es sich um Leistungen, die in ihrem Ursprung
zur Überbrückung einer kurzen Zeit angedacht waren. Letztendlich verharren diese Begleiteten in einer Lebenssituation,
die Ihnen finanziell keinen Spielraum lässt und wenig Perspektiven für die Zukunft bietet. Leider hat
hieran auch der monatelange Streit um die Erhöhung der ALG II-Sätze, die auch das Niveau der Grundsicherung darstellen,
keine grundlegende Änderung herbeigeführt. Aufgrund der fehlenden materiellen Ressourcen fehlt es an Lebensqualität,
da die Teilhabe am gesellschaftlichten Leben wie Ausgehen, Kino und andere Freizeitaktivitäten einen
Faktor für Lebensqualität darstellen. Dadurch kommt es oft zu Vereinsamung und Depressionen, so dass auch von
Einzelnen suizidale Gedanken geäußert werden, denen es zu begegnen gilt. Um der Vereinzelung vorzubeugen, haben
wir einige Angebote, die weiter unten beschrieben sind, auch im Berichtsjahr vorgehalten bzw. freuen uns, dass
Angebote in Selbsthilfe ausgestaltet werden. Des Weiteren bieten wir Unterstützung bei sozialrechtlichen und finanziellen
Schwierigkeiten.
Ein anderer Teil dieser Begleiteten versucht, das Beste aus ihrer Lebenssituation zu machen und gestaltet unter anderem
die Freizeit für HIV-Positive mit, nimmt an der Kochgruppe teil und engagiert sich auf landes- und bundesweiter
Ebene in Landesarbeitsgemeinschaften und Netzwerken.
Andere HIV-Infizierte gehen einer geregelten Arbeit nach und nehmen die AIDS-Hilfe nur punktuell zu bestimmten
Fragen in Anspruch oder besuchen unser Mittwochs-Café oder von uns durchgeführte Fortbildungsveranstaltungen.
In einzelnen Fällen von Neudiagnosen gilt es, Krisenintervention zu gewährleisten und die Situation zu stabilisieren.
Auch in Zeiten von Behandelbarkeit von HIV gilt es nach einem Testergebnis unterschiedliche Problematiken zu bearbeiten.
So gibt es bei vielen HIV-Infizierten das Gefühl, an der Infektion selbst schuld zu sein und sich zu schämen
und in eine Depression und Antriebslosigkeit zu gelangen. Auch ist es für HIV-positive Menschen heute immer noch
schwer, sich gegenüber anderen Menschen und Freunden zu ihrer HIV-Infektion zu bekennen. Hier bietet die AIDS-
Hilfe Unterstützung durch die psychosoziale Begleitung der hauptamtlichen Mitarbeiter oder durch Kontakt mit anderen
HIV-Positiven (z. Bsp. in unserer Positivengruppe oder in Einzelgesprächen mit HIV-Positiven, die wir vermitteln).
Bei komplexen Begleitungen, die im Zeitumfang unsere Ressourcen übersteigen, vermitteln wir Begleitete in ambulant
betreutes Wohnen, zukünftig arbeiten wir in diesem Bereich mit der AIDS-Hilfe Essen zusammen.
Unsere Öffnungszeiten für persönliche Beratung - montags 11- 14 Uhr, mittwochs 14 – 19 Uhr, freitags 11 – 16 Uhr –
haben sich bewährt. In dieser Zeit haben wir eine offene Sprechstunde und man kann uns ohne Termin aufsuchen.
Selbstverständlich ist es auch weiterhin möglich, außerhalb der Öffnungszeiten einen Beratungstermin zu vereinbaren.
Des Weiteren ist unser Büro in Wesel dienstags von 14 – 17 Uhr und donnerstags von 9 – 12 Uhr besetzt, so
dass von montags bis freitags die Möglichkeit zur persönlichen unterminierten Beratung besteht.
Zur qualitativen Verbesserung der Begleitungsarbeit nahm ein hauptamtlicher Mitarbeiter aus dem Begleitungsbereich
an den Treffen des auf Landesebene stattfindenden Arbeitskreises Sozialberatung teil. Bei diesem Arbeitskreis
handelt es sich um ein wichtiges Fort- und Weiterbildungsangebot, da hier MitarbeiterInnen aus unterschiedlichen
AIDS-Hilfen zur Reflektion ihrer Arbeit zusammen treffen. Des Weiteren dient das Treffen dem Erfahrungsaustausch
und es gibt die Möglichkeit zur Fallbesprechung.
3.1. Einzelbegleitung
Die Einzelbegleitung wird von drei hauptamtlichen MitarbeiterInnen mit unterschiedlichem Zeitanteil ihrer Vollzeitstellen
neben ihren anderen Aufgabenbereichen durchgeführt. In der Begleitungsarbeit bieten wir Beratungen zu Nebenwirkungen
der Medikamente, zu Partnerschaftskonflikten, sozialrechtlichen und finanziellen Problemen an. Bei
weiter gehenden und komplexeren Problematiken stellen wir Kontakt zu entsprechenden Beratungsstellen her (wie
zum Beispiel Schuldnerberatung). Immer häufiger gilt es, finanzielle Engpässe bei der Zuzahlung zu Medikamenten
und Praxisgebühr zu überbrücken, bis die Zuzahlungsgrenze erreicht ist und die Befreiungskarte ausgestellt werden
kann. Bei Menschen mit Migrationshintergrund stellt die Passverlängerung ein großes finanzielles und logistisches
Problem dar, für die sich keiner zuständig fühlt. Die Gebühren sind exorbitant hoch und meistens müssen die Pässe
bei der Botschaft persönlich abgeholt werden, welches wiederum hohe Fahrtkosten verursacht.
Bei finanziellen Problemen halfen wir mit unserem Positivenfond, bei größeren Beträgen stellten wir Anträge an die
Deutsche AIDS-Stiftung, soweit die Antragshintergründe die Kriterien der Stiftung erfüllen. Die Bearbeitungszeiten
haben sich aufgrund von Personaleinsparungen bei der Deutschen AIDS-Stiftung jedoch auf ca. 8 – 10 Wochen je
Antrag ausgeweitet.
Im Berichtsjahr verstarb eine unserer Begleiteten, die aufgrund ihrer persönlichen Situation für sich den Freitod gewählt
hat.
Insgesamt begleiteten wir 196 Personen einschließlich der im Knast begleiteten Personen.
Intensive Begleitung bedeutet mindestens 1 Kontakt pro Woche, welches aber auch bis zu täglichem Kontakt beinhalten
kann. Intensiv bedeutet aber auch, einmaliger monatlicher Kontakt mit anschließendem hohem Regelungsbedarf.
In der Rubrik „Regelmäßig“ erfassen wir Begleitete mit mindestens einmal monatlichem Kontakt und „Sporadisch“
einmal jährlichen Beratungskontakt.
Im Berichtsjahr wird weiterhin eine Betroffene durch einen ehrenamtlichen Mitarbeiter begleitet.
Die übrigen werden durch das hauptamtliche Team versorgt und halten sich auf stabilem Niveau.
23
Beratung
3.2. Begleitergruppe
Wie im vorherigen Abschnitt schon erwähnt, wird derzeit nur noch eine Person ehrenamtlich begleitet. Es bestand im
Berichtsjahr jedoch der Wunsch, dass sich der ehrenamtliche Begleiter und die „Ehemaligen“ mit dem hauptamtlichen
Mitarbeiter regelmäßig treffen. Diese Treffen fanden im Berichtsjahr viermal statt und dienten zum einen zum Austausch
und zur Reflektion über die bestehende Begleitung und zum anderen zum Informationsaustausch über die
AIDS-Hilfe, da die zwei „Ehemaligen“ nur noch lose Kontakt zur AIDS-Hilfe haben.
Die Aufgabe der ehrenamtlichen Begleitung bestand überwiegend darin, als Gesprächspartner zur Verfügung zu stehen.
Dies kann auch zu ungewöhnlichen Uhrzeiten der Fall sein, wobei der ehrenamtliche Mitarbeiter für sich entscheiden
muss, in welchem Zeitrahmen er dies zulässt.
Da alle ehrenamtlichen BegleiterInnen berufstätig sind, müssen Fahrten zu Ärzten und Ämtern durch die AIDS-Hilfe
(Zivildienstleistender oder letztendlich auch durch hauptamtliche Mitarbeiter) durchgeführt werden.
Für den Einsatz der ehrenamtlichen BegleiterInnen möchten wir uns herzlich bedanken.
3.3. Positivenfond
Der Positivenfond wird von der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. mit dem Ziel verwaltet, HIV-positive / an AIDS-
Erkrankte Menschen in finanziellen Notlagen zu unterstützen.
Die Verteilung der Fondgelder übernahm im Berichtsjahr 2010 ein Gremium, das aus zwei HIV-positiven Menschen,
einem Ehrenamtler aus dem Begleitungsbereich und einem Hauptamtler besteht. Diese Zusammensetzung schafft
innerhalb des Gremiums eine Perspektivenvielfalt, die für die Entscheidungsfindung bei Anträgen bereichernd ist.
Mindestens drei Personen dieses Gremiums entscheiden mit einfacher Mehrheit über außergewöhnliche und rückzahlbare
Zuwendungen. Die Soforthilfe wird primär von den drei im Begleitungsbereich tätigen hauptamtlichen Mitarbeitern
ausgezahlt. In die Entscheidungsfindung fließt zum einen die finanzielle Situation des Antragsstellers ein und
zum anderen die Gründe für sein spezielles Anliegen. Die Verwaltung des Fonds obliegt einem hauptamtlichen Mitarbeiter.
Wie in den Vorjahren stellte der Vorstand aus Spendengeldern insgesamt eine Summe in Höhe von 3.850 € zur Verfügung.
Unser besonderer Dank gilt allen Spendern, die uns damit diese Form der Hilfe in diesem Umfang ermöglicht
haben. Die Summe wurde im Berichtsjahr nicht ausgeschöpft.
Bei einem Krankhausaufenthalt ist die Beantragung für die dort anfallenden „Telefonkosten“ möglich, wenn diese
nicht selbst übernommen werden können. Hierdurch soll der Kontakt nach außen aufrechterhalten und die Möglichkeit
gegeben werden, sich bei Schwierigkeiten mit jemandem zu bereden. Da es nur wenige stationäre Aufenthalte
gab und die Begleiteten zumeist über Handy erreichbar sind, fielen im Berichtsjahr in diesem Bereich wiederum keine
Ausgaben an.
Für den Bereich „Knast“ haben wir in 2010 230,45 € für sogenannte Knastpakete aufgewandt. Da diese nicht mehr
über die Deutsche AIDS-Stiftung finanziert werden, werden diese zurzeit vom Positivenfond getragen. Die Summe
hat sich im Vergleich zum Vorjahr halbiert.
Der Bereich „Soforthilfe“ lag mit 1.850 € ungefähr gleichauf mit den Ausgaben in diesem Bereich im Jahr 2009, und
stellt weiterhin den höchsten Ausgabenposten des Positivenfonds dar. Bei der Soforthilfe handelt es sich um eine
finanzielle Hilfe am Ende des Monats, um Engpässe zu überbrücken. Diese Hilfe wird gewährt, wenn sich die Einkünfte
auf dem Niveau des Arbeitslosengeldes II belaufen. Die Soforthilfe wurde im Durchschnitt von den Personen,
die die Kriterien des Positivenfond erfüllen in der Regel fünfmal jährlich in Anspruch genommen.
Die „Außergewöhnlichen Zuwendungen“ erhöhten sich im Berichtsjahr von 627 € auf 843 € um ein Drittel. Außergewöhnliche
Zuwendungen werden für den Ausgleich von Stromschulden, Telefonrechnungen, Zuschüsse zum
Zahnersatz, Unterstützung zur Erlangung der Befreiungskarte für Zuzahlungen bei Medikamenten und Praxisgebühr
und anderes gewährt.
„Rückzahlbare Zuwendungen“ sind für Ausgaben gedacht, die die Begleiteten dringend benötigen, für die sie aber
aktuell kein Geld haben. Das gewährte Darlehen muss in angemessenen Raten zurückgezahlt werden. Um den Begleiteten
dies zu ermöglichen und das Begleitungsverhältnis durch offene Beträge nicht zu belasten, muss der Einkommenssatz
bei diesen Zuwendungen die Sozialhilfe bzw. das Arbeitslosengeld II übersteigen.
Die rückzahlbaren Zuwendungen sind im Berichtsjahr von 152 € auf 326 € angestiegen. Hier wurde auch der Wunsch
der Begleiteten berücksichtigt, die zunächst einmal eine Rückzahlung leisten wollen.
Rückzahlbare Zuwendungen wurden in den meisten Fällen für Zuzahlungen für Medikamente und Praxisgebühr gewährt,
damit der Betroffene direkt seine Befreiungskarte erhält und die Rückzahlung an die AIDS-Hilfe vornehmen
kann. Mit der Befreiungskarte ist ein regelmäßiger Arztbesuch und regelmäßiger Medikamentenbezug möglich.
Die „Einnahmen“ (s. Abb. u.) des Positivenfonds resultieren aus den Rückzahlungen der rückzahlbaren Zuwendungen.
Da die Darlehen nicht unbedingt in dem Jahr der Auszahlung zurückgezahlt werden, kommt es zu Differenzen in
den Bereichen Auszahlung und Einnahme.
Auch im Berichtsjahr konnten wir durch Anträge bei der Deutschen AIDS-Stiftung unseren Begleiteten mit größeren
Beträgen aushelfen. Hier besteht weiterhin eine gute Zusammenarbeit, für die wir uns recht herzlich bedanken.
Telef. Knast Sorforth. Außergew. Z. Rückz. Z. Einnahmen Summe
2010 0,00 € 230,45 € 1.850,59 € 843,64 € 326,07 € 168,00 € 3.250,75 €
2009 0,00 € 464,74 € 1.818,60 € 627,07 € 152,00 € 262,98 € 3.062,41 €
25
Beratung
3.4. Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern
Die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern bleibt für unsere AIDS-Hilfe wichtig. Im Einzelnen handelt es sich um
folgende Partner:
HIV-Schwerpunktpraxen
Die Zusammenarbeit mit den beiden in Duisburg offiziell auf HIV spezialisierten Schwerpunktpraxen wurde 2010
problemlos fortgesetzt. Unklarheiten und Fragen können auf kurzem Weg geklärt werden. Regelmäßig haben wir
Austauschgespräche mit dem Gesundheitsamt Duisburg, dem Gesundheitsamt des Kreises Wesel, der AIDS-Hilfe
Oberhausen und den beiden Schwerpunktärzten. Es ist für uns eine Möglichkeit, die Arbeit der AIDS-Hilfe vorzustellen
und transparent zu machen. Unter anderem war auch Teil dieses Gespräches der Rück- und Ausblick auf das
Fachgespräch mit den beiden Schwerpunktärzten.
Krankenhäuser
Bei Krankenhausaufenthalten in Bezug auf HIV/AIDS werden unsere Begleiteten in die umliegenden Uni-Kliniken
Essen, Bochum und Düsseldorf eingewiesen. Insbesondere zur Uniklinik Essen bestehen gute Kontakte zu dem medizinischen
und auch zum sozialarbeiterischen Personal. In Duisburg hat sich bezüglich der stationären Versorgung
aufgrund weiterhin geringer Fälle keine Veränderung ergeben.
Pflegedienste
Die Kooperation mit den Pflegediensten, mit denen wir bisher zusammen gearbeitet haben, wurde erfolgreich fortgeführt.
Hospize
Im Berichtsjahr wurde von unseren Begleiteten kein Hospiz in Anspruch genommen, jedoch besteht von unserer Seite
Kontakt zur Hospizbewegung.
Anwaltspraxen
Die Zusammenarbeit mit Rechtsanwälten läuft im migrationsrechtlichen Bereich - soweit von Nöten - ohne Probleme.
Ambulant Betreutes Wohnen
Hier arbeiten wir mit örtlichen Anbietern zusammen und für zukünftige Fälle ist eine Zusammenarbeit mit der AIDS-
Hilfe Essen vereinbart.
3.5 Angebote für HIV-Positive und an AIDS-Erkrankte
Im Berichtsjahr wurde im Rahmen des Solidar-Erleben-Ansatzes die Kochgruppe fortgeführt. Die Kochgruppe ist ein
monatliches Angebot, bei dem HIV-Positive und ehrenamtliche MitarbeiterInnen zusammen kommen, um Abwechslung
in den Alltag zu bringen. Gleichzeitig bietet sich hier ein Raum zum Austausch von Sorgen und Nöten. Seit 2009
hat der Vorstand die Kochgruppe mit einem Budget ausgestattet, so dass die TeilnehmerInnen keinen Eigenanteil
entrichten mussten. An der Kochgruppe nehmen im Durchschnitt 5 – 7 Personen teil.
Seit Anfang 2007 trifft sich regelmäßig einmal monatlich eine Positivengruppe. Zugang haben die unterschiedlichen
sexuellen Präferenzen, auch der Ansteckungsweg spielt keine Rolle. Es ist eine sehr bunt gemischte Gruppe, welche
in Selbsthilfe eigenständig durchgeführt wird.
Frauenspezifische Angebote wurden wie in den Vorjahren in Kooperation mit den benachbarten AIDS-Hilfen angebo-
ten. Im Berichtsjahr wurde auch das Angebot einer Frauengruppe eingerichtet. Diese erfreut sich großer Beliebtheit
und wachsendem Zuspruch. Hierbei gilt es besonders zu erwähnen, dass es hier eine Kooperation mit den niedergelassenen
HIV-Schwerpunktpraxen gibt und die AIDS-Hilfe mit diesem Angebot HIV-positive Frauen erreicht, die bisher
keinen Zugang zur AIDS-Hilfe hatten. Weitere Einzelheiten werden in Kapitel 5.4 näher beschrieben.
Unser traditionelles Mittwochs-Café ist weiterhin das best besuchte Angebot. Dieses ist ein beliebter Treffpunkt zwischen
HIV-Infizierten / an AIDS Erkrankten, ehrenamtlichen MitarbeiterInnen und der AIDS-Hilfe Sympathie entgegenbringender
Menschen. Darüber hinaus ist dieses Café eine erste Anlaufstelle für an ehrenamtlicher Arbeit Interessierte.
Auch Bewerbern für den Zivildienst bietet es eine Plattform fürs Kennen lernen der AIDS-Hilfe.
Das Café haben wir mit Aufbackkuchen,
eigenen Backwerken und
Spenden der Duisburger Tafel
bzw. Bürger für Bürger bestückt.
Im Café ist ein Austausch zwischen
Betroffenen, hauptamtlichen
und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen
möglich. Hier kann
man sich auch über Neuigkeiten
in der AIDS-Hilfe informieren und
die Angebote an Infotafel zur
Kenntnis nehmen. Zum einen ist
es eine willkommene Abwechselung
für die Betroffenen, zum anderen
ist er das Treffen in der
„Wahl-Familie“.
Weiterhin fährt eine ehrenamtliche Mitarbeiterin jeweils vor dem Café bei Bürger für Bürger vorbei und holt dort Lebensmittel,
die dann im Mittwochs-Café verteilt werden.
Da der Besucherstrom schon um 15 Uhr für das Café startete, wurden die Öffnungszeiten des Cafe´s im Jahr 2010
auf 15 bis 18 Uhr geändert. Es wird von durchschnittlich ca. 12 - 20 Personen besucht. Vorbereitet wird es – soweit
vorhanden - überwiegend von dem Zivildienstleistenden und einem ehrenamtlichen Mitarbeiter. Während der Café-
Zeit ist immer ein hauptamtlicher Ansprechpartner präsent, da diese Treffen von vielen Betroffenen dazu genutzt werden,
Anliegen an die BeraterInnen und BegleiterInnen heranzutragen. Über die Cafézeit hinaus hat die AIDS-Hilfe
mittwochs bis 19 Uhr für persönliche und telefonische Beratung geöffnet.
27
Beratung
Unsere traditionelle Weihnachtsfeier fand Heiligabend wie im Vorjahr in der Uhrzeit von 15.30 bis 20 Uhr statt.
Die Weihnachtsfeier wurde letztendlich von 22 TeilnehmerInnen besucht und fand wieder in den Räumen von SHAlk
statt, denen wir für die Überlassung der Räumlichkeiten recht herzlichen Dank sagen. Die geringe Teilnehmerzahl ist
auf die extremen Wetterbedingungen am Heiligabend zurückzuführen. Durch starken Schneefall war der öffentliche
Personennahverkehr eingestellt und es war weiterhin schwierig, ein Taxi zu bekommen. Die Weihnachtsfeier konnte
über Spenden in Höhe von 2.400 € der Kirchen aufgrund eines Mailings und Einzelspenden ausgerichtet werden.
Wie in den Vorjahren konnten wir ein festliches Menü anbieten und Weihnachtstüten mit Süßigkeiten, Obst, Kaffee
und Tabak verteilen. Die Vorbereitung und die Durchführung der Weihnachtsfeier liegt schwerpunktmäßig in ehrenamtlicher
Hand, von hauptamtlichen Mitarbeitern gab es einen Ansprechpartner, der auch bei der Weihnachtsfeier
selbst anwesend war und für Rückfragen bei Unklarheiten zur Verfügung stand.
Auch im Berichtsjahr gab es wieder eine Positivenfreizeit. Die diesjährige Freizeit führte vom 24.09. bis 01.10.2010
in die Ferienanlage Schloss Dankern, in Haren an der Ems. Die geringe Teilnehmerzahl von sechs Personen ist auf
langwierige Erkrankungen zurück zu führen, die es 2 Teilnehmern unmöglich machte, mit zu fahren. Andere Teilnehmer
aus den vergangenen Jahren hatten für dies Jahr andere Pläne.
Das angemietete Haus lag am Rand der sehr großen Ferienanlage und war ideal für die Gruppe, die aus vier Männern
und zwei Frauen bestand.
Bewährt hat sich hier durch gemeinsame Unternehmungen und Aktivitäten im vertrauensvollen Gespräch Probleme
anzusprechen, sich mit anderen auszutauschen und Lösungsmöglichkeiten kennen zu lernen. Des weiteren ist für die
Gruppe das gemeinsame Kochen und Essen wichtig, da zuhause aufgrund des Alleinseins dieses meistens zu kurz
kommt.
3.6 Trauerarbeit
Im Berichtsjahr ist eine der von uns Begleiteten verstorben. Diese hatte sich für den Freitod entschieden, welches
uns alle tief berührt hat. Des Weiteren mussten wir von der Mutter unseres Vorstandsvorsitzenden, die regelmäßig
unser Mittwochs-Café und weitere Angebote der AIDS-Hilfe aufsuchte und damit sehr präsent war, und von Klaus
Blaumeiser, einem langjährigen JES-Aktivisten und ehemaligen Mitarbeiter Abschied nehmen.
Wir gedenken der Verstorbenen in der Mitgliederversammlung und mit unserer Trauerecke, die sich im Café befindet.
Hier befinden sich unser Trauerbuch und weitere Informationen zu Verstorbenen.
29
Öffentlichkeitsarbeit
4. Öffentlichkeitsarbeit
„Positiv zusammen leben. Aber sicher!“ – das ist die neue, alte Botschaft, die unsere Öffentlichkeitsarbeit von Beginn
an prägt (vgl. 1.).
Und es gibt mehr Anlass als je zuvor, dass diese Botschaft gesellschaftlich-flächendeckend ankommt und gelebt
wird, denn immer mehr Menschen mit HIV und AIDS leben in unserer Gesellschaft – und leben länger in unserer Mitte.
„Menschen mit HIV und AIDS können heute bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung oft mit einer fast normalen
Lebenserwartung rechnen. In den Medien werden HIV-Positive aber häufig auf ihre Infektion reduziert und nicht als
Menschen mit einer Krankheit gesehen. Wer HIV hat oder erkrankt ist, fühlt sich oft sozial isoliert und wagt vielleicht
nicht, mit anderen darüber zu sprechen. Hinzu kommt: Wohl kaum eine Krankheit ist so eng mit Tabuthemen verknüpft
wie eine HIV-Infektion und AIDS. Unbewusst oder bewusst schieben viele den Betroffenen die Schuld an ihrer
Situation zu. Verantwortung für den Schutz vor HIV tragen beim Sex aber beide Partner. (…)
Wir alle können dazu beitragen, dass Isolation und Stigmatisierung von Menschen mit HIV abgebaut werden: indem
wir Betroffenen unvoreingenommen begegnen und ihnen so erleichtern, offen und verantwortungsvoll mit ihrer Infektion
oder Krankheit umzugehen.“ (Broschüre zur Welt-AIDS-Tag`s-Kampagne 2010, hrsgg. von der Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung, BZgA, im Auftrag vom Bundesministerium für Gesundheit, BMG, in Partnerschaft mit der Deutschen AIDS-
Hilfe und der Deutschen AIDS-Stiftung, S.3)
Dies zu ermöglichen ist nicht mehr nur ein gesellschaftspolitisches Anliegen, sondern ist mehr denn je auch ein ungemein
wichtiger Pfeil im Köcher der Primärprävention. Denn eines bleibt: Nur wer sich schätzt und von seinem sozialen
Umfeld angenommen wird, legt wirklich Wert auf den Selbstschutz und den seiner Mitmenschen. Die Erkenntnis
ist nicht neu und deshalb hat die AIDS-Hilfe mit ihrem Ansatz der strukturellen Prävention schon immer im Kontext
einer über reine Prävention hinausgehenden Gesundheitsförderung agiert. Nicht zuletzt, um dies auch unseren Kunden
transparent zu machen, haben wir uns 2009 ja den Zusatz „Fachstelle für sexuelle Gesundheitsförderung“ gegeben
(vgl. Jahresbericht 2009).
Die offene Kommunikation benötigt ein adäquates soziales Klima und sie braucht gewissermaßen den Geist der Aufklärung.
Wer informiert ist, ist –nicht nur- beim Thema HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten klar im
Vorteil – hinsichtlich des Umganges mit Menschen mit HIV, aber eben auch hinsichtlich des Schutzes vor einer Infektion
und ihren Folgen.
Auch wenn ein positives Testergebnis heute und hierzulande dank der modernen Therapiemöglichkeiten kein mittelbares
Todesurteil mehr ist, so erleben es viele doch zurecht als ganz tiefen Einschnitt ins Leben mit all seinen Facetten
– eben nicht nur physisch-gesundheitlichen Seiten.
„Das Leben mit HIV ist keine Party!“ (ein zentraler Satz der diesjährigen WAT-Kampagne). Auch wenn die Lebenserwartung
erheblich gestiegen ist, geht dieses Mehr an Jahren keineswegs immer einher mit einer guten Lebensqualität.
Es bleiben eine ganze Reihe von Einschränkungen, welche leicht dazu führen können, dass Betroffene die Erwartungen
des sozialen und beruflichen „Funktionierens“ nicht mehr erfüllen können. Es drohen der Verlust des Arbeitsplatzes,
Armut und Isolation. Die Folgen davon belasten nicht nur die Betroffenen selbst, sondern eben auch die
sozialen Sicherungssysteme und diejenigen Einrichtungen, die Leistungen für eine existentielle Grundversorgung
übernehmen, wie etwa auch die AIDS-Hilfen.
Aus unserer Sicht wird es daher endlich Zeit für einen grundlegenden gesellschafts- und gesundheitspolitischen Paradigmenwechsel
– eine konsequente Ausrichtung auf einen salutogenetischen Ansatz. Hier ist der Gesetzgeber gefordert.
Die ehemalige Staatssekretärin und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Frau Marion Caspers-Merk, hat
diese Forderung prägnant formuliert und untermauert:
„Prävention und Gesundheitsförderung müssen dringend zu einer vollwertigen Säule unseres Gesundheitssystems
ausgebaut werden – gleichberechtigt neben der Behandlung von Krankheiten (… Kuration …) sowie der Rehabilitation
und Pflege.“ (in: Gesundheit braucht Initiative, Verbandsschrift des PARITÄTISCHEN 01/2011, S. 6).
Und dass Prävention wirkt, haben wir beschrieben und belegt (vgl. 1.). Das Verhältnis bei der Finanzierung zwischen
Kuration (Pathogenetische Ausrichtung) und Prävention/Gesundheitsförderung weist allerdings ein krasses Gefälle
aus. „Pro Jahr und Versichertem wenden die Krankenkassen durchschnittlich ca. 3.000 Euro für die medizinische
Behandlung auf. Für Prävention und Gesundheitsförderung sind es nicht einmal fünf Euro“, so Caspers-Merk (ebd.).
Und bei der genaueren Analyse, wen diese Ausgaben erreichen, ist zu konstatieren, dass Zielgruppen, die es besonders
nötig hätten, dabei kaum erreicht werden. Bei –höchst sinnvollen- Angeboten wie Yoga, Rückenschulen, Fitness
oder Walking sind berufstätige Männer, alleinerziehende, ökonomisch schwache Frauen, Suchtbelastete, Menschen
mit anderen Formen sozialer Benachteiligung, solche mit Migrationshintergrund oder gar Menschen ohne Papiere
eher selten vertreten, beim Infektionsgeschehen dagegen eher häufig. Das hat zur Folge, dass Angebote deutlicher
„lebensweltbezogen“ ausgerichtet werden müssten – oder, wie wir es von Beginn an formulieren: zielgruppenspezifisch,
niedrigschwellig, akzeptanzorientiert, aufsuchend, etc.
Wir betrachten es als die Kernaufgabe der Öffentlichkeitsarbeit von AIDS-Hilfe als Selbsthilfe-, Interessen- und Fachverband,
die Bevölkerung und auch die Beteiligten im Gesundheitswesen seriös, differenziert und bestmöglich über
die aktuellen Entwicklungen im Kontext von (sexueller) Gesundheitsförderung zu informieren.
Diese Aufgabe wird allerdings immer schwerer, denn die Materie wird mit zunehmenden Erkenntnisgewinnen zum
Virus, seinen Infektionswegen, zum Immunsystem und zu den Therapieoptionen immer komplexer und in bestimmten
Szenen oder/und Settings ist das Spektrum der Präventionsbotschaften gewiss weiter und differenzierter zu gestalten
als es die hinlänglichen Safer Sex-Botschaften bisher hergeben.
31
Öffentlichkeitsarbeit
Die strukturelle HIV-Prävention wird immer komplexer. Die Präventionsbotschaften sind immer mehr zu differenzieren
und zum Teil zu individualisieren. Wenn wir heute erkennen, dass das Infektionsrisiko, das von einem HIV-Infizierten
unter stabiler antiretroviraler Therapie (sART) ausgeht, „sich in der Größenordnung unserer normalen Lebensrisiken
wie z.B. dem Besteigen eines Flugzeuges“ (Schweizerische Ärztezeitung, 2008; 98:5, S. 163) bewegt, dann ist es
richtig und wichtig, HIV-positive Menschen davon zu unterrichten, denn dann ist die häufig tief verwurzelte Angst, andere
zu infizieren, sehr zu relativieren. Diese Erkenntnis hat enorme Chancen zur Folge, denn sie kann zu einer erheblichen
Verbesserung der Lebensqualität von HIV-Infizierten und der von HIV-Betroffenen führen.
Inwieweit diese Erkenntnisse auch offensiv in die Allgemeinbevölkerung getragen werden sollten, ist weiterhin sehr
umstritten, denn sie bergen durchaus das Risiko, die Präventionserfolge zu gefährden. Die antiretrovirale Therapie
als Instrument im Köcher der Primärprävention ist aber eindeutig als Zugewinn zu betrachten.
Im Zuge dieser noch relativ jungen Errungenschaften muss die Förderung der Testbereitschaft ein immer stärkeres
Anliegen der Präventionsarbeit werden.
Dies spiegelt sich in der Fachwelt vielfach wieder, so auch im Aktionsplan gegen HIV und AIDS der Europäischen
Kommission für die Jahre 2009 – 2013 und so auch bei einem deutschen Expertenworkshop zur HIV-Testung, der im
Oktober 2009 auf Einladung des Gemeinsamen Wissenschaftlichen Beirates des BMG und der Deutschen AIDS-
Gesellschaft (DAIG) stattfand und dessen Ergebnisse wir an dieser Stelle noch einmal im Überblick wiederholen wollen,
weil sie unsere Haltung und Arbeitsansätze sehr gut wiedergeben:
„1. Ein allgemeines HIV-Screening in medizinischen Einrichtungen in Deutschland ist angesichts der vergleichsweise
niedrigen HIV-Prävalenz in der Gesamtbevölkerung weder sinnvoll noch wünschenswert.
2. Eine gezielte Vermehrung von Angeboten zur freiwilligen Testung auf HIV verknüpft mit einer qualifizierten Beratung
ist erwünscht und notwendig. Die Durchführung der HIV-Testung ist dabei kein eigenständiges Ziel, sondern Teil
einer HIV/AIDS Gesamtstrategie, die auch präventive, gesundheitsfördernde und kurative Maßnahmen einschließt.
(…) Anonyme und kostenlose Testangebote können die Akzeptanz eines Testangebotes erhöhen. (…) Zielgruppenspezifische
Testermutigung und möglichst niedrigschwellige Testangebote sollen gestärkt und weiter ausgebaut werden.
(…) Insbesondere muss sichergestellt sein, dass alle Personen, bei denen eine HIV-Infektion diagnostiziert wird,
einen ausreichenden Zugang zum medizinischen Versorgungssystem in Deutschland erhalten – auch Personen ohne
gesicherten Aufenthaltsstatus und Krankenversicherungsschutz sowie Inhaftierte. Dies erfordert unter anderem eine
engere Zusammenarbeit zwischen dem medizinischen Versorgungssystem, dem öffentlichen Gesundheitsdienst und
Nichtregierungsorganisationen.
HIV-Testung muss grundsätzlich freiwillig und mit informiertem Einverständnis der Getesteten erfolgen. Die Testung
muss begleitet sein von einer den konkreten Umständen angepassten Beratung vor dem Test und einer ausführlichen
Beratung zum Testergebnis nach dem Test. (…) Zur Testberatung gehört auch, die Notwendigkeit wiederholter
Testung bei Fortbestehen von Infektionsrisiken anzusprechen. Etwa die Hälfte der neu mit HIV diagnostizierten Personen
in Deutschland hat sich vor der HIV-Diagnose bereits mindestens einmal mit negativem Ergebnis auf HIV testen
lassen.
3. Möglichkeiten ärztlich initiierter Testung sollten stärker als bisher genutzt werden. Dies erfordert folgende Maßnahmen
und Strukturen:
- Anlässlich der Untersuchung auf andere sexuell übertragbare Erkrankungen sollte die Frage eines HIV-Testes regelmäßiger
als bisher üblich angesprochen werden.
– Niedrigschwellige STI-Test- und Beratungsangebote sollten ausgebaut werden und ihr Angebot sollte sich vor allem
an besonders betroffene Gruppen richten, für die Zugangsbarrieren zum regulären Versorgungssystem bestehen (…)
4. Diskriminierung und soziale Ausgrenzung von HIV-Infizierten wirken sich demotivierend auf die HIV Testbereitschaft
von gefährdeten Personen und Personengruppen aus.
Zwar ist beim Abbau von Diskriminierung HIV-Infizierter in Deutschland schon viel erreicht worden, weitere Anstrengungen
sind aber notwendig. Sowohl innerhalb betroffener Bevölkerungsgruppen als auch im medizinischen Versorgungssystem,
beim Kontakt mit Behörden, am Arbeitsplatz und im sozialen Umfeld erfahren auch heute noch in
Deutschland viele HIV-Infizierte bei der Offenlegung ihrer Infektion Diskriminierung und Ausgrenzung.“
(Dr. U. Marcus u. Dr. O. Hamuda, Späte HIV-Diagnose und später Behandlungsbeginn in Deutschland, in HIV&more,
4/2009, S.62)
Letzteres hat uns im Berichtsjahr insbesondere der erneute mediale Hype um die Urteilsfindung und –verkündung im
„Fall Nadja B.“ wieder einmal sehr deutlich vor Augen geführt (s. 1.).
Der `präventive Spagat´ zwischen Entdiskriminierungsarbeit im Umgang mit HIV-positiven und an AIDS erkrankten
Menschen und der Mahnung vor einer keineswegs „normalen chronischen Erkrankung“, die noch dazu letztlich immer
noch tödlich ist, bleibt eine große Herausforderung für die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit.
Und angesichts der skizzierten vielfältigen Veränderungen sind wir stetig gefordert, unsere Arbeitsweisen zu überdenken
und hier und da zu reformieren.
„HIV-Prävention kann nur in einer Gesellschaft erfolgreich sein, in der Menschen mit HIV und ihre Partner mit ihren
besonderen Bedürfnissen und Ängsten akzeptiert und unterstützt werden“ (Stellungnahme der Deutschen AIDS-
Gesellschaft, DAIG, zur Frage der Infektiosität von Patienten unter HIV-Therapie vom 23.04.2009).
Der Ansatz, allein auf individuelle Verhaltensänderung zu setzen, reicht nicht aus. Auch die Verhältnisse, in denen
Menschen leben, müssen lebenswert und so gestaltet sein, dass Menschen sich darin angenommen fühlen können.
Hier sind alle gesellschaftlichen Gruppen weiter gefordert.
„Positiv zusammen leben. Aber sicher!“. Das deutsche Welt-AIDS-Tags-Motto des Jahres 2010 setzte insofern das
Thema „Solidarität“ konsequenter in den Mittelpunkt als je zuvor (s.o).
Wir haben eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung auch und gerade gegenüber den Schwächeren in unserer
Leistungsgesellschaft. Nicht nur im HIV-Infektionsgeschehen sind Menschen überproportional vertreten, die ökonomisch,
bildungsmäßig und sozial benachteiligt sind. Somit bleibt AIDS-Präventionsarbeit zu einem großen Teil weiterhin
Arbeit in gesellschaftlichen Konfliktbereichen. Es geht weiter um Aspekte von sozialer Diskriminierung von Homound
Bisexuellen, um die Kriminalisierung von Drogengebraucher/innen, um die Ausgrenzung von Menschen mit Migrationshintergrund,
um Marginalisierungstendenzen von Prostituierten und Menschen in Haft und um die Defizite in
der Um- und Durchsetzung von (sexuellen -) Selbstbestimmungsrechten von Frauen in besonderen Lebenslagen.
Von besonderer Bedeutung ist dabei die konsequente Einbeziehung und Thematisierung anderer sexuell übertragbarer
Infektionen (STI`s, wie Syphilis, Chlamydien u.a.), da diese eine zunehmende Relevanz für die HIV-Inzidenzen
besitzen (vgl. 1.).
Während wir nach 25 Jahren AIDS-Prävention sicherlich behaupten können, dass das Aufklärungsniveau bezüglich
HIV/AIDS in der deutschen Bevölkerung vergleichsweise gut ist, gilt dies hinsichtlich der STI`s in keinster Weise. Hier
muss ein Schwerpunkt in der künftigen Präventionsarbeit gesetzt werden.
Erfreulicherweise sind Anfragen nach den Angeboten unserer AIDS-Hilfe in allen Arbeitsbereichen stabil hoch. Das
spezifische Know-how, die Vermittlungskompetenzen unserer ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter/innen und die
Flexibilität eines kleinen, freien Trägers in der Wohlfahrtspflege werden offensichtlich sehr geschätzt. Das zeigen uns
die vielen positiven Rückmeldungen, die aus sehr unterschiedlichen Gruppierungen kommen.
Es ist von großer Bedeutung, dass die Arbeit und die Haltungen der AIDS-Hilfe(n) als sinnvoll wahrgenommen und
der Diskurs zu Ansätzen, Konzepten und deren Förderung angenommen werden. Dies ist nicht zuletzt auch für die
Arbeit und die Motivation unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen sehr wichtig.
Grundlagen für den Erhalt und die Anpassung unserer Arbeitsqualitäten sind die Qualitätsstandards für die Präventions-
und Öffentlichkeitsarbeit, die Teil unseres Leitbildes (s. www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de ) sind.
33
Öffentlichkeitsarbeit
4.1. AG Öffentlichkeitsarbeit
Die mit dem skizzierten Themenspektrum und der entsprechenden Informations- und Aufklärungsarbeit befasste Arbeitsgruppe
trifft sich jeden dritten Donnerstag im Monat um 18.30 Uhr in der AIDS-Hilfe, um Veranstaltungen, Informationsstände
u.a. Aktionen zu konzipieren und zu organisieren. Die Gruppe ist mit stabil acht Mitgliedern besetzt.
Um diesen Kern von Mitarbeiter/innen herum finden sich immer wieder neue Interessent/innen über mehr oder minder
lange Zeiträume. Der Zugang zur Gruppe setzt nicht das Durchlaufen der Grundausbildung für Ehrenamtler/innen
voraus, wie dies für die Bereiche der Beratung und Begleitung zwingend ist. Es kann also jede/r Interessierte unverbindlich
hereinschnuppern.
Ohne das intensive Engagement der ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen wäre die Menge an Veranstaltungen und Aktionen,
die wir auch im Berichtsjahr wieder durchführen konnten, nicht denkbar. Allen beteiligten Ehrenamtler/innen gilt
dafür unser herzlichster Dank!
Weiterhin suchen wir gerade für das Feld der Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit ehrenamtliche Mitarbeiter/
innen. Wer hier aktiv werden möchte oder Interessenten kennt … nur zu!
Zum Bereich der medialen Außendarstellung gehört die Internet-Homepage der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel
e.V. ( www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de ). Ein Medium, das immer mehr an Bedeutung gewinnt und auf die
Schnelle nicht nur Informationen zum Verein und seinen Angeboten bietet, sondern auch zu Beratungszwecken gerne
genutzt wird. Dazu hat sich die Einrichtung einer extra Beratungsseite mit sog. FAQ`s (frequently asked questions
= Häufig gestellte Fragen) bewährt. Dieses Angebot wird gerade von jüngeren Leuten aufgrund der besonderen Anonymität
und der Attraktivität des Mediums für diese `Besucher´ genutzt. Diese Seiten werden regelmäßig evaluiert
und bei Bedarf werden die FAQ`s variiert (Vgl. 2.).
Im Berichtsjahr konnte es nach längerer Vorlaufzeit endlich gelingen, das wichtigste Printmedium, unsere Hausbroschüre,
neu aufzulegen. Mit Hilfe der Grafikdesignerin Britta Plien (s.a. 5.6.) ist uns –so meinen wir- ein attraktiver
Wurf gelungen, dessen Gestaltung nunmehr als Muster für ein neues „corporate design“ dienen soll.
Als weiterer wichtiger Werbeträger dient der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. der Schaukasten im Bus- und S-
Bahntunnel am Duisburger Hauptbahnhof, der im Berichtsjahr wieder mehrmals thematisch neu gestaltet und fortlaufend
aktualisiert wurde. Unserem Gründungs- und inzwischen Ehrenmitglied Wulf Thomas, der diesen Werbe-, Beratungs-
und Ankündigungsträger seit über 20 Jahren pflegt und regelmäßig aktualisiert, gilt ein besonderer Dank.
Schaukasten Duisburg
35
Öffentlichkeitsarbeit
4.2. Veranstaltungen
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. ist immer bemüht, ihr Angebot einer breiten Öffentlichkeit transparent zu
machen und nutzt dazu verschiedene Orte und Anlässe. Wie könnte man auf Enttabuisierung, Entdiskriminierung und
Emanzipation ausgelegte Präventionsarbeit leisten, ohne die sog. Allgemeinbevölkerung über den Sinn und Zweck
zielgruppenspezifischer Arbeit zu informieren?
Neben dem sehr breiten Spektrum an inhaltlichen Ausrichtungen (HIV und AIDS, Hepatitiden und andere sexuell
übertragbare Krankheiten, Homosexualität, Drogengebrauch, Frauen/Mädchen und AIDS, Migration und AIDS
u.a.m.) ist es alljährlich aufs Neue schwierig, halbwegs flächendeckend in unserer großen Region Präsenz zu zeigen.
Der Jahresauftakt ist traditionell geprägt durch eine Fülle an Präventionsveranstaltungen im Bereich „Youthwork“ (s.
5.6.) sowie durch intensive Berichts- und Dokumentationsarbeit zum Vorjahr. Darüber hinaus ist im ersten Quartal
auch die Grundlagenausbildung für Ehrenamtliche in der Ruhrgebietsvernetzung platziert, bei der wir mit allen Fachkräften
als Trainer/innen intensiv beteiligt sind (s. 6.)
Im Berichtsjahr haben uns hier auch die Folgen der angespannten Haushaltsberatungen in Duisburg und dem Kreis
Wesel beschäftigt durch die Abfragen nach spezifischen „Fallzahlen“. Der aufwendige Nachweis dazu hat aber gewiss
auch dazu geführt, dass unsere kommunalen Zuwendungsgeber wahrnehmen konnten, wie viel Leistung sie für
vergleichsweise wenig Mittel bekommen. Dieses äußerst günstige Verhältnis dürfte bei anderen Trägern nur schwerlich
zu finden sein – erst recht, wenn man noch das Volumen an ehrenamtlicher Arbeit in die Betrachtungen einbezieht.
Der auch für uns günstige Umstand, zwei kommunale Partner zu haben, führt allerdings an einigen Stellen zu nicht
unerheblichem bürokratischem Mehraufwand, für den es leider keine finanzielle Anerkennung gibt.
Parallel aber liefen natürlich auch die Planungen zur Öffentlichkeitsarbeit an sowie die fachliche Fort- und Weiterbildung,
die angesichts der schon mehrfach beschriebenen Dynamik im Themenfeld unerlässlich ist. Die Teilnahme des
Verfassers an den Münchener-AIDS-Tagen im März hat hier wichtige updates bringen können.
In bewährter Kooperation mit der AIDS-Hilfe Oberhausen gab es die fachliche Einstimmung am 16. Juni mit einem
Fachgespräch zur HIV-Therapie. Unter dem Dauerthema „Älter Werden mit HIV“ haben wir uns dem Schwerpunkt
„HIV und Psyche – Begleiterscheinungen einer HIV-Therapie“ gewidmet. Der Bochumer Psychologe und Psychotherapeut,
Dr. Armin Bader, seit vielen Jahren im HIV-Geschehen tätig, hat uns hier in hervorragender Weise eingestimmt.
Mit Infoständen ging es am 19.06. beim Umweltmarkt Duisburg los, bei dem wir uns inhaltlich auf die Vorstellung der
neuen Kampagne des bundesweiten Aktionsbündnisses gegen AIDS „in 9 Monaten“ konzentrierten. Dabei sollen die
Menschen darauf aufmerksam gemacht werden, dass es heute eigentlich sehr einfach ist, durch den Zugang zu Therapien
die sog. vertikale Transmission von der HIV-positiven Mutter auf ihr Kind zu vermeiden, dies allerdings nur in
recht wenigen privilegierten Regionen dieser Welt umgesetzt werden kann. Babys ohne HIV ist das Ziel, für das
durch Unterschriftensammlungen Druck auf die Regierungsorganisationen der „ersten Welt“ aufgebaut werden soll.
Sie sollte ein Fest werden – und ein Highlight des diesjährigen Präventionsgeschehens – und sie war es auch eine
ganze Zeit lang, bis die Loveparade am 24. Juli zu einer unfassbaren Katastrophe wurde, die uns noch lange verfol-
gen wird. Ich verweise an dieser Stelle auf die Passagen im Geschäftsbericht (1.). Wir wollen allerdings auch die positiven
Momente in Erinnerung behalten und präsentieren dazu ein paar Eindrücke unserer Aktivitäten.
Impressionen von der Loveparade als die Welt noch in Ordnung war
Für das nächste angedachte Duisburger Highlight, der „CSD-Ersatz“, das geplante schwul-lesbische Straßenfest
„Sommerlust“, welches am 14.08. über die Duisburger City-Bühne gehen sollte, haben wir uns –wie berichtet, s. 1.-
für eine Absage entschieden.
Im entfernteren Wesel haben wir dagegen am 07.08. nach einer zweijährigen Pause wieder das Vereinsfest der ppp-
Tage begleitet und die Bevölkerung mit Informationen versorgt.
Beim Stadtteilfest in Duisburg-Hochfeld am 11.09. haben wir „unsere gute Nachbarschaft“ gepflegt und die
„Vereinsallee“ im Bönninger Park bereichert. Und auch beim Bergheimer Mühlenfest in Duisburg-Rheinhausen waren
wir am 25.09. wieder mal dabei, allerdings schlecht platziert.
Am 30.10. hat uns die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) in Moers auf dem Altmarkt ganz fantastisch
bei der Beteiligung an der Kampagne „in9Monaten“ unterstützt und sehr viele Unterschriften gesammelt (s.
Anhang, Pressespiegel).
4.3. Benefiz-Veranstaltungen
Nicht nur in finanzieller Hinsicht sind Benefiz-Aktionen für uns sehr wichtig, bieten Aktionen mit Künstlern oder anderen
Prominenten doch meist die Möglichkeit, unser Thema auch außerhalb der Welt-AIDS-Tags-Zeit öffentlichkeitswirksam
zu platzieren.
Im Berichtsjahr 2010 gab es erneut viele „zivilgesellschaftliche“ Gruppen und Einzelpersonen, die für uns und unsere
Arbeit sehr Gutes getan haben und wir wollen darüber reden und schreiben.
Ein riesengroßes Dankeschön gilt einmal mehr dem Duisburger Gastronomen und neuem Ehrennadelträger (s. 1.),
Thomas Seven, der im Berichtsjahr mit seinem traditionellen Grünkohlessen im November wieder viele Gäste zu
Spenden animieren und darüber über 5.000,- € für die Aufrechterhaltung unserer Angebotspalette bereitstellen konnte.
Treue Unterstützung erfahren wir seit nunmehr fünf Jahren durch einen Teil der ehemaligen Citi-Pride-Group der Duisburger
citibank, die nunmehr unter neuer französischer Führung „Targobank“ heißt und weiß „wie Bank geht“. Aber
nicht nur das – sie wissen auch, wie soziales Engagement sinnvoll funktioniert und dass dies auch einen nicht zu unterschätzenden
Benefit für das Image der Institution sowie das soziale Betriebsklima bringt. Die neue „diversitygroup“,
die sich jetzt „GudsO-Netzwerk“ nennt hat unter Federführung von Frau Corinna Voigt und Herrn Guido Kuhl
zum Welt-AIDS-Tag wieder eine äußerst starke „Bärenaktion“ entwickelt mit super moderner medialer Promotion umgesetzt
und über 450 Solibären verkauft.
37
Öffentlichkeitsarbeit
Vertreterinnen des GudsO-Teams der Targobank umrahmt von Peter Külpmann und Rainer Wille vom Vorstand
Das gute Beispiel für social networking hat Schule gemacht, denn im Berichtsjahr gab es schon zum dritten Mal auch
eine Unterstützungsaktion der Deutschen Bank, die zum Welt-AIDS-Tag nicht nur eine höchst engagierte und aktive
Mitarbeiterin abstellte, sondern diesen Einsatz auch noch mit 500,- € belohnte.
Sehr erwähnenswert ist weiterhin die treue Unterstützung der ehemaligen Betriebsrätin von KARSTADT-Walsum,
Frau Graschtat, die mittlerweile in Privatinitiative Kund/innen in der Adventszeit dazu einladen, Präsente für Menschen
mit HIV und AIDS zu erwerben und zu hinterlegen. Im Namen der –wirklich bedürftigen- Empfänger/innen sagen
wir dazu ganz herzlichen Dank!
Unermüdliche Kämpfer im Kampf gegen AIDS sind schon lange Dr. Günther Bittel, seine Frau Ingrid und ihr Mitstreiter-Team
in Duisburg-Rheinhausen, die unter anderem zum sechsten Mal das Benefiz-Konzert „Treatment for all“ im
Haus der Jugend in Rheinhausen durchführten und nicht nur inhaltlich wachrüttelten, sondern darüber hinaus auch
einen Teil des Erlöses für unsere Arbeit vorsahen. Ein besonderer Dank gilt den gagenfrei auftretenden Bands, „die
bandbreite“, Violin key, „dead London“ und „Fresh Game“ sowie dem Jugendzentrum „Haus der Jugend“ an der
Friedrich-Alfred-Str.
Darüber hinaus erfreut es uns sehr, an dieser Stelle Jahr für Jahr über sehr stabile Unterstützungsaktivitäten berichten
zu können. Da sind zum einen die Spendensammlungen und thematischen Veranstaltungen vieler Kirchengemeinden
zu nennen, die zudem in der Regel auf unsere Anfrage hin für unsere alljährliche Weihnachtsfeier für Menschen
mit HIV und AIDS eingehen – vielen herzlichen Dank dafür – und zum anderen die Spendenausschüttung einer
Reihe von Sparkassen. Ganz besonders bedanken wir uns hier bei der Sparkasse Duisburg für ihre Treue hinsichtlich
der Teilfinanzierung unserer aufsuchenden Arbeitsangebote.
Ein besonderes Anliegen ist es uns, den zahlreichen Schülerinnen und Schülern
und engagierten Lehrkräften zu danken, die uns mit hoher Motivation, Überzeugung
und zum Teil sehr kreativen Aktionsideen nicht nur bei der Spendensammlung,
sondern auch bei der Thematisierung von HIV und AIDS in zweifellos wichtigsten
Zielgruppen fantastisch unterstützen. Stellvertretend möchten wir hier die
Projektgruppen am Gymnasium Adolfinum in Moers, dem Sophie-Scholl-
Berufskolleg in Duisburg-Marxloh, die Projektgruppe am Gymnasium Moers-
Rheinkamp und die Gustav-Heinemann-Realschule Duisburg-Mitte erwähnen.
DANKE für einen bärenstarken Einsatz für die
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
Der „Soli-Bär“ 2010
4.4. Veranstaltungen zum 2010
„Stop AIDS. Keep the Promise!“ Das war und ist das internationale Motto der Welt-AIDS-Kampagnen seit 2005. Es
erinnerte daran, dass im Juni 2001 Politiker aus aller Welt auf einer Sondersitzung der Vereinten Nationen zu HIV
und AIDS das Versprechen gaben, sich national und international stärker im Kampf gegen die weltweite HIV- und
AIDS-Epidemie zu engagieren. Die stetige Erinnerung daran wird im Grunde immer wichtiger, denn je länger diese
Verabredung zurückliegt, desto mehr scheint sie bei den beteiligten in Vergessenheit zu geraten. Wenn man bedenkt,
in welchen Dimensionen und wie schnell die Regierungen einen „Bankenrettungsschirm“ organisieren konnten und
wie „wenig“ demgegenüber erforderlich wäre, um lebensbedrohte Menschen mit dem Notwendigsten versorgen oder
durch präventive Maßnahmen eine deutliche Reduzierung von Neuinfektionen (z.B. bei Säuglingen, vgl.
„in9Monaten.de“) erreichen zu können, dann kann man „um den Schlaf gebracht werden“, um nicht noch deutlicher
zu werden. Das deutsche Versprechen, die Beteiligung zur Einspeisung in den globalen Fonds zur Bekämpfung von
AIDS, Tuberkulose und Malaria beliefe sich auf 300 Mio. Euro per anno – ein Bruchteil des o.a. Rettungsschirmvolumens.
Und auch die globale HIV-Epidemie hat verheerende Folgen viele nationale Ökonomien, aber auch für die
Weltwirtschaft.
Wir werden uns im Rahmen unserer Möglichkeiten weiter im bundesweiten „Aktionsbündnis gegen AIDS“ engagieren
und mit an die Versprechen erinnern.
Wie bereits berichtet (s. 1.) hat die deutsche Welt-AIDS-Tag`s-Kampagne einen deutlichen Paradigmenwechsel vollzogen.
Im Mittelpunkt der diesjährigen Kampagne stehen HIV-positive Menschen, die authentisch Einblick in ihr Leben
geben und von ihren alltäglichen Erfahrungen berichten. Ziel der Kampagne ist es, Stigmatisierung und Diskriminierung
abzubauen und eine breite gesellschaftliche Auseinandersetzung über HIV und AIDS zu initiieren. Sie ist auf
mehrere Jahre angelegt und in dieser Form europaweit einzigartig.
Sie ruft dazu auf, Betroffene nicht weiter auszugrenzen, Menschen mit HIV mit Respekt zu begegnen, denn nur so
kann ein verantwortungsvoller Umgang und ein „positives Zusammenleben“ wirklich gelingen.
Angesichts dieser Ausrichtung und Forderungen fiel es uns auch in diesem Jahr nicht schwer, das deutsche Motto für
unsere WAT-Veranstaltungen voranzustellen.
Mit neun eigenen Veranstaltungen und weiteren mit und von Kooperationspartnern durchgeführten Aktionen konnte
auch im Berichtsjahr wieder ein umfangreiches Angebot vorgehalten (s. Flyer und Pressespiegel im Anhang) und viele
Menschen darüber erreicht werden.
Am 16. November ging es los mit dem Fachgespräch zur HIV-Therapie im WAT-Rahmen. In der thematischen Anknüpfung
an das übergeordnete Thema „Älter werden mit HIV“ haben sich unsere beiden Duisburger HIV-
Schwerpunktbehandler, Dr. Kwirant und Dr. Becker-Boost, im Rahmen eines interaktiven Fachgespräches auf -über
das reine HIV-Geschehen hinausgehende- Aspekte der Vorsorge und der Früherkennung konzentriert, die erfreulicherweise
eine immer größere Rolle spielen können. Unter dem Titel „HIV – und was es sonst noch zu bedenken
gibt“ haben die Teilnehmer erkenntnisreiche und gut abgestimmte Vorträge erleben können und im Anschluss ausführliche
Antworten auf individuelle Fragen erhalten.
Dr. Becker-Boost und Dr. Kwirant
… und ihr aufmerksames Publikum
39
Öffentlichkeitsarbeit
Bei der traditionellen WAT-Warm-up-Party, der schwul-lesbischen Tanzparty im Kulturzentrum „HundertMeister“ am
Duisburger Dellplatz, bei der neben spezifischen Informationsangeboten auch die „mister and misses Warm-up-Wahl“
von unserem Herzenslust-Team durchgeführt wurde (s. a. 5.1), konnte die Aufmerksamkeit von ca. 400 Partybesuchern
genutzt werden.
Sehr erfreulich gestalteten sich wieder einmal die Kooperationen mit einzelnen Kirchengemeinden. So erneut die Gedenkveranstaltung
im Anschluss an unseren Candle-Light-Walk am Mittwoch, dem 24. November in der Liebfrauen-
Kirche in Duisburg-Mitte, die von den Teilnehmenden besonders gewürdigt wurde. Ein besonderes „Danke schön!“
gilt unserem langjährigen Begleiter, Unterstützer und Lenker der Gedenkveranstaltung, Herrn Sven Köpnick.
Impressionen vom Candle-Light-Walk 2010
Das letzte Wochenende vor dem 01.12.2009 widmeten wir konzentriert Aktionen im Kreis Wesel. Am 27.11.10 zeigte
Moers Schleife! Auf dem Altmarkt boten sich den Passanten Bilder vieler Menschen, die nicht nur das Grau in Grau
Unser Vorsitzender Rolf Ringeler und …
Sven Köpnick bei der Gedenkveranstaltung
mit roten Schleifenfarbtupfern auflockerten, sondern eben damit auch ein deutliches Zeichen der Solidarität mit Menschen
mit HIV und AIDS –nicht nur durch ihre Spenden- setzten.
Information, Beratung, Bären, Schleifen, aus erster Hand – mit den freundlichen Mitarbeiter/innen Ihrer AIDS-Hilfe
Bitter kalt und räumlich etwas knapp war es dann am Sonntag, dem 28.11.10 auf dem Adventsmarkt in Wesel. Dennoch
konnten wir auch hier mit vielen Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen und erfuhren viel Zuspruch in
Form von Spenden, aber eben auch mit solidarischen und motivierenden Worten. So kann Spendensammeln durchaus
auch Spaß machen.
Gerne würden wir in unserem Zuständigkeitsgebiet wandern, um insbesondere auch in den einzelnen Gemeinden
des Kreises Wesel zum WAT Präsenz zu zeigen, aber hier bieten sich im Umfeld des 01. Dezember leider kein Weihnachtsmarkt
oder andere publikumswirksame Veranstaltungen mehr an. Der Weihnachtsmarkt in Voerde ist räumlich
und terminlich „weggezogen“ und in Xanten etwa werden erst gar keine „Bettel-Stände“ zugelassen.
41
Öffentlichkeitsarbeit
Wie erhofft, ist für uns seit der Premiere des großen Aktionstages zum
WAT im FORUM Duisburg, am 01. Dezember 2009 eine neue Ära
eine eingetreten mit deren Entwicklung wir äußerst zufrieden sind. Mit
den Möglichkeiten im FORUM Duisburg können wir einen großen Aktionstag
zum Welt-AIDS-Tag umsetzen, mit dem wir einerseits möglichst
viele Menschen an diesem Tag erreichen und andererseits
durch ein breiter gefächertes Angebot auch interaktive Auseinandersetzungen
mit dem Thema für verschiedene Bevölkerungs- und Altersgruppen
vorhalten zu können.
Dabei zeigte sich das Centermanagement des FORUM einmal mehr nicht nur äußerst kooperativ, sondern auch kreativ,
was ideelle und materielle Unterstützung dieses Aktionstages betraf. Und damit nicht genug: Mitarbeiter des
Centermanagements sowie einzelner Filialen zeigten „livehaftig“ Schleife und damit Solidarität mit Menschen mit HIV
und AIDS – vielen Dank für diese tolle Aktion!
Die „FORUM`s – Schleife“ zum Welt-AIDS-Tag 2010
Zudem konnten sich Teile des Duisburger Aktionsbündnisses wieder mit einbringen, so insbesondere auch die Kindernothilfe,
die die globale Seite der AIDS-Problematik mit ihrem Mitmach-Parcour sowie der offensiven Bewerbung
der Kampagne „in9Monaten“ (vgl. o.) aufgriff.
Für ein weiteres besonderes Highlight hatte das FORUM gesorgt,
indem Sie eine Kletterwand mit Betreuung gebucht hatten, an der
es insbesondere um das Thema „Verantwortung übernehmen –
für sich und für andere“ ging.
Die Kindernothilfe –mit Unterstützung- beim WAT-Aktionstag im FORUM Duisburg
Besonders bei Jugendlichen beliebt war das Angebot unseres Kooperationspartners, von ProFamilia, Ortsverband
Duisburg, die u.a. den Kondomführerschein ausstellten – natürlich nur nach bestandener Prüfung.
Ein Foto-Shooting, bei dem sich die Teilnehmenden als „Botschafter gegen AIDS“ neben Philipp Lahm ablichten und
persönliche Statements abgeben konnten war ebenfalls stark nachgefragt.
43
Öffentlichkeitsarbeit
Einblicke in europäische Präventionsarbeit in verschiedenen Ländern lieferte die Plakatausstellung „Europe against
AIDS“ im Untergeschoss des FORUMs.
Eine ganze Reihe von Filialen aus dem FORUM beteiligte sich an einer Orientierungsrallye für interessierte Gruppen
oder Einzelpersonen mit speziellen Fragen zum Thema und stifteten sogar kleine Präsente für die Aktiven, die dann
im Rahmen einer Preisverleihung ausgehändigt werden konnten.
Moderator Dietmar Heyde im Gespräch mit Gewinner/innen
Zentrale Anlaufstelle und Ausgangspunkt für die traditionelle Red-Ribbon-Aktion war unser Infostand im Erdgeschoss,
an dem uns auch die diesjährigen Solidaritäts-Bären fast aus den Händen gerissen wurden.
Ein ganz herzlicher Dank geht wieder einmal an die Show-Tanz-Gruppe der „Cherry-girls“, die mit ihrem Auftritt für
besonders hohes Publikumsaufkommen sorgte, welches genutzt wurde, um anschließend den Aktionstag durch eine
interessant besetzte Podiumsdiskussion abzurunden.
Impressionen vom Auftritt der „Cherry-girls“ unter der Leitung von Peter Kirsch
V. li. n. re.: Iris Sperg (Gesundheitsamt Duisburg), Moderator Dietmar Heyde, Rolf Ringeler (Vorstandsvorsitzender der AIDS-Hilfe), Frank Mischo
(Kindernothilfe & Aktionsbündnis), Dr. Ingulf Becker-Boost, und Rainer Bischoff (SPD-MdL) es fehlt: Lutz Müller (Centermanager FORUM Duisburg)
Welt-AIDS-Tag 2009 im FORUM Duisburg – eine tolle Geschichte, die nach Aussage aller Beteiligten weiter etabliert
werden soll.
HIV und AIDS sind schon sehr lange globalisiert und die Pandemie ist weltweit sehr unterschiedlich verteilt. Während
wir hier erfreulicherweise auf eine letztlich sehr kleine Infektionsdimension schauen, sieht es in den sog. Entwicklungsländern
immer noch ganz anders aus. 90 Prozent der HIV-positiven Menschen leben und sterben hier. Ganz
besonders betroffen ist nach wie vor Subsahara-Afrika.
Es ist gute Tradition, dass wir mindestens im Rahmen des Welt-AIDS-Tages den Blick über den nationalen Tellerrand
heben und unser Augenmerk dorthin lenken. Ganz besonders eindrucksvoll ist dies im Berichtsjahr wieder beim
„Abendgebet zum Welt-AIDS-Tag“ am 03. Dezember gelungen.
45
Öffentlichkeitsarbeit
Diese Solidaritätsveranstaltung der Veranstaltergemeinschaft des Duisburger Aktionsbündnisses gegen AIDS (i.e.:
Kindernothilfe, Ev. Kirchenkreis Duisburg, Infostelle dritte Welt, die ev. Kirchengemeinde Alt-Duissern, die AIDS- und
STD-Beratungsstelle des Gesundheitsamtes und die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.) fand wieder in der Luther-Kirche
in Duisburg-Duissern statt. Etwa vierzig Besucher/innen waren –wie wir alljährlich- sehr angetan vom Veranstaltungskonzept,
den z.T. authentischen Lebensbildern von Menschen mit HIV und AIDS, den symbolischen Aktionen
sowie von den musikalischen Darbietungen. In diesem Jahr unterstützte uns musikalisch der hervorragende
Chor der evangelischen Kirchengemeinde Trinitas unter der Leitung von Kantorin Mechthild Dühr-Knödler und am
Klavier Martina Grosse-Verspohl mit mitreißenden Darbietungen. Für diese hervorragenden Gesten der Solidarität
sagen wir ganz herzlichen Dank. Das Duisburger Aktionsbündnis gegen AIDS ist weiterhin offen für weitere Kooperationspartner.
Interessierte Personen und/oder Einrichtungen sind immer willkommen.
Allen, die uns zum Welt-AIDS-Tag 2010 durch viel Engagement und Kreativität unterstützt
haben, gilt an dieser Stelle noch einmal unser ganz herzlicher Dank !! – Ein Engel
hat Euch / Sie geschickt.
Und: … nach dem Welt-AIDS-Tag ist vor dem Welt-AIDS-Tag!
Interessierte, die 2011 dabei sein wollen, können sich jederzeit
gerne bei uns melden.
4.5. Berichterstattung in den Medien
Die Nachfragen von Seiten der Print-, Funk- und TV-Medien, die unsere Arbeit zum Teil sehr aufmerksam begleiten,
stimmt uns zuversichtlich und führt uns zu dem Eindruck, gute Arbeit zu leisten.
Wir waren unsererseits mit der Erreichbarkeit und dem Echo bei Presse, Lokalfunk und –fernsehen über das Berichtsjahr
verteilt insgesamt sehr zufrieden (s. Pressespiegel im Anhang).
Das schon mehrmals zitierte Stadtfernsehen „Studio 47“ ist mittlerweile ein treues Begleiter- und Unterstützermedium,
genau so wie die Lokalradios von Radio DU inkl. dem Bürgerfunk und Radio KW.
Im Printmedienbereich gab es im Berichtszeitraum große Portraits über Menschen und Angebote der AIDS-Hilfe Duisburg
/ Kreis Wesel e.V.
Dem stabil hohen Niveau bei den Neuinfektionen im Berichtsjahr muss aus unserer Sicht aber auch wieder mit einer
Kommunikationsoffensive begegnet werden, um die Präventionserfolge der vergangenen Jahre nicht weiter zu gefährden.
Aufklärung, sachliche Information und Erinnerung müssen wahrnehmbar bleiben.
4.6. Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten
Hier sind für den Stelleninhaber zu nennen :
Vertretung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. in verschiedenen regionalen
Gremien und Arbeitskreisen in Duisburg, dem Kreis Wesel und auf Landesebene
Vorbereitung, Organisation, und Durchführung von Informationsständen, Seminar- und
Vortragsangeboten,
Organisatorische Begleitung und Pressearbeit für Benefiz- und
Kooperationsveranstatungen,
Akquise von finanziellen Mitteln und personellen Ressourcen (Ehrenamtleranwerbung)
Kontaktpflege zu Förderern und Kooperationspartnern,
Telefonische und persönliche Beratung,
Geschäftsführung,
U.a.m.
Abbildung : Präventionsveranstaltungen in der Allgemeinbevölkerung
im Jahre 2010 – Veranstaltungen insgesamt
47
Zielgruppenspezifische Prävention
5.1 HIV/AIDS-Prävention bei Schwulen, Männern die Sex mit Männern haben
sowie bisexuellen Männern
Das Projekt homosexuelle und bisexuelle Männer sowie MSM (Männer, die Sex mit Männern haben) im Kontext von
HIV / STI´s der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. ist durch Zielgruppenspezifische Mittel des Landes NRW gefördert
worden. Durch diese Förderung konnte eine ½ Personalstelle finanziert werden, mit der die strukturelle Prävention
im Arbeitsbereich „homosexuelle und bisexuelle Männer sowie MSM im Kontext HIV / STI´s“ auf der lokalen, regionalen
und landesweiten Ebene umgesetzt wurde. Zusätzlich hat das Projekt auf der lokalen Ebene das Ziel, HIV-
Positive Männer niedrigschwellig zu erreichen und ihnen die möglichen Angebote in der Region zu vermitteln bzw.
die Begleitung durch die AIDS-Hilfe anzubieten (Streetwork).
Auf der landesweiten Ebene erfolgte die Arbeit ausschließlich in Gremien, die sich überregional mit dem Thema homosexuelle
Männer sowie MSM im Kontext HIV / STI´s befassen.
Auf der regionalen Ebene wurden in der Vernetzung mit anderen Institutionen Kampagnen und Präventionsaktionen
erarbeitet und durchgeführt. Durch diese Kooperationen konnten größere Veranstaltungen geplant, koordiniert und
umgesetzt werden. Die in diesen Gremien vorhandenen Ressourcen konnten so gebündelt werden und es ergaben
sich sinnvolle Synergieeffekte.
Auf der lokalen Ebene wurden gemeinsam mit Kooperationspartnern, durch die Einbeziehung von ehrenamtlichen
Mitarbeitern sowie HIV-positiven schwulen Männern die ausdifferenzierten Angebote/Präventionsaktionen erfolgreich
umgesetzt. Durch diese Kooperationen konnten die begrenzten personellen Ressourcen optimal genutzt werden.
5.1.1 Vorwort
Auch im Jahr 2010 wurde ein Großteil unserer Ressourcen für den Bereich der Prävention im Sektor schwule und
bisexuelle Männer sowie MSM genutzt.
Die Notwendigkeit dieses Arbeitsaufwandes lässt sich anhand der folgenden Zahlen eindrucksvoll belegen:
„Die Anzahl der Menschen, die sich in Nordrhein-Westfalen mit HIV infizierten, blieb auch in diesem Jahr stabil. Nach
den vom Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin anlässlich des Welt-Aids-Tags am 1. Dezember veröffentlichten Schätzungen
sank sie 2010 sogar auf etwa 680. Insgesamt leben rund 14.000 Menschen mit HIV in NRW. Aufgrund der
guten medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten ist ihre Lebenserwartung heute höher als noch vor Jahren. Etwa
160 starben in diesem Jahr an den Folgen der Krankheit. Die von HIV am meisten gefährdete Gruppe sind Männer,
die Sex mit Männern haben. 72 Prozent der Neuinfektionen sind hier zu verzeichnen (490). 22 Prozent der Infektionen
erfolgen über heterosexuelle Kontakte (150), nur noch 6 Prozent durch gemeinsam benutzte Spritzen bei intravenösem
Drogenkonsum (40) (siehe dazu: www.nrw.aidshilfe.de. sowie www.rki.de).“
Dass die Neudiagnosen im Bereich schwuler und bisexueller Männer konstant geblieben sind bzw. mit der Tendenz
eher rückläufig zu sein scheinen, kann mit der erfolgreichen Umsetzung der landesweiten Kampagne „Herzenslust“
begründet werden. Belegt wird dies durch die bundesweiten Zahlen zu HIV-Neudiagnosen, da in den Bundesländern,
in denen flächendeckende Präventionsangebote im Bereich schwuler Männer vorgehalten werden, die Zahlen wesentlich
geringer sind im Gegensatz zu den anderen Bundesländern.
Die kompetente und qualifizierte Arbeit von Herzenslust hat ihren Ursprung in dem Ansatz der strukturellen Prävention
(hier vor allem die Primärprävention und in der Sekundärprävention) sowie der regelmäßigen Aus- und Fortbildungsarbeit
der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern auf der landesweiten Ebene. Herzenslust steht für die Arbeit
von schwulen Männern für schwule Männern. Die Feldkompetenzen der einzelnen Mitarbeiter können so für die Präventionsarbeit
im Rahmen der niedrigschwelligen Präventionsarbeit genutzt werden. Weiterhin steht Herzenslust für
lustvolle und lebensstilakzeptierende Präventionsarbeit. Auch der Schwerpunkt, die Zielgruppe ausreichend zu informieren,
damit jeder einzelne selbst bestimmt entscheiden kann, welches Risiko er eingehen möchte oder welches
eben nicht, hat sich bewährt. Durch die Einbeziehung von HIV-positiven schwulen Männern in die Präventionsarbeit
(z.B. bei Beratung und Test) hat sich ebenfalls bewährt und sollte weiterhin unterstützt und forciert werden. Die Datenlage
aus der Bochow-Studie (s. Schwule Männer und HIV/Aids: Lebenstile, Szene, Sex 2007; Michael Bochow,
Axel J. Schmidt, Stefanie Grote; AIDS-Forum DAH; 2010) hat maßgeblich dazu beigetragen, die Rastplatz Sommeraktion
im Kreis Wesel umzusetzen. Nach Bochow, der eine breit angelegte Befragung zu Risikoverhalten von schwulen
und bisexuellen Männern in regelmäßigen abständen durchführt, gehören MSM aus ländlichen Regionen zu einer
der Risikogruppen bezüglich einer HIV-Infektion. Ebenfalls zur Risikogruppe gehören schwule Männer aus sozial
schwachen Verhältnissen; ein Grund, warum die Testangebote auf dem Rastplatz kostenlos zur Verfügung gestellt
werden.
Die Arbeitsfelder im Berichtszeitraum können wie folgt umrissen werden:
Die zielgruppenspezifische Präventionsarbeit der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. im Bereich MSM hatte im
Berichtszeitraum mehrere Arbeitsschwerpunkte. So gelang es dem Arbeitsbereich weiterhin, die Kampagne für MSM
„ich weiss was ich tu“ (IWWIT) der Deutschen AIDS-Hilfe e.V. in die landesweite Kampagne Herzenslust zu integrieren.
Ein Arbeitsschwerpunkt war die Umsetzung des HIV-Schnelltestsangebotes im niedrigschwelligen Bereich, welcher
unter dem Label „BuT“ (Beratung und Test) angeboten wurde. Die Vorarbeit (Schulung der ehrenamtlichen Mitarbeiter,
konzeptionelle Planung der Umsetzung lokal und in Arbeitskreisen landesweit, Absprache mit Kooperationspartnern)
nahm einen Hauptteil der zeitlichen Ressourcen in Anspruch.
Die ausdifferenzierte Arbeit im Bereich der Primärprävention bei MSM (z.B. GAY ROMEO health support, Vor-Ort
Arbeit, Beratung und Test) fordert immer mehr eine detaillierte fachlich qualifizierte Schulung der Mitarbeiter. Diese
neuen Anforderungen gehen mit einer hohen zeitlichen Kapazität an Schulungsanteilen für die haupt- und ehrenamtlichen
Mitarbeiter einher. Dieser Trend wird sich auch in Zukunft fortsetzen. Hier gilt es, einerseits die Mitarbeiter fachlich
gut auf die Arbeit vorzubereiten und andererseits die Schulungsanteile für die einzelnen Trainer / Referenten in
einem „gesunden Maß“ zu halten. Durch die geforderten Qualitätssicherungsmaßnahmen und damit einergehenden
Verpflichtungen (Teilnahme an (Schulungs-) Veranstaltungen, Berichtswesen, Datenerhebung) wurden zeitliche
Ressourcen ebenfalls gebunden.
5.1.2 Landesweite Vernetzung
Teilnahme an Arbeitskreisen
Landesarbeitsgemeinschaft Herzenslust
Unter dem Namen „Herzenslust“ wird strukturelle HIV-Prävention im Bereich homosexuelle und bisexuelle Männer
sowie MSM in ganz NRW durchgeführt. Herzenslust ist eine Kampagne der AIDS-Hilfe NRW e.V.. Auf der landesweiten
Ebene finden regelmäßige Arbeitskreise unter dem Namen „Landesarbeitskreis schwule Prävention“ statt, wo die
Herzenslustgruppen sich inhaltlich austauschen können. Der Projektnehmer hat regelmäßig an diesen Arbeitskreisen
teilgenommen. In diesem Gremium wurden neu entwickelte Aktionen vorgestellt, Tendenzen in der schwulen
Community erörtert sowie zu bestimmten Themenfeldern Referenten eingeladen. Auf diesen landesweiten Arbeitskreisen
konnten so Ideen für Präventionsaktionen ausgetauscht, Kampagnen entwickelt und nicht erfolgreiche Projekte
analysiert werden. So wurden durch den Erfahrungsaustausch und die fachliche Unterstützung der unterschiedlichen
lokalen Herzenslustgruppen die regionale und lokale Arbeit sinnvoll modifiziert.
GAY Romeo / health support
Herzenslust hat auf der landesweiten Ebene die Onlinepräventionsarbeitet konzipiert und umgesetzt. Bei Gay
Romeo, einem Onlineportal für schwule und bisexuelle Männer, wurde ein health support geschaltet. Hier werden
Fragen von Ratsuchenden zu HIV/AIDS, Hepatitiden und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, schwuler Gesundheit
und Szeneorten in der Region von örtlichen Herzenslustmitarbeitern beantwortet. Der Projektnehmer hat für
die lokale Herzenslustgruppe ein Profil erstellt und Chatberatung durchgeführt. An diesem Projekt sind neben dem
Projektnehmer ehrenamtliche Onlinepräventionisten beteiligt. Das lokale Gay Romeo-Projekt war regelmäßig bei den
bundesweiten Austauschtreffen vertreten. Diese Treffen dienen als Plattform, sich zu Themenfeldern der Online-
Beratung auszutauschen sowie der Erarbeitung und Erhaltung von Präventions- und Beratungsstandards.
Beratung und Test (BuT)
Das Pilot-Projekt der AIDS-Hilfe NRW e.V. hat das Ziel, bestimmte Subgruppen aus dem Bereich der MSM (Männer,
die Sex mit Männern haben) mit Hilfe eines HIV-Schnelltest-Angebotes im Zusammenhang mit einer davor durchgeführten
intensiven Beratung zu erreichen. Solche Subgruppen (oder auch „Netzwerke“) sind von den bestehenden
HIV-Test-Angeboten nicht erreicht worden (siehe auch Konzept BuT).
Der Projektnehmer hat an den Steuerungskreisen von BuT auf der landesweiten Ebene von BuT teilgenommen.
51
Zielgruppenspezifische Prävention
Teilnahme an Landesweiten Präventionsaktionen
CSD in Köln
Auch in diesem Jahr beteiligte sich das Herzenslustteam Duisburg / Kreis Wesel an der Fußtruppe von Herzenslust.
Als Präventionsaktion wurde das Motto „Fair Play, ran an die Bällchen“ konzipiert, welches als breit angelegte Aktion
auch für die Gay-Games genutzt wurde. Die Herzenslustmitarbeiter waren als Schiedsrichter verkleidet mit dem dazu
passenden Accessoires (u. a. Trillerpfeife, Taschen für Cruisingpacks und „Pinke Karten“).
.
Gay-Games
Herzenslust Duisburg/Kreis Wesel hat sich bei der Großveranstaltung in Köln mit mehreren Herzenslustteams aus
ganz NRW aktiv beteiligt. Verweisen möchte ich diesbezüglich an den Sachbericht der Kollegen aus Köln, die hauptverantwortlich
in Kooperation mit iwwit diese Aktion entwickelt, koordiniert und strukturiert haben.
5.1.3 Projektarbeit auf der regionalen Ebene
Regionale Vernetzung
Auf der regionalen Vernetzungsebene arbeitete der Projektnehmer eng mit den regionalen Herzenslustgruppen im
Ruhrgebiet zusammen. Im Ruhrgebiet wurden aus dieser Vernetzung heraus Aktionen entwickelt, koordiniert und
durchgeführt, welche einen überregionalen Charakter besaßen. Gerade bei größeren Events können die einzelnen
Herzenslustgruppen nur schwer alleine öffentlichkeitswirksame Aktionen durchführen.
Aktionen waren unter anderem:
Still-Leben Ruhrschnellweg
In Kooperation mit der AIDS-Hilfe Essen wurde
auf der A40 im Rahmen der Kulturhauptstadt
Ruhrgebiet 2010 eine Präventionsaktion umgesetzt.
Unter dem Motto „Abschleppdienst“ wurden
die Besucher auf die Präventionsteams aufmerksam.
Neben dem Outfit (Warnwesten, Warndreiecke,
Warnlampen sowie Handwerkskisten) wurden
von der AIDS-Hilfe Bochum Aufkleber neu
layoutet. Die Aktion wurde von dem Herzenslustteam
Duisburg / Kreis Wesel im Jahr 2008 konzipiert
und für die Aktion auf der A40 zur Verfügung
gestellt.
Love-Parade Duisburg
In Kooperation mit IWWIT sowie den Herzenslustteams aus Essen und Bochum wurde auf
der Love-Parade zielgruppenspezifische Prävention umgesetzt. Unter dem Label
„Loveteam“ wurde auf das Thema „Schutz vor HIV und anderen sexuell übertragbaren
Krankheiten“ hingewiesen.
5.1.4 Projektarbeit auf der lokalen Ebene
Kooperation mit lokalen Einrichtungen/Selbsthilfegruppen
Auf der lokalen Ebene wurde mit verschiedenen Einrichtungen, Vereinen und Selbsthilfegruppen kooperiert (wie z.B.
mit AkDuLuS e.V. sowie dem Kommissariat Vorbeugung der Polizei Duisburg).
AkDuLuS e.V.
Der Projektnehmer hat an den regelmäßig stattfindenden Arbeitskreisen der regional ansässigen
schwul-lesbischen Vereine und Selbsthilfegruppen „AkDuLuS e.V.“ teilgenommen und
beteiligte sich dort an der Entwicklung und Durchführung von schwul lesbischen Angeboten
für den Raum Duisburg. Dieser Arbeitskreis hat z.B. die schwul lesbische Disco „Warm Up“
initiiert und organisiert jährlich das schwul lesbische Straßenfest in Duisburg.
Der Projektnehmer hat an den regelmäßig stattfindenden Mitgliederversammlungen
von AkDuLuS teilgenommen. Da AkDuLuS e.V. im
Jahr 2010 keine personellen Ressourcen aufbringen konnte, das
schwul-lesbische Strassenfest zu organisieren, hat sich der Projektnehmer
dafür eingesetzt, dass die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel
e.V. in Kooperation mit lokalen Organisationen sowie Personen aus
der schwulen Community sowie schwulen Gastwirten, das
Sommerfest umsetzt. Herzenslust, als Hauptorganisator, entwickelte den Namen des Festes
„Sommerlust“. Durch die Loveparade-Tragödie bedingt, hat sich jedoch der Vorstand der
AIDS-Hilfe dagegen entschieden, das Sommerfest durchzuführen (welches kurz nach der
Loveparade stattfinden sollte s. 1.).
53
Zielgruppenspezifische Prävention
Primärpräventive Aktionen auf der lokalen Ebene
Streetwork
Der Projektnehmer hat durch regelmäßige Vor-Ort-Arbeit und Anwesenheit in der Szene HIV-positive Männer erreicht
und begleitet diese im Rahmen der psycho-sozialen Betreuung. Durch dieses niedrigschwellige und anonyme Angebot
konnten Männer erreicht werden, die sich durch eigenen Antrieb nicht an eine Hilfs-Organisation wie die AIDS-
Hilfe gewendet hätten.
Sprechstunden in der Szene
Der Projektnehmer hat Sprechstunden für schwule Männer in einem Szenelokal durchgeführt. Durch die enge Zusammenarbeit
mit dem Szenewirt wurde die Sprechstunde gut beworben und erfreute sich einer guten Resonanz.
Neben dem hauptamtlichen Mitarbeiter stand ein HIV-positiver schwuler Mann als Ansprechpartner zu dem Thema
„HIV-Positiv sein, was heißt das?“ zur Verfügung sowie der Ansprechpartner der Polizei Duisburg zu gleichgeschlechtlichen
Lebensfragen.
BuT – Rastplatz Sommeraktion
In Kooperation mit der AIDS-Hilfe NRW e.V., dem Fachbereich Gesundheitswesen
des Kreises Wesel sowie mit der Unterstützung des Kommissariats
Vorbeugung des Polizeipräsidiums Duisburg wurde BuT von
dem Projektnehmer umgesetzt.
Ziel der BuT- Rastplatz Sommeraktion war die niedrigschwellige Beratung
von MSM (hier vor allem Männer, die durch die bestehenden Beratungs-
und Testangebote nicht erreicht werden), intensiv vor Ort zu HIV-
Übertragungsrisiken und dem Schnelltestverfahren zu beraten und ggf.
ein Schnelltest anzubieten.
Konzeptionelle Ausarbeitung:
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. hat sich, nach dem erfolgreichen Beginn der Aktion 2009 entschieden,
dieses Projekt weiterhin auf einem Rastplatz im Kreis Wesel umzusetzen.
Die ausschlaggebenden Argumente waren:
Die Beratung der Zielgruppe steht im Vordergrund der Vor-Ort-Aktion.
Die Testdurchführung soll durch einen Arzt des Gesundheitsamtes vorgenommen werden (Aktive Einbindung des
ÖGD).
Die anvisierte Zielgruppe sind MSM, die anonym Sex mit Männern auf den Rastplatz haben, durch ihre allgemeine
Lebensführung (viele Leben in „herkömmlichen“ Familienstrukturen) bedingt, jedoch keine Möglichkeiten
haben oder diese bewusst ablehnen oder wegen Unkenntnis der Infrastruktur die schon bestehenden Beratungs-
und Testangebote von Gesundheitsämtern und AIDS-Hilfen in Anspruch zu nehmen.
Reaktiv getestete Personen können sich durch Buddys (geschulte HIV-positive schwule Männer) bis zum Ergebnis
des regulären HIV-Labortests begleiten lassen.
Die Vor- und Nachteile des Schnelltestes werden den Interessierten mitgeteilt. Die Entscheidung zu dem Test,
oder dagegen obliegt einzig und alleine dem Ratsuchenden.
Nach der Entscheidung für die „BuT-Rastplatz Sommeraktion“ wurden konkret die weiteren Schritte besprochen:
1. Akquirierung und Ausbildung der ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter (für die Beratung und für die
Funktion des Buddys).
2. Entwicklung der Qualitätsstandards für die Beratung auf dem Rastplatz sowie die Testdurchführung (Anonymität,
Beratungssetting).
3. Absprachen mit dem Fachbereich Gesundheitswesen der Kreisverwaltung Wesel zwecks Beteiligung eines Arztes
bei dem Projekt.
4. Behördliche Genehmigung zur Durchführung des Angebotes auf einem Rastplatz.
Kosten für den „Schnelltest“.
Zu 1.
In der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. ist es seit Jahren üblich, frisch HIV positiv getesteten ratsuchenden
Menschen ein Gespräch mit einem HIV-positiven ehrenamtlichen Mitarbeiter anzubieten. Diese Mitarbeiter wurden
angesprochen und ihnen das Pilotprojekt erläutert. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter waren sofort dazu bereit, sich bei
dem Projekt zu beteiligen und besuchten das Grundlagentraining, welches von der AIDS-Hilfe NRW e.V. zur Ausbildung
der BuT-Projektteilnehmer angeboten wurde.
Zu 2.
Glücklicherweise konnte die AIDS-Hilfe NRW e.V. ein Wohnmobil anschaffen, welches zu einem „BuT-Mobil“ umgebaut
wurde. So können in einem abgetrennten Beratungsraum die interessierten Männer beraten werden und in dem
anderen Raum der Schnelltest durchgeführt werden (Arzt-Raum).
Den interessierten Männern sollten die Optionen / der Vorgang zum Testverfahren im Rahmen der Beratung erklärt
werden. Diese waren:
Im Falle eines reaktiven Testergebnisses kann eine Fehldiagnose nicht zu 100% ausgeschlossen werden.
Daher müsste sofort im Anschluss intravenöses Blut zwecks Bestätigung des Ergebnisses
durch einen herkömmlichen Antikörpertest erfolgen; mit den damit einhergehenden psychischen Belastungen,
die die Wartezeit dann mit sich bringen könnte.
Im Falle eines reaktiven Testergebnisses wurde den Ratsuchenden angeboten, dass ein Mitarbeiter des
BuT-Projektes (ein Buddy; HIV-positiver schwuler Mann) während der Wartezeit als Ansprechperson
zur Verfügung steht.
Die getestete Person hätte die Möglichkeit, mit einem Auto nach Hause/zur nächsten Haltestelle des
ÖPNV gefahren werden zu können.
Es wurde angeboten, den Schnelltest durchführen zu lassen, das Ergebnis jedoch erst am nächsten Tag
im Gesundheitsamt „abzuholen“.
Zu 3.
Nach dem erfolgreichen Start der Kampagne 2009 konnte der Arzt des Gesundheitsamtes des Kreises Wesel für die
Mitarbeit an diesem Pilotprojekt wiederholt gewonnen werden. Vor allem die Argumentation (die sich durch die Datenlage
aus 2009 bestätigte), dass die Zielgruppe Männer sind, die nicht vom bestehenden Beratungs- und Testangebot
der Gesundheitsämter und AIDS-Hilfen erreicht werden, war ausschlaggebend zur weiteren Kooperation. Vom
Arzt wurde für diese spezielle Form der aufsuchenden Arbeit eine Verfahrensanleitung erstellt, einschließlich der erforderlichen
Genehmigung durch die Verwaltungsleitung des Fachbereichs Gesundheitswesen des Kreises Wesel
und der Ärztekammer Nordrhein. Die ärztliche Tätigkeit (spezielle Testberatung, Testdurchführung und Ergebnismitteilung,
sowie auf Wunsch die Beratung zu anderen sexuell übertragbaren Krankheiten erfolgte unabhängig vom Beratungs-
und Betreuungsangebot der AIDS-Hilfe-Mitarbeiter. Die ärztliche Schweigepflicht wurde gewahrt, u. a. auch
dadurch, dass den Getesteten vom Arzt das Angebot der Begleitung durch einen Buddy unterbreitet wurde, der Getestete
jedoch selbst entschied, dieses Angebot anzunehmen bzw. über sein Testergebnis mit jemand anderen zu
sprechen.
Zu 4.
Eigentümer des Rastplatzes ist das Amt für Straßenbau NRW. Die zuständige Mitarbeiterin gab die Erlaubnis unter
gewissen Auflagen (An- und Abmelden der Aktion bei der zuständigen Autobahnmeisterei sowie nur eine Parkbucht
zu besetzen). Im Vorfeld musste bei der Bezirksregierung Düsseldorf abgeklärt werden, ob die Aktion
mit einer finanziellen Bereicherung einhergehen würde. Da die AIDS-Hilfe die Testdurchführung
kostenlos anbietet, wurde daher auch von dieser Seite die Erlaubnis erteilt.
55
Zielgruppenspezifische Prävention
Zu 5.
Da vor allem die Zielgruppe „MSM mit einem unterdurchschnittlichen sozialen Status“ im Focus unserer Aktion stehen,
sollte der Test möglichst kostenlos angeboten werden. Durch die AIDS-Hilfe NRW e.V. konnten die BuT-
Projekte kostenlos Testkits bestellen. Die ärztliche Tätigkeit wurde als Dienstleistung des Fachbereichs Gesundheitswesen
Kreis Wesel erbracht, so dass auch hier keinerlei Kosten für die Aktion entstanden. Daher konnten wir die Beratung
sowie die Testdurchführung anonym und kostenlos anbieten.
Die Umsetzung:
In dem Zeitraum Mai-September 2010 wurde die „Rastplatzsommeraktion“ am 1. und 3. Mittwoch im Monat in der
Zeit von 18.00-21.00 Uhr umgesetzt.
Das BuT-Mobil wurde in einer Parkbucht, in der Nähe des Gehweges zu den Toiletten geparkt. Unter der seitlich angebrachten
Markise des Busses wurde ein Tisch mit Kondomen und Informationsmaterialien aufgestellt. Um Aufmerksamkeit
zu erregen wurden Fahnen (Tripols) mit dem Logo von Herzenslust aufgestellt.
Auf einem der Rastplatz-Sitzbänke in der Nähe des BuT-Mobils saßen die Mitarbeiter des Projektes. Hier wurden für
Gäste Kaffee, Wasser und Kekse angeboten.
Zwei Mitarbeiter sprachen die Männer an und verteilten Kondome sowie Visitenkarten mit einer Erklärung zum
Schnelltestangebot.
Interessierte wurden zu den Mitarbeitern an der Sitzbank weitergeleitet, wo Sie einen anonymisierten Fragebogen zu
sexuellen Vorlieben, Risikosituationen etc. ausfüllen mussten.
Nach dem der Testwillige den Beratungsbogen ausgefüllt hat, wurde ein Beratungsgespräch anhand des Fragebogens
im hinteren Teil des BuT-Mobils durchgeführt. Hier wurde explizit auf die Vor- und Nachteile des HIV-
Schnelltestverfahrens hingewiesen.
Nach einer ausführlichen Beratung und der Entscheidung des Ratsuchenden wurde er ggf. zum Arzt in den vorderen
Teil des BuT-Mobils weiter verwiesen. Nach einem Gespräch mit dem Arzt wurde dann der Test durchgeführt. Das
ganze Verfahren dauerte ca. 1 Stunde (vom Zeitpunkt der Ansprache, Ausfüllen des Fragebogens, Beratungsgespräch,
Testdurchführung bis hin zum Testergebnis).
5.1.4.1 Die Herzenslustgruppe Duisburg / Kreis Wesel
Der Projektnehmer für den Bereich MSM hat regelmäßig mit der Herzenslustteilzeitkraft die inhaltliche Arbeit der lokalen
Herzenslustgruppe erörtert und bei Bedarf angeleitet. Neben der fachlichen Aufsicht des lokalen Projektes Herzenslust
wurden die ehrenamtlichen Herzenslustmitarbeiter in den Bereichen HIV und anderen sexuell übertragbare
Krankheiten ergänzend zum bestehenden Schulungsangebot der AIDS-Hilfe NRW, qualifiziert.
Das Herzenslustteam hat im Jahr 2010 wie in den vorangegangenen Jahren zielgruppenspezifische Prävention im
Bereich schwule und bisexuelle Männer sowie Männer, die Sex mit Männern haben entwickelt und durchgeführt.
Hierbei ist die konstante Begleitung der umgesetzten Präventionsaktionen sowie die Begleitung der lokalen Herzenslustgruppen
durch die aus Eigenmitteln der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. finanzierte Teilzeitkraft von sehr
hohem Stellenwert.
Durch die Teilzeitkraft wurden folgende Aufgaben erfüllt:
- Fachliche Begleitung der ehrenamtlichen Herzenslustmitarbeiter
Die Teilzeitkraft sowie punktuell der Projektnehmer waren bei den primärpräventiven Vor-Ort-Aktionen von Herzenslust
anwesend. So konnten Ratsuchende bei Bedarf von den ehrenamtlichen Mitarbeitern des Herzenslustteams an
die hauptamtlichen Mitarbeiter weiter verwiesen werden.
- Begleitung der wöchentlichen Gruppentreffen des Herzenslustteams
Durch die regelmäßigen Gruppentreffen, die durch die Teilzeitkraft angeleitet wurden, wurde die beständige ehrenamtliche
Herzenslustarbeit sichergestellt. Neben diesem Aspekt wurden mit dem Herzenslustteam Veranstaltungen
abgesprochen und deren Umsetzung diskutiert und konzipiert.
- Die Pflege und Aktualisierung der Herzenslusthomepage (www.herzenslustteam-du.de) war ein ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt
der Teilzeitkraft, da sich viele schwule Männer vorwiegend über das Internet Informationen zu HIV,
STD´s und Angeboten in der schwulen Community beschaffen.
- Überregionale Teilnahme an den Herzenslusttreffen im Ruhrgebiet sowie die Beteiligung an überregionalen Aktionen,
die in diesen Gremien entwickelt worden sind.
Im Rahmen der Vernetzungsarbeit der lokalen Herzenslustgruppen nahm Herzenslust Duisburg / Kreis Wesel bei den
regelmäßig stattfindenden Ruhrgebietsvernetzungstreffen teil und konzipierte mit anderen Herzenslustmitarbeitern
überregionale primärpräventive Aktionen und beteiligte sich mit der lokalen Herzenslustgruppe an der Umsetzung
dieser Präventionsaktionen überregional.
Auf der lokalen Ebene wurden folgende primärpräventive Aktionen in Duisburg durchgeführt:
Regelmäßig war das Herzenslustteam Duisburg/Kreis Wesel auf der schwul/lesbischen Party „warm up“ vertreten.
Die Veranstaltung findet in einem monatlichen Turnus statt. Die Besucher konnten sich bei dem Herzenslustteam zu
HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten informieren sowie die ausgelegten Informationsbroschüren der
DAH e.V. sowie Bewerbungsbroschüren zur ehrenamtlichen Mitarbeit in den Herzenslustgruppen mitnehmen.
Größere Aktionen von Herzenslust auf diesen Veranstaltungen waren:
- Wahl zum „Mr. und Mrs. Warm Up 2010“
Auf der im Oktober und November stattfindenden
Warm Up konnten sich Gäste für
die Wahl casten lassen. Neben einem Foto
wurden die interessierten Gäste gebeten,
ein Statement zu HIV abzugeben. Auf der
im Dezember stattfindenden „warm up“
wurden dann die Kandidaten auf der Bühne
von zwei Moderatoren vorgestellt. Danach
wurden durch die Gäste die „Mrs. und der
Mr. Warm Up 2010“ gewählt. Die Sieger
wurden gekürt und erhielten Preise. Neben
der Platzierung / Bewerbung von
„Herzenslust“ und deren Homepage, wurde
das Thema HIV bei der Vorstellung der
Kandidaten massenmedial platziert. Weitere
Informationen hierzu auf:
www.herzenslustteam-du.de.
57
Zielgruppenspezifische Prävention
- „Die Gemüsehändler“
Das Herzenslustteam baute auf einer Warm Up einen Gemüsestand auf und verkleidete
sich als Gemüsehändler. Die so angelegte Aktion wurde von den Besuchern der
Warm Up als sehr gelungen wahrgenommen und die verteilten Cruisingpacks, mit dem
oben gezeigten Layout „Samentüte“ wurden gerne angenommen.
Weitere Aktionen auf lokaler Ebene waren:
Samentüte
Herzenslustteam
Duisburg / Kreis Wesel
- Szenerundgänge
Regelmäßig führte das Herzenslustteam Duisburg / Kreis Wesel einen
Rundgang durch die Duisburger Szene durch. Ziel der Rundgänge war die
Kontaktpflege mit den Szenewirten, Verteilung von Informationsmaterialien
zu HIV und andere STD´s in den Lokalen sowie die Befüllung des Kondomautomaten.
- Welt AIDS Tag
Das Herzenslustteam Duisburg beteiligte sich an den Veranstaltungen zum Welt AIDS Tag der AIDS-Hilfe Duisburg/
Kreis Wesel e.V.
- Rastplätze
In regelmäßigen Abständen wurden Aktionen auf Rastplätzen im Kreis Wesel durchgeführt, wo Männer Sex mit Männern
haben. Hier wurden Informationsmaterialien und Kondompackungen auf einem Informationsstand den Besuchern
angeboten. Da viele der dort verkehrenden Männer sich nicht eindeutig als schwul oder bisexuell definieren,
wurde auf allgemeine Informationsbroschüren der DAH / BZgA zurückgegriffen.
5.1.5 Controllingzahlen Prävention bei MSM / Herzenslust 2010
Herzenslust:
Kontakte insgesamt: 3575
Prävention bei MSM / Überregionale Aktionen:
Beteiligung an der CSD-Parade in Köln, GayGames, Loveparade, Ruhr 2010
Insgesamt wurden 10050 Personen erreicht!
BuT - Rastplatz Sommeraktion:
Kontakte insgesamt: 252
Gay Romeo:
Kontakte insgesamt: 1498
Es wurden 2010 insgesamt 15375 Personen erreicht.
5.1.6 Projektkritik / Projektausblick
Das Projekt der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. setzte die strukturelle Prävention im Arbeitsbereich homosexuelle
und bisexuelle Männer sowie MSM auf den unterschiedlichen Ebenen (landes-, regionaler- und lokaler Ebene)
um.
Die Arbeit konnte auf den jeweiligen Ebenen mit verschiedenen Aspekten und Zielsetzungen ausdifferenziert und mit
angemessenen Methoden verfolgt werden. Die im Projektantrag formulierten Ziele wurden realisiert und innovative
Aktionen / Projektideen umgesetzt.
Mittels der Kampagne „Herzenslust“ konnte der Projektnehmer ressourcenorientiert und zeitsparend seine Projektziele
umsetzen. Die Wichtigkeit der Kampagne zeigte sich zum einen durch die professionelle Öffentlichkeitsarbeit der
AIDS-Hilfe NRW (Homepage der Kampagne Herzenslust mit der Verlinkung zu den regionalen Herzenslusthomepages,
Bewerbung der Kampagne durch schwule Medien) und durch den fachlichen Austausch bei den landesweiten
Arbeitskreisen. Ebenso sind die zentral eingekauften Give-aways für eine professionelle Außendarstellung in der Vor-
Ort-Arbeit unabkömmlich (z.B. Cruisingpacks in einer Herzenslust-Umverpackung).
Durch die jahrelange Präventionsarbeit in dem Bereich homosexuelle und bisexuelle Männer sowie MSM müssen
immer wieder neue Präventionsstrategien entwickelt und umgesetzt werden, damit die Präventionsbotschaften die
Zielgruppe erreichen. Ein gutes Beispiel hierfür ist das auf der überregionalen Ebene entwickelte Pilotprojekt BuT,
welches erfolgreich umgesetzt wurde.
Die Vernetzungsarbeit auf der lokalen und regionalen Ebene verlief kontinuierlich und stabil. Auch hier konnten durch
die vorhandenen Ressourcen effizient die verfolgten Ziele umgesetzt werden.
Ein großer Dank gilt den ehrenamtlichen Mitarbeitern der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V., ohne deren Engagement
das Projekt „homosexuelle und bisexuelle Männer sowie MSM“ nicht in diesem Umfang hätte realisiert werden
können.
Zielgruppenspezifische Prävention
5.2 Drogen und Substitution
Drogenpolitisch treten wir in Duisburg und dem Kreis Wesel auf der Stelle. Zwar ist Diamorphin als Arzneimittel zugelassen,
allerdings hat der Gemeinsame Bundesausschuss die Kriterien für die Vergabe des Diamorphins so hoch
angesetzt, dass diese Vorgaben aus finanziellen Gründen nur wenige Einrichtungen erbringen können. So müssen
unter anderem mindestens drei ärztliche Vollzeitstellen eingerichtet und Öffnungszeiten von mindestens 7 bis 19 Uhr
gewährleistet werden. Diese Anforderungen sind unabhängig von der Zahl der mit Diamorphin Substituierten. Daher
wäre auf jeden Fall ein kommunaler Zuschuss von Nöten. Bei der Haushaltslage der Stadt Duisburg lässt sich dieses
allerdings wohl schwer umsetzen. Denn in Duisburg wurde bereits im Berichtsjahr aufgrund finanzieller Gründe im
Suchthilfeverbund eine Vollzeitstelle eingespart und entsprechend das Angebot eingeschränkt.
Positiv zu vermerken ist, dass die neue rot-grüne Landesregierung die sogenannte Eigenbedarfsgrenze für “weiche”
Drogen von sechs auf zehn Gramm erhöhen will und bei Heroin, Kokain und Amphetaminen wieder 0,5 Gramm zum
Eigenverbrauch erlaubt sein sollen.
Im Kreis Wesel ging es im Berichtsjahr darum, die Substitutionsbehandlung im Bereich der Städte Wesel und Hamminkeln
sowie der Gemeinde Schermbeck aufrecht zu erhalten, da der bisherige Arzt, Herr Lemm, zum Jahresende
die Substitutionsbehandlung nicht mehr fortführen wollte. Es konnte Dr. Wefelnberg, substituierender Arzt aus Hünxe,
dafür gewonnen werden, in Wesel eine Zweigpraxis zu eröffnen. Die Substitution findet in den Räumlichkeiten des
Kreisgesundheitsamtes Wesel statt.
5.2.1 Primär- und Sekundärprävention
5.2.1.1 Spritzenaustauschprogramm
Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel nimmt weiterhin mit den von ihr
betreuten Spritzenautomaten am Projekt der AIDS-Hilfe NRW e. V.
teil. Die Standorte befanden sich in Wesel und Duisburg-Hochfeld.
Die Spritzenautomaten werden je nach Frequentierung von uns regelmäßig
in ein- bis zweiwöchigem Rhythmus neu bestückt.
Für den Spritzenautomaten in Moers haben wir nach Abriss des
Feuerwehrgerätehauses an der Abteistr. 9 einen neuen Standort
beantragt. Das Ordnungsamt hatte keine ordnungsrechtlichen Bedenken
und hat den Antrag an den Fachdienst Grünflächen weitergeleitet.
Da jedoch an dem von uns favorisierten Standort – dem
Bahnhof Moers – umfangreiche Bauarbeiten durchgeführt wurden,
mussten wir die Neuaufstellung des Automaten in Moers zurückstellen.
Durch den Zusammenschluss der städtischen Drogenberatung und der Drogenberatung
der Diakonie zum Suchthilfeverbund Duisburg wurde der Standort der Drogenberatung in
Duisburg-Walsum aufgelöst. Da hier unser Spritzenautomat betrieben wurde und die
Räumlichkeiten zunächst von einer Grundschule genutzt werden sollen und anschließend
der Abriss vorgesehen ist, musste auch dieser Spritzenautomat abgebaut werden. Hierfür
gilt es einen neuen Standort zu suchen.
5.2.1.2 Suchtprävention bei Partydrogen
Schulprojekt „No Drugs – no Party?“
Im Frühjahr erarbeitete unsere Praktikantin, Yvonne Leuverink, ein Konzept für ein Angebot in Schulen unter dem
Namen „No Drugs – no Party?“. Dieses beinhaltet – ähnlich wie unser Projekt @drugthive – mit einem akzeptierendem
Ansatz Jugendlichen der Klasse 9 einen Überblick über die gängigsten Partysubstanzen und deren positive und
negative Wirkungsweisen zu geben. Das Projekt hatte den Umfang von zwei Unterrichtsstunden und wurde von den
hauptamtlichen Mitarbeitern Ralf Runniger und vertretungsweise von Petra Kurek begleitet. Das Angebot wurde von
drei Gesamtschulen gebucht und in insgesamt 12 Klassen durchgeführt. Obwohl es sich dabei um Schulen mit Schülern
mit hohem Migrationsanteil handelte, waren die Schüler sehr interessiert an dem Projekt und es wurde auch von
den Pädagogen mit Interesse aufgenommen.
@drugthive
Mit unserem Projekt @drugthive haben wir im 1. Halbjahr eine Aktion zu Suchtprävention bei Partydrogen und
Primärprävention zu HIV/AIDS in der Diskothek RAJ in Wesel durchgeführt. Diese Aktion wurde ermöglicht durch die
Duisburger Stiftung für Umwelt, Gesundheit und Soziales. Für die Aktion haben wir kleine Päckchen zusammen gestellt:
Sie beinhalten Ohrstöpsel, Kondom und Vitaminbonbon. Ergänzt werden sie entweder durch den Kartensatz
„Drugs, just say know“ oder für Besucher, die keine Ambitionen auf Partydrogen haben, mit dem „Heutiger Wissensstand“
der DAH. Um das Päckchen zu erhalten, mussten die BesucherInnen Fragen zu HIV/AIDS oder Partydrogen
beantworten.
Aufgrund des Schulprojektes hatten wir im ersten Halbjahr keine weiteren Kapazitäten. Für das zweite Halbjahr war
eine Aktion im Rahmen der Dinslakener Suchtwoche „Sucht hat immer eine Geschichte“ in der Bierklinik geplant. Leider
hatte die Bierklinik jedoch ihre Aktivitäten eingestellt, so dass unsere Aktion abgesagt werden musste.
Bei der 9. Fachtagung Arbeitskreis Prävention am 5. Mai in Duisburg-Buchholz führten wir zusammen mit dem Landeskriminalamt
und dem Kriminalkommissariat Vorbeugung einen Workshop durch, bei dem wir unser Projekt
@drugthive
vorstellten.
Loveparade
Bei der Loveparade in Duisburg am 24.07.10 beteiligten wir uns mit drei MitarbeiterInnen an einem Gemeinschaftsstand
des Suchthilfeverbundes Duisburg, weiterer Drogenberatungseinrichtungen aus NRW und der Selbsthilfe. Hier
gab es mehrere Angebote: Zum einen die Flash-Box, hier konnten Teilnehmer ein Statement in eine Videokamera
abgeben, eine Glücksradaktion, eine Fragebogenaktion zum Testen des Wissens über einzelne Substanzen wie z.
Bsp. Cannabis, XTC etc. Des Weiteren wurde über die AIDS-Hilfe der Kartensatz „Drugs, just say know“ zum Selbstkostenpreis
von 1 € angeboten. Den Besuchern wurden Kondome und Ohrstöpsel angeboten, die vom Veranstalter
akquiriert wurden (30.000 Kondome und 8.000 Ohrstöpsel). Gleichzeitig war der Stand Anlaufstelle für die weiteren
MitarbeiterInnen der AIDS-Hilfe, da vom Veranstalter keine weitere Standfläche bereit gestellt werden konnte. Federführend
in der Vorbereitung und Organisation des Standes und der Aktion waren Werner Wicher vom Suchthilfeverbund
und Ralf Runniger von der AIDS-Hilfe. Die Organisation von Seiten des Veranstalters ließ leider etwas zu wünschen
übrig. Als ein Beispiel gilt es zu benennen, dass die Durchgangspässe am Tag der Loveparade keinen Durchgang
durch den vereinbarten Eingang ermöglichten und die Helfer eine 2 KM längere Wegstrecke zurück legen
mussten.
Tim Przystupa und Yvonne Leuverink
Yvonne hatte alle Ohrstöpsel und
Kondome verteilt
Fragebogenaktion an Stehtischen
´
63
Zielgruppenspezifische Prävention
Es wurde das ehemalige Trip-Lounge Zelt – aus früheren Jahresberichten bekannt – aufgebaut. Da es sich bei der
Loveparade um eine Massenveranstaltung handelt und sich unser Stand am entgegengesetzten Ende des Einganges
befand, kam es in Bezug auf die Besucherzahl sehr verhalten zu personalkommunikativen Gelegenheiten. Daher
haben wir uns auch entschlossen, in die Menge hinein zu gehen und mit Taschen Ohrstöpsel und Kondome zu verteilen,
welches bei den Besuchern gut aufgenommen wurde.
Als gegen 18 Uhr langsam Nachrichten von Todesfällen bei der Loveparade am Stand ankamen, entwickelten sich
emotionale Spannungen aufgrund der skurrilen Situation, dass die Katastrophe bekannt war und die Party weiter lief.
Bis 20 Uhr hielten wir unser Angebot aufrecht und haben anschließend unseren Stand abgebaut. Es handelte sich
insgesamt um eine gelungene Zusammenarbeit mit anderen Anbietern im Drogenbereich.
5.2.2 Substitution
5.2.2.1 Entwicklung der Wochenendvergabe
Auch im Jahre 2010 haben wir über das komplette Jahr an allen Sams-, Sonn- und Feiertagen die Vergabe von Methadon
in der AIDS-Hilfe in Duisburg durchgeführt. Die Anzahl der Substituierten lag im Durchschnitt bei 88 Personen,
wobei die geringste Teilnehmerzahl 46 und die höchste Zahl 138 Klienten betrug, die die Vergabe besuchten.
Die Vergabezeit beträgt 1,5 Stunden. Weiterhin wird die Vergabe von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter und einem
Arzt durchgeführt. Zur Vergabe entsenden insgesamt fünf Ärzte ihre Patienten, die Vergabe in der AIDS-Hilfe führen
drei Ärzte durch.
Die Zusammenarbeit zwischen den Ärzten und unseren ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, den Apotheken und der
Polizei verlief weiterhin reibungslos. An dieser Stelle einen Dank an die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen für ihr Engagement
und ihre Mithilfe.
Bei jeder Vergabe wird für die Substituierten Kaffee angeboten und am letzten Sonntag im Monat wurde weiterhin
ehrenamtlich ein Frühstück für die Substituierten organisiert. Dieses wird mit Lebensmitteln der Duisburger Tafel und
dem Verein „Bürger für Bürger“ gespeist. So wird die Möglichkeit gegeben, sich in einem geschützten Raum über
Sorgen und Nöte auszutauschen. Unser Dank gilt den ehrenamtlichen Mitarbeitern und der Duisburger Tafel e. V.
und dem Verein Bürger für Bürger e. V. für ihr solidarisches Engagement.
5.2.2.2 Psychosoziale Begleitung Substituierter (PSB)
Die psychosoziale Begleitung von HIV-Positiven / an AIDS erkrankten Substituierten ist ein weiterer Bestandteil der
Drogenarbeit innerhalb der AIDS-Hilfe. Aufgrund von Todesfällen in den vergangenen Jahren ist dieser Arbeitsbereich
leicht zurück gegangen.
Im Vordergrund der PSB steht die Stabilisierung der Klienten, die in ihrer Lebenssituation gestärkt und unterstützt
werden. Die Zielsetzung der PSB erfolgt dabei im Wesentlichen nach den Bedürfnissen der Klienten. Das bedeutet in
erster Linie, dass das subjektive Wohlbefinden der jeweiligen Person und die Lebensverhältnisse verbessert werden
sollen. Entsprechend dieser Zielsetzung steht bei einigen Substituierten die Verbesserung des Gesundheitsstatus im
Mittelpunkt, während bei anderen die Sicherung der materiellen Grundversorgung oder der Aufbau sozialer Netze im
Vordergrund stehen kann.
Dies kann in medizinischer Hinsicht bedeuten, dass wir in eine Substitution vermitteln. Da es sich hier nur um wenige
Einzelfälle handelt und wir gute Kontakte zu den substituierenden Ärzten pflegen, gelingt dies in der Regel problemlos.
Des Weiteren stellen wir den Kontakt zu HIV-Schwerpunkt-Ärzten her und unterstützen die DrogengebraucherInnen,
die zum Teil starke Berührungsängste mit Ärzten dieser Fachrichtung haben, sich in eine adäquate Behandlung
zu begeben. Es ist jedoch schwierig, neue Klienten in ein relativ schematisches Korsett zu bringen, welches für eine
HIV Behandlung notwendig ist (regelmäßige Überwachung der HIV/AIDS-Parameter, regelmäßige Tabletteneinnahme
(Compliance/Adhärenz).
Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Hepatitis –C-Beratung, da in den meisten Fällen bisher die Hepatitis-
Behandlung bei DrogengebraucherInnen nicht durchgeführt wurde und die Behandlung auch bei den Betroffenen
große Ängste auslöst. Da gerade im Bereich Hepatitis C Behandlung neue Medikamente in absehbarer Zeit zur Verfügung
stehen, gilt es für uns, die Begleiteten entsprechend zu beraten.
Im Rahmen der PSB ist es für uns wichtig, die Ressourcen der Begleiteten zu wecken. Durch die eigene Bewältigung
von Problemen und Aufgaben erfahren sie eine Stärkung ihres Selbstwertgefühles.
Soziale Kontakte sind ein Hauptwunsch der Begleiteten, wobei diese außerhalb der Szene liegen sollen. Teilweise
funktioniert dieses in einer selbst aufgebauten Vernetzung der von uns Begleiteten untereinander, teilweise ist dieses
aber auch recht schwierig.
5.2.3 Niedrigschwellige Arbeit mit illegalisierten DrogengebraucherInnen
Im Berichtsjahr führten wir das Streetwork auf der „Platte“ weiterhin im vierzehntägigen Abstand durch. Durch den
Zusammenschluss der Drogenberatung der Diakonie und der städtischen Drogenberatung in den „Suchthilfeverbund
Duisburg“, wurde dort im niedrigschwelligen Bereich eine Stelle eingespart. Daher hat die Drogenberatung derzeit
keine Möglichkeit, Streetwork in Duisburg anzubieten.
Somit hält die AIDS-Hilfe in diesem Bereich das einzige Angebot für Duisburg vor. Beim Streetwork werden Spritzen,
Kondome und Care Sets verteilt, Fragen zu HIV/AIDS und Hepatitiden beantwortet. Der gute Kontakt und die vertrauensvolle
Basis haben sich weiter entwickelt. Aufgrund der Anstrengungen des Ordnungsamtes, die Einkaufsmeile in
Duisburg möglichst von drogengebrauchenden Menschen frei zu halten, haben sich diese auf drei Standorte in der
Innenstadt verteilt, so dass beim Streetwork drei Orte, an denen sich DrogengebraucherInnen aufhalten, aufgesucht
werden.
Da der Suchthilfeverbund durch den Umzug in neue Räumlichkeiten
keinen Café-Bereich mehr anbietet, führte die AIDS-
Hilfe ab März am letzten Freitag im Monat ein Frühstück für
DrogengebraucherInnen und Interessierte durch. Falls der letzte
Freitag im Monat der Zahltag ist, wird dieses Frühstück einen
Freitag früher durchgeführt. Im Juli und August fand eine
Sommerpause statt. Das Frühstück wird überwiegend von zwei
ehrenamtlichen Mitarbeitern vorbereitet und mit Lebensmittelspenden
vom Verein „Bürger für Bürger“ unterstützt. Hierfür
sagen wir recht herzlichen Dank. Das Frühstücksangebot wird
gut angenommen, so dass im November sogar BesucherInnen
in der Küche auf einen freien Platz im Café warten mussten.
Das Frühstück wird auch zukünftig fortgeführt.
5.2.4 „Nationaler Gedenktag für verstorbene DrogengebraucherInnen“ am 21. Juli
Zum Nationalen Gedenktag für verstorbene DrogengebraucherInnen haben wir nachfolgenden Pressetext versandt:
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e. V. fordert anlässlich des 21. Juli – dem nationalen Gedenktag für verstorbene
Drogengebraucherinnen und Drogengebraucher – Heroin für alle, die es brauchen
Erfreulicherweise ist im vergangenen Jahr die Zahl der verstorbenen DrogengebraucherInnen sowohl
in Duisburg als auch in NRW und deutschlandweit zurück gegangen.
65
Zielgruppenspezifische Prävention
Drogentote 2008-2009
2009 2008
Duisburg 11 26
NRW 344 380
Deutschland 1331 1449
„Diesen positiven Trend würde die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. gerne verbunden sehen mit der Originalstoffvergabe“,
stellt Ralf Runniger, hauptamtlicher Mitarbeiter der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. für den Drogenbereich
fest.
Hierbei handelt es sich jedoch um einen langen Weg.
Das Ministerium für Arbeit Gesundheit und Soziales (MAGS) hat die NRW-Kriterien für die Ausweitung der Diamorphinvergabe
über die bestehenden Modellprojekte hinaus bekannt gegeben. Damit hat ein weiterer Baustein bei der
medizinischen Versorgung suchtkranker Menschen Gestalt angenommen. Im letzten Jahr hatte der Bundestag das
„Gesetz zur Diamorphin gestützten Substitutionsbehandlung“ auf den Weg gebracht. Für dessen Realisierung mussten
mehrere Bundesgesetze sowie die Behandlungsrichtlinien der Bundesärztekammer und der Regelleistungskatalog
des gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) geändert werden. Weiter mussten landesbehördliche Genehmigungsverfahren
erarbeitet werden für Einrichtungen, die ab jetzt eine Diamorphin gestützte Substitutionsbehandlung
durchführen wollen.
„Insgesamt stellen die Voraussetzungen zur Durchführung der Behandlung, die speziellen Anforderungen an
Transport und Lagerung des Medikaments sowie die überhöhten Vorschriften zur Vergabe, für die jeweiligen Einrichtungen
eine enorme finanzielle Belastung dar. Dies steht in keinem Verhältnis zu den Kosten des Diamorphins einerseits
und zum notwendigen flächendeckenden Zugang andererseits“, erklärt Rolf Ringeler, Vorsitzender der AIDS-
Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V.
„Die flächendeckende Versorgung auch in Städten wie Duisburg muss möglich werden, ohne dass zuvor nicht refinanzierbare
Investitionen für Sicherheitskonzepte getätigt werden müssen“, fordert Ralf Runniger. „Die AIDS-Hilfe
Duisburg/Kreis Wesel sieht die Diamorphinvergabe als Baustein von Prävention und Schadenminimierung in der Gesundheitsversorgung
und wird sich nach Kräften weiterhin dafür einsetzen“, fährt Ralf Runniger weiter fort.
Konkret bedeutet dies, langjährig in der Drogenabhängigkeit verhafteten, psychisch und somatisch schwer kranken
Personen das Überleben zu sichern und Zukunftsperspektive zu geben.
In Duisburg verstärkt sich jedoch der Eindruck, dass die offiziellen Stellen Kreativität und finanzielle Ressourcen eher
in die Vertreibung der Szene investieren. Als Beispiel hierfür benennt Ralf Runniger den Gedanken der Umzäunung
des Kant Parkes und den Austausch der Sitzbänke durch Fahrradständer in der Fußgängerzone Düsseldorfer Str. (in
dem Teilbereich zwischen Friedrich-Wilhelm-Str. und Börsenstr.). Daneben gibt es in Duisburg im Gegensatz zu anderen
Städten keinen offenen Café- Bereich mehr für DrogengebraucherInnen. Dies nahm die AIDS-Hilfe zum Anlass,
zumindest am letzten Freitag im Monat ein Frühstück für DrogengebraucherInnen anzubieten, da hierfür auch
weiterhin ein Bedarf besteht.
Die AIDS-Hilfe lädt am Mittwoch, dem 21.07.2010 von 11 bis 13 Uhr an ihren Infostand auf der Königstraße in Höhe
des König-Heinrich-Platzes zwischen U-Bahn-Ausgang und Fontänebrunnen. Es besteht die Möglichkeit, eine Kerze
zum Gedenken an einen verstorbenen Menschen zu entzünden.
Die MitarbeiterInnen des Infostandes tragen T-Shirts mit der Aufschrift: „Heroin für alle, die es brauchen“ und „Insulin
für alle, die es brauchen“. „Hiermit wollen wir darauf aufmerksam machen, dass Heroin als Medikament zugelassen
ist und Kranken, die die Kriterien erfüllen, genauso verfügbar gemacht werden muss wie zum Beispiel Insulin bei Diabetes“,
erläutert Ralf Runniger.
Am 21.07.2010 führten wir in der Fußgängerzone in Nähe der Platte einen Infostand durch. Die MitarbeiterInnen der
Aids-Hilfe waren mit T-Shirts ausgestattet, die mit den Texten „Heroin, für alle die, es brauchen“ und „Insulin, für alle,
die es brauchen“ versehen waren.
Damit unterstützten wir die bundesweite Aktion vom Bundesverband der Eltern und Angehörigen für akzeptierende
Drogenarbeit und den JES Bundesverband, die diese Aktion initiiert hatten. Mit dieser provokanten Formulierung sollte
die Bevölkerung darauf aufmerksam gemacht werden, dass nun Diamorphin als Arzneimittel zugelassen ist und
somit genauso wie Insulin zumindest all denjenigen Patienten zur Verfügung gestellt werden muss, die die Bedingungen
erfüllen. Des Weiteren formten wir mit Grablichtern die Zahl 11, das ist die Zahl der im Jahr 2009 in Duisburg
verstorbenen DrogengebraucherInnen. Als Pressefeedback war dieses Jahr nur ein Auftritt im Studio 47 – dem Lokalfernsehen
für Duisburg und den Niederrhein - zu verzeichnen, da ansonsten die örtlichen Medien wohl mit der Loveparade
in Duisburg ausreichend beschäftigt waren und keine weiteren Kapazitäten hatten.
5.2.5 Teilnahme an Arbeitskreisen
Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. ist durch den hauptamtlichen Mitarbeiter für den vorgenannten Bereich in
dem Arbeitskreis Suchtmedizin (Qualitätszirkel der substituierenden Ärzte) und an der PSAG Basisarbeitsgruppe
„Suchtkrankenhilfe“ vertreten.
5.2.6 Teilnahme an Mitgliederversammlungen und JES-Treffen, Fachtagen
Der Mitarbeiter für den Drogenbereich hat an verschiedenen Veranstaltungen teilgenommen. Hierzu gehört der 1.
Wuppertaler Suchtfachtag,
Titel: Vom Substitut zum Original, der von den akzeptierenden Eltern durchgeführt wurde. Hier wurde deutlich,
dass trotz Arzneimittelzulassung eine flächendeckende Umsetzung der Diamorphinvergabe zeitnah
nicht umsetzbar ist.
Des Weiteren nahm der Mitarbeiter am JES-West-Schienen-Treffen im Februar teil, auf dem Dr. Martin Vogel von der
Uniklinik Bonn einen Vortrag zu Hepatitis C zugeschnitten auf drogengebrauchende Menschen hielt. Hier konnten die
DrogengebraucherInnen viele Fragen stellen und so erhielt der Mitarbeiter der AIDS-Hilfe zum einen Einblick in die
Anliegen der User bzgl. Hepatitiden und wurde gleichzeitig über die neuesten medizinischen Erkenntnisse fortgebildet.
Der Mitarbeiter nahm an den Mitgliederversammlungen von JES NRW und Akzept e. V. teil und am 20 jährigen Jubiläum
von Vision e. V.. Da es sich um Vereine handelt, deren Mitglieder JES´ler sind oder die im niedrigschwelligen
Drogenbereich tätig sind, ist hier immer ein interessanter Austausch für den Arbeitsbereich möglich.
67
Zielgruppenspezifische Prävention
5.3 HIV und Strafvollzug
Das Angebot der „Strukturellen HIV- und STI- Präventionsarbeit im Strafvollzug“ wurde auch 2010 durch die AIDS-
Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. auf der lokalen und landesweiten Ebene umgesetzt. Auf der landesweiten Ebene erfolgte
die Arbeit ausschließlich in Vernetzung und Kooperation mit Institutionen, die im Bereich „HIV und Strafvollzug“
tätig sind (wie z.B. bei dem Landesarbeitskreis Drogen und Haft der AIDS-Hilfe NRW e.V.).
Auf der lokalen Ebene wurde mit den vorhandenen Untersuchungshaftanstalten, dem offenen Vollzug sowie den Gerichten
und Staatsanwaltschaften der Region kooperiert, um die Präventionsarbeit für Bedienstete und Inhaftierte im
Bereich Strafvollzug zu platzieren. Ziel war die Wissensvermittlung von Übertragungswegen und Schutzmöglichkeiten
im Themenfeld STD´s, vor allem im Hinblick auf HIV und die Hepatitiden. Weitere Arbeitsschwerpunkte waren die
Begleitung HIV-positiver Inhaftierter sowie die Einzelberatung von Inhaftierten im Rahmen von Sprechstunden.
5.3.1 Einführung
Die Arbeit in den Untersuchungshaftanstalten wurde, den Gegebenheiten des Vollzugsalltages angepasst, umgesetzt.
Hierbei ist eine beständige und regelmäßige Arbeit unabdingbar, da der Vollzug eher durch einen strukturierten
Alltag und durch ein hohes Maß an Regelmäßigkeit geprägt ist.
Die Präventionsarbeit der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. im Sektor Strafvollzug wurde erfreulicherweise weiterhin
über das Justizministerium NRW zum Teil refinanziert. Wir sehen dies als ein Zeichen, dass unser Ansatz über
die Region Duisburg hinaus anerkannt und gewürdigt wird. Durch die anstehende Umstrukturierung der Haftanstalt
Duisburg Hamborn (Schließung der Haftanstalt Innenstadt sowie Oberhausen) ist ein weiterer Schwerpunkt zum Ende
des Jahres 2010 die konzeptionelle Arbeit an einer möglichen Kooperation mit der Fachabteilung Strafvollzug der
AIDS-Hilfe Düsseldorf e.V. gewesen. Die Grundlage dafür ist die Planung von Seiten der Justiz, die Haftanstalt Düsseldorf
und die o. a. Zweiganstalten aus Duisburg zusammen zu legen zu der im Bau befindlichen neuen Haftanstalt
in Ratingen.
5.3.2 Landesweite Vernetzung
Teilnahme an Arbeitskreisen
Der hauptamtliche Mitarbeiter hat regelmäßig an dem Landesarbeitskreis „Drogen und Haft“ der AIDS-Hilfe NRW e.V.
teilgenommen. Durch den regelmäßig stattfindenden fachlichen Austausch wurde die Arbeit kontinuierlich modifiziert,
einheitliche Standards erarbeitet und somit die lokale Arbeit weiter professionalisiert.
Der hauptamtliche Mitarbeiter nahm im Rahmen der landesweiten Vernetzung an verschiedenen Arbeitskreisen und
Tagungen teil.
Seit mehreren Jahren ist der hauptamtliche Mitarbeiter der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. Sprecher des Landesarbeitskreises
Drogen und Haft. Mit dieser Tätigkeit ist ein erhöhter zeitlicher Aufwand verbunden, da die Funktion
des Sprechers unter anderem die regelmäßige Absprache mit der zuständigen Mitarbeiterin der Landesgeschäftsstelle
zu Themenschwerpunkten für Landesarbeitskreise „Drogen und Haft“ sowie die Vertretung bei landesweiten Gremien
beinhaltet.
Im Jahr 2010 hat das Sprecherteam des Landesarbeitskreises Drogen und Haft der AIDS-Hilfe NRW e.V. in Kooperation
mit der AIDS-Hilfe München e.V. einen Workshop auf dem Kongress „Gesundheitsförderung in Haft“ in Hamburg
konzipiert und angeboten.
Hier eine detaillierte Beschreibung des Workshops:
Infektionsprophylaxe in Haft
Förderung des Gesundheitsbewusstseins von Inhaftierten –
Der partizipative Ansatz der AIDS-Hilfen in der HIV- / Hepatitisprävention im Strafvollzug
Referenten:
Rüdiger Wächter, AIDS-Hilfe Duisburg Kreis Wesel e.V., Landesarbeitskreis
Drogen/Haft der AIDS-Hilfe NRW e.V.
Indra Kraft, AIDS-Hilfe im Kreis Unna e.V., Landesarbeitskreis Drogen/Haft der AIDS-Hilfe NRW e.V.
Martin Jautz, Münchner AIDS-Hilfe e.V., AG AIDS & Haft in Bayern
Die Ausschreibung des Workshops traf auf reges Interesse der Teilnehmer, so dass
diese Arbeitsgruppe mit 25 Personen gut besucht war. Innerhalb des Workshops entwickelte sich eine lebhafte Diskussion,
die die verschiedenen Aspekte des partizipativen Arbeitsansatzes der AIDS-Hilfen und die Möglichkeiten der
Zusammenarbeit mit den einzelnen Haftanstalten aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtete. Inhalt des
Workshops war die Darstellung und Begründung des von AIDS-Hilfen gewählten Selbstverständnisses und Haltungsansatzes
mit anschließendem Austausch und der Möglichkeit für die Teilnehmer zur eigenen Entwicklung von ganz
praktischen Methoden der Infektionsprophylaxe nach den Prinzipien der AIDS-Hilfearbeit. Im Anschluss daran wurde
den Teilnehmern des Workshops beispielhaft das Modellprojekt „Gesundheitswochen in Haft“ zur Hepatitis-
Prophylaxe der AG AIDS & Haft in Bayern vorgestellt.
I. Der partizipative Ansatz der AIDS-Hilfen im Strafvollzug
Zur Einführung wurden zunächst das Aufgabengebiet und der partizipative Ansatz der AIDS-Hilfen den Teilnehmern
anhand eines Kurzreferates und einer Power-Point-
Präsentation erläutert. Die AIDS-Hilfen sind gemeinnützige Vereine, die im Feld der Gesundheitsförderung tätig sind.
In den Justizvollzugsanstalten wird dieser Arbeitsauftrag, den Gegebenheiten angepasst, umgesetzt. In Haft steht die
belegt hohe Infektions-Vulnerabilität der Inhaftierten im Gegensatz zum geschlossenen System „Haft“ und den damit
verbundenen Einschränkungen, was sich vor allem in der fehlenden freien Wählbarkeit von medizinischen und sozialen
Angeboten und damit einhergehend auch in der schwierigeren gesunden Aufrechterhaltung der Psychohygiene
der Inhaftierten niederschlägt. Gleichermaßen besteht in Haft aber auch die Möglichkeit, Menschen durch spezifische
Angebote anzusprechen, die außerhalb der Haft z.B. aufgrund ihres Lebensstils durch vorhandene Angebote bislang
nicht erreicht wurden. Ein wesentlicher Arbeitsauftrag von AIDS-Hilfen ist hier somit die zielgruppenspezifische AIDSund
Hepatitisprävention von Menschen in Haft.
Ziele der Arbeit sind hier
- die Verhinderung und Verminderung von Neuinfektionen mit HIV bzw.
Hepatitiden (Primärprävention)
- die psychosoziale Stabilisierung und Gesunderhaltung durch Maßnahmen zur Verzögerung der HIV-
Krankheitsprogression sowie Prophylaxe von Begleiterkrankungen oder Co-Infektionen HIV-positiver Menschen und
die Schaffung politischer und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen, die zu einem gesundheitsförderlichen Verhalten
beitragen (Sekundärprävention)
- die weitestgehende Erhaltung der Lebensqualität und Selbstbestimmung von an HIV/AIDS erkrankten Menschen
(Tertiärprävention)
und zudem die Fortbildung der MitarbeiterInnen der Haftanstalten zu relevanten Themenfeldern im Rahmen der Infektionsprophylaxe
und des Umgangs mit HIV-positiven Inhaftierten. Um nachhaltig wirkende Präventionsarbeit leisten
zu können, beschäftigt sich AIDS-Hilfe in Haft im Rahmen der Aufklärung vor allem mit den Themen Drogenkonsum,
Sexualität, Tätowieren und Piercen.
Aufgrund des Selbstverständnisses von AIDS-Hilfen greift hier der partizipative Ansatz, der AIDS-Hilfe dazu befähigt,
als eine Organisation der Selbsthilfe und als Interessenvertretung von Menschen mit HIV und AIDS zielgruppennah
und akzeptanzorientiert zu agieren.
II. Diskussion
Die anschließende Diskussion zeigte deutlich, dass eine Zusammenarbeit mit
71
Zielgruppenspezifische Prävention
externen Organisationen wie die der AIDS-Hilfe sowohl für Inhaftierte als auch für
Bedienstete gleichermaßen gewinnbringend sein kann. Gerade die illegalen Verhaltensrisiken wie i.v. Drogenkonsum
können nicht mit den Beamten oder dem Sanitätsdienst besprochen werden. Da die Mitarbeiter der AIDS-Hilfe der
Schweigepflicht unterliegen, können Inhaftierte ohne Angst vor Sanktionen die Beratung zur Vermeidung und Verhinderung
von riskanten Konsummustern in
Anspruch nehmen. Durch die Beauftragung der AIDS-Hilfe als externe Beratungsstelle kann so die Haftanstalt ihre
Angebote im Hinblick auf die Resozialisierung der Inhaftierten erweitern, ohne gleichzeitig mit Mehrarbeit belastet zu
werden. Ein bewegendes Thema ist nach wie vor – vor allem unter Berücksichtigung der durchaus unterschiedlichen
politischen Einstellungen der verschiedenen Bundesländer in Deutschland und der in Europa – der akzeptanzorientierte
Haltungsansatz der AIDS-Hilfen, vor allem in der Zusammenarbeit mit drogenkonsumierenden Menschen in
Haft. So können einige Forderungen, die die Arbeit der AIDS-Hilfen seit Jahren begleiten, (noch) nicht eins zu eins
von den Haftanstalten umgesetzt werden. Beispiel ist hier die Forderung der AIDS-Hilfen „Spritzen in die Knäste“, um
– gleichermaßen wie es außerhalb von Haftanstalten durchgeführt wird - Neuinfektionen durch das Bereitstellen von
sterilem Spritzbesteck auch in Haft verhindern zu können. Der Umgang in Haft mit den Themen HIV/AIDS und Hepatitis
sowie die Zusammenarbeit mit Beratungsstellen wie die der AIDS-Hilfe gestaltet sich von Land zu Land und von
Haftanstalt zu Haftanstalt sehr unterschiedlich und ist individuellen Voraussetzungen unterworfen. Die bewegte Diskussion
zeigte deutlich, dass die Notwendigkeit und der Wunsch, sich mit Themen wie HIV und AIDS, HIV-Testung
und auch Hepatitis aktiv zu beschäftigen in Haftanstalten weiterhin immens gegeben ist. Sie machte aber auch deutlich,
dass eine Herangehensweise nicht pauschal zu regeln sein kann, sondern sich stets auch an den örtlich gegebenen
Möglichkeiten und Voraussetzungen orientieren muss und hier in der Zusammenarbeit stetig neue Wege gefunden
werden müssen, eine nachhaltige Prävention in diesem Bereich möglich machen zu können. Gelingen kann
dies nur, wenn Bereitschaft auf beiden Seiten besteht, sich für die jeweils andere Profession öffnen zu können.
5.3.3 Lokale Arbeit des Projektes ,HIV und Strafvollzug’
Der Arbeitsbereich „Gesundheitsförderung für Menschen in Haft“ bedient die Untersuchungshaftanstalt Duisburg-
Hamborn sowie die Zweiganstalten Duisburg-Mitte, Dinslaken, Oberhausen und den offenen Vollzug in Moers-
Kapellen. Inhaltliche Schwerpunkte der Arbeit sind:
Primär- und Sekundärprävention zum Themenfeld HIV/AIDS, Hepatitiden sowie anderen sexuell übertragbare
Krankheiten
Begleitung und Interessensvertretung HIV-positiver Inhaftierter
Einzelberatung von Inhaftierten
Mitarbeiterschulungen
Verschiedene Veranstaltungen
5.3.4 Gesundheitliche Belastungen von Inhaftierten
Die Hauptinfektionswege von HIV und Hepatitiden sind das gemeinsame Benutzen gebrauchter Spritzutensilien beim
i.v. Drogenkonsum, sexuelle Kontakte und Tätowieren / Piercen. Daher hat die Präventionsarbeit der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis
Wesel e.V. eine starke Fokussierung auf diese Übertragungswege.
Hier ein Umriss der Risikosituationen anhand statistischer Forschungsergebnisse:
Drogenkonsum
I.v. Drogenkonsum ist bei inhaftierten Drogenabhängigen zwar weniger verbreitet als außerhalb, aber die Inhaftierten,
die ihren Konsum in Haft fortsetzen, tun dies unter hoch riskanten Bedingungen und in der Regel in Form eines gemeinsamen
Gebrauches von Spritzen, Nadeln und Spritzutensilien. Wedershoven (s. Wedershoven C. Katamnese
der HIV-Infektion bei drogenabhängigen und nicht-drogenabhängigen Inhaftierten im Vergleich im Justizvollzug des
Landes Nordrhein-Westfalen. 1998) bestätigt, dass unsterile Spritzutensilien die Hauptinfektionsquelle der von ihr
untersuchten Gefangenen darstellt. Knapp fand, dass bei den von ihm befragten Inhaftierten positiven Strafgefangenen
bis zu neun Personen eine Spritze zusammen benutzten (s. Knapp R. AIDS im Strafvollzug. Zur Situation HIV-
Infizierter und AIDS-Kranker Strafgefangener unter besonderer Berücksichtigung der Problematik intramuralen Drogenkonsums:
Ergebnisse einer empirischen Erhebung und rechtliche Konsequenzen. Bonn (Unveröff. Diss.) 1996).
Sexuelle Beziehungen
Sexualität ist in den Haftanstalten genauso präsent wie der illegale Drogenkonsum. Die Thematisierung von gleichgeschlechtlicher
Sexualität ist jedoch so gut wie unmöglich. Wenige Haftanstalten gestatten Langzeitinhaftierten heterosexuelle
Kontakte im Rahmen der Besuchszeit von (Ehe-) PartnerInnen (z.B. JVA Werl, JVA für Frauen Vechta) oder
bei Haftlockerungen der Inhaftierten sexuelle Kontakte im Rahmen des Urlaubes.
Es scheint jedoch, dass das „Verbot“ der Ausübung von Sexualität als Teil der Strafe angesehen wird. Dies wird nicht
zuletzt von den Inhaftierten selbst so gesehen. Der Drang nach sexuellen Handlungen führt zu einer Abspaltung der
Sexualität von der allgemeinen sozialen Haltung der Inhaftierten. Es werden gleichgeschlechtliche Handlungen praktiziert,
die konträr zur Haltung und allgemeinen Aussage der Inhaftierten stehen. Durch diese abgetrennte, nicht akzeptierte
Sexualität wird teilweise bzw. vollständig auf Kondomgebrauch verzichtet. Die Prävention steht hier vor einem
Dilemma. Der Thematisierung von gleichgeschlechtlicher Sexualität in Präventionsveranstaltungen wird mit Ablehnung
begegnet. Um Inhaftierten die Möglichkeit eines Beratungsgespräches zu ermöglichen, wo Fragen zu Übertragungswegen
vertrauensvoll beantwortet werden, bietet die AIDS-Hilfe daher seit 2007 eine Hepatitis- / HIV-
Sprechstunde in den Haftanstalten Hamborn und Dinslaken an.
Tätowieren / Piercen
Tätowieren und Piercen ist wie das Benutzen unsteriler Injektionsnadeln eine Übertragungsmöglichkeit von Hepatitis
C und, in geringerem Ausmaß, von HIV. Leider wurden bis dato keine Studien in Haftanstalten durchgeführt, um hier
eine Aussage in Richtung Risiko, Gebrauch und Infektionszahlen von Inhaftierten über Tätowieren und Piercen zu
treffen.
Die AIDS-Hilfe thematisiert diese gesundheitsgefährdenden Verhaltensweisen bei ihrer Präventionsarbeit und bietet
den Rahmenbedingungen entsprechende Lösungsansätze an.
5.3.4.1 Primär- und Sekundärprävention
Der hauptamtliche Mitarbeiter hat regelmäßig Informationsveranstaltungen in den Justizvollzugsanstalten durchgeführt.
Neben den Übertragungswegen von HIV und Hepatitiden wurden die Behandlungsmöglichkeiten und mögliche
Schutzmaßnahmen angesprochen (Desinfektion von gebrauchten Spritzen, Förderung des „Blutbewusstseins“,
Vorgehen bei Nadelstichverletzungen und Safer Sex - Praktiken {bei Männern, die Sex mit Männern haben sowie
Frauen, die Sex mit Frauen haben}).
5.3.4.2 Begleitung
Der Arbeitsbereich „Strukturelle HIV- und STI- Präventionsarbeit im Strafvollzug“ bietet den inhaftierten Frauen und
Männern die Möglichkeit, regelmäßig (in der Regel alle zwei Wochen) mit einem Mitarbeiter der AIDS-Hilfe Duisburg/
Kreis Wesel e.V. zu sprechen. Die Erstgespräche werden von dem hauptamtlichen Mitarbeiter durchgeführt. Hier
werden folgende Aspekte erörtert: Bedarf des Inhaftierten, Stadium der HIV-Infektion, medizinische Behandlung sowie
die Angebote der AIDS-Hilfe (z.B. Knastpakete, Therapievermittlung, Resozialisierung nach der Haftentlassung
etc.). Die regelmäßigen Besuche werden durch einen hauptamtlichen Mitarbeiter oder ggf. von einem ehrenamtlichen
Mitarbeiter durchgeführt. Im Sinne einer professionellen psycho-sozialen Begleitung besteht für die ehrenamtlichen
Mitarbeiter das Angebot der „Drogen- / Knast-Gruppe“. Ziel des zweiwöchentlich verfügbaren Angebotes ist der
fachliche Austausch von Begleitungsfällen, Absprachen von Veranstaltungen und eine supervisorische Beratung für
die Begleiter.
73
Zielgruppenspezifische Prävention
Außenansicht des neu erstellten Flyers
5.3.4.3 HIV- und Hepatitissprechstunde
Nach Absprache mit dem Anstaltsarzt der JVA-Hamborn bietet die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. seit 2006 in
der Zweiganstalt Dinslaken eine HIV- und Hepatitissprechstunde an und seit 2007 in der Haftanstalt Hamborn. Seit
2009 werden auch die Zweiganstalten Duisburg-Innenstadt und Oberhausen bedient.
Ziel der Sprechstunde ist es, in einem geschützten Rahmen Fragen an den Mitarbeiter der AIDS-Hilfe stellen zu können,
die bei einer Informationsveranstaltung im größeren Rahmen durch Scham, gesellschaftliche Tabuisierung bzw.
Sanktionsgefahr von Seiten der Anstalten nicht thematisiert werden (Needlesharing [das gemeinsame Benutzen von
Spritzen], Drogenkonsum, Mann-Männliche Sexualität sowie die Thematik „Frauen die Sex mit Frauen haben“). Die
Sprechstunde wird durch Plakate und den neu erstellten Flyer beworben und Interessierte können sich durch einen
Antrag an den Sozialdienst für die Sprechstunde anmelden.
Innenansicht des neu erstellten Flyers
5.3.4.4 Mitarbeiterschulung
Durch den Arbeitsbereich „Strukturelle HIV- und STI- Präventionsarbeit im Strafvollzug“ werden für die Bediensteten
der Justizvollzugsanstalten, den Gerichten sowie den Staatsanwaltschaften Informationsveranstaltungen angeboten
(siehe hierzu: Infektionsschutz „Gemeinsamer Runderlass des Ministeriums für Inneres und Justiz (4550 – IV B. 65)
und des Ministeriums für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit (V A 4 – 0392.3)“) . Inhalte der Veranstaltungen
sind vornehmlich die Einhaltung der Hygienestandards, Vorgehen nach einer Nadelstichverletzung und die Wissensvermittlung
von Übertragungswegen, Behandlungsmöglichkeiten im Bezug auf HIV und Hepatitiden und darüber hinaus
die Impfmöglichkeiten bei einigen Hepatitiden.
5.3.4.5 Veranstaltungen
Der hauptamtliche Mitarbeiter war bei mehreren Veranstaltungen in den Justizvollzugsanstalten präsent, um als Ansprechpartner
bekannt zu werden. Darüber hinaus wurden medienwirksame Veranstaltungen selbst organisiert, um
das Thema „HIV und Strafvollzug“ in der Öffentlichkeit zu thematisieren.
Zu diesen Veranstaltungen zählten unter anderem die Teilnahme am Sommerfest der Frauenhaftanstalt sowie die
Teilnahme an einer Weihnachtsfeier in der Haftanstalt Hamborn.
5.3.5 Daten, Zahlen, Fakten
Begleitung:
Es wurden im Jahr 2010 84 Einzelbesuche von HIV-positiven Inhaftierten Menschen im Rahmen der Begleitet durch
den zuständigen Mitarbeiter der AIDS-Hilfe durchgeführt.
Prävention:
Es wurden insgesamt 502 Menschen in Haft durch primärpräventive Aktionen erreicht; unter anderem durch 11 Präventionsveranstaltungen
für Inhaftierte sowie 4 Präventionsveranstaltungen für Bedienstete (in den vier von uns bedienten
Haftanstalten).
5.3.6 Resümee
Der Arbeitsbereich „Strukturelle HIV- und STI- Präventionsarbeit im Strafvollzug“ kann auf ein erfolgreiches Jahr zurückschauen.
Die Kooperation mit den Anstalten ist konstant, kontinuierlich und produktiv. Die Angebote der AIDS-
Hilfe wurden sehr gut angenommen.
Gerade durch die vertragliche Grundlage mit den Haftanstalten konnte eine regelmäßige und kontinuierliche Arbeit
sichergestellt werden. Jedoch ist damit auch eine erhöhte Verbindlichkeit und durch die Ausweitung des Betätigungsfeldes
auf die Haftanstalt Oberhausen auch ein erhöhter zeitlicher Aufwand verbunden.
75
Zielgruppenspezifische Prävention
5.4 Frauen und AIDS -
Prävention bei Frauen in besonderen Lebenslagen
Auch im Jahr 2010 ließ sich das Projekt ‚XXelle AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.“ mithilfe der zielgruppenspezifischen
Mittel des Landes NRW erfolgreich umsetzen.
Die Schwerpunkte galten auch im Jahr 2010 den Arbeitsbereichen Begleitung von HIV-positiven / an AIDS erkrankten
Frauen, Gestaltung bedarfsgerechter Versorgungsstrukturen, Abbau gesellschaftlicher Diskriminierungen und
Primärprävention spezifischer Zielgruppen innerhalb des Frauenbereiches.
Erneut erfolgte in diesem Jahr die Arbeit auf der landesweiten und regionalen Ebene ausschließlich in Vernetzung
und Kooperation mit Institutionen, die im Bereich ‚Frauen und AIDS’ tätig sind. Diese Vorgehensweise stellt vorhandene
Ressourcen sicher und führt zu einer effizienten Arbeit im Bereich ‚Frauen und AIDS’.
In der lokalen Arbeit ließ sich die Ausdifferenzierung der Aufgaben durch die Einbeziehung von ehrenamtlicher Arbeit
–allerdings in reduzierter Weise- bei der Unterstützung der HIV-positiven / an AIDS erkrankten Frauen realisieren.
Darüber hinaus waren auch auf dieser Ebene Kooperationen mit Institutionen relevant, um die begrenzten personellen
Ressourcen möglichst effizient zu nutzen.
5.4.1 Arbeitsbereich ‚Frauen und AIDS’ auf der lokalen Ebene
Sicherstellung frauenspezifischer Beratung und Begleitung
Auch im Jahr 2010 stellten die Projektnehmerinnen sicher, dass für Frauen, die sich telefonisch oder persönlich an
die AIDS-Hilfe wendeten, die Option bestand, sich mit einer Frau über ihre Themen auseinandersetzen zu können.
Für eine qualifizierte Beratung und Betreuung spielen geschlechtsspezifische Faktoren eine wichtige Rolle, die sich
nicht ohne weiteres von männlichen Kollegen bearbeiten lassen. Besonders bei Frauen, deren kultureller oder religiöser
Hintergrund einen offenen Umgang bezüglich Sexualität ausschließlich bei gleichgeschlechtlichen Personen akzeptiert,
ist eine weibliche Ansprechpartnerin wichtig.
Zu Beginn des Jahres 2010 ist es gelungen, eine regelmäßige Frauengruppe zu etablieren, die sich mittlerweile
schon über ein Jahr einmal monatlich trifft und bereits diverse gemeinsame Aktionen der Freizeitgestaltung unternommen
hat. Diese Angebote tragen dazu bei, die Isolation von Frauen zu durchbrechen.
Beispielhaft lassen sich hier aufzählen:
ein gemeinsames Picknick
ein Kochnachmittag
ein Massageangebot
eine Farb – und Stilberatung
ein Besuch im Zoo
Ein schöner Effekt ist, dass ein großer Teil der Gruppe sich angemeldet hat zum Frauen-Wohlfühlwochenende der
XXelle-Ruhrgebietsvernetzung am 22./23. Oktober und somit fünf Duisburger Frauen daran teilgenommen haben.
Zusammenarbeit mit Ehrenamtlerinnen / betroffenen Frauen
Für die lokale Arbeit ist es weiterhin notwendig, die Kapazitäten mithilfe von Ehrenamtlerinnen und positiven Frauen
zu erweitern. Die Strategie der Projektnehmerinnen, sowohl Ehrenamtlerinnen als auch betroffene Frauen in die aktuelle
frauenspezifische Arbeit mit einzubinden, wurde 2010 fortgesetzt und ließ sich zum Welt-Aids-Tag umsetzen.
Trotz der Angst des unfreiwilligen „Outings“, die bei Aktionen vor Ort meist vorhanden ist, war es den Frauen möglich,
uns für ein paar Stunden tatkräftig unter die Arme zu greifen.
Primärprävention bei Frauen in besonderen Lebenslagen
2010 ließ sich die Präventionsarbeit auf dem Duisburger Straßenstrich –mit nahezu gleicher Frequenz wie im Vorjahr
- erfolgreich mit dem Gesundheitsamt der Stadt Duisburg fortführen. Mit der regelmäßigen aufsuchenden Arbeit (in
einem ca. zweiwöchigen Rhythmus) wird ein langfristiger Beziehungsaufbau zu den einzelnen Sexarbeiterinnen ermöglicht.
In dem Arbeitsbereich der Bordelle in Duisburg wurde eine Nikolausaktion durchgeführt, in der Give-aways und Informationsmaterial
zum Beratungs- und Untersuchungsangebot an die Sexarbeiterinnen verteilt wurden.
Für den Einsatzbereich Kreis Wesel kam es im Oktober des Jahres zu Kooperationsaktionen mit dem Gesundheitsamt
des Kreises im Rahmen von gemeinsamen Besuchen innerhalb der Clubszene in Häusern in Xanten, Hamminkeln,
Voerde und Wesel. Im April dieses Jahres waren wir für diesen Arbeitszusammenhang mit eingeladen
auf einem europäischen, grenzüberschreitenden Treffen zum Thema der Kooperation im Bereich Prostitution
und STDs.
Öffentlichkeitsarbeit
2010 galt es neben der Kommunikationskampagne ‚XXelle’ auch die lokale AIDS-Hilfe und die Arbeit in dem Bereich
‚Frauen und AIDS’ zu präsentieren. Der Internetauftritt von XXelle-Ruhrgebiet wurde inhaltlich überarbeitet.
Seit Mitte des Jahres 2010 trägt die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. neben der AIDS-Hilfe Dortmund die presserechtliche
Verantwortung für die Homepage.
www.xxelle-ruhrgebiet.de
77
Zielgruppenspezifische Prävention
Ein wichtiger Anspruch im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit ist es, das Thema ‚Frauen und AIDS’ ins Bewusstsein
breiter Bevölkerungskreise zu transportieren. Neben den eigenen Darstellungsmedien (z. B. Homepage) und öffentlichkeitswirksamen
Aktionen (s. o.), spielen natürlich die Medien dazu eine Rolle. Trotz wieder einmal nennenswerter
Anfragen, konnte es im Berichtsjahr leider nicht gelingen, Frauen für Interviews oder Reportagen zu gewinnen, die
dem Thema auch für unsere Region gewissermaßen ein authentisches „Gesicht“ hätten verleihen können.
Es zeigte sich einmal mehr, dass es für HIV-positive Frauen offenbar noch schwieriger erscheint als für viele Männer,
sich selbstbewusst in der Öffentlichkeit outen zu können.
Teilnahme an Arbeitskreisen
An dem in Duisburg existierenden Arbeitskreis, der sich an Frauengruppen und frauenspezifische Institutionen aus
Duisburg richtet, nahmen die Projektnehmerinnen an den Arbeitstreffen teil, die eine thematische Relevanz für die
lokale Arbeit hatten.
Durch diese Kontakte wird die Begleitungsarbeit im Frauenbereich optimiert, da enge Kooperationsmöglichkeiten zwischen
den Einrichtungen entstehen. Die Netzwerkarbeit gewinnt zunehmend an Bedeutung, da HIV-positive Frauen
auch in anderen Einrichtungen in Erscheinung treten, wie z. B. Frauenhäusern oder Krankenhäusern, und sich die
Bedarfe durch das sich verändernde Sozialrecht und die Gesundheitsreformen weiter ausdifferenzieren.
5.4.2 Regionale Vernetzungsarbeit im Arbeitsbereich ‚Frauen und AIDS’
Homepageprojekt ‚www.XXelle-ruhrgebiet.de’
Die neue Homepage bietet zum einen die Option, frauenspezifische Institutionen im Ruhrgebiet zu informieren und zu
sensibilisieren, und zum anderen schafft sie für positive Frauen einen niedrigschwelligen und anonymen Zugang zu
Informationen und persönlichen Kontakten.
Hintergrund der Stabilisierung und Modifizierung der Homepage bleibt weiterhin, Frauen mit HIV und AIDS die Möglichkeit
zu geben, Informationen zu aktuellen medizinischen Neuerungen / Veränderungen bedarfsgerecht und anonym
über das Internet jeder Zeit abrufen zu können. Darüber hinaus soll der neue Veranstaltungskalender online
über Vernetzungstreffen im Ruhrgebiet Auskunft geben sowie Termine der einzelnen AIDS-Hilfen veröffentlicht werden,
um den betroffenen Frauen verbesserte Möglichkeiten zu bieten, sich an den Angeboten beteiligen zu können.
Förderung der Selbsthilfepotentiale und Stabilisierung der bestehenden Selbsthilfeangebote
Ein wesentliches Ziel auf der Ruhrgebietsebene ist es, positiven Frauen eine Möglichkeit zu geben, sich persönlich
auszutauschen und eine Vernetzung zu ermöglichen. Dies ist besonders relevant, da die Zielgruppe ‚Frauen’ sehr
heterogen ist und sich eine stabile persönliche Beziehung nicht ausschließlich auf die HIV-Infektion / AIDS-
Erkrankung gründen lässt.
In Zusammenarbeit mit der AIDS-Hilfe Dortmund e.V., der AIDS-Hilfe Essen e.V., der AIDS-Hilfe Oberhausen e.V., der AIDS-Hilfe
Bochum e. V. und der AWO Niederrhein e.V. wurde im Jahr 2010 am 22./23. Oktober ein Vernetzungswochenende mit frauenrelevanten
Schwerpunktthemen angeboten. Erfreulicherweise konnte dieses Angebot mithilfe der Münsteraner Aidsstiftung
und einiger Krankenkassen finanziert werden.
Die Evaluation hat ergeben, dass die Frauen besonders zufrieden damit waren, für zwei Tage die heimische Umgebung verlassen
zu können und ohne die Kinder ein Wochenende für sich zur Entspannung zu haben.
Positiver Nebeneffekt des Wochenendes war das darauf folgende Bedürfnis der Gruppe, sich möglichst schnell wieder zu treffen.
Dieser Wunsch führte dann am 13. Dezember zu einem gemeinsamen Weihnachtsessen bei der Aidshilfe Essen.
Öffentlichkeitsarbeit
In der Öffentlichkeitsarbeit im Jahr 2010 wurde der Schwerpunkt erneut auf die Präsentation der landesweiten Kommunikationskampagne
‚XXelle’ gelegt. Im Rahmen der Ruhrgebietsvernetzung ließen sich wieder Öffentlichkeitsaktionen
zum Thema ‚Frauen und AIDS’ platzieren, zu denen es aus den angegebenen Gründen allerdings keine personelle
Beteiligung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel gab.
5.4.3 Landesweite Vernetzungsarbeit im Arbeitsbereich ‚Frauen und Aids’
Teilnahme an Arbeitskreisen
Die regelmäßige Teilnahme an der Landesarbeitsgemeinschaft ‚Frauen und Aids’ vertiefte den landesweiten Bezug
des Projektes. Dieser ist notwendig, um die kontinuierliche Modifizierung der Arbeit in dem Bereich ‚Frauen und
AIDS’ zu gewährleisten. Mithilfe der fachlichen Auseinandersetzung auf der Landesebene wird zum einen die lokale
Projektarbeit weiterqualifiziert und zum anderen die Erarbeitung und Umsetzung von Projektideen in NRW gefördert.
Seit 2010 ist die Aidshilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. auch engagiert in der Öffentlichkeits-AG der Landesarbeitsgemeinschaft.
Öffentlichkeitsarbeit
2010 galt es, die landesweite Kommunikationskampagne ‚XXelle’ öffentlichkeitswirksam zu präsentieren.
Die NRW-weit erstellten Materialien ließen sich für unterschiedliche Aktionen (s. Öffentlichkeitsarbeit auf lokaler / regionaler
Ebene) erfolgreich nutzen. Darüber hinaus trugen die von der AIDS-Hilfe NRW e.V. erstellten Presseartikel
zu einer gelungenen Öffentlichkeitsarbeit bei.
79
Zielgruppenspezifische Prävention
Zum Internationalen Frauentag hat sich die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel
e.V.an zwei zentralen Vernetzungsaktionen beteiligt:
an der landesweiten Briefaktion der LAG Frauen und Aids , die sich an die
Gynäkologinnen und Gynäkologen der Kommunen richtete mit dem Fokus
der Kooperation mit den örtlichen Aidshilfen in Zusammenhang mit Beratung
zum Testangebot für Schwangere und an der Durchführung des Benefizkonzertes
„XXelle RoXX“ am 12. März in der Zeche Carl in Essen.
Ein weiteres zentrales landesweites Ereignis war der bundesweite Hebammenkongress
im Messezentrum Düsseldorf , an der die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis
Wesel im Rahmen von Standbetreuung beteiligt war.
Für die Verknüpfung der landesweiten Kampagne mit lokalem Engagement auf Vorstandsebene
lässt sich von einem weiteren Novum berichten:
Seit Herbst 2010 präsentiert sich Vorstandsfrau Silke Stützel als XXelle Botschafterin auf den
Seiten von XXelle NRW .
Silke (44) aus Duisburg
„XXelle bedeutet für mich ein Netzwerk, das HIV-positiven
Frauen ein Gesicht gibt und ihre Energien und Aktivitäten,
aber auch Ängste sichtbar macht.“
5.5. AIDS und Migration
5.5.1. Migration und Begleitung
Von den HIV-positiven / an AIDS-erkrankten Menschen, die im Jahr 2010 von der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel
e.V. begleitet wurden, hatten ca. ein Drittel einen Migrationshintergrund. Insbesondere bei den Frauen zeigte sich
erneut, dass Migrantinnen unsere Institution für sich nutzten.
Besonders Menschen aus Subsahara-Afrika suchten 2010 die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. auf. Sie waren,
wie auch in vorangegangenen Berichtsjahren die zahlenmäßig größte Gruppe der Migrant/innen. Als Herkunftsländer
ragten dabei schwerpunktmäßig Togo und Kamerun heraus.
Darüber hinaus begleitete die AIDS-Hilfe Menschen mit italienischem, polnischem, serbokroatischem und türkischem
Migrationshintergrund.
Im Gegensatz zu der Gruppe aus Subsahara-Afrika war diese jedoch zahlenmäßig deutlich kleiner.
In der Begleitung zeigt sich, dass viele Thematiken, die in der Beratungs- und Versorgungssituation eine Rolle spielen,
kulturell geprägt sind. Dieses führt in Beratungssituationen leicht zu Missverständnissen, Fehlentscheidungen
und kontraproduktiven Unterstützungs- und Behandlungsangeboten. Oft wird die Verständigung durch die sprachlichen
Barrieren erschwert. Zusätzlich zu den sprachlichen und kulturellen Barrieren ist die Begleitung der HIV-
Infizierten / an AIDS-erkrankten Migrant/innen durch deren spezifische Lebenssituation gekennzeichnet. So sind die
Regelung des Aufenthaltsstatus und der Umgang mit dem fremden Aufenthaltsland ein existentielles Thema.
Darüber hinaus gilt für viele Migrant/innen, dass sie ihre Familien in den Herkunftsländern zurück lassen. Besonders
in der Begleitung der Menschen aus Subsahara-Afrika ist die Trennung von Eltern, Geschwistern, Kindern und Ehepartner/innen
Thema. Die Einsamkeit und Isolation verstärkt sich mit der Diagnose: ‚HIV-positiv’. In der Begleitung
der Schwarzafrikaner/innen stellten wir in diesem Berichtsjahr erneut fest, dass die HIV-Infektion in der Community
der Schwarzafrikaner/innen nicht Thema werden darf. Selbst die eigene Familie wird in der Regel nicht informiert.
Diese spezifische Lebenssituation führt dazu, dass die HIV/AIDS-Erkrankung gegenüber den psychischen und existentiellen
Belastungen in den Hintergrund treten kann.
Die aufgeführten Faktoren zeigen, dass die Begleitung der Migrant/innen oftmals einen anderen inhaltlichen Rahmen
einnimmt. Die Problematik, dass ein großer Teil der Migrant/innen kein Deutsch verstehen bzw. lesen kann, nimmt
darüber hinaus größere zeitliche Ressourcen in Anspruch. Da es keine Stelle gibt, die dafür zuständig ist, Briefe (u. a.
von den jeweiligen Ämtern) zu übersetzen, geschieht dieses meist innerhalb der AIDS-Hilfe.
Sowohl hinsichtlich der Inhalte als auch im Hinblick auf die Zeitressourcen ist die Kooperation mit anderen Institutionen
bei der Begleitung von Migrant/innen dringend notwendig.
5.5.2. Arbeitskreis ‚Migration’
Der Arbeitskreis Migration ist ein Zusammenschluss von Organisationen, die regional im Bereich Migrant/innen mit
HIV / AIDS tätig sind (AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e. V., Gesundheitsamt der Stadt Duisburg - Beratungsstelle
zu AIDS und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, AIDS-Hilfe Düsseldorf e.V., AIDS-Hilfe Oberhausen e. V.,
AIDS-Hilfe Krefeld e.V., Projekt Aids + Kinder, Köln, Deutsche AIDS-Stiftung, Bonn).
Ziel ist der fachliche Austausch, die Vernetzung regionaler Angebote und die Durchführung gemeinsamer Projekte
und Veranstaltungen.
Zentrale Veranstaltung des laufenden Jahres zum Thema Migration war am 16. Juni die sehr erfolgreiche
Fachtagung des Arbeitskreises Migration, an deren Vorbereitung und Durchführung wir wie in
den letzten Jahren auch beteiligt waren.
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Zielgruppenspezifische Prävention
Unsichtbar – Menschen ohne Papiere in Deutschland.
Die rege Teilnahme von Fachleuten - teilweise über die Landesgrenzen hinaus – war eindeutiges Anzeichen für den
Bedarf nach fachlichem Austausch zum Thema.
Lokale Ebene
Interkulturelle Wochen Duisburg
Im Rahmen der Interkulturellen Wochen, die jährlich in Duisburg stattfinden, wird von städtischer Seite aus auf Vielfalt
von Kultur, Lebensweise und Religion von Migrantinnen und Migranten in der Stadt aufmerksam gemacht. Mit zahlreichen
kulturellen Veranstaltungen wie Lesungen, Konzerten, Vorträgen, Festen für Kinder u. v. m., die von verschiedenen
Vereinen organisiert werden, wird auf die Weltoffenheit der Stadt Duisburg hingewiesen.
Im Jahr 2010 war unsere Schwerpunktaktion innerhalb der Interkulturellen Wochen die Wochenmarktaktion am
23.September auf dem großen Wochenmarkt auf dem Hamborner Altmarkt - gemeinsam mit der IG Metall und den
beiden Paritätischen Mitgliedsorganisationen Mabilda e.V. und der Dersim Gemeinde aus Marxloh, beides für Duisburg
relevante Migrantenselbstorganisationen. Die Kontakte zu beiden Organisationen sind gleichzeitig Teil unserer
Bestrebungen, die Beziehungen zur türkisch / kurdischen Community im Duisburger Norden zu verfestigen.
Es zeigt sich auf der lokalen Ebene der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel, dass die Begleitungszahlen der Menschen
mit HIV / AIDS, die einen Migrationshintergrund haben, die deutschlandweiten Zahlen widerspiegeln. Die Begleitungsarbeit
bei dieser Zielgruppe erfordert spezifische sprachliche, interkulturelle und fachliche Kompetenzen. Da
sich die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit in der Zielgruppe der Migranten oftmals problematisch darstellt, weil
das Thema ‚HIV/AIDS’ weitestgehend tabuisiert wird, ist hier ein langer Atem erforderlich und sind immer wieder die
Gelegenheiten zu nutzen, um die Thematik auch öffentlichkeitswirksam wach zu halten.
Innerhalb unseres Paritätischen Dachverbandes haben wir über die Beteiligung an der Interkulturellen Woche hinaus
auch intern das Thema Migration und transkulturelle Öffnung auf der diesjährigen Mitgliederversammlung am 20.
September zum Thema gemacht.
Mit einer eigenen PowerPointPräsentation und offiziellem Redebeitrag haben wir zur Intensivierung und Belebung der
innerverbandlichen Diskussion beigetragen.
am Beispiel der Strukturellen Präventionsarbeit der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
Fachstelle für sexuelle Gesundheitsförderung
Konferenz der Mitglieder der Kreisgruppe Duisburg des PARITÄTISCHEN, 20.09.201 0
83
Youthwork
5.6 Youthwork / Prävention in der Allgemeinbevölkerung
So sieht es aus – das neue Logo für unser Arbeitsfeld “Youthwork”. Frisch kommt es daher- so wie die Arbeit mit Jugendlichen
sein sollte und so frisch, wie sie die Mitarbeiter/innen in diesem Sektor hält (!?!). Der Rheinberger Grafikerin
und Designerin, Britta Plien, die unser neues „corporate design“ (s. auch neue Hausbroschüre, 4.) gestaltet hat,
gilt Dank dafür.
Seit 1989 ist „Youthwork“ (AIDS-Prävention in sexualpädagogischem Kontext) ein fester und wichtiger Bestandteil der
Angebotspalette der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. Und wenn auch das alte richtliniengestützte Förderprogramm
(1988 vom damaligen MAGS NRW eingeführt, s. www.youthwork-nrw.de ) im Zuge des Kommunalisierungsprozesses
im Prinzip erledigt ist, so ist aufgrund der unzweifelhaften Sinnhaftigkeit nicht nur die Landesförderung erhalten
geblieben, sondern auch die kommunalen Ergänzungsfinanzierungen (wenn auch gedeckelt, s.o.). Und der
schon mehrfach zitierte Entwurf der neuen Landesregierung bestärkt den spezifischen Arbeitsansatz auch sehr eindeutig.
„Jugendliche gehören bislang nicht zu den besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen. Da sie am Anfang ihrer
sexuellen Aktivität stehen, sind sie jedoch eine wichtige Zielgruppe für die Primärprävention. Jugendliche stehen vor
der Herausforderung, zu Beginn ihrer partnerschaftlich ausgerichteten Sexualität sich sowohl mit Fragen der Verhütung
und des Schutzes vor sexuell übertragbaren Infektionen als auch mit physischen und psychischen Veränderungen
auseinanderzusetzen. Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass personalkommunikative Ansätze in der
Sexualaufklärung und Prävention diese Lernprozesse besonders fördern und unterstützen. Sie müssen jedoch frühzeitig
einsetzen, kontinuierlich weitergeführt werden und sich an dem jeweiligen Entwicklungsstand, der sexuellen
Orientierung und den sozialen, kulturellen und ethischen Hintergründen der Jugendlichen ausrichten.
Da andere sexuell übertragbare Infektionen, insbesondere Syphilis, Tripper und Chlamydien auch Jugendliche betreffen
und sich damit das Risiko einer HIV-Infektion erhöht, müssen die Inhalte der HIV/AIDS-Prävention und Sexualaufklärung
mit den Informationen zur Verhinderung der o.g. Infektionen verknüpft werden. (…)
Die Angebote der Schule und der außerschulischen Jugendarbeit werden durch HIV- uns STI-
Präventionsmaßnahmen der AIDS-, Sexual- und Jugendberatungsstellen unterstützt und ergänzt. Notwendig sind
kontinuierliche und strukturierte Kooperationen und gemeinsame Projekte zwischen AIDS-/STI- und Sexualberatungsstellen,
Jugendhilfe, Suchthilfe, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen in öffentlicher und freier Trägerschaft.“
(Entwurf „Weiterentwicklung der HIV/AIDS-Prävention in NRW“ vom Dezember 2010; S. 13 f)
Einmal mehr gilt der Landes-Arbeitsgruppe Prävention unter Federführung des Gesundheitsministeriums ein Kompliment
für die Analyse und die daraus resultierenden Handlungsempfehlungen (vgl. 1.). Diese sind auf der Höhe der
Zeit. Und - aufmerksame Leser/innen unserer Jahresberichte haben es längst bemerkt – sie bestätigen unsere Y-
outhwork-Arbeit und ihre Ansätze in eindrucksvoller Weise. Das gilt insbesondere auch für die kooperativen Projektformen,
die wir seit je her propagieren, initiieren und umsetzen und die in besonderer Weise für nachhaltige Synergieeffekte
prädestiniert sind.
Auch darüber erklärt sich gewiss zu einem nicht unerheblichen Teil, dass Jugendliche in Deutschland und in unserer
Region tatsächlich nicht zu den besonders riskierten Zielgruppen zählen – Prävention im Kontext von Gesundheitsförderung
wirkt und ist zielführend im Hinblick auf eine Verankerung von Präventionswissen und die Stärkung der
Handlungskompetenzen für die individuelle Gesunderhaltung sowie die Förderung eines nachhaltigen Schutzverhaltens
und dessen Implementierung im persönlichen Lebensstil.
Diese und weitere Ziele und Ansätze sind im Berichtsjahr auch auf der Bundesebene unter besonderer Berücksichtigung
der notwendigen stärkeren Einbeziehung der STI`s / STD`s und ihrer Relevanz für die HIV-Prävention weiter
bestärkt worden. Erstmalig wurden im April 2010 sechs Standards für die STI/STD-Prävention verabschiedet und
zahlreich ratifiziert (so etwa auch vom Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen)
sowie im Epidemiologischen Bulletin Nr. 35 des Robert-Koch-Instituts (s. www.rki.de ) veröffentlicht. Entwickelt wurden
diese von der bundesweiten, multiprofessionellen, interdisziplinären und intersektoriellen Arbeitsgemeinschaft
sexuelle Gesundheit der Deutschen STD-Gesellschaft (DSTDG) – ein weiterer Meilenstein hinsichtlich der Verbindlichkeit
von Voraussetzungen für eine gute Präventionsarbeit.
Die Standards und deren Grundpositionen sind im ganz Wesentlichen eine Bekräftigung des –alten, aber eben immer
noch modernen- Konzeptes der „strukturellen AIDS-Prävention“ der Deutschen AIDS-Hilfe, nach dem auch wir unsere
Arbeit ausrichten. Und dabei ist AIDS-Prävention schon immer auch einzubetten in einen ganzheitlichen Kontext
von Gesundheitsförderung.
Zentrale Grundpositionen dieser Standards sind:
● Sexualität ist eine zentrale Lebensäußerung, Ausdruck lustvollen Lebens und Grundbestandteil der Gesundheit in
einem umfassenden Sinn.
● Die Prävention von STD/STI ist daher Bestandteil allgemeiner Förderung der Gesundheit und positiver Lebenseinstellungen.
● Die Verhältnisprävention soll untrennbar mit der Förderung sexueller Gesundheit verbunden sein.
● Es sollen spezielle Infektionen und Erkrankungen verhindert werden, aber auch gesellschaftliche und soziale Bedingungen
geschaffen werden, unter denen es lohnend und möglich ist, die eigene Gesundheit zu schützen und lustvoll
zu leben
(vgl. Epidemiologisches Bulletin des RKI, 35/2010, S. 352 ff).
Die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit von AIDS-Prävention in sexualpädagogischem Kontext mit dem vorrangigen
Ziel der Vermeidung von Primärinfektionen hat nichts an Bedeutung verloren. Die stabil hohe Zahl bei den HIV-
Neuinfektionen (ca. 3000 in Deutschland in 2010) quer durch alle Bevölkerungsgruppen –so durchaus auch bei jugendlichen
und jungen Menschen- sind ein deutlicher Beleg dafür.
Dennoch ist festzuhalten, dass diese Arbeit, die vor allem durch personale Kommunikation zielgruppenadäquate Informationsarbeit
und Aufklärung leistet, offenbar weiterhin sehr erfolgreich ist.
Dies belegt auch die Studie „Jugendsexualität 2010“ der BZgA, die im September vorgestellt wurde (s.
www.forschung.sexualaufklaerung.de ), bei der regelmäßig repräsentativ Einstellungen und Verhaltensweisen 14-
bis 17-jähriger Jugendlicher zur Aufklärung, Sexualität und Verhütung erhoben werden. Demnach wird das Verhütungsverhalten
immer besser und das Kondom immer mehr zum beliebtesten Verhütungsverhalten. „Sexuell aktive
deutsche Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren verhüten heute bereits beim ersten Mal besser als je zuvor: Nur je
acht Prozent der Mädchen und Jungen geben an, keine Verhütungsmittel benutzt zu haben. 1980 lag dieser Anteil
mit 20 Prozent bei den Mädchen und 29 Prozent bei den Jungen um ein Vielfaches höher. Die neuen Zahlen zeigen
zudem, dass Jungen beim ersten Mal mittlerweile ebenso gut verhüten wie Mädchen.
Auch bei den Jugendlichen mit Migrationshintergrund hat sich das Verhütungsverhalten verbessert. Doch verglichen
mit ihren deutschen Altersgenossen verhüten sie noch immer seltener. So geben 12 Prozent der Mädchen und 18
Prozent der Jungen mit Migrationshintergrund an, beim ersten Geschlechtsverkehr keine Verhütungsmittel benutzt zu
haben. Im Jahr 2005 waren es noch mehr als ein Drittel der Jungen und etwa jedes fünfte Mädchen“
(Pressemitteilung der BZgA vom 02. September 2010; s. www.bzga.de )
Bei Jugendlichen tragen die Schulen entscheidend zur Informationsvermittlung bei. 94 Prozent der 16- bis 20-
Jährigen geben heute an, das Thema AIDS in der Schule behandelt zu haben, vor 10 Jahren waren es 88 Prozent.
Schulische Sexualaufklärung gewinnt daher für die AIDS-Aufklärung immer mehr an Bedeutung“
(BZgA „aktuell“, 11/08, S.2), was sich auch daran zeigt, dass die spezifischen Youthwork-
Angebote der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. stabil bis vermehrt nachgefragt werden.
87
Youthwork
Der niedrigschwellige, emanzipatorische und akzeptanzorientierte Ansatz ist richtig. Repressive Ansätze sind eindeutig
kontraproduktiv. Die besondere Akzeptanz dieses Ansatzes wird uns auch vor Ort durch Rückmeldungen, Resonanzen
und Evaluationserfahrungen zu unseren Veranstaltungen in diesem Sektor (s. Abb. Veranstaltungsverteilung
nach Arbeitsfeldern) bestätigt.
Dem Rechnung tragend gestalten wir unsere AIDS-Prävention in sexualpädagogischem Kontext und
zielen auf einen Dialog in offener und angstfreier Atmosphäre und ohne pädagogischen Zeigefinger.
5.6.1 Veranstaltungsinhalte
In aller Regel werden personalkommunikative Formen massenmedialen vorgezogen. Das erfordert allerdings auch eine jeweilige
Reduktion auf zielgruppenadäquate und bedürfnisorientierte Themenbereiche. Um diese Reduktion pädagogisch verantwortungsvoll
vornehmen zu können, finden entsprechende Vor- und Nachgespräche mit den Veranstaltungspartnern statt.
Je nach Zielgruppe, Zugangsvoraussetzungen und Rahmenbedingungen können u.a. folgende Themenfelder behandelt
werden :
- Medizinisch, biologische Grundlagen zu HIV und AIDS, und andere STI`s (Virologie, Immunologie,
...)
- Verlaufsformen der HIV-Infektion
- Aktueller Forschungsstand und Therapieansätze
- Übertragungswege und –risiken
- Infektionsschutzmöglichkeiten
-Testverfahren und ihre Problematiken
- Epidemiologische Entwicklung und daraus resultierende Präventionserfordernisse und –
strategien
- Lebenssituation von Betroffenen und An- oder Zugehörigen
- Umgang mit HIV-positiven oder/und an AIDS erkrankten Menschen
- Vorurteile gegenüber sog. Hauptbetroffenengruppen
- Drogen- und Substitutionsproblematik
- HIV und AIDS als gesellschaftliches Phänomen
- Juristische und ethische Fragestellungen
- Probleme in der Begleitung und Pflege
- Sterbebegleitung, Tod und Trauer
- Liebe, Sexualität und Partnerschaft
- Probleme im Umgang mit der eigenen Sexualität
- Homosexualität (Schwul-lesbische Aufklärungsarbeit)
- Geschlechterrollen und ihre Problematiken
- Normen, Werte und deren Wandel im Umfeld der Sexualität
- u.a.m.
5.6.2 Schulische Prävention / Youthwork
AIDS-Präventionsveranstaltungen im
Rahmen von Sexualpädagogik
und ganzheitlicher Gesundheitsförderung
Fort- und Weiterbildung für MultiplikatorInnen
und LehrerInnen
Beratung (telefonisch, persönlich,
schriftlich und via Internet) für
Jugendliche, Eltern, LehrerInnen,
ErzieherInnen etc.
Kooperation, Koordination und Vernetzung
Geschlechtsspezifische Angebote für
Mädchen und Jungen
Wir bieten für Sie an:
Beratung
Einzel-, Paar, Gruppenberatung;
-telefonisch
-persönlich
-schriftlich
-via Internet
Angebote
Präventionsveranstaltungen
Fort- und
Weiterbildung
Gruppenarbeit, Moderation, Workshop, Seminar, Expertengespräch,
Diskussion, Projekt, Fachtagung,
Event, Vortrag, Referat, Infostand etc.
Kooperation,
Koordination,
Vernetzung
Arbeitskreise, Gremien,
Ausschüsse, Lobbyarbeit,
etc.
AIDS-präventive Veranstaltungen in sexualpädagogischem Kontext wurden von der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel
e.V. für Schülerinnen und Schüler aller Regelschulformen sowie Kollegschulen durchgeführt. In der Regel werden
unsere Angebote in den Jahrgängen ab der Klasse 8, in einzelnen begründeten Ausnahmen auch in jüngeren Jahrgängen
platziert.
Form und Inhalte werden jeweils bedürfnis- und lebensweltorientiert konzipiert. Das Angebotsspektrum reicht hier von
Formen eines „Expertengespräches“ im Rahmen von Unterrichtsreihen vor unterschiedlichem Fachhintergrund bis
hin zu Projekttagen und – wochen, die günstigenfalls außerhalb des Schulrahmens durchgeführt werden. Um darüber
hinaus eine zumindest grobe Übersicht über das „Produkt Youthwork“, über Zielebenen, Methoden und Ansätze bekommen
zu können, sei an dieser Stelle auf die Internetseite www.youthwork-nrw.de verwiesen.
Mit dem Berichtsjahr 2010 blicken wir im Bereich Youthwork / Prävention in der Allgemeinbevölkerung auf ein wieder
einmal sehr aktives Jahr zurück. Weiterhin konzentrieren sich die schulischen Veranstaltungsanfragen stark auf das
erste Halbjahr, allerdings im Vergleich zu den letzten Vorjahren nicht mehr so geballt auf das erste Quartal. Das Bemühen
um terminliche Flexibilität von Seiten der Schulen ist weiter gewachsen. Unser Angebot scheint nach wie vor
so attraktiv, dass hier Bewegung zu vernehmen ist.
Angesichts der Größe des Zuständigkeitsgebietes, der wachsenden Bedarfe, der wachsenden Notwendigkeit, auch
andere sexuell übertragbare Krankheiten einzubeziehen und der Einzigartigkeit des Youthwork-Angebotes in der Region
haben wir in den letzten Jahren immer wieder die Sinnhaftigkeit bekräftigt, eine weitere Fachkraft zu gewinnen.
Wünschenswert wäre insbesondere eine Youthworkerin, die sich verstärkt der Mädchenarbeit widmen könnte. Zumindest
phasenweise und themenabhängig sind geschlechtsspezifische Angebote und Arbeitsweisen im Bereich der
Sexualpädagogik wichtig.
Die `Sinnhaftigkeit´ beginnt gewissermaßen bei dem Eindruck, dass Defizite bzgl. des individuellen Körperbewusstseins
und –verständnisses aus Sicht des Verfassers eher zunehmen und Basiskenntnisse zu Körperbau und –
funktionen, die zum Verstehen von sexuellen Vorgängen unentbehrlich sind, oft nur rudimentär vorhanden sind. Dies
gilt allerdings durchaus für beide Geschlechter.
Darüber hinaus können wir uns mit unseren Kapazitäten leider nicht im gewünschten Maße um sozial benachteiligte
Schüler/innen kümmern, die nicht nur, aber gewiss mit höherer Quote in Haupt- und Förderschulen anzutreffen sind,
für die die beschriebenen Defizite in besonderem Maße gelten und die bei den STI-Inzidenzen eine Rolle spielen.
89
Youthwork
Nach den sehr guten Erfahrungen aus dem Vorjahr, in dem wir mit unserer ehemaligen Fachkraft im Bereich „Frauen
& AIDS“ und „AIDS & Migration“, der Diplom-Pädagogin Anika Walther, auf Basis einer geringfügigen Beschäftigung
im Umfang von sechs Wochenstunden eine zusätzliche Kraft ein
gestellt hatten, mussten wir im Berichtsjahr leider erneut handeln, da Frau Walther in eine weitere Erziehungsurlaubsphase
ging. Aber auch hier war uns das Glück beschieden, diesen Ausfall durch unsere Ex-Praktikantin, die Soziale
Arbeit studierende Sandra Kohlhase, als Honorarkraft weitgehend aufzufangen.
Mit unserer Praktikantin Yvonne Leuverink, ebenfalls Studentin der sozialen Arbeit, konnten wir im ersten Quartal
sogar ein weiteres Projektangebot für Schulen unterbreiten. Das im Wesentlichen von Frau Leuverink konzipierte
Präventionsprojekt „No drugs – no party?“, welches für Klassen der Jahrgangsstufe 9 neben dem Schwerpunkt
auf der (Party-) Drogenprävention auch Risiken und Nebenwirkungen hinsichtlich der Sexualität aufgriff, wurde erfreulich
gut nachgefragt – insbesondere von Duisburger Gesamtschulen.
Grundsätzlich aber konstatieren wir für den Arbeitsbereich weiterhin knappe personelle Ressourcen und somit bleibt
die Einbindung und entsprechende Qualifizierung von ehrenamtlichen Kräften und Multiplikator/innen ein zentrales
Anliegen der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
Unser Dank gilt hier insbesondere den aktiven HIV-positiven Ehrenamtler/innen, die sich immer wieder bereit erklären,
in authentischer Weise zur Frage „HIV-positiv sein – was heißt das?“ Rede und Antwort zu stehen. Die Einbeziehung
dieser Selbsthilfeaktivisten ist hier, wie bei Bedarf auch zum Thema „Homosexualität“ fester Bestandteil vieler
Präventionsveranstaltungen. Der besondere Wert dieser Authentizität wird uns auch immer wieder rückgemeldet.
Hier gilt auch den Mitarbeitern des Herzenslust-Teams ein herzliches Dankeschön.
Den von uns (mit-) initiierten Präventions-Vernetzungen in Duisburg und für die Region um Dinslaken kommen
ebenfalls besondere Bedeutungen zu. Dabei geht es uns vor allem darum, über Multiplikator/innen eine kontinuierliche
Präsenz der Präventionsthemen in den Institutionen zu schaffen und von `nur´ punktuellen Veranstaltungen wegzukommen.
Durch die Vernetzung und die damit verbesserte Kooperation und Koordinierung werden Synergieeffekte
erzielt. Durch begleitende Öffentlichkeitsarbeit wird für die potentiellen Kunden mehr Transparenz zu den Präventionsangeboten
geschaffen und den Schülerinnen und Schülern die Beratungseinrichtungen und ihre Mitarbeiter/innen
bekannt gemacht. Leider läuft der AK ProVer in Dinslaken zuletzt eher auf Sparflamme, aber immerhin bleiben die
guten Vernetzungskenntnisse und –effekte erhalten.
Wir konstatieren weiterhin insbesondere Defizite im Bereich von sprachlichen und kommunikativen Kompetenzen im
Feld von Liebe, Sexualität und Partnerschaft. Ein Erklärungsansatz mag in der neuartigen Nutzung von virtuellen Medien
und den damit verbundenen spezifischen Kommunikationsmustern zu finden sein (SMS, Messenger- und Chat-
Plattformen, …). Ein anderer Ansatz ist uralt, nämlich dass auch heute der Eintritt in das Abenteuer „Liebe, Sex und
Partnerschaft“ immer noch mit ganz viel Aufregung, Nervositäten und auch Ängsten und Sorgen verbunden ist, trotz
oder gerade wegen der vermeintlichen Banalisierung der Thematik durch vielfältige einschlägige Medien, die den Jugendlichen
vermeintliche Realitäten und / oder Normalitäten vorspiegeln. Hier ist einfühlsame Sexualpädagogik gefordert.
Nach unserer Auffassung sind hierzu die Informations- und Vermittlungsmethoden und der Zeitpunkt der thematischen
Auseinandersetzung von entscheidender Bedeutung. Die Erkenntnis ist nicht neu, dass AIDS-Prävention mit
Jugendlichen im Kontext von Sexualpädagogik anzusiedeln ist, dass personalkommunikative Methoden (d.h.
„Veranstaltungen von Mensch zu Mensch“, vgl. BzgA-Ansatz), die an der Lebenswelt der Schüler/innen orientiert und
hinsichtlich der ersten Erfahrungen zeitnah zu platzieren sind, massenmedialen oder eindimensionalen Vermittlungsformen
vorzuziehen sind, bzw. diese unbedingt ergänzen sollten (vgl. Entwurf zum Landespräventionskonzept o.).
In den Jahrgangsstufen bis zur 10. Klasse erscheint uns zudem eine – zumindest phasenweise und themenabhängige
– geschlechtergetrennte Bearbeitung sinnvoll (vgl. o.). Hier müssen einfach die nicht selten durchaus großen Unterschiede
im Reife- und Erfahrungsgrad zwischen Mädchen und Jungen einer Jahrgangsstufe Berücksichtigung
finden. In Anwesenheit des anderen Geschlechtes fällt es manchmal schwerer, in offene und ehrliche Kommunikationsprozesse
hineinzufinden.
Erst recht, wenn die eigene Identitätsfindung (Wer bin ich? Was mag ich? Was mag ich nicht? …) noch in vollem
Gange ist. Dennoch sind angesichts der mehrheitlich heterosexuellen Orientierungen, Erfahrungen gelingender Kom-
munikation zwischen den Geschlechtern unentbehrlich und nicht zuletzt besonders wichtig für die Verabredung von
Verhütungsmethoden, für die Durchsetzung individueller Schutzbedürfnisse.
Verstärkt wird der Trend zu problematischer bzw. nicht erfolgreicher Face-to-face-Kommunikation durch die rasante
Nutzung der neuen Medien zur Kontaktanbahnung oder für Verabredungen. Die anfängliche Anonymität wird einerseits
sehr geschätzt, aber andererseits auch zunehmend missbraucht. Der Ansatz, kommunikative Kompetenzen zu
fördern wird aus unserer Sicht immer wichtiger (vgl. o.).
Es bleibt dabei, Emanzipation, Selbstbewusstsein und –bestimmung mit sozialer Verantwortung und solidarischem
Handeln in Einklang zu bringen, ist eine zentrale Aufgabe von Erziehung, (Aus-) Bildung und Präventionsarbeit.
Auch vor diesem Hintergrund ist eine optionale Einbeziehung des Spezialthemas „Homosexualität“, welches durch
die Richtlinien zur Sexualerziehung zum verbindlichen Thema aufgewertet wurde, wichtig. Die nach wie vor stark klischeegeprägte
Vorstellung vom „Schwul-Sein“ gilt sehr häufig geradezu als das Antivorbild für Jungen. Trotz aller
gesamtgesellschaftlichen Fortschritte im Feld der Akzeptanz und Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlichen Lebensweisen,
gilt es hier aus Sicht des Verfassers sehr genau zu beobachten und frühzeitig den Anfängen neuer Diskriminierungstendenzen
zu wehren.
Hier sei wieder einmal der Hinweis gestattet, dass beim Youthworker
der AIDS-Hilfe Duisburg /Kreis Wesel e.V. die sog. „SCHLAue Kiste“
des Gesundheitsministeriums NRW mit Medien und Materialien zur
schwul-lesbischen Aufklärungsarbeit prinzipiell auszuleihen ist. Darüber
hinaus können über den Youthworker der AIDS-Hilfe (ggf. im Verbund
mit dem „Herzenslust-Team der AH) Multiplikatorenfortbildungen zu
diesem Themenfeld vereinbart werden.
Durch Veranstaltungen im Sektor Youthwork und Präventionsveranstaltungen in der Allgemeinbevölkerung konnten
wir im Berichtsjahr 6.070 Personen mit personalkommunikativen Formen erreichen, davon 168 sog. Multiplikator/
innen (Lehrkräfte und sonstige Pädagog/innen sowie ehrenamtliche Mitarbeiter/innen). Allein im schulischen Bereich
(-> Youthwork-Angebote) erreichten wir in 24 Schulen 1930 Jugendliche aus allen Schulformen, über 510 in außerschulischen
Zusammenhängen wie offener Jugendarbeit u.a. und 3300 Jugendliche im Rahmen von personalkommunikativen
Formen bei Großveranstaltungen (wie z.B. bei der LoveParade). 35 % der Jugendlichen kamen aus
dem Alterssegment zwischen 14 und 17 Jahren, 22 % der Jugendlichen hatten einen Migrationshintergrund.
5.6.3 (Präventions-) Veranstaltungen für Jugendliche und Multiplikatoren
Erfreulich war auch in diesem Berichtszeitraum erneut die Nachfrage nach Präventionsberatungen von Schüler/
innen, die für Fach- oder Projektarbeiten unseren Rat suchten. Dies ist gewiss auch als Zeichen zu deuten, dass die
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. bei vielen Schulen als gute und wichtige Anlaufstelle bekannt ist. Über das
direkte Aufsuchen lassen sich im Übrigen leicht denkbare Schwellenprobleme abbauen. Zudem können wir hierüber
natürlich auch unsere Youthwork-Angebote bekannt machen.
Aus dem Bereich berufsbildender Einrichtungen (z.B. Berufskollegs, insbesondere der Sektor der sog. Berufsgrundschuljahre)
gab es im Berichtsjahr stabil hohe Anfragen zu vermerken. Hier finden wir in der Regel wichtige Zielgruppen;
Jugendliche im Alter zwischen 16 und 25 Jahren, die oftmals problembehaftete Sozialisationen und einen geringen
Grad an Aufklärungsniveau (z.T. auch migrationsbedingt) aufweisen.
Bis auf einzelne Ausnahmen – vorwiegend im Zusammenhang mit schulischen Projekttagen und im Umfeld des Welt-
AIDS-Tages – sind direkte Kooperationen mit Einrichtungen der offenen Jugendarbeit eher selten. Dass wir hier allerdings
auch keine Offensiven starten konnten, hat unsererseits einfach mit Kapazitätsgrenzen zu tun. Erwähnenswert
in diesem Zusammenhang ist allerdings das tolle Angebot insbesondere für Jugendliche im Rahmen des großen Aktionstages
zum Welt-AIDS-Tag im Duisburger FORUM (s. 4.4., z.B. die „Orientierungsrally“), welches in diesem Jahr
von Gruppen vieler verschiedener Schulen wahrgenommen wurde.
91
Youthwork
5.6.4 Multiplikatoren- und Erwachsenenbildung
Wie bereits erwähnt, investiert die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. viel in die Aus- und Weiterbildung ihrer
ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen, ohne die einfach die Vielzahl an Anfragen auch aus diesem Präventionsfeld
nicht befriedigt werden könnten. Dies ist und bleibt eine wichtige Aufgabe, der wir uns gerne widmen. Dazu führen wir
u.a. alljährlich intensive Grundlagenausbildungen (s. 6.) im Verbund mit drei anderen Ruhrgebiets-AIDS-Hilfen durch,
um darüber einerseits den Ehrenamtler/innen eine Möglichkeit zu bieten, ein Einsatzfeld zu finden, dass Ihren Ressourcen,
Fähigkeiten und Neigungen entspricht und andererseits sie gemäß unserer Qualitätsstandards auszubilden
und zu rüsten und die vorhandene Motivation zu stärken. Es spricht vieles dafür, ehrenamtliche Ressourcen gerade
auch im Bereich der (Primär-) Präventionsarbeit weiter zu mobilisieren und zu qualifizieren, z.B. für den peer-to peer-
Ansatz. Die aktiven Ehrenamtler/innen sind unsere wichtigste Ressource und die wichtigsten Multiplikator/innen.
Eine weitere ganz wichtige Gruppe von potentiellen MultiplikatorInnen sind in diesem Präventionsfeld natürlich die
Lehrenden in schulischen und außerschulischen Einrichtungen. Die Anfragen nach Lehrerfortbildungen im Hinblick
auf und im Vorfeld von Projektformen bleiben allerdings weiterhin noch hinter den Vorjahren zurück. Dies hat unter
anderem mit den vielfältigen Veränderungen im Schulbereich mit erheblichen Zusatzbelastungen für die Lehrkräfte
zu tun. Fortbildungen, die mit Unterrichtsausfall verbunden sind, sind nicht leicht zu installieren. Dies hat auch damit
zu tun, dass wir überwiegend bei z.T. schon sehr lange etablierten Projekten agieren und hier nicht mehr viel Überzeugungsarbeit
leisten müssen. Natürlich wäre eine Ausweitung des Angebotes (s.o.) wünschenswert, aber wir sind
nach wie vor froh, wenn wir mit unseren begrenzten Ressourcen die Nachfragen weitestgehend bedienen können.
Das Themenspektrum reicht hier von der Präsentation des aktuellen Wissensstandes zu HIV und AIDS über die epidemiologische
Entwicklung und daraus resultierender Präventionskonsequenzen und –strategien bis hin zu Aspekten
spezieller Fortbildung im Feld der Kommunikation, wie Gesprächsführung und Moderation.
Auch vor diesem Hintergrund erweisen sich die erwähnten Präventionsvernetzungsaktivitäten als höchst sinnvoll.
Darüber lassen sich Synergieeffekte erzielen, mittelfristig gesehen Ressourcen zusammenführen und nicht zuletzt
Chancen eines ökonomischeren Haushaltens mit den vorhandenen Kapazitäten entwickeln.
Umso mehr gewinnt das Feld der Multiplikatorenausbildung an Bedeutung. Ein zentrales Anliegen ist es, die Präventionsthemen
und die damit verbundenen Ziele an Schulen und in außerschulischen (Jugend-) Einrichtungen möglichst
ganzjährig zu platzieren. Geschulte Pädagog/innen, Erzieher/innen oder Sozialarbeiter/innen und –pädagog/
innen sollten diese repräsentieren, zumindest mit Verweisungskompetenzen ausgestattet sein und als AnsprechpartnerInnen
für die Jugendlichen bekannt sein / werden.
Einmal mehr gut angenommen wurde hier wieder die im Berichtsjahr angebotene 9. Fachtagung des Präventions-
Vernetzungskreises Duisburg am 05. Mai. Unter dem Titel „Jugend, Kulturen, Jugendkulturen …“ befassten sich
fast 80 Teilnehmer/innen schwerpunktmäßig mit aktuellen Trends und Bewegungen und lernten neben inhaltlichen
Anregungen und methodischen Zugangsformen die Präventionsinfrastruktur in Duisburg kennen.
Der Vernetzungskreis „ProVer“ für die Region um Dinslaken hat sich auf einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch (2
x p.a.) verständigt, mehr ist zur Zeit leider nicht leistbar. Dennoch erweist sich der gepflegte Kontakt als ungemein
sinnvoll, weil einige Kooperationen über das Jahr verteilt so leichter einzustilen und zu verabreden sind.
5.6.5 Berufsspezifische Erwachsenenbildung
Hier sind im Wesentlichen Fortbildungsveranstaltungen in Krankenpflegeschulen, bei sonstigen Pflegeanbietern und
im medizinischen Versorgungssystem verortet. In diesem Bereich verzeichnen wir sehr stabile Nachfragen und hocherfreuliche
Rückmeldungen. Insbesondere wird geschätzt, dass wir von der medizinischen Seite bis zu den Tiefen im
psychosozialen Bereich die ganze Bandbreite des komplexen Themenfeldes rund um das Phänomen „HIV / AIDS
und andere sexuell übertragbare Krankheiten“ abdecken können. Nicht zuletzt auch in diesem Tätigkeitsfeld bewährt
sich das „3-Säulen-Modell AIDS-Hilfe“ mit der Verbindung von Selbsthilfe-, Interessen- und Fachverband sowie der
Ansatz der Strukturellen Prävention immer wieder aufs Neue.
5.6.6 Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten
Anzuführen sind hier für den Stelleninhaber :
- Beteiligung an der Grundlagenausbildung für EhrenamtlerInnen in der Ruhrgebietsvernetzung der
AIDS-Hilfen
- Präventionsvernetzungsarbeit im Kreis Wesel und Duisburg
- Vertretung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. bei den NRW-Youthworker-Arbeitskreisen und
dem Youthwork-Qualitätszirkel
- Evaluation im Rahmen des Verfahrens beim Youthwork-Förderprogramm-Controlling des MAGS /
MGEPA, NRW
- Beratung / Information für Zeitungs- und Radio-Redaktionen sowie für politische Entscheidungsträger
- Koordinierung von haupt- und ehrenamtlichen Einsätzen bei Informations- und Präventionsprojekten
- Einarbeitung in und Bereitstellung von Materialien für Lehrende und Multiplikator/innen
- Beratung von pädagogischen Fachkräften bzgl. der Unterrichts- oder Projektgestaltung zum Thema
HIV / AIDS und anderer STI`s
- Telefonische und persönliche Informations- und Beratungsgespräche
- E-mail Beratung
- Unterstützung von Jugendvertretungs- und SchülerzeitungsredakteurInnen
- Geschäftsführung
- u.a.m. (Vgl. 4. Öffentlichkeitsarbeit)
Abb.:
Veranstaltungsverteilung
nach Arbeitsfeldern
93
Ehrenamtliche Mitarbeit
6. Ehrenamtliche Mitarbeit
6.1. Begleitung der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen
Im Berichtsjahr waren weiterhin 26 Personen ehrenamtlich für die AIDS-Hilfe tätig, da die Zahl der ausscheidenden
Mitarbeiter durch neue Interessierte ausgeglichen werden konnte.
Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen engagieren sich in den vielfältigen Aufgabengebieten der AIDS-Hilfe. Diese umfassen
die Begleitung, Knastarbeit, Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit, Herzenslust, Substitutionsvergabe, Telefon
- und E-Mail-Beratung, Chat-Beratung, Vorstandsarbeit, Freitagsfrühstück, Substitionsfrühstück und Weihnachtsfeier.
Einige ehrenamtliche MitarbeiterInnen arbeiten in mehreren Bereichen, andere unterstützen die Arbeit der AIDS-Hilfe
punktuell.
Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnnen sind in den unterschiedlichsten Berufen aktiv, sind HIV-negativ oder HIVpositiv,
setzen sich aus Frauen und Männern aus allen sozialen Lebensbereichen zusammen und stammen aus den
unterschiedlichsten politischen Richtungen. Dies bedeutet für die Arbeit der AIDS-Hilfe einen enormen Erfahrungsschatz,
der in unsere Arbeit mit einfließt.
Eine Möglichkeit des Austausches bietet weiterhin unser Mittwochs-Café (siehe auch Punkt 3.5). Hier ist der zentrale
Anlaufpunkt, um sich mit Betroffenen zu treffen oder sich untereinander oder mit den hauptamtlich Tätigen auszutauschen.
Im Berichtsjahr fanden – wie in 2008 beschlossen - im Anschluss an das Mittwochs-Café zwei Aktiventreffen (Juni
und Oktober) und ein „Sonder-Aktiventreffen“ (Dezember) statt. Das Juni Aktiventreffen soll schwerpunktmäßig für
die Vorbereitung des Duisburger CSD bzw. des Straßenfestes, das Treffen im Oktober zur Bekanntgabe der Aktivitäten
und zur Werbung von ehrenamtlicher Teilnahme am Welt-AIDS-Tag genutzt werden.
In diesem Jahr ging es im Juni Treffen zum einen um die Vorstellung der geplanten Aktionen zur Loveparade am
24.07.10. Ein weiteres Thema war der von AkDuLuS abgesagte CSD in Duisburg. Hier ging es darum, ein Votum
einzuholen, ob es genügend Helfer aus Reihen der AIDS-Hilfe für ein alternativ stattfindendes schwul-lesbisches
Sommerfest gibt. Es meldeten sieben TeilnehmerInnen ihr Interesse an und es wurde beschlossen, das Sommerfest
durchzuführen.
Im Oktober-Treffen ging es um die WAT-Planung und die Organisation der Weihnachtsfeier. Als weiterer Punkt wurde
unser 25-jähriges Jubiläum im Jahr 2011 besprochen und die ersten Planungen vorgestellt.
Beide Aktiventreffen waren mit 12 Personen gut besucht.
Das Dezember-Aktiven-Treffen ist traditionell als Termin für den Dank an die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen für Ihre
geleistete Arbeit bestimmt. An diesem Termin kochten die hauptamtlichen MitarbeiterInnen für die ehrenamtlichen
MitarbeiterInnen. Der Abend bot wieder die Möglichkeit, sich bei kulinarischen Genüssen in gemütlicher Atmosphäre
über den Verlauf des Jahres auszutauschen. Hierbei ist von Vorteil, dass das gesamte Team hobbykochmäßige und
darüber hinaus gehende Fähigkeiten vorzuweisen hat.
6.2. Schulung und Fortbildungen für ehrenamtliche MitarbeiterInnen
Anfang des Jahres hat eine Ehrenamtlerschulung für zukünftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kooperation mit
den AIDS-Hilfen Bochum, Essen und Oberhausen stattgefunden. Die Schulung bestand aus sieben Abendterminen
und zwei Ganztagesveranstaltungen, die mit folgenden Themen und Zeitrahmen konzipiert waren:
Termin Zeitrahmen Inhalt
Mo 11.01.2010 19.00 – 21.30 Uhr Grundlagenwissen Teil 1
Mo 18.01.2010 19.00 – 21.30 Uhr Grundlagenwissen Teil 2
Mo 25.01.2010 19.00 – 21.30 Uhr MSM Lebenswelten, männliche
Prostitution
Mo 01.02.2010 19.00 – 21.30 Uhr Positiv Sein – Was heißt das? –
AIDS verändert sein Gesicht
Mo 08.02.2010 19.00 – 21.30 Uhr Sexuell übertragbare Krankheiten
Sa 20.02.2010 10.00 – 18.00 Uhr Kommunikation und Wahrnehmung
So 21.02.2010 10.00 – 18.00 Uhr Liebe, Sexualität und Partnerschaft
Mo 01.03.2010 19.00 – 21.30 Uhr Frauen und AIDS / weibliche
Prostitution
Mo 08.03.2010 19.00 – 21.30 Uhr Illegalisierte Drogen, Knast und
Substitution
Im Vergleich zum Vorjahr wurde den Bereichen „Schwules“ und „Frauen“ mit den entsprechenden Prostitutionsangeboten
wieder jeweils eine komplette Schulungseinheit eingeräumt, da sich gezeigt hatte, dass die Themen für einen
gemeinsamen Block zu umfangreich waren.
Von unserer AIDS-Hilfe waren drei TeilnehmerInnen vertreten und wir gratulieren zu erfolgreich durchlaufener Schulung
Sandra Kohlhase, Anette Fiering und Thomas Hammer. Insgesamt hatte die Schulung 12 TeilnehmerInnen, wobei
die meisten von der AIDS-Hilfe Oberhausen stammten. In der Nachbetrachtung wurde von den durchführenden
AIDS-Hilfen festgestellt, dass es sich um eine sehr stabile Gruppe handelte und die TeilnehmerInnen mit großem
Interesse bei der Sache waren. Obwohl die AIDS-Hilfe Essen keine Teilnehmerin oder Teilnehmer hatte, will sie sich
weiter personell und konzeptionell an der Neuenschulung beteiligen und es wurde eine neue Schulung beginnend
ab Januar 2011 geplant.
Von unserem Ehrenamtlerkoordinator wurden Mappen für die zukünftigen EhrenamtlerInnen mit Wegbeschreibungen
zu den einzelnen AIDS-Hilfen und Evaluationsbögen zu den Schulungseinheiten zusammengestellt. Die Anwesenheit
wurde von ihm nachgehalten, da die TeilnehmerInnen, die an 80 vH der Schulung teilgenommen hatten, am
Ende ein Zertifikat erhielten. Dieses wurde auch von unserer AIDS-Hilfe erstellt und am letzten Abend bei Erfüllung
der vorgenannten Kriterien den TeilnehmerInnen überreicht. Des Weiteren wurden vom Ehrenamtlerkoordinator die
Evaluationsbögen ausgewertet.
Von den neun Schulungseinheiten war bei acht mindestens ein Referent unserer AIDS-Hilfe tätig.
6. 3 Externe Fortbildungen
Weiterhin besteht in unserer Einrichtung ein Fortbildungsetat für ehrenamtliche und hauptamtliche MitarbeiterInnen.
Nicht nur im eigentlichen HIV/AIDS-Bereich, sondern auch bei anderen sexuell übertragbaren Krankheiten und in der
Sozialgesetzgebung ergeben sich immer schneller Veränderungen. Fortwährende Weiterbildungen garantieren somit
eine kompetente und aktuelle Beratung.
In Kooperation mit der AIDS-Hilfe Oberhausen führten wir je ein Fachgespräch in Oberhausen und Duisburg durch
(näheres im Kapitel Öffentlichkeitsarbeit).
6.4 Ehrung von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen
Wie im Geschäftsbericht schon erwähnt, wurden im Berichtsjahr Tom Schachten von der AIDS-Hilfe NRW mit dem
Ehrenamtspreis „Merk-würdig“ und Christa Lemm vom paritätischen Wohlfahrtsband geehrt.
6. 5 Sonstiges
Im September wurde von einigen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen ein Grillfest veranstaltet. Hier kam es zum geselligen
Austausch der ehrenamtlichen Mitarbeiter untereinander.
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Verwaltung
7. Bericht der Verwaltung
Finanzbuchhaltung
Doppelte Buchführung, Kontierung, Monats- / Jahresabschluss, Erstellung der jährlichen Einnahme-Überschuss-
Rechnung und Mitarbeit bei der Erstellung des jährlichen Haushaltsplanes der AIDS-Hilfe, Erstellung von Quartalsübersichten,
Kontoführung, Beleg- und Rechnungsprüfung, ordnungsgemäße Belegablage, allgemeiner Finanzverkehr,
Korrespondenz
Kasse
Verwaltung von Bargeld (Einnahmen und Ausgaben), Ausstellen von Quittungen, Belegprüfung, Kassenbuchführung,
Monatsabschluss, Kassenabstimmung
Personalwesen
Personalführung: Lohn-/Gehaltskarten, Fehlkarten (für Urlaub, Sondertage, Krankheitstage) Lohnsteuerkarten, Versicherungsnachweis,
Lohn-/Gehaltsabrechnung;
Krankenkassen: An-/Abmeldungen, Beitragsrechnung zur Sozialversicherung (Kranken-/ Renten-/
Arbeitslosenversicherung);
Finanzamt: monatliche Lohnsteueranmeldung und Abführung der Lohn- und Kirchensteuer;
EDV-Gehalts-Service: Prüfung der Abrechnungs-Journale, Kostenverteilung, Meldungen und Beiträge an die Berufsgenossenschaft,
Fahrt- und Reisekostenabrechnungen;
Personalmittel: Anträge an Bund, Land NRW und Kommunen, Zuwendungsbescheide, Verwendungsnachweise, Verwaltungsarbeiten
im Bereich Zivildienst (Personalaktenführung, Soldabrechnung);
Arbeitszeitnachweis: monatliche Ausrechnung der Soll-/Ist-/Überstunden für Mitarbeitende;
Bußgeldauflagen
vom Land-/Amtsgericht zugunsten der AIDS-Hilfe; Kontrolle der Bußgeld- bzw. Bußgeldratenzahlungen, Verwendungsnachweise
der Bußgelder gegenüber dem Gericht, Korrespondenz
Vereinsmitglieder
Kontoführung über gezahlte Vereinsbeiträge, Mahnungen bei Nichtzahlung, Zuordnung neuer Mitglieder, Nummernvergabe,
Mitgliedschaftsbestätigungen
Spenden
Vor- und Nachbereitung der rechtlichen und organisatorischen Spendenformalitäten (z. Bsp. bei Veranstaltungen und
Straßensammlungen; Sammelerlaubnis; Einnahmemeldungen), Dankschreiben und Ausstellung von Spendenbescheinigungen,
Akquise von Spenden allgemein und zweckgebundenen Spenden (z. Bsp. Positivenfreizeit)
Terminsachen
Einhaltung von Terminen bei Korrespondenz und Zahlungen, z. Bsp. Mitgliedsbeiträge der AIDS-Hilfe an diverse Organisationen
und Vereine, Versicherungen, Kfz-Steuer, Lohnsteuer, Krankenkassenbeiträge, Lohn- und Gehaltsüberweisungen,
Verwendungsnachweise, Mieten
Schreibarbeiten
allgemeine Korrespondenz, Protokolle. Konzepte, Statistik, etc...
Zusätzliche Bürotätigkeit
Einkauf von Büromaterial, Inventarbeschaffung, Spritzen, Tupfer, Kondome, Schleifen, telefonische Beratungsgespräche,
Überbrückung von Wartezeiten bei Klienten und bei Krisenintervention, Vorbereitung für die Jahreshauptversammlung
der Vereinsmitglieder
Wochenendvergabe Methadon
Organisation der Wochenendvergabe, am Freitag bzw. vor Feiertagen Erstellen der Listen mit den Klienten für die
Methadonvergabe in der AIDS-Hilfe. Annahme des Methadons von den Apotheken und Aufteilung nach den Vergabeterminen.
Abgabe der Kassetten mit dem Methadon bei der Kriminalpolizei.
Sonstiges
Teilnahme an Teamsitzungen (wöchentlich), Supervision (monatlich), Fortbildungsseminare für den Bereich Personalwesen,
Telefondienst, Spritzentauschprogramm
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Presse Anhang
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