ahdukw-jb2011.pdf
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Der Vorstand der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. stellt sich vor:
seit
1997
Rolf Ringeler
Vorstandsvorsitzender
seit
2005
Rainer Wille
stellvertretender
Vorsitzender
seit
2003
Peter Külpmann
Kassenwart
seit
2005
Silke Stützel
erste Beisitzerin
seit
2011
Thomas Hilgers
zweiter Beisitzer
2
Das Team der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. stellt sich vor:
seit
8.1997
Dietmar Heyde
Youthwork
Prävention in der
Allgemeinbevölkerung
Öffentlichkeitsarbeit
Geschäftsführung
seit
11.2000
Rüdiger Wächter
Begleitung von Menschen
mit HIV und
AIDS
Herzenslust Koordinator
seit
4.1998
Ralf Runniger
Begleitung von Menschen
mit HIV und
AIDS
seit
9.2003
Werner Garbe
Verwaltung und
Organisation
Prävention für Menschen
in Haft
Koordination Beratung
Drogen
Ehrenamtlerkoordination
Beratung
seit
11.2009
bis
11.2011
Petra Kurek
Begleitung von Menschen
mit HIV und
AIDS
Frauen
Migration
XXelle Koordinatorin
seit
10.2
000
Uwe Altenschmidt
Teamleitung
Herzenslust
seit
4.20
11
Sandra Kohlhase
Sozialpädagogin (BA)
im Anerkennungsjahr
Youthwork u.a.
Raphael Diaz Fernandez
seit
10.2010
bis
8.2011
Zivildienstleistender
3
Geschäftsbericht
1. Geschäftsbericht
Das Berichtsjahr 2011 stand ganz im Zeichen eines
besonderen Jubiläums:
25 Jahre AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel
e.V. – oder:
25 Jahre „AIDS-Hilfe Stadt, Land, Fluss“ –
so wird unsere Einrichtung inzwischen nicht selten
- auch dank unserer unermüdlichen Hinweise
auf unser Zuständigkeitsgebiet – auf Verbandsebenen
benannt. Damit ist tatsächlich ein bundesweites
Alleinstellungsmerkmal verbunden, sind wir
doch dem Namen nach die einzige AIDS-Hilfe, die
sowohl für eine Großstadt als auch für einen Flächenkreis
zuständig ist. Das vermittelt in der Tat
interessante, weil in Teilen sehr unterschiedliche
Eindrücke. Ja - es gibt in einigen Bereichen ein
Stadt-Land-Gefälle (z.B. hinsichtlich der Akzeptanz
von und Offenheit gegenüber gleichgeschlechtlichen
Lebensweisen) und Ja - der große Fluss
„Rhein“ teilt die Region in verschiedentlich unterschiedliche
„Mentalitätszonen“. Das macht die
Arbeit durchaus reizvoll und nicht selten geradezu
amüsant, es erfordert aber auch eine besondere
Flexibilität hinsichtlich der Anpassung jeweils ziel
gruppenorientierter Präventionsstrategien, was
angesichts der Vielfalt an Themen und Zielpersonen
und –gruppen eh schon ein Qualitätsmerkmal,
aber auch ein positiver Reizfaktor unserer
Arbeit ist.
25 Jahre strukturelle Prävention von A – Z
Mit einer –für die Größe und die Einwohnerzahl
der Region- vergleichsweise kleinen Mannschaft
von ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter/innen
halten wir im Kontext der (sexuellen) Gesundheitsförderung
im wahrsten Sinne Angebote
von A – Z vor. Vom Einsatz für die Akzeptanz
von Lebensweisen und besonders für die von HIV
und AIDS betroffenen oder bedrohten Menschen
bis hin zur Zielgruppenspezifischen AIDS- und STI
-Prävention reicht das Spektrum unserer Tätigkeitsfelder.
In der vorangestellten Abbildung findet
sich ein ausgewähltes Spektrum an zentralen
Begrifflichkeiten für unsere Arbeit – bei weitem
nicht vollständig. In der Sammlungsphase sind wir
auf über 150 Begriffe gestoßen und haben tatsächlich
jeden Buchstaben des Alphabetes belegen
können (mehr zum Jubiläum, s. 4.2.1.).
6
30 Jahre Beschäftigung mit dem Phänomen
HIV / AIDS
30 Jahre nach den ersten öffentlichen Erwähnungen
von HIV/AIDS vom Juni 1981 ist die öffentliche
Diskussion leiser geworden – und das ist gut
so! Denn wir erinnern uns nur ungern an die Panik
und Hysterie der 80er, die für einen offenen
Umgang mit dem Thema für Menschen mit HIV
und AIDS nicht gerade förderlich war. Seitdem ist
vieles erreicht – vieles besser geworden. Nicht
zuletzt die therapeutischen Optionen, die im Spiegel
der Medizingeschichte in einem geradezu rekordverdächtigen
Tempo erreicht wurden. Die
Intensität der Forschung auf dem Gebiet der HIV-
Therapie sucht sicher ihres gleichen bei anderen
Krankheitsbildern. Wir sind auf dem Wege zu einer
„normalen“, chronischen Erkrankung und unter
der Bedingung, dass Menschen mit HIV Zugang
zu den hoch wirksamen Kombinationstherapien
haben, können diese eine annähernd
„normale“ Lebenserwartung erzielen. Insofern
könnten wir eigentlich recht zufrieden sein und
die Erinnerung ruhen lassen, wäre da nicht das
ebenso einzigartige andere Gesicht dieser
„Krankheit“, das die Gesellschaft befällt und immer
noch zu Verunsicherung, Angst, Gleichgültigkeit
oder gar zu Diskriminierung und Ausgrenzung
führen kann.
„Zu sehr ist die HIV-Infektion (immer noch) mit
der Vorstellung verknüpft, dass der oder die Infizierte
andere Menschen gefährdet. Und obwohl
eine Übertragung des Virus durch alltäglichen
Kontakt nicht möglich ist, haben viele Menschen
auch nach 30 Jahren vor HIV noch große Angst –
mit der Folge, dass Ausgrenzung nach wie vor
zum Alltag von HIV-Positiven gehört. Daran etwas
zu ändern, sehen wir als eine unserer wichtigsten
Aufgaben.“ (DAH-Jahrbuch 2010/2011,
Berlin, 09/2011, S. 5)
Und das Jahr 2011 lieferte uns dazu beste Argumentationshilfen.
30 Jahre nach der `Entdeckung´,
25 Jahre nach Gründung der AIDS-Hilfe Duisburg
/ Kreis Wesel, 15 Jahre nach Vancouver
(Präsentation der Protease-Inhibitoren), 3 Jahre
nach EKAF (Positionspapier der Eidgenössischen
Kommission für Aidsfragen) war die Vorstellung
der großen Interventionsstudie mit dem schönen
Namen HPTN 052 (Cohen MS, Chen YC,
McCauley M, Gamble T., Hosseinipour MC et al.:
Prevention of HIV-1 Infection with early Antiretroviral
Therapy. NEJM 2011) auf der Internationalen
AIDS-Konferenz in Rom im Juli 2011 ein
weiterer wichtiger Meilenstein in der (Präventions
-) Geschichte von HIV / AIDS.
HIV-Therapie schützt vor Infektionen.
Mit der HPTN 052-Studie liegen nunmehr repräsentative
(1763 serodiskordante Paare über im
Median 1,7 Jahre beobachtet), beweisende Daten
vor, wonach die Infektionswahrscheinlichkeit der
Sexualpartner von frühzeitig behandelten HIV-
Positiven um mindestens 96% (!) reduziert werden
kann. Damit ist die sogenannte
„Viruslastmethode“ –auf individueller Ebene unter
den nach EKAF bekannten Bedingungen- „auf
höchstem Evidenzniveau bewiesen“ (DAH, HIVreport
05/2011, S. 3ff).
Damit liegt die Viruslastmethode noch über der
„Sicherheitsrate“ von safer sex mit Kondomen.
Oder etwas provokanter formuliert: Sex mit einer/m
ungetesteten Partner/in ist riskanter als mit
der/dem (monogamen!) HIV-positivenPartner/in
unter stabiler ART.
„Die Erkenntnis, dass HIV-Positive unter funktionierender
Therapie praktisch nicht mehr infektiös
sind, ist kaum zu unterschätzen. Sie kann in erheblichem
Maß Ängste vor Menschen mit HIV reduzieren
– und damit Ausgrenzung entgegenwirken.
Auch Paare, bei denen ein Partner HIVpositiv
ist, erfahren eine enorme Erleichterung:
Viele haben nun endlich ohne Angst miteinander
Sex – wenn sie wollen auch ohne Kondom. Und
gegebenenfalls können sie auch auf natürlichem
Wege Kinder zeugen und gebären.
Mit anderen Worten: Die Safer-Sex-Regeln müssen
nach drei Jahrzehnten umgeschrieben werden.
Auch kondomloser Sex ist geschützter Sex, wenn
die genannten Bedingungen erfüllt sind.
Dieser Durchbruch überfordert heute allerdings
noch viele Menschen.“ (Bis hierher – und noch
weiter!, Jahrbuch 2010/2011, Deutsche AIDS-
Hilfe, Berlin,09/2011, S. 4f)
Dennoch: HIV/AIDS-Prävention bleibt Herausforderung
und bleibt unverzichtbar, weil eine
HIV-Infektion weiterhin ein lebensbedrohendes
und auf vielen Ebenen einschneidendes und die
Lebensqualität einschränkendes Ereignis bleibt.
7
Geschäftsbericht
Und weil – auch das darf erwähnt werden - Prävention
erheblich preiswerter ist als nach wie vor
sehr teure Therapie. Sie darf allerdings die gewonnen
Erkenntnisse nicht außer acht lassen,
wenn sie seriös und differenziert sein/bleiben soll.
Wir betrachten es als die Kernaufgabe der Präventions-
und Öffentlichkeitsarbeit von AIDS-
Hilfe als Selbsthilfe-, Interessen- und Fachverband,
die Bevölkerung und auch die Beteiligten im Gesundheitswesen
seriös, differenziert und bestmöglich
über die aktuellen Entwicklungen im Kontext
von (sexueller) Gesundheitsförderung zu informieren.
Diese Aufgabe wird allerdings immer schwerer,
denn die Materie wird mit zunehmenden Erkenntnisgewinnen
zum Virus, seinen Infektionswegen,
zum Immunsystem und zu den Therapieoptionen
immer komplexer und in bestimmten Szenen
oder/und Settings ist das Spektrum der Präventionsbotschaften
mittlerweile eindeutig weiter und
differenzierter zu gestalten als es die hinlänglichen
Safer Sex-Botschaften bisher hergeben.
Die strukturelle HIV-Prävention wird immer
komplexer. Die Präventionsbotschaften sind immer
mehr zu differenzieren und zum Teil zu individualisieren.
Die Erkenntnis, dass HIV-
Medikamente genauso gut vor einer HIV-
Übertragung schützen können wie Kondome ist ja
geradezu revolutionär, aber dennoch nicht in der
breiteren Öffentlichkeit angekommen.
Inwieweit diese Erkenntnisse auch offensiv in die
Allgemeinbevölkerung getragen werden sollten,
bleibt weiterhin umstritten, denn sie bergen
durchaus das Risiko, die Präventionserfolge zu
gefährden. Die antiretrovirale Therapie als Instrument
im Köcher der Primärprävention ist aber
eindeutig als Zugewinn zu betrachten (s.o.).
Unverändert gilt, dass der Ansatz der strukturellen
Prävention richtig und wichtig ist. Und dazu
gehören eben nicht zuletzt auch die Verhältnisse,
in denen Menschen mit oder ohne HIV positiv
zusammen leben können. Aus unserer Sicht wird
es daher Zeit für einen grundlegenden gesellschafts-
und gesundheitspolitischen Paradigmenwechsel
– eine konsequente Ausrichtung auf einen
salutogenetischen Ansatz. Hier ist nicht zuletzt
der Gesetzgeber gefordert. Die ehemalige
8
Staatssekretärin und Drogenbeauftragte der Bundesregierung,
Frau Marion Caspers-Merk, hat diese
Forderung prägnant formuliert und untermauert:
„Prävention und Gesundheitsförderung müssen
dringend zu einer vollwertigen Säule unseres Gesundheitssystems
ausgebaut werden – gleichberechtigt
neben der Behandlung von Krankheiten
(… Kuration …) sowie der Rehabilitation und
Pflege.“ (in: Gesundheit braucht Initiative, Verbandsschrift
des PARITÄTISCHEN 01/2011, S. 6).
Das Verhältnis bei der Finanzierung zwischen Kuration
(Pathogenetische Ausrichtung) und Prävention/Gesundheitsförderung
weist allerdings ein
krasses Gefälle aus. „Pro Jahr und Versichertem
wenden die Krankenkassen durchschnittlich ca.
3.000 Euro für die medizinische Behandlung auf.
Für Prävention und Gesundheitsförderung sind es
nicht einmal fünf Euro“, so Caspers-Merk (ebd.).
Und bei der genaueren Analyse, wen diese Ausgaben
erreichen, ist zu konstatieren, dass Zielgruppen,
die es besonders nötig hätten, dabei kaum
erreicht werden. Bei – höchst sinnvollen - Angeboten
wie Yoga, Rückenschulen, Fitness oder
Walking sind berufstätige Männer, alleinerziehende,
ökonomisch schwache Frauen, Suchtbelastete,
Menschen mit anderen Formen sozialer Benachteiligung,
solche mit Migrationshintergrund oder
gar Menschen ohne Papiere eher selten vertreten,
beim Infektionsgeschehen dagegen eher häufig.
Das hat zur Folge, dass Angebote deutlicher
„lebensweltbezogen“ ausgerichtet werden müssten
– oder, wie wir es von Beginn an formulieren:
zielgruppenspezifisch, niedrigschwellig, akzeptanzorientiert,
aufsuchend, etc.
Und dass Prävention wirkt, haben die Inzidenzzahlen
des Berichtsjahres eindrucksvoll untermauert.
Früher als wir es gehofft haben, ist aufgrund
verbesserter epidemiologischer Berechnungsverfahren
schon seit den letzten vier Jahren ein
Rückgang der Neudiagnosen zu verzeichnen (s.
RKI-Epidemiologisches Bulletin 11/2011; Schätzung
der Neuinfektionen für 2011: ca. 2700).
In Duisburg liegt die Inzidenzrate für 2011 bei
2,86 pro 100.000 Einwohnern = acht Neudiagnosen
(Stand vom 01.11.2011; Vgl. 2010: 0,81), wobei
u. E. aber auch ein verschlechtertes und recht
hochschwelliges Testangebot zu berücksichtigen
ist; im Kreis Wesel liegt die Inzidenz realistisch
geschätzt bei 2,08 (Stand 01.11.11 (entspricht etwa
9 Fällen im Berichtsjahr; Vgl. 2010: 1,14); also
in beiden Regionen auf einem niedrigen, aber im
Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegenen Niveau.
In dieser Rubrik der Neudiagnosen ist zu berücksichtigen,
dass es sich um Erstmanifestationen und
nicht zwingend um Neuinfektionen aus dem Erhebungsjahr
handelt. Zu berücksichtigen ist weiterhin
eine nicht zu beziffernde Quote von Menschen,
die sich –z.T. aus Anonymitätsgründen- an
anderen Orten testen lassen.
Im Zuge dieser noch relativ jungen Errungenschaften
muss die Förderung der Testbereitschaft
ein immer stärkeres Anliegen der Präventionsarbeit
werden.
Dies spiegelt sich in der Fachwelt vielfach wieder,
so auch im Aktionsplan gegen HIV und AIDS der
Europäischen Kommission für die Jahre 2009 –
2013 und so auch bei einem deutschen Expertenworkshop
zur HIV-Testung, der im Oktober 2009
auf Einladung des Gemeinsamen Wissenschaftlichen
Beirates des BMG und der Deutschen AIDS-
Gesellschaft (DAIG) stattfand und dessen Ergebnisse
wir an dieser Stelle noch einmal im Überblick
wiederholen wollen, weil sie unsere Haltung
und Arbeitsansätze sehr gut wiedergeben:
„1. Ein allgemeines HIV-Screening in medizinischen
Einrichtungen in Deutschland ist angesichts
der vergleichsweise niedrigen HIV-Prävalenz in
der Gesamtbevölkerung weder sinnvoll noch
wünschenswert.
2. Eine gezielte Vermehrung von Angeboten zur
freiwilligen Testung auf HIV verknüpft mit einer
qualifizierten Beratung ist erwünscht und notwendig.
Die Durchführung der HIV-Testung ist dabei
kein eigenständiges Ziel, sondern Teil einer HIV/
AIDS Gesamtstrategie, die auch präventive, gesundheitsfördernde
und kurative Maßnahmen einschließt.
(…) Anonyme und kostenlose Testangebote
können die Akzeptanz eines Testangebotes
erhöhen. (…) Zielgruppenspezifische Testermutigung
und möglichst niedrigschwellige Testangebote
sollen gestärkt und weiter ausgebaut werden.
(…) Insbesondere muss sichergestellt sein, dass
alle Personen, bei denen eine HIV-Infektion diagnostiziert
wird, einen ausreichenden Zugang zum
medizinischen Versorgungssystem in Deutschland
erhalten – auch Personen ohne gesicherten Aufenthaltsstatus
und Krankenversicherungsschutz
sowie Inhaftierte. Dies erfordert unter anderem
eine engere Zusammenarbeit zwischen dem medizinischen
Versorgungssystem, dem öffentlichen
Gesundheitsdienst und Nichtregierungsorganisationen.
HIV-Testung muss grundsätzlich freiwillig und mit
informiertem Einverständnis der Getesteten erfolgen.
Die Testung muss begleitet sein von einer
den konkreten Umständen angepassten Beratung
vor dem Test und einer ausführlichen Beratung
zum Testergebnis nach dem Test. (…) Zur Testberatung
gehört auch, die Notwendigkeit wiederholter
Testung bei Fortbestehen von Infektionsrisiken
anzusprechen. Etwa die Hälfte der neu mit
HIV diagnostizierten Personen in Deutschland hat
sich vor der HIV-Diagnose bereits mindestens
einmal mit negativem Ergebnis auf HIV testen lassen.
3. Möglichkeiten ärztlich initiierter Testung sollten
stärker als bisher genutzt werden. Dies erfordert
folgende Maßnahmen und Strukturen:
- Anlässlich der Untersuchung auf andere sexuell
übertragbare Erkrankungen sollte die Frage eines
HIV-Testes regelmäßiger als bisher üblich angesprochen
werden.
– Niedrigschwellige STI-Test- und Beratungsangebote
sollten ausgebaut werden und ihr Angebot
sollte sich vor allem an besonders betroffene
Gruppen richten, für die Zugangsbarrieren zum
regulären Versorgungssystem bestehen (…)
4. Diskriminierung und soziale Ausgrenzung von
HIV-Infizierten wirken sich demotivierend auf die
HIV Testbereitschaft von gefährdeten Personen
und Personengruppen aus.
Zwar ist beim Abbau von Diskriminierung HIV-
Infizierter in Deutschland schon viel erreicht worden,
weitere Anstrengungen sind aber notwendig.
Sowohl innerhalb betroffener Bevölkerungsgruppen
als auch im medizinischen Versorgungssystem,
beim Kontakt mit Behörden, am Arbeitsplatz
und im sozialen Umfeld erfahren auch heute noch
in Deutschland viele HIV-Infizierte bei der Offenlegung
ihrer Infektion Diskriminierung und Ausgrenzung.“
(Dr. U. Marcus u. Dr. O. Hamuda, Späte HIV-
9
Geschäftsbericht
Diagnose und später Behandlungsbeginn in
Deutschland, in HIV&more, 4/2009, S.62)
Auch wenn in Deutschland eine vergleichsweise
günstige Situation erreicht werden konnte, dürfen
wir in unserer Arbeit nicht nachlassen, müssen
die etablierten Strukturen erhalten werden, um
die Erfolgsgeschichte weiter zu schreiben, um
nicht zuletzt auch die wirtschaftlichen Einspareffekte
von preiswerter und wirksamer Prävention
gegenüber nach wie vor teurer Therapie zu halten.
„Besonderes Augenmerk muss dabei auch auf
Menschen gerichtet werden, die aufgrund sozialer,
kultureller und persönlicher Faktoren ihre Gesundheit
nicht ausreichend schützen können.
HIV/AIDS-Prävention muss deshalb zukünftig
stärker mit Maßnahmen der Gesundheitsförderung
verknüpft werden“ (Entwurf
Landeskonzept „Weiterentwicklung der HIV/
AIDS-Prävention in Nordrhein-Westfalen“, Juli
2011, S. 3)
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. –
Fachstelle für sexuelle Gesundheitsförderung -
mit ihrem traditionellen Auftrag der zielgruppenspezifischen
Prävention arbeitet schon immer
nach diesem Grundsatz.
Der Ansatz der strukturellen Präventionsarbeit
im Kontext von Gesundheitsförderung
hat sich hier eindeutig bewährt. Angesichts
der epidemiologischen Daten in Deutschland erweist
sich die zielgruppenspezifische Präventionsarbeit
als immer bedeutungsvoller. Präventionsmittel
und –maßnahmen müssen demzufolge
dort zur Verfügung stehen, wo sie besonders benötigt
werden – z.B. in Bereichen von
(Beschaffungs-) Prostitution (s. 5.4.) oder bei der
Versorgung von Suchterkrankten (s. 5.2.) und
eindeutig im Bereich von homo- und bisexuellen
Männern, insbesondere in besonderen MSM-
Netzwerken, die bisher nur unzureichend erreicht
wurden (s. 5.1.). Eine weitere sehr wichtige
Zielgruppe stellen Menschen in Haft dar, wo
wir leider immer noch höhere Infektionsgefährdungspotentiale
(besonders bzgl. der Hepatitiden
B und C, aber durchaus auch bezogen auf HIV)
konstatieren, die im Wesentlichen in den hygienisch
höchst bedenklichen (Drogen-) Konsumbedingungen
begründet sind (s. 5.3.).
„Unverzichtbar ist dabei nach wie vor die Primärprävention
für Kinder und Jugendliche. Wichtig
ist, HIV/AIDS-Prävention als Teil von Gesundheitsförderung
und Sexualaufklärung zu verstehen
und Jugendliche frühzeitig zu Beginn ihrer sexuellen
Aktivität zu erreichen“ (Entwurf zum Landeskonzept
„Weiterentwicklung der HIV/AIDS-
Prävention in Nordrhein-Westfalen“, Juli 2011, S.
3; s. auch 5.6.).
Ein vielfach betonter und wichtiger Faktor für den
bisherigen Erfolg ist das gelungene und gelingende
Zusammenwirken von Bund, Ländern und
Kommunen sowie von Öffentlichem Gesundheitsdienst
und verschiedenen nichtstaatlichen
Trägerstrukturen wie den AIDS-Hilfen und
die abgestimmten Aufgabenverteilungen – so auch
im Kreis Wesel und in der Stadt Duisburg. Wir
möchten an dieser Stelle betonen, dass wir diese
synergetische Strategie in unserer Zusammenarbeit
im Wesentlichen umgesetzt sehen und dass
wir es für wichtig erachten, dass die partnerschaftliche
und partizipative Kooperation erhalten
und günstigenfalls gestärkt wird („Gemeinsam gegen
AIDS“).
Dies alles erfordert natürlich personelle und
materielle Ressourcen, verbunden mit zeitlichen
Perspektiven. Nur so können einerseits
nachhaltige Effekte erzielt werden und andererseits
flexible Anpassungsprozesse an epidemiologische
und soziodemographische Entwicklungen
insbesondere in der Vor-Ort-Arbeit erfolgen. Vor
allem auch, weil die Erfordernisse für Netzwerkarbeit
stetig anwachsen, diese allerdings nur dann
auch effektiv wirken können, wenn hier personelle
Kontinuität gewährleistet werden kann.
Nun ist dies nicht zum Nulltarif zu bekommen.
Angesichts der bekannten Haushaltssituationen
der meisten NRW-Kommunen, so auch bei
„unseren“ kommunalen Partnern, stehen die Beteiligten
vor großen Herausforderungen. Die seit
einigen Jahren gedeckelten Landes- und kommunalen
Fördermittel führen dazu, dass die Schere
zwischen öffentlicher Förderung und Haushaltsbedarfen
immer weiter auseinander driftet und darüber
allein schon die Aufrechterhaltung unseres
Angebotsspektrums immer schwieriger wird. Zu
betonen ist, dass ein ganz überwiegender Teil dieser
Angebote kommunale Pflichtaufgaben abdeckt.
Auskunft über das Leistungsspektrum unserer
10
strukturellen Präventionsarbeit geben etwa unsere
Controlling-Daten für das Berichtsjahr im Anhang.
Selbst bei stabiler öffentlicher Förderung wächst
der Eigenmittelanteil alleine durch tarifrechtliche
Steigerungen im Personalkostenetat sowie natürlich
steigender Sachkostenausgaben
(Mehrwertsteuer, technische Ausstattung durch
z.B. online-taugliche Medien, Fahrtkosten, vom
Land geforderte, aber nicht refinanzierte Qualitätsmanagementmaßnahmen,
Nebenkosten für
den Gebäudeunterhalt, Personalbeschaffungs- und
Fortbildungskosten und vieles mehr).
Im Berichtsjahr hatten wir zwar eine stabile öffentliche
Förderung (auf gedeckeltem Niveau, s.o.)
zugesagt bekommen, stießen aber im dritten und
vierten Quartal dennoch an Liquiditätsgrenzen,
weil kommunalisierte Landesmittel und kommunale
Ergänzungsfinanzierung durch und über die
Stadt Duisburg nicht zur Auszahlung kamen, weil
dort erhebliche Probleme mit dem neuen kommunalen
Finanzierungsmanagement und vor allem
mit der Steuerungssoftware SAP sowie dem dafür
nötigen Know-how vorlagen. Wir können nur
hoffen, dass dies im kommenden Jahr besser läuft
und wir von weitergehenden Kürzungen verschont
bleiben. Gerade angesichts der geschilderten
Zusammenhänge brauchen wir unbedingt eine
möglichst stabile Planungssicherheit.
Vor dem Hintergrund der verbesserten Behandlungsoptionen
und der gestiegenen Lebenserwartung
steigt auch die Zahl unserer Begleitungsverhältnisse
kontinuierlich an. Das geht leider nicht
unbedingt mit adäquat wachsender Lebensqualität
oder gar schrumpfenden sozialrechtlichen oder
psychosozialen Problemlagen unserer Klienten
einher. Im Gegenteil wächst leider auch die Zahl
derjenigen Klient/innen, die aufgrund vielfältiger
lebenspraktischer Problemlagen eine besonders
hohe Begleitungs- und Betreuungsintensität benötigen.
Hier stoßen wir zunehmend an Kapazitätsgrenzen
und werden uns in naher Zukunft intensiver
mit Formen ambulant betreuten Wohnens
beschäftigen müssen.
Um einen einigermaßen ausgeglichenen Haushalt
hinzubekommen, benötigen wir im Durchschnitt
etwa 50.000 Euro p.a. aus nicht-öffentlichen Drittmitteln,
das sind zwischen 15 und 20 % des Haushaltsvolumens.
Betriebswirtschaftlich betrachtet
generiert jeder aus öffentlichen Mitteln eingesetzte
Euro wiederum 15 – 20 Cent aus Drittmitteln.
Eigentlich doch eine richtig gute Investition.
Und dabei ist der „Gegenwert“ von ca. 4000
Stunden ehrenamtlicher (honorarfreier, aber
nicht kostenfreier!) Arbeit per anno (entspricht
ca. 3 Vollzeitäquivalenten!) nicht eingerechnet.
Die Erhaltung unseres Angebotsspektrums sowie
die stete Weiterentwicklung dessen ist in erster
Linie nur deshalb noch möglich, weil wir trotz immer
wiederkehrender Konfrontation mit Kürzungsszenarien
ein immer noch hochmotiviertes
ehren- und hauptamtliches Team haben.
Aber das alleine würde nicht reichen: ohne Spenden-
und Sponsoring durch verschiedene
zivilgesellschaftliche Gruppierungen und
Einzelpersonen wäre die Aufrechterhaltung des
Angebots- und Leistungsspektrums überhaupt
nicht denkbar.
Der vorliegende Jahresbericht wird über eine
Vielfalt von derartigem Engagement Auskunft geben.
Da halten wir es gerne mit Erich Kästner und
wollen über gutes Tun reden (s. 4.).
Eine der wichtigsten Pfunde und Ressourcen für
die Aufrechterhaltung unserer Angebotspalette
sind und bleiben unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen,
denen einmal mehr ein riesiges
„Danke schön!“ gilt.
Angefangen beim Vorstand über nahezu alle anderen
Arbeitsfelder können wir hier auf eine sehr
stabile „Mannschaft“ bauen. Allerdings gibt es leider
auch nur wenig Andrang von neuen Interessent/innen.
Daher möchten wir Sie, verehrte Leserinnen
und Leser, bitten, potentiell interessierte
Menschen auf uns aufmerksam zu machen, denn:
AIDS-Hilfe-Arbeit ist spannend, kann intensiv und
unter Umständen belastend sein, aber auch dankbar
und für die eigene Persönlichkeitsentwicklung
gewinnbringend. Das gilt nach wie vor auch für
die ehrenamtliche Mitarbeit auf allen Ebenen.
Und: sie wird wahrgenommen.
So sind wir recht stolz, dass auch in diesem Jahr
erneut zwei langjährig aktiv-ehrenamtliche Mitarbeiter/innen
ausgezeichnet wurden:
11
Geschäftsbericht
Andrea Täufer (11 Jahre Telefonberatung, einige
Jahre Begleitung der HCV-Selbsthilfe) und Edgar
Böhme (über 15 Jahre Youthwork und Öffentlichkeitsarbeit)
erhielten am 09. Mai 2011 die silberne
Ehrennadel des PARITÄTISCHEN Landesverbandes
NRW und jeweils sehr schöne und individuelle
Würdigungen (s. Pressespiegel).
Vorstandes hat davon viele Jahre stabil und erfolgreich
mitgestaltet.
So war es gewiss auch
nicht verwunderlich,
dass auf der Jahreshauptversammlung
am 06.06.12 vier der
fünf Amtierenden in
„Rekordzeit“ wiedergewählt
wurden. Für
den ausscheidenden
Karl-Heinz Lemke
wurde mit Thomas
Hilgers mal wieder ein
Vertreter des Kreisgebietes
hinzu gewählt.
Thomas Hilgers
Andrea Täufer (li.) bei der Ehrennadelüberreichung
des PARITÄTISCHEN
25 Jahre AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
heißt auch 25 Jahre ehrenamtliche Vorstandsarbeit.
Der Kern des im Berichtsjahr amtierenden
Nach den anstrengenden aber sehr schönen Jubiläumsaktivitäten
stellte das Berichtsjahr 2011 den
alten und neuen Vorstand vor neue, schwierige
Herausforderungen und Entscheidungen.
Zum einen haben schwerere und langfristigere
Krankheitsphasen sowohl im Vorstand als auch im
hauptamtlichen Team große Teile des Jahres
(mit-) geprägt und für erhebliche zusätzliche Be-
12
Der „Jubiläumsvorstand“: v. li. n. re.: Karl-Heinz Lemke, Rainer Wille, Rolf Ringeler, Silke Stützel, Peter
Külpmann
lastung der „Gesunden“ geführt – und das in einem
Jahr mit ohnehin besonders hoher Betriebstemperatur.
Aber unver(ge)hofft kommt in der
AIDS-Hilfe oft. Und dass diese teilweise über
mehrere Jahre andauernde (und vor allem im Bereich
der psychosozialen Begleitungsarbeit wachsende
-, vgl. o.) Intensität der Arbeit auch einmal
Spuren hinterlassen würde, damit war im Grunde
zu rechnen.
So fehlten uns zwei Hauptamtliche über das Berichtsjahr
verteilt gleich über viele Wochen. Im
Falle unserer geschätzten Kollegin, Petra Kurek,
führten die gesundheitlichen Belastungen sogar
zum Ausscheiden aus der AIDS-Hilfe, was wir alle
sehr bedauert haben. Wir bedanken uns an dieser
Stelle für die sehr gute Arbeit für die AIDS-Hilfe
Duisburg / Kreis Wesel und wünschen ihr für den
weiteren Werdegang alles erdenklich Gute.
An dieser Stelle hat sich wieder einmal der Mut
von Vorstand und Geschäftsführung ausgezahlt,
dass man sich ohne klare Refinanzierung gemeinsam
für die hauptamtliche Übernahme unserer
ehemaligen Praktikantin und Honorarkraft, Sandra
Kohlhase, im wesentlichen für die Arbeitsbereiche
„Youthwork“ und „Öffentlichkeitsarbeit“ im Rahmen
eines Tarifvertrages für Praktikantinnen im
öffentlichen Dienst (TVPÖD – analog dem ehemaligen
Anerkennungsjahr für Diplom-
Sozialarbeiter/-pädagogen) entschieden hatte.
Was anders geplant war und vom April bis Ende
Juli auch bestens funktioniert hatte, musste zwar
schon wieder beendet werden, aber somit konnte
die Stelle der sehr wichtigen „Frauenarbeit“ fast
nahtlos von Frau Kohlhase übernommen werden
– ein Segen.
Im August des Berichtsjahres musste eine weitere
„Ära“ beendet werden. Mit Raphael Diaz-
Fernandez ging der letzte „ZIVI“ von Bord –
und zwar ein besonderer zur besonderen Zeit,
denn unter anderem verdanken wir ihm und seinem
IT-Geschick die ungewöhnlichen Lay-out-
Qualitäten nicht nur beim letztjährigen Jahresbericht,
sondern auch einiger weiterer Jubiläums-
Medien. Nun standen wir fortan ohne Zivi da und
merkten rasch, wie sehr uns die Unterstützung
dieser Kraft fehlen würde und vor allem wie sehr
uns die Zivis bei vielen Arbeiten des täglichen Geschäftes
entlastet haben. Dies können (und sollten)
FSJler oder BFDler nicht leisten. Aber hier
gab es auch keine Anfragen im Berichtszeitraum.
So mussten wir etwa die Reinigung der Räumlichkeiten
fortan einkaufen.
Dass wir trotz der zum Teil sehr widrigen Umstände
unsere angestammten Arbeitsbereiche und
–angebote in gewohnter Form und Qualität fast
durchgehend vorhalten und an der ein oder anderen
Stelle sogar verstärken konnten, darüber legt
der vorliegende Jahresbericht (und die Controlling-Daten
im Anhang) Zeugnis ab.
So ist etwa von einem wichtigen Primärpräventionsbereich,
der Duisburger Substitutionsregelung,
welches nicht unbedingt zum Kernbereich
zählt, erfreuliches zu berichten. Diese Regelung
ist nicht nur für die Klient/innen von hohem
gesundheitlichen und psychosozialen Nutzen ist,
sondern auch für die AIDS-Hilfe ein finanzieller
Segen. Hier gilt den Ärzten Dr. Hander, Herrn
Harzem und Dr. El Khaled und seit diesem Jahr
auch Dr. Sondag und Dr. Paul sowie unseren begleitenden
Ehrenamtler/innen ein ganz großes
Dankeschön! (s. 5.2.2.).
Trotz krankheitsbedingter Ausfälle im Bereich der
Präventions-, Beratungs- und Begleitungsarbeit in
den Justizvollzugsanstalten im vierten Quartal,
ist die Anstaltsleitung mit der Arbeit von Rüdiger
Wächter offensichtlich so zufrieden, dass wir bereits
zum Jahresende den Vertrag für das Jahr
2012 unterzeichnen konnten, worüber auch Fördermittel
des Justizministeriums NRW abgerufen
werden können. Indiz für die hohe Wertschätzung
unserer Arbeit in diesem Bereich ist die Einladung
von Rüdiger Wächter zur Expertenanhörung
im Rechtsausschuss des Landtags NRW im
Juni zum Thema der Umschlusserklärungen (s.
5.3).
Anlass zur Hoffnung, im Bereich der Drogenarbeit
demnächst in Duisburg wieder eine JES
(Junkies, Ehemalige und Substituierte) Selbsthilfegruppe
entstehen zu sehen, bot sich im Berichtsjahr
in Folge der intensiven Streetworkarbeit
durch Ralf Runniger, der sich inzwischen als fester
und gern gesehener Ansprechpartner der zu erreichenden
Gruppe drogengebrauchender Duisburger/innen
etabliert hat. Ein ganz wichtiges Angebot,
welches leider nicht durch den Suchthilfeverbund
oder andere Träger (mit-) begleitet wird.
13
Geschäftsbericht
Umso mehr ist es unser erklärtes Ziel, im Sinne
eines partizipativen Ansatzes, Selbsthilfestrukturen
anzuschieben und so gut es geht zu fördern.
gelernt, aber auch das hat bisher keinerlei Wirkung
erzielt. Wir sind hier weiterhin für jede Unterstützung
äußerst dankbar.
Trotz des Personalwechsels und der längeren
Krankheitsphasen im Arbeitsfeld unserer Frauenarbeit,
sind wir froh und ein wenig stolz, dass
es gelingen konnte, die Frauengruppe innerhalb
der AIDS-Hilfe zu etablieren (ein besonderes
Dankeschön gilt hier auch den äußerst engagierten
Ehrenamtlerinnen Annette F. und Bettina
K. !) und darüber hinaus auch die Öffentlichkeitsarbeit
der NRW-Kommunikationskampagne
XXelle zu bereichern (u.a. mit einem tollen Filmfeature)
(s. 5.4.). Petra Kurek und Sandra Kohlhase
haben hier richtig gute und wichtige Arbeit geleistet.
Zudem waren und sind wir hier auf dem
Sektor der (Beschaffungs-) Prostitution angesichts
erheblicher Zuwanderung im Praktischen und
Konzeptionellen zunehmend gefordert.
Im Arbeitsbereich der Prävention bei Männern,
die Sex mit Männern haben, gab es nicht zuletzt
durch die erfolgreiche Fortführung unseres
„Leuchtturmprojektes“ Beratung und Test auf
einem Autobahnrastplatzes, durch reichlich
„Bewegung“ bei den organisierten schwullesbischen
Parties in Duisburg und Moers und insbesondere
durch die federführende Organisation
des diesjährigen schwul-lesbischen Sommerfestes
in Duisburg ebenfalls wieder viel „Action“ für die
Abteilung Herzenslust (Rüdiger Wächter, Uwe
Altenschmidt und „ihre“ ehrenamtlichen Mitstreiter)
– und auch hier viel Anerkennung für das Geleistete
(s. 5.1.).
Ein wichtiges Ziel der AIDS-Hilfe konnte leider
auch in diesem Berichtsjahr nicht erreicht werden,
nämlich mit unserem Duisburger
„headquarter“ endlich in barrierefreiere
Räumlichkeiten umzuziehen, was angesichts der
Entwicklungen beim Krankheitsbild immer wichtiger
wird. Nach dem Auszug der Drogenberatung
der Diakonie aus den Parterreräumen im Hause
Friedenstr. 100, haben wir dem objektverwaltenden
Immobilienmanagement Duisburg (IMD) unser
Interesse und unsere Erfordernisse monatlich
signalisiert, aber leider kein ernsthaftes Aufgreifen
von dieser Seite erfahren dürfen. So stehen die
Räumlichkeiten nunmehr seit Dezember 2009 (!)
leer. Wir haben zwar in der Zwischenzeit viele
„Kümmerer“ aus Politik und Verwaltung kennen
Dennoch sind wir auch das Jahr 2011 betreffend
insgesamt zufrieden über den politischen Rückhalt
für unsere Arbeit – und zwar auf allen föderalen
Ebenen. Das haben uns insbesondere die
vielen wertschätzenden Worte und Taten im Rahmen
unserer Jubiläumsaktivitäten einmal mehr
gezeigt (s. 4.2.1.). Ausdruck dafür ist beispielsweise
die Jubiläumsfestschrift, von der noch ein paar
Exemplare in der Duisburger Geschäftsstelle erhältlich
sind.
Natürlich haben wir uns im Berichtsjahr auch intensiv
mit uns selbst beschäftigt und nicht nur wegen
des Jubiläums. Der fortlaufende Organisationsentwicklungsprozess
konnte im Berichtsjahr
allerdings kaum vorangetrieben werden, weil
natürlich die Jubiläumsaktivitäten Kapazitäten banden,
aber vor allem, weil –wie schon angesprochen-
sowohl im Vorstand als auch im Team längere,
zum Teil ernsthafte Krankheitsphasen dies
nicht zuließen. Darüber hinaus mussten sehr
schwierige Entscheidungsprozesse im zweiten
Halbjahr bewältigt werden, die erstmalig zu Dissonanzen
zwischen Vorstand und Geschäftsführung
geführt haben, deren Bearbeitung sicherlich
noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. 25
Jahre Vereinsgeschichte kann nicht ohne Krisenzeiten
ablaufen. Da wir solche allerdings bisher
immer wieder bewältigen konnten, gehen wir
auch diesmal mit Zuversicht in das nächste Jahr.
Wir können allerdings mit gewissem Stolz behaupten,
dass das operative Geschäft darunter
nur minimal gelitten hat, was insbesondere für die
professionelle Grundhaltung der Mitarbeiterinnen
spricht. So konnte etwa auch das umfängliche
Veranstaltungsprogramm zum Welt-AIDS-Tag
trotz reduzierter Ressourcen insgesamt hervorragend
umgesetzt werden (s. 4.4.).
Zivilgesellschaftliches Engagement ist immer
noch und nicht nur vor dem Hintergrund rückläufiger
öffentlicher Förderung immer mehr gefragt.
Diesbezüglich können wir einmal mehr auf ein
Jahr mit wirklich großartiger Unterstützung zurückblicken
(s. 4.). Insbesondere im Zusammenhang
mit dem diesjährigen Welt-AIDS-Tags-
14
Geschehen erlebten wir viel Engagement von verschiedensten
Gruppen und Einzelpersonen. Stellvertretend
verweisen wir hier schon mal auf die
„bärenstarken“ Initiativen des Centermanagements
des FORUM Duisburg, was zu einem hervorragend
angenommenen dritten großen Aktionstag
am 01.12.10 geführt hat.
weil wahrlich nicht zu erwartendes Ergebnis.
Die Ausstellung „HIV-positiv – und mitten im Leben!“ – ein Highlight Welt-AIDS-Tages im FORUM
Es gibt nicht nur „bad banks“ wie wir wissen. Es
gibt auch hier viel zivilgesellschaftliches Engagement.
Wir bedanken uns bei den Sparkassen aus
unserer Region, der Sparda-Bank West und insbesondere
beim GudsO-Team der Targobank Duisburg,
die einmal mehr eine unglaublich kreative
Soli-Bären-Verkaufsaktion durchgeführt haben
und gewissermaßen unser Platin-Vertriebs-
Partner für die beliebten „AIDS-Teddies“ sind.
Mehr Geschichten von Menschen und Gruppen
über deren gutes Tun wir reden wollen finden
sich im Kapitel 4.
Diese und weitere Aktivitäten haben neben einer
erneut sehr umsichtigen Haushaltsführung erheblich
dazu beigetragen, dass wir das Haushaltsjahr
2011 voraussichtlich mit einem sehr überschaubaren
Defizit abschließen können – ein sehr gutes,
DANKE!
Abschließend möchten wir uns natürlich an dieser
Stelle bei all jenen treuen Freund/innen und Förderern,
Zuwendungsgebern und Sympathisant/
innen sowie bei den Vertreter/innen aus Politik,
Verwaltungen und Gesundheitsämtern, medizinischen
und Beratungseinrichtungen, Schulen und
sonstigen Kooperationspartnern und unseren
Dachverbänden, dem „Paritätischen“, der Deutschen
AIDS-Hilfe und der AIDS-Hilfe NRW für
ihre Wertschätzungen, unterstützenden Aktionen
und guten Wünsche im Berichtsjahr aufs Herzlichste
bedanken.
15
Beratung
2. Beratung
2.1 Einleitung
Die Beratung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis
Wesel e.V. wurde wie in den vorangegangenen
Jahren als ein Hauptschwerpunkt unserer Arbeit
durchgeführt.
Neben den im vergangenen Jahresbericht erläuterten
Ausdifferenzierungen bezüglich der Einschätzung
von Übertragungswegen bei HIV rückte
das Angebot der Testverfahren (Antikörper-
Suchtest, p24-Kombinationstest sowie der Nukleinsäure-Nachweis
[PCR]) in den Focus der Berater.
Die Frage, ab wann ein Test aussagekräftig
ist, wurde von vielen Ratsuchenden gestellt. Häufig
waren die Aussagen von Ärzten und die Informationen
im Internet der Anlass dafür. Demnach
sei der HIV-Test schon vor den sonst üblichen 12
Wochen aussagekräftig. Dies trifft jedoch nur für
eine Bestätigung einer HIV-Infektion zu. Es gilt
weiterhin das diagnostische Fenster von 12 Wochen,
wenn der Testling wissen möchte, ob er
HIV-negativ ist. Siehe hierzu: „HIV- und STI-Tests,
Informationen und Standards“, Deutsche AIDS-
Hilfe e.V., www.aidshilfe.de, 3. Auflage.
Erfreulicher Weise wurde im Mai des vergangenen
Jahres unsere ehrenamtliche Mitarbeiterin,
Frau Andrea Täufer, für ihr jahrelanges Engagement
in der abendlichen Telefonberatung mit der
silbernen Ehrennadel des Paritätischen geehrt.
Wir freuen uns sehr über diese Anerkennung und
bedanken uns für die jahrelange Arbeit (s. 1.).
2.2 Die Angebote der AIDS-Hilfe im Sektor
Beratung
Unsere Beratungsangebote konnten von den Ratsuchenden
wie folgt genutzt werden:
1. persönliche Beratung in den Einrichtungen;
2. telefonische Beratung durch HauptamtlerInnen
während der Öffnungszeiten in Duisburg und
Wesel;
telefonische und E-Mail Beratung durch die ehrenamtlichen
Telefonberater in der Zeit von 19.00-
21.00 Uhr am Montag in Duisburg.
2.2.1 Persönliche Beratung
Während der Öffnungszeiten sowie nach telefonischer
Absprache auch außerhalb der Öffnungszeiten,
konnten Ratsuchende sich persönlich durch
hauptamtliche MitarbeiterInnen in unseren Büros
in Duisburg und Wesel beraten lassen. Bei diesen
Beratungsgesprächen wurde auf eine ruhige und
entspannte Atmosphäre geachtet. Bei Bedarf
konnten Ratsuchende, die anonym bleiben wollten,
sich auch Termine außerhalb der Öffnungszeiten
und dem damit verbundenen Publikumsverkehr
geben lassen. Bei Beratungen von Personen,
die kürzlich ihr HIV-positives Testergebnis erhalten
haben, wurde im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe
immer das Angebot unterbreitet, mit einem
HIV-Positiven zu sprechen, der schon länger mit
der Infektion lebt. Dieses Angebot wurde häufig
in Anspruch genommen.
Generell wurde die persönliche Beratung immer
weniger von Ratsuchenden in Anspruch genommen.
Als mögliche Begründung sind hier die anonymen
Möglichkeiten durch das world wide web
(www) zu nennen (z.B. durch die Onlineberatung
der Deutschen AIDS-Hilfe www.aidshilfeberatung.de
oder für schwule und bisexuelle Männer
bei www.gayromeo.com der healthsupport).
Immer mehr Menschen nutzen das www, und haben
gelernt, sich dort zu informieren und diesem
neuen Medium zu vertrauen. Gleichzeitig ist aber
auch festzustellen, dass für nicht wenige das Surfen
im Internet aufgrund unterschiedlichster Informationen
und schwerer Einschätzbarkeit von Seriösität
der Informationen eher zur Verwirrung führen
kann. Für diejenigen ist dann insbesondere die
qualifizierte telefonische Beratung sehr wichtig.
2.2.2 Telefonische Beratung
Auch in diesem Jahr blieb die Zahl der Telefonberatungen
während der Öffnungszeiten sehr hoch.
Die Ratsuchenden wurden nach eingehender Erörterung
der Risikosituationen aufgeklärt. Falls
erwünscht, wurden die Ratsuchenden zwecks HIV
-Antikörper-Test an das örtliche Gesundheitsamt
verwiesen.
Unsere Beratungsnummern sind für Duisburg:
16
0203-19411 und für Wesel 0281-19411. Die Rufnummern
wurden in den örtlichen Zeitungen unter
der Rubrik Beratung beworben. Regelmäßig
wurde die Bewerbung kontrolliert, da die Rubrik
von vielen Vereinen genutzt wird und die Einstellung
der Rufnummer kostenlos ist.
Die Beratungsnummern wurden durch Beantragung
bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation
und Post anonymisiert. Dadurch werden
bei einem Anruf über diese Rufnummer die
Nummern der Ratsuchenden unterdrückt und bei
dem Ratsuchenden erscheint die Beratungsnummer
nicht in der detaillierten Telefonrechnung.
2.2.3 Die Bundesweite Telefonberatung
Nach der Beendigung der Testphase beteiligt sich
nun die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
kontinuierlich an der bundesweiten Beratungshotline
der Deutschen AIDS-Hilfe e.V.
An 62 Stunden pro Woche können sich so Ratsuchende
mit ihren Fragen rund um HIV/AIDS telefonisch
an die Berater der AIDS-Hilfen wenden.
Die Hotline ist erreichbar in den Zeiten: Montags
bis Freitags von 9.00-21.00 Uhr und am Sonntag
von 12.00-14.00 Uhr.
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e. V. beteiligt
sich als eine von bundesweit 28 Einrichtungen
an diesem nunmehr fest etablierten Angebot.
Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. bedienen
Ratsuchende aus dem ganzen Bundesgebiet am
Montagabend von 19.00-21.00 Uhr und am Donnerstag
von 11.00-14.00 Uhr. Die regionalen Angebote
bleiben im vollen Umfang bestehen. So
können sich Menschen telefonisch, persönlich und
per E-Mail zu den gewohnten Zeiten an die MitarbeiterInnen
der AIDS-Hilfe wenden. Das überregionale
Angebot wird zusätzlich zu dem bestehenden
Angebot hinzugefügt.
Die Telefonberatung spielt bei der Aufklärung zu
HIV nach wie vor eine große Rolle. Sie ist das Medium
zur Beantwortung persönlicher Fragen und
zur Abklärung eines individuellen HIV-
Übertragungsrisikos. Mit der neuen Rufnummer
werden bestehende Angebote unter einer bun-
17
Beratung
desweiten Nummer zusammengeführt und damit
die Erreichbarkeit für Ratsuchende weiter verbessert.
Durch die Intensivierung der Weiterbildung
und die Einrichtung eines Online-Portals für BeraterInnen
wird die Qualität der Beratung langfristig
gesichert.
Um die Wichtigkeit der bundesweiten Telefonberatung
aufzuzeigen, sind hier die Zahlen der Beratungskontakte
(Monitorings) bei der AIDS-Hilfe
Duisburg / Kreis Wesel und die Art der Anfragen
für das Jahr 2011 aufgelistet:
372 Monitorings mit den gewählten Parametern
gefunden.
Gesprächsdauer Prozent Anzahl
Bis 5 Minuten 51,9 % 193
5 bis 15 Minuten 39,5 % 147
15 bis 30 Minuten 8,6 % 32
Länger als 30 Minuten 0 % 0
Gesamt 372
Beratungsanlass Prozent Anzahl
Drogengebrauch 0 % 0
Familie und soziales Umfeld 0 % 0
Hepatitis 1,1 % 4
HIV-Ansteckungsrisiken 69,6 % 259
HIV-Test 16,7 % 62
Leben mit einer HIV-Infektion 4,3 % 16
Migration 0 % 0
Partnerschaft 0,3 % 1
Prostitution 0,5 % 2
Schutz vor HIV 0,5 % 2
Schwangerschaft 0 % 0
Seelische Probleme 1,1 % 4
Sexualität 0 % 0
Sexuell übertragbare Krankheiten (STD) 1,6 % 6
Sofortmaßnahmen nach Risikokontakt (PEP) 1,3 % 5
Sonstige Fragen 2,7 % 10
Soziale und rechtliche Fragen 0,3 % 1
Gesamt 372
Geschlecht Prozent Anzahl
Männlich 78,6 % 290
Weiblich 21,4 % 79
Transidentisch 0 % 0
Gesamt 369
18
Sexuelle Orientierung Prozent Anzahl
Heterosexuell 66,1 % 244
Homosexuell 16,5 % 61
Bisexuell 1,6 % 6
Unbekannt 15,7 % 58
Gesamt 369
HIV-Status Prozent Anzahl
Negativ 57,1 % 209
Positiv 5,5 % 20
unbekannt 37,4 % 137
Gesamt 366
geschätztes Alter Prozent Anzahl
bis 20 3,5 % 13
20 bis 29 35,8 % 132
30 bis 39 43,9 % 162
40 bis 49 11,7 % 43
50 und älter 2,4 % 9
Nicht einzuschätzen 2,7 % 10
Gesamt 369
19
Beratung
Anrufer/in kann diesen Gruppen zugeordnet werden
mit Informationsbedarf (Übertragungswege, Adressen)
Prozent
Anzahl
61,7 % 279
Freier 13,3 % 60
Aids-ängstlich oder Aids-phobisch 0 % 0
Aids-ängstlich 18,4 % 83
Aids-phobisch 2,9 % 13
Sexanrufer/in 0 % 0
Mensch in akuter Krise 2,9 % 13
Angehörige/r 0,7 % 3
Multiplikator/in 0,2 % 1
Gesamt 452
Themen der Beratung Prozent Anzahl
HIV-Ansteckungsrisiken & Schutz vor HIV 45 % 283
HIV-Ansteckungsrisiken 0 % 0
HIV-Test 28 % 176
Schutz vor HIV 0 % 0
Leben mit HIV 5,4 % 34
Sofortmaßnahmen nach Risikokontakt (PEP) 2,4 % 15
Hepatitis 1,4 % 9
(andere) sexuell übertragbare Krankheiten 3,2 % 20
Prostitution 1,3 % 8
Drogengebrauch 0 % 0
Soziale und rechtliche Fragen 1,7 % 11
Schwangerschaft 0,5 % 3
Sexualität 1,6 % 10
Partnerschaft 2,4 % 15
Familie und soziales Umfeld 1,3 % 8
Seelische Probleme 3,3 % 21
Migration 0,2 % 1
Sonstige Fragen 2,4 % 15
Gesamt 629
Verweise Prozent Anzahl
Aidshilfen-Intern 12,9 % 49
HIV-Teststellen 24,1 % 92
Arzt/Ärztin, Therapeut/Therapeutin 11 % 42
Kriseneinrichtung 0,3 % 1
Andere Beratungsstellen 1,6 % 6
Kein Verweis 50,1 % 191
Gesamt 381
20
Antahl der Personen
Durch die Anonymität der Beratung bedingt, können
die o. a. Daten nur als richtungweisende Orientierung
dienen. Trotzdem kann hier auf wichtige
Aspekte im Konkreten hingewiesen werden:
Beratungsanlass:
259
Beratungsanlass
62
16
25
HIV-Ansteckungsrisiken
HIV-Test
Leben mit einer HIV-
Infektion
Andere
180
160
140
120
100
80
60
40
20
0
bis 20
13
20 bis 29
geschätztes Alter
132
30 bis 39
162
40 bis 49
Nach der Gruppe der 30-39 Jährigen ist die an
zweiter Stelle angeführte Gruppe die der 20-29
Jährigen.
43
50 und älter
9 13
Nicht einzuschätzen
Weiterhin ist die Frage nach HIV-
Ansteckungsrisiken der häufigste Anlass, warum
sich Menschen an uns wenden (gefolgt von Fragen
zum HIV-Test).
Geschlecht:
Geschlecht
Dauer der Beratung:
22%
Dauer der Telefonberatungen
Männlich
Weiblich
32
78%
Bis 5 Minuten
147
193
5 bis 15 Minuten
15 bis 30 Minuten
Mit 78% ist der Anteil der männlichen Ratsuchenden
eindeutig höher.
Sexuelle Orientierung:
Anhand dieser Daten wird ersichtlich, dass unsere
Berater selten länger als 15 Minuten mit einem
Ratsuchenden sprechen.
Dies ist insofern ein Parameter für eine qualitativ
hochwertige Beratung, da als Faustregel gilt, dass
meistens nach ca. 15 Minuten alle wesentlichen
Informationen ausgetauscht wurden und das Risiko
von Wiederholungen getroffener Aussagen
stark zunimmt.
Sexuelle Orientierung
2% 16% Heterosexuell
Homosexuell
16%
Bisexuell
66%
Unbekannt
Geschätztes Alter:
Hier ist am stärksten der Anteil der Menschen
21
Beratung
mit einer heterosexuellen Orientierung vertreten.
Verbindet man die jeweiligen Daten miteinander
(hier die Daten von geschätztem Alter, Geschlecht
und sexueller Orientierung) kann tendenziell
festgehalten werden, dass sich am ehesten
heterosexuelle 20-39 jährige Männer an uns
wenden.
Dies ist insofern relevant, da nach vorliegender
Datenlage Männer bezüglich präventiver Gesundheitsaspekte
im Gegensatz zu Frauen im Gesundheitssektor
stark unterrepräsentiert sind (siehe
hierzu „Erster Deutscher Männergesundheitsbericht,
Deutsche Gesellschaft für Mann und Gesundheit
e.V., Herausgeber: Prof. Dr. med. Lothar
Weißbach, www.stiftung-maennergesundheit.de).
Da die Beratungskontakte unter der 19411 im
Rahmen der Büro-Besetzung nicht detailliert erfasst
werden, nehmen wir die o.a. Monitorings als
Tendenz, die wir durchaus auf alle Kontakte übernehmen
können.
2.2.4 Die Telefonberatervernetzung im
Ruhrgebiet:
Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. ist mit
anderen Kooperationspartnern aus dem Ruhrgebiet
in einer Telefonberatervernetzung zusammengeschlossen.
Ziel dieser Vernetzung war es,
die Beratung zu HIV-AIDS an jedem Wochentag
abends im Ruhrgebiet anzubieten. Bei den Treffen
in der Ruhrgebietsvernetzung 2010 war ein
Hauptthema die Sinnhaftigkeit der Vernetzung, da
durch die bundesweite Beratungsvernetzung möglicherweise
eine Doppelstruktur entstanden wäre
(da durch dieses neue Angebot täglich Abends
und auch am Wochenende die Beratung sichergestellt
ist und durch die bundesweite Vernetzung
ebenfalls die Qualitätssicherung und Fortbildung
der BeraterInnen erfolgt). Bei dem Austausch der
bundesweiten Telefonberater (an dem der hauptamtliche
Mitarbeiter der AIDS-Hilfe im Jahr 2011
aus o.a. Grund an dem Treffen in Berlin teilnahm)
konnte dieser Punkt angesprochen werden. Erfreulicherweise
wurde entschieden, dass die
Ruhrgebietsvernetzung einen Sonderstatus bekommt.
So kann die Ruhrgebietsvernetzung Repräsentanten
zu den bundesweiten Treffen senden
(Vertraglich ist jede Einrichtung verpflichtet, regelmäßig
an den Treffen in Berlin teilzunehmen).
22
Die Informationsweitergabe an die Ruhrgebiets -
AIDS-Hilfen erfolgt dann bei den 2 mal im Jahr
durchgeführten Treffen in der Ruhrgebietsvernetzung.
Dadurch wird die zeitliche Belastung für die
haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen extrem
reduziert.
Ein weiterer Schwerpunkt bei den Vernetzungstreffen
ist weiterhin die Fortbildung der BeraterInnen.
So hat der zuständige Mitarbeit der der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. 2011 bei
einem der Treffen der Berater im Ruhrgebiet ein
Referat zu dem Themenfeld Hepatitiden gehalten.
2.2.5 E-Mail Beratung
Die E-Mail Beratung in der AIDS-Hilfe wurde weiterhin
angeboten. Die E-Mailberatung ist unter
der folgenden Adresse zu erreichen:
www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de.
Um die gängigsten Fragen im Voraus zu klären,
wurden auf unserer Homepage die acht häufigsten
gestellten Fragen (FAQ) eingestellt. Der Ratsuchende
konnte beim Anklicken einer Frage gleich
die Antwort lesen. Durch dieses Beratungsangebot
konnten viele Ratsuchende ohne dass sie an
uns eine E-Mail schreiben mussten, bedient werden.
Detailliertere Fragen konnten dann per E-
Mail an uns gesendet werden. Bei diesen E-Mails
wurde im Betreff automatisch „E-Mailberatung“
eingegeben, sodass die E-Mails nicht von den Mitarbeitern
gelesen wurden, sondern direkt an die
Telefon/E-Mail Beraterin weitergeleitet werden
konnten.
Die E-Mailberatung wird hauptsächlich am Montagabend
in der Zeit der Telefonberatung durch
die ehrenamtlichen Mitarbeiter bedient und die E-
Mails in dieser Zeit beantwortet.
Bei dringenden E-Mails wurden diese von den
hauptamtlichen MitarbeiterInnen während der
Öffnungszeiten beantwortet.
Folgende vorgefertigten Fragen wurden im Internet
angeboten:
Insgesamt wurde die E-Mailberatung im Jahr 2011
wenig genutzt. Die schon bei Punkt 2.2.1 beschriebenen
Erklärungen sind sicherlich auch hierfür
maßgeblich.
2.3 Danksagung
Leider mussten wir Ende 2011 von unserer ehrenamtlichen
Mitarbeiterin Frau Andrea Täufer
aufgrund persönlicher Gründe Abschied nehmen.
Wir danken ihr daher besonders an dieser Stelle
für ihr Engagement. Dank ihres Einsatzes konnte
die Beratung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis
Wesel e.V. in diesem bemerkenswerten Umfang
vorgehalten werden.
Telefonberatung trotz des Verlustes von Frau
Täufer aufrecht erhalten und begrüßen (und bedanken
uns in diesem Zusammenhang) recht
herzlich Herrn Hilgers in unserem kleinen, aber
feinen Team!
Erfreulicher Weise konnten wir durch einen Zuwachs
unseres ehrenamtlichen Beraterteams die
23
Begleitung
3. Begleitung
Unsere Einrichtung begleitet weiterhin HIV-
Infizierte / an AIDS-Erkrankte, die aus den unterschiedlichsten
Bevölkerungsgruppen mit verschiedenen
sozialen Hintergründen stammen. So begleiten
wir auch die HIV-positiven Menschen in
der JVA Duisburg-Hamborn mit ihren Zweiganstalten
Duisburg-Innenstadt und Dinslaken (siehe
Kapitel 5.3).
Die einzelnen Begleitungsfälle befinden sich in
unterschiedlichen Lebens- und Behandlungssituationen.
Einige Begleitete nehmen keine Medikamente,
weil sie nach den Leitlinien noch keine
Medikamente benötigen, sich bewusst dagegen
entschieden haben oder derzeit nicht dazu in der
Lage sind. Die Gründe für die Ablehnung der Medikamente
sind vielfältig. Es kann die Folge von
gravierenden Ereignissen sein (z. Bsp. Tod eines
nahen Angehörigen), die dann zunächst bearbeitet
werden müssen und der eigene Lebenswille wieder
gestärkt werden muss. Ein Grund ist auch die
Angst vor den Nebenwirkungen und evtl. einhergehenden
körperlichen Veränderungen, und die
lebenslange Einnahme von Medikamenten oder
aber auch Verdrängung der Infektion. Bei anderen
Begleiteten sind aber auch finanzielle Gründe der
Anlass für das Weglassen der Antiretroviralen
Therapie. Zwar sind die Zuzahlungen zu den Medikamenten
prozentual beschränkt (1vH bzw. 2
vH vom Bruttoeinkommen), es kann allerdings
doch zu Geldknappheit kommen wenn für einen
Arztbesuch mit anschließender Medikamentenverordnung
40 – 50 € auf einen Schlag anfallen. Hinzu
kommt, dass ein Teil der Medikamente von den
Patienten selbst bezahlt werden muß (nicht erstattungsfähig)
und somit sich die Zuzahlung erhöht.
Hier versuchen wir die Begleiteten zu unterstützen,
indem wir mit unserem Positivenfonds die
Zuzahlung am Anfang des Jahres übernehmen, damit
diese die Befreiuungskarte erhalten und somit
lückenlos ihre Arztbesuche wahrnehmen und ihre
HIV-Medikamente einnehmen können. Dies erfolgt
entweder über eine außergewöhnliche oder
rückzahlbare Zuwendung, je nach Einschätzung
der Lebenssituation
darin, dass ein großer Teil der Infizierten mit den
Medikamenten gut klar kommt. Während aufgrund
der Vielzahl der Medikamente die akuten
Nebenwirkungen weniger werden, treten häufiger
Langzeitnebenwirkungen auf wie zum Beispiel im
Herz-Kreislaufbereich. Hier gilt es andere Risiken
wie Rauchen oder ungesunde Ernährung zu minimieren.
Des Weiteren werden unsere Begleiteten
auch älter und es gilt, sie für bestimmte Vorsorgeuntersuchungen
zu sensibilisieren und altersbedingte
Erkrankungen mit in den Fokus zu nehmen.
Ein weiteres Themenfeld unserer Beratung von
Begleiteten liegt in der Koinfektion mit Hepatitis
C. Einige von Ihnen haben neben ihrer HIV-
Infektion zusätzlich noch einen Hepatitis C-
Infektion. Da es derzeit neue Behandlungsmöglichkeiten
gibt, gilt es für uns, uns hier das Wissen
zu verschaffen, um die Begleiteten mit Doppelinfektion
entsprechend informieren zu können.
Viele von unserer langfristig Begleiteten waren
bereits an AIDS erkrankt, sind verrentet und leben
auf dem Niveau des Arbeitslosengeldes II, der
Grundsicherung oder leicht darüber. Hierbei handelt
es sich um Leistungen, die ihrem Ursprung
nach zur Überbrückung einer kurzen Zeit angedacht
waren. Letztendlich verharren diese Begleiteten
nicht selten in einer Lebenssituation, die
Ihnen finanziell keinen Spielraum lässt und wenig
Perspektiven für die Zukunft bietet. Leider hat
hieran auch der monatelange Streit um die Erhöhung
der ALG II-Sätze, die auch das Niveau der
Grundsicherung darstellen, keine grundlegende
Änderung herbeigeführt. Aufgrund der fehlenden
materiellen Ressourcen fehlt es an Lebensqualität,
da die Teilhabe am gesellschaftlichten Leben wie
Ausgehen, Kino und andere Freizeitaktivitäten
einen Faktor für Lebensqualität darstellen kann.
Dadurch kommt es oft zu Vereinsamung und Depressionen,
so dass auch von Einzelnen suizidale
Gedanken geäußert werden, denen es zu begegnen
gilt. Um der Vereinzelung vorzubeugen, haben
wir einige Angebote, die weiter unten beschrieben
sind, auch im Berichtsjahr vorgehalten
bzw. freuen uns, dass Angebote in Selbsthilfe ausgestaltet
werden. Des Weiteren bieten wir Unterstützung
bei sozialrechtlichen und finanziellen
Schwierigkeiten.
HIV entwickelt sich immer mehr in Richtung einer
chronischen Erkrankung. Dieses zeigt sich auch
Teile unserer Begleiteten bringen sich aktiv ein
und gestalten unter anderem die Freizeit für HIV-
24
Positive mit, nimmt an der Kochgruppe teil, die
selbstorganisiert ist und engagiert sich auf landesund
bundesweiter Ebene in Landesarbeitsgemeinschaften
und Netzwerken.
und somit Treffpunkte außerhalb der AIDS-Hilfe
an. Dies kann bei dem Begleiteten zuhause oder
einem neutralen Ort außerhalb von AIDS-Hilfe
und Wohnung sein.
Andere HIV-Infizierte gehen einer geregelten Arbeit
nach und nehmen die AIDS-Hilfe nur punktuell
zu bestimmten Fragen in Anspruch oder besuchen
unser Mittwochs-Café oder von uns durchgeführte
Fortbildungsveranstaltungen.
In einzelnen Fällen von Neudiagnosen gilt es, Krisenintervention
zu gewährleisten und die Situation
zu stabilisieren. Auch in Zeiten von Behandelbarkeit
von HIV gibt es nach einem Testergebnis
unterschiedliche Problematiken zu bearbeiten.
Viele HIV-Infizierte haben das Gefühl, an der Infektion
selbst schuld zu sein und schämen sich. Zu
Beginn ihres Infektionsverarbeitungsprozesses
kann es zu Anpassungsstörungen oder Depressionen
kommen. Auch ist es für HIV-positive Menschen
heute immer noch schwer, sich gegenüber
anderen Menschen und Freunden zu ihrer HIV-
Infektion zu bekennen. Hier bietet die AIDS-Hilfe
Unterstützung durch die psychosoziale Begleitung
der hauptamtlichen Mitarbeiter oder durch Kontakt
mit anderen HIV-Positiven (z. Bsp. in unserer
Positivengruppe oder in Einzelgesprächen mit HIV
-Positiven, die wir vermitteln).
Bei komplexen Begleitungen, die im Zeitumfang
unsere Ressourcen übersteigen, vermitteln wir
Begleitete in Formen ambulant betreuten Wohnens.
Unsere Öffnungszeiten für persönliche Beratung -
montags 11- 14 Uhr, mittwochs 14 – 19 Uhr, freitags
11 – 16 Uhr – haben sich bewährt. In dieser
Zeit haben wir eine offene Sprechstunde und man
kann uns ohne Termin aufsuchen. Selbstverständlich
ist es auch weiterhin möglich, außerhalb der
Öffnungszeiten einen Beratungstermin zu vereinbaren.
Des Weiteren ist unser Büro in Wesel
dienstags von 14 – 17 Uhr und donnerstags von 9
– 12 Uhr besetzt, so dass von montags bis freitags
die Möglichkeit zur persönlichen unterminierten
Beratung besteht.
Neben dem Beratungsangebot in der AIDS-Hilfe
bieten wir in Einzelfällen auch aufsuchende Arbeit
Zur qualitativen Verbesserung der Begleitungsarbeit
nahm ein hauptamtlicher Mitarbeiter aus dem
Begleitungsbereich an den Treffen des auf Landesebene
stattfindenden Arbeitskreises Sozialberatung
teil. Bei diesem Arbeitskreis handelt es sich
um ein wichtiges Fort- und Weiterbildungsangebot,
da hier MitarbeiterInnen aus unterschiedlichen
AIDS-Hilfen zur Reflektion ihrer Arbeit zusammen
treffen. Des Weiteren dient das Treffen
dem Erfahrungsaustausch und es gibt die Möglichkeit
zur Fallbesprechung.
3.1. Einzelbegleitung
Die Einzelbegleitung wird von drei hauptamtlichen
MitarbeiterInnen mit unterschiedlichem Zeitanteil
ihrer Vollzeitstellen neben ihren anderen Aufgabenbereichen
durchgeführt. Im Berichtsjahr war
durch krankheitsbedingte längere Ausfälle von
zwei MitarbeiterInnen die Belastung bei den verbliebenen
Mitarbeitern stark gestiegen, zumal die
Stelleninhaberin für den Frauenbereich im Oktober
gekündigt hatte und im Vorfeld längere
Krankheitsphasen hatte. Hier war zwar mit der
Jahrespraktikantin eine Vertretung geschaffen, die
aber noch großen Einarbeitungsbedarf in der Begleitungsarbeit
aufwies. In der Begleitungsarbeit
bieten wir Beratungen zu Nebenwirkungen der
Medikamente, zu Partnerschaftskonflikten, sozialrechtlichen
und finanziellen Problemen an. Bei
weiter gehenden und komplexeren Problematiken
stellen wir Kontakt zu entsprechenden Beratungsstellen
her (wie zum Beispiel der Schuldnerberatung).
Wie in den Vorjahren gilt es, finanzielle
Engpässe bei der Zuzahlung zu Medikamenten und
der Praxisgebühr zu überbrücken, bis die Zuzahlungsgrenze
erreicht ist und die Befreiungskarte
ausgestellt werden kann. Bei Menschen mit Migrationshintergrund
stellt die Passverlängerung ein
großes finanzielles und logistisches Problem dar,
für die sich keiner zuständig fühlt. Die Gebühren
sind exorbitant hoch und meistens müssen die
Pässe bei der Botschaft persönlich abgeholt werden,
welches wiederum hohe Fahrtkosten verursacht.
Bei finanziellen Problemen halfen wir mit unserem
25
Begleitung
Positivenfond, bei größeren Beträgen stellten wir
Anträge an die Deutsche AIDS-Stiftung, soweit
die Antragshintergründe die Kriterien der Stiftung
erfüllen. Die Bearbeitungszeiten haben sich aufgrund
von Personaleinsparungen bei der Deutschen
AIDS-Stiftung jedoch auf ca. 8 – 10 Wochen
je Antrag ausgeweitet.
Das Berichtsjahr war geprägt von verstärkt aufgetretenen
stationären Aufenthalten von Begleiteten
mit zum Teil lebensbedrohenden Szenarien. So
wurde ein Begleiteter mit akutem Nierenversagen
ins Krankenhaus eingeliefert, ein Betroffener hatte
einen schweren Herzinfarkt, ein weiterer Herzprobleme
mit der Notwendigkeit zur Legung von
Bypässen. Bei den Herzproblemen schlossen sich
Reha- Maßnahmen an. Zwei weitere Begleitete
mussten aufgrund ihrer Krebserkrankung stationär
behandelt werden, einer wegen einer schweren
Gürtelrose wegen nicht eingenommener antiretroviraler
Therapie. Insgesamt waren dreizehn
unserer Begleiteten zum Teil mehrfach in stationärer
Behandlung, welches wir aus den Vorjahren
so nicht mehr kannten. Hier zeigt sich, wie aktuell
das Thema unseres Fachgespräches „Auf dem
Prüfstand: Leber, Herz und Nieren – Aspekte der
allgemeinen Gesundheitsförderung für Menschen
mit HIV und AIDS“ gewählt war, da Krankheiten
dieser Organe vermehrt Probleme bereiten.
Krankenhausaufenthalte bedeuten für uns hohe
zeitliche Aufwände, da wir die Begleiteten im
Krankenhaus aufsuchen und die stationären Aufenthalte
zum großen Teil in Städten außerhalb
Duisburgs stattfinden.
kritisierte die deutschen Ärzte für Ihre Ausgrenzung
von HIV-Infizierten. Zitat: „Es ist erschreckend,
dass Berufsgruppen, die eigentlich eine
entsprechende Ausbildung haben müssten, ein
solches Verhalten an den Tag legen.“ Dies bezog
sich auf ein Gespräch des Ministers mit Experten
und Betroffenen, die berichteten, dass Ärzte sich
oft weigerten, sie zu behandeln.
Letztendlich stellten wir Kontakt zwischen der
Rehaklinik und der AIDS-Hilfe Paderborn her.
Zwei unserer Begleiteten sind im Berichtsjahr
verstorben, zum Teil nach längeren stationären
Aufenthalten.
Insgesamt begleiteten wir 196 Personen einschließlich
der im Knast begleiteten Personen.
Intensive Begleitung bedeutet mindestens 1 Kontakt
pro Woche, welches aber durchaus auch bis
zu tägliche Kontakte beinhalten kann. Intensiv bedeutet
aber auch, einmaliger monatlicher Kontakt
mit anschließendem hohem Regelungsbedarf.
In der Rubrik „Regelmäßig“ erfassen wir Begleitete
mit mindestens einmal monatlichem Kontakt
und „Sporadisch“ einmal jährlichen Beratungskontakt.
Betroffene in
Einzelbegleitung
2011 2010 2009 2008 2007
Intensiv 25 24 24 24 18
Regelmäßig 65 62 55 55 55
Und leider gibt es auch im Jahr 2011 noch Reha-
Einrichtungen, die nicht die Infektionswege einer
HIV-Übertragung kennen und aufgrund dessen
Begleitete diskriminieren: so geschehen in Bad
Driburg. Hier wurde eine Untersuchung eines
HIV-Positiven nicht vorgenommen, da die Ärztin
keine Handschuhe zur Verfügung hatte. Des Weiteren
sollte der Patient nicht am Schwimmen teilnehmen,
um andere Patienten nicht zu gefährden.
In unserer Stellungnahme verwiesen wir auf Daniel
Bahr: Wir können uns da nur den Worten
des Bundesgesundheitsministers Daniel Bahr anlässlich
der Vorstellung der Kampagne zum Welt-
AIDS-Tag am 28.10.2011 anschließen. Herr Bahr
Sporadisch 112 110 115 112 104
Insgesamt 202 196 194 191 177
Betroffene in
ehrenamtl. Begleitung
2011 2010 2009 2008 2007
insgesamt 1 1 1 9 10
Im Berichtsjahr wird weiterhin eine Betroffene
durch einen ehrenamtlichen Mitarbeiter begleitet.
Die übrigen werden durch das hauptamtliche
Team versorgt und halten sich auf stabilem Niveau.
26
3.2. Begleitergruppe
Wie im vorherigen Abschnitt schon erwähnt,
wird derzeit nur noch eine Person ehrenamtlich
begleitet. Einmal im Berichtsjahr trafen sich der
ehrenamtliche Begleiter und die „Ehemaligen“ mit
dem hauptamtlichen Mitarbeiter. Dieses Treffen
diente zum einen zum Austausch und zur Reflektion
über die bestehende Begleitung und zum anderen
zum Informationsaustausch über die AIDS-
Hilfe, da die zwei „Ehemaligen“ nur noch lose
Kontakt zur AIDS-Hilfe haben.
Die Aufgabe der ehrenamtlichen Begleitung bestand
überwiegend darin, als Gesprächspartner –
zum Teil auch in Krisensituationen - zur Verfügung
zu stehen. Dies kann auch zu ungewöhnlichen
Uhrzeiten der Fall sein, wobei der ehrenamtliche
Mitarbeiter für sich entscheiden muss, in
welchem Zeitrahmen er dies zulässt.
Eigentlich halten wir noch die Gruppe „Du darfst,
die Frau, der Mann für kurze Fälle“ vor. Hierüber
sollten zum Beispiel Fahrten zu Ärzten organisiert
werden. Da jedoch viele ehrenamtliche MitarbeiterInnen
berufstätig, andere ohne Führerschein
sind, müssen Fahrten zu Ärzten und Ämtern
durch die AIDS-Hilfe (Zivildienstleistender oder
letztendlich auch durch hauptamtliche Mitarbeiter)
durchgeführt werden.
Für den Einsatz des ehrenamtlichen Begleiters
möchten wir uns herzlich bedanken.
3.3. Positivenfond
Der Positivenfond wird von der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis
Wesel e. V. mit dem Ziel verwaltet,
HIV-positive / an AIDS-Erkrankte Menschen in
finanziellen Notlagen zu unterstützen.
Die Verteilung der Fondgelder übernahm im Berichtsjahr
2011 ein Gremium, das aus zwei HIVpositiven
Menschen, einem Ehrenamtler aus dem
Begleitungsbereich und einem Hauptamtler besteht.
Diese Zusammensetzung schafft innerhalb
des Gremiums eine Perspektivenvielfalt, die für
die Entscheidungsfindung bei Anträgen bereichernd
ist. Mindestens drei Personen dieses Gremiums
entscheiden mit einfacher Mehrheit über
außergewöhnliche und rückzahlbare Zuwendungen.
Die Soforthilfe wird primär von den drei im
Begleitungsbereich tätigen hauptamtlichen Mitarbeitern
ausgezahlt. In die Entscheidungsfindung
fließt zum einen die finanzielle Situation des Antragsstellers
ein und zum anderen die Gründe für
sein spezielles Anliegen. Die Verwaltung des
Fonds obliegt einem hauptamtlichen Mitarbeiter.
Wie in den Vorjahren stellte der Vorstand aus
Spendengeldern insgesamt eine Summe in Höhe
von 3.850 € zur Verfügung. Unser besonderer
Dank gilt allen Spendern, die uns damit diese
Form der Hilfe in diesem Umfang ermöglicht haben.
Die Summe wurde im Berichtsjahr nicht ausgeschöpft.
Bei einem Krankhausaufenthalt ist die Beantragung
für die dort anfallenden „Telefonkosten“
möglich, wenn diese nicht selbst übernommen
werden können. Hierdurch soll der Kontakt nach
außen aufrechterhalten und die Möglichkeit gegeben
werden, sich bei Schwierigkeiten mit jemandem
zu bereden. Da es im Berichtsjahr eine
Mehrzahl stationärer Aufenthalte gab, fallen in
dieser Rubrik auch Ausgaben an. Diese sind aber
im Vergleich zu den Aufenthalten sehr niedrig,
was daran liegt, dass die Begleiteten zumeist über
Handy erreichbar sind.
Für den Bereich „Knast“ haben wir in 2011
130,46 € für sogenannte Knastpakete aufgewandt.
Da diese nicht mehr über die Deutsche AIDS-
Stiftung finanziert werden, werden sie zurzeit vom
Positivenfond getragen. Die Summe hat sich im
Vergleich zum Vorjahr fast halbiert.
Der Bereich „Soforthilfe“ lag mit 1.915 € etwas
höher als die Ausgaben in diesem Bereich im Jahr
2010. Dieses hängt wohl damit zusammen, dass
wir neue Klienten aus Wesel haben, die berechtigt
sind, Leistungen aus dem Positivenfonds zu
erhalten. Die „Soforthilfe“ stellt weiterhin den
höchsten Ausgabenposten des Positivenfonds dar.
Bei der Soforthilfe handelt es sich um eine finanzielle
Hilfe am Ende des Monats, um Engpässe zu
überbrücken. Diese Hilfe wird gewährt, wenn sich
die Einkünfte auf dem Niveau des Arbeitslosengeldes
II belaufen. Die Soforthilfe wurde im Durchschnitt
von den Personen, die die Kriterien des
Positivenfond erfüllen, in der Regel fünfmal jährlich
in Anspruch genommen.
27
Ausgaben
Begleitung
Die „Außergewöhnlichen Zuwendungen“
verringerten sich im Berichtsjahr von 843 € auf
387 €. Außergewöhnliche Zuwendungen werden
für den Ausgleich von Stromschulden, Telefonrechnungen,
Zuschüsse zum Zahnersatz, Unterstützung
zur Erlangung der Befreiungskarte für
Zuzahlungen bei Medikamenten und Praxisgebühr
und anderes gewährt.
„Rückzahlbare Zuwendungen“ sind für Ausgaben
gedacht, die die Begleiteten dringend benötigen,
für die sie aber aktuell kein Geld haben. Das
gewährte Darlehen muss in angemessenen Raten
zurückgezahlt werden. Um den Begleiteten dies
zu ermöglichen und das Begleitungsverhältnis
durch offene Beträge nicht zu belasten, muss der
Einkommenssatz bei diesen Zuwendungen die Sozialhilfe
bzw. das Arbeitslosengeld II übersteigen.
Die rückzahlbaren Zuwendungen sind im Berichtsjahr
im Vergleich zum Vorjahr ungefähr
gleich geblieben.
Rückzahlbare Zuwendungen wurden in den meisten
Fällen für Zuzahlungen für Medikamente und
Praxisgebühr gewährt, damit der Betroffene direkt
seine Befreiungskarte erhält und die Rückzahlung
an die AIDS-Hilfe vornehmen kann. Mit
der Befreiungskarte ist ein regelmäßiger Arztbesuch
und regelmäßiger Medikamentenbezug möglich.
Da es bei rückzahlbaren Zuwendungen immer
wieder vorkam, dass es zu Schwierigkeiten bei
den Rückzahlungen kam, werden diese sehr restriktiv
vergeben.
Die „Einnahmen“ (s. Abb. u.) des Positivenfonds
resultieren aus den Rückzahlungen der
rückzahlbaren Zuwendungen. Da die Darlehen
nicht unbedingt in dem Jahr der Auszahlung zurückgezahlt
werden, kommt es zu Differenzen in
den Bereichen Auszahlung und Einnahme.
Auch im Berichtsjahr konnten wir durch Anträge
bei der Deutschen AIDS-Stiftung und für HIVpositive
Kinder bei der Michael-Stich-Stiftung unseren
Begleiteten mit größeren Beträgen aushelfen.
Hier besteht weiterhin eine gute Zusammenarbeit,
für die wir uns recht herzlich bedanken.
Positivenfond 2010 und 2011
2.500,00 €
2.000,00 €
1.500,00 €
1.000,00 €
2011
2010
500,00 €
0,00 €
Rubriken
28
Telef. Knast Sorforth. Außergew. Z. Rückz. Z. Einnahmen Summe
2011 52,81 € 130,46 € 1.915,00 € 387,88 € 349,75 € 284,10 € 2.835,90 €
2010 0,00 € 230,45 € 1.850,59 € 843,64 € 326,07 € 168,00 € 3.250,75 €
3.4. Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern
Die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern
bleibt für unsere AIDS-Hilfe wichtig. Im Einzelnen
handelt es sich um folgende Partner:
HIV-Schwerpunktpraxen
Die Zusammenarbeit mit den beiden in Duisburg
auf HIV spezialisierten Schwerpunktpraxen wurde
2011 problemlos fortgesetzt. Unklarheiten und
Fragen können auf kurzem Weg geklärt werden.
Regelmäßig haben wir Austauschgespräche mit
dem Gesundheitsamt Duisburg, dem Gesundheitsamt
des Kreises Wesel, der AIDS-Hilfe
Oberhausen und den beiden Schwerpunktärzten.
Es ist für uns eine Möglichkeit, die Arbeit der
AIDS-Hilfe vorzustellen und transparent zu machen.
Unter anderem war auch Teil dieses Gespräches
der Rück- und Ausblick auf das Fachgespräch
mit den beiden Schwerpunktärzten.
Krankenhäuser
Bei Krankenhausaufenthalten in Bezug auf HIV/
AIDS werden unsere Begleiteten in die umliegenden
Uni-Kliniken Essen, Bochum und Düsseldorf
eingewiesen. Insbesondere zur Uniklinik Essen
bestehen gute Kontakte zu dem medizinischen
und auch zum sozialarbeiterischen Personal. In
Duisburg hat sich bezüglich der stationären Versorgung
keine Veränderung ergeben.
Pflegedienste
Die Kooperation mit den Pflegediensten, mit denen
wir bisher zusammen gearbeitet haben, wurde
erfolgreich fortgeführt.
Hospize
Im Berichtsjahr wurde von unseren Begleiteten
kein Hospiz in Anspruch genommen, jedoch besteht
von unserer Seite Kontakt zur Hospizbewegung.
Anwaltspraxen
Die Zusammenarbeit mit Rechtsanwälten läuft im
migrationsrechtlichen Bereich - soweit von Nöten
- ohne Probleme.
Flüchtlingsberatung
Gerade aufgrund der häufigen Vakanz im Bereich
der Stelle Frauen und Migration war eine enge
Zusammenarbeit in Fragen des Aufenthaltrechts
mit der Flüchtlingsberatung des Deutschen Roten
Kreuzes erfreulicherweise gegeben.
Ambulant Betreutes Wohnen
Hier arbeiten wir mit örtlichen Anbietern zusammen
und für zukünftige Fälle ist eine Zusammenarbeit
mit der AIDS-Hilfe Essen vereinbart.
3.5 Angebote für HIV-Positive und an AIDS
-Erkrankte
Im Berichtsjahr wurde im Rahmen des Solidar-
Erleben-Ansatzes die Kochgruppe fortgeführt.
Die Kochgruppe ist ein monatliches Angebot, bei
dem überwiegend HIV-Positive zusammen kommen
und den Abend in Selbsthilfe organisieren.
Dieses dient zum eine dazu, Abwechslung in den
Alltag zu bringen bietet aber gleichzeitig Raum
zum Austausch von Sorgen und Nöten. Es handelt
sich um ein kostenloses Angebot, da der Vorstand
die Kochgruppe mit einem Budget ausgestattet
hat. An der Kochgruppe nehmen im Durchschnitt
3 – 5 Personen teil, da auch aus diesem Teilnehmerkreis
viele stationäre Aufenthalte zu verzeichnen
waren.
Seit Anfang 2007 trifft sich regelmäßig einmal monatlich
eine Positivengruppe. Zugang haben die
unterschiedlichen sexuellen Präferenzen, auch der
Ansteckungsweg spielt keine Rolle. Es ist eine
sehr bunt gemischte Gruppe, welche in Selbsthilfe
eigenständig durchgeführt wird.
Frauenspezifische Angebote wurden wie in den
Vorjahren in Kooperation mit den benachbarten
AIDS-Hilfen angeboten. Im Berichtsjahr wurde
auch das Angebot einer Frauengruppe weiter
geführt. Diese erfreut sich großer Beliebtheit und
stabilem Zuspruch. Hierbei gilt es besonders zu
erwähnen, dass es hier eine Kooperation mit den
niedergelassenen HIV-Schwerpunktpraxen gibt
und die AIDS-Hilfe mit diesem Angebot HIVpositive
Frauen erreicht, die bisher keinen Zugang
zur AIDS-Hilfe hatten. Weitere Einzelheiten werden
in Kapitel 5.4 näher beschrieben.
29
Begleitung
Unser traditionelles Mittwochs-Café ist weiterhin
das best besuchte Angebot. Dieses ist ein beliebter
Treffpunkt zwischen HIV-Infizierten / an
AIDS Erkrankten, ehrenamtlichen MitarbeiterInnen
und der AIDS-Hilfe Sympathie entgegenbringender
Menschen. Darüber hinaus ist dieses Café
eine erste Anlaufstelle für an ehrenamtlicher Arbeit
Interessierte.
Das Café haben wir mit hauptsächlich mit Aufbackkuchen
und Spenden der Duisburger Tafel
bzw. Bürger für Bürger bestückt. Im Café ist ein
Austausch zwischen Betroffenen, hauptamtlichen
und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen möglich.
Hier kann man sich auch über Neuigkeiten in der
AIDS-Hilfe informieren und die Angebote an der
Infotafel zur Kenntnis nehmen. Zum einen ist es
eine willkommene Abwechselung für die Betroffenen,
zum anderen ist es das Treffen in der „Wahl-
Familie“.
Weiterhin fährt eine ehrenamtliche Mitarbeiterin
jeweils vor dem Café bei Bürger für Bürger vorbei
und holt dort Lebensmittel, die dann im Mittwochs-Café
verteilt werden.
Das Café startet um 15 Uhr, wobei einige Besucher
schon von 15 Uhr eintreffen und endet um
18 Uhr. Es wird von durchschnittlich ca. 12 - 20
Personen besucht. Vorbereitet wird es – soweit
vorhanden - überwiegend von dem Zivildienstleistenden
und einem ehrenamtlichen Mitarbeiter.
Während der Café-Zeit ist immer ein hauptamtlicher
Ansprechpartner präsent, da diese Treffen
von vielen Betroffenen dazu genutzt werden, Anliegen
an die BeraterInnen und BegleiterInnen heranzutragen.
Über die Cafézeit hinaus hat die
AIDS-Hilfe mittwochs bis 19 Uhr für persönliche
und telefonische Beratung geöffnet.
Unsere traditionelle Weihnachtsfeier fand Heiligabend
wie im Vorjahr in der Uhrzeit von 15.30
bis 20 Uhr statt.
Die Weihnachtsfeier wurde 28 TeilnehmerInnen
besucht und wurde in den Räumen von SHAlk
durchgeführt, denen wir für die Überlassung der
Räumlichkeiten recht herzlichen Dank sagen. Die
Weihnachtsfeier konnte über Spenden in Höhe
von 1.800 € der Kirchen aufgrund eines Mailings
und privater Einzelspenden in Höhe von 1.500 €
ausgerichtet werden. Wie in den Vorjahren konnten
wir ein festliches Menü anbieten und Weihnachtstüten
mit Süßigkeiten, Obst, Kaffee und Tabak
verteilen. Die Vorbereitung und die Durchführung
der Weihnachtsfeier liegen schwerpunktmäßig
in ehrenamtlicher Hand, von hauptamtlichen
Mitarbeitern gab es einen Ansprechpartner,
der auch bei der Weihnachtsfeier selbst anwe-
30
send war und für Rückfragen bei Unklarheiten zur
Verfügung stand.
Auch im Berichtsjahr gab es wieder eine Positivenfreizeit.
Die diesjährige Freizeit führte vom
16.09. bis 25.09.2011 nach Hooksiel. Es waren
zwei Häuser angemietet worden, so dass für die
aus sechs Teilnehmerinnen und Teilnehmern bestehende
Gruppe bestand genügend Platz zum
Rückzug gegeben war.
Die Gruppe war wiederum heterogen zusammengesetzt,
mit verschiedenen sexuellen Orientierungen
und Infektionswegen.
Bewährt hat sich hier durch gemeinsame Unternehmungen
und Aktivitäten im vertrauensvollen
Gespräch Probleme anzusprechen, sich mit anderen
auszutauschen und Lösungsmöglichkeiten kennen
zu lernen. So wurden Ausflüge nach Bremen,
zur Insel Wangerooge und nach Jever unternommen.
Des Weiteren fand eine „Sieltour“ statt, den
an der Küste entlang ging und in Hooksiel startete
und in Greetsiel endetet. Besucht wurden weiterhin
Esens und der Bauern-/Ernte-Dank-Markt in
Varel.
Für die Gruppe ist das gemeinsame Kochen und
Essen wichtig, da zuhause aufgrund des Alleinseins
dieses meistens zu kurz kommt.
3.6 Trauerarbeit
Im Berichtsjahr sind zwei unserer Begleiteten verstorben.
Wir gedenken der Verstorbenen in der Mitgliederversammlung
und mit unserer Trauerecke, die
sich im Café befindet. Hier befinden sich unser
Trauerbuch und weitere Informationen zu Verstorbenen.
Eine weitere Möglichkeit des Gedenkens besteht
bei dem Candle-Light-Walk und der sich anschließenden
Gedenkveranstaltung im Rahmen
der WAT-Veranstaltungen.
31
Öffentlichkeitsarbeit
4. Öffentlichkeitsarbeit
HIV / AIDS-Prävention bleibt Herausforderung
(s. 1.)
Auch nach 30 bzw. 25 Jahren ist die Präventionsund
Öffentlichkeitsarbeit (leider) immer noch
notwendig und muss fortgeführt und weiterentwickelt
werden, denn nach 25 Jahren und erheblichen
medizinischen Fortschritten, welche allerdings
auch die Erfolge in der Prävention immer
wieder gefährden (können), sind wir längst noch
nicht am Ziel unserer Wünsche. Und gleichzeitig
wird es angesichts der langen Zeit, in der es darum
geht, das Thema im Bewusstsein der Bevölkerung
wach und bewusst zu halten nicht gerade
leichter, die Menschen zu erreichen, denn: schon
der gute Freiherr von Knigge wusste:
„Die Menschen wollen lieber unterhalten als belehrt
werden“.
Und getreu dieser Erkenntnis ist auch unsere Öffentlichkeitsarbeit
nicht von Zeigefingerpädagogik
geprägt, sondern sehr darum bemüht, Information
& Aufklärung so zu gestalten, dass sie die Menschen
erreichen kann.
„Positiv zusammen leben. Aber sicher!“ – das ist
32
Prävention darf und muss Spaß machen – auch den Präventionisten!
die neue, alte Botschaft – nicht nur zum Welt-
AIDS-Tag, die unsere Öffentlichkeitsarbeit von
Beginn an prägt.
Und es gibt mehr Anlass als je zuvor, dass diese
Botschaft gesellschaftlich-flächendeckend ankommt
und gelebt wird, denn immer mehr Menschen
mit HIV und AIDS leben in unserer Gesellschaft
– und leben länger in unserer Mitte.
„Menschen mit HIV und AIDS können heute bei
rechtzeitiger Diagnose und Behandlung oft mit
einer fast normalen Lebenserwartung rechnen. In
den Medien werden HIV-Positive aber häufig auf
ihre Infektion reduziert und nicht als Menschen
mit einer Krankheit gesehen. Wer HIV hat oder
erkrankt ist, fühlt sich oft sozial isoliert und wagt
vielleicht nicht, mit anderen darüber zu sprechen.
Hinzu kommt: Wohl kaum eine Krankheit ist so
eng mit Tabuthemen verknüpft wie eine HIV-
Infektion und AIDS. Unbewusst oder bewusst
schieben viele den Betroffenen die Schuld an ihrer
Situation zu. Verantwortung für den Schutz vor
HIV tragen beim Sex aber beide Partner. (…)
Wir alle können dazu beitragen, dass Isolation
und Stigmatisierung von Menschen mit HIV abgebaut
werden: indem wir Betroffenen unvoreingenommen
begegnen und ihnen so erleichtern, offen
und verantwortungsvoll mit ihrer Infektion oder
Krankheit umzugehen.“ (Broschüre zur Welt-
AIDS-Tag`s-Kampagne 2010, hrsgg. von der Bundeszentrale
für gesundheitliche Aufklärung, BZgA,
im Auftrag vom Bundesministerium für Gesundheit,
BMG, in Partnerschaft mit der Deutschen
AIDS-Hilfe und der Deutschen AIDS-Stiftung, S.3)
Die offene Kommunikation benötigt allerdings ein
adäquates soziales Klima und sie braucht gewissermaßen
den Geist der Aufklärung. Wer informiert
ist, ist –nicht nur- beim Thema HIV und anderen
sexuell übertragbaren Krankheiten klar im
Vorteil – hinsichtlich des Umganges mit Menschen
mit HIV, aber eben auch hinsichtlich des Schutzes
vor einer Infektion und ihren Folgen.
Auch wenn ein positives Testergebnis heute und
hierzulande dank der modernen Therapiemöglichkeiten
kein mittelbares Todesurteil mehr ist, so
erleben es viele doch zurecht als ganz tiefen Einschnitt
ins Leben mit all seinen Facetten – eben
nicht nur den physisch-gesundheitlichen Seiten.
Die zentrale Frage der diesjährigen deutschen
Kampagne zum Welt-AIDS-Tag 2011 „HIV-
POSITIV & MITTEN IM LEBEN?“ stellt sich zurecht.
Können HIV-Positive sich heute angstfrei
outen ohne immer noch Formen von Diskriminierung
erleben zu müssen? Sind sie mitten im Leben,
können sie im besten Sinne des Inklusionsgedankens
teilhaben am gesellschaftlichen Leben und
sich gleichberechtigt einbringen? Wir meinen – es
ist an der Zeit, in die Offensive zu gehen. Doch es
braucht zunächst noch die Mutigen, die
„Eisbrecher“, die Vorbilder und die Mut machenden
Erfahrungen. Umso mehr gilt den Botschaftern
der Kampagne unser tiefer Respekt. Menschen
mit HIV – Menschen wie Du und ich.
Der `präventive Spagat´ zwischen Entdiskriminierungsarbeit
im Umgang mit HIV-positiven und an
AIDS erkrankten Menschen und der Mahnung vor
einer keineswegs „normalen chronischen Erkrankung“,
die noch dazu letztlich immer noch lebensbedrohlich
ist, bleibt eine große Herausforderung
für die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit.
Und angesichts der skizzierten vielfältigen Veränderungen
sind wir stetig gefordert, unsere Arbeitsweisen
zu überdenken und hier und da zu
reformieren.
Wir haben eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung
auch und gerade gegenüber den Schwächeren
in unserer Leistungsgesellschaft. Nicht nur
im HIV-Infektionsgeschehen sind Menschen überproportional
vertreten, die ökonomisch, bildungsmäßig
und sozial benachteiligt sind. Somit bleibt
AIDS-Präventionsarbeit zu einem großen Teil weiterhin
Arbeit in gesellschaftlichen Konfliktbereichen.
Es geht weiter um Aspekte von sozialer
Diskriminierung von Homo- und Bisexuellen, um
die Kriminalisierung von Drogengebraucher/innen,
um die Ausgrenzung von Menschen mit Migrationshintergrund,
um Marginalisierungstendenzen
von Prostituierten und Menschen in Haft und um
die Defizite in der Um- und Durchsetzung von
(sexuellen -) Selbstbestimmungsrechten von Frauen
in besonderen Lebenslagen.
Von wachsender Bedeutung ist dabei die konsequente
Einbeziehung und Thematisierung anderer
sexuell übertragbarer Infektionen (STI`s, wie Syphilis,
Chlamydien u.a.), da diese eine zunehmende
Relevanz für die HIV-Inzidenzen besitzen, denn
STI`s erhöhen das HIV-Übertragungsrisiko auf das
Doppelte bis Fünffache.
Während wir nach 25 Jahren AIDS-Prävention
sicherlich behaupten können, dass das Aufklärungsniveau
bezüglich HIV/AIDS in der deutschen
Bevölkerung vergleichsweise gut ist, gilt dies hinsichtlich
der STI`s in keinster Weise. Hier muss
ein Schwerpunkt in der künftigen Präventionsarbeit
gesetzt werden.
Erfreulicherweise sind Anfragen nach den Angeboten
unserer AIDS-Hilfe in allen Arbeitsbereichen
stabil hoch. Das spezifische Know-how, die
Vermittlungskompetenzen unserer ehren- und
hauptamtlichen Mitarbeiter/innen und die Flexibilität
eines kleinen, freien Trägers in der Wohlfahrtspflege
werden offensichtlich sehr geschätzt.
Das zeigen uns die vielen positiven Rückmeldungen,
die aus sehr unterschiedlichen Gruppierungen
kommen.
33
Öffentlichkeitsarbeit
Es ist von großer Bedeutung, dass die Arbeit und
die Haltungen der AIDS-Hilfe(n) als sinnvoll wahrgenommen
und der Diskurs zu Ansätzen, Konzepten
und deren Förderung angenommen werden.
Dies ist nicht zuletzt auch für die Arbeit und
die Motivation unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen
sehr wichtig.
Grundlagen für den Erhalt und die Anpassung unserer
Arbeitsqualitäten sind die Qualitätsstandards
für die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit,
die Teil unseres Leitbildes (s. www.aidshilfeduisburg-kreis-wesel.de
) sind.
4.1. AG Öffentlichkeitsarbeit
Die mit dem skizzierten Themenspektrum und
der entsprechenden Informations- und Aufklärungsarbeit
befasste Arbeitsgruppe trifft sich jeden
dritten Donnerstag im Monat um 18.30 Uhr
in der AIDS-Hilfe, um Veranstaltungen, Informationsstände
u.a. Aktionen zu konzipieren und zu
organisieren. Die Gruppe ist mit stabil acht Mitgliedern
besetzt. Um diesen Kern von Mitarbeiter/innen
herum finden sich immer wieder neue
Interessent/innen über mehr oder minder lange
Zeiträume. Der Zugang zur Gruppe setzt nicht
das Durchlaufen der Grundausbildung für Ehrenamtler/innen
voraus, wie dies für die Bereiche
der Beratung und Begleitung zwingend ist. Es kann
also jede/r Interessierte unverbindlich hereinschnuppern.
Ohne das intensive Engagement der ehrenamtlichen
Mitarbeiter/innen wäre die Menge an Veranstaltungen
und Aktionen, die wir auch im Berichtsjahr
wieder durchführen konnten, nicht
denkbar. Allen beteiligten Ehrenamtler/innen gilt
dafür unser herzlichster Dank!
Weiterhin suchen wir gerade für das Feld der
Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit ehrenamtliche
Mitarbeiter/innen. Wer hier aktiv
werden möchte oder Interessenten kennt … nur
zu!
Zum Bereich der medialen Außendarstellung gehört
die Internet-Homepage der AIDS-Hilfe Duisburg
/ Kreis Wesel e.V. ( www.aidshilfe-duisburgkreis-wesel.de
). Ein Medium, das immer mehr an
Bedeutung gewinnt und auf die Schnelle nicht nur
Informationen zum Verein und seinen Angeboten
bietet, sondern auch zu Beratungszwecken gerne
genutzt wird. Dazu hat sich die Einrichtung einer
extra Beratungsseite mit sog. FAQ`s (frequently
asked questions = Häufig gestellte Fragen) bewährt.
Dieses Angebot wird gerade von jüngeren
Leuten aufgrund der besonderen Anonymität und
der Attraktivität des Mediums für diese
`Besucher´ genutzt. Diese Seiten werden regelmäßig
evaluiert und bei Bedarf werden die FAQ`s
variiert (Vgl. 2.).
Neben den Printmedien zur Außendarstellung,
wie unsere Hausbroschüre, diente als weiterer
wichtiger Werbeträger der AIDS-Hilfe Duisburg /
Kreis Wesel e.V. der Schaukasten im Bus- und S-
Bahntunnel am Duisburger Hauptbahnhof, der im
Berichtsjahr wieder mehrmals thematisch neu
gestaltet und fortlaufend aktualisiert wurde. Unserem
Gründungs- und inzwischen Ehrenmitglied
Wulf Thomas, der diesen Werbe-, Beratungs- und
Ankündigungsträger seit über 20 Jahren pflegt und
regelmäßig aktualisiert, gilt ein besonderer Dank.
34
Schaukasten Duisburg
Da allerdings die Unterhaltskosten für das kommende
Jahr nahezu verdoppelt würden, mussten
wir dieses Medium zum Ende des Berichtsjahres
aufgeben.
4.2. Veranstaltungen
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. ist
immer bemüht, ihr Angebot einer breiten Öffentlichkeit
transparent zu machen und nutzt dazu
verschiedene Orte und Anlässe. Wie könnte man
auf Enttabuisierung, Entdiskriminierung und Emanzipation
ausgelegte Präventionsarbeit leisten, ohne
die sog. Allgemeinbevölkerung über den Sinn und
Zweck zielgruppenspezifischer Arbeit zu informieren?
Neben der Herausforderung, das sehr breite
Spektrum an inhaltlichen Ausrichtungen (HIV und
AIDS, Hepatitiden und andere sexuell übertragbare
Krankheiten, Homosexualität, Drogengebrauch,
Frauen/Mädchen und AIDS, Migration
und AIDS u.a.m.) über öffentlichkeitswirksame
Veranstaltungen abzubilden, ist es alljährlich aufs
Neue schwierig, halbwegs flächendeckend in unserer
großen Region Präsenz zu zeigen.
Der Jahresauftakt ist traditionell geprägt durch
eine Fülle an Präventionsveranstaltungen im Bereich
„Youthwork“ (s. 5.6.) sowie durch intensive
Berichts- und Dokumentationsarbeit zum Vorjahr.
Darüber hinaus ist im ersten Quartal auch die
Grundlagenausbildung für Ehrenamtliche in der
Ruhrgebietsvernetzung platziert, bei der wir mit
allen Fachkräften als Trainer/innen intensiv beteiligt
sind (s. 6.).
Auch in diesem Berichtsjahr haben uns wieder die
Folgen der angespannten Haushaltsberatungen in
Duisburg und dem Kreis Wesel beschäftigt durch
Abfragen nach spezifischen Leistungsdaten. Der
aufwendige Nachweis dazu hat aber gewiss auch
dazu geführt, dass unsere kommunalen Zuwendungsgeber
wahrnehmen konnten, wie viel Leistung
sie für vergleichsweise wenig Mittel bekommen.
Dieses äußerst günstige Verhältnis dürfte bei
anderen Trägern nur schwerlich zu finden sein –
erst recht, wenn man noch das Volumen an ehrenamtlicher
Arbeit in die Betrachtungen einbezieht.
Der auch für uns günstige Umstand, zwei kommunale
Partner zu haben, führt allerdings an einigen
Stellen zu nicht unerheblichem bürokratischen
Mehraufwand, für den es leider keine finanzielle
Anerkennung gibt.
Parallel aber liefen natürlich auch die Planungen
zur Öffentlichkeitsarbeit an sowie die fachliche
Fort- und Weiterbildung, die angesichts der schon
mehrfach beschriebenen Dynamik im Themenfeld
unerlässlich ist. Die Teilnahme zweier Mitarbeiter
am 5. Deutsch-österreichischen AIDS-Kongress
im Juni in Hannover hat hier wichtige updates
bringen können.
In bewährter Kooperation mit der AIDS-Hilfe
Oberhausen haben wir auch in diesem Jahr zwei
Fachgespräche zur HIV-Therapie umgesetzt, die
weiterhin insbesondere von Klient/innen gut besucht
und genutzt wurden. Am 05. Juli widmeten
wir uns dem Spektrum an Ko-Morbiditäten und
nicht zwingend HIV-assoziierten Erkrankungen
unter dem Titel „Auf dem Prüfstand: Leber, Herz
35
Öffentlichkeitsarbeit
und Sandra Kohlhase (beide unverkleidet!)
im „Rocky-Horror-Show“-Foyer
Bei Fragen zu Risiken und Nebenwirkungen …
stehen sie gerne zur Verfügung; Dr. Becker-Boost und Dr. Kwirant (v. li.)
Duisburg. Sandra Kohlhase und ihre ehrenamtlichen
Mitstreiter erlebten kurzweilige
Abende mit gutgelauntem Publikum.
und Nieren – Aspekte der allgemeinen Gesundheitsförderung
für Menschen mit HIV und AIDS“
im neuen Gesundheitszentrum Duisburg Süd.
Hier zeigten „unsere“ beiden Lokalmatadoren
und HIV-Schwerpunktbehandler, Dr. Becker-
Boost (Hämatologe und Onkologe) und Dr. Kwirant
(Internist), ihr breites medizinisches Spektrum.
Mit Infoständen
ging es wieder
einmal am 04.06.
beim Umweltmarkt
Duisburg
los, bei dem wir
uns inhaltlich auf
„Klassisches“
konzentrierten,
nämlich auf die
Übertragungswege von HIV – insbesondere die
Tatsache, dass im alltäglichen Miteinander keinerlei
Gefahr droht. Dazu haben wir als gesprächsöffnende
Methode unsere Tastboxen gewählt, um
mit Hilfe der darin befindlichen symbolischen Materialien
(Seife, Kondome, Taschentücher, Zahnbürste,
etc.) gleichsam gegenständliches und kognitives
Begreifen zu initiieren.
36
Um die
Pfingsttage
(11. –
13.06.11) begleiteten
wir
mit einem
Infostand die
drei Preview-
Veranstaltungen
der
„Rocky-
Horror-
Show“ im
Theater am
Marientor in
Thomas Hilgers (frisch gewähltes Vorstandsmitglied)
-
Beim großen Jugendfestival der Stadt Wesel
rund um das Berliner Tor am 08. Juli durften
wir nicht fehlen, liegt uns die Zielgruppe jugendlicher
und junger Menschen doch besonders
am Herzen.
Erwähnenswert erfreulich war der Umstand,
dass uns eine ganze Reihe von Weseler Schülerinnen
und Schülern,
die wir
in schulischen
Pro- jekten
begleiteten,
wiedererkannten
und
erfreut
ansprachen.
So konnten
wir gleichzeitig
auch eine
kleine
Evaluation
starten
und sehen, dass wir
offenbar
nachhaltige
Präventi-
onsarbeit
geleistet ha-
ben.
Einer ganz anderen Zielgruppe
galt unser Informations-
und Beratungsangebot
beim Selbsthilfe-
Tag des Kreises Wesel
am 23. Juli auf dem Dinslakener
Altmarkt, der
vom Kreisverband des
PARITÄTISCHEN bestens
organisiert war.
Gemäß unserem Versprechen gegenüber der
schwul-lesbischen Community nach der Absage
des letztjährigen Sommerfestes infolge der Love-
Parade-Katastrophe haben wir bzw. im Wesentlichen
unser Herzenslust-Team im Berichtsjahr
Wort gehalten und die Federführung für das
schwul-lesbische Sommerfest am 30.07.11 übernommen
(Ausführlicher s. 5.1.). Dass dieses ein
schönes, fast familiäres Ereignis in der Duisburger
Innenstadt wurde, bei dem die Präventions- und
Beratungsinfrastruktur bestens vertreten war, ist
nicht zuletzt einigen Unterstützern aus dem Duisburger
Umfeld zu verdanken. Hier gilt unser besonderer
Dank einmal mehr Henning Ladewig sowie
Thomas Seven, Lutz Stuckmann, Manfred Simon
und Christof Dornscheid neben vielen anderen
ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern.
„Zurück“ zu den Jugendlichen im Kreis Wesel
ging es am 27. August im Rahmen der Jugend-DIN
-Tage in Dinslaken an der Burghofbühne. Im Kreise
der kooperierenden Einrichtungen des AK
ProVer (Prophylaxe-Vernetzung für die Region
um Dinslaken) gestalteten wir einen zielgruppenorientierten
Informationsstand mit Aktionsmöglichkeiten,
welcher im Vergleich zum letzten Mal
(2009) wieder besser angenommen wurde.
Aus Anlass unseres Jubiläums hatten wir am 20
September Gelegenheit einer weiteren, sehr
wichtigen „Zielgruppe“ unsere Leistungs- und Angebotspalette
zu präsentieren: dem Ausschuss für
Gesundheits- und Ordnungsangelegenheiten des
Kreises Wesel, mithin also den politischen Entscheidungsträgern
des Kreises und der Verwaltungsspitze
des Fachbereiches Gesundheitswesen,
die über unsere Förderung aus Mitteln des Kreises
Wesel entscheiden. Den Reaktionen der Fraktionsvertreter
im Ausschuss und der Pressemitteilung
des Fachbereiches zufolge, dürfen wir
wohl zu recht mit unseren bisherigen Leistungen
sehr zufrieden sein und weiter mit Förderung
rechnen.
Somit hatten wir wieder einmal ein sehr bewegtes
Sommerprogramm mit hoher Taktzahl bewältigt,
was uns nicht ganz leicht fiel, denn da war im Berichtsjahr
ja noch was …
4.2.1. Veranstaltungen zum 25-jährigen Jubiläum
Als im September 2010 die erste Sitzung der Arbeitsgruppe
„Jubiläum“ zusammenkam, wurde zunächst
die Frage diskutiert, ob ein 25-jähriges Jubiläum
einer AIDS-Hilfe überhaupt ein Anlass zum
„Feiern“ sei? Denn eigentlich ist das erklärte Ziel
einer AIDS-Hilfe ihre Auflösung bzw. die Verzichtbarkeit
einer solchen Einrichtung. Dies wurde
nicht erreicht und es ist auch noch nicht in
Sichtweite. Also war das Jubiläumsereignis jedenfalls
ein Anlass, um eine Zwischenbilanz zu
ziehen. Und dabei ist die Arbeitsgruppe
schnell zu der Ansicht gelangt, dass wir
durchaus Grund haben, gemeinsam mit
vielen unserer Kooperationspartner und
Wegbegleiter, Sympathisanten und Förderern
mit ein wenig Stolz oder Zufriedenheit
auf das bisher Erreichte und Geleistete
zu schauen. Nicht zuletzt auch, um daraus
Motivation für die anstehenden Herausforderungen
zu schöpfen.
Wir können sagen: das ist sehr gelungen! Die Fülle
an wertschätzenden und geradezu dankbaren
Äußerungen von verschiedensten Seiten und von
allen föderalen Ebenen war für uns beeindruckend.
Ein kleiner Ausschnitt davon findet sich in
den Grußworten der Festschrift, wovon es noch
ein paar Restexemplare gibt.
Stellvertretend für die vielen guten Worte sei an
dieser Stelle eine Passage aus der Laudatio unseres
Landesverbandes, der AIDS-Hilfe NRW, wiedergegeben:
„AIDS-Hilfe Stadt, Land, Fluss – strukturelle Prävention
von A-Z. Die Vielfalt der Angebote und
der Themen ist beeindruckend, die durch die ehren-
und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter bewegt werden. Genauso viel wie die
Breite der Themen zählen auch der Mut und die
Freundschaftlichkeit, mit der diese Themen umgesetzt
werden.“
Wir haben vielfach die Erfahrungen machen dürfen,
dass es sich bei den wertschätzenden Äußerungen
nicht um sogenannte „Sonntagsreden“
handelte, sondern um ernsthafte und aufrichtige
37
Öffentlichkeitsarbeit
Einschätzungen. So wurde uns bei den ersten Gesprächen
mit der Stadt Duisburg sehr rasch die
gute Stube der Stadt, der Ratssaal für einen Festakt
angeboten nebst einer Versorgung unserer
Gäste mit Getränken – vielen herzlichen Dank!
Somit hatten wir einen räumlichen Rahmen, der
sogar hervorragend zu unserem Jubiläumsmotto
„Stadt, Land, Fluss …“ passte, finden sich doch
hier die drei Ebenen durch das „Stadtfenster“, das
„Landesfenster“ und das „Niederrheinfenster“ (s.
Abb. Auditorium u.) abgebildet wieder.
Am Freitag, dem 27. Mai 2011 durften wir unsere
Gäste im Rathaus willkommen heißen.
Die Musikkünstlerinnen und der Moderator
Monika Dahms und Verena Merder
Das Duo vom Trio „Melanchoholica“
Die Laudator/innen und die Musikkünstlerinnen von
„Melanchoholica“ umrahmt vom Vorstand der AIDS-
Hilfe – dann doch in „Feierlaune“
Die Rednerinnen und Redner:
Dietmar Heyde
Rolf Ringeler
unser Vorstandsvorsitzender
Das Auditorium:
Adolf Sauerland
Oberbürgermeister
Stadt Duisburg
Herr Heselmann
stv. Landrat
Kreis Wesel
Arne Kayser
Vorstand AH NRW
Bärbel Bas
MdB-SPD
38
Die Festaktversammlung vor dem Niederrhein-, dem Stadt-, und dem Landesfenster (v. li. n. re.)
Ein ganz besonderer Dank gilt dem „Duo“ vom
Trio „Melanchoholica“, Verena Merder und Monika
Dahms, die sehr kurzfristig eingesprungen sind
und uns noch dazu gagenfrei wunderbar unterhalten
haben. Und wir danken der Stadt Duisburg
noch einmal explizit für die tolle und völlig unbürokratische
Unterstützung.
Im Anschluss an den Festakt ging es zunächst
noch im stilvollen Mercator-Saal des Rathauses in
einen eher informellen Teil mit Gelegenheiten zu
Gesprächen über.
Leider konnten wir im Rahmen des Festaktes nur
einen eher kleinen Teil unserer Freunde, Kooperationspartner,
Sympathisanten, Förderer, Klienten,
ehemalige Mitarbeiter/innen und Vereinsmitglieder
einladen. Daher hat sich die AG Jubiläum
entschieden, all jenen auch eine Möglichkeit zum
gemeinsamen Feiern einzuräumen, die 25 Jahre
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel mitgestaltet
und miterlebt haben.
Dank bester Unterstützung der Stadt sowie der
Teams vom Veranstaltungsmanagement und der
Gastronomie des „Kleinen Prinzen“ hatten wir
nur einen kurzen Weg vom Rathaus aus zum fast
nahtlosen Übergang in das weitere „Come together“
in der sehr schön dekorierten „Black
Box“ des Kleinen Prinzen.
Der amtierende Vorstand … .. und die gut gelaunten Gäste
Dort entwickelte sich das Gewünschte: ein wunderbarer
Abend mit Gelegenheit für viele Gespräche,
bei denen auch das ein oder andere Anekdötchen
aus 25 Jahren ausgetauscht werden konnte.
Ein außergewöhnlicher Tag, der sicher noch
lange in bester Erinnerung bleiben wird.
Mit dem Applaus der Jubiläumsgesellschaft verbinden
wir an dieser Stelle unseren ganz herzlichen
Dank an die „Arbeitsgruppe Jubiläum“!
Natürlich sollte das Jubiläum auch genutzt werden,
unserem Auftrag der Öffentlichkeitsarbeit
nachzukommen, die Thematik und Problematik
von HIV und AIDS zu transportieren. Das Medieninteresse
war dann auch erfreulich. Von den
Printmedien zwar eher übersichtlich (s. Pressespiegel),
dafür gab es aber sogar zwei schöne TV-
Berichte in der WDR-Lokalzeit (Schaufenster
Duisburg) und im Duisburger Lokalsender
„Studio47“, für dessen außergewöhnliche Unterstützung
wir uns in besonderem Maße bedanken
wollen. Studio47 begleitete unser Jubiläumsjahr
allein mit fünf! gesendeten Beiträgen.
So auch unsere Benefiz-Comedy-Veranstaltung
am Sonntag, dem 11. September. Dieses denkwürdige
Datum wurde allerdings rein zufällig gewählt,
weil die beteiligten Künstler hier frühzeitig
zusagen konnten. Warum aber ausgerechnet Comedy?
haben sich vielleicht manche gefragt – bei
einem so ernsten Thema. Ganz einfach: Lachen ist
gesund! Und als Fachstelle für sexuelle Gesundheitsförderung
haben wir mit dieser Veranstaltung
gewissermaßen einen Therapieansatz verfolgt, gilt
ein ganz wesentlicher Schwerpunkt unserer Arbeit
doch der Steigerung der Lebensqualität auf
allen Ebenen der Prävention.
Angeregt und großartig unterstützt wurden wir
dabei von Frau Bärbel Zimmermann von der
Duisburger Künstleragentur „All in one e.K.“, der
ein großer Dank gilt. Ebenso erwähnenswert war
die engagierte und sehr flexible Unterstützung
durch die Betreiber der Location, dem Duisburger
„High5Club“ auf der Düsseldorfer Str. sowie
das Engagement unserer Medienpartner, dem
Stadtpanorama Duisburg, Radio DU und Studio47,
die uns bei der Bewerbung und der Berichterstattung
enorm geholfen haben. Und darüber hinaus
haben sie – neben den allesamt gagenfrei auftretenden
Künstlern! - nicht nur zu einem herrlichen
Event beigetragen, sondern auch mitgeholfen, dass
wir die Veranstaltung kostendeckend umsetzen
konnten.
Ein weiterer ganz besonderer Dank gilt einmal
mehr unserem zweiten Ehrennadelträger, Henning
Ladewig alias „Jennifer Dean – the first Lady
of travestie“, der sehr schnell bereit war, nicht
39
Öffentlichkeitsarbeit
nur die Moderation zu übernehmen, sondern darüber
hinaus als Jennifer Dean den besonderen
Flair von Travestiekunst einzubringen. Und so trafen
Travestie auf Comedy und beide auf ein bestens
unterhaltenes und begeistertes Publikum.
PRESSEMITTEILUNG PRESSEMITTEILUNG
PRESSEMITTEILUNG
Comedy trifft Travestie –
Benefiz-Gala der besonderen Art aus Anlass
des 25-jährigen Jubiläums der AIDS-
Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
Der Ehrennadelträger der AIDS-Hilfe und überregional
bekannte „Henning“ alias Jennifer Dean, die
„first lady of travestie“, freut sich schon sehr darauf,
die Kolleg/innen aus der Comedy-Sparte anmoderieren
zu können. Und auch das sind keine
Unbekannten, denn alle haben ihre Wurzeln in
der Region von „Stadt, Land, Fluss“, sind inzwischen
allerdings weit über unsere Region hinaus
geschätzt und durch Funk und Fernsehen bekannt
bis berüchtigt.
Am Sonntag, dem 11. September 2011, wartet auf
die Besucher/innen im „High5Club“ auf der Düsseldorfer
Str. 5 (Ex-Europa-Kino) eine geballte
Ladung Vergnügen verbunden mit einem guten
Zweck, nämlich der Unterstützung der Arbeit der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel.
Mit den Highlights aus seinem aktuellen Programm
„Geht nicht GIBT’s“ startet Ralf Benrath
(Ex-Moderator von Studio47). „Zusammen mit
seiner Gitarre ist ihm kein Thema und keine Frage
zu schade. Etwa die Frage „Was wäre geschehen,
wenn es vor 35 Jahren schon DSDS gegeben
hätte?“, hätte Dieter Bohlen etwa auch Hubert
Gröhlemeyer eiskalt abserviert?
„Wer glaubt, sein Leben sei arm an Höhepunkten,
steht einfach zu weit oben“, behauptet der aus
Moers stammende und durch zahlreiche Fernsehauftritte
(wie Quatsch Comedy Club, Night Wash
oder TV Total) bundesweit bekannte Heino
Trusheim und widmet sich seiner Stand-up-
Comedy-Spezialität, dem Karikieren von Alltagsszenen.
Kabarett, Gesang und Jazz mit Ruhrpottcharme
und „geballte Frauenpower im Schleudergang“
bieten die in Dinslaken beheimateten Heike Becker
und Kerstin Saddeler-Sierp als Duo Thekentratsch.
Die „Meisterinnen im Kaschieren“
und frisch gekührten Gewinnerinnen des Nachwuchswettbewerbs
für Kabarettistinnen und Comedians,
„Amici Articum“ 2011 geben Einblicke in
Ihr Programm „Schönheit hat immer 2 Gesichter“.
„So ist dat im Pott – dat gib`et nur hier …“, diese
Liedzeile von Thekentratsch hätte auch aus der
Feder von Wolfgang Trepper stammen können,
der die Veranstaltung abrundet. Der gelernte
Hörfunkjournalist aus Duisburg ist auch als Wahl-
Hamburger mit „Leib und Seele Ruhrgebietsmensch“
geblieben, was in seinen sieben bisherigen
Soloprogrammen (wie z.B. „Dinner for DU“)
immer wieder durchschlägt und jeden Sonntag um
11.40 Uhr bei Radio Duisburg, seinem
„Heimathafen“, zu hören ist.
40
Danke für einen tollen Abend:
Jennifer Dean, Heino Trusheim, Ralf Benrath, Kerstin Saddeler-Sierp & Heike Becker (Thekentratsch)
und Wolfgang Trepper (v. li.).
4.3. Benefiz-Veranstaltungen
Nicht nur in finanzieller Hinsicht sind Benefiz-
Aktionen für uns sehr wichtig, bieten Aktionen
mit Künstlern oder anderen Prominenten doch
meist die Möglichkeit, unser Thema
auch außerhalb der Welt-AIDS-
Tags-Zeit öffentlichkeitswirksam zu
platzieren.
Im Berichtsjahr 2011 gab es erneut
viele „zivilgesellschaftliche“ Gruppen
und Einzelpersonen, die für uns
und unsere Arbeit sehr Gutes getan
haben und wir wollen darüber
reden und schreiben.
Ein riesengroßes Dankeschön gilt einmal mehr
dem Duisburger Gastronomen und Ehrennadelträger
der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel,
Thomas Seven, der im Berichtsjahr mit seinem
traditionellen Grünkohlessen am 20. November
wieder viele Gäste zu Spenden animieren und
darüber über 5.400,- € für die Aufrechterhaltung
unserer Angebotspalette bereitstellen konnte.
Treue Unterstützung erfahren wir seit nunmehr
sechs Jahren durch einen Teil der ehemaligen Citi-
Pride-Group der Duisburger „Targobank“, die
weiß, „wie Bank geht“. Aber nicht nur das – sie
wissen auch, wie soziales Engagement sinnvoll
funktioniert und dass dies auch einen nicht zu unterschätzenden
Benefit für das Image der Institution
sowie das soziale Betriebsklima bringt. Die
neue „diversity-group“, die sich jetzt „GudsO-
Netzwerk“ (Gleichberechtigung unabhängig von
der sexuellen Orientierung) nennt hat unter Federführung
von Frau Corinna Voigt und Herrn
Guido Kuhl zum Welt-AIDS-Tag wieder eine äußerst
starke „Bärenaktion“ entwickelt mit medialer
Promotion umgesetzt und über 550 Solibären
verkauft.
Guido Kuhl und Corinna
Voigt vom GudsO-Team
der Targobank bei der
Scheckübergabe am
01.12.2011
Unermüdliche Kämpfer im Kampf gegen AIDS
sind schon lange Dr. Günther Bittel, seine Frau
Ingrid und ihr Mitstreiter-Team in Duisburg-
Rheinhausen, die unter anderem zum siebten Male
das Benefiz-Konzert „Treatment for all“ im
Haus der Jugend in Rheinhausen am 26.11. durchführten
und nicht nur inhaltlich wachrüttelten,
sondern darüber hinaus auch
den Erlös für unsere Arbeit
vorsahen. Ein besonderer Dank
gilt den gagenfrei auftretenden
Bands, „die bandbreite“, „Violin
key“, „drive“ und „Fresh Game“
sowie dem Jugendzentrum
„Haus der Jugend“ an der
Friedrich-Alfred-Str.14.
41
Öffentlichkeitsarbeit
Darüber hinaus erfreut es uns sehr, an dieser
Stelle Jahr für Jahr über sehr stabile Unterstützungsaktivitäten
berichten zu können. Da sind
zum einen die Spendensammlungen und thematischen
Veranstaltungen vieler Kirchengemeinden
zu nennen, die zudem in der Regel auf unsere Anfrage
hin für unsere alljährliche Weihnachtsfeier
für Menschen mit HIV und AIDS eingehen – vielen
herzlichen Dank dafür – und zum anderen die
Spendenausschüttung einer Reihe von Sparkassen.
Ganz besonders bedanken wir uns hier bei der
Sparkasse Duisburg für ihre Treue hinsichtlich der
Teilfinanzierung unserer aufsuchenden Arbeitsangebote.
Ein besonderes Anliegen ist es uns, den zahlreichen
Schülerinnen und Schülern und engagierten
Lehrkräften zu danken, die uns mit hoher Motivation,
Überzeugung und zum Teil sehr kreativen
Aktionsideen nicht nur bei der Spendensammlung,
sondern auch bei der Thematisierung von HIV
und AIDS in zweifellos wichtigsten Zielgruppen
fantastisch unterstützen. Stellvertretend möchten
wir hier die Projektgruppen am Gymnasium Adolfinum
in Moers, dem Sophie-Scholl-Berufskolleg in
Duisburg-Marxloh, die Projektgruppe am Gymnasium
Moers-Rheinkamp und die Gustav-
Heinemann-Realschule Duisburg-Mitte erwähnen.
DANKE für einen bärenstarken Einsatz für die
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
Der „Soli-Bär“ 2011
4.4. Veranstaltungen zum Welt-AIDS-Tag
2011
HIV-positiv & mitten im Leben?“ – ob diese
zentrale (Motto-) Frage zum diesjährigen Welt-
AIDS-Tag gut gewählt wurde, haben wir bereits
zuvor besprochen und eindeutig bejaht. Damit
wurde der in 2010 vollzogene Paradigmenwechsel
in der Ausrichtung der bundesweiten Kampagne
konsequent fortgesetzt und mit einem wichtigen
Impuls verstärkt. Insbesondere die vier Schwerpunktthemen
„HIV & Freundschaft“, „HIV & Familie“,
„HIV & Beschäftigung“ (Erwerbsarbeit) und
„HIV & Behandlung“, die zentrale Bereiche des
gesellschaftlichen Lebens und der damit verbundenen
Werteorientierung berühren, verdeutlichen
sehr anschaulich, worum es heute gehen (darf):
um gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen
Leben unter der Bedingung, dass der Status
HIV-Positiv bekannt sein darf!
Umso besser, dass man dazu nicht mehr nur auf
prominente „Zugpferde“ setzen will, sondern authentische
HIV-positive Botschafter in den Vordergrund
stellt, die wissen wovon und worüber
sie sprechen. Noch ist es sicherlich so, dass dies
eine gehörige Portion Mut benötigt (s.o.), das Eis
allmählich zu brechen. Aber wir setzen hier geduldig
auf eine „positive“ Entwicklung, die wir aktiv
begleiten und mitgestalten wollen.
Ziel der übergeordneten Kampagne „Positiv zusammen
leben. Aber sicher!“, ist es, Stigmatisierung
und Diskriminierung abzubauen und eine breite
gesellschaftliche Auseinandersetzung über HIV
und AIDS zu initiieren. Sie ist auf mehrere Jahre
angelegt und in dieser Form immmer noch europaweit
einzigartig.
Sie ruft dazu auf, Betroffene nicht weiter auszugrenzen,
Menschen mit HIV mit Respekt zu begegnen,
denn nur so kann ein verantwortungsvoller
Umgang und ein „positives Zusammenleben“
wirklich gelingen.
42
Angesichts dieser Ausrichtung(en) und Forderungen
fiel es uns auch in diesem Jahr nicht schwer,
das deutsche Motto für unsere WAT-
Veranstaltungen voranzustellen.
Mit sieben eigenen Veranstaltungen und weiteren
mit und von Kooperationspartnern durchgeführten
Aktionen konnte auch im Berichtsjahr wieder
ein umfangreiches Angebot vorgehalten (s. Flyer
und Pressespiegel im Anhang) und viele Menschen
darüber erreicht werden.
Das letzte Wochenende vor dem 01.12.2011 widmeten
wir konzentriert Aktionen im Kreis Wesel.
Am 26.11.11 zeigte Moers Schleife! Auf dem Altmarkt
boten sich den Passanten Bilder vieler Menschen,
die nicht nur das Grau in Grau mit roten
Schleifenfarbtupfern auflockerten, sondern eben
damit auch ein deutliches Zeichen der Solidarität
mit Menschen mit HIV und AIDS –nicht nur durch
ihre Spenden- setzten.
Die sog. IWWIT-Kampagne
der Deutschen AIDS-Hilfe
für die Zielgruppe der Männer,
die Sex mit Männern
haben, die seit einigen Jahren
läuft, setzte von Beginn an
auf authentische Botschafter,
sogenannte „role-models“ und lieferte wegen
ihres Erfolges gleichsam das Vorbild für die aktuelle
WAT-Kampagne mit ihren Botschaftern. Das
Motto „Ich weiss was ich tu“ stand auch beim
Auftakt der diesjährigen Veranstaltungen zum
Welt-AIDS-Tag, bei der schwul-lesbischen Tanzparty
„RadioAktive“ am 25.11. im High5Club in
der Duisburger City im Vordergrund der Aktionen,
die unser Herzenslust-Team durchführte (s.
a. 5.1).
Sehr erfreulich gestalteten sich wieder einmal die
Kooperationen mit einzelnen Kirchengemeinden.
So erneut die Gedenkveranstaltung im Anschluss
an unseren Candle-Light-Walk am Mittwoch, dem
24. November in der Liebfrauen-Kirche in Duisburg-Mitte,
die von den Teilnehmenden besonders
gewürdigt wurde. Ein besonderes „Danke
schön!“ gilt unserem langjährigen Begleiter, Unterstützer
und Lenker der Gedenkveranstaltung,
Herrn Sven Köpnick
Impressionen vom Candle-Light-Walk 2011
Information, Beratung, Bären, Schleifen, aus erster
Hand – mit den freundlichen Mitarbeiter/innen Ihrer
AIDS-Hilfe
43
Öffentlichkeitsarbeit
Auf dem Adventsmarkt in Wesel am Sonntag,
dem 27.11. trotzten wir gemeinsam mit unseren
„Budennachbarn“ und Kooperationspartnern der
Drogenhilfe Wesel dem nasskalten Wetter. Dennoch
konnten wir auch hier mit vielen Bürgerinnen
und Bürgern ins Gespräch kommen und erfuhren
viel Zuspruch in Form von Spenden, aber
eben auch mit solidarischen und motivierenden
Worten. So kann Spendensammeln durchaus auch
Spaß machen. Reißenden Absatz fanden in Moers
und Wesel die diesjährigen Soli-Bären – ihr
Sammlerwert hat sich mittlerweile schon weit herumgesprochen.
Das „warming up“ für den großen Tag, den 01.
Dezember war mit einer vergleichsweise kleinen,
aber super motivierten und effektiven Mannschaft
an ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter/innen
sowie einigen „Spontanunterstützerinnen“, die
sich über die Ausschreibungen auf der bundesweiten
Internetseite www.welt-aids-tag.de gemeldet
hatten (Danke Marie, Sabrina, Halima und Raphael
!!!), schon sehr gut gelaufen. Und aufgrund der
intensiven Planung und Vorbereitung sowie einer
spürbar etablierten Kooperation mit dem Management
des FORUM Duisburg, der besten Einkaufs-Mall
Europas (Auszeichnung in 2010) und
den festen Partnern für den nunmehr dritten großen
Aktionstag zum WAT wuchs neben der gesteigerten
Anspannung auch die Vorfreude stetig
an.
Mit den Möglichkeiten im FORUM Duisburg und
dank der großzügigen Unterstützung des Centermanagements
sowie der Werbegemeinschaft
konnten wir erneut einen großen Aktionstag zum
Welt-AIDS-Tag umsetzen, mit dem wir einerseits
möglichst viele Menschen an diesem Tag erreichen
und andererseits durch ein breiter gefächertes
Angebot auch interaktive Auseinandersetzungen
mit dem Thema für verschiedene Bevölkerungs-
und Altersgruppen vorhalten.
Dabei zeigte sich das Centermanagement des FO-
RUM einmal mehr nicht nur äußerst kooperativ,
sondern auch kreativ, was die ideelle und materielle
Unterstützung dieses Aktionstages betraf.
Im Zeichen der „Solidarität“:
Kooperationspartner und
„Künstler/innen“ der Menschenaufsteller
zum WAT 2011
44
Zudem konnten sich Teile des Duisburger Aktionsbündnisses
wieder mit einbringen, so insbesondere
auch die Kindernothilfe, die die globale
Seite der AIDS-Problematik mit ihrem Mitmach-
Parcour sowie der offensiven Bewerbung der
Kampagne „in9Monaten“ fortsetzen und darüber
hinaus noch die brandneue Kampagne „Stop AIDS
– Versprechen halten!“ präsentieren konnten.
Unterstützung von „Picture People“ (Danke für
die tolle Aktion!!) konnten sich die Besucher als
Botschafter gegen AIDS nicht nur ablichten lassen,
sondern auch ihre Botschaft und ihre Meinung
bundesweit einbringen, denn es gab eine direkte
Verbindung zur Kampagnenseite www.welt-aidstag.de
. Eine kleine Auswahl s.u.
Frank Mischo (o. li.) und Antje Weber (u. li.) Die Kindernothilfe
–mit Unterstützung- beim WAT-
Aktionstag im FORUM Duisburg
Besonders bei Jugendlichen beliebt war das Angebot
unseres Kooperationspartners, von ProFamilia,
Ortsverband Duisburg, die u.a. den Kondomführerschein
ausstellten – natürlich nur nach bestandener
Prüfung.
Der „Botschafter-Gedanke“ spielte auch bei unserem
Aktionstag eine ganz zentrale Rolle. Und weil
es leider immer noch schwierig erscheint und
sehr viel Mut kostet, sich zu „outen“ haben wir
die anonymisierte Idee der Ausstellung des bayerischen
Landesinstitutes für Gesundheit „Der lange
Weg - Leben mit HIV und Aids heute“ aufgegriffen,
Menschenaufsteller mit Botschaften, Gedanken
oder Forderungen von Menschen mit HIV
und AIDS aus unserer Begleitung versehen und
damit eine Parcour-Installation gebildet.
Das „ProFamilia-Team“ in freudiger Erwartung (Gina
Bieberich, Marlenen Lang-Mielke u. Peter Rüttgers, v.
li.)
Beim Foto-Shooting mit höchst professioneller
„HIV-Positiv & mitten im Leben!“ – Menschenaufsteller
aus der Werkgrupe „Holzbearbeitung“ der GfB
Duisburg
45
Öffentlichkeitsarbeit
Insgesamt 12 lebensgroße Figuren wurden von
den Werkgruppen „Holzbearbeitung“ und
„Metall“ der Duisburger Gesellschaft für Beschäftigungsförderung
unter der Anleitung von Herrn
Franz Alraun extra zu diesem Zweck geschaffen.
Begleitet wurde die Entstehung durch eine Präventionsveranstaltung
mit den Teilnehmer/innen
der Maßnahmen, so dass eine Auseinandersetzung
mit der dahinter stehenden Thematik und ein besonderer
Bezug zu den „Produkten“ entwickelt
werden konnte. Wir bedanken uns für diese hervorragenden
Arbeiten bei den Beschäftigten der
Gfb-Maßnahmen, bei
Herrn Alraun für seinen
sehr solidarischen
Einsatz, bei Frau Iris
Sperg vom Gesundheitsamt
Duisburg für
die Kontaktaufnahme
und bei der Werbegemeinschaft
des FORUM
Duisburg für die Finanzierung.
Die Figuren sind nunmehr grundsätzlich bei der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. ausleihbar.
Ein weiteres Novum beim diesjährigen Aktionstag
war das Beratungs- und Testangebot der AIDSund
STD-Beratungsstelle des Gesundheitsamtes
der Stadt Duisburg in einem räumlich geschützten
Setting, bei der auch der sog. Schnelltest gemacht
werden konnte. Zwischen 13.00 und 17.00 Uhr
wurde dieses Angebot auch sehr gut angenommen.
Erholung vom stressigen Shopping mit Informationsmöglichkeiten
bot die gemütliche „Lounge
Ecke“ im 2. Obergeschoss mit Film- und Fernsehspots
zum Thema HIV und AIDS und Gelegenheit
zum Reden und Diskutieren.
Für weitere besondere Highlights hatte das Centermanagement
des FORUM gesorgt. Passend zur
Adventszeit ließen es sich sogar die Engel nicht
nehmen, sich zu beteiligen (s.o.). Und himmlisch
waren auch die Kunstwerke des Ballonkünstlers
Marc Lampert, der Unglaubliches aus Ballons
schaffen kann, wie nicht nur das Kleid von Nina
Role-model Nina & Marc Lampert in Aktion
zeigt, welches noch dazu für den guten Zweck
versteigert wurde (s.u.)
Eine ganze Reihe von Filialen aus dem FORUM
beteiligte sich wieder an einer Orientierungsrallye
für interessierte Gruppen oder Einzelpersonen
mit speziellen Fragen zum Thema und stifteten
sogar kleine Präsente für die Aktiven, die dann im
Rahmen einer Preisverleihung ausgehändigt werden
konnten.
Die Medien-Lounge
Michaela Spatz (li.) Centermanagerin FORUM und „ihre“ solidarischen Engel
46
Um 18.00 Uhr ging es weiter mit himmlischem
Beistand – sie gehören inzwischen schon zum festen
Programm: Ein ganz herzlicher Dank geht einmal
mehr an die Show-Tanz-Gruppe der „Cherrygirls“,
die mit ihrem Auftritt für besonders hohes
Publikumsaufkommen sorgte.
Moderator Dietmar Heyde im
Gespräch mit Gewinner/innen (li.); die
„Glücksfeen“ Sandra Kohlhase und Thomas Hilgers
bei der Preisvergabe (re.)
Zentrale Anlaufstelle und Ausgangspunkt für die
traditionelle Red-Ribbon-Aktion war unser Infostand
im Erdgeschoss, an dem uns auch die diesjährigen
Solidaritäts-Bären fast aus den Händen
gerissen wurden.
Das Bühnenprogramm konnte in diesem Jahr dank
des Engagements des FORUM-Managements erweitert
werden und sorgte für Begegnung & Begeisterung.
Um 16.00 Uhr sorgten die –sehr professionellen-
Laiendarstellerinnen des Musicalvereins „Pro You
e.V.“ mit Kostproben aus ihrem brandneuen Musical
„Das Lazarett“ für gebannte Aufmerksamkeit
und Lust auf den Besuch der Premiere.
Ab 17.00 Uhr ertönte die unglaublich umfangreiche
Stimme von Simone Helle, die mit der bewußten,
weil sehr gut zur Kampagnenausrichtung
passenden, Auswahl eigener Arrangements der
Klassiker „Bei mir bist du schoen“, „Dat Dere“
und „We shall overcome“ Gänsehaut bei den Zuhörern
erzeugte.
!!! DANKE !!!
Impressionen vom Auftritt der „Cherry-girls“ unter
der Leitung von Peter Kirsch
Welt-AIDS-Tag 2011 im FORUM Duisburg – eine
tolle Geschichte, die nach Aussage aller Beteiligten
weiter etabliert werden soll.
HIV und AIDS sind schon sehr lange globalisiert
und die Pandemie ist weltweit sehr unterschiedlich
verteilt. Während wir hier erfreulicherweise
auf eine letztlich sehr kleine Infektionsdimension
schauen, sieht es in den sog. Entwicklungsländern
immer noch ganz anders aus. 90 Prozent der HIVpositiven
Menschen leben und sterben hier. Ganz
besonders betroffen ist nach wie vor Subsahara-
Afrika.
„Stop AIDS. Keep the Promise!“ Das war und ist
das internationale Motto der Welt-AIDS-
Kampagnen seit 2005. Es erinnerte daran, dass im
Juni 2001 Politiker aus aller Welt auf einer
Sondersitzung der Vereinten Nationen zu HIV
und AIDS das Versprechen gaben, sich national
und international stärker im Kampf gegen die
weltweite HIV- und AIDS-Epidemie zu engagieren.
Die stetige Erinnerung daran wird im Grunde immer
wichtiger, denn je länger diese Verabredung
zurückliegt, desto mehr scheint sie bei den Beteiligten
in Vergessenheit zu geraten. Wenn man
bedenkt, in welchen Dimensionen und wie schnell
die Regierungen einen „Bankenrettungsschirm“
organisieren konnten und wie „wenig“ demgegenüber
erforderlich wäre, um lebensbedrohte
Menschen mit dem Notwendigsten versorgen
oder durch präventive Maßnahmen eine deutliche
Reduzierung von Neuinfektionen (z.B. bei Säuglingen,
vgl. „in9Monaten.de“) erreichen zu können,
dann kann man „um den Schlaf gebracht werden“,
um nicht noch deutlicher zu werden. Das
deutsche Versprechen, die Beteiligung zur Ein-
Das Ensemble von „Pro You e.V“
Simone Helle
47
Öffentlichkeitsarbeit
speisung in den globalen Fonds zur Bekämpfung
von AIDS, Tuberkulose und Malaria beliefe sich
auf 300 Mio. Euro per anno – ein Bruchteil des
o.a. Rettungsschirmvolumens. Und auch die
globale HIV-Epidemie hat verheerende Folgen
viele nationale Ökonomien, aber auch für die
Weltwirtschaft. Die neue Kampagne
„Versprechen halten!“ richtet sich insbesondere
an unseren Entwicklungsminister Niebel, der
jüngst sogar die Zahlungen in den globalen Fonds
gegen AIDS, Tuberculose und Malaria gestoppt
hat.
Wir werden uns im Rahmen unserer Möglichkeiten
weiter im bundesweiten „Aktionsbündnis gegen
AIDS“ engagieren und mit an die Versprechen
erinnern.
Und so ist es gute Tradition, dass wir mindestens
im Rahmen des Welt-AIDS-Tags-Programmes den
Blick über den nationalen Tellerrand heben und
unser Augenmerk dorthin lenken. Ganz besonders
eindrucksvoll ist dies im Berichtsjahr wieder
beim „Abendgebet zum Welt-AIDS-Tag“ am Freitag,
dem 02. Dezember gelungen.
TonArt
Annette Günther (UNICEF Duisburg)
Renate Brunotte & Pfarrer
Stefan Klein
Ralf Runniger (AIDS-Hilfe)
Martin Schaper (Infostelle Dritte Welt)
Diese Solidaritätsveranstaltung der Veranstaltergemeinschaft
des Duisburger Aktionsbündnisses
gegen AIDS (i.e.: Kindernothilfe, Ev. Kirchenkreis
Duisburg, Infostelle dritte Welt, die ev. Kirchengemeinde
Alt-Duissern, die AIDS- und STD-
Beratungsstelle des Gesundheitsamtes und die
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.) fand wieder
in der Luther-Kirche in Duisburg-Duissern
statt. Etwa vierzig Besucher/innen waren –wie wir
alljährlich- sehr angetan vom Veranstaltungskonzept,
den z.T. authentischen Lebensbildern von
Menschen mit HIV und AIDS, den symbolischen
Aktionen sowie von den musikalischen Darbietungen.
In diesem Jahr unterstützte uns musikalisch
der hervorragende Chor „TonArt“ des evangelischen
Kirchenkreises Duisburg unter der Leitung
von Andreas Rabeneck mit mitreißenden Darbietungen.
Für diese hervorragenden Gesten der Solidarität
sagen wir ganz herzlichen Dank. Das
Duisburger Aktionsbündnis gegen AIDS ist weiterhin
offen für weitere Kooperationspartner. Interessierte
Personen und/oder Einrichtungen sind
immer willkommen.
Iris Sperg
(Gesundheitsamt
Duisburg)
Frank Mischo
(Kindernothilfe)
Allen, die uns zum Welt-AIDS-
Tag 2011 durch viel Engagement
und Kreativität unterstützt haben,
gilt an dieser Stelle noch
einmal unser ganz herzlicher
Dank !!! – Ein Engel hat Euch /
Sie geschickt.
Und: … nach dem Welt-
AIDS-Tag ist vor dem Welt-
AIDS-Tag! Interessierte, die
48
2012 dabei sein wollen, können sich jederzeit gerne
bei uns melden.
4.5. Berichterstattung in den Medien
Die Nachfragen von Seiten der Print-, Funk- und
TV-Medien, die unsere Arbeit zum Teil sehr aufmerksam
begleiten, stimmt uns zuversichtlich und
führt uns zu dem Eindruck, gute Arbeit zu leisten.
Wir waren unsererseits mit der Erreichbarkeit
und dem Echo bei Presse, Lokalfunk und –
fernsehen über das Berichtsjahr verteilt insgesamt
sehr zufrieden (s. Pressespiegel im Anhang). Der
Anlass unseres diesjährigen Jubiläums wurde gut
transportiert hat uns hier neben zusätzlicher Arbeit
eindeutig aber auch zusätzliche Motivation
geliefert.
Das schon mehrmals zitierte Stadtfernsehen
„Studio 47“ ist mittlerweile ein treues Begleiterund
Unterstützermedium, genau so wie die Lokalradios
von Radio DU inkl. dem Bürgerfunk und
Radio KW.
Im Printmedienbereich gab es im Berichtszeitraum
große Berichte über Menschen und Angebote der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
Um das vergleichsweise niedrige Niveau der Neuinfektionen
im Berichtsjahr weiterhin halten zu
können und die neu ausgerichteten Kampagnenziele
der weiteren Akzeptanz und Toleranz gegenüber
Menschen mit HIV und AIDS umsetzen
zu können, müssen aus unserer Sicht aber auch
weitere Kommunikationsoffensiven folgen, um die
Präventionserfolge der vergangenen Jahre nicht
wieder zu gefährden. Aufklärung, sachliche Information
und Erinnerung müssen wahrnehmbar
bleiben.
4.6. Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten
Hier sind für den Stelleninhaber zu nennen :
Vertretung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis
Wesel e.V. in verschiedenen regionalen Gremien
und Arbeitskreisen in Duisburg, dem Kreis Wesel
und auf Landesebene
Vorbereitung, Organisation, und Durchführung
von Informationsständen, Seminar- und Vortragsangeboten,
Organisatorische Begleitung und Pressearbeit
für Benefiz- und Kooperationsveranstaltungen,
Akquise von finanziellen Mitteln und personellen
Ressourcen (Ehrenamtleranwerbung)
Telefonische und persönliche Beratung,
Kontaktpflege zu Förderern und Kooperationspartnern,
Geschäftsführung,
U.a.m.
Abbildung :
Präventionsveranstaltungen in der Allgemeinbevölkerung
im Jahre 2011 – Veranstaltungen
insgesamt
49
Zielgruppenspezifische Prävention
5. Zielgruppenspezifische Prävention
5.1 HIV/AIDS-Prävention bei Schwulen,
Männern die Sex mit Männern haben sowie
bisexuellen Männern
Das Projekt homosexuelle und bisexuelle Männer
sowie MSM (Männer, die Sex mit Männern haben)
im Kontext von HIV / STI´s der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis
Wesel e.V. ist durch Zielgruppenspezifische
Mittel des Landes NRW gefördert worden.
Durch diese Förderung konnte eine ½ Personalstelle
finanziert werden, mit der die strukturelle
Prävention im Arbeitsbereich „homosexuelle und
bisexuelle Männer sowie MSM im Kontext HIV /
STI´s“ auf der lokalen, regionalen und landesweiten
Ebene umgesetzt wurde. Zusätzlich hat das
Projekt auf der lokalen Ebene das Ziel, HIVpositive
Männer niedrigschwellig zu erreichen und
ihnen die möglichen Angebote in der Region zu
vermitteln bzw. die Begleitung durch die AIDS-
Hilfe anzubieten (Streetwork).
Auf der landesweiten Ebene erfolgte die Arbeit
ausschließlich in Gremien, die sich überregional
mit dem Thema „homosexuelle Männer sowie
MSM im Kontext HIV / STI´s“ befassen.
Auf der regionalen Ebene wurden in der Vernetzung
mit anderen Institutionen Kampagnen und
Präventionsaktionen erarbeitet und durchgeführt.
Durch diese Kooperationen konnten größere
Veranstaltungen geplant, koordiniert und umgesetzt
werden. Die in diesen Gremien vorhandenen
Ressourcen konnten so gebündelt werden
und es ergaben sich sinnvolle Synergieeffekte.
Auf der lokalen Ebene wurden gemeinsam mit
Kooperationspartnern, durch die Einbeziehung
von ehrenamtlichen Mitarbeitern sowie HIVpositiven
schwulen Männern die ausdifferenzierten
Angebote/Präventionsaktionen erfolgreich
umgesetzt. Durch diese Kooperationen konnten
die begrenzten personellen Ressourcen optimal
genutzt werden.
5.1.1 Vorwort
Auch im Jahr 2011 wurde ein Großteil unserer
Ressourcen für den Bereich der Prävention im
Sektor schwule und bisexuelle Männer sowie
MSM genutzt.
Die kompetente und qualifizierte Arbeit von
„Herzenslust“ hat ihren Ursprung in dem Ansatz
der strukturellen Prävention (hier vor allem
die Primär- und Sekundärprävention) sowie der
regelmäßigen Aus- und Fortbildungsarbeit der
haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern auf der
landesweiten Ebene. Herzenslust steht für die Arbeit
von schwulen Männern für schwule Männern.
Die Feldkompetenzen der einzelnen Mitarbeiter
können so für die Präventionsarbeit im Rahmen
der niedrigschwelligen Präventionsarbeit genutzt
werden. Weiterhin steht Herzenslust für lustvolle
und lebensstilakzeptierende Präventionsarbeit.
Auch der Schwerpunkt, die Zielgruppe ausreichend
zu informieren, damit jeder einzelne selbst
bestimmt entscheiden kann, welches Risiko er
eingehen möchte oder welches eben nicht, hat
sich bewährt. Auch die Einbeziehung von HIVpositiven
schwulen Männern in die Präventionsarbeit
(z.B. bei Beratung und Test) hat sich sehr bewährt
und sollte weiterhin unterstützt und forciert
werden. Die Datenlage aus der Bochow-
Studie (s. Schwule Männer und HIV/Aids: Lebenstile,
Szene, Sex 2007; Michael Bochow, Axel
J. Schmidt, Stefanie Grote; AIDS-Forum DAH;
2010) hat maßgeblich dazu beigetragen, die Rastplatz-Sommeraktion
im Kreis Wesel umzusetzen.
Nach Bochow, der eine breit angelegte Befragung
zu Risikoverhalten von schwulen und bisexuellen
Männern in regelmäßigen Abständen durchführt,
gehören MSM aus ländlichen Regionen zu einer
der Risikogruppen bezüglich einer HIV-Infektion.
Ebenfalls zur Risikogruppe gehören schwule Männer
aus sozial schwachen Verhältnissen; ein
Grund, warum die Testangebote auf dem Rastplatz
kostenlos zur Verfügung gestellt werden.
Die Arbeitsfelder im Berichtszeitraum können
wie folgt umrissen werden:
Die zielgruppenspezifische Präventionsarbeit der
AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. im Bereich
MSM hatte im Berichtszeitraum mehrere Arbeitsschwerpunkte.
Ein großer Schwerpunkt im Jahr 2011 war die
Entwicklung, Koordinierung und Umsetzung des
schwul lesbischen Straßenfestes
„Sommerlust“. Der Wunsch, dass sich die
Community in Duisburg präsentieren konnte, war
für die Mitglieder unseres Vereins von hoher
Wichtigkeit. Daraus erklärt sich sicherlich auch
die hohe Teilnahme unserer ehrenamtlichen Mit-
50
arbeiterInnen bei der Umsetzung des Festes
(weiteres siehe unten).
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt war die Umsetzung
des HIV-Schnelltestsangebotes im niedrigschwelligen
Bereich, welcher unter dem Label
„BuT“ (Beratung und Test) angeboten wurde. Die
Vorarbeit (Schulung der ehrenamtlichen Mitarbeiter,
konzeptionelle Planung der Umsetzung lokal
und in Arbeitskreisen landesweit, Absprache mit
Kooperationspartnern) nahm einen Großteil der
zeitlichen Ressourcen in Anspruch.
Die ausdifferenzierte Arbeit im Bereich der Primärprävention
bei MSM (z.B. GAY ROMEO
health support, Vor-Ort Arbeit, Beratung und
Test) fordert immer mehr eine detaillierte fachlich
qualifizierte Schulung der Mitarbeiter. Diese
neuen Anforderungen gehen mit einer hohen zeitlichen
Kapazität an Schulungsanteilen für die haupt
- und ehrenamtlichen Mitarbeiter einher. Dieser
Trend wird sich auch in Zukunft fortsetzen. Hier
gilt es, einerseits die Mitarbeiter fachlich gut auf
die Arbeit vorzubereiten und andererseits die
Schulungsanteile für die einzelnen Trainer / Referenten
in einem „gesunden Maß“ zu halten. Durch
die geforderten Qualitätssicherungsmaßnahmen
und damit einergehenden Verpflichtungen
(Teilnahme an (Schulungs-) Veranstaltungen, Berichtswesen,
Datenerhebung) wurden zeitliche
Ressourcen ebenfalls gebunden.
5.1.2 Landesweite Vernetzung
Teilnahme an Arbeitskreisen
Arbeitskreis schwule Prävention
Unter dem Namen „Herzenslust“ wird strukturelle
HIV-Prävention im Bereich homosexuelle und
bisexuelle Männer sowie MSM in ganz NRW
durchgeführt. Herzenslust ist eine Kampagne der
AIDS-Hilfe NRW e.V.. Auf der landesweiten Ebene
finden regelmäßige Arbeitskreise unter dem
Namen „Landesarbeitskreis schwule Prävention“
statt, wo die Herzenslustgruppen sich inhaltlich
austauschen können. Der Projektnehmer hat regelmäßig
an diesen Arbeitskreisen teilgenommen.
In diesem Gremium wurden neu entwickelte Aktionen
vorgestellt, Tendenzen in der schwulen
Community erörtert sowie zu bestimmten Themenfeldern
Referenten eingeladen. Auf diesen landesweiten
Arbeitskreisen konnten so Ideen für
Präventionsaktionen ausgetauscht, Kampagnen
entwickelt und nicht erfolgreiche Projekte analysiert
werden. So wurde durch den Erfahrungsaustausch
und die fachliche Unterstützung der unterschiedlichen
lokalen Herzenslustgruppen die regionale
und lokale Arbeit sinnvoll modifiziert.
GAY Romeo / health support
Herzenslust hat auf der landesweiten Ebene die
Onlinepräventionsarbeitet konzipiert und umgesetzt.
Bei Gay Romeo, einem Onlineportal für
schwule und bisexuelle Männer, wurde ein health
support geschaltet. Hier werden Fragen von Ratsuchenden
zu HIV/AIDS, Hepatitiden und anderen
sexuell übertragbaren Krankheiten, schwuler Gesundheit
und Szeneorten in der Region von örtlichen
Herzenslustmitarbeitern beantwortet. Der
Projektnehmer hat für die lokale Herzenslustgruppe
ein Profil erstellt und Chatberatung durchgeführt.
An diesem Projekt sind neben dem Projektnehmer
ehrenamtliche Onlinepräventionisten
beteiligt. Das lokale Gay Romeo-Projekt war regelmäßig
bei den bundesweiten Austauschtreffen
vertreten. Diese Treffen dienen als Plattform, sich
zu Themenfeldern der Online-Beratung auszutauschen
sowie der Erarbeitung und Erhaltung von
Präventions- und Beratungsstandards.
Beratung und Test (BuT)
Das Pilot-Projekt der AIDS-Hilfe NRW e.V. hat
das Ziel, bestimmte Subgruppen aus dem Bereich
der MSM (Männer die Sex mit Männern haben)
mit Hilfe eines HIV-Schnelltest-Angebotes im Zusammenhang
mit einer davor durchgeführten intensiven
Beratung zu erreichen. Solche Subgruppen
(oder auch „Netzwerke“) sind von den bestehenden
HIV-Test-Angeboten nicht erreicht worden
(siehe auch Konzept BuT).
Der Projektnehmer hat an den Steuerungskreisen
von BuT auf der landesweiten Ebene teilgenommen.
Teilnahme an Landesweiten Präventionsaktionen
CSD in Köln
Unter dem Motto „united love air“ organisierte
Herzenslust NRW und die Herzenslustgruppe aus
Köln eine Fußtruppenaktion beim CSD in Köln.
Das Herzenslustteam Duisburg beteiligte sich bei
der Aktion (näheres siehe Sachbericht Herzenslust
NRW bzw. Herzenslust Köln).
51
Zielgruppenspezifische Prävention
5.1.3 Projektarbeit auf der regionalen Ebene
Auf der regionalen Vernetzungsebene arbeitete
der Projektnehmer eng mit den regionalen Herzenslustgruppen
im Ruhrgebiet zusammen. Im
Ruhrgebiet wurden aus dieser Vernetzung heraus
Aktionen entwickelt, koordiniert und durchgeführt,
welche einen überregionalen Charakter besaßen.
Gerade bei größeren Events können die
einzelnen Herzenslustgruppen nur schwer alleine
öffentlichkeitswirksame Aktionen durchführen. So
unterstützte z.B. das Herzenslustteam Essen unsere
Aktion auf dem Straßenfest „Sommerlust“. An
dieser Stelle danken wir unseren Kollegen aus Essen
für ihre Unterstützung!
5.1.4 Projektarbeit auf der lokalen Ebene
Kooperation mit lokalen Einrichtungen/
Selbsthilfegruppen
Auf der lokalen Ebene wurde mit verschiedenen
Einrichtungen, Vereinen und Selbsthilfegruppen
kooperiert (wie z.B. mit AkDuLuS e.V. sowie dem
Kommissariat Vorbeugung der Polizei Duisburg).
AkDuLuS e.V.
Der Projektnehmer hat an
den regelmäßig stattfindenden
Arbeitskreisen der regional
ansässigen schwullesbischen
Vereine und
Selbsthilfegruppen
„AkDuLuS e.V.“ teilgenommen.
Primärpräventive Aktionen auf der lokalen Ebene
Beratung und Test – Rastplatz Sommeraktion
In Kooperation mit der AIDS-Hilfe NRW e.V.,
dem Fachbereich Gesundheitswesen des Kreises
Wesel sowie mit der Unterstützung des Kommissariats
Vorbeugung des Polizeipräsidiums Duisburg
wurde Beratung und Test von dem Projektnehmer
umgesetzt.
Ziel der Beratung und Test - Rastplatz - Sommeraktion
war die niedrigschwellige Beratung von
MSM (hier vor allem Männer, die durch die bestehenden
Beratungs- und Testangebote nicht erreicht
werden), intensiv vor Ort zu HIV-
Übertragungsrisiken und dem Schnelltestverfahren
zu beraten und ggf. einen Schnelltest anzubieten.
Konzeptionelle Ausarbeitung:
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. hat
sich, nach dem erfolgreichen Beginn der Aktion
2009 und 2010 entschieden, dieses Projekt weiterhin
auf einem Rastplatz im Kreis Wesel umzusetzen.
Darüber hinaus wurde nach Absprache
mit dem zuständigen Arzt und sowie den ehrenamtlichen
Mitarbeitern das Angebot um eine Syphilis-Testung
erweitert.
Die ausschlaggebenden Argumente waren:
- Die Beratung der Zielgruppe steht im Vordergrund
der Vor-Ort-Aktion.
- Die Testdurchführung soll durch einen
Arzt des Gesundheitsamtes vorgenommen
werden (Aktive Einbindung des ÖGD).
- Die anvisierte Zielgruppe sind MSM, die
anonym Sex mit Männern auf den Rastplatz
haben, durch ihre allgemeine Lebensführung
(viele leben in „herkömmlichen“
Familienstrukturen) bedingt, jedoch keine
Möglichkeiten haben oder diese bewusst
ablehnen oder wegen Unkenntnis der Infrastruktur
die schon bestehenden Beratungs-
und Testangebote von Gesundheitsämtern
und AIDS-Hilfen in Anspruch
zu nehmen.
- Reaktiv getestete Personen können sich
durch Buddys (geschulte HIV-positive
schwule Männer) bis zum Ergebnis des regulären
HIV-Labortests begleiten lassen.
- Die Vor- und Nachteile des Schnelltestes
werden den Interessierten mitgeteilt. Die
Entscheidung für oder gegen den Test obliegt
einzig und alleine dem Ratsuchenden.
52
Nach der Entscheidung für die „Beratung und
Test - Rastplatz Sommeraktion“ wurden konkret
die weiteren Schritte besprochen:
1. Akquirierung sowie Fort- und Weiterbildung
der ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter
(für die Beratung und für die Funktion des
Buddys).
2. Entwicklung der Qualitätsstandards für die
Beratung auf dem Rastplatz sowie die Testdurchführung
(Anonymität, Beratungssetting).
3. Absprachen mit dem Fachbereich Gesundheitswesen
der Kreisverwaltung Wesel zwecks
Beteiligung eines Arztes bei dem Projekt.
4. Behördliche Genehmigung zur Durchführung
des Angebotes auf einem Rastplatz.
Kosten für den „HIV-Schnelltest“ und den Syphilis
-Test.
Zu 1.
In der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. ist
es seit Jahren üblich, frisch HIV positiv getesteten
ratsuchenden Menschen ein Gespräch mit einem
HIV-positiven ehrenamtlichen Mitarbeiter anzubieten.
Diese Mitarbeiter wurden angesprochen
und ihnen das Pilotprojekt erläutert. Die ehrenamtlichen
Mitarbeiter waren sofort dazu bereit,
sich bei dem Projekt zu beteiligen und besuchten
das Grundlagentraining, welches von der AIDS-
Hilfe NRW e.V. zur Ausbildung der Beratung und
Test -Projektteilnehmer angeboten wurde.
Zu 2.
Die AIDS-Hilfe NRW e.V. konnte ein Wohnmobil
anschaffen, welches zu einem „Beratung und Test
-Mobil“ umgebaut wurde. So können in einem abgetrennten
Beratungsraum die interessierten
Männer beraten werden und in dem anderen
Raum der Schnelltest durchgeführt werden (Arzt-
Raum).
Den interessierten Männern sollten die Optionen
/ der Vorgang zum Testverfahren im Rahmen
der Beratung erklärt werden. Diese waren:
A) Im Falle eines reaktiven Testergebnisses
kann eine Fehldiagnose nicht
zu 100% ausgeschlossen werden.
Daher müsste sofort im Anschluss
intravenöses Blut zwecks Bestätigung
des Ergebnisses durch einen
herkömmlichen Antikörpertest erfolgen;
mit den damit einhergehenden
psychischen Belastungen, die
die Wartezeit dann mit sich bringen
könnte.
B) Im Falle eines reaktiven Testergebnisses
wurde den Ratsuchenden
angeboten, das ein Mitarbeiter des
Beratung und Test -Projektes (ein
Buddy; HIV-positiver schwuler
Mann) während der Wartezeit als
Ansprechperson zur Verfügung
steht.
C) Die getestete Person hätte die
Möglichkeit, mit einem Auto nach
Hause/zur nächsten Haltestelle des
ÖPNV gefahren werden zu können.
D) Es wurde angeboten, den Schnelltest
durchführen zu lassen, das Ergebnis
jedoch erst am nächsten Tag
im Gesundheitsamt „abzuholen“.
Zu 3.
Nach dem erfolgreichen Start der Kampagne
2009 und der Durchführung 2010 konnte der
Arzt des Gesundheitsamtes des Kreises Wesel für
die Mitarbeit an diesem Pilotprojekt weiterhin
gewonnen werden. Vor allem die Argumentation
(die sich durch die Datenlage aus 2009 / 2010
bestätigte), dass die Zielgruppe Männer sind, die
nicht vom bestehenden Beratungs- und Testangebot
der Gesundheitsämter und AIDS-Hilfen erreicht
werden, war ausschlaggebend zur weiteren
Kooperation. Vom Arzt wurde für diese spezielle
Form der aufsuchenden Arbeit eine Verfahrensanleitung
erstellt, einschließlich der erforderlichen
Genehmigung durch die Verwaltungsleitung des
Fachbereichs Gesundheitswesen des Kreises Wesel
und der Ärztekammer Nordrhein. Die ärztliche
Tätigkeit (spezielle Testberatung, Testdurchführung
und Ergebnismitteilung, sowie auf
Wunsch die Beratung zu anderen sexuell übertragbaren
Krankheiten erfolgte unabhängig vom
Beratungs- und Betreuungsangebot der AIDS-
Hilfe-Mitarbeiter. Die ärztliche Schweigepflicht
wurde im gesamten Angebotsrahmen gewahrt.
Auch wenn den Getesteten vom Arzt das Angebot
der Begleitung durch einen Buddy unterbreitet
wurde, konnte der Getestete in jedem Fall
jedoch selbst entscheiden, dieses Angebot anzu-
53
Zielgruppenspezifische Prävention
nehmen bzw. über sein Testergebnis mit jemand
anderem zu sprechen.
Zu 4.
Eigentümer des Rastplatzes ist das Amt für Straßenbau
NRW. Die zuständige Mitarbeiterin gab
die Erlaubnis unter gewissen Auflagen (An- und
Abmelden der Aktion bei der zuständigen Autobahnmeisterei
sowie nur eine Parkbucht zu besetzen).
Im Vorfeld musste bei der Bezirksregierung
Düsseldorf abgeklärt werden, ob die Aktion mit
einer finanziellen Bereicherung einhergehen würde.
Da die AIDS-Hilfe die Testdurchführung kostenlos
anbietet, wurde daher auch von dieser Seite
die Erlaubnis erteilt.
Zu 5.
Da vor allem die Zielgruppe „MSM mit einem unterdurchschnittlichen
sozialen Status“ im Focus
unserer Aktion stehen, sollte der Test möglichst
kostenlos angeboten werden. Durch die Kooperation
mit dem lokalen Gesundheitsamt konnten
die Testkits durch das Gesundheitsamt kostenlos
bei dem zuständigen Ministerium bestellt werden.
Die Syphilis-Tests wurden von der AIDS-Hilfe bezahlt.
Die ärztliche Tätigkeit wurde als Dienstleistung
des Fachbereichs Gesundheitswesen Kreis
Wesel erbracht, so dass auch hier keinerlei Kosten
für die Aktion entstanden. Daher konnten wir
die Beratung sowie die Testdurchführung anonym
und kostenlos anbieten.
Auf einem der Rastplatz-Sitzbänke in der Nähe
des BuT-Mobils saßen die Mitarbeiter des Projektes.
Hier wurden für Gäste Kaffee, Wasser und
Kekse angeboten.
Zwei Mitarbeiter sprachen die Männer an und
verteilten Kondome sowie Visitenkarten mit einer
Erklärung zum HIV- / Syphilis- Schnelltestangebot.
Interessierte wurden zu den Mitarbeitern an der
Sitzbank weitergeleitet, wo Sie einen anonymisierten
Fragebogen zu sexuellen Vorlieben, Risikosituationen
etc. ausfüllen mussten.
Nach dem der Testwillige den Beratungsbogen
ausgefüllt hat, wurde ein Beratungsgespräch anhand
des Fragebogens im hinteren Teil des Beratung
und Test - Mobils durchgeführt. Hier wurde
explizit auf die Vor- und Nachteile des HIV-
Schnelltestverfahrens sowie der Syphilistestung
hingewiesen.
Nach einer ausführlichen Beratung und der Entscheidung
des Ratsuchenden wurde er ggf. zum
Arzt in den vorderen Teil des Beratung und Test
- Mobils weiter verwiesen. Nach einem Gespräch
mit dem Arzt wurde dann der Test bzw. die Tests
durchgeführt. Das ganze Verfahren dauert ca. 1
Stunde (vom Zeitpunkt der Ansprache, Ausfüllen
des Fragebogens, Beratungsgespräch, Testdurchführung
bis hin zum Testergebnis).
Sommerlust
Die Umsetzung:
In dem Zeitraum Mai-September 2011 wurde die
„Rastplatzsommeraktion“ am 1. und 3. Mittwoch
im Monat in der Zeit von 18.00-21.00 Uhr umgesetzt.
Das Beratung und Test -Mobil wurde in einer
Parkbucht, in der Nähe des Gehweges zu den
Toiletten geparkt. Unter der seitlich angebrachten
Markise des Busses wurde ein Tisch mit Kondomen
und Informationsmaterialien aufgestellt. Um
Aufmerksamkeit zu erregen, wurden Fahnen
(Tripols) mit dem Logo von Herzenslust aufgestellt.
54
Der Projektnehmer hat an den regelmäßig stattfindenden
Arbeitskreisen der regional ansässigen
schwul-lesbischen Vereine und Selbsthilfegruppen
„AkDuLuS e.V.“ teilgenommen und beteiligte sich
dort an der Entwicklung und Durchführung von
schwul lesbischen Angeboten für den Raum Duisburg.
Dieser Arbeitskreis hat z.B. die schwul lesbischen
Discos „Warm Up“ und „RadioActiv“ initiiert
und organisiert jährlich das schwul lesbische
Straßenfest in Duisburg.
Der Projektnehmer hat an den regelmäßig stattfindenden
Mitgliederversammlungen von AkDu-
LuS teilgenommen. Da AkDuLuS e.V. im Jahr
2011 keine personellen Ressourcen aufbringen
konnte, das schwul-lesbische Straßenfest zu organisieren,
hat sich der Projektnehmer dafür eingesetzt,
dass die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel
e.V. in Kooperation mit lokalen Organisationen
sowie Personen aus der schwulen Community
sowie schwulen Gastwirten, das Sommerfest umsetzt.
Herzenslust, als Hauptorganisator, entwickelte
den Namen des Festes „Sommerlust“.
Unter dem Motto „Lecker lecken, so schmeckt
Duisburg“ wurde am 30.07.2011 das Fest umgesetzt.
Neben 10 lokalen schwul-lesbischen Selbsthilfegruppen,
die sich auf dem Fest präsentieren konnten,
gab es Getränke- und Essstände sowie eine
Bühne mit einem Show-Programm.
Der Projektnehmer hat sich hauptsächlich um die
Beantragung bei der Stadt sowie dem Ordnungsamt,
die Koordinierung der ehrenamtlichen Mitarbeiter
beim Einsatz am Herzenslust-Infostand, die
regelmäßigen Vorbereitungstreffen der externen
Kooperationspartner sowie um den Auf- und Abbau
beim Straßenfest gekümmert.
Fachliche Anleitung der lokalen Herzenslustgruppe
Duisburg/Kreis Wesel
Der Projektnehmer hat regelmäßig mit der Herzenslustteilzeitkraft
die inhaltliche Arbeit der lokalen
Herzenslustgruppe erörtert und bei Bedarf
angeleitet. Neben der fachlichen Aufsicht des lokalen
Projektes Herzenslust wurden die ehrenamtlichen
Herzenslustmitarbeiter in den Bereichen
HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten
ergänzend zum bestehenden Schulungsangebot
der AIDS-Hilfe NRW geschult.
Veranstaltungen
Der Projektnehmer hat Vor-Ort-Aktionen in der
schwulen Szene und Örtlichkeiten, wo Männer
Sex mit Männern haben, zum Teil mit lokalen Kooperationspartnern,
durchgeführt.
Streetwork
Der Projektnehmer hat durch die regelmäßige
Vor-Ort-Arbeit und seine Anwesenheit in der
Szene, HIV-positive Männer erreicht und unterstützt
diese im Rahmen der psycho-sozialen Begleitung.
Durch dieses niedrigschwellige und anonyme
Angebot konnten Männer erreicht werden,
die sich durch eigenen Antrieb nicht an eine Hilfs-
Organisation wie die AIDS-Hilfe, gewendet hätten.
55
Zielgruppenspezifische Prävention
5.1.4.1 Die Herzenslustgruppe Duisburg /
Kreis Wesel
Der Projektnehmer für den Bereich MSM hat regelmäßig
mit der Herzenslustteilzeitkraft die inhaltliche
Arbeit der lokalen Herzenslustgruppe
erörtert und bei Bedarf angeleitet. Neben der
fachlichen Aufsicht des lokalen Projektes Herzenslust
wurden die ehrenamtlichen Herzenslustmitarbeiter
in den Bereichen HIV und anderen
sexuell übertragbare Krankheiten ergänzend zum
bestehenden Schulungsangebot der AIDS-Hilfe
NRW, qualifiziert.
Das Herzenslustteam hat im Jahr 2011 wie in den
vorangegangenen Jahren zielgruppenspezifische
Prävention im Bereich schwule und bisexuelle
Männer sowie Männer, die Sex mit Männern haben
entwickelt und durchgeführt. Hierbei ist die
konstante Begleitung der umgesetzten Präventionsaktionen
sowie die Begleitung der lokalen
Herzenslustgruppen durch die aus Eigenmitteln
der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. finanzierte
Teilzeitkraft von sehr hohem Stellenwert.
Durch die Teilzeitkraft wurden folgende Aufgaben
erfüllt:
- Fachliche Begleitung der ehrenamtlichen Herzenslustmitarbeiter
Die Teilzeitkraft sowie punktuell der Projektnehmer
waren bei den primärpräventiven Vor-Ort-
Aktionen von Herzenslust anwesend. So konnten
Ratsuchende bei Bedarf von den ehrenamtlichen
Mitarbeitern des Herzenslustteams an die hauptamtlichen
Mitarbeiter weiter verwiesen werden.
- Begleitung der wöchentlichen Gruppentreffen
des Herzenslustteams
Durch die regelmäßigen Gruppentreffen, die
durch die Teilzeitkraft angeleitet wurden, wurde
die beständige ehrenamtliche Herzenslustarbeit
sichergestellt. Neben diesem Aspekt wurden mit
dem Herzenslustteam Veranstaltungen abgesprochen
und deren Umsetzung diskutiert und konzipiert.
- Die Pflege und Aktualisierung der Herzenslusthomepage
(www.herzenslustteam-du.de) war ein
wichtiger Arbeitsschwerpunkt der Teilzeitkraft,
da sich viele schwule Männer vorwiegend über
das Internet Informationen zu HIV, STD´s und
Angeboten in der schwulen Community beschaffen.
Auf der lokalen Ebene wurden folgende primärpräventive
Aktionen in Duisburg durchgeführt:
Das Präventionsteam Herzenslust hat regelmäßig
Aktionen auf der schwul-lesbischen Party Warm-
Up und im späteren Verlauf des Jahres auch auf
den Partys „RadioActive“ in Duisburg sowie
„Gaytower“ in Moers durchgeführt. Neben Informationsständen
und Walkingacts wurden mehrere
größere Aktionen durchgeführt.
Hier einige Beispiele von Aktionen:
Sommerlust
Unter dem Motto „lecker lecken, so schmeckt
Duisburg“ wurde eine Aktion neu umgesetzt, die
in Kooperation der Herzenslustteams in NRW
vor mehreren Jahren entwickelt wurde. Aufkleber
mit Bezeichnungen wie „Lecker Typ“ und „Leck
mich“ wurden mit Cruisinpacks an Gäste verteilt.
Die Herzenslustmitarbeiter bekamen T-Shirts, die
56
passend zu den Aufklebern, gestaltet waren.
WAT
Zum Welt-AIDS-Tag wurde in der schwulen
Kneipe Harlekin in Duisburg eine Infoaktion umgesetzt.
Weitere Aktionen auf lokaler Ebene waren:
- Szenerundgänge
Regelmäßig führte das Herzenslustteam Duisburg
/ Kreis Wesel einen Rundgang durch die
Duisburger Szene durch. Ziel der Rundgänge war
die Kontaktpflege mit den Szenewirten, Verteilung
von Informationsmaterialien zu HIV und andere
STD´s in den Lokalen sowie die Befüllung des
Kondomautomaten.
- Rastplätze
In regelmäßigen Abständen wurden Aktionen auf
Rastplätzen im Kreis Wesel durchgeführt, wo
Männer Sex mit Männern haben. Hier wurden
Informationsmaterialien und Kondompackungen
auf einem Informationsstand den Besuchern angeboten.
Da viele der dort verkehrenden Männer
sich nicht eindeutig als schwul oder bisexuell definieren,
wurde auf allgemeine Informationsbroschüren
der DAH / BZgA zurückgegriffen.
5.1.5 Projektkritik / Projektausblick
Das Projekt der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel
e.V. setzte die strukturelle Prävention im Arbeitsbereich
homosexuelle und bisexuelle Männer sowie
MSM auf den unterschiedlichen Ebenen
(landes-, regionaler- und lokaler Ebene) um.
Die Arbeit konnte auf den jeweiligen Ebenen mit
verschiedenen Aspekten und Zielsetzungen ausdifferenziert
und mit angemessenen Methoden
verfolgt werden. Die im Projektantrag formulierten
Ziele wurden realisiert und innovative Aktionen
/ Projektideen umgesetzt.
Projektnehmer ressourcenorientiert und zeitsparend
seine Projektziele umsetzen. Die Unterstützung
und Wirkung der Kampagne zeigte sich zum
einen durch die professionelle Öffentlichkeitsarbeit
der AIDS-Hilfe NRW (Homepage der Kampagne
Herzenslust mit der Verlinkung zu den regionalen
Herzenslusthomepages, Bewerbung der
Kampagne durch schwule Medien) und durch den
fachlichen Austausch bei den landesweiten Arbeitskreisen.
Ebenso sind die zentral eingekauften
Give-aways für eine professionelle Außendarstellung
in der Vor-Ort-Arbeit unabkömmlich (z.B.
Cruisingpacks in einer Herzenslust-
Umverpackung).
Um eine kontinuierliche und nachhaltige Präventionsarbeit
in dem Bereich homosexuelle und bisexuelle
Männer sowie MSM gewährleisten zu können,
müssen immer wieder neue Präventionsstrategien
entwickelt und umgesetzt werden, damit
die Präventionsbotschaften die Zielgruppe erreichen.
Ein gutes Beispiel hierfür ist das auf der
überregionalen Ebene entwickelte Pilotprojekt
„Beratung und Test“, welches erfolgreich umgesetzt
wurde.
Die Umsetzung des Straßenfestes „Sommerlust“
hat erhebliche zeitliche Ressourcen gebunden.
Dank externer und interner Unterstützer konnte
das Fest umgesetzt werden. Wir hoffen, dass dadurch
andere örtliche Vereine „auf den Geschmack“
gekommen sind, sich bei der Umsetzung
eines schwul lesbischen Straßenfestes in und
für Duisburg einzusetzen.
Ein großer Dank gilt den ehrenamtlichen Mitarbeitern
der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
(vor allem die große Resonanz bei dem Straßenfest
und die kontinuierliche Begleitung von dem
Projekt „Beratung und Test“) ohne deren Engagement
das Projekt „homosexuelle und bisexuelle
Männer sowie MSM“ nicht in diesem Umfang hätte
realisiert werden können.
Mittels der Kampagne „Herzenslust“ konnte der
57
Zielgruppenspezifische Prävention
5.2 Drogen und Substitution
Drogenpolitisch und angebotstechnisch hat sich in
Duisburg und dem Kreis Wesel nicht viel verändert.
Weiterhin gibt es, trotz Zulassung als Arzneimittel,
keine Diamorphinvergabe, da die Bedingungen
hierfür so hoch gesteckt sind, dass sie die
finanziellen Möglichkeiten einer Stadt wie Duisburg
mit Nothaushalt sprengen würden. Leider
gibt es auch keinen offenen, niedrigschwelligen
Cafébereich in Duisburg.
Wie im letzten Jahresbericht bereits thematisiert,
wird die Substitutionsbehandlung von Opiatabhängigen
für Hamminkeln, Wesel und Schermbeck in
der Nachfolge von Heinz-Joachim Lemm seit dem
1. Januar 2011 durch Dr. Michael Wefelnberg
(Hünxe) sichergestellt. Die Substitutionsbehandlung
in Wesel findet in Räumen des Evangelischen
Krankenhauses statt.
Herr Dr. Michael Wefelnberg behandelt mit seinen
beiden Kollegen/innen 150 Patienten und es
sind zurzeit noch 20 Plätze frei.
Im Evangelischen Krankenhaus Wesel werden
34 Patienten aus Wesel substituiert. Hinzu
kommen weitere 22 Patienten, die zwar aus
Wesel kommen, allerdings in Hünxe substituiert
werden. Das liegt an den unterschiedlichen
Zeiten, zu denen Substitution möglich ist. Da in
Wesel zwischen 12 und 13 Uhr und in Hünxe
zwischen 8 und 19 Uhr substituiert werden
kann, fahren berufstätige Patienten nach Hünxe.
Zum Ende des Jahres gab es besorgniserregende
Meldungen, dass in Bochum die Droge
„Krokodil“ (Desomorphin) aufgetaucht sei.
„Durch die illegale Herstellung über Codein, Jod
und rotem Phosphor in einem ähnlichen Prozess
wie zur Herstellung von Methamphetamin auf Basis
von Pseudoephedrin wird das Endprodukt unrein
und reich an stark toxischen Nebenprodukten.
Bei Injektion führen diese Nebenprodukte zu
schweren Gewebeschäden, Venenentzündungen
und Nekrose bis zur Gangrän oder Organversagen.
Irreversible Schädigungen (neurologische
Veränderungen, Nierenschäden, Gefäßschäden)
können bereits bei der ersten Verwendung entstehen.
Laut Aussage der Anti-Drogen-Initiative
„Stadt ohne Drogen“ in Jekaterinburg ist „Krok“
so aggressiv toxisch, dass die durchschnittliche
Überlebensdauer von Konsumenten nach Beginn
des regelmäßigen intravenösen Konsums gerade
noch ein Jahr betrage. Die Droge wird in Russland
„Krokodil“ genannt, da sie den Körper von innen
her schädigt, an der Injektionsstelle oft eine grünliche
Verfärbung der Haut auftritt und die diese
um die Injektionsstelle an eine Krokodilhaut erinnert,“
Zitat Wikipedia.
Vor allem in der Boulevardpresse wurden die
schlimmsten Horrorszenarien ausgemalt. Letztendlich
stellte sich heraus, dass es sich bei den
Vorfällen „nur“ um verunreinigtes Heroin handelte.
5.2.1 Primär- und Sekundärprävention
5.2.1.1 Spritzenaustauschprogramm
Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel nimmt weiterhin
mit den von ihr betreuten Spritzenautomaten
am Projekt der AIDS-Hilfe NRW e. V. teil.
Die Standorte befanden sich in Wesel und Duisburg-Hochfeld.
Die Spritzenautomaten werden je
nach Frequentierung von uns regelmäßig in einbis
zweiwöchigem Rhythmus neu bestückt.
Obwohl die Drogenberatung sich nicht mehr im
selben Haus mit der AIDS-Hilfe befindet, wird
dieser Automat am meisten frequentiert und genutzt.
Weitere Spritzenautomaten wurden von uns im
Jahr 2011 nicht betrieben, da der vorgesehene
neue Standort am Bahnhof in Moers weiterhin
noch durch Bautätigkeiten im Umfeld beeinträchtigt
ist.
In Duisburg suchen wir für einen weiteren Automaten
noch nach einem geeigneten Standort.
5.2.1.2 Suchtprävention bei Partydrogen
@drugthive
Mit unserem Projekt @drugthive haben wir im
1. Halbjahr eine Aktion zur Suchtprävention bei
Partydrogen und Primärprävention zu HIV/AIDS
in der Diskothek RAJ in Wesel durchgeführt. Bei
58
der Party Lucky 7 arbeiten wir mit dem Veranstalter
reibungsfrei zusammen. Leider hat sich in
Duisburg keine weitere Partylocation gefunden,
die an unserem Angebot interessiert ist.
Zudem hat das RAJ in Wesel Mitte des Jahres seinen
Betrieb aufgegeben und somit gibt es auch die
Party Lucky 7 nicht mehr.
5.2.2 Substitution
5.2.2.1 Entwicklung der Wochenendvergabe
Auch im Jahre 2011 haben wir über das komplette
Jahr an allen Sams-, Sonn- und Feiertagen die
Vergabe von Methadon in der AIDS-Hilfe in Duisburg
durchgeführt. Die Anzahl der Substituierten
lag im Durchschnitt weiterhin bei 88 Personen,
wobei die geringste Teilnehmerzahl 51 und die
höchste Klientenzahl 133 betrug, die die Vergabe
besuchten. Hier ist jedoch zu vermerken, dass die
Durchschnittszahl in den ersten Monaten des Jahres
bei 73 lag und bis zum Ende des Jahres auf
durchschnittlich 106 Klienten angestiegen ist. Die
Vergabezeit beträgt 1,5 Stunden. Weiterhin wird
die Vergabe von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter
und einem Arzt durchgeführt. Zur Vergabe
entsenden insgesamt sieben Ärzte ihre Patienten,
die Vergabe in der AIDS-Hilfe führen fünf Ärzte
durch.
Die Zusammenarbeit zwischen den Ärzten und
unseren ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, den
Apotheken und der Polizei verlief weiterhin reibungslos.
An dieser Stelle einen Dank an die ehrenamtlichen
MitarbeiterInnen für ihr Engagement
und ihre Mithilfe.
Bei jeder Vergabe wird für die Substituierten Kaffee
angeboten und am letzten Sonntag im Monat
wurde weiterhin ehrenamtlich ein Frühstück für
die Substituierten organisiert. Dieses wird mit
Lebensmitteln der Duisburger Tafel und dem Verein
„Bürger für Bürger“ gespeist. So besteht die
Möglichkeit, sich über Sorgen und Nöte auszutauschen.
Unser Dank gilt den ehrenamtlichen Mitarbeitern
und der Duisburger Tafel e. V. und dem
Verein Bürger für Bürger e. V. für ihr solidarisches
Engagement.
5.2.2.2 Psychosoziale Begleitung Substituierter
(PSB)
Die psychosoziale Begleitung von HIV-Positiven /
an AIDS erkrankten Substituierten ist ein weiterer
Bestandteil der Drogenarbeit innerhalb der
AIDS-Hilfe.
Im Vordergrund der PSB steht die Stabilisierung
der Klienten, die in ihrer Lebenssituation gestärkt
und unterstützt werden. Die Zielsetzung der PSB
erfolgt dabei im Wesentlichen nach den Bedürfnissen
der Klienten. Das bedeutet in erster Linie,
dass das subjektive Wohlbefinden der jeweiligen
Person und die Lebensverhältnisse verbessert
werden sollen. Entsprechend dieser Zielsetzung
steht bei einigen Substituierten die Verbesserung
des Gesundheitsstatus im Mittelpunkt, während
bei anderen die Sicherung der materiellen Grundversorgung
oder der Aufbau sozialer Netze im
Vordergrund stehen kann.
Dies kann in medizinischer Hinsicht bedeuten,
dass wir in eine Substitution vermitteln. Da es
sich hier nur um wenige Einzelfälle handelt und
wir gute Kontakte zu den substituierenden Ärzten
pflegen, gelingt dies in der Regel problemlos. Des
Weiteren stellen wir den Kontakt zu HIV-
Schwerpunkt-Ärzten her und unterstützen die
DrogengebraucherInnen, die zum Teil starke Berührungsängste
mit Ärzten dieser Fachrichtung
haben, sich in eine adäquate Behandlung zu begeben.
Es ist jedoch schwierig, neue Klienten in ein
relativ schematisches Korsett zu bringen, welches
für eine HIV Behandlung notwendig ist
(regelmäßige Überwachung der HIV/AIDS-
Parameter, regelmäßige Tabletteneinnahme,
Compliance/Adhärenz).
Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Hepatitis –
C-Beratung, da in den meisten Fällen bisher die
Hepatitis-Behandlung bei DrogengebraucherInnen
nicht durchgeführt wurde und die Behandlung
auch bei den Betroffenen große Ängste auslöst.
Da gerade im Bereich Hepatitis-C-Behandlung
neue Medikamente zur Verfügung stehen, gilt es
für uns, die Begleiteten entsprechend zu beraten.
Im Rahmen der PSB ist es für uns wichtig, die Ressourcen
der Begleiteten zu wecken. Durch die
eigene Bewältigung von Problemen und Aufgaben
erfahren sie eine Stärkung ihres Selbstwertgefühles.
59
Zielgruppenspezifische Prävention
5.2.3 Niedrigschwellige Arbeit mit illegalisierten
DrogengebraucherInnen
Im Berichtsjahr führten wir das Streetwork auf
der „Platte“ mit Ausnahme von Urlaub und
Krankheit wöchentlich durch, da es sich hierbei
um das einzige derartige Angebot in Duisburg
handelt. Neben einer kleinen Szene auf der Königstraße
trifft sich der größte Teil der drogengebrauchenden
Menschen im Kantpark.
Beim Streetwork
werden
Spritzen, Kondome
und Care
Sets verteilt,
Fragen zu HIV/
AIDS und Hepatitiden
beantwortet.
Auch
die Warnmeldung
zu „Krok“
wurde den
Drogengebrauchern
zugänglich
gemacht.
Der gute Kontakt
und die
vertrauensvolle
Basis haben sich
weiter entwickelt.
So konnten
auch Besucherinnen
und
Besucher der „Szene“ für eine aktive JES-Arbeit
gewonnen werden. JES
bedeutet: Junkies, Ehemalige
und Subsituierte
und ist eine Drogenselbsthilfeeinrichtung,
die landes- und bundesweit
vernetzt ist (siehe
auch www.jesbundesverband.de).
Hierzu besuchten der
hauptamtliche Mitarbeiter
mit den Interessenten
„Vision e. V.“ in
Köln, ein niedrigschwelliges
Angebot für User
und Ex-User in Köln.
Hieraus entwickelte sich das weitere Interesse an
der Arbeit, so dass zwei Männer und eine Frau im
Jahr 2012 an einer Basisqualifizierung für JES-
60
Einsteiger, einem Seminar der Deutschen AIDS-
Hilfe, teilnehmen werden.
Ein Teil des Streetworks beinhaltet sekundärpräventive
Arbeit, da auf der Platte auch einige HIV-
Infizierte Drogengebraucher bzw. Subsituierte
erreicht werden, die ansonsten die AIDS-Hilfe
selten aufsuchen.
Das Frühstück
für DrogengebraucherInnen
und
Interessierte fand
in der AIDS-Hilfe
im Berichtsjahr
achtmal statt.
Falls der letzte
Freitag im Monat
der Zahltag ist,
wird dieses
Frühstück einen
Freitag früher
durchgeführt. Im
Juli und August
fand eine Sommerpause
statt.
Das Frühstück
wird überwiegend
von zwei ehrenamtlichen
Mitarbeitern
vorbereitet und mit Lebensmittelspenden
vom Verein „Bürger für Bürger“ unterstützt.
Hierfür sagen wir recht
herzlichen Dank. Das
Frühstücksangebot wurde
unterschiedlich frequentiert.
Von Januar
bis März kamen zwischen
10 und 17 Interessenten,
im April, August
und September leider
nur 3 – 5. Im Oktober
stieg die Zahl auf 12 und
im November mussten
sogar BesucherInnen in
der Küche auf einen freien
Platz im Café warten.
Daher haben wir uns
entschlossen, das Frühstück auch im Jahr 2012
weiter fortzuführen.
5.2.4 „Nationaler Gedenktag für verstorbene
DrogengebraucherInnen“ am 21. Juli
Zum Nationalen Gedenktag für verstorbene DrogengebraucherInnen
haben wir nachfolgenden
Pressetext versandt:
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e. V. gedenkt
anlässlich des 21. Juli – dem nationalen
Gedenktag für verstorbene Drogengebraucherinnen
und Drogengebraucher – der
in Duisburg im Jahr 2010 an Drogen Verstorbenen
Erfreulicherweise sank die Zahl der verstorbenen
DrogengebraucherInnen im Jahr 2010 sowohl in
Duisburg als auch in NRW und deutschlandweit.
Somit setzt sich der positive Trend seit 2008 fort.
Die AIDS-Hilfe begrüßt, dass die rot/grüne Landesregierung
die geringe Menge zum Eigenverbrauch
wieder auf die früheren Werte
(verringert bei Cannabis und abgeschafft bei allen
anderen Substanzen durch Justizministerin Müller-
Piepenkötter CDU) angehoben hat. So kann die
Staatsanwaltschaft von der Verfolgung des Vergehens
gemäß § 31 a BTMG absehen, wenn die unerlaubten
Betäubungsmittel ausschließlich dem
Eigenverbrauch dienen, keine Fremdgefährdung
vorliegt und die nachfolgend aufgeführten Mengen
nicht überschritten werden:
Cannabisprodukte: 10 Gramm
Heroin: 0,5 Gramm
Kokain: 0,5 Gramm
Amfetamin: 0,5 Gramm.
„Hiermit wird eine Forderung von uns umgesetzt,
die Drogenkonsumenten zu entkriminalisieren
und somit die Strafverfolgungsbehörden und Jus
2010 2009 2008
Duisburg 7 11 26
NRW 289 344 380
Deutschland 1237 1331 1449
Drogentote 2008-2010
61
Zielgruppenspezifische Prävention
tizvollzugsanstalten zu entlasten“, erklärt Rolf Ringeler,
Vorsitzender der
AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V.
Leider gibt es für Duisburg aber auch Nachteiliges
festzustellen.
„So gibt es gerade in Duisburg ein sehr geringes
Angebot für drogengebrauchende Menschen und
Substituierte,“ führt Ralf Runniger, hauptamtlicher
Mitarbeiter der AIDS-Hilfe aus.
In Duisburg fehlt ein Kontaktladen mit offenem
Cafébereich und angeschlossenem oder eigenständigem
Drogenkonsumraum, welches in Städten
wie Wuppertal, Essen, und Bochum - allesamt
Städte unter Nothaushaltsrecht - vorgehalten
wird.
„Um hier, zumindest ein geringes Angebot aufrechtzuerhalten,
bietet die AIDS-Hilfe einmal im
Monat – am letzten Freitag – ein Frühstück für
Drogengebraucherinnen und Drogengebraucher
an,“ führt Ralf Runniger weiter aus. „Auch besteht
für die Substituierten, die am Wochenende in der
AIDS-Hilfe ihr Methadon erhalten die Möglichkeit
zu einem Austausch bei einem Kaffee und auch im
Rahmen der Methadonvergabe wird am letzten
Sonntag im Monat ein Frühstück angeboten,“ ergänzt
Ralf Runniger.
Mit Sorge betrachtet die AIDS-Hilfe auch, dass
immer mehr Substituierte, die täglich ihr Methadon
bei den substituierenden Ärzten in Empfang
nehmen müssen, wegen Schwarzfahrens zu Haftstrafen
verurteilt werden. Im Hartz IV Regelsatz
sind 22,78 € für Verkehr vorgesehen, das günstigste
Monatsticket kostet jedoch 44,70 €. Hier
fordert die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel,
dass ein Sozialticket eingeführt wird oder die
Fahrtkosten vom Jobcenter oder den Krankenkassen
übernommen werden. Es kann ja nicht sein,
dass Kranke aufgrund von fehlenden finanziellen
Mitteln in Gefängnissen weggesperrt werden, welches
unnötige Kosten bedeutet. Ein Knasttag kostet
ca. 90 €, da wäre es doch günstiger, die Subsituierten
mit einem Monatsticket auszustatten.
Generell sind in der Illegalisierung der Drogen die
meisten Probleme begründet. So führt der
Schwarzmarkt durch verunreinigte Substanzen zu
den gesundheitlichen Schäden und die
überteuerten Schwarzmarktpreise münden in der
Beschaffungskriminalität. Repression und
62
Strafverfolgung verschlingen Steuergelder, die an
anderer Stelle dringend benötigt werden.
Ein Fortschritt in der Behandlung von schwerst
Drogenabhängigen sollte eigentlich die zugelassene
Medikation mit Diamorphin sein. Auch hierzu
gibt es in Duisburg kein Angebot.
Am 21.07.2011 führten wir in der Fußgängerzone
in Nähe der Platte einen Infostand durch. Wir haben
sieben Kreuze mit Rosen und Grablichtern
versehen aufgestellt, die an die sieben verstorbenen
DrogengebraucherInnen erinnern sollten.
Medienresonanz gab es in diesem Jahr nur durch
das Studio 47.
5.2.5 Teilnahme an Arbeitskreisen
Ärzte) und an der PSAG Basisarbeitsgruppe
„Suchtkrankenhilfe“ vertreten.
5.2.6 Teilnahme an JES-
Mitgliederversammlung
Der Mitarbeiter für den Drogenbereich hat an
der Mitgliederversammlung von JES NRW teilgenommen.
Hier bieten sich wichtige Kontakte für
die Vor-Ort-Arbeit mit aktiven JESlern und ein
interessanter Austausch für den Arbeitsbereich ist
möglich.
Weitere Veranstaltungen konnten im Berichtsjahr
nicht besucht werden, da hierfür keine Kapazitäten
vorhanden waren, da die Ressourcen durch
langwährende Vertretungen im Begleitungsbereich
durch Krankheit der Kollegin und des Kollegen
gebunden waren.
Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. ist
durch den hauptamtlichen Mitarbeiter für den
vorgenannten Bereich in dem Arbeitskreis Suchtmedizin
(Qualitätszirkel der substituierenden
63
Zielgruppenspezifische Prävention
5.3 HIV und Strafvollzug
Das Angebot der „Strukturellen HIV- und STI-
Präventionsarbeit im Strafvollzug“ wurde auch
2011 durch die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel
e.V. auf der lokalen und landesweiten Ebene umgesetzt.
Auf der landesweiten Ebene erfolgte die
Arbeit ausschließlich in Vernetzung und Kooperation
mit Institutionen, die im Bereich „HIV und
Strafvollzug“ tätig sind (wie z.B. bei dem Landesarbeitskreis
Drogen und Haft der AIDS-Hilfe NRW
e.V.).
Auf der lokalen Ebene wurde mit den vorhandenen
Untersuchungshaftanstalten, dem offenen
Vollzug sowie den Gerichten und Staatsanwaltschaften
der Region kooperiert, um die Präventionsarbeit
für Bedienstete und Inhaftierte im Bereich
Strafvollzug zu platzieren. Ziel war die Wissensvermittlung
von Übertragungswegen und
Schutzmöglichkeiten im Themenfeld STD´s, vor
allem im Hinblick auf HIV und die Hepatitiden.
Weitere Arbeitsschwerpunkte waren die Begleitung
HIV-positiver Inhaftierter sowie die Einzelberatung
von Inhaftierten im Rahmen von Sprechstunden.
5.3.1 Einführung
Die Arbeit in den Untersuchungshaftanstalten
wurde, den Gegebenheiten des Vollzugsalltages
angepasst, umgesetzt. Hierbei ist eine beständige
und regelmäßige Arbeit unabdingbar, da der Vollzug
eher durch einen strukturierten Alltag und
durch ein hohes Maß an Regelmäßigkeit geprägt
ist.
Die Präventionsarbeit der AIDS-Hilfe Duisburg/
Kreis Wesel e.V. im Sektor Strafvollzug wurde
erfreulicherweise weiterhin über das Justizministerium
NRW zum Teil refinanziert. Wir sehen
dies als ein Zeichen, dass unser Ansatz über die
Region Duisburg hinaus anerkannt und gewürdigt
wird. Durch die anstehende Umstrukturierung
der Haftanstalt Duisburg Hamborn (Schließung
der Haftanstalten Innenstadt sowie Oberhausen)
war ein weiterer Schwerpunkt zum Ende des Jahres
2011 die konzeptionelle Arbeit an einer möglichen
Kooperation mit der Fachabteilung Strafvollzug
der AIDS-Hilfe Düsseldorf e.V. gewesen.
Die Grundlage dafür ist die Planung von Seiten
der Justiz, die Haftanstalt Düsseldorf und die o. a.
Zweiganstalten aus Duisburg zusammen zu legen
zu der im Bau befindlichen neuen Haftanstalt in
Ratingen.
5.3.2 Landesweite Vernetzung
Teilnahme an Arbeitskreisen
Der hauptamtliche Mitarbeiter hat regelmäßig an
dem Landesarbeitskreis „Drogen und Haft“ der
AIDS-Hilfe NRW e.V. teilgenommen. Durch den
regelmäßig stattfindenden fachlichen Austausch
wurde die Arbeit kontinuierlich modifiziert, einheitliche
Standards erarbeitet und somit die lokale
Arbeit weiter professionalisiert.
Der hauptamtliche Mitarbeiter nahm im Rahmen
der landesweiten Vernetzung an verschiedenen
Arbeitskreisen und Tagungen teil.
Seit mehreren Jahren ist der hauptamtliche Mitarbeiter
der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
Sprecher des Landesarbeitskreises Drogen und
Haft. Mit dieser Tätigkeit ist ein erhöhter zeitlicher
Aufwand verbunden, da die Funktion des
Sprechers unter anderem die regelmäßige Absprache
mit der zuständigen Mitarbeiterin der Landesgeschäftsstelle
zu Themenschwerpunkten für Landesarbeitskreise
„Drogen und Haft“ sowie die
Vertretung bei landesweiten Gremien beinhaltet.
Aktion mit landesweiten Bezug:
Im Jahr 2011 wurde durch eine kleine Anfrage der
FDP im Landtag NRW das Thema „Zwangsouting
von Menschen mit HIV“ im Strafvollzug auf Landesebene
thematisiert.
Hintergrund hierzu: NRW ist das einzige Bundesland,
in dem Menschen, die von ihrer HIV-
Infektion wissen, in Haft es ihren ZellengenossInnen
sowie anderen Inhaftierten, mit denen sie
Abends für eine Stunde gemeinsam die Zeit in
einer Zelle verbringen möchten, mitteilen müssen.
Durch diese kleine Anfrage wurde auch die
Presse auf dieses Thema aufmerksam. So kam es,
dass durch unsere Einrichtung ein Interview mit
einer Ex-Inhaftierten und HIV-positiven Frau sowie
dem zuständigen Mitarbeiter der AIDS-Hilfe
geführt wurde. Der daraus resultierende Presse-
64
text hat „hohe Wellen“ geschlagen; sowohl bei
den MitarbeiterInnen aus den Haftanstalten als
auch bei der Politik. Daraus folgte eine Einladung
von Experten zu diesem Themenfeld zu einer Sitzung
des Rechtsausschusses vom Landtag NRW.
Neben Vertretern aus den Bereichen Sozialdienst,
JustizvollzugsbeamtInnen, Ärzten und Rechtsanwälten
wurde auch die AIDS-Hilfe NRW hinzugezogen.
Rüdiger Wächter nahm als ein Experte von
Seiten der AIDS-Hilfe an dieser Sitzung teil. Wir
hoffen, dass dieser Einsatz mit dazu beitragen
mag, den dem „Zwangsouting“ zugrunde liegenden
(anachronistischen) Erlass zu Fall zu bringen.
Diese Anfrage ist jedenfalls wieder einmal ein gutes
Beispiel dafür, dass unsere Arbeit in hohem
Maße wertgeschätzt und unsere Expertise sehr
gefragt ist.
5.3.3 Lokale Arbeit des Projektes ,HIV und
Strafvollzug’
Der Arbeitsbereich „Gesundheitsförderung für
Menschen in Haft“ bedient die Untersuchungshaftanstalt
Duisburg-Hamborn sowie die Zweiganstalt
Dinslaken und den offenen Vollzug in Moers-
Kapellen.
Inhaltliche Schwerpunkte der Arbeit sind:
Primär- und Sekundärprävention zum Themenfeld
HIV/AIDS, Hepatitiden sowie anderen
sexuell übertragbaren Krankheiten
Begleitung und Interessensvertretung HIVpositiver
Inhaftierter
Einzelberatung von Inhaftierten
Mitarbeiterschulungen
Verschiedene Veranstaltungen
5.3.4 Gesundheitliche Belastungen von Inhaftierten
Die Hauptinfektionswege von HIV und Hepatitiden
sind das gemeinsame Benutzen gebrauchter
Spritzutensilien beim i.v. Drogenkonsum, sexuelle
Kontakte und Tätowieren / Piercen. Daher hat
die Präventionsarbeit der AIDS-Hilfe Duisburg/
Kreis Wesel e.V. eine starke Fokussierung auf diese
Übertragungswege.
Hier ein Umriss der Risikosituationen anhand statistischer
Forschungsergebnisse:
Drogenkonsum
I.v. Drogenkonsum ist bei inhaftierten Drogenabhängigen
zwar weniger verbreitet als außerhalb,
aber die Inhaftierten, die ihren Konsum in Haft
fortsetzen, tun dies unter hoch riskanten Bedingungen
und in der Regel in Form eines gemeinsamen
Gebrauches von Spritzen, Nadeln und Spritzutensilien.
Wedershoven (s. Wedershoven C. Katamnese
der HIV-Infektion bei drogenabhängigen
und nicht-drogenabhängigen Inhaftierten im Vergleich
im Justizvollzug des Landes Nordrhein-
Westfalen. 1998) bestätigt, dass unsterile Spritzutensilien
die Hauptinfektionsquelle der von ihr
untersuchten Gefangenen darstellt. Knapp fand,
dass bei den von ihm befragten Inhaftierten positiven
Strafgefangenen bis zu neun Personen eine
Spritze zusammen benutzten (s. Knapp R. AIDS
im Strafvollzug. Zur Situation HIV-Infizierter und
AIDS-Kranker Strafgefangener unter besonderer
Berücksichtigung der Problematik intramuralen
Drogenkonsums: Ergebnisse einer empirischen
Erhebung und rechtliche Konsequenzen. Bonn
(Unveröff. Diss.) 1996).
Sexuelle Beziehungen
Sexualität ist in den Haftanstalten genauso präsent
wie der illegale Drogenkonsum. Die Thematisierung
von gleichgeschlechtlicher Sexualität ist jedoch
so gut wie unmöglich. Wenige Haftanstalten
gestatten Langzeitinhaftierten heterosexuelle
Kontakte im Rahmen der Besuchszeit von (Ehe-)
PartnerInnen (z.B. JVA Werl, JVA für Frauen
Vechta) oder bei Haftlockerungen der Inhaftierten
sexuelle Kontakte im Rahmen des Urlaubes.
Es scheint jedoch, dass das „Verbot“ der Ausübung
von Sexualität als Teil der Strafe angesehen
wird. Dies wird nicht zuletzt von den Inhaftierten
selbst so gesehen. Der Drang nach sexuellen
Handlungen führt zu einer Abspaltung der Sexualität
von der allgemeinen sozialen Haltung der Inhaftierten.
Es werden gleichgeschlechtliche Handlungen
praktiziert, die konträr zur Haltung und
allgemeinen Aussage der Inhaftierten stehen.
Durch diese abgetrennte, nicht akzeptierte Sexualität
wird teilweise bzw. vollständig auf Kondom-
65
Zielgruppenspezifische Prävention
gebrauch verzichtet. Die Prävention steht hier vor
einem Dilemma. Der Thematisierung von gleichgeschlechtlicher
Sexualität in Präventionsveranstaltungen
wird mit Ablehnung begegnet. Um Inhaftierten
die Möglichkeit eines Beratungsgespräches
zu ermöglichen, wo Fragen zu Übertragungswegen
vertrauensvoll beantwortet werden, bietet
die AIDS-Hilfe daher seit 2007 eine Hepatitis- /
HIV-Sprechstunde in den Haftanstalten Hamborn
und Dinslaken an.
Tätowieren / Piercen
Tätowieren und Piercen ist wie das Benutzen unsteriler
Injektionsnadeln eine Übertragungsmöglichkeit
von Hepatitis C und, in geringerem Ausmaß,
von HIV. Leider wurden bis dato keine Studien
in Haftanstalten durchgeführt, um hier eine
Aussage in Richtung Risiko, Gebrauch und Infektionszahlen
von Inhaftierten über Tätowieren und
Piercen zu treffen.
Die AIDS-Hilfe thematisiert diese gesundheitsgefährdenden
Verhaltensweisen bei ihrer Präventionsarbeit
und bietet den Rahmenbedingungen
entsprechende Lösungsansätze an.
5.3.4.2 Begleitung
Der Arbeitsbereich „Strukturelle HIV- und STI-
Präventionsarbeit im Strafvollzug“ bietet den inhaftierten
Frauen und Männern die Möglichkeit,
regelmäßig (in der Regel alle zwei Wochen) mit
einem Mitarbeiter der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis
Wesel e.V. zu sprechen. Die Erstgespräche werden
von dem hauptamtlichen Mitarbeiter durchgeführt.
Hier werden folgende Aspekte erörtert:
Bedarf des Inhaftierten, Stadium der HIV-
Infektion, medizinische Behandlung sowie die Angebote
der AIDS-Hilfe (z.B. Knastpakete, Therapievermittlung,
Resozialisierung nach der Haftentlassung
etc.). Die regelmäßigen Besuche werden
durch einen hauptamtlichen Mitarbeiter oder ggf.
von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter durchgeführt.
Im Sinne einer professionellen psychosozialen
Begleitung besteht für die ehrenamtlichen
Mitarbeiter das Angebot der „Drogen- / Knast-
Gruppe“. Ziel des zweiwöchentlich verfügbaren
Angebotes ist der fachliche Austausch von Begleitungsfällen,
Absprachen von Veranstaltungen und
eine supervisorische Beratung für die Begleiter.
5.3.4.3 HIV- und Hepatitissprechstunde
5.3.4.1 Primär- und Sekundärprävention
Der hauptamtliche Mitarbeiter hat regelmäßig Informationsveranstaltungen
in den Justizvollzugsanstalten
durchgeführt. Neben den Übertragungswegen
von HIV und Hepatitiden wurden die Behandlungsmöglichkeiten
und mögliche Schutzmaßnahmen
angesprochen (Desinfektion von gebrauchten
Spritzen, Förderung des
„Blutbewusstseins“, Vorgehen bei Nadelstichverletzungen
und Safer Sex - Praktiken {bei Männern,
die Sex mit Männern haben sowie Frauen, die Sex
mit Frauen haben}).
Nach Absprache mit dem Anstaltsarzt der JVA-
Hamborn bietet die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis
Wesel e.V. seit 2006 in der Zweiganstalt Dinslaken
eine HIV- und Hepatitissprechstunde an und
seit 2007 in der Haftanstalt Hamborn.
Ziel der Sprechstunde ist es, in einem geschützten
Rahmen Fragen an den Mitarbeiter der AIDS-Hilfe
stellen zu können, die bei einer Informationsveranstaltung
im größeren Rahmen durch Scham, gesellschaftliche
Tabuisierung bzw. Sanktionsgefahr
von Seiten der Anstalten nicht thematisiert werden
(Needlesharing [das gemeinsame Benutzen
von Spritzen], Drogenkonsum, Mann-Männliche
Sexualität sowie die Thematik „Frauen die Sex mit
Frauen haben“). Die Sprechstunde wird durch
66
Außenansicht des neu erstellten Flyers
Plakate und den neu erstellten Flyer beworben
und Interessierte können sich durch einen Antrag
an den Sozialdienst für die Sprechstunde anmelden.
5.3.4.4 Mitarbeiterschulung
Durch den Arbeitsbereich „Strukturelle HIV- und
STI- Präventionsarbeit im Strafvollzug“ werden für
die Bediensteten der Justizvollzugsanstalten, die
Gerichte sowie die Staatsanwaltschaften Informationsveranstaltungen
angeboten (siehe hierzu: Infektionsschutz
„Gemeinsamer Runderlass des Ministeriums
für Inneres und Justiz (4550 – IV B. 65)
und des Ministeriums für Frauen, Jugend, Familie
und Gesundheit (V A 4 – 0392.3)“) . Inhalte der
Veranstaltungen sind vornehmlich die Einhaltung
der Hygienestandards, Vorgehen nach einer Nadelstichverletzung
und die Wissensvermittlung
von Übertragungswegen, Behandlungsmöglichkeiten
in Bezug auf HIV und Hepatitiden und darüber
hinaus die Impfmöglichkeiten bei einigen Hepatitiden.
5.3.5 Resümee
Der Arbeitsbereich „Strukturelle HIV- und STI-
Präventionsarbeit im Strafvollzug“ kann auf ein
erfolgreiches Jahr zurückschauen. Die Kooperation
mit den Anstalten ist konstant, kontinuierlich
und produktiv. Die Angebote der AIDS-Hilfe wurden
sehr gut angenommen.
Gerade durch die vertragliche Grundlage mit den
Haftanstalten konnte eine regelmäßige und kontinuierliche
Arbeit sichergestellt werden. Jedoch ist
damit auch eine erhöhte Verbindlichkeit und
durch die Ausweitung des Betätigungsfeldes auf
die Haftanstalt Oberhausen auch ein erhöhter
zeitlicher Aufwand verbunden.
5.3.4.5 Veranstaltungen
Der hauptamtliche Mitarbeiter war bei mehreren
Veranstaltungen in den Justizvollzugsanstalten präsent,
um als Ansprechpartner bekannt zu werden.
Darüber hinaus wurden medienwirksame Veranstaltungen
selbst organisiert, um das Thema „HIV
und Strafvollzug“ in der Öffentlichkeit zu thematisieren.
Zu diesen Veranstaltungen zählte unter anderem
die Teilnahme am Sommerfest der Frauenhaftanstalt
Dinslaken. Neben einem Informationsstand
konnten die inhaftierten Frauen ihr Wissen an
einem Glücksrad testen. Um die Motivation zu
erhöhen, wurden den Frauen kleine Präsente nach
dem Glücksradspiel überreicht.
Innenansicht des neu erstellten Flyers
67
Zielgruppenspezifische Prävention
5.4 Frauen und AIDS -
Prävention bei Frauen in besonderen
Lebenslagen
XXelle Standort Duisburg / Kreis Wesel
Für Duisburg und den Kreis Wesel galt auch im
Jahr 2011, dass sich die Arbeit im Bereich ‚Frauen
und HIV / AIDS’ mit Hilfe der Bereitstellung der
Landesfördermittel für die zielgruppenspezifische
Prävention (ZSP) umsetzen ließ.
Im Jahre 2011 erfolgte im August ein Personalwechsel
innerhalb der Stelle, der den lückenlosen
Fortbestand der Tätigkeiten ermöglichte (s. 1.).
Die Projektinhalte umfassen die Begleitung von
HIV-positiven/ an AIDS-erkrankten Frauen,
die Gestaltung bedarfsgerechter Versorgungsstrukturen,
den Abbau von gesellschaftlichen Diskriminierungen
und die Primärprävention bei spezifischen
Zielgruppen innerhalb des Frauenbereiches.
Auch im Jahr 2011 war offensichtlich, dass für eine
erfolgreiche Arbeit auf den unterschiedlichen
Ebenen die Vernetzung ein wesentlicher Bestandteil
ist. Vernetzungen fanden auf der überregionalen
Ebene mit den benachbarten AIDS-Hilfen
Dortmund, Essen, Oberhausen, Bochum und Unna
sowie auf landesweiter Ebene innerhalb der
Landesarbeitsgemeinschaft Frauen und AIDS und
auf lokaler Ebene insbesondere mit dem Gesundheitsamt
Duisburg statt. So konnten vorhandene
personelle Ressourcen gebündelt werden, was
eine höchst effiziente Planung und Durchführung
der Projekte gewährleistete. Darüber hinaus ist
die Auseinandersetzung auf der kollegialen - ebenso
wie die auf der Selbsthilfeebene - unverzichtbar,
um das Projekt adäquat weiterzuentwickeln.
Das Projekt XXelle in Duisburg und dem
Kreis Wesel wurde auf 3 verschiedenen Ebenen
umgesetzt, der landesweiten, ruhrgebietsweiten
und der kommunalen Ebene.
Auf der landesweiten Ebene bestanden
68
die Ziele 2011 darin, durch die regelmäßige Teilnahme
an der Landesarbeitsgemeinschaft ‚Frauen
und AIDS’ den fachlichen Austausch fortzuführen
und die Marke XXelle politisch zu positionieren.
Die Landeskoordinatorin konnte durch die Teilnahme
an der Bundesarbeitsgemeinschaft Frauen
die landesweiten Interessen von XXelle bundesweit
vertreten. Ein Ergebnis der bundesweiten
Mitarbeit ist die Beteiligung an der Erstellung eines
Internetportals zu frauenspezifischen Themen
bei der Deutschen AIDS-Hilfe, wodurch das Thema
Frauen auch in der bundesweiten Fach-
Öffentlichkeit positioniert werden konnte (http://
www.frauenundhiv.info). Dieses Portal gewann
bereits nach nur drei Monaten online den dritten
Platz beim sog. „info:award“.
Durch den inhaltlichen Input und die Auseinandersetzung
mit den Fachfrauen auf der Landesebene
entwickeln sich neue Projektideen, die sich
auf der lokalen und regionalen Ebene umsetzen
lassen. So konnten gemeinsame Veranstaltungen
geplant und durchgeführt werden; hier sind die
Fachtagung Frauen und AIDS 2011 und frauenspezifische
Fortbildungen und medizinische Rundreisen
zu nennen.
Auf der ruhrgebietsweiten Ebene konnte die
sehr gute Zusammenarbeit der Ruhrgebiets-
Aidshilfen weiter fortgeführt werden. Durch die
vorhandenen Vernetzungsstrukturen konnten
auch im Jahr 2011 gemeinsame Aktionen geplant
und durchgeführt werden.
Hierbei handelte es sich sowohl um Angebote für
Klientinnen als auch um öffentlichkeitswirksame
Aktionen.
So konnte zum nunmehr achten Mal in Folge ein
Treffen für betroffene Frauen aus dem Ruhrgebiet
angeboten werden. In diesem Jahr stand das Treffen
unter dem Motto Gesundheitsförderung und
Selbstwahrnehmung.
Für die teilnehmenden Frauen stellt dieses Angebot
eine wichtige, weil oftmals einzige Möglichkeit
dar, Erfahrungen mit anderen Betroffenen auszutauschen.
Die Schaffung dieser Plattform in einem geschützten
Rahmen hat einen hohen Stellenwert, da in
den jeweiligen AIDS-Hilfen das Angebot für HIVpositive
Frauen aus der Angst heraus, unwillentlich
als HIV-positiv erkannt zu werden, nur partiell
genutzt wird.
In Zusammenarbeit mit den AIDS-Hilfen Duisburg
/ Kreis Wesel, Dortmund und Essen wurde
dieses Angebot koordiniert, organisiert und umgesetzt.
Neben der Erfahrung, aus der durch die
Infektion oft hervorgerufenen sozialen Isolation
ausbrechen zu können, konnten die teilnehmenden
Frauen vor allem Strategien der individuellen
Gesundheitsförderung und Alltagsgestaltung und –
bewältigung erlangen.
Diese und zahlreiche andere Veranstaltungen zeigen,
wie effektiv die Vernetzung von XXelle Ruhrgebiet
ist. Durch die Bündelung von personellen
und finanziellen Ressourcen konnten die geplanten
Ziele umgesetzt werden.
Um die weitergehende Positionierung der Marke
XXelle Ruhrgebiet und die Qualität anhand gemeinsamer
Standards zu gewährleisten, wurde ein
einheitliches Konzept zur Präsentation des Arbeitsbereiches
„Frauen und HIV“ im Rahmen der
Ehrenamtlerschulungen sowie eine einheitliche
Stellenbeschreibung für Ehrenamtlerinnen erarbeitet.
Hier ist insbesondere der Film zur Vorstellung
von XXelle Ruhrgebiet zu nennen, der künftig in
diesem Rahmen präsentiert werden wird.
Im Zuge der Vereinheitlichung des Auftretens der
Marke erfolgte ebenso die Erstellung einer gemeinsamen
Einladungsvorlage für Veranstaltungen
im Ruhrgebiet, die individuell nutzbar ist. Ebenfalls
wurde die Homepage (www.xxelle-ruhrgebiet.de)
überarbeitet und aktualisiert. Diese kann nun
komplett selbstständig von den zuständigen Mitarbeiterinnen
gepflegt werden.
Ebenso fanden in regelmäßigem Turnus Treffen
der beteiligten Fachfrauen im Ruhrgebiet statt, in
denen unter anderem die Planung und Durchführung
folgender öffentlichkeitswirksamer Aktionen
erfolgte
69
Zielgruppenspezifische Prävention
Kindern konnten ebenfalls durch verschiedene
ruhrgebietsweite Veranstaltungen erreicht werden.
In Form von gemeinsamem Plätzchenbackens
zur Adventszeit und einem Ausflug für Mütter mit
ihren Kindern in den Erlebnispark Schloß Beck
wurde so der Austausch innerhalb der Zielgruppe
gefördert.
Diese Aktionen wurden von den Hauptamtlerinnen
vor Ort maßgeblich vorbereitet und von den
Kolleginnen aus der Vernetzung unterstützend
flankiert.
Neben den genannten Aktionen konnte die Marke
XXelle Ruhrgebiet auch anhand von Informationstischen
auf verschiedenen größeren Veranstaltungen
in der Öffentlichkeit positioniert werden (z.B.
auf dem Afro-Ruhr-Festival, bei Juicy Beats und an
der Fachhochschule Dortmund). Hierbei konnte
vor allem durch die bereits gemeinsam erstellten
Materialien die Marke XXelle visuell präsentiert
werden.
XXelle Roxx: Zum nunmehr dritten Mal fand
das Wanderkonzert statt, im Jahre 2011 im Duisburger
„DJäzz“. Dank des großen Einsatzes der 3
unentgeltlich teilnehmenden Bands war das Konzert
ein voller Erfolg und trug dazu bei, die Marke
XXelle Ruhrgebiet einem größeren Publikum präsentieren
zu können.
1 plus 1 Party: Die Tanzveranstaltung für heterosexuelle
Frauen und Männer fand zum zweiten
Mal im Ruhrgebiet statt, 2011 in Essen. Leider allerdings
mit äußerst mäßiger Resonanz.
Zudem erfolgte eine Fortbildung zum Thema Migration
in Dortmund.
Die Zielgruppen Migrantinnen und Frauen mit
Auf der lokalen Ebene konnte die bestehende
HIV-positive Frauengruppe stabil fortgeführt
werden. Die Frauen treffen sich einmal im Monat,
wobei der Ablauf der Nachmittage von den Frauen
nach eigenen Wünschen geplant und durch die
hauptamtliche Mitarbeiterin unterstützend begleitet
wird. Neben gemeinsamen Aktionen wie z.B.
einem Kinobesuch oder einem Besuch im Eiscafé
steht vor allem der gegenseitige Austausch im
Vordergrund. Oft sind diese Treffen die einzige
Möglichkeit für die betroffenen Frauen, sich über
ihre Infektion zu unterhalten und in einer geschützten
Atmosphäre den Umgang mit der Erkrankung
zu erleichtern. Erfreulicherweise ist es
im Jahre 2011 gelungen, eine höchst heterogene
Gruppe zu etablieren, die sowohl altersmäßig als
auch herkunftstechnisch sehr unterschiedlich ist.
Die Frauengruppe wird neben der Hauptamtlerin
XXelle Roxx Impressionen:
70
durch 2 ehrenamtlich tätige Frauen tatkräftig unterstützt,
die in engem Kontakt mit den Frauen
und der Hauptamtlerin stehen.
Auch im Jahr 2011 konnte durch die Projektnehmerin(nen)
für den Bereich Duisburg und den
Kreis Wesel eine feste Ansprechperson für Frauen
zu den Themen HIV und AIDS sichergestellt
werden.
Insbesondere für die betroffenen Frauen mit
Migrationshintergrund ist diese Form der geschlechtsspezifischen
Arbeit unabdingbar. Neben
verschiedenen sozialrechtlichen Fragen stand vor
allem die Reflektion der eigenen Situation und
Schaffung der Möglichkeit des Umgangs mit dieser
im Vordergrund.
Die Möglichkeit, bei akuten Beratungsanfragen
von Frauen an eine Fachfrau weiterleiten zu können,
wurde ebenso häufig in Anspruch genommen.
Ebenfalls auf der lokalen Ebene fand die Teilnahme
an verschiedenen Arbeitskreisen statt, in denen
die Frauenarbeit im Kontext HIV platziert werden
konnte.
Die Präventionsarbeit auf dem Duisburger
Straßenstrich wurde auch 2011 erfolgreich in
Verbindung mit dem Gesundheitsamt der Stadt
Duisburg durchgeführt. In ca. zweiwöchentlichem
Rhythmus wurden die Sexarbeiterinnen vor Ort
besucht. Mittlerweile sind die Projektnehmerin
und ihre Kollegin vom Gesundheitsamt durch den
regelmäßigen Besuch so bekannt, dass die Frauen
nicht nur aufgesucht werden müssen, sondern
von sich aus auf uns zukommen. Zeitlich wird darauf
geachtet, die Frauen möglichst noch vor Aufnahme
ihrer Tätigkeit zu erreichen, um die Möglichkeit
für individuelle Fragestellungen zu geben.
Thematisch geht es vor allem darum, sich über
sexuell übertragbare Krankheiten zu informieren,
sich zu schützen und ausstiegsorientierte Problemstellungen
zu bewältigen. Zudem besteht die
Möglichkeit, dass sich die Sexarbeiterinnen kostengünstig
mit Kondomen versorgen können, die
über das Gesundheitsamt erworben werden. Die
regelmäßige aufsuchende Arbeit ermöglicht einen
langfristigen Beziehungsaufbau zu den einzelnen
Sexarbeiterinnen. Darüber hinaus gewährleistet
die Kontinuität, dass die Projektarbeit den sich
ändernden Verhältnissen der Arbeit vor Ort angepasst
wird. Hierbei steht vor allem die Verbesserung
der Arbeitssituation der Frauen im Fokus.
In der Adventszeit wurde wieder eine Nikolausaktion
in den Bordellen durchgeführt, bei der Give-aways
und Informationen zum Beratungs- und
Untersuchungsangebot (Untersuchungen laufen
über das Gesundheitsamt, Beratung auch über die
AIDS-Hilfe) an die Sexarbeiterinnen verteilt wurden.
Im Rahmen des Projektes ist es ein wesentliches
Ziel, Arbeit in dem Bereich Primärprävention
bei Frauen in besonderen Lebenslagen zu leisten.
Im Rahmen der Primärprävention nahm die Projektinhaberin,
Sandra Kohlhase, ebenfalls vereinzelt
an Präventionsveranstaltungen in Regelschulen
(s. Youthwork, 5.6.) teil und konnte somit einen
weiblichen Gesprächspartner für die jungen
Mädchen darstellen.
Projektkritik
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das
Projekt XXelle Duisburg/ Kreis Wesel auch im
Berichtsjahr 2011 erfolgreich umgesetzt werden
konnte.
Besonders hervorzuheben ist die Erhaltung der
bestehenden Strukturen trotz eines Personalwechsels
auf der Stelle.
Sehr erfreulich ist die Stabilisierung einer eigenen
Frauengruppe und die damit verbundene kontinuierliche
Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlerinnen
vor Ort.
Aufgrund der zeitlich begrenzten Ressourcen
können über die genannten Tätigkeiten hinausgehende
Anfragen nur begrenzt umgesetzt werden,
da die Begleitungsarbeit mit den betroffenen Frauen
große Teile der Zeitkapazität beansprucht.
Der Standort XXelle Duisburg/ Kreis Wesel ist
ein wichtiger
Teil der
Ruhrgebietsvernetzung
und der
AIDS-Hilfe
Duisburg/
Kreis Wesel
e.V.
71
Zielgruppenspezifische Prävention
5.5. AIDS und Migration
5.5.1. Migration und Begleitung
Von den HIV-positiven / an AIDS-erkrankten
Menschen, die im Jahr 2011 von der AIDS-Hilfe
Duisburg / Kreis Wesel e.V. begleitet wurden,
hatten ca. ein Drittel einen Migrationshintergrund.
Insbesondere bei den Frauen zeigte sich erneut,
dass Migrantinnen unsere Institution für sich nutzten.
Besonders Menschen aus Subsahara-Afrika suchten
2011 die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel
e.V. auf. Sie waren, wie auch in vorangegangenen
Berichtsjahren die zahlenmäßig größte Gruppe
der Migrant/innen. Als Herkunftsländer ragten
dabei schwerpunktmäßig Togo und Kamerun heraus.
Darüber hinaus begleitete die AIDS-Hilfe Menschen
mit italienischem, polnischem, serbokroatischem
und türkischem Migrationshintergrund.
Im Gegensatz zu der Gruppe aus Subsahara-Afrika
war diese jedoch zahlenmäßig deutlich kleiner.
Im Rahmen der aufsuchenden Arbeit, insbesondere
im Arbeitsfeld der Sexarbeit, war das Berichtsjahr
stark geprägt von Kontaktaufnahmen mit
Frauen aus Bulgarien und Rumänien, welche mittlerweile
die mit Abstand größte Gruppe von
„Anbieterinnen“ stellen. Sowohl im Kreis Wesel
als auch in der Stadt Duisburg ist ein sehr nennenswerter
Zuzug zu beobachten. Allein in Duisburg
wurden im Berichtsjahr mehr als 4000 Personen
aus diesem südeuropäischen Raum registriert.
Eine Gruppe, der man sich in den hiesigen
Sozial- und Gesundheitssystemen fortan intensiv
widmen muss. Nicht nur wegen gesundheitlicher
Problemlagen, die zum Teil durch katastrophale
Wohn- und Lebenssituationen noch verstärkt
werden, sondern eben bei nicht wenigen auch
wegen ihrer „Arbeitsmöglichkeiten“, die hinsichtlich
eines (vielfältigen) Infektionsgeschehens eine
Rolle spielen können rsp. werden. Problematisch
ist hier nicht nur der Umstand der Sprachbarrieren,
sondern nicht zuletzt auch, dass viele über
keinen Krankenversicherungsschutz verfügen.
Verstärken wird sich dieses Problem mit gewisser
Wahrscheinlichkeit, wenn im Jahre 2014 die letzten
Freizügigkeitsgrenzen für Bulgarien und Rumänien
in der EU und für das Niederlassungsrecht in
Deutschland fallen.
72
Unsere Projektnehmerin, Petra Kurek, hat sich
hier intensiv an der Arbeit der AG Wohnen, Gesundheit
& Soziales der Stadt Duisburg als Repräsentantin
für den Dachverband des PARITÄTI-
SCHEN für die Entwicklung eines Handlungskonzeptes
eingebracht und auch hier in enger Zusammenarbeit
mit der Kollegin Iris Sperg von der
AIDS- und STD-Beratungsstelle des Gesundheitsamtes
der Stadt Duisburg die besonderen Problematiken
aus Sicht unserer Einrichtungen vorgetragen.
Auch im Kreis Wesel gab es vereinzelte Einsätze
mit Blick auf die beschriebene Zielgruppe,
die zeigten, dass auch hier ein enormer Bedarf
entstanden ist und höchstwahrscheinlich wachsen
wird.
In der Begleitung zeigt sich, dass viele Thematiken,
die in der Beratungs- und Versorgungssituation
eine Rolle spielen, kulturell geprägt sind. Dieses
führt in Beratungssituationen leicht zu Missverständnissen,
Fehlentscheidungen und kontraproduktiven
Unterstützungs- und Behandlungsangeboten.
Oft wird die Verständigung durch die
sprachlichen Barrieren erschwert. Zusätzlich zu
den sprachlichen und kulturellen Barrieren ist die
Begleitung der HIV-Infizierten / an AIDSerkrankten
Migrant/innen durch deren spezifische
Lebenssituation gekennzeichnet. So sind die Regelung
des Aufenthaltsstatus und der Umgang mit
dem fremden Aufenthaltsland ein existentielles
Thema.
Darüber hinaus gilt für viele Migrant/innen, dass
sie ihre Familien in den Herkunftsländern zurück
lassen. Besonders in der Begleitung der Menschen
aus Subsahara-Afrika ist die Trennung von Eltern,
Geschwistern, Kindern und Ehepartner/innen
Thema. Die Einsamkeit und Isolation verstärkt
sich mit der Diagnose: ‚HIV-positiv’. In der Begleitung
der Schwarzafrikaner/innen stellten wir in
diesem Berichtsjahr erneut fest, dass die HIV-
Infektion in der Community der Schwarzafrikaner/innen
nicht Thema werden darf. Selbst die
eigene Familie wird in der Regel nicht informiert.
Diese spezifische Lebenssituation führt dazu, dass
die HIV/AIDS-Erkrankung gegenüber den psychischen
und existentiellen Belastungen in den Hin
tergrund treten kann.
5.5.2. Arbeitskreis ‚Migration’
Die aufgeführten Faktoren zeigen, dass die Begleitung
der Migrant/innen oftmals einen anderen inhaltlichen
Rahmen einnimmt. Die Problematik,
dass ein großer Teil der Migrant/innen kein
Deutsch verstehen bzw. lesen kann, nimmt darüber
hinaus größere zeitliche Ressourcen in Anspruch.
Da es keine Stelle gibt, die dafür zuständig
ist, Briefe (u. a. von den jeweiligen Ämtern) zu
übersetzen, geschieht dieses meist innerhalb der
AIDS-Hilfe.
Sowohl hinsichtlich der Inhalte als auch im Hinblick
auf die Zeitressourcen ist die Kooperation
mit anderen Institutionen bei der Begleitung von
Migrant/innen dringend notwendig.
Es zeigt sich auf der lokalen Ebene der AIDS-Hilfe
Duisburg / Kreis Wesel, dass die Begleitungszahlen
der Menschen mit HIV / AIDS, die einen
Migrationshintergrund haben, die deutschlandweiten
Zahlen widerspiegeln. Die Begleitungsarbeit
bei dieser Zielgruppe erfordert spezifische
sprachliche, interkulturelle und fachliche Kompetenzen.
Da sich die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit
in der Zielgruppe der Migranten oftmals
problematisch darstellt, weil das Thema
‚HIV/AIDS’ weitestgehend tabuisiert wird, ist hier
ein langer Atem erforderlich und sind immer wieder
die Gelegenheiten zu nutzen, um die Thematik
auch öffentlichkeitswirksam wach zu halten.
Der Arbeitskreis Migration ist ein Zusammenschluss
von Organisationen, die regional im Bereich
Migrant/innen mit HIV / AIDS tätig sind
(AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e. V., Gesundheitsamt
der Stadt Duisburg - Beratungsstelle
zu AIDS und anderen sexuell übertragbaren
Krankheiten, AIDS-Hilfe Düsseldorf e.V., AIDS-
Hilfe Oberhausen e. V., AIDS-Hilfe Krefeld e.V.,
Projekt Aids + Kinder, Köln, Deutsche AIDS-
Stiftung, Bonn).
Ziel ist der fachliche Austausch, die Vernetzung
regionaler Angebote und die Durchführung gemeinsamer
Projekte und Veranstaltungen.
Im Berichtsjahr wurden die Planungen und erste
organisatorische Schritte für die nächste Fachtagung,
die 2012 erneut in Duisburg stattfinden
wird, aufgenommen.
Die für das Berichtsjahr geplanten öffentlichkeitswirksamen
Aktivitäten (z.B. die Beteiligung an den
Interkulturellen Wochen in Duisburg) konnten
aufgrund der wachsenden Intensität von Einzelfallbegleitungen,
längerfristiger Krankheitsphasen,
des Stellenwechsels sowie durch die intensiven
Zusatzaktivitäten anlässlich unseres Jubiläums leider
nicht so umgesetzt werden, wie wir es geplant
hatten
73
Zielgruppenspezifische Prävention
5.6 Youthwork / Prävention in
der Allgemeinbevölkerung
„Jugendliche gehören bislang nicht zu den besonders
gefährdeten Bevölkerungsgruppen. Da sie am
Anfang ihrer sexuellen Aktivität stehen, sind sie
jedoch eine wichtige Zielgruppe für die Primärprävention.
Jugendliche stehen vor der Herausforderung,
zu Beginn ihrer partnerschaftlich ausgerichteten
Sexualität sich sowohl mit Fragen der
Verhütung und des Schutzes vor sexuell übertragbaren
Infektionen als auch mit physischen und
psychischen Veränderungen auseinanderzusetzen.
Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass
personalkommunikative Ansätze in der Sexualaufklärung
und Prävention diese Lernprozesse besonders
fördern und unterstützen. Sie müssen
jedoch frühzeitig einsetzen, kontinuierlich weitergeführt
werden und sich an dem jeweiligen Entwicklungsstand,
der sexuellen Orientierung und
den sozialen, kulturellen und ethischen Hintergründen
der Jugendlichen ausrichten.
Da andere sexuell übertragbare Infektionen, insbesondere
Syphilis, Tripper und Chlamydien auch
Jugendliche betreffen und sich damit das Risiko
einer HIV-Infektion erhöht, müssen die Inhalte
der HIV/AIDS-Prävention und Sexualaufklärung
mit den Informationen zur Verhinderung der o.g.
Infektionen verknüpft werden. (…)
Seit 1989 ist „Youthwork“ (AIDS-Prävention in
sexualpädagogischem Kontext) ein fester und
wichtiger Bestandteil der Angebotspalette der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. Und
wenn auch das alte richtliniengestützte Förderprogramm
(1988 vom damaligen MAGS NRW
eingeführt, s. www.youthwork-nrw.de ) im Zuge
des Kommunalisierungsprozesses grundsätzlich
nicht mehr landesgesteuert ist, so ist aufgrund der
unzweifelhaften Sinnhaftigkeit nicht nur die Landesförderung
erhalten geblieben, sondern auch
die kommunalen Ergänzungsfinanzierungen (wenn
auch gedeckelt, s.o.). Und so untermauert der
Entwurf der neuen Landesregierung den spezifischen
Arbeitsansatz auch sehr eindeutig
(„Weiterentwicklung der HIV/AIDS-Prävention in
Nordrhein-Westfalen“; Entwurf – Stand 06. Juli
2011):
Die Angebote der Schule und der außerschulischen
Jugendarbeit werden durch HIV- und STI-
Präventionsmaßnahmen der AIDS-, Sexual- und
Jugendberatungsstellen unterstützt und ergänzt.
Notwendig sind kontinuierliche und strukturierte
Kooperationen und gemeinsame Projekte zwischen
AIDS-/STI- und Sexualberatungsstellen, Jugendhilfe,
Suchthilfe, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen
in öffentlicher und freier Trägerschaft.“
(Entwurf „Weiterentwicklung der HIV/
AIDS-Prävention in NRW“ vom Juli 2011; S. 13 f)
Weiter heißt es ebenda (S. 14): „Besonders zu
berücksichtigen sind männliche Jugendliche im
„coming out“, Jugendliche, die Drogen konsumieren,
und Jugendliche in schwierigen sozialen Verhältnissen,
da das Infektionsrisiko in diesen Gruppen
erhöht ist. Sie benötigen einen niedrigschwelligen
Zugang zu den vorhandenen Angeboten der
Information, Beratung und Untersuchung“
Einmal mehr gilt der Landes-Arbeitsgruppe Prävention
unter Federführung des Gesundheitsministeriums
mit der neu eingerichteten AG Aidsprävention
(s. www.aids-nrw.de ) ein Kompliment
für die Analyse und die daraus resultierenden
Handlungsempfehlungen. Diese sind auf der Höhe
der Zeit. Und - aufmerksame Leser/innen unserer
Jahresberichte haben es längst bemerkt – sie bestätigen
unsere Youthwork-Arbeit und ihre Ansätze
in eindrucksvoller Weise.
Die Zielgruppenanalyse erklärt auch die besondere
Eignung des Youthwork-Angebotes einer AIDS
-Hilfe, die seit nunmehr 25 Jahren Erfahrung in
der strukturellen und vor allem zielgruppenspezifischen
Präventionsarbeit besitzt und darüber spezifische
Kenntnisse und Feldkompetenzen in den
Themenfeldern Homosexualität, Drogengebrauch
und diversen Formen sozialer Benachteiligung bis
74
hin zu Stigmatisierungsproblematiken mit bringt
und jeweils flexibel auf Bedarfe in Gruppen oder
auf Einzelpersonen reagieren kann. Wie bei allen
Adressaten, so gilt auch und vielleicht besonders
für Jugendliche der didaktische Grundsatz, dass
(Präventions-) Angebote an der jeweiligen Lebenswelt
akzeptierend orientiert werden sollten.
„Die Berücksichtigung von sozialen, ethnischen,
kulturellen und geschlechtsspezifischen Besonderheiten
ist Voraussetzung, um Jugendliche emotional
und kognitiv zu erreichen“ (Landeskonzept, S.
28). Darüber hinaus können Themen durchaus
auch in Präventionsveranstaltungen in heterogenen
Gruppen (wie Schulklassen) integriert oder
exponiert platziert werden. Die Bedarfe werden
jeweils in Planungsgesprächen erhoben.
Das Kompliment für das zu erwartende Landeskonzept
gilt auch für die Forderung nach kooperativen
Projektformen, die wir seit je her propagieren,
initiieren und umsetzen und die in besonderer
Weise für nachhaltige Synergieeffekte prädestiniert
sind.
Auch darüber erklärt sich gewiss zu einem nicht
unerheblichen Teil, dass Jugendliche in Deutschland
und in unserer Region tatsächlich nicht zu
den besonders riskierten Zielgruppen zählen –
Prävention im Kontext von Gesundheitsförderung
wirkt und ist zielführend im Hinblick auf eine
Verankerung von Präventionswissen und die
Stärkung der Handlungskompetenzen für die individuelle
Gesunderhaltung sowie die Förderung
eines nachhaltigen Schutzverhaltens und dessen
Implementierung im persönlichen Lebensstil.
Die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit von AIDS-
Prävention in sexualpädagogischem Kontext mit
dem vorrangigen Ziel der Vermeidung von Primärinfektionen
hat also nichts an Bedeutung verloren
– und dass sie wirkt beweisen nicht zuletzt
die Infektions-Diagnose-Zahlen und Inzidenzannahmen
des RKI (s. www.rki.de ) für das Jahr
2011, wonach ein nennenswerter Rückgang der
Inzidenzen auf etwa 2700 zu konstatieren ist.
Bei Jugendlichen tragen die Schulen (gemäß ihrem
Auftrag, s. Richtlinien zur Sexualerziehung in
NRW) entscheidend zur Informationsvermittlung
bei. 94 Prozent der 16- bis 20-Jährigen geben heute
an, das Thema AIDS in der Schule behandelt zu
haben, vor 10 Jahren waren es 88 Prozent. Schulische
Sexualaufklärung gewinnt daher für die AIDS
-Aufklärung immer mehr an Bedeutung“ (BZgA
„aktuell“, 11/08, S.2), was sich auch daran zeigt,
dass die spezifischen Youthwork-Angebote der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. stabil bis
vermehrt nachgefragt werden.
Der niedrigschwellige, emanzipatorische und akzeptanzorientierte
Ansatz ist richtig. Repressive
Ansätze sind eindeutig kontraproduktiv. Die besondere
Akzeptanz dieses Ansatzes wird uns auch
vor Ort durch Rückmeldungen, Resonanzen und
Evaluationserfahrungen zu unseren Veranstaltungen
in diesem Sektor (s. Abb. Veranstaltungsverteilung
nach Arbeitsfeldern) bestätigt.
Dem Rechnung tragend gestalten wir unsere
AIDS-Prävention in sexualpädagogischem Kontext
und zielen auf einen Dialog in offener und angstfreier
Atmosphäre und ohne pädagogischen Zeigefinger.
5.6.1 Veranstaltungsinhalte
In aller Regel werden personalkommunikative
Formen massenmedialen vorgezogen. Das erfordert
allerdings auch eine jeweilige Reduktion auf
zielgruppenadäquate und bedürfnisorientierte
Themenbereiche. Um diese Reduktion pädagogisch
verantwortungsvoll vornehmen zu können,
finden entsprechende Vor- und Nachgespräche
mit den Veranstaltungspartnern statt.
Je nach Zielgruppe, Zugangsvoraussetzungen und
Rahmenbedingungen können u.a. folgende Themenfelder
behandelt werden :
- Medizinisch, biologische Grundlagen zu HIV und
AIDS, und andere STI`s (Virologie, Immunologie,
...)
- Verlaufsformen der HIV-Infektion
- Aktueller Forschungsstand und Therapieansätze
- Übertragungswege und –risiken
75
Zielgruppenspezifische Prävention
- Infektionsschutzmöglichkeiten
- Testverfahren und ihre Problematiken
- Epidemiologische Entwicklung und daraus resultierende
Präventionserfordernisse und –
strategien
- Lebenssituation von Betroffenen und An- oder
Zugehörigen
- Umgang mit HIV-positiven oder/und an AIDS
erkrankten Menschen
- Vorurteile gegenüber sog. Hauptbetroffenengruppen
- Drogen- und Substitutionsproblematik
- HIV und AIDS als gesellschaftliches Phänomen
- Juristische und ethische Fragestellungen
- HIV in der Arbeitswelt
- Sekundärpräventive Aspekte für Menschen mit
HIV
AIDSpräventive
Veranstaltungen in sexualpädagogischem
Kontext wurden von der AIDS-Hilfe Duisburg
/ Kreis Wesel e.V. für Schülerinnen und
Schüler aller Regelschulformen sowie Kollegschulen
durchgeführt. In der Regel werden unsere Angebote
in den Jahrgängen ab der Klasse 9, in einzelnen
begründeten Ausnahmen auch in jüngeren
Jahrgängen platziert.
Form und Inhalte werden jeweils bedürfnis- und
lebensweltorientiert konzipiert. Das Angebotsspektrum
reicht hier von Formen eines
„Expertengespräches“ im Rahmen von Unterrichtsreihen
vor unterschiedlichem Fachhintergrund
bis hin zu Projekttagen und – wochen, die
günstigenfalls außerhalb des Schulrahmens durchgeführt
werden. Um darüber hinaus eine zumindest
grobe Übersicht über das „Produkt
Youthwork“, über Zielebenen, Methoden und Ansätze
bekommen zu können, sei an dieser Stelle
auf die Internetseite www.youthwork-nrw.de verwiesen.
- Liebe, Sexualität und Partnerschaft
- Geschlechterrollen und ihre Problematiken
- Normen, Werte und deren Wandel im Umfeld
der Sexualität
- u.a.m.
5.6.2 Schulische Prävention / Youthwork
Wir bieten für Sie an:
Mit dem Berichtsjahr 2011 blicken wir im Bereich
Youthwork / Prävention in der Allgemeinbevölkerung
auf ein wieder einmal sehr aktives Jahr zurück.
Weiterhin konzentrieren sich die schulischen
Veranstaltungsanfragen stark auf das erste
Halbjahr, allerdings im Vergleich zu den letzten
Vorjahren nicht mehr so geballt auf das erste
Quartal. Das Bemühen um terminliche Flexibilität
von Seiten der Schulen ist weiter gewachsen. Ein
Anstieg der Nachfragen war im 4. Quartal zu verzeichnen.
Unser Angebot scheint nach wie vor so
attraktiv, dass hier Bewegung zu vernehmen ist.
Angebote
AIDS-Präventionsveranstaltungen im
Rahmen von Sexualpädagogik und
ganzheitlicher Gesundheitsförderung
Beratung
Präventionsveranstaltungen
Fort- und
Weiterbildung
Kooperation,
Koordination,
Fort- und Weiterbildung für MultiplikatorInnen
und LehrerInnen
Beratung (telefonisch, persönlich,
schriftlich und via Internet) für
Jugendliche, Eltern, LehrerInnen,
ErzieherInnen etc.
Kooperation, Koordination und Vernetzung
Geschlechtsspezifische Angebote für
Mädchen und
76
- Probleme im Umgang mit der eigenen Sexualität
- Homosexualität (Schwul-lesbische Aufklärungsarbeit)
Einzel-, Paar, Gruppenberatung;
-telefonisch
-persönlich
-schriftlich
Gruppenarbeit, Moderation, Workshop,
Seminar, Expertengespräch, Diskussion,
Projekt, Fachtagung, Event, Vortrag, Referat,
Infostand etc.
Arbeitskreise, Gremien,
Ausschüsse,
Lobbyarbeit, etc.
Angesichts der Größe des Zuständigkeitsgebietes,
der wachsenden Bedarfe, der wachsenden Notwendigkeit,
auch andere sexuell übertragbare
Krankheiten einzubeziehen und der Einzigartigkeit
des Youthwork-Angebotes in der Region haben
wir in den letzten Jahren immer wieder die Sinnhaftigkeit
bekräftigt, eine weitere Fachkraft zu gewinnen.
Wünschenswert wäre insbesondere eine
Youthworkerin, die sich verstärkt der Mädchenarbeit
widmen könnte. Zumindest phasenweise und
themenabhängig sind geschlechtsspezifische Angebote
und Arbeitsweisen im Bereich der Sexualpädagogik
wichtig.
Die `Sinnhaftigkeit´ beginnt gewissermaßen bei
dem Eindruck, dass Defizite bzgl. des individuellen
Körperbewusstseins und –verständnisses aus
Sicht des Verfassers eher zunehmen und Basiskenntnisse
zu Körperbau und –funktionen, die
zum Verstehen von sexuellen Vorgängen unentbehrlich
sind, oft nur rudimentär vorhanden sind.
Dies gilt allerdings durchaus für beide Geschlechter.
Darüber hinaus können wir uns mit unseren Kapazitäten
leider nicht im gewünschten Maße um
sozial benachteiligte Schüler/innen kümmern, die
nicht nur, aber gewiss mit höherer Quote in
Haupt- und Förderschulen anzutreffen sind, für
die die beschriebenen Defizite in besonderem Maße
gelten und die bei den STI-Inzidenzen eine Rolle
spielen. Allerdings können wir hier immerhin
eine Etablierung bei einer Förder- und zwei
Hauptschulen in Duisburg feststellen.
Die Bemühungen, eine weibliche Fachkraft -aus
Eigenmitteln finanziert- in diesem Arbeitsfeld einzusetzen,
waren im ersten Halbjahr weiter von
Erfolg gekrönt. Sandra Kohlhase, Sozialarbeiterin/-
Pädagogin B.A. konnte im ersten Quartal als Honorarkraft
und im zweiten Quartal mit Praktikantinnenvertrag
(analog ehemaliges Anerkennungsjahr)
tatkräftig mitwirken und unterstützen. Im
zweiten Halbjahr half sie uns sehr, die vakant gewordene
Frauenstelle auszufüllen und hatte somit
leider keine Resoourcen mehr für die Youthwork
-Arbeit.
Grundsätzlich konstatieren wir für den Arbeitsbereich
weiterhin knappe personelle Ressourcen
und somit bleibt die Einbindung und entsprechende
Qualifizierung von ehrenamtlichen Kräften und
Multiplikator/innen ein zentrales Anliegen der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
Unser Dank gilt hier insbesondere den aktiven
HIV-positiven Ehrenamtler/innen, die sich immer
wieder bereit erklären, in authentischer Weise
zur Frage „HIV-positiv sein – was heißt das?“ Rede
und Antwort zu stehen. Die Einbeziehung dieser
Selbsthilfeaktivisten ist hier, wie bei Bedarf
auch zum Thema „Homosexualität“ fester Bestandteil
vieler Präventionsveranstaltungen. Der
besondere Wert dieser Authentizität wird uns
auch immer wieder rückgemeldet. Hier gilt auch
den Mitarbeitern des Herzenslust-Teams ein
herzliches Dankeschön.
Den von uns (mit-) initiierten Präventions-
Vernetzungen in Duisburg und für die Region
um Dinslaken kommen ebenfalls besondere Bedeutungen
zu. Dabei geht es uns vor allem darum,
über Multiplikator/innen eine kontinuierliche Präsenz
der Präventionsthemen in den Institutionen
zu schaffen und von `nur´ punktuellen Veranstaltungen
wegzukommen. Durch die Vernetzung und
die damit verbesserte Kooperation und Koordinierung
werden Synergieeffekte erzielt. Durch
begleitende Öffentlichkeitsarbeit wird für die potentiellen
Kunden mehr Transparenz zu den Präventionsangeboten
geschaffen und den Schülerinnen
und Schülern die Beratungseinrichtungen und
ihre Mitarbeiter/innen bekannt gemacht. Leider
läuft der AK ProVer in Dinslaken zuletzt eher auf
Sparflamme, aber immerhin bleiben die guten Vernetzungskenntnisse
und –effekte zunächst noch
erhalten. Es zeichnet sich hier allerdings eine Auflösung
ab, da die Ressourcen bei den meisten beteiligten
Einrichtungen eher knapper werden und
die meisten Kolleg/innen bei ihren Trägern multifunktional
tätig sind.
„Lernvoraussetzungsanalyse – und didaktische
Konsequenzen“
Wir konstatieren weiterhin insbesondere Defizite
im Bereich von sprachlichen und kommunikativen
Kompetenzen im Feld von Liebe, Sexualität und
Partnerschaft. Ein Erklärungsansatz mag in der
neuartigen Nutzung von virtuellen Medien und
den damit verbundenen spezifischen Kommunikationsmustern
zu finden sein (SMS, Messenger- und
Chat-Plattformen, …). Ein anderer Ansatz ist ur-
77
Zielgruppenspezifische Prävention
alt, nämlich dass auch heute der Eintritt in das
Abenteuer „Liebe, Sex und Partnerschaft“ immer
noch mit ganz viel Aufregung, Nervositäten und
auch Ängsten und Sorgen verbunden ist, trotz
oder gerade wegen der vermeintlichen Banalisierung
der Thematik durch vielfältige einschlägige
Medien, die den Jugendlichen vermeintliche Realitäten
und / oder Normalitäten vorspiegeln. Hier
ist einfühlsame Sexualpädagogik gefordert.
Nach unserer Auffassung sind hierzu die Informations-
und Vermittlungsmethoden und der Zeitpunkt
der thematischen Auseinandersetzung von
entscheidender Bedeutung. Die Erkenntnis ist
nicht neu, dass AIDS-Prävention mit Jugendlichen
im Kontext von Sexualpädagogik anzusiedeln ist,
dass personalkommunikative Methoden (d.h.
„Veranstaltungen von Mensch zu Mensch“, vgl.
BZgA-Ansatz), die an der Lebenswelt der Schüler/
innen orientiert und hinsichtlich der ersten Erfahrungen
zeitnah zu platzieren sind, massenmedialen
oder eindimensionalen Vermittlungsformen vorzuziehen
sind, bzw. diese unbedingt ergänzen sollten
(vgl. Entwurf zum Landespräventionskonzept
o.).
In den Jahrgangsstufen bis zur 10. Klasse erscheint
uns zudem eine – zumindest phasenweise und
themenabhängige – geschlechtergetrennte Bearbeitung
sinnvoll (vgl. o.). Hier müssen einfach die
nicht selten durchaus großen Unterschiede im
Reife- und Erfahrungsgrad zwischen Mädchen und
Jungen einer Jahrgangsstufe Berücksichtigung finden.
In Anwesenheit des anderen Geschlechtes
fällt es manchmal schwerer, in offene und ehrliche
Kommunikationsprozesse hineinzufinden.
Erst recht, wenn die eigene Identitätsfindung
(Wer bin ich? Was mag ich? Was mag ich nicht?
…) noch in vollem Gange ist. Dennoch sind angesichts
der mehrheitlich heterosexuellen Orientierungen,
Erfahrungen gelingender Kommunikation
zwischen den Geschlechtern unentbehrlich und
nicht zuletzt besonders wichtig für die Verabredung
von Verhütungsmethoden, für die Durchsetzung
individueller Schutzbedürfnisse.
Verstärkt wird der Trend zu problematischer
bzw. nicht erfolgreicher Face-to-face-
Kommunikation durch die rasante Nutzung der
neuen Medien zur Kontaktanbahnung oder für
Verabredungen. Die anfängliche Anonymität wird
einerseits sehr geschätzt, aber andererseits auch
zunehmend missbraucht. Der Ansatz, kommunikative
Kompetenzen zu fördern wird aus unserer
Sicht immer wichtiger (vgl. o.).
Es bleibt dabei, Emanzipation, Selbstbewusstsein
und –bestimmung mit sozialer Verantwortung
und solidarischem Handeln in Einklang zu bringen,
ist eine zentrale Aufgabe von Erziehung, (Aus-)
Bildung und Präventionsarbeit.
Auch vor diesem Hintergrund ist eine optionale
Einbeziehung des Spezialthemas
„Homosexualität“, welches durch die Richtlinien
zur Sexualerziehung zum verbindlichen Thema
aufgewertet wurde, wichtig. Darüber hinaus gilt
dies auch vor dem Hintergrund der epidemiologischen
Daten zum HIV-Infektionsgeschehen, wonach
mann-männliche Sexualität weiterhin der mit
Abstand größte Infektionshintergrund ist. Die
nach wie vor stark klischeegeprägte Vorstellung
vom „Schwul-Sein“ gilt sehr häufig geradezu als
das Antivorbild für Jungen. Trotz aller gesamtgesellschaftlichen
Fortschritte im Feld der Akzeptanz
und Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlichen
Lebensweisen, gilt es hier aus Sicht des Verfassers
sehr genau zu beobachten und frühzeitig
den Anfängen neuer Diskriminierungstendenzen
zu wehren.
Hier sei wieder einmal der Hinweis gestattet, dass
beim Youthworker der AIDS-Hilfe Duisburg /
Kreis Wesel e.V. die sog. „SCHLAue Kiste“ des
Gesundheitsministeriums NRW mit Medien und
Materialien zur schwul-lesbischen Aufklärungsarbeit
prinzipiell auszuleihen ist. Darüber hinaus
können über den Youthworker der AIDS-Hilfe
(ggf. im Verbund mit dem „Herzenslust-Team der
AH) Multiplikatorenfortbildungen zu diesem Themenfeld
vereinbart werden.
Prävention in Zahlen:
Durch Veranstaltungen im Sektor Youthwork
und Präventionsveranstaltungen in der Allgemeinbevölkerung
konnten wir im Berichtsjahr 2011
6.280 Personen mit personalkommunikativen
Formen erreichen, davon 281 sog. Multiplikator/
innen (Lehrkräfte und sonstige Pädagog/innen sowie
ehrenamtliche Mitarbeiter/innen). Allein im
schulischen Bereich (-> Youthwork-Angebote)
erreichten wir in 24 Schulen 2.408 Jugendliche
aus allen Schulformen, über 390 in außerschu-
78
lischen Zusammenhängen wie offener Jugendarbeit
u.a. und 3050 Jugendliche im Rahmen von
personalkommunikativen Formen bei Großveranstaltungen
(wie z.B. beim Jugendfestival in Wesel).
42 % der Jugendlichen kamen aus dem Alterssegment
zwischen 14 und 17 Jahren, 21 % der Jugendlichen
hatten einen Migrationshintergrund.
Umfeld des Welt-AIDS-Tages – sind direkte Kooperationen
mit Einrichtungen der offenen Jugendarbeit
eher selten. Dass wir hier allerdings
auch keine Offensiven starten konnten, hat unsererseits
einfach mit Kapazitätsgrenzen zu tun. Erwähnenswert
in diesem Zusammenhang ist allerdings
das tolle Angebot insbesondere für Jugendliche
im Rahmen des großen Aktionstages zum
Welt-AIDS-Tag im Duisburger FORUM (s. 4.4.,
z.B. die „Orientierungsrally“), welches auch in diesem
Jahr von Gruppen einiger Schulen wahrgenommen
wurde.
5.6.4 Multiplikatoren- und Erwachsenenbildung
5.6.3 (Präventions-) Veranstaltungen für
Jugendliche und Multiplikatoren
Erfreulich war auch in diesem Berichtszeitraum
erneut die Nachfrage nach Präventionsberatungen
von Schüler/innen, die für Fach- oder Projektarbeiten
unseren Rat suchten. Dies ist gewiss auch
als Zeichen zu deuten, dass die AIDS-Hilfe Duisburg
/ Kreis Wesel e.V. bei vielen Schulen als gute
und wichtige Anlaufstelle bekannt ist. Über das
direkte Aufsuchen lassen sich im Übrigen leicht
denkbare Schwellenprobleme abbauen. Zudem
können wir hierüber natürlich auch unsere
Youthwork-Angebote bekannt machen.
Aus dem Bereich berufsbildender Einrichtungen
(z.B. Berufskollegs, insbesondere der Sektor der
sog. Berufsgrundschuljahre) gab es im Berichtsjahr
stabil hohe Anfragen zu vermerken. Hier finden
wir in der Regel wichtige Zielgruppen; Jugendliche
im Alter zwischen 16 und 25 Jahren, die oftmals
problembehaftete Sozialisationen und einen geringen
Grad an Aufklärungsniveau (z.T. auch migrationsbedingt)
aufweisen.
Bis auf einzelne Ausnahmen – vorwiegend im Zusammenhang
mit schulischen Projekttagen und im
Wie bereits erwähnt, investiert die AIDS-Hilfe
Duisburg / Kreis Wesel e.V. viel in die Aus- und
Weiterbildung ihrer ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen,
ohne die einfach die Vielzahl an
Anfragen auch aus diesem Präventionsfeld nicht
befriedigt werden könnten. Dies ist und bleibt
eine wichtige Aufgabe, der wir uns gerne widmen.
Dazu führen wir u.a. alljährlich intensive Grundlagenausbildungen
(s. 6.) im Verbund mit drei anderen
Ruhrgebiets-AIDS-Hilfen durch, um darüber
einerseits den Ehrenamtler/innen eine Möglichkeit
zu bieten, ein Einsatzfeld zu finden, dass Ihren
Ressourcen, Fähigkeiten und Neigungen entspricht
und andererseits sie gemäß unserer Qualitätsstandards
auszubilden und zu rüsten und die
vorhandene Motivation zu stärken. Es spricht vieles
dafür, ehrenamtliche Ressourcen gerade auch
im Bereich der (Primär-) Präventionsarbeit weiter
zu mobilisieren und zu qualifizieren, z.B. für den
peer-to peer-Ansatz. Die aktiven Ehrenamtler/
innen sind unsere wichtigste Ressource und die
wichtigsten Multiplikator/innen.
Eine weitere ganz wichtige Gruppe von potentiellen
MultiplikatorInnen sind in diesem Präventionsfeld
natürlich die Lehrenden in schulischen und
außerschulischen Einrichtungen. Die Anfragen
nach Lehrerfortbildungen im Hinblick auf und im
Vorfeld von Projektformen stagnieren auf sehr
niedrigem Niveau. Dies hat unter anderem mit
den vielfältigen Veränderungen im Schulbereich
mit erheblichen Zusatzbelastungen für die Lehrkräfte
zu tun. Fortbildungen, die mit Unterrichtsausfall
verbunden sind, sind nicht leicht zu
79
Zielgruppenspezifische Prävention
installieren. Dies hat auch damit zu tun, dass wir
überwiegend bei z.T. schon sehr lange etablierten
Projekten agieren und hier nicht mehr viel Überzeugungsarbeit
leisten müssen. Darüber hinaus
wirkt hier in sehr positivem Sinne die alljährliche
Fachtagung des AK Prävention Duisburg in genau
diese Richtung (s.u.). Natürlich wäre eine Ausweitung
des Angebotes (s.o.) wünschenswert, aber
wir sind nach wie vor froh, wenn wir mit unseren
begrenzten Ressourcen die Nachfragen weitestgehend
bedienen können.
Das Themenspektrum reicht hier von der Präsentation
des aktuellen Wissensstandes zu HIV und
AIDS über die epidemiologische Entwicklung und
daraus resultierender Präventionskonsequenzen
und –strategien bis hin zu Aspekten spezieller
Fortbildung im Feld der Kommunikation, wie Gesprächsführung
und Moderation.
Auch vor diesem Hintergrund erweisen sich die
erwähnten Präventionsvernetzungsaktivitäten als
höchst sinnvoll. Darüber lassen sich Synergieeffekte
erzielen, mittelfristig gesehen Ressourcen zusammenführen
und nicht zuletzt Chancen eines
ökonomischeren Haushaltens mit den vorhandenen
Kapazitäten entwickeln.
Umso mehr gewinnt das Feld der Multiplikatorenausbildung
an Bedeutung. Ein zentrales Anliegen
ist es, die Präventionsthemen und die damit verbundenen
Ziele an Schulen und in außerschulischen
(Jugend-) Einrichtungen möglichst ganzjährig
zu platzieren. Geschulte Pädagog/innen, Erzieher/
innen oder Sozialarbeiter/innen und –pädagog/
innen sollten diese repräsentieren, zumindest mit
Verweisungskompetenzen ausgestattet sein und
als AnsprechpartnerInnen für die Jugendlichen bekannt
sein / werden.
Der Vernetzungskreis „ProVer“ für die Region
um Dinslaken hat sich auf einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch
(1-2 x p.a.) verständigt, mehr
ist zur Zeit leider nicht leistbar. Dennoch erweist
sich der gepflegte Kontakt als ungemein sinnvoll,
weil einige Kooperationen über das Jahr verteilt
so leichter einzustilen und zu verabreden sind.
5.6.5 Berufsspezifische Erwachsenenbildung
Hier sind im Wesentlichen Fortbildungsveranstaltungen
in Krankenpflegeschulen, bei sonstigen
Pflegeanbietern und im medizinischen Versorgungssystem
verortet. In diesem Bereich verzeichnen
wir sehr stabile Nachfragen und hocherfreuliche
Rückmeldungen. Insbesondere wird geschätzt,
dass wir von der medizinischen Seite bis zu den
Tiefen im psychosozialen Bereich die ganze Bandbreite
des komplexen Themenfeldes rund um das
Phänomen „HIV / AIDS und andere sexuell übertragbare
Krankheiten“ abdecken können. Nicht
zuletzt auch in diesem Tätigkeitsfeld bewährt sich
das „3-Säulen-Modell AIDS-Hilfe“ mit der Verbindung
von Selbsthilfe-, Interessen- und Fachverband
sowie der Ansatz der Strukturellen Prävention
immer wieder aufs Neue.
5.6.6 Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten
Anzuführen sind hier für den Stelleninhaber :
Einmal mehr gut angenommen wurde hier wieder
die im Berichtsjahr angebotene 10. Fachtagung
des Präventions-Vernetzungskreises Duisburg am
11. Mai. Unter dem Titel „Ich gehör dazu …“
befassten sich fast 80 Teilnehmer/innen schwerpunktmäßig
mit aktuellen Trends und Bewegungen
im Bereich der sozialen Netzwerke von und
für Jugendliche und lernten neben inhaltlichen Anregungen
und methodischen Zugangsformen die
Präventionsinfrastruktur in Duisburg kennen.
Beteiligung an der Grundlagenausbildung für
EhrenamtlerInnen in der Ruhrgebietsvernetzung
der AIDS-Hilfen
80
Präventionsvernetzungsarbeit im Kreis Wesel
und Duisburg
Vertretung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis
Wesel e.V. bei den NRW-Youthworker-
Arbeitskreisen und dem Youthwork-
Qualitätszirkel
Evaluation und Qualitätssicherung – Fortführung
des Verfahrens beim Youthwork-
Förderprogramm-Controlling MGEPA,
NRW
Beratung / Information für Zeitungs- und
Radio-Redaktionen sowie für politische Entscheidungsträger
Koordinierung von haupt- und ehrenamtlichen
Einsätzen bei Informations- und Präventionsprojekten
Einarbeitung in und Bereitstellung von Materialien
für Lehrende und Multiplikator/innen
Beratung von pädagogischen Fachkräften
bzgl. der Unterrichts- oder Projektgestaltung
zum Thema HIV / AIDS und anderer
STI`s
Telefonische und persönliche Informationsund
Beratungsgespräche
E-mail Beratung
Unterstützung von Jugendvertretungs- und
SchülerzeitungsredakteurInnen
Geschäftsführung
u.a.m. (Vgl. 4. Öffentlichkeitsarbeit)
Abb.:
Veranstaltungsverteilung nach Arbeitsfeldern
81
Ehrenamtliche Mitarbeit
6. Ehrenamtliche Mitarbeit
6.1. Begleitung der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen
Im Berichtsjahr waren 20 Personen ehrenamtlich
für die AIDS-Hilfe tätig, da einige MitarbeiterInnen
die Arbeit aus gesundheitlichen und persönlichen
Gründen eingestellt haben.
Das ehrenamtliche Engagement ist für das Angebot
der AIDS-Hilfe Duisburg Kreis Wesel e. V.
weiterhin überaus wichtig. Ohne die freiwilligen
MitarbeiterInnen könnten wir unser umfangreiches
Angebot nicht aufrechterhalten. Daher an
dieser Stelle unser großer Dank an den unermüdlichen
Einsatz und die vielen unentgeltlich geleisteten
Stunden der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen.
Im Berichtsjahr wurde an einem Ehrenamtlerkonzept
gearbeitet, welches aber aufgrund von
Krankheit bei Vorstand und hauptamtlichen Mitarbeitern
noch nicht vollständig ausgearbeitet werden
konnte
Die AIDS-Hilfe bietet vielfältige Aufgabengebiete,
in denen sich die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen
engagieren können. Diese umfassen die Begleitung,
Knastarbeit, Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit,
Herzenslust, Substitutionsvergabe,
Telefon- und E-Mail-Beratung, Chat-Beratung,
Vorstandsarbeit, Freitagsfrühstück, Substitionsfrühstück
und Weihnachtsfeier. Einige ehrenamtliche
MitarbeiterInnen arbeiten in mehreren
Bereichen, andere unterstützen die Arbeit der
AIDS-Hilfe punktuell.
Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnnen sind in den
unterschiedlichsten Berufen aktiv, sind HIVnegativ
oder HIV-positiv, setzen sich aus Frauen
und Männern aus allen sozialen Lebensbereichen
zusammen und stammen aus den unterschiedlichsten
politischen Richtungen. Dies bedeutet für
die Arbeit der AIDS-Hilfe einen enormen Erfahrungsschatz,
der in unsere Arbeit mit einfließt.
Eine Möglichkeit des Austausches bietet weiterhin
unser Mittwochs-Café (siehe auch Punkt 3.5).
Hier ist der zentrale Anlaufpunkt, um sich mit Betroffenen
zu treffen oder sich untereinander oder
mit den hauptamtlich Tätigen auszutauschen.
Im Berichtsjahr fanden zwei Aktiventreffen im
Juli und Oktober statt. Das Juni Aktiventreffen
wurde auf Juli verschoben, da unsere Mitgliederversammlung
aufgrund der Jubiläumsaktivitäten
erst am 7. Juni stattfand. Da das Aktiventreffen
dem Austausch der aktiven Mitglieder dienen soll,
bot es sich an, den Termin in den Juli zu verschieben.
Das Treffen im Juli beinhaltete folgende Themen:
Deutsch-Östereichischer AIDS-Kongress, das
schwul-lesbische Straßenfest „Sommerlust“, eine
Diskussion zum Mundschleimhauttest und die Benefiz-Comedy-Veranstaltung
am 11. September.
Das Treffen war mit sieben Teilnehmerinnen
nicht so gut besucht, es ergab sich jedoch eine
interessante Diskussion zu den Themen PräExpositionsProphylaxe,
Mundschleimhauttest und Eintrittspreis
für die Benefiz-Veranstaltung. Des Weiteren
konnten Ehrenamtler für die Mitarbeit beim
Straßenfest „Sommerlust“ akquiriert werden.
Das Oktober-Treffen hatte als Schwerpunkte die
WAT-Planung und die Organisation der Weihnachtsfeier
und war mit sechs Teilnehmern besucht.
Hier ging es weitestgehend um Informationen
zu den beiden Themen und Rekrutierung von
ehrenamtlichen HelferInnen.
Unser traditionelles Dezember-Aktiventreffen, bei
dem die hauptamtlichen MitarbeiterInnen die ehrenamtlichen
MitarbeiterInnen bekochen, musste
leider ausfallen da hierfür durch die lange Erkrankung
eines hauptamtlichen Mitarbeiters und somit
bereits eingeschränkte Manpower zum WAT die
Ressourcen für dieses Treffen fehlten. Allerdings
hatten wir bereits das 25-jährigen Jubiläum zum
Anlass genommen, mit unseren fördernden und
ordentlichen Mitgliedern, Begleiteten, Förderern
und Kooperationspartnern im Anschluss an unseren
Festakt zu feiern und den ehrenamtlichen Mitarbeitern
damit auch für Ihre Arbeit zu danken.
6.2. Schulung und Fortbildungen für ehrenamtliche
MitarbeiterInnen
Anfang des Jahres hat eine Ehrenamtlerschulung
82
für zukünftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in
Kooperation mit den AIDS-Hilfen Bochum, Essen,
Oberhausen und erstmalig Dortmund stattgefunden.
Die Schulung bestand aus sieben Abendterminen
und zwei Ganztagesveranstaltungen, die
mit folgenden Themen und Zeitrahmen konzipiert
waren:
Die Schulung war wie im Vorjahr strukturiert, da
die Zusammensetzung der Themen und der Ablauf
der Schulung in der Evaluation der Schulung
Termin Zeitrahmen Inhalt
Di 08.02.2011 19.00 – 21.30 Uhr Grundlagenwissen Teil
1
Di 15.02.2011 19.00 – 21.30 Uhr Grundlagenwissen Teil
2
Sa 19.02.2011 10.00 – 18.00 Uhr Kommunikation und
Wahrnehmung
So 20.02.2011 10.00 – 18.00 Uhr Liebe, Sexualität und
Partnerschaft
Di 22.02.2011 19.00 – 21.30 Uhr Positiv Sein – Was
heißt das? – AIDS verändert
sein Gesicht
Di 01.03.2011 19.00 – 21.30 Uhr MSM Lebenswelten,
männliche Prostitution
Di 15.03.2011 19.00 – 21.30 Uhr Sexuell übertragbare
Krankheiten
Di 22.03.2011 19.00 – 21.30 Uhr Frauen und AIDS /
weibliche Prostitution
Di 29.03.2011 19.00 – 21.30 Uhr Illegalisierte Drogen,
Knast und Substitution
2010 positiv bewertet wurde.
Im Vorfeld wurde von unserer AIDS-Hilfe eine
Ausschreibung der Schulung zur Bewerbung erstellt.
Von unserer AIDS-Hilfe waren zwei TeilnehmerInnen
vertreten und wir gratulieren zu erfolgreich
durchlaufener Schulung Yvonne Leuverink
und Steffen Wunderlich. Insgesamt hatte die Schulung
zu Beginn 23 TeilnehmerInnen, wobei vierzehn
von der AIDS-Hilfe Essen stammten. Letztendlich
erhielten am Ende der Schulung sechzehn
TeilnehmerInnen ein Zertifikat. Dieses erhielten
die TeilnehmerInnen, wenn sie an 80 vH des
Schulungsumfanges teilgenommen hatten. Auch
die nicht zertifizierten Interessierten nahmen bis
auf eine Person an fünf bis sechs Schulungsterminen
teil, so dass eine hohe Haltequote erzielt
wurde.
Von unserem Ehrenamtlerkoordinator wurden
Mappen für die zukünftigen EhrenamtlerInnen mit
Wegbeschreibungen zu den einzelnen AIDS-Hilfen
und Evaluationsbögen zu den Schulungseinheiten
zusammengestellt. Die Anwesenheit wurde von
ihm nachgehalten, um die Kriterien für die Ausstellung
des Zertifikats nachzuhalten. Dieses wurde
auch von unserer AIDS-Hilfe erstellt und am
letzten Abend bei Erfüllung der vorgenannten Kriterien
den TeilnehmerInnen überreicht. Des Weiteren
wurden vom Ehrenamtlerkoordinator die
Evaluationsbögen ausgewertet.
Aufgrund von Krankheit waren wir bei dieser
Schulung im Gegensatz zu früheren Jahren „nur“
bei fünf Schulungseinheiten mit Referentinnen und
Referenten beteiligt.
6. 3 Externe Fortbildungen
Weiterhin besteht in unserer Einrichtung ein
Fortbildungsetat für ehrenamtliche und hauptamtliche
MitarbeiterInnen. Nicht nur im eigentlichen
HIV/AIDS-Bereich, sondern auch bei anderen sexuell
übertragbaren Krankheiten und in der Sozialgesetzgebung
ergeben sich immer schneller Veränderungen.
Fortwährende Weiterbildungen garantieren
somit eine kompetente und aktuelle Beratung.
Im Berichtsjahr ist erwähnenswert, dass zwei
hauptamtliche und zwei ehrenamtliche MitarbeiterInnen
am Deutsch-Österreichischen AIDS-
Kongress teilgenommen haben und ihren Output
auf dem Aktiventreffen im Juli den Interessierten
zu Verfügung stellten.
In Kooperation mit der AIDS-Hilfe Oberhausen
führten wir je ein Fachgespräch in Oberhausen
und Duisburg durch (näheres im Kapitel Öffentlichkeitsarbeit).
6.4 Ehrungen von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen
Wie im Geschäftsbericht schon erwähnt, wurden
im Berichtsjahr Edgar Böhme und Andrea Täufer
vom paritätischen Wohlfahrtsband geehrt.
Im Rahmen des Jahresempfangs der AIDS-Hilfe
NRW wurden die Teilnehmer von Herzenslust
für die Präsentation bei der Eröffnungsveranstaltung
der Gay Games in Köln mit dem Ehrenamtspreis
„merk-würdig“ ausgezeichnet, wozu auch
einige unserer „Herzenslüstler“ zählten.
83
Bericht der Verwaltung
7. Bericht der Verwaltung
Finanzbuchhaltung
Bußgeldauflagen
Doppelte Buchführung, Kontierung, Monats-/
Jahresabschluss, Erstellung der jährlichen Einnahme-Überschuss-Rechnung
und Mitarbeit bei der
Erstellung des jährlichen Haushaltsplanes der
AIDS-Hilfe, Erstellung von Quartalsübersichten,
Kontoführung, Beleg- und Rechnungsprüfung, ordnungsgemäße
Belegablage, allgemeiner Finanzverkehr,
Korrespondenz
Kasse
Verwaltung von Bargeld (Einnahmen und Ausgaben),
Ausstellen von Quittungen, Belegprüfung,
Kassenbuchführung, Monatsabschluss, Kassenabstimmung
Personalwesen
Personalführung: Lohn-/Gehaltskarten, Fehlkarten
(für Urlaub, Sondertage, Krankheitstage)
Lohnsteuerkarten, Versicherungsnachweis, Lohn-/
Gehaltsabrechnung;
Krankenkassen: An-/Abmeldungen, Beitragsrechnung
zur Sozialversicherung (Kranken-/ Renten-/
Arbeitslosenversicherung);
Finanzamt: monatliche Lohnsteueranmeldung und
Abführung der Lohn- und Kirchensteuer;
EDV-Gehalts-Service: Prüfung der Abrechnungs-
Journale, Kostenverteilung, Meldungen und Beiträge
an die Berufsgenossenschaft, Fahrt- und Reisekostenabrechnungen;
Personalmittel: Anträge an Bund, Land NRW und
Kommunen, Zuwendungsbescheide, Verwendungsnachweise,
Verwaltungsarbeiten im Bereich
Zivildienst (Personalaktenführung, Soldabrechnung);
Arbeitszeitnachweis: monatliche Ausrechnung der
Soll-/Ist-/Überstunden für Mitarbeitende;
vom Land-/Amtsgericht zugunsten der AIDS-Hilfe;
Kontrolle der Bußgeld- bzw. Bußgeldratenzahlungen,
Verwendungsnachweise der Bußgelder gegenüber
dem Gericht, Korrespondenz
Vereinsmitglieder
Kontoführung über gezahlte Vereinsbeiträge,
Mahnungen bei Nichtzahlung, Zuordnung neuer
Mitglieder, Nummernvergabe, Mitgliedschaftsbestätigungen
Spenden
Vor- und Nachbereitung der rechtlichen und organisatorischen
Spendenformalitäten (z. Bsp. bei
Veranstaltungen und Straßensammlungen; Sammelerlaubnis;
Einnahmemeldungen), Dankschreiben
und Ausstellung von Spendenbescheinigungen,
Akquise von Spenden allgemein und zweckgebundenen
Spenden (z. Bsp. Positivenfreizeit oder
Weihnachtsfeier)
Terminsachen
Einhaltung von Terminen bei Korrespondenz und
Zahlungen, z. Bsp. Mitgliedsbeiträge der AIDS-
Hilfe an diverse Organisationen und Vereine, Versicherungen,
Kfz-Steuer, Lohnsteuer, Krankenkassenbeiträge,
Lohn- und Gehaltsüberweisungen,
Verwendungsnachweise, Mieten
Schreibarbeiten
allgemeine Korrespondenz, Protokolle. Konzepte,
Statistik, etc.....
84
Zusätzliche Bürotätigkeit
Bericht der Kassenprüfer /
Einkauf von Büromaterial, Inventarbeschaffung,
Spritzen, Tupfer, Kondome, Schleifen, telefonische
Beratungsgespräche, Überbrückung von Wartezeiten
bei Klienten und bei Krisenintervention,
Vorbereitung für die Jahreshauptversammlung der
Vereinsmitglieder
Wochenendvergabe Methadon
Organisation der Wochenendvergabe, am Freitag
bzw. vor Feiertagen Erstellen der Listen mit den
Klienten für die Methadonvergabe in der AIDS-
Hilfe. Annahme des Methadons von den Apotheken
und Aufteilung nach den Vergabeterminen.
Abgabe der Kassetten mit dem Methadon bei der
Kriminalpolizei.
Sonstiges
Teilnahme an Teamsitzungen (wöchentlich), Supervision
(monatlich), Fortbildungsseminare für
den Bereich Personalwesen, Telefondienst, Spritzentauschprogramm
Karl-Heinz Lemke und Tobias Wendler
Am 12.04.12 wurden von uns die Kassenbelege
und Bestände nach unserem besten Wissen und
Gewissen überprüft. Wir konnten keine Abweichungen
feststellen.
Alle Belege waren vollständig und fortlaufend
nummeriert, auch inhaltlich stimmten die Belege
mit den Statuten des Vereins überein.
Der Kassenbestand am 31.12.11 belief sich auf
579,74 €. Die Summe aller Bank und Sparkassenkonten
und Sparbücher betrug 108.441,90 €.
Alle Buchungseintragungen waren mit Belegnummern
versehen. Die Verbuchung aller Belege der
Monate Juli und August 11 wurden überprüft.
Dabei konnten keine Beanstandungen festgestellt
werden.
Spenden, sind durch Überweisungsbelege oder
Einzahlungsquittungen belegt.
Barauszahlungen waren durch den Empfang quittiert.
Der letzte Körperschaftssteuerfreistellungsbescheid
wurde am 31.08.2011 erteilt.
Weiterhin haben wir die Existenz von Vereinsträgern
überprüft (/ Haftpflicht, Feuer, Einbruch und
Leitungswasserschäden).
Der Verein kommt seiner gesetzlichen Pflicht zur
Unfallversicherung der Haupt- und Ehrenamtlichen
Mitarbeiter bei der Berufsgenossenschaft
nach.
Lohnsteuer und Sozialversicherungspflicht wurde
überprüft.
Die Beträge wurden ordnungsgemäß abgeführt.
Die Kassenprüfer empfehlen der Hauptversammlung
den Vorstand für das Jahr 2011 zu entlasten.
85
Anhang / Pressespiegel
Controlling-Daten für das Kalenderjahr 2011 -
Verteilung nach Arbeitsfeldern
1. Unmittelbare Kontakte im Berichtsjahr 2011 durch Maßnahmen primärpräventiver
Zielsetzung (personalkommunikativ) :
Gesamt 20.280
Davon im Arbeitsbereich :
1.1. Youthwork
Gesamt: 6280 (31,0 %)
Davon männlich 2974
Davon weiblich 3306
Mit erkennbarem Migrationshintergrund 1350
Ohne erkennbaren Migr.hintergrund 4930
Bis 21 Jahre 3890
Über 21 Jahre 2390
1.2. Beratung (persönlich, telefonisch, inkl. bundesweite Telefonberatung
Gesamt : 849 (4,2 %)
Davon männlich 626
Davon weiblich 223
Mit Migrationshintergrund 170
Ohne Migrationshintergrund 679
Bis 21 Jahre 53
Ab 22 Jahre 796
1.3. Frauen
…)
(inkl. überregionale Aktionen i. R. der Landesarbeitsgemeinschaft; AG XXelle-Ruhrgebiet ,
Gesamt : (100% weiblich) 1235 (6,1%)
Mit Migrationshintergrund 309
Ohne Migrationshintergrund 926
Bis 21 Jahre 175
Ab 22 Jahre 1060
1.4. Migration (in 2011 wegen Personalwechsel subsumiert in Beratung 1.2, Frauen 1.3)
Gesamt :
Davon männlich
Davon weiblich
Bis 21 Jahre
Ab 22 Jahre
1.5. Herzenslust regional
Gesamt : (100% männlich) 3940 (19,4 %)
Mit Migrationshintergrund 430
Ohne Migrationshintergrund 3510
Bis 21 Jahre 1120
Ab 22 Jahre 2820
86
1.6. Herzenslust (Knotenpunktarbeit im Ruhrgebiet, anteilig über ZSP-Landesmittel
gefördert) (inkl. Gay-online-Beratung über Health-Support-Profile, Beratung und Test-Projekt,
„Sommerlust“-Strassenfest)
Gesamt : (100% männlich) 3892 (19,2 %)
Mit Migrationshintergrund 778
Ohne Migrationshintergrund 3114
Bis 21 Jahre 973
Ab 22 Jahre 2919
1.7. Justizvollzug („Knastarbeit“)
Gesamt : (alle über 21 Jahre!) 311 (1,5 %)
Davon männlich 191
Davon weiblich 120
Mit Migrationshintergrund 100
Ohne Migrationshintergrund 211
1.8. Drogen (allgemeine Präventionsarbeit d. AH)
Gesamt : 973 (4,8%)
Davon männlich 681
Davon weiblich 292
Mit Migrationshintergrund 340
Ohne Migrationshintergrund 633
Bis 21 Jahre 50
Ab 22 Jahre 923
1.9. Spritzentausch
Gesamt : 200 (1,0 %)
Davon männlich 130
Davon weiblich 70
Mit Migrationshintergrund 35
Ohne Migrationshintergrund 165
Bis 21 Jahre 20
Ab 22 Jahre 180
1.10. Substitution (an Wochenenden und Feiertagen in Duisburg)
Gesamt : 2600 (12,8 %)
Davon männlich 1740
Davon weiblich 860
Mit Migrationshintergrund 258
Ohne Migrationshintergrund 1342
Bis 21 Jahre 160
Ab 22 Jahre 2440
2. Unmittelbare Kontakte im Berichtsjahr 2011 durch Maßnahmen sekundär- und tertiärer
Zielsetzung (personalkommunikativ)
Gesamt : 5302
2.1. (Psychosoziale-) Begleitung
Gesamt : 4975 (93,8 %)
Davon männlich 3480
87
Anhang / Pressespiegel
Davon weiblich 1495
Mit Migrationshintergrund 1740
Ohne Migrationshintergrund 3235
Bis 21 Jahre 149
Ab 22 Jahre 4826
2.2. Beratung (für 2011 in 2.1. integriert)
Gesamt :
Davon männlich
Davon weiblich
Mit Migrationshintergrund
Ohne Migrationshintergrund
Bis 21 Jahre
Ab 22 Jahre
2.3. Justizvollzug
Gesamt : 73 (1,4 %)
Davon männlich 39
Davon weiblich 34
Mit Migrationshintergrund 20
Ohne Migrationshintergrund 53
Ab 22 Jahre (alle!) 73
2.4. Frauen
Gesamt : 201 (3,8 %)
Mit Migrationshintergrund 12
Ohne Migrationshintergrund 189
Bis 21 Jahre 10
Ab 22 Jahre 191
2.5. Migration (s. 2.1. Begleitung und 2.4. Frauen)
2.6. Drogen
Gesamt: 45 (0,8 %)
Davon männlich 42
Davon weiblich 3
Mit Migrationshintergrund 7
Ohne Migrationshintergrund 38
Bis 21 Jahre 0
Ab 22 Jahre (alle!) 45
2.7. Youthwork (hier nur Personen! mit i.d.R. mehreren Kontakten!)
Gesamt : 8 (0,2 %)
Davon männlich 5
Davon weiblich 3
Mit Migrationshintergrund 1
Ohne Migrationshintergrund 7
Bis 21 Jahre 8
88
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90
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Anhang / Pressespiegel
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