1. Geschäftsbericht für das Jahr 2007
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1. Geschäftsbericht für das Jahr 2007
Der Vorstand der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
Peter Külpmann, Daniel Kober, Silke Stützel, Rolf Ringeler, Rainer Wille (v.l.)
Mit dem vorliegenden Jahresbericht blicken wir auf ein wieder einmal sehr
ereignisreiches Jahr mit bedeutungsvollen Veränderungen zurück.
Trotz der von der WHO erstmals herunterkorrigierten weltweiten HIV-Prävalenz (von
bisher ca. 40 Mio. auf „nur noch“ ca. 33 Mio. HIV-Infizierte), gab es in den letzten
Jahren kaum stärkere politische Signale zur Bekämpfung der internationalen
Pandemie wie in 2007. Dies ist nicht zuletzt ein Verdienst unserer Bundesregierung,
die den verantwortungsbewussten Umgang der internationalen
Staatengemeinschaften mit dem Thema AIDS auf die Agenda setzte. Bereits im März
forcierte die Bundesregierung im Rahmen ihrer EU-Ratspräsidentschaft auf der
Bremer EU-Konferenz eine Erklärung, die insbesondere Signalwirkung für eine
verbesserte Entwicklungszusammenarbeit mit osteuropäischen Staaten haben sollte.
Auf der Basis ihres „Aktionsplanes zur Umsetzung der HIV/AIDS-
Bekämpfungsstrategie“ setzt die Bundesregierung auf die in der Bundesrepublik
bewährten Strategien, auf Aufklärung und Prävention statt Repression, auf Solidarität
und Antidiskriminierung sowie auf einen möglichst niedrigschwelligen und
universellen Zugang zu HIV-Testung und Therapie.
Über Europa hinaus wurde auch der Aufsehen erregende G8-Gipfel in Heiligendamm
im Juni diesen Jahres genutzt, um für eine synergetische und nachhaltige
internationale Strategie zu werben. Im Zuge dessen erklärte die Bundesregierung
ihre Bereitschaft, die bundesdeutsche Einspeisung in den Global Funds against
AIDS, Tuberculosis and Malaria um 300 Mio. Euro sowie den nationalen AIDS-Etat
um 3 Mio. Euro auf nunmehr 12,2 Mio. Euro zu erhöhen.
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Angesichts der auch in Deutschland in 2007 weiter deutlich gestiegenen HIV-
Neudiagnosen (über 2600) ein wichtiges Signal, denn auch hierzulande gibt es
keinen Grund, mit einer intensiven Präventionsarbeit nachzulassen. Wenngleich man
konstatieren muss, dass es sich bei den Neudiagnosen nicht allein um wirkliche
Neuinfektionen handelt, sondern sicherlich ein nennenswerter Teil erstmals
manifestierte Altinfektionen sind. Wir gehen davon aus, dass sich die hohe Zahl auch
durch eine erhöhte Testbereitschaft erklärt. Diese wird angesichts der verbesserten
Therapieoptionen und durch die offensivere Bewerbung und Aufklärung der AIDS-
Hilfen –hoffentlich- auch weiter zunehmen. Wir hegen diese Hoffnung insbesondere,
weil mit verbesserten Therapieoptionen und –strategien eindeutig auch ein
nennenswerter primärpräventiver Effekt einhergeht. Die Infektiösität unter stabiler
antiretroviraler Therapie (sART) geht unter bestimmten Bedingungen gegen Null.
Man geht davon aus, dass die höchste Übertragungsgefahr durch nichtmanifestierte,
frische Infektionen ausgeht und damit vielfach von Menschen, die kein
oder ein nur schwach ausgeprägtes Risikobewusstsein aufweisen. Aufklärung und
Information bleiben somit die Schlüssel zum Erfolg, vor allem um eine weitere
Generalisierung der Epidemie zu vermeiden.
Auch auf dem Feld der HIV-Therapie brachte das Berichtsjahr viele interessante
Erkenntnisse und Neuerungen. Neben einer Reihe von Neuzulassungen von
antiretroviralen Medikamenten gibt es Bahn brechende Ansätze mit neuen
Substanzklassen (wie etwa den Korezeptorantagonisten), die viel Anlass zur
Hoffnung geben. Es ist höchst erfreulich, dass wir hinsichtlich der
Lebenserwartungen mit einer HIV-Infektion hierzulande inzwischen über Jahrzehnte
nachdenken dürfen. Dabei dürfen wir allerdings keineswegs in die Euphoriefalle
stolpern, sondern müssen weiter intensiv kommunizieren, dass wir nicht über eine
„normale“ chronische Erkrankung sprechen, die mittlerweile „gut behandelbar“ ist.
Die Auswirkungen einer lebenslangen harten Chemotherapie auf die Lebensqualität
sind nach wie vor massiv. Ganz zu schweigen von psychosozialen Folgen, die immer
mehr und immer länger die Begleitungsarbeit der AIDS-Hilfen beschäftigen.
Der Ansatz der strukturellen Präventionsarbeit im Kontext von Gesundheitsförderung
hat sich hier eindeutig bewährt. Angesichts der epidemiologischen Daten in
Deutschland erweist sich die zielgruppenspezifische Präventionsarbeit als immer
bedeutungsvoller. Präventionsmittel und –maßnahmen müssen demzufolge dort zur
Verfügung stehen, wo sie besonders benötigt werden – z.B. in Haftanstalten, in
Bereichen von (Beschaffungs-) Prostitution oder bei der Versorgung von
Suchterkrankten und eindeutig im Bereich von homo- und bisexuellen Männern.
Dies erfordert personelle und materielle Ressourcen, verbunden mit zeitlichen
Perspektiven. Nur so können einerseits nachhaltige Effekte erzielt werden und
andererseits flexible Anpassungsprozesse an epidemiologische und soziologische
Entwicklungen insbesondere in der Vor-Ort-Arbeit erfolgen.
Vor allem letzteres will die nordrhein-westfälische Landesregierung durch eine
„Kommunalisierung“ der Landesmittel im Sucht- und AIDS-Bereich erreichen, die mit
dem 01.01.2007 angelaufen ist. Bei der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
betrifft dies die bisherigen richtliniengestützten Landesprogramme „Förderung der
örtlichen AIDS-Hilfen“ (i.e. AIDS-Prävention, Beratung und Betreuung HIV-Infizierter
sowie Verwaltung) und „Youthwork“. In Landesobhut bleiben dagegen bis auf
weiteres die zielgruppenspezifischen Präventionsmittel für Projekte im Bereich der
Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) und von Frauen in besonderen
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Lebenslagen. Dieser Erhalt erscheint uns wichtig, um sicherzustellen, dass das
Thema HIV / AIDS und andere STI`s nicht nur im Verantwortungsbereich der
Landespolitik, sondern auch in der landespolitischen Diskussion bleibt. Dies ist
unserer Einschätzung nach gerade wegen der Zielgruppenspezifität besonders
bedeutsam, da es dabei regional doch sehr unterschiedliche infrastrukturelle
Ausprägungen und Haltungen gibt.
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die strukturelle AIDS-und Hepatitis-
Präventionsarbeit in und mit einer ganz wichtigen Zielgruppe, nämlich der Menschen
in Haft, die die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. seit Jahren mit steigendem
Aufwand vorhält, immer noch keine klare öffentliche Finanzierung erhält. Wenn diese
Arbeit aufrechterhalten werden soll, ist die Landesregierung und das
Justizministerium, in dessen Aufgabenbereich diese Arbeit fällt, gefordert, hier kreativ
und investiv zu werden. Denn im Zuge der Kommunalisierung von Landesmitteln
würde ansonsten ein wichtiger Arbeitsbereich gefährdet.
Die konkrete Umstellung der Landesmittelzuweisungen auf eine zweckgebundene,
fachbezogene Pauschale an die Kommunen (für uns ist das hier die Stadt Duisburg)
war erwartungsgemäß mit (nicht nur) für uns erheblichen Problemen verbunden.
Eine klare Rahmenvereinbarung, die sowohl die Kommunalverbände als auch die
Vertretungsorgane der Wohlfahrtsverbände mittragen sollen und dem Land ein
Qualität sicherndes Controlling auf der Grundlage von landesweit gerechten und
objektivierbaren Kriterien ermöglicht, steht noch aus. Zur Entwicklung dieser
`Herausforderung´ ist eine externe Agentur beauftragt und diverse Lenkungs- und
Untergruppen mit den Verfahrensbeteiligten und –betroffenen beschäftigt. Ein
Ergebnis wird für die erste Jahreshälfte 2008 angestrebt. Daher hat die
Landesregierung nicht nur für das Berichtsjahr, sondern auch noch für 2008 eine
Empfehlung an die Kommunen ausgesprochen, die entsprechenden Mittel analog
der Regelungen von 2006 an die bisherigen Träger auszuschütten.
Für uns führte dies Anfang 2007 dazu, dass wir die Finanzmittel, die wir bis dahin
immer im Februar erhielten, aufgrund unklarer Verfahrensregeln im Berichtsjahr erst
Ende Mai zur Verfügung hatten. Ein Substanz aufzehrender Kraftakt, zumal die
bisher an die Projekt-Landesmittel gekoppelte Ergänzungsfinanzierung der
Kommunen aufgrund des verständlichen Ansinnens, eine koordinierte
Auszahlungsgrundlage zu bekommen, auch erst zu diesem Zeitpunkt erfolgte.
Bezüglich dieser existentiell wichtigen kommunalen Ergänzungsfinanzierung bleibt
naturgemäß auch die Frage, wie die Kommunen ihren Teil der Stellen- und
Angebotssicherung zukünftig vorhalten und ausgestalten werden. Wir sind bisher in
gutem Kontakt zur Stadt Duisburg und dem Kreis Wesel, erfahren nach wie vor viel
Wertschätzung, und hoffen zuversichtlich, dass wir durch die Kommunalisierung
nicht beeinträchtigt werden.
Eine spürbare Entlastung und damit verbundene Planungssicherheit erfuhren wir im
Berichtsjahr dadurch, dass wir im Bereich der Landesförderung der
zielgruppenspezifischen Prävention für unsere Projektstellen „Frauen und AIDS“ und
„Herzenslust regional“ eine zweijährigen Bewilligung (für 2007 und 2008) erreichen
konnten.
Es ist nicht neu, aber immer wieder wichtig zu betonen, dass zur finanziellen
Absicherung unserer umfangreichen Angebotspalette selbst stabil fließende
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öffentliche Zuwendungen allein bei weitem nicht ausreichen. Insbesondere für
unseren regionalen Positivenfonds, für eine Reihe von Präventionsaktionen,
verschiedene Selbsthilfeangebote, für den Bereich der Sachkosten und für die
Begleitung von ehrenamtlicher Arbeit, die keineswegs nur kostenfrei sein kann,
benötigen wir immer mehr zusätzliche Einnahmen.
Dank sehr umsichtiger Haushaltsführung, einiger Benefiz-Aktionen (s. 4.), den
Spendensammlungen zum Welt-AIDS-Tag und Einnahmen im Rahmen der
Duisburger Substitutionsregelung konnten wir auch im Berichtsjahr –wenn auch mit
erheblicher Mühe, s.o.- den regulären Geschäftsbetrieb aufrechterhalten.
Nicht zuletzt die Veränderungen im Zuwendungsbereich und die –gewiss sinnvolle-
Zunahme an Evaluations- und Qualitätssicherungsmaßnahmen stellen die AIDS-Hilfe
Duisburg / Kreis Wesel e.V. vor neue Herausforderungen. Dazu ist es unerlässlich,
die bestehenden Strukturen, Kapazitäten und Kompetenzen immer wieder auf ihre
Zukunftsfähigkeit hin zu überprüfen. Daher haben sich Vorstand und Team der AIDS-
Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. entschieden, in einen Organisationsentwicklungsprozess
mit professioneller, externer Beratung einzutauchen. Mit der in
AIDS-Hilfe-Strukturen bewanderten Agentur „Konkret Consult Ruhr GmbH“ aus
Gelsenkirchen sind wir zum Ende des Berichtsjahres in eine sog. „Potentialberatung“
eingestiegen. Dieser Prozess, der nach EFQM-Kriterien durchgeführt wird, wird aus
Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert.
Zur Sicherstellung unserer Arbeit, dem Erhalt und der stetigen Verbesserung der
Qualitäten ist die personale Struktur entscheidend. Nach langer Zeit stabiler
Konstellationen in Vorstand und Team, brachte das Berichtsjahr auch hier
Veränderungen.
Das Ausscheiden unserer hauptamtlichen Kollegin für die Bereiche „Frauen“ und
„Migration“, Anika Walther, im April, hatte einen sehr erfreulichen Hintergrund,
nämlich ihr Einsteigen in den Erziehungsurlaub. Für die Einrichtung und
insbesondere für die Frauenarbeit war rasches Handeln gefragt, denn unsere
Personalstruktur gibt hier einfach keine adäquaten Vertretungsmöglichkeiten her.
Zudem führt der Wegfall einer Vollzeitkraft bei einem kleinen Team natürlich immer
zu erheblicher Zusatzbelastung der verbliebenen Mitarbeiter/innen. Bei der
Neubesetzung der Stelle hatten wir aber erfreulicherweise die Qual der Wahl und
konnten mit Judith Dewald eine sehr gut qualifizierte Nachfolgerin zum 15. Juni `07
einstellen.
Der plötzliche Tod unseres langjährigen Vorstandsmitglieds, Hans Winkel-
Binnenhey, Anfang Mai hat uns dagegen alle tief erschüttert und lange beschäftigt.
Wir möchten an dieser Stelle für sein langjähriges, ungemein solidarisches
Engagement und dafür, dass wir eine Strecke des Lebens gemeinsam gehen
durften, Dank sagen.
Durch dieses traurige Ereignis sahen wir uns veranlasst, die wichtige
Jahreshauptversammlung im Berichtsjahr auf den 11. Juni zu verschieben. Diese
Mitgliederversammlung war besonders wichtig, da hier durch das Votum der
Mitglieder mit der Verabschiedung des „Leitbild-Daches“, also der übergeordneten
„Unternehmensphilosophie“ der mehrjährige Leitbild-Entwicklungs-Prozess
abgeschlossen werden konnte. Mit diesem Werke (s. Anhang o. www.aidshilfeduisburg-kreis-wesel.de
) haben wir ein wichtiges Instrument für eine
qualitätsgesteuerte Arbeit für die nähere Zukunft entwickelt.
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Darüber hinaus war diese MV besonders wichtig, weil Vorstandswahlen (im 2-
Jahresturnus) anstanden. Mit großer Einstimmigkeit wurde der Vorstand für seine
zurückliegende Geschäftsführung nicht nur entlastet, sondern zudem wurden die vier
verbliebenen Vorständler im Amte bestätigt. Ein deutliches Signal für die
Zufriedenheit der Mitgliedschaft und für eine kontinuierliche Arbeit auch an der
Neugestaltung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. Ein deutliches Signal auch
dafür, dass die ehrenamtliche Vorstandsarbeit in der AIDS-Hilfe reizvoll und
interessant ist – gerade auch angesichts der stetigen neuen Herausforderungen.
Dieser reizvollen Aufgabe stellt sich fortan auch der neu gewählte 25-jährige Daniel
Kober aus Moers, den wir an dieser Stelle noch einmal herzlich willkommen heißen.
AIDS-Hilfe-Arbeit bleibt spannend, intensiv, immer wieder belastend, aber auch
dankbar und für die eigene Persönlichkeitsentwicklung gewinnbringend. Das gilt
nach wie vor auch für die ehrenamtliche Mitarbeit auf allen Ebenen. Und sie wird
wahrgenommen. So wurde im September des Berichtsjahres unser ehrenamtlicher
Mitarbeiter, Peter Külpmann, durch den Paritätischen Wohlfahrtsverband und den
Oberbürgermeister der Stadt Duisburg für sein Engagement ausgezeichnet.
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. verkörpert nach wie vor die
funktionierende Symbiose aus Selbsthilfe und professioneller Interessenvertretung
und bringt sich immer wieder auch in verbandliche Prozesse auf Landes- und
Bundesebene konstruktiv ein. Eine Bestätigung für die Wertschätzung dieses
Engagements erfuhr beispielsweise auch unser langjähriger Vorstandvorsitzender,
Rolf Ringeler, durch seine Wiederwahl in den Delegiertenrat der Deutschen AIDS-
Hilfe im Oktober des Berichtsjahres.
Auch im Bereich der klassischen Selbsthilfe haben sich in den letzten Jahren die
Bedarfe verändert, vor allem aufgrund der deutlich verbesserten medizinischen
Optionen eher in allgemeine lebensförderliche Bereiche verschoben. Dennoch hält
sich zumindest in Duisburg dank ehrenamtlichen Engagements unsere SH-Gruppe
HIV-positiver Menschen sowie die alljährlich weitestgehend ehrenamtlich organisierte
Positivenfreizeit und auch die Kochgruppe stellt sich als stabiles Angebot heraus.
Bei der ideellen und räumlichen Selbsthilfeunterstützung durch die AIDS-Hilfe erfreut
sich die Junge UnSchuLD stabiler Beliebtheit. Für den Wiederbelebungsversuch
einer schwulen Selbsthilfegruppe unter dem Titel „Schwule in Wesel“ stellen wir
unsere Räumlichkeiten und Logistik zur Verfügung. Die äußerst stabile Gruppe
SHALK hat inzwischen eigene Räumlichkeiten im Hause der Friedenstr. 100
beziehen können, bleibt aber in engem Kontakt zu uns. Die Hepatitis-C-
Selbsthilfegruppe hat sich leider nach langen Jahren, in der sie einmal monatlich in
unseren Räumen getagt hat, aufgrund von nachlassendem Zulauf bis auf weiteres
verabschiedet. Aber auch hier bleibt der Kontakt mit Vertretern und die Option bei
Bedarf, sich wieder bei uns anzusiedeln, erhalten.
Abschließend möchten wir uns natürlich an dieser Stelle bei all jenen treuen
Freund/innen und Förderern, Zuwendungsgebern und Sympathisant/innen sowie bei
den Vertretern aus Politik, Verwaltungen und Gesundheitsämtern, medizinischen und
Beratungseinrichtungen, Schulen und sonstigen Kooperationspartnern und unseren
Dachverbänden, dem DPWV, der DAH und der AIDS-Hilfe NRW für ihre
Wertschätzungen, unterstützenden Aktionen und guten Wünsche im Berichtsjahr
aufs Herzlichste bedanken.
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1.1. Zur finanziellen Situation:
Bisher erhielten wir für die Landesförderprogramme „Förderung der örtlichen AIDS-
Hilfen“ und „Youthwork“ eine erste Abschlagzahlung zum 15. Februar.
Aufgrund der Kommunalisierung der Landesmittel gab es im Jahr 2007 anfänglich
Schwierigkeiten mit der Finanzierung dieser Programme. Da die Stadt Duisburg, an
die die Landesmittel weitergeleitet wurden, zunächst nicht feststellen konnte, ob die
Mittel bei ihr eingegangen waren und anschließend nicht wusste, welche
Voraussetzungen für die Weiterleitung nötig waren, kam es in diesem Bereich zu
einer ersten Auszahlung erst am 18.5.2007 statt der bisherigen Förderung durchs
Land zum 15. Februar. In den Vorjahren wurde uns zu diesem Zeitpunkt schon die
zweite Abschlagzahlung überwiesen, diese erhielten wir in 2007 Ende Mai.
Auch vom Kreis Wesel erhielten wir die erste Zahlung erst am 22. Mai, die
Folgezahlungen wurden einen Monat später als in den Vorjahren ausgezahlt.
Die ersten Zuwendungen zu unseren Personalkosten trafen von der Stadt Duisburg
und über Mittel der Zielgruppenspezifischen Prävention Mitte April bei uns ein.
Dies zeigt, wie wichtig es ist, finanzielle Rücklagen zu bilden, um solche Engpässe
für die laufenden Verpflichtungen überbrücken zu können.
Wie im Tätigkeitsfeld Öffentlichkeitsarbeit dargestellt, konnten wir auf dem
Duisburger Weihnachtsmarkt am 02.12. aufgrund des schlechten Wetters und des
ungünstigen Standortes der Sozialstände keine Spenden generieren. Durch die
Aktionen zum Welt-AIDS-Tag in Duisburg und auf dem Weihnachtsmarkt in Moers
konnten wir das Minus jedoch in überschaubarem Rahmen halten.
Durch Spendenüberhänge (Spenden wurden erst in 2007 auf unser Konto
überwiesen, obwohl die Aktion schon in 2006 stattfand) und die bei uns
durchgeführte Methadonvergabe konnten wir aufgrund sparsamer Haushaltsführung
ein kleines Plus in Höhe von knapp 4500 Euro erwirtschaften.
An dieser Stelle sei für die finanzielle Unterstützung allen privaten Spendern,
öffentlichen Zuwendungsgebern, Vereins- und Fördermitgliedern sowie der
Sparkasse Duisburg herzlicher Dank gesagt.
Wir hoffen, der vorliegende Jahresbericht macht transparent, was mit Ihrer
Unterstützung geleistet wurde und sind überzeugt, die Mittel nach ihren
Vorstellungen eingesetzt zu haben.
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2. Beratung
Die Beratung der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. wurde, wie in den
vorangegangenen Jahren als ein Hauptschwerpunkt unserer Arbeit durchgeführt.
Bei der Beratung wurden überwiegend folgende Anfragen bedient:
Fragen zu Übertragungswegen von HIV, sexuell übertragbaren Krankheiten und
Hepatitiden, HIV-Antikörper-Testberatung, Fragen rund um die medizinische
Versorgung von HIV/AIDS und die Beratung von Menschen, die zeitnah Ihr positives
Testergebnis erhalten haben.
Die Beratung zu Hepatitiden wurde von den Ratsuchenden ebenfalls genutzt. Dies
jedoch nicht in demselben Ausmaß.
Unsere Beratungsangebote konnten von den Ratsuchenden wie folgt genutzt
werden:
1. persönliche Beratung in der Einrichtung;
2. telefonische Beratung durch HauptamtlerInnen während der Öffnungszeiten in
Duisburg und Wesel;
3. telefonische und E-Mail Beratung durch die ehrenamtlichen Telefonberater in
der Zeit von 19.00-21.00 Uhr am Montag in Duisburg.
2.1 Persönliche Beratung
Während der Öffnungszeiten, sowie nach telefonischer Absprache außerhalb der
Öffnungszeiten, konnten Ratsuchende sich persönlich durch hauptamtliche
MitarbeiterInnen in unseren Büros in Duisburg und Wesel beraten lassen. Bei diesen
Beratungsgesprächen wurde auf eine ruhige und entspannte Atmosphäre geachtet.
Bei Bedarf konnten Ratsuchende, die anonym bleiben wollten, sich auch Termine
außerhalb der Öffnungszeiten und dem damit verbundenen Publikumsverkehr geben
lassen. Bei Beratungen bei Personen, die kürzlich ihr HIV-Positives Testergebnis
erhalten haben, wurde im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe immer das Angebot
unterbreitet, mit einem HIV-Positiven zu sprechen, der schon länger mit der Infektion
lebt. Dieses Angebot wurde häufig in Anspruch genommen.
Generell wurde die persönliche Beratung häufig von Menschen in Anspruch
genommen, die entweder die Befürchtung hatten, eine HIV-Infektion zu haben oder
die kürzlich ihr HIV-Positives Testergebnis erhalten haben.
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2.2 Telefonische Beratung
2.2.1 Durch hauptamtliche MitarbeiterInnen
Auch in diesem Jahr blieb die Zahl der Telefonberatungen während der
Öffnungszeiten (Im Duisburger Büro: montags von 8.30-14.00 Uhr, dienstags bis
donnerstags von 8.30-17.00 Uhr und freitags von 8.30-16.00 Uhr; im Weseler Büro
dienstags von 14.00-17.00 Uhr und donnerstags von 9.00-12.00 Uhr) sehr hoch. Die
Ratsuchenden wurden nach eingehender Erörterung der Risikosituationen
aufgeklärt. Falls erwünscht, wurden die Ratsuchenden zwecks HIV-Antikörper-Test
an das Gesundheitsamt verwiesen. Es wurde von unserer Seite angeboten, einen
Termin an dem Tag, wo das Testergebnis bekannt gegeben wird, mit uns
festzulegen, um den Menschen ggf. mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Unsere Beratungsnummern sind für Duisburg: 0203-19411 & 0700-44533203 und für
Wesel 0281-19411. Die Rufnummern wurden in den örtlichen Zeitungen unter der
Rubrik Beratung beworben. Regelmäßig wurde die Bewerbung kontrolliert, da die
Rubrik von vielen Vereinen genutzt wird, und die Einstellung der Rufnummer
kostenlos ist.
Die Beratungsnummern wurden durch Beantragung bei der Regulierungsbehörde für
Telekommunikation und Post anonymisiert. Dadurch werden bei einem Anruf über
diese Rufnummer die Nummern der Ratsuchenden unterdrückt und bei dem
Ratsuchenden erscheint die Beratungsnummer nicht in der detaillierten
Telefonrechnung.
2.2.2 Durch ehrenamtliche MitarbeiterInnen
Die ehrenamtliche Telefonberatung wurde in diesem Jahr weiterhin von einer
Ehrenamtlerin durchgeführt. Ratsuchende, die außerhalb der Öffnungszeiten in
Wesel anrufen, werden durch die Anrufbeantworter informiert, wann sie in Duisburg
anrufen können.
Die ehrenamtliche Beratung in Duisburg wurde weiterhin konsequent jeden
Montagabend in der Zeit von 19.00-21.00 Uhr angeboten.
Für die abendliche Telefonberatung wurde die 0700-er Nummer weiter geroutet. Dies
bedeutet, dass die Anrufer in der Zeit von 19.00-21.00 Uhr an allen anderen
Abenden in der Woche automatisch an die Rufnummer der jeweils besetzten
Beratungsnummer weitergeleitet werden.
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Telefonberatervernetzung:
Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. ist mit anderen Kooperationspartnern in
der Telefonberatervernetzung zusammengeschlossen. Ziel dieser Vernetzung ist es,
die Beratung von HIV-AIDS an jedem Wochentag abends im Ruhrgebiet anbieten zu
können. Daher hat sich jeder Kooperationspartner dazu per Vertrag verpflichtet, an
einem Abend in der Woche die Beratung zu besetzen. Die Kooperationspartner sind
die AIDS-Hilfen: Oberhausen, Bochum und Hagen.
Die Zeiten der abendlichen Beratung der Kooperationspartner im Überblick:
Montags: 19.00-21.00 Uhr AH-Duisburg/Kreis Wesel e.V.
Dienstags: 19.00-21.00 Uhr AH-Hagen e.V.
Mittwochs: 19.00-21.00 Uhr AH-Oberhausen e.V.
Freitags: 18.00-20.00 Uhr AH-Bochum e.V.
Bei den Vernetzungstreffen der Kooperationspartner hat die AIDS-Hilfe
Duisburg/Kreis Wesel e.V. mit einem hauptamtlichen und/oder einen ehrenamtlichen
Mitarbeiter regelmäßig teilgenommen. Eine Neueinsteigerschulung konnte mangels
interessierter EhrenamtlerInnen nicht durchgeführt werden. Eine Fortbildung zum
Themenfeld „Kommunikation und Wahrnehmung“ für schon agierende Berater wurde
von Referenten aus den AIDS-Hilfen Hagen und Duisburg in Kooperation in der
AIDS-Hilfe Hagen umgesetzt.
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2.3 E-Mail Beratung
Die E-Mail Beratung in der AIDS-Hilfe wurde weiterhin angeboten. Die E-
Mailberatung ist unter der folgenden Adresse zu erreichen: http:www.aidshilfeduisburg-kreis-wesel.de
Um die gängigsten Fragen im Voraus zu klären, wurden auf unserer Homepage die
acht häufigsten gestellten Fragen (FAQ) eingestellt. Der Ratsuchende konnte beim
Anklicken einer Frage gleich die Antwort lesen. Durch dieses Beratungsangebot
konnten viele Ratsuchende ohne dass sie an uns eine E-Mail schreiben mussten,
bedient werden. Detailliertere Fragen konnten dann per E-Mail an uns gesendet
werden. Bei diesen E-Mails wurde im Betreff automatisch „E-Mailberatung“
eingegeben, sodass die E-Mails nicht von den Mitarbeitern gelesen wurden, sondern
direkt an die Telefon/E-Mail Beraterin weitergeleitet werden konnten.
Die E-Mailberatung wird hauptsächlich am Montagabend in der Zeit der
Telefonberatung durch die ehrenamtliche Mitarbeiterin bedient und die E-Mails in
dieser Zeit beantwortet.
Bei dringenden E-Mails wurden diese von den hauptamtlichen MitarbeiterInnen
während der Öffnungszeiten beantwortet.
Folgende vorgefertigten Fragen wurden im Internet angeboten:
Resümee und Ausblicke:
Die Beratung konzentriert sich auf der überregionalen Ebene immer mehr auf das
Medium Internet. So haben sich viele AIDS-Hilfen aus NRW dem bundesweiten
Angebot der DAH (Internetberatung) angeschlossen. Gleiches gilt für die Zielgruppe
MSM. Hier agiert die DAH in Kooperation mit der AH-NRW/Herzenslust bei Gay
Romeo sehr erfolgreich im Bereich der ,Prävention’. Die Tendenz von bundesweiten
Angeboten hat viele Vorteile. So wird die Einhaltung der Beratungsstandards zentral
von der DAH kontrolliert und durch Schulungen vereinheitlicht. Dem steht die
regionale Beratung mit ihrer Nähe und persönlichen Erreichbarkeit gegenüber.
Zukunftweisend stellt sich daher die Frage, ob und in welcher Form die lokalen AIDS-
Hilfen ihre Internet-Beratungsangebote weiter anbieten bzw. erweitern. Diese Frage
wurde auch in der Ruhrgebietsvernetzung der Telefonberater thematisiert. In
Kooperation mit den anderen AIDS-Hilfen wurde die Telefonberatervernetzung bei
dem neuen Beratungsangebot der DAH (bundesweite Telefonberatung) angemeldet.
Die DAH möchte in Zukunft, angelehnt an die Internetberatung, eine bundesweite
Telefonberatung anbieten. Eine Teilnahme an diesem Projekt würde mit hohen
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zeitlichen Belastungen verbunden sein (Schulungen, Wochenendtreffen bei der DAH
zum Austausch und Reflexion). Da durch die Ruhrgebietsvernetzung viele
ehrenamtliche als auch hauptamtliche Mitarbeiter involviert sind und bei jedem
Treffen nur ein Vertreter für die Vernetzung teilnehmen muss, entstehen
Synergieeffekte die zu einer Entlastung aller beteiligten AIDS-Hilfen in der lokalen
Vernetzung führen. Daher hat sich die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel dazu
entschlossen, an diesem Projekt teilzunehmen. Die Bewerbung der einheitlichen
Beratungsnummer wird durch die DAH umgesetzt. Dadurch erhofft sich die AIDS-
Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. eine professionelle Bewerbung unserer
Telefonberatungsangebote und eine damit verbundene höhere Frequentierung.
Ebenfalls wurde im Berichtszeitraum Herzenslust Duisburg/Kreis Wesel bei
GAYROMEO angemeldet (Profil: Herzenslust_Duisburg). Interessenten können sich
nun per Internet von uns beraten lassen (s. Prävention im Bereich MSM).
Hier gilt unserer ehrenamtlichen Mitarbeiterin ein besonderer Dank, ohne deren
Einsatz die abendliche Telefonberatung nicht als Angebot vorgehalten werden
könnte. Ebenfalls möchte ich dem neuen ehrenamtlichen Mitarbeiter bei der Online-
Beratung bei GAYROMEO für sein Engagement danken.
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3. Begleitung
Unsere Einrichtung begleitet weiterhin HIV-Infizierte / an AIDS-Erkrankte, die aus
den unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen mit verschiedenen soziale
Hintergründen stammen. Die einzelnen Begleitungsfälle befinden sich hinsichtlich der
antiretroviralen Therapie in unterschiedlichen Situationen. Ganz vereinzelte
Begleitete nehmen noch gar keine Medikamente oder sind momentan in
Therapiepause. Ein Teil der Infizierten kommt mit seinen Medikamenten gut klar,
andere haben mit akuten oder langfristigen Nebenwirkungen zu kämpfen.
Ein großer Teil der von uns langfristig Begleiteten ist bereits an AIDS erkrankt,
verrentet und lebt auf dem Niveau des Arbeitslosengeldes II, der Grundsicherung
oder leicht darüber. Hierbei handelt es sich um Leistungen, die in ihrem Ursprung zur
Überbrückung einer kurzen Zeit angedacht waren. Letztendlich verharren diese
Begleiteten in einer Lebenssituation, die Ihnen finanziell keinen Spielraum lässt und
wenig Perspektiven für die Zukunft bietet. Von einer Gruppe dieser Begleiteten
werden auch sehr oft suizidale Gedanken geäußert, denen es zu begegnen gilt. Des
Weiteren bieten wir Unterstützung bei sozialrechtlichen und finanziellen
Schwierigkeiten. Hier sehen wir allerdings nicht unsere Aufgabe, die geringe
staatliche Unterstützung aufzustocken, sondern Ansprüche einzufordern und in
extremen Krisensituationen finanziell auszuhelfen (siehe Punkt 3.3 Positivenfond).
Ein anderer Teil dieser Begleiteten versucht das Beste aus dieser Lebenssituation zu
machen und gestaltet unter anderem die Freizeit für HIV-Positive mit, nimmt an der
Kochgruppe teil und engagiert sich auf landes- und bundesweiter Ebene in
Landesarbeitsgemeinschaften und Netzwerken.
Andere HIV-Infizierte gehen einer geregelten Arbeit nach und nehmen die AIDS-Hilfe
nur punktuell zu bestimmten Fragen in Anspruch oder besuchen unser Mittwochs-
Café oder von uns durchgeführte Fortbildungsveranstaltungen.
Zur qualitativen Verbesserung der Begleitungsarbeit nahmen die hauptamtlichen
MitarbeiterInnnen aus dem Begleitungsbereich an den Treffen des auf Landesebene
stattfindenden Arbeitskreises Sozialberatung teil. Bei diesem Arbeitskreis handelt es
sich um ein wichtiges Fort- und Weiterbildungsangebot, da hier MitarbeiterInnen aus
unterschiedlichen AIDS-Hilfen zur Reflektion ihrer Arbeit zusammen treffen.
3.1. Einzelbegleitung
Der größte Anteil der Begleitungsarbeit wurde wieder im Bereich Migration geleistet
(siehe 5.5).
Die Begleitungsarbeit umfasste Beratungen zu Nebenwirkungen der Medikamente,
zu Partnerschaftskonflikten, sozialrechtlichen und finanziellen Problemen.
Bei finanziellen Problemen halfen wir mit unserem Positivenfond, bei größeren
Beträgen stellten wir Anträge an die Deutsche AIDS-Stiftung, soweit die
Antragshintergründe die Kriterien der Stiftung erfüllen. Hier gilt es zu erwähnen, dass
die Stiftung aufgrund geringerer Spendeneinnahmen und einer erhöhten Anzahl von
Anträgen die Kriterien für eine Zuwendung erhöht haben. So werden z. Bsp.
Heimatreisen nach Afrika nicht mehr finanziert.
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Neben den unter Punkt 5.2.2.2 erläuterten Besonderheiten gab es bei anderen
Begleiteten beispielhaft folgende Problemstellungen:
Im Berichtsjahr verstarben zwei unserer Begleiteten. Sie hinterließen jeweils einen
HIV-positiven bzw. an AIDS erkrankten Partner, der von uns begleitet wird. Hier
stand die Trauerbearbeitung im Vordergrund.
Bei mehreren Begleiteten galt es, den Gesundheitszustand zu stabilisieren, da sie
aufgrund unregelmäßiger Medikamenteneinnahme HIV-assoziierte
Enzephalopathien entwickelt hatten. Ein Begleiteter musste vorübergehend in ein
Pflegeheim, wobei sich hier die Situation besonders schwierig darstellte. Er fühlte
sich mit Anfang 40 sehr unwohl unter den sonst eher betagten Menschen. Leider war
kein anderes Angebot verfügbar. Zwischenzeitlich hat sich sein Zustand wieder
soweit gebessert, dass er in ein betreutes Wohnen ziehen konnte.
Insgesamt begleiteten wir 177 Personen einschließlich der im Knast begleiteten
Personen und verzeichneten Zuwächse in der Begleitungsrubrik sporadisch.
Tabelle 1:
Betroffene in Einzelbegleitung 2007 2006
Intensiv 18 19
Regelmäßig 55 54
Sporadisch 104 95
Insgesamt 177 168
Tabelle 2:
Betroffene in ehrenamtlicher
Begleitung
2007 2006
insgesamt 10 13
Die Zuzahlungsregelungen zu der medizinischen Versorgung führen dazu, dass
einige Patienten nur unregelmäßig den Arzt aufsuchen und ihre Medikamente
einnehmen. Dies führt im Bereich HIV/AIDS leider zu irreparablen
Gesundheitsschäden und zu hohen Kosten in der Folgeversorgung.
13
3.2. Begleitergruppe
Im Bereich der Begleitung gibt es eine ehrenamtliche Begleitergruppe.
Es wurde versucht, die Begleitergruppe in 14-tägigem Abstand stattfinden zu lassen.
Aus beruflichen bzw. gesundheitlichen Gründen war dieses nicht immer möglich. Die
Begleitergruppe besteht aus vier ehrenamtlichen BegleiterInnen, wovon zurzeit drei
ehrenamtlich begleiten. In der Begleitergruppe erhalten die EhrenamtlerInnen die
Möglichkeit, sich über ihre Begleitungen auszutauschen und gemeinsam über ihre
Arbeit zu reflektieren. Vom hauptamtlichen Mitarbeiter werden sie dahingehend
unterstützt, die Ressourcen der Begleiteten mit einzusetzen. Dieses ist besonders
wichtig, da die Begleiteten viele Aufgaben alleine schaffen und dadurch auch ihr
Selbstwertgefühl steigern. Hier gilt es immer wieder, unsere Qualitätsstandards im
Begleitungsbereich nicht aus den Augen zu verlieren.
Die Aufgaben der ehrenamtlichen BegleiterInnnen bestanden in
Krankenhausbesuchen, Fahrten zu Ärzten und Schwerpunktärzten, Einkaufshilfen
und in dem Zuhören bei Sorgen. Dies kann auch zu ungewöhnlichen Uhrzeiten der
Fall sein, wobei jeder ehrenamtliche Mitarbeiter für sich entscheiden muss, in
welchem Zeitrahmen er dies zulässt. Die Begleitung kann letztendlich auch in einer
Sterbebegleitung münden und es gilt, die BegleiterInnen hierfür zu stärken und zu
unterstützen.
Für den engagierten Einsatz der ehrenamtlichen BegleiterInnen möchten wir uns
herzlich bedanken.
14
3.3. Positivenfond
Der Positivenfond wird von der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. mit dem Ziel
verwaltet, HIV-positive / an AIDS-Erkrankte Menschen in finanziellen Notlagen zu
unterstützen.
Die Verteilung der Fondgelder übernahm im Berichtsjahr 2007 ein Gremium, das aus
zwei HIV-positiven Menschen, drei EhrenamtlerInnen aus dem Begleitungsbereich
und einem Hauptamtler besteht. Diese Zusammensetzung schafft innerhalb des
Gremiums eine Perspektivenvielfalt, die für die Entscheidungsfindung bei Anträgen
bereichernd ist. Mindestens drei Personen dieses Gremiums entscheiden mit
einfacher Mehrheit über außergewöhnliche und rückzahlbare Zuwendungen. Die
Soforthilfe wird primär von den drei im Begleitungsbereich tätigen hauptamtlichen
Mitarbeitern ausgezahlt. In die Entscheidungsfindung fließt zum einen die finanzielle
Situation des Antragsstellers ein und zum anderen die Gründe für sein spezielles
Anliegen. Die Verwaltung des Fonds obliegt einem hauptamtlichen Mitarbeiter.
Wie in den Vorjahren stellte der Vorstand aus Spendengeldern insgesamt eine
Summe in Höhe von 3.850 € zur Verfügung. Unser besonderer Dank gilt allen
Spendern, die uns damit diese Form der Hilfe in diesem Umfang ermöglicht haben.
Die Summe wurde im Berichtsjahr nicht voll ausgeschöpft. Durch Rückzahlungen,
die aus rückzahlbaren Zuwendungen stammten, wurden 2.700 Euro verausgabt.
Das Geld wurde aus unterschiedlichen Gründen von positiven Menschen beantragt.
Das Positivengremium entscheidet, ob, in welchem Umfang und welcher Form
materielle Hilfe gewährt wird.
Bei einem Krankhausaufenthalt ist die Beantragung für die dort anfallenden
„Telefonkosten“ möglich, wenn diese nicht selbst übernommen werden können.
Hierdurch soll der Kontakt nach außen aufrechterhalten und die Möglichkeit gegeben
werden, sich bei Schwierigkeiten mit jemandem zu bereden. Die Telefonkosten sind
im Berichtsjahr fast identisch zum Vorjahr. Da die Telefonkosten im Krankenhaus
relativ hoch sind, erreichen wir hier mit wenigen Krankenhauswochen einen relativ
hohen Ausgabenanteil am Positivenfond. Wir unterstützten fünf Personen, die
insgesamt 12 Wochen im Krankenhaus verbringen mussten.
Im Bereich „Soforthilfe“ gab es nach einem Rückgang im Jahr 2006 im Berichtsjahr
wieder einen Anstieg um ca. 120 € . Bei der Soforthilfe handelt es sich um eine
finanzielle Hilfe am Ende des Monats, um Engpässe zu überbrücken. Diese Hilfe
wird gewährt, wenn sich die Einkünfte auf dem Niveau des Arbeitslosengeldes II
belaufen. Die Soforthilfe wurde im Durchschnitt von den Personen, die die Kriterien
des Positivenfond erfüllen in der Regel fünfmal jährlich in Anspruch genommen.
„Außergewöhnliche Zuwendungen“ wurden im Berichtsjahr in Höhe von 766 €
gewährt. Hier handelte es sich um einen Rückgang von ca. 270 € im Vergleich zum
Vorjahr. Außergewöhnliche Zuwendungen werden für den Ausgleich von
Stromschulden, Telefonrechnungen, Tierarztkosten etc. gewährt.
„Rückzahlbare Zuwendungen“ sind für Ausgaben gedacht, die die Begleiteten
dringend benötigen, für die sie aber aktuell kein Geld haben. Das gewährte Darlehen
muss in angemessenen Raten zurückgezahlt werden. Um den Begleiteten dies zu
ermöglichen und das Begleitungsverhältnis durch offene Beträge nicht zu belasten,
15
muss der Einkommenssatz bei diesen Zuwendungen die Sozialhilfe bzw. das
Arbeitslosengeld II übersteigen.
Die rückzahlbaren Zuwendungen sind im Berichtsjahr weiter gesunken. Dies
geschieht aus den oben erwähnten Gründen. Es ist oft schwer für die Begleiteten,
die Rückzahlungen zu leisten. Um das Begleitungsverhältnis nicht zu belasten, wird
im Positivenrat sorgfältig geprüft wird, ob eine rückzahlbare Zuwendung sinnvoll und
möglich ist.
Die „Einnahmen“ des Positivenfonds resultieren aus den Rückzahlungen der
rückzahlbaren Zuwendungen. Da die Darlehen nicht unbedingt in dem Jahr der
Auszahlung zurückgezahlt werden, kommt es zu Differenzen in den Bereichen
Auszahlung und Einnahme. Die Quote der Rückzahlung ist weiterhin sehr hoch, so
dass hier zumeist eine richtige Einschätzung des Positivenrates erfolgte.
Auch im Berichtsjahr konnten wir durch Anträge bei der Deutschen AIDS-Stiftung
unseren Begleiteten mit größeren Beträgen aushelfen. Hier besteht weiterhin eine
gute Zusammenarbeit, für die wir uns recht herzlich bedanken.
Positivenfond 2006 und 2007
1.800,00 €
1.600,00 €
1.400,00 €
n1.200,00 €
e
b1.000,00 €
a
g
s
800,00 €
u 600,00 €
A
400,00 €
200,00 €
0,00 €
2007
2006
Rubriken
Telef. Krankh. Knast Sorforth. Außergew. Z. Rückz. Z. Einnahmen
2007 215,00 € 98,15 € 1.654,30 € 765,54 € 258,00 € 318,00 €
2006 210,84 € 82,50 € 1.530,29 € 1.033,65 € 445,00 € 420,93 €
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3.4. Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern
Die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern bleibt für unsere AIDS-Hilfe wichtig.
Im Einzelnen handelt es sich um folgende Partner:
HIV-Schwerpunktpraxen
Die Zusammenarbeit mit den beiden in Duisburg offiziell auf HIV spezialisierten
Schwerpunktpraxen wurde 2007 problemlos fortgesetzt. Falls Fragen entstehen,
können diese auf kurzem Weg geklärt werden. Unser jährliches Austauschgespräch
mit dem Gesundheitsamt Duisburg und den beiden Schwerpunktärzten fand im
Oktober statt. Dieser Austausch ist sehr wichtig zum Abgleich der Sichtweisen zu
gesundheitlichen Themen. Es ist für uns eine Möglichkeit, die Arbeit der AIDS-Hilfe
vorzustellen und transparent zu machen. Des Weiteren wurde eine Hepatitis-B
Impfkampagne für 2008 geplant.
Ein im letzten Jahr initiierter Flyer zum HIV-Antikörpertest wurde im Frühjahr des
Berichtsjahres fertig gestellt und an alle niedergelassenen Ärzte über die KV
versandt (siehe Anhang).
Krankenhäuser
Bei Krankenhausaufenthalten in Bezug auf HIV/AIDS werden unsere Begleiteten in
die umliegenden Uni-Kliniken Essen, Bochum und Düsseldorf eingewiesen.
Insbesondere zur Uniklinik Essen bestehen gute Kontakte zu dem medizinischen und
auch zum sozialarbeiterischen Personal. In Duisburg ist die stationäre Behandlung
aufgrund geringer Fälle und daraus resultierendem fehlenden Know-how derzeit
nicht empfehlenswert.
Pflegedienste
Die Kooperation mit den Pflegediensten, mit denen wir bisher zusammen gearbeitet
haben, wurde erfolgreich fortgeführt.
Hospize
Im Berichtsjahr wurde von unseren Begleiteten kein Hospiz in Anspruch genommen,
jedoch besteht von unserer Seite Kontakt zur Hospizbewegung.
Anwaltspraxen
Die Zusammenarbeit mit Rechtsanwälten läuft im migrationsrechtlichen Bereich -
soweit von Nöten - ohne Probleme.
Flüchtlingsberatung
Mit den Flüchtlingsberatungen, u. a. der Beratungsstelle des Deutschen Roten
Kreuzes, gestaltet sich die Zusammenarbeit in ausländerrechtlichen Fragen weiterhin
positiv.
17
3.5 Angebote für HIV-Positive und an AIDS-Erkrankte
Im Berichtsjahr wurden im Rahmen des Solidar-Erleben-Ansatzes die Kochgruppe
und der Spieleabend fortgeführt. Die Kochgruppe und der Spieleabend sind
monatliche Angebote, bei denen HIV-Positive und ehrenamtliche MitarbeiterInnen
zusammen kommen, um einen gemütlichen Abend zu verbringen. Gleichzeitig bietet
sich hier ein Raum zum Austausch von Sorgen und Nöten.
Die Kochgruppe läuft weiterhin stabil, hier nehmen zwischen 6 und 8 Personen teil;
der Spieleabend wird deutlich weniger frequentiert. Aufgrund der geringen
Besucherzahl wurde der Spieleabend zum Jahresende eingestellt.
Seit Anfang 2007 trifft sich regelmäßig einmal monatlich eine Positivengruppe.
Zugang haben die unterschiedlichen sexuellen Präferenzen, auch der
Ansteckungsweg spielt keine Rolle. Es ist eine sehr bunt gemischte Gruppe welche
in Selbsthilfe eigenständig durchgeführt wird.
Frauenspezifische Angebote wurden wie in den Vorjahren in Kooperation mit den
benachbarten AIDS-Hilfen angeboten. Diese werden in Punkt 5.4 näher beschrieben.
Das weiterhin zahlenmäßig am besten besuchte Angebot ist unser traditionelles
Mittwochs-Café. Dieses ist ein beliebter Treffpunkt zwischen HIV-Infizierten / an
AIDS Erkrankten, ehrenamtlichen MitarbeiterInnen und der AIDS-Hilfe Sympathie
entgegenbringender Menschen. Darüber hinaus ist dieses Café eine erste
Anlaufstelle für an ehrenamtlicher Arbeit Interessierte. Auch Bewerbern für den
Zivildienst bietet es eine Plattform fürs Kennen lernen der AIDS-Hilfe.
18
Für das Café erhielten wir weiterhin Kuchenspenden. Zum Jahresende stellte die
Spenderbäckerei ihren Betrieb ein und somit fehlten uns die Kuchenspenden. Jetzt
sind wir bemüht, eine neue Spenderbäckerei zu finden und überbrücken die Zeit
zunächst mit Aufbackkuchen und eigenen Backwerken. Im Café ist ein Austausch
zwischen Betroffenen, hauptamtlichen und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen möglich.
Hier kann man sich auch über Neuigkeiten in der AIDS-Hilfe informieren und die
Angebote am schwarzen Brett zur Kenntnis nehmen. Zum einen ist es eine
willkommene Abwechselung für die Betroffenen, zum anderen das Treffen in der
„Wahl-Familie“.
Weiterhin fährt eine ehrenamtliche Mitarbeiterin jeweils vor dem Café bei der
Duisburger Tafel vorbei und holt dort Lebensmittel, die dann im Mittwochs-Café
verteilt werden.
Das Café findet offiziell zwischen 15.30 Uhr und 18.30 Uhr statt und wird von
durchschnittlich ca. 12 - 20 Personen besucht. Der Anfangszeitpunkt hat sich nach
vorne verschoben, so dass schon viele Besucher um 15 Uhr im Café eintreffen.
Vorbereitet wird es überwiegend von dem Zivildienstleistenden. Während der Café-
Zeit ist immer ein hauptamtlicher Ansprechpartner präsent, da diese Treffen von
vielen Betroffenen dazu genutzt werden, Anliegen an die BeraterInnen und
BegleiterInnen heranzutragen.
19
Das Freitagsfrühstück haben wir zu Beginn des Berichtsjahres jeweils am letzten
Freitag im Monat von 10 bis 13 Uhr angeboten. Die Besucherzahl war jedoch sehr
spärlich, so dass wir im Sommer eine Pause eingelegt haben. Nach dem Einbau
unserer neuen Küche haben wir erstmals wieder im Oktober das Frühstück
angeboten. Für das Frühstück bekommen wir zum größten Teil Lebensmittel von der
Duisburger Tafel gespendet, wofür wir recht herzlichen Dank sagen. Vorbereitet wird
das Frühstück in der Hauptsache von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter und dem
Zivildienstleistenden und/oder einem Praktikanten. Das Frühstück bietet eine andere
Atmosphäre als beim Mittwochscafé, da es hier wesentlich ruhiger zugeht und somit
interessante Gespräche mit allen Besuchern gemeinsam geführt werden können.
Die Besucherzahl beläuft sich auf 4 - 6 Personen.
Am 24.12.2007 fand unsere inzwischen traditionelle Weihnachtsfeier statt.
In einem festlich geschmückten Raum wurde die weihnachtliche Atmosphäre
zunächst bei Kaffee und Kuchen für Gespräch unter den Teilnehmern genutzt.
Insgesamt waren es 43 Teilnehmer/ -innen, für die unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter
das Fest organisierten. Das reichhaltige Essen bestimmte den Höhepunkt des
Tages, der am Abend mit einer Weihnachtstüte für jeden endete.
Den Organisatorinnen und Helfern, Spendern verschiedener Einrichtungen
noch mal ein herzliches Dankeschön für das gelungene Weihnachtsfest.
Die Weihnachtsfeier wurde letztendlich von 45 TeilnehmerInnen besucht und fand
wie im Vorjahr in den Räumen von SHAlk statt, denen wir für die Überlassung der
Räumlichkeiten recht herzlichen Dank sagen. Die Weihnachtsfeier konnte wieder
über Spenden in Höhe von 1.900 € der Kirchen aufgrund eines Mailings und
eingeworbener Spenden von ehrenamtlichen Mitarbeitern ausgerichtet werden. Es
gab wie in den vergangenen Jahren ein festliches Menü und Weihnachtstüten mit
Süßigkeiten, Obst, Kaffee und Tabak. Die Vorbereitung und die Durchführung der
Weihnachtsfeier liegt schwerpunktmäßig in ehrenamtlicher Hand, von
hauptamtlichen Mitarbeitern gibt es einen Ansprechpartner, der auch bei der
Weihnachtsfeier selbst anwesend ist und für Rückfragen bei Unklarheiten zur
Verfügung steht.
Auch im Berichtsjahr gab es wieder eine Positivenfreizeit. Diese führte nach
Neuendorf A und wurde erneut mit Mitteln der „Förderbande Gelsenkirchen“,
Lebensmitteln der Duisburger Tafel und der Deutschen AIDS-Stiftung unterstützt,
wofür wir recht herzlichen Dank sagen. Sie wurde wiederum rein ehrenamtlich
organisiert. Aufgrund der schon oben erwähnten Todesfälle sind auch die
PartnerInnen der Verstorbenen nicht mitgefahren. Letztendlich nutzten acht
TeilnehmerInnen das Angebot. Im Mittelpunkt der Freizeit stand die
Trauerbewältigung, da einer der vorgesehenen Teilnehmer erst eine Woche vor
Beginn der Freizeit verstorben ist. Durch die gemeinsamen Aktivitäten wurden
Ängste abgebaut und das Gruppengefühl gefestigt.
20
3.6 Trauerarbeit
Im Berichtsjahr sind zwei der von uns Begleiteten verstorben. Da diese in der AIDS-
Hilfe sehr präsent waren, hat der Tod merkliche Spuren hinterlassen. Die
Verstorbenen waren Besucher des Cafe´s, der Kochgruppe und Teilnehmer der
Positivenfreizeit. Somit hinterlassen sie eine große Lücke in der AIDS-Hilfe, die
schwer zu schließen ist.
Wir gedenken der Verstorbenen in der Mitgliederversammlung und mit unserer
Trauerecke, die sich im Café befindet. Hier befinden sich unser Trauerbuch und
weitere Informationen zu Verstorbenen.
Candle-Light-Walk:
Im Anschluss an unser Mittwochs-Café am 28.11. fand unser traditioneller Candle-
Light-Walk statt. Er führte wieder von der Galeria Duisburg aus über die Königstraße
zur Liebfrauenkirche. Am Life-Saver-Brunnen wurde eine Pause eingelegt, um eine
größere Aufmerksamkeit bei den Besuchern der Innenstadt zu erreichen. In der
Liebfrauenkirche gab es in diesem Jahr eine Gedenkinstallation mit Scherenschnitten
in der Anzahl der bei uns an AIDS verstorbenen Menschen. Des Weiteren wurden
Teelichter in Pergamenttüten mit Scherenschnitten aufgestellt. Diese Aktion fand viel
Lob bei den anwesenden Besuchern. Für die musikalische Untermalung sorgten ein
hauptamtlicher Mitarbeiter und unser Zivildienstleistender.
21
4. Öffentlichkeitsarbeit
Insbesondere in den letzten zehn Jahren (seit der Verfügbarkeit von HA-ART) haben
wir eine Fülle bedeutender Veränderungen im Bereich der medizinischen
Behandelbarkeit und in deren Folge im Bereich der Lebenserwartung und gewiss
auch im Bereich der Lebensqualität für Menschen mit HIV und AIDS erlebt (vgl. auch
1.). Wir betrachten es als eine wichtige Aufgabe von AIDS-Hilfe als Selbsthilfe-,
Interessen- und Fachverband, die Bevölkerung und auch die Beteiligten im
Gesundheitswesen seriös, differenziert und bestmöglich über die aktuellen
Entwicklungen zu informieren, „damit nicht einer Banalisierung aller sexuell
übertragbaren Krankheiten Vorschub geleistet wird“ (Schweizerische Ärztezeitung, 2008;
98:5, S. 163).
Die Verkündung von Forschungs- und Behandlungserfolgen ist ebenso wichtig und
legitim wie die Verkündigung von Erfolgen in der Primärprävention. Während die
letzteren in der Regel allerdings nur zu einem überschaubaren Medieninteresse
führen – zumal diese schwer in harten Zahlen zu erfassen sind – sind die ersteren
um ein vielfaches interessanter und quotenträchtiger. Dabei wird – je nach Medium -
nicht immer großer Wert auf eine differenzierte Berichterstattung und
Kommentierung gelegt, weil auch der Konsumentenbedarf nicht immer in diese
Richtung geht und weil gewiss auch bestimmte Lobbyinteressen die eine oder
andere Nachricht lancieren. Umso mehr verstehen wir es als Aufgabe der
Öffentlichkeitsarbeit der AIDS-Hilfen, die Entwicklungen und insbesondere die
daraus resultierenden Schlagzeilen kritisch zu beobachten und zu kommentieren.
Denn wir sind mit den Folgen beschäftigt. Tatsächlich registrieren wir eine gewisse
Banalisierung von HIV / AIDS und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Die
Sorglosigkeit der Menschen im Umgang mit HIV wächst. Deutlich steigende Zahlen
von HIV-Neudiagnosen auch in Deutschland stehen für einen Irrglauben mit
lebensbedrohlichen Folgen.
Aussagen von manchen Medizinern, die immer wieder die nahenden
Heilungschancen propagieren, mediale Schlagzeilen, die Entwarnungsphantasien
22
auslösen, Hochglanzanzeigen der Pharmaindustrie, deren Aussagen fast an
„Marlboro-Botschaften“ erinnern, nötigen uns, immer wieder auf die Euphoriebremse
zu treten. Dies wird insbesondere in bestimmten Zielgruppen schwieriger, die ein
vergleichsweise gutes Aufklärungsniveau aufweisen und sich zum Teil mit sehr
subtilen Risikominimierungsstrategien beschäftigen. Die Materie wird mit
zunehmenden Erkenntnisgewinnen zum Virus, seinen Infektionswegen und zum
Immunsystem immer komplexer und in bestimmten Szenen oder/und Settings ist das
Spektrum der Präventionsbotschaften gewiss weiter und differenzierter zu gestalten
als es die hinlänglichen Safer Sex-Botschaften bisher hergeben.
Die strukturelle HIV-Prävention wird immer komplexer. Die Präventionsbotschaften
sind immer mehr zu differenzieren und zum Teil zu individualisieren. Wenn wir heute
erkennen, dass das Infektionsrisiko, das von einem HIV-Infizierten unter stabiler ART
(sART, vgl. 1.) ausgeht, „sich in der Größenordnung unserer normalen Lebensrisiken
wie z.B. dem Besteigen eines Flugzeuges“ (Schweizerische Ärztezeitung, a.a.O.) bewegt,
dann ist es richtig und wichtig, diejenigen HIV-positiven Menschen davon zu
unterrichten, denn dann ist die häufig tief verwurzelte Angst, andere zu infizieren,
sehr zu relativieren. Diese Erkenntnis hätte ungeheuere Chancen zur Folge, denn sie
könnte zu einer erheblichen Verbesserung der Lebensqualität von HIV-Infizierten und
der von HIV-Betroffenen führen. Also etwa auch für (feste = monogame)
Partnerinnen und Partner von HIV-Positiven unter der Voraussetzung eines wirklich
vertrauensvollen Umgangs miteinander. Wenn sART als eine Methode des
Risikomanagements genutzt wird, geht dies nicht ohne partnerschaftliche
Kommunikation. Beide Partner/innen müssen die Einschätzung teilen, sich auf das
Restrisiko bei der sART einlassen zu wollen und Aspekte wie Compliance,
regelmäßiges Monitoring und vorliegende STI`s besprechen können.
Hier bestünden aber natürlich auch Chancen im Hinblick auf andere Lebensbereiche,
wie etwa dem Arbeitsleben, wo Arbeitgeber noch weniger davor zurückscheuen
sollten, HIV-positive MitarbeiterInnen zu beschäftigen. Auch im Bereich von
(Lebens-) Versicherungen sollte sich endlich eine Neubewertung der bisherigen
Ungleichbehandlung bezüglich vermeintlich ungünstiger Risiken ergeben. Die
Notwendigkeit von (privater) Altersvorsorge gewinnt nunmehr auch für einige HIVpositive
Menschen Bedeutung.
Allerdings gilt die obige Einschätzung nicht in gleichem Maße für andere sexuell
übertragbare Krankheiten. Bei diesen lässt sich weiterhin nur durch ein Kondom das
Ansteckungsrisiko vermindern. Vor dem Hintergrund, dass sich das
Ansteckungsrisiko bezüglich HIV aufgrund einer vorhandenen sexuell übertragbaren
Krankheit verzehnfachen kann, gilt nach wie vor für promiske (nicht monogame)
Lebensweisen oder Sex außerhalb von Beziehungen: „Nie auf den Selbstschutz
verzichten!“.
Hier gilt in aller Regel nach wie vor die relativ einfache Formel „Ohne Dings kein
Bums!“ Aber natürlich bleibt es generationenübergreifend auch immer dabei, dass
die Entscheidungen zum Sex oder etwa zum Drogenkonsum nicht immer auf
rationaler Basis fallen. Und diesbezüglich gefährdet ein realistisches Abnehmen
einer (un-) mittelbaren Todesbedrohung immer mehr die Präventionserfolge. Umso
mehr bleibt es unsere Aufgabe, die vielschichtigen Problemlagen, die in Folge einer
HIV-Infektion auftreten können, deutlich zu machen (Stichworte : lebenslängliche
Chemotherapie mit entsprechenden Folgen wie Resistenzproblematiken,
23
unerwünschte Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Therapien auf der
medizinischen Seite sowie viele psychosoziale, sozialrechtliche und materielle
Problemlagen bis hin zu möglichen Stigmatisierungs- und
Diskriminierungstendenzen).
Der `präventive Spagat´ zwischen Entdiskriminierungsarbeit im Umgang mit HIVpositiven
und an AIDS erkrankten Menschen und der Mahnung vor einer keineswegs
„normalen chronischen Erkrankung“, die noch dazu letztlich immer noch tödlich ist,
bleibt eine große Herausforderung für die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit.
Und angesichts der skizzierten vielfältigen Veränderungen sind wir stetig gefordert,
unsere Arbeitsweisen zu überdenken und hier und da zu reformieren.
Bei allem notwendigen Hinterfragen von bestehenden Strukturen, Analysen und
Evaluationen von Arbeitsansätzen sowie sinnvollem Bemühen um – epidemiologisch
abgesicherte - neue Präventionsansätze und –strategien wäre es aber meines
Erachtens fatal, an dem Grundkonzept der strukturellen Prävention und dem Ansatz
der niedrigschwelligen, akzeptanzorientierten Arbeitsausrichtung zu rütteln. Die
Erfolge von nunmehr über 20 Jahren sprechen für sich. Die Verweise auf Länder mit
repressiveren Ansätzen und Zeigefingerpädagogik hinken, denn Deutschland hat –
nach den skandinavischen Ländern - in Europa die viertniedrigste HIV-Prävalenz.
Das hier entwickelte Präventionsmodell ist weiterhin wegweisend und
zukunftsträchtig für die Beschäftigung mit dem Themenfeld der sexuellen
Gesundheitsförderung generell. Es bleibt dabei: Nur wer sich schätzt, schützt sich
und andere.
Der Ansatz, allein auf individuelle Verhaltensänderung zu setzen, reicht in der Regel
nicht aus. Auch die Verhältnisse, in denen Menschen leben, müssen lebenswert und
so gestaltet sein, dass Menschen sich darin angenommen fühlen können. Hier sind
alle gesellschaftlichen Gruppen weiter gefordert. Dies gilt natürlich auch für die
(Landes-) Politik. Im Zuge der Kommunalisierung der Landesmittel wird sehr genau
zu beobachten sein, dass sich die nordrhein-westfälische Landesregierung nicht „aus
der Verantwortung stiehlt“. Das Thema „HIV & AIDS und andere sexuell übertragbare
Krankheiten“ darf nicht von der landespolitischen Diskussionsebene verschwinden.
Dies hätte unseres Erachtens fatale Folgen – insbesondere im Hinblick auf
besonders riskierte Gruppen (s. 1.)
„Gemeinsam gegen AIDS. Wir übernehmen Verantwortung für uns selbst und
andere.“ Das deutsche Welt-AIDS-Tags-Motto der Jahre 2005 ff ist gut gewählt.
Wir haben eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung auch und gerade gegenüber
den Schwächeren in unserer Leistungsgesellschaft. Nicht nur im HIV-
Infektionsgeschehen sind Menschen überproportional vertreten, die ökonomisch,
bildungsmäßig und sozial benachteiligt sind. Somit bleibt AIDS-Präventionsarbeit zu
einem großen Teil weiterhin Arbeit in gesellschaftlichen Konfliktbereichen. Es geht
weiter um Aspekte von sozialer Diskriminierung von Homo- und Bisexuellen, um die
Kriminalisierung von Drogengebraucher/innen, um die Ausgrenzung von Menschen
mit Migrationshintergrund, um Marginalisierungstendenzen von Prostituierten und
Menschen in Haft und um die Defizite in der Um- und Durchsetzung von (sexuellen -)
Selbstbestimmungsrechten von Frauen in besonderen Lebenslagen.
24
Die Öffentlichkeitsarbeit der AIDS-Hilfen gewinnt vor diesen Hintergründen weiter an
Bedeutung. Die differenzierte und seriöse Außendarstellung des Themenfeldes „HIV
und AIDS“ wird allerdings immer vielschichtiger und komplexer.
Erfreulicherweise sind Anfragen nach den Angeboten unserer AIDS-Hilfe in allen
Arbeitsbereichen stabil hoch. Das spezifische Know-how, die
Vermittlungskompetenzen unserer ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter/innen und
die Flexibilität eines kleinen, freien Trägers in der Wohlfahrtspflege werden
offensichtlich sehr geschätzt. Das zeigen uns die vielen positiven Rückmeldungen,
die aus sehr unterschiedlichen Gruppierungen kommen.
Grundlagen für den Erhalt und die Anpassung unserer Arbeitsqualitäten sind die
Qualitätsstandards für die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit, die Teil unseres
Leitbildes (s. Anhang o. www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de ) sind.
4.1. AG Öffentlichkeitsarbeit
Die mit dem skizzierten Themenspektrum und der entsprechenden Informations- und
Aufklärungsarbeit befasste Arbeitsgruppe trifft sich zukünftig jeden zweiten Montag
im Monat um 19.00 Uhr in der AIDS-Hilfe, um Veranstaltungen, Informationsstände
u.a. Aktionen zu konzipieren und zu organisieren. Die Gruppe ist mit stabil acht
Mitgliedern besetzt. Um diesen Kern von Mitarbeiter/innen herum finden sich immer
wieder neue Interessent/innen über mehr oder minder lange Zeiträume. Der Zugang
zur Gruppe setzt nicht das Durchlaufen der Grundausbildung für Ehrenamtler/innen
voraus, wie dies für die Bereiche der Beratung und Begleitung zwingend ist. Es kann
also jede/r Interessierte unverbindlich hereinschnuppern.
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Ohne das intensive Engagement der ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen wäre die
Menge an Veranstaltungen und Aktionen, die wir auch im Berichtsjahr wieder
durchführen konnten, nicht denkbar. Allen beteiligten Ehrenamtler/innen gilt dafür
unser herzlichster Dank!
Weiterhin suchen wir gerade für das Feld der Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit
ehrenamtliche Mitarbeiter/innen. Wer hier aktiv werden möchte oder Interessenten
kennt … nur zu!
Zum Bereich der medialen Außendarstellung gehört die Internet-Homepage der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.. Nach einer leichten Neugestaltung der
Homepage (www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de) ist auch für das Berichtsjahr
2007 eine Erhöhung der Zugriffsfrequenzen zu konstatieren. Auch hat sich die
Einrichtung einer extra Beratungsseite mit sog. FAQ`s (frequently asked questions =
Häufig gestellte Fragen) bewährt. Dieses Angebot wird gerade von jüngeren Leuten
aufgrund der besonderen Anonymität und der Attraktivität des Mediums für diese
`Besucher´ genutzt. Diese Seiten werden regelmäßig evaluiert und bei Bedarf
werden die FAQ`s variiert (Vgl. 2.).
Als weitere wichtige Werbeträger dienen der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
der Schaukasten im Bus- und S-Bahntunnel am Duisburger Hauptbahnhof, der im
Berichtsjahr wieder mehrmals thematisch neu gestaltet und fortlaufend aktualisiert
wurde und der Schaukasten im Bahnhof Wesel, der insbesondere auch auf die
Beratungsstelle in Wesel aufmerksam macht. Durch langwierige Umbaumaßnahmen
am Weseler Bahnhof und die folgende Neugestaltung ist dieser Standort leider sehr
unattraktiv geworden, so dass wir uns entschieden haben, den Mietvertrag mit einer
Bahngesellschaft zum Ende des Berichtsjahres auslaufen zu lassen. Den beiden
Ehrenamtlern, die diese Werbe-, Beratungs- und Ankündigungsträger gepflegt
haben, rsp. weiter pflegen, gilt ein besonderer Dank.
Schaukasten Duisburg
Schaukasten Wesel
26
4.2. Veranstaltungen
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. ist immer bemüht, ihr Angebot einer
breiten Öffentlichkeit transparent zu machen und nutzt dazu verschiedene Orte und
Anlässe. Wie könnte man auf Enttabuisierung, Entdiskriminierung und Emanzipation
ausgelegte Präventionsarbeit leisten, ohne die sog. Allgemeinbevölkerung über den
Sinn und Zweck zielgruppenspezifischer Arbeit zu informieren?
Neben dem sehr breiten Spektrum an inhaltlichen Ausrichtungen (HIV und AIDS,
Hepatitiden und andere sexuell übertragbare Krankheiten, Homosexualität,
Drogengebrauch, Frauen/Mädchen und AIDS, Migration und AIDS u.a.m.) ist es
alljährlich aufs Neue schwierig, halbwegs flächendeckend in unserer großen Region
Präsenz zu zeigen.
Nach dem arbeits- und ereignisreichen Jubiläumsjahr, gab es im Feld der
Öffentlichkeitsarbeit im ersten Halbjahr eine kreative Ruhephase, die u.a. dazu
genutzt wurde, uns mit Szenarien im Zusammenhang mit der Kommunalisierung
(s.o.) zu beschäftigen.
Anfang Juni startete dann aber die ÖA-Truppe mit Aktionen. Am 02. Juni, der
bundesweiten „Nacht der Solidarität“ des Aktionsbündnisses gegen AIDS,
sammelten wir tagsüber in der Duisburger City Unterschriften für die Kampagne
„Gesundheit kommt nicht von allein“ und gestalteten abends einen Gottesdienst in
der evangelischen Kirchengemeinde Dinslaken (Mitte) mit, zu dem es eine sehr
erfreuliche Presseresonanz gab.
Zum Anliegen des Aktionsbündnisses und unserer Beteiligung daran hatten wir dann
auch noch einen Auftritt im Duisburger Stadtfernsehen „Studio47“.
Duisburg, 02.06.08 Dinslaken, 02.06.08
Viele gute Gespräche in sehr freundlicher Atmosphäre konnten wir beim Duisburger
Umweltmarkt auf der Königstrasse am 16.06. führen. Immer noch und immer wieder
bewährt sich bei unseren Infoständen der Einsatz des Glücksrades als Magnet und
Türöffner für Präventionsgespräche.
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Infostand beim Duisburger Umweltmarkt, 16.06.07
Großes Interesse und Bereitschaft, unsere Arbeit konstruktiv zu begleiten, erfuhren
wir im Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten der PDS/Die Linke, Herrn Aydin,
der uns am 25.06. besuchte.
Ende Juni holte sich eine kleine Delegation der AH updates zum aktuellen HIV-
Geschehen beim Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress in Frankfurt, von dem
eine gewisse neue Aufbruchstimmung ausging, da hier u.a. die erfreulichen
politischen Signale der Bundesregierung zur Verstärkung der nationalen und
internationalen Präventionsarbeit (EU-Gipfel in Bremen, G8-Gipfel in Heiligendamm)
noch einmal, u.a. durch die Eröffnungsrede der Bundesgesundheitsministerin, Ulla
Schmidt, die wir bei einer Veranstaltung der Duisburger Bundestagsabgeordneten,
Petra Weiss, am 19. November in Duisburg auch noch einmal zu bestimmten
Entwicklungen im Gesundheitswesen befragen konnten, deutlich bekräftigt wurden
(vgl. 1.).
Am 28. Juli fand auch der inzwischen sehr etablierte Duisburger CSD wieder unter
aktiver Beteiligung der AH statt und fand ein sehr gutes Echo (s. 5.1.).
Im August waren wir traditionell mit Ständen bei den Weseler ppp-Tagen und den
Jugend-DIN-Tagen in Dinslaken bei herrlichem Wetter und guter Erreichbarkeit der
Bevölkerung vertreten.
Infogespräche am Glücksrad
Im September bereicherten wir wieder das Duisburg-Hochfelder Stadtteilfest im
Bönninger Park, bei dem wir nicht zuletzt mit vielen Menschen mit
28
Migrationshintergrund wertvolle Informations- und Austauschgespräche führen
konnten. Hier können wir unsere interkulturellen Kompetenzen erproben und
weiterentwickeln – ein für uns nach wie vor wichtiges Anliegen.
Dementsprechend ist es für uns schon traditionell selbstverständlich, dass wir uns
aktiv an den „Interkulturellen Wochen“ in Duisburg beteiligen. Im Berichtsjahr
präsentierten wir uns im Verbund mit anderen Mitgliedsorganisationen des
„Paritätischen“ in Duisburg mit einem interaktiven Angebot im Rahmen der
Eröffnungsveranstaltung (Motto 2007 „Stark durch Vielfalt“) am 05. September auf
der Duisburger Königstrasse. Darüber hinaus haben wir ein workshop-Angebot
ausgeschrieben, welches allerdings keine Teilnehmerresonanz erfuhr. Dies zeigt
einmal mehr, dass wir im Zusammenhang von AIDS und Migration weiterhin „dicke
Bretter bohren“ und Geduld aufbringen müssen. Und zwar im Verbund mit
Kooperationspartnern und Multiplikator/innen.
Diese waren die Zielgruppe für die fünfte landesweite Fachtagung des von uns mit
initiierten Arbeitskreises Migration, der unter dem schönen Titel „… ohne Angst
verschieden sein“ am 07. November wieder einmal im Institut für Aus- und
Fortbildung und mit freundlicher Unterstützung der Stadt Duisburg, des Ministeriums
für Integration, Frauen und Familie NRW, der Deutschen AIDS-Stiftung sowie
einzelner Pharmafirmen stattfand (s. Flyer im Anhang). Fast 50 Teilnehmer/innen
waren sehr angetan von den Inhalten und Referent/innen und stehen selbst für die
auf gutem Wege befindliche Weiterentwicklung eines interdisziplinären Netzwerkes
in der gesundheitsfördernden Arbeit mit Menschen mit Migrationshintergründen.
Der Arbeitskreis Migration
Das Plenum der Fachtagung
Unsere Arbeit für und mit Menschen in Haft stand im Vordergrund bei einem
erneuten Arbeitsfrühstück, zu dem der Duisburger FDP-Landtagsabgeordnete,
Holger Ellerbrock, eine Delegation der AH in den Düsseldorfer Landtag am 15.
November einlud. Die Wertschätzung, die uns hier entgegengebracht wurde, ist
insbesondere für die Arbeit und die Motivation unserer ehrenamtlichen
Mitarbeiter/innen von großer Bedeutung. Und natürlich ist es auch ungemein wichtig,
dass die Leistungen der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. von politischen
Entscheidungsträgern als sinnvoll und gut wahrgenommen und der Diskurs zu
Ansätzen, Konzepten und deren Förderung angenommen werden.
Für beide Seiten besonders interessant gestaltete sich der Informationsbesuch der
Leiterin eines Gesundheitszentrums der Duisburger Partnerstadt Kaliningrad, Frau
29
Dr. Stachovskaya, am 11. Dezember in unserer AIDS-Hilfe. Wir waren – offen
gestanden - erstaunt über die `Modernität´ der Haltungen und Arbeitsansätze in
dieser westrussischen Stadt, die den unseren viel näher sind, als wir vermuteten. Es
zeigte sich erneut, dass der möglichst direkte Austausch von größter Bedeutung ist
und dass internationale Zusammenarbeit zu gegenseitiger Befruchtung führt. Wir
hegen die Hoffnung, dass diese etwa im Rahmen der Städtepartnerschaften weiter
gedeihen kann.
Zum "Gedenktag für die verstorbenen Drogengebraucherinnen und
Drogengebraucher“ am 21. Juli beteiligten wir uns in der Duisburger Innenstadt am
bundesweiten Informations- und Aktionsgeschehen. Wir unterstützten eine
Kampagne der Deutschen AIDS-Hilfe und sammelten Unterschriften für Postkarten,
die an die Bundeskanzlerin Angela Merkel gerichtet waren. Mit diesen Postkarten
wurde Frau Merkel aufgefordert, sich für eine gesetzliche Grundlage zur
Anerkennung von Heroin als Medikament einzusetzen und die Aufnahme in die
Regelversorgung zu unterstützen. Leider stand die Duisburger Bevölkerung diesem
Anliegen eher skeptisch gegenüber, so dass es schwierig war, Unterschriften zu
erhalten.
Die Presseresonanz war dagegen sehr erfreulich. Wir konnten uns im Studio 47
präsentieren, es gab ein Interview mit Radio KW, die WAZ hat den Artikel
veröffentlicht und NRZ und Lokalfernsehen WDR waren vor Ort am Stand.
Zur eigenen Fortbildung unserer ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter/innen nutzen
wir seit einigen Jahren immer mal wieder, das aus BZgA-Mitteln geförderte Angebot
der sog. „Medizinischen Rundreise“ der Deutschen AIDS-Hilfe. Am 19. und 20.
Oktober hatten wir mit Bernd Vielhaber erneut einen äußerst kompetenten
Referenten zum Spezialthema der Hepatitiden B und C bei uns zu Gast, deren
Thematisierung nicht zuletzt im Rahmen unserer Knast-Arbeit, aber auch generell im
Rahmen der HIV-Prävention eine zunehmende Relevanz besitzt.
30
4.3. Benefiz-Veranstaltungen
Nicht nur in finanzieller Hinsicht sind Benefiz-Aktionen für uns sehr wichtig, bieten
Aktionen mit Künstlern doch meist die Möglichkeit, unser Thema auch außerhalb der
Welt-AIDS-Tags-Zeit öffentlichkeitswirksam zu platzieren.
Ein riesengroßes Dankeschön gilt allerdings einmal mehr dem Duisburger
Gastronomen, Thomas Seven, der im Berichtsjahr mit seinem traditionellen
Grünkohlessen im November wieder viele Gäste zu Spenden animieren und darüber
über 4.000,- € für die Aufrechterhaltung unserer Angebotspalette bereitstellen
konnte.
Treue Unterstützung erfahren wir auch immer wieder durch den Besitzer der
Johanniter-Apotheke in Duisburg-Hochfeld, Herrn König und sein Team sowie
inzwischen durch einen Teil der Citi-Pride-Group der Duisburger citibank,
federführend durch Herrn Guido Kuhl, die zum Welt-AIDS-Tag wieder 300 Solibären
verkauft haben
Darüber hinaus erfreut es uns sehr, an dieser Stelle Jahr für Jahr über sehr stabile
Unterstützungsaktivitäten berichten zu können. Da sind zum einen die
Spendensammlungen und thematischen Veranstaltungen vieler Kirchengemeinden
zu nennen, die zudem in der Regel auf unsere Anfrage hin für unsere alljährliche
Weihnachtsfeier für Menschen mit HIV und AIDS eingehen – vielen herzlichen Dank
dafür – und zum anderen die Spendenausschüttung einer Reihe von Sparkassen.
Ganz besonders bedanken wir uns hier bei der Sparkasse Duisburg für ihre Treue
hinsichtlich der Teilfinanzierung unserer aufsuchenden Arbeitsangebote.
Ein besonderes Anliegen ist es uns, den zahlreichen Schülerinnen und Schülern und
engagierten Lehrkräften zu danken, die uns mit hoher Motivation, Überzeugung und
zum Teil sehr kreativen Aktionsideen nicht nur bei der Spendensammlung, sondern
auch bei der Thematisierung von HIV und AIDS in zweifellos wichtigsten Zielgruppen
fantastisch unterstützen. Stellvertretend möchten wir hier die Projektgruppen am
Gymnasium Adolfinum in Moers, dem Sophie-Scholl-Berufskolleg in Duisburg-
Marxloh, die Projektgruppe am Gymnasium Moers-Rheinkamp, die Gustav-
Heinemann-Realschule Duisburg-Mitte und die Krankenpflegeschule am St.
Bernhard Hospital Kamp-Lintfort erwähnen.
DANKE für einen bärenstarken Einsatz für die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
31
4.4. Veranstaltungen zum Welt-AIDS-Tag 2007
„Stop AIDS. Keep the Promise!“ Das war und ist das internationale Motto der Welt-
AIDS-Kampagnen seit 2005. Es erinnerte daran, dass im Juni 2001 Politiker aus aller
Welt auf einer Sondersitzung der Vereinten Nationen zu HIV und AIDS das
Versprechen gaben, sich national und international stärker im Kampf gegen die
weltweite HIV- und AIDS-Epidemie zu engagieren.
Das deutsche Motto ergänzt seither: „Gemeinsam gegen AIDS. Wir übernehmen
Verantwortung für uns selbst und andere.“ (s.o.). Nicht nur die Politik, sondern jede/r
Einzelne trägt Verantwortung für sich selbst und andere. Wir alle können etwas tun,
aber nur gemeinsam können wir etwas erreichen.
Angesichts dieser Ausrichtung und Forderungen fiel es uns auch in diesem Jahr
nicht schwer, das deutsche Motto auch für unsere WAT-Veranstaltungen
voranzustellen.
Mit sieben eigenen Veranstaltungen und weiteren mit und von Kooperationspartnern
durchgeführten Aktionen konnte auch im Berichtsjahr wieder ein umfangreiches
Angebot vorgehalten (s. Flyer und Pressespiegel im Anhang) und viele Menschen
darüber erreicht werden.
Am 16. November ging es los mit einem thematischen Infostand bei dem schwullesbischen
Party-Event in der Duisburger Kulturzentrale „HundertMeister“, der in
bewährter Regie unseres „Herzenslust-Teams“ lag.
Nicht fehlen darf in einem AIDS-Hilfe Veranstaltungsprogramm aus unserer Sicht ein
medizinisches Fachgespräch zur HIV-Therapie. Erstmalig in Kooperation mit unseren
Kolleginnen der Nachbar-AIDS-Hilfe Oberhausen veranstalteten wir ein solches am
21. November im Stadtteil- und Kulturzentrum „Alte Feuerwache“ in Hochfeld unter
dem Titel „(Multi-) Resistent! Austherapiert? – Was nun?“. Gemeinsam mit unseren
niedergelassenen Schwerpunktärzten Dr. Kwirant und Dr. Becker-Boost brachte uns
Dr. Stefan Esser, Oberarzt an der Uni-Klinik Essen, auf den „aktuellen Stand der
Irrtümer“ in der HIV-Therapie. Wobei sich erfreulicherweise immer mehr gesicherte
Antworten finden und sich bessere Optionen eröffnen, selbst für Positive im sog.
„Salvage-Bereich“, also für Menschen, die bereits mehrere Kombinationstherapien
hinter sich haben und ein Ende der „therapeutischen Fahnenstange“ in Sicht ist/war.
32
„Fragen Sie Ihren Arzt …“
Dr. Stefan Esser, Dr. Becker-Boost, Dr. Kwirant (v.l.)
Ein sehr erfreuliches Echo fand in diesem Jahr das „Abendgebet zum Welt-AIDS-
Tag“, die Solidaritätsveranstaltung des Duisburger Aktionsbündnisses gegen AIDS
(i.e.: Kindernothilfe, Ev. Kirchenkreis Duisburg, Infostelle dritte Welt, Ev.
Studentengemeinde Duisburg, die ev. Kirchengemeinde Alt-Duissern, die AIDS- und
STD-Beratungsstelle des Gesundheitsamtes und die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis
Wesel e.V.) am Freitag, dem 23. November in der Luther-Kirche in Duisburg-
Duissern statt. Etwa einhundert Besucher/innen waren – wie wir alljährlich - sehr
angetan vom Veranstaltungskonzept, den z.T. authentischen Lebensbildern von
Menschen mit HIV und AIDS, den symbolischen Aktionen sowie von den
musikalischen Darbietungen. In diesem Jahr unterstützten uns die Trommelgruppe
„drumming kids“ und der Gospelchor „praise together“ der ev. Kirchengemeinde
Neudorf-West mit mitreißenden Darbietungen. Für diese hervorragenden Gesten der
Solidarität sagen wir ganz herzlichen Dank. Das Duisburger Aktionsbündnis gegen
AIDS ist weiterhin offen für weitere Kooperationspartner. Interessierte Personen und/
oder Einrichtungen sind immer willkommen.
Am Samstag, dem 24. November konnten wir uns am Aktionstag im Haus der
Jugend in Duisburg-Rheinhausen „Treatment for all, part III“ teilnehmen, bei dem
unter sehr engagierter Federführung von Dr. Günther Bittel ein buntes
Aktionsprogramm mit verschiedenen Informationsmöglichkeiten und einem
abschließenden Solidaritätskonzert mit Bands aus der Region stattfand. Die
Resonanz war leider wieder überschaubar. Wir wissen, dass wir bei „unserem
Thema“ Geduld brauchen und hoffen, dass sich hier eine prima Veranstaltung in
gerade für Jugendliche attraktivem Setting etablieren wird. Unser Dank gilt jedenfalls
den Initiatoren und Bands für dieses Event.
Bedauerlicherweise konnte der Arbeitskreis „Homosexuelle Kultur Duisburg“
(HoKuDu e.V.) im Berichtsjahr aufgrund von Personalmangel keine
Veranstaltungsreihe „Ein Blick zu anderen Ufern“ durchführen. Hier konnten in der
Vergangenheit doch einige Veranstaltungen das Programm zum Welt-AIDS-Tag mit
sehr passenden Inhalten ergänzen.
33
Sehr erfreulich gestalteten sich wieder einmal die Kooperationen mit einzelnen
Kirchengemeinden. So erneut die Gedenkveranstaltung im Anschluss an unseren
Candle-Light-Walk am Mittwoch, dem 28. November in der Liebfrauen-Kirche in
Duisburg-Mitte, die von den Teilnehmenden besonders gewürdigt wurde.
Candle-Light-Walk, 28.11.07
Sehr kooperativ, engagiert und aufgeschlossen zeigten sich wieder einmal die
Verantwortlichen Betreiber der UCI-Kinowelt in Duisburg. Hier konnten vom 28. bis
30. November die von der BZgA unterstützten Jugendfilmtage durchgeführt werden.
Über 300 Schülerinnen und Schüler von verschiedenen Duisburger Schulen konnten
hier neben thematischen Filmangeboten zu Sexualität, Liebe, Freundschaft und HIV/
AIDS auch einen Mitmachparcour durchlaufen und in verschiedenen Aktionsformen,
die von Teilen des Duisburger Arbeitskreises Prävention gestaltet wurden,
wahrnehmen. Gerade dieses Angebot wurde von Schülern und den begleitenden
Lehrkräften sehr gut genutzt und als interessant und wichtig bewertet. Als Schirmherr
stand der Duisburger Künstler, Benny Martell (DSDS, SAT 1 Morningstar, Stimme
des Jahres 2003), an allen Veranstaltungstagen für Gespräche und
Autogrammwünsche honorarfrei und gerne zur Verfügung.
Benny Martell und Judith Dewald
„Risiko?“ Ralf Runniger im Einsatz
Die `klassischen´ Rote-Schleifen-Aktionen der AIDS-Hilfe auf den
Weihnachtsmärkten – im Berichtsjahr in Moers und Duisburg - haben auch in diesem
Jahr etwas unter Personalknappheit gelitten. Während die Eindrücke und das
Sammelergebnis in Moers (am 01.12., dem Welt-AIDS-Tag) rundweg prima waren,
gestaltete sich das Geschehen am Sonntag, dem 02.12. auf dem Duisburger
Weihnachtsmarkt als sehr frustierend. Standort und Wetter waren sehr schlecht und
entsprechend fiel auch das Spendensammeln „ins Wasser“. Witterungsunabhängig
und mit gewohnt guter Akzeptanz durch die Duisburger Bevölkerung gestaltete sich
die Rote-Schleifen-Aktion in der Duisburger Galeria, für die wieder eine Reihe von
34
Geschäften Präsente für unsere Glücksrad-Aktion zur Verfügung stellten. Ein
herzliches Dankeschön für diese Geste!
WAT-Aktion, 01.12.07, Galeria Duisburg
Ebenfalls in der UCI-Kinowelt fand am Sonntag, 02. Dezember ein das
Veranstaltungsprogramm zum Welt-AIDS-Tag abschließendes Highlight statt. Den
Kolleginnen der AIDS-Beratungsstelle des Gesundheitsamtes Duisburg ist es
gelungen, das AIDS-Special der ältesten deutschen TV-Soap, der ARD-Serie
„Lindenstraße“ mit dem Titel „Die Leiden des jungen Benno Zimmermann“, welches
auf dem diesjährigen Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongreß in Frankfurt im Juni
Premiere hatte, nach Duisburg zu holen. Und nicht nur das. Mit dem Autor und
Regisseur, Hans W. Geißendörfer, und der Hauptdarstellerin, Andrea Spatzek,
standen höchst prominente Vertreter zur Filmbegleitung und zu einer
anschließenden Podiumsdiskussion Rede und Antwort. Ein attraktives und
spannendes Veranstaltungsangebot, welches trotz guter Bewerbung
unverständlicherweise ein höchst begrenztes Publikumsinteresse fand.
Erfreulicherweise hat das Duisburger Stadtfernsehen, „Studio 47“ diese
Veranstaltung mitgeschnitten und in einer 30-minütigen Sondersendung doch noch
einem größeren Publikum zugängig gemacht.
Rolf Ringeler als „Opener“ der Podiumsdiskussion
Andrea Spatzek und Hans W. Geißendörfer
35
Das beteiligte Duisburger Aktionsbündnis gegen AIDS hatte sich schnell darüber
verständigt, die Spendeneinnahmen aus dem „Abendgebet zum WAT“, den
Jugendfilmtagen sowie der „Lindenstrassen-Aktion“ einem AIDS-Waisen-Projekt der
Kindernothilfe zukommen zu lassen. Ein Film über dieses Projekt wurde ebenfalls im
UCI am 02. Dezember ausgestrahlt. Spenden für ein wirklich tolles Projekt im
südlichen Afrika sind natürlich auch weiterhin höchst willkommen. Wir stellen gerne
den Kontakt zur Kindernothilfe für Sie her.
Die Kolleginnen vom Gesundheitsamt J. Heiland, Dr. P. Terlinden und I. Sperg (v.l.)
36
Allen, die uns zum Welt-AIDS-Tag 2007 durch viel Engagement und Kreativität
unterstützt haben, gilt an dieser Stelle noch einmal unser ganz herzlicher Dank.
37
4.5. Berichterstattung in den Medien
Die Nachfragen von Seiten der Print-, Funk- und TV-Medien, die unsere Arbeit zum
Teil sehr aufmerksam begleiten, stimmt uns zuversichtlich und führt uns zu dem
Eindruck, gute Arbeit zu leisten.
Wir waren unsererseits mit der Erreichbarkeit und dem Echo bei Presse, Lokalfunk
und –fernsehen über das Berichtsjahr verteilt insgesamt sehr zufrieden (s.
Pressespiegel im Anhang).
In der WDR-Lokalzeit gab es unter dem Titel „Lieben mit HIV“ eine interessante und
gut gemachte Dokumentation über drei HIV-positive. Eine davon, eine unserer
Klientinnen, hat das WDR-Team auch in die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
geführt, weil ihr die Begleitung durch uns ungemein wichtig ist.
Das schon mehrmals zitierte Stadtfernsehen „Studio 47“ ist mittlerweise ein treues
Begleiter- und Unterstützermedium.
Auch im Printmedienbereich gab es im Berichtszeitraum große Portraits über
Menschen und Angebote der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. (s.
Pressespiegel)
Den stabil hohen Anstiegen bei den Neuinfektionen im Berichtsjahr muss aus
unserer Sicht aber auch wieder mit einer Kommunikationsoffensive begegnet
werden, um die Präventionserfolge der vergangenen Jahre nicht weiter zu
gefährden. Aufklärung, sachliche Information und Erinnerung müssen wahrnehmbar
bleiben.
38
4.6. Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten
Hier sind für den Stelleninhaber zu nennen :
• Vertretung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. in verschiedenen
regionalen Gremien und Arbeitskreisen in Duisburg und dem Kreis Wesel,
• Vorbereitung, Organisation, und Durchführung von Informationsständen,
Seminar- und Vortragsangeboten,
• Organisatorische Begleitung und Pressearbeit für Benefiz- und
Kooperationsveranstaltungen,
• Acquise von finanziellen Mitteln und personellen Ressourcen
(Ehrenamtleranwerbung)
• Kontaktpflege zu Förderern und Kooperationspartnern,
• Telefonische und persönliche Beratung,
• Beratungsstellenleitung,
• U.a.m.
Abbildung :
Präventionsveranstaltungen in der Allgemeinbevölkerung
(Präventions-) Veranstaltungen in der Allgemeinbevölkerung
im Jahre 2007 - Veranstaltungen insgesamt
Veranstaltungen
20
15
10
5
0
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
Monate
August
September
Oktober
November
Dezember
39
5.1 HIV/AIDS-Prävention bei Schwulen, Männern die Sex mit
Männern haben sowie bisexuellen Männern
Das Projekt homo- und bisexuelle Männer sowie MSM (Männer, die Sex mit
Männern haben) im Kontext von HIV / STI´s der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel
e.V. ist durch Zielgruppenspezifische Mittel der AIDS-Hilfe NRW e.V. gefördert
worden. Durch diese Förderung konnte eine knappe ½ Personalstelle finanziert
werden, mit der die strukturelle Prävention im Arbeitsbereich „homosexuelle und
bisexuelle Männer sowie MSM im Kontext HIV / STI´s“ auf der lokalen, regionalen
und landesweiten Ebene umgesetzt wurde. Zusätzlich hat das Projekt auf der lokalen
Ebene das Ziel, HIV-Positive Männer niedrigschwellig zu erreichen und ihnen die
möglichen Angebote in der Region zu vermitteln bzw. die Begleitung durch die AIDS-
Hilfe anzubieten (Streetwork).
Auf der landesweiten Ebene erfolgte die Arbeit ausschließlich in Gremien, die sich
überregional mit dem Thema homosexuelle Männer im Kontext HIV / STI´s befassen.
Auf der regionalen Ebene wurden in der Vernetzung mit anderen Institutionen
Kampagnen und Präventionsaktionen erarbeitet und durchgeführt. Durch diese
Kooperationen konnten größere Veranstaltungen geplant, koordiniert und umgesetzt
werden. Die in diesen Gremien vorhandenen Ressourcen konnten so gebündelt
werden und es ergaben sich sinnvolle Synergieeffekte.
Auf der lokalen Ebene wurden gemeinsam mit Kooperationspartnern, durch die
Einbeziehung von ehrenamtlichen Mitarbeitern sowie HIV-Positiven schwulen
Männern die ausdifferenzierten Angebote/Präventionsaktionen erfolgreich
umgesetzt. Durch diese Kooperationen konnten die begrenzten personellen
Ressourcen optimal genutzt werden.
5.1.1 Vorwort
Die zielgruppenspezifische Präventionsarbeit der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel
e.V. im Bereich MSM musste sich im vergangenen Jahr mit neuen
Präventionsbotschaften auseinander setzen, da die bis dahin üblichen Aussagen zu
Übertragungswegen bei HIV von mehreren Medizinern, wissenschaftlichen
Publikationen und den Referenten der DAH e.V. in Frage gestellt wurden. Durch die
Diskussionen auf der lokalen, regionalen und überregionalen Ebene stellt sich daher
die Frage, ob sich in Zukunft die Präventionsarbeit noch differenzierter darstellt, als
wie sie jetzt schon ist.
Dies wiederum stellt die aktiven Präventionisten vor ein Dilemma. Einerseits möchte
die AIDS-Hilfe fachlich anspruchsvolle Prävention und Beratung betreiben.
Andererseits gelten dann für die Zukunft so hohe Ansprüche an die
Präventionsmitarbeiter, dass eine intensive Ausbildung notwendig sein wird. Da die
Zahl der ehrenamtliche Mitarbeiter jedoch nicht zunimmt, werden die notwendigen
hochschwelligen Ausbildungen eher abschreckend auf interessierte Mitarbeiter
wirken.
Zukunftsorientiert werden die neu aufgetretenen Fragestellungen bezüglich
Risikoeinschätzungen auf den Herzenslustkoordinatorentreffen diskutiert und ggf.
Änderungen erarbeitet, damit die Präventionsstandards von der Kampagne
Herzenslust auch weiterhin in ganz NRW einheitlich bleiben.
Da die Zahlen der HIV-Neudiagnosen bei MSM steigenden sind, steht die
Präventionsarbeit unter politischem Druck. Ein Resultat ist die, von der DAH in
40
Kooperation mit der BZgA entwickelte Kampagne „ich weiss was ich tu“. Diese wird
im Jahr 2008 bundesweit von Präventionisten im Bereich MSM umgesetzt.
5.1.2 Landesweite Vernetzung
Teilnahme an Arbeitskreisen
Unter dem Namen „Herzenslust“ wird strukturelle HIV-Prävention im Bereich
homosexuelle und bisexuelle Männer sowie MSM in ganz NRW durchgeführt.
Herzenslust ist eine Kampagne der AIDS-Hilfe NRW e.V. Auf der landesweiten
Ebene finden regelmäßige Arbeitskreise unter dem Namen „Landesarbeitskreis
schwule Prävention“ statt, wo die Herzenslustgruppen sich inhaltlich austauschen
können. Der Projektnehmer hat regelmäßig an diesen Arbeitskreisen teilgenommen.
In diesem Gremium wurden neu entwickelte Aktionen vorgestellt, Tendenzen in der
schwulen Community erörtert sowie zu bestimmten Themenfeldern Referenten
eingeladen (z.B. zum Themenbereich Zell zu Zell Transmission). Auf diesen
landesweiten Arbeitskreisen konnten so Ideen für Präventionsaktionen ausgetauscht,
Kampagnen entwickelt und nicht erfolgreiche Projekte analysiert werden. So wurde
durch den Erfahrungsaustausch und die fachliche Unterstützung der
unterschiedlichen lokalen Herzenslustgruppen die regionale und lokale Arbeit
sinnvoll modifiziert. Ein weiterer Schwerpunkt war die Einhaltung und Bearbeitung
der Präventionsstandards, welche die Herzenslustgruppen in diesem Arbeitskreis
entwickelt haben. So wurden neue Aktionen unter verschiedenen Blickwinkeln
diskutiert und die Haltungen den Gegebenheiten vor Ort angepasst.
Der Projektnehmer hat sich darüber hinaus auf der Landesebene an der
Konzipierung und Erstellung einer Basisschulung für Mitarbeiter im Bereich
Herzenslust engagiert. In einem Gremium wurden Präventionsstandards für die
Herzenslustarbeit zusammengestellt sowie die Inhalte festgelegt. Die Schulung hatte
u. a. folgende Themeninhalte:
- Epidemiologischen Infektionszahlen von HIV Global
- Rollenverständnis von Präventionsmitarbeitern
- Übertragungswege von HIV, Hepatitiden und anderen sexuell übertragbaren
Krankheiten
- Was ist Herzenslust?
- Beispiele von primärpräventiven Aktionen
- Erarbeitung einer eigenen Präventionsaktion
Neben den Inhalten wurden Methoden zusammengetragen und erarbeitet, damit die
Schulungsteilnehmer die erworbenen Kenntnisse zeitnah umsetzen konnten.
Der Zeitrahmen der Schulung wurde auf zwei Tagesveranstaltungen á 7 Stunden
festgelegt.
Gemeinsam mit anderen Herzenslustgruppen aus NRW hat die lokale
Herzenslustgruppe öffentlichkeitswirksam an der Parade des CSD´s in Köln
teilgenommen und so massenmedial und personalkommunikativ strukturelle
Präventionsarbeit geleistet.
41
Herzenslust hat auf der landesweiten Ebene die Onlinepräventionsarbeitet konzipiert
und umgesetzt. Bei Gay Romeo, einem Onlineportal für schwule und bisexuelle
Männer, wurde ein health support geschaltet. Hier werden Ratsuchenden von
örtlichen Herzenslustmitarbeitern Fragen zu HIV/AIDS, Hepatitiden und anderen
sexuell übertragbaren Krankheiten, schwuler Gesundheit und Szeneorten in der
Region beantwortet. Der Projektnehmer hat als lokale Herzenslustgruppe ein Profil
erstellt und Chatberatung durchgeführt. An diesem Projekt sind neben dem
Projektnehmer ehrenamtliche Onlinepräventionisten beteiligt.
5.1.3 Regionale Vernetzung
Auf der regionalen Vernetzungsebene arbeitete der Projektnehmer eng mit den
regionalen Herzenslustgruppen im Ruhrgebiet zusammen. So beteiligte sich der
Projektnehmer an den regelmäßig stattfindenden Arbeitskreisen „Herzenslust
Knotenpunkt Ruhrgebiet“. Im Ruhrgebiet wurden aus diesem Arbeitskreis heraus
Aktionen entwickelt, koordiniert und durchgeführt, welche einen überregionalen
Charakter besaßen. Gerade bei größeren Events können die einzelnen
Herzenslustgruppen nur schwer alleine öffentlichkeitswirksame Aktionen
durchführen. Durch die Koordination und Umsetzung der geplanten
Präventionsaktionen durch den Herzenslustkoordinator Ruhrgebiet können so über
die Vernetzung mehrere Herzenslustteams zusammen eine Aktion
ressourcenorientiert durchführen. Neben diesen Synergieeffekten können für die
geplanten Aktionen Give-aways kostengünstig über das Projekt „Herzenslust
Knotenpunkt Ruhrgebiet“ zentral bestellt werden.
In diesem Rahmen beteiligte sich der Projektnehmer zum Beispiel an folgenden
regionalen Aktionen:
Come together Cup 2007 in Essen. Der Projektnehmer war Mitglied in der
Herzenslust-Fußballmannschaft und spielte zugunsten der AIDS-Hilfe Essen e.V.
gegen prominente Personen.
Teilnahme an verschiedenen primärpräventiven Herzenslustaktionen auf diversen
schwul lesbischen Straßenfesten im Ruhrgebiet (z.B. Hagen, Essen).
In dem Arbeitskreis wurden neben den überregionalen Aktionen auch Kampagnen
entwickelt. So wurde z.B. in dieser Vernetzung die Kampagne „Lecker lecken…. So
schmeckt das Ruhrgebiet“, konzipiert und überregional umgesetzt. Neben dem Motto
wurden Give Away´s, das Outfit und Präventionsbotschaften entwickelt. Die Aktion
wurde auf den Straßenfesten im Ruhrgebiet sowie bei Szenerundgängen umgesetzt.
42
Die Theatergruppe „Herzenslust on-Tour hat dieses Motto übernommen und den
Sketch „Geschenke des Sommers“ konzipiert.
Auftritt beim Straßenfest in Essen
Weitere Schwerpunkte des Arbeitskreises sind unter anderem die inhaltliche
Fortbildung der ehrenamtlichen Präventionsmitarbeiter zum Themenfeld HIV/AIDS
und andere STI´s, primärpräventive Versorgung von Örtlichkeiten im Ruhrgebiet, wo
keine lokale Herzenslustgruppe existiert und die Begleitung von Herzenslustgruppen,
die keine hauptamtlichen Strukturen besitzen.
5.1.4 Projektarbeit auf der lokalen Ebene
Kooperation mit lokalen Einrichtungen/Selbsthilfegruppen
Auf der lokalen Ebene wurde mit verschiedenen Einrichtungen, Vereinen und
Selbsthilfegruppen kooperiert.
In Kooperation mit dem Gesundheitsamt Duisburg, Beratungsstelle zu HIV und
andere sexuell übertragbare Krankheiten, wurde eine STI-Sprechstunde für schwule
Männer entwickelt, welche einmal monatlich in den Räumen des Gesundheitsamtes
stattfindet. Dieses Angebot ist kostenlos und anonym. Die Bewerbung des
Angebotes in der schwulen Community wird durch den Projektnehmer
vorgenommen.
Ebenso in Kooperation mit dem Gesundheitsamt Duisburg, Beratungsstelle zu HIV
und andere sexuell übertragbare Krankheiten, wurde die Aktion „Die Ärztin kommt!“
umgesetzt. Besucher der schwulen Party Männernacht konnten sich kostenlos in der
Zeit von 22.00-23.30 Uhr in der Beratungsstelle des Gesundheitsamtes zu STD´s
von Mitarbeitern des Gesundheitsamtes beraten lassen und sich ggf. auf HIV und
Hepatitiden testen lassen.
Der Projektnehmer hat im Rahmen der Fachtagung „Jugend sucht…“ einen
Workshop zum Themenfeld Homosexualität durchgeführt. Die Fachtagung wird
veranstaltet von dem Arbeitskreis „Prävention Duisburg“ (Pro Familia,
Gesundheitsamt Duisburg, Kommissariat Vorbeugung, Caritas, Fachstelle
Suchtprophylaxe des Jugendamtes Duisburg, AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V.)
und richtet sich primär an Multiplikatoren aus Beratungseinrichtungen, Pädagogen
und Lehrern.
43
Der Projektnehmer hat an den regelmäßig stattfindenden Arbeitskreisen der regional
ansässigen schwul lesbischen Vereine und Selbsthilfegruppen „AkDuLuS e.V.“
teilgenommen und beteiligte sich dort an der Konzipierung, Entwicklung und
Durchführung von schwul lesbischen Angeboten für den Raum Duisburg. Dieser
Arbeitskreis hat z.B. die schwul lesbische Disco „Warm Up“ initiiert und organisiert
jährlich das schwul lesbische Straßenfest in Duisburg.
Der Projektnehmer hat in Kooperation mit dem Gesundheitsamt Duisburg,
Beratungsstelle zu HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten eine erneute
Hepatitis Impfkampagne für homosexuelle Männer entwickelt. Die Umsetzung erfolgt
im Jahr 2008.
Fachliche Anleitung der lokalen Herzenslustgruppe Duisburg/Kreis Wesel.
Der Projektnehmer hat regelmäßig mit der Herzenslustteilzeitkraft die inhaltliche
Arbeit der lokalen Herzenslustgruppe erörtert und bei Bedarf angeleitet. Neben der
fachlichen Aufsicht des lokalen Projektes Herzenslust wurden die ehrenamtlichen
Herzenslustmitarbeiter in den Bereichen HIV und andere sexuell übertragbare
Krankheiten sowie in der Rolle der „Vor-Ort-Präventionisten“ von dem Projektnehmer
geschult. In diesen Schulungen wurde vornehmlich mit unterschiedlichen Methoden
sowohl die Verweisungskompetenz der ehrenamtlichen Mitarbeiter ausgebaut als
auch das Rollenverständnis der Herzenslustmitarbeiter bei einer Präventionsaktion
thematisiert, um eine Sensibilisierung diesbezüglich zu erreichen.
Veranstaltungen
Auf der lokalen Ebene hat der Projektnehmer in unterschiedlichsten Themenfeldern
primärpräventiv agiert. So wurden in dem Projektzeitraum in folgenden Bereichen
Veranstaltungen und Aktionen durchgeführt:
In der Gruppe der schwulen, bisexuellen Männer sowie MSM mit
Migrationshintergrund. Hierzu wurden Veranstaltungen zum Themenfeld HIV / AIDS
entwickelt und in Kooperation mit der Projektnehmerin „Frauen und AIDS“ in
Kulturvereinen durchgeführt.
Im Bereich der Vor-Ort-Aktionen:
Der Projektnehmer hat Vor-Ort-Aktionen in der schwulen Szene und Örtlichkeiten,
wo Männer Sex mit Männern haben, zum Teil mit lokalen Kooperationspartnern,
durchgeführt.
In unregelmäßigem Turnus wurden Aktionen auf Rastplätzen im Kreis Wesel
durchgeführt, wo Männer Sex mit Männern haben. Hier wurden
Informationsmaterialien und Kondompackungen auf einem Informationsstand den
Besuchern angeboten. Da viele der dort verkehrenden Männer sich nicht eindeutig
als schwul oder bisexuell definieren, wurde auf allgemeine Informationsbroschüren
der DAH / BZgA zurückgegriffen.
Zu Karneval hat der Projektnehmer eine Aktion konzipiert, die durch die lokale
Herzenslustgruppe Duisburg/Kreis Wesel unter seiner Anleitung realisiert wurde
44
Der Projektnehmer führte mehrere primärpräventive Aktionen auf der schwul
lesbischen Disko „Warm-Up“, die einmal monatlich in Duisburg stattfindet, durch. Hier
konnten die Besucher vor Ort Fragen zum Themenfeld HIV/AIDS und anderen
sexuell übertragbaren Krankheiten an den Projektnehmer stellen und wurden vor Ort
beraten, bzw. zu einem Gespräch in der Einrichtung eingeladen.
Für das schwul lesbische Straßenfest in Duisburg hat der Projektnehmer die
Aktionen geplant, koordiniert und mit dem Herzenslustteam Duisburg/Kreis Wesel
umgesetzt.
Zum Welt-AIDS-Tag wurden verschiedene Aktionen in der Duisburger Szene
durchgeführt.
Im Bereich Streetwork
Informationsstand zum WAT im Harlekin
Der Projektnehmer hat durch die regelmäßige Vor-Ort-Arbeit und seine Anwesenheit
in der Szene, HIV-Positive Männer erreicht und begleitet diese im Rahmen der
psychosozialen Betreuung. Durch dieses niedrigschwellige und anonyme Angebot
konnten Männer erreicht werden, die sich durch eigenen Antrieb nicht an eine Hilfs-
Organisation wie der AIDS-Hilfe, gewendet hätten.
Sprechstunde in der Szene
Der Projektnehmer hat einmal im Quartal eine Sprechstunde für schwule Männer in
einem Szenelokal durchgeführt. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Szenewirt
wurde die Sprechstunde gut beworben und erfreute sich einer guten Resonanz.
Der Bereich der Multiplikatorenschulungen:
Der Projektnehmer hat mehrere Informationsveranstaltungen zu dem Themenfeld
HIV/STI´s in lokal angesiedelten schwulen Selbsthilfegruppen durchgeführt.
45
5.1.5 Resümee
Das Projekt der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. setzte die strukturelle
Prävention im Arbeitsbereich homosexuelle und bisexuelle Männer sowie MSM auf
den unterschiedlichen Ebenen (landes-, regionaler- und lokaler Ebene) um.
Die Arbeit konnte auf den jeweiligen Ebenen mit verschiedenen Aspekten und
Zielsetzungen ausdifferenziert werden, die mit angemessenen Methoden verfolgt
wurden. Es wurden die beantragten Ziele realisiert und innovative
Aktionen/Projektideen umgesetzt.
Mittels der Kampagne „Herzenslust“ konnte der Projektnehmer ressourcenorientiert
und zeitsparend seine Projektziele umsetzen. Die Wichtigkeit der Kampagne zeigte
sich zum einen durch die professionelle Öffentlichkeitsarbeit der AIDS-Hilfe NRW
(Homepage der Kampagne Herzenslust mit der Verlinkung zu den regionalen
Herzenslusthomepages, Bewerbung der Kampagne durch schwule Medien) und
durch den fachlichen Austausch bei den landesweiten Arbeitskreisen. Ebenso sind
die zentral eingekauften Give-aways für eine professionelle Außendarstellung in der
Vor-Ort-Arbeit unabkömmlich (z.B. Cruisingpacks in einer Herzenslust-
Umverpackung).
Durch die jahrelange Präventionsarbeit in dem Bereich homosexuelle und bisexuelle
Männer sowie MSM müssen immer wieder neue Präventionsstrategien entwickelt
und umgesetzt werden, damit die Präventionsbotschaften die Zielgruppe erreichen.
Ein gutes Beispiel hierfür ist das, auf der überregionalen Ebene entwickelte
Onlineprojekt von Herzenslust bei Gay Romeo.
Die Vernetzungsarbeit auf der lokalen und regionalen Ebene verlief kontinuierlich
und stabil. Auch hier konnte durch die vorhandenen Ressourcen effizient die
verfolgten Ziele umgesetzt werden.
Ohne die ehrenamtlichen Mitarbeiter hätte das Projekt „homosexuelle und bisexuelle
Männer sowie MSM“ der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. nicht in diesem
Umfang realisiert werden können.
46
5.1.6 Die Präventionskampagne der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V.
Herzenslust ist eine Kampagne, die von der AIDS-Hilfe NRW e.V. entwickelt wurde.
In jeder größeren Stadt in NRW, die über schwule Treffpunkte und Szenelokalitäten
verfügt, gibt es eine Herzenslustgruppe, die sich hauptsächlich aus schwulen
ehrenamtlichen Mitarbeitern zusammensetzt. Hauptaufgabe von Herzenslust ist die
HIV/AIDS-Prävention bei Schwulen, Männern die Sex mit Männern haben und
bisexuellen Männern.
5.1.7 Ziele von Herzenslust
Nach den bewährten Herzensluststandards wurde im Rahmen der
zielgruppenspezifischen Prävention durchgeführt. Neben der Einbeziehung von
Alltagsexperten (sprich Schwule für Schwule), wurde niedrigschwellig gearbeitet. Im
Rahmen der professionellen Gesundheitsförderung wurden über die Vermittlung von
Übertragungswegen zu HIV auch Aktionen zur Stärkung des Selbstbewusstseins und
zur allgemeinen Gesundheitsförderung durchgeführt.
Zu diesem Zweck wurden personalkommunikative Mittel, wie z.B. ein Glücksrad mit
Fragen zum Thema HIV und STD´s sowie verschiedene Kostüme und Dekorationen
zur Präsentation unseres Herzensluststandes auf Partys benutzt. Ebenfalls wurde
unsere Homepage durch Fotoaktionen beworben.
Unsere Arbeitsansätze im Detail:
1) Aufsuchende Arbeit in der schwulen Szene und den Örtlichkeiten, wo Männer Sex
mit Männern haben.
Konzeptionelle Ausarbeitung und Durchführung von Herzenslustaktivitäten in der
Szene und Örtlichkeiten, wo Männer Sex mit Männern haben nach den bewährten
Herzensluststandards.
2) Durchführung von Aktionen in der Szene und Örtlichkeiten, wo Männer Sex mit
Männern haben
Durch vorwiegend personalkommunikative- aber bei größeren Events auch
massenmediale Aktionen wurden die Besucher von Partys, Kneipen und
Cruisingareas sowie größeren Veranstaltungen zu HIV/AIDS und anderen sexuell
übertragbaren Krankheiten informiert. Hierfür wurden unterschiedliche Medien und
Kommunikationsmittel eingesetzt.
3) Versorgung der Szenekneipen
Regelmäßig wurden die Szenekneipen mit Informationsmaterialien bestückt. Darüber
hinaus hat die Fachkraft die Betreiber bei Bedarf über Hygienemaßnahmen
aufgeklärt. Durch die kontinuierlichen Kontakte mit den Wirten konnten in den
Lokalitäten Veranstaltungen sowie regelmäßige Aufklärungsarbeit, mit besonderen
Aktionen verknüpft, durchgeführt werden.
5.1.8 Das Herzenslustteam
Das Herzenslustteam Duisburg/Kreis Wesel hat sich regelmäßig unter der Anleitung
einer hauptamtlichen Fachkraft einmal in der Woche getroffen. Bei diesen Treffen
wurden Aktionen mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern geplant/besprochen und für
besondere Veranstaltungen Give-Aways und Dekorationsmaterialien hergestellt.
47
5.1.9 Fachliche Begleitung
Die Fachkraft hat sich wöchentlich mit dem Herzenslustkoordinator getroffen. Ziele
dieser Treffen waren die Einhaltungen der Herzensluststandards sowie die
Koordinierung und Planung der Herzenslustaktivitäten für die jeweiligen Aktionen bei
den verschiedenen Zielgruppen.
Der Herzenslustkoordinator für Duisburg und den Kreis Wesel begleitete die
fachliche Ausarbeitung der Herzenslustaktionen und war bei vielen Vor-Ort-Aktionen
anwesend. Des Weiteren wurde durch den Koordinator mit der ehrenamtlichen
Herzenslustgruppe regelmäßige Informationsveranstaltungen durchgeführt, welche
sich hauptsächlich mit der Wissensvermittlung von Übertragungswegen von HIV und
anderen STI´s befassten.
Bei den regelmäßig stattfindenden Arbeitskreisen der Duisburger Lesben- und
Schwulengruppen war die Fachkraft als Vertreter für die AIDS-Hilfe beteiligt. Hier
wurden Kooperationspartner zur effizienten Erarbeitung von Veranstaltungen und
Aktionen in der schwulen Szene akquiriert.
5.1.10 Aktionen in der Szene
Folgende regelmäßige Aktionen wurden im Berichtsjahr durchgeführt:
1. Präsenz des Herzenslustteams auf der schwullesbischen Party „warm up“ und der
schwulen Party „Männernacht“. Beide Veranstaltungen finden in einem monatlichen
Turnus statt. Die Besucher konnten sich bei dem Herzenslustteam zu HIV und
anderen sexuell übertragbaren Krankheiten informieren sowie die ausgelegten
Informationsbroschüren der DAH e.V. sowie Bewerbungsbroschüren zur
ehrenamtlichen Mitarbeit in den Herzenslustgruppen mitnehmen.
Unter verschiedenen Mottos wurden Infostände aufgebaut und
personalkommunikativ / massenmedial die Besucher zu HIV und anderen sexuell
übertragbaren Krankheiten aufgeklärt
Größere Aktionen von Herzenslust auf diesen Veranstaltungen waren:
Karneval
Die Herzenslustmitarbeiter kostümierten sich öffentlichkeitswirksam und konnten so
auf die Präventionsarbeit von Herzenslust hinweisen.
48
Die Ärztin kommt!
Die AIDS-Hilfe Duisburg Kreis Wesel e.V. arbeitet eng mit dem Gesundheitsamt der
Stadt Duisburg zusammen. Gemeinsam wurde die Aktion „Der Arzt kommt“ auf der
Party Männernacht durchgeführt. Partybesucher konnten an diesem Abend in der
Zeit von 22.00 bis 0.00 Uhr einen kostenlosen HIV Test sowie eine Untersuchung auf
Syphilis und Hepatitiden in der angrenzenden Beratungsstelle des
Gesundheitsamtes durchführen. Herzenslust-Mitarbeiter sprachen die Partybesucher
an und begleiteten diese auf Wunsch zur nahe gelegenen Beratungsstelle des
Gesundheitsamtes.
Die Loveletter Wand
Jeder Partybesucher bekam beim Einlass eine Nummer angeheftet und konnte mit
anderen Partybesuchern Kontakt aufnehmen.
Hierzu konnte man einen Brief mit der Nummer desjenigen, mit dem man Kontakt
aufnehmen wollte, an die Herzenslust Loveletter Wand anheften.
Herzenslustmitarbeiter konnten so mit den Partybesuchern Kontakt aufnehmen und
auf die Präventionsarbeit von Herzenslust hinweisen.
„Der Herzenslustabschleppdienst“
Eine größere konzipierte Aktion war der „Abschleppdienst“. Es wurden Warnwesten,
Warndreiecke und Sicherheitsbänder angeschafft. Hinzu wurden Werkzeugkisten
und Warnlampen erworben. Zu den Themen Abschleppen in Bezug auf sexuelle
Kontakte und (doppeldeutig) Autopannen wurden Aufkleber und Plakate layoutet und
gedruckt. Die Aufkleber wurden auf die Cruisingpacks geklebt. Der Stand konnte so
auffällig dekoriert werden und auf die „Sicherheitschecks“ vor dem Abschleppen
hinweisen.
49
Weihnachts- Warm-up
Im Dezember, auf der Weihnacht Warm-up, verteilten die Herzenslustmitarbeiter
selbstgebackene Plätzchen und Kondome.
Szenerundgänge
Regelmäßig (einmal im Quartal) führte das Herzenslustteam Duisburg/ Kreis Wesel
einen Rundgang durch die Szene durch. Ziel der Rundgänge war die Kontaktpflege
mit den Szenewirten, Verteilung von Informationsmaterialien zu HIV und andere STD
´s in den Lokalen sowie die Befüllung des Kondomautomaten.
CSD Duisburg
Auf dem CSD in Duisburg war Herzenslust mit einem Infostand vertreten.
Die in Zusammenarbeit mit dem Herzenslust Knotenpunkt Ruhrgebiet entwickelte
Aktion „Lecker lecken, so schmeckt das Ruhrgebiet“ wurde auf dem CSD umgesetzt.
Durch den Auftritt der Herzenslusttheatergruppe „HZL-on Tour“ wurde diese
Präventionsaktion massenmedial beworben und lenkte die Aufmerksamkeit der
Besucher auf den lokalen Herzensluststand.
50
Rastplatzaktionen
Besonders die Altersgruppe der 30- bis 49 Jährigen ist häufig auf
Autobahnrastplätzen anzutreffen. Gerade diese Zielgruppe hat eine erhöhte
Risikobereitschaft bei sexuellen Kontakten. Dies vor allem, da viele nicht von
unseren Präventionsbotschaften erreicht werden (MSM und Bisexuelle, die nicht in
den etablierten Szenelokalitäten anzutreffen sind). Daher hat das Herzenslustteam
regelmäßig auf den Autobahnrastplätzen, wo Männer Sex mit Männern haben,
Präventionsaktionen durchgeführt.
Welt-AIDS-Tag
Das Herzenslustteam Duisburg beteiligte sich an den Veranstaltungen zum Welt-
AIDS-Tag der AIDS-Hilfe Duisburg/ Kreis Wesel e.V.
Informationsveranstaltung
Das Herzenslustteam Duisburg war mit einem Infostand bei der Gruppefür ältere
Schwule „ Pink Power “ zum Vereinsjubiläum vertreten. Dabei wurde neben HIV
verstärkt das Thema sexuell übertragbare Krankheiten thematisiert.
CSD Köln:
Das Herzenslustteam Duisburg beteiligte sich als Fußtruppe mit anderen
Herzenslustgruppen aus NRW an der Parade des Kölner CSD. Das Motto war in
diesem Jahr „ Sommer, Sonne, Syphilis“. Das Outfit wurde überregional abgeklärt
um einheitlich das Projekt Herzenslust zu präsentieren.
51
5.1.11 Regionale Herzenslustarbeit
Der Projektnehmer nahm an einem Kreativworkshop für überregionale
Herzenslustaktionen in Bochum teil. Hier wurde die Aktion“ Lecker Lecken“
gemeinsam erarbeitet. Auf dem CSD in Essen wurde erstmals die Aktion „Lecker
Lecken“ mit Beteiligung des Herzenslustteams Duisburg durchgeführt.
Der Projektnehmer hat regelmäßig an den Vernetzungstreffen vom Herzenslust
Knotenpunkt teilgenommen.
Medizinische Rundreise:
Das Herzenslustteam Duisburg hat an einer zweitägigen
Weiterbildungsveranstaltung zum Themenfeld „sexuell übertragbaren Krankheiten“
teilgenommen. Diese Veranstaltung (Medizinische Rundreise der DAH) wurde über
den Herzenslust Knotenpunkt organisiert und in Bochum umgesetzt.
52
5.2 Drogen und Substitution
Im Drogenbereich gibt es leider nur kleine Fortschritte zu verkünden, in Nordrhein-
Westfalen ist es auf diesem Feld sogar zu Rückschritten gekommen.
Positiv zu vermerken ist, dass der Bundesrat einer gesetzlichen Novellierung des
Betäubungsmittelgesetzes auf seiner Sitzung vom 21.09.2007 zugestimmt hat. Diese
gesetzliche Regelung ist notwendig, um bei der Behandlung mit Diamorphin
einheitliche Qualitätsstandards zu gewährleisten und die Überleitung in die
Finanzierung durch die gesetzliche Krankenkasse zu ermöglichen. Derzeit beruht die
Behandlung auf einer Verlängerung der Arzneimittelstudie. Die Fortführung auf der
Grundlage einer Vielzahl von Ausnahmegenehmigungen ist nur als Übergangslösung
vertretbar. Der Bundesrat beschloss ebenfalls, den Gesetzentwurf beim Deutschen
Bundestag einzubringen. Seit diesem Zeitpunkt ist leider nichts weiter geschehen, da
sich die CDU/CSU Bundestagsfraktion gegen die Gesetzesänderung sträubt.
Die eindeutig positiven Ergebnisse der Medikamentenprüfstudie, die zudem die
Erkenntnisse aus anderen Ländern bestätigen, in denen ebenfalls Heroin
verschrieben und erforscht wurde (z. Bsp. Schweiz, Niederlande) müssen genutzt
werden zur Erweiterung der Behandlungsmöglichkeiten der Opiatabhängigkeit.
Unerfreulich ist, dass Teile der Politik aus ideologischen Gründen die teuren
Forschungsergebnisse ignorieren.
Einen weiteren Rückschlag für die Originalstoffvergabe bedeutet die jetzt aktuell
angekündigte Einstellung der Bundesförderung für jene Städte, die an der
Modellstudie zur heroingestützten Behandlung teilnehmen. Ohne die Förderung des
Bundes bzw. Übernahme der Behandlungskosten durch die Krankenkassen werden
die Städte mittelfristig die Kosten nicht alleine tragen können.
Einen drogenpolitischen Rückschritt vollzog die nordrhein-westfälische
Justizministerin Müller-Piepenkötter mit einem Runderlass vom 13.08.07. Dieser
Erlass beinhaltet folgendes:
• „Demnach wird, wenn die Tat sich auf eine geringe Menge zum
Eigenverbrauch bezieht, die Obergrenze, bis zu der die Staatsanwaltschaft
von der Verfolgung absehen kann (Paragraf 31a Betäubungsmittelgesetz), für
Haschisch und Marihuana von 10 auf nur noch 6 Gramm abgesenkt.
• Eine Eigenbedarfsgrenze für so genannte harte Drogen, also vor allem
Heroin, Kokain und Amphetamin (bislang 0,5 Gramm), wird es nicht mehr
geben. Ein Absehen von der Strafverfolgung nach Paragraf 31a
Betäubungsmittelgesetz kommt hier künftig nur noch in Ausnahmefällen in
Frage.
• Ermittlungsverfahren gegen Jugendliche und ihnen gleichgestellte
Heranwachsende sollen demnächst nur noch unter Auflagen und nicht mehr -
wie bislang - folgenlos eingestellt werden können. Denkbare Auflagen sind
regelmäßige Drogenscreenings, Teilnahme an Drogenberatungsseminaren,
Therapien oder Sozialstunden.“
aus Presseerklärung vom 30.07.07 des Justizministeriums NRW.
Anstelle von Verboten sind Präventionsstrategien gefordert, um eine
Risikokompetenz und Drogenmündigkeit zu erreichen. Durch die im 3. Absatz
53
geforderten Maßnahmen bei Jugendlichen, werden auffällig gewordene Jugendliche
unverhältnismäßig früh stigmatisiert und letztendlich kriminalisiert. Das Ziel sollte ein
Missbrauch vermeidender, gesundheitsschonender und risikobewusster Umgang mit
psychoaktiv wirksamen Substanzen sein.
Der Erlass wird für mehr Arbeit bei Strafverfolgungsbehörden und Gerichten führen,
die jetzt schon überlastet sind.
Drogengebrauch und Drogenmissbrauch sind nicht durch Abschreckung, Verordnung
oder Strafandrohung und erzieherische Sanktion abschaffbar.
Wir unterstützen den Antrag der (Landtags-)Fraktion Bündnis 90/Die Grünen NRW
„Drogenkonsum nicht kriminalisieren, Justiz nicht überlasten: „Hilfe statt Strafe“ muss
oberstes Prinzip der Drogenpolitik bleiben.
5.2.1 Primär- und Sekundärprävention
5.2.1.1 Spritzenaustauschprogramm
Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel nimmt weiterhin mit den von ihr betreuten
Spritzenautomaten am Projekt der AIDS-Hilfe NRW e. V. teil. Die Standorte befanden
sich in Wesel, Moers, Duisburg-Walsum und Duisburg-Hochfeld. Zum Ende des
Jahres musste der Spritzenautomat in Moers abgebaut werden, da das Gebäude, an
dem der Automat befestigt war, einem Neubau weichen musste.
Die Spritzenautomaten werden je nach Frequentierung von uns regelmäßig in einbis
zweiwöchigem Rhythmus neu bestückt.
5.2.1.2 Suchtprävention bei Partydrogen
Im Partybereich gab es im abgelaufenen Jahr keinen Veranstaltungsort, von dem
bekannt war, dass dort in größerem Maße illegalisierte Drogen konsumiert würden.
Dies wäre allerdings Voraussetzung für unser Konzept im Partydrogenbereich, mit
dem wir Wissen zum Gebrauch von Partydrogen und Safer Sex bezüglich HIV und
anderer sexuell übertragbarer Krankheiten vermitteln wollen.
Für Beratungen zu Partydrogen steht der Mitarbeiter im Drogenbereich
Verfügung.
zur
5.2.2 Substitution
5.2.2.1 Entwicklung der Wochenendvergabe
Auch im Jahre 2007 haben wir über das komplette Jahr an allen Sams-, Sonn- und
Feiertagen die Vergabe von Methadon in der AIDS-Hilfe durchgeführt. Da sich ab
Februar ein dritter Arzt mit seinen Patienten an der Vergabe beteiligt hatte, stieg die
Anzahl der Substituierten von 35 bis 40 auf 62 bis 102, wobei im Durchschnitt 83
Teilnehmerinnen die Vergabe besuchten. Die Vergabezeit wurde auf 2 Stunden
erweitert, mit den drei beteiligten Ärzten wurde ein Vertrag bezüglich der Vergabe
abgeschlossen. Vertragsbestandteil ist unter anderem, dass die AIDS-Hilfe am
Arbeitskreis Suchtmedizin im Rahmen von Qualitätsverbesserungen
54
(Qualitätsmanagement) teilnimmt. Diese Teilnahme wird durch den Mitarbeiter aus
dem Drogenbereich wahrgenommen. Weiterhin wird die Vergabe von einem
ehrenamtlichen Mitarbeiter und einem Arzt durchgeführt. Zur Vergabe entsenden
insgesamt fünf Ärzte ihre Patienten.
Die Zusammenarbeit zwischen den Ärzten und unseren ehrenamtlichen
MitarbeiterInnen, den Apotheken und der Polizei verlief sehr gut, so dass trotz der
erheblichen Zunahme der Substituierten das ganze Jahr über eine reibungslose
Durchführung der Methadonvergabe stattgefunden hat. An dieser Stelle einen Dank
an die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen für ihr Engagement und ihre Mithilfe.
Am letzten Sonntag im Monat wurde weiterhin ehrenamtlich ein Frühstück für die
Substituierten organisiert. Dieses wird mit Lebensmitteln der Duisburger Tafel
gespeist. Das Frühstück wird sehr gut angenommen. Hier besteht die Möglichkeit,
neben dem reinen „Abschlucken“ des Methadons, Sorgen und Nöte auszutauschen.
Meist können die TeilnehmerInnen noch Lebensmittel mit nach Hause nehmen. Hier
gilt unser Dank den ehrenamtlichen Mitarbeitern und der Duisburger Tafel für ihr
Engagement.
5.2.2.2 Psychosoziale Begleitung Substituierter (PSB)
Die psychosoziale Begleitung von HIV-Positiven / an AIDS erkrankten Substituierten
nimmt auch in diesem Berichtsjahr den größten Teil der Drogenarbeit innerhalb der
AIDS-Hilfe ein. Für diese Begleitung werden konstant zwanzig Plätze zur Verfügung
gestellt, wobei sich die Arbeit auf die in der Begleitung tätigen hauptamtlichen
Mitarbeiter verteilt.
Im Vordergrund der PSB steht die Stabilisierung der Klienten, die in ihrer
Lebenssituation gestärkt und unterstützt werden. Die Zielsetzung der PSB erfolgt
dabei im Wesentlichen nach den Bedürfnissen der Klienten. Das bedeutet in erster
Linie, dass das subjektive Wohlbefinden der jeweiligen Person und die
Lebensverhältnisse verbessert werden sollen. Entsprechend dieser Zielsetzung steht
bei einigen Substituierten die Verbesserung des Gesundheitsstatus im Mittelpunkt,
während bei anderen die Sicherung der materiellen Grundversorgung oder der
Aufbau sozialer Netze im Vordergrund stehen kann.
Dies kann in medizinischer Hinsicht bedeuten, dass wir in eine Substitution
vermitteln, welche aufgrund unserer guten Kontakte zu den substituierenden Ärzten
in der Regel problemlos gelingt. Günstig wirkt sich hierbei auch aus, dass es in
Duisburg zurzeit keine Warteliste gibt. Des Weiteren stellen wir den Kontakt zu HIV-
Schwerpunkt-Ärzten her und unterstützen die DrogengebraucherInnen, die zum Teil
starke Berührungsängste mit Ärzten dieser Fachrichtung haben, sich in eine
adäquate Behandlung zu begeben. Es ist jedoch schwierig, neue Klienten in ein
relativ schematisches Korsett zu bringen, welches für eine HIV Behandlung
notwendig ist (regelmäßige Überwachung der HIV/AIDS-Parameter, regelmäßige
Tabletteneinnahme).
Im Rahmen der PSB ist es für uns wichtig, die Ressourcen der Begleiteten zu
wecken. Durch die eigene Bewältigung von Problemen und Aufgaben erfahren sie
eine Stärkung ihres Selbstwertgefühles.
55
Im Berichtsjahr hat ein von uns Begleiteter seine Methadonsubstitution erfolgreich
beendet.
Soziale Kontakte sind ein Hauptwunsch der Begleiteten, wobei diese außerhalb der
Szene liegen sollen. Teilweise funktioniert dieses in einer selbst aufgebauten
Vernetzung der von uns Begleiteten untereinander, teilweise ist dieses aber auch
recht schwierig und wir versuchen der Vereinsamung durch ehrenamtliche
Begleitung entgegenzuwirken.
5.2.3 Niedrigschwellige Arbeit mit illegalisierten DrogengebraucherInnen
Derzeit gibt es leider kein Angebot von JES in Duisburg. Der bisherige Aktivist, der
das Angebot aufrechterhielt, musste aufgrund von gesundheitlichen Problemen seine
Tätigkeit einstellen.
Im Juni traf sich JES NRW e. V. bei uns in der Einrichtung zum „Runden Tisch“. Hier
wurde überlegt, aus vorhandenen JES-Strukturen Kontakt zur Szene in Duisburg
aufzunehmen und zu versuchen, aus diesen Kontakten heraus eine neue JES-
Gruppe in Duisburg zu gründen. Leider ist es bis zum Jahresende nicht zu einer
Kontaktherstellung gekommen.
5.2.4 „Nationaler Gedenktag für verstorbene DrogengebraucherInnen“ am 21.
Juli
Zum Nationalen Gedenktag für verstorbene DrogengebraucherInnen haben wir
nachfolgenden Pressetext versandt:
Anlässlich des nationalen Gedenktages für verstorbene Drogengebraucher fordert die
AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes, um
Heroin für die Regelbehandlung von schwerstabhängigen Opiatkonsumenten
zuzulassen.
„Die Ergebnisse des 2003 begonnenen und zum 31.12.2006 beendeten
Modellversuchs mit der Abgabe sauberen Heroins ausschließlich unter ärztlicher
Kontrolle an Schwerstabhängige belegen eindeutig den Erfolg dieser
Behandlungsform“, erklärt Ralf Runniger, stellvertretender Beratungsstellenleiter der
AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V.
„Neben signifikanten Verbesserungen in der Gesundheit der Studienteilnehmerinnen
und -teilnehmer ist zum Beispiel der Rückgang der Beschaffungskriminalität klar
erwiesen“, fährt er weiter fort.
„Mit der Heroinvergabe als zusätzlichem Angebot für Schwerstabhängige wird
natürlich nicht alles gut, aber doch einiges besser. Für die Allgemeinheit sind es
vielleicht kleine Erfolge, für die Betroffenen und ihre Angehörigen große“, ergänzt
Rolf Ringeler, Vorstandsvorsitzender der AIDS-Hilfe.
Derzeit gibt es nur eine auf verwaltungsrechtlichem Weg ermöglichte Fortführung in
den Modellprojekt-Städten, in anderen Städten und Gemeinden – so auch in
Duisburg - ist den Drogengebrauchern der Zugang zur heroingestützten Behandlung
verwehrt. Während CDU regierte Bundesländer (Hamburg und Hessen) nach der
56
Sommerpause über den Bundesrat eine Gesetzesinitiative einbringen werden,
sträubt sich die CDU-Bundestagsfraktion gegen eine Änderung. „Hier wird eine
ideologisch geprägte Auseinandersetzung auf dem Rücken und zu Lasten der
Drogen gebrauchenden Menschen ausgetragen“, kommentiert Rolf Ringeler diesen
Sachverhalt.
Um die Forderung nach Überführung der heroingestützten Behandlung in die
Regelversorgung zu unterstreichen, unterstützt die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel
e. V. eine Postkartenkampagne der Deutschen AIDS-Hilfe e. V., mit der
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel um Unterstützung gebeten wird. Die Original-
Zitate von Studienteilnehmern auf den Postkarten spiegeln die positiven Wirkungen
der heroingestützten Behandlung wider: „Obdachlosigkeit und Kriminalität sind für
mich Vergangenheit“, „Ich habe wieder einen Arbeitsplatz gefunden“ oder „Ich habe
mir mein Leben zurückgeholt“.
Am Samstag, dem 21.07.2007 lädt die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. in der
Zeit von 11 bis 14.30 Uhr an ihren Infostand auf der Königstraße/Ecke Düsseldorfer
Str. und sammelt für die vorgenannten Postkarten Unterschriften. Gleichzeitig
erinnert die AIDS-Hilfe mit ihrem Infostand der in den letzten Jahren verstorbenen
Drogengebraucherinnen und Drogengebraucher. Im letzten Jahr verzeichnete
Duisburg einen Anstieg auf fünfzehn Verstorbene (2005 elf Verstorbene), während
bundesweit die Zahl der verstorbenen Drogengebraucher um 30 zurückging.
„Gründe für die ansteigende Zahl der verstorbenen Drogengebraucher könnten darin
liegen, dass in Duisburg nicht die Möglichkeit der heroingestützten Behandlung
besteht oder aber das durch die Streichung der Landesmittel die Arbeit der JES-
Selbsthilfe (Junkies-Ehemalige-Substituierte) in Duisburg eingestellt ist“, meint Ralf
Runniger.
Die Presseresonanz war ausgesprochen gut: neben einem Studioauftritt im
Stadtfernsehen Studio 47 (siehe Foto), gab es Veröffentlichungen im
Wochenanzeiger, der WAZ und der Rheinischen Post, NRZ und das WDR
Fernsehen Lokalzeit Duisburg waren am Infostand vor Ort.
57
Aktion zum „Nationalen Gedenktag für verstorbene DrogengebraucherInnen“
am 21. Juli
Am 21.07. führten wir einen Infostand auf der Königstraße durch. Um mehr
Aufmerksamkeit zu erzielen, legten wir vor dem Infostand Steine mit Namen der
Verstorbenen in Kreuzform aus. Wir sammelten Unterschriften auf den Postkarten
der Deutschen AIDS-Hilfe, auf denen TeilnehmerInnen der heroingestützten
Behandlung ihre positiven Erfahrungen berichteten (siehe Pressetext oben). Mit
diesen unterschriebenen Postkarten wurde Frau Dr. Merkel um Unterstützung für die
Anerkennung von Heroin als Medikament und die Aufnahme in die Regelversorgung
gebeten.
Leider war die Resonanz am Stand eher zurückhaltend. Ehrenamtler, die an anderen
Stellen (wie zum Bsp. am Ausgang der Stadtbibliothek) Unterschriften sammelten,
stießen auf ein Publikum, das dem Thema aufgeschlossen gegenüberstanden und
auch bereit waren, die Postkarten zu unterschreiben.
Die Postkartenaktion wurde auch im Mittwochs-Café und bei der Methadonvergabe
samstags und sonntags der AIDS-Hilfe fortgeführt. Hier stießen wir auf sehr gute
Resonanz.
58
5.3 HIV und Strafvollzug
Der Arbeitsbereich ,HIV und Strafvollzug’ wurde 2007 durch die AIDS-Hilfe Duisburg/
Kreis Wesel e.V. umgesetzt. Dies ermöglichte die strukturelle Präventionsarbeit im
Bereich Strafvollzug auf der lokalen und landesweiten Ebene. Auf der landesweiten
Ebene erfolgte die Arbeit ausschließlich in Vernetzung und Kooperation mit
Institutionen, die im Bereich ,HIV und Strafvollzug’ tätig sind.
Auf der lokalen Ebene wurde mit den vorhandenen Untersuchungshaftanstalten, dem
offenen Vollzug sowie den Gerichten und Staatsanwaltschaften kooperiert, um die
Präventionsarbeit im Bereich Mitarbeiterschulungen und Informationsveranstaltungen
für Inhaftierte im Bereich Strafvollzug zu platzieren. Ziel war die Wissensvermittlung
von Übertragungswegen und Schutzmöglichkeiten im Themenfeld STD´s; vor allem
im Hinblick auf HIV und dem Bereich der Hepatitiden. Weitere Arbeitsschwerpunkte
waren die Begleitung HIV-positiver Inhaftierter sowie die Einzelberatung von
Inhaftierter im Rahmen von Sprechstunden.
5.3.1 Vorwort
Eine der Hauptgruppen in Haft sind Drogenkonsumenten, die durch den Besitz von
illegalen Substanzen oder wegen Beschaffungskriminalität zum Erwerb von illegalen
Substanzen verurteilt wurden bzw. werden sollen (Bei Frauen 20,2 % wegen BtMG-
Delikte, 29 % wegen Diebstahl u. Unterschlagung, bei Männern 16,6 % wegen
BtMG- Delikte, 24,5 % wegen Diebstahl u. Unterschlagung; Quelle:
Strafvollzugsstatistik NRW). Gerade bei der Zielgruppe von i.V. Drogenkonsumenten
ist die Prävalenz von HIV und Hepatitis C sehr hoch. Forschungsarbeiten belegen,
dass die Häufigkeit von Hepatitiden in Gefängnissen 100-200fach erhöhter ist im
Vergleich zur Normalbevölkerung (Gaube). Bei HIV ist die Häufigkeit 25fach
erhöhter als bei der Allgemeinbevölkerung (Koops A, Thiele B, Heinemann A,
Püschel K. Prävalenz viraler Infektionskrankheiten bei Inhaftierten im Hamburger
Strafvollzug, Vortrag auf dem „2. Europäischen Seminar zu HIV und Hepatitis im
Justizvollzug“ 12.-13.12.97 Bonn).
Weiterführend wurde in einer Studie nachgewiesen, dass sich ca. 48% der
neuinfizierten Insassen während der Haftzeit mit Hepatitis infiziert haben (Keppler).
Ziele unserer Arbeit sind unter anderem die Verminderung/Verhinderung von
Neuinfektionen von HIV und Hepatitiden bei Menschen in Haft, die Begleitung HIVpositiver
Menschen (Sekundärprävention) und die Fortbildung der Mitarbeiter der
Haftanstalten im Rahmen der Mitarbeiterprophylaxe.
5.3.2 Landesweite Vernetzung
Teilnahme an Arbeitskreisen
Der hauptamtliche Mitarbeiter hat regelmäßig an dem Landesarbeitskreis ,Drogen
und Haft’ der AIDS-Hilfe NRW e.V. teilgenommen. Durch den regelmäßig
stattfindenden fachlichen Austausch wurde die Arbeit kontinuierlich modifiziert,
einheitliche Standards erarbeitet und somit die lokale Arbeit weiter professionalisiert.
Der hauptamtliche Mitarbeiter nahm im Rahmen der landesweiten Vernetzung an
verschiedenen Konferenzen und Tagungen teil. Zu diesen Veranstaltungen zählten:
59
Ehrenamt im Strafvollzug
Die AIDS-Hilfe NRW e.V. bat den Projektnehmer als Sprecher des
Landesarbeitskreises Drogen/Haft an dieser Podiumsdiskussion als Vertreter der
AIDS-Hilfe NRW e.V. als Zuhörer teilzunehmen. An der Podiumsdiskussion nahm
unter anderem die amtierende Justizministerin Müller-Piepenkötter teil, die mit ihrer
Drogenpolitik (unter anderem auch im Strafvollzug) für drastische Veränderungen
sorgte. Der hauptamtliche Mitarbeiter konnte mehrere Fragen, wodurch eine rege
Diskussion entstand, an die Ministerin stellen.
3. Europäische Konferenz zur Gesundheitsförderung in Haft
Ziel der Konferenz ist das Platzieren des Themas ,Gesundheitsförderung in Haft’ auf
der Europäischen Ebene. Durch den Austausch der Konferenzteilnehmer in den
jeweiligen Arbeitsgruppen, konnten Unterschiede und Gemeinsamkeiten erörtert
werden. Durch die Teilnahme von Mitarbeitern unterschiedlichster Einrichtungen, die
im Themenfeld Haft tätig sind, konnten neue Kontakte aufgebaut und bestehende
Kontakte gefestigt werden. Inhaltliche Schwerpunkte waren unter anderem:
Substitution in Haft, Sexualität in Haft und ,Das Menschenbild über Menschen in
Haft’.
Aus der Region Duisburg/Kreis Wesel war die Justizvollzugsanstalt Hamborn
(Anstaltsarzt sowie Leiterin des Sozialdienstes) sowie der hauptamtliche Mitarbeiter
der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. vertreten.
5.3.3 Lokale Arbeit des Projektes ,HIV und Strafvollzug’
Der Arbeitsbereich ,HIV und Strafvollzug’ bedient die Untersuchungshaftanstalten
Duisburg-Hamborn sowie die Zweiganstalten Duisburg-Mitte, Dinslaken und den
offenen Vollzug in Moers Kapellen. Inhaltliche Schwerpunkte des Bereiches sind:
- Primär- und Sekundärprävention zum Themenfeld HIV/AIDS, Hepatitiden
sowie andere sexuell übertragbare Krankheiten
- Begleitung und Interessensvertretung HIV-positiver Inhaftierter
- Einzelberatung von Inhaftierten
- Mitarbeiterschulungen
- Verschiedene Veranstaltungen
5.3.4 Gesundheitliche Belastungen von Inhaftierten
Die Hauptinfektionswege von HIV und Hepatitiden sind der i.v. Drogenkonsum,
sexuelle Kontakte und Tätowieren / Piercen. Daher hat die Präventionsarbeit der
AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. eine starke Fokussierung auf diese
Übertragungswege.
Hier ein Umriss der Risikosituationen anhand statistischer Forschungsergebnisse:
Drogenkonsum
I.v. Drogenkonsum ist bei inhaftierten Drogenabhängigen zwar weniger verbreitet als
außerhalb, aber die Inhaftierten, die ihren Konsum in Haft fortsetzen, tun dies unter
hoch riskanten Bedingungen und in der Regel mit einem gemeinsamen Gebrauch
von Spritzen, Nadeln und Spritzutensilien. Wedershoven bestätigt, dass unsterile
Spritzutensilien die Hauptinfektionsquelle der von ihr untersuchten Gefangenen
darstellt. Knapp fand, dass bei den von ihm befragten Inhaftierten positiven
Strafgefangenen bis zu neun Personen eine Spritze zusammen benutzten.
60
Sexuelle Beziehungen
Sexualität ist in den Haftanstalten genauso präsent, wie der illegale Drogenkonsum.
Die Thematisierung von gleichgeschlechtlicher Sexualität ist jedoch so gut wie
unmöglich. Wenige Haftanstalten gestatten Langzeitinhaftierten heterosexuelle
Kontakte im Rahmen der Besuchszeit von (Ehe-) PartnerInnen (z.B. JVA Werl, JVA
für Frauen Vechta) oder bei Haftlockerungen der Inhaftierten sexuelle Kontakte im
Rahmen des Urlaubes.
Es scheint jedoch, dass das „Verbot“ der Ausübung von Sexualität als Teil der Strafe
angesehen wird. Dies wird nicht zuletzt von den Inhaftierten selbst so gesehen. Der
Drang nach sexuellen Handlungen führt zu einer Abspaltung der Sexualität von der
allgemeinen sozialen Haltung der Inhaftierten. Es werden gleichgeschlechtliche
Handlungen praktiziert, die konträr zur Haltung und allgemeinen Aussage der
Inhaftierten stehen. Durch diese abgetrennte, nicht akzeptierte Sexualität wird
teilweise bzw. vollständig auf Kondomgebrauch verzichtet. Die Prävention steht hier
vor einem Dilemma. Die Thematisierung von gleichgeschlechtlicher Sexualität in
Präventionsveranstaltungen wird mit Anlehnung begegnet. Um Inhaftierten die
Möglichkeit eines Beratungsgespräches zu ermöglichen, wo Fragen zu
Übertragungswegen vertrauensvoll beantwortet werden, bietet die AIDS-Hilfe daher
seit 2007 eine Hepatitis / HIV-Sprechstunde in den Haftanstalten Hamborn und
Dinslaken an.
Tätowieren / Piercen
Tätowieren und Piercen ist wie das Benutzen unsteriler Injektionsnadeln eine
Übertragungsmöglichkeit von Hepatitis C und, in geringerem Ausmaß, von HIV.
Leider wurden bis dato keine Studien in Haftanstalten durchgeführt, um hier eine
Aussage in Richtung Risiko, Gebrauch und Infektionszahlen von Inhaftierten über
das Verhalten Tätowieren und Piercen zu treffen.
Die AIDS-Hilfe thematisiert diese gesundheitsgefährdenden Verhaltensweisen bei
ihrer Präventionsarbeit und bietet den Rahmenbedingungen entsprechende
Lösungsansätze an.
5.3.4.1 Primär- und Sekundärprävention
Der hauptamtliche Mitarbeiter hat regelmäßig Informationsveranstaltungen in den
Justizvollzugsanstalten durchgeführt. Neben den Übertragungswegen von HIV und
Hepatitiden wurden die Behandlungsmöglichkeiten und mögliche Schutzmaßnahmen
angesprochen (Desinfektion von gebrauchten Spritzen, Förderung des
,Blutbewusstseins’, Vorgehen bei Nadelstichverletzungen und Safer Sex - Praktiken
{bei MSM sowie FSF}).
5.3.4.2 Begleitung
Der Arbeitsbereich ,HIV und Strafvollzug’ bietet den inhaftierten Frauen und Männern
die Möglichkeit, regelmäßig (in der Regel alle zwei Wochen) mit einem Mitarbeiter
der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. zu sprechen. Die Erstgespräche werden
von den hauptamtlichen Mitarbeiter durchgeführt. Hier werden folgende Aspekte
erörtert: Bedarf des Inhaftierten, Stadium der HIV-Infektion, medizinische
Behandlung sowie die Angebote der AIDS-Hilfe (z.B. Knastpakete,
Therapievermittlung, Resozialisierung nach der Haftentlassung etc.). Die
regelmäßigen Besuche werden dann durch den hauptamtliche Mitarbeiter oder einen
ehrenamtlichen Mitarbeiter durchgeführt. Im Sinne einer professionellen psycho-
61
sozialen Begleitung besteht für die ehrenamtlichen Mitarbeiter das Angebot der
,Drogen- / Knast-Gruppe’. Ziel des zweiwöchentlich verfügbaren Angebotes ist der
fachliche Austausch von Begleitungsfällen, Absprachen von Veranstaltungen und
eine supervisorische Beratung für die Begleiter.
5.3.4.3 HIV- und Hepatitissprechstunde
Nach Absprache mit dem Anstaltsarzt der JVA-Hamborn bietet die AIDS-Hilfe
Duisburg/Kr. Wesel e.V. seit 2006 in der Zweiganstalt Dinslaken eine HIV- und
Hepatitissprechstunde an und seit 2007 in der Haftanstalt Hamborn. Die
Sprechstunde wird zweimal monatlich in Dinslaken und einmal im Quartal in
Hamborn angeboten. Ziel der Sprechstunde ist es, in einem geschützten Rahmen
Fragen an den Projektnehmer stellen zu können, die bei einer
Informationsveranstaltung im größeren Rahmen durch Scham, gesellschaftlicher
Tabuisierung bzw. Sanktionsgefahr von Seiten der Anstalten nicht thematisiert
werden (Needlesharing, Drogenkonsum, MSM und FSF). Die Sprechstunde wird
durch Plakate beworben und Interessierte können sich durch einen Antrag an den
Sozialdienst für die Sprechstunde anmelden.
5.3.4.4 Mitarbeiterschulung
Durch den Arbeitsbereich ,HIV und Strafvollzug’ werden für die Bediensteten der
Justizvollzugsanstalten, den Gerichten sowie den Staatsanwaltschaften
Informationsveranstaltungen angeboten. Inhalte der Veranstaltungen sind
vornehmlich die Einhaltung der Hygienestandards, Vorgehen nach einer
Nadelstichverletzung und die Wissensvermittlung von Übertragungswegen,
Behandlungsmöglichkeiten im Bezug auf HIV und Hepatitiden und darüber hinaus
die Impfmöglichkeiten bei einigen Hepatitiden. Im Berichtszeitraum wurde erstmalig
seit 6 Jahren wieder eine Schulung für die auszubildenden Vollzugsbeamten in der
AIDS-Hilfe durchgeführt. Hier konnten auch an einen HIV-positiven ehrenamtlichen
Mitarbeiter Fragen zum Thema „HIV-Positiv sein, was heißt das?“ stellen.
5.3.4.5 Veranstaltungen
Der hauptamtliche Mitarbeiter war bei mehreren Veranstaltungen in den
Justizvollzugsanstalten präsent. Darüber hinaus wurden medienwirksame
Veranstaltungen selbst organisiert, um das Thema ,HIV und Strafvollzug’ in der
Öffentlichkeit zu thematisieren.
Hier einige Veranstaltungen im Detail:
Das Präventionsstück „Geschenke des Sommers“ zum WAT im Frauenknast
Zum WAT wurde eine Informationsveranstaltung in der Frauenhaftanstalt umgesetzt.
Die AIDS-Hilfe lud zu Kaffee und Gebäck ein. Vor der Informationsveranstaltung, an
der fast alle Inhaftierten teilnahmen, wurde ein Präventionssketch aufgeführt.
62
Aufführung des Sketches „Geschenke des Sommers“ im Rahmen der Präventionsveranstaltung zum WAT in der Dinslakener
Untersuchungshaftanstalt für Frauen
Inhaftierte Frauen im Gespräch mit den Mitarbeitern der AIDS-Hilfe
Sommerfest
Traditionell war die AIDS-Hilfe mit einem Informationsstand beim Sommerfest der
Zweiganstalt Dinslaken vertreten. Zudem wurde bei dem Bühnenprogramm, welches
die Inhaftierten Frauen selbst organisierten, das Präventionsstück „Geschenke des
Sommers“ aufgeführt.
Weihnachtsfeiern
Der hauptamtliche Mitarbeiter war bei zwei Weihnachtsfeiern in der Haftanstalt
Hamborn zu Gast. Inhaftierte konnten in ungezwungener Atmosphäre Fragen zu
Infektionsrisiken an den Mitarbeiter der AIDS-Hilfe stellen.
63
5.3.5 Resümee und zukunftsorientierte Zielsetzungen
Der Arbeitsbereich ,HIV und Strafvollzug’ kann auf ein erfolgreiches Jahr
zurückschauen. Die Kooperation mit den Anstalten ist konstant und produktiv. Die
Angebote der AIDS-Hilfe wurden sehr gut frequentiert.
Zur Sinnhaftigkeit unserer Arbeit:
Viele Menschen, die in Haft kommen, hatten schon vor der Inhaftierung
gesundheitsschädliche Verhaltensmuster. Diese Verhaltensmuster werden durch die
Inhaftierung verstärkt (Verringerung des Selbstwertgefühls, Stress im Haftalltag etc.).
Gerade Fragen zu Übertragungswegen beim i. V. Drogenkonsum können nicht mit
den Beamten oder dem Sanitätsdienst angesprochen werden. Da Mitarbeiter der
AIDS-Hilfe der Schweigepflicht unterliegen, können inhaftierte ohne Angst vor
Sanktionen die Beratung zur Vermeidung und Verhinderung von riskanten
Konsummustern in Anspruch nehmen.
Die Politik sieht dies jedoch anders. AIDS-Hilfen, die in NRW Haftarbeit durchführen,
erhalten für diese Tätigkeit keine finanziellen Mittel. Ein Rahmenantrag, der im
Landesarbeitskreis Drogen/Haft erstellt wurde, wurde vom Justizministerium
angelehnt. Dies vor allem, da Mittel für Präventionsarbeit, ähnlich der
Kommunalisierung, direkt an die einzelnen Anstalten fließen. Die AIDS-Hilfen
müssen daher vor Ort an die Haftanstalten herantreten und finanzielle Mittel bei den
zuständigen Personen beantragen. Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. hat
sich diesbezüglich an die Leiterin der Haftanstalten Hamborn gewendet.
Der Leiter der Sozialdienste vom Landesjustizvollzugsamt von NRW hat im
Düsseldorfer Landtag die Präventionsarbeit der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel
e.V. als ein „gut funktionierendes Projekt“ einer externen Organisation in Haft
vorgestellt. Dadurch wurde die ARD auf unsere Arbeit aufmerksam und wollte einen
Bericht darüber in der Tagesschau einbringen. Leider konnte dies jedoch wegen
einer fehlenden Dreherlaubnis nicht umgesetzt werden. Dennoch steht dies für eine
Akzeptanz und Wertschätzung unserer Arbeit. Nicht zuletzt, da die
Präventionssketche, die von ehrenamtlichen Mitarbeitern in den Haftanstalten
umgesetzt werden, für Lust und Spaß in der Prävention stehen.
Der Bereich ,HIV und Strafvollzug’ wäre daher ohne die ehrenamtliche Unterstützung
nicht in dem Ausmaß umgesetzt worden. Daher gilt besonderer Dank den
engagierten Mitarbeitern, die sich für die besondere Herausforderung der
„Knastarbeit“ entschieden haben.
64
5.4 Frauen und AIDS, Primärprävention bei Frauen in besonderen
Lebenslagen
Für das Jahr 2007 bleibt festzuhalten, dass sich das Projekt ‚Frauen und AIDS’ der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. mit den Zielgruppenspezifischen Mitteln der
AIDS-Hilfe NRW e.V. erfolgreich umsetzen ließ.
Dieses ermöglichte die Umsetzung der strukturellen Prävention im Arbeitsbereich
‚Frauen und AIDS’ auf lokaler, regionaler und der landesweiten Ebene, welche in
diesem Jahr in unterschiedlichen Arbeitsbereichen erfolgte. Zu nennen sind die
Begleitung von HIV-positiven/ an AIDS erkrankten Frauen, die Gestaltung
bedarfsgerechter Versorgungsstrukturen, den Abbau gesellschaftlicher
Diskriminierungen und die Primärprävention spezifischer Zielgruppen innerhalb des
Frauenbereiches.
Auch in 2007 erfolgte die Arbeit auf der landesweiten und regionalen Ebene
ausschließlich in Vernetzung und Kooperation mit Institutionen, die im Bereich
‚Frauen und AIDS’ tätig sind. Diese Vorgehensweise stellt vorhandene Ressourcen
sicher und führt zu einer effizienten Arbeit im Bereich ‚Frauen und AIDS’.
In der lokalen Arbeit ließ sich die Ausdifferenzierung der Aufgaben durch die
Einbeziehung von ehrenamtlicher Arbeit und die Unterstützung der HIV-positiven / an
AIDS erkrankten Frauen realisieren. Darüber hinaus waren auch auf dieser Ebene
Kooperationen mit Institutionen relevant, um die begrenzten personellen Ressourcen
möglichst effizient zu nutzen.
5.4.1 Arbeitsbereich ‚Frauen und AIDS’ auf der lokalen Ebene
Sicherstellung frauenspezifischer Beratung und Begleitung
In diesem Jahr stellte die Projektnehmerin sicher, dass Frauen, die sich sowohl
telefonisch als auch persönlich an die AIDS-Hilfe wenden, die Option gegeben
werden kann, sich mit einer Frau über ihre Themen auseinandersetzen zu können.
Für eine qualifizierte Beratung und Betreuung spielen geschlechtsspezifische
Faktoren eine wichtige Rolle, die sich nicht ohne weiteres von männlichen Kollegen
bearbeiten lassen. Besonders bei Frauen, deren kultureller oder religiöser
Hintergrund einen offenen Umgang bezüglich Sexualität ausschließlich bei
gleichgeschlechtlichen Personen akzeptiert, ist ein weiblicher Ansprechpartner
wichtig.
Zusammenarbeit mit Ehrenamtlerinnen / betroffenen Frauen
Für die lokale Arbeit ist es notwendig, die Kapazitäten mithilfe von Ehrenamtlerinnen
und positiven Frauen zu erweitern. Die Strategie der Projektnehmerin, sowohl
Ehrenamtlerinnen als auch betroffene Frauen in die aktuelle frauenspezifische Arbeit
mit einzubinden wurde 2007 fortgesetzt. Besonders erfolgreich ließ sich dieses in der
lokalen Öffentlichkeitsarbeit umsetzen. Der Versuch, eine betroffene Frau in die
landesweite Arbeit zu integrieren, war hingegen nur bedingt möglich.
Die Schulung der EhrenamtlerInnen der AIDS-Hilfen Oberhausen, Essen, Bochum
und Duisburg / Kreis Wesel zum Themenbereich ‚Frauen und HIV / AIDS’ wurde
erneut von der Projektnehmerin übernommen, um neue Ehrenamtlerinnen zu
gewinnen und für das Thema zu sensibilisieren. In Kooperation mit den AIDS-Hilfen
Bochum, Essen und Oberhausen werden die neuen ehrenamtlichen Mitarbeiter für
ihre Arbeit in den jeweiligen AIDS-Hilfen vorbereitet. Neben medizinischen Aspekten
wurden die unterschiedlichen Arbeitsfelder der AIDS-Hilfe vorgestellt. Die
65
Projektnehmerin hat in diesem Zusammenhang den Bereich „Frauen in besonderen
Lebenslagen“ vorgestellt.
2007 ließen sich vermehrt betroffene Frauen gewinnen, die die
Öffentlichkeitsaktionen im „Hintergrund“ unterstützten. Die Frauen erklärten sich
beispielsweise bereit, Päckchen für Aktionen zu packen, Postkarten und
Informationsmaterial zu bearbeiten etc.. Bei den Aktionen vor Ort stand die Angst vor
einem unfreiwilligen „Outing“ im Vordergrund und machte so die Teilnahme für die
Frauen unmöglich.
Mit der Homepage ‚www.venus-ruhrgebiet.de’ entstand hingegen die Option, dass
sich positive Frauen in einem geschützten Rahmen „outen“, mit ihrer
Lebensgeschichte die LeserInnen sensibilisieren und sich untereinander bei Bedarf
in einem Forum austauschen können. Die Homepage muss weiterhin beworben
werden, da das Angebot noch nicht von vielen Betroffenen genutzt wird.
Primärprävention bei Frauen in besonderen Lebenslagen
2007 ließ sich die Präventionsarbeit auf dem Duisburger Straßenstrich erfolgreich mit
dem Gesundheitsamt der Stadt Duisburg fortführen. Mit der regelmäßigen
aufsuchenden Arbeit (in einem ca. zweiwöchigen Rhythmus) wird ein langfristiger
Beziehungsaufbau zu den einzelnen Sexarbeiterinnen ermöglicht.
Erneut wurde in dem Arbeitsbereich der Bordelle in Duisburg eine Aktion
(Nikolausaktion) durchgeführt, in der Give-aways und Informationsmaterial an die
Sexarbeiterinnen verteilt wurden.
Öffentlichkeitsarbeit
2007 galt es neben der Kommunikationskampagne ‚XXelle’ und der
ruhrgebietsweiten Homepage auch die lokale AIDS-Hilfe und die Arbeit in dem
Bereich ‚Frauen und AIDS’ zu präsentieren.
Neben den einzelnen Öffentlichkeitsaktionen (siehe regionale Arbeit) ist dieses 2007
besonders gut durch die Pressearbeit gelungen. Zwei HIV-positive Frauen erklärten
sich zum Welt-Aids-Tag dazu bereit, über ihre Lebenssituationen zu berichten. Da
die Projektnehmerin diese Interviewtermine mit den Frauen vorbereitete und zu ihrer
Unterstützung beim Interview anwesend blieb, waren die Frauen trotz der
Anstrengung, sich mit Aspekten des eigenen Lebens auseinandersetzen zu müssen,
stolz auf die gelungenen Ergebnisse.
Schulung MultiplikatorInnen
In Duisburg und dem Kreis Wesel steht für den Projektbereich ‚Frauen und HIV/AIDS’
ausschließlich die Stelle der Projektnehmerin zur Verfügung. Diese Situation macht
es notwendig eine Struktur zu schaffen, in der frauenspezifische Projekte über das
Thema ‚Frauen und AIDS’ informiert sind. Ein Zugang ist mit dem Medium Internet
und der Ruhrgebietshomepage geschaffen worden.
Teilnahme an Arbeitskreisen
An dem in Duisburg existierenden Arbeitskreis, der sich an Frauengruppen und
frauenspezifische Institutionen aus Duisburg richtet, nahm die Projektnehmerin an
den Arbeitstreffen teil, die eine thematische Relevanz für die lokale Arbeit hatten.
Durch die sporadischen Kontakte wird die Begleitungsarbeit im Frauenbereich
optimiert, da enge Kooperationsmöglichkeiten zwischen den Einrichtungen
entstehen. Die Netzwerkarbeit gewinnt zunehmend an Bedeutung, da sich die
Bedarfe durch das sich verändernde Sozialrecht mehr ausdifferenzieren.
66
5.4.2 Regionale Vernetzungsarbeit im Arbeitsbereich ‚Frauen und AIDS’
Homepageprojekt ‚ venus-ruhrgebiet
Die Homepage ‚www.venus-ruhrgebiet.de’, die in Kooperation mit der AIDS-Hilfe
Dortmund e.V. erstellt wurde, präsentiert das Thema ‚Frauen und AIDS’ für positive
Frauen und andere Interessierte im Internet. Auf der Homepage werden
unterschiedliche Aspekte des Themas ‚Frauen und AIDS’ dargestellt, es werden
Links zu anderen Homepages, Termine und Hilfsangebote für betroffene Frauen
aufgeführt und es besteht die Möglichkeit ein Forum zu nutzen, um den Austausch
zwischen positiven Frauen zu fördern.
Somit bietet die Homepage zum einen die Option frauenspezifische Institutionen im
Ruhrgebiet zu informieren und zu sensibilisieren und zum anderen schafft sie für
positive Frauen einen niedrigschwelligen und anonymen Zugang zu Informationen
und persönlichen Kontakten.
Für 2007 bleibt festzuhalten, dass die Homepage ‚Venus Ruhrgebiet’ nur bedingt
weiter modifiziert und umgesetzt wurde, da sie aufgrund von ungeklärter
Administration für einige Zeit nicht zugänglich war.
Hintergrund der Stabilisierung und Modifizierung der Homepage bleibt weiterhin,
Frauen mit HIV und AIDS die Möglichkeit zu geben, Informationen aktueller
medizinischer Neuerungen / Veränderungen bedarfsgerecht und anonym über das
Internet jeder Zeit abrufen zu können.
Das sekundärpräventive Angebot auf der Homepage (Austausch von betroffenen
Frauen im Rahmen der Selbsthilfe), wurde nur partiell genutzt. Hier gilt es, die
Zielgruppe durch intensivere Bewerbung auf dieses Angebot hinzuweisen.
Eine Evaluation konnte noch nicht erfolgen, da die Anzahl von Kontakten noch nicht
für eine aussagefähige statistische Auswertung ausreichte.
Rundbriefprojekt ‚Infoletter für HIV-positive Frauen’
Die bestehenden Angebote der AIDS-Hilfe können nicht von allen Frauen genutzt
werden. Zum einen haben viele Klientinnen keinen Internetanschluss und können so
nicht auf die Homepage zugreifen, zum anderen wird das Beratungsangebot in
unserer Einrichtung aus unterschiedlichen Gründen nicht genutzt. Daher wurde von
der Stelleninhaberin ein ‚Infoletter für Frauen mit HIV und Aids’ erstellt. Dieser
Infoletter enthält Informationen, welche per Post an die interessierten Frauen
versendet werden. Es handelt sich dabei um Artikel aus Fachzeitschriften über
neueste Erkenntnisse von HIV und Schwangerschaft oder neue
Forschungsergebnisse der HIV-Medikamententherapie, die von der Stelleninhaberin
zusammengestellt werden. Darüber hinaus wird der Infoletter zur Bewerbung der
Homepage und der Kontaktbörse ‚Venus friendship’ genutzt.
Förderung der Selbsthilfepotentiale und Stabilisierung der bestehenden
Selbsthilfeangebote
Ein wesentliches Ziel auf der Ruhrgebietsebene ist es, positiven Frauen eine
Möglichkeit zu geben, sich persönlich auszutauschen und eine Vernetzung zu
ermöglichen. Dieses ist besonders relevant, da die Zielgruppe ‚Frauen’ sehr
heterogen ist und sich eine stabile persönliche Beziehung nicht ausschließlich auf die
HIV-Infektion / AIDS-Erkrankung gründen lässt.
In Zusammenarbeit mit der AIDS-Hilfe Dortmund e.V., der AIDS-Hilfe Essen e.V., der
AIDS-Hilfe Oberhausen e.V. und der AWO Niederrhein e.V. wurde 2007 ein
67
Vernetzungstreffen angeboten. Das Schwerpunktthema des Treffens stand das
Thema ‚Stilberatung’. Dies wurde der Evaluation entnommen, die Ende 2005 mit den
Frauen durchgeführt wurde. Die Ergebnisse zeigten, dass die Frauen einen
besonderen Bedarf an Themen haben, in denen die eigene Attraktivität im
Vordergrund steht. In diesem Treffen ließ sich dieses mit einer Trainerin umsetzen,
die zu den einzelnen Personen die passenden Stiltypen ermittelte. Bei den
Vernetzungstreffen sind die Teilnehmerinnenzahlen gegenüber den Vorjahren
gesunken. Die Rückmeldebögen der Frauen ergeben jedoch, dass die Treffen nicht
an Relevanz verloren haben. 2008 gilt es, die Entwicklung der
Teilnehmerinnenzahlen kritisch zu beobachten und gegebenenfalls Konsequenzen
zu ziehen.
Der Informationsnachmittag, ebenfalls mit dem gewünschten Thema ,HIV / AIDS und
Sexualität’ musste kurzfristig aufgrund zu geringer Anmeldezahlen abgesagt werden.
Angesichts der Entwicklung, dass die Frauen die Teilnahme an den
Vernetzungstreffen oftmals kurzfristig absagen, stand 2007 in der
Ruhrgebietsvernetzung im Vordergrund, dass die Frauen verstärkt miteinbezogen
werden sollten. Die Hauptamtlerinnen motivierten die Frauen erneut dazu, sich
gegenseitig in die AIDS-Hilfen einzuladen. In der ersten Jahreshälfte ließ sich dieses
in der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. umsetzen. Die positiven Frauen
entwickelten Einladungen, besprachen das Essen und den Termin. Die
Projektnehmerin unterstützte die Aktivitäten der Frauen und begleitete das Treffen,
das von Frauen aus Oberhausen, Essen und Dortmund besucht wurde.
Schulung MultiplikatorInnen
Im Jahr 2007 ließ sich in Duisburg erneut die Schulung der Hebammen zum Thema
‚HIV / AIDS’ in Kooperation mit der AIDS-Hilfe Dortmund e.V. umsetzen. Sie verlief
äußerst positiv, so dass die Schule weiteren Bedarf und den Wunsch nach weiterer
Kooperation geäußert hat. Ein weiterer Termin ist bereits für den April 2008
vereinbart, der in Kooperation mit einem Duisburger Schwerpunktarzt stattfinden
wird.
Die Hebammenschule in Bochum hat weiterhin keinen Bedarf angemeldet.
Öffentlichkeitsarbeit
In der Öffentlichkeitsarbeit 2007 wurde der Schwerpunkt weiterhin auf die
Präsentation der landesweiten Kommunikationskampagne ‚XXelle’ gelegt. Im
Rahmen der Ruhrgebietsvernetzung ließen sich zwei Öffentlichkeitsaktionen zum
Thema ‚Frauen und AIDS’ platzieren. Eine fand zum ‚Internationalen Frauentag’ in
Kooperation mit der AIDS-Hilfe Essen e.V. in der Essener Innenstadt statt, bei der
mit einer Glücksradaktion und Verteilen von Päckchen die
Kommunikationskampagne beworben wurde. Die zweite wurde auf der ‚Loveparade’
platziert, die im Jahr 2007 erstmals im Ruhrgebiet stattfand, und in Kooperation mit
Essen, Duisburg/ Kreis Wesel und Oberhausen stattfand.
68
5.4.3 Landesweite Vernetzungsarbeit im Arbeitsbereich ‚Frauen und AIDS’
Teilnahme an Arbeitskreisen
Die regelmäßige Teilnahme an der Landesarbeitsgemeinschaft ‚Frauen und AIDS’
vertiefte den landesweiten Bezug des Projektes. Dieser ist notwendig, um die
kontinuierliche Modifizierung der Arbeit in dem Bereich ‚Frauen und AIDS’ zu
gewährleisten. Mithilfe der fachlichen Auseinandersetzung auf der Landesebene wird
zum einen die lokale Projektarbeit weiterqualifiziert und zum anderen die Erarbeitung
und Umsetzung von Projektideen in NRW gefördert.
Öffentlichkeitsarbeit
2007 galt es, die landesweite Kommunikationskampagne ‚XXelle’
öffentlichkeitswirksam zu präsentieren.
Die NRW-weit erstellten Materialien ließen sich für unterschiedliche Aktionen (s.
Öffentlichkeitsarbeit auf lokaler / regionaler Ebene) erfolgreich nutzen. Darüber
hinaus trugen die von der AIDS-Hilfe NRW e.V. erstellten Presseartikel zu einer
gelungenen Öffentlichkeitsarbeit bei.
69
5.5 Migration
Das Thema ‚Migration’ nimmt in der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. im Jahr
2007 weiterhin einen wichtigen Teil der Arbeit ein. Besonders im Begleitungsbereich
spielt es eine wesentliche Rolle. Auf dieser Ebene ist in erster Linie, aufgrund des
umfassenden Ausländergesetzes, eine Vernetzungsarbeit mit anderen Institutionen,
die zur Klärung der Aufenthaltssituation beitragen, unbedingt erforderlich. Im Hinblick
auf die Präventionsarbeit ist ein sensibler Umgang mit dem kulturellen und religiösen
Hintergrund vonnöten.
5.5.1 Migration und Begleitung
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. begleitete auch im Jahr 2007 ca. 30%
Menschen, die einen Migrationshintergrund hatten. Im Hinblick auf die HIV-positiven /
an AIDS-erkrankten Frauen waren 44% der Begleiteten Migrantinnen, wobei die
Gruppe der SchwarzafrikanerInnen in diesem Berichtsjahr die zahlenmäßig größte
Gruppe der MigrantInnen stellt. Die Herkunftsländer sind dabei häufig Togo, Ghana
und Kamerun. Vernachlässigbar klein sind neben dieser MigrantInnengruppe
Menschen mit türkischen und serbokroatischen Migrationshintergrund, die aber
ebenfalls von der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. begleitet werden.
In der Begleitung zeigt sich, dass viele Thematiken, die in der Beratungs- und
Versorgungssituation eine Rolle spielen, kulturell geprägt sind. Dieses kann in
Beratungssituationen zu Missverständnissen führen, aus denen Fehlentscheidungen
oder kontraproduktive Unterstützungs- und Behandlungsangebote resultieren
können. Hinzu kommen sprachliche Barrieren, die die Verständigung ebenfalls
erschweren. Dieses wird besonders bei der Auseinandersetzung über sensible
Themen wie HIV / AIDS, Sex, Drogen u.ä. deutlich. Zusätzlich zu den sprachlichen
und kulturellen Barrieren ist die Begleitung der HIV-Infizierten / an AIDS-erkrankten
MigrantInnen durch ihre spezifische Lebenssituation gekennzeichnet. Häufig sind
Regelung des Aufenthaltsstatus’ und der Umgang mit dem fremden Aufenthaltsland
und Behörden ein existentielles Thema, worüber die HIV-Infektion/AIDS-Erkrankung
in den Hintergrund rückt. Für viele MigrantInnen trifft zu, dass sie ihre Familien in den
Herkunftsländern zurückgelassen haben. Besonders in der Begleitung der Menschen
aus Subsahara-Afrika ist die Trennung von Eltern, Geschwistern, Kindern und
EhepartnerInnen daher oft ein Thema.
Aus den genannten Gründen nimmt die Begleitung der MigrantInnen oftmals einen
anderen zeitlichen Rahmen in Anspruch. Der fachliche Austausch (z. B. im
Arbeitskreis Migration – s. 5.5.2) sowie die Zusammenarbeit mit anderen
Institutionen nimmt daher einen hohen Stellenwert ein.
5.5.2 Arbeitskreis ‚Migration’
Ziel des Arbeitskreises Migration ist ein fachlicher Austausch, Vernetzung regionaler
Angebote und die Durchführung gemeinsamer Projekte und Veranstaltungen. So
konnte im Jahr 2007 das in 2005 geplante Projekt, eine Fachtagung für
MultiplikatorInnen aus unterschiedlichen MigrantInnengruppen zu schulen,
umgesetzt werden. Mit der Fachtagung: „…ohne Angst verschieden sein…“ -
Aspekte transkultureller Kommunikation im Bereich der Gesundheitsförderung – sind
MultiplikatorInnen aus unterschiedlichen Institutionen erreicht worden, die mit
MigrantInnen arbeiten.
70
Im Vordergrund stand dabei eine Sensibilisierung bezüglich ihres Umgangs mit
MigrantInnen. So ist sowohl der Fokus auf die Lebenssituation der MigrantInnen
gerichtet worden (z. B. mit dem Workshop „Traumatisierung von MigrantInnen“) als
auch auf die eigene Rolle als BeraterIn (Thematisierung eigener Vorurteile, Ängste,
Unsicherheiten etc.) Bezug genommen worden.
Der Arbeitskreis, ein Zusammenschluss von Organisationen, die im Bereich
HIV/AIDS tätig sind (Gesundheitsamt der Stadt Duisburg - Beratungsstelle zu AIDS
und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten - AIDS-Hilfe Oberhausen e. V.,
AIDS-Hilfe Düsseldorf e.V., AIDS-Hilfe Krefeld e.V., Projekt Aids + Kinder, Köln).
verfolgt die Zielsetzung, im Jahr 2010 eine weitere Fachtagung für MultiplikatorInnen
aus unterschiedlichen MigrantInnengruppen anzubieten, um das Thema ‚HIV / AIDS’
weiterhin präsent und MultiplikatorInnen für das Thema ‚Migration’ sensibel zu
machen.
71
5.6 Youthwork / Prävention in der Allgemeinbevölkerung
• „Jugendliche sind umfassend und nachhaltig aufgeklärt
• Jede nachwachsende Generation wird erreicht
• Im Jugendbereich sind die Themen HIV / AIDS in ein kultursensibles,
sexualpädagogisches Angebot eingebettet
• Jugendliche sind für das Thema Solidarität mit Menschen mit HIV / AIDS
sensibilisiert
• Jugendliche erfahren, dass offen über den Schutz der eigenen Gesundheit
und den der Sexualpartnerin und des Sexualpartners gesprochen werden
kann und dass Schutzverhalten gesellschaftlich erwünscht ist
• Die Wirkung von illegalen und legalen Drogen, insbesondere von Alkohol, auf
das Schutzverhalten wird thematisiert
• Sozial benachteiligte Jugendliche werden mit spezifischen Maßnahmen
erreicht“
(Quelle : Aktionsplan zur Umsetzung der HIV / AIDS-Bekämpfungsstrategie der Bundesregierung,
Bonn/Berlin, 3. überarbeitete Aufl., März 2007, S.15)
So lauten die im Aktionsplan der Bundesregierung zur Umsetzung der HIV / AIDS-
Bekämpfungsstrategie vom März 2007 formulierten Ziele für die „besondere
Zielgruppe“ Jugendliche. Eine deutliche Bekräftigung des erfolgreichen `deutschen
Präventionsansatzes´ und eine deutliche Bestätigung für und Stärkung des
Präventionsansatzes des bisherigen NRW-Landesprogrammes „Youthwork“,
welches bei der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. seit nunmehr 19 Jahren
durch eine hauptamtliche Fachkraft verortet ist und auch nach der Kommunalisierung
der Landesmittel (Vgl. 1.) hier erhalten werden soll / muss.
Die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit dieser AIDS-Prävention in
sexualpädagogischem Kontext mit dem vorrangigen Ziel der Vermeidung von
Primärinfektionen hat nichts an Bedeutung verloren. Die deutlichen Anstiege der
letzten Jahre bei den HIV-Neudiagnosen quer durch alle Bevölkerungsgruppen –so
auch bei jugendlichen und jungen Menschen- sind ein deutlicher Beleg dafür.
Dennoch ist festzuhalten, dass diese Arbeit, die vor allem durch personale
Kommunikation zielgruppenadäquate Informationsarbeit und Aufklärung leistet,
offenbar weiterhin sehr erfolgreich ist. Das zeigen uns die epidemiologischen Daten
aus unserer Region und die Inzidenzvergleiche mit anderen europäischen Ländern.
Der niedrigschwellige, emanzipatorische und akzeptanzorientierte Ansatz ist richtig.
Repressive Ansätze sind eindeutig kontraproduktiv, wie insbesondere Beispiele aus
Osteuropa zeigen. Auch die mit großem finanziellen und personellen Aufwand
aufgelegten Abstinenzprogramme der USA scheitern, wie erste
Evaluationsergebnisse belegen.
Die besondere Akzeptanz dieses Ansatzes wird uns auch vor Ort durch
Rückmeldungen, Resonanzen und Evaluationserfahrungen zu unseren
72
Veranstaltungen in diesem Sektor (s. Abb. Veranstaltungsverteilung nach
Arbeitsfeldern) bestätigt.
Dem Rechnung tragend gestalten wir unsere AIDS-Prävention in
sexualpädagogischem Kontext und zielen auf einen Dialog in offener und angstfreier
Atmosphäre und ohne pädagogischen Zeigefinger.
5.6.1 Veranstaltungsinhalte
In aller Regel werden personalkommunikative Formen massenmedialen vorgezogen.
Das erfordert allerdings auch eine jeweilige Reduktion auf zielgruppenadäquate und
bedürfnisorientierte Themenbereiche. Um diese Reduktion pädagogisch
verantwortungsvoll vornehmen zu können, finden entsprechende Vor- und
Nachgespräche mit den Veranstaltungspartnern statt.
Je nach Zielgruppe, Zugangsvoraussetzungen und Rahmenbedingungen können
u.a. folgende Themenfelder behandelt werden:
• Medizinisch, biologische Grundlagen zu HIV und AIDS, und
andere STI`s (Virologie, Immunologie, ...)
• Verlaufsformen der HIV-Infektion
• Aktueller Forschungsstand und Therapieansätze
• Übertragungswege und –risiken
• Infektionsschutzmöglichkeiten
• Testverfahren und ihre Problematiken
• Epidemiologische Entwicklung und daraus resultierende
Präventionserfordernisse und –strategien
• Lebenssituation von Betroffenen und An- oder Zugehörigen
• Umgang mit HIV-positiven oder/und an AIDS erkrankten
Menschen
• Vorurteile gegenüber sog. Hauptbetroffenengruppen
• Drogen- und Substitutionsproblematik
• HIV und AIDS als gesellschaftliches Phänomen
• Juristische und ethische Fragestellungen
• Probleme in der Begleitung und Pflege
• Sterbebegleitung, Tod und Trauer
• Liebe, Sexualität und Partnerschaft
• Probleme im Umgang mit der eigenen Sexualität
• Homosexualität (Schwul-lesbische Aufklärungsarbeit)
• Geschlechterrollen und ihre Problematiken
• Normen, Werte und deren Wandel im Umfeld der Sexualität
• u.a.m.
73
5.6.2 Schulische Prävention / Youthwork
Wir bieten für Sie an:
• AIDS-Präventionsveranstaltungen im
Rahmen von Sexualpädagogik und
ganzheitlicher
Gesundheitsförderung
• Fort- und Weiterbildung für
MultiplikatorInnen und LehrerInnen
• Beratung (telefonisch, persönlich,
schriftlich und via Internet) für
Jugendliche, Eltern, LehrerInnen,
ErzieherInnen etc.
• Kooperation, Koordination und
Vernetzung
• Geschlechtsspezifische Angebote für
Mädchen und Jungen
Beratung
Einzel-, Paar,
Gruppenberatung;
-telefonisch
-persönlich
-schriftlich
-via Internet
Angebote
Kooperation,
Präventionsveranstaltungen
Weiterbildung
Fort- und
Koordination,
Vernetzung
Gruppenarbeit, Moderation, Workshop,
Seminar, Expertengespräch, Diskussion,
Projekt, Fachtagung, Event, Vortrag,
Referat, Infostand etc.
Arbeitskreise,
Gremien,
Ausschüsse,
Lobbyarbeit, etc.
AIDS-präventive Veranstaltungen in sexualpädagogischem Kontext wurden von der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. für SchülerInnen aller Regelschulformen
sowie Kollegschulen durchgeführt. In der Regel werden unsere Angebote in den
Jahrgängen ab der Klasse 8, in einzelnen begründeten Ausnahmen auch in jüngeren
Jahrgängen platziert.
Form und Inhalte werden jeweils bedürfnis- und lebensweltorientiert konzipiert. Das
Angebotsspektrum reicht hier von Formen eines „Expertengespräches“ im Rahmen
von Unterrichtsreihen vor unterschiedlichem Fachhintergrund bis hin zu Projekttagen
und – wochen, die günstigenfalls außerhalb des Schulrahmens durchgeführt werden.
Um darüber hinaus eine zumindest grobe Übersicht über das „Produkt Youthwork“,
über Zielebenen, Methoden und Ansätze bekommen zu können, sei an dieser Stelle
auf die Internetseite www.youthwork-nrw.de verwiesen.
Mit dem Berichtsjahr 2007 blicken wir im Bereich Youthwork / Prävention in der
Allgemeinbevölkerung auf ein rekordverdächtiges Jahr zurück. Weiterhin
konzentrieren sich die Veranstaltungsanfragen stark auf das erste Halbjahr und
insbesondere auf das erste Quartal, in dem wir allein 46 (!) Veranstaltungstage
aufzuführen haben. Vor allem die Anfragen von weiterführenden Schulen boomen
so, dass wir leider nicht alle Anfragen wunschgemäß bedienen konnten. Es gibt
allerdings viel Bemühen um terminliche Flexibilität von Seiten der Schulen, die unser
Angebot sehr zu schätzen gelernt haben.
Angesichts der Größe des Zuständigkeitsgebietes, der wachsenden Bedarfe und der
Einzigartigkeit des Youthwork-Angebotes in der Region, erscheint es weiterhin sehr
74
sinnvoll, eine weitere Fachkraft zu gewinnen. Wünschenswert wäre insbesondere
eine Youthworkerin, die sich verstärkt der Mädchenarbeit widmen könnte. Zumindest
phasenweise und themenabhängig sind geschlechtsspezifische Angebote und
Arbeitsweisen im Bereich der Sexualpädagogik wichtig. Die `Sinnhaftigkeit´ beginnt
gewissermaßen bei dem Eindruck, dass Defizite bzgl. des individuellen
Körperbewusstseins und –verständnisses aus meiner Sicht zunehmen und
Basiskenntnisse zu Körperbau und –funktionen, die zum Verstehen von sexuellen
Vorgängen unentbehrlich sind, oft nur rudimentär vorhanden sind. Dies gilt allerdings
durchaus für beide Geschlechter.
Darüber hinaus können wir uns mit unseren Kapazitäten leider nicht im gewünschten
Maße um sozial benachteiligte Schüler/innen kümmern, die nicht nur, aber gewiss
mit höherer Quote in Haupt- und LB-Schulen anzutreffen sind, für die die
beschriebenen Defizite in besonderem Maße gelten und die bei den STI-Inzidenzen
leider eine exponierte Rolle spielen.
Angesichts der knappen personellen Ressourcen bleibt die Einbindung und
entsprechende Qualifizierung von ehrenamtlichen Kräften und Multiplikator/innen ein
zentrales Anliegen der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
Unser Dank gilt hier insbesondere den aktiven HIV-positiven EhrenamtlerInnen, die
sich immer wieder bereit erklären, in authentischer Weise zur Frage „HIV-positiv sein
– was heißt das?“ Rede und Antwort zu stehen. Die Einbeziehung dieser
Selbsthilfeaktivisten ist hier, wie bei Bedarf auch zum Thema „Homosexualität“, fester
Bestandteil vieler Präventionsveranstaltungen. Der besondere Wert dieser
Authentizität wird uns auch immer wieder rückgemeldet. Hier gilt auch den
Mitarbeitern des Herzenslust-Teams ein herzliches Dankeschön.
Den von uns (mit-) initiierten Präventions-Vernetzungen in Duisburg und für die
Region um Dinslaken kommen ebenfalls besondere Bedeutungen zu. Dabei geht es
uns vor allem darum, über MultiplikatorInnen eine kontinuierliche Präsenz der
Präventionsthemen in den Institutionen zu schaffen und von `nur´ punktuellen
Veranstaltungen wegzukommen. Durch die Vernetzung und die damit verbesserte
Kooperation und Koordinierung werden Synergieeffekte erzielt. Durch begleitende
Öffentlichkeitsarbeit wird für die potentiellen Kunden mehr Transparenz zu den
Präventionsangeboten geschaffen.
Nach der (alljährlich durchgeführten) repräsentativen Umfrage der BZgA aus dem
Jahre 2006 verfügen Jugendliche im Alter von 16 bis 20 Jahren in Deutschland „über
ein hohes Basiswissen zu HIV und AIDS (…). Andererseits ist ihr Wissensstand in
wichtigen Bereichen lückenhaft: 20 Prozent dieser Jugendlichen wissen nicht, dass
Menschen mit HIV andere Menschen bereits vor dem Ausbruch von AIDS infizieren
können. Ebenso sind sich 16 Prozent nicht sicher, wie sie sich vor AIDS schützen
können, und 21 Prozent glauben, ein positives HIV-Testergebnis bedeutet man sei
an AIDS erkrankt. 14 Prozent glauben zudem, HIV-Infektionen an äußerlichen
Anzeichen erkennen zu können.“
(Quelle : Aktionsplan zur Umsetzung der HIV / AIDS-Bekämpfungsstrategie der Bundesregierung,
a.a.O., S.15)
75
Erst recht konstatieren wir immer wieder und immer mehr Defizite im Bereich von
sprachlichen und kommunikativen Kompetenzen im Feld von Liebe, Sexualität und
Partnerschaft.
Nach unserer Auffassung sind hierzu die Informations- und Vermittlungsmethoden
und der Zeitpunkt der thematischen Auseinandersetzung von entscheidender
Bedeutung. Die Erkenntnis ist nicht neu, dass AIDS-Prävention mit Jugendlichen im
Kontext von Sexualpädagogik anzusiedeln ist, dass personalkommunikative
Methoden (d.h. „Veranstaltungen von Mensch zu Mensch“, vgl. BZgA-Ansatz), die an
der Lebenswelt der SchülerInnen orientiert und hinsichtlich der ersten Erfahrungen
zeitnah zu platzieren sind, massenmedialen oder eindimensionalen
Vermittlungsformen vorzuziehen sind.
In den Jahrgangsstufen bis zur 10. Klasse erscheint uns zudem eine – zumindest
phasenweise und themenabhängige – geschlechtergetrennte Bearbeitung sinnvoll
(vgl. o.). Hier müssen einfach die nicht selten durchaus großen Unterschiede im
Reife- und Erfahrungsgrad zwischen Mädchen und Jungen einer Jahrgangsstufe
Berücksichtigung finden. In Anwesenheit des anderen Geschlechtes fällt es
manchmal schwerer, in offene und ehrliche Kommunikationsprozesse
hineinzufinden.
Erst recht, wenn die eigene Identitätsfindung (Wer bin ich? Was mag ich? Was mag
ich nicht? …) noch in vollem Gange ist. Dennoch sind angesichts der mehrheitlich
heterosexuellen Orientierungen, Erfahrungen gelingender Kommunikation zwischen
den Geschlechtern unentbehrlich und nicht zuletzt besonders wichtig für die
Verabredung von Verhütungsmethoden, für die Durchsetzung individueller
Schutzbedürfnisse.
Verstärkt wird der Trend zu problematischer bzw. nicht erfolgreicher Face-to-face-
Kommunikation durch die rasante Nutzung der neuen Medien zur Kontaktanbahnung
oder für Verabredungen. Die anfängliche Anonymität wird einerseits sehr geschätzt,
aber andererseits auch zunehmend missbraucht. Der Ansatz, kommunikative
Kompetenzen zu fördern wird aus unserer Sicht immer wichtiger.
Es bleibt dabei, Emanzipation, Selbstbewusstsein und –bestimmung mit sozialer
Verantwortung und solidarischem Handeln in Einklang zu bringen, ist eine zentrale
Aufgabe von Erziehung, (Aus-) Bildung und Präventionsarbeit (Vgl. „Ziele“, o.).
Auch vor diesem Hintergrund ist eine optionale Einbeziehung des Spezialthemas
„Homosexualität“, welches durch die Richtlinien zur Sexualerziehung zum
verbindlichen Thema aufgewertet wurde, wichtig. Umso mehr, als auf den
Schulhöfen wieder deutlich mehr verbale Ausgrenzungsattacken zu vernehmen sind.
Das passt leider zur oben beschriebenen Tendenz. Die nach wie vor stark
klischeegeprägte Vorstellung vom „Schwul-Sein“ gilt sehr häufig geradezu als das
Antivorbild für Jungen. Trotz aller gesamtgesellschaftlichen Fortschritte im Feld der
Akzeptanz und Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlichen Lebensweisen, gilt es
hier aus Sicht des Verfassers sehr genau zu beobachten und frühzeitig den
Anfängen neuer Diskriminierungstendenzen zu wehren.
Hier sei wieder einmal der Hinweis gestattet, dass beim Youthworker der AIDS-Hilfe
Duisburg /Kreis Wesel e.V. die sog. „SCHLAue Kiste“ des MGSFF (heute MAGS)
NRW mit Medien und Materialien zur schwul-lesbischen Aufklärungsarbeit prinzipiell
auszuleihen ist. Darüber hinaus können über den Youthworker der AIDS-Hilfe (ggf.
76
im Verbund mit dem „Herzenslust-Team der AH) Multiplikatorenfortbildungen zu
diesem Themenfeld vereinbart werden.
Durch Veranstaltungen im Sektor Youthwork und Präventionsveranstaltungen in der
Allgemeinbevölkerung konnten wir im Berichtsjahr über 4700 Personen mit
personalkommunikativen Formen erreichen, davon 147 sog. MultiplikatorInnen
(Lehrkräfte und sonstige PädagogInnen sowie ehrenamtliche MitarbeiterInnen).
Allein im schulischen Bereich ( Youthwork-Angebote) erreichten wir 1900
Jugendliche aus allen Schulformen, über 950 in außerschulischen
Zusammenhängen wie offener Jugendarbeit u.a. 70 % der Jugendlichen kamen aus
dem Alterssegment zwischen 14 und 17 Jahren, 22 % der Jugendlichen hatten einen
Migrationshintergrund.
5.6.3 (Präventions-) Veranstaltungen für Jugendliche und
Multiplikatoren
Erfreulich war im Berichtszeitraum erneut die Nachfrage nach
Präventionsberatungen von SchülerInnen, die für Fach- oder Projektarbeiten unseren
Rat suchten. Dies ist gewiss auch als Zeichen zu deuten, dass die AIDS-Hilfe
Duisburg / Kreis Wesel e.V. bei vielen Schulen als gute und wichtige Anlaufstelle
bekannt ist. Über das direkte Aufsuchen lassen sich im Übrigen leicht denkbare
Schwellenprobleme abbauen. Zudem können wir hierüber natürlich auch unsere
Youthwork-Angebote bekannt machen.
Aus dem Bereich berufsbildender Einrichtungen (z.B. Berufskollegs) gab es im
Berichtsjahr stabil hohe Anfragen zu vermerken. Hier finden wir in der Regel wichtige
Zielgruppen; Jugendliche im Alter zwischen 16 und 25 Jahren, die oftmals
problembehaftete Sozialisationen und einen geringen Grad an Aufklärungsniveau
(z.T. auch migrationsbedingt) aufweisen.
Bis auf einzelne Ausnahmen – vorwiegend im Zusammenhang mit schulischen
Projekttagen und im Umfeld des Welt-AIDS-Tages – sind direkte Kooperationen mit
Einrichtungen der offenen Jugendarbeit eher selten. Dass wir hier allerdings auch
keine Offensiven starten konnten, hat unsererseits auch mit Kapazitätsgrenzen zu
tun.
77
5.6.4 Multiplikatoren- und Erwachsenenbildung
Wie bereits erwähnt, investiert die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. viel in die
Aus- und Weiterbildung ihrer ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, ohne die einfach die
Vielzahl an Anfragen auch aus diesem Präventionsfeld nicht befriedigt werden
könnten. Dies ist und bleibt eine wichtige Aufgabe, der wir uns gerne widmen. Dazu
führen wir u.a. alljährlich intensive Grundlagenausbildungen (s. 6.) im Verbund mit
drei anderen Ruhrgebiets-AIDS-Hilfen durch, um darüber einerseits den
EhrenamtlerInnen eine Möglichkeit zu bieten, ein Einsatzfeld zu finden, dass Ihren
Ressourcen, Fähigkeiten und Neigungen entspricht, und andererseits sie gemäß
unserer Qualitätsstandards auszubilden und zu rüsten und die vorhandene
Motivation zu stärken. In 2006 hatten wir diese Schulungsreihe erstmalig inhaltlich
stark auf die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit konzentriert und ein reformiertes
Seminarkonzept entwickelt. Diese neue Form ist nach der Evaluation wieder ein
wenig zurückgeschraubt worden, da von Seiten der Teilnehmer/innen ein großer
Bedarf an möglichst umfassendem Einblick in die Vielfältigkeit der Arbeitsgebiete von
AIDS-Hilfen geäußert wurde. Für den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit ist dies
sicherlich auch besonders bedeutungsvoll, da es ja auch um die Außendarstellung
dessen geht, was insgesamt geleistet und angeboten wird. Es spricht aber vieles
dafür, ehrenamtliche Ressourcen gerade auch im Bereich der (Primär-)
Präventionsarbeit weiter zu mobilisieren und zu qualifizieren, z.B. für den peer-topeer-Ansatz.
Die aktiven EhrenamtlerInnen sind unsere wichtigste Ressource und
die wichtigsten MultiplikatorInnen.
Eine weitere ganz wichtige Gruppe von potentiellen MultiplikatorInnen sind in diesem
Präventionsfeld natürlich die Lehrenden in schulischen und außerschulischen
Einrichtungen. Die Anfragen nach Lehrerfortbildungen im Hinblick auf und im Vorfeld
von Projektformen sind allerdings weiter rückläufig. Dies hat unter anderem mit den
vielfältigen Veränderungen im Schulbereich mit erheblichen Zusatzbelastungen für
die Lehrkräfte durch das Kultusministerium zu tun.
Das Themenspektrum reicht hier von der Präsentation des aktuellen Wissensstandes
zu HIV und AIDS über die epidemiologische Entwicklung und daraus resultierender
Präventionskonsequenzen und –strategien bis hin zu Aspekten spezieller Fortbildung
im Feld der Kommunikation, wie Gesprächsführung und Moderation.
Auch vor diesem Hintergrund erweisen sich die erwähnten
Präventionsvernetzungsaktivitäten als höchst sinnvoll. Darüber lassen sich
Synergieeffekte erzielen, mittelfristig gesehen Ressourcen zusammenführen und
nicht zuletzt Chancen eines ökonomischeren Haushaltens mit den vorhandenen
Kapazitäten entwickeln.
Umso mehr gewinnt das Feld der Multiplikatorenausbildung an Bedeutung. Ein
zentrales Anliegen ist es, die Präventionsthemen und die damit verbundenen Ziele
an Schulen und in außerschulischen (Jugend-) Einrichtungen möglichst ganzjährig
zu platzieren. Geschulte PädagogInnen, ErzieherInnen oder SozialarbeiterInnen und
–pädagogInnen sollten diese repräsentieren, zumindest mit
Verweisungskompetenzen ausgestattet sein und als AnsprechpartnerInnen für die
Jugendlichen bekannt sein/ werden.
78
Erfreulich gut angenommen wurde hier wieder die im Berichtsjahr angebotene 6.
Fachtagung des Präventions-Vernetzungskreises Duisburg im März. Unter dem
schönen Titel „Identitätsfindung zwischen Körperkult und Wodka, Disco und
Moschee“, konnten sich etwa 60 Teilnehmer/innen schwerpunktmäßig mit
interkulturellen Kompetenzen beschäftigen und neben inhaltlichen Anregungen und
methodischen Zugangsformen die Präventionsinfrastruktur in Duisburg kennen
lernen.
Der Vernetzungskreis „ProVer“ für die Region um Dinslaken ist nach erfolgreicher
Wiederbelebung immer noch auf dem Wege, Formen und Wege für
MultiplikatorInnen-Arbeit zu entwickeln.
5.6.5 Berufsspezifische Erwachsenenbildung
Hier sind im Wesentlichen Fortbildungsveranstaltungen in Krankenpflegeschulen, bei
sonstigen Pflegeanbietern und im medizinischen Versorgungssystem verortet. Auch
in diesem Bereich verzeichnen wir stabile Nachfragen und hocherfreuliche
Rückmeldungen. Insbesondere wird geschätzt, dass wir von der medizinischen Seite
bis zu den Tiefen im psychosozialen Bereich die ganze Bandbreite des komplexen
Themenfeldes rund um das Phänomen „HIV und AIDS und andere sexuell
übertragbare Krankheiten“ abdecken können. Nicht zuletzt auch in diesem
Tätigkeitsfeld bewährt sich das „3-Säulen-Modell AIDS-Hilfe“ mit der Verbindung von
Selbsthilfe-, Interessen- und Fachverband sowie der Ansatz der Strukturellen
Prävention.
5.6.6 Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten
Anzuführen sind hier für den Stelleninhaber :
„Youthworker“ Dietmar Heyde
• Beteiligung an der Grundlagenausbildung für EhrenamtlerInnen in der
Ruhrgebietsvernetzung der AIDS-Hilfen
• Präventionsvernetzungsarbeit im Kreis Wesel und Duisburg
79
• Vertretung der AH DU / KW e.V. bei den NRW-Youthworker-
Arbeitskreisen und dem Youthwork-Qualitätszirkel
• Evaluation im Rahmen des Verfahrens beim Youthwork-
Förderprogramm-Controlling des MAGS, NRW
• Beratung / Information für Zeitungs- und Radio-Redaktionen sowie für
politische Entscheidungsträger
• Koordinierung von haupt- und ehrenamtlichen Einsätzen bei
Informations- und Präventionsprojekten
• Einarbeitung in und Bereitstellung von Materialien für Lehrende und
MultiplikatorInnen
• Beratung von pädagogischen Fachkräften bzgl. der Unterrichts- oder
Projektgestaltung zum Thema HIV und AIDS
• Telefonische und persönliche Informations- und Beratungsgespräche
• E-mail Beratung
• Unterstützung von Jugendvertretungs- und
SchülerzeitungsredakteurInnen
• Beratungsstellenleitung
• u.a.m. (Vgl. 4. Öffentlichkeitsarbeit)
Abb.: Veranstaltungsverteilung nach Arbeitsfeldern
EMBED Excel.Chart.8 \s
Prävention in der Allgemeinbevölkerung -
Verteilung nach Arbeitsfeldern - 2007
Kooperation /
Vernetzung /
Gremien
22 %
Öffentlichkeitsarbeit
21 %
Präventionsberatung
13 %
Berufsspezifische
Erwachsenenbildun
g
7 %
Schulische
Prävention
27 %
Außerschulische
Prävention
5 %
Multiplikatoren- /
Erwachsenenbildun
g
5 %
80
6. Ehrenamtliche Mitarbeit
6.1. Begleitung der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen
Im Berichtsjahr schwankte die Anzahl der ehrenamtlich Tätigen zwischen 27 und 32
Personen.
Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen engagieren sich in den vielfältigen
Aufgabengebieten der AIDS-Hilfe. Diese umfassen die Begleitung, Knastarbeit,
Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit, Herzenslust, Methadonvergabe, Telefon- und
E-Mail-Beratung, Chat-Beratung, Vorstandsarbeit, Freitagsfrühstück,
Substitionsfrühstück und Weihnachtsfeier. Einige ehrenamtliche MitarbeiterInnen
arbeiten in mehreren Bereichen, andere unterstützen die Arbeit der AIDS-Hilfe
punktuell.
Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnnen sind in den unterschiedlichsten Berufen aktiv,
sind HIV-negativ oder HIV-positiv, setzen sich aus Frauen und Männern aus allen
sozialen Lebensbereichen zusammen und stammen aus den unterschiedlichsten
politischen Richtungen. Dies bedeutet für die Arbeit der AIDS-Hilfe einen enormen
Erfahrungsschatz, der in unsere Arbeit mit einfließt.
Eine Möglichkeit des Austausches bietet weiterhin unser Mittwochs-Café (siehe auch
Punkt 3.5). Hier ist der zentrale Anlaufpunkt, um sich mit Betroffenen zu treffen oder
untereinander oder mit den hauptamtlich Tätigen auszutauschen.
Im Berichtsjahr fanden im Anschluss an das Mittwochs-Café drei Aktiven-Treffen
(Februar, August, Oktober) statt. Bei diesen Aktiventreffen sollen die Mitglieder
zwischen den Mitgliederversammlungen aktuell informiert und in
Entscheidungsprozesse mit eingebunden werden. Des Weiteren soll ein Austausch
zwischen den einzelnen ehrenamtlichen Gruppen erfolgen.
Da die Mitgliederversammlung meistens im April/Mai stattfindet, gibt es im April kein
Aktiventreffen. Durch den unerwarteten Tod eines Vorstandmitgliedes musste im
Berichtsjahr die Jahreshauptversammlung verschoben werden und fand im Juni statt.
Daher wurde auch das Aktiventreffen im Juni abgesagt.
Im Aktiventreffen im Februar wurde die Jahresplanung vorgestellt und diskutiert. Ein
weiteres Thema war der Rückblick auf die Weihnachtsfeier 2006. Es wurden
mögliche Änderungen für die Weihnachtsfeier 2007 gesammelt.
Im August wurde ein Überblick über den Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress in
Frankfurt gegeben. Des Weiteren wurde ein erster Überblick über die
Veranstaltungen zum Welt-AIDS-Tag vorgestellt.
Im Oktober ging es schwerpunktmäßig um die Vorbereitungen zum WAT und der
Weihnachtsfeier. Hier wurden aktiv HelferInnen für die Veranstaltungen geworben.
Es bot sich auch Gelegenheit, das HIV-Infektionsgeschehen im 1. Halbjahr auf
Grundlage der RKI-Zahlen zu betrachten und auf die MV der Deutschen AIDS-Hilfe
rückzublicken.
81
Das Dezember-Aktiven-Treffen ist traditionell als Termin für den Dank an die
ehrenamtlichen MitarbeiterInnen für Ihre geleistete Arbeit bestimmt. An diesem
Termin kochten die hauptamtlichen MitarbeiterInnen für die ehrenamtlichen
MitarbeiterInnen und in gemütlicher Runde wurde ein Rückblick auf das
zurückliegende Jahr und speziell den WAT geworfen.
6.2. Schulung und Fortbildungen für ehrenamtliche MitarbeiterInnen
Auch im Jahr 2007 führten wir im 2. Halbjahr für die neuen ehrenamtlichen
MitarbeiterInnen eine Schulung durch. Nach Evaluation unseres
Schulungskonzeptes 2006 haben wir die Schulung um einige Themenbereiche
erweitert. Die Schulung umfasste sieben Abendtermine und ein Wochenende.
Folgenden Ablauf hatte die Ehrenamtlerschulung:
Termin Zeitrahmen Inhalt
DO 11.10.07 19.00-21.30 Uhr Medizin Teil 1
MO 15.10.07 19.00-21.30 Uhr Medizin Teil 2
MO 22.10.07 19.00-21.30 Uhr Positiv sein – was heißt
das?
SA 27.10.07 10.00-18.00 Uhr Kommunikation und
Wahrnehmung
SO 28.10.07 10.00-18.00 Uhr Liebe, Sexualität und
Partnerschaft
DI 06.11.07 19.00-21.30 Uhr Xxelle/Herzenslust
Kampagne
MO 12.11.07 19.00-21.30 Uhr Stricher und weibliche
Prostitution, sexuell
übertragbare Krankheiten
MO 19.11.07 19.00-21.30 Uhr Illegalisierte Drogen,
Knast und Substitution
MO 26.11.07 19.00-21.30 Uhr Fazitabend und Party
Die Schulung wurde wie in den Vorjahren mit den AIDS-Hilfen Bochum, Essen und
Oberhausen in Kooperation durchgeführt, unsere AIDS-Hilfe war an sieben
Schulungsterminen mit Referentinnen/Referenten beteiligt.
Es handelte sich um eine relativ kleine Gruppe von TeilnehmerInnen, die aber sehr
stabil waren und mit großem Interesse und Spaß der Schulung gefolgt sind. Nach
jedem Schulungstermin wurde die Veranstaltung evaluiert. Insgesamt wurde das
Schulungskonzept positiv bewertet, wobei es an vereinzelten Stellen noch
Veränderungswünsche gab.
82
Zum Abschluss der Schulung erhielten die TeilnehmerInnen ein Teilnahmezertifikat
mit nachfolgendem Text:
Teilnahmebescheinigung
Michael Müller
hat vom 11.10.2007 bis zum 26.11.2007
an zwei ganztägigen und sieben Abendveranstaltungen der
Grundlagenschulung für ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter mit Erfolg teilgenommen. Der Umfang umfasste 33,5
Zeitstunden.
Themen waren Übertragungswege zu HIV/AIDS und anderen sexuell
übertragbaren Krankheiten, Zielgruppenspezifische
Präventionsansätze, Kommunikation und Wahrnehmung,
Selbsterfahrung zu Liebe, Sexualität und Partnerschaft.
Er verfügt somit über die Grundlagen für ehrenamtliche Mitarbeit in
AIDS-Hilfen.
Bochum den 27.11.2007
83
Externe Fortbildungen
Weiterhin besteht in unserer Einrichtung ein Fortbildungsetat für ehrenamtliche und
hauptamtliche MitarbeiterInnen. Nicht nur im eigentlichen HIV-Bereich sondern auch
in der Sozialgesetzgebung ergeben sich immer schneller Veränderungen.
Fortwährende Weiterbildungen garantieren somit eine kompetente und aktuelle
Beratung.
Im Berichtsjahr sind hierzu insbesondere die Münchener AIDS-Werkstatt und der
Deutsch-Österrreichische AIDS-Kongress zu erwähnen, des Weiteren besuchten die
hauptamtlichen MitarbeiterInnen in ihren Fachbereichen Fortbildungen der DAH und
anderer Anbieter.
Darüber hinaus besuchte ein neuer ehrenamtlicher Mitarbeiter das DAH-
Einführungsseminar „Orientierung für Neue“, da er wegen Terminschwierigkeiten aus
beruflichen Gründen an unserer Schulung nicht teilnehmen konnte.
Auch der Vorstand bildete sich in Seminaren der DAH fort.
84
7. Bericht der Verwaltung
Arbeitsgebiete in Stichworten:
Finanzbuchhaltung
Doppelte Buchführung, Kontierung , Monats-/ Jahresabschluss , Erstellung der
jährlichen Einnahme-Überschuß-Rechnung und Erstellung des jährlichen
Haushaltsplanes der AIDS-Hilfe, Erstellung von Quartalsübersichten, Kontoführung,
Beleg- und Rechnungsprüfung, ordnungsgemäße Belegablage, allgemeiner
Finanzverkehr, Korrespondenz
Kasse
Verwaltung von Bargeld (Einnahmen und Ausgaben), Ausstellen von Quittungen,
Belegprüfung, Kassenbuchführung, Monatsabschluß, Kassenabstimmung
Personalwesen
Personalführung: Lohn-/Gehaltskarten, Fehlkarten (für Urlaub, Sondertage,
Krankheitstage) Lohnsteuerkarten, Versicherungsnachweis,
Lohn-/Gehaltsabrechnung;
Krankenkassen: An-/Abmeldungen, Beitragsrechnung zur Sozialversicherung
(Kranken-/ Renten-/Arbeitslosenversicherung);
Finanzamt: monatliche Lohnsteueranmeldung und Abführung der Lohn- und
Kirchensteuer;
EDV-Gehalts-Service: Prüfung der Abrechnungs-Journale, Kostenverteilung,
Meldungen und Beiträge an die Berufsgenossenschaft, Fahrt- und
Reisekostenabrechnungen;
Personalmittel: Anträge an Bund, Land NRW und Kommunen,
Zuwendungsbescheide, Verwendungsnachweise, Verwaltungsarbeiten im Bereich
Zivildienst (Personalaktenführung, Soldabrechnung);
Arbeitszeitnachweis: monatliche Ausrechnung der Soll-/Ist-/Überstunden für
Mitarbeitende;
Projekte (Zielgruppenspezifische Prävention Frauen und AIDS, Herzenslust, ,
Projekte zur Förderung der Selbsthilfe)
Finanzielle Antragstellung, finanzielle Überwachung der Projekte, Beantragung von
Auszahlungen, Verwendungsnachweise
DAS-Anträge
Abforderung von zugesagten Geldbeträgen, Auszahlung der Bewilligungen,
Verwendungsnachweise, Rückzahlung überhöhter Auszahlungen
Bußgeldauflagen
vom Land-/Amtsgericht zugunsten der AIDS-Hilfe; Kontrolle der Bußgeld- bzw.
Bußgeldratenzahlungen, Verwendungsnachweise der Bußgelder gegenüber dem
Gericht,
Vereinsmitglieder
Kontoführung über gezahlte Vereinsbeiträge, Mahnungen bei Nichtzahlung,
Zuordnung neuer Mitglieder, Nummernvergabe, Mitgliedschaftsbestätigungen
85
Spenden
Vor- und Nachbereitung der rechtlichen und organisatorischen Spendenformalitäten,
Dankschreiben und Ausstellung von Zuwendungsbescheinigungen, Akquise von
Spenden allgemein und zweckgebundenen Spenden (z. Bsp. Weihnachtsfeier)
Terminsachen
Einhaltung von Terminen bei Korrespondenz und Zahlungen, z. Bsp.
Mitgliedsbeiträge der AIDS-Hilfe an diverse Organisationen und Vereine,
Versicherungen, Kfz-Steuer, Lohnsteuer, Krankenkassenbeiträge, Lohn- und
Gehaltsüberweisungen, Verwendungsnachweise, Mieten, Beitragszahlungen an die
Dachverbände
Schreibarbeiten
allgemeine Korrespondenz, Protokolle, Konzepte, Statistik, etc...
Zusätzliche Bürotätigkeit
Einkauf von Büromaterial, Inventarbeschaffung, Spritzen, Tupfer, Kondome,
Schleifen, telefonische Beratungsgespräche, Überbrückung von Wartezeiten bei
Klienten und bei Krisenintervention, Vorbereitung für die Jahreshauptversammlung
der Vereinsmitglieder
Wochenendvergabe Methadon
Organisation der Wochenendvergabe, am Freitag bzw. vor Feiertagen Erstellen der
Listen mit den Klienten für die Methadonvergabe in der AIDS-Hilfe Annahme des
Methadons von den Apotheken und Aufteilung nach den Vergabetagen, Informieren
des zuständigen Ehrenamtlichen Mitarbeiters., Abgabe der Kassetten mit dem
Methadon bei der Kriminalpolizei.
Sonstiges
Teilnahme an Teamsitzungen (wöchentlich), Supervision (monatlich), ,
Fortbildungsseminare für den Bereich Personalwesen (z. Bsp. Angebote der AOK
Rheinland), Telefondienst, Spritzentauschprogramm.
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