Wien Journal 2014 - Vienna
Wien Journal 2014 - Vienna
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Die <strong>Wien</strong>er Staatsoper zählt<br />
zu den ersten Opernadressen<br />
der Welt.<br />
Elysium für<br />
Opernliebhaber<br />
Anna Netrebko, Angela Gheorghiu, Edita Gruberová, Rolando<br />
Villazón, Plácido Domingo, Erwin Schrott: Das sind nur<br />
einige jener Opernstars, die <strong>2014</strong> an der <strong>Wien</strong>er Staatsoper<br />
zu erleben sind.<br />
Operndirektor Dominique Meyer ist stolz auf die weltweite<br />
Top-Position der <strong>Wien</strong>er Staatsoper: Kein anderes Opernhaus<br />
kann behaupten, dass alle wichtigen Sänger regelmäßig dort<br />
auftreten. Zu der Traum-Auslastung von 99,19 Prozent tragen<br />
natürlich die Künstler als Publikumsmagnete bei. Die <strong>Wien</strong>er<br />
Staatsoper ist aber auch das Haus mit dem größten Repertoire:<br />
Die Spielzeit geht von September bis Juni und bietet über<br />
300 Vorstellungen von mehr als 60 verschiedenen Opern- und<br />
Ballettwerken. Letztere tanzt das <strong>Wien</strong>er Staatsballett, ein<br />
Ensemble von Weltruf. Eine unverwechselbare künstlerische<br />
Säule ist das 150-köpfige Staatsopernorchester, dessen Musiker<br />
in Personalunion den Klangkörper der <strong>Wien</strong>er Philharmoniker<br />
bilden – ein Qualitätszeugnis.<br />
Die Inszenierungen sind eine Mischung, ein Kaleidoskop aus<br />
50 Jahren Operngeschichte. Sie spiegeln eine bunte Opernwelt<br />
wider, in der jeder Besucher sein Ideal findet, von zeitgenössischer<br />
Regie bis zu bewährten Klassikern.<br />
„Es war sehr schön …“<br />
Dabei liegt den heutigen Erfolgen ein Anfang voll Zweifel und<br />
Skandal zugrunde. Die beiden <strong>Wien</strong>er Architekten August<br />
Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll errichteten vor<br />
rund 150 Jahren dieses erste öffentliche Gebäude an der neuen<br />
Ringstraße, doch schon in der Bauphase handelten sie sich beißende<br />
Kritik der Presse, der Bevölkerung und angeblich auch<br />
des Kaisers ein. Es waren Spottverse in Umlauf über die Verwendung<br />
verschiedener Baustile, und durch die nachträgliche<br />
Anhebung des Ringstraßenniveaus schien die Oper einen Meter<br />
zu tief im Boden zu stecken – unter den fantasievollen Vergleichen<br />
war „versunkene Kiste“ noch eine der charmanteren.<br />
Die beiden Architekten sollten die Eröffnung „ihres“ Opernhauses<br />
am 25. Mai 1869 mit Mozarts Don Giovanni in Anwesenheit<br />
des Kaiserpaares Franz Joseph und Elisabeth nicht erleben: Der<br />
sensible (bereits schwer kranke) van der Nüll beging Selbstmord,<br />
sein Freund Sicardsburg erlag wenig später einem Schlaganfall.<br />
Angeblich nahm sich der Kaiser van der Nülls Freitod so zu<br />
Herzen, dass er von da an stets dasselbe höfliche Urteil abgab:<br />
„Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut“.<br />
Oper für alle<br />
Zurück in die Gegenwart, in der das Staatsopern-Team heftig<br />
daran arbeitet, dass es „alle sehr freut“. Beispielsweise gibt es<br />
im April, Mai, Juni und September „Oper live am Platz“, wenn<br />
rund 20 Aufführungen pro Monat live auf den Platz neben die<br />
Oper auf eine riesige Leinwand übertragen werden: Operngenuss<br />
im Freien zum Nulltarif.<br />
Die <strong>Wien</strong>er Staatsoper kann sich auf ihre Fahnen heften, mit<br />
ihrem Kinderprogramm die nächste Generation zu Opernliebhabern<br />
zu machen, sei es an der eigenen Spielstätte im Kinderopernzelt<br />
am Dach oder bei Kindervorstellungen im Zuschauerraum.<br />
Besonders günstig (ab drei Euro) und zugleich ein sehr „wienerisches“<br />
Erlebnis ist ein Vorstellungsbesuch am Stehplatz,<br />
Durchhaltevermögen vorausgesetzt. Hier trifft man eine verschworene<br />
Stammpublikum-Clique, bestehend aus – im besten<br />
Sinn – Opern-Freaks, die wegen ihrer Kritik gefürchtet sind. Sie<br />
äußern nämlich sowohl ihre Zustimmung als auch ihr Missfallen<br />
sehr lautstark.<br />
Wer keinen der 1709 Sitz- und 567 Stehplätze ergattert, hat<br />
Alternativen, denn nicht nur während der Vorstellungen ist<br />
die <strong>Wien</strong>er Staatsoper sehenswert: Führungen rücken das<br />
Architektur juwel ins rechte Licht und ein eigenes Museum<br />
neben an widmet sich der Operngeschichte. Am 27. Februar<br />
<strong>2014</strong> verwandelt sich das Haus beim 58. <strong>Wien</strong>er Opernball in<br />
einen großen Ballsaal. In dieser Nacht wird gelacht, getanzt und<br />
gefeiert – eine der zahlreichen Facetten des Hauses.<br />
Erwin Schrott über <strong>Wien</strong><br />
Der Bassbariton aus Uruguay präsentiert <strong>2014</strong> an der <strong>Wien</strong>er Staatsoper sein Solokonzert „Rojotango“ (5.2.). In Donizettis<br />
„L’elisir d’amore“ verkörpert er den Doktor Dulcamara (3., 6., 9.3.), in Gounods „Faust“ steht er gemeinsam mit Anna<br />
Netrebko auf der Bühne (2., 5., 10.5.). Schrott auf die Frage, was ihn an <strong>Wien</strong> fasziniert:<br />
Oper live am Platz: Übertragungen ins Freie<br />
„<strong>Wien</strong> ist eine ruhige Stadt, aber nicht im<br />
negativen Sinne, ganz im Gegenteil: Sie ist<br />
groß genug, aber nicht zu groß, sie ist voller<br />
Geschichte, doch gleichzeitig in der Gegenwart<br />
verankert. Sie liegt mitten in Europa und überblickt<br />
von einer privilegierten Lage die westliche und die<br />
östliche Seite und übernimmt das Beste beider<br />
europäischen Lebensweisen, ein wenig wie ein<br />
Magnet, der den europäischen Zeitgeist in sich<br />
auflädt – das ist ziemlich beeindruckend. Es ist<br />
ein einladender Ort, ob man nun hier dauerhaft<br />
wohnt oder die Stadt bloß sporadisch besucht.<br />
Ich mag besonders die Kultur, die Vielzahl<br />
an erstaunlichen Museen – über alles liebe<br />
ich das MuseumsQuartier, freilich, und das<br />
Kunsthistorische Museum mit der Kunstkammer,<br />
die Albertina, die Kunsthalle <strong>Wien</strong>, das<br />
Mozarthaus, das ZOOM Kindermuseum und<br />
auch das Architekturzentrum <strong>Wien</strong>, um nur<br />
einige zu nennen. Und natürlich schätze ich<br />
die große Achtung, die in <strong>Wien</strong> der Musik<br />
entgegengebracht wird. Ich persönlich<br />
fühle mich daheim, wenn ich an der <strong>Wien</strong>er<br />
Staatsoper arbeite, da ich dort jeden kenne. Ich<br />
kenne ihre Hingabe und Leidenschaft zur Musik,<br />
die meiner eigenen entspricht.“