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Defensive Aktien<br />
Neue Welten<br />
Nicht immer bleibt im Zeitablauf das Beta<br />
kons tant. Um die Jahrtausendwende zeigten<br />
Technologieaktien ein Beta von zwei. Heute<br />
sind sie mit einem Beta von 1,1 wieder auf<br />
Linie. Aktien der Finanzbranche hatten in der<br />
Vergangenheit meist ein niedriges Beta. Seit<br />
der Finanzkrise reagieren sie viel empfindlicher<br />
auf Veränderungen des Markttrends.<br />
Beta von Aktien aus der Technologieund<br />
Finanzbranche<br />
1995 2000 2005 2010 2015<br />
Quelle: Blackrock<br />
Finanzaktien<br />
Technologieaktien<br />
Trügerische Annahme<br />
Ein niedriges Beta bedeutet nicht zwingend<br />
auch ein niedriges Risiko. Einige Branchen,<br />
beispielsweise Minenaktien, reagieren auf Änderungen<br />
des Markttrends nur gering, nerven<br />
Anleger aber trotzdem mit stark schwankenden<br />
Kursen. Versorger zeigen dagegen ein<br />
niedriges Beta und eine geringe Volatilität.<br />
Beta von Aktien gegen Risiko von Aktien<br />
nach Branchen<br />
Versorger<br />
Chemie<br />
Telekommunikation<br />
Büroausstattung<br />
Bekleidung<br />
Trendlinie<br />
Minen<br />
20 25 30 35 40<br />
durchschnittl. Risiko in Prozent, 1953 bis 2013<br />
1,4<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
2,0<br />
1,8<br />
1,6<br />
1,4<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,8<br />
durchschnittliches Aktienbeta, 1953 bis 2013<br />
rund 0,8. Aktien von Haushaltswaren-Anbietern und<br />
Telefongesellschaften schwankten dagegen im langfristigen<br />
Durchschnitt im gleichem Maß wie der Gesamtmarkt.<br />
Wesentlich stärker bewegten sich dagegen<br />
Titel von Stahl- und Autoproduzenten, Transportunternehmen<br />
sowie Gesellschaften aus der Unterhaltungsindustrie.<br />
Sie zeigten Betas zwischen 1,1 und 1,2.<br />
Diese langfristige Betrachtungsweise kann Anleger<br />
jedoch zur Fehlallokation verleiten. Nicht immer bleibt<br />
nämlich im Zeitablauf das Beta konstant. Etwa bei Technologie-Aktien:<br />
In der New-Economy-Euphorie um die<br />
Jahrtausendwende zeigten Technologie-Aktien mit einem<br />
Beta von zwei heftige Ausschläge. Heute, nur ein<br />
gutes Jahrzehnt später, haben sie sich mit einem Beta<br />
von rund eins wieder in die Gemeinschaft eingereiht.<br />
Im Gegensatz dazu zeigten Aktien der Finanzbranche<br />
in der Vergangenheit meist ein normales Schwankungsverhalten.<br />
Seit der Finanzkrise ist damit jedoch Schluss.<br />
2009 lag das Beta dieses Sektors bei 1,5, heute liegt der<br />
Wert bei 1,2. Schlussfolgerung: Ein Portfolio, das heute<br />
defensiv erscheint, kann dieser Erwartung in der Zukunft<br />
möglicherweise nicht gerecht werden.<br />
Mehrere Faktoren. Ohnehin warnt Koesterich davor,<br />
Beta <strong>als</strong> einziges Risikomaß zu verwenden. „An den<br />
Finanzmärkten gibt es verschiedene Risikoquellen und<br />
mehrere Methoden, diese Risiken zu quantifizieren.<br />
Deshalb gibt es für Anleger auch keine allein selig machende<br />
Verteidigungsstrategie“, befindet der Stratege.<br />
Wie sehr die ausschließliche Betrachtung von Beta in<br />
die Irre führen kann, zeigt das Beispiel der Minenaktien.<br />
Deren langfristiges Beta liegt nach Koesterichs Berechnungen<br />
bei 0,8 (s. Grafik links unten). Das heißt jedoch<br />
nicht, dass die Kurse dieser Aktien nicht schwanken. Im<br />
Gegenteil: Im langfristigen Durchschnitt liegt die Volatilität<br />
des Sektors deutlich über dem Markt. Anders<br />
ausgedrückt: Minenaktien folgen ihrem eigenen Zyklus<br />
– und dazu gehören kräftige Kursschwankungen.<br />
Nicht immer lässt sich der Zyklus einer Branche dabei<br />
durch die Konjunkturentwicklung erklären. Deutlich<br />
wird dies an den Telekomaktien. Diese Papiere<br />
gelten vor allem auf Grund der relativ stabilen und<br />
konjunkturunabhängigen Einkommensströme der<br />
Telefongesellschaften <strong>als</strong> typische defensive Papiere.<br />
Trotzdem haben diese Aktien weder ein niedriges Beta,<br />
noch zeigen sie eine geringere Volatilität. Um diesen<br />
vermeintlichen Widerspruch zu verstehen, lohnt es, die<br />
Perspektive zu wechseln. Möglicherweise wird ja die<br />
allgemeine <strong>Börse</strong>ntendenz nicht nur durch die Konjunktur<br />
bestimmt, sondern durch mehrere Faktoren.<br />
Zum Test dieser These, setzten Koesterich und Morillo<br />
das durchschnittliche Beta der verschiedenen<br />
Branchen in Beziehung zur Entwicklung der US- ›››<br />
Quelle: Blackrock<br />
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