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Online-Bauernhöfe im Zwielicht | kurier.at
01.02.10 15:43
Online-Bauernhöfe im Zwielicht
Konsumentenschützer kritisieren Spiele wie Farmville wegen ihrer Datensammelwut und
hinterhältigen Kostenfallen.
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Es hört sich harmlos und idyllisch an:
Beim Internet-Spiel Farmville pflanzen
die Spieler Erdbeeren und Bäume an,
melken Kühe und bauen sich ein
Bauernhaus. Im Online-Netzwerk
Facebook ist das Spiel in kürzester
Zeit zu einem Massenphänomen
geworden. Knapp 75 Millionen virtuelle
Bauern aus allen Teilen der Welt
beackern ihr kleines Stück Internet-
Land - Tendenz steigend.
230 Millionen Nutzer spielen Farmville auf Facebook.
Konto-Abbuchungen.
Doch in der Farmville-Welt ist nicht
alles eitel Sonnenschein:
Konsumentenschützer warnen vor der
Datensammelwut des Anbieters, einige
Spieler berichten von unerlaubten
Die amerikanische Internet-Firma Zynga zeigt sich überrascht von dem Erfolg des im Juni 2009
gestarteten Spiels. Er habe für Ende des Jahres vielleicht um die fünf Millionen Nutzer erwartet, sagte
Gründer Marc Pincus in einem Interview. Aber Spiele wie Farmville erleben in Online-Netzwerken gerade
einen Boom. Mit Zynga kann man sich ein Aquarium basteln (Fishville), Haustiere pflegen (Petville), eine
Gaststätte führen (Cafe World) oder sich durch die Unterwelt kämpfen (Mafia Wars).
Hohe Gewinnerwartungen bei Betreibern
Konkurrent Playfish ist mit ähnlichen Spielen wie Gangster City, Pet Society oder Country Story am
Start. Im November übernahm der Computerspiele-Entwickler Electronic Arts Playfish. Neben dem
Kaufpreis von rund 275 Millionen Dollar (197 Mio. Euro) zahlte EA noch etwa 25 Millionen Dollar (17,9
Mio. Euro) sonstige Aktiva und stellte weitere Zahlungen von bis zu 100 Millionen Dollar (71,6 Mio.
Euro) bei bestimmten Ergebnissen in Aussicht.
Die virtuellen Welten bringen den Betreibern durchaus reales Geld. Bei Farmville zum Beispiel kann man
zwar zunächst kostenlos mit Fleiß "Erfahrungspunkte" sammeln und virtuelles Geld verdienen, um sich
Saatgut und Tiere kaufen zu können. Dafür muss der Farmer regelmäßig nach seinen Pflanzen sehen,
denn sonst gehen sie ein. Begehrte Elemente wie ein Haus kriegt man schneller, wenn man um echtes
Geld sein Farmville-Konto auffüllt, per Kreditkarte oder über den Bezahldienst Paypal.
Auch wenn die meisten Spieler nur kleine Beträge ausgeben, es kommt einiges zusammen. Zynga hat
nach eigenen Angaben insgesamt mehr als 230 Millionen Spieler an sich gebunden. Laut "New York
Times" nimmt das Unternehmen pro Jahr rund 250 Millionen Dollar (179 Mio. Euro) ein und wächst
schnell. Der russische Investor Digital Sky Technologies - unter anderem bei Facebook engagiert -
steckte jüngst 180 Millionen Dollar in das Start-up. Böse Zungen spotteten, das müsse an der
Begeisterung für "Mafia Wars" liegen.
Klingelton-Abos für virtuelle Währung
Der gesamte Markt für virtuelle Spiel-Utensilien wird allein in den USA auf eine Milliarde Dollar (716
Mio. Euro) geschätzt - und könnte laut Experten bis 2013 auf fünf Milliarden Dollar wachsen. In Asien
sollen es jetzt schon um die fünf Milliarden sein.
Kritiker zweifeln allerdings daran, ob alles sauber zugeht in den niedlichen Online-Welten. So sollen
Partner von Zynga dubiose Geschäftspraktiken angewandt haben. Sie boten Nutzern Farmville-Geld an,
wenn diese Software oder Handy-Klingeltöne kauften. Kritiker wie das IT-Blog TechCrunch sahen
dahinter eine Abo-Falle. TechCrunch-Gründer Michael Arrington prägte für das System den Begriff
"ScamVille" - Betrugs-Stadt. In den USA läuft eine Sammelklage gegen Facebook und Zynga. Der
Spiele-Anbieter stoppte die Abo-Praktiken daraufhin.
Spannend wird es auch beim Thema Datenschutz. Wer sich das Spiel auf sein Facebook-Profil lädt,
erlaubt Zynga den Zugriff unter anderem auf die eigenen Profilinformationen, Fotos und Informationen
über Freunde. "Die Datenschutzerklärung ist teilweise sehr vage und der Anbieter behält sich vor, so gut
wie alles abzurufen", sagt Henry Krasemann vom Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz
Schleswig-Holstein.
Rechtsstreit
Das Unternehmen erstellt ein Profil der Nutzer, für das es Daten aus etlichen Quellen zusammensetzt:
Etwa "Zeitungen, Internetquellen wie Blogs, Kurzmitteilungsdiensten, Zynga-Spielen und von anderen
Zynga-Nutzern", wie es auf der Website des Unternehmens heißt. Zusammen mit Browser-
Informationen über die besuchten Websites werden diese Daten für gezielte Werbung genutzt. Nach
deutschem Recht ist das fragwürdig, wenn nicht gar unzulässig, sagt Krasemann, genauso wie die
dauerhafte Speicherung der Daten durch Zynga.
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Die 25-jährige Münchnerin Anna Tschochner war anfangs eine fleißige Farmerin. Viele ihrer Facebook-
Freunde machten mit, durch die ständig nötigen Aktivitäten und Statusmeldungen war das Spiel immer
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http://kurier.at/techno/1974158.php
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Online-Bauernhöfe im Zwielicht | kurier.at
01.02.10 15:43
Freunde machten mit, durch die ständig nötigen Aktivitäten und Statusmeldungen war das Spiel immer
auf der Startseite ihres Netzwerks präsent. Dann buchte Zynga von ihrem Paypal-Konto dreimal Geld
ab, obwohl sie nie ihre Zustimmung dazu gegeben hatte. Vielleicht ein Versehen. Zynga äußerte sich
dazu auf dpa-Anfrage nicht. Tschochner hat nun ihre Facebook-Freunde vor dem Spiel gewarnt. Ihr Geld
hat die junge Frau zwar wiederbekommen, die Lust an Farmville ist ihr jedoch gründlich vergangen.
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die wirklich zue
Artikel vom 01.02.2010 10:23 | dpa | dav
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