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Logisches Denken<br />

Schlußfolgerungen abgeleitet werden oder vorgegebene Schlußfolgerungen hinsichtlich ihrer<br />

formalen Korrektheit beurteilt werden. Bei induktiven Aufgaben muß demgegenüber eine<br />

Regel erkannt bzw. gefunden werden, die anschließend angewandt wird. Bei induktiven<br />

Aufgaben sollte der Teil der Regelanwendung nicht leistungsbegrenzend wirken, sondern nur<br />

das Regelerkennen.<br />

Der Versuch einer Binnendifferenzierung der Verarbeitungskapazität anhand der<br />

Unterscheidung induktive vs. deduktive Aufgaben ist mit dem Aufgabenmaterial des BIS-4<br />

Tests (Jäger, Süß & Beauducel, 1996) nicht gelungen (Süß, 1996). Ähnliche Versuche wurden<br />

bereits in den achtziger Jahren unternommen, hier jedoch ohne eindeutige Ergebnisse.<br />

Basierend auf einer Reklassifikation üblicher induktiver und deduktiver<br />

Intelligenztestaufgaben gelangen Colberg, Nester und Cormier (1982) zu der Auffassung, daß<br />

die bisherige Aufgabenauswahl die Diskriminierung der Fähigkeiten „induktives<br />

Denkvermögen“ und „deduktives Denkvermögen“ begünstigen. Anhand der gezielten<br />

Entwicklung induktiver und deduktiver Aufgaben versuchten sie zu belegen, daß die<br />

Leistungen bei induktiven und deduktiven Aufgaben nicht sinnvoll unterschieden werden<br />

können (Colberg, Nester & Tratner, 1985). Dieses Ergebnis hielt Reanalysen der gleichen<br />

Daten mit einer entscheidend veränderten Aufgabenklassifikation und anderen Methoden<br />

jedoch nicht stand (Shye, 1988).<br />

Obwohl die Bemühungen einer Unterscheidung von mindestens zwei Bereichen des<br />

Konstruktes „Verarbeitungskapazität“ keineswegs endgültig gelungen oder gescheitert sind,<br />

kann beobachtet werden, daß der Einsatz logischer Denkprobleme in Intelligenzstrukturtests<br />

sehr viel seltener ist als der Einsatz induktiver Denkprobleme, obwohl in den Beschreibungen<br />

der entsprechenden Konstrukte die Fähigkeit, zu logisch zwingenden Schlußfolgerungen zu<br />

kommen oder notwendig richtige Schlüsse als solche zu erkennen, nach wie vor zu den<br />

zentralen Bestandteilen des Konstrukts zählt.<br />

Zielsetzung dieser Arbeit war es, geeignete Instrumente zur Erfassung deduktiver<br />

Denkleistungen zu entwickeln und zu erproben, um die Diagnose derselben zu verbessern.<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, wurde die Testkonstruktion konsequent auf einer<br />

kognitionspsychologischen Grundlage betrieben.<br />

Abgesehen von den experimentellen Arbeiten Sternbergs (Sternberg, 1980, Guyote &<br />

Sternberg, 1981, Sternberg & Turner, 1981) liegen jedoch nur wenige<br />

kognitionspsychologisch motivierte Arbeiten zur Differentialpsychologie des logischen<br />

Denken vor. Über die kognitiven Grundlagen interindividueller Unterschiede in der Fähigkeit<br />

deduktiven Denkens ist mithin wenig bekannt.<br />

2. Kognitionspsychologische Theorien des logischen Denkens<br />

In den Arbeiten von Woodworth und Sells (1935) wird Menschen erstmals eine völlig<br />

unlogische Strategie bei der Bearbeitung deduktiver Probleme (hier Syllogismen) unterstellt.<br />

Evans (Evans 1984, 1989) nimmt mit seiner Zwei-Stufen-Theorie des logischen Denkens<br />

ebenfalls an, daß während der Bearbeitung logischer Aufgaben zunächst ein für Fehler<br />

anfälliger heuristischer Prozeß wirkt. Demgegenüber können zwei theoretische Perspektiven<br />

abgegrenzt werden, die davon ausgehen, daß Personen beim Bearbeiten deduktiver Probleme<br />

im engeren Sinne logisch denken:<br />

- sog. Regeltheorien des logischen Denkens (beispielsweise Rips, 1994) und<br />

- die Modelltheorie des logischen Denkens (beispielsweise Johnson-Laird & Byrne, 1991).<br />

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