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„Berühre mich mit Herz und Händen“ - Christoffel-Blindenmission

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Foto: CBM<br />

OKULI 2012<br />

Materialien für Gemeinde <strong>und</strong> Schule<br />

<strong>„Berühre</strong> <strong>mich</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Herz</strong> <strong>und</strong> <strong>Händen“</strong><br />

Dr. Robert Zollitsch<br />

Textauslegungen zu Markus 7, 31-37<br />

Pater Dr. Anselm Grün Dieter Falk


Die Heilung eines Taubstummen<br />

Markus 7, 31-37<br />

31 Und als er wieder fortging aus dem<br />

Gebiet von Tyrus, kam er durch Sidon<br />

an das Galiläische Meer, <strong>mit</strong>ten in das<br />

Gebiet der Zehn Städte.<br />

32 Und sie brachten zu ihm einen, der<br />

taub <strong>und</strong> stumm war, <strong>und</strong> baten ihn,<br />

dass er die Hand auf ihn lege.<br />

33 Und er nahm ihn aus der Menge beiseite<br />

<strong>und</strong> legte ihm die Finger in die<br />

Ohren <strong>und</strong> berührte seine Zunge <strong>mit</strong><br />

Speichel <strong>und</strong><br />

34 sah auf zum Himmel <strong>und</strong> seufzte <strong>und</strong><br />

sprach zu ihm: Hefata!, das heißt: Tu<br />

dich auf!<br />

35 Und sogleich taten sich seine Ohren<br />

auf, <strong>und</strong> die Fessel seiner Zunge löste<br />

sich, <strong>und</strong> er redete richtig.<br />

36 Und er gebot ihnen, sie sollten's<br />

niemandem sagen. Je mehr er's aber<br />

verbot, desto mehr breiteten sie es<br />

aus.<br />

37 Und sie w<strong>und</strong>erten sich über die Maßen<br />

<strong>und</strong> sprachen: Er hat alles wohl<br />

gemacht; die Tauben macht er hörend<br />

<strong>und</strong> die Sprachlosen redend.<br />

Impressum<br />

Lutherbibel von 1984<br />

CBM Deutschland e.V.<br />

Nibelungenstraße 124, 64625 Bensheim<br />

Paul-Neumann-Straße 55, 14482 Potsdam<br />

www.cbm.de<br />

Spendenkonto 2020<br />

Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00<br />

Ansprechpartnerin: Regina Karasch<br />

Telefon: (0 6251) 131- 2 97<br />

Fax: (0 6251) 131- 2 99<br />

E-Mail: okuli@cbm.de<br />

V.i.S.d.P.: Reinhold Behr, Dr. Rainer Brockhaus<br />

Redaktion: Regina Karasch, Ilona Karin, Rudi Saß<br />

31 Jesus verließ das Gebiet von Tyrus wieder<br />

<strong>und</strong> kam über Sidon an den See<br />

von Galiläa, <strong>mit</strong>ten in das Gebiet der<br />

Dekapolis.<br />

32 Da brachte man einen Taubstummen<br />

zu Jesus <strong>und</strong> bat ihn, er möge ihn berühren.<br />

33 Er nahm ihn beiseite, von der Menge<br />

weg, legte ihm die Finger in die Ohren<br />

<strong>und</strong> berührte dann die Zunge des<br />

Mannes <strong>mit</strong> Speichel;<br />

34 danach blickte er zum Himmel auf,<br />

seufzte <strong>und</strong> sagte zu dem Taubstummen:<br />

Effata!, das heißt: Öffne dich!<br />

35 Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine<br />

Zunge wurde von ihrer Fessel befreit<br />

<strong>und</strong> er konnte richtig reden.<br />

36 Jesus verbot ihnen, jemand davon zu<br />

erzählen. Doch je mehr er es ihnen verbot,<br />

desto mehr machten sie es bekannt.<br />

37 Außer sich vor Staunen sagten sie: Er<br />

hat alles gut gemacht; er macht, dass<br />

die Tauben hören <strong>und</strong> die Stummen<br />

sprechen.<br />

Einheitsübersetzung<br />

© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong>


© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong><br />

Vorwort<br />

Liebe Fre<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e der<br />

<strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong>,<br />

einen gehörlosen Menschen durch einfache Berührungen<br />

wieder hörend <strong>und</strong> sprechend machen – das<br />

ist wohl der Traum vieler unserer Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter, die in Entwicklungsländern unter<br />

schwierigen Bedingungen Dienst an ihrem Nächsten<br />

tun.<br />

Leider ist eine Heilung der Patientinnen <strong>und</strong> Patienten<br />

oft nicht mehr möglich. Dann sind wir froh,<br />

wenn wir ihnen <strong>mit</strong> einem Hörgerät oder einem<br />

Platz in einer Gehörlosenschule den Weg in ein<br />

selbstständiges Leben ebnen können.<br />

Doch auch wenn wir keine W<strong>und</strong>er vollbringen,<br />

sind wir dankbar, dass wir <strong>mit</strong>hilfe treuer Unterstützerinnen<br />

<strong>und</strong> Unterstützer wenigstens die Folgen<br />

einer Behinderung lindern dürfen.<br />

Ich freue <strong>mich</strong> sehr, dass Sie <strong>mit</strong> der Nutzung des<br />

Okuli-Heftes Interesse an unserer Arbeit zeigen.<br />

Vielleicht können Sie <strong>mit</strong> dem vielfältigen Material<br />

auch das eine oder andere Mitglied Ihrer Gemeinde<br />

für die segensreiche Arbeit in den Entwicklungsländern<br />

begeistern.<br />

Falls Sie die Arbeit für Menschen <strong>mit</strong> Behinderungen<br />

<strong>mit</strong> einer Kollektensammlung unterstützen<br />

möchten, bedanke ich <strong>mich</strong> jetzt schon vielmals.<br />

Einen Projektvorschlag finden Sie auf der Rückseite<br />

dieses Heftes.<br />

<strong>Herz</strong>liche Grüße <strong>und</strong> Gottes Segen,<br />

Ihr<br />

Foto: CBM<br />

Dr. Rainer Brockhaus<br />

– Direktor –<br />

3<br />

Inhalt<br />

Impressum ________________________________ 2<br />

Vorwort – Dr. Rainer Brockhaus _____________ 3<br />

Grußwort – Erzbischof Dr. Robert Zollitsch ___ 4<br />

Informationen zu Hörbehinderung __________ 5<br />

Blick auf den Text – Pater Dr. Anselm Grün ___ 6<br />

Familiengottesdienst –<br />

Dekan Dr. Norbert Dennerlein ________ 9<br />

Ideen für die Arbeit <strong>mit</strong> Konfirmanden –<br />

Gisela Sachse ______________________ 12<br />

Gottesdienst <strong>mit</strong> allen Sinnen –<br />

Diakon Peter Hepp _________________ 16<br />

Online-Shop ______________________________ 19<br />

Liedandacht – Dieter Falk __________________ 20<br />

Liturgische Texte – Diakon Rudi Saß ________ 22<br />

Seniorenandacht – Ilona Karin _____________ 24<br />

Gedanken zum Text –<br />

Prof. Dr. Fulbert Steffensky _________ 27<br />

Unsere Angebote für Ihre Gemeinde _______ 28<br />

Unser Team Kirche ________________________ 29<br />

Chris – Die Kinderzeitschrift der CBM _______ 30<br />

Das hat Ihre Spende bewirkt! ______________ 31<br />

Kollektenvorschlag ________________________ 32<br />

Alle Materialien dieses Magazins finden<br />

Sie auch im Download-Bereich unserer<br />

Homepage unter:<br />

www.cbm.de/okuli


Grußwort<br />

Foto: Privat<br />

Dr. Robert Zollitsch<br />

Erzbischof <strong>und</strong><br />

Vorsitzender der Deutschen<br />

Bischofskonferenz, Freiburg<br />

Liebe Leser <strong>und</strong> Nutzer dieses Heftes,<br />

<strong>„Berühre</strong> <strong>mich</strong> <strong>mit</strong> <strong>Herz</strong> <strong>und</strong> <strong>Händen“</strong> (Mk 7, 31-37)<br />

– dieses Wort, das in diesem Jahr über dem Magazin<br />

Okuli steht, lässt keinen Zweifel: Die Heilung des<br />

Taubstummen, die der Evangelist Markus beschreibt,<br />

ist kein rein medizinischer Vorgang <strong>und</strong> auch nicht<br />

nur das reine Werk eines W<strong>und</strong>erheilers. Es ist weit<br />

mehr als das: Hier begegnen sich zwei Menschen –<br />

<strong>mit</strong> <strong>Herz</strong> <strong>und</strong> Händen! Jesus durchbricht die gängige<br />

Praxis seiner Mitmenschen, dass Kranke <strong>und</strong> Behinderte<br />

ausgestoßen <strong>und</strong> als gottfern abgelehnt<br />

werden. Er begegnet dem Taubstummen von<br />

Mensch zu Mensch. Und macht da<strong>mit</strong> deutlich: Jeder<br />

von uns trägt seine Verw<strong>und</strong>ungen, Begrenzungen<br />

<strong>und</strong> Belastungen <strong>mit</strong> sich. Ob am Körper oder<br />

auf der Seele – niemand in dieser Welt ist ganz heil.<br />

Und wir alle sind gleich vor Gott; jeden <strong>und</strong> jede<br />

von uns hält er in seinen liebevollen Händen geborgen<br />

– wie versehrt oder unvollkommen unser<br />

Leben auch sein mag. Vollkommenheit ist uns allen<br />

erst im Reich Gottes verheißen. Aber wo Jesus uns<br />

Menschen anspricht, wo er <strong>mit</strong> <strong>Herz</strong> <strong>und</strong> Händen<br />

bei uns ist, da beginnt schon hier auf der Erde, was<br />

wir für den Himmel erhoffen. Da öffnet sich der<br />

Himmel, da entsteht Sprachfähigkeit, auch bei jenen,<br />

die Zeugen der Begebenheit zwischen Jesus <strong>und</strong><br />

dem taubstummen Mann geworden sind. Sie beginnen<br />

nicht weniger als der Gehörlose zu sprechen.<br />

Das Wort Gottes, angerührt durch die un<strong>mit</strong>telbare<br />

Eine Idee fürs Gemeindefest?<br />

Nutzen Sie unseren Erlebnisgang!<br />

Mit Simulationsbrille <strong>und</strong> Taststock kann jeder<br />

selbst nachempfinden, wie es ist, blind zu sein.<br />

Der Erlebnisgang informiert anschaulich über<br />

Blindheit <strong>und</strong> das Ziel der CBM, weltweit<br />

Menschen <strong>mit</strong> Behinderungen zu helfen.<br />

Informationen <strong>und</strong> Buchung bei Ilona Karin<br />

unter Telefon (06251)131-286,<br />

per Fax (06251)131-299<br />

oder E-Mail: okuli@cbm.de<br />

4<br />

Nähe zwischen Gottes Sohn <strong>und</strong> dem gehörlosen<br />

Menschen, wird verkündet: Das Heil, das Gott für<br />

alle Menschen bereithält, ist angebrochen.<br />

Dieses Heil können wir heute sichtbar machen, indem<br />

wir Menschen <strong>mit</strong> Behinderungen nahe sind<br />

<strong>und</strong> sie nahe sein lassen: sei es in Gemeinden, in Organisationen,<br />

am Arbeitsplatz.<br />

Für dieses Heil können wir uns einsetzen, indem<br />

wir für gleiche Chancen <strong>und</strong> Rechte für Menschen<br />

<strong>mit</strong> <strong>und</strong> ohne Behinderung einstehen. In unserer<br />

nächsten Nachbarschaft <strong>und</strong> in den armen <strong>und</strong><br />

ärmsten Ländern der Welt. Jesus hat uns vorgelebt,<br />

wie Begegnung gelingt. Jetzt sind wir gefragt! Die<br />

Schaffung einer barrierefreien Umgebung ist in unserer<br />

Zeit eine hervorragende Aufgabe, um vor allem<br />

das Selbstbestimmungsrecht von Menschen <strong>mit</strong><br />

Behinderungen zu fördern. Aber es bedarf auch<br />

der Nähe <strong>und</strong> der Fürsorge, da<strong>mit</strong> Menschen wachsen<br />

<strong>und</strong> sich entfalten können, da<strong>mit</strong> sie sich so,<br />

wie sie sind, von Gott angenommen wissen.<br />

Da, wo es der <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong> gelingt,<br />

Menschen <strong>mit</strong> Behinderungen in ihrem Selbstbestimmungsrecht<br />

zu fördern <strong>und</strong> zu unterstützen<br />

<strong>und</strong> ihnen gleichzeitig menschlich nahe zu sein,<br />

leistet sie einen unverzichtbaren Beitrag, um das<br />

Heil, das Gott für uns alle bereithält, anbrechen zu<br />

lassen. Ich wünsche der <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong><br />

<strong>und</strong> allen Organisationen der Behindertenhilfe <strong>und</strong><br />

-selbsthilfe, die sich im Namen Gottes zusammengef<strong>und</strong>en<br />

haben, Zuversicht in ihrem Dienst <strong>und</strong><br />

Ermutigung aus dem Glauben, <strong>und</strong> allen, die <strong>mit</strong><br />

den Materialien dieses Heftes <strong>und</strong> eigenen Ideen<br />

Aktionen in der Gemeinde, Gottesdienste, Gruppenst<strong>und</strong>en<br />

oder Unterricht gestalten, gute <strong>und</strong><br />

gesegnete Erfahrungen auf dem Weg Jesu, der ein<br />

Weg zu den Menschen ist – <strong>mit</strong> <strong>Herz</strong> <strong>und</strong> Händen.<br />

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch<br />

Foto: CBM<br />

© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong>


© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong><br />

Informationen zu Hörbehinderung<br />

Gehörlosigkeit <strong>und</strong> Hörbehinderung<br />

Begriff<br />

Anders als im Bibeltext ist es heute nicht mehr üblich,<br />

von Taubstummen zu sprechen. Gehörlose<br />

Menschen sind oftmals in der Lage, <strong>mit</strong> ihrer Stimme<br />

zu sprechen. Es ist besser, von gehörlosen Menschen<br />

bzw. Menschen <strong>mit</strong> Hörbehinderung (Resthörvermögen<br />

vorhanden) zu sprechen. Weltweit sind etwa<br />

280 Millionen Menschen von mäßigen bis schweren<br />

Hörschädigungen betroffen. In Deutschland leben<br />

etwa 80.000 gehörlose Menschen.<br />

Ursachen<br />

Mittelohrentzündungen führen bei Kindern häufig<br />

zu Hörschädigungen, wenn sie nicht behandelt<br />

werden. Ebenso Mumps, Masern, Meningitis <strong>und</strong><br />

andere Infektionskrankheiten. Auch Infektionskrank<br />

heiten während der Schwangerschaft der<br />

Mutter (z.B. Röteln) <strong>und</strong> Komplikationen während<br />

der Geburt können zu Hörverlust führen.<br />

Folgen<br />

In der Kindheit haben Hörschäden schwerwiegende<br />

Auswirkungen auf die Entwicklung des Sprachbzw.<br />

Sprechvermögens <strong>und</strong> der kognitiven Fähigkeiten.<br />

In den Entwicklungsländern erhalten hörgeschädigte<br />

Kinder häufig keine Möglichkeit, eine<br />

Schule zu besuchen.<br />

Tritt der Hörschaden in einer späteren Lebensphase<br />

auf, ist es für den Betroffenen schwierig, eine Arbeit<br />

zu finden bzw. zu behalten. Vielen hörgeschädigten<br />

Menschen fällt es schwer, sich an Unterhaltungen<br />

zu beteiligen. Deshalb sind sie häufig sozial isoliert.<br />

Rehabilitation<br />

Die Hälfte aller Hörschäden ist vermeidbar. Durch<br />

Reihenuntersuchungen an Schulen können insbesondere<br />

Mittelohrentzündungen erkannt <strong>und</strong> behandelt<br />

werden. Viele Infektionskrankheiten lassen<br />

sich durch Impfungen verhindern (Röteln, Masern,<br />

Mumps <strong>und</strong> Meningitis). Ist eine Hörbehinderung<br />

unausweichlich, lassen sich deren persönliche <strong>und</strong><br />

gesellschaftliche Folgen durch Hörgeräte, Rehabilitation<br />

<strong>und</strong> Bildung lindern.<br />

Im Jahr 2010 wurden in CBM-geförderten Projekten<br />

über 530.000 Ohrenpatienten medizinisch versorgt,<br />

mehr als 9.500 Ohren-Operationen durchgeführt<br />

<strong>und</strong> r<strong>und</strong> 17.000 Hörhilfen ausgegeben oder repariert.<br />

5<br />

Umgang <strong>mit</strong> gehörlosen Menschen<br />

Gebärdensprache<br />

Seit sich 1880 in Mailand Fachleute zu einem Kongress<br />

trafen, galt die Gebärdensprache r<strong>und</strong> 100<br />

Jahre lang als verpönt. Man meinte, gehörlose<br />

Menschen sollten eher die Lautsprache lernen. Seit<br />

den 80er-Jahren des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts änderte sich<br />

diese Haltung. Filme wie „Jenseits der Stille“ trugen<br />

maßgeblich dazu bei, dass sich die Gebärdensprache<br />

<strong>mit</strong>tlerweile einer breiten Akzeptanz erfreut. In eini -<br />

gen Ländern ist die landeseigene Gebärdensprache<br />

als offizielle Sprache anerkannt.<br />

Die Gebärdensprache ist eine Zeichensprache <strong>mit</strong><br />

grammatischen Regeln <strong>und</strong> Vokabeln. Vergangenheit,<br />

Gegenwart <strong>und</strong> Zukunft werden z.B. durch eine<br />

Geste vor dem Satz verdeutlicht. Es gibt umfang -<br />

reiche Wörterbücher <strong>und</strong> Grammatikwerke, die<br />

ständig erweitert werden.<br />

Der „Sprachraum“ der Gesten ist eng begrenzt. Er<br />

geht von einer Handlänge über den Kopf bis zum<br />

Bauchnabel <strong>und</strong> eine halbe Armlänge nach vorn.<br />

In allen CBM-unterstützten Gehörlosenschulen wird<br />

die jeweilige nationale Gebärdensprache, die sich<br />

von Land zu Land unterscheidet, gelehrt.<br />

Tipps beim Sprechen <strong>mit</strong> gehörlosen<br />

Menschen<br />

➣ Bevor Sie eine gehörlose Person ansprechen,<br />

tippen Sie ihr auf den Arm oder machen Sie<br />

durch Winken auf sich aufmerksam. Sie können<br />

sich auch durch Klopfen auf den Tisch (Vibration)<br />

oder durch kurzes An- <strong>und</strong> Ausschalten des<br />

Lichts zu erkennen geben.<br />

➣ Sprechen Sie <strong>mit</strong> dem gehörlosen Gesprächspartner<br />

direkt <strong>und</strong> mindestens aus 70 Zentimeter<br />

Entfernung, da<strong>mit</strong> er von Ihren Lippen lesen<br />

kann. Dabei muss genügend Licht auf Ihr Gesicht<br />

fallen <strong>und</strong> Ihr Gegenüber darf nicht geblendet<br />

werden.<br />

➣ Sprechen Sie möglichst langsam <strong>und</strong> machen<br />

Sie deutliche M<strong>und</strong>bewegungen, auch wenn es<br />

für Sie ungewohnt ist. Besonders wichtig ist dabei<br />

eine hochdeutsche Aussprache, denn Dialekte<br />

haben unterschiedliche „Lippenbilder“.


Foto: Privat<br />

Blick auf den Text<br />

Pater Dr. Anselm Grün<br />

(OSB)<br />

Abtei Münsterschwarzach<br />

Die Heilung des Taubstummen –<br />

Eine Schule des Hörens <strong>und</strong> Redens<br />

Die Evangelisten erzählen uns Heilungsgeschichten,<br />

um uns zu verkünden, dass dieser Jesus, der damals<br />

Kranke heilte, auch heute unter uns ist, um uns zu<br />

heilen. Wir sind zwar nicht immer im wörtlichen<br />

Sinn blind oder taubstumm oder gelähmt. Aber in<br />

jeder Heilungsgeschichte können wir uns selbst als<br />

den Kranken erkennen. Wenn wir die Heilungsgeschichte<br />

meditieren, wenn wir unsere Krankheit<br />

Jesus hinhalten – etwa im Gebet oder in der Eucharistie<br />

–, dann kann für uns heute Heilung geschehen.<br />

Für <strong>mich</strong> sind die Heilungsgeschichten auch<br />

eine Einladung, im Sinne Jesu heute Menschen zu<br />

begleiten <strong>und</strong> ihnen die heilende Kraft Jesu zu ver<strong>mit</strong>teln.<br />

Wenn wir die Heilungsgeschichte des Taubstummen<br />

betrachten, so werden wir auch in uns oft genug<br />

entdecken, dass wir verstummt sind. Wir sagen<br />

noch vieles. Aber unser <strong>Herz</strong> ist verstummt. Wir<br />

sprechen in der Familie nicht mehr das aus, was uns<br />

wirklich bewegt. Wir sind in der Firma verstummt<br />

<strong>und</strong> oft auch in der Kirche. Und wir sind taub. Wir<br />

haben unsere Ohren verschlossen. Wir sind es leid,<br />

ständig das Jammern oder die Kritik anderer anzuhören.<br />

Viele leiden heute unter Tinnitus. Ihr Ohr rebelliert<br />

dagegen, dass sie zu viel um die Ohren haben,<br />

dass sie <strong>mit</strong> ihren Ohren ständig Dinge hören,<br />

die sie überfordern.<br />

Lebhaftes Gespräch zwischen zwei gehörlosen<br />

Mädchen in ihrem Klassenzimmer in Tansania.<br />

Foto: CBM/Jacq<br />

6<br />

So einen taubstummen Menschen bringen die Leute<br />

zu Jesus <strong>und</strong> bitten ihn, er möge ihm die Hand<br />

auflegen. Die Leute erwarten, dass Jesus ihn berührt,<br />

um ihn auf diese Weise zu heilen <strong>und</strong> ihn teilhaben<br />

zu lassen an seiner Kraft. Jesus tut nicht das,<br />

was die Begleiter des Taubstummen von ihm erbitten.<br />

Er legt nicht einfach die Hände auf, um in einem<br />

kurzen Gebet den Kranken zu heilen. Er nimmt ihn<br />

vielmehr zur Seite, weg von der Menge. Er trennt<br />

ihn von den Leuten, die ihn brachten. Er schenkt<br />

ihm offensichtlich eine Sonderbehandlung in einem<br />

geschützten Raum, in dem er allein ist <strong>mit</strong> dem<br />

Kranken. Es braucht eine Atmosphäre des Vertrauens<br />

<strong>und</strong> es braucht die persönliche Begegnung zwischen<br />

zwei Menschen. Nur so kann das Vertrauen<br />

im Taubstummen wachsen, den verschlossenen<br />

M<strong>und</strong> <strong>und</strong> die verschlossenen Ohren zu öffnen.<br />

Wenn zu uns jemand in die Seelsorge kommt,<br />

braucht er das Vertrauen, dass über das, was er von<br />

sich sagt, niemand anderer erfährt. In diesem geschützten<br />

Raum der Verschwiegenheit kann der<br />

Prozess der Heilung geschehen. Aber es ist ein Prozess,<br />

der länger dauert. Es gibt nicht die schnelle<br />

Heilung, die die Begleiter wohl gewünscht haben.<br />

Der Prozess der Heilung wird hier in fünf Schritten<br />

beschrieben. Die Zahl fünf steht für die Vereinigung<br />

von Mann <strong>und</strong> Frau. Zwei ist Bild des Weiblichen,<br />

drei des Männlichen. Fünf ist die Zahl des Überschrei<br />

tens ins Göttliche. Die Welt entwickelt sich<br />

„als unbelebte mineralische Wirklichkeit, es entsteht<br />

die Pflanzenwelt, es kommt die Tierwelt herauf, es<br />

erscheint der Mensch. Das sind die vier großen<br />

Schritte der Weltentwicklung.“ (Otto Betz, Geheimnis<br />

der Zahlen, 1989) Der fünfte Schritt ist das Überschreiten<br />

in den göttlichen Bereich, den wir nur <strong>mit</strong><br />

Gottes Gnade gehen können. Wenn wir das Geheimnis<br />

der Fünf <strong>mit</strong> den fünf therapeutischen<br />

Schritten Jesu verbinden, können wir sagen: Jesus<br />

macht den Taubstummen offen für die Begegnung<br />

<strong>mit</strong> andern Menschen <strong>und</strong> offen für die Begegnung<br />

<strong>mit</strong> Gott. Und es ist die Liebe, die ihn zu heilen vermag.<br />

Der Taubstumme ist verschlossen. Er braucht<br />

den Mut, aus sich herauszugehen <strong>und</strong> sich auf einen<br />

andern Men schen <strong>und</strong> auf Gott einzulassen.<br />

Der erste Schritt<br />

Jesus zeigt dem Taubstummen in einem Raum des<br />

Vertrauens, worum es beim Hören <strong>und</strong> Sprechen eigentlich<br />

geht. In einem ersten Schritt legt er dem<br />

Taubstummen die Finger in die Ohren. Er möchte<br />

ihm gleichsam sagen: „Alle Worte, die du hörst,<br />

wollen letztlich Beziehung zu dir aufnehmen. Du<br />

brauchst deine Ohren nicht zu verschließen aus<br />

© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong>


© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong><br />

Blick auf den Text Anselm Grün<br />

Angst, dass du nur negative, kritische, ablehnende<br />

Worte hörst. Selbst in lauten Worten steckt die<br />

Sehnsucht, <strong>mit</strong> dir Beziehung aufzunehmen. Höre<br />

diese Sehnsucht aus allen Worten heraus!“ Jesus<br />

nimmt ihn gleichsam in eine Schule des Hörens hinein.<br />

Und Jesus tut es liebevoll, indem er seine Finger<br />

in die empfindlichen Ohren legt <strong>und</strong> sie sachte<br />

berührt.<br />

Der zweite Schritt<br />

Der zweite Schritt besteht darin, dass Jesus seinen<br />

Speichel nimmt <strong>und</strong> die Zunge des Stummen berührt.<br />

Es ist eine mütterliche Geste. Mütter berühren<br />

<strong>mit</strong> Speichel die W<strong>und</strong>en der Kinder <strong>und</strong> sagen:<br />

Alles ist wieder gut. Der Speichel hat in der Antike<br />

immer schon eine heilende Wirkung. Man könnte<br />

sagen: Jesus schafft eine mütterliche Atmosphäre,<br />

in der der Klient sein darf, wie er ist, in der er nicht<br />

bewertet wird. Nur wenn er spürt, dass seine Worte<br />

nicht bewertet werden, vermag er ehrlich von sich<br />

zu erzählen. Sobald er den Eindruck hat, wir missbilligen<br />

sein Handeln, seine Worte, seine Gedanken,<br />

seine Situation, dann wird er sich verschließen.<br />

Und dann zielt die Begleitung ins Leere. Jesus wendet<br />

sich dem Taubstummen zärtlich wie eine Mutter<br />

zu. Wir können uns die Gebärde Jesu als Kuss vorstellen,<br />

<strong>mit</strong> dem er dem Taubstummen eine zärtliche<br />

Nähe schenkt.<br />

Der dritte Schritt<br />

Der dritte Schritt der Heilung: Jesus blickt zum Himmel<br />

auf. Das kann verschiedene Bedeutungen haben.<br />

Jesus zeigt dem Kranken, dass sich bei jedem<br />

guten Gespräch letztlich der Himmel über dem<br />

Menschen öffnet. Nicht nur Menschen berühren<br />

sich gegenseitig, sondern sie berühren im Gespräch<br />

letztendlich das Unsagbare, das Geheimnis, das sie<br />

<strong>mit</strong>einander verbindet, den Himmel, der über ihnen<br />

leuchtet. Zum Himmel aufblicken sagt aber auch,<br />

dass es letztlich Gott ist, der heilt, <strong>und</strong> nicht der Be-<br />

Unterricht in Gebärdensprache in einer Schule in<br />

Kinshasa/Demokratische Republik Kongo.<br />

Foto: CBM/Foto Backofen Mhm<br />

7<br />

gleiter. Im Griechischen steht hier das Wort „ana -<br />

blepo = aufschauen“. Man könnte sagen: Jesus<br />

schaut zum Himmel auf. Er sieht im Kranken den<br />

Himmel, der in ihm ist. Er sieht im Kranken nicht nur<br />

das Beschädigte, sondern auch die Offenheit für<br />

den Himmel, für Gott. Und weil er den Himmel in<br />

ihm sieht, vermag auch der Kranke an den Himmel<br />

in ihm zu glauben, an den Raum der Stille, in dem<br />

Gott in ihm wohnt, zu dem die verletzenden Worte<br />

der Menschen keinen Zutritt haben.<br />

Der vierte Schritt<br />

Den vierten Schritt beschreibt Markus als Seufzen.<br />

Jesus behandelt den Klienten nicht nur als Klienten.<br />

Er öffnet sein <strong>Herz</strong> für ihn, setzt sich emotional für<br />

ihn ein. Er ist <strong>mit</strong> seinen Emotionen dabei, wenn er<br />

diesen in sich verschlossenen Menschen wieder zum<br />

Leben führen möchte. Der Taubstumme kann keine<br />

Gefühle äußern. Jesus äußert gleichsam stellvertretend<br />

für ihn, was er an Gefühlen unterdrückt<br />

hat.<br />

Das ist ein wichtiger Schritt in der geistlichen <strong>und</strong><br />

therapeutischen Begleitung. Oft können die Klienten<br />

nicht über ihre Gefühle reden. Sie sind ihren<br />

Gefühlen gegenüber verstummt. Der Begleiter reagiert<br />

dann oft <strong>mit</strong> den Gefühlen, die der andere<br />

unterdrückt. Ich habe einen Priester begleitet, der<br />

nach außen hin sehr fre<strong>und</strong>lich war. Aber nach einer<br />

St<strong>und</strong>e Gespräch war ich immer voller Aggressionen.<br />

Ich suchte die Schuld zunächst bei mir. Doch<br />

das Team im Recollectio-Haus bestätigte mir ähnliche<br />

Reaktionen. Dieser Mann habe eine passive<br />

Aggression, die er unter seiner fre<strong>und</strong>lichen Fassade<br />

versteckt hält. In der Begleitung werden diese<br />

Aggressionen offenbar, indem sie der Begleiter<br />

übernimmt. Manchmal werde ich müde bei der Begleitung.<br />

Die erste Frage ist dann immer, ob ich zu<br />

wenig geschlafen habe. Aber inzwischen spüre ich,<br />

dass meine Müdigkeit darauf hinweist, dass der<br />

andere nicht über das spricht, was ihn eigentlich<br />

bewegt, sondern an seinem Thema vorbei.<br />

Eine Frau erzählte mir, dass sie bei einem Gespräch<br />

<strong>mit</strong> einer anderen Frau, die anfangs nur von ihrer<br />

Arbeit <strong>und</strong> ihren Erfolgen erzählt hatte, auf einmal<br />

eine tiefe Traurigkeit spürte. Als sie der Frau ihre<br />

Gefühle <strong>mit</strong>teilte, fing diese zu weinen an. Da kam<br />

ihre unterdrückte Traurigkeit ans Licht. Wenn die<br />

Begleiterin ihre Gefühle übersprungen hätte, wäre<br />

das Gespräch oberflächlich verlaufen. Weil sie ihre<br />

Gefühle, die sie spürte, wie Jesus äußerte, konnte<br />

sie die Frau dazu ermutigen, über ihre wahren Gefühle<br />

zu sprechen. Die Gefühle, die wir beim Gespräch<br />

wahrnehmen, sind oft eine wichtige Infor-


Blick auf den Text Anselm Grün<br />

Peter aus Sambia trägt zwei Hörgeräte, ohne sie hat<br />

er keine Chance, Sprache oder Geräusche zu hören.<br />

mation über die unterdrückten Gefühle des andern.<br />

Es ist dann wichtig, die Gefühle, die wir spüren,<br />

auch zu äußern. Wir können den andern fragen,<br />

wie er sich unsere Gefühle erklären kann, ob er sie<br />

auch in sich spürt. Unsere Gefühle laden ihn ein,<br />

sich den eigenen Gefühlen zu stellen.<br />

Jesus übernimmt gleichsam stellvertretend für den<br />

Taubstummen seine Gefühle des Schmerzes <strong>und</strong> der<br />

Bitterkeit, in die ihn die Verschlossenheit geführt<br />

hat. So kommt der taubstumme Mensch <strong>mit</strong> seinen<br />

Gefühlen in Berührung.<br />

Der fünfte Schritt<br />

Der fünfte Schritt besteht in dem Befehl: „Effata,<br />

das heißt: Öffne dich oder: Tu dich auf!“ (Mk 7, 34)<br />

Erst in der Atmosphäre von Vertrauen <strong>und</strong> mütterlicher<br />

Liebe vermag der Taubstumme seine Zunge<br />

<strong>und</strong> seine Ohren zu öffnen. Aber es braucht durchaus<br />

einen Impuls von außen. Jetzt, da Jesus durch<br />

das Vertrauen, das er im Taubstummen bewirkt hat,<br />

gleichsam an das Tor des M<strong>und</strong>es gekommen ist,<br />

muss er die Türe aufstoßen. Ich erlebe oft Menschen<br />

in der Begleitung, die etwas Geheimnisvolles <strong>und</strong><br />

Schwieriges andeuten, über das sie jetzt noch nicht<br />

sprechen können. Manchmal braucht es dann den<br />

Befehl: „Jetzt ist der Augenblick. Sie haben etwas<br />

angedeutet. Jetzt sprechen Sie es auch aus. Sonst<br />

werden Sie es immer vor sich herschieben.“<br />

Markus beschreibt das Öffnen des Taubstummen so:<br />

„Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge<br />

wurde von ihrer Fessel befreit, <strong>und</strong> er konnte richtig<br />

reden.“ (Mk 7, 35) Nun wagt der Kranke es, die<br />

Worte zu hören, die an seine Ohren gelangen. Er<br />

hat keine Angst mehr, dass er nur Ablehnung <strong>und</strong><br />

Härte aus den Worten heraushört. Jesus hat ihn gelehrt,<br />

dass die Worte ihn erreichen möchten, dass<br />

Foto: CBM<br />

8<br />

er wichtig ist für andere, dass die andern ihn als Ansprechpartner<br />

wünschen. Wenn seine Zunge von<br />

der Fessel befreit wird, so zeigt das, dass Dämonen<br />

die letzte Ursache seiner Stummheit waren. Dämonen<br />

weisen auf die psychische Dimension der<br />

Krankheit hin. Er ist verstummt, weil er stumm gemacht<br />

worden ist, weil er Angst hat, in seinen Worten<br />

sich selbst zu offenbaren <strong>und</strong> von andern abgelehnt<br />

oder lächerlich gemacht zu werden. Er<br />

braucht das Vertrauen, dass die andern seine Worte<br />

wertschätzen <strong>und</strong> dass die Worte der andern<br />

wohlwollend gemeint sind. Nur so kann die innere<br />

Fessel sich lösen. So brauchen auch wir einen Raum<br />

des Vertrauens, um richtig sprechen <strong>und</strong> auf das hören<br />

zu können, was andere uns sagen. Wenn wir<br />

den Raum des Vertrauens nicht bei einer Therapeutin<br />

oder einem geistlichen Begleiter finden,<br />

können wir uns vorstellen, dass Gottes heilende Nähe<br />

uns einhüllt <strong>und</strong> einen schützenden Raum<br />

schafft, in dem wir unser verschlossenes <strong>Herz</strong> langsam<br />

zu öffnen wagen.<br />

Was Markus uns in dieser Heilungsgeschichte schildert,<br />

das kann auch heute in unserer Kirche geschehen,<br />

wenn ein Seelsorger, eine Seelsorgerin<br />

uns ähnlich vertrauensvoll begegnet wie Jesus. Es<br />

kann geschehen, wenn wir Jesus im Gebet unsere<br />

Angst, unsere Taubheit, unser Verstummtsein hinhalten<br />

<strong>und</strong> Jesu Liebe in unsere W<strong>und</strong>e einfließen<br />

lassen. Und es kann geschehen, wenn wir in der<br />

Eucharistie unsere Hände stellvertretend für unseren<br />

M<strong>und</strong> <strong>und</strong> unsere Ohren öffnen <strong>und</strong> im Brot<br />

Christus selbst empfangen. Wenn wir Christus in<br />

den M<strong>und</strong> nehmen, seine Liebe auf diese Weise<br />

spüren, dann kann auch in uns das Vertrauen wachsen,<br />

das zu sagen, was unser <strong>Herz</strong> fühlt, <strong>und</strong> unsere<br />

Ohren zu öffnen, im Vertrauen darauf, dass Beziehung<br />

zu Gott <strong>und</strong> zu den Menschen möglich wird<br />

<strong>und</strong> uns gut tut.<br />

Auch seine Fre<strong>und</strong>e freuen sich, dass Peter jetzt<br />

wieder ungehindert jeden Spaß <strong>mit</strong>machen kann.<br />

Foto: CBM<br />

© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong>


© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong><br />

Foto: Privat<br />

Vorbemerkungen<br />

Dr. Norbert Dennerlein<br />

Dekan<br />

Ev.-Luth. Dekanat<br />

Neumarkt in der Oberpfalz<br />

Familiengottesdienst<br />

Das Thema des Magazins „OKULI 2012“ steht auch<br />

als Thema über dem Familiengottesdienst: <strong>„Berühre</strong><br />

<strong>mich</strong> <strong>mit</strong> <strong>Herz</strong> <strong>und</strong> Händen.“ Im Gottesdienst soll<br />

hörbar <strong>und</strong> spürbar werden, wie sich Gott auf vielfältige<br />

Weise Menschen zuwendet <strong>und</strong> dies Menschen<br />

verändert: Menschen <strong>mit</strong> <strong>und</strong> ohne Behinderungen.<br />

Die Heilung von Taubstummen gehört zu<br />

den Verheißungen <strong>und</strong> ist da<strong>mit</strong> Kennzeichen der<br />

messianischen Heilszeit (vgl. Jes 29, 18; 35, 5; <strong>und</strong><br />

auch Mt 11, 5). Indem Jesus u.a. einen Taubstummen<br />

heilt, hat nach Deutung von Markus <strong>und</strong> Matthäus<br />

die messianische Heilszeit begonnen.<br />

Am Reden <strong>und</strong> Handeln Jesu im Hinblick auf den<br />

Taubstummen wird deutlich, dass Jesus Heilung <strong>und</strong><br />

Heil ganzheitlich versteht. Der ganzheitliche Aspekt<br />

soll auch in der Gestaltung des Gottesdienstraumes<br />

<strong>und</strong> des Gottesdienstes selbst Berücksichtigung finden.<br />

Die konkrete Umsetzung hängt natürlich von<br />

den örtlichen Gegebenheiten ab. Im Vorbereitungsteam<br />

wird überlegt, welche Möglichkeiten im<br />

eigenen Gottesdienstraum gegeben sind <strong>und</strong> wer<br />

über das Team hinaus im Familiengottesdienst beteiligt<br />

werden soll.<br />

Unabhängig davon sollten bunte Blumensträuße,<br />

dunkle <strong>und</strong> bunte Tücher (große zum Auslegen <strong>und</strong><br />

kleine zum Verteilen an alle Besucherinnen <strong>und</strong> Besucher<br />

des Gottesdienstes) sowie Teelichter besorgt<br />

Sie sind alle gleich: Auch gehörlose Schüler haben<br />

nicht immer nur Spaß beim Unterricht.<br />

Foto: CBM/Jacq<br />

9<br />

werden. Vor dem Gottesdienst werden im Altarraum<br />

auf dem Boden Tücher in verschiedenen Farben<br />

verteilt, darüber dann schwarze Tücher gelegt,<br />

sodass die farbigen zunächst komplett verdeckt<br />

sind. Die Blumensträuße <strong>und</strong> die Teelichter sind für<br />

die Gottesdienstbesucherinnen <strong>und</strong> -besucher noch<br />

nicht sichtbar.<br />

Erst beim Lied nach der Erzählung werden von Menschen<br />

verschiedenen Alters (Vorbereitungsteam <strong>und</strong><br />

darüber hinaus Kinder <strong>und</strong> Jugendliche, die schon<br />

vor dem Gottesdienst um Mithilfe gebeten worden<br />

waren) die schwarzen Tücher weggenommen, sodass<br />

die bunten sichtbar werden. Außerdem werden<br />

Blumensträuße auf den Altar <strong>und</strong> in den Altarraum<br />

gestellt sowie die Teelichter geholt. Sie werden von<br />

mehreren Personen an der Jahreskerze angezündet<br />

<strong>und</strong> dann im Altarraum – <strong>und</strong> wenn möglich auch<br />

darüber hinaus – verteilt.<br />

<strong>„Berühre</strong> <strong>mich</strong> <strong>mit</strong> <strong>Herz</strong> <strong>und</strong> Händen.“ Das Thema<br />

des Familiengottesdienstes soll auch durch die<br />

Musik transportiert werden. Deshalb erscheint ein<br />

meditatives Eingangs- <strong>und</strong> Ausgangsstück sowie<br />

leise meditative Instrumentalmusik während der<br />

Erzählung sinnvoll. Am Ausgang erhalten alle Besucher<br />

von Mitwirkenden des Gottesdienstes farbige<br />

Tücher aus Chiffon geschenkt.<br />

Aufbau des Familiengottesdienstes<br />

Eingangsstück (Orgel)<br />

Begrüßung<br />

Im Namen Gottes – des Vaters <strong>und</strong> des Sohnes <strong>und</strong><br />

des Heiligen Geistes – beginnen wir diesen Familiengottesdienst.<br />

Dazu möchte ich Euch, liebe Kinder,<br />

<strong>und</strong> Sie, liebe Eltern, liebe Großeltern <strong>und</strong> alle, die<br />

gekommen sind, herzlich willkommen heißen. Den<br />

heutigen Gottesdienst haben wir unter das Thema<br />

gestellt: <strong>„Berühre</strong> <strong>mich</strong> <strong>mit</strong> <strong>Herz</strong> <strong>und</strong> Händen.“ In<br />

der Bibel, im Neuen Testament, hat uns Markus, einer<br />

der vier Evangelisten, die Geschichte von der<br />

Heilung des Taubstummen erzählt.<br />

Einer, der taubstumm war, der nicht hören konnte,<br />

was um ihn herum geschah, was andere ihm erzählten,<br />

der nicht in Worten ausdrücken konnte, was ihn<br />

bewegte, er begegnet Jesus. Und durch diese Begegnung<br />

erlebt er bei sich selbst, was es bedeutet,<br />

aus der Außenseiterrolle herausgeholt zu werden.<br />

Lasst uns beginnen <strong>mit</strong> einem Lied, in dem unser<br />

Gott gefeiert wird. Unser Gott, der W<strong>und</strong>er tut.<br />

Damals <strong>und</strong> heute.


Lied: Nun jauchzt dem Herren (EG 288, 1-6)<br />

Psalm (Auswahl – siehe Liturgische Texte)<br />

Eingangsgebet<br />

Gott, unser Vater, wir freuen uns, dass wir hier zusam<br />

men sein dürfen – <strong>mit</strong> allen, die gekommen sind.<br />

Viele Gedanken gehen uns durch den Kopf. Ereignisse<br />

der letzten Tage fallen uns ein. Ereignisse in<br />

der Familie, in der Schule, am Arbeitsplatz, beim<br />

Sport oder in anderen Situationen. Glückliche <strong>und</strong><br />

traurige Ereignisse. Das, was uns zum Erzählen <strong>und</strong><br />

zum Singen veranlasst. Das, was uns die Sprache<br />

verschlagen hat. Alles bringen wir vor dich.<br />

Wir wissen, dass du uns verstehst. Lass uns hören<br />

<strong>und</strong> verstehen, was du uns ganz persönlich sagen<br />

willst. Wir danken dir, dass du uns jetzt nahe bist.<br />

Amen.<br />

Familiengottesdienst Dr. Norbert Dennerlein<br />

Lied: Du meine Seele, singe (EG 302, 1.2.6.8)<br />

Erzählvorschlag<br />

Taubstumm ist er. Daniel. Schon seit seiner Geburt.<br />

Taubstumm. Daniel kann die Geräusche nicht hören:<br />

Musik, die Stimmen der anderen, ihr Lachen, das<br />

Zwitschern der Vögel. Daniel kann nicht wirklich in<br />

Worte fassen, was er in sich spürt, was ihn bewegt.<br />

In Worte, die andere verstehen.<br />

Seine Mutter <strong>und</strong> sein Vater, seine Schwestern <strong>und</strong><br />

seine Brüder haben ihn sehr gern. Das spürt er. Sie<br />

können es ausdrücken. Und er kann ihnen zeigen,<br />

wie viel sie ihm bedeuten. Aber andere verstehen<br />

ihn nicht. Er kann nicht sagen, was er denkt, nicht<br />

in Worten ausdrücken, was er meint. Darum wollten<br />

die anderen <strong>mit</strong> ihm nichts unternehmen. Bis<br />

auf einen: Noga. Der ist sein Fre<strong>und</strong>. Der versteht<br />

ihn – <strong>und</strong> er ihn: auch ohne Worte.<br />

Plötzlich kommt Noga ganz aufgeregt angerannt.<br />

Er will, dass Daniel <strong>mit</strong> ihm kommt. Sofort. Daniel<br />

spürt die Begeisterung in Noga. Er spürt, dass Noga<br />

hohe Erwartungen hat. Noga drückt <strong>mit</strong> Worten,<br />

<strong>mit</strong> Händen <strong>und</strong> Füßen aus, was ihn so in Aufregung<br />

versetzt hat – <strong>und</strong> in freudige Erwartung.<br />

Jesus kommt. Jesus, jener Mann, von dem so viele<br />

so beeindruckt erzählt haben. Der den Menschen<br />

die alten heiligen Schriften so erklärt, dass seine<br />

Zuhörer innen <strong>und</strong> Zuhörer total begeistert sind.<br />

Und der schon Menschen geheilt hat. Noga möchte<br />

unbedingt, dass Daniel <strong>mit</strong> ihm zu diesem Jesus<br />

10<br />

geht. „Na gut, Noga zuliebe“, denkt Daniel <strong>und</strong> geht<br />

<strong>mit</strong> ihm.<br />

Noga hatte viel über Heilungen gehört <strong>und</strong> nachgedacht<br />

– wegen Daniel. Als er es jetzt endlich geschafft<br />

hat, <strong>mit</strong> Daniel durch die ganze Menschenmenge<br />

zu Jesus zu kommen <strong>und</strong> vor ihm steht, sagt<br />

er: „Bitte, lege Daniel deine Hände auf <strong>und</strong> heile<br />

ihn. Daniel ist mein bester Fre<strong>und</strong>.“ – Jesus sieht Daniel<br />

an <strong>und</strong> dann Noga <strong>und</strong> dann wieder Daniel.<br />

Dann lächelt er. Es bewegt ihn, welche großen Hoffnungen<br />

Noga auf ihn setzt. Welches große Vertrauen<br />

er zu ihm hat.<br />

Jesus nimmt Daniel aus der Masse der Menschen,<br />

aus dem Stimmengewirr <strong>und</strong> dem Lärm heraus. Er<br />

geht <strong>mit</strong> ihm an einen Ort, an dem es ganz ruhig<br />

ist. Ohne Lärm. Ohne Hektik. Ohne Druck. Dann<br />

legt er seine eigenen Finger in die Ohren Daniels,<br />

berührt dessen Zunge <strong>mit</strong> Speichel <strong>und</strong> schaut zum<br />

Himmel. Dann seufzt er. Danach richtet er seinen<br />

Blick wieder auf Daniel <strong>und</strong> sagt <strong>mit</strong> kräftiger Stimme:<br />

„Effatá!“, das heißt übersetzt: „Öffne dich!“<br />

Und auf einmal kann Daniel hören, seine Ohren<br />

sind ganz frei. Zum ersten Mal. Er versteht Jesus.<br />

Und gleichzeitig kann er ganz normal reden. Daniel<br />

kann es kaum glauben. Er ist unbeschreiblich glücklich.<br />

Tränen laufen über seine Wangen. Und als Noga<br />

das sieht, geht es ihm genauso. Einen Schrei der<br />

Freude <strong>und</strong> Begeisterung lässt er los. Es ist ihm völlig<br />

egal, was die anderen denken: Er ist total glücklich!<br />

Sein bester Fre<strong>und</strong> Daniel kann plötzlich hören<br />

<strong>und</strong> reden. Das ist unglaublich!<br />

Lied: Das Kindergesangbuch, hrsg. von Andreas<br />

Ebert, Claudius Verlag München Nr. 78,1-4, Alle<br />

Knospen springen auf<br />

Während dieses Liedes werden im Altarraum die<br />

dunklen Tücher weggenommen, sodass die farben-<br />

Fühl mal, wie das klingt! Sprachunterricht für gehörlose<br />

Schüler in Tansania.<br />

Foto: CBM/Jacq<br />

© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong>


© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong><br />

frohen sichtbar werden. Gleichzeitig werden die<br />

Blumensträuße auf dem Altar <strong>und</strong> im Altarraum<br />

aufgestellt, Teelichter an der Jahreskerze angezündet<br />

<strong>und</strong> im Altarraum – wenn möglich auch darüber<br />

hinaus – verteilt.<br />

Predigt<br />

Familiengottesdienst Dr. Norbert Dennerlein<br />

Liebe Kinder, liebe Schwestern <strong>und</strong> Brüder, Daniel<br />

hatte sich schon da<strong>mit</strong> abgef<strong>und</strong>en, dass er anders<br />

ist als die anderen: dass er nicht hören kann, hören<br />

wie sie. Er hatte sich schon da<strong>mit</strong> abgef<strong>und</strong>en, dass<br />

er nicht reden kann, reden wie sie. Daniel hatte sich<br />

daran gewöhnt, dass die anderen nichts <strong>mit</strong> ihm unternehmen<br />

wollten. Er hatte ja Noga. Auf den war<br />

Verlass. Der war immer für ihn da. Wie seine Eltern<br />

<strong>und</strong> Geschwister.<br />

Allein wäre Daniel nie auf die Idee gekommen, sich<br />

zu Jesus auf den Weg zu machen. Ihn um Hilfe zu<br />

bitten. Er hätte es gar nicht gekonnt. Aber Noga<br />

hat ihn regelrecht dazu gedrängt. Wie gut, dass Daniel<br />

Noga hatte. Wie gut, dass wir Fre<strong>und</strong>e haben.<br />

Fre<strong>und</strong>e, Fre<strong>und</strong>innen, die uns manchmal zu etwas<br />

drängen, ermutigen, wozu wir allein uns gar nicht<br />

aufraffen könnten.<br />

Das Faszinierende ist: Noga traut Jesus zu, seinen<br />

Fre<strong>und</strong> Daniel heilen zu können. Noga hat riesiges<br />

Vertrauen zu Jesus, sonst hätte er Daniel nicht zu<br />

ihm gebracht. Ob Daniel selbst das auch so hatte,<br />

wird nicht erzählt. Entscheidend ist, dass Daniel einen<br />

Menschen hatte, der sich für ihn eingesetzt<br />

hat. Jesus ist tief beeindruckt, als er das sieht. Er<br />

will keine öffentlichkeitswirksame Szene. Er möchte<br />

einfach Daniel helfen. Darum nimmt er ihn <strong>und</strong><br />

geht an einen einsamen Ort, an dem die beiden<br />

ganz allein sind.<br />

Daniel spürt die Zuwendung Jesu. Er spürt, dass Jesus<br />

ihn sehr gerne hat. Daniel fasst Vertrauen zu<br />

ihm. Nun traut auch er Jesus zu, dass er ihm helfen<br />

kann. Und Jesus handelt: Er öffnet ihm die Ohren,<br />

sodass er hören kann, wie <strong>und</strong> was er vorher nicht<br />

gehört hatte. Er löst ihm die Zunge, sodass er reden<br />

kann, wie <strong>und</strong> was er vorher nicht hatte reden können.<br />

Die Heilung, die geschieht, ist also ein Prozess<br />

<strong>mit</strong> mehreren Phasen. Durch die Zuwendung Jesu<br />

wird Daniel geheilt – heil an Körper <strong>und</strong> Seele.<br />

Seither sind 2000 Jahre vergangen. Auch heute<br />

gibt es viele Menschen, die gehörlos sind. Gibt es<br />

viele Menschen, die nicht sehen können. Gibt es<br />

viele Menschen <strong>mit</strong> Behinderungen. Das wird wohl<br />

auch in Zukunft so sein. Entscheidend ist, dass seit<br />

den Heilungen, die Jesus vorgenommen hat, Men-<br />

11<br />

schen zu allen Zeiten <strong>und</strong> an unterschiedlichen Orten<br />

den Willen <strong>und</strong> die Kraft hatten, sich nicht <strong>mit</strong><br />

gegebenen Umständen abzufinden. Sondern sich<br />

anderen Menschen liebevoll zuwandten. Im Namen<br />

Jesu. Im Namen Gottes. Unzählige Menschen sind<br />

seither an Körper <strong>und</strong> Seele „heil“ geworden. Und<br />

selbst wenn der Körper nicht geheilt werden konnte,<br />

haben viele Menschen erlebt, wie sie durch die<br />

Zuwendung anderer Menschen neuen Mut <strong>und</strong><br />

neue Kraft zum Leben bekommen haben – unzählig<br />

viele Menschen in Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart,<br />

z.B. auch durch die viel fältigen Aktivitäten<br />

der <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong>.<br />

Wir alle, Ihr, Sie <strong>und</strong> ich, haben immer wieder Gelegenheit<br />

<strong>und</strong> die Möglichkeit, anderen Menschen<br />

Mut <strong>und</strong> Hoffnung zu geben. Denn auch in unserer<br />

Umgebung gibt es Menschen, die auf Zuwendung<br />

warten. Die als Außenseiter behandelt werden, weil<br />

sie anders sind als andere. Noga hat sich Daniel zugewandt<br />

<strong>und</strong> er hat sich für ihn eingesetzt. Mit den<br />

Möglichkeiten, die er hatte. Und er hat Jesus vertraut.<br />

Ich wünsche uns immer wieder solches Vertrauen:<br />

Vertrauen auf die Hilfe unseres Gottes. Und<br />

den Mut <strong>und</strong> die Kraft, das zu tun, was wir selbst<br />

tun können.<br />

➣ Lied: Regionalteil Bayern/Thüringen (EG 615, 1-3)<br />

Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe <strong>mich</strong> ruft<br />

➣ Abkündigungen, Kurzvorstellung der Arbeit der<br />

CBM <strong>und</strong> der Kollektenbitte. (Siehe S. 32)<br />

➣ Fürbittengebet (Siehe Liturgische Texte)<br />

➣ Vaterunser<br />

➣ Lied: Bewahre uns Gott (EG 171, 1-4)<br />

Sendung <strong>und</strong> Segen<br />

Wenn ihr jetzt zurückkehrt in eure Häuser <strong>und</strong><br />

Wohnungen, dann verlasst euch darauf: Ihr seid<br />

nicht allein. Gott ist bei euch.<br />

Gott will euch segnen. Er will euch eure Ohren öffnen,<br />

da<strong>mit</strong> ihr Worte hört, die euch trösten <strong>und</strong><br />

euch Mut machen. Er will eure Zunge lösen. Er will<br />

euch dazu ermutigen, Worte zu reden, die das ausdrücken,<br />

was euch in eurem Inneren bewegt. Er will<br />

euch Worte sagen lassen, die anderen Menschen<br />

Mut machen <strong>und</strong> Hoffnung geben.<br />

Der HERR segne dich <strong>und</strong> behüte dich. Er lasse sein<br />

Angesicht leuchten über dir <strong>und</strong> sei dir gnädig. Er erhebe<br />

sein Angesicht auf dich <strong>und</strong> gebe dir Frieden.<br />

Amen.<br />

Ausgangsstück (Orgel)


Gisela Sachse<br />

CBM<br />

Team Kirche<br />

Ideen für die Arbeit<br />

<strong>mit</strong> Konfirmanden<br />

Foto: CBM<br />

Die Konfirmanden werden in der Regel kaum Erfahrung<br />

im Umgang <strong>mit</strong> gehörlosen oder hörbehinderten<br />

Menschen haben. Ein Ziel der Arbeit <strong>mit</strong><br />

Konfirmanden kann sein, Verständnis zu schaffen<br />

<strong>und</strong> Informationen über Gehörlosigkeit zu geben.<br />

Zum anderen sollen die Konfirmanden etwas über<br />

den Umgang <strong>mit</strong> hörbehinderten Menschen erfahren<br />

<strong>und</strong> einen Satz in Gebärdensprache lernen,<br />

zum Beispiel aus dem Vaterunser. (Siehe S. 23)<br />

Wer nichts hört <strong>und</strong> nicht wirklich sprechen kann,<br />

der ist in seiner Kommunikation stark eingeschränkt<br />

<strong>und</strong> kann sich nicht gut <strong>mit</strong>teilen. Läuft Gefahr, <strong>mit</strong><br />

seinem Leben, seinen Wünschen <strong>und</strong> Sehnsüchten,<br />

aber auch seinen Sorgen <strong>und</strong> Ängsten allein zu<br />

bleiben. In diese Situation können sich die Konfirman<br />

den <strong>mit</strong>hilfe einiger Übungen einfühlen. Für<br />

den gehörlosen Menschen in dieser Geschichte<br />

kommt erschwerend hinzu, dass er in einer Gesellschaft<br />

lebt, in der er „nicht vorkommt.“ Menschen<br />

<strong>mit</strong> Behinderungen werden versteckt, diskriminiert<br />

<strong>und</strong> an der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben<br />

gehindert.<br />

Wie hier diese Mutter im Kongo, lernen überall auch<br />

die Eltern die Gebärdensprache, um <strong>mit</strong> ihren hör -<br />

geschädigten Kindern kommunizieren zu können<br />

Foto: CBM/Foto Backofen Mhm<br />

12<br />

Viele Konfirmanden haben selbst schon die Erfahrung<br />

gemacht, dass mangelnde Kommunikation oft<br />

nichts <strong>mit</strong> Taubheit im medizinischen Sinn zu tun hat.<br />

Sie trauen sich nicht, über Dinge zu sprechen, die sie<br />

umtreiben, oder hören aus den vielen Worten nicht<br />

das heraus, was wichtig ist. So bleibt vieles ungehört<br />

<strong>und</strong> ungesagt – <strong>und</strong> der Mensch bleibt allein.<br />

Die Geschichte von der Heilung eines taubstummen<br />

Menschen zeigt, wie Jesus die Isolation überwin det<br />

<strong>und</strong> neues Leben schenkt. In dieser Erzählung bekommen<br />

wir Impulse, unsere eigene Taubheit <strong>und</strong><br />

Stummheit zu überwinden <strong>und</strong> auch anderen Menschen<br />

dazu zu verhelfen.<br />

Liturgischer Beginn: Lieder <strong>und</strong> liturgische Texte<br />

(Siehe S. 22/23)<br />

Einstieg: Pantomime<br />

Spiele, in denen Begriffe pantomimisch dargestellt<br />

werden, sind sehr beliebt. Für den Einstieg soll das<br />

als Übung genutzt werden, um die Schwierigkeit<br />

deutlich zu machen, Sachverhalte <strong>und</strong> Gefühle ohne<br />

Worte zu schildern. Dazu wird der Schwierigkeitsgrad<br />

im Laufe des Einstiegs gesteigert.<br />

Mögliche Begriffe/Sachverhalte:<br />

➣ Mein Handy ist weg!<br />

➣ Kannst du <strong>mich</strong> nach Hause bringen?<br />

➣ Ich möchte eine Cola trinken.<br />

➣ Ich habe Liebeskummer.<br />

➣ Meine Mutter ist krank.<br />

➣ Ich habe in der Mathe-Arbeit eine Vier<br />

geschrieben.<br />

➣ Ich habe <strong>mich</strong> <strong>mit</strong> meiner Schwester gestritten.<br />

Auswertung:<br />

Die Konfirmanden geben ein Feedback. Was war<br />

leicht? Was war schwer? Was lässt sich gut nonverbal<br />

<strong>mit</strong>teilen? Wo sind Grenzen? Wie fühlt sich<br />

das an, wichtige Probleme nicht verbal <strong>mit</strong>teilen<br />

zu können? Die Konfirmanden äußern Vermutun -<br />

gen, was die Übung verdeutlichen sollte bzw. um<br />

welches Thema es in der heutigen St<strong>und</strong>e geht.<br />

Überleitung: Interaktionelles Schreiben<br />

Manchmal hören <strong>und</strong> reden wir viel. Oft überhören<br />

wir etwas oder hören nicht richtig hin. Wir reden<br />

viel über viele Dinge. Über andere Sachen reden<br />

wir nicht gern. Das wird in einem interaktionellen<br />

Schreiben vertieft. Die Konfirmanden teilen sich in<br />

vier Gruppen auf. Jede Gruppe erhält eines der folgenden<br />

Blätter. Jeder in der Gruppe schreibt auf,<br />

© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong>


© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong><br />

Ideen für die Arbeit <strong>mit</strong> Konfirmanden Gisela Sachse<br />

Diskutieren kann man auch nur <strong>mit</strong> den Händen, so<br />

wie diese gehörlosen Mädchen in Kenia.<br />

was ihm/ihr zum Impuls einfällt. Nach kurzer Zeit<br />

werden die Blätter weitergegeben. Das wiederholt<br />

sich, bis jede Gruppe wieder ihr Blatt hat.<br />

➣ Ich höre gern/Menschen hören genau hin,<br />

wenn …<br />

➣ Ich höre nicht gern/Menschen überhören<br />

gern …<br />

➣ Ich rede gern über/Menschen reden gern<br />

über …<br />

➣ Ich rede nicht gern über/Menschen reden<br />

nicht gern über …<br />

Diese Übung sollte nach Möglichkeit still geschehen.<br />

Im Anschluss wird das Geschriebene in der Gesamtr<strong>und</strong>e<br />

besprochen. Im Gespräch werden die<br />

Kon sequenzen daraus vertieft: Wozu führt es, wenn<br />

ich bestimmte Dinge nicht (richtig) höre? Wozu<br />

führt es, wenn ich <strong>mich</strong> nicht (richtig) <strong>mit</strong>teilen<br />

kann? Allgemeine Formulierungen („Menschen<br />

hören“, statt „ich höre“ …) sind für Konfirmanden<br />

hilfreich. Sie können so Sachver halte benennen,<br />

ohne sich gleich zu outen. Wichti ges Fazit dieser<br />

R<strong>und</strong>e: Wer nicht (richtig) hört <strong>und</strong> sich nicht (richtig)<br />

<strong>mit</strong>teilen kann, bleibt oft allein.<br />

Überleitung Hörbehinderung<br />

An dieser Stelle sollen einige Informationen zum<br />

Thema Gehörlosigkeit <strong>und</strong> Hörbehinderung <strong>und</strong><br />

Umgang <strong>mit</strong> gehör losen Menschen gegeben werden.<br />

(Siehe S. 5)<br />

Überleitung Bibeltext<br />

Jesus sieht <strong>und</strong> hört die Menschen <strong>mit</strong> ihren Sorgen<br />

<strong>und</strong> Nöten <strong>und</strong> nimmt sich ihrer an. Er schenkt<br />

Menschen neues Leben. Daran wird das Kommen<br />

des Gottesreiches sichtbar. In der Erzählung von der<br />

Heilung eines Taubstummen wird das deutlich. Es<br />

folgt das gemeinsame Lesen des Bibeltextes – anschließend<br />

Hintergr<strong>und</strong>infos.<br />

Foto: CBM/argum/Einberger<br />

13<br />

Dekapolis<br />

Gebiet der Zehn Städte, hellenistisch geprägt,<br />

Städteb<strong>und</strong> <strong>mit</strong> eigenem Münzrecht unter Hoheit<br />

des römischen Statthalters, von jüdischer Seite<br />

oft als heidnisch empf<strong>und</strong>en, Jesu Botschaft fand<br />

dort Verbreitung wegen der Nähe zum See Genezareth,<br />

wo er zu dieser Zeit lebte.<br />

Gehörlosigkeit<br />

In der alttestamentlichen Gesetzgebung wird untersagt,<br />

„dem Tauben zu fluchen“, denn er kann<br />

sich nicht dagegen wehren. Andererseits gibt es die<br />

Tradition, die gehörlosen Menschen – wie andere<br />

Menschen <strong>mit</strong> Behinderungen – aus der Gemeinschaft<br />

der Gläubigen auszuschließen. Oft hatten sie<br />

keine Möglichkeiten, einen Beruf zu erlernen oder<br />

eine Familie zu gründen. In der prophetischen Literatur<br />

ist im übertragenen Sinn von der Taubheit<br />

Israels gegenüber dem Wort Gottes die Rede. Zur<br />

Zeit Jesu wurden Dämonen als Verursacher für<br />

Taubheit angenommen. Wenn Jesus Taubstumme<br />

heilt, dann ist das ein Zeichen seiner messianischen<br />

Sendung.<br />

Speichel<br />

Das Heilen des Kranken <strong>mit</strong> Speichel erscheint uns<br />

heute schon fast als magische Handlung. Dem Speichel<br />

wurde damals eine therapeutische Wirkung<br />

zugeschrieben. Jesus handelt also nach gängigen<br />

medizinischen Vorstellungen seiner Zeit.<br />

Messiasgeheimnis<br />

Das Verbot Jesu, das Geschehene weiterzusagen,<br />

ist schwer zu verstehen. Möglicherweise ist es<br />

da<strong>mit</strong> zu erklären, dass die Botschaft Jesu von<br />

den politischen <strong>und</strong> religiösen Führern Israels als<br />

Angriff auf die bestehende Ordnung missverstanden<br />

wurde <strong>und</strong> da<strong>mit</strong> Jesus <strong>und</strong> sein Auftrag<br />

bedroht waren. Indem sich der geheilte Mensch<br />

aber nicht daran hält, tritt er in die Nachfolge<br />

Christi. So wird diese Erzählung zu einer Missionsgeschichte.<br />

Identifikation <strong>und</strong> Abgrenzung – wer ist<br />

eigentlich dieser „taubstumme“ Mensch?<br />

Es fällt auf, dass der Mann in der Geschichte schemenhaft<br />

dargestellt wird. Er hat nicht einmal einen<br />

Namen. Seine Biographie <strong>und</strong> Lebensumstände<br />

sind genauso unklar wie die Identität der Leute, die<br />

ihn zu Jesus bringen, <strong>und</strong> deren Motive. In einer<br />

Einzel übung sollen die Konfirmanden diese Dinge


Ideen für die Arbeit <strong>mit</strong> Konfirmanden Gisela Sachse<br />

Wie in jeder anderen Sprache auch, kann man <strong>mit</strong><br />

Handzeichen lustige Geschichten erzählen, <strong>und</strong> das<br />

nicht nur in Sri Lanka.<br />

erhellen. Dabei werden sicherlich sowohl die Hinter -<br />

gr<strong>und</strong>informationen zum Text als auch ihre eigenen<br />

Erfahrungen <strong>mit</strong> einfließen. Die Konfirmanden<br />

erhalten ein vorbereitetes Blatt, auf dem schemenhaft<br />

eine Figur abgebildet ist. Um diese Figur<br />

herum sind verschiedene Fenster angeordnet. Die<br />

Figur soll ein Gesicht erhalten. Durch das Ausfüllen<br />

der Fenster bekommt der Mann eine Identität. In<br />

einer R<strong>und</strong>e stellen die Konfirmanden anschließend<br />

„ihre Menschen“ vor. Wurde der Mann in der<br />

Geschichte zunächst auf sein Taubstummsein reduziert,<br />

wird jetzt klar: Er ist ein Mensch „wie du<br />

<strong>und</strong> ich“.<br />

Mögliche Fenster:<br />

➣ Name, Alter<br />

➣ Er ist taubstumm, weil …<br />

➣ So lebt er<br />

➣ Sein größtes Problem<br />

➣ Das mag er am meisten<br />

➣ Wer sind die Leute, die ihn zu Jesus bringen?<br />

➣ Warum bringen sie ihn zu Jesus?<br />

Der Text <strong>und</strong> seine Botschaft<br />

Beim nochmaligen gemeinsamen Lesen des Textes<br />

ist eine Identifikation <strong>mit</strong> dem gehörlosen Mann<br />

möglich. Er ist zur Person geworden. Jetzt können<br />

im Gespräch wichtige Aussagen des Textes herausgearbeitet<br />

werden.<br />

➣ Der Mann wird von anderen Menschen gebracht.<br />

Seinen Fre<strong>und</strong>en? Verwandten? Es gibt<br />

Menschen, die können sich aus eigener Kraft<br />

nicht auf den Weg machen <strong>und</strong> Hilfe suchen. Es<br />

gibt Situationen, in denen Menschen die Hilfe<br />

anderer Menschen brauchen. Welche Menschen<br />

Foto: CBM/Lohnes<br />

14<br />

kenne ich, die auf Hilfe angewiesen sind? An<br />

welche Situationen erinnere ich <strong>mich</strong>, in denen<br />

mir andere geholfen haben? An welchen Stellen<br />

bin ich für andere Menschen eine Hilfe?<br />

➣ Der Mann in der Erzählung hat im wahrsten<br />

Sinne des Wortes noch nie etwas von Jesu Botschaft<br />

vom Reich Gottes gehört. Wohl aber seine<br />

Begleiter. Offensichtlich haben sie Vertrauen in<br />

Jesus. Offensichtlich sind sie der Meinung: Auch<br />

wenn unser Fre<strong>und</strong> nicht hören kann, Jesus tut<br />

ihm gut. Jesus nimmt ihn an, wie er ist. Jesus<br />

kann ihm helfen <strong>und</strong> gibt ihm neuen Mut. Jeder<br />

braucht Menschen, die ihn auf den Weg zum<br />

Glauben <strong>mit</strong>nehmen. Wer hat <strong>mich</strong> <strong>mit</strong>genommen<br />

auf meinem Weg zu Gott? Wen habe ich<br />

schon <strong>mit</strong>genommen?<br />

➣ Jesus befindet sich in einer Volksmenge, als der<br />

Taubstumme gebracht wird. Vielleicht fühlt dieser<br />

sich dort ja verloren: „So viele Leute. Nimmt<br />

<strong>mich</strong> Jesus überhaupt wahr? Kann er sich überhaupt<br />

um <strong>mich</strong> kümmern? Vielleicht haben die<br />

anderen ja viel größere Probleme als ich?“ Aber<br />

Jesus nimmt ihn aus der Volksmenge beiseite. Er<br />

kümmert sich ganz individuell nur um ihn. Vielleicht<br />

macht der Taubstumme zum ersten Mal in<br />

seinem Leben die Erfahrung, dass jemand nur<br />

für ihn allein da ist. Diese vertrauensvolle Umge -<br />

bung ist notwendig, um sich öffnen zu können.<br />

Nur so kann der Kranke überhaupt Hilfe erfahren.<br />

Welche Menschen sind immer für <strong>mich</strong> da?<br />

In der Msansani-Schule in Tansania ist die Gebärdensprache<br />

eines von vielen Unterrichtsfächern.<br />

Foto: Evelyne Jacq<br />

© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong>


© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong><br />

Ideen für die Arbeit <strong>mit</strong> Konfirmanden Gisela Sachse<br />

➣ Wie Jesus den kranken Menschen heilt, bleibt<br />

ein Geheimnis. Oft kann man in der Tat nicht<br />

sagen, wodurch genau man ges<strong>und</strong> geworden<br />

ist. Wichtig ist in diesem Zusammenhang das<br />

Aufblicken Jesu zu Gott. Es ist Gottes Geheimnis<br />

<strong>und</strong> sein Segen, wenn jemand ges<strong>und</strong> wird.<br />

Uns bleibt nur, ihm staunend zu danken. Der<br />

zweite wichtige Punkt sind die Worte Jesu:<br />

„Öffne dich“ bzw. „Tu dich auf“. Sich öffnen,<br />

sich auf jemanden einlassen, neue Wege gehen,<br />

sind wichtige Dinge, um ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> heil<br />

zu werden. Wovon bin ich schon geheilt worden?<br />

Wo warte ich auf Heilung? Für welche<br />

Menschen, die auf Heilung warten, kann ich<br />

beten?<br />

➣ Der geheilte Mann hat nun viele Möglichkeiten,<br />

sein Leben zu gestalten. Wie sein Leben jetzt<br />

weitergeht, ist nicht überliefert. Wohl aber, dass<br />

sich die Botschaft seiner Heilung wie ein Lauffeuer<br />

verbreitete. Gute Erfahrungen muss man<br />

ein fach begeistert weitersagen. Dann können<br />

auch andere Menschen diese Erfahrung machen.<br />

So wird die Botschaft von Gottes Reich weitergetragen.<br />

Welche guten Erfahrungen erzähle<br />

ich begeistert weiter? Was begeistert <strong>mich</strong> am<br />

Glau ben, an der Kirche, an der Gemeinde …?<br />

15<br />

Das erste Wort<br />

Zum Abschluss erhalten die Konfirmanden eine<br />

Sprechblase, die sie auf ihr Blatt <strong>mit</strong> dem Bild des inzwischen<br />

Geheilten kleben. Sie schreiben den Satz<br />

hinein, den er wohl als ersten spricht. Optional können<br />

sie auch Schallwellen an seine Ohren zeichnen<br />

<strong>und</strong> beschriften, was er vermutlich als Erstes hört.<br />

Ebenso schreiben sie in ein Extrafenster auf dem<br />

Blatt, was der Mann nach seiner Heilung wohl <strong>mit</strong><br />

seinem Leben macht.<br />

Projektbericht<br />

Wir leben in der Verantwortung der Nachfolge<br />

Christi. Wir haben die Aufgabe, so zu handeln wie<br />

er, da<strong>mit</strong> das Reich Gottes unter uns weiter wachsen<br />

kann. Teil dieser Verantwortung ist es, Gehörlosen<br />

ein Ohr <strong>und</strong> eine Stimme zu geben <strong>und</strong> sie als Brüder<br />

<strong>und</strong> Schwestern zu behandeln. In besonderer<br />

Weise hat sich die <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong> dieser<br />

Aufgabe gestellt. Hier kann ein Bericht über das Kollektenprojekt<br />

erfolgen (siehe Heft-Rückseite) <strong>und</strong><br />

eine kreative Kollektensammlung überlegt werden.<br />

Liturgischer Schluss: siehe Lieder <strong>und</strong> liturgische<br />

Texte (Siehe S. 22/23).<br />

Musical-Chor � Orchester � � � Pop-Band � Musical-Stars<br />

29. 01.2012 TUI ARENA Hannover<br />

12.02.2012 ISS DOME Düsseldorf<br />

26.02.2012 SAP ARENA Mannheim<br />

29.04.2012 Volkswagen Halle Braunschweig<br />

Ein Pop-Oratorium<br />

von Michael Kunze <strong>und</strong> Dieter Falk<br />

Musical-Chor <strong>mit</strong> mehr als 2.500 Sängerinnen <strong>und</strong><br />

Sängern begleitet von „das junge orchester NRW“<br />

Solisten: Michael Eisenburger I Bahar Kizil I Yosefi n Buohler<br />

Paul Falk I Otto Sander (Stimme Gottes) <strong>und</strong> vielen andere<br />

Tickets & Infos:<br />

Hotline: 01805 - 969 00 00 oder<br />

www.die10gebote.de<br />

<strong>und</strong> an allen bekannten Vorverkaufsstellen<br />

��� � �� ���� ��� � �� ����� ��� � ���� € aus dt. Festnetz / ���� ���� € /Min aus dt. Mobilfunknetz)<br />

Veranstalter:<br />

Creative Kirche <strong>und</strong> Landeskirchen in Kooperation <strong>mit</strong> der EKD <strong>und</strong> weiteren Partnern


Foto: Privat<br />

Gottesdienst<br />

<strong>mit</strong> allen Sinnen<br />

Peter Hepp<br />

Diakon, kath. Seelsorge<br />

für Menschen <strong>mit</strong> Hörseh -<br />

behinderung/Taubblindheit,<br />

Rottweil<br />

Es ist schon etwas merkwürdig, von einem „Gottesdienst<br />

<strong>mit</strong> allen Sinnen“ zu sprechen, wenn die<br />

Teilnehmer Menschen sind, die kaum oder gar<br />

nicht sehen <strong>und</strong> kaum oder gar nicht hören können,<br />

also sogenannte „hörsehbehinderte oder<br />

taubblinde Menschen“ sind.<br />

An dieser Stelle versuche ich, eine Beschreibung<br />

dieses Personenkreises so kurz wie möglich zu erstellen,<br />

was bei dieser äußerst inhomogenen Gruppe<br />

gar nicht so leicht ist. Ich fasse lediglich die wichtigsten<br />

Aspekte zusammen, die für die Gestaltung<br />

eines Gottesdienstes relevant sind.<br />

Taubblind – das bedeutet eine Kombination aus einer<br />

Schwerhörigkeit bzw. Taubheit <strong>mit</strong> einer Sehbehinderung<br />

bzw. Blindheit. Dabei gibt es unterschiedliche<br />

Grade des jeweiligen Sinnesverlustes.<br />

Ebenso von Bedeutung ist der Zeitpunkt, wann die<br />

Sinnesbeeinträchtigung begonnen hat. Die Kombination<br />

dieser beiden Sinnesbeeinträchtigun gen<br />

ergibt eine eigenständige Behinderungsform, die<br />

sich nicht einfach aus der Addition von Blindheit<br />

<strong>und</strong> Taubheit erklären lässt. Die häufigsten Folgen<br />

dieser Behinderung sind Kommunikationsschwierigkeiten<br />

<strong>und</strong> Mobilitätseinschränkungen in unterschiedlicher<br />

Ausprägung <strong>und</strong> Form. Die meisten<br />

taubblinden Menschen sind sowohl auf technische<br />

Hilfen als auch auf den Einsatz einer speziellen<br />

Dienstleistung – wir nennen sie „Taubblinden assistenz“<br />

– angewiesen. Taubblinde Menschen benötigen<br />

besondere Kommunikationsformen wie das<br />

taktile Gebärden oder das Lormen.<br />

Nicht selten sind bei den Gottesdiensten für Taubblinde<br />

auch Angehörige <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e anwesend,<br />

die selbst von einer Sinnesbehinderung betroffen<br />

sind: taube oder blinde Menschen.<br />

Und in meinem Fall ist es so, dass ich selbst taubblind<br />

bin. So viel einmal zu den Gegebenheiten.<br />

Ich bin ein katholischer Diakon <strong>und</strong> halte Gottesdienste<br />

<strong>mit</strong> der üblichen katholischen Liturgie. Ich<br />

werde im Folgenden beschreiben, welche Sinne auf<br />

16<br />

welche Art in einem „normalen“ Gottesdienst angesprochen<br />

werden. Ich zeige Wege auf, wie ein<br />

solcher Gottesdienst für taubblinde Menschen barrierefrei<br />

wird, <strong>und</strong> beschreibe „Sonderformen“, die<br />

besonders geeignet zu sein scheinen <strong>und</strong> ein direktes<br />

Erleben der einzelnen Gottesdienstelemente<br />

ermöglichen.<br />

Aufbau der „normalen“ Messfeier<br />

Die Feier der Eucharistie besteht im Wesentlichen<br />

aus zwei Hauptteilen: Wortgottesdienst <strong>und</strong> Eucharistiefeier,<br />

zu denen die Eröffnung <strong>und</strong> der Abschluss<br />

hinzukommen. Im Einzelnen gliedert sich<br />

die Feier folgendermaßen:<br />

➣ Zunächst versammelt sich die Gemeinde zum<br />

Gottesdienst<br />

➣ Eröffnung: Einzug <strong>mit</strong> Gesang; Verehrung des<br />

Altares <strong>mit</strong> Kuss <strong>und</strong> Weihrauch durch den Vorsteher;<br />

Begrüßung der Gemeinde; Einführung;<br />

Bußakt; Kyrie; Gloria; Tagesgebet<br />

➣ Wortgottesdienst: Lesungen; Zwischengesänge;<br />

Evangelium; Predigt; Glaubensbekenntnis; Fürbitten<br />

➣ Eucharistiefeier (im engeren Sinn): Gabenbereitung;<br />

Eucharistisches Hochgebet; Kommunionteil<br />

<strong>mit</strong> Vaterunser, Friedensgruß, Brotbrechung/<br />

Agnus Dei, Kommunionempfang, Schlussgebet<br />

➣ Abschluss: Vermeldungen; Segen; Entlassung;<br />

Altarkuss; Auszug.<br />

Wenn ich einem Gottesdienst als Diakon vorstehe,<br />

so handelt es sich um eine Wort-Gottes-Feier ohne<br />

Eucharistie. Auf die Beschreibung dieser Form werde<br />

ich <strong>mich</strong> beschränken.<br />

Zunächst versammelt sich die Gemeinde zum<br />

Gottesdienst<br />

Was in einem gewöhnlichen Gottesdienst jedem<br />

selbst überlassen ist <strong>und</strong> ganz automatisch <strong>und</strong><br />

meist ohne Unterstützung abläuft, nimmt bei einem<br />

Gottesdienst für Taubblinde bereits im Vorfeld einen<br />

nicht unerheblichen Raum ein. Ohne Begleitper sonen,<br />

den sogenannten Assistenten, oder Fre<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> Angehörige, die begleiten können, wird ein<br />

taubblinder Mensch nicht ohne Weiteres zu einem<br />

Gottesdienst kommen. Wie erfährt er überhaupt,<br />

wann <strong>und</strong> wo ein Gottesdienst stattfindet? Bevor<br />

sich also die Taubblinden als Gemeinde für einen<br />

Gottesdienst einfinden, bedarf es intensiver <strong>und</strong><br />

aufwendiger Vorbereitung.<br />

Die Frage nach dem geeigneten Gottesdienstraum<br />

ist ebenso gr<strong>und</strong>legend: Wichtig sind folgende As-<br />

© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong>


© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong><br />

Gottesdienst <strong>mit</strong> allen Sinnen Peter Hepp<br />

pekte: Ist der Raum ausreichend beleuchtet? Sind<br />

die Sitzmöglichkeiten flexibel gestaltbar oder fest<br />

verankert? Welche technischen Voraussetzungen<br />

gibt es wie Mikrophone, Induktionsschleife, Projektoren<br />

<strong>mit</strong> Leinwand usw.? Ebenso wichtig ist die<br />

Frage, ob es einen Versammlungsraum, ein Gemein -<br />

dehaus oder Ähnliches in un<strong>mit</strong>telbarer Nähe gibt.<br />

Eröffnung: Einzug <strong>mit</strong> Gesang<br />

Ein Wummern im Bauch. Die Holzbank vibriert. Wer<br />

mag, bekommt einen Luftballon. Daran spürt man<br />

die Vibrationen noch besser. Die taubblinden<br />

Trommler, vorn im Altarraum auf ihren Stühlen,<br />

schlagen im Rhythmus ihrer Leiterin auf ihre afrikanischen<br />

Trommeln, manche auch in ihrem eigenen<br />

Rhythmus. Der Gottesdienst beginnt. Ich ziehe ein,<br />

begleitet von meiner Assistentin. Während ich in<br />

Richtung Altar laufe, kommt von rechts eine Hand,<br />

die <strong>mich</strong> ertastet. „Ist das Peter Hepp, Diakon?“<br />

fragt der taubblinde S. seine Assistentin. „Ja“ antwortet<br />

diese per Lormen in seine Hand. Ich lasse ihn<br />

meine Stola fühlen, die er ja nicht sehen kann.<br />

Manchmal ist keine Trommelgruppe anwesend.<br />

Dann ist es jemand von den taubblinden Teilnehmern,<br />

der auf einer Stand-Tomtom laut trommelt.<br />

Verehrung des Altars <strong>mit</strong> Kuss <strong>und</strong> Weihrauch<br />

durch den Vorsteher.<br />

„Die Feier als Ganzes setzt sich aus vielen kleinen<br />

Elementen zusammen: Gebete, Bibeltexte,<br />

Körperhaltungen, Gesang, Weihrauch usw. Im<br />

Gottesdienst werden auf diese Art die Sinne des<br />

Menschen umfassend angesprochen – zum Lob<br />

Gottes <strong>und</strong> zum Heil des Menschen. (…)<br />

In der Liturgie gibt es einen bestimmten Farbkanon<br />

für die einzelnen Zeiten im Jahr.<br />

Jeder Gottesdienstbesucher wird von einem hörenden<br />

<strong>und</strong> sehenden Assistenten begleitet, der ihm<br />

durch Lormen alle Informationen weitergibt.<br />

Foto: Deutsche Bibelgesellschaft<br />

17<br />

Wenn wir Gottesdienste feiern, dann tun wir das<br />

<strong>mit</strong> allen Sinnen. Mit den Augen nehmen wir den<br />

Kirchenraum <strong>und</strong> die Umgebung wahr, sehen<br />

die anderen Mitfeiernden, verfolgen den Gottes -<br />

dienstablauf <strong>und</strong> Prozessionen. Farben spielen<br />

dabei eine wichtige Rolle: Sie drücken Stimmun -<br />

gen aus, lassen einen Raum warm oder kalt wirken<br />

<strong>und</strong> haben Symbolkraft. (...)<br />

In der Regel tragen die Personen, die einen besonderen<br />

Dienst im Gottesdienst verrichten, Gewän<br />

der in der jeweiligen liturgischen Farbe: Bischof,<br />

Priester, Diakon, Ministranten, evtl. auch<br />

Frauen <strong>und</strong> Männer, die den Dienst des Lektors<br />

oder Kommunionhelfers ausüben. Oft werden<br />

auch Altar, Ambo <strong>und</strong> liturgische Geräte in den<br />

liturgischen Farben geschmückt. (…)<br />

Symbole, Klänge <strong>und</strong> Gegenstände gehören<br />

selbstverständlich zur Feier von Gottesdiensten<br />

dazu. Aus der Natur der Sache ergibt es sich,<br />

dass die Sinne des Menschen dabei angesprochen<br />

werden: Sehen, hören, tasten, schmecken<br />

<strong>und</strong> riechen sind nicht nur schmückendes Beiwerk,<br />

sondern verleihen der jeweiligen Feier ihren<br />

unverwechselbaren Ausdruck. (…)“<br />

Florian Kluger, Diplomtheologe M.A., ist<br />

wissenschaft licher Mitarbeiter am Lehrstuhl für<br />

Liturgiewissenschaft der Universität Würzburg.<br />

(Quelle: www.katholisch.de)<br />

Dem taubblinden Teilnehmer wird schon vor dem<br />

Gottesdienst ermöglicht, alles zu ertasten.<br />

Ich benutze auch gerne Weihrauch, da er so feierlich<br />

duftet.<br />

Begrüßung der Gemeinde; Einführung;<br />

Bußakt; Kyrie; Gloria; Tagesgebet<br />

Hier steht das Hören <strong>und</strong> Sprechen von liturgischen<br />

Texten <strong>und</strong> Gebeten im Vordergr<strong>und</strong>. Es wird vorgesprochen<br />

<strong>und</strong> geantwortet, vorgebetet <strong>und</strong> gemeinsam<br />

gebetet. Hier sind die Assistenten gefragt.<br />

Jeder Teilnehmer hat in der Regel eine Assistentin<br />

oder einen Assistenten zur Seite, die oder der ihm<br />

das, was gesagt oder gebärdet wird, übersetzt in<br />

die Kommunikationsform, die derjenige benötigt.<br />

Texte können an die Wand projiziert werden zum<br />

Mitlesen. Gemeinsames Beten erfolgt oft <strong>mit</strong> der<br />

taktilen Gebärdensprache. Ich begrüße die Teilneh -<br />

mer in Gebärdenprache, die für die Teilnehmer, die<br />

hören können, in die „normale Sprache“ – wir sagen<br />

„Lautsprache“ – übersetzt wird. Dann führe ich ein<br />

in das Thema des Gottesdienstes. Da alles übersetzt<br />

werden muss <strong>und</strong> das Lormen <strong>mit</strong>unter sehr lange


Gottesdienst <strong>mit</strong> allen Sinnen Peter Hepp<br />

Der selbst taubblinde Diakon Peter Hepp feiert<br />

regelmäßig Gottesdienste <strong>mit</strong> hörsehbehinderten<br />

<strong>und</strong> taubblinden Menschen.<br />

dauert, ist es wichtig, weniger – ja, viel weniger! –<br />

Worte zu sprechen bzw. zu gebärden <strong>und</strong> es muss<br />

alles sehr viel langsamer gehen!<br />

Das Tagesgebet wird manchmal <strong>mit</strong> dem ganzen<br />

Körper gebetet. Hier z.B. das Gebet „Ich stehe auf“<br />

frei nach einem Gebet des heiligen Patrick, abgewandelt<br />

<strong>und</strong> der Welt der taubblinden Menschen<br />

angepasst.<br />

Ich wache auf, stehe auf<br />

– aufstehen, räkeln <strong>und</strong> strecken<br />

Ich bin taubblind<br />

– hinsetzen<br />

Ich suche Jesus<br />

– aufstehen <strong>und</strong> nach allen Seiten tasten<br />

Wo ist er?<br />

– hinsetzen<br />

Die Natur ist da: Sonne, Wärme, Wind<br />

– aufstehen, Gebärden für Wärme<br />

Ich lebe<br />

– stampfen, Arme in die Luft <strong>und</strong> schütteln<br />

Gott ist da<br />

– Kreuzzeichen, Amen<br />

Wortgottesdienst<br />

Lesungen; Zwischen gesänge; Evangelium;<br />

Predigt; Glaubensbekenntnis<br />

Der Name dieses Abschnitts im Gottesdienst verrät<br />

bereits, welcher Sinn hier vor allem angesprochen<br />

wird: Das Hören. Gerade dieser Abschnitt erfordert<br />

eine Anpassung an die Welt der taubblinden Men-<br />

Foto: Hepp<br />

18<br />

schen. So ist es schon beinahe die Regel, dass ich<br />

Lesungen weglasse <strong>und</strong> das Evangelium <strong>und</strong> die<br />

Psalmen stark kürzen muss. Gr<strong>und</strong>sätzlich können<br />

alle Tex te sowohl sichtbar, also auf Leinwand projiziert,<br />

als auch tastbar, also in Braille-Schrift, gedruckt<br />

werden.<br />

Halleluja vor dem Evangelium: Da ich selbst Diakon<br />

bin, jedoch aufgr<strong>und</strong> meiner Taubblindheit nicht<br />

singen kann, trommle ich das „Halleluja“ vor dem<br />

Evangelium. Die taubblinden Teilnehmer spüren die<br />

Vibrationen <strong>und</strong> können das „Halleluja“ gemeinsam<br />

gebärden.<br />

Evangelium<br />

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Evangelium<br />

<strong>mit</strong> allen Sinnen zu erleben. Wenn es die Möglichkeit<br />

gibt, das Evangelium <strong>mit</strong> einer kleinen Gruppe<br />

vorzubereiten, dann hat sich folgende Methode bewährt.<br />

Ich nenne sie „Lebendige Diashow“.<br />

In einem Gottesdienst hatten wir das Evangelium:<br />

„Jesus segnet die Kinder“. Das Evangelium wird<br />

unterteilt in die Szenen: Jesus spricht <strong>mit</strong> den Jüngern,<br />

Frau <strong>mit</strong> Kind kommt, Jünger stellen sich zwischen<br />

Jesus <strong>und</strong> Frau <strong>mit</strong> Kind, Jesus weist Jünger<br />

zurecht, Jesus segnet die Kinder.<br />

Diese Szenen werden von taubblinden Gottesdienstbesuchern<br />

<strong>mit</strong> entsprechender Unterstützung<br />

gestellt, sie verharren in ihrer Position, dann<br />

gebärde ich den entsprechenden Abschnitt aus<br />

dem Evangelium, die nächste Szene wird „gestellt“,<br />

wieder gebärdet der Diakon einen Teil usw.<br />

Predigt<br />

Nicht selten bestehen meine Predigten aus maximal<br />

fünf Sätzen. Manchmal werden auch kurze<br />

Gespräche geführt <strong>und</strong> der eine oder andere Gottesdienstbesucher<br />

kann selbst sagen, was das Evangelium<br />

für ihn bedeutet.<br />

Eucharistiefeier (im engeren Sinn)<br />

Gabenbereitung; Eucharistisches Hochgebet;<br />

Brotbrechung/Agnus Dei<br />

Dieser Abschnitt entfällt in einer Wort-Gottes-Feier.<br />

Wenn ein Priester die Messe hält, so können<br />

taubblinde Menschen sich zum Beispiel aktiv an der<br />

Gabenbereitung beteiligen <strong>und</strong> so den Kelch, den<br />

Altar usw. fühlen.<br />

© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong>


© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong><br />

Gottesdienst <strong>mit</strong> allen Sinnen Peter Hepp<br />

Vaterunser, Friedensgruß,<br />

Kommunionempfang, Schlussgebet<br />

Wir beten ein Vaterunser <strong>mit</strong> Gesten. Diese Gesten<br />

können von den Teilnehmern <strong>mit</strong>gebärdet oder erfühlt<br />

werden. Meist stehen hierbei alle um den Altar.<br />

Der Friedensgruß, bei dem man sich die Hand reicht<br />

<strong>und</strong> sich den Frieden wünscht, ist für den taubblinden<br />

Teilnehmer eine sehr starke Geste. „Blindheit<br />

trennt den Menschen von den Dingen, Taubheit<br />

trennt den Menschen von den Menschen“, sagte die<br />

berühmte taubblinde Helen Keller. In diesem Moment<br />

aber erfährt ein taubblinder Mensch die Gemeinschaft.<br />

Viele Hände – ich bin nicht allein, es sind<br />

viele da. Für den Friedensgruß nehmen wir uns Zeit.<br />

Kommunion (lat. „communio“ = Gemeinschaft) Wir<br />

glauben, dass Jesus Christus sich uns schenkt in Brot<br />

<strong>und</strong> Wein. In der Kommunion sind nicht nur alle Sinne<br />

angesprochen, sondern der ganze Mensch <strong>mit</strong><br />

Geist, Leib <strong>und</strong> Seele. Hier ist es nicht nur eine Gemeinschaft<br />

der Menschen unterein ander, sondern<br />

die Gemeinschaft <strong>mit</strong> Jesus Christus selbst.<br />

Online-Shop:<br />

Die CBM bietet Ihnen auf www.cbm.de eine Fülle<br />

hilfreicher Informationsschriften <strong>und</strong> Verleihmaterialien<br />

kostenlos zur Bestellung an. Unter anderem<br />

finden Sie das abgebildete Material.<br />

Darüber hinaus können DVDs, Videos oder<br />

Unterrichtsmaterialien ausgeliehen werden.<br />

Blindenschrift-<br />

Alphabet<br />

Buchstaben <strong>und</strong><br />

Zahlen zum Selbstertasten.<br />

Ideal für<br />

Schulunterricht<br />

<strong>und</strong> Gemeindegruppen.<br />

Aktueller Jahresbericht<br />

Die Broschüre gibt einen<br />

umfassenden Einblick<br />

in die Arbeit der CBM<br />

<strong>mit</strong> Jahresrechnung <strong>und</strong><br />

Arbeitsstatistik.<br />

19<br />

Abschluss<br />

Vermeldungen; Segen; Entlassung; Altarkuss;<br />

Auszug<br />

Wenn es die Zeit zulässt, spende ich den Segen gerne<br />

jedem Einzelnen <strong>mit</strong> einer Segensgeste: <strong>mit</strong> der<br />

Hand den Kopf berühren <strong>und</strong> das Kreuzzeichen auf<br />

die Stirn zeichnen.<br />

Auch ein „Gottesdienst <strong>mit</strong> allen Sinnen“ beginnt<br />

<strong>mit</strong> dem Kreuzzeichen <strong>und</strong> endet <strong>mit</strong> diesem. Die<br />

Teilnehmer führen die Bewegung gemeinsam aus.<br />

Das Kreuzzeichen ist nicht nur eine Geste. Es ist ein<br />

Glaubensbekenntnis, das <strong>mit</strong> dem ganzen Körper<br />

gesprochen wird.<br />

Wummern im Bauch, Vibration im Luftballon in der<br />

Hand. Die Trommler sind wieder aktiv. Der Diakon<br />

küsst den Altar <strong>und</strong> geht hinaus.<br />

Materialkoffer „Blindheit<br />

erfahrbar machen“<br />

Wie finden sich blinde<br />

Menschen im Alltag zurecht?<br />

Wie hängen Armut<br />

<strong>und</strong> Blindheit zusammen?<br />

Der Materialkoffer<br />

ermöglicht eine<br />

spielerische Annäherung<br />

an diese Themen. Für<br />

Gruppen bis 30 Personen, ab sechs Jahren, auch<br />

für Jugendliche geeignet. Inhalt: Taststock, Klingelball,<br />

Blindenschrift-Alphabete, Blindenschreibtafeln,<br />

Augenbinden, Film, methodische<br />

Anleitung u.v.a. Zum Verleih bitte acht Wochen<br />

vorher bestellen unter Telefon (06251) 131-294.<br />

Sie planen eine Benefiz-Aktion<br />

zugunsten der CBM?<br />

Wir beraten Sie gerne <strong>und</strong> können<br />

Ihnen noch weitere Materialien zur<br />

Verfügung stellen.<br />

Bitte rufen Sie uns an:<br />

Heike Sch<strong>mit</strong>utz<br />

Telefon (06251) 131-294


Liebe ist das Gebot!<br />

Foto: Dieter Falk<br />

Dieter Falk<br />

Musikproduzent & Komponist<br />

Es ist der schlimmste Augenblick im Leben der jungen<br />

Mutter: Eben noch hatte sie den kleinen Sohn<br />

fest an der Hand, plötzlich ist er auch schon auf der<br />

Straße. Der Ball! Schon quietschen Reifen. „Bleib stehen!“<br />

Mehr fällt ihr nicht ein. Mehr braucht es nicht:<br />

Der Ball ist weg, das Kind gerettet!<br />

„Bleib stehen!“ – Dieser Satz ist ein Gebot, doch<br />

etwas anderes hat sein Leben gerettet: Liebe! Der<br />

Satz stammt nicht aus einem Gesetzbuch, sondern<br />

aus dem <strong>Herz</strong>en der Mutter. Regeln <strong>und</strong> Gebote<br />

können sinnvolle Orientierungshilfen für das Leben<br />

sein. Ohne Liebe sind sie nichts. Die Liebe ist das Entscheidende.<br />

Das wusste auch Jesus: Deswegen war für ihn die<br />

Liebe zu Gott <strong>und</strong> den Menschen das Höchste, das<br />

eigentliche Gebot! Im Leben geht es letztlich nicht<br />

um falsch <strong>und</strong> richtig, auch wenn das viele behaup -<br />

ten. Die Liebe ist das Entscheidende.<br />

„Liebe ist das Gebot. Was Ihr auch tut, alles ist gut,<br />

wenn der Eine den Anderen liebt!“ – Das sind die<br />

letzten gesungenen Zeilen des Pop-Oratoriums „Die<br />

10 Gebote“, das am 17. Januar 2010 im Rahmen von<br />

„Ruhr 2010“ <strong>mit</strong> 2.500 Stimmen, Orchester <strong>und</strong> Band<br />

uraufgeführt wurde. Seitdem hat es in r<strong>und</strong> 80 kleineren,<br />

<strong>mit</strong>tleren <strong>und</strong> großen Arena-Aufführungen<br />

die Reise durch die Republik angetreten. Liebe ist<br />

das Gebot – <strong>mit</strong> dieser Botschaft <strong>und</strong> dem eingängigen<br />

Refrain werden viele tausend Besucher auf<br />

die Heimfahrt geschickt. Die Melodie setzt sich fest,<br />

kommt immer wieder in den Sinn – <strong>und</strong> <strong>mit</strong> ihr eine<br />

klare Botschaft: Es braucht nur Liebe!<br />

So nachhaltig sich die Melodie auch als „Ohrwurm“<br />

festsetzt, so herausfordernd bleibt die Botschaft.<br />

Diese Art Liebe ist nämlich mehr als ein Gefühl. Sie<br />

ist ein Appell an den ganzen Menschen. Sie wird<br />

nicht einfach gelebt, sie ereignet sich in den unzähligen<br />

kleinen <strong>und</strong> großen Herausforderungen<br />

des Alltags: Eine Verletzung wird vergeben, ein<br />

lange aufgeschobener Krankenbesuch endlich gemacht,<br />

ein Geschäft geschlossen, bei dem mehr<br />

drin gewesen wäre – wenn man den Geschäfts-<br />

20<br />

partner ausgesaugt hätte bis zum Letzten. So zu<br />

handeln steht in keinem Gesetz, es ist ein Gebot<br />

der Liebe.<br />

Wie viele sinnlose Verbotsschilder, Gerichtsverhandlungen,<br />

Energie <strong>und</strong> Lebenszeit könnten wir sparen,<br />

wenn Liebe der Maßstab für alles wäre! Ist das naiv?<br />

Dazu Matthias Claudius, ein Liederdichter vergangener<br />

Tage: „In Jesus Christus sieht der Mensch, was<br />

er werden kann.“ Dem lässt sich nichts hinzufügen.<br />

Liebe ist das Gebot<br />

Liebe ist das Gebot. Liebe allein schließt<br />

alles ein.<br />

Liebe weiß <strong>und</strong> vergibt. Liebe ist das Gebot,<br />

was Ihr auch tut, alles ist gut,<br />

wenn der Eine den Anderen liebt.<br />

Liebe ist das Gebot. Liebe allein schließt<br />

alles ein.<br />

Liebe weiß <strong>und</strong> vergibt. Liebe ist das Gebot,<br />

was Ihr auch tut, alles ist gut,<br />

wenn der Eine den Anderen liebt.<br />

Hier wird Musik gefühlt! Eine Abteilung der Kilimani<br />

Primary School in Nairobi/Kenia ist für taubblinde<br />

Kinder ausgestattet.<br />

Foto: CBM<br />

© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong>


© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong><br />

Liedandacht Dieter Falk<br />

Text <strong>und</strong> Musik: Dieter Falk · Copyright bei dem Autor – alle Rechte vorbehalten<br />

21


Liturgische Texte<br />

A. Psalm<br />

Rudi Saß<br />

Seemannsdiakon<br />

Deutsche Seemannsmission<br />

Kiel e.V.<br />

Ohren gabst du mir, hören kann ich nicht,<br />

der du Taube heilst, Herr, erbarm dich mein.<br />

Augen gabst du mir, sehen kann ich nicht,<br />

der du Blinde heilst, Herr, erbarm dich mein.<br />

Hände gabst du mir, wirken kann ich nicht,<br />

der du Lahme heilst, Herr, erbarm dich mein.<br />

Leben gabst du mir, glauben kann ich nicht,<br />

der du Tote rufst, Herr, erbarm dich mein.<br />

Menschen gabst du mir, lieben kann ich nicht,<br />

der du W<strong>und</strong>er tust, Herr, erbarm dich mein.<br />

B. Psalm<br />

(Autor unbekannt)<br />

Mein Gott, sie haben es geschafft:<br />

Sie haben mir so lange gesagt, dass meine Meinung<br />

nichts wert ist, dass ich stumm geworden bin,<br />

sie haben so lange auf <strong>mich</strong> eingeredet, dass ich<br />

meine Ohren verschlossen habe <strong>und</strong> taub geworden<br />

bin,<br />

sie haben so lange an mir herumgemäkelt, dass ich<br />

jetzt wie gelähmt in der Ecke sitze <strong>und</strong> <strong>mich</strong> nicht<br />

mehr rühren kann,<br />

sie haben so lange Zweifel <strong>und</strong> Angst in mir gesät,<br />

dass ich selbst dich nicht mehr sicher an meiner<br />

Seite weiß.<br />

Lass <strong>mich</strong> deine Stimme wieder hören, befreie <strong>mich</strong><br />

von Angst <strong>und</strong> Zweifel, richte meinen Rücken auf<br />

<strong>und</strong> stärke <strong>mich</strong>, da<strong>mit</strong> meine Stimme dich wieder<br />

loben lernt <strong>und</strong> mein Leben ein Zeugnis deiner Liebe<br />

wird.<br />

Amen!<br />

Foto: Privat<br />

C. Nach Psalm 38<br />

Rudi Saß<br />

Nicht mehr ertragen kann ich die Vorwürfe. Sie<br />

schlagen über mir zusammen, wie eine schwere<br />

Last drücken sie <strong>mich</strong> zu Boden.<br />

Den ganzen Tag schleiche ich bedrückt herum,<br />

<strong>und</strong> meine Fre<strong>und</strong>e gehen mir aus dem Weg.<br />

22<br />

Wie ein Gehörloser kann ich nichts mehr hören,<br />

wie ein Sprachloser kann ich nichts mehr sagen.<br />

Ich sitze unbeteiligt, wie einer, der taub ist; mir<br />

fällt nichts ein, was ich antworten könnte, entgegenhalten<br />

denen, die <strong>mich</strong> bedrängen.<br />

Auf einen, der schweigen kann, warte ich, der sich<br />

nicht auch noch gegen <strong>mich</strong> stellt.<br />

Wer bist Du, Gott? Teilst du die Nacht? Ist einer,<br />

der hört, was ich nicht sagen kann? Ist einer, der<br />

spricht, wo ich nichts höre?<br />

Friedrich K. Barth & Peter Horst – Autoren, Copyright –<br />

(c) FKBarth@t-online.de – aus: Gottesdienst menschlich,<br />

Peter Hammer Verlag, 2001 (vergriffen)<br />

Eingangsgebet<br />

Gott, wir sind hier in deinem Haus <strong>und</strong> du bist hier,<br />

<strong>mit</strong>ten unter uns.<br />

Hab Dank für jede <strong>und</strong> jeden, der heute gekommen<br />

ist, hab Dank für alle, die sich zu deiner Gemeinde<br />

halten.<br />

Öffne Du uns jetzt Augen <strong>und</strong> Ohren, dass wir von<br />

deinen W<strong>und</strong>ern sehen <strong>und</strong> hören.<br />

Deine Liebe macht Blinde sehend, Taube hörend,<br />

Gelähmte wieder gehend <strong>und</strong> Tote weckt sie<br />

auf zum Leben.<br />

Rühre uns an <strong>mit</strong> deiner Liebe, lasse unser Vertrauen<br />

zu dir wachsen, löse uns aus der Lähmung <strong>und</strong><br />

mache uns zu Menschen, die deine Liebe kraftvoll<br />

leben.<br />

Amen!<br />

Kinder<br />

Rudi Saß<br />

Sind so kleine Hände, winz’ge Finger dran. Darf man<br />

nie drauf schlagen, die zerbrechen dann.<br />

Sind so kleine Füße <strong>mit</strong> so kleinen Zeh’n. Darf man<br />

nie drauf treten, könn’ sie sonst nicht geh’n.<br />

Sind so kleine Ohren, scharf <strong>und</strong> ihr erlaubt. Darf<br />

man nie zerbrüllen, werden davon taub.<br />

Sind so schöne Münder, sprechen alles aus. Darf man<br />

nie verbieten, kommt sonst nichts mehr raus.<br />

Sind so klare Augen, die noch alles seh’n. Darf man<br />

nie verbinden, könn’n sie nichts versteh’n.<br />

Sind so kleine Seelen, offen ganz <strong>und</strong> frei. Darf<br />

man niemals quälen, geh’n kaputt dabei.<br />

Ist so’n kleines Rückgrat, sieht man fast noch nicht.<br />

Darf man niemals beugen, weil es sonst zerbricht.<br />

Grade, klare Menschen wär’n ein schönes Ziel.<br />

Leute ohne Rückgrat hab’n wir schon zu viel.<br />

Bettina Wegner<br />

(Abdruck <strong>mit</strong> fre<strong>und</strong>licher Genehmigung der Verfasserin)<br />

© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong>


© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong><br />

Liturgische Texte<br />

Fürbittengebet<br />

Gott, lass uns einen Anfang machen. Du redest zu<br />

uns, zeigst uns einen anderen Weg, öffnest uns<br />

die Augen für deine neue Welt. Lass uns da<strong>mit</strong><br />

einen Anfang machen, den ersten Schritt gehen.<br />

Lass uns Vertrauen haben zu dir.<br />

Du nimmst uns in Schutz. Lass uns die in Schutz nehmen,<br />

über die schlecht geredet wird, die man<br />

nicht mag. Für uns ist gesorgt. Lenke unsere Sorge<br />

auf die, die nicht zurechtkommen – die einen<br />

brauchen, der ihnen zuhört <strong>und</strong> beisteht. Du befreist<br />

uns von Angst <strong>und</strong> Schuld. Lass auch uns befreiend<br />

sein, wohltuend <strong>und</strong> erlösend für andere.<br />

Und, wenn wir davon reden, wie schwer wir es haben,<br />

dann wecke in uns das Gefühl des Glückes,<br />

den Dank <strong>und</strong> die Freude deiner Geschöpfe.<br />

Dann mach du uns bereit, großzügig <strong>mit</strong> denen<br />

zu teilen, die brauchen, was du uns gibst: unser<br />

Können, unsere Sachen, unsere Zeit, unser Sehen<br />

<strong>und</strong> Hören, unsere Freude oder unseren<br />

Ernst, unser verstehendes Zuhören oder unser<br />

befreiendes Reden <strong>und</strong> Lachen.<br />

Wir danken dir.<br />

Amen!<br />

Friedrich K. Barth & Peter Horst – Autoren, Copyright –<br />

(c) FKBarth@t-online.de – aus: Gottesdienst menschlich,<br />

Peter Hammer Verlag, 2001 (vergriffen)<br />

Segen<br />

Gott liebt dich!<br />

So wie ein guter Vater seine Kinder liebt <strong>und</strong><br />

umsorgt, so segnet dich Gott <strong>mit</strong> seiner Liebe<br />

<strong>und</strong> seiner Sorge um dich.<br />

Jesus ist dein Fre<strong>und</strong>!<br />

So wie ein guter Fre<strong>und</strong> <strong>mit</strong> dir durch dick <strong>und</strong><br />

dünn geht, so segnet dich Jesus <strong>mit</strong> seiner Nähe<br />

<strong>und</strong> geht an deiner Seite, wohin immer du gehst<br />

<strong>und</strong> was immer geschieht.<br />

Der Heilige Geist ist deine Kraft!<br />

So wie die Sonne dein Gesicht wärmt <strong>und</strong> dein<br />

<strong>Herz</strong>, so segnet dich Gottes Geist <strong>mit</strong> dem Strom<br />

seiner wärmenden Liebe.<br />

Heute <strong>und</strong> immer!<br />

Amen!<br />

Lieder<br />

Rudi Saß<br />

➣ Herr, gib du uns Augen, die den Nachbarn sehn…<br />

(Noten: www.asamnet.de/~schmidtp/gesang<br />

buchlieder/autoren/sdg/pdf/hgdu_gesang.pdf<br />

23<br />

➣ Komm, o komm, du Geist des Lebens …<br />

(EG 134, 1-4)<br />

➣ „Wachet auf“, ruft uns die Stimme (EG 147, 1-3)<br />

➣ Liebster Jesu, wir sind hier (EG 161, 1-3)<br />

➣ Tut mir auf die schöne Pforte (EG 166, 1-6)<br />

➣ Ohren gabst du mir, hören kann ich nicht<br />

(EG 236, 1-5)<br />

➣ Jesus, zu dir kann ich so kommen, wie ich bin<br />

(Feiert Jesus, Bd. 2, 151)<br />

➣ Wir haben Gottes Spuren festgestellt (rise up,<br />

Ökumenisches Liederbuch für junge Leute, 102)<br />

➣ Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe <strong>mich</strong><br />

holt (rise up, Ökumenisches Liederbuch für<br />

junge Leute, 027)<br />

➣ Kommt herbei, singt dem Herrn<br />

(EG Bayern/Thüringen, 599)<br />

➣ Lass uns in deinem Namen, Herr<br />

(EG Bayern/Thüringen, 634)<br />

➣ Selig seid ihr, wenn ihr einfach lebt (rise up,<br />

Ökumenisches Liederbuch für junge Leute, 116)<br />

➣ Hände, die schenken, erzählen von Gott (rise up,<br />

Ökumenisches Liederbuch für junge Leute, 104)<br />

➣ Wie ein Traum wird es sein (rise up, Ökumenisches<br />

Liederbuch für junge Leute, 060)<br />

Vaterunser in Gebärdensprache (z.B.)<br />

www.ekir.de/jugend/vater_unser_jugendcamp.pdf<br />

Teil der Schulausbildung im Holy Land Institute for<br />

the Deaf in Jordanien ist auch praktischer Unterricht<br />

in der Schreinerei in Gebärdensprache.<br />

Foto: CBM/Heine


Ilona Karin<br />

CBM<br />

Team Kirche<br />

<strong>„Berühre</strong> <strong>mich</strong> <strong>mit</strong> <strong>Herz</strong> <strong>und</strong> <strong>Händen“</strong><br />

Das Thema geht den Senioren oft sehr nahe. Im Alter<br />

haben viele <strong>mit</strong> zunehmendem Hörverlust zu<br />

kämpfen. Es wird nicht mehr alles verstanden <strong>und</strong><br />

sich ein Hörgerät zu besorgen, hieße, sich einzugestehen,<br />

dass man älter wird. Um diese Hürde zu<br />

nehmen, kann die Andacht ein Stück helfen.<br />

Einleitung <strong>mit</strong> dem Bild auf Seite 25: Das Bild zeigen<br />

<strong>und</strong> einen Augenblick auf die Zuhörer wirken<br />

lassen. Anschließend den Bibeltext lesen.<br />

Begrüßung<br />

Foto: CBM<br />

Seniorenandacht<br />

Lied: Befiehl du deine Wege (EG 361)<br />

Text: Mk 7, 31-37 lesen<br />

<strong>„Berühre</strong> <strong>mich</strong> <strong>mit</strong> <strong>Herz</strong> <strong>und</strong> <strong>Händen“</strong>, – wo finde<br />

ich <strong>mich</strong> wieder – in diesem Text – in meinem Glaubensleben<br />

– ja, in meinem alltäglichen Leben?<br />

Gehöre ich zu der Menge? Da vorn scheint etwas<br />

los zu sein. Ich bin neugierig, was es dort zu sehen<br />

gibt. So richtig kann ich nicht hören, was dort geredet<br />

wird. Aber ich kann sehen, dass zwei Personen<br />

weiter weggehen. Ich bekomme einen langen<br />

Hals, wenn es noch länger dauert.<br />

Komisch, einer der beiden schaut zum Himmel <strong>und</strong><br />

seine Lippen bewegen sich. Was er wohl sagt?<br />

Hmm – ges<strong>und</strong> sein – w<strong>und</strong>erbar ist das. Hier in der<br />

Menge, <strong>mit</strong> den anderen um <strong>mich</strong> herum, höre ich,<br />

dass wir Gott dafür loben <strong>und</strong> danken sollen. Ich<br />

höre so nebenbei, dass keiner diese Begebenheit<br />

weitererzählen soll. Wieso eigentlich? Das war doch<br />

richtig spannend.<br />

Gehöre ich zu den Jüngern? Mit Jesus unterwegs zu<br />

sein, ist interessant – andererseits ist vieles alltäglich<br />

geworden. Nichts Neues, was <strong>mich</strong> vom Hocker<br />

reißt. Und doch ist es notwendig, ab <strong>und</strong> zu stehen<br />

zu bleiben – zu sehen, was in meiner un<strong>mit</strong>telbaren<br />

Umgebung geschieht. Ganz nahe dran zu sein. Zuhören,<br />

was da genau gesagt wird. Und dann muss<br />

24<br />

ich zurückbleiben, habe sozusagen das Nachsehen.<br />

Um <strong>mich</strong> herum wird gemunkelt: Was passiert jetzt<br />

da? Habe ich das Vertrauen in Jesus, dass er heilt<br />

<strong>und</strong> dann alles gut ist? Bin ich bereit, Gott Danke<br />

zu sagen für den anderen, um dann meinen Weg<br />

<strong>mit</strong> Jesus weiterzugehen?<br />

Gehöre ich zu den Handelnden? Ich habe da etwas<br />

gehört. Vielleicht kann dieser Jesus etwas tun. Ich<br />

denke, alles ist besser, als nur hier zu sitzen <strong>und</strong> gar<br />

nichts zu tun. Kommt, wir machen uns auf den Weg!<br />

Fragen kostet doch nichts. Es kann für unseren behinderten<br />

Fre<strong>und</strong> nur besser werden. Wir bringen<br />

ihn hin <strong>und</strong> schauen, ob wir etwas erreichen können.<br />

Es ist gar nicht so einfach, sich durch die Menge<br />

zu zwängen, um nach vorn zu kommen. Wer<br />

traut sich jetzt, Jesus anzusprechen? Hallo, wir sind<br />

<strong>mit</strong> unserem behinderten Fre<strong>und</strong> hier, kannst du<br />

deine Hände auf ihn legen? Hilfst du ihm?<br />

Ja – alles ist getan, alles gesagt <strong>und</strong> alles erhofft. Nun<br />

stehen wir hier <strong>und</strong> müssen warten. Was wohl jetzt<br />

kommen wird? Er berührt ihn <strong>mit</strong> den Händen. Ein<br />

Blick zum Himmel. Er sagt etwas – <strong>und</strong> unser Fre<strong>und</strong><br />

ist ges<strong>und</strong>. Danke, da<strong>mit</strong> haben wir gar nicht gerechnet!<br />

Welch eine Freude <strong>und</strong> Begeisterung! Wir<br />

liegen uns in den Armen. Das werden wir bestimmt<br />

nie vergessen. Dieser Augenblick wird uns immer im<br />

Gedächtnis bleiben. Was hat er da gesagt? Ach, was<br />

soll’s. Jetzt haben wir etwas Tolles zu erzählen.<br />

Gehöre ich zu dem Betroffenen? Ich sitze hier im Abseits<br />

<strong>und</strong> kann nichts tun. Was ziehen die denn an<br />

meinem Ärmel? Die sollen <strong>mich</strong> in Ruhe lassen. Ich<br />

habe sowieso keine Hoffnung mehr für <strong>mich</strong>. Ich soll<br />

irgendwohin <strong>mit</strong>kommen. Wenn die meinen, gehe<br />

ich eben <strong>mit</strong>. Allein ist es nicht möglich. Hier sind viel<br />

zu viele Menschen. Und doch fühle ich <strong>mich</strong> in der<br />

Masse einsam <strong>und</strong> unsicher. Andere sprechen <strong>und</strong><br />

hören für <strong>mich</strong>, treffen die Entscheidungen. Jetzt<br />

werde ich bei einem Mann abgeliefert. Er nimmt<br />

<strong>mich</strong> bei der Hand <strong>und</strong> wir verlassen die Menge.<br />

Und was soll das jetzt wieder? – Ich bin doch kein<br />

Versuchskaninchen. Er legt mir seine Finger in die<br />

Ohren – wozu das? Ich kann doch sowieso nichts<br />

hö ren. Er berührt meine Zunge <strong>mit</strong> Speichel. So langsam<br />

bekomme ich Angst. Schön, ein Blick zum Himmel.<br />

– Zumindest auf Gott ist Verlass. Die Lippen<br />

des Mannes bewegen sich. – Kommt noch was?<br />

Hm, ich höre Geräusche, verstehe, was gesprochen<br />

wird. Vielleicht kann ich auch sprechen?<br />

In der Msandaka-Schule in Moshi/Tansania lernen<br />

hörbehinderte, gehörlose <strong>und</strong> hörsehbehinderte<br />

Kinder gemeinsam.<br />

© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong>


© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong><br />

Foto: Bernd Hartung


Seniorenandacht Ilona Karin<br />

Ja!!! In mir ist ein Staunen <strong>und</strong> Nichtbegreifen-<br />

Können! Jetzt ist wirklich alles gut. Ich bin berauscht<br />

von Glück. Danke – danke – danke!<br />

Was soll das jetzt: Nichts weitersagen? Mensch, das<br />

kann ich doch gar nicht für <strong>mich</strong> behalten!<br />

Wo finde ich <strong>mich</strong> wieder?<br />

<strong>„Berühre</strong> <strong>mich</strong> <strong>mit</strong> <strong>Herz</strong> <strong>und</strong> <strong>Händen“</strong>: Bin ich in<br />

der Menge, ist es für <strong>mich</strong> nur Unterhaltung: gehört,<br />

gesehen, weitergegangen <strong>und</strong> vergessen?<br />

Wirk lich berührt bin ich nicht. Hier ist mein <strong>Herz</strong><br />

nicht angesprochen worden <strong>und</strong> die Hände sind<br />

nicht wirklich bereit zu handeln.<br />

<strong>„Berühre</strong> <strong>mich</strong> <strong>mit</strong> <strong>Herz</strong> <strong>und</strong> <strong>Händen“</strong>: Bin ich ein<br />

Jünger, vertraut <strong>mit</strong> der Bibel, dem die Kirchengemeinde<br />

nicht fremd ist? Wo muss ich stehen bleiben,<br />

zuhören <strong>und</strong> hinsehen, da<strong>mit</strong> ich Menschen <strong>mit</strong> Behinderungen<br />

sehe? Da<strong>mit</strong> sie <strong>mich</strong> berühren, mein<br />

<strong>Herz</strong> sich ihnen in Erbarmen zuwendet <strong>und</strong> ich ihnen<br />

meine Hand reiche, die Vertrauen wecken will?<br />

<strong>„Berühre</strong> <strong>mich</strong> <strong>mit</strong> <strong>Herz</strong> <strong>und</strong> <strong>Händen“</strong>: Bin ich ein<br />

Handelnder, offen für meine Umwelt, <strong>und</strong> mache<br />

<strong>mich</strong> beherzt für andere auf den Weg? Setze meine<br />

Zeit ein, überwinde Hindernisse? Meine Hände<br />

führen <strong>und</strong> halten den Abseitsstehenden, da<strong>mit</strong> er<br />

nicht mehr allein <strong>und</strong> einsam ist.<br />

<strong>„Berühre</strong> <strong>mich</strong> <strong>mit</strong> <strong>Herz</strong> <strong>und</strong> <strong>Händen“</strong>: Bin ich der<br />

Betroffene, der im Abseits-Stehende? Habe ich<br />

Fre<strong>und</strong>e, die <strong>mich</strong> nicht allein lassen, <strong>mich</strong> besuchen<br />

<strong>und</strong> schauen, ob noch alles in Ordnung ist?<br />

Die ihr <strong>Herz</strong> vor meinen Problemen nicht verschließen,<br />

sondern handeln <strong>und</strong> <strong>mit</strong> mir entscheidende<br />

Schritte gehen? Und die Frage ist doch: Habe ich<br />

solche Menschen, die <strong>mit</strong> mir auf dem Weg sind?<br />

Menschen, die das <strong>Herz</strong> auf dem rechten Fleck<br />

haben <strong>und</strong> deren Hände zupacken, wenn es notwendig<br />

ist?<br />

Sehen wir uns noch einmal das Bild an. An welcher<br />

Stelle stehe ich?<br />

Sehe ich von Weitem zu? Lerne ich aus dem, was<br />

geschieht? Bin ich in Aktion? Lasse ich mir helfen?<br />

Einen Augenblick Zeit zum Nachdenken geben.<br />

Es ist gut zu wissen, dass Jesus für jeden von uns da<br />

ist <strong>und</strong> wir jederzeit im Gebet zu ihm kommen können.<br />

Er berührt unsere <strong>Herz</strong>en <strong>und</strong> seine fürsorgenden<br />

Hände begleiten uns jeden Tag neu durch<br />

unser Leben.<br />

26<br />

Lasst uns beten.<br />

Gebet: Herr Jesus Christus, du hast es in deinem<br />

Wort versprochen, dass du alle Tage bis an das Ende<br />

der Welt bei uns bist. Begleite uns auf unserem<br />

Weg durch den Alltag. Erfreue unser <strong>Herz</strong> durch<br />

Menschen, die uns berühren <strong>und</strong> aufmuntern.<br />

Menschen, die uns in den Sorgen nicht allein lassen,<br />

sondern uns <strong>mit</strong> deinem Wort trösten <strong>und</strong> uns<br />

die Hand reichen. Die von <strong>Herz</strong>en dazu bereit sind,<br />

ein Stück des Lebensweges <strong>mit</strong> uns zu gehen.<br />

Amen.<br />

Lied: Ohren gabst du mir – (EG 236)<br />

Segen<br />

Es segne dich Gott, der Vater, auf deinem Lebensweg<br />

<strong>mit</strong> seiner hindurchtragenden Kraft.<br />

Es segne dich Jesus, der Sohn, in den schwierigen<br />

Lebenssituationen <strong>mit</strong> seiner <strong>mit</strong>fühlenden Liebe.<br />

Es segne dich der Heilige Geist durch seine trösten -<br />

den Worte, die dich <strong>mit</strong>nehmen in die befreiende<br />

Weite.<br />

Sei gesegnet. Amen.<br />

Ein Angebot der CBM für Gemeinden<br />

<strong>und</strong> Kirchen: Gemeinde-e-Newsletter<br />

Sie möchten über das ak tuelle Angebot der<br />

CBM für Kirchengemeinden informiert werden?<br />

Sie möch ten wissen, wann unsere Mitarbeiten -<br />

den in Ihrer Region Gottesdienste, Vorträge<br />

oder Workshops halten oder unser „Erlebnisgang“<br />

vor Ort ist?<br />

Unser Gemeinde-e-News -<br />

letter (drei- bis viermal im<br />

Jahr) weist Sie auf neue<br />

Medien für Gottesdienst<br />

<strong>und</strong> Gemeindearbeit sowie<br />

Aktionen der CBM zu<br />

den Themen Behinderung<br />

<strong>und</strong> Entwicklungs zusammenarbeit<br />

hin.<br />

Melden Sie sich gleich<br />

kosten los an:<br />

www.cbm.de/newsletter<br />

© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong>


© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong><br />

Prof. Dr. (em.)<br />

Fulbert Steffensky<br />

Luzern<br />

Gedanken zum Text<br />

Tu dich auf!<br />

Foto: Privat<br />

W<strong>und</strong>er gibt es seltener, als wir sie brauchen. Die<br />

meisten Tauben bleiben taub, die meisten Stummen<br />

bleiben sprachlos. Was machen wir also <strong>mit</strong> den<br />

W<strong>und</strong>ergeschichten der Bibel? Man kann sich in die<br />

Rettungsgeschichten jener alten Zeit hineinlesen.<br />

Die W<strong>und</strong>er, von denen uns erzählt wird, sind wie<br />

Formulare, in die wir unsere Hoffnung, unsere Lebenswünsche<br />

<strong>und</strong> unsere Sehnsucht nach Rettung<br />

eintragen. Jede Befreiung, von der erzählt wird,<br />

vertieft unseren Durst nach Freiheit <strong>und</strong> wir lernen,<br />

das Reich zu erwarten, in dem jeder seine Sprache<br />

gef<strong>und</strong>en hat <strong>und</strong> in dem jedem die Ohren geöffnet<br />

sind.<br />

Es wird nur kommen, was schon einmal erzählt <strong>und</strong><br />

in der Erzählung vorgeträumt wurde. Einmal wird es<br />

anders sein, flüstert uns die Erzählung vom Augen -<br />

licht der Blinden zu! Einmal wird keiner mehr eingekerkert<br />

bleiben in seiner Sprachlosigkeit, einmal<br />

werden die Fesseln unserer Zungen gelöst sein, erzählt<br />

uns Markus in seiner W<strong>und</strong>ergeschichte. Heilungsgeschichten<br />

können vielleicht diejenigen am<br />

wenigsten verstehen, die schon geheilt sind; die <strong>mit</strong>einander<br />

reden <strong>und</strong> einander hören können. Aber<br />

die Sprachlosen brauchen den Satz, <strong>mit</strong> dem dieses<br />

Evangelium schließt: „Er hat alles wohl gemacht!“<br />

Die nicht durch die Sprache der anderen getröstet<br />

werden, brauchen die Erinnerung: „Die Tauben<br />

macht er hörend <strong>und</strong> die Sprachlosen redend.“<br />

W<strong>und</strong>erbar sind die W<strong>und</strong>ergeschichten, weil sie<br />

uns in die große Unbescheidenheit einführen. Es<br />

soll nicht bleiben wie es ist, lehren sie uns. Es sind<br />

Geschichten gegen das Fatum, gegen das stumme<br />

Einverständnis <strong>mit</strong> dem, was ist. Sie lehren uns den<br />

aufrührerischen Satz: Einmal wird es anders sein. Sie<br />

entlassen Gott nicht aus der Verantwortung für die<br />

Sprache der Stummen, für das Gehör der Tauben<br />

<strong>und</strong> für das Augenlicht der Blinden.<br />

Ebenso wichtig: Die W<strong>und</strong>er Christi entlassen uns,<br />

die Sehenden, Hörenden <strong>und</strong> Sprachfähigen, nicht<br />

aus der Verantwortung für die Ungeheilten. Im<br />

Matthäusevangelium (Kap. 10, 8) erklärt Jesus den<br />

27<br />

Auftrag seiner Jünger: Gehet hin <strong>und</strong> predigt, dass<br />

das Himmelreich nahe herbeigekommen ist! Macht<br />

Kranke ges<strong>und</strong>, weckt Tote auf, macht Aussätzige<br />

rein, treibt böse Geister aus! Zwei Aufgaben erhalten<br />

die Jünger <strong>und</strong> <strong>mit</strong> ihnen alle Christen: die Predigt<br />

der nahen Ankunft des Reiches Gottes <strong>und</strong> das<br />

Wirken der Zeichen des Reiches.<br />

Die Predigt allein, Worte <strong>und</strong> Versprechungen allein<br />

wecken noch keine Hoffnung. Was nicht seinen<br />

Schatten vorauswirft; was noch kein Vorspiel hat,<br />

daran kann man nur schwer glauben. Die Worte<br />

sind die eine Art, das nahe Reich anzusagen. Die andere<br />

Art der Ansage sind die großen Zeichen: Die<br />

falschen Geister werden ausgetrieben, die Gebrechen<br />

<strong>und</strong> Krankheiten werden geheilt. Die Versprechungen<br />

Gottes sollen augenscheinlich werden.<br />

Jesus war kein Spiritualist. In seiner Nähe sprachen<br />

die Stummen <strong>und</strong> hörten die Tauben.<br />

Wir sind keine Charismatiker <strong>mit</strong> W<strong>und</strong>erkräften,<br />

wie Jesus <strong>und</strong> vielleicht noch seine Jünger es waren.<br />

Und doch sind wir von dem Auftrag nicht entb<strong>und</strong>en,<br />

zu trösten <strong>und</strong> die Gebrechen der Seele <strong>und</strong><br />

des Körpers zu heilen. Die eine Kanzel ist die Kanzel<br />

des Wortes, die andere Kanzel ist die der Zeichen.<br />

Die Predigt allein richtet nichts aus ohne die<br />

Augenscheinlichkeiten, ohne dass Menschen gehen<br />

lernen, dass ihre Augen geöffnet <strong>und</strong> ihre Seelen<br />

getröstet werden. Wir bleiben nur Kirche des Wortes,<br />

wenn wir auch Kirche der wirksamen Zeichen<br />

bleiben. Nichts kommt <strong>mit</strong> dem reinen Wort aus,<br />

auch nicht das Reich Gottes.<br />

Vinicio aus Guatemala hat eine starke Seh- <strong>und</strong> Hörschwäche<br />

<strong>und</strong> eine liebevolle Mutter, die viel <strong>mit</strong> ihm<br />

übt <strong>und</strong> spielt.<br />

Foto: CBM/Grossmann


Unsere Angebote für Ihre Gemeinde<br />

Gottesdienste<br />

Wir feiern <strong>mit</strong> Ihnen gemeinsam Gottesdienst. Sie<br />

können in Ihrer Gemeinde Bausteine vorbereiten.<br />

Liturgischer Gottesdienst zu Mk. 10, 46-52<br />

Die Geschichte von Bartimäus gehört zu den bekanntesten<br />

Erzählungen im Neuen Testament. Viele<br />

Menschen in den armen Ländern leben heute<br />

noch wie er: Armut, Ausgrenzung, Diskriminierung<br />

<strong>und</strong> Perspektivlosigkeit gehören zum Alltag. Welche<br />

Bedeutung hat dann Jesu Handeln? Welchen<br />

Auftrag erhalten Christinnen <strong>und</strong> Christen heute?<br />

Und welche Impulse zieht die CBM in ihrer Arbeit<br />

aus dieser Erzählung? Diesen Fragen soll im Gottesdienst<br />

nachgegangen werden.<br />

Familiengottesdienst <strong>mit</strong> Anspiel zu Mk. 10, 46-52<br />

Bartimäus? – Kenn ich doch schon! Elementare Geschichten<br />

stehen manchmal in der Gefahr, als bekannt<br />

abgestempelt zu werden. Bei genauer Betrachtung<br />

sind sie aber für eine Überraschung gut.<br />

Bei diesem Familiengottesdienst werden die Inhalte<br />

des Gottesdienstes (siehe oben) für alle Generationen<br />

erlebbar gemacht.<br />

Gottes Vision für seine Welt (Jes. 35, 1-6)<br />

Dr. Manfred Mörchen ist in Takeo/Kambodscha für<br />

die CBM im Einsatz, um erblindeten Menschen zu<br />

helfen. Die Zuhörer sind eingeladen, das Glaubens -<br />

f<strong>und</strong>ament der CBM-Arbeit <strong>und</strong> die verschiedenen<br />

Bereiche der Augenarbeit kennenzulernen.<br />

Nach dem Gottesdienst kommen wir beim Kirchen -<br />

kaffee ins Gespräch. Mithilfe einer Präsentation<br />

erhalten Sie Einblicke in die CBM-Arbeit. Unsere<br />

Mitarbeiterinnen berichten über Projekte, die sie<br />

aus eigener Anschauung kennen.<br />

Vorträge<br />

Unsere Mitarbeiterinnen gestalten Ihren Senioren-,<br />

Bibelgesprächs-, Frauen- <strong>und</strong> Männerkreis… zum<br />

Beispiel <strong>mit</strong> Vorträgen über die CBM-Arbeit:<br />

Ngalula kann wieder lachen<br />

Das Beispiel der kleinen<br />

Ngalula zeigt anschaulich,<br />

wie der CBM-Projektpartner<br />

Elikya in Kinshasa in der<br />

Demo kratischen Republik<br />

Kongo das Kon zept der gemeindenahen<br />

Reha bilitation<br />

umsetzt. 4.000 Ehrenamtliche<br />

sind im Rahmen dieses Pro-<br />

28<br />

jek ts in Kinshasa unterwegs, um Menschen <strong>mit</strong> Behinderungen<br />

zu finden <strong>und</strong> ihnen Hilfe anzubieten,<br />

da<strong>mit</strong> sie ein selbstständiges Leben führen können.<br />

So siehst du also aus, mein Kind! – Neue „Sichtweisen“<br />

nach der Operation am Grauen Star<br />

Die 85-jährige Jeneth war<br />

über zehn Jahre blind <strong>und</strong><br />

hatte erst nach der erfolgreichen<br />

Grauen-Star-Operation<br />

ihrer Nachbarin den Mut, sich<br />

selbst operieren zu lassen.<br />

Als sie heimkommt, sieht sie<br />

zum ersten Mal ihre Enkelkinder.<br />

Yohane kann laufen. Gemeindenahe Rehabilita tion<br />

der CBM am Beispiel Malawi<br />

Der kleine Yohane wurde <strong>mit</strong><br />

Spina bifida – einem offenen<br />

Rücken – geboren. Mit Unterstützung<br />

der CBM-Partner<br />

lernt er laufen <strong>und</strong> bekommt<br />

die Chance, zur Schule zu gehen.<br />

Vom Setzling zum großen Baum<br />

„Die Tat der Liebe ist die Predigt,<br />

die jeder versteht“, unter<br />

dieses Motto stellte Pastor<br />

Ernst Jakob <strong>Christoffel</strong>, dem<br />

die CBM ihren Namen verdankt,<br />

seine Arbeit. Der Vortrag<br />

„Vom Setz ling zum großen<br />

Baum“ führt in die Zeit<br />

der Entstehung der CBM <strong>und</strong><br />

beschreibt den Weg in mehr<br />

als 100 Jahren.<br />

<strong>Christoffel</strong>s tiefer Glaube an Gott bewegte ihn, blinden,<br />

anders behinderten <strong>und</strong> ausgestoßenen Menschen<br />

beizustehen, insbesondere im Orient. Ge gen<br />

alle Widerstände <strong>und</strong> <strong>mit</strong> geringer finanzieller Unter<br />

stützung gründete er 1908 in Malatia/Türkei sein<br />

erstes Heim für blinde, anders behinderte Menschen<br />

<strong>und</strong> Waisenkinder. Aus diesen kleinen Anfängen<br />

ent stand eine überkonfessionell arbeitende<br />

Hilfsorganisation, die zusammen <strong>mit</strong> oft kirch lichen<br />

Projektpartnern heute die weltweite Arbeit<br />

in r<strong>und</strong> 800 Projekten ermöglicht.<br />

Foto: CBM/Foto Backofen Mhm Fotos (3): CBM<br />

© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong>


© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong><br />

Angebot des Teams Kirche für Ihre Kirchengemeinde<br />

Workshop <strong>mit</strong> unserem Aktionskoffer<br />

Außerdem in zahlreichen Gemeindekreisen einsetzbar:<br />

Unser Workshop <strong>mit</strong> dem Aktionskoffer.<br />

Lernen Sie <strong>mit</strong> unseren Mitarbeiterinnen zahlreiche<br />

Gegenstände kennen, <strong>mit</strong> deren Hilfe blinde<br />

Menschen ihren Alltag bewältigen.<br />

Das etwas andere Kirchencafé<br />

Erlebniskaffeetrinken im Dunkeln <strong>mit</strong> Gesprächsr<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> Infos r<strong>und</strong> um den Umgang <strong>mit</strong> blinden<br />

Menschen – ist besonders für Ihre Konfirmandenoder<br />

Ihre Jugendgruppe geeignet.<br />

Unser Team Kirche<br />

Regina Karasch<br />

Kirchenbeauftragte<br />

Ilona Karin<br />

Team Kirche<br />

Gisela Sachse<br />

Team Kirche<br />

Fotos (3): CBM<br />

1957 in Bochum geboren, Diplom-<br />

Geographin, Journalistin <strong>und</strong> F<strong>und</strong>raising-Managerin,<br />

ist seit über 16 Jahren<br />

im Bereich kirchlicher Öffentlichkeitsarbeit<br />

<strong>und</strong> F<strong>und</strong>raising tätig.<br />

„Seit Anfang 2010 leite ich das Team<br />

Kirche bei der CBM. Mir liegt die Arbeit<br />

<strong>mit</strong> Kirchengemeinden aller Konfessionen<br />

in Deutschland am <strong>Herz</strong>en.<br />

Die CBM bietet Ihnen einen Blick über<br />

1957 in Tostedt bei Hamburg geboren,<br />

Justizbeamtin a.D., absolvierte eine<br />

dreijährige Bibelschulausbildung in<br />

Wiedenest/Bergneustadt <strong>und</strong> war danach<br />

zwei Jahre <strong>mit</strong> der Allianz-Mission<br />

im westafrikanischen Mali.<br />

„1992 kam ich zur CBM. Mit dem Erleb<br />

nismobil bin ich immer wieder b<strong>und</strong>esweit<br />

unterwegs, um sehenden<br />

1976 in Chemnitz geboren, Diplom-<br />

Religionspädagogin, war 13 Jahre als<br />

Religionslehrerin <strong>und</strong> Gemeindepädagogin<br />

in Sachsen tätig.<br />

„Seit September 2011 arbeite ich im<br />

Kirchenteam der CBM. Gern komme<br />

ich zu Vorträgen <strong>und</strong> anderen Veranstaltungen<br />

in Ihre Kirchengemeinde.<br />

Es macht mir Freude, Ihnen die Arbeit<br />

29<br />

Unser Erlebnismobil<br />

Zu Gemeindefesten oder im Rahmen unserer Aktionswochen<br />

können wir <strong>mit</strong> unserem Erlebnismobil<br />

auch in Ihre Gemeinde kommen. Mit einer Brille,<br />

die den Grauen Star simuliert, <strong>und</strong> einem Taststock<br />

ausgestattet, absolvieren Sie einen Parcours <strong>und</strong><br />

können sich so in die Lage blinder Menschen einfühlen.<br />

den Tellerrand. Sie schlägt eine Brücke<br />

zur Arbeit kirchlicher Projektpartner in<br />

Entwicklungsländern, die sich für Menschen<br />

<strong>mit</strong> Behinderungen einsetzen.<br />

Darüber berichten wir gerne auch in<br />

Ihrer Gemeinde!”<br />

Telefon (0 62 51)131- 2 97<br />

Fax (0 62 51)131- 2 99<br />

E-Mail: regina.karasch@cbm.de<br />

Menschen zu ermöglichen, sich in die<br />

Lage eines blinden Menschen zu versetzen.<br />

Seit 2006 halte ich in Kirchengemeinden<br />

Vorträge <strong>und</strong> Gottesdienste<br />

<strong>und</strong> komme gern auch in Ihre<br />

Gemeinde.“<br />

Telefon (0 62 51) 131- 2 86<br />

Fax (0 62 51) 131-2 99<br />

E-Mail ilona.karin@cbm.de<br />

der Chris toffel-<strong>Blindenmission</strong> näherzubringen<br />

<strong>und</strong> da<strong>mit</strong> Ihr Gemeindeleben<br />

zu bereichern.“<br />

Telefon (0 62 51) 131- 2 91<br />

Fax (062 51) 131- 2 99<br />

E-Mail gisela.sachse@cbm.de


Die CBM-Kinderzeitschrift CHRIS liefert<br />

reizvolle Einblicke in die Arbeit der CBM<br />

<strong>und</strong> ist vor allem für Kinder zwischen fünf<br />

<strong>und</strong> zwölf Jahren geeignet.<br />

Der pfiffige Maulwurf Chris besucht in jeder<br />

Ausgabe ein anderes Land <strong>und</strong> stellt in<br />

einer spannenden Reportage ein von der<br />

CBM gefördertes, einheimisches Kind vor.<br />

Außerdem im Heft: Tierposter, Comic,<br />

Rätsel, Spiele <strong>und</strong> Mitmach-Aktionen.<br />

Jetzt bestellen!<br />

Bestellen Sie CHRIS kostenlos bei:<br />

CBM Deutschland e.V.<br />

Heike Sch<strong>mit</strong>utz<br />

Nibelungenstraße 124<br />

64625 Bensheim<br />

Kinderzeitschrift der <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong><br />

30<br />

Die Zeitschrift ist besonders geeignet für<br />

den Einsatz im Kindergottesdienst, in<br />

Kindergruppen, konfessionellen Kinder -<br />

gärten <strong>und</strong> für den Religionsunterricht.<br />

Durch Chris lassen sich leicht Brücken<br />

schlagen zu biblischen Texten wie z.B.<br />

zu Heilungsgeschichten.<br />

Kinder werden durch CHRIS spielerisch für<br />

das Thema Behinderung sensibilisiert <strong>und</strong><br />

erlernen Verantwortung.<br />

Tel.: (06251) 131-2 94<br />

Fax: (06251) 131-2 99<br />

E-Mail: material@cbm.de<br />

www.cbm.de<br />

Foto: Privat<br />

© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong>


© 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong><br />

Das hat Ihre Spende bewirkt!<br />

Auf eigenen Füßen zur Schule gehen!<br />

Manorma (17) hat ihre Examen an der K.C. Mill<br />

Higher Secondary School im Garden Reach Slum in<br />

Kalkutta bestanden. Sie wurde erfolgreich in die<br />

11. Klasse versetzt! Für ein Mädchen, das wegen<br />

seiner Körperbehinderung von den Eltern vier Jahre<br />

lang in einem kleinen Raum versteckt gehalten<br />

wurde <strong>und</strong> keinerlei Anregung <strong>und</strong> Förderung erfuhr,<br />

ist das wirklich eine ganz besondere Leistung.<br />

Mit anderthalb Jahren war Manorma an Polio erkrankt<br />

<strong>und</strong> nicht richtig behandelt worden. Dadurch<br />

waren ihre Beine gelähmt. Erst als die Mitarbeiter<br />

des Rehabilitationszentrums für Kinder<br />

„Mobility India“ in Kalkutta für Behandlung <strong>und</strong><br />

praktische Unterstützung durch Beinschienen sorgten,<br />

lernte sie laufen. In der Schule holte sie so<br />

rasch alles Versäumte nach, dass sie für ihre Leistungen<br />

sogar ein Stipendium erhielt.<br />

Manorma gehört in ihrer Klasse zu den Besten <strong>und</strong><br />

gibt schwächeren Schülern Nachhilfeunterricht.<br />

Der Gemeinde-e-Newsletter<br />

Ideen für Ihre Gemeindearbeit, liturgische Texte,<br />

Fürbitten, Vorlagen für Gemeindebriefe <strong>und</strong><br />

Gottesdienstprogramme, Bilder <strong>und</strong> ak tu elle<br />

Infos kommen direkt zu Ihnen – im Gemeinde-<br />

Newsletter per E-Mail – drei- bis viermal im<br />

Jahr.<br />

Melden Sie sich gleich an:<br />

www.cbm.de/newsletter<br />

Schon Samstag <strong>und</strong> noch keinen Schlag<br />

für die Predigt getan?<br />

31<br />

Seit Manorma laufen kann, macht sie auch bei den<br />

Spielen ihrer Geschwister <strong>und</strong> Nachbarskinder <strong>mit</strong>.<br />

In diesem Schuljahr bereitet Manorma sich auf das<br />

Abschlussexamen vor <strong>und</strong> möchte danach eine<br />

Ausbildung zur Krankenschwester anfangen. In ihrem<br />

Fre<strong>und</strong>eskreis ist sie fest verwurzelt.<br />

Die Unterstützung der Arbeit des CBM-Partners<br />

„Mobility India“ im Rehabilitationszentrum für<br />

Kinder durch die Spenderinnen <strong>und</strong> Spender der<br />

CBM hat vielen Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen <strong>mit</strong><br />

Behinderungen eine Schul- <strong>und</strong> Berufsausbildung<br />

ermöglicht. Mit Ihrer Hilfe flossen im Jahr 2011 insgesamt<br />

r<strong>und</strong> 16.000 Euro in die Arbeit von „Mobility<br />

India“ in den Slums von Kalkutta. Etwa 100 Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugend liche konnten da<strong>mit</strong> unterstützt <strong>und</strong><br />

auf ein eigenständiges Leben vorbereitet werden.<br />

Da<strong>mit</strong> haben Sie nicht nur diesen Kindern <strong>und</strong> ihren<br />

Familien direkt geholfen, sondern auch dazu<br />

beigetragen, dass behinderte Menschen wegen ihrer<br />

Fähigkeiten geschätzt <strong>und</strong> auch im gesellschaftlichen<br />

Leben akzeptiert werden.<br />

Haben Sie herzlichen Dank!<br />

Hilfe! Was mache ich morgen<br />

nur <strong>mit</strong> den Jugendlichen?<br />

Fotos (3): CBM


Kollektenvorschlag<br />

Kolushusho – Taubblinde Kunsthandwerkerin<br />

am Victoriasee<br />

Die 18-jährige Kolushusho wurde als gesun des Baby<br />

im Fischerdorf Kemondo in der Nähe von Bukoba am<br />

Victoriasee in Tansania geboren. Ihr Vater ist Fischer,<br />

die Mutter verkauft den Fang auf dem Markt – es<br />

reicht gerade so zum Überleben. Kolu shu sho entwickelte<br />

sich völlig normal, lernte laufen <strong>und</strong> sprechen<br />

<strong>und</strong> spielte <strong>mit</strong> ihren vier Geschwistern <strong>und</strong> den<br />

Nachbarskindern. Doch im Alter von vier Jahren erkrankte<br />

sie an Meningitis <strong>und</strong> wurde dadurch gehörlos<br />

<strong>und</strong> fast blind. Ihre Eltern waren verzweifelt:<br />

Wie sollten sie <strong>mit</strong> ihrem Kind reden, wie sich verständlich<br />

machen? Wie sollte die Kleine lernen können,<br />

sich später selbst versorgen?<br />

Sie behielten Kolushusho zu Hause – bis sie im Alter<br />

von zwölf Jahren von den katholischen Franziskanerinnen<br />

der San Damiano Mission in Kemondo entdeckt<br />

wurde. Sie ver<strong>mit</strong>telten das Mädchen an die<br />

Mugeza-Schule für gehörlose Kinder, die von der<br />

Evangelisch-Lutherischen Kirche Tansanias betrieben<br />

<strong>und</strong> von der Chris toffel-<strong>Blindenmission</strong> (CBM) unterstützt<br />

wird. Kolushusho fühlte sich hier sofort wohl.<br />

Kolushusho hat eine rasche Auffassungsgabe <strong>und</strong><br />

in der Schule ein hohes Maß an Eigenständigkeit<br />

entwickelt. Sie kann kochen <strong>und</strong> Chapatis, Mandazi<br />

<strong>und</strong> Samosas herstellen – kleine Mahlzeiten, die<br />

auf dem lokalen Markt verkauft werden. In der<br />

Schule hat sie außerdem gelernt, traditionelle Matten,<br />

Taschen <strong>und</strong> Hüte zu flechten sowie Perlenketten<br />

<strong>und</strong> -armbänder herzustellen.<br />

Im September 2011 schloss Kolushusho erfolgreich<br />

die Schule ab <strong>und</strong> erhielt als „Startpaket“ Werkzeug<br />

<strong>und</strong> Material zum Flechten im Wert von<br />

umgerechnet 35 Euro. Da<strong>mit</strong> kann sie zum Lebensunterhalt<br />

der Familie beitragen. Wichtig ist jetzt, sie<br />

bei der Vermarktung ihrer Erzeugnisse zu unterstützen<br />

<strong>und</strong> ihrer Familie dabei zu helfen, ihre Fähig -<br />

keiten zu erkennen.<br />

In der Internatsschule Bukoba am Victoriasee in<br />

Tansania lernen gehörlose <strong>und</strong> taubblinde Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche vom Kindergarten bis zum<br />

Abschluss der Primarschule. Außerdem gibt es Vorbereitungsklassen<br />

zur Berufsausbildung, in Landwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Haustierzucht. Die Abteilung für<br />

taubblinde Kinder wird ausgebaut.<br />

Kollektenbitte – Abkündigungstext<br />

Menschen <strong>mit</strong> Behinderungen<br />

haben oft Fähigkeiten, die sie<br />

nicht nutzen können. Manchmal<br />

stehen Vorurteile im Wege oder<br />

es mangelt ihren Mitmenschen an<br />

Fantasie, ihnen das Mittun zu ermöglichen.<br />

CBM-Partner fördern<br />

z.B. gehörlose <strong>und</strong> taubblin de<br />

Kin der in der Entwicklung ihrer<br />

Kennwort: Mugeza Schule<br />

Fotos (2): CBM<br />

Begabungen. Bitte unterstüt zen<br />

Sie <strong>mit</strong> Ihrem Kollek tenbeitrag<br />

die Arbeit der <strong>Christoffel</strong>-Blinden -<br />

mission – da<strong>mit</strong> alle Menschen die<br />

Gaben, die Gott ihnen geschenkt<br />

hat, einsetzen können.<br />

Sie können ein Zeichen setzen!<br />

<strong>Herz</strong>lichen Dank!<br />

Seit Kolushusho (links)<br />

<strong>mit</strong> vier Jahren an<br />

Meningitis erkrankte, ist<br />

sie taubblind. Trotzdem<br />

hat sie die Schule <strong>mit</strong><br />

Erfolg abgeschlossen<br />

<strong>und</strong> trägt nun <strong>mit</strong> Kunstgewerbe<br />

zum Lebens -<br />

unterhalt ihrer Familie<br />

bei.<br />

St · 1440 · © 2012 <strong>Christoffel</strong>-<strong>Blindenmission</strong>

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