KREISTEIL - CDU Kreisverband Biberach
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Was macht eigentlich ... <strong>KREISTEIL</strong><br />
Honor Funk MdB a.D. und MdEP a.D. ?<br />
im Gespräch mit Kreispressesprecher Paul Altenhöfer<br />
Herr Funk, Sie sind jetzt Abgeordneter außer<br />
Dienst. Sie waren acht Jahre für die<br />
<strong>CDU</strong> im Bundestag und zehn Jahre im Europäischen<br />
Parlament. Wie haben Sie nach<br />
der „Zurruhesetzung die Freiheit vom<br />
Mandat empfunden?<br />
Ich war insgesamt 25 Jahre im Gemeinderat<br />
in Gutenzell, 25 Jahre im Kreistag, bin<br />
1981 in den Bundestag nachgerückt und<br />
aus dem Bundestag heraus 1989 bis 1999<br />
ins Europäische Parlament gewählt worden.<br />
Damals hat mich der Landesminister<br />
Schlee als Bezirksvorsitzender zur Kandidatur<br />
aufgefordert. Die Zeit im Europäischen<br />
Parlament hat meinen Horizont<br />
noch erweitert und mir viel Freude bereitet.<br />
Da ich gut beschäftigt war und bin,<br />
habe ich diese „Freiheit“ genossen und keine<br />
Entzugserscheinungen verspürt.<br />
Was hatten Sie sich für Ihren politischen<br />
Ruhestand vorgenommen und haben Sie<br />
sich den Wunsch erfüllt?<br />
Ich hatte mir für meine Zeit nach dem<br />
Mandat vorgenommen, mehr Zeit mit der<br />
Familie zu verbringen. Ich habe fünf Kinder<br />
und sieben Enkel und daher meinen Fokus<br />
auf die Familie gelegt und dies ist mir auch<br />
gelungen. Ich habe mit meinen Enkeln viele<br />
Ausflüge gemacht und ihnen auch meine<br />
Wirkungsstätten gezeigt. Daneben<br />
habe ich den Vorsitz in der Europaunion<br />
vom <strong>Biberach</strong>er Altbürgermeister Hofmann<br />
übernommen. Außerdem bin ich ja<br />
noch als Vorsitzender in der Kreis Senioren<br />
Union aktiv.<br />
Was empfinden Sie heute als die herausragenden<br />
Ereignisse ihrer Abgeordneten<br />
Zeit?<br />
Die gelungene Wahl Helmuts Kohls zum<br />
Bundeskanzler mit dem konstruktiven<br />
Misstrauensvotum des Deutschen Bun-<br />
<strong>Biberach</strong> 2/2012 >>> Seite 30<br />
Honor Funk vertritt auch heute noch seine<br />
klare Meinung. (Foto: P. Altenhöfer)<br />
destages - dieses hat es in der Geschichte<br />
nur zweimal gegeben und einmal war ich<br />
dabei. Mein Schwerpunkt lag im Ausschuss<br />
für den sozialen Bereich und habe<br />
dort unter anderem mit dem heutigen<br />
bayerischen Ministerpräsidenten Horst<br />
Seehofer zusammengearbeitet.<br />
Gab es Entscheidungen, die Ihnen schlaflose<br />
Nächte bereitet haben?<br />
Schlaflose Nächte nicht, eigentlich gab es<br />
nur einige Kleinigkeiten wie der Kompromiss<br />
um die Kerosinsteuer (Besteuerung<br />
des Flugbenzins), die auch hier im Landkreis<br />
für ein wenig Aufregung sorgte.<br />
An welche Momente denken Sie besonders<br />
gern in ihrer Zeit als Abgeordneter?<br />
Der Besuch als Abgeordneter 1989 noch in<br />
der DDR kurz nach dem Mauerfall - ich war<br />
zu dieser Zeit schon im Wahlkampf für das<br />
Europäische Parlament. Dort habe ich die<br />
Arbeit der Partei vorgestellt. Es war schon<br />
ein erhebendes Gefühl, über diese Grenze<br />
bzw. Mauer zu gehen und den Menschen<br />
in der DDR zu erklären, dass sie sich über<br />
die Wiedervereinigung freuen sollen. Es<br />
gab in der Bundesrepublik Deutschland<br />
auch deutlich andere Meinungen. Ich habe<br />
dieses Gefühl mit „ins Europäische Parlament“<br />
mitgenommen.<br />
Haben sich Freundschaften mit Abgeordneten<br />
entwickelt, die heute noch gepflegt<br />
werden?<br />
Ja, es sind Freundschaften entstanden,<br />
auch wenn man sich nicht mehr so oft<br />
sieht. Man trifft sich aber immer wieder<br />
einmal oder telefoniert hin und wieder.<br />
Erst kürzlich bekam ich über unseren Abgeordneten<br />
Josef Rief Grüße von einem<br />
bayerischen Kollegen übermittelt, der sich<br />
noch gerne an mich erinnert.<br />
Wie war das Verhältnis zu Ihren Kollegen<br />
im Parlament der anderen Parteien?<br />
Mit dem einen oder anderen konnte man<br />
ganz gut. Es hat ab und zu einige Unstimmigkeiten<br />
gegeben. So kann ich mich an<br />
eine Abstimmung erinnern, als Gewerkschaftler<br />
von einem Abgeordneten der<br />
Opposition in den „Langen Eugen“ in Bonn<br />
hereingelassen wurden und wir auf dem<br />
Weg zur Abstimmung durch einen engen<br />
Gang gehen mussten und dabei handgreiflichen<br />
Anfeindungen ausgesetzt waren.<br />
Festgestellt habe ich, dass viele Abgeordnete<br />
der FDP empfindlicher waren als die<br />
Sozialdemokraten, da die FDP Probleme<br />
mit der Abgrenzung zu uns hatte.<br />
Wie war der Korpsgeist unter den Abgeordneten<br />
der Fraktion?<br />
Ja, gerade Helmut Kohl hat es verstanden,<br />
die Fraktion zusammenzuhalten und den<br />
Korpsgeist zu stärken. Dabei hat er den einen<br />
oder anderen auch mal zurückgepfiffen<br />
oder auf einen anderen Posten „weggelobt“.<br />
Wie sehen Sie heute das Kollegenverhältnis<br />
im Parlament? Haben Sie noch Kontakt?<br />
Ja, ich habe noch Verbindungen. Der Zusammenhalt<br />
ist nach meinen Beobachtungen<br />
wieder besser geworden, man steht<br />
zusammen wenn es darauf ankommt. Man<br />
muss in einer Demokratie zwar seine Meinung<br />
vertreten können, jedoch führen<br />
Auseinandersetzungen innerhalb einer<br />
Partei in der Öffentlichkeit und in der Gesellschaft<br />
eher zu Politikverdrossenheit.<br />
Dies hat auch ein Politologe vor kurzem<br />
bei den Studientagen in der FH <strong>Biberach</strong> in<br />
einem Vortrag festgestellt.<br />
Welches ist das beherrschende Gefühl<br />
wenn Sie an Ihrer alten Wirkungsstätte zu<br />
Besuch sind?<br />
Ich stelle immer wieder fest, dass die Europäische<br />
Union zu schnell gewachsen ist<br />
und die Probleme nicht gelöst worden