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es ausgleichen kann. Aber wenn ich<br />

andere Studenten und Kommilitonen<br />

ansprechen würde, würden sie helfen.<br />

Doch soweit es möglich ist, mache<br />

ich es alleine. Das ist die Selbstständigkeit,<br />

die jeder für sich haben will. Ich<br />

bin benachteiligt, aber Jammern hilft ja<br />

nicht. Ich mache das Beste daraus, denn<br />

wenn ich was verändern will, muss<br />

ich jetzt da sein. Ich bin so ein kleines<br />

bisschen Vorreiter, würde ich sagen.<br />

Wie sieht die behindertengerechte Betreuung<br />

an der Rostocker Universität aus?<br />

Ich kann Frau Dr. Joswig, die Verantwortliche<br />

für behinderte Studierende<br />

an der Rostocker Universität, immer<br />

fragen. Mit ihr komme ich sehr gut klar.<br />

Mit ihrer studentischen Hilfskraft Anja<br />

Gruse habe ich guten Kontakt. In einigen<br />

behindertenspezifischen Sachen<br />

weiß ich mitunter besser Bescheid als sie,<br />

aber wir helfen uns gegenseitig. Und in<br />

der Sonderpädagogik ist es beispielsweise<br />

Frau Patejdl, die hilft, wenn sie helfen<br />

kann. Es geht ja nicht um Frank Seifert,<br />

den Rollstuhlfahrer, der ein Problem<br />

hat. Es gibt genug behinderte Studenten,<br />

denen Du das gar nicht so ansiehst.<br />

Ich falle ganz einfach auf. Das bedeutet<br />

aber nicht gleichzeitig, dass es mir von<br />

allen am schlimmsten geht oder das ich<br />

am meisten unter meiner Behinderung<br />

zu leiden hätte.<br />

Hast Du einen Betreuer?<br />

Daran habe ich noch nie gedacht. Ich<br />

habe überlegt, mir eine persönliche Arbeitsassistenz<br />

zu holen. Allerdings würde<br />

ich es höchstens machen, um jemandem<br />

einen Arbeitsplatz zu beschaffen.<br />

Ich will mein Leben ja weitestgehend<br />

selbst meistern. Es ist immer blöd zu<br />

sagen, nun hilf mir mal. Wenn ich beispielsweise<br />

in bestimmte Gebäude nicht<br />

reinkomme, fahre ich da nicht hin. Jeder<br />

muss irgendwo sagen, bis hierhin und<br />

nicht weiter. Die Beschränkung haben<br />

wir alle, glaube ich.<br />

Ist es Dir möglich, mit dem Auto auf den<br />

für Behinderten gekennzeichneten Uni-Parkplätzen<br />

zu stehen?<br />

Bei der Philosophischen Fakultät<br />

gibt es nur einen Behindertenparkplatz.<br />

In der Ulmenstraße gibt es zwei, aber die<br />

sind meistens belegt. In solchen Fällen<br />

muss ich mir meinen Parkplatz eben<br />

erkämpfen. Ich habe mich auch schon<br />

Behindertenparkplätze werden gerne<br />

auch von nicht Behinderten genutzt.<br />

ganz dicht hinter jemanden gestellt, damit<br />

muss derjenige einfach rechnen. Ich<br />

habe auch kein Problem damit, mich mal<br />

quer in die Parklücke zu stellen. Es ist<br />

einfach das menschliche Problem, dass<br />

wir unfair miteinander umgehen und sich<br />

Nichtbehinderte auf einen Behindertenparkplatz<br />

stellen.<br />

Man merkt, dass jeder nur für sich<br />

denkt. Dabei hat der Behindertenparkplatz<br />

an sich einen bestimmten Nutzen.<br />

Die Parkstelle ist breiter, damit der Rollstuhlfahrer<br />

heraus kommt und nicht der<br />

einfache Gehbehinderte. Man muss konsequenter<br />

damit umgehen und es müsste<br />

Differenzierungen geben.<br />

Wie würdest Du die Situation in ganz Rostock<br />

bewerten, einschließlich der Läden, Cafes<br />

und Gaststätten?<br />

Viele Cafes wurden gebaut, als man<br />

den Behinderten gar nicht so gesehen<br />

hat. Man findet beispielsweise kaum eine<br />

Behindertentoilette. Viele Geschäfte sind<br />

nach den Prinzipien der Wirtschaftlichkeit<br />

eingerichtet, d.h. soviel Platz wie<br />

möglich zur Verfügung zu haben. Es<br />

wird mir aber geholfen, wenn ich komme.<br />

Ich kann mich eigentlich nicht beschweren<br />

und muss davon ausgehen,<br />

dass ich 1995 noch genauso gedacht hätte.<br />

Es gibt nur einen kleinen Prozentsatz<br />

an Behinderten und die Rollis brauchen<br />

sich im Enddefekt nicht beklagen, dass<br />

die Situation so blöd ist, wenn sie dafür<br />

selbst nichts tun.<br />

Betreibst Du neben dem Rollstuhlbasketball<br />

noch andere integrative Aktivitäten, um<br />

gegen das Ausgrenzen von Randgruppen anzugehen?<br />

Ich bin Behindertenbeauftragter im<br />

Landkreis Nordvorpommern und engagiere<br />

mich im Ausschuss für Schule und<br />

Bildung von der Stadt Ribnitz. Wenn es<br />

etwas zu tun gibt, dann mache ich mit.<br />

Die Idee zum Rollstuhlbasketball an der<br />

Universität (der heuler berichtete) kam<br />

von mir.<br />

Ich habe mit Frau Dr. Schroeder, der<br />

Leiterin des Hochschulsportes Rostocks<br />

gesprochen und meinte, ich würde gerne<br />

Behindertensport machen. Ich finde<br />

es insofern spannend, da es integrativ<br />

ist, sowohl für Behinderte als auch für<br />

Nichtbehinderte. Anfangs gab es die<br />

absurdesten Vorstellungen, aber es ist<br />

richtiger Sport mit Schwitzen und allem<br />

drum und dran. Das Problem ist eben,<br />

dass es zu wenig davon gibt. Ich war auch<br />

gerade als Übungsleiter für Fußball nur<br />

mit Nichtbehinderten zusammen. Das<br />

Erstaunen ist dabei immer groß, wenn<br />

die Spieler mich sehen. Ich werde nicht<br />

immer darauf hinweisen, dass ich Rolli-<br />

Fahrer bin. Das sehen sie und alles andere<br />

müssen sie merken.<br />

Sie sollen mich als Frank Seifert<br />

wahrnehmen und nicht als Rollstuhlfahrer<br />

Nummer 17.<br />

Informationen und Kontakt<br />

Sozialberaterin im Studentenwerk:<br />

Anke Wichmann<br />

Tel.: (0381) 45 92 627<br />

Sprechzeiten:<br />

Dienstag: 9 - 12 Uhr, 14 - 17 Uhr<br />

Donnerstag: 9 - 12 Uhr, 14 - 16<br />

Uhr oder nach Vereinbarung im<br />

Studentenhaus in der St. - Georg<br />

- Straße 104 - 107, Rostock, Zimmer<br />

108 A<br />

www.studentenwerk-rostock.<br />

de/B/INDEX.HTM<br />

Handicaps/ Studium mit Behinderung,<br />

chronischer Krankheit<br />

Informationen zu: Ansprechpartner,<br />

Studienbedingungen, Finanzierung,<br />

Verkehrsmittel, Freizeit und<br />

StuBeck - Die Interessengemeinschaft<br />

für behinderte und/<br />

oder chronisch kranke Studierende<br />

(stubeck@studentenwerk-rostock.de)<br />

Sprechzeiten von Anja Gruse,<br />

studentische Hilfskraft von Frau<br />

Dr. Joswig: Philosophische Fakultät<br />

(gegenüber vom Stura/Asta-<br />

Büro)<br />

Donnerstag: 15 - 17 Uhr und<br />

nach Vereinbarung<br />

(anja.gruse@stud.uni-rostock.<br />

de)<br />

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