Kurt Quarz Dipl.-Verwaltungswirt - CDU Ortsverband Grafschaft
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<strong>Kurt</strong> <strong>Quarz</strong> <strong>Dipl</strong>.-<strong>Verwaltungswirt</strong> (FH)<br />
<strong>Kurt</strong> <strong>Quarz</strong> Friedrich-Ebert-Straße 12 a 53489 Sinzig<br />
Friedrich-Ebert-Straße 12 a<br />
53489 Sinzig<br />
Tel. 0 26 42 / 4 36 09<br />
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14.01.2004<br />
Innenminister Schily will BKA Meckenheim schließen<br />
Artikel der MdL´s Petra Elsner und Beate Reich (SPD) löst Befremden aus<br />
Am Abend des Dreikönigstag teilte Innenminister Schily den Abteilungsleitern des<br />
Bundeskriminalamtes und den Vorsitzenden der Personalräte in seinem Büro im<br />
Bundesinnenministerium in Berlin mit, dass er bis zum Jahr 2008 den BKA-Standort<br />
Meckenheim schließen und die dortigen 1.017 Stellen mit weiteren 1.000 Stellen aus<br />
Wiesbaden nach Berlin verlagern wird.<br />
Diese Hiobs-Botschaft wurde den Mitarbeitern am nächsten Tag gegen 09.00 Uhr mit einer<br />
e-Mail des BKA-Präsidenten Dr. Kersten mitgeteilt. Kurz danach war die Meldung auch<br />
schon als Top-Meldung in der Presse. Ehe- und Lebenspartner, Eltern und Kinder,<br />
Verwandte und Bekannte der Betroffenen konnte diese einschneidende Maßnahme dadurch<br />
nicht von den Betroffenen persönlich erfahren. Viele davon riefen innerhalb der nächsten<br />
Minuten ihre Partner und Väter an und wollten voller Besorgnis wissen, was passiert ist.<br />
Was ist passiert? BKA-Präsident Dr. Kersten hat mit vermutlich mit drei der vier Mitglieder<br />
der Amtsleitung des BKA (der für Meckenheim verantwortliche Abteilungsleiter Manfred<br />
Klink, der weltweit als „der“ deutsche Terrorismusexperte bekannt ist, wurde nicht in die<br />
Entscheidungsfindung eingebunden) seit Juni vergangenen Jahres in einer geheimen<br />
Kommandosache die Schließung des Standortes Meckenheim und die Reduzierung des<br />
Standortes Wiesbaden als Vorschlag an den Bundesinnenminister erarbeitet. Neben dem<br />
Dienststellenleiter Meckenheim wurden auch alle neun Abteilungsleiter des<br />
Bundeskriminalamtes nicht informiert. Den rund 5.000 Mitarbeitern wurden die Absichten<br />
auch verschwiegen.<br />
Als Gründe wurden nicht nachvollziehbare Floskeln wie „Operative Einheiten müssen am<br />
Sitz der Bundesregierung sein“, „Es ist eine schnellere Informationsverzahnung erforderlich“<br />
oder „Das Krisenmanagement der Bundesregierung muss verstärkt werden“ verwendet. Aber<br />
es gibt keine polizeifachlichen Gründe für diese tiefgreifende Maßnahme! Kein Wunder,<br />
wurden die Kriminalisten im BKA ja auch nicht gefragt, sondern nur Verwaltungsleute.
Was spricht den gegen die Schließung des BKA-Standortes Meckenheim?<br />
In Meckenheim werden politische Straftaten bearbeitet wie Terrorismus von rechts und links,<br />
islamistischer Terrorismus oder Straftaten der IRA und ETA usw. Im Umkreis von 100<br />
Kilometern von Meckenheim leben rund 20 Millionen Menschen. Das sind ¼ der<br />
Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland und damit mehr als im Umkreis von 100<br />
Kilometer um Berlin. Das derzeitige „Haupt-Klientel“ der Staatsschutzabteilung gehört dem<br />
islamistisch-terroristischen Umfeld an und hält sich größtenteils im Bereich von Nordrhein-<br />
Westfalen bis Baden-Württemberg auf. Die Wege von Meckenheim dorthin sind wesentlich<br />
kürzer als von Berlin. Es kann von hier aus schneller reagiert werden und es werden weniger<br />
Reisekosten verursacht.<br />
Auch liegt Meckenheim näher an europäischen Einrichtungen in Den Haag, Brüssel und<br />
Luxemburg. Im aktuellen Fall der Briefbombenanschläge auf Mitglieder dieser Einrichtungen<br />
waren BKA-Ermittler in Stundenfrist vor Ort und haben die Arbeit aufgenommen.<br />
In den vergangenen Jahren wurde die Abteilung Staatsschutz in Meckenheim von allen<br />
politisch Verantwortlichen für die gute Arbeit gelobt. Die Mitarbeiter haben an heimatfernen<br />
Orten viele Wochen lang ihre Tätigkeit ausgeübt wie z.B. in Hamburg, wo ein Teil der<br />
Attentäter vom 11. September 2001 wohnten, in Solingen, wo Rechtsextremisten eine<br />
Ausländerfamilie ermordeten und an vielen weiteren Orten, auch im Ausland. Dabei waren<br />
sie oft über mehrere Wochen an einem Stück von Ihren Ehe-/Lebenspartnern und Kindern<br />
getrennt. Sie haben mehr als deutlich die von den Beamten immer wieder geforderte<br />
Mobilität bewiesen.<br />
Auch in Wiesbaden ist die Abteilung OA, die besonders schwere Kriminalität wie<br />
Menschenhandel, Rauschgift- und Waffenhandel, Falschgeldkriminalität usw. bearbeitet, mit<br />
ihrer Nähe zum Kriminalitätsbrennpunkt Frankfurt und dem internationalen Drehkreuz<br />
Frankfurter Flughafen dort, wo sie hin gehört.<br />
Was braucht Innenminister Schily den „einfachen“ Ermittler in Berlin? Sicher macht es Sinn,<br />
die Amtsleitung des Bundeskriminalamtes mit einigen wenigen, die Amtsleitung direkt<br />
unterstützenden Bereichen im Zentrum der Macht zu haben. Aber es ist gar nicht so gut,<br />
wenn der Ermittlungsbereich dem direkten Einfluss der Politik unterliegt. Bei polizeilichen<br />
Ermittlungsverfahren ist bekanntlich die Staatsanwaltschaft der Herr des Verfahrens und<br />
nicht die Politik. Und die Generalbundesanwaltschaft kommt mit der derzeitigen<br />
Standortsituation des Bundeskriminalamtes hervorragend aus.<br />
Was soll also ein kompletter Umzug der Dienststelle in Meckenheim für einen Sinn machen?<br />
Warum sollen weitere rund 1.000 Mitarbeiter aus Wiesbaden nach Berlin? Lassen wir sie<br />
dort, wo sie sind und wo sie bisher ausgezeichnete Arbeit gemacht haben. Die jetzt<br />
vorliegende Entscheidung bringt nur Unruhe in das gesamte BKA und hemmt die Arbeit. Ein<br />
Sicherheitsproblem ist entstanden, und das, wenn die Entscheidung nicht revidiert wird, für<br />
mehrere Jahre. Zusätzlich werden viele Mitarbeiter versuchen, so schnell wie möglich eine<br />
Stelle in einer anderen Behörde in der Umgebung zu finden. Die Folge davon ist, wie es der<br />
ehemalige BKA-Präsident Zachert gesagt hat, dass „viel kriminalistisches Hirn verloren<br />
geht“.<br />
Von der Schließung des Standortes Meckenheim sind 1.017 Mitarbeiter direkt betroffen. Mit<br />
Ehe-/Lebenspartner und Kinder sind es 2.224 Bürger. Davon haben rund 500<br />
Wohnungseigentum, welches zum Teil erst im zweiten Halbjahr 2003 im Hinblick auf die am<br />
31.12.2003 auslaufende Eigenheimzulage und im Vertrauen auf die vom Präsidenten des<br />
Bundeskriminalamtes immer wieder geäußerte Standortgarantie erworben wurde. Rund 650<br />
Ehe-/Lebenspartner sind durch eine eigene Beschäftigung an den hiesigen Bereich<br />
gebunden. Im Landkreis Ahrweiler leben nach ersten Erhebungen des Personalrates 150 bis<br />
200 der betroffenen Mitarbeiter mit ihren Familien.
Liebe Frau Elsner, liebe Frau Reich,<br />
Sie haben sich bereits mit der Schließung des BKA-Standortes Meckenheim abgefunden,<br />
wollen „Ihrem“ SPD-Minister also nicht in den Rücken fallen. Aber Sie fallen den 400 bis 500<br />
betroffenen Mitarbeitern und Familienangehörigen im Kreis Ahrweiler in den Rücken. Sie<br />
wollen von Herrn Schily nur noch wissen, welche Folgebehörde als Ausgleichsfaktor nach<br />
Meckenheim kommen soll.<br />
Damit das klar und eindeutig ist: Die Mitarbeiter des BKA-Standortes wollen in Meckenheim<br />
bleiben. Dies macht polizeifachlich Sinn und erspart vielen viel Geld, Ärger und es erhält<br />
Familien! 600.000.000 (600 Millionen!) Euro stehen im Raum. Eine Summe, die angesichts<br />
der veranschlagten Kosten des Umzuges des Bundesnachrichtendienstes von Pullach nach<br />
Berlin mit rund 1,2 Milliarden Euro wohl eher als zu gering anzusehen ist. Und das in einer<br />
Zeit, wo z.B. sozial schwache Mitglieder unserer Gesellschaft wie z.B. Heimbewohner nicht<br />
wissen, wo sie die 10 Euro Praxisgebühr hernehmen sollen.<br />
Die Mitarbeiter haben in einer beispiellosen Solidarität ihre Anliegen selbst in die Hand<br />
genommen. Sie planen Aktionen wie Demonstrationen und Kundgebungen, sie gehen aktiv<br />
an die Presse heran, sie informieren ihre Abgeordneten aus den Landtagen und dem<br />
Bundestag. Und sie zeigen ihrem Minister und ihrem Präsidenten in einer diesen bisher<br />
unbekannten Offenheit, Direktheit und Deutlichkeit und mit offenem Visier ihren Unmut.<br />
Dabei sind Ängste um eine mögliche Benachteiligung für den gezeigten Mut in den<br />
Hintergrund getreten.<br />
Auf den Dienstversammlungen in Meckenheim und Wiesbaden am 13. Januar schlug<br />
insbesondere dem Präsidenten des Bundeskriminalamtes eine geschlossene Front der<br />
Ablehnung entgegen. Vertrauensbruch und, im Hinblick auf die Hauskäufe in der Annahme<br />
der vermittelten Sicherheit des Standortes Meckenheim, auch Betrug wurde dem<br />
Präsidenten vorgeworfen. Einige Mitarbeiter zeigten starke Emotionen und forderten den<br />
Rücktritt des Präsidenten, was allerdings aufgrund seiner Beamteneigenschaft rechtlich nicht<br />
möglich ist. Dem Innenminister teilten sie drastisch die sozialen Auswirkungen mit und sie<br />
gaben ihm viele polizeifachlichen Argumente mit auf dem Weg, die für die Beibehaltung des<br />
Standortes Meckenheim sprechen. Dem Minister waren viele dieser Aspekte offensichtlich<br />
nicht bekannt, also bei den geheimen Beratungen von der Amtsleitung des<br />
Bundeskriminalamtes nicht mitgeteilt worden. Er machte sich auffallend viele Notizen und<br />
sagte den Beschäftigten zum Abschluss der Dienstversammlung zu, alle diese Argumente<br />
„in seinem Haus akribisch überprüfen zu lassen“. Er werde auch nochmals den Mitarbeitern<br />
in Meckenheim Rede und Antwort stehen. Damit hat er das Heft des Handelns selbst in die<br />
Hand genommen und konnte, im Gegensatz zur Amtsleitung des Bundeskriminalamtes,<br />
nach mehrmaligen Szenenapplaus erhobenen Hauptes die Dienstversammlung verlassen.<br />
Frau Elsner und Frau Reich, gehen auch Sie über zu der Front der für den Erhalt des BKA-<br />
Standortes Meckenheim kämpfenden Politiker. Unterstützen Sie unseren Landrat Dr.<br />
Pföhler, die vielen Abgeordneten aller Parteien in den Landtagen von Rheinland-Pfalz,<br />
Nordrhein-Westfalen und Hessen, den SPD-Ministerpräsidenten Steinbrück, den <strong>CDU</strong>-<br />
Ministerpräsidenten Koch und auch den in dieser Sache bisher recht schweigsamen SPD-<br />
Ministerpräsidenten <strong>Kurt</strong> Beck. Unterstützen Sie die Bürgermeisterinnen von Meckenheim<br />
und Bonn, das Erzbistum Köln und den innenpolitischen Sprecher der <strong>CDU</strong>-Fraktion in<br />
Mainz, Michael Hörter. Unterstützen Sie die SPD-Frauen Andrea Nahles und Heidemarie<br />
Wieczorek-Zeul, den Grünen Volker Beck, den liberalen Guido Westerwelle und den CSU-<br />
Innenminister Dr. Beckstein aus Bayern. Vor allem aber, unterstützen Sie uns, die Mitarbeiter<br />
des Bundeskriminalamtes. Dann sind Sie in guter Gesellschaft.<br />
<strong>Kurt</strong> <strong>Quarz</strong>, Sinzig<br />
Kriminalhauptkommissar im Bundeskriminalamt<br />
Mitglied im Bundesvorstand der Deutschen Polizeigewerkschaft