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Familienstellen - Knickbein

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Seite 30<br />

Mehr INFOS<br />

Für was ist das?<br />

Systemisches <strong>Familienstellen</strong><br />

Möglicherweise kennen Sie das Gefühl,<br />

Ihre Kinder nicht richtig zu erreichen und<br />

sich trotz intensiver Bemühungen in der<br />

Erziehung oft hilflos zu fühlen, oder in Ihrer<br />

Partnerschaft in immer wiederkehrenden belastenden<br />

Verhaltensmustern gefangen zu<br />

sein. Vielleicht haben Sie manchmal das<br />

Gefühl, wie ohnmächtig neben sich zu<br />

stehen oder fühlen sich blockiert. Oder<br />

haben Sie körperliche Symptome, die Sie<br />

sich nicht erklären können? Hier bieten<br />

Familienaufstellungen eine Möglichkeit, Antworten<br />

zu finden. Familienaufstellungen<br />

bewirken eine tiefgreifende Veränderung in<br />

der Sicht unserer Beziehungen.<br />

Beim <strong>Familienstellen</strong> wird die Familie als<br />

ein System betrachtet, aus dem man sich<br />

nicht einfach ausklinken kann. Gab es in der<br />

Familiengeschichte dramatische Ereignisse<br />

oder Schicksale, nicht geachtete oder ausgestoßene<br />

Personen, Geheimnisse oder ist<br />

etwas Schlimmes geschehen, so wirkt dies<br />

über Generationen hinweg nach. Die Macht<br />

des Systems bringt uns dazu, unbewusst<br />

Gefühle zu haben, die nicht unsere eigenen<br />

sind, fremde Schicksale nachzuleben oder<br />

aus Liebe und Treue zu einem Familienmitglied<br />

auf unser eigenes Glück zu verzichten.<br />

Solche Verstrickungen können sich in körperlichen,<br />

psychischen oder psychosomatischen<br />

Erkrankungen, in Ängsten, Süchten,<br />

partnerschaftlichen Problemen, Misserfolg<br />

oder anderen Symptomen äußern. Systemische<br />

Familienaufstellungen sind eine Möglichkeit,<br />

diese unbewussten Hintergründe<br />

und Ursachen aufzudecken.<br />

Christina Sziel<br />

www.familienstellen-stuttgart.de<br />

Welche Aufstellungsarten gibt es?<br />

Familienaufstellungen:<br />

Belastetes Verhältnis der Kinder zu den Eltern;<br />

Probleme mit Geschwistern; Schwierigkeiten in der<br />

Erziehung; fehlende Akzeptanz in der Familie; sich<br />

ausgestoßen fühlen; seinen Platz in der Familie und<br />

im Leben nicht finden<br />

Beziehungsaufstellungen:<br />

Probleme in der aktuellen Partnerschaft; Klärung<br />

vergangener Partnerschaften und Verabschiedung<br />

von früheren Partnern<br />

Symptomaufstellungen:<br />

Körperliche Beschwerden, Symptome, Krankheiten;<br />

seelische Belastung wie z.B. Depression, Angst,<br />

innere Unruhe etc.; psychosomatische Beschwerden<br />

Berufsaufstellungen:<br />

Ordnung in Firmenstrukturen bringen; Konflikte im<br />

Beruf mit Chef oder Kollegen; Scheitern oder<br />

Unzufriedenheit; Mobbing<br />

Pädagogisches und mehr<br />

Da stehe ich – und fühle mich<br />

Einblick in eine Familienaufstellung. Erfahrungsbericht.<br />

Familienaufstellen? Wie das funktioniert? Das<br />

ist gar nicht so einfach in Worte zu fassen. Und<br />

doch ist es ganz einfach. Es geht ums Fühlen. Es<br />

gibt unterschiedliche Arten der Aufstellungsarbeit:<br />

mit Menschen in der Gruppe, mit Kissen oder am<br />

Flipchart. Die Arbeit mit Kissen und Flipchart habe<br />

ich bisher nicht kennengelernt, und kann daher<br />

nicht sagen wie diese Arbeit genau funktioniert und<br />

sich anfühlt. Denn im Familienaufstellen geht es nur<br />

um das Fühlen. Es ist wichtig zu fühlen, ob es mir<br />

gut geht und ob ich mit einer Situation gefühlsmäßig<br />

zurechtkomme. Unser Intellekt, unser Denken,<br />

ist immer sehr schnell mit Werten und Urteilen<br />

dabei. Und dies ist bei der Aufstellungsarbeit nicht<br />

gefragt.<br />

Eigentlich ging es mir damals sehr gut. Ich war<br />

selbständig und trug auch gut die Verantwortung für<br />

mich und mein Leben. Das Verhältnis mit meinen<br />

Eltern war gut. Allerdings strengte mich eine kleine<br />

Sache etwas an. Jeder meiner Familie rief immer<br />

mich an, wenn Probleme auftraten. „Kannst Du mal<br />

mit … reden? … macht da einen Fehler und auf<br />

dich hört … ja.“ Diese Pünktchen konnte ich mit<br />

jedem Namen meiner Familie füllen.<br />

Eine Freundin erzählte mir vom Familienaufstellen.<br />

Und da ich von Natur aus neugierig bin, habe ich<br />

mich zu einem Seminar angemeldet – erst mal als<br />

Stellvertreterin, um mir erst mal diese Arbeit anzuschauen.<br />

Überraschend bekam ich die Gelegenheit<br />

auch eine eigene Aufstellung zu machen, da<br />

jemand ausfiel. Ich wählte, ohne ein ausführliches<br />

Gespräch gehabt zu haben, meine oben genannte<br />

Problematik. Ich war sehr aufgeregt, aber auch sehr<br />

gespannt, was nun geschehen würde. Intuitiv<br />

wählte ich für meine Eltern und meinen Bruder<br />

einen Stellvertreter aus der Seminar-Gruppe aus<br />

und positionierte sie im Raum. Und es war beeindruckend,<br />

wie diese meine Familienmitglieder<br />

widerspiegelten. Und tatsächlich stand ich, in Form<br />

eines Stellvertreters, im Mittelpunkt meiner Familie.<br />

Selbst habe ich ja von „außen“ zugeschaut. Dort<br />

fühlte ich mich nur vom Zuschauen schon bedrängt.<br />

Die Arbeit des <strong>Familienstellen</strong>s legt eine gewisse<br />

Ordnung in der Familie zugrunde. Diese Ordnung<br />

war bei uns in der Familie etwas durcheinander.<br />

Nach dem dann „Ordnung“ geschaffen war, wurde<br />

ich in meine eigene Aufstellung mit den Stellvertretern<br />

gestellt. Meine Position, in die ich dann<br />

gestellt wurde, fühlte sich gut an. Erst mein Vater,<br />

dann meine Mutter, ich und neben mir mein Bruder.<br />

Das war erheblich leichter und entspannter. Nicht<br />

mehr so bedrängt und mittendrin. Ich hatte Luft zum<br />

atmen und habe trotzdem Kontakt zu allen.<br />

Soweit so gut, dachte ich. Wie ist es denn dann in<br />

„Wirklichkeit“? Ändert sich denn tatsächlich was?<br />

Und tatsächlich, nach einer gewissen Zeit fiel mir<br />

auf, dass mein Telefon weniger klingelte (meine<br />

Familie und ich wohnten damals in unterschiedlichen<br />

Teilen Deutschlands). Als ich mal wieder mit<br />

meiner Mutter telefonierte, fragte ich, wie es denn<br />

meinem Bruder und meinem Vater so ginge. Ich<br />

hatte „länger“ nichts gehört. Und dann fing sie an zu<br />

erzählen. Die Probleme waren die gleichen, aber<br />

ich wurde nicht mehr angerufen. Irgendwie fühlte<br />

sich das komisch an. Ich wusste nicht mehr alles<br />

was in der Familie los war, und musste mich nicht<br />

dauernd mit jedem auseinandersetzen. Jetzt erzählte<br />

mir meine Mutter nur was los war. Nach<br />

einiger Zeit war dieses „komische“ Gefühl weg und<br />

ich fühlte mich viel freier und entspannter.<br />

Janine Afful


Seite 31<br />

Mehr zum Thema<br />

Ablauf einer<br />

Familienaufstellung<br />

In einem Vorgespräch unter vier Augen hat<br />

der Klient die Möglichkeit dem Seminar-Leiter<br />

in Ruhe das Thema, das ihn belastet, zu<br />

schildern. Danach beleuchtet man gemeinsam<br />

die familiäre Situation und Hintergründe.<br />

Im Seminar schildert der Klient noch mal sein<br />

Anliegen und seinen Wunsch. Dann wählt der<br />

Klient aus dem Kreis der Seminarteilnehmer<br />

Stellvertreter für sich selbst, für die am Problem<br />

beteiligten Personen, Symptome, Gefühle<br />

oder andere relevante Aspekte der<br />

Fragestellung aus. Diese stellt er dann nach<br />

seinem „inneren Bild“ in ihrer Beziehung zueinander<br />

im Raum auf.<br />

Obwohl sie die Personen, für die sie<br />

stehen, nicht kennen, spüren die Stellvertreter<br />

sehr präzise deren Belastungen, Blockaden<br />

und Symptome. Sie spüren, welche<br />

Gefühle diese haben und in welcher Beziehung<br />

sie zueinander stehen. Es ist für den<br />

Aufstellenden und alle Beteiligten beeindruckend<br />

und zumeist tief bewegend, wie<br />

konkret die Gefühle der Stellvertreter die<br />

Dynamik des Familiensystems widerspiegeln.<br />

Durch die Empfindungen der Stellvertreter<br />

werden systemische Verstrickungen sichtbar.<br />

Die Dynamik, die hinter einer Krankheit oder<br />

einem Problem steckt, kommt ans Licht. Die<br />

meist unbewussten Lebenspläne, Seelenbewegungen<br />

und wirksamen Gesetzmäßigkeiten<br />

im System werden mit einer großen<br />

Klarheit sichtbar, sogar erleb- und fühlbar,<br />

und somit heilbar.<br />

Sobald sich durch verschiedene Lösungsimpulse<br />

die blinde Verstrickung oder Belastung<br />

in eine neue Lösung verwandelt –<br />

oder auch schon davor, begibt sich der Klient<br />

an die Stelle, die bislang sein Stellvertreter für<br />

ihn eingenommen hatte, und verinnerlicht<br />

dieses Lösungsbild und diese neue befreiende<br />

Energie als sein neues „inneres Bild“.<br />

„Heilung" geschieht mit dieser Vorgehensweise<br />

durch das sehr intensive Erleben –<br />

nicht so sehr durch Analysieren und rationales<br />

Verstehen. Ein innerer Prozess wird angestoßen<br />

und sollte auch nach der Aufstellung<br />

bewusst fortgesetzt werden. Dies ist entscheidend<br />

für eine dauerhafte Lösung.<br />

Als Stellvertreter bekommt man die Möglichkeit,<br />

einen Einblick in die Wirkungsweisen<br />

des <strong>Familienstellen</strong>s zu erhalten. Dabei steht<br />

es jedem Seminarteilnehmer frei sich auf eine<br />

Stellvertretung einzulassen oder einfach im<br />

Außen dem Geschehen beizuwohnen. Auch<br />

ohne eigene Aufstellung, allein durch das Miterleben<br />

und Teilhaben an den Schicksalen<br />

und Prozessen der Anderen, nimmt man viel<br />

für sich selbst und die eigenen inneren<br />

Prozesse mit.<br />

Christina Sziel<br />

www.familienstellen-stuttgart.de<br />

Eintreten: Kindergarten<br />

Gesunde Ernährung<br />

von Kindesbeinen an<br />

Jedes achte Kind in Stuttgart ist schon vor der<br />

Einschulung übergewichtig. Dies betrifft auch<br />

viele Kinder in unserer Tageseinrichtung. Die<br />

Erzieherinnen beobachten schon seit Jahren,<br />

dass Kinder mit Gewichtsproblemen zu kämpfen<br />

haben und dies einhergeht mit motorischen<br />

Defiziten. Eine nachhaltige Gesundheitsförderung<br />

wurde somit zu einem der Schwerpunkte<br />

in unserer pädagogischen Arbeit.<br />

Von Wera Tavra<br />

Leiterin der Tageseinrichtung für Kinder, Fasanenhofstr. 101<br />

Änderung des Frühstückskonzepts<br />

Als ich – die Leiterin der Kita im Fasanenhof – vor<br />

etwa drei Jahren bei einer Hospitation in einer<br />

städtischen Tageseinrichtung in Möhringen ein<br />

Frühstückskonzept vorfand, welches auf Nachhaltigkeit<br />

ausgelegt ist, entstand der Entschluss,<br />

dass sich auch in unserer Kita etwas verändern<br />

sollte. Bis zu jenem Zeitpunkt erprobten wir so Einiges:<br />

feste Frühstückszeiten, offenes Frühstück, das<br />

Buffet als besonderes Angebot einmal im Monat.<br />

Konsens bestand im Team immer darüber, dass die<br />

Nachhaltigkeit fehlte und in vielen Fällen in den von<br />

zu Hause mitgebrachten Frühstücksdosen sich oft<br />

nicht allzu viel Gesundes befand. Der Gesundheitsförderung<br />

war beides nicht dienlich.<br />

Kinder helfen auch bei der Planung<br />

Die Idee war nun geboren: das gemeinsam eingenommene<br />

Frühstück wird ein Ort, an dem die<br />

Kinder an allen Prozessen beteiligt werden und somit<br />

vielfältigste Bildungserfahrungen machen können.<br />

Die von zu Hause mitgebrachten Frühstücksdosen<br />

wurden „verbannt“. Stattdessen wird das<br />

Frühstück gemeinsam von Kindern und Erzieherinnen<br />

zubereitet. Finanziert wird es über einen monatlichen<br />

Betrag, den der Elternbeirat zusammen<br />

mit den Pädagogen festlegt.<br />

Zunächst ist da die Planung, was für die kommende<br />

Woche eingekauft werden muss. Die Kinder helfen<br />

fleißig beim Erstellen der Einkaufsliste. Was<br />

benötigt wird, wird aufgeschrieben, aufgemalt, aus<br />

Broschüren ausgeschnitten und aufgeklebt. Dabei<br />

lernen die Kinder auch, dass Wünsche und Bedürfnisse<br />

nicht immer erfüllt werden können. Dann<br />

verständigen sich die Erzieherinnen mit den<br />

Kindern darüber, wo eingekauft wird: der von den<br />

Eltern monatliche Betrag muss ausreichen für die<br />

Einkäufe auf dem Wochenmarkt, im Bioladen, in<br />

der Markthalle, aber auch beim Discounter. Bei der<br />

Zubereitung sind die Kinder beteiligt: Obst oder<br />

Gemüse wird geschnippelt, Quark oder Müsli mit<br />

frischem Obst zubereitet oder gar Waffeln oder Brot<br />

gebacken! Das Angebot am Buffet ist immer vielfältig<br />

und gesund.<br />

Den Tisch schön decken<br />

Das Heranführen und die Pflege verschiedener<br />

Tischkulturen ist uns wichtig: die Tische werden<br />

schön gedeckt, die Kinder falten Servietten, stellen<br />

Blumen auf den Tisch oder auch mal Kerzen – dies<br />

trägt bei zu Geselligkeit und Atmosphäre.<br />

Elternhilfe ist erforderlich<br />

Rund um das gesunde Frühstück erwerben die<br />

Kinder in verschiedensten Angeboten und kleinen<br />

Projekten jeden Tag Wissen über Lebensmittel,<br />

deren Herstellung und Zubereitung sowie über die<br />

Bedeutung gesunder Ernährung. Die Eltern können<br />

dabei gut eingebunden werden. Ihre Mithilfe und<br />

Unterstützung ist erforderlich, da die Erzieherinnen<br />

bei diesem Angebot eine erheblich höhere Arbeitsbelastung<br />

haben. Abschließend kann gesagt werden,<br />

dass Dank des Engagements des Teams die<br />

Kita ein nachhaltiges Konzept zur Gesundheitsförderung<br />

zur Verfügung stellt.<br />

Unsere Tagesstätte nimmt seit Frühjahr 2010 am<br />

Projekt „G´sund und G´scheit“ teil, einem Netzwerk<br />

zur Gesundheitsförderung in Tageseinrichtungen<br />

für Kinder der Landeshauptstadt Stuttgart.

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