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Unterrichtsmaterial "Kinderrechte in Deutschland" (Kl ... - younicef.de

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Chancengleichheit Beteiligung Gewalt<br />

Zur Lage <strong>de</strong>r K<strong>in</strong><strong>de</strong>r<br />

Geht es <strong>de</strong>n K<strong>in</strong><strong>de</strong>rn <strong>in</strong> Deutschland also gut o<strong>de</strong>r schlecht,<br />

möchte man fragen – und selbstre<strong>de</strong>nd fällt die Antwort differenziert aus. Die „Bertram-/<br />

Kohl-Studie“ hat das Wohlbef<strong>in</strong><strong>de</strong>n <strong>de</strong>r K<strong>in</strong><strong>de</strong>r anhand <strong>de</strong>r sechs Dimensionen <strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt<br />

21 „reichen“ Län<strong>de</strong>rn (europäische Län<strong>de</strong>r und Nordamerika) untersucht und weist Deutschland<br />

<strong>in</strong> dieser Liste <strong>de</strong>n Rangplatz 8 (2007: Platz 11) zu. Spitzenreiter auf Platz 1 s<strong>in</strong>d die Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>,<br />

wo die objektiven Daten <strong>in</strong>sgesamt, aber auch das geäußerte subjektive Wohlbef<strong>in</strong><strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

K<strong>in</strong><strong>de</strong>r am größten s<strong>in</strong>d.<br />

<strong>in</strong> Deutschland<br />

In <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Dimensionen <strong>de</strong>r Tabelle nimmt Deutschland unterschiedliche Rangplätze<br />

e<strong>in</strong>. So ist gemessen an <strong>de</strong>n OECD-Zahlen die materielle K<strong>in</strong><strong>de</strong>rarmut <strong>in</strong> Deutschland höher als<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>n meisten an<strong>de</strong>ren untersuchten Län<strong>de</strong>rn (Platz 14). Relativ gut schnei<strong>de</strong>t Deutschland<br />

bei <strong>de</strong>r Bildung – allen Pisa-Ergebnissen zum Trotz – ab, und auch das subjektive Wohlbef<strong>in</strong><strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r K<strong>in</strong><strong>de</strong>r (Platz 9) entspricht <strong>de</strong>m Mittelplatz, <strong>de</strong>n Deutschland <strong>in</strong>sgesamt <strong>in</strong> dieser Studie<br />

e<strong>in</strong>nimmt. Interessanterweise s<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong><strong>de</strong>r <strong>in</strong> Griechenland (Platz 3) sehr zufrie<strong>de</strong>n mit ihrer<br />

Lage, obwohl sie unter <strong>de</strong>utlich schlechteren objektiven Bed<strong>in</strong>gungen (Gesundheit, Bildung)<br />

aufwachsen.<br />

Chancengleichheit<br />

Neben <strong>de</strong>r Armut spielt <strong>in</strong> <strong>de</strong>r <strong>in</strong>ternationalen Diskussion auch die Chancengleichheit e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Rolle bei <strong>de</strong>r Bewertung <strong>de</strong>r Lage <strong>de</strong>r K<strong>in</strong><strong>de</strong>r. UNICEF hat 2010 die <strong>in</strong>ternationale<br />

Studie „The children left beh<strong>in</strong>d“ veröffentlicht, welche untersucht, wie sehr die Lage <strong>de</strong>r K<strong>in</strong><strong>de</strong>r<br />

<strong>in</strong> Bezug auf ihre materielle Versorgung, ihre Bildung und ihre Gesundheit ause<strong>in</strong>an<strong>de</strong>rfällt, wenn<br />

man „die Besten“ und die „Schlechtesten“ <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Lan<strong>de</strong>s vergleicht. Der Median-<br />

Mittelwert ist hierbei <strong>de</strong>r Bezugspunkt. Auch diese Studie konstatiert – die Ungleichheit <strong>de</strong>r<br />

Lage <strong>de</strong>r K<strong>in</strong><strong>de</strong>r betreffend – für Deutschland e<strong>in</strong>en Mittelplatz (Platz 12 von 24 OECD-Län<strong>de</strong>rn).<br />

Mehr Gleichheit als im Durchschnitt <strong>de</strong>r OECD-Län<strong>de</strong>r gibt es <strong>in</strong> Deutschland für die gesundheitliche<br />

Lage <strong>de</strong>r K<strong>in</strong><strong>de</strong>r (Platz 4), mehr Ungleichheit ist im Bildungsbereich zu verzeichnen (Platz 20).<br />

Die materielle Versorgung verbessern<br />

Die Bun<strong>de</strong>sregierung hat – wie auch an<strong>de</strong>re Bun<strong>de</strong>sregierungen vorher - versprochen, die<br />

materielle Versorgung <strong>de</strong>r K<strong>in</strong><strong>de</strong>r zu verbessern (z.B. durch K<strong>in</strong><strong>de</strong>rgel<strong>de</strong>rhöhungen) und K<strong>in</strong><strong>de</strong>rn<br />

trotz ungünstiger ökonomischer Ausgangslage e<strong>in</strong>e gesellschaftliche Teilhabe am Leben <strong>de</strong>r<br />

Gleichaltrigen zu ermöglichen. Hierfür wur<strong>de</strong>n vor allem Ganztagesangebote an <strong>de</strong>n Schulen<br />

ausgebaut. Seit Anfang 2011 wer<strong>de</strong>n auch „Bildungspakete“ für die K<strong>in</strong><strong>de</strong>r von Ger<strong>in</strong>gverdienern<br />

angeboten, die ihnen unter an<strong>de</strong>rem e<strong>in</strong>e Teilnahme an Sport-, Musik- und Kulturangeboten<br />

ermöglichen sollen.<br />

Regionale Unterschie<strong>de</strong><br />

Auf e<strong>in</strong>en weiteren wichtigen Aspekt weist die Bertelsmann-Studie zur K<strong>in</strong><strong>de</strong>rarmut (2011) h<strong>in</strong>.<br />

Das Ausmaß <strong>de</strong>r K<strong>in</strong><strong>de</strong>rarmut variiert stark je nach Bun<strong>de</strong>sland, ja sogar je nach Kreis o<strong>de</strong>r<br />

kreisfreier Stadt. Während <strong>de</strong>r Studie zufolge <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> 35,7 Prozent <strong>de</strong>r Menschen als arm gelten<br />

(Hartz-IV-Empfänger s<strong>in</strong>d), s<strong>in</strong>d es <strong>in</strong> Bayern lediglich 7,4 Prozent. In Eichstätt beziehen <strong>de</strong>mnach<br />

ganze 2,2 Prozent <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>wohner staatliche Zuwendungen gemäß SGB II, <strong>in</strong> Schwer<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d es<br />

38,3 Prozent. Diese großen Unterschie<strong>de</strong> <strong>de</strong>uten darauf h<strong>in</strong>, dass verallgeme<strong>in</strong>ern<strong>de</strong> Durchschnittszahlen<br />

wenig geeignet s<strong>in</strong>d, die Problemlage vor Ort zu beschreiben. Ähnliches gilt auch<br />

für die bereits erwähnte UNICEF-Studie von Bertram und Kohl. Auch hier s<strong>in</strong>d die festgestellten<br />

Unterschie<strong>de</strong> <strong>in</strong>nerhalb Deutschlands zum Teil wesentlich größer als die Unterschie<strong>de</strong> im<br />

<strong>in</strong>ternationalen Län<strong>de</strong>rvergleich.<br />

Weil Armut fast nie e<strong>in</strong>dimensional nur als E<strong>in</strong>kommensmangel verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n kann,<br />

son<strong>de</strong>rn das sozialökologische Umfeld ebenso e<strong>in</strong>zubeziehen ist wie die psychosozialen<br />

Kompetenzen, ist auch die Verr<strong>in</strong>gerung <strong>de</strong>r Armut e<strong>in</strong>e vieldimensionale Aufgabe. Dabei muss<br />

auch dran er<strong>in</strong>nert wer<strong>de</strong>n, dass K<strong>in</strong><strong>de</strong>rarmut nur nachhaltig abgebaut wer<strong>de</strong>n kann, wenn die<br />

familiäre Situation <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e Verbesserung erfährt.<br />

UNICEF <strong>K<strong>in</strong><strong>de</strong>rrechte</strong> <strong>in</strong> Deutschland I 5

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