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Brüglinger Mosaik 2013

Freunde des Botanischen Gartens in Brüglingen, Merian Park AG, Jahresbericht 2012

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pro specie rara<br />

in unter brÜglingen<br />

Im Dezember hat die bekannte Schweizer Stiftung ProSpecieRara<br />

ihre Geschäftsstelle in die Merian Gärten verlegt. Geschäftsführer Béla Bartha stellt<br />

seine Institution vor und erläutert die Bedeutung ihrer Arbeit.<br />

Seit 1982 setzt sich ProSpecieRara für die<br />

Erhaltung der genetischen und kulturhistorischen<br />

Vielfalt bei Pflanzen und Tieren ein.<br />

Die Stiftung konzentriert dabei ihre Aktivitäten<br />

auf landwirtschaftlich und gärtnerisch<br />

genutzte Kulturpflanzen und auf domestizierte<br />

Tierrassen. Sie repräsentieren<br />

einen Teil der lebendigen Vielfalt von Agrarsystemen<br />

(Agrobiodiversität). Die Biodiversität<br />

von Kulturpflanzen hat im letzten<br />

Jahrhundert massiv abgenommen:<br />

Verschiedenste Studien geben den<br />

Verlust an genetischen Ressourcen unserer<br />

Nahrungspflanzen seit Anfang des 20.<br />

Jahrhunderts mit bis zu 75 Prozent der<br />

ursprünglichen Vielfalt an. In Amerika<br />

beispielsweise sind in den vergangenen<br />

hundert Jahren 95 Prozent der ursprünglichen<br />

Kohlsorten, 91 Prozent der Mais-<br />

sorten, 94 Prozent der Erbsensorten und<br />

81 Prozent der traditionellen Tomatensorten<br />

verschwunden.<br />

diversitÄtsverlust<br />

Im Zustandsbericht der phytogenetischen<br />

Ressourcen in der Welt, den die FAO (Food<br />

and Agriculture Organization of the United<br />

Nations) 2012 veröffentlicht hat, gehen die<br />

Autoren davon aus, dass es bis zum Jahr 2050<br />

nötig sein wird, die Nahrungsmittelproduktion<br />

zu verdoppeln, um die Weltbevölkerung<br />

zu ernähren. Unter diesem Gesichtspunkt<br />

wird es schwer verständlich, wie es<br />

sich die Menschheit leisten kann, auf 75<br />

Prozent der genetischen Ressourcen zu<br />

‹verzichten›, welche die Grundlage für die<br />

zukünftige Ernährungssicherheit darstellen.<br />

So werden beispielsweise von den 7 000 Kulturarten,<br />

die für die Ernährung in irgendeiner<br />

Weise nutzbar sind, heute lediglich<br />

120 Kulturarten für die züchterische Weiterentwicklung<br />

genutzt. Industrialisierung und<br />

Globalisierung haben dazu geführt, dass die<br />

Menschheit ihren täglichen Nahrungsbedarf<br />

zu mehr als 50 Prozent über lediglich<br />

drei Hauptkulturen (Weizen, Reis und Mais)<br />

deckt. Dieser unglaubliche Konzentrationsprozess<br />

widerspiegelt sich auch in der Entstehung<br />

immer grösserer Saatgutindustriekomplexe,<br />

von denen kleinere, regionale<br />

Saatgutfirmen verdrängt werden.<br />

Gleichzeitig wurden staatliche Züchtungsprogramme<br />

drastisch zurückgefahren.<br />

Private Züchtungsfirmen sind nur in<br />

denjenigen Fällen in die Lücke gesprungen,<br />

wo profitable Märkte winkten. Auf der Strecke<br />

bleibt neben der Sorten- auch die Arten-<br />

‒3‒

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