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Brüglinger Mosaik 2013

Freunde des Botanischen Gartens in Brüglingen, Merian Park AG, Jahresbericht 2012

Freunde des Botanischen Gartens in Brüglingen, Merian Park AG, Jahresbericht 2012

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pro specie rara in unter brÜglingen<br />

vielfalt: Die FAO spricht in diesem Zusammenhang<br />

von den so genannten ‹neglected›<br />

oder ‹underutilized crops›, welche vor allem<br />

in den Entwicklungsländern vor der Einführung<br />

der weltweit verbreiteten Hauptkulturen<br />

einen wichtigen Ernährungsbestandteil<br />

ausmachten. So zählen Kulturpflanzen<br />

wie Quinoa (Kulturpflanze des<br />

Jahres <strong>2013</strong>) oder Amaranth sowie Hirse<br />

heute zu den vernachlässigten Arten.<br />

sammlungen<br />

exklusiver kreise<br />

In den 1930er Jahren wurden nationale Anstrengungen<br />

unternommen, zu sammeln,<br />

und damit zu retten, was noch zu retten ist.<br />

Weltweit gibt es heute etwa 2 500 regionale<br />

und internationale Genbanken, von denen<br />

130 über 10 000 Akzessionen (Kulturpflanzen<br />

mit einer bestimmten Herkunft) in<br />

ihren Sammlungen beherbergen. Zu den<br />

grössten gehören hier die europäischen<br />

Genbanken in Gatersleben (D) und das Vavilov<br />

Institut in St. Petersburg, sowie die<br />

grösste internationale Gefriertruhe in Svalbard<br />

(Spitzbergen, Norwegen). Auch die<br />

Schweiz führt in Changins (bei Nyon) eine<br />

nationale Genbank.<br />

Bei dieser Form der Erhaltung spricht<br />

man von einer ‹ex-situ› Erhaltung (ausserhalb<br />

der natürlichen Verbreitung). Hier<br />

steht die direkte Nutzung der gesammelten<br />

Pflanzen nicht im Vordergrund, es wird vor<br />

allem gesammelt, getestet und beschrieben.<br />

Sorten, die im Moment nicht interessant<br />

sind, werden eingefroren. So sind heute die<br />

Gefriertruhen mit hunderttausend Herkünften<br />

gefüllt. Das praxisbezogene Wissen<br />

über deren Anbau- und Verarbeitungseigenschaften<br />

geht jedoch mit dieser Erhaltungsmethode<br />

verloren. In öffentlichen Institutionen<br />

fristete dieses Kulturgut ein isoliertes<br />

Dasein, häufig unerreichbar für LandwirtInnen<br />

oder GärtnerInnen, die nach dem Prinzip<br />

‹Aus den Augen aus dem Sinn› auch von<br />

deren Existenz nichts mehr mitbekommen.<br />

Die Genbanken verstehen sich weniger<br />

als Bewahrer eines Kulturguts, sondern<br />

als ein Lager pflanzengenetischer Ressourcen,<br />

aus dem sich die Züchter – und nur<br />

diese – bedienen können. In der Genbank<br />

der Zukunft werden keine Pflanzen mehr,<br />

sondern lediglich deren Gensequenzen angeboten.<br />

Damit schwindet das Wissen um<br />

die Kulturpflanzen nach und nach vollständig<br />

aus den öffentlichen Institutionen und<br />

wandert in private Hände zu Züchtern, die<br />

eigene Programme durchführen.<br />

lebendiges erhalten<br />

und nutzen<br />

In den 1990er Jahren hat sich – vor allem<br />

getrieben durch private Initiativen – dagegen<br />

allmählich die Erkenntnis durchgesetzt,<br />

parallel zu dieser ‹ex-situ› Erhaltungsmethode<br />

eine ergänzende Form entwickeln zu<br />

müssen. Die ‹on farm› oder eben ‹in-situ›<br />

Erhaltung erlaubt es den Kulturpflanzen,<br />

ihr Potential auf dem Feld weiter zu entwickeln<br />

und sich so an die heutigen und zukünftigen<br />

Gegebenheiten anzupassen.<br />

Bereits in den 1980er Jahren hatten<br />

sich Organisationen wie ProSpecieRara dieser<br />

‹on farm› Erhaltung verschrieben, die erst<br />

mit der Biodiversitätskonvention von Rio<br />

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