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ROCKEN OHNE<br />
AUTSCH<br />
AUTSCH<br />
STIMMGEBRAUCH DER ROCKMUSIK
Musik - und Rockmusik im Speziellen - hat mich schon seit meiner Kindheit fasziniert.<br />
Musik und das Singen sind eine unglaublich aufregende Art und Weise seine Gefühle,<br />
Emotionen und Erfahrungen musikalisch mitzuteilen und zu verarbeiten.<br />
Seit meines IGP-Studiums war ich auf der Suche nach Input, um aus meiner Stimme<br />
eine Rockvoice zu machen. Nur Rockgesang lässt sich leider nicht studieren!<br />
Wie auch die Rockmusik, die sich durch Kopieren, Nachahmung<br />
und Ausprobieren diverser Musikstile entwickelt hatte, so<br />
hat sich mein gesanglicher Werdegang in diversen Popund<br />
Rockbands durch´s Ausprobieren und Nachahmen<br />
geebnet. Und wie viele SängerInnen, musste auch ich den<br />
Umweg der Selbsterfahrung gehen - der sich letztlich<br />
nicht als falsch herausgestellt hat.<br />
Integratives Stimmtraining® half mir schließlich auf den<br />
"rockigen Weg" zu kommen.<br />
Mit meiner Ausbildung zur Integrativen Stimmtrainerin<br />
habe ich nicht nur viel über mich, meine Stimme und<br />
meinen gesamten Körper - und diesen als Instrument<br />
einzusetzen - erfahren, ich habe auch die Befähigung<br />
erlangt, eine der schönsten Tätigkeiten - nämlich<br />
mein Wissen als Trainerin, an andere weiter zu geben<br />
- auszuüben. Mit einer speziellen Atemtechnik und dem richtigen<br />
körperlichen Einsatz/Unterstützung kann ich heute mit Stolz ein 3,5 stündiges Konzert<br />
rocken - ohne stimmliche Einbußen oder Heiserkeit danach! Und das war bei Weitem<br />
nicht immer so. Denn dass Rock-, Metalgesang & Screaming eine spezielle Technik<br />
benötigen, durfte ich am eigenen Leib erfahren! Gerade für stimmliche Effekte ist ein<br />
spezieller Körpereinsatz und die richtige Technik UNBEDINGT notwendig, damit die<br />
Stimmlippen keinen Schaden nehmen!!!
ROCKVOICE-BASICS<br />
Im Gegensatz zur klassischen Stimme, bei der es um das Produzieren eines schönen,<br />
reinen Tones (technisch gut geführte Stimme) geht, strebt der Rocksänger Ausdruck,<br />
Emotionalität und Individualität in seiner Stimme an. Auch die Textverständlichkeit spielt<br />
in der Rockmusik eine sehr wichtige Rolle. Ein Rocksänger strebt kein einheitliches<br />
Stimmideal an, sondern entwickelt seinen eigenen, persönlichen Gesangstil, also<br />
seine eigene stimmliche Visitenkarte, für die viele Sänger auch so berühmt sind.<br />
Geht es beim klassischen Gesang darum, dem Ton viel Volumen (Tragfähigkeit durch<br />
Sängerformanten) zu geben, damit sich die Stimme ohne elektronische Verstärkung<br />
über ein Orchester durchsetzen kann, so geht es bei der Rockstimme um das Spielen<br />
mit Tönen durch flexible Manipulation der Artikulationswerkzeuge (Lippen, Zunge,<br />
Unterkiefer und weicher Gaumen) und des Ansatzrohres. Die Klangfarbe der Stimme<br />
darf und wird für eine Rockstimme je nach Bedarf verändert.<br />
Zu den 3 Rockvoice-Basics gehören VORDERSITZ,<br />
KÖRPERSTÜTZE.<br />
TWANG und<br />
Ein rückverlagerter Ton klingt dumpf, geknödelt und matt. Und auch die<br />
Sprachverständlichkeit leidet darunter. Alles Umstände, die man nicht gebrauchen<br />
kann, wenn man Rock singen will. Das Placement der Rockvoice ist gekennzeichnet<br />
durch den VORDERSITZ, der durch Nutzung der Resonanzräume von Stirnund<br />
Nasenrachenraum entsteht. Man<br />
platziert den Ton dabei direkt hinter die<br />
oberen Schneidezähne. Fährt man mit<br />
der Zungenspitze den harten Gaumen<br />
entlang, kann man eine Art Mittellinie fühlen<br />
(Raphe palati) die direkt zu den Alveolen<br />
und den vorderen, oberen Schneidezähnen<br />
führt. Wenn man den Ton, wie durch eine<br />
Pipeline, über diese Mittellinie nach vorn zu<br />
den Schneidezähnen "leitet", hilft dies den<br />
Vordersitz zu festigen. Dadurch wird der Ton<br />
kerniger, metallischer und durchdringender.<br />
TWANG ist ein etwas nasaler und metallischer Stimmklang. Er bildet die Basis des<br />
Rockvoice-Sounds. Die Stimme arbeitet leichter und ungehinderter mit Twang-Anteil,<br />
er unterstützt und verstärkt den Vordersitz und auch die Lautstärke der Stimme<br />
verändert sich um rund 15-20 Dezibel.
Gebildet wird Twang durch<br />
Verengung der epiglottischen Falte<br />
(Plica aryepiglottica). Dabei wird der<br />
hintere Teil der Zunge angehoben,<br />
der Kehlkopf hebt sich ein wenig und<br />
der Kehldeckel (Epiglottis) ist leicht<br />
gesenkt. Man sieht in der Abbildung<br />
die Verbindung von Aryknorpeln<br />
und Kehldeckel und wie diese<br />
einen kleinen Trichter rund um die<br />
Stimmlippen (Plica vocalis) bildet.<br />
Die Form dieses Trichters kann verändert werden. Je mehr der Kehldeckel gesenkt<br />
und der Trichter verengt wird, desto stärker, metallischer und durchdringender klingt<br />
der Twang. Ähnlich wie der Trichter eines Grammophons verstärkt und richtet der<br />
Twang-Trichter den Schall der Stimme.<br />
Die KÖRPERSTÜTZE bildet die dritte Säule der Rockvoice-Basics. Der richtige<br />
Einsatz aus einer Kombination von Bauchmuskulatur und Zwerchfell sowie Flankenund<br />
Rückenmuskulatur ist beim Singen generell und gerade beim Screaming von<br />
sehr großer Bedeutung. Mit einem speziellen Training kann die Muskulatur gestärkt<br />
werden, damit sie für den Rockgesang & Screaming eingesetzt werden kann. Diese<br />
Stütze gibt dem Ton mehr Kraft und vermeidet, dass fehlende Lautstärke durch<br />
Erhöhung des Stimmdruckes über die Stimmlippen gepresst wird.<br />
IT´S ALL ABOUT : SCREAMING = T.E.C.H.N.I.K.<br />
Jeder Rocksong erzählt eine Geschichte, in der verschiedene Erlebnisse verarbeitet<br />
werden. Eine spezielle Atmosphäre wird durch die Musik geschaffen und die Stimme<br />
transportiert Emotionen. In der Rockmusik interpretiert man diese Emotionen auf<br />
unterschiedliche Weise, man spielt mit verschiedenen stimmlichen Effekten. Ob<br />
ein liebliches Hauchen, ein weinerliches Klagen oder ein wütender Schrei; alles soll<br />
spezielle Stimmung vermitteln: Freude, Angst, Zerbrechlichkeit, Trauer, Hoffnung…<br />
Screaming, Shouting oder Growling sind ein Teil der reichhaltigen Palette an<br />
Interpretationswerkzeugen der Rockmusik<br />
Unser Kehlkopf ist ein faszinierendes und sehr komplexes Instrument.
Die innerhalb des Kehlkopfes befindlichen Stimmlippen verhalten sich unterschiedlich<br />
fürs Sprechen, Singen, Screaming & Growling.<br />
• beim Sprechen: öffenen und schießen sie sich (für jeden Ton, jedes Wort).<br />
• beim Singen: sind sie geschlossen und vibrieren schnell aneinander.<br />
• beim Screaming: (Fry & Taschenfalten) sind sie geschlossen und vibrieren NICHT.<br />
Unterhalb der Stimmlippen bildet sich eine Art Luftmauer. Die Knackgeräusche<br />
entstehen wenn Luft die stark gespannten Stimmlippen passiert. Setzt man<br />
die Taschenfalten zusätzlich ein, verschließen sich diese oberhalb der echten<br />
Stimmlippen.<br />
• beim Growling (Death Metal): sind sie geöffnet. Der typische Grow-Sound<br />
entsteht wenn viel Luft die geöffneten Stimmlippen passiert.<br />
Auch wenn es so klingt als ob man sich mit Screaming oder Growling die Seele aus<br />
dem Leib schreien würde und die Stimme fast schon krankhaft klingt - es soll dem<br />
Zuhörer ja durchaus dieses Gefühl vermitteln - so sind Screaming, Shouting und<br />
Growling GesangsTECHNIKen die erlernt werden müssen, damit die Stimmbänder<br />
keinen Schaden nehmen! Dafür gibt es ein spezielles Training, das auf die körperliche<br />
Stütze und die richtige Anwendung und Dosierung dieser Effekte ausgerichtet ist.<br />
SCREAMING IST EMOTION. Wichtig dabei ist, dass die Emotionen für einen<br />
Scream nicht über die Kehle laufen, sondern über das Abrufen von Emotionen!<br />
Screaming ist nicht einfach nur "drauflos schreien". Ein Schrei, den man macht wenn<br />
man wütend ist, ist nicht derselbe den man für die Bühne braucht!!!<br />
Wenn man wütend ist, stockt die Atmung und das ist weder für das Singen noch fürs<br />
Screaming hilfreich ist. Zudem erhöht sich der Stimmdruck und der Schrei wird aus<br />
der Kehle gedrückt. Das macht den Schrei jedoch weder lauter noch aggressiver.<br />
Im Gegenteil. Zu viel Stimmdruck sorgt dafür, dass die Töne nicht mehr die richtige<br />
Höhe haben. Gepresste Töne klingen nicht frei, sie sind immer etwas "flat" (also<br />
zu tief) und sorgen für Hilfsspannungen in Hals und Nacken. Die Hilfsspannungen<br />
wiederum sorgen für Verspannungen im Hals-, Nacken- und Schulterbereich, die zu<br />
Bewegungsbeeinträchtigungen und Schmerzen führen können.<br />
Die Wut beim Screaming darf NIEMALS im Hals stecken. Ein Schrei muss gewollt und<br />
an Emotionen geknüpft sein. Man muss nicht wütend sein, um einen Scream so klingen<br />
zu lassen. Mit der richtigen Technik kann man also die Kraft und Emotionen in einen<br />
Scream einfließen lassen ohne sich weh zu tun.<br />
Dazu gehört in erster Linie körperlicher Einsatz aus der richtige Kombination von<br />
Flankenmuskulatur und Zwerchfell.
Grundsätzlich gibt es 3 Arten von Screaming-Effekten. Sie unterscheiden sich in der Art und<br />
Weise, wie sie produziert werden und natürlich auch in ihrem Sound.<br />
FRY<br />
TASCHENFALTEN und<br />
GROWLING<br />
Man kann Fry und Taschenfalten-Scream auch mischen und erhält somit wieder eine Palette<br />
neuer Sounds, je nach Mischverhältnis.<br />
POWER = LAUTSTÄRKE?<br />
Screaming ist eine Kunstform. Sie benötigt eine fein abgestimmte Balance zwischen Luftdruck<br />
und dem Schließmechanismus der Stimmlippen. So ist es absolut wichtig zu wissen, dass ein<br />
Scream nicht durch Erhöhung von Luft- und/oder Stimmdruck lauter wird. Im Gegenteil: zu<br />
viel Luft- oder Stimmdruck lassen das Knarrgeräusch verschwinden, die Stimmlippen arbeiten<br />
falsch und schlagen fest aneinander. Dies führt zu Überbeanspruchung, Schwellungen der<br />
Stimmlippen und Heiserkeit.<br />
Es sind die Obertöne, die einen Scream lauter und durchdringender werden lassen. Diese<br />
Obertöne können durch unterschiedliche Einstellungen von Mund- und Rachenraum<br />
beeinflusst werden. Auch die Kieferstellung hat viel Einfluss auf den Sound des Screams. Der<br />
Mundraum dient dem Ton als Schalltrichter, der den Ton bündelt und verstärkt. Die Festigkeit<br />
des Mundraumes spielt eine wichtige Rolle, denn festes Material schwingt besser als weiches.<br />
Je größer die Wandstärke des Mund- und Rachenraumes und je straffer und fester all seine<br />
beweglichen Partien sind, desto schwingfähiger wird dieser Raum. Je höher ein gesunder Ton<br />
ist, desto fester sollte auch der Mund-/Rachenraum sein! Weiches Material im Mundraum<br />
schluckt/dämpft hohe Frequenzen. Auch hier gilt wieder: je lauter es werden soll, desto mehr<br />
körperlicher Einsatz (Körperstütze) muss gegeben sein!<br />
Jede/r SängerIn, dessen Stimme nach einem Konzert heiser und belegt klang, hat<br />
in derFolge am eigenen Leib erfahren, dass es sich rächt wenn man diese Effekte falsch<br />
produziert. Und da hilft es leider auch nicht nur darauf zu hoffen, dass es beim nächsten<br />
Konzert nicht wieder passiert. Denn wie viele Stimmausfälle kann man sich leisten wenn<br />
man auf Tour oder im Studio ist? Von bleibenden Stimmschäden ganz zu schweigen!<br />
Übrigens: Schweigen ist Gold - Stimmruhe ist bei Heiserkeit immer noch das Beste. Und<br />
hingegen der weit verbreiteten Meinung ist Flüstern KEINE Stimmschonung, sondern<br />
fordert die ohnehin schon angeschlagenen Stimmlippen nur noch mehr.
IMST<br />
2014<br />
11.-18.07.<br />
SOMMERAKADEMIE<br />
Mein nächster Workshop „Rock The Stage“ findet<br />
im Zuge der IST-SommerAkademie Imst von 14.07.-<br />
18.07.2014 statt, wo Rockvoice-Basics & Effekte,<br />
Moderation und Bühnentechnik mehr Sicherheit<br />
beim Rock-Singen/Screaming und auf der Bühne und<br />
erarbeitet werden.<br />
Ursula Prochazka<br />
Lizenztrainerin für Integratives Stimmtraining®<br />
Stimmtraining und Gesangsunterricht,<br />
Rock & Metal-Screaming<br />
www.ursulapro.at<br />
ursula.prochazka@integratives-stimmtraining.com<br />
© Ursula Prochazka 2013
Rock The Stage<br />
Mein Workshop „Rock The Stage“ besteht aus 2 Modulen mit je 2 Tagen und beinhalten<br />
Themen zu : ROCKVOICE & STAGING .<br />
ROCKVOICE: gedacht für alle Sänger/Innen die ihre Stimme für die Rockmusik Sattelfest machen<br />
wollen, egal ob Laie oder Profi. 1-2 Songs sollten vorbereitet werden an denen Rockvoice Basics & Effekte<br />
in kurzen Einzelsessions erarbeitet werden.<br />
staging: gedacht für all die an ihrer Moderationstechnik sowie dem Handling mit Bühnentechnik<br />
arbeiten wollen, damit der Live-Auftritt auch ohne eigenen Techniker gelingt.<br />
Rockvoice<br />
rockvoice basics : der Weg zur beginnt bei den Basics wie Stimmsitz,<br />
Training der Artikulationswerkzeuge und dem Basis-Sound der Rockstimme.<br />
Nach einer kurzen Einführung wird mit nützliche Übungen an der Festigung eines Basic-Rock-<br />
Sounds gearbeitet.<br />
effekte : Effekte sind ein unentbehrlicher Teil einer Rockstimme. Als i-Tüpfelchen runden sie<br />
den eigenen Stil jedes Sängers ab und steuern für die Interpretation die gewünschte Wirkung an<br />
Dramatik bei. Bei der Einführung der Rock-Effekte von Knarrgeräuschen (Fry) bis Metal-Gröhlen<br />
(Growl) wird der Einstieg in die gesunde Erzeugung der Effekte erlernt.<br />
MODERATION : eine noch so großartige Stimme und perfekt eingespielte Band nützen alles<br />
nichts wenn man sein Publikum zwischen den Songs nicht erreicht. Welche Macht eine gute<br />
Moderation für eine gute Stimmung bietet, die Do´s & Don´t´s der Moderation und mit Tipps<br />
STAGING<br />
zur richtigen Vorbereitung will ich in meinem Workshop eine Hilfestellung für die Moderation<br />
anbieten. Damit man sein Publikum erreicht!<br />
Mikrofontechnik : das ein Mikrofon nicht nur zum verstärken der Stimme, sondern mit<br />
der richtigen Technik auch als eigenes Instrument verwendet werden kann das eigene Klangfarben<br />
zaubert, werde ich in meinem Workshop „zum Anfassen nah“ anschaulich machen. Nach einer<br />
kleinen Mikrofonkunde und Tipps zum richtigen Umgang sollen die Teilnehmer gleich praktisch<br />
ausprobieren wie sich dieses Instrument beim Singen verhält.<br />
stagetechnik : was beim Live-Auftritt alles schief gehen kann wenn die Technik nicht passt,<br />
reicht von nervigen Rückkopplungen bis zu schlechtem Monitor-Sound. Um solche Horrorszenarien<br />
zu vermeiden soll meine kleine Einführung in die Welt der Bühnentechnik durch das Arbeit an<br />
echter Technik (Mischpult, Monitore, PA-Anlage, Mikros) „Berührungsängsten“ nehmen. Tipps zum<br />
praktischen Aufbau der Backline (Instrumente) und Monitoren sowie nützliche Infos, damit der<br />
Sound passt, werden Hautnah an der Technik erklärt.<br />
Anmeldung und weitere Details unter:<br />
http://www.integratives-stimmtraining.com/index.php/de/klassen/rock-the-stage