Artikel aus reisemobil International 10/2011 - Reisemobil Interaktiv
mobil·reisen
60 Jahre Campingbus
Gipfel-Treffen
Von
Mit einer Campingbox in einem
VW Transporter T1 begann vor
60 Jahren die Ära kompakter
Campingbusse. Eine Zeitreise
auf den Spuren der ersten
Wohnmobil-Abenteurer.
Ingo Wagner (Text) und Stephan Lindloff (Fotos)
Ausgerechnet der Großglockner. Über 2.500
Meter hoch. Laut Infotafel passiere ich gerade
erst die 800er-Marke. Und die graue Maus
in der ich sitze quält sich schon im zweiten Gang
durch die Suppe. 50 Jahre alt ist sie, die Maus. Als
sie geboren wurde, war der erste Campingbus
der Welt erst zehn und dieses schaurig-schöne
Asphaltband über den höchsten Berg Österreichs
15 Jahre alt.
Plötzlich taucht vor mir aus dem Nebel der
rote Westfalia-Anhänger auf. Und dann, eine
halbe Sekunde später, sein Zugwagen, der wunderschöne,
rot-beige T1-Camper, den Stei-
Reisemobil International 10/2011 129
60 Jahre Campingbus
Aschau
Kössen
Kitzbühel
Kaprun
Bruck
Fuscher Lacke
Großglockner
Lienz
Dobbiaco
Sexten/Moos
Canazei
Cortina d`Ampezzo
Ora
Sicherheitsregel:
Am besten im
gleichen Gang
runter wie rauf. Die
Trommelbremsen
der Alten danken.
Trento
Cavalese
Riva del Garda
gung und 34-PS-Motor in den
ersten Gang zwingen. Ich reiße
das dürre Lenkrad herum und
nutze den Leistungsüber-
Salò
schuss von acht PS für ein San Felice
gnadenloses Überholmanöver.
Noch scheinen alle
42 Pferde im rasselnden
1,6-Liter-Boxer versammelt
zu sein.
Dann tauchen sie auf einmal von hinten
auf, die schnellen Busse der Generation T2.
Befeuert von 70 PS starken Zweiliter-Boxermaschinen,
schnupfen sie ihre schnatternden
Vorgänger auf wie der alte Senn seinen Tabak.
Durch das geöffnete Dreiecksfenster dringt
dann jedes Mal dieser fast in Vergessenheit
geratene Geruch eines frei atmenden Benzin-
motors ins Innere, wo er sich mit
dem Duft heißen Motoröls zu
einem betörenden Parfum
verbindet. Ja, man gerät
ins Schwärmen angesichts
dieser Kolonne
San Pietro in Cariano
von Pretiosen aus dem
historischen
Fundus
von Volkswagen Nutzfahrzeuge.
Man kann dieses Engagement nicht hoch
genug bewerten. Nicht elegante Flügeltürer
und speichenrädrige Prunkkarossen werden
in Hannover gekauft, gehegt, gepflegt oder –
falls es wirklich sein muss – restauriert, sondern
die einfachen Helden des Wirtschaftswunders:
alte Nutzfahrzeuge, salopp VW-Busse, mit
schnöder Pritsche oder kargem Laderaum,
mit Sitzen und wunderschönen, originalen
Lago di Garda
Traumroute über
die Alpen: am
Steuer servoloser
Oldies eine echte
Herausforderung.
130 Reisemobil International 10/2011
Die erste Generation
Mit Stolz getragen: Stationen des Vagabundenlebens am Dachrand
(oben), Fan-Shirt und Bartpracht an Journalisten-Kollege Heiko
Wacker. Die luftigen Safari-Fenster waren schon ab Werk undicht.
Wann: 1951 bis 1967
Preise: ab 6.570 Mark
1951 – Der VW-Bus ist seit einem Jahr auf
dem Markt. Ein deutscher Kunde ordert eine
Wohneinrichtung für seinen VW-Transporter.
Von Westfalia erhält er die Camping-Box,
eine herausnehmbare Einrichtung. Sie besteht
aus einer Sitzbank im Fond vor dem
Heckmotor, einem Schrank mit Rollladenverschluss
über dem Motor, einem Sideboard
hinter dem Fahrerhaus mit Auszug,
einem Fach für den Benzinkocher und viele
Polster, die zusammen mit der Bank ein Bett
ergeben – notfalls sogar zu Hause.
Der Erfolg lässt auf sich warten. Noch fehlt
es den Deutschen an Zeit und Geld. In der
ersten offiziellen Preisliste der Camping-Box
von 1953 kostet das Sideboard 595, der
Kleiderschrank 125, der Wasch- und Rasierschrank
mit Spiegel und Abstellplatz für
Waschschüssel 62,50 Mark. 1955 kommt
die Camping-Box „Export“: Sie hat eine
Dachklappe und eine Gepäckgalerie auf
dem Dach und ist ein Schritt hin zum vollwertigen
Reisemobil. Zehn Jahre bleibt die
Camping-Box im Programm. Im Zuge ihrer
Modernisierung kommt im Sideboard ein
Gaskocher mit Gasflaschen zum Einsatz.
1956 passen die Extras zum Wirtschaftswunder:
„Eine kleine Bar wird gegen Mehrpreis
geliefert; unter der Haube aus Plexiglas haben
zehn Cocktailbecher Platz. Die Prost-Vitrine
steht rüttelfest auf einem gleichzeitig
als Serviertisch dienenden Kombischrank“,
preist der Prospekt. Nur ein Jahr später
nimmt Volkswagen den „VW-Campingwagen”
ins eigene Programm. Den Ausbau
gibt es weiterhin von Westfalia. 1960 beläuft
sich die Tagesproduktion auf zehn Camper.
Selbstausbauer greifen inzwischen zum sogenannten
„Mosaik“-Programm. Es enthält
alle notwendigen Möbelteile zur Möblierung
gebrauchter Transporter. 1962 gibt es
alternativ zu Holz erstmals Kunststoff-Oberflächen
für die Möbel. Eine Klappsitzbank im
Heck mit Bettverlängerung über dem Motor
ist zu dieser Zeit bereits die Basis der Liegefläche.
Die Einrichtung gleicht im Prinzip
den noch heute üblichen Grundrissen. Es
gibt bereits den Dachstaukasten über der
Klappsitzbank, unterschiedliche Küchenanordnungen,
die Kühlbox und einen Wassertank
mit Handpumpe. Zudem gibt es ein
seitlich öffnendes Aufstelldach mit gestreiftem
Zeltstoff. Es bietet Platz für zwei
zusätzliche, 180 mal 59 Zentimeter große
Hängematten-Liegeflächen. Mitte der sechziger
Jahre kostet die Wohneinrichtung für
den Volkswagen-Transporter knapp 2.000
Mark. Zur Dachklappe und dem seitlich öffnenden
Aufstelldach gesellt sich 1965 das
Hubdach, eine der simpelsten Möglichkeiten,
mehr Platz im Campingbus zu
schaffen.
Campingausbauten samt lückenloser Historie.
Insgesamt zehn Camper der Generationen T1
bis T3 besitzt VW. Und sogar die ältesten davon
sind in Aschau im Chiemgau versammelt,
um in drei Tagesetappen über die Alpen zum
Gardasee zu winden – einer jener Urlaubsrouten,
die schon vor 60 Jahren nicht nur zu den
beliebtesten, sondern auch zu den am besten
ausgebauten zählten.
Das Los, das über die Zuteilung der elf
Oldie-Busse entscheidet, hat mich auf der ersten
Etappe von Aschau nach Sexten/Südtirol
mit der grauen Maus verkuppelt. So nennen
Insider den im Vergleich zu den zweifarbigen
„Sambas“ eher schmucklosen T1 liebevoll, der
eine zurückhaltend kolorierte Westfalia-Campingbox
in Export-Ausführung (siehe auch
Historie oben auf dieser Seite) im Inneren
Reisemobil International 10/2011 131
60 Jahre Campingbus
Die zweite Generation
Das Murmeltier
vom „Mankeiwirt“
Haslinger nagt so unerbittlich
wie die Zeit
an den alten Bussen.
Die Spuren beseitigen
die VW-Leute nur so,
dass der Ist-Zustand
erhalten bleibt.
Wann: 1967 bis 1978
Preise: ab 12.980 Mark (Typ Helsinki, 73)
Der neue T2 ist ein Stück gewachsen, hat
große Fensterflächen, eine Schiebetür und
ein verbessertes Fahrwerk mit Doppelgelenk-Hinterachse.
Unverändert sitzt im Heck
ein luftgekühlter Boxermotor. Die Motorleistung
steigt bis auf 70 PS; erstmals gibt es auf
Wunsch ein Automatikgetriebe. Der T2 präsentiert
sich wieder als gute Basis für Campingbusse.
Nur eins stört: das Reserverad
hinten links im Gepäckraum. Deshalb wird
es mal in Stoff gehüllt, mal mit einem
Schrank in Teakholzdekor überbaut. Findige
Campingbus-Ausbauer setzen es nach vorne
auf die Nase und verlängern den Stoßfänger.
Der Grundpreis für die Wohneinrichtung
beläuft sich auf 1.790 Mark.
Vor allem Amerikaner begeistern sich für das
Freizeitfahrzeug aus Germany. Bereits 1968
baut Westfalia 100 Camper am Tag. Ein Viertel
der Jahresproduktion schwimmt von Emden
aus über den Atlantik. Insgesamt sind in
diesem Jahr seit 1951 genau 30.000 VW-
Campingbusse entstanden. Schon 1969
verlässt der 50.000ste das Band, zwei Jahre
später bereits der 100.000ste. Bei Westfalia
sind über 1.000 Mitarbeiter beschäftigt. Von
1966 bis 1970 vervierfacht sich der Export
der Campingbusse auf knapp 20.000 Exemplare
im Jahr, rund 95 Prozent davon sind
für Nordamerika bestimmt. 1972 erreicht
der USA-Export mit 72.515 Fahrzeugen einen
historischen Höchststand. Etwa ein Drittel
davon sind Campingbusse. Westfalia fertigt
bis zu 125 Ausbauten am Tag. Im
September 1972, während der Olympischen
Spiele in München, fällt ein Rekord: 243
amerikanische Touristen holen am gleichen
Tag ihren neuen Campingbus ab. Insgesamt
absolvieren auf diese Weise rund 3.000
Amerikaner ihren Europa-Trip.
Der Vielfalt sind dabei kaum Grenzen gesetzt.
In Europa heißen die Grundrissvarianten
Oslo, Zürich, Stockholm, Brüssel, Paris,
Rom, Amsterdam, Düsseldorf und Offenbach.
Legende wird der Helsinki mit seiner
Ecksitzgruppe im Heck. Er kostet 1973 in
Grundausstattung 12.980 Mark. Die amerikanischen
Ausbauten tragen Bezeichnungen
wie Houston, Los Angeles, Miami, Memphis,
Oregon und Dallas. Ab 1976 verschwinden
die Trennwände hinter den Vordersitzen –
neue Möglichkeiten für Ausbauer eröffnen
sich. Das Modell Berlin nimmt den Grundriss
des heutigen California vorweg. Zudem hat
sich längst die Funktion des Dachs geändert:
Das Aufstelldach öffnet nun nicht mehr seitwärts,
sondern je nach Grundriss vorne oder
hinten. Auch dieses Prinzip ist bis heute das
Maß der Dinge. Erstmals gibt es eine Doppelverglasung
im Wohnbereich zur besseren
Isolierung. Die unvergessenen Lamellen-
Ausstellfenster verbessern die Belüftung.
trägt. Später, auch dafür sind Belege in der
Kolonne unterwegs, zogen Stoffe anderen Kalibers
in den VW-Bus ein.
Bei der Sitzprobe weicht das Erstaunen
der Erkenntnis, dass jeder Zentimeter, der
dem Fahrer abgetrotzt wird, dem Lade- beziehungsweise
Wohnraum zugutekommt.
Und so ruhen meine Füße im Chaplin-Stil auf
den stehenden Pedalen, die Fußspitzen streifen
an der Spritzwand und die Oberschenkel
drücken leicht von unten gegen das Lenkrad.
Wenn ich aufrecht sitze, sehe ich nichts außer
dem nackten Blechdach. Überhaupt dominiert
Blech. Das Plastik-Zeitalter beginnt erst eine
Generation später.
Ebenso erstaunlich ist, dass der T1 beinahe
allürenfrei fährt. Klar: Einkreis-Trommelbremsen
erfordern eine gewisse Voraussicht.
Doch das Fahrwerk arbeitet um Welten besser,
als man es angesichts der einfachen Konstruktion
und der schmalen Räder erwarten würde.
Das Ding federt! Und es hat sogar so etwas
wie Straßenlage. Wenngleich der Leerweg im
Lenkgetriebe für heutige Maßstäbe genauso
enorm ist wie die Lenkkräfte. Man gewöhnt
sich daran genauso wie an den Schaltstock,
der bedächtig durch die Kulisse geschoben
werden will, und die winzigen Wischer, die
ganz schön zu tun haben. Bald haben wir die
Passhöhe erreicht. Noch fehlen ein paar Meter.
Doch schon jetzt braucht der Boxer zum Anfahren
Vollgas. Trotzdem: Alle kommen oben
an. Die nächste Hürde lauert. Die Abfahrt.
Abwärts zählen die Bremsen. Die graue
Maus stemmt sich mit Macht gegen das Gefälle.
Fehlzündungen zerfetzen den Nebel. Der
132 Reisemobil International 10/2011
Die graue Maus vor großer Kulisse: Die Sextener Dolomiten, fürs Foto eigens in Abendlicht getaucht.
Was soll man dazu mehr sagen? Eben.
Großglockner hat keinen der Oldies aufhalten
können – aber die Wolken. In Heiligenblut
scheint die Sonne, Fliegen summen. Eine davon
nicht mehr. Die alte, graue Maus hat sie
auf dem Gewissen.
In der Abenddämmerung erreicht der
Bulli-Konvoi den Campingpark Patzenfeld in
Sexten. Zeit, die Schwingtüren zu öffnen und
sich die Campingbox näher anzusehen. Ehrlich:
Manchmal wünschte man sich, die Zeit
wäre stehen geblieben. Diese Liebe zum funktionellen
Detail, diese robuste, schnörkellose
Arbeit, die die Westfalia-Belegschaft damals
abgeliefert hat, begeistert noch fünfzig Jahre
später.
Der Zeitensprung kommt mit der eiskalten
Nacht auf 1.500 Meter Höhe. Die Tür schwingt
auf und quadratmeterweise hellgrünes Karomuster
trifft die Netzhaut wie ein Schlag. Doch
der Türausschnitt ist größer, die weichen Sessel
gestatten mehr Abstand zum Lenkrad und
– vor allem – überspannt nun grob genarbter
Kunststoff Instrumente, Lenkrad und Schaltknauf.
Die Neuzeit lässt sich erahnen.
Dem Dreh am Schlüssel folgt tieffrequentes
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60 Jahre VW Campingbus
Die dritte Generation
Aus Blech, aber kein Spielzeug: Cockpit des T1 mit Sitzbank, die mit
umgedrehter Lehne in den Wohnraum integriert wird. Genial.
Wann: 1979 bis 1993
Preise: ab 27.466 Mark
Der erfolgreichste Transporter aller Zeiten,
der T2, wird durch den T3 abgelöst. Volkswagen
setzt zunächst unverändert auf luftgekühlte
Boxer im Heck. Allerdings so tief
eingebaut, dass dort nur noch eine kleine
Stufe entsteht. Wahlweise steht der Neue
mit 50 oder 70 PS zur Wahl. Das Fahrwerk
mit Schräglenker-Hinterachse, Doppelquerlenker-Vorderachse
und Schraubenfedern
rundum fährt sich tatsächlich so, wie man es
von einem modernen Auto gewöhnt ist.
Komfortabel und vor allem sicher. Bei harten
Crashtests beweist der T3, dass die Frontlenker-Bauweise
sicher ist. Zwei Jahre nach der
Premiere rackert der erste Diesel im Heck.
Über das Temperament des 50-PS-Maschinchens
hüllt sogar der Prospekt den Mantel
des Schweigens. 1982 starten wassergekühlte
Boxermotoren, deren Leistung ab
1984 bis 112 PS reicht.
1985 bekommt der T3 Benzinmotoren mit
Kat, den legendären Turbodiesel mit 70 PS
und den Allradantrieb syncro. Der erste Multivan
definiert anno 85 mit Klappsitzbank,
Klapptisch und großer Kühlbox eine neue
Generation von Freizeitfahrzeugen. Und
wieder rollt eine Gründerwelle durch die
Campingbus-Szene. AAC, Carthago, CS,
Dipa, Ferber, La Strada, Lyding, Polyroof
und Reimo – sie alle starten ihre Laufbahn
mit Ausbauten des Transporter T3. Unvergessen
sind Namen wie Arnold, Bischofberger,
Joch, Haas, Karmann, Luna, Syro und
Voll. Absonderliche Konstruktionen entstehen:
Bimobil, Road Ranger und Tischer bauen
Wohnkabinen auf den T3-Pritschenwagen.
Tischer erhält ein Fahrgestell mit
Fahrerhaus und verlängert den Radstand für
einen großen Teilintegrierten. Niesmann +
Bischoff setzt sogar eine Clou-Alkovenkabine
auf den Pritschenwagen. Varius entwickelt
ein abnehmbares Dach, das umgedreht als
Boot dient. Nicht zu vergessen der Dehler
Profi mit halbhohem Dach, den Lamellenfenstern
und der Yacht-Einrichtung.
Ausbauer Nummer eins bleibt Westfalia mit
dem Joker. Der Grundriss mit Klappsitzbank
im Heck sowie Küchen- und Schrankzeile
entspricht dem „Berlin“ der siebziger Jahre.
Der Sport Joker im Stil des späteren Multivan
kommt 1983. Und der Joker syncro, in Produktion
ab 1985, wird sogar für Wüstentouren
hergenommen.
1988 erweitert VW den Markt durch den
California, ein Westfalia Joker mit reduzierter
Ausstattung für 10.000 Mark weniger. In
Windeseile entwickelt der California sich
zum Bestseller, die Fertigung bei Westfalia
verdoppelt sich. Volkswagen legt nach: Ein
Jahr nach dem California startet der Atlantic,
die verfeinerte Ausgabe des California.
Mitte: Ab 1962 war die Campingbox Export
mit Kunststoffoberfl ächen nach amerikanischem
Geschmack erhältlich. Unten: die
70er mit damals üblicher Farbenexplosion.
Boxer großzügig mit
zündfähigem Gemisch.
„Mein“ Westfalia-T2 b mit
Grundriss Helsinki trägt
nicht nur extrovertierten
Stoff, sondern die Stationen
seines langen, erlebnisreichen
Lebens auf dem
weißen Rand des Aufstelldachs.
Zudem hat ihn sein
Vorbesitzer mit einem typischen Accessoire
aus der Zeit analoger Fahrradtachos ausgestattet:
einem sportiven Drehzahlmesser auf der
Armaturentafel. Der zeigt nun, dass sich der
Boxer mit 4.000 Touren pudelwohl fühlt und
druckvoll anschiebt. Muss er auch, denn die
Tour des zweiten Tages führt den Laubfrosch
und den Rest der Rasselbande nach Cortina d‘
Ampezzo und von dort über den Falzarego-
Pass und das Pordoijoch. Die Asphaltwürmer
im Herzen der Südtiroler Dolomiten locken
nicht nur die historische Bulli-Parade und Horden
von Radfahrern, sondern auch hunderte
Motorradfahrer. Nicht alle davon – Verzeihung
– mit klarem Verstand. Weswegen die Furcht
vor in den Flanken der historischen Busse steckenden
Lenkerenden oftmals mitfuhr. Anderseits
lief der T2 vor seinen Verfolgern zur
Hochform auf. Mit aktuellen Reifen auf den
Felgen lässt sich die zweite Generation schon
erstaunlich flott in die Kurve werfen. Manch
einer dürfte gestaunt haben.
Noch immer müssen vier Vorwärtsgänge
genügen. Doch die rasten in der Zwischenzeit
locker-flockig ein. Wer also über die Anschaffung
eines alten Bulli nachdenkt und mit dem
134 Reisemobil International 10/2011
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guten Stück auch reisen will, hat in einem T2
deutlich mehr Freude als in einem T1. Von den
niedrigeren Preisen ganz abgesehen. Ein T1 in
Topform erzielt fast sechsstellige Summen. Ein
sehr guter Camping-T2 kostet um die 20.000
Euro.
Das Etschtal naht und mit ihm der Gardasee.
Wieder müssen die Bremsen alles geben.
Doch im T2 b ab 1970 sind vorn schon massive
Scheibenbremsen verbaut worden, was
nicht nur die Standfestigkeit erhöht, sondern
auch die korrekte Einschätzung zulässt, in welche
Richtung die Fuhre beim Bremsen zieht.
Nämlich verlässlich geradeaus.
Plötzlich trägt der Wind die Wärme Italiens
ins geöffnete Seitenfenster. Der Ellenbogen
liegt entspannt auf der schmalen Fensterbrüstung.
In Trento sorgen Hitze und Feierabend
Jagdglück: Die
graue Maus
hat eine Fliege
erlegt. 42 PS
schieben den
ersten Bulli auf
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60 Jahre Campingbus
Die vierte Generation
Der Gardasee, seit Jahrzehnten Ziel teutonischer Urlaubsträume.
Die graue Maus hat‘s genauso geschafft wie alle anderen.
Wann: 1990 bis 2003
Preise: ab 48.000 Mark (Coach 1993)
Der T4 bricht mit den Traditionen: Motor
und Antrieb sind nun vorn. Von Anfang an
gibt es Benzin- und Dieselmotoren mit vier
und fünf Zylindern und Motorleistungen
zwischen 61 und 110 PS. Aufgrund des
Frontmotors fällt die Innenlänge kürzer aus.
Doch das macht der Gepäckraum wett,
über dem sich das Bettverlängerungspolster
erstreckt. Davon profitiert auch der California,
dessen Grundriss auf dem der ersten
Generation basiert. VW begegnet der verkürzten
Innenraumlänge mit einer in Längsrichtung
verschiebbaren Bank. Ein Kontrollbord
in Nähe des Innenspiegels versammelt
alle Bedien- und Kontrollelemente der Technik.
Die niedrigere Karosserie und das flache
Aufstelldach drücken den T4-California unter
zwei Meter Höhe.
Wer mehr Platz benötigt, erhält ihn mit
einem Hochdach. Zwei Jahre nach dem
Start wächst das Programm um California
Coach (kurzer Radstand) und die langen Varianten
Tour und Club. Carthago startet mit
einer ganzen Flotte ausgewachsener Mobile.
Dehler versieht sogar Profi-Modelle mit
einer Heckverlängerung. Karmann präsentiert
mit Gipsy und Cheetah Alkoven und
Teilintegrierte. Neue Namen wie Campmobil,
Schwabenmobil, Sirius und Woelcke tauchen
auf. Carthago steigt mit Alkoven ein,
ebenso die neue Marke Robel. Aus Italien
kommt der Teilintegrierte Wingamm. Bimobil,
Nordstar und Tischer konstruieren feste
und abnehmbare Alkovenkabinen. VW-
Händler Pleitner startet Ende der neunziger
Jahre mit dem integrierten Athano. 1994
kommt das halbhohe Compact-Dach ins
California-Programm. Gleichzeitig startet
der California Exclusive auf Basis des langen
Radstands. Vorne die Sitzgruppe, in der Mitte
eine Winkelküche, im Kunststoff-Heck
schließlich ein separater Sanitärraum mit
Waschbecken, Toilette und Kleiderschrank.
Im Frühjahr 1996 schließlich profitiert der
California von der Überarbeitung aller Transporter.
Optisch ist die neue Generation am
weicher gestalteten Gesicht für alle Pkw-Varianten
zu erkennen, zu denen auch die Reisemobile
gehören. Es gibt ein neu gestaltetes
Armaturenbrett, Scheibenbremsen rundum,
Airbags und ABS. Und: Drei Buchstaben machen
Karriere: TDI. Der Fünfzylinder-Direkteinspritzer
mit Turboaufladung und Ladeluftkühlung
mit 2,5 Liter Hubraum überzeugt
gleichermaßen mit Leistung (102 PS) wie
Sparsamkeit. Im Laufe der Jahre debütieren
der Spar-TDI mit 88 PS und der Power-TDI
mit 150 PS. Hinzu kommen TDI-Automatik
und TDI-syncro – wer lieber einen seidenweich
laufenden Benziner fährt, der kann ab
1996 zum VR6 mit sechs Zylindern, 2,8-Liter-Hubraum
und 140 PS greifen.
Winken mit schweren Armen: Fünf Pässe
und Tagesetappen von mehr als 300 Kilometern
machen sich tatsächlich bemerkbar.
dafür, dass dem alten grünen
Helsinki kein Zentimeter
geschenkt wird. Ein
Alter in einer Limousine
hupt sogar, als ich mich
erdreiste, den Blinker in
seine Richtung zu setzen.
Wie sehr sich einige Kilometer weiter alles
ändert. Hier wird sogar meinem unscheinbaren
Gebrauchtwagen der Respekt gezollt,
der seiner Würde entspricht. Lenker aller anderen
VW-Bus-Generationen reißen ohnehin
die Hände hoch, blinken, hupen oder tun alles
gleichzeitig. Mehr und mehr nehmen auch
Roller- und Motorradfahrer den kleinen grünen
Schnattermann wahr. Niemand kommt
ihm mehr zu nahe, niemand will eine Narbe
in der wertvollen Haut respektive der Seele seines
vermeintlichen Besitzers hinterlassen. Der
Treffpunkt des zweiten Tages kommt in Reichweite.
Der Campingplatz Fornella in San Felice
del Benaco am Südufer des Gardasees.
Es hat ein wenig Überredungskunst
gekos tet, den Schlüssel für den weiß-blauen
Edelmann zu ergattern. Sonne, Palmen, blaues
Wasser – und Sonnenstrahlen, die durch 25
Fens ter und ein Rolldach fallen. Fünf Sekunden
am Steuer genügen, um dem Charme des berühmten
„Samba“ zu erliegen. Ihm, der ersten
echten Großraumlimousine der Welt, liegt die
Welt der echten Auto-Connaisseure zu Füßen.
Die Fahrt zur Autofähre gerät zum Schaulaufen.
Ein Korso aus alten VW-Bussen gehört
selbst am Gardasee, dessen Gestade immer
wieder von automobilhistorisch Kostbarem
geflutet werden, zu den nicht alltäglichen Vor-
136 Reisemobil International 10/2011
kommnissen. Und manchmal schämt man sich
sogar ein klein wenig des Gefühls, freudigen
Stolz zu empfinden, wenn sich Rad-, Roller-,
Motorrad- und Autofahrer genauso zu spontanen
Begeisterungsattacken hinreißen lassen
wie Badegäste. Zurückhaltende Naturen recken
still den Daumen in die Höhe, während
andere aus voller Kehle johlen.
Aber das ist er, der Mythos VW-Bus. Er ist
zeit-, generationen- und vor allem klassenlos.
Das macht ihm auch sechzig Jahre nach seiner
Erfindung niemand so schnell nach. Und
davon profitieren nicht nur alle VW-Bus-Generationen
bis heute, davon profitieren auch alle
anderen Hersteller von Campingbussen. Und
dabei spielt es überhaupt keine Rolle, wer Basisfahrzeug
oder Möbel baut.
Ganz sicher aber wird die Firma Westfalia
den Geburtstag des Campingbusses zum Anlass
nehmen, über die eigene Vergangenheit
mit Autos von Volkswagen zu sinnieren. Seien
wir also gespannt. Und freuen uns über jedes
weitere Jahr mit Campingbus & Co.
Die kostbare Fracht verlässt die Fähre mit Fahrtrichtung
Verona, dem Ziel der viertägigen Reise.
FACT | factnet.de
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