Vorwort zum JOHANNEUM-JAHRESHEFT 2006 (Ausgabe ...
Vorwort zum JOHANNEUM-JAHRESHEFT 2006 (Ausgabe ...
Vorwort zum JOHANNEUM-JAHRESHEFT 2006 (Ausgabe ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Am Beispiel eines solchen - nicht ausgesuchten - Schultages wird sichtbar, was<br />
Bundespräsident Köhler gemeint haben könnte, als er in seiner „Berliner Rede“<br />
formulierte:<br />
„Bildung bedeutet nicht nur Wissen und Qualifikation, sondern auch Orientierung<br />
und Urteilskraft. … Bildung hilft, die Welt und sich selbst darin kennen zu lernen.<br />
Aus dem Wissen um das Eigene kann der Respekt für das Andere erwachsen.<br />
Und sich im Nächsten selbst zu erkennen, heißt auch: fähig sein zu Empathie<br />
und Solidarität. Bildung ohne Herzensbildung ist keine Bildung.“ (III)<br />
Es bereitet immer wieder Freude zu sehen, wie Lehrer und Schüler zusammen, oft<br />
umrahmt von vielen Zuschauern, das 5,50 m mal 12,50 m große und phantasievolle<br />
Bild <strong>zum</strong> Schulfest zunächst auf dem Boden unserer großen Aula in wochenlanger<br />
Arbeit anfertigen, um es dann an der Rückwand aufzuhängen und zu präsentieren. Es<br />
gehört in unseren Schulalltag, dass ein Ordensbruder dort kompetent und unentgeltlich<br />
anfasst, wo nach Möglichkeit sofort ein Sondereinsatz erforderlich ist. Es bereichert in<br />
vieler Hinsicht und hilft, über den schulischen Tellerrand zu schauen, wenn ein<br />
Missionar mit 40 Jahren priesterlichem Einsatz in Peru, überzeugend von der<br />
Hochkultur und der religiösen Originalität Lateinamerikas erzählt und man an seinen<br />
Beiträgen sieht, dass heute Mission und Entwicklungshilfe eins sind. - Am Johanneum<br />
verstehen wir Bildung als einen ganzheitlichen Prozess. Und wir versuchen, den<br />
Schülerinnen und Schülern zu vermitteln und auch konkret vorzuleben, dass Bildung<br />
eine Aufgabe ist, die nicht mit dem Abitur oder dem Studium endet, sondern uns<br />
während des ganzen Lebens begleitet.<br />
Zum christlichen Bild vom Menschen gehört die Einsicht in die eigene Schwäche und<br />
Unvollkommenheit. Diese Einsicht ist weder fatalistisch noch darf sie als bequemes<br />
Ruhekissen missverstanden werden. Sie beinhaltet vielmehr einen klaren Auftrag -<br />
genauer, einen Bildungsauftrag: Jeder hat das Recht, Fehler zu machen; aber jeder hat<br />
auch die Pflicht, immer neu dazuzulernen. Wir alle müssen danach streben, dass wir<br />
unsere Talente nicht brach liegen lassen und nicht hinter unseren eigenen<br />
Möglichkeiten zurückbleiben. Das gilt für die Sextanerin genauso wie für den<br />
Schulleiter.<br />
Ich lese dazu beim Bundespräsidenten:<br />
„Umso wichtiger ist es, das Lernen selbst zu lernen, damit man sein Wissen<br />
immer wieder auffrischen und erneuern kann. Lernen ist mehr denn je eine<br />
Lebensaufgabe.“ (IV)<br />
Auf die Frage „Was brauchen wir, um in unserem Land mehr und bessere Bildung zu<br />
erreichen?“ (VI), antwortet Horst Köhler mit drei knappen Thesen:<br />
1. „Bildung braucht Anerkennung!“<br />
2. „ Bildung braucht (…) Anstrengung!“<br />
3. „Bildung braucht Vorbilder!“