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Gewaltige Momente Interview mit Mathias Berthold, Cheftrainer der

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14 I ILLWERKE VKW MAGAZIN


MAGAZIN I Menschen<br />

GEWALTIGE<br />

MOMENTE<br />

<strong>Mathias</strong> <strong>Berthold</strong>, <strong>Cheftrainer</strong> <strong>der</strong> Herren im Österreichischen Skiverband (ÖSV),<br />

über persönliche und berufliche Erfolge und <strong>mit</strong>tlerweile seltene Freuden wie<br />

Firnfahren am Schafberg.<br />

Fotografie: Darko Todorovic<br />

Für den gebürtigen Montafoner und sein Team gilt<br />

es, zahlreiche sportliche Erfolge aus dem vergangenen<br />

Winter zu verteidigen. Zudem steht für die<br />

ÖSV-Herren eine Saison <strong>mit</strong> einer WM vor <strong>der</strong> Tür,<br />

diesmal in Österreich.<br />

Herr <strong>Berthold</strong>, was macht denn einen guten Skirennläufer<br />

aus? Talent ist natürlich eine Grundvoraussetzung.<br />

Aber auch <strong>der</strong> Einsatz ist beson<strong>der</strong>s wichtig und die richtige<br />

Einstellung. Die guten Athleten leben ihren Sport.<br />

Gleichzeitig muss man locker und am Boden bleiben.<br />

Und was sollte ein guter Trainer können? Ein guter<br />

Trainer muss einerseits ein Motivator sein, an<strong>der</strong>erseits<br />

technisches Know-how haben und gleich reagieren, wenn<br />

in einer Hinsicht etwas nicht passt. Wichtig ist es, den<br />

richtigen Ton auch in kritischen <strong>Momente</strong>n treffen zu können.<br />

Wenn ein Läufer nicht in Form ist, braucht er vielleicht<br />

eher Aufmunterung und Trost. Ist er aber in Form<br />

und setzt das nicht um, kann man ruhig auch mal einen<br />

strengeren Ton finden.<br />

Wie ist es denn um den Nachwuchs in Österreich<br />

bestellt? Ihr Sohn Fre<strong>der</strong>ic ist <strong>mit</strong>tlerweile auch im<br />

A-Ka<strong>der</strong> des ÖSV-Teams, eine Herausfor<strong>der</strong>ung? Der<br />

Nachwuchs ist ganz gut. Abgesehen von den ganz jungen,<br />

die vom Schüler- in den Jugendka<strong>der</strong> wechseln, da arbeiten<br />

wir gemeinsam <strong>mit</strong> den Landesverbänden an Verbesserungen.<br />

Fre<strong>der</strong>ic haben wir immer unterstützt. Meine<br />

Ex-Frau noch viel mehr, weil ich nicht viel zuhause war.<br />

Wir waren aber nie fanatisch o<strong>der</strong> haben ihn gezwungen.<br />

Anfangs war es sicherlich eine ungewohnte Situation, aber<br />

er macht es gut. Es stand ja auch gar nicht im Raum, dass<br />

ich plötzlich <strong>der</strong> <strong>Cheftrainer</strong> werden würde, in einem Ka<strong>der</strong>-Programm,<br />

in das Fre<strong>der</strong>ic reinkommt. Jetzt sind von<br />

seiner Seite natürlich Leistungen gefor<strong>der</strong>t, die muss er<br />

bringen. Das erwarte ich von ihm genauso wie von allen<br />

an<strong>der</strong>en.<br />

Und war es für Sie selbst immer schon klar, Skiprofi<br />

zu werden? Ich wollte gut werden und Weltmeister sein.<br />

Ich bin in Gargellen aufgewachsen, außer Skifahren gab<br />

es dort nicht viel. Bei meinem Bub war es gleich. In <strong>der</strong><br />

Früh ist man raus, rauf zum Lift und <strong>mit</strong> den Brettern zur<br />

Schule hin. So stehst du täglich auf den Skiern, das ist sicherlich<br />

wichtig und gut für die Entwicklung. Das gilt für<br />

jede Sportart.<br />

Spitzensportler, Trainer und Familie. Wie bringt man<br />

das unter einen Hut? Das ist schon brutal schwer. Ich war<br />

sieben Jahre in den USA, das war genau die Zeit, in <strong>der</strong><br />

meine zwei Kin<strong>der</strong> zur Welt gekommen sind. Teilweise<br />

konnte ich ohne Wertkarte nicht einmal telefonieren und<br />

es gab auch noch keine Videotelefonie. Meine Frau hat mir<br />

mal ein Fax geschickt <strong>mit</strong> einem Foto <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>. Es war<br />

eine schwere Zeit. Später als Trainer für England war es<br />

eine große Erleichterung, dass hier in Gargellen ein Trainingscenter<br />

für den britischen Skiverband eingerichtet<br />

wurde. Jetzt bin ich hauptsächlich im Büro in Innsbruck.<br />

Dort habe ich eine Wohnung gemietet, wo ich <strong>mit</strong> meiner<br />

Tochter Isabella in einer WG wohne – sie macht hier eine<br />

Ausbildung. So habe ich zu ihr endlich mehr ><br />

ILLWERKE VKW MAGAZIN I 15


WENN MEINE<br />

SPORTLER EIN<br />

GUTES ERGEB-<br />

NIS ERZIELEN,<br />

MOTIVIERT<br />

DAS ENORM.<br />

MATHIAS BERTHOLD,<br />

CHEFTRAINER DER ÖSV-HERREN<br />

> Der Vorarlberger <strong>Mathias</strong> <strong>Berthold</strong> trainiert seit Oktober 2010 das österreichische Herren-Team:<br />

„Im Skizirkus gibt es extreme Zeiten, aber auch viele schöne <strong>Momente</strong>. Wenn Zehntausende<br />

Zuschauer eine Wahnsinnsstimmung machen, ist das einfach gewaltig.“<br />

Kontakt. In Gargellen bin ich lei<strong>der</strong> nicht mehr oft,<br />

letztes Jahr waren es drei o<strong>der</strong> vier Wochen. Der Job<br />

hat mich ziemlich aus meiner Heimat entwurzelt. Das<br />

tut mir extrem leid, weil ich sehr gern hier bin. Überall,<br />

wo ich hinkomme, herrscht großer Trubel, da habe<br />

ich es doch sehr genossen, in Gargellen zu sein und<br />

auszuspannen.<br />

Wie schaltet man im Skizirkus am besten ab?<br />

Das ist schwer, gerade wenn es extreme Zeiten sind,<br />

wie etwa in <strong>der</strong> Woche, in <strong>der</strong> Björn Sieber verunglückte<br />

und zudem noch Saisonauftakt war. Es war<br />

eine große Belastung, die einen beson<strong>der</strong>s <strong>mit</strong>nimmt,<br />

aber du musst <strong>der</strong> starke Kapitän sein. Von Zimmer<br />

zu Zimmer gehen und <strong>mit</strong> jedem Einzelnen reden.<br />

Abends fällst du todmüde ins Bett und weißt, dass<br />

es am nächsten Tag so weitergeht. Dann kommt das<br />

Rennen, die vielen Journalisten <strong>mit</strong> ihren Fragen, die<br />

vielen Menschen, das geht schon manchmal an die<br />

Grenzen. Aber dafür bin ich eben da. Die Arbeit <strong>mit</strong><br />

den Athleten gibt aber auch viel Energie. Wenn meine<br />

Sportler bei einem Rennen ein gutes Ergebnis erzielen<br />

und sich freuen, motiviert das enorm. Zwischendurch<br />

spiele ich auch mal eine Runde Golf, das hilft<br />

beim Abschalten.<br />

Ist überhaupt noch Zeit zum Skifahren nur so<br />

zum Vergnügen? Lei<strong>der</strong> kaum mehr. Was mir Spaß<br />

macht, ist Firnfahren im Frühjahr auf dem Schafberg<br />

in Gargellen. Ich rufe dann meine Liftkollegen an und<br />

frag die Jungs, ob sie mich <strong>mit</strong> dem Ski-Doo hochziehen.<br />

Das ist schon cool.<br />

16 I ILLWERKE VKW MAGAZIN<br />

Es gibt schlechte und gute Erlebnisse, welche<br />

bleiben beson<strong>der</strong>s in Erinnerung? Ich muss gestehen,<br />

ich bin ein sehr schlechter Verlierer. Letztes Jahr<br />

waren wir erfolgreich, da war es nicht so schwierig.<br />

Die Saison davor war da schon an<strong>der</strong>s. Aber es gab<br />

auch viele schöne <strong>Momente</strong>, an die ich mich gern erinnere.<br />

Etwa <strong>der</strong> zweite Platz beim Weltcup in Kitzbühel<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Profiweltmeistertitel. Als Trainer bei<br />

den deutschen Damen war es beson<strong>der</strong>s schön, als<br />

wir mannschaftlich so gut waren. Da haben wir als<br />

Team aus dem Nichts etwas <strong>Gewaltige</strong>s aufgebaut.<br />

Die Krönung waren dann die zwei Weltmeistertitel und<br />

drei Olympiasiege. Letztes Jahr war <strong>der</strong> Riesentorlauf<br />

beim Weltcupfinale in Schladming genial, als wir die<br />

ersten drei Plätze gemacht haben. Zehntausende Zuschauer<br />

machten eine Wahnsinnsstimmung, das sind<br />

einfach gewaltige <strong>Momente</strong>.<br />

<strong>Cheftrainer</strong> bei den ÖSV-Herren, eines <strong>der</strong> besten<br />

Teams <strong>der</strong> Welt. Gibt es noch eine Steigerung?<br />

Nein, die gibt’s wohl nicht. Ich habe gar nicht so bewusst<br />

darauf hingearbeitet. Ich habe immer das getan,<br />

was mir Spaß gemacht hat, und es hat sich dann<br />

so ergeben. Es ist sicherlich ein anstrengen<strong>der</strong> Job,<br />

weil man so gut wie nie frei hat, nichts planen kann.<br />

Über einen längeren Zeitraum kann man das so wahrscheinlich<br />

nicht machen. Was kommt, weiß ich jetzt<br />

nicht. Klar sind gewisse Angebote und Möglichkeiten<br />

da. Aber im Moment motiviert mich <strong>der</strong> Job sehr. Das<br />

ist das Wichtigste. Jetzt geht‘s mal um die WM in<br />

Schladming, das Jahr drauf dann Olympia. Da freuen<br />

wir uns alle schon sehr drauf. :::<br />

ZUR PERSON<br />

<strong>Mathias</strong> <strong>Berthold</strong><br />

<strong>Cheftrainer</strong> <strong>der</strong> Herren im Österreichischen<br />

Skiverband (ÖSV)<br />

Geboren 1965 in Gargellen, zwei Kin<strong>der</strong><br />

Der ehemalige Skirennläufer wurde nach<br />

seiner aktiven Karriere Trainer. Bestes<br />

Ergebnis im Weltcup: Platz zwei im Slalom<br />

<br />

Slalom in Aspen. Trainerstationen in den<br />

USA. Herrentrainer in Großbritannien,<br />

Damentrainer in Österreich und<br />

Deutschland. Seit 3. Oktober 2010 ist<br />

<strong>Mathias</strong> <strong>Berthold</strong> <strong>Cheftrainer</strong> des österreichischen<br />

Herrenteams.<br />

Mehr Informationen unter:<br />

www.oesv.at

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